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    Plenarprotokoll 8/196 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 196. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Inhalt: Nachruf auf den ehemaligen Bürgermeister und Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Wilhelm Kaisen 15577 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Köhler (Duisburg), Flämig, Konrad, Wilhelm, Tönjes 15578 B Wahl des Wehrbeauftragten des Bundestages Berkhan, Wehrbeauftragter des Bundestages 15578 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Schmidt, Bundeskanzler 15578 D Dr. Kohl CDU/CSU 15584 C Genscher, Bundesminister AA 15593 C Dr. h. c. Strauß, Ministerpräsident des Freistaates Bayern 15600 C Brandt SPD 15613 B Mischnick FDP 15620 B Dr. Apel, Bundesminister BMVg 15624 D Dr. Marx CDU/CSU 15630 A Wischnewski SPD 15637 A Möllemann FDP 15642 B Amrehn CDU/CSU 15646 C Bahr SPD 15649 C Jung FDP 15654 C Dr. Dregger CDU/CSU 15657 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 8/3129 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3561 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/3498 — Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU 15661 D Pensky SPD 15663 A Dr. Wendig FDP 15663 B von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 15665 A II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung der Bundes-Tierärzteordnung — Drucksache 8/3055 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 8/3433 — Dr. Hammans CDU/CSU 15666 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 20. November 1978 zur Durchführung des Abkommens vom 17. Dezember 1973 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über Soziale Sicherheit — Drucksache 8/3226 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3405 — 15667 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 8/3292 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3562 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/3453 — 15667 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zu den beiden Gedenkstättenabkommen vom 5. März 1956 — Drucksache 8/3359 — 15667 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 8/3353 — 15667 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abgeltung von Kriegssachschäden deutscher Staatsangehöriger in Italien — Drucksache 8/3419 — 15668 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 5. April 1979 zur Änderung des Vertrages vom 15. Dezember 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über die Führung von geschlossenen Zügen (Zügen unter Bahnverschluß) der Österreichischen Bundesbahnen über Strecken der Deutschen Bundesbahn in der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache 8/3423 — 15668A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Vertrag vom 5. Februar 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über den Bau und die Unterhaltung einer Autobahnbrücke über die Our bei Steinebrück — Drucksache 8/3464 — 15668 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes (9. Änderungsgesetz) — Drucksache 8/3431 — 15668 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 25./29. Januar 1979 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Weltraumorganisation über die Anwendung des Artikels 20 des Protokolls vom 31. Oktober 1963 über die Vorrechte und Befreiungen der Organisation — Drucksache 8/3479 — 15668 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Budapester Vertrag vom 28. April 1977 über die internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen für die Zwecke von Patentverfahren — Drucksache 8/3480 — 15668 B Beratung der Sammelübersicht 59 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/3450 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 60 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/3497 — 15668 C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 1979 bis 1983 — Drucksachen 8/3101, 8/3355, 8/3458 — 15668D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 III Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Kreile, Dr. Häfele, Dr. Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU Durchführung des Umsatzsteuergesetzes 1979 — Drucksache 8/3345 — 15668 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesminister der Finanzen Überplanmäßige Ausgabe bei Kap. 3511 Tit. 69802 — Abgeltung von Schäden —— Drucksachen 8/3222, 8/3437 — 15669 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung UNESCO-Empfehlung über internationale Architektur- und Stadtplanungswettbewerbe — Drucksachen 8/3064, 8/3465 — 15669 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der. Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarbericht 1979 — Drucksachen 8/2530, 8/2531, 8/3470 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Agrarberichts 1979 der Bundesregierung — Drucksachen 8/2654, 8/3471 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Agrarberichts 1979 der Bundesregierung — Drucksachen 8/2655, 8/3472 — 15669 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes — Drucksache 8/3360 — 15669 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Berichten der Bundesregierung Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Kanada und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland über die Durchführung von Manövern und anderen Übungen im Raum Soltau-Lüneburg (Soltau-Lüneburg-Abkommen) vom 3. August 1959 — Drucksachen 8/1827 (neu), 8/2973, 8/3475 — de Terra CDU/CSU 15670 A Neumann (Stelle) SPD 15671 A Dr. Wendig FDP 15672 B Dr. von Dohnanyi, Staatsminister AA . 15673 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission betreffend die sozialen Maßnahmen im Rahmen der Umstrukturierung der Eisen- und Stahlindustrie Entwurf einer Entscheidung der Kommission betreffend die Schaffung einer vorübergehenden Sonderbeihilfe zur Unterstützung der Arbeitnehmer der Stahlunternehmen im Rahmen des gemeinschaftlichen Umstrukturierungsprogramms — Drucksachen 8/2979, 8/3496 — 15673 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Siebenten Richtlinie des Rates zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Umsatzsteuern — Gemeinsame Regelung über die Anwendung der Mehrwertsteuer auf Umsätze von Kunstgegenständen, Sammlungsstücken, Antiquitäten und Gebrauchsgegenständen — Drucksachen 8/1492, 8/3435 — 15673 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Entscheidung des Rates zur Ermächtigung des Vereinigten Königreichs, Milcherzeugern in Nordirland eine staatliche Beihilfe zu gewähren — Drucksachen 8/3260 Nr. 17, 8/3436 — 15673 D Nächste Sitzung 15674 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15675* A Anlage 2 Alphabetisches Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl des Wehrbeauftragten teilgenommen haben 15675* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 15577 196. Sitzung Bonn, den 17. Januar 1980 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 188. Sitzung, Seite 14841 A: Als erste Zeile ist einzufügen: „Zeitgründen nicht mehr vorlesen. Diese Diskussion" 195. Sitzung, Seite 15573*, Anlage 1: In die Liste der entschuldigten Abgeordneten sind die Namen folgender Abgeordneter einzufügen: Dr. van Aerssen* Dr. Aigner* Alber* Dr. Bangemann* Blumenfeld* Brandt * Dr. Früh* Dr. Klepsch Dr. Köhler (Duisburg) * Lange* Lücker* Dr. Müller-Hermann * Frau Schleicher* Seefeld* Frau Dr. Walz* Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen* 18. 1. Dr. Ahrens** 18. 1. Dr. Aigner* 18. 1. Alber * 18. 1. Dr. Bangemann* 18. 1. Frau Berger (Berlin) 18. 1. Blumenfeld* 18. 1. Brandt* 18. 1. Dr. Ehrenberg 18. 1. Fellermaier* 18. 1. Frau Dr. Focke* 18. 1. Friedrich (Würzburg)* 18. 1. Dr. Früh* 18. 1. Dr. Fuchs* 18. 1. von Hassel* 18. 1. Handlos 18. 1. Hauser (Krefeld) 17. 1. Hoffie 17. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) 18. 1. Katzer* 18. 1. Dr. h. c. Kiesinger 18. 1. Klein (München) 25. 1. Dr. Klepsch* 18. 1. Dr. Köhler (Duisburg)* 18. 1. Lampersbach 18. 1. Lange* 18. 1. Dr. Lauritzen 18. 1. Lemmrich** 18. 1. Laker* 18. 1. Luster* 18. 1. Dr. Mende** 17. 1. Milz 25. 1. Dr. Müller** 18. 1. Dr. Müller-Hermann* 18. 1. Dr. Pfennig* 18. 1. Dr. Pinger 18. 1. Pohlmann 18. 1. Scheffler** 18. 1. Frau Schleicher* 18. 1. Dr. Schwencke (Nienburg) 25. 1. Seefeld* 18. 1. Sieglerschmidt* 18. 1. Frau Tübler 25. 1. Walkhoff 18. 1. Frau Dr. Walz* 18. 1. Wawrzik* 18. 1. Weber (Heidelberg) 18. 1. Werner 18. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Alphabetisches Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl des Wehrbeauftragten teilgenommen haben Adams Ahlers Dr. Althammer Amling Amrehn Angermeyer Dr. Apel Arendt Dr. Arnold Augstein Baack Bahner Bahr Frau Dr. Balser Dr. Bardens Dr. Barzel Batz Baum Dr. Bayerl Bayha Dr. Becher (Pullach) Dr. Becker (Frankfurt) Becker (Nienberge) Frau Benedix-Engler Benz Berger (Herne) Berger (Lahnstein) Besch Biechele Dr. Biedenkopf Biehle Biermann Bindig Blügel Böhm (Melsungen) Dr. Böhme (Freiburg) Dr. Bötsch Frau von Bothmer Brandt Brandt (Grolsheim) Braun Breidbach Broll Brück Buchstaller Büchler (Hof) Büchner (Speyer) . Bühling Dr. von Bülow Burger Buschfort Dr. Bußmann Carstens (Emstek) Collet Conrad (Riegelsberg) Conradi Coppik Dr. Corterier 15676* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Cronenberg Curdt Dr. Czaja Frau Dr. Czempiel Frau Dr. Däubler-Gmelin Damm Daubertshäuser Daweke Dr. Diederich (Berlin) Dr. von Dohnanyi Dr. Dollinger Dr. Dregger Dreyer Dr. Dübber Dürr Egert Dr. Ehmke Eickmeyer Frau Eilers (Bielefeld) Eimer (Fürth) Dr. Emmerlich Dr. Enders Engelhard Engelsberger Engholm Erhard (Bad Schwalbach) Frau Erler Ernesti Erpenbeck Ertl Esters Dr. Evers Ewen Ey Eymer (Lübeck) Feinendegen Fiebig Frau Fischer Dr. Fischer Flämig Francke (Hamburg) Franke Franke (Hannover) Dr. Friedmann Gärtner Gallus Gansel Gattermann Frau Geier Geisenhofer Dr. von Geldern Genscher Dr. George Gerlach (Obernau) Gerstein Gerster (Mainz) Gerstl (Passau) Gertzen Gierenstein Glombig Glos Gobrecht Grobecker Grüner Grunenberg Gscheidle Haar Haase (Fürth) Haase (Kassel) Haberl Dr. Häfele Haehser Frau Dr. Hamm-Brücher Dr. Hammans Hanz Frau Dr. Hartenstein Hartmann Hauck Dr. Hauff Dr. Haussmann Helmrich Henke Dr. Hennig von der Heydt Freiherr von Massenbach Heyenn Höffkes Hölscher Höpfinger Dr. Hoffacker Frau Hoffmann (Hoya) Hoffmann (Saarbrücken) Hofmann (Kronach) Dr. Holtz Hoppe Horn Dr. Hornhues Horstmeier Frau Huber Dr. Hubrig Frau Hürland Dr. Hüsch Huonker Dr. Hupka Graf Huyn Ibrügger Immer (Altenkirchen) Dr. Jaeger Jahn (Marburg) Dr. Jahn (Münster) Jaunich Dr. Jenninger Dr. Jens Dr. Jentsch (Wiesbaden) Dr. Jobst Josten Jung Junghans Jungmann Junker Kaffka Frau Karwatzki Kiechle Kirschner Kittelmann Klein (Dieburg) Dr. Klein (Göttingen) Kleinert Klinker Dr. Köhler (Duisburg) Dr. Köhler (Wolfsburg) Köster Dr. Kohl Kolb Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 15677* Konrad Dr. Kraske Kratz Kraus Dr. Kreile Kretkowski Dr. Kreutzmann Krey Krockert Kroll-Schlüter Frau Krone-Appuhn Kühbacher Kuhlwein Kunz (Berlin) Dr. Kunz (Weiden) Dr.-Ing. Laermann Lagershausen Lambinus Dr. Graf Lambsdorff Landré Dr. Langguth Dr. Langner Lattmann Dr. Laufs Dr. Lauritzen Leber Lemmrich Lemp Lenders Dr. Lenz (Bergstraße) Lenzer Frau Dr. Lepsius Liedtke Dr. Linde Link Lintner Löffler Löher Dr. Luda Ludewig Manning Frau Männle Mahne Dr. Dr. h. c. Maihofer Marquardt Marschall Frau Dr. Martiny-Glotz Dr. Marx Frau Matthäus-Maier Matthöfer Mattick Dr. Meinecke (Hamburg) Meinike (Oberhausen) Meininghaus Menzel Merker Dr. Mertes (Gerolstein) Metz Dr. Meyer zu Bentrup Dr. Mikat Dr. Miltner Mischnick Möhring Möllemann Dr. Möller Müller (Bayreuth) Müller (Berlin) Müller (Mülheim) Müller (Nordenham) Müller (Remscheid) Müller (Schweinfurt) Müller (Wadern) Dr. Müller-Emmert Dr. Müller-Hermann Müntefering Nagel Dr. Narjes Nehm Neuhaus Neumann (Bramsche) Neumann (Stelle) Frau Dr. Neumeister Niegel Dr. Nöbel Offergeld Dr.-Ing. Oldenstädt Oostergetelo Frau Pack Paintner Paterna Pawelczyk Peiter Dr. Penner Pensky Peter Petersen Pfeffermann Pfeifer Picard Pieroth Frau Pieser Polkehn Porzner Prangenberg Dr. Probst Rainer Rapp (Göppingen) Rawe Regenspurger Dr. Reimers Frau Renger Reuschenbach Frau Dr. Riede (Oeffingen) Dr. Riedl (München) Dr. Riesenhuber Dr. Ritz Röhner Rohde Dr. Rose Rosenthal Roth Rühe Sander Sauer (Salzgitter) Sauter (Epfendorf) Saxowski Prinz zu Sayn- Wittgenstein-Hohenstein Dr. Schachtschabel Schäfer (Mainz) Schäfer (Offenburg) Dr. Schäfer (Tübingen) Dr. Schäuble Schartz (Trier) 15678* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Schedl Scheffler Schetter Schirmer Schlaga Frau Schlei Schleifenbaum Schluckebier Dr. Schmidt (Gellersen) Schmidt (Hamburg) Schmidt (Kempten) Schmidt (München) Schmidt (Niederselters) Schmidt (Wattenscheid) Schmidt (Würgendorf) Schmidt (Wuppertal) Schmitz (Baesweiler) Schmöle Dr. Schmude Dr. Schneider Dr. Schneider Dr. Schöfberger von Schoeler Schreiber Dr. Schröder (Düsseldorf) Schröder (Luneburg) Schröder (Wilhelminenhof) Frau Schuchardt Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) Schulte (Unna) Schulze (Berlin) Schwarz Dr. Schwarz-Schilling Dr. Schwenk (Stade) Dr. Schwörer Seiters Sick Sieler Frau Simonis Simpfendörfer Dr. Sperling Dr. Freiherr Spies von Büllesheim Spilker Spitzmüller Dr. Spöri Spranger Dr. Sprung Stahl (Kempen) Stahlberg Dr. Stark (Nürtingen) Graf Stauffenberg Dr. Stavenhagen Dr. Steger Frau Steinhauer Dr. Stercken Stockleben Stöckl Straßmeir Stücklen Stutzer Susset Sybertz de Terra Thüsing Tillmann Frau Dr. Timm Dr. Todenhöfer Tönjes Topmann Frau Traupe Dr. Unland Urbaniak Frau Verhülsdonk Vogel (Ennepetal) Dr. Vogel (München) Vogelsang Dr. Vohrer Voigt (Frankfurt) Voigt (Sonthofen) Volmer Vosen Dr. Voss Dr. Waffenschmidt Dr. Waigel Waltemathe Walther Dr. Warnke Dr. von Wartenberg Dr. Weber (Köln) Wehner Weiskirch (Olpe) Weisskirchen (Wiesloch) Dr. von Weizsäcker Dr. Wendig Wendt Dr. Wernitz Westphal Frau Dr. Wex Wiefel Wilhelm Frau Will-Feld Frau Dr. Wilms Wimmer (Mönchengladbach) Wimmer (Neuötting) Windelen Wischnewski Frau Dr. Wisniewski Wissebach Wissmann Dr. de With Wittmann (Straubing) Dr. Wörner Wolfgramm (Göttingen) Wolfram (Recklinghausen) Baron von Wrangel Wrede Würtz Würzbach Wüster Dr. Wulff Wurbs Wuttke Wuwer Zander Zebisch Zeitler Ziegler Dr. Zimmermann Zink Dr. Zumpfort Zywietz
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist in diesen Tagen und Wochen viel von westlicher Solidarität die Rede. Wenn das eine Frage wäre, dann könnte die Antwort, meine Antwort, unsere Antwort darauf nur ein unmißverständliches, eindeutiges, nachdrückliches,
    ja leidenschaftliches Ja zur westlichen Solidarität sein.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das wirft dann auch die andere Frage auf: Was ist mit der Solidarität im eigenen Hause? Weil ich mich auch damit befassen will, möchte ich dem bayerischen Ministerpräsidenten nicht auf dem Wege der Polemik folgen.

    (Dr. Hennig [CDU/CSU]: Das müssen Sie gerade sagen! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Scheinheiligkeit! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU)

    Das waren heute eh nur Einsprengsel, verglichen mit den Passagen des Kollegen Kohl. Was er in Ableitung vom „Kölner Stadtanzeiger" gesagt hat, war unter Niveau. Auf das, was er in bezug auf das Jahr 1968 sagte, als wir gemeinsam in einer Regierung gesessen haben, werde ich allerdings noch zurückkommen müssen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Regierung, der Bundeskanzler, der Bundesaußenminister, ihre Kollegen haben nicht Tadel, sondern Lob dafür verdient, daß sie sich nicht in einen Sog steriler Aufgeregtheit haben hineinziehen lassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich halte die Eingangspassage der Rede, die der bayerische Ministerpräsident soeben gehalten hat — zum Schluß klang das noch einmal an — für bemerkenswert. Ich habe sie nicht für die Regierung zu beantworten. Ich selbst halte es im Grunde in einem demokratischen, parlamentarisch-demokratischen Staat für eine Selbstverständlichkeit, daß diejenigen, die für die Regierung verantwortlich sind, und diejenigen, die für die Opposition verantwortlich sind, überhaupt, aber gerade auch in ernsten Zeiten — dies sind gewiß ernste Zeiten — miteinander reden und nicht nur zufällig miteinander reden.
    Für die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland ist es jedenfalls gut, zu wissen, daß sie sich — so sehe ich das — in kritischer Zeit auf eine besonnene und auf eine solide Führung der Regierungsgeschäfte verlassen können.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Welt sieht anders aus, als sie sich manche draußen, auch manche in diesem Haus vorstellen. Aber über eines bräuchten wir nicht zu streiten: Wir als Deutsche gehören zu jener übergroßen Mehrheit der Vereinten Nationen — jener Vereinten Nationen, über die hier nicht immer so freundlich wie heute geredet worden ist —,

    (Beifall bei der SPD)

    die den Abzug der fremden, d. h. der sowjetischen Truppen aus Afghanistan verlangt hat. So haben es gestern auch unsere Kollegen im Europäischen Parlament vertreten. So vertreten wir es gemeinsam mit meinen Freunden Bruno Kreisky in Österreich, François Mitterrand in Frankreich, Bettino Craxi in Italien und Olof Palme in Schweden. Die Haltung



    Brandt
    der europäischen Sozialdemokraten ist eindeutig; sie bedürfen keiner Belehrungen,

    (Beifall bei der SPD)

    zumal dann nicht, verehrter Herr Kollege Kohl und Herr bayerischer Ministerpräsident, wenn eigene Vorschläge auf sich warten lassen. Es ist auch nicht so leicht. Von Ihnen wird im Grunde nur gesagt: Wir möchten das etwas besser machen. Das ist Ihr gutes Recht. Und wenn Sie den Auftrag der Wähler bekommen, wer wollte Ihnen das dann streitig machen? Wir werden uns bemühen, daß Sie diesen Auftrag nicht bekommen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Sie werden holzen!)

    Aber wir sollten uns die Mühe machen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, mehr darüber nachzudenken, was Solidarität in dieser Zeit konkret bedeuten könnte und sollte. Eines steht für mich fest: Die ja nicht nur auf Interessen beruhende Verantwortung der Weltmacht USA reicht weiter als die der Bundesrepublik Deutschland oder die unserer europäischen Nachbarn. Eigentlich konnte es auch keine Überraschung sein, daß die Bundesregierung bereits vergangene Woche auf gewisse objektive Gegebenheiten hinwies, objektive Gegebenheiten, die es z. B. unmöglich machten, machen würden, einfach parallele Maßnahmen zu solchen der Vereinigten Staaten von Amerika in Aussicht zu nehmen. Aber selbst wenn dies möglich wäre, müßte zusätzlich immer noch überlegt werden, ob es auch sinnvoll wäre. Können wir, so frage ich das Hohe Haus, den Vereinigten Staaten, unseren Freunden, unseren Hauptverbündeten, dem Kern, wie der Bundeskanzler und der Bundesaußenminister noch einmal gesagt haben, des westlichen Bündnisses, also den Vereinigten Staaten und ihrem Präsidenten nicht am meisten dadurch helfen, daß wir, wenn es irgend geht, Eurpa nicht auch noch zum akuten Krisengebiet werden lassen,

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    mit anderen Worten: daß wir versuchen, die Politik der Beherrschung und Eindämmung von Konflikten — so schwer dies zur Zeit und zuweilen sein mag — trotz allem weiterzuführen? Wem würden wir wohl damit helfen, wenn wir dazu beitrügen, ein mittelasiatisches und ein gewissermaßen Ost-SüdProblem ausdrücklich zu europäisieren?

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wer will das denn?)

    Das haben wir ja nicht einmal bei Vietnam gemacht. Es sind ein paar Kundige im Saal. Ich sehe den früheren Bundesaußenminister Gerhard Schröder, der weiß, wie stark damals die Versuchung war — durch die ja verständlicherweise starken Einwirkungen der Vereinigten Staaten —, jedenfalls — so hieß es dann zum Schluß — ein Sanitätsbataillon zu schikken.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Eine Verdrehung des Problems ist das!)

    Der bayerische Ministerpräsident hatte recht, als er heute, wie ich es aufgefaßt habe, unpolemisch und to whom it may concern, an jedermanns Adresse, gesagt, daß niemand ein unfehlbares Konzept habe. Aber ich meine, der bayerische Ministerpräsident hatte auch recht, als er auf einer Veranstaltung seiner Partei — seiner Schwesterpartei oder Bruderpartei, ich stelle anheim — am Sonntag — nachzulesen in einer überregionalen Zeitung am Montag früh — betonte, es ausdrücklich auch für notwendig hielt, zu betonen, er sei kein Befürworter weltpolitischer Abenteuer. Aber: Wie verhält es sich dann damit, daß Herr Strauß dort — ebenso nachzulesen in der Zeitung am Montag — denjenigen seiner Kollegen hier im Hause und anderso ausdrücklich zustimmte, die betont zugespitzt, aufdringlich über eine Ausdehnung des Tätigkeitsbereichs der NATO reden? Ich sage, verehrter Herr Ministerpräsident, auch nach Ihrer heutigen Interpretation: Dies ist ein Spaltpilz für das Atlantische Bündnis, so wie es ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Jeder, der es mit dem Bündnis ernst meint, darf nicht an seinen Grundlagen rütteln. Er kann ihm etwas hinzufügen, andere Dimensionen, die nicht diesen Vertrag ändern.
    Mich hat ein Kollege, bevor ich hier heraufging, noch einmal darauf aufmerksam gemacht, daß ich, bevor ich Berliner Bürgermeister wurde, hier im Hause Berichterstatter zu den Verträgen im Jahre 1953 war und welche Rolle damals — das kann man in meinem eigenen Bericht nachlesen — dieser Punkt des Tätigkeitsbereichs, wie es jetzt genannt wird, gespielt hat. Es besteht weiterhin Anlaß — auch nach den im wesentlichen sachlichen Reden, die wir gehört haben —, vor Kurzschlüssen und natürlich erst recht vor Abenteuern auf der Hut zu sein.
    Es ist richtig, gerade in einer Situation zusätzlicher Konflikte in anderen Teilen der Welt, die dann ja immer zu weiterreichender Konfrontation führen können, das Gespräch mit den Verantwortlichen in der Sowjetunion und in den mit ihr verbundenen — ich hätte auch sagen können: verbündeten — Staaten nicht abreißen zu lassen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wer will das denn?)

    — Um so besser. Der Zuruf des Kollegen Mertes war
    — mir liegt daran, daß das Haus weiß, wozu ich „um so besser" gesagt habe —: „Wer will das denn?"

    (Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich möchte das jetzt fortführen. Wir können das nachher wieder aufnehmen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Haben Sie Anlaß gehabt, daran zu zweifeln?)

    Wem wäre denn wirklich damit gedient, wenn zu den gefährlichen Wirren im Mittleren Osten eine Ost-West-Krise in unserer Region hinzukäme? Ich weiß aber auch: Dies ist nicht eine Situation, wo man wie ein preußischer Unteroffizier den Mannschaften einfach sagen kann: Weitermachen! Dies ist eher eine Situation, in der einer, der auch ein bißchen mit den Dingen zu tun gehabt hat, aus tiefer Sorge sagt:



    Brandt
    Vielleicht geht es bald darum, zu retten, was für unser Volk und für andere zu retten ist.
    Ich habe mit innerer Bewegung gelesen, was heute vormittag der Mann gesagt hat, der im Schöneberger Rathaus auf dem Stuhl sitzt, auf dem ich zehn Jahre lang gesessen habe. Dietrich Stobbe hat gesagt — nein, er hat gefordert —, trotz der Konflikte in der Welt alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Bestand der Entspannung in Europa mindestens zu sichern. Er hat hinzugefügt, nur eine konstruktive Grundhaltung in der Entspannungspolitik sei geeignet, Konflikte in anderen Regionen eindämmen zu helfen. Der Regierende Bürgermeister hat recht.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Ich bin im übrigen dafür — und bitte, auch das ruhig anzuhören —, Generalsekretär Breschnew beim Wort zu nehmen, nämlich bei seinem Wort vom Rückzug, so verklausuliert das der Welt auch am 12. Januar 1980 übermittelt wurde.
    Solidarität im westlichen Bündnis und mit unseren Verbündeten bedeutet für mich nicht Fortführung von irgend etwas, sondern Fortführung einer überaus schwierigen, auch risikoreichen, gefährdeten, aber in einigen Kernbereichen erprobten Politik, auch und vor allen wo es um die Begrenzung von Truppen und Rüstungen geht. Wenn wir von uns aus SALT aufgäben — da kann man ja nur hoffen, daß der Bundeskanzler recht hat mit dem zu vermutenden Verhalten, einem adäquaten Verhalten, sage ich jetzt einmal, beider Weltmächte, als ob der Vertrag unterschrieben wäre; sonst muß das neue, gewaltige Schraubenumdrehungen auslösen —, wenn wir von uns aus das, was in Wien vor sich geht, das, was in Madrid Ende des Jahres vor sich gehen soll, aufgeben würden, wem wäre damit gedient? — Niemandem wäre damit gedient. Das gilt erst recht für die Regelung praktischer un humanitärer Fragen zwischen den beiden deutschen Staaten. Ich bin skeptisch, wenn ich mir angucke, was sich in den nächsten Monaten entwickeln kann, aber ich bin dafür, daß Bundeskanzler Schmidt, wenn es dann noch irgend geht, und der erste Mann in der DDR einander begegnen. Ich nenne dies an erster Stelle, ohne die Kleiderordnung zu verwechseln, was die Mächte angeht.
    Ich sage an zweiter Stelle: Ich bin dafür, daß das Gespräch mit der Sowjetunion und mit Polen — ich sage „Polen" unterstrichen — und mit anderen weitergeführt wird.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich bin dafür, so hoffnungslos das im Moment aussehen mag, daß in Wien allen Schwierigkeiten zum Trotz die Thematik der Begrenzung von Truppen und Rüstungen in der Mitte Europas weiter erörtert wird. Ich bin dafür, daß man die Vorbereitungen für das zweite Folgetreffen der Helsinki-Konferenz in Madrid nicht aufgibt, so skeptisch ich bin — diese Skepsis hat ganz andere Gründe; sie war bei mir da,
    bevor es Afghanistan gab —, ob es Ende dieses Jahres damit anfängt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber ich bin noch für etwas anderes. Wir wissen: Die Sowjetunion sagt, sie wolle nicht über die Note der NATO sprechen. Diese Note ist ihr bisher übermittelt worden. Der Westen hat gesagt, er wolle nicht über das reden — jedenfalls nicht zu dem Zeitpunkt —, von dem wohl die Sowjetunion meint, es enthalte ein Stück Verhandlungsangebot Breschnews. Das war im Oktober.
    Aber vielleicht denken beide Seiten und andere mit ihnen noch einmal darüber nach, daß es irgendwo einen französischen Vorschlag bezüglich der europäischen Sicherheit unter Einbeziehung der Amerikaner gibt und daß es deutsche Überlegungen und Überlegungen anderer gibt, wie man aus einer zweiten Folgekonferenz dessen, was in Helsinki begann, etwas ableiten könnte, was sich auf militärische und andere vertrauensbildende Maßnahmen ausdehnen könnte.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Typisch Brandt!)

    Diese Frage stelle ich.
    Es ist klar, meine Damen und Herren, daß wir eine weltweite Entspannung erstreben

    (Zuruf des Abg. Dr. Becher [Pullach] [CDU/ CSU])

    und schon deshalb erstreben müssen, da sich aus dem Berührtsein der Weltmächte immer auch die Eskalation zunächst begrenzt erscheinender Konflikte ergeben kann, und dies in einer Zeit, ich sage dies behutsam, aber ich hoffe, jeder wird mich verstehen

    (Kunz [Berlin] [CDU/CSU]: Schwer!)

    — ich kann nichts dafür, daß es einigen schwerer fällt als anderen in der auch die Supermächte zum Teil erst noch die bittere Erfahrung machen müssen, daß trotz aller Anhäufung der Rüstungen auch ihre Macht nicht unbegrenzt ist.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Unglaubliches Gewäsch! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ebenso klar ist es, daß wir unserer Politik nicht die Maxime „Alles oder nichts" zugrunde legen können. Ich wiederhole hier, was ich an anderer Stelle in Anlehnung an meinen Freund, den österreichischen Bundeskanzler, gesagt habe: Die Sowjetunion hat sich in Afghanistan in eines der am wenigsten zu Ende gedachten Abenteuer eingelassen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Eine Unterschätzung der Sowjetführer! — Breidbach [CDU/ CSU]: Die Armen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie wird mit ihrer gewaltsamen Aktion eine Rückkehr zum islamischen Fundamentalismus — das ist
    nämlich noch mehr als moslemischer Nationalismus



    Brandt
    — auch in Afghanistan und anderswo auf die Dauer kaum verhindern können.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das?)

    Ich spreche nicht von diesem Augenblick.
    Zugleich hat sie sich in der Dritten Welt viele Sympathien verscherzt. Diese Aktion — dafür spricht viel — wird ihren Urhebern keinen wirklichen Vorteil bringen. Ein amerikanischer Sachverständiger hat gestern von einem historischen Fehler gesprochen. Das ist jemand, den auch einige von Ihnen kennen: Marshall Shulman, der die Vereinigten Staaten, ihren Präsidenten, ihren Außenminister berät. Er hat von einem historischen Fehler gesprochen, der, so sagt er, schon in den nächsten Monaten den Kreml zu einer Änderung seiner Politik veranlassen könnte. Aber in beiden Richtungen: entweder noch mehr in militärische Operationen in der Region hinein — oder sonstwo, Region im weiteren Sinne — oder Überprüfung in der aus unserer Sicht günstigeren Richtung.
    Ich will noch eine Bemerkung machen, die den Bundeskanzler betrifft, der jetzt aus Gesundheitsgründen nicht da sein kann. Ich hätte gewünscht, er wäre schon Dienstag auf den Rat seiner Ärzte hin zu Hause geblieben. Aber er hat es für richtig gehalten, heute morgen hierherzukommen. Ich denke, seine politischen Freunde und viele draußen im Volk wissen das zu schätzen, daß er das gemacht hat, obwohl es ihm nicht gut geht.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Bundeskanzler ist mit Sottisen überzogen worden, was seine Neujahrsansprache und den behutsamen Satz angeht, der eingefügt wurde. Verehrte Kollegen — Kohl in diesem Fall, der jetzt nicht da sein kann, und der bayerische Ministerpräsident —, können Sie sich denn vielleicht mal Gedanken darüber machen, warum die Vereinigten Staaten von Amerika zwei Tage gebraucht haben, nachdem sie wußten: die Russen sind da, ehe sie sich überhaupt dazu geäußert haben? Können Sie sich daraus einen Vers machen? Können Sie vielleicht in Ihre Betrachtung mit einbeziehen, daß einer der in den Vereinigten Staaten Erfahrensten, der Professor und frühere Botschafter George Kennan, in einem Beitrag für die „Zeit" am 4. Januar — allerdings vor Afghanistan, aber auf die Region bezogen, sagt: ein afghanisches Regime — Herr Kohl sagte heute früh von ihm, es sei doch auch schon ein kommunistisches gewesen —, das am Rande seines Sturzes durch Guerillas im eigenen Lande dahinvegetiert. Er brachte das als ein Argument dafür, daß die Russen nicht überall so weit vorangekommen sind und so stark dastehen, wie es manche uns erzählen. Aber darauf komme ich gleich noch zurück.
    Es ist auch sonst vieles zu bedenken, u. a. eine gewisse Interdependenz der Reaktion Pakistans und Indiens. — Ich habe mit Freude gehört, daß über beide Länder etwas gesagt wurde. — Das wird nicht einfacher dadurch, daß es eine andere Brücke zwischen Libyen und Pakistan gibt und nicht nur ein
    westliches Interesse daran, mit Pakistan voranzukommen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Fundamentale Binsenweisheit!)

    Ich will noch etwas hinzufügen, was im Augenblick wenig hilft, was ich aber doch nicht unausgesprochen lassen will. Herr Strauß sprach hier von Geschichte. Es ist geschichtlich jedenfalls nicht neu, daß es aus russischer Sicht seit langem Probleme an der Südgrenze gibt. Die Schwierigkeiten schwingen ja im Hintergrund auch mit, die Schwierigkeiten zwischen Rußland und China, sage ich jetzt einmal bewußt; ich nehme jetzt nicht die Zusatzbezeichnungen der heutigen Staatsformen. Die Schwierigkeiten zwischen Rußland und China sind bekanntlich viel älter als die, welche sich unter den Generalsekretären Breschnew und Hua darstellen.
    Die deutschen Sozialdemokraten — ich will es noch einmal ganz klarmachen — lassen keinen Zweifel daran, wie sie zur Invasion in Afghanistan stehen. Doch wäre es unsinnig, wollte man hier oder anderswo die Konsequenz daraus ziehen, man dürfe willkürlich gefährden, was im Laufe von Jahren für die Menschen in Europa immerhin hat erreicht werden können.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Wer gefährdet denn?)

    Es würde die Chancen, die Krisen um Iran und Afghanistan friedlich beizulegen, nicht erhöhen, sondern stark vermindern, wenn wir die Grundsätze unserer Politik aufgäben.
    Ein zusätzliches Wort zum Geiseldrama. Es gibt vermutlich viele, die wie ich von der extremen Disziplin tief beeindruckt sind, mit der Präsident Carter diese schrecklich bedrückenden Vorgänge bisher durchgestanden hat.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wenn es etwas helfen könnte, dann würde ich hier noch einmal etwas unterstreichen wollen, was ich im November für politische Freunde über die Grenzen des eigenen Landes hinaus habe sagen können. Es war dies: Der Kampf für die Unabhängigkeit eines Volkes und für die Verwirklichung seiner sozialen Gerechtigkeit dürfte nicht durch Aktionen herabgemindert werden, die die Würde des Iran ebenso in Zweifel ziehen wie die Integrität derer, die gegen den Schah gekämpft hatten; — und sie hatten ja recht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich hoffe, bei allen Maßnahmen, die für unvermeidbar gehalten werden, schwindet nicht aus dem Blickfeld, wie sehr uns an guten Beziehungen zur iranischen Nation liegt und für wie wichtig wir es deshalb halten, daß keine Brücken zerstört werden, sondern daß objektiv vorhandene Brücken auf neue Weise und unter strikter Beachtung iranischer Souveränität freigegeben werden.
    Ich möchte noch ein Wort zu dem neuen Streit, der hier auch in der bisherigen Debatte — wenn es
    Deutscher Bundestag 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 15617
    Brandt
    eine war — anklang, zu dem Begriff _Entspannung" sagen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wenn es eine war?! — Niegel [CDU/CSU]: Beschwichtigung!)

    — Wenn Sie den nächsten Satz abgewartet hätten, wären Sie ein bißchen vorsichtiger gewesen und würden nicht einen großen Staatsmann eines uns benachbarten Landes — nicht irgendeines Landes
    — beleidigen. Ich wollte nämlich Frankreichs Charles de Gaulle zitieren. Er hatte zur Kennzeichnung seiner Politik von den drei Elementen gesprochen: détente, entente, coopération; also: Entspannung, Verständigung, Zusammenarbeit.
    Entspannung ist hier nicht die Folge von etwas, sondern das Bemühen um Entspannung ist die Voraussetzung für Verständigung und Zusammenarbeit und für die Beschreibung des historischen Prozesses.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Aber er war gegen die Anerkennung der DDR!)

    — Herr Kollege Mertes ruft dazwischen: Anerkennung der DDR!

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Er war dagegen!)

    — Ich dachte, sie wollten sagen — und insofern den Kollegen Strauß in seinem geschichtlichen Exkurs, bezogen auf das Jahr 1945, korrigieren —, daß es natürlich ein ganz vereinfachtes Geschichtsbild wäre, wenn unsere Geschichtslehrer auf Grund des Vortrags von Herrn Strauß den jungen Leuten glaubten beibringen zu können: 1945 haben sich diejenigen, die heute unsere Freunde sind, nämlich die Franzosen und die Amerikaner, die Beine ausgerissen, um die deutsche Einheit wiederherzustellen. Es wäre ja falsch, wenn man den jungen Leuten solches vermitteln würde.

    (Beifall bei der SPD)

    Im übrigen mag für die Beschreibung des historischen Prozesses, der unsere Beziehung zur Sowjetunion und ihre Bemühungen in den vergangenen zehn Jahren kennzeichnet, ein Hinweis auf den genannten de Gaulleschen Dreiklang — détente, entente, coopération; also Entspannung, Verständigung, Zusammenarbeit — hilfreich sein. Für uns ging es und, wie ich meine, mußte es weiterhin darum gehen, die Verkrampfung aus den Jahren des Kalten Krieges zu lösen, Aussöhnung, wo es ging, voranzubringen, eine Normalisierung der Beziehungen zueinander möglich zu machen und auf möglichst vielen Gebieten gemeinsamen Interesses Wege der Zusammenarbeit zu finden. Dies ist uns ja
    — was Sie heute nicht mehr bestritten haben — in nicht geringem Maß gelungen. Und dies hat vielen Menschen Nutzen gebracht. Dies ist alles in allem auch dem Frieden zugute gekommen. Daran werden wir also festzuhalten haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Worum es geht, sind eben nicht Wunschvorstellungen oder, wie Sie häufig sagen, Illusionen, sondern Konfliktbeherrschung — nein; eigentlich müßte ich dem noch das voranstellen, was der Bundeskanzler heute morgen „Krisenentschärfung" genannt hat —,

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: „Crisis management"!)

    zähe Bemühungen zur Begrenzung der Rüstung auf beiden Seiten — ich komme gleich mit einem Satz darauf zurück —. Eines wissen wir ja alle miteinander: Wenn es in jenen 80er und 90er Jahren, von denen Herr Strauß spricht, nicht gelingt, das Wettrüsten drüben und hüben zu stoppen, dann wird sich die Menschheit zu Tode rüsten.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Also gilt es, an dem Thema dranzubleiben und bei allen Unterschieden und Gegensätzen Gebiete zu erschließen, auf denen man zusammenarbeiten kann.
    Der Vorwurf, der in diesen Tagen wieder so lautstark erhoben wird, wir hätten uns bei der Durchführung unserer Politik falschen Hoffnungen hingegeben, ist unbegründet.

    (Dr. Becher [Pullach] [CDU/CSU]: Sie ist zusammengebrochen! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Tatsache! Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Wolkenkuckucksheim!)

    Bundeskanzler Schmidt hat heute früh aus der Regierungserklärung des Jahres 1969 zitiert, gegen die Sie damals waren.
    Ich erinnere, um nur ein einziges weiteres Beispiel zu nennen, an die Worte, die ich in anderer Funktion gegen Ihren erbitterten Widerstand anläßlich der zweiten Beratung der Verträge im Deutschen Bundestag am 10. Mai 1972 gesagt habe. Ich habe wörtlich gesagt:
    Ausgleich und Verständigung heißt nicht, daß wir die Spaltung Deutschlands nachträglich als rechtmäßig anerkennen oder auch die Teilung Europas als unabänderlich betrachten.
    Und weiter wörtlich:
    Verzicht auf Gewalt heißt nicht, auf die friedliche Verwirklichung der Menschenrechte zu verzichten. Unantastbarkeit der Grenzen heißt nicht, sie als feindliche Barrieren zu zementieren. Bereitschaft zum gleichgewichtigen Abbau der Rüstungen heißt übrigens auch nicht, daß wir die westliche Friedenssicherung einschließlich des eigenen Verteidigungsbeitrags vernachlässigen dürfen. Es geht um mehr Sicherheit durch den Abbau von Spannungen in der weiteren Entwicklung, hoffentlich auch durch den gleichgewichtigen Abbau von Truppenstärkungen und Rüstungen.

    (Dr. Becher [Pullach] [CDU/CSU]: Was ist dabei herausgekommen?)

    Und ich fügte an jenem 10. Mai 1972 — manche von Ihnen waren dabei — wörtlich hinzu:
    Eine Voraussetzung dafür ist aber, daß das westliche Bündnis intakt bleibt und daß wir zu seiner militärischen und politischen Wirksamkeit nach Kräften beitragen.



    Brandt
    Dies hat auch heute Bestand. Sie waren dagegen. Sie sollten sich endlich dazu durchringen zu sagen: Das war falsch, daß Sie damals dagegen waren.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Dem Herrn Kollegen Kohl muß ich eine zusätzliche Hilfe geben. Ihm ist, wie das halt so geht, zugearbeitet worden, was den Berliner Parteitag der deutschen Sozialdemokraten angeht. Da wäre es ganz nützlich gewesen, Herr Kollege Kohl, wenn man Sie auch mit unserem umfänglichen Antrag .,Sicherheitspolitik im Rahmen der Friedenspolitik", den wir angenommen haben, vertraut gemacht hätte. Da würden Sie sehen, daß es jedenfalls in diesem Bereich keiner Polemik bedarf. Ich zitiere wörtlich:
    Zur Sicherung des Friedens in Europa muß die politische und strategische Einheit der Nordatlantischen Allianz unter Führung der Vereinigten Staaten gewahrt bleiben.
    Und ein paar Absätze weiter:
    Äußere Sicherheit ist für die Bundesrepublik Deutschland nur im Atlantischen Bündnis realisierbar. Deswegen bejaht die SPD eine aktive, in die Nordatlantische Allianz eingebundene Verteidigungspolitik zum Schutz der Bundesrepublik Deutschland gegen äußere Bedrohung und gegen Gewaltanwendung.
    Was ist nun mit dem Argument, das ja auch bei Herrn Strauß heute wieder anklang — ein bißchen anders als in dem Artikel oder in der am Montag wiedergegebenen Rede; aber dem Sinn nach ähnlich —, daß das Rüstungspotential der Sowjetunion in der Zeitspanne dessen, was man Entspannung" nennt, gewaltig zugenommen habe. Könnten wir uns nicht darauf verständigen, daß die Sowjetunion Atomwaffenmacht, Wasserstoffbombenmacht und Sputnikmacht geworden ist, bevor man von Entspannung auch nur geredet hat,

    (Beifall bei der SPD)

    und daß eine Raketenlücke beschworen wurde, die sich freilich hinterher als tatsächlich nicht so gegeben herausstellte, wie sie an die Wand gemalt wurde? Aber sie hat zu Beginn der Kennedy-Periode eine große Rolle gespielt. Ist es dann nicht, wenn wir schon von Analysen sprechen — ich greife das gerne auf — im geschichtlichen Prozeß vielmehr so, daß sich die Sowjetunion, ob es uns Spaß macht oder nicht, auf dem Wege zur vollen Weltmacht befindet?

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich kann nicht sehen, daß die Entwicklung der Sowjetunion als militärische Weltmacht durch weitere Zuspitzung der internationalen Lage verlangsamt würde; ich kann das nicht einsehen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die andere Frage: Hat die Sowjetunion im Laufe der
    hinter uns liegenden Jahre seit dem Zweiten Weltkrieg immer politisches und strategisches Terrain gewonnen?

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Welcher unglaubliche Defätismus steckt in einer solchen Fragestellung!

    (Beifall bei der SPD)

    Die Chinesen, mit denen ich mich hier nicht zu identifizieren habe, und die Jugoslawen schon davor sehen das anders, als daß die Sowjetunion ihren Bereich immer ausgeweitet hätte. Die Präsidenten von Ägypten und Somalia, Herr Strauß, die sehen das anders, als daß die Sowjetunion ihren Bereich immer ausgeweitet hätte.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Das ist falsch! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Südeuropa! Ich kann mich doch an Ihre und andere Reden erinnern. Sie hatten doch schon Portugal und Spanien aufgegeben, abgeschrieben zugunsten dessen, was Sie Marxismus genannt haben.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Sie sollten nicht von Portugal reden! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Blockfreien! Da hört man jetzt gute, ermutigende Worte über das, was in den Vereinten Nationen war.

    (Dr. Hupka [CDU/CSU]: Märchen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Allerdings, wenn wir über die Blockfreien und mit ihnen reden, dann werden wir ja auch, weil man einander nicht nach dem Munde reden soll — wir denen also auch nicht -, über die Notwendigkeit reden müssen, wie sie die Bedingungen ihrer Unabhängigkeit, ihrer Unversehrtheit erst einmal deutlicher definieren, und dann daraus ableiten, was sie allein oder regional oder in sonstigen Zusammenhängen dazu tun können.
    Es ist keine Hilfe — weder gegenüber den USA noch gegenüber den europäischen Verbündeten noch gegenüber dem eigenen Volk —, wenn wir die Lage in der Welt, wenn wir unsere Möglichkeiten und die Möglichkeiten anderer vielfach ganz anders darstellen, als sie sind.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Herr Kollege Strauß, nein, Herr Ministerpräsident Strauß, Sie haben hier — und das ist Ihr gutes Recht — das Vorwegergebnis einer Blitzumfrage eingeführt und geglaubt, für sich ins Feld führen zu können, daß heute — anders als noch vor wenigen Jahren — jeder Dritte in der Bundesrepublik Furcht vor dem Krieg hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Das können Sie nicht gegen uns ins Feld führen; denn ich gehöre mit zu jeweils dem Dritten. Ich habe Angst vor dem, was kommen kann in den Jahren, die vor uns liegen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das ist die Folge Ihrer Politik! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)




    Brandt
    Wenn Sie aber schon die Blitzumfrage, die nicht irgendeine ist, in die Debatte einführen, dann sagen Sie von hier aus bitte auch der deutschen Offentlichkeit, daß die überwältigende Mehrheit der Anhänger aller Parteien in der Bundesrepublik dafür ist, daß die Politik, die Schmidt und Genscher betreiben, weitergeführt und nicht in dieser Krise aufgegeben wird.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich komme zum Schluß, meine Damen und Herren.

    (Vorsitz : Vizepräsident Wurbs)

    Ich will sagen: wenn die Erörterung der Frage, inwieweit Entspannung unteilbar sei, einen Sinn gehabt hat, dann vielleicht den, vielen — vielleicht, vermutlich, hoffentlich uns allen — noch bewußter zu machen, wie eng die Welt ist, in der wir leben, wie sehr wichtige Ereignisse in einem Teil unseres Erdballs das Schicksal der Menschen in weit entfernten Regionen zu beeinflussen vermögen, wie wenig gleichgültig uns das sein kann, was im Iran, in Afghanistan, im Nahen Osten — dahinter würde ich jetzt, wenn man das mitsprechen könnte, in Klammern ein Ausrufungszeichen oder mehrere setzen —, in Kambodscha oder in Zimbabwe, was in all diesen Krisengebieten geschieht. Keine wirklich durchgreifende politische Entwicklung, in welchem Teil der Welt auch immer, bleibt ohne Rückwirkung auf das Verhältnis der Großmächte und ihrer Verbündeten zueinander, kein wichtiges Geschehen bleibt ohne Konsequenzen für unsere Sicherheit, die bekanntlich aus mehr als dem militärischen Element — auf dessen Bedeutung ich aber ausdrücklich hingewiesen habe — besteht.
    Es ergibt sich, daß Ost-West-Beziehungen nicht mehr losgelöst von dem betrachtet oder gar gestaltet werden können, was die Beziehungen zwischen Nord und Süd angeht, was sich, auf alle Hauptkomponenten der nördlichen Industriewelt bezogen, wenn nicht ein großes Unglück passiert, nicht erst auf sehr lange Sicht herausstellen wird. Wenn Friedenspolitik zu Beginn der 70er Jahre im wesentlichen noch eine einzige Dimension, nämlich die Dimension des Verhältnisses zwischen den Blöcken haben konnte, so muß heute und in der vor uns liegenden Zeit, wer den Frieden wirklich sichern will, der zweiten großen weltpolitischen Aufgabe, nämlich dem Ausgleich zwischen den Industrienationen und den sich entwickelnden Nationen, die gleiche Priorität einräumen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist die Menschheitskrise, von der Carl-Friedrich von Weizsäcker schreibt und spricht und von der er sagt, sie werde uns vermutlich mehr als ein Jahrzehnt lang als entscheidender Faktor begleiten oder, wie ich sage, herumwerfen. Der Aufbau neuer internationaler — zumal ökonomischer — Beziehungen muß rasch erfolgen, wenn nicht immer neue Flammenherde in der Dritten Welt ein großes weltpolitisches Feuer auslösen sollen.
    Es ist gut, daß über die Beziehungen — auch die der Europäischen Gemeinschaft — zur Dritten Welt
    neu nachgedacht wird; aber bitte, verehrte Kollegen in der Regierung und in der Europäischen Gemeinschaft, nicht bloß oder überwiegend als Funktion von etwas anderem, sondern weil uns, wie der Außenminister uns begrüßenswerterweise dargelegt hat, an eigenständigen, gleichberechtigten Partnern liegt und weil es, wie ich hinzufüge, um die alles beherrschende soziale Frage am Ende dieses Jahrhunderts geht.
    Es ist gut, daß über Südeuropa nachgedacht wird. Ich hätte mir gewünscht, daß Vorschläge für ein Südeuropa-Programm nicht in den Jahren 1976 und 1977 verkommen wären. Es ist gut, daß über den Vertrag mit Jugoslawien jetzt endlich positiver befunden wird.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Aber, Herr Bundesaußenminister, wenn ich das so verkürzt sagen darf: Bestellen Sie Ihren Kollegen in der Gemeinschaft, die sich damit bisher sehr schwergetan hatten, wobei einige von ihnen manchmal auf uns etwas an Erfahrungen abwälzen wollten — ich weiß, wovon ich rede —, einen schönen Gruß und fragen Sie sie: warum erst jetzt vor dem Hintergrund einer weltpolitischen Krise?

    (Beifall bei der SPD)

    Von einem anderen Grund, der ja auch noch denkbar wäre, will ich aus Gründen des Takts gar nicht reden.
    Das, was heute Jugoslawien gegenüber richtig ist, war auch vor einem Jahr richtig,

    (Beifall bei der SPD)

    und das, was heute vor dem Hintergrund der Krise im Mittleren Osten in bezug auf europäische Energiepolitik richtig ist, war auch vor einem und vor zwei Jahren richtig.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Man sollte die Krise also auch noch benutzen, um allgemein ein bißchen reineren Tisch zu machen. Meine Erfahrung aus den letzten zwei Jahren ist übrigens — ich kann das heute nicht darlegen, es hätte auch gar nichts mit parteipolitischer Auseinandersetzung zu tun —: Man kann sich von einem britischen Konservativen bis hin zu einem algerischen Linkssozialisten, wenn man sich die Mühe macht, im Nord-Süd-Zusammenhang auf etwas einigen, was eine gemeinsame Definition gemeinsamer Interessen bedeutet.
    Ich komme zu dem Ergebnis, meine Damen und Herren, daß man der Sowjetunion mit allen vernünftigen Mitteln vor Augen führen sollte, wie falsch sie angesichts der eigentlichen globalen Aufgaben gehandelt hat. Wer nationale Souveränität und Selbstbestimmung so mißachtet, der beeinträchtigt eben nicht nur die Beziehungen zwischen Ost und West, der wirft uns zugleich bei dem schwierigen Bemühen zurück, das Gesamtnetz der internationalen Beziehungen so zu ordnen, daß alle Völker den Platz einnehmen können, der ihnen zukommt.

    (Beifall bei der SPD)




    Brandt
    Meine verehrten Kollegen, wenn nicht alle Beteiligten begreifen, daß uns die 80er Jahre vor die Aufgabe stellen, die Zusammenarbeit der Industrieländer untereinander und dieser mit den Entwicklungsländern unterschiedlicher Entwicklungsphase weiter auszubauen, endlich Schluß zu machen mit weiterem Wettrüsten — ich sage noch einmal: drüben und hüben —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und weiteren Einmärschen!)

    und dabei frei werdende Ressourcen produktiv einzusetzen, dann gehen wir in eine noch schwerere Zeit, als man heute erkennen kann.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wer dreht denn an der Rüstungsschraube?)

    Wir sind es unserem Volk schuldig, noch einmal und immer wieder zu tun, was geeignet ist, Schaden abzuwenden,

    (Zuruf des Abg. Dr. Becher [Pullach] [CDU/ CSU])

    den Nutzen unseres Volkes und Europas zu mehren. Das geht nicht nur mit einer besonnenen Politik, aber dieser bedarf es jedenfalls, und zwar einer besonnenen Politik, die unsere Interessen nachdrücklich wahrt und, wenn es irgend geht, den Frieden sichern hilft.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Mischnick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir Freien Demokraten sind tief betroffen über die noch immer anhaltende Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Teheran. Wir wissen in der Bundesrepublik Deutschland aus eigener leidvoller Erfahrung nur zu gut, wie schwierig es ist, in solchen Situationen verantwortungsbewußt zu handeln. Wir hoffen, daß die im Weltsicherheitsrat geführte Debatte mit dazu beiträgt, daß man im Iran endlich erkennt, daß man hier nicht nur die Regeln des Völkerrechts verletzt hat und zu ihnen zurückkehren muß, sondern sich damit selbst in einer Weise isoliert, wie es diesem Land auf die Dauer nur schaden kann.
    Die sowjetische Politik in Afghanistan erschüttert in der Form, wie sie jetzt stattfindet, die Grundprinzipien des friedlichen Zusammenlebens der Nationen. Sie berührt die Unteilbarkeit der Entspannungsbemühungen. Damit berührt sie natürlich auch das begonnene Vertrauen zwischen Ost und West. Diese sowjetische Intervention — daran lassen wir keinen Zweifel — verletzt die Grundsätze des friedlichen Zusammenlebens der Völker. Wir verurteilen die sowjetische Intervention. Wir erkennen klar, welche Gefahren sich daraus ergeben. Nach Meinung der Freien Demokraten muß unsere Politik deshalb darauf aufgebaut sein, ein Übergreifen dieser Krisen auf andere Teile der Welt, insbesondere des europäischen Bereiches, zu vermeiden. Die auf der Grundlage gesicherter Verteidigungsfähigkeit betriebene Entspannungspolitik — oder vielleicht besser gesagt: Friedenspolitik — muß nach unserer Meinung nicht nur hier in Europa fortgesetzt werden, sondern es muß alles versucht werden, um sie auch auf andere Bereiche der Welt zu übertragen. Auch wenn wir wissen, daß dies schwer ist, dürfen wir vor diesem Versuch nicht kapitulieren, dürfen wir nicht die Flinte ins Korn werfen. Wir müssen diesen Versuch weiter unternehmen.
    Wir Freien Demokraten unterstützen deshalb vollinhaltlich das, was der Herr Bundeskanzler und der Herr Bundesaußenminister an Bemühungen zu solidarischem Handeln im Bündnis dargelegt haben und was als Unterstützung für die Entwicklungsländer von dieser Bundesregierung vorgesehen ist. Ich begrüße auch ausdrücklich die Bereitschaft, die vorhandenen Gesprächsfäden, das was der Bundeskanzler als das „rote Telefon" bezeichnete, nicht abreißen zu lassen. Es ist mir unverständlich, wie man gerade in einer schwierigen Situation den Ratschlag geben kann, nicht miteinander zu reden; denn das ist doch die Voraussetzung, um aus Krisensituationen wieder herauszukommen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Herren, soll nicht auch in unserer Region Instabilität entstehen, müssen wir versuchen — hier unterstütze ich voll, was der Kollege Brandt gesagt hat —, auch weiterhin versuchen, Fortschritte in der Rüstungskontrolle und in der Vertrauensbildung zu erzielen.
    Für die FDP ist die Friedenspolitik nie eine Propagandaformel gewesen. Für uns ist Friedenspolitik nicht regional begrenzt. Sie gilt für uns für alle Teile der Welt. Die Sowjetunion muß erkennen, daß sie nicht in anderen Teilen der Welt die Grundsätze verletzen kann, die in Europa Gegenstand von Verträgen, von Vereinbarungen, von praktischem Handeln sind: denn das kann doch nicht ohne Rückwirkungen auch auf unsere beiderseitigen Beziehungen bleiben. Wir lassen die Sowjetunion nicht im Zweifel darüber, daß die Fortschritte einer zwischen Ost und West praktizierten Entspannungspolitik insgesamt gefährdet sind, wenn sie gefährliche Seitenwege einschlägt und damit die von ihr selbst beschworene Sicherung des Friedens in Frage stellt.
    Dieses gefährliche Afghanistan-Abenteuer sollten auch einmal seine Initiatoren darauf überprüfen, wie Plus und Minus stehen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das tun die!)

    Per saldo werden sie feststellen, wenn sie dieses Plus und Minus gegenüberstellen, daß die Weltmeinung so ist, daß sie eine vernichtende Niederlage verbuchen müssen;

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Davor haben die wenig Angst!)

    denn die überwältigende Mehrheit in den Vereinten Nationen, die sich hinter die Auffassung, die auch von uns mitgetragen wird, gestellt hat, bedeutet doch, daß sich die Sowjetunion — wenn ich es einmal so sagen darf — in diesem Bereich selbst ins



    Mischnick
    Abseits gestellt hat, ja sich selbst die „rote Karte" gezogen hat.
    Es ist hochinteressant und für die künftige Entwicklung unserer Außenpolitik wichtig, zu nutzen, daß zahlreiche Staaten der Dritten Welt, die anfänglich auf Grund ihrer inneren Struktur eher dazu neigten, mit der Sowjetunion eine engere Kooperation einzugehen, sich durch gewonnene Erfahrungen in letzter Zeit davon entfernt haben; denken wir an Ägypten, an Somalia, auch an Tansania, Staaten, die heute ihren eigenen Weg in die Zukunft suchen.
    Herr Kollege Kohl, Sie haben heute davon gesprochen, daß die zwölf anderen Partnerstaaten — wenn ich die Zahl richtig im Gedächtnis habe, die Sie gesagt haben —, die ähnliche oder gleichartige Verträge mit der Sowjetunion haben, ihre Verträge nun überprüfen müßten.

    (Dr. Kohl [CDU/CSU]: Das habe ich nicht gesagt!)

    — Doch!

    (Dr. Kohl [CDU/CSU]: „Sie werden sich fragen müssen, ob ... "!)

    — Sehen Sie, genau das ist der Punkt. Herr Kollege Kohl, wenn Sie formuliert hätten: Sie werden sich fragen müssen, ob sie sie überprüfen müssen!, würde ich Ihnen sofort recht geben. Sie haben es aber anders formuliert. Ungewollt kommt dann schon wieder der Zeigefinger zum Vorschein, der sich gerade negativ auswirkt, wenn wir uns gegenüber diesen Staaten in dieser Form äußern. Ich bin sehr froh, daß Sie meine Auffassung teilen, daß wir nicht mit dem Zeigefinger auf die Betreffenden zeigen sollten, sondern sie selbst sich entwickeln lassen sollten. Sie werden selbst erkennen, um was es hier geht, und dies in ihre Entscheidungen einbringen.
    Wir sehen, daß diese Länder der Dritten Welt zu erkennen beginnen, daß der Weg an der Seite Moskaus nicht zu der von ihnen gewünschten Unabhängigkeit, zu innerer Stabilität und einer entsprechenden Entwicklung geführt hat. Mir ist auch keine Situation in Erinnerung, in der die Sowjetunion in der UNO eine ähnlich bittere Stunde erlebt hätte.
    Es zeigt sich auch, daß die Bemühungen westlicher Politiker um eine friedliche Beilegung von Konflikten — wie z. B. im südlichen Afrika — immer mehr anerkannt werden. Die intensive Pflege guter Beziehungen auf der Basis von Partnerschaft und Gleichberechtigung zahlt sich also aus. Ich möchte hier einfügen: Wir werden morgen mehr darüber zu sprechen haben. Hier zahlt sich aber auch die beharrliche, konsequente Politik des Bundesaußenministers in Afrika aus, die von manchen Seiten belächelt worden ist, die aber mit dazu beigetragen hat, daß wir in den Vereinten Nationen jetzt dieses Ergebnis erreichen konnten.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der Westen wäre schlecht beraten, wenn er die jetzt gebotenen Chancen nicht nutzen würde — aber nicht, das sage ich mit aller Deutlichkeit, mit markigen Worten und Drohungen, sondern durch den Ausbau partnerschaftlicher Beziehungen mit allen Ländern der Dritten Welt, nicht durch Bevormundung oder Pression, sondern im Geiste der Gleichberechtigung und Kooperation. Daran sollte man immer wieder denken, wenn es darum geht, im Einzelfall über die Situation in einem solchen Land zu diskutieren. Man sollte, wenn das Gesellschaftssystem in dem betreffenden Land uns nicht gefällt, nicht wieder einen anderen Maßstab anlegen, wie das seitens der Opposition leider oft geschehen ist.
    Natürlich ist überall festzustellen, daß die Völker dieser Welt den Frieden wollen, eine Politik der Unabhängigkeit wollen, eine Sicherung der Menschenrechte wollen und ihre wirtschaftliche und soziale Stabilität vorantreiben wollen. Wir werden uns um diese Kooperation bemühen. Die deutsche Außenpolitik hat sich gerade in den letzten zehn Jahren, die entscheidend mit unter liberaler Verantwortung stand, doch von Anfang an von diesen Maximen leiten lassen. Dies ist inzwischen weltweit anerkannt. Unsere Stimme in den Vereinten Nationen ist von großem Gewicht. Unser Wort gilt, weil unsere Politik auf Frieden ausgerichtet ist.
    Ich kann mir hier aber nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, wie schwierig es in diesem Hause war, die Entscheidung über den Beitritt zu den Vereinten Nationen durchzusetzen, und zu welchen Folgen das beispielsweise in der Union geführt hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Heute sind wir gemeinsam froh darüber, welche Möglichkeiten wir damit nutzen können. Diese Politik hat doch auf der Grundlage des westlichen Bündnisses und der Europäischen Gemeinschaft wesentlich dazu beigetragen, daß Europa heute eine stabile Region in einer unruhigen Welt ist. Aber auch wenn man jetzt über diese Gesamtpolitik diskutiert oder gar richten will: Vergessen Sie doch bitte nicht, daß die Europäische Gemeinschaft heute erweitert ist! Daß sie heute diese Position hat, war ja auch nur möglich, weil wir die Vertragspolitik betrieben haben. Die Vertragspolitik war eine Voraussetzung dafür, daß wir in der Europäischen Gemeinschaft zu mehr Gemeinsamkeit und zu Erweiterungen gekommen sind.
    Natürlich wissen wir — das ist uns allen bei Diskussionen, die wir draußen geführt haben, begegnet —, daß eine gewisse Angst, Furcht vorhanden ist. Wir sind dafür, daß die Probleme, wie sie hier vor uns stehen, offen diskutiert werden. Wir sind dafür, daß sie bewußt gemacht werden. Aber uns geht es darum, diese Probleme umfassend bewußtzumachen und sie nicht nur einseitig durch die eine oder andere Brille zu sehen. Wir sind dagegen, daß Angst demagogisch ausgenutzt wird.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Es kommt uns darauf an, daß wir die bestehenden Möglichkeiten nutzen, aber nicht durch das Hineinjagen in Furcht und Angst selber Instabilität erzeugen. Lassen wir uns bei den anstehenden Entscheidungen mit Besonnenheit vorgehen, damit wir nicht zu Geiseln von Gefühlen und Emotionen werden!



    Mischnick
    Wir sprechen mit Recht immer davon, daß die vor uns liegenden Aufgaben in den kommenden zehn Jahren, den 80er Jahren, schwierig sind. Sie wären aber noch viel, viel schwieriger zu meistern, wenn die sozialliberale Koalition nicht in diesen letzten zehn Jahren wenigstens in Europa ein hohes Maß an Stabilität und Zusammenarbeit erreicht hätte.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Es ist heute schon auf 1968 hingewiesen worden, und ich möchte einige Bemerkungen dazu machen. Nach der sowjetischen Aktion 1968 in der CSSR ist es durch diese erfolgreiche friedenssichernde Politik möglich gewesen, in Europa eine Phase der Stabilität zu erreichen.
    Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit auf zwei Punkte zurückkommen, die auch vom Kollegen Strauß angesprochen worden sind. Er hat einmal davon gesprochen, daß 'es notwendig sei, die Opposition in die Beratung, in die Bewältigung dieser Dinge einzubeziehen. Dafür habe ich volles Verständnis. Ich möchte allerdings darauf hinweisen, damit hier kein Irrtum entsteht, daß der Bundesaußenminister den Vorsitzenden der Oppositionfraktion persönlich über die Entwicklung und unmittelbar über das unterrichtet hat, was wir innerhalb des Sicherheitsrates der Bundesregierung besprochen haben. Sie können sicher sein, meine Damen und Herren der Opposition, daß mich meine eigenen Erfahrungen, über die ich eine kurze Bemerkung machen werde, dazu veranlassen werden, mich bei solch kritischen Situationen dafür einzusetzen, wenn das überhaupt notwendig wird, daß die Opposition in die Unterrichtung und Beratung einbezogen wird. Ich bin überzeugt: Sollte wieder eine ähnliche schwierige Krise wie 1968 mit der CSSR eintreten, dann werden Sie nicht in die Situation kommen, in der ich als damaliger Oppositionsfraktionsvorsitzender war, als ich früh um sieben Uhr am Bundeskanzleramt war und mich danach erkundigen wollte, wie die weitere Entwicklung zu sehen und was gemeinsam zu machen ist. Mir sagte der Posten am Eingang damals: Ach, Sie kommen wegen der Ereignisse in dieser Nacht in der CSSR; leider ist aber hier noch niemand da. Dies wird bei uns mit Sicherheit nicht passieren. Wir werden rechtzeitig unterrichten.
    Ein zweiter Punkt, den Sie, Herr Ministerpräsident Strauß, angeführt haben, war die Entschließung von 1968. Ich möchte für diejenigen, die das nicht mehr in Erinnerung haben, kurz klarstellen, um was es ging. Die Freien Demokraten haben damals bis auf einen Punkt der gesamten Entschließung zugestimmt. Dem Punkt 6 haben wir nicht zugestimmt, weil da u. a. folgender Satz war: „Die Anerkennung des anderen Teils Deutschlands als Ausland oder als zweiter souveräner Staat deutscher Nation kommt nicht in Betracht." Wir hatten damals vorgeschlagen, eine andere Formulierung zu wählen, damit die ab 1969 von uns in der Regierung verfolgte Vertragspolitik nicht mit dieser Entschließung erschwert würde.
    Nun hat heute der Herr Ministerpräsident Strauß davon gesprochen, der Herr Bundeskanzler habe meistens Voraussagen gemacht, von denen sich hinterher herausgestellt habe, daß sie falsch gewesen seien, während er mit seinen Voraussagen fast immer auf dem richtigen Dampfer gewesen sei. Ich kann dazu nur sagen: Nicht nur an diesem Punkt, sondern an vielen anderen Punkten ist leider immer wieder deutlich geworden, daß auch bei dem Herrn Ministerpräsidenten Strauß sehr oft eine sprunghafte Änderung von Meinungen feststellbar war, und wir könnten hier eine ganze Menge Beispiele dafür anführen.
    Genau diese Entschließung von 1968 hat ja gezeigt, daß wir Freien Demokraten mit einer realistischen Auffassung an die Politik herangegangen sind. Heute, nachdem die Verträge in Kraft sind, wird auch niemand in der Opposition mehr einen Zweifel daran haben können, daß es unter den gegebenen Umständen die einzige Möglichkeit war.