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    Plenarprotokoll 8/196 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 196. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Inhalt: Nachruf auf den ehemaligen Bürgermeister und Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Wilhelm Kaisen 15577 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Köhler (Duisburg), Flämig, Konrad, Wilhelm, Tönjes 15578 B Wahl des Wehrbeauftragten des Bundestages Berkhan, Wehrbeauftragter des Bundestages 15578 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Schmidt, Bundeskanzler 15578 D Dr. Kohl CDU/CSU 15584 C Genscher, Bundesminister AA 15593 C Dr. h. c. Strauß, Ministerpräsident des Freistaates Bayern 15600 C Brandt SPD 15613 B Mischnick FDP 15620 B Dr. Apel, Bundesminister BMVg 15624 D Dr. Marx CDU/CSU 15630 A Wischnewski SPD 15637 A Möllemann FDP 15642 B Amrehn CDU/CSU 15646 C Bahr SPD 15649 C Jung FDP 15654 C Dr. Dregger CDU/CSU 15657 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 8/3129 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3561 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/3498 — Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU 15661 D Pensky SPD 15663 A Dr. Wendig FDP 15663 B von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 15665 A II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung der Bundes-Tierärzteordnung — Drucksache 8/3055 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 8/3433 — Dr. Hammans CDU/CSU 15666 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 20. November 1978 zur Durchführung des Abkommens vom 17. Dezember 1973 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über Soziale Sicherheit — Drucksache 8/3226 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3405 — 15667 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 8/3292 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3562 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/3453 — 15667 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zu den beiden Gedenkstättenabkommen vom 5. März 1956 — Drucksache 8/3359 — 15667 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern — Drucksache 8/3353 — 15667 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abgeltung von Kriegssachschäden deutscher Staatsangehöriger in Italien — Drucksache 8/3419 — 15668 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 5. April 1979 zur Änderung des Vertrages vom 15. Dezember 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über die Führung von geschlossenen Zügen (Zügen unter Bahnverschluß) der Österreichischen Bundesbahnen über Strecken der Deutschen Bundesbahn in der Bundesrepublik Deutschland — Drucksache 8/3423 — 15668A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Vertrag vom 5. Februar 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien über den Bau und die Unterhaltung einer Autobahnbrücke über die Our bei Steinebrück — Drucksache 8/3464 — 15668 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes (9. Änderungsgesetz) — Drucksache 8/3431 — 15668 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 25./29. Januar 1979 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Weltraumorganisation über die Anwendung des Artikels 20 des Protokolls vom 31. Oktober 1963 über die Vorrechte und Befreiungen der Organisation — Drucksache 8/3479 — 15668 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Budapester Vertrag vom 28. April 1977 über die internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen für die Zwecke von Patentverfahren — Drucksache 8/3480 — 15668 B Beratung der Sammelübersicht 59 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/3450 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 60 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/3497 — 15668 C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 1979 bis 1983 — Drucksachen 8/3101, 8/3355, 8/3458 — 15668D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 III Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Kreile, Dr. Häfele, Dr. Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU Durchführung des Umsatzsteuergesetzes 1979 — Drucksache 8/3345 — 15668 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesminister der Finanzen Überplanmäßige Ausgabe bei Kap. 3511 Tit. 69802 — Abgeltung von Schäden —— Drucksachen 8/3222, 8/3437 — 15669 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung UNESCO-Empfehlung über internationale Architektur- und Stadtplanungswettbewerbe — Drucksachen 8/3064, 8/3465 — 15669 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der. Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarbericht 1979 — Drucksachen 8/2530, 8/2531, 8/3470 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Agrarberichts 1979 der Bundesregierung — Drucksachen 8/2654, 8/3471 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Agrarberichts 1979 der Bundesregierung — Drucksachen 8/2655, 8/3472 — 15669 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes — Drucksache 8/3360 — 15669 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Berichten der Bundesregierung Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Kanada und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland über die Durchführung von Manövern und anderen Übungen im Raum Soltau-Lüneburg (Soltau-Lüneburg-Abkommen) vom 3. August 1959 — Drucksachen 8/1827 (neu), 8/2973, 8/3475 — de Terra CDU/CSU 15670 A Neumann (Stelle) SPD 15671 A Dr. Wendig FDP 15672 B Dr. von Dohnanyi, Staatsminister AA . 15673 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission betreffend die sozialen Maßnahmen im Rahmen der Umstrukturierung der Eisen- und Stahlindustrie Entwurf einer Entscheidung der Kommission betreffend die Schaffung einer vorübergehenden Sonderbeihilfe zur Unterstützung der Arbeitnehmer der Stahlunternehmen im Rahmen des gemeinschaftlichen Umstrukturierungsprogramms — Drucksachen 8/2979, 8/3496 — 15673 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Siebenten Richtlinie des Rates zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Umsatzsteuern — Gemeinsame Regelung über die Anwendung der Mehrwertsteuer auf Umsätze von Kunstgegenständen, Sammlungsstücken, Antiquitäten und Gebrauchsgegenständen — Drucksachen 8/1492, 8/3435 — 15673 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Entscheidung des Rates zur Ermächtigung des Vereinigten Königreichs, Milcherzeugern in Nordirland eine staatliche Beihilfe zu gewähren — Drucksachen 8/3260 Nr. 17, 8/3436 — 15673 D Nächste Sitzung 15674 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15675* A Anlage 2 Alphabetisches Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl des Wehrbeauftragten teilgenommen haben 15675* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 15577 196. Sitzung Bonn, den 17. Januar 1980 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 188. Sitzung, Seite 14841 A: Als erste Zeile ist einzufügen: „Zeitgründen nicht mehr vorlesen. Diese Diskussion" 195. Sitzung, Seite 15573*, Anlage 1: In die Liste der entschuldigten Abgeordneten sind die Namen folgender Abgeordneter einzufügen: Dr. van Aerssen* Dr. Aigner* Alber* Dr. Bangemann* Blumenfeld* Brandt * Dr. Früh* Dr. Klepsch Dr. Köhler (Duisburg) * Lange* Lücker* Dr. Müller-Hermann * Frau Schleicher* Seefeld* Frau Dr. Walz* Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen* 18. 1. Dr. Ahrens** 18. 1. Dr. Aigner* 18. 1. Alber * 18. 1. Dr. Bangemann* 18. 1. Frau Berger (Berlin) 18. 1. Blumenfeld* 18. 1. Brandt* 18. 1. Dr. Ehrenberg 18. 1. Fellermaier* 18. 1. Frau Dr. Focke* 18. 1. Friedrich (Würzburg)* 18. 1. Dr. Früh* 18. 1. Dr. Fuchs* 18. 1. von Hassel* 18. 1. Handlos 18. 1. Hauser (Krefeld) 17. 1. Hoffie 17. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) 18. 1. Katzer* 18. 1. Dr. h. c. Kiesinger 18. 1. Klein (München) 25. 1. Dr. Klepsch* 18. 1. Dr. Köhler (Duisburg)* 18. 1. Lampersbach 18. 1. Lange* 18. 1. Dr. Lauritzen 18. 1. Lemmrich** 18. 1. Laker* 18. 1. Luster* 18. 1. Dr. Mende** 17. 1. Milz 25. 1. Dr. Müller** 18. 1. Dr. Müller-Hermann* 18. 1. Dr. Pfennig* 18. 1. Dr. Pinger 18. 1. Pohlmann 18. 1. Scheffler** 18. 1. Frau Schleicher* 18. 1. Dr. Schwencke (Nienburg) 25. 1. Seefeld* 18. 1. Sieglerschmidt* 18. 1. Frau Tübler 25. 1. Walkhoff 18. 1. Frau Dr. Walz* 18. 1. Wawrzik* 18. 1. Weber (Heidelberg) 18. 1. Werner 18. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Alphabetisches Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl des Wehrbeauftragten teilgenommen haben Adams Ahlers Dr. Althammer Amling Amrehn Angermeyer Dr. Apel Arendt Dr. Arnold Augstein Baack Bahner Bahr Frau Dr. Balser Dr. Bardens Dr. Barzel Batz Baum Dr. Bayerl Bayha Dr. Becher (Pullach) Dr. Becker (Frankfurt) Becker (Nienberge) Frau Benedix-Engler Benz Berger (Herne) Berger (Lahnstein) Besch Biechele Dr. Biedenkopf Biehle Biermann Bindig Blügel Böhm (Melsungen) Dr. Böhme (Freiburg) Dr. Bötsch Frau von Bothmer Brandt Brandt (Grolsheim) Braun Breidbach Broll Brück Buchstaller Büchler (Hof) Büchner (Speyer) . Bühling Dr. von Bülow Burger Buschfort Dr. Bußmann Carstens (Emstek) Collet Conrad (Riegelsberg) Conradi Coppik Dr. Corterier 15676* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Cronenberg Curdt Dr. Czaja Frau Dr. Czempiel Frau Dr. Däubler-Gmelin Damm Daubertshäuser Daweke Dr. Diederich (Berlin) Dr. von Dohnanyi Dr. Dollinger Dr. Dregger Dreyer Dr. Dübber Dürr Egert Dr. Ehmke Eickmeyer Frau Eilers (Bielefeld) Eimer (Fürth) Dr. Emmerlich Dr. Enders Engelhard Engelsberger Engholm Erhard (Bad Schwalbach) Frau Erler Ernesti Erpenbeck Ertl Esters Dr. Evers Ewen Ey Eymer (Lübeck) Feinendegen Fiebig Frau Fischer Dr. Fischer Flämig Francke (Hamburg) Franke Franke (Hannover) Dr. Friedmann Gärtner Gallus Gansel Gattermann Frau Geier Geisenhofer Dr. von Geldern Genscher Dr. George Gerlach (Obernau) Gerstein Gerster (Mainz) Gerstl (Passau) Gertzen Gierenstein Glombig Glos Gobrecht Grobecker Grüner Grunenberg Gscheidle Haar Haase (Fürth) Haase (Kassel) Haberl Dr. Häfele Haehser Frau Dr. Hamm-Brücher Dr. Hammans Hanz Frau Dr. Hartenstein Hartmann Hauck Dr. Hauff Dr. Haussmann Helmrich Henke Dr. Hennig von der Heydt Freiherr von Massenbach Heyenn Höffkes Hölscher Höpfinger Dr. Hoffacker Frau Hoffmann (Hoya) Hoffmann (Saarbrücken) Hofmann (Kronach) Dr. Holtz Hoppe Horn Dr. Hornhues Horstmeier Frau Huber Dr. Hubrig Frau Hürland Dr. Hüsch Huonker Dr. Hupka Graf Huyn Ibrügger Immer (Altenkirchen) Dr. Jaeger Jahn (Marburg) Dr. Jahn (Münster) Jaunich Dr. Jenninger Dr. Jens Dr. Jentsch (Wiesbaden) Dr. Jobst Josten Jung Junghans Jungmann Junker Kaffka Frau Karwatzki Kiechle Kirschner Kittelmann Klein (Dieburg) Dr. Klein (Göttingen) Kleinert Klinker Dr. Köhler (Duisburg) Dr. Köhler (Wolfsburg) Köster Dr. Kohl Kolb Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 15677* Konrad Dr. Kraske Kratz Kraus Dr. Kreile Kretkowski Dr. Kreutzmann Krey Krockert Kroll-Schlüter Frau Krone-Appuhn Kühbacher Kuhlwein Kunz (Berlin) Dr. Kunz (Weiden) Dr.-Ing. Laermann Lagershausen Lambinus Dr. Graf Lambsdorff Landré Dr. Langguth Dr. Langner Lattmann Dr. Laufs Dr. Lauritzen Leber Lemmrich Lemp Lenders Dr. Lenz (Bergstraße) Lenzer Frau Dr. Lepsius Liedtke Dr. Linde Link Lintner Löffler Löher Dr. Luda Ludewig Manning Frau Männle Mahne Dr. Dr. h. c. Maihofer Marquardt Marschall Frau Dr. Martiny-Glotz Dr. Marx Frau Matthäus-Maier Matthöfer Mattick Dr. Meinecke (Hamburg) Meinike (Oberhausen) Meininghaus Menzel Merker Dr. Mertes (Gerolstein) Metz Dr. Meyer zu Bentrup Dr. Mikat Dr. Miltner Mischnick Möhring Möllemann Dr. Möller Müller (Bayreuth) Müller (Berlin) Müller (Mülheim) Müller (Nordenham) Müller (Remscheid) Müller (Schweinfurt) Müller (Wadern) Dr. Müller-Emmert Dr. Müller-Hermann Müntefering Nagel Dr. Narjes Nehm Neuhaus Neumann (Bramsche) Neumann (Stelle) Frau Dr. Neumeister Niegel Dr. Nöbel Offergeld Dr.-Ing. Oldenstädt Oostergetelo Frau Pack Paintner Paterna Pawelczyk Peiter Dr. Penner Pensky Peter Petersen Pfeffermann Pfeifer Picard Pieroth Frau Pieser Polkehn Porzner Prangenberg Dr. Probst Rainer Rapp (Göppingen) Rawe Regenspurger Dr. Reimers Frau Renger Reuschenbach Frau Dr. Riede (Oeffingen) Dr. Riedl (München) Dr. Riesenhuber Dr. Ritz Röhner Rohde Dr. Rose Rosenthal Roth Rühe Sander Sauer (Salzgitter) Sauter (Epfendorf) Saxowski Prinz zu Sayn- Wittgenstein-Hohenstein Dr. Schachtschabel Schäfer (Mainz) Schäfer (Offenburg) Dr. Schäfer (Tübingen) Dr. Schäuble Schartz (Trier) 15678* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 Schedl Scheffler Schetter Schirmer Schlaga Frau Schlei Schleifenbaum Schluckebier Dr. Schmidt (Gellersen) Schmidt (Hamburg) Schmidt (Kempten) Schmidt (München) Schmidt (Niederselters) Schmidt (Wattenscheid) Schmidt (Würgendorf) Schmidt (Wuppertal) Schmitz (Baesweiler) Schmöle Dr. Schmude Dr. Schneider Dr. Schneider Dr. Schöfberger von Schoeler Schreiber Dr. Schröder (Düsseldorf) Schröder (Luneburg) Schröder (Wilhelminenhof) Frau Schuchardt Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) Schulte (Unna) Schulze (Berlin) Schwarz Dr. Schwarz-Schilling Dr. Schwenk (Stade) Dr. Schwörer Seiters Sick Sieler Frau Simonis Simpfendörfer Dr. Sperling Dr. Freiherr Spies von Büllesheim Spilker Spitzmüller Dr. Spöri Spranger Dr. Sprung Stahl (Kempen) Stahlberg Dr. Stark (Nürtingen) Graf Stauffenberg Dr. Stavenhagen Dr. Steger Frau Steinhauer Dr. Stercken Stockleben Stöckl Straßmeir Stücklen Stutzer Susset Sybertz de Terra Thüsing Tillmann Frau Dr. Timm Dr. Todenhöfer Tönjes Topmann Frau Traupe Dr. Unland Urbaniak Frau Verhülsdonk Vogel (Ennepetal) Dr. Vogel (München) Vogelsang Dr. Vohrer Voigt (Frankfurt) Voigt (Sonthofen) Volmer Vosen Dr. Voss Dr. Waffenschmidt Dr. Waigel Waltemathe Walther Dr. Warnke Dr. von Wartenberg Dr. Weber (Köln) Wehner Weiskirch (Olpe) Weisskirchen (Wiesloch) Dr. von Weizsäcker Dr. Wendig Wendt Dr. Wernitz Westphal Frau Dr. Wex Wiefel Wilhelm Frau Will-Feld Frau Dr. Wilms Wimmer (Mönchengladbach) Wimmer (Neuötting) Windelen Wischnewski Frau Dr. Wisniewski Wissebach Wissmann Dr. de With Wittmann (Straubing) Dr. Wörner Wolfgramm (Göttingen) Wolfram (Recklinghausen) Baron von Wrangel Wrede Würtz Würzbach Wüster Dr. Wulff Wurbs Wuttke Wuwer Zander Zebisch Zeitler Ziegler Dr. Zimmermann Zink Dr. Zumpfort Zywietz
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am Beginn dieses Jahres, am Beginn des neuen Jahrzehnts stehen wir einer kritischen internationalen Lage gegenüber. Ich spreche an erster Stelle von der Geiselnahme in Teheran und von der Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion. Ich spreche auch von den energiepolitischen und weltwirtschaftlichen Perspektiven, die nicht losgelöst vom Verlauf der mittelöstlichen Krisen gesehen werden dürfen. Ich werde mich in dieser Situation heute im wesentlichen auf die internationale Lage und auf deren politische und wirtschaftliche Konsequenzen konzentrieren.
    In Teheran und in Afghanistan ist das Völkerrecht und sind die Regeln des friedlichen Zusammenlebens der Völker schwer verletzt worden. Die dadurch entstandene Lage und ihre möglichen Folgen gehen nicht nur die unmittelbar Beteiligten an. Die Besetzung Afghanistans berührt ganz direkt vitale Interessen der Dritten Welt, der ungebundenen Staaten. Aber die Krisen betreffen darüber hinaus alle Mitglieder der Völkerfamilie. Das heißt, sie betreffen unvermeidbar auch uns in Europa und uns in Deutschland.
    Am vergangenen Montag, also am Beginn dieser Woche, haben 104 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, d. h. eine Zweidrittelmehrheit, eine Entschließung verabschiedet, deren Kernsätze ich dem Bundestag in Erinnerung rufe — ich zitiere —:



    Bundeskanzler Schmidt
    Wir verlangen den sofortigen, bedingungslosen und totalen Rückzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan, um dem afghanischen Volk zu ermöglichen, eine ihm genehme Regierungsform zu bestimmen und sein ökonomisches, politisches und soziales System ohne Intervention, Subversion oder Zwang von außen zu wählen.
    Die Bundesrepublik Deutschland ist einer dieser 104 Staaten, die diese Entschließung angenommen haben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir verurteilen die sowjetische Intervention in Afghanistan. Wir verurteilen den Bruch des Völkerrechts im Iran.
    Vielleicht darf ich zu diesen beiden Krisenherden jeweils etwas detailliertere Ausführungen machen.
    Zunächst zum Iran. Schon am 4. Dezember 1979, vor mehr als einem Monat, hatte der Weltsicherheitsrat, einstimmig, und zwar mit der Stimme der Sowjetunion, „die Regierung des Iran dringend aufgefordert," — das ist der Wortlaut der damaligen Entschließung — „sofort die Mitglieder der Botschaft der USA freizulassen, die in Teheran festgehalten werden, ihnen Schutz zu gewähren und ihnen zu gestatten, das Land zu verlassen".
    Daß die Geiselnahme in Teheran inzwischen immer noch andauert, erfüllt uns mit großer Sorge. Unser Mitgefühl gilt den Geiseln, ihren Angehörigen zu Hause und dem amerikanischen Volk, das um seine Menschen bangt.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wir Deutsche und wir hier im Bundestag kennen aus eigener Erfahrung die Sorge um Geiseln. Deshalb sind wir mit unseren amerikanischen Freunden und mit Präsident Carter solidarisch. Dort wartet eine ganze Nation mit steigender Erbitterung, aber in geduldiger, in bewundernswerter Disziplin seit mehr als elf Wochen auf die Freilassung ihrer Landsleute in Teheran.
    Wir respektieren das Recht des iranischen Volkes,. seine Zukunft selbst zu bestimmen. Aber gemeinsam mit unseren Freunden in den USA, gemeinsam mit den Regierungen in der Welt, gemeinsam mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bestehen wir darauf, daß sich alle Staaten der Welt an das Völkerrecht halten und daß die Geiseln freigelassen werden.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wie ich es erwähnte, hatte der Weltsicherheitsrat schon am 4. Dezember letzten Jahres den Iran einstimmig zur sofortigen Freilassung der Geiseln aufgefordert. Wenige Tage später, am 15. Dezember, hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag die Geiselnahme für völkerrechtswidrig erklärt. Am 31. Dezember hat der Sicherheitsrat dann erneut — bei Stimmenthaltung der Sowjetunion und der DDR — vom Iran die sofortige Freilassung. der Geiseln verlangt, diesmal unter Setzung einer Frist und mit der Ankündigung, daß bei Nichtbefolgung Maßnahmen gemäß Art. 39 und 41 der Satzung der Verein-
    ten Nationen, d. h. sogenannte Sanktionen gegen den Iran ergriffen würden.
    Nach ergebnislosem Fristablauf hat dann der Sicherheitsrat, erneut mit der Sache befaßt, mit der erforderlichen Mehrheit von zehn Stimmen für die Ergreifung von Sanktionen gegen den Iran gestimmt, insbesondere im Bereich von Handel, Verkehr und Bankwesen. Diesmal stimmten die Sowjetunion und die Deutsche Demokratische Republik dagegen. Mit ihrem Veto hat die Sowjetunion verhindert, daß diese Sanktionen rechtswirksam für alle beschlossen wurden.
    Wenn sich die Vereinigten Staaten jetzt genötigt sehen, ausgehend von den von mir in Erinnerung gerufenen Beschlüssen des Sicherheitsrats und des Internationalen Gerichtshofs, Maßnahmen in dem angekündigten Sinne zu treffen, so wird die Bundesrepublik Deutschland dabei an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika stehen,

    (Beifall bei alle Fraktionen)

    um die Freilassung der Geiseln zu erreichen. Wir stehen zu diesem Zweck im täglichen Meinungsaustausch mit den Vereinigten Staaten und mit unseren anderen Freunden. Ich muß hinzufügen: Wir wissen, daß dies auch für uns wirtschaftliche Opfer bedeuten wird. Ich komme auf die wirtschaftlichen Folgen noch zu sprechen.
    Sodann folgt ein Wort zur näheren Charakterisierung der Lage in, um und wegen Afghanistan. Tatsächlich handelt es sich, weltpolitisch betrachtet, um zwei Krisen zur gleichen Zeit. Die Sowjetunion hat unter Einsatz massiver militärischer Mittel den blockfreien Staat Afghanistan besetzt. Damit hat sich die Sowjetunion auch bis auf wenige hundert Kilometer an den Indischen Ozean, an den Persischen Golf und an die Erdöllagerstätten herangeschoben. Sie hat zusätzliche politische Hebel gegenüber den anderen Staaten der Region gewonnen. Zugleich aber hat sich die Sowjetunion in der übrigen Welt, vor allem auch in der Dritten Welt der blockfreien Staaten und der Entwicklungsländer, in einer Weise isoliert wie niemals zuvor. Der äußere Ausdruck dieser Selbstisolierung ist die Entschließung der Vollversammlung der Vereinten Nationen vom Montag dieser Woche, die ich eingangs erwähnte. Und der äußere Ausdruck dieser Selbstisolierung ist der vorausgegangene abermalige Gebrauch des Vetorechts der Sowjetunion im Sicherheitsrat am 13. Januar.
    Die Sowjetunion hat allein in den letzten Monaten dreimal auf das Vetorecht zurückgegriffen: in der Frage des Rückzugs ausländischer Truppen aus Kambodscha, in der Frage des Rückzugs ihrer eigenen Truppen aus Afghanistan und in der Frage von Wirtschaftssanktionen gegen die Geiselnahme durch den Iran.
    Die Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion betrifft vor allem das Ost-Süd-Verhältnis. Diese Besetzung berührt in empfindlicher Weise aber auch das West-Ost-Verhältnis, wie das bei jeder Verschiebung im politischen Machtgleichgewicht der Welt der Fall ist. So wie wir, so wie unsere Freunde in der EG, im Nordatlantischen Bündnis, so



    Bundeskanzler Schmidt
    sind auch die meisten Staaten der Dritten Welt der Meinung, daß die sowjetische Intervention einen flagranten Eingriff in die inneren Angelegenheiten eines blockfreien Landes — in diesem Fall eines blockfreien Landes der islamischen Welt — bedeutet, der Meinung, daß diese Militäraktion eine Bedrohung für den Frieden, die Sicherheit, die Stabilität der ganzen geographischen Region, einschließlich des indischen Subkontinents, einschließlich des Mittleren Ostens, einschließlich der arabischen Welt, darstellt.
    Zu den Staaten in dieser Weltregion haben wir gute, zu den meisten Staaten sogar freundschaftliche Beziehungen. Unsere Zusammenarbeit mit den Staaten jener Region wird jetzt noch intensiviert. Wir wollen deshalb Pakistan — schon bisher ein Schwerpunkt unserer Entwicklungshilfe — bei der Lösung seiner großen wirtschaftlichen Probleme verstärkt helfen, über die humanitäre Hilfe für die afghanischen Flüchtlinge, die auch notwendig ist, hinausgehend.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Indien ist der bedeutendste Empfänger deutscher Entwicklungshilfe und wird dies auch in Zukunft bleiben. Unsere vielfache Hilfe für unsere Verbündeten — ich rede von der Türkei— werden wir mit Nachdruck weiterführen. Wir sind, was die Türkei angeht, bereit, die Initiative auch für andere Freunde mit zu übernehmen und — ähnlich wie schon 1979 geschehen — erneut eine außerordentliche Hilfe für die Türkei zustande zu bringen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir erinnern außerdem an den europäisch-arabischen Dialog, an die Initiative des Kollegen Genscher für eine Kooperation zwischen der Europäischen Gemeinschaft und den Anrainer-Staaten des Golfs, von denen ja erst kürzlich der Kollege Lambsdorff einige besucht hat.
    Die Vereinigten Staaten von Amerika haben eine Reihe von Maßnahmen getroffen, um die Sowjetunion nachhaltig darauf aufmerksam zu machen, daß eine Verletzung der Völkerrechtsordnung nicht ohne Folgen bleiben kann. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben ihre Freunde aufgefordert, sich entsprechend zu verhalten. Dies werden wir tun, insbesondere im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft und im Rahmen des COCOM.
    Lassen Sie mich zur Bewertung dieser gegenwärtigen Lage kommen. Kein Zweifel: In der Weltpolitik ist ein schweres Wetter aufgezogen. Deshalb müssen wir unsere deutsche Interessenlage und die westliche Interessenlage insgesamt mit ruhigem Blick prüfen. Wir müssen unser Land mit sicherer Hand durch die Turbulenzen hindurchsteuern. Wir können dazu keine Nervosität gebrauchen, kein Krisengeschrei, auch keine aufgeregten oder gar scharfmacherischen Reden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Vielmehr brauchen wir statt dessen ein sorgfältig
    überlegendes, ein sorgfältig überlegtes Crisis Management. Im Deutschen gibt es eigentlich noch
    keinen adäquaten Ausdruck für das, was dieses englische Wort sagt: ein sorgfältig überlegendes Crisis Management. Dabei ist ruhiges Auftreten nicht Leisetreterei.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wenn jemand von uns in dieser Lage eine Politik der großen Worte erwartete, der irrte sich über den Stil unseres Staates und über die Interessen unseres Staates.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Eine Politik der großen Worte darf nicht der Stil unseres Staates werden.

    (Erneuter Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Vielmehr müssen wir unaufdringlich, aber zugleich unmißverständlich klarmachen, wo wir stehen. Und das tun wir.
    Zu diesem Zweck muß man miteinander reden, auch mit der Sowjetunion. Insbesondere in schwierigen Zeiten muß unsere Politik durchschaubar sein. Insbesondere in schwierigen Zeiten muß man miteinander in Kontakt bleiben. Für solche Lagen sind ja die sogenannten roten Telefone erst geschaffen worden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, die Bundespräsident Professor Carstens auf dem Neujahrsempfang so formuliert hat: Wer den Frieden will, muß Konflikte durch Verhandlungen und gerechten Ausgleich der Interessen lösen. Deshalb kritisiere ich es nicht, wenn z. B. der bayerische Ministerpräsident auch nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan seine Bereitschaft zu einem Besuch in Moskau erklärt hat.
    Der Friede ist kein Naturzustand, sondern der Friede muß immer wieder gestiftet werden. So hat es schon Immanuel Kant geschrieben. Frieden zu stiften, kostet Kraft, und es bedarf dazu jedenfalls des Gespräches und der Verhandlung.
    Dieser Prozeß hat durch den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan einen schweren Rückschlag erlitten. Natürlich wird das auch in Europa spürbar. In meiner Neujahrsansprache hatte ich gesagt: Die Zusammenarbeit zwischen Ost und West in Europa wird um so erfolgreicher sein, je stärker der Wille zu Entspannung und Zusammenarbeit das politische Handeln auch in anderen Teilen der Welt prägt.

    (Zurufe von der CDU/CSU: In welcher Neujahrsansprache?)

    Umgekehrt gilt: Je weniger dieser Wille zur Entspannung in anderen Teilen der Welt vorhanden ist, desto schwieriger wird die Zusammenarbeit auch in Europa. Gerade weil das so ist, werden wir in unseren Anstrengungen zur Sicherung des Friedens in Europa nicht nachlassen, sondern vielmehr diese
    Anstrengungen noch verstärken.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Bundeskanzler Schmidt
    Unsere Entspannungspolitik ist nicht Beschwichtigung, sondern sie ist eines von zwei Hauptelementen unserer Sicherheitspolitik, die sich auf das Gleichgewicht der militärischen Kräfte gründet Das bedeutet für uns unverändert die Arbeit an drei Aufgaben:
    Erstens die Arbeit an der Bewahrung des Erreichten. Das heißt auch: strikte Einhaltung und volle Anwendung des Viermächteabkommens sowie der Verträge mit der Sowjetunion, mit Polen, mit der Tschechoslowakei und des Grundlagenvertrags mit der DDR. Das heißt auch: Bewahrung dessen, was zwischen West und Ost in der KSZE seit 1975 erreicht wurde.
    Zweite Aufgabe: Arbeit zur Fortentwicklung des Erreichten. Das heißt: weitere Verbesserungen für das Miteinander der Menschen in beiden deutschen Staaten; Fortsetzung der Arbeit in der Rüstungsbegrenzung und Rüstungskontrolle, besonders hinsichtlich MBFR. Ich begrüße in diesem Zusammenhang ausdrücklich die erneute Erklärung Präsident Carters, daß der SALT-II-Vertrag im Interesse der Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika und der ganzen Welt liegt. Ich gehe davon aus, daß dieser Vertrag eingehalten wird, auch wenn er gegenwärtig noch nicht ratifiziert werden kann.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Drittens beharrliche Arbeit an den neuen Aufgaben. Zu diesen neuen Aufgaben gehört besonders, daß wir und die NATO-Mitgliedstaaten insgesamt das Verhandlungsangebot der NATO über nukleare Mittelstreckenraketen vom Dezember 1979 nicht vom Tisch nehmen, sondern ernsthaft weiterhin verfolgen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Unser Bündnis strebt unverändert an, das notwendige militärische Gleichgewicht durch Maßnahmen der Rüstungskontrolle, möglichst auf niedrigerem Niveau als bisher, herzustellen. Diesem Gleichgewichtsgrundsatz entspricht ebenso der im Dezember gefaßte Beschluß über die Modernisierung der Theatre Nuclear Forces der NATO.
    Ich zitiere:
    Welche der beiden Seiten der Sicherheitspolitik wir auch betrachten, ob es sich um unseren ernsten und nachhaltigen Versuch zur gleichzeitigen und gleichwertigen Rüstungsbegrenzung und Rüstungskontrolle handelt oder um die Gewährleistung ausreichender Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland: Unter beiden Aspekten begreift die Bundesregierung ihre Sicherheitspolitik als Politik des Gleichgewichts und der Friedenssicherung. Und ebenso versteht sie unter beiden Aspekten die äußere Sicherheit unseres Staates als eine Funktion des Bündnisses, dem wir zugehören und als dessen Teil wir zum Gleichgewicht der Kräfte zwischen Ost und West beitragen.
    Dieses Zitat, das heute genauso gilt, entnehme ich
    der ersten Regierungserklärung der sozialliberalen
    Koalition, mit der Bundeskanzler Brandt am 28. Oktober 1969 bereits unsere Bemühungen um Entspannung in Europa charakterisiert hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Unsere Verpflichtung, zum Gleichgewicht der Kräfte zwischen Ost und West beizutragen, die wir damals ausdrücklich übernommen haben, haben wir stets eingelöst. Das gilt für das Hauptelement Rüstungsbegrenzung und Entspannungspolitik; es gilt ebenso für das andere Hauptelement Verteidigungsbereitschaft. Wir haben die Bundeswehr in Ausbildung und Ausrüstung modernisiert. Wir leisten mit 495 000 gut ausgebildeten, mit modernen Verteidigungswaffen ausgestatteten Soldaten einen gewichtigen, einen respektierten Beitrag zur gemeinsamen Verteidigungsfähigkeit.
    Aus Erfahrung, meine Damen und Herren, besonders aus der Erfahrung der Berlin-Krise am Ende der 50er Jahre und zu Beginn der 60er Jahre, wissen wir, daß wir uns auf die Vereinigten Staaten von Amerika verlassen können, daß die USA für unsere Sicherheit unersetzlich sind. Deshalb habe ich z. B. auf dem Bundesparteitag meiner Partei in Berlin im vorigen Monat gesagt: Unsere Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika ist der Kern unserer Sicherheit und zugleich der Kern der Sicherheit Berlins.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Mir liegt am Herzen, noch einmal zu betonen, daß es eine Überraschungssituation wie in Afghanistan in Westeuropa nicht geben könnte, weil erstens die NATO in Europa über ein leistungsfähiges Frühwarnsystem verfügt,

    (Unruhe bei der CDU/CSU)

    weil zweitens die Vereinigten Staaten von Amerika zur Vorneverteidigung in Europa gemeinsam mit unseren Soldaten, gemeinsam mit den Soldaten unserer anderen Bündnispartner beitragen, weil drittens die USA uns nuklearen Schutz gewähren. Dies alles ist jedermann bekannt.
    Was wir in den zehn Jahren seit der Erklärung, die ich eben zitierte, in der Verteidigungspolitik und in der Entspannungspolitik erreicht haben, das wollen wir weder herabsetzen noch demontieren lassen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    In dieser Zeit sind Hunderttausende von Menschen aus Osteuropa und aus den östlichen Teilen Mitteleuropas zu uns gekommen und haben hier volle Bürgerrechte, volle Human Rights erhalten. Der Reiseverkehr hat sich vervielfacht. Der Warenaustausch hat sich vervielfacht. Berlin ist kein Krisenherd. Soll das alles nichts mehr zählen?

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wer in Europa, wer in Amerika erinnerte sich nicht der tiefen Besorgnisse in der Berlin-Krise, in der Kuba-Krise, in der CSSR-Krise? Wer sich aber daran erinnert, der weiß auch, wie schwerwiegend Konflikte in Europa für die ganze Welt werden kön-
    15582 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 196. Sitzurig. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980
    Bundeskanzler Schmidt
    nen; und der Weiß auch, daß Konflikte draußen in der Welt auf Europa zurückwirken können.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Unsere unmittelbare Mitverantwortung für den Frieden in Europa gebietet, daß wir gerade in schwierigen Zeiten nach Feldern gemeinsamen Interesses suchen. Das sage ich besonders unseren Landsleuten in der DDR,

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    und ich füge hinzu: Ich bin unverändert bereit, mich mit dem Vorsitzenden des Staatsrats, Herrn Honekker, zu treffen und über die Entwicklung der bilateralen Beziehungen wie auch über den Beitrag zu sprechen, den wir Deutschen für Frieden und Sicherheit in Europa zu leisten haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Über Europa hinaus bieten wir den Staaten der Dritten Welt eine Verstärkung ihrer Eigenständigkeit, eine Verstärkung der gleichberechtigten Partnerschaft an, um durch politische Zusammenarbeit, um durch wirtschaftliche Hilfe diese Staaten festigen zu helfen. Die Länder der Dritten Welt wissen, daß wir zu ihnen stehen. Aus eigener guter Erfahrung ermutigen wir die regionale Zusammenarbeit als geeignetes Mittel zur Bewahrung der Unabhängigkeit für solche Länder, die nicht zu den Großmächten zählen oder die nicht einem Bündnis angehören. Die westliche Initiative in Namibia, die erfolgreichen Rhodesien-Verhandlungen, die Zusammenarbeit der Europäischen Gemeinschaft mit der Vereinigung südostasiatischer Staaten — ich rede von ASEAN —, das zweite Abkommen von Lome, der europäisch-arabische Dialog — das alles sind Zeichen dafür, daß wir in der Dritten Welt politische oder gar militärische Hegemonie nicht etablieren wollen, sondern daß wir mit souveränen Partnern im gleichberechtigten Austausch stehen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Diese Politik darf nicht durch unbedachtes Reden über eine geographische Ausweitung der NATO-Verpflichtungen gefährdet werden.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Beifall bei der FDP)

    Dies hilft den Staaten der Dritten Welt nichts, es weckt dort jedoch Mißtrauen und schadet unserem Bündnis.
    Unverändert gilt der Kabinettsbeschluß, der am 30. Mai des vorigen Jahres formuliert wurde:
    Die Bundesregierung spricht sich gegen die Errichtung von Einflußzonen auswärtiger Mächte in der Dritten Welt aus.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Erwähnung verlangt ein Vorgang, der im Augenblick und vorübergehend von der Krise in Afghanistan überschattet wird. Der Friedensprozeß, den Präsident Sadat mit viel Mut und Beharrlichkeit betreibt, wird in wenigen Tagen zur Rückgabe großer Teile ägyptischen, also arabischen Bodens führen.
    Ich hoffe und wünsche, daß die Verhandlungen Präsident Sadats mit Ministerpräsident Begin allen Widerständen, allen Hemmnissen zum Trotz einen gerechten, umfassenden und dauerhaften Frieden näherbringen werden; dieser muß dann die Lösung der palästinensischen Frage einbeziehen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Herr Präsident, ich fasse diesen Abschnitt zusammen:
    Erstens. Die Sicherheit unseres Landes ist durch das Selbstverteidigungsbündnis der Nordatlantischen Allianz und durch unsere Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika verbürgt. Deshalb brauchen wir in einer Krise keine Furcht zu haben.
    Zweitens. Die vordringliche internationale Aufgabe für das „Crisis Management" ist, eine Ausweitung der Krise zu verhindern und die Krise zu entschärfen. Wir wissen dabei, daß die Bundesrepublik Deutschland keine Großmacht ist. Aber wir sind im Rahmen unserer Möglichkeiten — und die sind nicht klein — beteiligt: in den Vereinten Nationen, in dem Bündnis der NATO, besonders durch intensive persönliche Gespräche, wie ich sie z. B. letzte Woche in Madrid hatte, wie ich sie mit Präsident Carter, mit Präsident Giscard d'Estaing und mit Premierminister Thatcher führe; z. B. durch die morgige Reise des Kollegen Genscher zu seinem amerikanischen Kollegen; z. B. durch meinen bevorstehenden Besuch bei Präsident Carter.
    Selbstverständlich ist der Kontakt mit Präsident Carter besonders eng. Ich habe aber auch die Absicht, mit Generalsekretär Breschnew in Moskau zusammenzutreffen.
    Ich bekräftige in diesem Zusammenhang, was Kollege Genscher in der letzten Debatte des vorigen Jahres, am 14. Dezember, im Bundestag gesagt hat: daß die Herbstsitzung der NATO in Brüssel die reale Chance für Fortschritte bei Rüstungskontrolle und Entspannung eröffnet habe, daß es jetzt an den Staaten des Warschauer Pakts liege, diese Möglichkeit, aber auch diese Notwendigkeit zu erkennen. Weiter sagte er wörtlich — ich zitiere —:
    Die Lage im Nahen und Mittleren Osten, die Entwicklung in Teilen Afrikas, die Spannungen in Südostasien, die Probleme der Energieversorgung machen uns bewußt, welche Ungewißheiten und Gefahren an der Schwelle der 80er Jahre die Menschheit bedrücken. Um so wichtiger ist es, daß Europa, das in der Vergangenheit so viele Kriege führte und von dem so viele Kriege ausgingen, alles tut, um nach 35 Jahren ohne Krieg in Europa den Frieden weiter zu sichern und damit auch zur Stabilität in der Welt beizutragen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ein Wort zur ökonomischen Dimension dieser Lage.
    Die neuen internationalen Krisen sind in einem Zeitraum aufgeflammt, während dessen unsere deutsche Volkswirtschaft sich gerade erfolgreich auf die weltwirtschaftlichen Herausforderungen
    Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — .196. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Januar 1980 15583
    Bundeskanzler Schmidt
    eingestellt hatte: auf den Strukturwandel der Weltwirtschaft und auf die Energiekrise.
    Ich muß einige der neuen Tatsachen noch einmal vor Augen führen.
    Allein im Jahr 1979 haben sich die Ölpreise mehr als verdoppelt. 1978 hatten wir für Ölimporte insgesamt 30 Milliarden DM bezahlt. Das waren damals 2 % unseres Sozialprodukts. 2 % unseres Sozialprodukts, um die Ölrechnung zu bezahlen! Nach bisheriger Voraussicht werden wir 1980 65 Milliarden DM an die Ölförderländer bezahlen müssen. Das werden über 4 % unseres Bruttosozialprodukts sein. Und wir müssen übrigens damit rechnen, daß auf längere Sicht das Öl noch knapper und noch teurer wird.
    Das, was wir für die verdoppelte Ölrechnung in diesem Jahr dem Ausland bezahlen müssen, verringert zugleich unser eigenes Volkseinkommen. Das heißt, wir können diese Beträge nicht noch einmal im Inland verteilen. Außerdem sind ja gleichzeitig auch die Importpreise für andere Rohstoffe, die wir einführen, stark angestiegen. Und ich rede dabei noch gar nicht von der schwindelhaften internationalen Goldspekulation. Insgesamt sind heute, an diesem Tage, unsere Importe von den Weltmärkten im Durchschnitt 20 % teurer als vor 12 Monaten.
    Daran muß jeder denken, der in unserem Land über Preise oder über Löhne mitentscheidet. Preiserwartungen und Lohnforderungen, die einem vielleicht im Frühherbst des letzten Jahres noch realistisch erschienen sein mögen, muß jeder angesichts der neuen weltweiten Entwicklung überprüfen. Mit anderen Worten: Nicht nur der Staat, nicht nur die Bundesbank, sondern auch die Unternehmensleitungen und auch die Tarifpartner müssen darauf achten, daß sich Preise und Löhne nicht gegenseitig aufschaukeln und damit die wirtschaftlichen Aussichten für alle verschlechtern.

    (Beifall bei der FDP)

    Jedenfalls wird die Bundesbank der Volkswirtschaft für solche Prozesse kein zusätzliches Geld zur Verfügung stellen. Bundesregierung und Bundesbank bleiben auf antiinflatorischem Kurs.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich wiederhole, was ich häufig schon gesagt habe: Inflation schafft keine Arbeitsplätze; im Gegenteil, sie beeinträchtigt auf die Dauer das Wachstum unserer Wirtschaft.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Unsere größte wirtschaftspolitische Herausforderung liegt aber — und das ist für eine nunmehr bereits näher gerückte Zukunft schon heute erkennbar — in der Sicherung der Energieversorgung. Hier sind unsere wichtigsten Aufgaben:
    Erstens alle Möglichkeiten zur Einsparung von Energie, insbesondere von Öl, auszuschöpfen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Übrigens werden dafür schon die Ölpreise sehr weitgehend sorgen.
    Zweitens den Einsatz von Öl überall dort durch andere Energieträger zu ersetzen, wo dies möglich und vertretbar ist: in der Industrie, bei der Stromversorgung, beim privaten Verbrauch. Dafür muß die Nutzung unserer Kohle Vorrang haben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Bundesregierung hat dazu in den letzten Wochen in intensiven Gesprächen mit der Industrie deren Vorschläge zur großtechnischen Vergasung und Verflüssigung von Kohle erörtert. Wir sind damit in Kürze in der Lage, den Startschuß für das von mir hier am 4. Juli 1979 angekündigte Kohleveredelungsprogramm zu geben. Dies ist die konsequente Fortsetzung jener Politik der Bundesregierung, die bereits seit 1974 Versuchs- und Pilotanlagen in diesem Bereich mit rund 650 Millionen DM gefördert hat. Die Entscheidung, von der ich spreche, wird unsere Erdöl- und Erdgasversorgung zwar nicht sofort verbessern können, wohl aber wird die Verwirklichung dieses Programms ab Mitte der 80er Jahre zunehmend zur alternativen Energieversorgung beitragen.
    Drittens. Ich wiederhole: Wir müssen grundsätzlich auf alle zur Verfügung stehenden Energieträger zurückgreifen. Auch auf die Kernenergie können wir nicht verzichten. Wir beabsichtigen, die Neufassung der Grundsätze für die Entsorgung der Kernkraftwerke am 29. Februar 1980 mit den Regierungschefs der Länder, abschließend, wie ich hoffe, zu behandeln.
    Viertens. Wir werden uns um die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Energiepolitik bemühen und die Zusammenarbeit mit den anderen Industrieländern in der Internationalen Energieagentur in diesen Wochen verstärken. Wir halten nach wie vor einen konstruktiven Dialog mit den ölproduzierenden Staaten — bei Beteiligung der Entwicklungsländer — über weltenergiepolitische Probleme für dringend notwendig und wollen den europäisch-arabischen Dialog intensivieren.
    Meine Damen und Herren, mit Weitsicht und mit Selbstdisziplin wird es gelingen, die Energieprobleme der 80er Jahre zu meistern. Dabei dürfen wir uns nicht selbst mit dem Bewußtsein beruhigen, daß in diesen Wochen unsere Tanks voll sind. Viele andere Länder sind nicht in der Lage, mit diesen Problemen so fertig zu werden wie wir hier. Die Entwicklungsländer haben allein 1979 40 Milliarden Dollar für Öl ausgeben müssen. Das war achtmal so viel, wie die Entwicklungsländer noch 1973 für ihr Öl bezahlen mußten. Es war doppelt so viel wie die gesamte Entwicklungshilfe an die Entwicklungsländer; sie betrug 1979 20 Milliarden Dollar. Deshalb müssen die Öl-Staaten bei ihrer Preispolitik daran denken, daß die Entwicklungshilfe, die wir Industriestaaten geben, nicht völlig konterkariert wird und daß die Entwicklungsländer nicht in eine immer größere Verschuldung hineingetrieben werden.
    Kein Zweifel, meine Damen und Herren: Energieversorgung und weltwirtschaftliche Gesamtentwicklung stellen Risiken auch für unsere Konjunktur dar. Aber unsere Volkswirtschaft hat in den weltwirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre große Widerstandskraft, große Flexibilität und



    Bundeskanzler Schmidt
    große Anpassungsfähigkeit bewiesen. Wir haben im eben zu Ende gegangenen Jahr 1979 ein reales Wirtschaftswachstum von 4,5 % erreicht. Wir haben im letzten Jahr 340 000 Arbeitsplätze neu geschaffen. Wir haben im Laufe der letzten beiden Jahre zusammen eine halbe Million Arbeitsplätze neu geschaffen. Wir hatten infolgedessen am Ende des letzten Jahres die geringste Arbeitslosenzahl und den höchsten Bestand an offenen Stellen seit 1973. Die Auftragsbücher unserer Unternehmen sind voll. Wir gehen also aus einer guten Startposition in das neue Jahr.
    "Wir tun dies auch in Gelassenheit. Wir brauchen diese Gelassenheit nicht nur wegen der internationalen Krise, wir brauchen sie auch, um zu Hause, um im eigenen Hause eine Reihe von Aufgaben zu lösen, die bis zum Abschluß der Legislaturperiode des Bundestages in diesem Sommer erledigt sein wollen.
    Ich erinnere an unser Versprechen, zum 1. Januar 1981 die Bürger steuerlich zu entlasten und dabei die Familien zu stärken. Um dies zu erreichen, muß das Gesetz noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Ich erinnere an die wichtigen Gesetze auf dem Felde des Umweltschutzes, die noch verabschiedet werden müssen, an das Umweltstrafgesetz, das Chemikaliengesetz und das Verkehrslärmschutzgesetz. Ich erinnere auch an die Kartellnovelle. Ich erinnere daran, daß 1980 ein wichtiges Jahr für zukunftsträchtige Entscheidungen hinsichtlich der neuen elektronischen Medien und hinsichtlich der Struktur unseres Rundfunks und unseres Fernsehens wird. Ich erinnere daran, daß die politischen Parteien, jede für sich, es nötig haben, in diesem Jahr über ihre weiteren Absichten hinsichtlich der Rentenreform 1984, die ja in der nächsten Legislaturperiode geleistet werden muß, Klarheit zu schaffen.
    Ich begnüge mich mit diesen wenigen Stichworten, die, meine Damen und Herren, nur eines deutlich machen sollen. Sie sollen deutlich machen: Auch wenn die Erhaltung des Friedens die bei weitem wichtigste Aufgabe dieses Jahres sein wird, so gibt es nach wie vor in unserem Lande auch andere Aufgaben, zu denen von uns mit Recht Lösungen und Orientierungen erwartet werden. Wir wollen diese Erwartungen nicht enttäuschen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir alle zusammen haben dabei Grund zum Selbstvertrauen, denn wir haben die beruhigende Erfahrung gemacht, daß wir Deutschen fähig sind, unsere Stabilität auch in schwierigen Situationen gegenüber politischen Krisen außerhalb unserer Grenzen genauso wie gegenüber Extremisten oder Terroristen innerhalb unserer Grenzen zu bewahren.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Diese Erfahrungen geben mir Zuversicht für die Zukunft. Wir werden die Herausforderungen bestehen. Unsere Freunde und unsere Partner in der Welt haben Vertrauen zu uns, und mit Recht: Sie können sich auf unsere Solidarität verlassen. Dies gilt wegen der Geiseln in Teheran heute ganz besonders für die Vereinigten Staaten von Amerika.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich möchte hinzufügen: Ich habe Vertrauen in die Menschen unseres Landes. Sie haben vieles Schwere durchgestanden, aber sie haben sich ihren Lebensmut, ihren Fleiß und ihren Unternehmungsgeist immer bewahrt. Er wird sich auch 1980 bewähren.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Kohl.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, wenn man Ihre Regierungserklärung hört und liest, läßt sich der Tenor Ihrer Ausführungen auf den kurzen Nenner bringen: In der Weltpolitik ist ein schweres Wetter aufgezogen.

    (Vorsitz : Vizepräsident Frau Renger)

    Und dann fahren Sie fort: Wir müssen nur die bisherige Politik fortführen und etwas „crisis management" hinzufügen —, dann werden wir die Turbulenzen schon überwinden und in die ruhigen und sonnigen Gefilde des Entspannungszeitalters einziehen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, ich frage mich, welche Illusionen auch heute in dieser Rede wieder deutlich wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Alle Welt spricht und schreibt und warnt vor der Gefahr einer Katastrophe; nur in Ihrer Regierungserklärung gibt es diese Gefahr nicht. Ich fürchte — um im Bild zu bleiben, Herr Bundeskanzler —: Sie übertragen Ihre persönlichen Unwettererfahrungen vom Brahmsee auf die internationale Lage.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist zu wenig; denn Sie haben mit Recht Immanuel Kant zitiert: „Frieden stiften kostet Kraft." Aber Frieden stiften, Frieden erhalten, erfordert vor allem den Willen und die Kraft zu einer nüchternen und illusionsfreien, zu einer realistischen Schau der Dinge in unserer Welt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, es ist eine bittere Erfahrung, daß nicht wenige im Westen immer erst dann zu einer nüchternen und realistischen Einschätzung der sowjetischen Machtpolitik zurückfinden, wenn jeweils ein neuer Aggressionsakt Moskaus erfolgt ist. Selbst dann aber geschieht es häufig nur, wenn die Verantwortung der Sowjetunion nicht länger zu bemänteln ist; wenn offensichtlich wird, daß der Ausbruch eines weltweiten Konfliktes droht - und damit unser aller Friede gefährdet ist. Dies war so in der Kuba-Krise 1962; und das erleben wir heute nach der sowjetischen Aggression und Intervention in Afghanistan. Selbst die sowjetischen Überfälle auf Ungarn 1956 und auf die Tschechoslowakei 1968 haben in weiten Teilen der westlichen



    Dr. Kohl
    Welt nur Betroffenheit ausgelöst. Nach wenigen Monaten war der Westen bereit, wieder zur politischen Tagesordnung überzugehen, als wäre nichts geschehen. Die sowjetischen Stellvertreterkriege der letzten Jahre in Asien und Afrika fanden bei manchen im Westen Verständnis. Es wurden keine wirklichen Lehren daraus gezogen.
    Herr Bundeskanzler, ein Spiegelbild dieser bitteren Erfahrungen ist auch Ihre heutige Regierungserklärung — wie überhaupt Regierungserklärungen häufig genug Ihre einzige Antwort auf internationale Krisen oder innenpolitische Probleme sind. Sie täuschen Aktionismus vor, ohne tatsächlich etwas zu tun. Auch das ist heute wieder festzustellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wie weit Sie, Herr Bundeskanzler, und Ihre politischen Freunde in der SPD sich von der Wirklichkeit der internationalen Politik und im besonderen von einer realen Einschätzung sowjetischer Politik entfernt haben, beweisen doch Ihre Erklärungen in den letzten Wochen. In Ihrem Neujahrsinterview im „stern" vom 3. Januar bescheinigen Sie der Sowjetunion ein grundlegendes Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens. Meine Frage ist: Was für ein Friede ist das, den Sie damit meinen? Sie haben dieses Interview vor dem sowjetischen Überfall auf Afghanistan gegeben. Ich würde Ihnen gerne zugestehen, daß Sie Ihre Äußerungen kurzfristig nicht mehr ändern konnten. Ich frage mich aber, ob Sie diese Äußerungen überhaupt noch ändern wollten. Das ist doch die Frage, die aufgeworfen werden muß.
    Der Beweis dafür ist der Inhalt Ihrer Neujahrserklärung, einer Erklärung, die mit ungewöhnlicher Dramatik angekündigt worden war. Spaltenlang berichteten die deutschen Tageszeitungen darüber, daß Sie eigens ein Fernseh-Team nach Mallorca holen ließen, um Ihre Neujahrsansprache angesichts der Ereignisse in Afghanistan kurzfristig zu ändern.
    Meine Damen und Herren, die Spannung war groß: Was würde der deutsche Bundeskanzler in dieser schwierigen Lage von Mallorca aus sagen? Und was sagten Sie dann, Herr Bundeskanzler? Sie könnten Ihre „Beunruhigung über das Vorgehen der Sowjetunion und ihrer Verbündeten in Asien und Afrika nicht verschweigen".

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Der Berg kreißte — und diese Maus wurde geboren. Sie können Ihre „Beunruhigung nicht verschweigen" — das war Ihr Kommentar; das war der Kommentar des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland in diesen Krisentagen. Sie haben nicht einmal gewagt, Afghanistan beim Namen zu nennen.
    Diese Erklärung war in jeder Weise unangemessen. Sie verrät Ihre erschreckende Unsicherheit — die Unsicherheit, wie ein deutscher Regierungschef bei einem solchen Ereignis reden und reagieren soll.
    Sie haben im „stern" erklärt: Die sowjetischen Führer lassen sich auf keine „lebensgefährlichen
    Unternehmungen" ein. Ja: Aggressionen wie die in Afghanistan sind für die Sowjetunion solange nicht lebensgefährlich, solange sie mit Politikern im Westen rechnen kann, die die brutale Wirklichkeit sowjetischer Expansionspolitik nicht zur Kenntnis nehmen wollen,

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    solange es Wortführer einer sterilen Entspannungslitanei gibt, wie Sie, Herr Brandt, einer sind,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    oder solche wie Herbert Wehner, Horst Ehmke und andere, die sich bis zu dieser Stunde ausgeschwiegen haben.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, jetzt in Ihrer Erklärung Nüchternheit, Augenmaß, Ruhe, Disziplin verlangen, dann richten Sie das bitte vor allem an Ihre eigene Adresse. Es war doch Herbert Wehner, der der sowjetischen Überrüstung noch im letzten Jahr defensiven Charakter bescheinigt hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Auf dem SPD-Parteitag im Dezember, zu einem Augenblick, als die sowjetische Militärmaschine auf Afghanistan bereits angeworfen war, haben sich viele Ihrer Genossen auf Herbert Wehner bezogen, um gegen die NATO-Entscheidung über die Produktion und Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa zu kämpfen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben bis zum heutigen Tag nicht den Mut gehabt, Herbert Wehner in der deuschen Offentlichkeit zu widersprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ihr Bremer Parteifreund und Genosse, der Senator Henning Scherf, erklärte:
    Ich bin mit Helmut Schmidt der festen Überzeugung, daß es keine Aggressionsbereitschaft der Warschauer-Pakt-Staaten und der Sowjetunion gibt

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    und daß es irreführend ist, zu sagen, wir stünden unmittelbar vor einem Krieg oder vor einer Kriegsgefahr.
    Herr Bundeskanzler, in welch einer Welt leben Sie denn mit den führenden Genossen der deutschen Sozialdemokratie?

    (Beifall bei der CDU/CSU — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: In einer sozialistischen Traumburg!)

    Wenn heute Warnungen angebracht sind — dann ganz gewiß vor Beschwichtigungen und Leisetreterei. Wenn überhaupt die Gefahr einer Überreaktion bestehen sollte, dann doch nur deshalb, weil Sie, Herr Bundeskanzler, und die SPD - und manche Politiker im Westen auch — Augenmaß und Fähigkeit zu einer nüchternen und realistischen Einschätzung sowjetischer Politik verloren haben. Man kann nicht über Jahre hinweg systematisch Illusio-



    Dr. Kohl
    nen über Entspannung und Zusammenarbeit, ungeachtet der tatsächlichen internationalen Entwicklungen und ungeachtet der tatsächlichen Ziele und Handlungen sowjetischer Politik, fördern und sich dann wundern, daß das Pendel internationaler Politik in die andere Richtung auszuschlagen droht.
    Solange sich die freie Welt in ihrer politischen Zielsetzung und Entscheidung nicht von eigenen langfristigen Absichten und Überzeugungen lenken läßt, wird sie kurzatmig auf die Aktionen der Sowjetunion reagieren müssen — Aktionen, die heute in dem einen Teil der Welt auf Entspannung und morgen in einem anderen Teil der Welt auf Konfrontation ausgerichtet sind, je nach sowjetischem Interesse und Bedürfnis.
    Nur eine realistische Außenpolitik und vor allem Realismus in der Beurteilung der sowjetischen Politik bewahren vor Überreaktion und vor Illusionen. Herr Bundeskanzler, wir zweifeln an Ihrer Fähigkeit, die internationale Entwicklung realistisch einzuschätzen. Ich erinnere an Ihre Bundespressekonferenz im Januar 1979. Genau ein Jahr ist es her, als Sie von den Ereignissen im Iran sprachen und verkündeten, daß Sie „nur eine vorübergehende Beeinträchtigung" erwarteten, die überbrückt werden könne, und den Bürgern versprachen, sie hätten nur mit „vorübergehenden Preiserhöhungen" bei Heizöl und Benzin zu rechnen. Herr Bundeskanzler, am heutigen Morgen, zwölf Monate danach, sagen Sie:
    Die Olpreise haben sich allein im Jahre 1979 mehr als verdoppelt.
    Sind das „vorübergehende Preiserhöhungen?" Sie haben uns damals der Schwarzmalerei geziehen. Sie haben auch auf diesem Sektor deutscher Politik Illusionen genährt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie sagten damals auch, daß jedes Dramatisieren dieser Entwicklung für unsere Volkswirtschaft schädlich ist. Heute verkündet uns Graf Lambsdorff, wir würden in den kommenden zehn Jahren in der Energieversorgung am Rande des Abgrundes wandeln müssen. Verehrter Graf Lambsdorff, Mitglied des Präsidiums der FDP: Wenn wir am Rande des Abgrundes wandeln, wie können Sie es dann zulassen, daß in Ihrer Partei und in der Koalition die Vorbereitungen für die Einführung einer Verbandsklage getroffen werden, die doch jede Energieversorgung für die Zukunft auf Jahre hinaus verschleppen wird?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aus Angst vor den Grünen bei den kommenden Landtagswahlen sind Sie doch dabei, hier ein Stück Zukunft unseres Landes zu verspielen. Sie wissen doch so gut wie ich, daß dann, wenn dieses neue Rechtsinstitut eingeführt wird, nicht nur die Errichtung von Kernkraftwerken, sondern auch die Errichtung von konventionellen Kraftwerken auf eine lange Zeit verzögert wird, und daß am Ende einer solchen Politik — Ende der 80er Jahre — die Bundesrepublik Deutschland wirtschaftlich zweitklassig werden wird. Das ist doch das Ergebnis Ihrer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist bezeichnend, Herr Bundeskanzler, daß Sie dem Thema „Kernenergie" im Rahmen Ihrer umfangreichen Betrachtung einen einzigen Satz gewidmet haben.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Der keinen Beifall bekommen hat!)

    Herr Bundeskanzler, wenn Sie dann unseren Mitbürgern zu Neujahr im Fernsehen erklären:
    Wir haben im Siebziger-Jahrzehnt fast alles getan, was wir konnten, deshalb können wir mit gutem Gewissen in das neue Jahrzehnt gehen und mit sehr viel Selbstvertrauen,
    so kann ich nicht erkennen, daß wir angesichts der Bilanz der Koalition aus SPD und FDP in die schon aus vielen weltpolitischen Gründen unsicheren 80er Jahren mit „Selbstvertrauen" gehen könnten. Angesichts der inneren und äußeren Lage unseres Landes können wir heute nur sagen: Sie haben zu wenig getan. Wenn Sie nicht mehr leisten können, ist es Zeit, daß Sie Ihren Platz Besseren räumen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie haben unseren Mitbürgern dann noch ein „fröhliches neues Jahr" gewünscht. Oskar Fehrenbach von der „Stuttgarter Zeitung", gewiß kein Weggenosse der Christlich Demokratischen und Christlich-Sozialen Union, schrieb Ihnen in diesen Tagen ins Stammbuch:
    Angst geht um. Angst haben die Menschen wie seit langem nicht mehr. Unsicher sind sie darüber, was dem Schock von Afghanistan an bösen Überraschungen noch folgen mag; weh wird ihnen ums Herz, wenn sie an die krisengeschwängerte Zukunft der achtziger Jahre denken.
    So stellt sich die Welt in der Sicht vieler dar. Es ist nicht jene heile Welt, die Sie den Bürgern im Wahljahr vortragen. Regieren heißt immer auch den Mut haben, den Bürgern zu sagen, wie die Dinge wirklich sind.
    Solange es den Widerspruch zwischen Anspruch. und Wirklichkeit in Ihrer Politik gibt — lassen Sie mich auch das mit Blick auf die Entspannungspolitik sagen —, so lange gibt es auch keine Gemeinsamkeit mit der CDU/CSU in der Außen- oder in der Energiepolitik. Gemeinsamkeit setzt für uns die Fähigkeit und den Willen zu einer nüchternen und mit der Wirklichkeit übereinstimmenden Analyse der Probleme voraus. Herr Kollege Genscher, wenn Sie Gemeinsamkeit wollen, dann sorgen Sie dafür, daß dieses Vermögen einer realistischen Lageeinschätzung zum Wohle unseres Volkes bei Ihrem Koalitionspartner einkehrt!
    In dieser Debatte muß es uns um eine realistische Sicht der Dinge gehen. Was ist geschehen? Die Sowjetunion ist während der Weihnachtstage mit fünf Divisionen in das benachbarte Afghanistan eingefallen. Ich darf daran erinnern, daß ein Jahr zuvor, ebenfalls in den Weihnachtstagen, das kommunisti-



    Dr. Kohl
    sche Vietnam mit Waffen aus der Sowjetunion in das benachbarte Kambodscha eingedrungen ist. Der afghanische Präsident Amin, der die sowjetischen Truppen zu Hilfe gerufen haben soll, kam im Rahmen dieser Aggression zu Tode. Vorsorglich, weitsichtig, wie die sowjetische Politik ist, hat sie den Nachfolger aus dem osteuropäischen Exil gleich mitgebracht und ins Amt eingeführt.
    Die Sowjetunion hat einen Staat überfallen, dessen Regierung, kommunistisch orientiert, mit ihr 1978 einen Freundschafts- und Kooperationsvertrag abgeschlossen hatte; dieser Staat zählte sich selber zu den blockfreien Staaten. Es wird jetzt Aufgabe der zwölf Staaten der Dritten Welt sein, die seit 1971 Freundschaftsverträge mit der Sowjetunion geschlossen haben, zu prüfen, wieweit Moskau aus solchen Verträgen das Recht auf Einmischung in die inneren Angelegenheiten, bis hin zu einer militärischen Intervention, ableitet.
    Daß diese Gedanken nicht nur im Bereich jener zwölf Staaten umgehen, sondern daß das Gespenst der Intervention auch in Europa umgeht, zeigten die stündlichen Nachrichten, die uns aus Jugoslawien erreichten. Darüber war in Ihrer Regierungserklärung, Herr Bundeskanzler, kein Wort zu hören.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Zimmermann [CDU/CSU]: Und Herr Brandt erklärt, daß nichts passiert!)

    Mit ihrer Aggression in Afghanistan hat die sowjetische Führung die wichtigsten Prinzipien des Völkerrechts, der Charta der Vereinten Nationen rücksichtslos verletzt. Diese Prinzipien sind auch Bestandteile des deutsch-sowjetischen Vertrages von 1970, gemeinsamer Erklärungen und Vereinbarungen — auch der KSZE-Schlußakte von Helsinki. Es ist wichtig, uns in diesem Augenblick noch einmal diese Prinzipien in Erinnerung zu rufen:
    Kein Staat darf Gewalt gegen die territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit eines anderen Staates anwenden.
    Kein Staat darf sich mit Gewalt in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates einmischen.
    Alle Staaten müssen den Grundsatz der Gleichberechtigung, der Selbstbestimmung der Völker und die Grundprinzipien der Menschenrechte respektieren.
    Internationale Konflikte müssen auf friedlichem Wege und mit friedlichen Mitteln beigelegt werden.
    Die Sowjetunion hat durch ihre Aggression erneut die Frage nach der Glaubwürdigkeit ihrer eigenen Erklärungen aufgeworfen. Es ist die Frage: Was ist diese Unterschrift unter solchen Dokumenten wert? Das gilt nicht nur für die Beziehungen zu den Staaten der Dritten Welt; das gilt weltweit.
    Von besonderer Bedeutung scheint mir die Tatsache zu sein, daß die sowjetische Führung zum erstenmal nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges in einem Nachbarstaat militärisch interveniert hat, der außerhalb des Warschauer-Pakt-Bereiches liegt. Die Vergleiche, die sich hier aufdrängen, sind Finnland und die Aggression 1939/40 und die Annexion
    der baltischen Staaten 1940 gemeinsam mit Adolf Hitler.
    Es ist die Illusion derer offenkundig geworden, die die sowjetische Aggression gegenüber der CSSR 1968 nur als einen „Verkehrsunfall auf dem Wege der Entspannung" abgetan haben und zur politischen Tagesordnung übergegangen sind.
    Es ist die Illusion derer zerstört worden, die geglaubt haben, die Sowjetunion werde sich mit einem militärischen Gleichgewicht zufriedengeben. Und es ist die Illusion jener zerstört worden, die geglaubt haben, die Aufrüstung der Sowjetunion und ihre konventionelle Überlegenheit dienten nur der Aufrechterhaltung ihrer Kontrolle über den sowjetischen Machtbereich.
    Herr Bundeskanzler, damit ist von der Gemeinsamen Erklärung vom 6. Mai 1978, die Sie und Generalsekretär Breschnew unterschrieben haben, wenig übriggeblieben. Dort ist ausdrücklich „die Respektierung der Unteilbarkeit des Friedens und der Sicherheit in allen Teilen der Welt" festgehalten. Breschnew hat sich nicht daran hindern lassen, den Grundsatz von der Unteilbarkeit des Friedens, der Sicherheit und der Entspannung mit einem militärischen Gewaltakt vom Tisch zu wischen. Die Sowjetunion hat einmal mehr bewiesen, daß sie sich ausschließlich von ihren eigenen Machtinteressen, von ihrem ungebrochenen Hegemonialstreben leiten läßt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Christian Schmidt-Häuer hat in diesen Tagen alle westlichen Spekulationen über die Verantwortlichkeiten im Kreml für die Intervention mit Recht als „Ausdruck der Verharmlosung eigener Fehleinschätzungen und Fehler" bezeichnet. Daß manchen westlichen Politikern der Abschied „vom unbeugsamen Entspannungsväterchen Leonid Breschnew" schwer falle, führt er auf „Denkhemmungen und fehlenden Mut" zurück. Zu den Fehleinschätzungen zählt er auch jene Erwartung, daß die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Sowjetunion die Führung im Kreml von imperialistischen Plänen abhalten werde. Er sagt mit Recht, daß eine solche Erwartung „die ungebrochene Tradition russischer Machtexpansion außer acht" lasse. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Äußerung Breschnews auf der Warschauer-Pakt-Konferenz im April 1974, als er gewissermaßen auf dem Höhepunkt der sogenannten Entspannungspolitik, als sich weite Teile der .deutschen Sozialdemokratie in ihrer Euphorie gar nicht mehr lassen konnten, erklärte:
    Wir Kommunisten müssen eine Zeitlang mit den Kapitalisten zusammenarbeiten. Wir brauchen deren Landwirtschaft und Technologie. Aber wir werden unsere massivsten Rüstungsprogramme fortsetzen und Mitte der 80er Jahre in der Lage sein, zu einer wesentlich aggressiveren Außenpolitik zurückzukehren, um in unseren Beziehungen zum Westen die Oberhand zu gewinnen.

    (Hört! Hört! — Rufe von der CDU/CSU)




    Dr. Kohl
    Breschnew hat hier ganz offen und wahrheitsgemäß gesprochen. Das einzige, was sich verändert hat, ist das Datum: nicht Mitte, sondern Anfang der 80er Jahre.
    So gesehen, entspringt die sowjetische Aggression gegen Afghanistan keiner Augenblickslaune sowjetischer Führung, wie mancher Kreml-Astrologe jetzt herausfiltert. Das ist ein Teil der Globalstrategie, die seit Jahren konsequent verfolgt wird. Herr Bundeskanzler, nach all dem, was wir und auch Sie wissen, hat sich diese Entwicklung in Afghanistan doch nicht erst im Dezember 1979 angekündigt; die Linienführung dieser Politik läuft schon sehr viel länger. Eine Bestätigung für diese These liefert ja die sowjetische Nachrichtenagentur „Nowosti'', die am 11. Januar, also vor wenigen Tagen, auf die Frage, ob sich Aktionen wie die in Afghanistan wiederholen könnten, einfach erklärte: „Das hängt jeweils von der konkreten Situation ab."
    Moskau war an drei Staatsstreichen in Afghanistan beteiligt. Es errichtete treue, Moskau-hörige Regime in Äthiopien und im Südjemen; es schloß mit ihnen Bündnisverträge. Es unterstützt die Rebellen in Belutschistan — in jenem Teil Pakistans, der Afghanistan noch vom Indischen Ozean trennt. Es fördert damit systematisch den Verfall Pakistans. Die Sowjetunion hat ihre Flotte im Indischen Ozean und im Pazifik verstärkt, und sie verfolgt unmittelbar ihre eigenen Interessen im Iran gegen die Interessen der USA, in einem Land also, wo morgen bereits ein Bürgerkrieg ausbrechen kann.
    Die Sowjetunion arbeitet mit fünften Kolonnen, mit kubanischen Söldnertruppen und mit der Einsetzung willfähriger Regierungen. Jetzt hat die Sowjetunion in Afghanistan zum erstenmal eigene Truppen eingesetzt. Die akute Bedrohung Pakistans und des Irans ist damit offenkundig. Die Stabilität des gesamten Mittleren Ostens ist unmittelbar gefährdet. Der gesamte Mittlere und Nahe Osten wird auf diesem Wege zum Gefahrenherd der 80er Jahre.
    Herr Bundeskanzler, Sie haben über ein mögliches Treffen mit Herrn Honecker gesprochen. Ich hätte es begrüßt, wenn Sie auch ein Wort über die traurige Rolle der DDR als Söldnertruppe der Sowjetunion in Afrika verloren hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir alle, die wir in der Kontinuität der Last und der Verantwortung der deutschen Geschichte, nicht zuletzt der NS-Zeit stehen, der Kontinuität einer Geschichte, die wir in der Bundesrepublik wie in der DDR gemeinsam tragen müssen, verspüren, was es bedeutet, wenn jetzt wieder im Auftrag einer Diktatur, im Auftrag von Regimen, die die Menschenrechte mit Füßen treten, deutsche Soldaten, Soldaten, die unsere Muttersprache sprechen, eingesetzt werden. Es werden schlimmste Assoziationen mit dem Ungeist der jüngsten deutschen Geschichte wach. So betrachtet, ist es sogar verständlich, daß der Vertreter der DDR sein Votum im Weltsicherheitsrat in russischer Sprache abgegeben hat.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Die Sowjetunion ist dabei, eine Lebenslinie des Westens unter ihre Kontrolle zu bringen: die Ölroute durch den Persischen Golf. Was das bedeutet, faßt ein Mann in sehr kluger Weise zusammen, der ja durch viele Jahre Ihr militärisch-strategischer Berater war, Herr Bundeskanzler. Theo Sommer sagt in einem nüchternen Satz:
    Es wäre ein direkter Angriff auf das Lebensinteresse der westlichen Industriestaaten, nicht minder herausfordernd als ein Handstreich gegen West-Berlin. Dies aber hieße: Krieg.
    Ich habe in Ihrer Regierungserklärung von dieser Gefahr einer dramatischen Entwicklung nichts gehört. Der Mittlere Osten ist zum internationalen Krisenherd erster Ordnung geworden. Es gab nach dem Krieg nur einmal eine vergleichbare Situation. Das war die Kuba-Krise von 1962. Deshalb müssen wir alle die wiederholten Worte des amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter ernst nehmen, der die sowjetische Aktion als „eine ernste Bedrohung des Friedens" bezeichnet hat, die „die Sicherheit aller Länder, einschließlich der Vereinigten Staaten, unserer Verbündeten und Freunde", bedrohe. Und er hat hinzugefügt:
    In der Zwischenzeit können weder die Vereinigten Staaten noch irgendeine andere Nation, die sich dem Frieden und der Stabilität in der Welt verschrieben hat, mit der Sowjetunion umgehen, als wenn nichts wäre.
    Herr Bundeskanzler, warum haben Sie diesen Satz nicht in Ihren Appell aufgenommen?
    Niemand kann doch so tun, als sei nichts geschehen, als seien wir nicht betroffen, als ginge das alles nur die blockfreien Staaten und die Vereinigten Staaten von Amerika an. Sind wir auch im Menschlichen wirklich so wenig betroffen?
    Ich habe in Ihrer Regierungserklärung kein Wort von dem neuen Elend und Leid gehört, das durch die sowjetische Aggression über viele Hunderttausende Afghanen gekommen ist; weit über 500 000 Flüchtlinge in wenigen Wochen, die ihr Heil in der Flucht aus Afghanistan in das arme Pakistan gesucht haben. Es war kommunistische Politik, die erneut Leid und Elend über Millionen Menschen gebracht hat!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Dann veröffentlichen wir Spendenaufrufe; ich finde: zu Recht. Hoffentlich finden sie viel Anklang, Zuspruch und Unterstützung, um Hilfe für diese Menschen zu leisten. Aber was denkt eigentlich derjenige, der aufgefordert wird, der Bürger, der Spender in unserem Lande, wenn er zu diesem Elend, zu diesem Leid kein Wort aus dem zuständigen amtlichen Munde der Regierung hört?
    Wie sehr wir betroffen sind, wie sehr die westliche Entspannungspolitik insgesamt betroffen ist, beweist doch auch die Weigerung der Sowjetunion, vor der Rücknahme des NATO-Beschlusses vom Dezember 1979 über die Produktion und Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Europa auf das Verhandlungsangebot der NATO einzugehen. Auch



    Dr. Kohl
    dazu, Herr Bundeskanzler, haben Sie kein Wort gesagt.

    (Widerspruch des Abg. Dr. Corterier [SPD])

    Kein Wort haben Sie in dieser Frage gesagt.
    Beide Ereignisse, die sowjetische Verweigerung von Rüstungskontrollverhandlungen und die sowjetische Aggression in Afghanistan, bedeuten das Ende dessen, was wir seit über einem Jahrzehnt als „Ost-West-Entspannung" bezeichnet haben; es sei denn, die Sowjetunion korrigiert ihre Meinung. Einer von jenen, die im wissenschaftlichen Bereich die Entspannungspolitik immer wieder leidenschaftlich vertreten und durchgesetzt haben, Richard Löwenthal, kommt zu dem dramatischen Schluß, daß die Weigerung einer oder beider Seiten, in Lebensfragen konstruktiv zu verhandeln, auf dem heutigen Stand der Nuklearrüstung eine Gefahr für das Überleben bedeute. Löwenthal sagt:
    Die Drohung der 80er Jahre ist der Krieg.
    Das ist doch kein Kalter Krieger, Herr Bundeskanzler.

    (Zuruf des Abg. Voigt [Frankfurt] [SPD])

    Wir alle waren doch Zeuge jenes — wie wir jetzt wissen — zynischen Auftretens des sowjetischen Außenministers Gromyko in Bonn. Zu einem Zeitpunkt, zu dem bereits die sowjetischen Vorbereitungen für den Überfall auf Afghanistan liefen, sprach er vor der deutschen Offentlichkeit von dem Vorschlag der Sowjetunion, „daß man zu einer radikalen Abrüstung kommt und unter internationaler Kontrolle alle Rüstungen abbaut".
    Meine Damen und Herren, die meisten in unserem Lande haben Gromyko keinen Glauben geschenkt. Eine Ausnahme waren hier nicht wenige Delegierte des Berliner SPD-Parteitags, die glaubten, man müsse diesen Worten Glauben schenken. Sie in der SPD haben überhört, daß Gromyko bei seinem Auftreten in Bonn sozusagen im gleichen Atemzug hinzugefügt hat:
    Wir werden unserer prinzipiellen Politik treu bleiben. Das ist für uns lebendige Politik seit Lenins Zeiten.
    Meine Damen und Herren, dem ist nichts hinzuzufügen. Das ist die Ausgangsposition sowjetischer Überlegungen!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir müssen uns mit der Frage beschäftigen: Warum konnte das alles geschehen? Wir müssen darüber sprechen, wenn wir die richtigen Schlußfolgerungen für unser eigenes Handeln ziehen wollen.
    Erstens. Die Sowjetunion hat unmittelbar und rücksichtslos das Machtvakuum ausgenutzt, das die Amerikaner in Indochina nach ihrem Abzug hinterlassen haben. Das Schweigen weiter Teile der Welt zu Hanois Expansion nach Kambodscha und Laos hat Moskau zu seinem Griff nach Kabul mit Sicherheit ermutigt.
    Zweitens. Das jahrelange Hinsiechen und schließlich Ende des Cento-Pakts, der Sturz des Schahs im Iran, die Weigerung der USA, Pakistan Militärhilfe zu leisten, die Lähmung in Amerika auf Grund der Geiselnahme in Teheran, die Errichtung sowjetfreundlicher Regime in Afghanistan, im Südjemen und in Äthiopien und der abzusehende Regierungswechsel in Indien schufen aus der Sicht Moskaus eine Ausgangsposition für die Ausweitung ihres Einflusses, die sie nicht länger zögern ließ.
    Drittens. Das weltweite Gleichgewicht zwischen den Supermächten ist in den letzten zehn Jahren durch territoriale Machtverschiebungen und durch die massive sowjetische Aufrüstung, vor allem auch im maritimen Bereich, zum Vorteil der Sowjetunion erschüttert worden.
    Viertens. Jeder von uns weiß: die außenpolitische Handlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten war aus innenpolitischen Gründen oft genug in diesen letzten Jahren gelähmt. Löwenthal sagt dazu: „Amerika geriet in eine Position relativer Schwäche, die den Sowjets abnehmende Anreize zum Verhandeln bot."
    Die Sowjetunion hat aus ihrer Sicht kompromißlos gehandelt. Sie hat den Kampf um die Vormacht aufgenommen. Sie ist nicht bereit, auf ihre erreichten rüstungspolitischen Vorteile zu verzichten. Sie ist dabei, ihre politische Macht territorial und weltweit zu erweitern. Sie hat die Schwächeposition des Westens ausgenutzt, dessen Partnerschaft im Sinne der Entspannung unerläßlich ist. Auf einen einfachen Nenner gebracht: die sowjetische KostenNutzen-Rechnung ergab, daß die Vorteile und die zukünftigen militärischen Möglichkeiten in Richtung Indischer Ozean und Arabischer Golf die aktuellen Nachteile überwiegen. Dementsprechend hat sich die Sowjetunion verhalten.
    Die Frage, die sich uns stellt, ist: wie sieht unsere Antwort in dieser Lage aus, die Antwort der freien Welt? „Die Welt kann nicht abwarten und der Sowjetunion erlauben, diesen Akt ungestraft zu begehen", sagt Jimmy Carter. Er fügt hinzu: „Die Geschichte lehrt vielleicht nur wenige eindeutige Lektionen, aber gewiß ist eine solche Lektion, die die Welt mit großen Kosten gelernt hat, die, daß eine Aggression, der man nicht entgegentritt, zu einer ansteckenden Krankheit wird."
    Wenn man die Reden aus Ihrem Kreise, dem Kreise der SPD, hört, wenn man ihnen Glauben schenken soll, dann darf der Westen aus den Vorgängen in Afghanistan nur die eine Lehre ziehen: Kein Rückfall in den Kalten Krieg. Es scheint Sie nicht zu stören, meine Damen und Herren von der SPD, daß sich auch der Aggressor, die Sowjetunion, der Propagandaformel „Kalter Krieg" bedient, um gegen die Maßnahmen zu polemisieren, die der amerikanische Präsident als Antwort auf den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan angekündigt hat. Es ist ein altbekanntes Lied seit zehn Jahren: nicht derjenige, der immer wieder gefährliche Spannungen heraufbeschwört — ob in Europa, ob auf dem afrikanischen Kontinent, ob im Nahen, im Mittleren oder im Fernen Osten — ist in ihren Augen maßgeblicher Kalter Krieger und Entspannungs-



    Dr. Kohl
    feind, sondern derjenige, der es wagt, die Ursachen, die originale Tätigkeit jener Spannung beim Namen zu nennen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wirkliche und dauerhafte Entspannung, die wir wollen, ist nur dann möglich, wenn die Ursachen der Spannung nicht bemäntelt oder gar glatt verschwiegen, sondern offen ausgesprochen, diskutiert und beseitigt werden. Wer um der Entspannung willen zu Gewalt, verletzten Menschenrechten und Unterdrückung schweigt, der läßt am Ende den Unterdrücker darüber befinden, was der Entspannung dient und was nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Er wird die Unterdrücker und die Aggressoren nur immer wieder ermuntern, ihren gewalttätigen Weg fortzusetzen.
    In diesen Tagen hat sich mancher von uns gefragt: Was wäre wohl passiert, wenn die Amerikaner mit fünf Divisionen über einen Nachbarstaat hergefallen wären, wenn der bisherige Staatschef ermordet worden wäre und der Ersatzmann von den Aggressionstruppen gleich mitgebracht worden wäre? Die Reaktion wäre leicht auszumachen gewesen. Wo sind eigentlich heute die Stimmen in der SPD? Warum schweigen Sie, Herr Kollege Wehner? Warum schweigen Ihre Genossen, etwa Herr Eppler, der noch im Dezember die NATO davor warnte, die Sowjetunion zu provozieren? Wo spricht heute Herr Bahr von einer „Perversion des Denkens"?

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU) Warum schweigen die Genossen?


    (Dr. Corterier [SPD]: Die reden doch!)

    Wo bleiben die Proteste von Herrn Albertz, von Harry Ristock, von Gollwitzer und anderen, die doch nie müde wurden, gegen den amerikanischen Einsatz in Vietnam zu demonstrieren? Wo bleiben heute die internationalen Tribunale, wo sich europäische Sozialisten und Kommunisten in der Verdammung der USA gegenseitig zu übertreffen versuchten?

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Franz Schmedt schrieb uns allen in diesen Tagen in der Osnabrücker Zeitung ein kluges Wort ins Stammbuch. Er meint: Engagement für die Menschenrechte und die Souveränität anderer Staaten ist stets zu begrüßen. Aber auch diese Aktivität ist unteilbar, wein sie glaubwürdig bleiben soll.
    Die Sojwetunion hat nicht vergessen, meine Damen und Herren, wie der Westen 1968 auf den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten reagiert hat. Sie war, wie wir wissen, selber überrascht, wie schnell der Westen — auch wir in der Bundesrepublik und vor allem die Westeuropäer als Ganzes — zur Tagesordnung überging, als wäre nichts geschehen.
    Als Moskau nicht einmal ein halbes Jahr später erneut einen Vorschlag für eine europäische Sicherheitskonferenz aus der Schublade zog, wo er während der CSSR-Krise geruht hatte, war es Willy Brandt, der als erster diese sowjetische Initiative aufgriff. Damit war die Sowjetunion nicht einmal kurzfristig in die Gefahr geraten, außenpolitischen Schaden für ihre blutige Aggression zu erleiden.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben in Ihren ersten Einlassungen zu Afghanistan in Madrid und Paris den Eindruck genährt, als handelte es sich bei der sowjetischen Aggression um einen regionalen Konflikt, um einen Konflikt, der in erster Linie die Sowjetunion und die blockfreien Staaten, allenfalls noch die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika berühren könnte. Und dann, Herr Bundeskanzler, sandten Sie ausgerechnet Herrn Bahr und Herrn Pawelczyk nach Washington.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das waren die „Richtigen"!)

    Herr Pawelczyk konnte dort nichts Eilfertigeres erklären als, Europa müsse aus dem Konflikt um Afghanistan herausgehalten werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unerhört!)

    Nicht nur, daß Sie nicht selber zunächst und zuerst nach Washington gereist sind — welche Distanz zu unserem Bündnispartner, zu unseren Freunden der wichtigsten Garantiemacht von Freiheit und Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland läßt dieses Handeln erkennen!

    (Beifall bei der CDU/CSU)