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ID0819118300

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    Plenarprotokoll 8/191 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 191. Sitzung Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979 Inhalt: Zusätzliche Überweisung eines Gesetzentwurfs an den Haushaltsausschuß gemäß § 96 GO 15045A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 15045 A Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1980 (Haushaltsgesetz 1980) — Drucksachen 8/3100, 8/3354 — Beschlußempfehlungen und Berichte des Haushaltsausschusses Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt -- Drucksache 8/3374 — in Verbindung mit Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts — Drucksache 8/3375 — in Verbindung mit Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung — Drucksache 8/3384 — Schröder (Luneburg) CDU/CSU 15046A, 15047A Löffler SPD 15048A Dr. h. c. Strauß, Ministerpräsident des Freistaates Bayern 15049B, 15120C Wehner SPD 15064 B Genscher, Bundesminister AA 15071 B Dr. Barzel CDU/CSU 15077 A Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 15086A Dr. Ehmke SPD 15087A Hoppe FDP 15097A Schmidt, Bundeskanzler . . . . 15103A, 15120B Dr. Kohl CDU/CSU 15111 D, 15128 D Mischnick FDP . 15129B Dr. Blüm CDU/CSU 15132 C Rohde SPD 15141A Cronenberg FDP 15147 C Dr. Marx CDU/CSU 15151A Dr. Corterier SPD 15154 C II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979 Möllemann FDP 15156D Hauser (Bonn-Bad Godesberg) CDU/CSU 15159B Würtz SPD 15162B Zywietz FDP 15164D Haase (Kassel) CDU/CSU 15167A Dr. Apel, Bundesminister BMVg . . . 15169B Picard CDU/CSU 15170D Namentliche Abstimmung 15172A Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte — Drucksache 8/3395 — 15174A Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksache 8/3390 — 15174 C Nächste Sitzung 15174 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . .15175* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979 15045 191. Sitzung Bonn, den 11. Dezember 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 190. Sitzung, Seite 15019* A, Zeile 10: Statt „Bundesrechtsrahmengesetz" ist „Beamtenrechtsrahmengesetz" zu lesen. Zwei Zeilen weiter muß es statt „Bundesbesoldungsgesetz" „Bundesbeamtengesetz heißen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen* 14. 12. Dr. Aigner* 14. 12. Alber* 14. 12. Dr. Bangemann* 14. 12. Blumenfeld* 14. 12. Brandt 11. 12. Egert 14. 12. Fellermaier* 14. 12. Frau Dr. Focke* 14. 12. Friedrich (Würzburg) * 14. 12. Dr. Früh* 14. 12. Dr. Fuchs* 14. 12. von Hassel* 14. 12. Katzer 14. 12. Dr. h. c. Kiesinger 12. 12. Dr. Klepsch* 14. 12. Lange* 14. 12. Lüker* 14. 12. Luster* 14. 12. Milz 14. 12. Dr. Müller-Hermann* 14. 12. Peiter 11. 12. Dr. Pfennig* 14. 12. Frau Schleicher* 14. 12. Dr. Schwarz-Schilling 13. 12. Dr. Schwencke (Nienburg) * 14. 12. Seefeld* 14. 12. Sieglerschmidt* 14. 12. Frau Tübler 14. 12. Frau Dr. Walz* 14. 12. Wawrzik* 14. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
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    Rede von Peter Würtz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber Kollege Hauser, im Gegensatz zu Ihrer sehr pessimistischen Darstellung, die Sie vom Verteidigungshaushalt gegeben haben, möchte ich von diesem Platz aus ganz deutlich feststellen: Die Sicherheitspolitik der sozialliberalen Koalition hat eine solide finanzielle Basis.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie wissen ganz genau, daß die Beratungen im Haushaltsausschuß das auch gezeigt haben.

    (Damm [CDU/CSU]: Gebrüder Grimm!)

    — Der Verteidigungshaushalt 1980, Herr Kollege Damm, ist sichtbarer finanzielller Ausdruck des politischen Wollens, uns von niemandem fremden Willen aufzwingen zu lassen.
    Entgegen den Unkenrufen, die soeben auch der Kollege Hauser vorgetragen hat — und ich gehe davon aus, daß der Kollege Haase das anschließend auch noch tun wird --, besteht bei dieser erheblichen finanziellen Leistung, die wir erbringen, die Gewißheit, daß wir unseren Beitrag im Rahmen des westlichen Verteidigungsbündnisses erfüllen, dabei jedoch nicht überziehen. Zum einen bleibt die Bundeswehr fähig, zusammen mit den Bündnispartnern unsere Freiheit vor äußerer Bedrohung zu schützen. Zum anderen gibt uns das funktionierende Konzept der NATO die Chance, die Verhandlungen über Rüstungskontrollmaßnahmen und Rüstungsbegrenzungen fortzuführen.
    Aber auch der Verteidigungshaushalt muß sich im Jahr 1980, wenn der Gesamthaushalt konsolidiert wird, den Notwendigkeiten fügen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nur im Rahmen eines ausgewogenen Gesamthaushaltes kann die Erfüllung aller Staatsausgaben gewährleistet werden.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, die ständige Beschwörung noch höherer Verteidigungsausgaben ist nach meiner Auffassung schädlich, selbst wenn sie, wie soeben durch Sie, Herr Hauser, erneut geschehen, mit vermeintlich guten Argumenten vorgetragen wird.

    (Damm [CDU/CSU]: Aber der Kanzler wollte doch 3 % mehr!)

    Erstens wird der Überschätzung der Wirtschaftskraft unseres Landes durch unsere Partner Vorschub geleistet. Zweitens wird den Soldaten und zivilen Mitarbeitern der Bundeswehr unterschwellig eingeredet, nur wegen der mangelnden Bereitschaft der Bundesregierung werde die personelle und materielle Ausrüstung der Bundeswehr vernachlässigt.

    (Damm [CDU/CSU]: So ist es auch!)

    Sicherheitspolitik hat eben nicht nur die eine Dimension „mehr Waffen durch mehr Geld"; wir müssen auch die ökonomische Dimension sehen, d. h. die Erhaltung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit unseres Landes, die erst die Grundlage für eine wirksame Verteidigungsfähigkeit und Verteidigungsbereitschaft der Menschen schafft. Und die sollten wir nicht aus dem Auge verlieren.
    Herr Kollege Hauser, Sie haben die Problematik der 3 % angesprochen. Ich will nur noch einmal die Zahlen wiederholen. Im Bundeshaushalt 1980 sind rund 48 Milliarden DM für Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien vorgesehen. Das sind 2 Milliarden DM oder 4,8 % mehr als in diesem Jahr. Dieser Aufwuchs in einem Bundeshaushalt, der im Zeichen
    Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979 15163
    Würtz
    der Konsolidierung steht, ist nach meiner Auffassung beträchtlich.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber weniger, als international zugesagt!)

    Selbstverständlich — das muß man ehrlicherweise zugeben — deckt ein bestimmter Teil nur die Preissteigerungsrate ab. Aber — das sollten wir auch sagen — Sinn des NATO-Beschlusses — eine reale Steigerung der Verteidigungsausgaben im Bereich von jährlich 3 % anzustreben — ist es, mit mehr Geld mehr Verteidigungskraft zu erreichen.
    Der Indikator von plus 3 % führt rein rechnerisch und zahlenmäßig bei den NATO-Mitgliedsländern natürlich zu ganz unterschiedlichen Entwicklungen. Ich will Ihnen noch einmal deutlich machen, welche Gefahren darin bestehen, das rechnerisch, buchhalterisch zu sehen.

    (Damm [CDU/CSU]: Dann dürfen Sie so etwas nicht zu sagen! Das hat der Kanzler doch unterschrieben!)

    Es besteht nämlich erstens die Gefahr, daß die Ausgaben um ihrer selbst willen geleistet werden, ohne daß dadurch die Verteidigungsfähigkeit erhöht wird.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht!)

    — Natürlich, verehrter Herr Kollege Wörner. Ich glaube das einfach deshalb, weil wir es ja in einigen NATO-Partnerländern immer wieder erleben, daß dort Gehaltssteigerungen vorgenommen werden, die mit der Steigerung der Verteidigungsfähigkeit überhaupt nichts zu tun haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Zum zweiten. Die Länder, die in der Vergangenheit besonders geringe Leistungen erbracht haben, können ihren Aufwuchs natürlich leichter erfüllen. Zum dritten. Je höher bereits das Niveau der Verteidigungsausgaben ist, desto schwieriger werden weitere Steigerungen.

    (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: Das hat der Bundeskanzler alles zugesagt!)

    Ich meine, wir sollten aufpassen, daß die 3 %, die man nicht so sehen darf, als seien sie in einem speziellen Jahr zu erreichen, in der vor uns liegenden Zeit erfüllt werden.

    (Damm [CDU/CSU]: Kein Wunder, daß die Amerikaner mißtrauisch sind!)

    Wenn wir zurückschauen, sehen wir, daß wir dieses Ziel in den letzten zehn Jahren erfüllt haben. Die Verteidigungsausgaben sind in den letzten Jahren real um 29 %, durchschnittlich pro Jahr um 3 %, gestiegen. Ich sage hier: Nicht alle Bündnispartner können von sich Gleiches behaupten.
    Wer meint, unsere Verteidigungsleistungen seien zu niedrig, weil wir rein rechnerisch, nach heutiger Schätzung, das 3 %-Ziel nicht erreichen, muß sich fragen lassen, ob er bereit ist, eine Milliarde DM zu den Verteidigungsausgaben zuzulegen. Dann muß er auch ganz konkret sagen, woher dieser Betrag kommen soll.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Meine Damen und Herren, da von Ihnen, Herr Kollege Hauser, das taktische Kampfflugzeug der 90er Jahre angesprochen worden ist und der Kollege Haase sicher dazu noch etwas sagen will, darf ich hier einmal feststellen, daß wir, sollten wir uns für ein derartiges Flugzeug entscheiden, auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen müssen. Die Zahlen, die uns in diesem Zusammenhang vom Verteidigungsministerium genannt worden sind, bewegen sich innerhalb einer Bandbreite von 14 Milliarden DM bis 17 Milliarden DM. Planung und Entwicklung erfordern sicherlich einen Zeitraum von zehn Jahren.
    Es ist deshalb zu begrüßen, daß die Bundeswehr frühzeitig damit beginnt, die technischen Möglichkeiten zu erkunden. Auch das kostet Geld. Wir haben im Haushalt des Jahres 1979 dafür schon 25 Millionen DM eingesetzt. Es ist für uns keine Frage, daß dieses Geld bereitgestellt werden muß. Aber es ist sehr wohl eine Frage, in welchem Umfang zu Beginn einer solchen Entwicklung dafür Finanzmittel verwendet werden sollen.

    (Löffler [SPD]: Das bestimmen immer noch wir!)

    Im Regierungsentwurf waren 71 Millionen DM für 1980 vorgeschlagen. Wir haben für 1980 31 Millionen DM vorgesehen.

    (Zuruf des Abg. Damm [CDU/CSU])

    Bei langfristigen Entwicklungen, die naturgemäß schwer überschaubar sind, besteht immer die Gefahr, durch zu hohe Mittelansätze über das Ziel der ersten Erkundung hinauszuschießen.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Zu früh werden Optionen aufgegeben. Damit besteht dann auch die Gefahr, daß man sich auf eine einzige Möglichkeit festlegt und später Fehler nicht mehr korrigieren kann.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie wissen alle, daß wir uns das eine oder andere Mal schon etwas zu weit vorgewagt haben. Das Parlament wird in solchen Fällen vor vollendete Tatsachen gestellt.

    (Zuruf von der SPD: Richtig!)

    Deshalb sind wir der Meinung, daß zunächst ein weiterer, behutsamer Schritt mit einem Ansatz von 31 Millionen DM angemessen ist. Wir werden, wenn diese Summe ausgegeben ist, die Ergebnisse prüfen. Mit einem solchen Vorgeben werden keine Möglichkeiten verbaut. Es kann auch keine Rede davon sein, daß wir damit die deutsche Luftfahrtindustrie und ihre Arbeitsplätze in Schwierigkeiten bringen.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Das ist der erste Schritt in den Abgrund!)

    Wir wollen, daß das Parlament die Möglichkeit hat, jeweils nach überschaubaren finanziellen Teilschritten über den Fortgang des Gesamtprogramms zu entscheiden. Ich füge hier hinzu: Nur so kann das
    15164 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979
    Würtz
    Risiko finanzieller Fehlentwicklungen eingegrenzt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Kollege Hauser, wie uns das Haus erklärt hat, ist es richtig, daß die Gesamtsumme des Ansatzes „Forschung und Entwicklung" zurückgeht. Der erste große Generationswechsel in der Bundeswehr ist vollzogen. Wir brauchen in diesem Jahr in dem Bereich etwas weniger Geld.

    (Zuruf des Abg. Damm [CDU/CSU])

    Im Betriebsbereich muß leider auch die Bundeswehr die Preissteigerungen im Energiesektor hinnehmen. Wir haben im Haushaltsausschuß einvernehmlich 175 Millionen DM für Betriebsstoffe und Heizöl dazugelegt. Dieser Betrag stammt aus dem Gesamthaushalt.
    Im Personalbereich wird der erste Schritt zur Realisierung der neuen Heeresstruktur mit der Schaffung von 488 neuen Soldatenstellen und 1 000 Wehrübungsplätzen getan. Es ist sicher nur ein erster Schritt, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
    Ich will hier noch ganz kurz die Besoldungsverbesserung für Soldaten ansprechen, die von besonderer Bedeutung ist. Ich halte es für eine gute Sache, daß die Konsolidierung des Haushalts nicht zu Lasten der Menschen geht, die in der Bundeswehr dienen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Tut sie aber!)

    Denn die Sicherheit hat vor allem auch eine im weitesten Sinne soziale Dimension — nicht im Sinne von sozialen Geschenken, sondern im Sinne der materiellen Anerkennung von Leistungen, die unsere Soldaten und die zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr Tag für Tag erbringen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Im Hinblick auf die Fürsorge und Betreuung in den Streitkräften möchte ich feststellen, daß wir einen außerordentlich hohen Stand erreicht haben. Wir müssen aber immer wieder feststellen, daß in einzelnen Bereichen noch Mängel und Lücken im Gesamtsystem vorherrschen. Deshalb haben wir die Absicht, auch in den künftigen Jahren entsprechende Verbesserungen vorzusehen.
    Ich halte es für ganz wesentlich, daß wir in den nächsten Jahren folgende Prioritäten setzen: Wir müssen zum einen das Problem der beschwerlichen Konsequenzen von Versetzungen lösen, die es im Bereich der Bundeswehr gibt. Eine großzügigere Trennungsgeldpraxis kann zur Lösung beitragen. — Wir müssen bei den Zulagen etwas tun. — Wir müssen bei der Unterbringung der Soldaten in den einzelnen Standorten noch mehr tun, obwohl wir dort in den letzten Jahren für die Verbesserung der Unterkünfte sehr viel Geld investiert haben. — Wir müssen aber auch, ähnlich wie wir es im Haushaltsausschuß diskutiert haben, spätestens im Jahre 1981 den Wehrsold anpassen.
    Zum Schluß ein sehr wesentliches Problem: Der Verwendungs- und Beförderungsstau muß beseitigt werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das sagen Sie mal dem Minister!)

    Ich darf an dieser Stelle noch einmal die Bitte an die Bundesregierung äußern, daß die sozialen Maßnahmen, die wir im Haushaltsausschuß einvernehmlich beschlossen haben, durch entsprechende Gesetzesvorlagen im kommenden Jahr frühzeitig und rechtzeitig hier ins Parlament eingebracht werden, damit die Betroffenen im kommenden Jahr auch noch etwas davon haben.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, mich schockiert besonders Ihre Aussage, daß Sie diesem Verteidigungshaushalt erneut Ihre Zustimmung versagen.

    (Damm [CDU/CSU]: Er ist auch unzureichend!)

    — Lieber Herr Kollege Damm, ich habe mir einmal sagen lassen, wie sie am 10. Oktober im Verteidigungsausschuß abgestimmt haben. Sie haben von den 17 Kapiteln 11 einstimmig angenommen, bei vier Kapiteln mit jeweils einer Stimmenthaltung und bei einem Kapitel mit einer Gegenstimme votiert.

    (Damm [CDU/CSU]: Und der Haushaltsausschuß hat sich über den Verteidigungsausschuß völlig hinweggesetzt!)

    — Im Haushaltsausschuß — um dies hinzuzufügen
    — haben sich die Kollegen Hauser und Haase letztlich nicht anders verhalten, wenn ich das richtig sehe. Sie haben keine größeren Erhöhungsanträge gestellt. Deshalb verstehe ich Ihre Haltung hier im Plenum nicht und sage: Die Opposition hat sich im Verteidigungsbereich jedenfalls schlicht abgemeldet.

    (Beifall bei der SPD — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Ach Gott!)

    — Lieber Herr Kollege Haase, wir werden uns im Jahre 1980 im Land umsehen, wie Sie Ihr Verhalten den Bürgern mit und ohne Uniform erklären.

    (Damm [CDU/CSU]: Sie geben ja nicht noch einmal das, was die Regierung will!)

    Lassen Sie mich für die SPD-Bundestagsfraktion feststellen: Unsere Verteidigungsausgaben sind angemessen und zugleich solide finanziert. Wir geben das Geld dort aus, wo wir es unmittelbar und dringend für unsere Verteidigungskraft benötigen. Damit können wir unsere Aufgaben im Bündnis erfüllen. Die Sozialdemokraten stimmen dem Einzelplan 14 vollinhaltlich zu.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Zywietz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Werner Zywietz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hält man im Rahmen des gesamten Etats mit einem Volumen von 215 Milliarden DM nach den Schwerpunkten Ausschau, wie sie sich auch in den Einzeletats niederschlagen, so kann
    Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979 15165
    Zywietz
    man ganz einfach feststellen, daß der erste Platz vom Arbeits- und Sozialbereich eingenommen wird, daß aber gleich danach auf Platz 2 das Verteidigungsressort mit einem Ausgabevolumen von 38 Milliarden DM rangiert. Wenn man nach NATO-Kriterien rechnet, ist der Verteidigungsetat mit 47,5 Milliarden DM mit dem Arbeits- und Sozialetat fast gleichauf.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Aber die Schulden kommen noch hinzu!)

    — Nicht so voreilig, Herr Kollege Würzbach. Wir haben noch einen Moment Zeit für die Aussprache.
    Es folgen dann der Verkehrsetat und der Etat für Jugend, Familie und Gesundheit. Gewichtet man, so kann man sagen, daß der Verteidigungsetat auf Platz 2 20 % des Gesamtetats ausmacht. Die ersten beiden Etats nehmen 45 %, die ersten vier Etats zusammen 60 % des Finanzvolumens, über das wir hier im Rahmen unserer Haushaltsberatungen sprechen, ein.
    Mit diesen 20 % liegen wir bei einem Vergleich mit den Beiträgen der anderen NATO-Staaten an zweiter Stelle.

    (Hauser [Bonn-Bad Godesberg] [CDU/CSU]: 17,5 %!)

    Ich meine, diese Zahlen sind ausreichender Beleg dafür, daß wir für die notwendige Verteidigungsfähigkeit in diesem Haushalt auch die notwendigen Finanzmittel bereitstellen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nein, das tut Ihr nicht!)

    Wir haben mit diesem Einzelplan in Umfang und Struktur einen richtig bemessenen Beitrag für die Sicherheit unserer Bundesrepublik im NATO- System erbracht.
    Ich möchte hinzufügen, daß jeder Einzeletat in diesem Haushalt seinen Beitrag zur notwendigen Konsolidierung erbringen muß. Wer, Herr Kollege Hauser, diese Zahlen zur Kenntnis nimmt, der muß doch wohl sagen, daß wir die notwendige Verteidigung in keiner Weise vernachlässigen. Wie man zu der Formel: Bedrohung stärker, Ausgaben geringer, und als Schlußfolgerung daraus zur Ablehnung dieses Haushalts kommen kann, ist mir eigentlich unbegreiflich.
    Wie die Verteidigungspolitik die notwendigen Aufgaben erfüllt, läßt sich am Zahlenspiegel des Etats ablesen. Über 23 Kapitel des Einzelplans oder, wenn man so will, über zwei Schwerpunktbereiche besteht ja Einigkeit, nämlich den Betriebs- und Personalkostenblock mit etwa 68 % — diese Relation besteht schon über einem längeren Zeitraum — und über den investiven Anteil mit etwa 30 bis 31 %, ebenfalls gemessen über einen längeren Zeitraum. In diesen beiden Schwerpunktbereichen haben wir ein Paket in Höhe von 276 Millionen DM geschnürt, das zur Verbesserung der Situation der Soldaten in der Bundeswehr beitragen soll.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Das ist ein Päckchen, kein Paket!)

    — Auch „Päckchen" können schwer sein. Auf jeden Fall lohnt es sich, sie zu öffnen; es ist eine ganze Menge darin: der Zeitausgleich, Zulagen und für die Zeitsoldaten eine Gahaltszahlung von Anfang an, um in der Kürze der Zeit nur die wesentlichen Punkte zu nennen, Kollege Würzbach. Ich glaube, das ist schon sehr ansehnliches „Päckchen", insbesondere für diese Jahreszeit.
    Aber viel wichtiger ist vielleicht der Blick auf die Ausgaben für die Ausrüstung und auf die Aufwendungen der Streitkräfte für moderne Waffen. Hierfür sollen 8,6 Milliarden DM aufgewendet werden; das ist eine Steigerung von 7 %. Wir halten das für eine sehr aussagekräftige Steigerungsrate. Man sollte das Ganze nicht so sehr auf die Absichtsbekundung verengen, einen Zuwachs von 3 % sicherzustellen. Das ist eine hilfreiche Leitidee, aber machen wir daraus doch keine Ideologie und keinen Zahlenfetischismus.

    (Damm [CDU/CSU]: Das erzählen Sie einmal dem Herrn Braun! — Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal, was der heute erzählt hat!)

    — Denen, die an der Erstellung dieser Zahlen mitgewirkt haben, kann nur der Rat erteilt werden, über ihren Bereich einmal sehr solide Rechenschaft zu geben. Ich glaube, da können wir bestehen. Ein Aufstocken von Verteidigungsetats, wie das in einigen Ländern geschieht, durch einen gesteigerten Personalaufwand, d. h. durch Gehaltsaufwendungen, die in der Vergangenheit verweigert worden sind und die jetzt sprunghaft nachgeholt werden, stellt keine adäquate Steigerung der Verteidigungsfähigkeit dar. Das muß doch wohl in diesem Zusammenhang modifiziert betrachtet werden.
    Ich möchte noch ganz kurz auf einige Einzelthemen eingehen, die hier schon zum Teil angesprochen worden sind, die vielleicht aber auch noch aus grundsätzlichen Erwägungen heraus der einen oder anderen Ergänzung bedürfen.
    Da stellt sich einmal die Frage der Energiekosten im Zusammenhang mit diesem Etat. Hierbei handelt es sich um ein Grundsatzproblem, das sich durch alle Einzeletats hindurchzieht und das nicht nur den öffentlichen Bereich insgesamt, sondern auch den privaten Bereich belastet. Wir meinen, daß kein Etat grundsätzlich davon ausgenommen sein kann, einen Beitrag zur rationellen Energieverwendung zu erbringen. Sicher haben wir auch Besonderheiten, die im Rahmen der einzelnen Ansätze berücksichtigt wurden. Wir begrüßen aber den Einsatz eines Energiebeauftragten, von dem wir viel erhoffen. Die einfache Formel — die in der Vergangenheit benötigte Energiemenge multipliziert mit den neuen Preisen ergibt den Haushaltsansatz — ist auch für den Verteidigungsetat nicht akzeptabel, weil damit die Vorbildfunktion für den öffentlichen Bereich insgesamt nicht erfüllt wird. Ich möchte aber im Gegensatz zu dem, was der Sprecher der Opposition gesagt hat, unterstreichen und damit unserer Überzeugung Ausdruck verleihen, daß die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr durch den vorliegenden Haushaltsansatz in diesem Bereich voll gewährleistet ist.
    15166 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979
    Zywietz
    Noch ein kurzes Wort zu dem in den Ausschußberatungen und in den Berichterstattergesprächen intensiv erörterten Thema des Flugzeugs der 90er Jahre. Im Etat 1979 waren dafür 25 Millionen DM vorgesehen. In der Tat haben wir im Etat eine Kürzung von 71 Millionen DM auf 31 Millionen DM vorgenommen. Wir meinen allerdings auch, daß uns schon eine kursorische Betrachtung der Erfahrungen mit der Behandlung von Entwicklungsaufwand, von Forschungsaufwand bei anderen Projekten — Stichwort MRCA — zu einer solchen Vorsicht im Zeitablauf und einer größeren parlamentarischen Transparenz und Kontrolle kommen läßt.

    (Damm [CDU/CSU]: Das ist gar keine Entwicklung! Ihr glaubt noch nicht einmal Eurer eigenen Regierung! — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Sie wissen nicht, wovon Sie reden, und wissen nicht, was Sie tun! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Wir wissen sehr wohl, daß sich am Ende aus dem, was im Etat in einzelnen Punkten ausgewiesen wird, sehr schnell eine selbst nach vorn entwickelnde Sachzwangabfolge ergibt, an deren Ende nachher Größenordnungen von 15 Milliarden DM für dieses Anschaffungsprogramm stehen. Allein diese Größenordnungen und die bisherigen Erfahrungen mit dem parlamentarischen Verfahren raten hier zur Vorsicht und Umsicht.

    (Damm [CDU/CSU]: Die Regierung und der Verteidigungsausschuß wollen es einstimmig! Und Ihr setzt Euch einfach darüber weg! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Davon sind wir überzeugt, Herr Kollege Haase. Sie können nachher Ihre 15 Minuten verwenden, um die Meinung der Opposition zu diesem Thema darzulegen.

    (Damm [CDU/CSU]: Das ist keine seriöse Politik! Ihr betreibt Lottospiel!) .

    — Das ist überhaupt kein Lottospiel, sondern darüber ist in verschiedenen Ausschüssen mehr als ausführlich gesprochen worden. Ich hatte das Vergnügen, an einigen Ausschußsitzungen teilzunehmen. Auf Grund meines Kenntnisstandes wage ich zu sagen, es sollte mit etwas mehr Vorsicht und Umsicht vorgegangen werden. Wir werden das Ziel erreichen, das uns vor Augen steht.

    (Damm [CDU/CSU]: Gerade wenn ich vorsichtig sein will, muß ich das Konzept und die verschiedenen Möglichkeiten untersuchen!)

    Vielleicht können wir dieses Ziel etwas direkter, mit weniger finanziellem Verschnitt und nicht unter solchen eklatanten Sachzwängen erreichen.
    Im übrigen findet sich auch im Haushalt wieder, daß wir im Baubereich — der Kollege Haase hat die besonders im Baubereich stark steigenden Preise angesprochen — etwas zur Streckung raten.
    Zwei Sätze noch zur angesprochenen Bürokratisierung. Ich bin relativ neu in der Aufgabe des Berichterstatters und Mitrevisors,

    (Damm [CDU/CSU]: Das merkt man auch!)

    aber ich hoffe, ich bin von der fachlichen Betrachtung her nicht so verengt wie Sie manchmal, Herr Kollege Damm, was ich aus Ihren Zwischenrufen entnehme. Ein bißchen ökonomische Betrachtung ist für jeden großen Etat, auch für den Verteidigungsetat, gut. Ein Stück mehr Ökonomie und ein Stück mehr Betrachtung durch Innenrevisore, wie sie die Maizière-Kommission auf den Weg gebracht hat, was vielleicht mit Beratern von außen anzureichern wäre, wäre für jede große Organisation und auch für diese förderlich.

    (Damm [CDU/CSU]: Das ist richtig! Aber wenn wir alle miteinander mit der Regierung einer Meinung sind, kann das nicht falsch sein!)

    Wir alle respektieren den guten Einstieg in die Thematik, möchten aber ermuntern, die Initiativen in diesem Sinne zu verlängern.
    Die Beratungen haben im einzelnen deutlich gemacht, daß durch gute Ansätze durch noch ökonomischere Verhandlungen, beispielsweise hinsichtlich der Informationsträger mit Datenverarbeitungsfirmen, manches noch genauer zu kalkulieren ist. Wir würden dann für die Summe, die hier ausgewiesen ist, mehr Leistung erhalten und damit mehr Verteidigungsbereitschaft haben. Damit würden wir genau Ihrem Petitum entgegenkommen. Aus Ihrer Argumentation müßten Sie das unterstützen, was ich gesagt habe.
    Es ist deutlich geworden, daß mit den Geldbeträgen für Ausrüstung, für die Soldaten, für die Mitarbeiter schlechthin, von seiten der FDP-Fraktion die große Bedeutung der Verteidigungsfähigkeit und der hohe Stellenwert dieses Etats eindeutig unterstrichen worden ist. Wir sehen diesen Einzeletat immer in Parallelität mit unseren politischen Bemühungen um Entspannung und Abrüstung.
    Als dritten Punkt möchte ich hinzufügen, daß der Gesamteindruck für den Berichterstatter ist, daß die Ansätze, wirtschaftlichem Denken noch stärker zum Durchbruch zu verhelfen, intensiv weitergeführt und weitergepflegt werden müssen. Ich meine, man sollte auch manchmal überlegen — ich scheue mich nicht, das zu sagen —, und zwar vielleicht nicht nur bei diesem Etat, sondern insgesamt, ob wir von dieser ungleichgewichtigen Ausgangsposition parlamentarischer Einzelkämpfer oder kleiner Gruppenkämpfer gegenüber Bataillonen von Referenten und Argumenteuren seitens der Exekutive nicht ein wenig abkommen können, damit es nicht drei Berichterstatter in diesen Gesprächen mit 100 Personen zu tun haben.

    (Vorsitz : Vizepräsident Wurbs)

    Ich würde das als einen kleinen Schritt zu mehr Gleichgewicht zwischen Legislative und Exekutive betrachten.
    Abschließend möchte ich aber hinzufügen, daß dieser Etatentwurf nach unserem Eindruck sehr genau kalkuliert worden ist und daß sich die Handschrift eines früheren Finanzministers und Staatsse-
    Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 191. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 11. Dezember 1979 15167
    Zywietz
    kretärs aus dem Finanzbereich hier sehr wohltuend ausdrückt.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Sie haben doch dazwischen herumgeschmiert, Herr Kollege!)

    Wir möchten dies ausdrücklich unterstreichen und auch Dank für die in jeder Hinsicht große Auskunftsbereitschaft und Kooperation des Hauses sagen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)