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ID0818615400

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    Plenarprotokoll 8/186 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 186. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Adams und Sick 14611A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Siebzehnten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrstrafgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Dr. Klein (Göttingen), Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Lenz (Bergstraße), Dr. Möller, Dr. Pinger, Dr. Stercken und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/2282 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU . . . . 14611 C Coppik SPD 14613A Kleinert FDP 14614 C Dr. Vogel, Bundesminister BMJ . . . . 14615A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz vor gefährlichen Stoffen (Chemikaliengesetz) — Drucksache 8/3319 — Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 14616 C Dr. Hammans CDU/CSU 14619 C Fiebig SPD 14621 A Spitzmüller FDP 14623A Dr. Riesenhuber CDU/CSU 14624 B Konrad SPD 14626 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 14628B Dr. Gruhl, fraktionslos 14629 C Baum, Bundesminister BMI 14631 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Energiesicherungsgesetzes 1975 — Drucksache 8/3056 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/3343 — Dr. Narjes CDU/CSU 14634 D Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 14635 D Zywietz FDP 14637 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 14638 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht zum Ersten Eherechtsreformgesetz — Drucksache 8/3338 — in Verbindung mit Beratung der Ubersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/3316 — Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU . . . 14640B Dürr SPD 14640 D Kleinert FDP 14641 C Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Zimmermann, Spranger, Gerlach (Obernau), Berger (Herne), Biechele, Hartmann, Dr. Bötsch, Regenspurger, Broll, Dr. Laufs, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Langguth, Sick, Krey, Kiechele, Schwarz, Gerster (Mainz), Dr. Wittmann (München), Dr. Kunz (Weiden), Dr. Ritz, Röhner, Neuhaus, Dr. Jobst, Dr. Jenninger, Engelsberger, Dr. Schneider, Graf Huyn, Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Dr. Waigel, Gerstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffenrechts — Drucksache 8/3259 — Spranger CDU/CSU 14642 A Pensky SPD 14643 C Dr. Wendig FDP 14645 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 14646 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 8/3292 — 14648 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in der DDR — Anwendung des am 3. Januar 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2503, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Selbstbestimmungsrecht des Deutschen Volkes sowie bürgerliche und politische Rechte in der DDR — Anwendung des am 23. März 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2504, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Dr. Marx, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Sauer (Salzgitter), Graf Huyn, Lintner, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/ CSU Verletzung des Vier-Mächte-Status durch Ost-Berlin — Drucksache 8/3204 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Graf Huyn, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Lintner, Sauer (Salzgitter), Schmöle, Dr. Gradl, Dr. Arnold, Dr. Marx, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/CSU Zustände in den Haftanstalten der DDR — Drucksache 8/3205 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU 3. Strafrechtsänderungsgesetz der DDR vom 1. August 1979 — Drucksache 8/3125 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Dr. Kunz (Weiden), Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 III Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Böhm (Melsungen), Niegel, Würzbach, Dr. Hennig, Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verletzung der Menschenrechte an der innerdeutschen Grenze — Drucksache 8/3326 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Dr. Dregger, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Hennig, Lintner, Graf Huyn, Schmöle, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Röhner, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Verstärkung und Ausbau der Institutionen der Vereinten Nationen zum Schutz der Menschenrechte — Drucksache 8/3327 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Dr. Hennig, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verwirklichung des Menschenrechts auf Freizügigkeit für die Deutschen in der DDR — Drucksache 8/3328 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Presse- und Informationsfreiheit in der DDR — Drucksache 8/3329 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Graf Huyn, Böhm (Melsungen), Lintner, Graf Stauffenberg, Dr. Abelein, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Sicherheit der Transitreisenden — Drucksachen 8/2570, 8/3340 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 14649 C Jahn (Marburg) SPD 14654 A Hoppe FDP 14659 C Franke, Bundesminister BMB . 14662 B, 14704 D Graf Huyn CDU/CSU 14667 D Schlaga SPD 14670 D Ludewig FDP 14674 C Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 14677 D Frau Schlei SPD 14680 B Straßmeir CDU/CSU 14682 C Jung FDP 14685 A Böhm (Melsungen) CDU/CSU 14688 A Frau Dr. Balser SPD 14691 B Dr. Hennig CDU/CSU 14693 D Hofmann (Kronach) SPD 14696 D Lintner CDU/CSU 14698 B Schulze (Berlin) SPD 14700 D Baron von Wrangel CDU/CSU 14703 A Büchler (Hof) SPD 14706 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung ,,Hilfswerk für behinderte Kinder" — Drucksache 8/3293 — Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . 14708 A Burger CDU/CSU 14709 A Kuhlwein SPD 14709 C Eimer (Fürth) FDP 14710 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1980 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1980) — Drucksache 8/3306 — 14711 C Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes — Drucksache 8/3274 — Rühe CDU/CSU 14711 D Weisskirchen (Wiesloch) SPD 14713 C Dr. Dr. h. c. Maihofer FDP 14715 A Dr. Schmude, Bundesminister BMBW . 14715 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung — Drucksache 8/3077 — IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3346 — 14717 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Tabaksteuergesetzes (TabStG 1980) — Drucksache 8/3114 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3349 — 14718 A Erste Beratung des von den Abgeordneten Engelsberger, Dr. Kreile, Dr. Warnke, Dr. Narjes, Dr. Waigel, Röhner, Dr. Jobst, Dr. Kunz (Weiden), Pohlmann, Dr. Voss, Niegel, Regenspurger, Kiechle, Haberl, Frau Fischer, Dr. Jenninger und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes — Drucksache 8/3298 — 14718 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Kaffee-und Teesteuergesetzes — Drucksache 8/3297 — 14718 C Nächste Sitzung 14718 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14719* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 14611 186. Sitzung Bonn, den 15. November 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 175. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Unter Anlage 9 ist statt „Susset (SPD)” zu lesen: „Susset (CDU/ CSU)” Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen* 16. 11. Dr. Aigner* 16. 11. Alber* 16. 11. Dr. Bangemann* 16. 11. Biechele 16. 11. Blumenfeld* 16. 11. Brandt* 16. 11. Dr. Ehrenberg 15. 11. Ey 16. 11. Fellermaier* 16. 11. Frau Dr. Focke* 16. 11. Friedrich (Würzburg) * 16. 11. Dr. Früh* 16. 11. Dr. Fuchs* 16. 11. Haberl 16. 11. Hansen 16. 11. von Hassel* 16. 11. Immer (Altenkirchen) 16. 11. Katzer 16. 11. Dr. Klepsch* 16. 11. Dr. Köhler (Duisburg) * 16. 11. Kroll-Schlüter 15. 11. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagershausen 16. 11. Lange* 16. 11. Lücker* 16. 11. Luster* 16. 11. Müller (Mülheim) 16. 11. Dr. Müller-Hermann * 16. 11. Offergeld 16. 11. Pfeifer 15. 11. Dr. Pfennig* 16. 11. Porzner 16. 11. Rosenthal 16. 11. Frau Schleicher* 16. 11. Schröder (Luneburg) 15. 11. Dr. Schwencke (Nienburg) * 16. 11. Seefeld* 16. 11. Sieglerschmidt* 16. 11. Stöckl 16. 11. Dr. Todenhöfer 16. 11. Frau Tübler 16. 11. Frau Dr. Walz* 16. 11. Wawrzik* 16. 11. Werner 16. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ottfried Hennig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte zunächst darauf hinweisen, daß wir hier eine deutschlandpolitische Debatte führen. Ich finde das eine gute Sache. Diese Debatte würden wir nicht führen, wenn die Opposition diese Anträge und diese Großen Anfragen nicht gestellt hätte. Sonst hätten wir es — aus der Sicht der Koalitionsparteien — mit die-



    Dr. Hennig
    ser Ihnen schon etwas lästig gewordenen Pflichtübung einer Debatte über den Bericht zur Lage der Nation im Januar — oder wann immer der erstattet wird — genügen lassen. Dies reicht uns nicht. Deswegen haben wir heute eine zusätzliche Debatte über diese wichtige Thematik.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Eigenlob stinkt! — Seiters [CDU/ CSU] [zu Abg. Wehner]: Sie waren auch schon mal origineller!)

    Ich möchte im Rahmen dieser Debatte auf zwei Punkte zu sprechen kommen, die mir besonders wichtig zu sein scheinen. Der erste ist unser Antrag zum Thema Sicherheit der Transitreisenden. Wir haben diesen Antrag seinerzeit aus begründetem Anlaß gestellt. Dieser Anlaß war nicht der Fall Jablonski. Es wäre falsch, das so zu sehen. Anlaß war vielmehr eine offizielle Mitteilung des Gesamtdeutschen Ministeriums — ich bitte um Nachsicht, Herr Minister, daß ich noch die alte Terminologie benutze —, des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen, daß die Sendung „Kontraste" des „ZDF" am 25. Januar dieses Jahres „irrtümlich" gewesen sei. Diese Sendung hatte korrekt über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Verhaftungen von DDRFlüchlingen auf den Transitstrecken berichtet. Das war der Anlaß. Das möchte ich zunächst einmal richtigstellen, da es in dem Bericht des Kollegen Schulze (Berlin) heißt, der Anlaß sei der Fall Jablonski gewesen. Dies war er in unseren Augen nicht. Wir haben das zwar mit aufgenommen, aber Anlaß war diese, wie sich später herausstellte, unkorrekte Pressemitteilung aus dem Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen.
    Ich möchte mit wenigen Worten den Inhalt dieses Antrags über die Sicherheit der Transitreisenden, dessen Ablehnung Sie hier einfach empfehlen, in Erinnerung bringen. Punkt 1: Die Offentlichkeit soll umfassend und konkret über die Geheimabsprachen mit der DDR zum Transitabkommen aufgeklärt werden. In Punkt 2 unseres Antrages heißt es, dem Parlament und der Offentlichkeit solle mitgeteilt werden, ob und inwieweit seit dem Abschluß des Transitabkommens eine Veränderung gegenüber dem damaligen Stand der Vereinbarungen und Abreden eingetreten ist bzw. ob und in welchem Maße die DDR nicht bereit ist, ihre damaligen Zusagen einzuhalten.
    Die Antwort der Koalition auf diesen Antrag von uns: Ablehnung.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Das sind die Nein-Sager, nicht wir!)

    So einfach machen Sie sich das, indem Sie einen so wohlbegründeten Antrag niederstimmen. Ich finde, daß das keine sehr angemessene Behandlung unseres wichtigen und konkreten Antrages ist.
    Meine Damen und Herren, es gibt — und das ist das Ergebnis unserer Beratungen im Ausschuß — sechs vertrauliche Protokollvermerke — ich muß dies leider erwähnen, weil dies bestritten wird —, und es gibt eine geheime Protokollnotiz zu diesem Transitabkommen. Die Offentlichkeit ist darüber
    nicht in der erforderlichen Weise unterrichtet. Das
    ist der Sachverhalt.

    (Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Warum bleibt das denn geheim?)

    Wir haben 1971 im Ausschuß gesagt — deswegen ist es kein Geheimnisbruch, daß ich dies hier erwähne —, dies solle der Offentlichkeit inhaltlich bekanntgemacht werden. Das haben wir in diesem Zusammenhang einvernehmlich vorgehabt.

    (Zuruf des Abg. Schulze [Berlin] [SPD])

    Ich frage Sie, Herr Kollege Schulze, der Sie hier so lebhaft Zwischenrufe machen, — —

    (Schulze [Berlin] [SPD]: Sie wissen doch, was in dem Merkblatt steht!)

    — Mit der Erwähnung des Merkblattes haben Sie mir ein gutes Stichwort gegeben. Ich frage Sie sehr konkret — Sie werden das gleich ebenso konkret beantworten können —: Hat zu diesem Komplex vor dem Fall Jablonski, der bekanntlich um die Jahreswende 1978/79 war, etwas in dem Merkblatt gestanden? Ja oder nein? Dazu können Sie, wie gesagt, gleich antworten. Ich sage Ihnen: Von 1972 bis 1979 hat zu dem Komplex militärische Personen in Ihren Merkblättern nichts gestanden, Herr Minister Franke.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es! — Widerspruch bei der SPD)

    — Wenn das falsch sein sollte, können Sie das gleich richtigstellen. Ich glaube, ich bin ziemlich genau über diesen Sachverhalt unterrichtet.
    Sie haben dann in der Begründung hier gesagt, Herr Schulze, die Bundesregierung habe die Öffentlichkeit ausreichend unterrichtet, so daß möglicherweise gefährdete Personen gewarnt seien. Dies war eben sieben Jahre lang genau nicht der Fall. Vor allen Dingen militärische Personen haben das Ihren Merkblättern nicht entnehmen können. Im übrigen müsse man sich, so schreiben Sie, auch an die mit der Regierung der DDR vereinbarte Vertraulichkeit halten. — Ja, was denn nun? Wollen Sie die Öffentlichkeit unterrichten, oder wollen Sie die Vertraulichkeit wahren? Das ist ein Widerspruch, in den Sie sich selber dort gesetzt haben.

    (Schulze [Berlin] [SPD]: Das ist gar kein Widerspruch, und das wissen Sie auch!)

    Meine Damen und Herren, der Kern dieses Antrags ist die Frage — und zu der gibt es in der Tat begründeten Anlaß —: Dürfen Flüchtlinge aus der DDR, die nach dem 1. Januar 1972 geflüchtet sind, die Transitwege benutzen, oder dürfen sie es nicht? Als die Verabredung im Jahre 1971 getroffen wurde, war die Auskunft: sie dürfen. So sind wir damals unterrichtet worden. Nach dem Ergebnis unserer Ausschußberatungen aber hat die DDR inzwischen ihr 1971 gegebenes Zugeständnis zurückgenommen. Seitdem ist der Sachverhalt: sie dürfen nicht, nur daß die DDR „großzügigerweise" in der Praxis ein bißchen anders verfährt. Das ist der Kern unseres Antrags, und diesen Antrag lehnen Sie hier einfach ab. Finden Sie das angemessen? Ich kann nur sagen: Ich finde das überhaupt nicht angemessen. Wenn



    Dr. Hennig
    hier die Tatsache zu verzeichnen ist, daß die DDR in einem Kernpunkt des Transitabkommens ihre Haltung verändert und das, was sie damals zugestanden hat, jetzt nicht mehr zuläßt, sollte man darüber die Offentlichkeit umfassend aufklären und nicht den Mantel der Vertraulichkeit darüber decken.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich erinnere Sie daran, daß Egon Bahr zur Zeit der Ratifizierung dieses Abkommens gesagt hat: Wenn die irgendwann einmal etwas daran verändern sollten, wenn sie es wagen sollten, an der Sicherheit des Transitverkehrs etwas zu ändern, dann wackelt die Wand. So die Formulierung Ihres Bundesgeschäftsführers. Nun frage ich Sie: Wann hat da eine Wand gewackelt?

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Die Knie haben gewackelt!)

    Ich habe nichts davon bemerkt, und selbst mit den feinsten seismographischen Geräten werden Sie das nicht haben wahrnehmen können. Dies ist ein Punkt, über den hier doch gesprochen werden muß.

    (Schulze [Berlin] [SPD]: Ober 10 Millionen Transitreisende!)

    — Das können Sie mit dem Hinweis auf die Transitreisen, die erfolgreich abgelaufen sind, nicht unter den Tisch wischen, sondern dies ist der Punkt, über den hier zu sprechen ist.
    Meine Damen und Herren, ich möchte in der mir verbleibenden Zeit auf einen zweiten Punkt zu sprechen kommen. Deutschlandpolitische Debatte ist das Thema heute. Da ist es natürlich interessant, was zu diesem Thema die Sozialdemokratische Partei Deutschlands auf ihrem Bundesparteitag, den sie jetzt in Berlin durchzuführen sich anschickt, sagen wird, was sie dort an Anträgen auf den Tisch des Hauses gelegt hat.
    Es ist nicht meine Sache, daß Sie am 7. Dezember beschließen wollen: „Aufrüstung steht dem Frieden entgegen" und dann am 11. Dezember in Brüssel einen andersartigen Beschluß fassen wollen. Das müssen Sie in Ihrer Brust miteinander vereinbaren. Wenn das meine Partei täte, hätte ich gegen einen solchen zynischen Umgang mit Parteitagsbeschlüssen einiges einzuwenden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Zum Thema der heutigen Debatte ist festzuhalten, daß Sie in dem dicken Buch der Anträge zu Ihrem Bundesparteitag 971 Anträge dokumentiert haben, von denen sich ganze fünf mit der Thematik dieser deutschlandpolitischen Debatte auseinandersetzen.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Wenn Sie sagen, das stehe dort nicht auf der Tagesordnung, dann kann ich Ihnen nur sagen: Die Punkte Südafrika, Nicaragua oder Namibia stehen dort auch nicht auf der Tagesordnung, aber dazu wissen Sie
    wesentlich mehr Anträge in der alten Reichshauptstadt Berlin vorzulegen.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das ist ja auch weit weg! — Zuruf von der CDU/CSU: Typisch!)

    Meine Damen und Herren, lassen wie uns doch einmal zwei, drei Minuten lang angucken, was Sie dort zur Verabschiedung empfehlen! Dort sagen Sie zunächst einmal — und dies ist nicht ein Antrag irgendeines Ortsverbandes, sondern der Antrag Ihres Bundesvorstandes; Sie sollten wirklich noch einmal prüfen, ob Sie es so beschließen können, wie Sie es empfehlen;

    (Zuruf von der SPD: Das müssen Sie doch dieser Partei überlassen!)

    — das muß ich bis dahin dieser Partei überlassen, aber sie müssen es mir überlassen, mich damit kritisch auseinanderzusetzen —,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    die deutsche Spaltung sei das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges gewesen. Ich will ja gar nicht bestreiten, daß der mit ursächlich dafür war. Wenn Sie aber die andere Hälfte der Wahrheit verschweigen, nämlich daß zu der deutschen Spaltung auch sowjetrussische Politik beigetragen hat, wird daraus unter dem Strich eben nicht die ganze Wahrheit. Das möchte ich Ihnen als erstes sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Das war ja beinahe genial, was Sie da schwätzen!)

    — Herr Wehner, wenn Sie das als Schwätzen bezeichnen, so ist das Ihre Art der politischen Auseinandersetzung.
    Ich möchte einen zweiten wichtigen Punkt hinzufügen. Sie sprechen hier ganz allgemein von „westlichen Partnern" und stellen dem den Satz gegenüber, das Verhältnis zur Sowjetunion sei von zentraler Bedeutung. Die Sowjetunion ist überhaupt der einzige Staat, der dort konkret mit Namen angesprochen wird.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hört! Hörtl — Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU]: Das ist typisch!)

    Zum Thema Berlin-Politik sagen sie, die Berlin-Politik könne nicht darin bestehen, die Tragfähigkeit der europäischen Entspannung demonstrativ in Berlin zu testen.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hochinteressant!)

    Wenn ich mir diesen Wortlaut richtig auf der Zunge zergehen lasse, heißt doch wohl nach dem Sprachgebrauch, den wir täglich im „Neuen Deutschland" zur Kenntnis nehmen müssen, daß zusätzliche Institutionen des Bundes in Berlin nicht mehr angesiedelt werden sollen. Das ist die Politk, die der Bundesvorstand der SPD hier zur Annahme empfiehlt. Herr Wehner, ich spreche ja nicht von Hessen-Süd. Ich könnte das auch tun; dort wird zwischen „Bürgern der DDR" und „Bürgern der BRD" unterschieden. Übrigens haben Sie auch in einer Stellungnahme Ihres Bundesvorstands zum Thema Bahro



    Dr. Hennig
    und zum Thema Hübner von „DDR-Bürgern" gesprochen. Was meinen Sie damit eigentlich mit dem Blick auf die gemeinsame Staatsbürgerschaft, die wir doch haben?
    Der Kernpunkt — deswegen schneide ich das eigentlich an — ist, daß Sie hier in diesem Antrag des Bundesvorstandes eine Aussage zur Rechtsqualität der innerdeutschen Grenze machen. Das ist für mich ein ganz ernster Punkt. Sie stellen dort eine Gleichartigkeit zwischen allen Grenzen in Europa her, die im Moskauer Vertrag, im Warschauer Vertrag und im Grundlagenvertrag garantiert seien. Sie sprechen in diesem Zusammenhang von der Oder-Neiße-Grenze und auch von der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Das ist nun ein Punkt, wo es ernst wird. Wenn Sie sagen, die Grenze zwischen Deutschland und Dänemark, die Grenze zwischen Deutschland und der Sowjetunion, die Grenze zwischen Deutschland und Polen und die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR hätten dieselbe Qualität, muß ich Ihnen sagen, daß dies eine Politik ist, die mit dem, was das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, in gar keiner Weise in Übereinstimmung zu bringen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir alle haben ein kurzes Gedächtnis. Deshalb möchte ich einige Sätze zitieren, die das Bundesverfassungsgericht uns allen zu dieser Thematik ins Stammbuch geschrieben hat. Es sagt:
    Es gibt Grenzen verschiedener rechtlicher Qualität: Verwaltungsgrenzen, Demarkationsgrenzen, Grenzen von Interessensphären, eine Grenze des Geltungsbereichs des Grundgesetzes, die Grenzen des Deutschen Reiches nach dem Stand vom 31. Dezember 1937, staatsrechtliche Grenzen und hier wiederum solche, die den Gesamtstaat einschließen, und solche, die innerhalb eines Gesamtstaates Gliedstaaten (z. B. die Länder der Bundesrepublik Deutschland) voneinander trennen. Daß in Art. 3 Abs. 2
    — des Grundlagenvertrages —
    eine staatsrechtliche Grenze gemeint ist, ergibt sich unzweideutig aus dem übrigen Inhalt des Vertrags ...

    (Wehner [SPD]: Sie wissen, daß es die Grenze zwischen zwei militärischen Bündnissen ist! Lassen Sie also doch das ganze andere Geschwätz sein!)

    — Ich werde mich nicht davon ablenken lassen, dieses Zitat, das für Sie peinlich ist, Herr Wehner, zu Ende zu bringen.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das paßt Herrn Wehner nicht! Er fährt auf seine Art dazwischen! Wenn es Herrn Wehner nicht mehr paßt, dann wird es zum Geschwätz!)

    Ich zitiere weiter: Für die Frage, ob die Anerkennung der Grenze
    zwischen den beiden deutschen Staaten als Staatsgrenze mit dem Grundgesetz vereinbar ist, ist entscheidend die Qualifizierung als staatsrechtliche Grenze zwischen zwei Staaten, deren „Besonderheit" ist, daß sie auf dem Fundament des noch existierenden Staates „Deutschland als Ganzes" existieren, daß es sich also um eine staatsrechtliche Grenze handelt ähnlich denen, die zwischen den Ländern der Bundesrepublik Deutschland verlaufen.
    Der entscheidende Satz ist folgender:
    Sie ist in der oben gegebenen Qualifizierung (und nur in dieser Qualifizierung) mit dem Grundgesetz vereinbar.
    So wörtlich das Bundesverfassungsgericht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Pfeffermann [CDU/CSU]: Nach Wehner ist das Geschwätz!)

    — Ich komme zum Schluß, Herr Präsident. — Diese Grenze wollen Sie jetzt gleichsetzen mit der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark, mit allen anderen Grenzen in Europa.

    (Wehner [SPD]: Nein, es ist die Grenze zwischen zwei militärischen Bündnissen, Herr! Gehen Sie doch davon aus und nicht von diesem Senf! — Gegenruf des Abg. Pfeffermann [CDU/CSU]: Die Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts sind „Senf! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Meine Damen und Herren, ich stelle fest, daß der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands diese bindenden Sprüche des Bundesverfassungsgerichts als Senf bezeichnet.

    (Wehner [SPD]: Es ist dennoch die Grenze zwischen zwei bewaffneten Blöcken!)

    Ich glaube, das spricht in der Tat für sich selbst.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Hofmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Hofmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf kurz auf das eingehen, was Herr Dr. Hennig eben zu der Grenze gesagt hat. Ich kann nicht ganz glauben, daß die innerdeutsche Grenze eine Grenze wie zwischen zwei Bundesländern sei. Ich empfehle dem Verfassungsgericht, das das geschrieben hat, geradezu, sich einmal die Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg und die Grenze zwischen Bayern und der DDR anzusehen. Das stimmt auch überhaupt nicht mit dem überein, was der Kollege Böhm äußerst anschaulich geschildert hat: wie nämlich das Sterben an dieser innerdeutschen Grenze vor sich geht. Er hat das sehr anschaulich, sehr plausibel gemacht.
    Er hat nur eines vergessen — das kam in seinen Ausführungen zumindest nicht deutlich genug zum Ausdruck —: An dieser Grenze wird nicht erst gestorben, seitdem wir in Bonn eine sozialliberale Re-



    Hofmann (Kronach)

    gierung haben. Es wurde schon viele, viele Jahre davor gestorben.

    (Bundesminister Franke: Seitdem wird kaum noch gestorben! — Zuruf von der CDU/CSU)

    — Das ist nun der schlimmste Zwischenruf, den Sie machen konnten. Sie können mir nicht einreden, daß mit der Schlußakte von Helsinki und mit dem Grundlagenvertrag an der Grenze schlechter gestorben würde als ohne.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Seitdem ist es wesentlich schlimmer! — Pfeffermann [CDU/CSU]: Es wird weiter gestorben! Das ist der Erfolg!)

    — Nein. Töten ist töten, ob Sie das mit oder ohne Vertrag tun. Das ändert am Töten oder Sterben überhaupt nichts. Es ist bedauerlich, daß man einer sich christlich nennenden Partei so etwas sagen muß.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: An der Grenze wird weiter gestorben! Das ist die wirkliche Besserung!)

    — Es ist ein ganz makabres Spiel, das Sie treiben.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das ist kein Spiel, das ist bitterer Ernst!)

    Sie zwingen mich geradezu, Zahlen zu nennen, die zeigen, wie es tatsächlich ausgesehen hat. Es schaudert mich, das zu tun. Aber ich muß das nun machen, nachdem Sie diesen Zwischenruf gemacht haben.

    (Straßmeir [CDU/CSU]: Sie sind wohlvorbereitet! — Pfeffermann [CDU/CSU]: Das ist der unvorbereitete Schauder!)

    — Ich weiß, das ist Ihnen unangenehm.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Nein, aber machen Sie nur ruhig so weiter!)

    — Wissen Sie, ich kenne Sie sehr gut. Und wenn Sie den ersten Abschnitt auf der ersten Seite Ihres Antrages lesen, so werden Sie feststellen, daß dort bereits Zahlen genannt sind. Darauf bin ich freilich vorbereitet.
    Von 1961 bis 1969 starben an den Grenzen insgesamt — nicht nur innerdeutsche Grenze, auch Berlin, Mauer — 147 Menschen, deren Opfer wir beklagen; in einem gleichen Zeitraum, von 1970 bis zum 31. Juli 1979, 30 Menschen insgesamt.

    (Böhm [Melsungen] [CDU/CSU]: Weil sich die Leute nicht mehr an die Grenze heranwagen, weil die Grenze so „perfekt" ist, und es sich deshalb gar nicht mehr lohnt, die Flucht zu versuchen! Was Sie da sagen, ist blanker Zynismus!)

    Können wir uns nicht wenigstens darauf einigen, daß wir sagen: Jeder Tote an der innerdeutschen Grenze ist ein Toter zuviel? Können wir uns darauf nicht einigen?

    (Schmöle [CDU/CSU]: Die Grenze ist zuviell)

    — Selbstverständlich. Vorhin ist Ihnen auch sehr deutlich gesagt worden, wer diese Grenze verursacht hat. Das wollen Sie nie zur Ken ntnis nehmen.
    Aber lassen Sie mich zu den beiden Forderungen Ihres Antrages kommen. Ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren:
    Die Bundesregierung wird daher aufgefordert, alsbald in Gespräche mit der DDR-Regierung einzutreten ...
    Das ist schon ein gewaltiger Fortschritt für Sie. Vor 15 Jahren wäre so etwas nicht möglich gewesen. Da hieß es noch: Mit denen sprechen wir nicht!
    Die Gespräche mit der DDR sollen geführt werden „mit dem Ziel, sie dazu zu bewegen, alle unmittelbar gegen das menschliche Leben gerichteten Maßnahmen an der innerdeutschen Grenze einzustellen".
    Dieser Antrag, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, geht ins Leere. Die Bundesregierung tut bereits, was hier gefordert wird. Was fehlt, ist die notwendige Bereitschaft der Antragsteller, endlich zur Kenntnis zu nehmen, was bereits und noch ständig geschieht.
    Die zweite Aufforderung lautet:
    Die Bundesregierung wird aufgefordert, über Entwicklung und Fortgang dieser Gespräche jährlich im Rahmen des Berichts zur Lage der Nation im gespaltenen Deutschland zu berichten.
    Das ist nicht hilfreich. Das erschwert diese Gespräche und Bemühungen. Bei solchen Forderungen geht es wohl weniger um Menschen, dafür mehr um Schlagzeilen.
    Ich halte auch gar nichts davon, daß eine gelungene Flucht bombastisch vermarktet wird. Noch schlimmer ist es, wenn die Stellen an der Grenze angegeben werden, wo die Flucht glückte, und das Wie der Flucht in Einzelheiten geschildert wird.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Wenn unsere Medien die Fluchtwege breittreten, wird dabei kaum an Menschen gedacht.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Hat man je überlegt, daß man auch damit Menschen gefährden kann? Ich denke dabei nicht an diejenigen, die sich schon fest zur Flucht entschlossen haben. Ich denke dabei auch an die Soldaten der Nationalen Volksarmee im Grenzdienst, die die Flucht nicht gesehen oder nicht zur Kenntnis genommen haben.
    Wem hilft denn solch ein Bericht? Hüten wir uns doch davor, am Schicksal des anderen, am Nächsten hochzuklettern, um daran vielleicht noch deutschlandpolitisches Profil zu gewinnen.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Wem unterstellen Sie das denn?)

    Mit solchen Mitteln würde auch nicht die deutschlandpolitische Einfallslosigkeit der CDU in ihrer 20jährigen Regierungszeit übertüncht. Was also brächte solch ein Bericht? Nichts.
    Sie haben 20 Jahre lang eine Deutschlandpolitik betrieben, in der es um alles oder nichts ging. Wir



    Hofmann (Kronach)

    alle wissen: Wer diese Forderung stellt, bleibt beim Nichts.
    Sie sind heute nicht bereit, zu sehen, was erreicht wurde. Wer alles schwarz sieht, sieht eben nichts mehr. Sie sehen nicht, daß wir das Sperrgebiet innerhalb der DDR zur Grenze hin vor dem Grundlagenvertrag mit einer Breite von fünf Kilometern hatten; jetzt sind es 500 Meter Breite. Die Deutschen innerhalb der DDR können sich nun in diesem Bereich mit ihren Verwandten und Bekannten treffen und sie besuchen. Das sind mehr Rechte, die sie erhalten haben.
    Von den neun Straßenübergängen wurden vier erst seit dem Grundlagenvertrag geöffnet. Damit haben wir diese Grenze etwas durchlässiger gemacht.
    Seit Juli 1973 haben wir 2,3 Millionen Besuche im Rahmen des grenznahen Reiseverkehrs zu verzeichnen. Das Gespräch, diese bindende Klammer, kann aufgenommen und fortgeführt werden. Dieses Auseinanderleben, das Entfremden der Menschen der beiden Teile Deutschlands wird damit verhindert. Genau den Preis wollten wir nicht zahlen, daß sich diese beiden Teile weiter auseinanderleben, bis die letzten Bindungen gefallen sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Jeder Besuch im grenznahen Verkehr bringt mehr menschliche Begegnung, ist mehr wert als all Ihre papierene Antragsflut hier im Deutschen Bundestag.
    Wir werden uns daher von Ihren Anträgen nicht beirren lassen und weiterhin eine Deutschlandpolitik betreiben, die Schritt für Schritt den Menschen unseres Landes zugute kommt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Wir haben nichts anderes erwartet! Das ist der Hochmut der Macht!)