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ID0818614000

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    Plenarprotokoll 8/186 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 186. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Adams und Sick 14611A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Siebzehnten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrstrafgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Dr. Klein (Göttingen), Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Lenz (Bergstraße), Dr. Möller, Dr. Pinger, Dr. Stercken und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/2282 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU . . . . 14611 C Coppik SPD 14613A Kleinert FDP 14614 C Dr. Vogel, Bundesminister BMJ . . . . 14615A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz vor gefährlichen Stoffen (Chemikaliengesetz) — Drucksache 8/3319 — Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 14616 C Dr. Hammans CDU/CSU 14619 C Fiebig SPD 14621 A Spitzmüller FDP 14623A Dr. Riesenhuber CDU/CSU 14624 B Konrad SPD 14626 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 14628B Dr. Gruhl, fraktionslos 14629 C Baum, Bundesminister BMI 14631 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Energiesicherungsgesetzes 1975 — Drucksache 8/3056 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/3343 — Dr. Narjes CDU/CSU 14634 D Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 14635 D Zywietz FDP 14637 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 14638 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht zum Ersten Eherechtsreformgesetz — Drucksache 8/3338 — in Verbindung mit Beratung der Ubersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/3316 — Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU . . . 14640B Dürr SPD 14640 D Kleinert FDP 14641 C Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Zimmermann, Spranger, Gerlach (Obernau), Berger (Herne), Biechele, Hartmann, Dr. Bötsch, Regenspurger, Broll, Dr. Laufs, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Langguth, Sick, Krey, Kiechele, Schwarz, Gerster (Mainz), Dr. Wittmann (München), Dr. Kunz (Weiden), Dr. Ritz, Röhner, Neuhaus, Dr. Jobst, Dr. Jenninger, Engelsberger, Dr. Schneider, Graf Huyn, Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Dr. Waigel, Gerstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffenrechts — Drucksache 8/3259 — Spranger CDU/CSU 14642 A Pensky SPD 14643 C Dr. Wendig FDP 14645 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 14646 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 8/3292 — 14648 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in der DDR — Anwendung des am 3. Januar 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2503, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Selbstbestimmungsrecht des Deutschen Volkes sowie bürgerliche und politische Rechte in der DDR — Anwendung des am 23. März 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2504, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Dr. Marx, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Sauer (Salzgitter), Graf Huyn, Lintner, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/ CSU Verletzung des Vier-Mächte-Status durch Ost-Berlin — Drucksache 8/3204 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Graf Huyn, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Lintner, Sauer (Salzgitter), Schmöle, Dr. Gradl, Dr. Arnold, Dr. Marx, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/CSU Zustände in den Haftanstalten der DDR — Drucksache 8/3205 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU 3. Strafrechtsänderungsgesetz der DDR vom 1. August 1979 — Drucksache 8/3125 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Dr. Kunz (Weiden), Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 III Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Böhm (Melsungen), Niegel, Würzbach, Dr. Hennig, Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verletzung der Menschenrechte an der innerdeutschen Grenze — Drucksache 8/3326 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Dr. Dregger, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Hennig, Lintner, Graf Huyn, Schmöle, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Röhner, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Verstärkung und Ausbau der Institutionen der Vereinten Nationen zum Schutz der Menschenrechte — Drucksache 8/3327 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Dr. Hennig, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verwirklichung des Menschenrechts auf Freizügigkeit für die Deutschen in der DDR — Drucksache 8/3328 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Presse- und Informationsfreiheit in der DDR — Drucksache 8/3329 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Graf Huyn, Böhm (Melsungen), Lintner, Graf Stauffenberg, Dr. Abelein, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Sicherheit der Transitreisenden — Drucksachen 8/2570, 8/3340 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 14649 C Jahn (Marburg) SPD 14654 A Hoppe FDP 14659 C Franke, Bundesminister BMB . 14662 B, 14704 D Graf Huyn CDU/CSU 14667 D Schlaga SPD 14670 D Ludewig FDP 14674 C Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 14677 D Frau Schlei SPD 14680 B Straßmeir CDU/CSU 14682 C Jung FDP 14685 A Böhm (Melsungen) CDU/CSU 14688 A Frau Dr. Balser SPD 14691 B Dr. Hennig CDU/CSU 14693 D Hofmann (Kronach) SPD 14696 D Lintner CDU/CSU 14698 B Schulze (Berlin) SPD 14700 D Baron von Wrangel CDU/CSU 14703 A Büchler (Hof) SPD 14706 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung ,,Hilfswerk für behinderte Kinder" — Drucksache 8/3293 — Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . 14708 A Burger CDU/CSU 14709 A Kuhlwein SPD 14709 C Eimer (Fürth) FDP 14710 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1980 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1980) — Drucksache 8/3306 — 14711 C Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes — Drucksache 8/3274 — Rühe CDU/CSU 14711 D Weisskirchen (Wiesloch) SPD 14713 C Dr. Dr. h. c. Maihofer FDP 14715 A Dr. Schmude, Bundesminister BMBW . 14715 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung — Drucksache 8/3077 — IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3346 — 14717 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Tabaksteuergesetzes (TabStG 1980) — Drucksache 8/3114 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3349 — 14718 A Erste Beratung des von den Abgeordneten Engelsberger, Dr. Kreile, Dr. Warnke, Dr. Narjes, Dr. Waigel, Röhner, Dr. Jobst, Dr. Kunz (Weiden), Pohlmann, Dr. Voss, Niegel, Regenspurger, Kiechle, Haberl, Frau Fischer, Dr. Jenninger und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes — Drucksache 8/3298 — 14718 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Kaffee-und Teesteuergesetzes — Drucksache 8/3297 — 14718 C Nächste Sitzung 14718 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14719* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 14611 186. Sitzung Bonn, den 15. November 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 175. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Unter Anlage 9 ist statt „Susset (SPD)” zu lesen: „Susset (CDU/ CSU)” Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen* 16. 11. Dr. Aigner* 16. 11. Alber* 16. 11. Dr. Bangemann* 16. 11. Biechele 16. 11. Blumenfeld* 16. 11. Brandt* 16. 11. Dr. Ehrenberg 15. 11. Ey 16. 11. Fellermaier* 16. 11. Frau Dr. Focke* 16. 11. Friedrich (Würzburg) * 16. 11. Dr. Früh* 16. 11. Dr. Fuchs* 16. 11. Haberl 16. 11. Hansen 16. 11. von Hassel* 16. 11. Immer (Altenkirchen) 16. 11. Katzer 16. 11. Dr. Klepsch* 16. 11. Dr. Köhler (Duisburg) * 16. 11. Kroll-Schlüter 15. 11. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagershausen 16. 11. Lange* 16. 11. Lücker* 16. 11. Luster* 16. 11. Müller (Mülheim) 16. 11. Dr. Müller-Hermann * 16. 11. Offergeld 16. 11. Pfeifer 15. 11. Dr. Pfennig* 16. 11. Porzner 16. 11. Rosenthal 16. 11. Frau Schleicher* 16. 11. Schröder (Luneburg) 15. 11. Dr. Schwencke (Nienburg) * 16. 11. Seefeld* 16. 11. Sieglerschmidt* 16. 11. Stöckl 16. 11. Dr. Todenhöfer 16. 11. Frau Tübler 16. 11. Frau Dr. Walz* 16. 11. Wawrzik* 16. 11. Werner 16. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Günter Straßmeir


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Frau Kollegin Schlei, Ihre Eingangsbemerkungen über unseren Kollegen von Weizsäcker haben mich erschrecken lassen. Wir haben eine gute Anzahl von gemeinsamen Diskussionen hier und auch in Berlin hinter uns gebracht. Aber es ist mir völlig unverständlich, wie gerade Sie als Berlinerin, wo wir in einer aktuellen Debatte über die Menschenrechte sind, nicht Verständnis dafür haben, daß wir zwar an erster Stelle über unsere deutschen Probleme reden, aber auch für die eintreten, die mit dafür gesorgt haben, daß Sie gerade in Berlin die Menschenrechte heute noch genießen können.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine zweite Bemerkung! Ich möchte mir auch herzlich verbitten, daß Sie in Anspruch nehmen, die Bevölkerung Berlins sei Zeuge für Ihre sozialdemokratische Deutschlandpolitik. Dies ist eine Politik, die wir alle gemeinsam, soweit es irgend geht, in Berlin und für Berlin, aber auch für ganz Deutschland zu vertreten haben.
    Aber wenn Sie schon zur Zeugenschaft aufrufen, dann frage ich Sie: Wo sind denn die 62 % Zustimmung der Berliner Bürger, die Sie einst in den Wahlergebnissen hatten, geblieben? Heute haben Sie noch knapp 42 % zu verteidigen. Ich glaube, es gibt keine bessere Möglichkeit, zu dokumentieren, wie Ihre Politik von den Berlinern beurteilt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber gehen wir auf das eigentliche Thema zurück! Berlin ist wohl der einzige Ort in der Welt, an dem es in einer großartigen politischen Anstrengung gelungen ist, hinter dem Eisernen Vorhang Menschenrechte und politische Bürgerrechte zu verwirklichen und zu bewahren.
    Unser Antrag über die Verletzung des VierMächte-Status durch die DDR paßt schon deshalb in die Landschaft dieser Debatte, weil Berlin nicht nur ein Symbol für die Teilung Deutschlands ist — und für unseren Anspruch, diese zu überwinden —, sondern weil es wegen der andauernden Auseinandersetzung um Berlin auch darum geht, für zwei Millionen Bürger in dieser Stadt auch künftig die politischen Freiheitsrechte und die Menschenrechte zu bewahren. Das ist auch das Thema des heutigen Tages.



    Straßmeir
    Pankow und Moskau haben sich gegen Berlin eine weitgehend abgestimmte Taktik zugelegt. Sie geht darauf aus, zunächst einmal den Ostsektor total in die DDR zu integrieren, den Vier-Mächte-Status ausschließlich auf West-Berlin anzuwenden und die Trennung Berlins vom. Bund durch Aushöhlung und Revision des Viermächteabkommens zu erreichen.
    Die DDR hat in einer langen Kette von Verstößen gegen den Vier-Mächte-Status den Versuch unternommen, den Sowjetsektor von Berlin zu ihrer Hauptstadt zu machen. Das beginnt mit so scheinbar kleinen Maßnahmen wie der Umbenennung des Magistrats in „Magistrat der Hauptstadt der DDR —Berlin" oder dem Fortfall des Verordnungsblattes für Großberlin, weil man sagt, die Gesetze gelten in der ganzen DDR einschließlich Berlin, also braucht man kein besonderes Verordnungsblatt mehr für den Sowjetsektor.
    Das führt dann so weit, daß wir jetzt am 28. Juni 1979 die Änderung des DDR-Wahlgesetzes zu verzeichnen hatten. Nunmehr werden die 66 Abgeordneten der Volkskammer, die aus Berlin kommen, nicht mehr von der Stadtverordnetenversammlung ernannt, sondern sie werden in der gleichen Weise wie alle anderen Abgeordneten der Volkskammer bestimmt. Diese Maßnahme der DDR steht in eklatantem Widerspruch zu den Vereinbarungen und Beschlüssen der Vier Mächte einschließlich der Sowjetunion aus der Kriegs- und Nachkriegszeit, so wie sie in dem Viermächteabkommen von 1971 bestätigt worden sind.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Richtig!)

    Dieser letzte Vorgang war der Anlaß für unseren Antrag Drucksache 8/3204. Mit ihm fordern wir — und ich hoffe, der Deutsche Bundestag — die Bundesregierung auf, bei den westlichen Schutzmächten in Berlin darauf hinzuwirken, daß sie alles in ihrer Macht Stehende tun — ich sage: aber auch alles in ihrer Macht Stehende —, um die Sowjetunion zur Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Einhaltung des Viermächteabkommens zu veranlassen. Ich sage Ihnen auch, was ich dazu meine: Die Genügsamkeit im diplomatischen Protest und die Verschiebung des Abschlusses des Konsularabkommens zwischen den USA und der DDR um wenige Wochen waren dafür, glaube ich, etwas zu wenig.

    (Zuruf von der SPD: Was wollen Sie denn tun? Sagen Sie, was Sie machen wollen!)

    Die Freiheit Berlins und seine gesicherte Zukunft beruhen auf drei Elementen: dem ungebrochenen Selbstbehauptungswillen seiner Bürger, den Sicherheitsgarantien der alliierten Schutzmächte und der unauflöslichen Verbundenheit Berlins mit dem übrigen Bundesgebiet.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Das sind aber Neuigkeiten!)

    — Ich fülle das aus, ich leite ab; wenn Ihnen das ungelegen kommt, können wir uns auch in Spiralen unterhalten. — Das bedeutet neben dem wirtschaftlichen und politischen Engagement des Bundes allgemein vor allem auch das Engagement der Bundesregierung. Denn niemand kann erwarten, daß die Alliierten deutscher handeln als die Deutschen selbst.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Genau hier beschert uns die Bundesregierung eine Enttäuschung nach der anderen. Wir sind gegen die Politik der Nadelstiche, der Schikanen, der ungerechtfertigten Proteste nahezu immun; aber wir haben kein Verständnis dafür, wenn in unserem Bemühen, Rechte wahrzunehmen und die Bindungen an den Bund auszubauen, eine Nationalstiftung in Berlin nicht einmal mehr in der Anbindung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz möglich sein soll, wenn die Bundesregierung bei den grotesken Anschuldigungen in der gemeinsamen Dokumentation der DDR und der Sowjetunion über angebliche Verstöße der Bundesrepublik Deutschland gegen das Viermächteabkommen nicht einmal mehr Rechtsverwahrung einlegt,

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Leider!)

    wenn der Bundeskanzler z. B. — jetzt antworte ich auf Ihre Frage im Zusammenhang mit der Problematik von Bundesbehörden — von der Sinnlosigkeit spricht, neue Messingschilder anzubringen, wenn der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Vorfeld der Übernahme des Vorsitzes im Bundesrat durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin vom „Draufsatteln auf das Viermächteabkommen" spricht. Ich frage Sie: Wer eigentlich hat uns ernsthaft daran gehindert — das Recht nicht und die Alliierten nicht —, die Berliner Abgeordneten für das Europäische Parlament letztlich direkt wählen zu lassen?
    Wir von der CDU/CSU wehren uns gegen das mangelnde Engagement der Bundesregierung und vor allen Dingen gegen ihre oftmals nicht angebrachte Rücksichtnahme gegenüber der Sowjetunion. Ein signifikantes Beispiel dafür war der Besuch des chinesischen Staats- und Parteichefs Hua Guofeng.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Berlin, meine Damen und Herren, bemüht sich seit eh und je, daß auswärtige Besucher der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere Staatsgäste, ihren Weg auch nach Berlin nehmen, weil dies unsere Zugehörigkeit zum Bund unterstreicht. Viele haben das getan, darunter die britische Königin und Präsident Carter. Wir haben das mit Dankbarkeit zu verzeichnen. Die Bundesregierung hat aber keinerlei Anstalten getroffen, den chinesischen Gast nach Berlin einzuladen. Was waren denn die Gründe? Nach den Äußerungen Huas war er dazu bereit. Der Senat von Berlin hat nach der Bekundung des Senators Heimann im zuständigen Berliner Parlamentsausschuß den Wusch an die Bundesregierung herangetragen, auch wenn Frau Hamm-Brücher, die Staatsministerin des Auswärtigen, davon nichts wissen will.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Und nach der Aussage von Frau Hamm-Brücher hat es auch keine direkte und keine indirekte Intervention der Sowjetunion gegeben.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)




    Straßmeir
    Wenn also die Chinesen es wollten, die Berliner es wünschten und die Russen nicht förmlich interveniert haben, frage ich: Was waren dann die Gründe? Genügt für die Bundesregierung nunmehr schon die Annahme, die Sowjetunion könnte verärgert reagieren, um eine solche Einladung zu unterlassen?

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, niemand kann der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland vorschreiben, mit wem sie freundschaftliche Beziehungen unterhalten, die gegen niemanden gerichtet sind. Übertriebene Rücksichtnahmen, so meine ich, sind deshalb nicht angebracht.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Wenn wir uns bemühen, das Selbstbestimmungsrecht für das deutsche Volk zu erlangen, wenn wir mehr Menschenrechte oder menschliche Erleichterungen für die Mitbürger im anderen Teil Deutschlands fordern, stehen uns im Grunde zwei Instrumente zur Durchsetzung unserer Politik zur Verfügung, z. B. — ich sage das ganz bewußt — die Wirtschaftkraft der Bundesrepublik Deutschland und — das gehört unauflöslich dazu — die politisch engagierte Wahrnehmung des uns zur Seite stehenden Rechts.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ein Beispiel dafür, wie die Bundesregierung beide Positionen fahrlässig vernachlässigt hat, sind die Verkehrsvereinbarungen vom 31. Oktober 1979. Straßenbenutzungsgebühren sind an sich etwas Unzeitgemäßes, Räuberisches. Das ist die Ausgangslage.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    — Jetzt passen Sie doch einmal auf! — Wenn sie schon nicht generell abwehrbar sind,

    (Horn [SPD]: Diplomat!)

    gibt es gegen ihre Pauschalierung im gesamtdeutschen Interesse keinen grundlegenden Einwand. Die Pauschalierung der Straßenbenutzungsgebühren für Personenkraftwagen, die ein Mehr an Begegnung bringen kann, ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn die Bundesregierung in diesem Zusammenhang über zusätzliche Sicherheiten für den Besucherverkehr verbindliche Vereinbarungen trifft.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    So, wie in diesem Fall verhandelt worden ist, gibt es eben keine Gewähr dafür, daß die DDR in ihrer Abgrenzungsmanie in der Gewißheit einer jährlichen Einnahme von 50 Millionen DM unabhängig von der künftigen Zahl der Besucher nicht durch Schikanen und administrative Maßnahmen den Besucherstrom, den wir uns wünschen, drosselt. Oder kann die Bundesregierung vielleicht erklären, wann für sie beispielsweise die Geschäftsgrundlage für die Zahlung entfallen würde?
    Mit ihrer Initiative zur Kraftfahrzeugsteuernovelle hat die CDU/CSU zwei Ziele angestrebt — das war unsere Initiative, und was haben Sie dann daraus gemacht? —:
    Erstens. DDR-Lkw im Wechselverkehr sollten nur so lange der Besteuerung unterliegen, wie die DDR unsere Lastkraftwagen mit Straßenbenutzungsgebühren belegt.
    Zweitens. In der Gestaltung innerdeutscher Beziehungen sollte erstmals dem Prinzip der Ausgewogenheit von Leistung und Gegenleistung Geltung verschafft werden.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Was haben Sie daraus gemacht? Sie haben zunächst ein Abkommen geschlossen, wonach die DDR und die Bundesrepublik Deutschland bei Lkw im Wechselverkehr und Reisebussen gegenseitig auf Gebühren und Steuern verzichten. So weit, so gut. Dies wäre ein Verhandlungsergebnis gewesen, mit dem man sich hätte sehen lassen können: Die pieken uns nicht, wir pieken sie nicht — dann ist es in Ordnung.
    Aber was haben Sie gemacht? Da die Bundesrepublik Deutschland bislang auf Steuereinnahmen in diesem Bereich verzichtet hat, bedeutet diese Regelung nun für die DDR einen Einnahmenausfall in Höhe von 12 bis 15 Millionen DM. Nun vereinbart aber die Bundesregierung eine Pauschale für einen anderen Teil des Verkehrs, für die Pkw, in Höhe von jährlich 50 Millionen DM, bei zehnjähriger Laufzeit. Für den Aufwand von bisher 42 Millionen DM, den der Herr Bundesminister Franke angeführt hat,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ist die Zahl richtig?)

    gibt es überhaupt keinen schlüssigen Beweis. Bei großzügiger Berechnung können die Pkw-Fahrer und die Fahrer der Reiseomnibusse im Jahresdurchschnitt maximal 30 Millionen DM gezahlt haben. Und so liegt eben die Vermutung allzu nahe, daß die Bundesregierung der DDR bei dieser Pauschalierung den Einnahmeausfall aus den Lkw-Gebühren in Höhe von 12 Millionen DM und eine nicht begründete Steigerungsrate in Höhe von 8 Millionen DM, insgesamt also 20 Millionen DM, als Geschenk draufgelegt hat. Meine Damen und Herren, darüber sollten wir doch einmal reden dürfen. Das ist doch Geld des deutschen Steuerzahlers, den wir hier zu vertreten haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn dieses Verhandlungsergebnis — wirtschaftlich überzahlt, rechtlich nicht gesichert —

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das weiß der Egon Franke ganz genau!)

    von Staatssekretär Gaus als der größte Verhandlungserfolg seit Abschluß des Grundlagenvertrages gefeiert wird

    (Bundesminister Franke: Ja! — Dr. Marx [CDU/CSU]: Da sind wir ja nicht verwöhnt!)

    — da folgen Ihnen selbst Ihre Genossen nicht, Herr Kollege Franke —, dann können Sie von der Opposition nicht erwarten, daß sie dieser Art von Berlin-und Deutschlandpolitik auch noch freudig akklamiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU)






Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Jung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt Jung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In ihrer Großen Anfrage und in jedem ihrer Anträge bezieht sich die CDU/CSU schon fast penetrant auf die Vereinten Nationen und die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, so als ob Sie den Beitritt zu den Vereinten Nationen der sozialliberalen Koalition abgerungen hätten

    (Zuruf des Abg. Jäger [Wangen] [CDU/ CSU])

    — Herr Jäger, Sie können ruhig blöken, aber das sage ich Ihnen jetzt noch einmal —, als ob gerade Sie die KSZE-Vereinbarungen erfunden und durchgesetzt hätten.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Darauf kommt es doch überhaupt nicht an!)

    — Herr Jäger, man kann gar nicht oft genug daran erinnern, daß gerade Sie von der CDU/CSU es waren, die die sozialliberale Bundesregierung aufgefordert haben, den Vereinten Nationen nicht beizutreten und die KSZE-Schlußakte von Helsinki nicht zu unterschreiben; denn in Ihrem Antrag haben Sie die Ergebnisse der Konferenz als — ich zitiere wörtlich
    — „Instrument zur Durchsetzung langfristiger sowjetischer Ziele, insbesondere in ganz Deutschland" bezeichnet. Heute beziehen Sie sich Antrag für Antrag darauf.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sie verlangen doch, daß wir die Verträge respektieren, also müssen wir die Einhaltung auch anmahnen können!)

    — Ja, das sind ja immer die Sprüche: pacta sunt servanda.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wollen Sie das nicht?)

    Doch, diese Sprüche höre ich oft, „allein mir fehlt der Glaube". Nehmen Sie zur Kenntnis, daß wir — das wurde schon gesagt — auf dem von uns eingeschlagenen Weg zwar langsam, aber Schritt für Schritt — ich gebe zu, es sind kleine Schritte — weiterkommen.
    Sie haben in dem Antrag gesagt, die KSZE laufe den elementaren Interessen des Westens in Europa zuwider. Der jetzige Kanzlerkandidat der CDU/ CSU, Franz Josef Strauß, hat sich sogar dazu verstiegen, die KSZE-Konferenz mit den Ereignissen der Jahre 1938/39 zu vergleichen und dies als ein „gigantisches München" bezeichnet. Da kann es einen nicht wundern, daß bei diesem „Stoffbern" durch die Geschichte seine Subalternen mit Geschichtsklitterei zum Thema Nationalsozialismus und Sozialismus folgen.
    Vorhin wurde von einem Kollegen der CDU/CSU in einem Zwischenruf gesagt, daß die Situation bis 1957 besser war als die Situation, die wir in bezug auf die Freizügigkeit nach der Ostpolitik erreicht haben. Nun gut, er hat ausdrücklich gesagt: bis 1957. Ich stelle die Gegenfrage: Was ist denn unter Ihrer absoluten Alleinherrschaft in den Jahren 1957 bis
    1961 geschehen? Und was ist denn am Schluß dieser absoluten Alleinherrschaft im Jahre 1961 mit dem Mauerbau geschehen?

    (Dr. Becher [Pullach] [CDU/CSU]: Sie waren doch dabei!)

    — Herr Becher, natürlich waren wir da, aber wir waren doch nicht in der Koalition. Herr Becher, begehen Sie doch keine Geschichtsklitterung!

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: In welcher Zeit waren Sie denn nicht in der Koalition?)

    — Zum Beispiel in der Zeit von 1957 bis 1961. Damit wir hier ein klein bißchen geschichtlichen Nachhilfeunterricht erteilen: In der Zeit des Mauerbaus waren Sie hier allein in der Verantwortung. Das muß klar und deutlich gesagt werden.

    (Berger [Lahnstein] [CDU/CSU]: Sie können uns doch nicht für die Mauer verantwortlich machen!)

    — Herr Kollege Berger, es geht doch hier um einen Zwischenruf von Ihnen und um die geschichtliche Wahrheit. Daß Sie Geschichtsklitterei betreiben, wurde doch eben deutlich. Die Zeit von 1957 bis 1961 haben Sie doch allein in der Regierung verbracht.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sie machen sich selbst vergessen!)

    — Wo waren Sie, Herr Kollege, und Ihre Kollegen von der CDU/CSU denn, als es anschließend darum ging, tatsächlich Fortschritte für die Menschen zu erreichen? Sie haben die Verträge mit Moskau und Warschau bekämpft. Sie haben den Grundlagenvertrag mit der DDR abgelehnt. Gut, das ist Ihr Recht. Dann müssen Sie es uns aber auch zurechnen und dies akzeptieren, wenn wir mit diesen Verträgen und mit diesen Vereinbarungen Erfolge erzielen. Mit dem Grundlagenvertrag ist es überhaupt erst wieder — ich betone das Wort „wieder" — möglich geworden, in unserem Lande im Rahmen der Menschlichkeit Schritt für Schritt voranzukommen.
    Die Opposition hat auf eine geradezu verbissene Weise — ich habe das schon gesagt — versucht, die Bundesregierung von der Unterzeichnung der Schlußakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa abzuhalten. Ich betone es noch einmal: Es gibt kaum ein bedrückenderes Dokument als den Antrag der Opposition vom 25. Juli 1975, der praktisch einer Aufforderung zur internationalen Isolierung der Bundesrepublik gleichkam.
    Meine Damen und Herren, das war nun aber keine einmalige Fehlleistung, denn es paßt nahtlos zu dem ebenfalls unvergessenen Versuch der Opposition, die Bundesrepublik Deutschland vom Beitritt zu den Vereinten Nationen abzuhalten. Mein Kollege Hoppe hat schon darauf verwiesen, daß Sie darüber sogar damals Ihren Fraktionsvorsitzenden stolpern ließen.



    Jung
    Ihre ständige Zitierung der KSZE und der Vereinten Nationen in den heute zur Beratung anstehenden Anträgen und der Großen Anfrage

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das scheint Ihnen wehzutun!)

    ist entweder Augenwischerei oder frommer Selbstbetrug. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die sozialliberale Bundesregierung mit ihrer Friedens- und Ostpolitik seit 1969 aktive Menschenrechtspolitik betreibt — und dies stets gegen Ihren Widerstand. Wir, die Koalition — und besonders die liberale Fraktion —, sind nämlich der Auffassung — mittlerweile möchte ich sogar sagen: im Einklang mit den Damen und Herren der CDU/CSU, wenn das alles richtig ist, was heute gesagt wurde —, daß es ohne Menschenrechte keine Sicherheit, keine Freiheit und keinen vertrauenswürdigen Frieden geben kann.
    Ich möchte einmal daran erinnern, daß es Bundesaußenminister Genscher war, der auf einem unserer Parteitage ausgeführt hat:
    Die weltweite Durchsetzung der Menschenrechte ist für uns Liberale in unserem Selbstverständnis verwurzelt. Deshalb treten wir überall für die Menschenrechte ein.
    Es ist kein Zufall, daß die Forderung nach einem Menschenrechtsgerichtshof der Vereinten Nationen — sie findet sich heute in einem Ihrer Anträge wieder — ein einstimmiger Beschluß unseres Parteitags in Freiburg ist. Dahinter steht die Forderung nach einer Objektivierung dieser Frage. Gerade weil für uns die Menschenrechte von so zentraler Bedeutung sind, müssen wir in der politischen Diskussion unseres Landes verhindern, daß sie als Instrument zu einer Neuauflage des Kalten Krieges oder als Mittel zur innenpolitischen Profilierung mißbraucht werden.

    (Zustimmung bei der FDP und der SPD — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Die billigen Schlagworte kennen wir allmählich!)

    Weil wir weltweit für die Menschenrechte eintreten, hüten wir uns auch vor jener ideologischen Einäugigkeit, die erst fragt, wer die Menschenrechte verletzt hat, und dann entscheidet, ob man dagegen auftritt oder nicht. Wir fragen nach dem Verletzten und kämpfen für sein Recht — gleichgültig, wo.

    (Beifall bei der FDP)

    Damit komme ich zu dem Antrag der CDU/CSU betreffend Verstärkung und Ausbau der Institutionen der Vereinten Nationen zum Schutz der Menschenrechte. Damit rennen Sie offene Türen ein.
    Seit dem von Ihnen bekämpften Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu den Vereinten Nationen im Jahre 1973 hat die Bundesregierung bei allen Anstrengungen dieser Organisation zur Verwirklichung der Menschenrechte in allen damit befaßten Gremien wesentlich mitgearbeitet. Wir haben die beiden großen Menschenrechtspakte der Vereinten Nationen von 1966 im Jahre 1973 als einer der ersten europäischen Staaten ratifiziert. Seit 1974 arbeitet die Bundesrepublik in dem wichtigsten menschenrechtlichen Gremium der Vereinten Nationen, der Menschenrechtskommission mit, der sie seither mit einer einjährigen Unterbrechung ununterbrochen angehört hat. Dem nach dem Bürgerrechtspakt gebildeten Menschenrechtsausschuß gehört ein deutscher Sachverständiger seit Beginn seiner Tätigkeit an. Einem weiteren wichtigen Organ der Vereinten Nationen in diesem Bereich, dem Ausschuß nach der Konvention zur Beseitigung der Rassendiskriminierung, gehört ein deutscher Sachverständiger seit 1970 ohne Unterbrechung an.
    In unserer politischen Erklärung in der Generalversammlung der Vereinten Nationen haben die Menschenrechte und die Frage ihrer weltweiten Durchsetzung und Implementierung immer den hervorragendsten Platz eingenommen. In der Generalversammlung hat Bundesminister Genscher bereits im Jahre 1976 zum erstenmal den Gedanken der Errichtung eines Menschenrechtsgerichtshofs der Vereinten Nationen skizziert, eine Forderung, die Sie heute in Ihrem Antrag erheben. Wir haben die Forderung nach Errichtung einer solchen Institution seither weiter erhoben. In der diesjährigen Generalversammlung hat Bundesminister Genscher dazu gesagt — ich darf mit Genehmigung der Präsidentin wörtlich zitieren —:
    Auch wenn heute noch bei Vielen Bedenken gegen die Schaffung eines Menschenrechtsgerichtshofs der Vereinten Nationen bestehen, so bin ich überzeugt, langfristig wird sich überall die Einsicht durchsetzen, daß ein solcher Gerichtshof allein der Sicherung der Menschenrechte dient und nicht gegen irgendein Land gerichtet ist.
    Die Verwirklichung dieses Gedankens, der bei westlich orientierten Staaten, aber zunehmend auch bei einer Reihe von Ländern der Dritten Welt auf Sympathie stößt, würde die vielfachen Bestrebungen im Bereich der Vereinten Nationen krönen, die auf die Verstärkung und den Ausbau des menschenrechtlichen Schutzes in den Vereinten Nationen zielen. Bei diesen Bestrebungen wirken wir aktiv mit, zum Teil mit eigenen Initiativen oder im Rahmen von Initiativen der Neun.
    Die praktische Arbeit erfordert Geduld und Zähigkeit. Wir müssen der Situation Rechnung tragen, die heute die weltweite Auseinandersetzung über die Menschenrechte bestimmt. Die Phase der Kodifizierung der Menschenrechte ist im wesentlichen abgeschlossen. In einem langen und schwierigen Verhandlungsprozeß ist es gelungen, in den beiden großen Menschenrechtspakten, die ich vorhin erwähnte, einen Grundbestand menschenrechtlicher Normen völkerrechtlich zu kodifizieren. Jetzt geht die Auseinandersetzung um die weltweite Anwendung und Durchsetzung dieser Rechte.
    Hier wird gerungen um unterschiedliche Interpretationen, unterschiedliche Vorstellungen über die Möglichkeit der internationalen Gemeinschaft, diese Rechte zu implementieren. Wir müssen uns mit der bekannten menschenrechtlichen Position des Ostens auseinandersetzen. Wir sehen uns der Auffassung vieler Staaten der Dritten Welt gegenüber, die den sozialen und wirtschaftlichen Rechten einen besonderen Vorrang geben wollen. Ich darf



    Jung
    daran erinnern, daß im Zusammenhang mit der Aushandlung des Lomé-II-Abkommens von den 54 Staaten der Dritten Welt außerordentliche Schwierigkeiten gemacht wurden — obwohl dieses Abkommen ihnen eindeutig zugute kommt —, weil die westlichen Vertreter, die Vertreter der Gemeinschaft immer wieder versuchten, die Menschenrechte in diesem Abkommen zu verankern. Dennoch haben die Staaten Schwierigkeiten gemacht — weil sie eben unterschiedliche Interpretationen vertreten und weil sie insbesondere eine Einmischung in ihre innerstaatlichen Angelegenheiten befürchtet haben. Ich sage das nur, um klarzumachen, welche Schwierigkeiten bei der Behandlung dieser Fragen im Bereich der Vereinten Nationen immer wieder entstehen.

    (V o r s i t z: Vizepräsident Leber)

    Unter unserer Präsidentschaft haben die Neun zum 30. Jahrestag der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte im Dezember des vergangenen Jahres ihre Position in der Generalversammlung der Vereinten Nationen dargelegt. Dabei sind wir für das Prinzip eingetreten, das sich international immer mehr durchgesetzt hat: Die Förderung und Wahrung der Menschenrechte ist eine legitime internationale Aufgabe geworden. Kein Staat kann sich der kritischen Aufmerksamkeit der Völkergemeinschaft entziehen, besonders wenn es um schwerwiegende und dauernde Verletzungen der Menschenrechte geht.
    Hier möchte ich bei allem Respekt vor dem Kollegen von Weizsäcker meine Verwunderung über seine Ausführungen über den Iran ausdrücken. Es kann überhaupt kein Zweifel daran bestehen, daß die Bundesregierung — ebenso wie er — in diesen Vorgängen einen eklatanten Völkerrechtsbruch, eklatante Verstöße gegen die Menschenrechte sieht.
    Ich darf daran erinnern, daß Graf Lambsdorff heute früh um 7.18 Uhr im Deutschlandfunk bereits betont hat, „daß es sich hier um eine völkerrechtswidrige Besetzung handelt, daß wir in einer solchen Situation unsere Freunde unterstützen", Herr Straßmeir, „die uns auch in schwierigen Situationen unterstützt haben". Es kann also überhaupt keine Rede davon sein, daß diese Bundesregierung nicht voll auf dem Boden des Rechts steht.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Sie geraten mit Ihrem Thema auf Abwege! Frau Schlei will nicht, daß Sie weiterhin über den Iran sprechen! Haben Sie das nicht verstanden?)