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ID0818605400

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    Plenarprotokoll 8/186 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 186. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Adams und Sick 14611A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Siebzehnten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrstrafgesetzes — Drucksache 8/3067 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Dr. Klein (Göttingen), Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Lenz (Bergstraße), Dr. Möller, Dr. Pinger, Dr. Stercken und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 8/2282 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/3313 — Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU . . . . 14611 C Coppik SPD 14613A Kleinert FDP 14614 C Dr. Vogel, Bundesminister BMJ . . . . 14615A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz vor gefährlichen Stoffen (Chemikaliengesetz) — Drucksache 8/3319 — Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 14616 C Dr. Hammans CDU/CSU 14619 C Fiebig SPD 14621 A Spitzmüller FDP 14623A Dr. Riesenhuber CDU/CSU 14624 B Konrad SPD 14626 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 14628B Dr. Gruhl, fraktionslos 14629 C Baum, Bundesminister BMI 14631 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Energiesicherungsgesetzes 1975 — Drucksache 8/3056 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/3343 — Dr. Narjes CDU/CSU 14634 D Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 14635 D Zywietz FDP 14637 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 14638 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht zum Ersten Eherechtsreformgesetz — Drucksache 8/3338 — in Verbindung mit Beratung der Ubersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/3316 — Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU . . . 14640B Dürr SPD 14640 D Kleinert FDP 14641 C Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Zimmermann, Spranger, Gerlach (Obernau), Berger (Herne), Biechele, Hartmann, Dr. Bötsch, Regenspurger, Broll, Dr. Laufs, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Langguth, Sick, Krey, Kiechele, Schwarz, Gerster (Mainz), Dr. Wittmann (München), Dr. Kunz (Weiden), Dr. Ritz, Röhner, Neuhaus, Dr. Jobst, Dr. Jenninger, Engelsberger, Dr. Schneider, Graf Huyn, Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Dr. Waigel, Gerstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffenrechts — Drucksache 8/3259 — Spranger CDU/CSU 14642 A Pensky SPD 14643 C Dr. Wendig FDP 14645 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 14646 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 8/3292 — 14648 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in der DDR — Anwendung des am 3. Januar 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2503, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Marx, Dr. Abelein, Jäger (Wangen), Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Gradl, Graf Huyn, Straßmeir, Schmöle, Dr. Hennig und der Fraktion der CDU/CSU Selbstbestimmungsrecht des Deutschen Volkes sowie bürgerliche und politische Rechte in der DDR — Anwendung des am 23. März 1976 in Kraft getretenen Menschenrechtspakts der Vereinten Nationen —— Drucksachen 8/2504, 8/3188 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Dr. Marx, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Sauer (Salzgitter), Graf Huyn, Lintner, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/ CSU Verletzung des Vier-Mächte-Status durch Ost-Berlin — Drucksache 8/3204 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Jäger (Wangen), Graf Huyn, Dr. Abelein, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Lintner, Sauer (Salzgitter), Schmöle, Dr. Gradl, Dr. Arnold, Dr. Marx, Straßmeir, Dr. Jaeger und der Fraktion der CDU/CSU Zustände in den Haftanstalten der DDR — Drucksache 8/3205 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU 3. Strafrechtsänderungsgesetz der DDR vom 1. August 1979 — Drucksache 8/3125 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Dr. Kunz (Weiden), Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 III Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Böhm (Melsungen), Niegel, Würzbach, Dr. Hennig, Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verletzung der Menschenrechte an der innerdeutschen Grenze — Drucksache 8/3326 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Dr. Dregger, Baron von Wrangel, Böhm (Melsungen), Dr. Hennig, Lintner, Graf Huyn, Schmöle, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Röhner, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Verstärkung und Ausbau der Institutionen der Vereinten Nationen zum Schutz der Menschenrechte — Drucksache 8/3327 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Baron von Wrangel, Straßmeir, Dr. Hennig, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Verwirklichung des Menschenrechts auf Freizügigkeit für die Deutschen in der DDR — Drucksache 8/3328 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Jäger (Wangen), Dr. Dregger, Graf Huyn, Schmöle, Lintner, Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Straßmeir, Würzbach, Niegel, Dr. Kunz (Weiden), Böhm (Melsungen), Röhner und der Fraktion der CDU/CSU Presse- und Informationsfreiheit in der DDR — Drucksache 8/3329 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hennig, Baron von Wrangel, Graf Huyn, Böhm (Melsungen), Lintner, Graf Stauffenberg, Dr. Abelein, Jäger (Wangen) und der Fraktion der CDU/CSU Sicherheit der Transitreisenden — Drucksachen 8/2570, 8/3340 — Jäger (Wangen) CDU/CSU 14649 C Jahn (Marburg) SPD 14654 A Hoppe FDP 14659 C Franke, Bundesminister BMB . 14662 B, 14704 D Graf Huyn CDU/CSU 14667 D Schlaga SPD 14670 D Ludewig FDP 14674 C Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 14677 D Frau Schlei SPD 14680 B Straßmeir CDU/CSU 14682 C Jung FDP 14685 A Böhm (Melsungen) CDU/CSU 14688 A Frau Dr. Balser SPD 14691 B Dr. Hennig CDU/CSU 14693 D Hofmann (Kronach) SPD 14696 D Lintner CDU/CSU 14698 B Schulze (Berlin) SPD 14700 D Baron von Wrangel CDU/CSU 14703 A Büchler (Hof) SPD 14706 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung ,,Hilfswerk für behinderte Kinder" — Drucksache 8/3293 — Zander, Parl. Staatssekretär BMJFG . 14708 A Burger CDU/CSU 14709 A Kuhlwein SPD 14709 C Eimer (Fürth) FDP 14710 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1980 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1980) — Drucksache 8/3306 — 14711 C Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes — Drucksache 8/3274 — Rühe CDU/CSU 14711 D Weisskirchen (Wiesloch) SPD 14713 C Dr. Dr. h. c. Maihofer FDP 14715 A Dr. Schmude, Bundesminister BMBW . 14715 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung — Drucksache 8/3077 — IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3346 — 14717 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Tabaksteuergesetzes (TabStG 1980) — Drucksache 8/3114 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/3349 — 14718 A Erste Beratung des von den Abgeordneten Engelsberger, Dr. Kreile, Dr. Warnke, Dr. Narjes, Dr. Waigel, Röhner, Dr. Jobst, Dr. Kunz (Weiden), Pohlmann, Dr. Voss, Niegel, Regenspurger, Kiechle, Haberl, Frau Fischer, Dr. Jenninger und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes — Drucksache 8/3298 — 14718 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Kaffee-und Teesteuergesetzes — Drucksache 8/3297 — 14718 C Nächste Sitzung 14718 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14719* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 186. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. November 1979 14611 186. Sitzung Bonn, den 15. November 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 175. Sitzung, Seite IV, linke Spalte: Unter Anlage 9 ist statt „Susset (SPD)” zu lesen: „Susset (CDU/ CSU)” Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen* 16. 11. Dr. Aigner* 16. 11. Alber* 16. 11. Dr. Bangemann* 16. 11. Biechele 16. 11. Blumenfeld* 16. 11. Brandt* 16. 11. Dr. Ehrenberg 15. 11. Ey 16. 11. Fellermaier* 16. 11. Frau Dr. Focke* 16. 11. Friedrich (Würzburg) * 16. 11. Dr. Früh* 16. 11. Dr. Fuchs* 16. 11. Haberl 16. 11. Hansen 16. 11. von Hassel* 16. 11. Immer (Altenkirchen) 16. 11. Katzer 16. 11. Dr. Klepsch* 16. 11. Dr. Köhler (Duisburg) * 16. 11. Kroll-Schlüter 15. 11. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagershausen 16. 11. Lange* 16. 11. Lücker* 16. 11. Luster* 16. 11. Müller (Mülheim) 16. 11. Dr. Müller-Hermann * 16. 11. Offergeld 16. 11. Pfeifer 15. 11. Dr. Pfennig* 16. 11. Porzner 16. 11. Rosenthal 16. 11. Frau Schleicher* 16. 11. Schröder (Luneburg) 15. 11. Dr. Schwencke (Nienburg) * 16. 11. Seefeld* 16. 11. Sieglerschmidt* 16. 11. Stöckl 16. 11. Dr. Todenhöfer 16. 11. Frau Tübler 16. 11. Frau Dr. Walz* 16. 11. Wawrzik* 16. 11. Werner 16. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
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    Rede von Erich Wolfram


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir Sozialdemokraten hätten uns gewünscht, daß Herr Dr. Narjes oder ein anderer Oppositionssprecher Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre eine solche Rede gehalten hätte wie heute.

    (Beifall bei der SPD)

    Damals wäre sie zeitgemäß, richtig und am Platze gewesen. Damals sind die Weichen für ein ungehindertes Eindringen des Öls und für einen totalen Verdrängungswettbewerb gegenüber den heimischen Energiequellen, vor allem der Steinkohle, gestellt worden. Damals ist von sozialdemokratischen Sprechern auf die Gefahr der politischen Abhängigkeit vom Importöl hingewiesen worden. Damals ist gesagt worden, Ö1 wird möglicherweise eines Tages als politische Waffe eingesetzt werden. Damals ist erklärt worden, auch diese Primärenergie Öl ist mengenmäßig nicht beliebig verfügbar. Sie und Ihre



    Wolfram (Recklinghausen)

    politischen Freunde von der CDU/CSU haben alle Mahnungen in den Wind geschlagen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Und jetzt, zu einer Zeit, wo es konkrete Energieprogramme gibt, wo sich diese Bundesregierung und die sie tragende sozialliberale Koalition seit zehn Jahren intensiv bemühen, zu diversifizieren, alternative Energiequellen zu erschließen, wo sie der heimischen Kohle wieder den Stellenwert einräumen, der ihr gebührt, wo sie eine Politik „Weg vom Öl" betreiben, da stellen Sie sich hierher und werfen dieser Bundesregierung und der sozialliberalen Koalition Versäumnisse in der Energiepolitik vor.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Herr Dr. Narjes, Sie machen es sich mit Ihrem Rundumschlag viel zu leicht.
    Im übrigen ist ihre These in dem von Ihnen bekannten Stil der Verunsicherung, heute von hier aus eine Politik weg vom OPEC-Ö1 zu proklamieren, äußerst gefährlich. Sie wissen ganz genau, daß über 90 % der Ölförderländer dem OPEC-Kartell angehören und daß selbst das Nordsee-Öl unter OPEC-Kriterien auf den Weltenergiemarkt kommt.

    (Zuruf des Abg. Dr. Narjes [CDU/CSU])

    Sie wissen ganz genau, daß in der OPEC Staaten sind, die sehr, sehr vernünftig sind. Sie wissen aber auch, daß im OPEC-Kartell andere Staaten sind, die es zu beeinflussen gilt, und zwar nicht mit starken Worten, sondern mit vernünftigen Argumenten, mit dem Nachweis, daß sie besser beraten sind, wenn sie mit den Industrieländern und mit den Energieverbraucherländern zusammenarbeiten und uns nicht die Pistole auf die Brust setzen. Der Stil, den Sie hier propagieren, bringt weitere Gefährdungen, möglicherweise auch für unsere eigene Ölversorgung, mit sich.
    Ihre Argumentation dient nicht einer internationalen Verständigung und Kooperation.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das „Energiesicherungsgesetz 1975", zunächst auf fünf Jahre befristet, läuft Ende dieses Jahres aus. Bereits bei der zweiten und dritten Lesung des 75er Gesetzes am 5. Dezember 1974 hatte sich die SPD-Fraktion für eine unbefristete Verlängerung des damaligen Gesetzes ausgesprochen. Es waren Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, und Ihr Sprecher Zeyer, die gesagt haben, da werde der Bundesregierung ein Instrument an die Hand gegeben, das sie mißbrauchen könne. Sie waren es, die davor gewarnt haben, dieses Gesetz zu schaffen. Sie waren für die Befristung. Ich freue mich, daß der Lernprozeß so weit gediehen ist, daß Sie heute einer unbefristeten Verlängerung zustimmen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir haben damals das Gesetz auf fünf Jahre befristet, weil wir das Gesetz nicht im Bundesrat scheitern lassen wollten. Der Bundesrat hat ja dann auch
    zugestimmt. Wir nehmen dankbar zur Kenntnis, daß auch die Mehrheit im Bundesrat heute mit uns der Meinung ist, daß es zu einer unbefristeten Verlängerung des Gesetzes kommen muß.
    Bei diesem Gesetz handelt es sich um ein Vorsorgegesetz. Von den darin enthaltenen Ermächtigungen der Bundesregierung, Rechtsverordnungen zu erlassen, kann sie grundsätzlich nur mit Zustimmung des Bundesrates Gebrauch machen. Es ist auch klar, daß Bundestag und Bundesrat jederzeit die Aufhebung derartiger Rechtsverordnungen verlangen können.
    Wir verlängern heute ein Gesetz, von dem wir alle gemeinsam hoffen, daß wir es in seinem materiellen Inhalt nie anwenden müssen. Es ist im Grunde genommen ein seltener Fall in unserer gesetzgeberischen Arbeit. Wir verabschieden ein Gesetz, das in Krisensituationen, die durch einfuhrbedingte Störungen hervorgerufen werden, der Bundesregierung die Möglichkeit gibt, über Rechtsverordnungen durch Vorschriften über Produktion, Transport, Lagerung, Verteilung, Abgabe, Bezug, Verwendung bis hin zur Festsetzung von Höchstpreisen die Marktverhältnisse sämtlicher Energieträger bzw. Energien zu regeln. Die Instrumente sind zugegebenermaßen weitgehend. Diese brauchten von uns zur Zeit weder verschärft noch ausgeweitet zu werden. Ihre Anwendung ist an schwerwiegende Voraussetzungen wie Gefährdung oder Störung der Energieversorung, die durch marktgerechte Maßnahmen nicht oder nicht rechtzeitig behoben werden können, geknüpft. Eingriffe müssen möglichst gering gehalten werden und dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechen.
    Es ist verständlich, daß derartige Maßnahmen, sollten sie je ergriffen werden müssen, unverzüglich aufzuheben sind, wenn die Störungssituation beseitigt ist.
    Das Gesetz ist nicht nur eine innerstaatliche Vorsorgemaßnahme. Es erfüllt auch unsere freiwillig eingegangenen internationalen Verpflichtungen innerhalb der Europäischen Gemeinschaften und auf der Ebene der Internationalen Energieagentur.
    Es versteht sich von selbst, daß das Gesetz — sollte es im Krisenfall angewandt werden — für den Fall seiner Nichtbeachtung auch scharfe Strafbestimmungen enthält.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, vor Jahren, im Zeichen des Energieüberschusses, wäre es sicherlich schwer gewesen, ein solches Gesetz zu begründen. Heute sehen alle Bürgerinnen und Bürger, alle Energieverbraucher, private wie industrielle, die Notwendigkeit einer solchen Vorsorgemaßnahme ein.
    Ich nutze die Gelegenheit, im Namen meiner Fraktion auch an die Wirtschaft, an die Industrie, zu appellieren, in Abstimmung mit unseren Gewerkschaften vorsorglich in den eigenen Reihen krisenüberwindende Instrumente und Maßnahmen vorzubereiten. Es hat sich schon einmal eine freiwillig geschaffene Clearingstelle der deutschen Mineralölwirtschaft bewährt.



    Wolfram (Recklinghausen)

    Ich will heute, im Gegensatz zu meinem Vorredner, Dr. Narjes, nicht der Versuchung unterliegen, eine generelle Energiedebatte zu führen. Ich müßte mich dann vom Thema des vorliegenden Gesetzentwurfs entfernen. Im übrigen werden wir in der nächsten Sitzungswoche Gelegenheit haben, eingehend über die Energiesituation zu sprechen, die Lage auf den Weltenergiemärkten zu analysieren und den Nachweis zu führen, daß die Bundesrepublik Deutschland seit Jahren am besten mit den weltweiten Energieproblemen fertig geworden ist. Wir werden dann auf die von Ihnen in einem Rundumschlag vorgebrachten Kritiken zurückkommen und Ihnen die sachgerechte Antwort geben.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Ich weiß wie wir alle, daß in Zukunft Risiken auf dem Energiemarkt vorhanden sind. Wir alle wissen, daß wir noch viele Anstrengungen machen müssen, um diese weltweiten Risiken zu minimieren. Deshalb ist es gut und richtig, daß wir die Schwerpunkte unseres Energieprogramms — Energieeinsparungen, Verringerung der Importabhängigkeit, Diversifizierung der Bezugsquellen, Priorität der heimischen Kohle und Entwicklung alternativer Energien — forcieren. Wir legen Wert auf eine umfangreiche Krisenvorsorge, nicht nur in Form dieses Gesetzes mit entsprechenden Instrumenten, sondern auch durch den weiteren Ausbau der nationalen Rohölreserve und der nationalen Kohlenreserve, alles Energiereserven, die zu Zeiten der sozialliberalen Regierungen angelegt worden sind. Daran haben Sie nie gedacht, ja, Sie haben sich sogar lange Zeit dagegen verwahrt.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Witzbold!)

    — Verehrter Herr Kollege, Ihrem Ausbildungsgrad würden bessere Zwischenrufe entsprechen. Aber es ist Ihr Problem, sich auf diesem Niveau zu einem ernsten Thema zu äußern.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, den Bürgern im Lande, privaten wie industriellen Energieverbrauchern, sichern wir in voller Übereinstimmung mit der Bundesregierung zu, daß Eingriffe mit Hilfe dieses Gesetzes nur in schwerwiegenden Krisenfällen, die wir durch eine vernünftige Politik möglichst vermeiden wollen, vorgenommen werden.
    Es liegt nicht in unserer Hand, internationale Versorgungsstörungen — vor allem auf dem Mineralölmarkt — zu verhindern. Aber jeder Energieverbraucher kann seinen Beitrag leisten, indem er rationell und sparsamst mit Energie, insbesondere mit Importenergie, umgeht.
    Wir werden alles tun, um die OPEC-Staaten durch eine vernünftige Außenpolitik davon zu überzeugen, daß wir an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit ihnen interessiert sind, daß wir Kooperation und nicht Konfrontation suchen.
    Wir werden unseren nationalen und industriellen Beitrag leisten, damit dieses Gesetz mit seinen Instrumenten möglichst nie angewandt werden muß.
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion wird der unbefristeten Verlängerung des Gesetzes zustimmen

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Richard von Weizsäcker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Zywietz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Werner Zywietz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich empfinde es als erfreulich, daß über dieses notwendige Instrument der gesetzlichen Vorsorge für einen Krisenfall, den wir uns keineswegs wünschen, den wir alle nicht wollen, offenbar Übereinstimmung in diesem Hause bei allen Fraktionen besteht. Aber Sie, Herr Kollege Dr. Narjes, haben ja trotz dieser grundsätzlichen Übereinstimmung gleich einige Stichworte für eine Energiekurzdebatte gesetzt, die vielleicht zu anderer Zeit etwas ausgeloteter verlängert werden kann. Im Moment ist mit Blick auf die anstehende zweite und dritte Lesung zur Fortschreibung des Gesetzes festzustellen, daß es nach wie vor eine notwendige Vorsorgemaßnahme darstellt.
    Wir alle können uns daran erinnern, daß wir die Grundlage für dieses Gesetz als Schnellmaßnahme, als Schnellantwort bereits im November 1973 auf die damalige erste Ölkrise hin konzipiert haben. Damals haben wir es nur für ein Jahr gelten lassen. Aber heute, nach einer Verlängerung um fünf Jahre, muß in der Rückschau festgestellt werden, daß es sinnvoll und notwendig ist, die Geltung des Gesetzes zeitlich unbegrenzt zu verlängern, um der Regierung für den — nicht erhofften und nicht gewünschten — Krisenfall ein Instrumentarium an die Hand zu geben. Denn darin liegt der Sinn des Gesetzes: der Regierung für einen Krisenfall Handlungsmöglichkeiten, Handlungsinstrumente zu geben und — als zweite Aktionslinie — Instrumente zur Verfügung zu stellen, um die Politik der Internationalen Energie-Agentur, die nach dem Ölschock 1973 begründet und aufgebaut wurde, national umsetzen zu können. Aus diesen beiden Gründen, meinen wir — ich darf das für die FDP-Fraktion sagen —, ist die Verlängerung der Geltung dieses Gesetzes nach wie vor notwendig.
    Nur, Herr Dr. Narjes, zu den flinken Stichworten, mit denen Sie hier die energiepolititsche Debatte eröffnet haben, muß ich doch in zwei, drei Minuten ein paar Anmerkungen machen. Sie müssen sich einmal die Mühe machen, die Ausführungen Ihres Kollegen Russe nachzulesen, die er im Dezember 1974 zu dem gleichen Gesetz gemacht hat. Sie müssen einmal nachlesen, mit welchem Optimismus er dargestellt hat, daß die Krise von 1973 in zwei, drei Jahren vorbei sein werde. Heute malen Sie ganz im Gegenteil ein Langfristkrisengemälde und sprechen von der Nachölzeit — die wir gewiß mit mancherlei Maßnahmen eingeleitet haben. Aber die Langfristigkeit dieser Aussage steht in einem krassen, in einem eklatanten Gegensatz zu den Perspektiven, die von Ihrem Kollegen und von Ihrer Fraktion vor fünf Jahren hier dargelegt wurden.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das hat er nicht nachgelesen!)




    Zywietz
    Ich möchte — mit Genehmigung des Herrn Präsidenten — nur einen Satz zitieren:
    Drei Jahre oder auch fünf Jahre Geltungsdauer
    — darauf hatte man sich damals verständigt das war unsere Auffassung —
    müßten doch genügen, um die möglichen Ursachen für die Anwendung dieses Gesetzes durch eine dynamische und erfolgreiche Energiepolitik ad absurdum zu führen.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Daran hat es eben gefehlt!)

    — Ich habe erwartet, daß Sie das sagen, aber das ist doch diesem Thema überhaupt nicht angemessen. Denn die Stichworte, die hier genannt worden sind, die Kohlepolitik, die Förderung der heimischen Ressourcen, das, was für die Deminex geschehen ist, die Verstromungsgesetze, Bevorratung, Umstrukturierungsprozesse zeigen: Wir haben doch eine Unmenge getan. Daran haben Sie sich überhaupt nicht beteiligt. Sie, Herr Dr. Narjes, waren es, der die Kohlesituation wider den Haushalt und damit auf eine kleinere Größenordnung hin trimmen wollte.

    (Dr. Narjes [CDU/CSU]: Wer hat gesagt: kleinere Größenordnung? Wo steht das?)

    — Das ist doch die zwangsläufige Folge der Aktion, die Sie da politisch einleiten wollten. Das muß man hier doch einmal nüchtern feststellen. Die Förderung nichtnuklearer Energien beispielsweise ist doch in Ihren Leitsätzen als eine fast zu vernachlässigende Nebenstrategie deklariert worden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch gar nicht wahr! Sie müßten das einmal richtig nachlesen!)

    Hier jetzt so aufzutreten, als hätten Sie die Impulse gegeben und als hätte die Regierung die Energiepolitik in den letzten fünf Jahren vernachlässigt, heißt wirklich die Fakten auf den Kopf zu stellen. Hier sind die Stichworte richtig gesetzt und die Initiativen eingeleitet worden, über deren Verlängerung und Ausprägung man in aller Sachlichkeit auch weiterhin wird reden können. Die Grundsätze und die Linien stammen von SPD und FDP und keineswegs von der Opposition. Alles, was Sie in dieser Richtung gesagt haben, kann ich nicht akzeptieren.