Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das war eine bittere Entscheidung, und das bleibt eine bittere Entscheidung. Es ist wichtig, daß man in einer solchen Stunde noch einmal feststellt, daß es an diesem Stück unseres Weges hoffentlich noch Gemeinsamkeit gibt.
Unser Verständnis von der Nation ist unauflöslich mit den Prinzipien der Freiheit und der Demokratie verbunden. Deshalb erfolgte doch unser Weg in die Europäische Gemeinschaft und in die westliche Allianz, in ein Bündnissystem mit Völkern, die mit uns eine gemeinsame Wertordnung haben.
Meine Damen und Herren, niemand, der einigermaßen ernsthaft die Zeit und die Welt betrachtet, kann doch glauben, daß ein Weg zurück in den Nationalstaat des 19. Jahrhunderts, etwa ins Bismarcksche Reich, die Zukunft bewältigen könnte.
— Herr Kollege Ehmke, das haben wir zu einer Zeit gesagt, als Sie noch mit nationalstaatlichen Ideen in Deutschland herumgelaufen sind!
Lesen Sie doch die Schlachten nach, die Sie hier im Saal geschlagen haben beim Eintritt in den Europarat und bei all den wichtigen Entscheidungen!
Es war doch Konrad Adenauer, der in jenen Jahren erklärt hat: Wir lassen über vieles mit uns reden, wenn die Deutschen in der DDR ihre inneren Angelegenheiten in freier Selbstbestimmung gestalten dürfen. Er schreibt dazu wörtlich in seinen „Lebenserinnerungen" :
Wir mußten realistisch unsere Möglichkeiten abschätzen und uns dessen bewußt bleiben, daß das Wichtigste eine Erleichterung des Loses der Menschen in der Zone war.
— Aber Herr Ehmke, Sie machen es sich doch viel zu einfach.
Ich habe meine Begründung dazu gegeben. Das
war unsere Politik, und das bleibt unsere Politik,
was ich eben hier vorgetragen habe. Das hat doch
12272 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode 154. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. Mai 1979
Dr. Kohl
nichts mit Regierung oder Opposition zu tun. Für die Union sind Wiedervereinigung und europäische Integration zwei politische Ziele, die sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern gegenseitig bedingen.