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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/141 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 141. Sitzung Bonn, den 8. März 1979 Inhalt: Gedenkworte zum 20jährigen Bestehen der Institution des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages 11119 A Wahl der Abg. Frau Dr. Riede (Oeffingen) zur Schriftführerin 11119 B Erweiterung der Tagesordnung 11119 D Große Anfrage der Fraktionen der SPD und FDP zur Politik der Friedenssicherung durch Verteidigung und Entspannung und zum Stand der Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle — Drucksachen 8/2195, 8/2587 — in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Erhaltung und Festigung des Friedens durch Sicherheit, Rüstungskontrolle, Abrüstung und den Abbau der politischen Spannungsursachen — Drucksachen 8/2312, 8/2587 — Pawelczyk SPD 11119 D Dr. Zimmermann CDU/CSU 11127 B Möllemann FDP 11133 A Dr. Apel, Bundesminister BMVg . 11139 C, 11203 C Dr. Kohl CDU/CSU 11148 C Dr. Ehmke SPD 11178 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 11188 C Dr. Wörner CDU/CSU 11196 B, 11204 D Jung FDP 11205A Buchstaller SPD 11211 A Damm CDU/CSU 11213 D Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Siebenten Gesetz über die Erhöhung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern (Siebentes Bundesbesoldungserhöhungsgesetz) — Drucksache 8/2626 — Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 11217 D Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu. dem Gesetz über die Änderung des Ehenamens, (Ehenamensänderungsgesetz) — Drucksache 8/2627 — Frau Dr. Rüdiger, Staatsminister des Landes'. Hessen 11218 D II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. März 1979 Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berlinförderungsgesetzes — Drucksache 8/2380 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/2631 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2630 — Wohlrabe CDU/CSU 11219 B Dr. Diederich (Berlin) SPD 11221 C Hoppe FDP 11224 D Dr. Narjes CDU/CSU 11226 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 21. Juni 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika zur Durchführung des Abkommens vom 7. Januar 1976 über Soziale Sicherheit — Drucksache 8/2435 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/2569 — Sieler SPD 11229 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zollübereinkommen vom 14. November 1975 über den internationalen Warentransport mit Carnets TIR (TIR-Übereinkommen 1975) — Drucksache 8/2233 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2580 — 11229 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 21. September 1977 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Hellenischen Republik über die steuerliche Behandlung von Straßenfahrzeugen im internationalen Verkehr — Drucksache 8/2231 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2574 — 11229 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 15. Juli 1977 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung des Königsreichs Schweden über die steuerliche Behandlung von Straßenfahrzeugen im internationalen Verkehr — Drucksache 8/2235 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2575 — . . . . . . . 11230 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Juli 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Ungarischen Volksrepublik zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, Ertrag und Vermögen — Drucksache 8/2234 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2576 — 11230 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 17. Mai 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kenia zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 8/2237 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2577 — 11230 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 17. März 1978 -zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung der Unternehmen der Luftfahrt und der Seeschiffahrt — Drucksache 8/2288 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2578 — 11230 D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. März 1979 III Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 13. Juli 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Argentinischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 8/2434 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/2579 — 11231 A Fragestunde — Drucksache 8/2608 vom 2. 3. 1979 — Einführung eines Warnsignals zur Ankündigung des Endes einer Gebühreneinheit im Telefonnahverkehr MdlAnfr A65 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Holtz SPD Antw PStSekr Wrede BMV 11159 C ZusFr Dr. Holtz SPD 11159 C Besetzung der Stellen . im Fernmeldebereich im Bezirk der Oberpostdirektion Stuttgart . MdlAnfr A71 02.03.79 Drs 08/2608 Conradi SPD Antw PStSekr Wrede BMP 11159 D, 11160 B, C, D, 11161 A, B ZusFr Conradi SPD 11160 B, C ZusFr Gansel SPD 11160 D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 11161 A ZusFr Frau Simonis SPD 11161 B Besetzung freier Arbeitsplätze für Fernmeldehandwerker im Bereich der Oberpostdirektion Frankfurt MdlAnfr A72 02.03.79 Drs 08/2608 Klein (Dieburg) SPD Antw PStSekr , Wrede BMP 11161 B, C, D, 11162 A ZusFr Klein (Dieburg) SPD 11161 C, D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 11162 A Verwendung der vor dem Berufsabschluß stehenden Fernmeldehandwerker im Fernmeldedienst der Bundespost MdlAnfr A73 02.03.79 Drs 08/2608 Pfeffermann CDU/CSU MdlAnfr A74 02.03.79 Drs 08/2608 Pfeffermann CDU/CSU Antw PStSekr Wrede BMP . . . . 11162 B, C, D, 11163A,B,C,D, 11164A,B,C,D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU . . . . 11162 B, C, 11163 C, D ZusFr Dr. Voss CDU/CSU . . . . 11162 C, 11164 C ZusFr Klein (Dieburg) SPD . . . 11162 D, 11164 B ZusFr Ey CDU/CSU 11163 A, 11164 B ZusFr Milz CDU/CSU 11163 B, 11164 C ZusFr Conradi SPD 11164 A Bemühungen der DDR mit dem Ziel der Umwandlung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR in eine Botschaft MdlAnfr A77 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Voss CDU/CSU MdlAnfr A78 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Voss CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK . . . . 11165 A, B ZusFr Dr. Voss CDU/CSU 11165 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11165 B Vereinbarkeit der Kontrollen im Post- und Telefonverkehr mit der DDR und den Ostblockstaaten mit dem Gesetz zu Art. 10 GG MdlAnfr A79 02.03.79 Drs 08/2608 Frau Simonis SPD Antw StSekr Dr. Schüler BK . . . . 11165 C, D, 11166 A, B, C, D, 11167 A ZusFr Frau Simonis SPD 11165 D ZusFr Hansen SPD 11166 A ZusFr Gansel SPD 11166 B ZusFr Ey CDU/CSU 11166C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 11166 D ZusFr Kuhlwein SPD 11167 A Rechtfertigung der Kontrolle von Briefen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, der DDR und den Ostblockstaaten durch den Bundesnachrichtendienst MdlAnfr A81 02.03.79 Drs 08/2608 Gansel SPD Antw StSekr Dr. Schüler BK . . 11167 A, B, C, D, 11168A,B ZusFr Gansel SPD 11167 B ZusFr Frau Simonis SPD 11167 C ZusFr Hansen SPD 11167 D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 11168 A ZusFr Kunz (Berlin) CDU/CSU 11168 A ZusFr Jungmann SPD 11168 B Auswirkungen der Post- und Telefonkontrollen auf die Kontakte zu den Ostblockstaaten MdlAnfr A82 02.03.79 Drs 08/2608 Hansen SPD IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. März 1979 MdlAnfr A83 02.03.79 Drs 08/2608 Hansen SPD Antw StSekr Dr: Schüler BK . . . 11168 B, C, D, 11169 A, B, C, D, 11170 A, B ZusFr Hansen SPD 11168 C, 11169B ZusFr Gansel SPD 11168 D, 11169 D ZusFr Frau Simonis SPD 11169 C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 11169 C ZusFr Kuhlwein SPD 11170 A ZusFr Dr. Linde SPD 11170 A Berücksichtigung der Viermächte-Verantwortung durch die • sogenannte gespaltene Berlin-Klausel MdlAnfr A90 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 11130 B, C ZusFr Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . 11170 C Kündigung von Arbeitsplatz und Wohnung der Familienmitglieder von nach einer Besuchsreise nicht nach Polen zurückgekehrten Deutschen MdlAnfr A91 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 11170 D, 11171 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11170 D ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . . 11171 A Austausch einer Deutschlandkarte im Durchgangsheim Osthofen bei Worms durch Staatsminister Dr. von Dohnanyi MdlAnfr A92 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 11131 B, C, D, 11172 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11171 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 11171 C ZusFr Dr. .Czaja CDU/CSU 11171 D ZusFr von der Heydt Freiherr von Massenbach CDU/CSU . . 11171 D Dr. Voss CDU/CSU 11172 A Ausbildung von Untergrundkämpfern in Angola durch Fachkräfte der DDR MdlAnfr A94 02.03.79 Drs 08/2608 Ey CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11172 B, C ZusFr Ey CDU/CSU 11172 B Unterstützung der Bemühungen der USA zur Beendigung des chinesisch-vietnamesischen Grenzkonflikts und der vietnamesischen Invasion in Kambodscha MdlAnfr A95 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 11172 C, D, 11173 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . 11172 D Erörterung des Selbstbestimmungsrechts, der Diskriminierung und der Gruppenrechte der Deutschen in den Gebieten östlich von Oder und Neiße auf der 35. Tagung der Menschenrechtskommission MdlAnfr A96 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 11173 A, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11173 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11173 D Beteiligung der deutschen Botschaft in Den Haag bei der Vorbereitung der Fernsehsendung mit Dr. Kohl „Bürger fragen, Politiker antworten" MdlAnfr A97 02.03.79 Drs 08/2'608 Niegel CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 11174A,B,C,D, 11175A ZusFr Niegel CDU/CSU 11174 A, B ZusFr Roth SPD 11174 C ZusFr Dr. Voss CDU/CSU 11174 C ZusFr Kuhlwein SPD 11174 D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU 11174 D Interpretation des mit der Republik Südafrika ausgehandelten Namibia-Plans durch den Generalsekretär der Vereinten Nationen; Bereitschaft des UN-Generalsekretärs, der SWAPO in Namibia Militärstützpunkte einzuräumen MdlAnfr A102 02.03.79 Drs 08/2608 Kunz (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A103 02.03.79 Drs 08/2608 Kunz (Berlin) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11175 A, B, C, D ZusFr Kunz (Berlin) CDU/CSU . . . . 11175 B, C, 11176 A ZusFr Dr. Hammans CDU/CSU . . 11175 C, 11176 B Zusammenarbeit mit dem Ausland bei der Verfolgung von Vertreibungsverbrechen, Überstellung der deutschen Unterlagen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. März 1979 V über Morde im Lager Lamsdorf an Polen im Zusammenhang mit der Verjährungsdebatte MdlAnfr A104 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU MdlAnfr A105 02.03.79 Drs 08/2608 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU Antw StSekr Dr. Erkel BMJ 11176 C, D, 11177A,B,C,D ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 11176 C, D, 11177D,11178A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . 11177 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11177 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 11177 B ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . . 11177 C Nächste Sitzung 11231 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 11232*A Anlage 2 Nichterfüllung der Bedingungen für eine endgültige Beseitigung radioaktiver Abfälle aus der Biosphäre bei einer Lagerung in der Erdkruste im Fall Gorleben MdlAnfr A10 12.01.79 Drs 08/2464 Ueberhorst SPD MdlAnfr All 12.01.79 Drs 08/2464 Ueberhorst SPD ErgSchrAntw PStSekr von Schoeler BMI auf ZusFr Conradi SPD 11232* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 141. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. März 1979 11119 141. Sitzung Bonn, den 8. März 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams* 8. 3. Dr. Ahrens** 8. 3. Dr. Aigner* 9. 3. Alber* 9. 3. Dr. Bangemann* 9. 3. Biechele 8. 3. Blumenfeld* 9. 3. Büchner (Speyer)** 8. 3. Frau Erler 9. 3. Dr. Evers 9. 3. Fellermaier* 9. 3. Frau Fischer 9. 3. Flämig* 8. 3. Dr. Früh* 8. 3. Dr. Fuchs* 9. 3. Genscher 9. 3. Gscheidle 9. 3. Haase (Fürth)* 9. 3. Handlos** 8. 3. Hoffmann (Saarbrücken)* 9. 3. Frau Hürland 9. 3. Ibrügger* 9. 3. Dr. Jahn (Münster) 8. 3. Kaffka 9. 3. Dr. h. c. Kiesinger 9. 3. Dr. Klepsch* 9. 3. Klinker* 9. 3. Koblitz 9. 3. Dr. Kreile 9. 3. Krockert 8. 3. Dr.-Ing. Laermann 9. 3. Lagershausen*** 9. 3. Lemmrich** 8. 3. Lemp* 9. 3. Luster* 9. 3. Marquardt*** 9. 3. Matthöfer 8. 3. Metz 9. 3. Möhring 9. 3. Müller (Mülheim)* 9. 3. Pawelczyk** 8. 3. Pieroth 8. 3. Rosenthal 9. 3. Schmidt (München) * 9. 3. Schmidt (Würgendorf)** 8. 3. Schreiber* 9. 3. Schröder (Lüneburg) 9. 3. Dr. Schwarz-Schilling 9. 3. Dr. Schwörer* 8. 3. Seefeld* 8. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Sieglerschmidt* 8. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim*** 9. 3. Dr. Spöri 8. 3. Dr. Starke (Franken)* 8. 3. Dr. Vohrer** 8. 3. Frau Dr. Walz* 9. 3. Wawrzik* 9. 3. Frau Dr. Wisniewski 9. 3. Wohlrabe 9. 3. Würtz* 8. 3. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Conradi (SPD) zu den Mündlichen Fragen des Abgeordneten Ueberhorst (SPD) (Drucksache 8/2464 Fragen A 10 und 11, 127. Sitzung, Seite 9923 D) : Zum Thema „Endlagerung radioaktiver Abfälle im Salz" gibt es eine umfangreiche Fachliteratur. Da außer der Bundesrepublik Deutschland insbesondere die USA und die Niederlande das Konzept einer Endlagerung radioaktiver Abfälle im Salz verfolgen, stammen viele Beiträge von dort. Ggf. könnte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe dazu eine Dokumentation zusammenstellen. Die überwältigende Mehrheit der Experten stellt die Endlagerung im Salz als eine der besten Lösungen dar, die vor allem auch technisch so weit entwickelt ist, daß Endlager in Salzformationen sich z. T. schon in der praktischen Erprobung befinden, z. T. konkret geplant werden. Es gibt auch kritische Äußerungen zu diesem Endlagerkonzept, z. B. im Zusammenhang mit dem unterdessen abgebrochenen amerikanischen Projekt in dem alten Bergwerk Lyons in Kansas. In der Regel stehen dabei standortspezifische Probleme im Vordergrund, so wie auch in der Studie von Prof. Grimmel, der aus gewissen geomorphologischen Oberflächenerscheinungen im Großraum Gorleben Rückschlüsse auf eine Ungeeignetheit dieses Standortes zieht. Mir sind bisher keine ausländischen Untersuchungen über die Eignung des Gorlebener Salzstocks bekanntgeworden. Und eine Übertragung kritischer Äußerungen zu anderen Projekten ist wegen der jeweils andersartigen Standortgegebenheiten nicht möglich. Sie dürfen aber davon ausgehen, daß sowohl die zuständige niedersächsische Genehmigungsbehörde als auch der Bundesminister des Innern alle die Sicherheit des geplanten Endlagers Gorleben berührenden Äußerungen und Hinweise auch künftig - wie schon bisher - sorgfältig prüfen und bei ihren Entscheidungsfindungen berücksichtigen werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Ich bedaure den Anlaß, der mich zwingt, für die Bundesregierung in dieser Debatte das Wort zu nehmen. Ich bin sicher, daß Sie alle — wie auch ich — an meiner Stelle jetzt lieber den Bundesminister des Auswärtigen am Rednerpult dieses Hauses gesehen hätten.

    (Beifall)

    Ich will aber, auch nicht verhehlen, daß viele der Gedanken, die ich hier vorzutragen habe,. mit Hans-Dietrich Genscher besprochen und verabredet worden sind, und zwar keineswegs nur aus diesem aktuellen Anlaß.
    Unter den gegebenen Umständen ist es vielleicht doch nicht ganz ohne Sinn, daß der Bundeswirtschaftsminister den Außenminister zu vertreten versucht. Sie alle kennen die engen Bezüge und Zusammenhänge, die heute zwischen Wirtschaftspolitik und Außenpolitik bestehen. Die außenpolitische Stellung der Bundesrepublik Deutschland hängt nicht zuletzt von der wirtschaftlichen Kraft unseres Landes ab, und unsere außenwirtschaftlichen Beziehungen zu allen Staaten der Welt sind von unseren außenpolitischen Verbindungen nicht mehr zu trennen. Beide bedingen einander, beide ergänzen einander, und es ist wohl zutreffend, wenn ich behaupte, daß die wirtschaftliche Kraft unseres Landes einen guten Teil jenes Unterbaus geliefert hat, auf dem unsere außenpolitischen Möglichkeiten erst gedeihen können.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das hat Ludwig Erhard immer gesagt!)

    Ich will das an einigen Beispielen kurz erläutern. Es ist kein Zufall, daß die jährlichen Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs — im letzten Jahr in Bonn, 1979 in Tokio — vor allem anderen wirtschaftspolitischen Fragen und wirtschaftspolitischer Zusammenarbeit gewidmet sind. Die dort behandelten Probleme haben eine Dimension erreicht, in der sie, obwohl wirtschaftlicher Natur, nur noch in internationaler . politischer Zusammenarbeit gelöst werden können. Es ist daher nur allzu begreiflich, wenn bei diesen Treffen neben den Außenministern auch die Finanz- und Wirtschaftsminister der beteiligten Länder anwesend sind.
    Die Europäische Gemeinschaft, die politische Zusammenarbeit innerhalb Westeuropas, ist in ihrer heutigen Form ohne engste wirtschaftliche Kooperation, ohne Wirtschaftsgemeinschaft also, überhaupt nicht denkbar. All das, was wir in dieser Gemeinschaft politisch erreicht haben und weiter erreichen wollen, ist ohne unsere ständigen, oft schwierigen Bemühungen um ökonomischen Gleichklang nicht vorstellbar.
    Was für die Europäische Gemeinschaft gilt, gilt auch — sicher noch nicht in diesem Ausmaß, aber doch prinzipiell ähnlich — für politische Zusammenschlüsse in anderen Teilen der Welt,. Ich erinnere nur an den ASEAN-Pakt, der gerade in der jüngsten China-Vietnam-Krise eine so verantwortungsbewußte Haltung gezeigt hat und dessen zu-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    nehmende politische Bedeutung ebenfalls ohne enge wirtschaftliche Kooperation nicht denkbar ist.
    Alle diese Zusammenschlüsse und Staatengemeinschaften können ihre Funktion freilich nur dann erfüllen, wenn in dieser Welt Frieden herrscht. Die Politik der Friedenssicherung steht daher im Mittelpunkt aller Anstrengungen; ihr dienen die Außenpolitik, die Verteidigungspolitik und auch die Wirtschaftspolitik. Ohne die Sicherung dauerhafter friedlicher Verhältnisse in der Welt sind alle arideren Anstrengungen nutzlos und vertan.
    Es kommt daher nicht von ungefähr, daß diese Regierung und diese Koalition von Beginn an alle ihre Bemühungen darauf gerichtet hat, den Frieden in der Welt, den Frieden in Europa und in beiden Teilen unseres Vaterlandes sicherer zu machen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das haben wohl wir alle getan!)

    — Ich bestreite dies nicht, Herr Mertes, aber ich spreche hier für die Regierung.
    Ich möchte hier ganz deutlich machen: Diese deutsche Politik der Friedenssicherung ist ,nur möglich auf der festen und gesicherten Basis des westlichen Bündnisses, das unsere Freiheit bewahrt, das uns Spielraum für Entspannung gibt, das unverwechselbar und unaustauschbar ist.
    Nun, meine Damen und Herren, möchte ich aus dem Aufsatz des Bundesaußenministers vom 16. Februar zitieren. Aber zuvor muß ich mich dann doch mit dem auseinandersetzen, was der Kollege Zimmermann zur Würdigung dieses Aufsatzes heute morgen gesagt hat. Ich zitiere Sie, Herr Dr. Zimmermann:
    Seine Pressemitteilung vom 16. Februar war doch ein Lavieren zwischen dem als richtig Erkannten und der regierungsamtlichen Linie, auf keinen Fall etwas zu sagen, was die linken Ideologen in der Koalition verprellen könnte.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch richtig gewesen!)

    Meine Damen und Herren, ich habe mir nur drei Pressestimmen herausgesucht, die die Ausführungen von Hans-Dietrich Genscher in diesem Aufsatz gewürdigt haben. Das „Handelsblatt" schrieb:
    Genschers Antwort ist klar, keine Entspannung ohne Sicherheit und ungefähre Parität der militärischen Potentiale.
    Die „Rheinische Post" formulierte:
    In diplomatisch zurückhaltender Form und ohne Namensnennung, aber in der Sache überaus deutlich hat Außenminister Genscher den Auffassungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden über die deutsche Sicherheits- und Abrüstungspolitik in nahezu allen Punkten widersprochen.
    Die „Stuttgarter Zeitung" meinte unter der Überschrift „Deutlicher Genscher":
    Genschers soeben veröffentlichter Artikel über Sicherheit und Entspannung zeigt einen Außenminister, der seine Politik unerwartet offensiv verteidigt.

    (Dr. Kohl [CDU/CSU] : Herr Kollege Lambsdorff, Sie genießen es doch jetzt, für Herrn Genscher hier sein zu können!)

    Herr Kollege Zimmermann, das Wort „Lavieren" ist in diesem Zusammenhang völlig fehl am Platz; es ist erst recht fehl am Platz angesichts der Tatsache, daß der Außenminister an dieser Debatte nicht teilnehmen kann.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Ich zitiere Herrn Genscher:
    Grundlage unserer Sicherheit ist das Nordatlantische Bündnis. Es ist ein Zusammenschluß freiheitlicher Demokratien. Es wird nicht nur durch das gemeinsame Sicherheitsinteresse zusammengehalten, sondern es wird bestimmt von gemeinsamen Wertvorstellungen, durch das gemeinsame Streben nach Verwirklichung der großen Idee von der Freiheit und Würde des Menschen.
    Das wird nicht nur in der Bundesrepublik, nicht nur auf dieser Seite des Atlantik so gesehen.
    Es ist erst ein paar Tage her, daß ich in der Deutschen Botschaft in Washington der Ansprache des amerikanischen Senators Javits zuhören konnte, als er in ganz ähnlichen Worten an die gemeinsamen Grundwerte erinnerte, die für sein Land wie für unser Land verbindlich sind — Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenwürde — und die für ihn wie für uns die Basis unserer engen und nicht aufzulösenden Zusammenarbeit bilden. Die Amerikaner wissen, daß wir zu ihnen stehen. Gerade nach meinem jüngsten Besuch in den Vereinigten Staaten, nach meinen Gesprächen mit vielen Regierungsmitgliedern, Abgeordneten und Senatoren bin ich in meiner Überzeugung bestärkt worden, daß auch sie un-' verrückbar auf unserer Seite sind.
    Das allerdings verpflichtet uns auch. Wir dürfen in den Beziehungen zu unseren wichtigsten Verbündeten keine Irritationen aufkommen lassen. Wir sollten uns nicht leichtfertigen Kritiken anschließen, die im nachhinein an dieser oder jener Maßnahme der amerikanischen Politik geübt werden.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Wir müssen die vorhandene Vertauensbasis weiter zu stärken versuchen. Wir müssen den Gedankenaustausch mit diesem großen Land, sei es in Gesprächen zwischen den Regierungen, zwischen Abgeordneten, zwischen Geschäftsleuten oder Intellektuellen beider Länder ständig vertiefen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die kommende Sitzung der „Atlantik-Brücke" in der nächsten Woche in Hamburg. Die Vielzahl bedeutender amerikanischer Politiker, die zu diesem Ereignis kommen wird, ist in meinen Augen ein eindrucksvoller Beweis für das Vertrauen, das man in unser Land setzt und das wir zu erwidern haben.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Alle politische Bewegungsfreiheit, die wir auch gegenüber unseren östlichen Nachbarn errungen haben, alle Entspannungspolitik gründet auf dem festen Boden dieser Atlantischen Allianz. Dieses Bündnis zwischen dem westlichen Europa und Nordamerika ist eben mehr, viel mehr als eine Zweckgemeinschaft von Staaten, die gemeine Interessen verfolgen. Zusammen mit der Europäischen Gemeinschaft ist es die Grundlage unserer politischen, unserer nationalen und unserer individuellen Existenz. Nichts annähernd Gleiches kann an die Stelle dieser unserer Zusammenarbeit und Gemeinschaft treten. Das gilt für das deutsche Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika, und es gilt ebenso. für die Beziehungen unserer Nachbarn zu den USA. Das trifft natürlich auch für die Beziehungen zu unseren Bündnispartnern in Europa zu. 'Gerade weil diese Gemeinschaft mehr als eine Militärallianz ist, hat sie auch kritische Phasen überstanden und ist nach gar nicht zu bestreitenden Schwächeanfällen auch aus solchen Phasen gekräftigt hervorgegangen.

    Die transatlantische Zusammenarbeit hat die Entwicklung in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmt und hier die Erfolge ermöglicht, die wir heute - auch wenn es aus innenpolitischen Gründen manchmal bestritten werden mag — alle miteinander erleben. In den Krisenherden unserer Zeit hat sich Europa, hat sich auch die Bundesrepublik Deutschland trotz ihrer besonderen politischen Bedingungen als ein Stabilitätsfaktor erster Ordnung erwiesen. Wir haben in unserem Teil der Welt über 30 Jahre lang den Frieden sichern können. Wir haben ökonomische Fortschritte erzielt, von denen frühere Generationen nicht einmal träumen konnten. Wir haben soziale Sicherheiten gewonnen, die in der übrigen Welt als beispielhaft gelten. Das alles wäre ohne die Europäische Gemeinschaft und ohne den festen Rückhalt mit unseren Partnern jenseits des Atlantik nicht zu schaffen gewesen.
    Gestützt auf diese Basis ist es uns auch möglich gewesen — und das wird sich in Zukunft noch stärker erweisen müssen —, unseren Verpflichtungen gegenüber der Dritten Welt, vielleicht noch nicht voll ausreichend, aber in einem immer größeren Umfang nachzukommen. Ich glaube, wir sind uns alle in diesem Hause darin einig, daß dieser Beistand für die Dritte Welt weit mehr als wirtschaftliche Hilfe und soziale Unterstützung ist. Dies ist Friedenspolitik — hier zitiere ich Willy Brandt — über den Tag hinaus. Gerade für ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland ist ein besserer Ausgleich der Interessen zwischen den armen und den reichen Ländern dieser Welt von existentieller Bedeutung. Deshalb gehen wir zu UNCTAD-Konferenzen und bemühen uns darum, eine gerechtere Verteilung des Wohlstands herbeizuführen. Deshalb geben wir Entwicklungshilfe, deshalb geben wir in der Zoll- und Handlungspolitik Präferenzen und Vorteile für die Länder, die sich jetzt im politischen und wirtschaftlichen Aufbau befinden.
    Aber auch hier können und wollen wir als Deutsche nicht allein handeln. Auch hier sind wir um engste Abstimmung mit unseren westlichen Partnern bemüht, und ich bestreite nicht, daß dies manchmal schwer ist. Deshalb müssen wir zu Kompromissen nicht nur gegenüber den Entwicklungsländern, sondern auch gegenüber unseren Freunden bereit sein, die mit uns das gleiche Ziel verfolgen, auch wenn sie dorthin zuweilen andere Wege gehen möchten als wir.
    Über diese Wege können wir vertrauensvoll mit unseren Partnern diesseits und jenseits des Atlantik sprechen, und das ist das tägliche Brot der Außen- und der Außenwirtschaftspolitik.
    Ich habe mich gerade in den beiden vergangenen Wochen darum in Kanada und in den Vereinigten Staaten bemüht. Ich sehe auf Grund dieser Gespräche einen breiten und guten politischen und weltwirtschaftspolitischen Konsensus 'zwischen unseren Ländern. Das trifft sowohl für die multinationalen Handelsverhandlungen im: GATT als auch für die Probleme einer künftigen Weltwirtschaftsordnung zu. Ein Fehlschlag der GATT-Runde, meine Damen und Herren, hätte weit härtere als nur ökonomische Folgen. Er könnte unsere politische, auch unsere militärische Zusammenarbeit mit den USA beeinträchtigen.
    Wir brauchen den Konsens selbstverständlich auch in den Fragen der Sicherheits- und Abrüstungspolitik. Gerade dieses letzte Thema habe ich mit kanadischen und amerikanischen Politikern erörtert. Sie fragen intensiv nach unserer Haltung dazu, nach einzelnen politischen Äußerungen zu diesem Thema. Ich habe sie auf die vom Bundeskabinett beschlossenen Antworten auf die Größen Anfragen aller drei Fraktionen dieses Hauses verweisen können und auf die Tatsache, meine Damen und Herren, daß diese Antworten von den Vorsitzenden der beiden Koalitionsfraktionen gebilligt und vom verteidigungspolitischen Sprecher der Opposition gutgeheißen worden sind.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Herr Wehner hat die Zustimmung wieder dementiert!)

    Herr Kohl, ich möchte mich in der Tat insoweit Herrn Ehmke anschließen, als wir in dieser Debatte und insbesondere in Ihrem Debattenbeitrag von den 127 Antworten, die wir in sechs- bis siebenstündigen Beratungen im Kabinett zusammengestellt und Satz für Satz und Wort für Wort geprüft haben, leider herzlich wenig gehört haben. Warum führen wir eine Diskussion um Interviews, Hintergrundgespräche, Buchzitate? Wozu denn dann eine Große Anfrage, wenn von den Antworten, die gegeben werden, in dieser Debatte nichts erwähnt wird, mit Ausnahme von Herrn Zimmermann, der sie in einem Teil kritisiert hat. Das ist selbstverständlich auch Ihr gutes Recht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Den anderen auch gelobt !)


    — Das Lob nehme ich auch ernst und gern entgegen, aber die Aufmerksamkeit wende ich lieber der Kritik zu. Aber warum denn solche Anfragen und solche Antworten, wenn sie in einer Debatte, die



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    dieser Diskussion dienen soll, so gut wie nicht angesprochen werden?
    Ich will mich hier über die Frage, ob das wirklich Wahlkampfthemen sind, nicht auch noch unterhalten. Ich habe es bedauert, daß Sie das hier eingeführt haben, Herr Kohl. Gleichwohl muß ich sagen: Richtig behandelt, mit der angemessenen Ernsthaftigkeit und Seriosität, kann man auch dieses Thema nicht aus Wahlentscheidungen heraushalten. Das kann natürlich — das muß es nicht, und hoffentlich wird es nicht — ein sehr ernsthafter Gegenstand politischer Auseinandersetzung auch in Wahlen sein.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wenn es strittig ist!)

    — Natürlich, wenn es strittig ist. Ich hoffe nicht, daß es so wird.
    Im Mittelpunkt unserer heutigen Debatte steht doch die Sicherung des Friedens und der Freiheit durch eine Politik, die drei Elemente miteinander verbindet: Gewährleistung der Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses, Förderung der Entspannung nach Osten, Bemühung um Rüstungskontrolle. Für den Erfolg dieser Politik ist es von entscheidender Bedeutung, daß mit aller Präzision gesehen wird, wie sich diese drei Elemente miteinander verbinden, wie sie sich ergänzen und gegenseitig bedingen.
    Zentral für dieses präzise Verständnis ist eine richtige Sicht der Entspannungspolitik. Da ist einerseits die Tendenz, zu glauben, Entspannungspolitik mache nur einen Sinn, wenn von allem Anfang an die Spannungsursachen abgebaut werden. Von einem solchen Verständnis kommt man notwendigerweise zu einer skeptischen Haltung gegenüber der Entspannungspolitik; denn es ist ja offensichtlich, daß die fundamentale Spannungsursache, der Gegensatz der Wertvorstellungen und der politischen und wirtschaftlichen Systeme, noch lange bestehen wird.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das war früher die NATO-Definition!)

    Da ist auf der anderen Seite die umgekehrte Tendenz, den Gegensatz der Systeme nicht in seiner vollen Schwere zu sehen und den Prozeß der Entspannung als einen Zustand bereits weitgehend erreichter Spannungslosigkeit und Normalität mißzuverstehen. Diese Sicht kann dann natürlich nur dazu verführen, der Sicherung der Verteidigungsfähigkeit nicht das Gewicht zu geben, das ihr zukommt.
    Dieser von übertriebenem Pessimismus oder übertriebenem Optimismus geprägten Sicht der Entspannung setzt die Bundesregierung die nüchterne, realistische Erkenntnis dessen gegenüber, was Entspannungspolitik leisten und was sie nicht leisten kann. Die Bundesregierung ist sich des fundamentalen Gegensatzes bewußt, der zwischen freiheitlicher Demokratie und sogenannter Diktatur des Proletariats besteht. Wir sind uns des Gegensatzes der politischen Ziele bewußt, der sich aus der Verschiedenheit der Wertvorstellungen ergibt. Wir wissen aber ebenso, daß Ost und West auch
    und in zunehmendem Maße gemeinsame Interessen haben.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist nie bestritten worden!)

    Das Grundlegende dieser gemeinsamen Interessen ist das Interesse, einen Krieg zu verhüten, und zu diesem Interesse kommen andere hinzu: das Interesse, die Vergeudung eines Rüstungswettlaufs zu vermeiden, das Interesse am wirtschaftlichen Austausch.
    Die Entspannungspolitik hat gerade auch für uns Deutsche wesentliche Fortschritte gebracht. Wer unser heutiges Verhältnis zur Sowjetunion, zu Polen und zu den anderen osteuropäischen Staaten mit der Situation. in den fünfziger und sechziger Jahren vergleicht, wer die heutige Lage in Berlin, wer did heutigen Beziehungen zwischen den beidendeutschen Staaten mit dem Zustand vor Beginn der Entspannungspolitik vergleicht, der greift diese Fortschritte mit Händen. Mir ist es daher unverständlich, wie Sie, Herr Zimmermann — Herr Ehmke ist schon darauf eingegangen —, heute morgen behaupten konnten, die Entspannungspolitik sei ein Fehlschlag, da sie nur einseitige Vorteile gebracht. habe. Fragen Sie doch die Hunderttausende von Deutschen, die im Zuge der Entspannungspolitik vom Osten zu uns übersiedeln konnten! Ist das Viermächteabkommen über Berlin ein Beweis für den Fehlschlag der Entspannungspolitik? Wir wollen diese realistische Entspannungspolitik fortsetzen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Noch ist nicht aller Tage Abend!)

    „Kein Volk hat mehr Anlaß" — ich zitiere den Bundesaußenminister —, „sich um Entspannung und Frieden zu bemühen als das deutsche, das in zwei Staaten leben muß. Kein Volk würde von einem Rückfall in den Kalten Krieg mehr betroffen als wir." Entspannungspolitik ist für uns keine Episode, sie ist auf lange Frist angelegt. Nicht anders sieht auch der Osten die Entspannungspolitik als eine Politik, die Dauer haben soll. Dies ist bei dem Besuch von Generalsekretär Breschnew in Bonn deutlich geworden. Ich verweise auf die gemeinsame Prinzipiendeklaration und auf das langfristige Wirtschaftsabkommen. Dies ist auch in der jüngsten Erklärung Breschnews am 2. März in Moskau deutlich geworden. Namens der Bundesregierung begrüße ich ausdrücklich den diesbezüglichen Teil dieser Erklärung: das klare Bekenntnis zur Kontinuität der Entspannungspolitik.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Es gibt aber Texte, die dem entgegenstehen!)

    Voraussetzung für eine dauerhafte, erfolgreiche Entspannungspolitik ist die Gewährleistung der militärischen Sicherheit. Entspannungspolitik und Verteidigungspolitik sind deshalb keine Gegensätze, sondern ergänzen sich. Ja, mehr noch: Entspannungspolitik ist überhaupt nur auf der Grundlage gesicherter Verteidigungsfähigkeit möglich.

    (Beifall bei der SPD)

    „Entspannungspolitik” — auch hier zitiere ich wieder Bundesaußenminister Genscher — „lebt vom
    11192 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 141. Sitzung: Bonn, Donnerstag, den 8. März 1979
    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Ausgleich der Interessen auf der Grundlage der Gleichberechtigung." Ich glaube, alle Seiten dieses Hauses sollten davon ausgehen, daß jeder von uns eine Bundesrepublik Deutschland will, die nicht auf Wohlverhalten gegenüber dem Osten angewiesen ist, sondern die die Freiheit und die Fähigkeit hat, eine Politik zu führen, die sich an unseren eigenen Idealen und Interessen orientiert.

    (Beifall bei der FDP)

    Militärisches Ungleichgewicht — ich betone dies nochmals — würde der Entspannungspolitik des Fundament entziehen. Es würde Unsicherheit und Instabilität erzeugen, es würde Angst und Mißtrauen schüren. In einem solchen Klima würde eine Fortsetzung der Entspannungspolitik unmöglich.
    So wie die Bundesregierung eine Politik der Entspannung nach Osten verfolgt, so führt sie deshalb zusammen mit den Verbündeten gleichzeitig eine Politik, die zu jeder Zeit die Fähigkeit zur Abschreckung und Verteidigung gewährleistet. Die Sicherung dieser Fähigkeit fordert von den Bürgern Opfer. Demokratische Regierungen, die ihre . Wähler von der Notwendigkeit solcher Opfer überzeugen müssen, haben es naturgemäß sehr viel schwerer als Herrschaftssysteme, die diese Opfer einfach befehlen können.
    Dazu kommt ein Zweites. Unsere offene Gesellschaft gibt anderen die Möglichkeit, durch Propaganda auf unsere Verteidigungsdiskussion Einfluß zu nehmen. Diese Möglichkeit wird in massiver und geschickter Weise genutzt. Mit vielen Mitteln wird versucht, die notwendige Aufrechterhaltung unserer Verteidigungsfähigkeit als entspannungsfeindlich hinzustellen. Der Propagandacharakter dieses Arguments liegt aber zutage. Verteidigungsanstrengungen, die sich an dem für die Verteidigung Notwendigen orientierten und keine Überlegenheit anstreben, sind niemals entspannungsfeindlich.
    Die Abschreckungs- und Verteidigungspolitik des Bündnisses gründet sich auf das Zusammenwirken dreier Komponenten: der interkontinentalen Nuklearwaffensysteme der Vereinigten Staaten, der konventionellen Streitkräfte des Bündnisses und der nuklearen Waffen in Europa. Die Sowjetunion hat bei den interkontinentalen Nuklearwaffen mit den Vereinigten Staaten in etwa gleichgezogen. Sie hat bei den konventionellen Streitkräften und der nuklearen Rüstung in Europa eine überlegene Position aufgebaut. Dies zeigt die Herausforderung für die Sicherheitspolitik des Bündnisses.
    Ich bin mir durchaus des Arguments bewußt, die Sowjetunion verfolge mit ihrer Rüstung nichts anderes als die NATO, rein defensive Zwecke. Ich möchte dem, was Herr Ehmke über die psychologische Haltung der Sowjetunion uns gegenüber gesagt hat, ausdrücklich zustimmen. Aber ich möchte zu diesem Argument bemerken: Die Bundesregierung unterstellt der Sowjetunion keineswegs die Absicht, Westeuropa anzugreifen. Wir sind überzeugt: die Sowjetunion will ebenso wie wir einen Krieg vermeiden.
    Aber von den Absichten sind die Fähigkeiten zu unterscheiden. Die Streitkräfte des Warschauer
    Pakts sind zur Offensive ausgerüstet. Sie haben eine offensive Militärdoktrin. Dies hat die Bundesregierung im letzten Verteidigungsweißbuch 1976/77 sehr ausführlich dargestellt. Die Stärke dieser Streitkräfte geht deutlich über das hinaus, was zur eigenen Verteidigung notwendig ist. Dies sind die Fakten.
    Auch in dieser Einschätzung, meine Damen und Herren, befinde ich mich in voller Übereinstimmung mit dem Bundesaußenminister, der diese Fakten übrigens entgegen Ihrer Auffassung, Herr Kollege Zimmermann, in seinem Artikel vom 16. Februar mit aller Klarheit dargelegt hat. Die Sicherheitspolitik des Nordatlantischen Bündnisses muß von diesen Fakten ausgehen. Wir müssen ganz klar auch die politischen Auswirkungen erkennen, die sich für uns ergäben, wenn die militärische Überlegenheit des Warschauer Pakts in Europa ständig weiter zunähme. Das militärische Gleichgewicht ist eine Notwendigkeit nicht nur, um uns Sicherheit vor Krieg zu geben. Es ist nicht minder notwendig, um uns Sicherheit vor politischem Druck zu geben und unsere Handlungsfreiheit zu gewährleisten.
    Das Bündnis gewährleistet Sicherheit durch eine doppelte Politik. Es hält einerseits einen angemessenen Stand der Bewaffnung aufrecht. Das Bündnis sucht auf der anderen Seite durch Rüstungskontrollverhandlungen mit dem Osten vereinbarte Sicherheit zu: erreichen.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich im folgenden die Verbindung zwischen Verteidigungsanstrengung und Rüstungskontrollbemühung über die drei Bereiche der Abschreckungs- und Verteidigungskonzeption der NATO hin darstellen.
    Der erste Bereich sind die interkontinentalen nuklearen Waffensysteme der Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten stärken diese Systeme durch die notwendige Modernisierung. Sie verhandeln andererseits in SALT II mit der Sowjetunion über die Begrenzung dieser Systeme. Das SALT-II-Abkommen wird die Parität der interkontinentalen Systeme der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion kodifizieren. Es wird zu einem stabileren nuklearstrategischen Gleichgewicht beitragen. Es wird darüber hinaus von wesentlicher Bedeutung für die Stabilität der Ost-West-Beziehungen im ganzen sein. bie amerikanische Regierung hat während der SALT-Verhandlungen die europäischen Bündnispartner stets konsultiert und ihre Sicherheitsinteressen berücksichtigt. Wir hoffen auf einen baldigen Abschluß des Abkommens und unterstützen es.
    Es gibt im übrigen neben den rein militärstrategischen Gründen einen, wie mir scheint, einleuchtenden wirtschaftlichen Grund. Eine volle Finanzierung eines Raketenverteidigungssystems der Vereinigten Staaten bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der finanziellen Verpflichtungen innerhalb der NATO wäre kaum noch möglich. Auch dies sollte ein Grund für uns sein, uns für einen erfolgreichen Abschluß von SALT II auszusprechen.
    Die Kodifizierung der Parität ändert nichts an dem Willen und der Fähigkeit der Vereinigten



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Staaten, mit ihren interkontinentalen nuklearen Waffen auch Europa zu schützen. Präsident Carter hat dies beim letzten NATO-Gipfeltreffen und bei seinem Besuch in der Bundesrepublik Deutschland mit aller Klarheit bestätigt. Herr Ehmke hat recht, wenn er hier formuliert: Zweifel an dieser Zusage gehen an die Wurzel des Bündnisses.

    (Beifall bei der FDP)

    Der zweite Bereich der Abschreckungs- und Verteidigungskonzeption der NATO sind die konventionellen Streitkräfte. Der Warschauer Pakt ist in Mitteleuropa bei den Landstreitkräften deutlich überlegen. Das Bündnis reagiert auch auf diese Herausforderung durch eine doppelte Politik: durch Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und durch Verhandlungen zur Rüstungskontrolle. Das Bündnis hat so auf der einen Seite eine Reihe von Verteidigungsmaßnahmen beschlossen. Dazu gehört das erwähnte langfristige Verteidigungsprogramm, das die Verteidigungskapazität an die Verhältnisse der 80er Jahre anpassen wird. Die Bündnispartner werden ihre Verteidigungsausgaben pro Jahr um real 3 % erhöhen.
    Das Bündnis hat andererseits die Initiative ergriffen, um durch Verhandlungen eine ungefähre Parität bei den Landstreitkräften in Mitteleuropa herzustellen, indem erstens das Personal der Streitkräfte unter Festlegung übereinstimmenden kollektiver Gesamthöchststärken auf einen Gleichstand von je 700 000 Mann auf beiden Seiten reduziert wird, und indem zweitens die Disparität bei den Kampfpanzern durch den Abzug sowjetischer Panzer vermindert wird. Um die östliche Zustimmung zur datenmäßig gesicherten Parität, zu sowjetischen und amerikanischen Reduzierungen und zum Abbau der Panzerdisparität zu erreichen, hat der Westen 1975 angeboten, zusätzlich eine bestimmte Zahl amerikanischer nuklearer Waffen abzuziehen. Die östliche Antwort auf dieses Angebot ist unzureichend geblieben.
    Meine Damen und Herren, ich bestreite nicht, daß ein MBFR-Ergebnis nur begrenzte militärische Wirkung haben kann — der Bundesverteidigungsminister hat das heute morgen dargestellt —, solange der Raum der vorgesehenen Reduzierung auf Mitteleuropa begrenzt bleibt. Die Bundesregierung unterstützt deshalb auch alle realistischen Vorschläge, die darauf abzielen, die militärische Konfrontation in ganz Europa abzubauen. Wir haben deshalb insbesondere auch den französischen Vorschlag für eine europäische Abrüstungskonferenz begrüßt, die Maßnahmen der Vertrauensbildung und der Rüstungsbegrenzung für ein sogenanntes Europa vom Atlantik bis zum Ural erreichen sollte. Die Verwirklichung dieses Vorschlags könnte MBFR sinnvoll ergänzen.
    Sosehr ich jedoch die Begrenztheit dessen betone, was wir in den MBFR-Verhandlungen erreichen können, sosehr möchte ich andererseits davor warnen, das, was hier erreicht werden kann, zu unterschätzen. Es macht militärisch und politisch sehr wohl einen Unterschied aus, ob eine östliche Überlegenheit in Mitteleuropa von über 150 000 Mann abgebaut oder aufrechterhalten wird.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das ist ein sehr gutes Argument!)

    Ein solcher Abbau würde vor allem auch die Fähigkeit des Warschauer Pakts zu einem Angriff ohne Vorbereitung vermindern.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Ob das Herr Wehner weiß?)

    Rüstungskontrollverhandlungen sind von Natur aus langwierig. Die SALT-Verhandlungen dauern inzwischen zehn Jahre, und hier verhandeln nur zwei Mächte miteinander, während bei MBFR zum erstenmal in der Geschichte zwei Bündnisgruppen miteinander verhandeln. Meine Damen und Herren, ich verstehe sehr wohl, daß manche Ungeduld darüber äußern, daß in Wien nach über fünf Jahren Verhandlungen noch keine konkreten Ergebnisse vorweisbar sind. Aber es kommt für ein fruchtbares Ergebnis der Verhandlungen darauf an, daß wir die unbeirrbare Zähigkeit haben, bei diesen Verhandlungen unsere vitalen Interessen zu wahren, und es kommt darauf an, daß wir die öffentliche Diskussion über diese Verhandlungen im Westen so führen, daß wir die Verhandlungsposition des Bündnisses in Wien nicht schwächen.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich hier betonen: Es gibt kein Land, das an einem Erfolg der Wiener Verhandlungen ein größeres Interesse hat als die Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Aber es gibt auch kein Land, das von einem Ergebnis in Wien stärker betroffen werden wird; denn die Linie, die die Streitkräfte der beiden Bündnisse voneinander trennt, läuft doch durch Deutschland. Es gibt deshalb auch keine Regierung, die stärker und gewissenhafter darauf hinarbeitet, die Verhandlungen zum Erfolg zu führen, als dies die Bundesregierung tut. Es gibt auch keinen Außenminister, der sich dieser Aufgabe engagierter widmet als der deutsche Außenminister.

    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, es hat in den Wiener Verhandlungen Fortschritte gegeben. Dazu haben Vorschläge der Bundesregierung, die dann zu Initiativen des Bündnisses führten, erheblich beigetragen. Ich verweise hier auf die westliche Initiative vom April 1978, auf die der Warschauer Pakt im Juni 1978 antwortete.
    Der bedeutendste Fortschritt liegt im Konzeptionellen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wie Sie wissen, meine Damen und Herren, ging der Osten 1973 mit dem Ziel in die MBFR-Verhandlungen, das sogenannte historisch gewachsene Kräfteverhältnis in Mitteleuropa festzuschreiben — und das heißt, die Disparität in Mitteleuropa festzuschreiben. Jetzt hat der Osten unsere Konzeption der ungefähren Parität auf niedrigerem, Niveau anerkannt.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Verbal!)




    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Die deutsch-sowjetische Deklaration anläßlich des Besuches von Generalsekretär Breschnew in Bonn stellt fest:
    Beide Seiten betrachten es als wichtig, daß niemand militärische Überlegenheit anstrebt.
    Dies ist der erste Satz, Herr Zimmermann. Sie hätten korrekterweise den zweiten mitzitieren müssen, als Sie vom triumphalen Vor-sich-her-Tragen die-, ses Satzes gesprochen haben. Der zweite Satz heißt:
    Sie gehen davon aus, daß annähernde Gleichheit und Parität zur Gewährleistung der Verteidigung ausreichen.
    Und dies gehört zusammen.

    (Beifall bei der FDP — Dr. Marx [CDU/CSU]: Aber bitte unterstreichen Sie: zur Gewährleistung!)

    — Ich unterstreiche: Gewährleistung. Beide Sätze gehören zusammen, und es darf nicht nur der erste zitiert werden, wie das Herr Zimmermann hier getan hat, weil daraus natürlich der Eindruck entstehen müßte, als wäre das die Festschreibung von Disparitäten, die in Bonn besprochen und vereinbart worden sei. Dies aber war genau nicht der Fall.
    Es gilt nun, in den MBFR-Verhandlungen dieses von beiden Seiten anerkannte Ziel der Parität in der Praxis zu verwirklichen.
    Meine Damen und Herren, es gibt für die Bundesregierung und für das Bündnis — hier' gibt es keinerlei Unterschied — unverzichtbare Forderungen. Der Bundesaußenminister hat die zwei zentralen Forderungen unlängst mit aller Klarheit wiederholt und begründet. Die erste Forderung ist die Forderung nach Parität.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wie sagten Sie eben: Unverzichtbar?)

    - Herr Kollege Mertes, Sie pflegen sonst so sorgfältig zuzuhören, daß Fragen dieser Art doch eigentlich nicht notwendig sind.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Er wollte es noch einmal unterstreichen!)

    — Das habe ich verstanden, Herr Marx; stellen Sie sich das einmal vor.
    Die erste Forderung ist die Forderung nach Parität. Wir haben, wie gesagt, bei dieser Forderung einen Durchbruch im Konzeptionellen erreicht, aber wir haben noch keinen entsprechenden Durchbruch für die praktische Verwirklichung; denn hier gehen Warschauer Pakt und Atlantisches Bündnis von verschiedenen Zahlen im Zusammenhang mit den Streitkräften auf östlicher Seite aus. Die Zahlen, die der Warschauer Pakt für seine Landstreitkräfte nennt, liegen um über 150 000 Mann unter den Zahlen, die nach Überzeugung der NATO der Realität entsprechen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Dem Ziel, die Parität in der Praxis zu verwirklichen, dient die Datendiskussion. Es geht bei dieser
    Diskussion über die Streitkräftezahlen nicht um eine „Erbsenzählerei" von Experten,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Ein schlimmes Wort!)

    sondern es geht hier vielmehr um eine zentrale Frage der Verhandlungen. Wer die Datendiskussion als Streit um Kleinigkeiten abtun will, verkennt das Verhandlungsziel der MBFR.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Die Klärung der Datenbasis entscheidet über den Umfang der östlichen Reduzierung, und es würde kein guter Ratschlag sein, sich in dieser Frage mit Unklarheit abzufinden und etwa augenzwinkernd über die Diskrepanz von 150 000 Mann hinwegzusehen. Es würde kein guter Ratschlag auch und gerade für diejenigen sein, denen die Entspannung wie uns allen am Herzen liegt. Ich zitiere noch einmal den Bundesaußenminister:
    Ein Ergebnis, bei dem unklar bleibt, ob es Parität herstellt oder Disparität festschreibt, würde Unsicherheit schaffen und Mißtrauen säen.
    Die zweite unverzichtbare Forderung ist die Forderung nach Kollektivität. Gemeint ist damit? Mit Ausnahme der amerikanischen und der sowjetischen Truppen in Mitteleuropa sollen nicht nationale Höchststärken für die Truppenkontingente der beiden Bündnisse hergestellt werden, sondern kollektive Höchststärken. Es muß Sache der Bündnisse sein, zu entscheiden, welcher Bündnispartner welche Reduzierung vornimmt. Ein anderes Verfahren würde der Sowjetunion ein Einspruchsrecht in Angelegenheiten zugestehen, die allein die NATO zu bestimmen hat. Ich glaube, ich brauche kaum zu betonen, wie entscheidend wichtig das Prinzip der Kollektivität gerade auch für die Bundesrepublik Deutschland ist.
    Meine Damen und Herren, ich erwähne zum Schluß des MBFR-Themas noch den westlichen Vorschlag, in den Wiener Verhandlungen begleitende Maßnahmen zur Vertrauensbildung und Stabilisierung sowie zur Verifikation zu vereinbaren. Es sind dies .Maßnahmen des Austausches militärischer Informationen, Anmeldung und Beobachtung militärischer Aktivitäten. Der Westen hat dieses Thema wiederholt in Wien vorgebracht und es zuletzt in seiner Initiative im April 1978 angesprochen.
    Das Bündnis prüft derzeit unter aktiver Beteiligung der Bundesrepublik zusätzlich Vorschläge, die es in Wien in die Verhandlungen einführen will. Ich will meine Ausführungen zum Thema MBFR nicht abschließen, ohne zu wiederholen, daß die Bundesregierung diesen Verhandlungen hohe politische . Bedeutung beimißt. Sie hält es deshalb auch für ' richtig, daß die NATO bereit ist, bei MBFR die Einberufung einer Sitzung auf Außenminister-Ebene vorzuschlagen, falls die erzielten Fortschritte dies rechtfertigen. Darüber hinaus hat der Bundesaußenminister nicht zuletzt wegen der Bedeutung vertrauensbildender Maßnahmen der NATO-Tagung im Dezember 1978 vorgeschlagen, die nächste KSZE-Überprüfungskonferenz in Madrid auf politischer Ebene abzuhalten.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Die dritte Komponente in der Abschreckungs- und Verteidigungskonzeption der NATO sind die nuklearen Waffen in Europa. Wir können diese Waffen in drei Kategorien einteilen: Waffen mit einer Reichweite bis zu 100 km — die nuklearen Gefechtsfeldwaffen —, Waffen mit einer Reichweite zwischen 100 und 1 000 km — Nuklearwaffen also, die in den gegnerischen Aufmarschraum reichen — und schließlich Waffen mit einer Reichweite von 1 000 bis 5 500 km — dies sind die nuklearen Mittelstreckensysteme, die Waffen mit kontinentaler Reichweite —.
    In den ersten beiden Kategorien besteht zwischen Ost und West insgesamt gesehen eine ungefähre Parität, obwohl auch hier die Sowjetunion stark modernisiert hat und auch weiter modernisiert. Bei den Mittelstreckensystemen andererseits — Herr Ehmke hat dies hervorgehoben — besteht seit langem ein östliches Übergewicht. Die Sowjetunion hat jedoch begonnen, dieses Übergewicht durch die Einführung zweier neuer Waffen quantitativ und qualitativ dramatisch zu verstärken. Diese beiden Waffen sind die SS 20, eine neue Mittelstreckenrakete, und der Mittelstreckenbomber Backfire. Beide Waffensysteme können von sowjetischem Boden aus Ziele in Westeuropa und ebenso Ziele im nahen und mittleren . Osten, in Südostasien, in Japan und China erreichen. Dies ist die Bedrohung.
    Das Bündnis muß auf sie ebenfalls mit einer Kombination von Verteidigungsanstrengungen und Rüstungskontrollbemühungen antworten. Das Bündnis modernisiert bereits die nuklearen Waffen mit einer Reichweite bis zu 1 000 km, um die Parität mit dem Warschauer Pakt zu halten. Die politisch wie militärisch zentrale Frage ist jedoch die Modernisierung und Stärkung des nuklearen Mittelstreckenpotentials des Bündnisses, denn hier droht angesichts einer schnell zunehmenden sowjetischen Überlegenheit im Mittelteil des Abschrekkungs- und Verteidigungsverbundes der NATO eine Lücke zu entstehen. Das heißt mit anderen Worten: Bei dieser Frage geht es um nichts weniger als um die Sicherung der Glaubwürdigkeit der Abschreckung.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Die friedenssichernde Abschreckungsstrategie der NATO beruht auf der Fähigkeit zur flexiblen Erwiderung. Diese setzt voraus, daß das Bündnis zu einer kontinuierlichen Steigerung bis hin zu den amerikanischen Interkontinentalwaffen in der Lage ist. Wird dieser Verbund an einer Stelle unterbrochen, so leidet die Glaubwürdigkeit der Abschrekkung insgesamt.

    Das Bündnis muß, um seine Fähigkeit zur Abschreckung und Verteidigung aufrechtzuerhalten, das Notwendige tun; aber das Notwendige zu tun, bedeutet nicht, daß das Bündnis gegenwärtig versuchen müßte, die sowjetische Überlegenheit bei den Mittelstreckensystemen numerisch auszugleichen. Notwendig ist, das Mittelstreckenpotential in dem begrenzten Umfang zu stärken, der erforderlich ist, um den Verteidigungsverbund des Bündnisses auf Dauer zu gewährleisten.
    Worauf es jetzt ankommt, ist, daß unter Führung der Vereinigten Staaten das Bündnis in seiner Gesamtheit entscheidet, was für die Stärkung des Mittelstreckenbereichs der NATO getan werden muß. Nur eine rechtzeitige Entscheidung dieser Fragen sichert die Option, die ausgewählten Systeme ab etwa 1983 einführen zu können. Die notwendige begrenzte Modernisierung und Stärkung des nuklearen Mittelstreckenpotentials der NATO sichert die Abschreckungs- und- Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses. Sie macht es zugleich zu Rüstungskontrollverhandlungen auch in der bisherigen Grauzbne des nuklearen Mittelstreckenbereichs fähig. Ich zitiere noch einmal Hans-Dietrich Genscher:
    Modernisierungen und rüstungskontrollpolitische Bemühungen schließen sich nicht aus, sondern müssen parallel laufen.
    Hier liegt eine Aufgabe, die dem Bündnis insgesamt gestellt ist und nur von ihm gemeinsam bewältigt werden kann.
    In diesem Zusammenhang ist das Grauzonenproblem von besonderer Bedeutung. Die sowjetische Überlegenheit beim Mittelstreckenpotential, dem Kernstück des sogenannten Grauzonenproblems, wurde in Rüstungskontrollverhandlungen bisher nicht einbezogen. Es geht um die Sorge, daß die bei SALT II vereinbarte interkontinentale Parität und Stabilität durch die bestehende und wachsende Disparität im Mittelstreckenbereich unterlaufen werden könnte. Der Abbau dieser Disparität ist daher für das Bündnis eine sicherheitspolitische Aufgabe ersten Ranges.
    Die Bundesregierung hat seit langem darauf hingewiesen; daß diese sowjetischen Systeme in den verteidigungs- und rüstungspolitischen Bemühungen des Bündnisses nicht außer Betracht bleiben dürfen. Die Bundesregierung begrüßt es, daß Generalsekretär Breschnew in seiner jüngsten Rede sich für die Begrenzung der Raketen- und Kernwaffen und auch ausdrücklich für eine Begrenzung der Waffen mittlerer Reichweite in Europa ausgesprochen hat. Diese sowjetische Bereitschaft, die das erste Mal beim Besuch des Generalsekretärs Breschnew im vergangenen Jahr in Bonn erklärt wurde, ist ein wichtiger Fortschritt in der Ost-West-Diskussion.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Sowjetunion zwar die Einbeziehung der amerikanischen Mittelstreckensysteme in Europa, die sogenannten forward-base-systems, in die SALT-Verhandlungen gefordert, nicht aber erklärt, daß sie auch ihre eigenen Mittelstreckenwaffen zur Diskussion stellt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Da haben Sie Herrn Ehmke korrigiert!)

    Allerdings sind wir der Meinung, daß die Frage der Modernisierung und Stärkung der nuklearen Waffen in Europa eine Frage des Bündnisses und nicht eine deutsch-amerikanische Frage ist. Wir werden es auch nicht zulassen, daß die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten gegeneinander ausgespielt werden.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Zu Ihrem Zwischenruf, Herr Mertes: Ich ziehe es vor, Herrn Sommer korrigiert zu haben.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr elegant!)

    Die Entscheidungen müssen vom Bündnis in seiner Gesamtheit getroffen werden. Hiermit reagiert das Bündnis auf ein Problem, das die östliche Seite geschaffen hat. Die Bundesregierung ist davon überzeugt, daß das, Bündnis die vor ihm liegenden Aufgaben meistern wird. Im verteidigungspolitischen Bereich werden die Entscheidungen zur Implementierung der Modernisierungsbeschlüsse des Bündnisses vorbereitet. Im Bereich der Rüstungskontrolle haben schon im Zusammenhang mit SALT II intensive Konsultationen im Bündnis stattgefunden. Sie werden im Blick auf das Grauzonenproblem von SALT II weiter intensiviert werden.
    Dabei gilt: Die Bundesrepublik Deutschland ist keine Nuklearwaffenmacht und will keine werden. Die Vereinigten Staaten sind sich ihrer Führungsrolle im Bündnis bewußt und sie handeln in diesem Bewußtsein. Alle Entscheidungen müssen vom Bündnis insgesamt getragen werden. In diesem Rahmen wird die Bundesrepublik Deutschland auch in Zukunft ihren Teil der Verantwortung übernehmen. Der Bundesminister des Auswärtigen stellte fest:
    Die Vereinigten Staaten haben Anspruch darauf, daß sich alle Verbündeten dieser Verantwortung stellen, die von den Regierungen die Entscheidungskraft verlangt, das als richtig Erkannte auch zu tun.
    Das Bündnis steht vor der doppelten Aufgabe, das für die Verteidigung Notwendige zu tun und das rüstungskontrollpolitisch Mögliche zu versuchen. Grundlage dieser doppelten Strategie ist die Solidarität der Bündnispartner und die Einheit des Bündnisses. Dies ist die solide Grundlage einer aktiven Friedenspolitik.
    Meine Damen und Herren, die gegenwärtige Weltlage, die Krisen und Konflikte, die uns umgeben, machen bewußt, was wir in Europa erreicht haben. Die Weltlage wäre nicht auszudenken, wenn es anders wäre, wenn auch in Europa Konfrontation und Konflikt herrschten. Es gilt, diese Stabilität des Friedens in Europa zu sichern — zu sichern durch eine Politik des Bündnisses, die das Gleichgewicht gewährleistet und die auf der Basis der Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses nach Entspannung und Rüstungskontrolle strebt.
    Die Bundesregierung wird zur Erfüllung dieser Aufgaben das ihre beitragen. Unsere Politik ist eine konsequente Politik der Friedenssicherung, ist eine klare, berechenbare Friedenspolitik.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine
Damen und Herren, wir fahren in der Aussprache fort. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Wörner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Auch wenn wir mit Ihnen, Herr Wirtschaftsminister, die Abwesenheit des Bundesaußenministers bedauern, . so hat doch Ihr Auftritt mindestens einen interessanten zusätzlichen Aspekt in die Debatte gebracht, den ich hier gerne aufgreifen möchte, nämlich den Zusammenhang zwischen militärischer und wirtschaftlicher — und ich füge hinzu: auch sozialer — Sicherheit, auf den Sie völlig zu Recht hingewiesen haben. Lassen Sie mich das gerade auch als ein Verteidigungspolitiker sagen: Natürlich gibt es keine militärische Sicherheit ohne wirtschaftliche Sicherheit. Allerdings muß man auch das Gegenteil sagen:

    (Zuruf Dr. Marx [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Es gibt auch keine wirtschaftliche Sicherheit ohne die militärische Absicherung und keine Freiheit ohne die militärische Absicherung eben dieser Freiheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ganz sicher — wenn ich das jetzt gleich aktualisieren darf — ist es mit der Stabilisierung des militärischen Gleichgewichts in Mitteleuropa — darum geht unsere Debatte an sich — nicht getan. Denn es drohen diesem Bündnis eine ganze Reihe von politischen Gefahren. Nachdem Sie das angesprochen haben, Graf Lambsdorff, darf ich eine politische Gefahr herausgreifen, die uns im Augenblick besonders zu schaffen macht, nämlich die politische Gefahr an der Südflanke. Hier denke ich besonders an die schwierige Lage der Türkei. Nach unserer Auffassung — ich hoffe, daß das allgemeine Meinung ist — muß dringend etwas geschehen,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    schnell etwas geschehen, denn was würde diesem Bündnis widerfahren, wenn sich die Lage in der Türkei etwa noch weiter zuspitzen würde? Hier muß die NATO zeigen, ob sie wirklich noch zur rechtzeitigen Krisenvorsorge in der Lage ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehmke [SPD]: Einverstanden!)

    Daher — das ist eine Frage auch an Sie als Wirtschaftsminister — ist das ganze Bündnis, aber auch die Bundesrepublik Deutschland gefordert, so schnell als möglich — ich sage: erhebliche — wirtschaftliche und finanzielle Anstrengungen zu unternehmen, um der Türkei zu helfen. Bereits ein Bruchteil der Kredite, die wir nach Osten geben, würde ausreichen, um die Türkei hinreichend zu stabilisieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Voigt [Frankfurt] [SPD] : Dieser Zusammenhang ist wieder Quatsch!)

    Ich glaube, daß die Debatte bisher deutlich gemacht hat, daß es in diesem Hause keine Frontstellung für und gegen Abrüstung gibt. Wir alle, gleichgültig, auf welcher Seite des Hauses wir sind, sind für den Frieden und sind für die Abrüstung.
    Das Für und Wider geht in dieser Debatte um die Frage, ob das für unsere Sicherheit hier in Mitteleuropa und weltweit Erforderliche geschieht, noch geschieht. Ich sage für uns: Wenn Herr Weh-



    Dr. Wörner
    ner und die, für die er spricht, sich in der SPD durchsetzen, dann ist es sowohl mit der Sicherheit wie mit der Abrüstung nach unserer Auffassung aus!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [SPD])

    Herr Apel, hier sind Sie uns eine eindeutige Antwort schuldig geblieben. Auch Graf Lambsdorff hat um diese entscheidende Frage — genau wie Ihre Antwort auf unsere Große Anfrage — einen Bogen geschlagen. Daher ist eben bei uns der sichere Eindruck zurückgeblieben, daß letztlich sich doch die Linie von Herrn Wehner durchsetzen wird und nicht eine andere Linie. Das macht unsere Besorgnis aus.

    (Dr. Ehmke [SPD] : Reden Sie doch lieber zur Sache, Herr Wörner! — Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist doch Stuß!)

    — Wer, Herr Ehmke, den Zusammenhang von Abrüstung und Sicherheit bedenkt, kommt an zwei unbequemen Feststellungen eben' nicht vorbei. Die erste: Nach einem Jahrzehnt der Verhandlungen über Abrüstung steht die Sowjetunion dem Westen weit stärker gegenüber, und zwar absolut wie relativ als zu Beginn dieser Abrüstungsverhandlungen. Sie hat also fortlaufend aufgerüstet, während wir uns zurückgehalten haben. Und sie tut das heute noch mit der gleichen Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit.
    Das sind die Fakten. Diese darf man eben nicht verschweigen. Denn wer sie verschweigt, weckt Illusionen in der deutschen Bevölkerung und mindert die Bereitschaft unserer Bürger, für die Verteidigung notwendige Opfer zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehmke [SPD] : Es verschweigt sie doch gar keiner!)

    Ich sage ein anderes. Wer daher als Antwort auf die sowjetische Aufrüstung nichts anderes als neue Verhandlungen fordert, der wird weder Rüstungsstopp noch Abrüstung, noch eine Verbesserung unserer Sicherheit erreichen, sondern er wird sich am Ende einer sehr viel stärkeren Sowjetunion gegenübersehen, die ihm dann die Bedingungen diktieren kann.
    Daher kann die einzige Konsequenz aus dieser Erfahrung nur lauten, daß das zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland Erforderliche unabhängig von solchen Verhandlungen geschehen muß.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU])

    Natürlich sind wir hier in einer Gefahr, Herr Ehmke. Ich will das ganz offen ansprechen. Die einen zeichnen die sowjetischen Anstrengungen und sind in der Versuchung, nur diese Anstrengungen zu zeichnen. Und die anderen sind in der Versuchung, die Anstrengungen des Westens zu schildern. Aber selbst wenn man das in Betracht zieht und sich die Entwicklung des letzten Jahrzehnts, dieses Jahrzehnts der Entspannung, vor Augen führt, dann kommt man eben an der zweiten Feststellung nicht vorbei, daß sich im letzten Jahrzehnt die militärischen Kräfteverhältnisse stetig und eindeutig zugunsten der Sowjetunion verschoben haben, und zwar auf allen Ebenen.
    Ich halte es, Herr Bundesverteidigungsminister, einfach für unverantwortlich, daß Sie in Ihrer ganzen Rede keinen einzigen Ton über dieses entscheidende Faktum verloren haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier sind Sie Ihrer Verantwortung als Bundesverteidigungsminister nicht gerecht geworden.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Da hat er Angst vor Wehner!)

    Natürlich, noch — „noch" sage ich — reichen die Kräfte des Westens zur Abschreckung und wohl auch zur Verteidigung aus. Gerade noch! Aber wenn sich dieser Trend des letzten Jahrzehnts fortsetzt, wird eben Anfang der achtziger Jahre ein strategischer Umbruch, ein Umschlag der Kräfteverhältnisse eintreten. Und das ist die Gefahr, die uns drückt — und nicht nur uns.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: So ist es!)

    Hören Sie Kissinger, hören Sie Haig, hören Sie auch den amerikanischen Verteidigungsminister Brown. Die Sorge, daß sich dieser Trend nicht durchsetzen darf, durchzieht die gesamten sicherheitspolitischen Debatten.
    Daher geht es nicht an, daß Herr Bahr oder Herr Pawelczyk oder wer auch immer feststellt: Die Sicherheit ist nicht bedroht. Das ist eine glatte Irreführung unserer Bevölkerung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sehen Sie: Es gibt etwas, was mich einfach enttäuscht und was ich nicht verstehe, was ich auch bei Herrn Wehner nicht verstehe, wenn er die Sorge — die ich ihm abnehme — äußert, die Bundesrepublik Deutschland könne zum Trägerschiff für neue Waffen werden. Herr Wehner, wir sind es doch nicht, die voranrüsten und aufrüsten. Gegen uns sind doch diese Mittelstreckenraketen gerichtet. Wir sind doch das Ziel dieser sowjetischen neuen Raketen: Wir, die Bundesrepublik Deutschland; wenn auch nicht allein, so doch in erster Linie.
    Daher erwarte ich von Ihnen — und ich erwarte es auch von Herrn Bundeskanzler Schmidt morgen, und ich habe es auch vom Bundesverteidigungsminister erwartet —, daß Sie endlich einmal die Sowjetunion auffordern, mit dieser fortlaufenden Ausdehnung ihres Übergewichts aufzuhören und diese Raketen einzustellen und zu stoppen.

    (Beifall bei der CDU/CSU) Warum tun Sie das nicht?


    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Die wagen es nicht mehr!)

    Warum zerbrechen Sie sich immer nur den Kopf Moskaus? Warum denken Sie nicht daran, daß auch wir Sicherheitsbedürfnisse haben?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich kann es mir erklären. Sie versuchen — aus Ihrer Situation heraus verständlich —, die festge-



    Dr. Wörner
    fahren Entspannungspolitik durch immer neue Konzessionen in Fahrt zu bringen. Herr Wehner, ich sage Ihnen aber jetzt schon voraus: Das wird Ihnen von der Sowjetunion genausowenig honoriert werden wie in den vergangenen Jahren; denn die Sowjetunion wird Ihren — von mir nicht bestrittenen — guten Willen als das nehmen, was er natürlich im Grunde genommen ist: als das Eingeständnis westlicher Schwäche und den Ausdruck einer Appeasement-Haltung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deswegen werden Sie am Schluß ohne Abrüstung und ohne Sicherheit dastehen.
    Herr Ehmke, nun zu Ihnen. Ich muß übrigens sagen, Herr Bundesverteidigungsminister, es ist selten, daß ich Herrn Ehmke ein Kompliment gemacht habe; in diesem Hause habe ich es, glaube ich, noch nie getan. Herr Ehmke, wenn ich von Ihrem demagogischen Eröffnungsschlag absehe, haben Sie mit Ihrer Betrachtung 'der Kräfteverhältnisse in der Tat einen seriösen und differenzierten Beitrag geleistet, den ich in dieser Debatte an sich vom Bundesverteidigungsminister erwartet hätte. Statt dessen haben Sie, Herr Minister, hier ein Wischiwaschi dahergeredet, das dem Ernst ,der Lage, in der wir uns befinden, überhaupt nicht gerecht wird.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Herr Ehmke hat allerdings einige Fehler ausgesprochen!)

    Herr Ehmke, ich will Ihre Frage beantworten. Sie haben hier die Frage gestellt: Was ist denn neu an dieser Bedrohung? -

    (Friedrich [Würzburg] [SPD] : Daß Sie mit China wollen! Das ist neu!)

    Wir haben doch schon seithersowjetische Mittelstreckenraketen. Wir haben diese Mittelstreckenraketen, so sagen Sie, schon lange. Andere sagen das auch. Ich sage Ihnen: Zwei Dinge haben sich fundamental verändert.

    (Friedrich [Würzburg] [SPD]: Sie wollen mit China! — Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU] : So viel Dummheit auf einmal in der ersten Bank!)

    — Herr Kollege Friedrich, ich bin lange genug in diesem Hause, um Ihr Ablenkungsmanöver zu durchschauen. Sie wollen das nur nicht hören, was ich Ihnen jetzt zu sagen habe. Das ist das einzige.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Friedrich [Würzburg] [SPD] : Wollen Sie das bestreiten?)

    Mich bringen Sie aber nicht aus dem Konzept, Herr Friedrich.

    (Friedrich [Würzburg] [SPD] : Dazu können Sie hier auch nichts sagen!)

    — Würden Sie mir jetzt freundlicherweise die Möglichkeit geben, mich mit Herrn Ehmke auseinanderzusetzen, der zu dieser Debatte etwas beigesteuert hat, was ich bei Ihnen bis jetzt vermißt habe.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)


    Ich sage Ihnen also: Neu an der Lage ist zum einen, daß die SS 20 beweglich ist. Neu ist, daß sie — pro Träger drei Stück — nachgeladen ,werden kann. Neu ist, daß sie Mehrfachsprengköpfe — drei Stück pro Rakete — hat. Dazu ergibt im übrigen bei hundert Trägern schon 900 Gefechtsköpfe. Jeder einzelne dieser 900 Gefechtsköpfe hat mit 300 Kilotonnen die 200fache Wirkung der Hiroshima-Bombe, Herr Wehner. Das ist die Bedrohung, die die Sowjetunion uns gegenüber aufbaut, ohne daß Sie dies der Sowjetunion gegenüber massiv anprangern.
    Jetzt kommt der entscheidende Punkt, Herr Ehmke. Die Lage wird dadurch verändert, daß diese Gefechtsköpfe — im Unterschied zu dem seitherigen Mittelstreckenpotential — punktzielgenau sind. Das heißt, daß sie sich für einen präventiven nuklearen Entwaffnungsschlag eignen. Das verändert die Abschreckungssituation in Mitteleuropa, und zwar vom Grunde auf.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Voigt [Frankfurt] [SPD] : Die Punktzielgenauigkeit ist doch eine Entwicklung in Ost und West!)

    Um es konkret auszudrücken: Die Sowjetunion verfügt mit dieser SS-20-Rakete zum erstenmal über eine Rakete kontinentaler Reichweite, mit der sie die gesamte eurasische Landmasse abdecken und, so sage ich, beherrschen kann.
    Was noch wichtiger ist, ist dies. Die sowjetische Kontinentalstrategie kann nun — dies konnte sie seither nicht — zwischen einem allgemeinen nuklearen Angriff und selektiven Einsatzmöglichkeiten gegen die westlichen Nuklearkräfte in Europa wählen. Das heißt, sie könnte im Krisenfall, im Kriegsfall die NATO vom Gebrauch ihrer nuklearen Gefechtsfeldwaffen abschrecken und damit eben die Abschrekkung am kritischen Scharnier zu den zentralen strategischen Systemen durchbrechen.
    Damit haben Sie die Antwort auf Ihre andere Frage, Herr Ehmke, warum wir Mittelstreckenwaffen des Westens in Europa brauchen. Wir brauchen sie, weil genau die Stationierung solcher Mittelstrekkenwaffen des Westens in Europa der Sowjetunion eben diese Fähigkeit eines nuklearen Entwaffnungsschlages nähme.
    In einem Punkt gebe ich Ihnen recht: Noch — d. h. im Augenblick, während dieser Debatte — ist nicht die Zeit, zu sagen, welche der Waffen das ist. Da kommen viele in Frage; da kommt die Pershing 2, da kommen die „cruise missiles" in Frage, da kann man auch an Flugzeuge denken. Vielleicht kommt sogar auch ein Waffenmix in Frage. Das muß im Bündnis entschieden werden, und zwar schnell; hier im Moment ist das nicht unsere Aufgabe.
    Dann, wenn Sie — wie der Herr Sommer — fragen, ob es nicht auch seegestützte Waffen tun, kann ich darauf antworten: Der entscheidende Unterschied zwischen seegestützten und landgestützten Waffen — und das haben wir ja bei den taktisch-nuklearen Waffen, die wir seither haben, immerfort auch vertreten — ist eben, meine Damen und Herren, der der Glaubwürdigkeit und damit der Abschreckungskraft dieser Waffen. Denn wenn die Sowjetunion weiß,



    Dr. Wörner
    daß sie bei einem Angriff auf Europa über solche Waffen laufen müßte, ist es eben wahrscheinlicher — und das heißt: glaubwürdiger —, daß sie eingesetzt werden, und das bedeutet: ihr Abschreckungswert ist höher. Das ist dabei der entscheidende Punkt!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im übrigen, Graf Lambsdorff oder auch Herr Ehmke oder wer sonst noch gesprochen hat, sehen Sie, es ist sehr schön, daß der Herr Breschnew bei seinem Besuch in der Bundesrepublik Deutschland diese Formel, die nun schon verschiedentlich angesprochen wurde, zusammen mit dem Bundeskanzler niedergelegt hat, nämlich daß man sich bemühen wolle, Parität herzustellen. Ich übertrage es jetzt einmal in meine Worte und nehme den zweiten Satz, den Graf Lambsdorff angesprochen hat. Aber, meine Damen und Herren, was nützt denn diese verbale Beteuerung, wenn die Sowjetunion zum gleichen Zeitpunkt Tag um Tag ihre Überlegenheit im nuklearen Bereich systematisch ausbaut? Dann ist das, was sie hier ins Papier schreibt, doch nichts wert, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deswegen wäre der Bundeskanzler gut beraten, wenn er, statt in die Antwort der Regierung auf unsere Große Anfrage zu schreiben, man begrüße diese konzeptionelle Einigung, die Sowjetunion beim Wort nähme und sagte: Hört auf damit!
    Noch ein zweites, Herr Ehmke: Diese Veränderung der Mittelstreckenraketen gewinnt ihren entscheidenden, ja, geradezu dramatischen Charakter — und das wissen Sie alle genauso gut wie ich — vor dem Hintergrund der Kräfteverschiebung zwischen den Supermächten im strategischen Bereich. Herr Ehmke, wir haben seither — das ist auch einer der Unterschiede, und ich sage: der wesentliche — mit dieser erdrückenden Überlegenheit des Warschauer Pakts in Europa gelebt und leben können, weil wir sie mit dem strategischen Übergewicht der Amerikaner ausgeglichen haben. Aber damit ist es spätestens Anfang der 80er Jahre eben vorbei, und das hat gar nichts mit dem guten oder schlechten Willen der Amerikaner zu tun, sondern ist einfach eine objektive Realität.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Richtig!)

    Dann ist aus der Überlegenheit der Amerikaner auch in der Zahl der Gefechtsköpfe Parität geworden; ja, Anfang der, 80er Jahre wird die Sowjetunion sogar eine gewisse begrenzte Überlegenheit im strategischen Bereich haben, und das ist ja das, was den Amerikanern — allen Amerikanern — Sorge macht. Wenn Sie das nicht glauben, lesen Sie es im Bericht des amerikanischen Verteidigungsministers für das Jahr 1980 noch!
    Das heißt doch, daß dann das Übergewicht des Ostens im Mittelstreckenbereich, daß dann das inzwischen auch im taktisch-nuklearen, also im Gefechtsfeldwaffenbereich vorhandene Übergewicht, daß dann das Übergewicht im konventionellen Bereich voll zum Tragen kommt. Hier liegt die eigentliche — ich sage dazu ohne Übertreibung: die tödliche — Gefahr für die Sicherheit Europas, wenn nichts dagegen unternommen wird.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Dann, wenn nichts dagegen unternommen wird, wird die Verknüpfung der konventionellen, der kontinentalstrategischen und der interkontinentalstrategischen Waffen durchschnitten. Dann, bricht unsere Abschreckungslandschaft zusammen, und dann ist die Abkoppelung vom strategischen. Schutz der Amerikaner vollzogen. Auch da gibt es die Antwort: Abkoppelung oder nicht Abkoppelung, das ist sicher auch eine Frage des Willens, aber nicht nur; es ist, Herr Ehmke, eine Frage der Optionen, der Möglichkeiten.
    Das war ja auch der Grund dafür, daß der amerikanische Verteidigungsminister Schlesinger versucht hat, im strategischen Bereich Flexibilität zurückzugewinnen. Das ist der Grund, warum wir im Mittelstreckenwaffenbereich Flexibilität zurückgewinnen müssen: nicht um einen Krieg zu führen, sondern um einen Krieg unmöglich zu machen, um ihn zu verhindern, um die Sowjets von einem Angriff auf Europa abzuschrecken.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn wir diese Verschiebung der Machtverhältnisse akzeptieren, dann sind die Folgen: erhöhte Krisenanfälligkeit, Erpreßbarkeit des Westens und, ich füge hinzu, erhöhte Kriegs- und Konfliktgefahr.
    Ich bin mit Ihnen der Meinung, daß der sowjetische Regierungschef Breschnew kein Abenteurer ist. Ich bin mit Ihnen der Auffassung, daß er wahrscheinlich eher dazu neigt, einen Krieg nicht zu führen, Europa nicht anzugreifen. Allerdings, Herr Ehmke, wir sollten keine Sekunde übersehen, daß wir erstens nicht wissen, wie seine Nachfolger reagieren werden, und zweitens sollten wir auch nicht übersehen, warum das so ist. Wenn die Sowjetunion bis heute keinen Angriff auf Europa geführt hat, dann eben weil der Westen, weil die NATO, weil die Bundeswehr, weil die amerikanische Armee das Risiko für einen sowjetischen Angriff hoch genug gehalten haben. Das hat die Sowjets davon abgeschreckt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist der Punkt: Wenn diese Landschaft zusammenbricht, wenn die Kette zerschnitten wird, wenn die Abschreckung durchlöchert - wird, dann haben Sie keine Gewähr mehr, ob nicht dann auch die Versuchung für sowjetische militärische Führer übermächtig wird, im Krisenfall zu den Waffen zu greifen. Deswegen würde ich auch die Kriegsgefahr nicht herunterspielen wollen, wenngleich ich sie im Augenblick nicht sehe, wie Sie.
    Aber ich sage Ihnen: Etwas anderes ist doch viel wichtiger, die Fähigkeit, mit überlegenen militärischen Mitteln politische Ziele zu erreichen. Das ist doch der eigentliche Grund der sowjetischen Aufrüstung: die Ummünzung militärischer Macht in politischen Einfluß.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Erpreßbarkeit!)

    Ein sehr kluger Betrachter der Rüstungsszene, der globalen Szene hat einmal gesagt — ich finde das



    Dr. Wörner
    hervorragend —, der Unterschied sei der: Der Westen will den Frieden ohne Sieg, die Sowjetunion will den Sieg im Frieden. Ich glaube, das trifft den Kern der Sache.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Herr Ehmke, ohne hier polemisieren zu wollen: wie weit die Sowjetunion schon in der Lage ist, gestützt auf diese militärische Macht den Versuch der Einschüchterung zu unternehmen, das zeigt doch ihre fortlaufende Einmischung in die inneren Angelegenheiten. Das zeigt sich daran, wie massiv sie versucht, uns an der Herstellung des Gleichgewichts zu hindern, uns zu drohen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich bin fast versucht zu sagen: Die Tatsache, daß die Bundesregierung und der Bundesverteidigungsminister und der Bundeskanzler bis heute nicht gewagt haben, diese sowjetische Einmischung als das zu bezeichnen, was sie ist, nämlich als eine schlichte Unverfrorenheit, zeigt auch, daß die Einschüchterung schon wirkt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das Entscheidende, Herr Ehmke, ist — und daran liegt mir, daß das verstanden wird — die Krisenstabilität. Wenn wir keine Gegenmaßnahmen ergreifen, und zwar rechtzeitig, dann haben die Staatsmänner des Westens, dann haben die europäischen Staatsmänner, dann hat der deutsche Regierungschef in einer Krisenlage keine Standfestigkeit mehr. Stellen Sie sich doch einmal vor, wenn es der Sowjetunion gelänge, dieses Kräfteverhältnis immer mehr zu ihren Gunsten zu verändern — und in den letzten zehn Jahren hat sie ja damit Erfolg gehabt —, stellen Sie sich dann den Ausbruch einer Krise um Jugoslawien, um die Türkei, um Berlin oder irgendwo vor! Stellen Sie sich vor, wie sich die Krise zuspitzt, wie die Spannungen zunehmen, möglicherweise die ersten militärischen Maßnahmen hüben wie drüben getroffen werden! In welcher Situation wäre dann ein Staatsmann des Westens, wenn er nicht mit Sicherheit wüßte, daß er sich mit Aussicht auf Erfolg verteidigen kann?
    Das ist der. entscheidende Grund, warum wir darauf drängen, daß hier etwas geschieht, weil wir nicht wollen, daß in einer Krisensituation der Westen nachgeben muß, weil er keine Wahl hat.
    Diese Bedrohung wird auch nicht deswegen verringert, weil die Sowjetunion, was wir alle wissen,. auf anderen Feldern riesige Probleme hat: wirtschaftliche Probleme, soziale Probleme, Probleme mit den Satellitenländern, Probleme mit den Nationalitäten, Probleme mit China. Deswegen gibt es ganz sicher keinen Grund, die Sowjetunion zu überschätzen.

    (Dr. Ehmke [SPD] : Eben!)

    — Aber, Herr Ehmke, gerade weil die einzige wirkliche Stärke der Sowjetunion ihre militärische Kraft ist, wächst doch die Gefahr, wächst die Versuchung, daß sie zu ihr Zuflucht nimmt, und zwar in dem Maße, in dem der Westen ihr auf diesem Sektor Spielraum bietet.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es muß also etwas geschehen; es muß schnell geschehen, es muß im Bildnis geschehen, und es muß parallel zu Verhandlungen geschehen. Darüber gibt es keine Meinungsverschiedenheiten.
    Aber lassen Sie mich noch in Argument aufgreifen. Manche — vielleicht auch Herr Wehner; auf Grund Ihrer Interviews, Herr Wehner, kann ich schon sagen: mit Sicherheit — fürchten, die Stationierung westlicher Verteidigungswaffen in Abwehr der sowjetischen Überlegenheit gefährde die Entspannung. Meine Damen und Herren, wer so argumentiert, stellt, so glaube ich, die Fakten auf den Kopf. Nicht wir sind es, die die Rüstungsspirale drehen, meine Damen und Herren; die Sowjetunion ist es, die ihr Waffenarsenal ständig, Tag um Tag, ausweitet, obwohl sie von uns dazu nicht provoziert wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU] : Mitten in der Entspannung! Die Gewaltverzichtsverträge sind gemacht worden!)

    Daher, meine Damen und Herren, sind wir von der CDU/CSU nicht bereit, einen Entspannungsbegriff zu akzeptieren, bei dem Entspannung letztlich zur Waffe sowjetischer Politik und Wohlverhalten der Sowjetunion gegenüber zum Ersatz für Sicherheit wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich sage noch mehr: Bei der Frage, die wir jetzt im Bündnis zu entscheiden haben, geht es nicht nur um die Frage neuer Waffen; es geht schlicht und einfach um den Selbstbehauptungswillen des Westens. Es war schon ein Triumph der Sowjetunion — ich sage: ein Triumph ohnegleichen —, mit Hilfe einer weltweiten Propagandakampagne, übrigens nicht zuletzt auch mit Unterstützung durch einige sehr schädliche Bemerkungen des Herrn Bahr und des linken Flügels der SPD, die Neutronenwaffe zu verhindern und damit in einem Moment. zu verhindern, in dem sie selbst massiv Nuklearwaffen installiert.
    Wenn es Moskau jetzt gelänge — ich sage das völlig klar und eindeutig —, die NATO auch noch am Ausgleich im Bereich der Mittelstreckenwaffen zu hindern, dann hätte Moskau sein Ziel erreicht, d. h. die Verewigung eines dauernden fundamentalen Ungleichgewichts zu Lasten des Westens, denn dann wäre es undenkbar, daß wir in Zukunft noch irgendein wirksames Waffensystem in Mitteleuropa stationieren.
    Das, meine Damen und Herren, bedeutet das faktische Mitbestimmungsrecht der Sowjetunion in der Frage, wie wir uns zur Wehr setzen können, und das ist urtragbar!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Skandal dabei ist — das habe ich schon einmal gesagt, Herr Wehner; das ist meine Überzeugung —, daß Sie, wahrscheinlich ohne es zu wollen, ihr dabei die Argumente liefern, auf die sie sich berufen kann.
    Ich sage zu dem Vorschlag von Herrn Breschnew, einen Nichtangriffspakt mit uns abzuschlie-



    Dr. Wörner
    ßen: Ich glaube, daß dieser Vorschlag in die gleiche Richtung weist. Er soll die NATO von der dringend erforderlichen Auffüllung der Lücke abhalten. Aber man muß Herrn Breschnew die Frage stellen, welchen Wert er eigentlich dem Gewaltverbot der Vereinten Nationen beimißt,

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Moskauer Vertrag!)

    welchen Wert er dem Gewaltverzicht der Bonner Ostverträge zumißt und welchen Wert für ihn die KSZE-Schlußakte und der darin enthaltene Gewaltverzicht haben, wenn dieselben Staaten ihren Friedenswillen dauernd erneut feierlich bekräftigen wollen. Wir brauchen das nicht. Wir Deutschen wollen niemanden angreifen. Wir haben schon längst auf Gewalt und Krieg als Mittel der Politik verzichtet.
    Nun zu der Frage der Entscheidung im Bündnis. Der Herr Bundeskanzler weicht einer Entscheidung aus, er drückt sich vor seiner Verantwortung, er versteckt sich hinter dem amerikanischen Präsidenten. Dabei muß jedem von uns klar sein: Ohne eine klare Willensäußerung der europäischen NATO-Staaten, insbesondere auch der Bundesrepublik Deutschland, wird es keine Entscheidung des amerikanischen Präsidenten zur Produktion und Stationierung entsprechender amerikanischer Waffensysteme auf europäischem Boden geben. Natürlich ist es richtig, daß wir nicht den Vorreiter spielen sollten. Natürlich ist es richtig, was Herr Schmidt immer wieder sagt, daß wir nicht den Anschein erwecken sollten, als ob der Nichtnuklearwaffenstaat Bundesrepublik Deutschland am liebsten die Entscheidung für andere treffen möchte. Aber es ist falsch, die Last der Entscheidung, insbesondere die moralische Last dieser Entscheidung, allein dem amerikanischen Präsidenten aufzubürden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir sind diejenigen — darauf hat der Kollege Fritz Zimmermann zu Recht hingewiesen —, die in erster Linie von diesen Raketen bedroht sind. Warum sollte der amerikanische Präsident europäischer als die Europäer und deutscher als die Deutschen sein? Er wird sich davor hüten. In Wahrheit hat der Herr Bundeskanzler nicht den Mut, die Auseinandersetzung in der eigenen Partei und vor der deutschen Öffentlichkeit auszutragen. Es ist unerträglich, wenn die Existenzinteressen unserer Nation in dieser Weise innerparteilichen Schwierigkeiten der SPD geopfert werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Obwohl ich das anfangs nicht angenommen hatte, drängt sich mir der Verdacht auf, daß der Herr Bundeskanzler nur mit etwas anderen und behutsameren Methoden und etwas später letztlich das gleiche wie Herr Wehner will.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Sollte vielleicht auch er die Kräfteverschiebung zugunsten der UdSSR als unabänderlich betrachten? Sollte auch er sich schon mit ihr abgefunden haben? Sollte auch er insgeheim an der Verläßlichkeit des Bündnisses zweifeln und daher rechtzeitig das Ar-
    rangement mit Moskau suchen? Diese Frage drängt sich mir auf. Einige der Bewegungen und einige der Äußerungen des Bundeskanzlers lassen mich, wie ich meine, erkennen, daß er letztlich in der gleichen Lage und von der gleichen Anschauung wie Herr Wehner beherrscht ist. Das ist die vorweggenommene Anpassung an Moskau, die von der CDU/CSU nicht mitgemacht werden wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Ehmke, im übrigen gibt es auch noch die Selbstabkopplung durch eine unzumutbare Politik gegenüber den Amerikanern, auch da sind sie in Versuchung.

    (Dr. Ehmke [SPD] : Sie koppeln sich durch das ab, was Sie vorschlagen!)

    Gefordert ist eine Entscheidung des Bündnisses, und darin sind wir uns einig.

    (Wehner [SPD] : In Worten!)

    — Nein, ich sage Ihnen auch, worin wir nicht einig sind, Herr Wehner. Die Entscheidung richtet sich nach dem Grundsatz gemeinsamer Risiken und gemeinsamer Lasten. Ich wiederhole das, was Herr Zimmermann gesagt hat.

    (Wehner [SPD] : Etwas anderes können Sie auch nicht!)

    Daher ist es klar, daß wir von der Bundesrepublik Deutschland aus natürlich ein Interesse daran haben, daß das Bündnis insgesamt und noch andere Staaten eine solche Entscheidung mitvollziehen und auch auf ihrem Gebiet Stationierung zulassen. Wir werden sie dabei sogar unterstützen. Wir halten das für wünschenswert. Nur muß dazu auch noch gesagt werden, daß es unerträglich wäre, die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland allein an ein Votum des holländischen, des luxemburgischen oder des belgischen Parlaments zu binden.

    (Zurufe von der SPD)

    Im übrigen verschweigen Sie bewußt, daß es schon zwei unserer wichtigsten Bündnispartner gibt, nämlich Großbritannien und Frankreich,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: So ist es!)

    die eine solche Entscheidung über die Stationierung von Mittelstreckenraketen schon getroffen haben, denen gegenüber wir gar nicht in eine singuläre Position kommen können.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Warum sagen Sie das nicht, Herr Apel, und warum handeln Sie nicht entsprechend?
    Lassen Sie mich noch ein Weiteres hinzufügen. Friede ist sicher mehr als militärisches Gleichgewicht. Zu einer aktiven Friedenssicherung und aktiven Friedenspolitik gehören auch intensive politische Bemühungen um den Abbau von Spannungen und Rüstung. Daher sind auch wir für die Fortsetzung der Rüstungskontrollverhandlungen.
    Ich will mich hier nur mit SALT beschäftigen. Wir verstehen allerdings nicht — ich sage das ganz offen —, warum sich der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, noch ehe das Ver-



    Dr. Wörner
    tragsergebnis vorliegt, zu einer solchen hymnischen, positiven Würdigung von SALT II bereitgefunden hat. Es kann nach unserer Auffassung nicht unsere Aufgabe sein, pro oder kontra in die amerikanische Ratifizierungsdebatte einzugreifen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es hätte dem Bundeskanzler und es hätte Ihnen, Herr Apel, wesentlich besser angestanden — wesentlich besser! —, die europäischen Interessen im Zusammenhang mit diesen SALT-II-Verhandlungen noch einmal, und zwar deutlich zur Sprache zu bringen.
    Ich will diese europäischen Interessen, da Sie es ja nicht tun, ausformulieren.
    1. Das Protokoll, das eine Begrenzung der Cruise Missiles vorsieht, darf nicht über seine vorgesehene Geltungsdauer hinaus verlängert werden.
    2. Die Nichtumgehungsklausel muß in ihrem Inhalt und ihrer Interpretation eindeutig sein. Sie darf die Möglichkeiten des Bündnisses zum Ausgleich sowjetischer Bedrohungskapazitäten nicht behindern und darf keine zusätzlichen Sperren für die europäische Waffentechnologie im nuklearen oder konventionellen Bereich nach sich ziehen.
    3. Bei der Formulierung der Rahmenrichtlinien für die weiterführenden SALT-Verhandlungen muß darauf geachtet werden, daß der unerträgliche Zustand beseitigt wird, kontinentalstrategische Waffen der UdSSR auf der einen Seite auszusparen, den westlichen Abwehrwaffen andererseits aber Beschränkungen aufzuerlegen.
    4. Es liegt auch im europäischen Interesse, daß die Unverwundbarkeit der amerikanischen landgestützten Interkontinentalraketen aufrechterhalten bzw. wiederhergestellt wird. Denn sie stellen nach wie vor und auf Dauer das Rückgrat der westlichen Abschreckungskraft, d. h. das Rückgrat der westlichen Kriegsverhinderungspolitik, dar.
    Abrüstungsverhandlungen, um das zum Schluß zu sagen, setzen guten Willen auf beiden Seiten, setzen Entgegenkommen auf beiden Seiten voraus. Darum kann man übrigens Abrüstungsverhandlungen nicht herausschälen und vom globalen politischen und strategischen Umfeld loslösen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Richtig!)

    Meine Damen und Herren, 1972 hat die Sowjetunion einer Reihe von Grundsätzen zur Verhinderung des Atomkriegs zugestimmt. Das wird immer wieder vergessen. Sie hat sich zur politischen Zurückhaltung verpflichtet. Sie hat sich dazu verpflichtet, Konflikte nicht zu schüren. Was ist allein seit 1975 geschehen? In kaum mehr als vier Jahren gab es kubanische Truppen in Angola, Kubaner in Äthiopien, zwei Invasionen in Zaire, einen kommunistischen Umsturz in Afghanistan, einen kommunistischen Umsturz, eine kommunistische Machtergreifung in Südjemen. Es gab die Besetzung Kambodschas durch Vietnam.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und von Laos!)

    All dies geschah mit sowjetischen Waffen und mit sowjetischer Unterstützung und in einigen Fällen mit der Hilfe des sowjetischen Vetos in den Vereinten Nationen.
    Ich sage hier — ich sage es in Übereinstimmung mit Kissinger, der das in seinem „Economist"-Interview ganz deutlich gemacht hat —: Der Westen kann und darf diese dauernden Verletzungen der internationalen Ordnung nicht einfach hinnehmen, wenn er glaubwürdig bleiben will.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ob es uns gefällt oder nicht, solange die Sowjetunion an ihrem weltweiten Expansionsstreben festhält und solange sie jeden Konflikt weltweit, wo immer er ausbricht, zu ihren Gunsten auszunutzen versucht, mit Hilfe ihrer Stellvertreter auszunutzen sucht, mit Gewalt auszunutzen sucht, mit direkter oder indirekter Gewalt, so lange wird es zu unserem Bedauern letztlich keine erfolgreiche Rüstungskontrollpolitik geben können.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Ich fasse zusammen: Nach einem Jahrzehnt der Entspannung und der Abrüstungsverhandlungen ist die Sowjetunion militärisch stärker als je zuvor, hat unsere Sicherheit in Europa und weltweit abgenommen, haben die Spannungen nicht abgenommen, sondern zugenommen, hat die Sowjetunion jede Chance genützt, ihren Einflußbereich auszudehnen. Und ich sage: An dieser Entwicklung ist die westliche Welt und sind auch wir und insbesondere die Bundesregierung mitschuldig. Der Westen hat über Jahre hinweg einseitig Zurückhaltung gezeigt; .wir haben Vorleistungen über Vorleistungen erbracht, wir haben die Verschiebung des militärischen Kräfteverhältnisses hingenommen, und wir haben der gewaltsamen Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs tatenlos oder nur mit papierenen Protesten zugesehen. Die Folge war, die UdSSR hat ihre Aufrüstung immer weiter fortgesetzt. Es ist konsequent — wenn Sie nur endlich verstehen wollten —, daß Sie mit einer Politik, die so geartet ist, wie sie uns heute wieder vorgeführt wurde, genau den sowjetischen Machthabern Tag für Tag bestätigen, daß sie mit einer solchen Politik auf dem richtigen Wege sind. Warum sollten sie dann mit einer solchen Politik der Aufrüstung aufhören?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Daher, sage ich Ihnen; steht der Westen jetzt vor einer historischen Weichenstellung; entweder er setzt diese Politik einseitiger Zurückhaltung, laufender Vorleistungen fort und steht dann bald an einem Punkt, wo ihm nur noch die Anpassung oder gar die Unterwerfung bleibt, oder er nimmt die sowjetische Herausforderung an, er trifft entschlossen die nötigen Entscheidungen zur Sicherung des Gleichgewichts, und er stellt endlich einmal die Sowjetunion wirklich vor die Alternative Kooperation oder Konfrontation, und das heißt, er muß ihr endlich einmal klarmachen, daß sie nicht gegen den Westen aufrüsten und vom Westen zur gleichen Zeit Geld, Waren und Technologie beziehen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)





    Dr. Wörner
    Wir müssen der Sowjetunion deutlich machen, daß wir natürlich viel lieber die Zusammenarbeit, viel lieber die Kooperation haben.

    (Wehner jetzt gesagt haben, glaubt Ihnen das auch jeder!)

    — Herr Wehner, die Reaktion der Sowjetunion auf Sie zeigt nur eines: daß die Sowjetunion Sie als Zeugen benützt, um mit ihrer gegen uns gerichteten Politik fortzufahren. Das ist das einzige, was Ihre Intervention bewirkt hat.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Ihre Art Leute braucht immer einen Buhmann! Sie brauchen immer einen Blitzableiter! Weiter können Sie nichts! Das ist Ihre einzige Fähigkeit!)