Rede:
ID0813006200

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 8130

  • date_rangeDatum: 23. Januar 1979

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    Plenarprotokoll 8/130 Deutscher Stenographischer Bericht 130. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Januar 1979 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Höhmann . . . . 10131 A Eintritt der Abg. Frau Dr. Czempiel in den Deutschen Bundestag 10131 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1979 (Haushaltsgesetz 1979) — Drucksachen 8/2150, 8/2317 — Beschlußempfehlungen und Berichte des Haushaltsausschusses Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksache 8/2408 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksachen 8/2427, 8/2470 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksachen 8/2423, 8/2470 — Haase (Kassel) CDU/CSU 10132 B Löffler SPD 10138 A Hoppe FDP 10142 B Matthöfer, Bundesminister BMF 10145 D Dr. Häfele CDU/CSU 10154 C Frau Funcke FDP 10159 D Glos CDU/CSU 10161 B Wohlrabe CDU/CSU 10164 A Dr. Dübber SPD 10166 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksache 8/2417 — 10167 D II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Januar 1979 Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 8/2412, 8/2470 — Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 10168 A Müller (Nordenham) SPD 10172 A Hoffie FDP 10173 D, 10183 B Lemmrich CDU/CSU . . . . . . . . 10176 D Mahne SPD 10179 A Gscheidle, Bundesminister BMV/BMP . 10181 A Feinendegen CDU/CSU . . . . . . . 10182 D Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 8/2409, 8/2470 — Dr. Waigel CDU/CSU . . . . . . 10184 D Frau Simonis SPD 10187 C Dr. Haussmann FDP 10191 A Dr. Biedenkopf CDU/CSU . . . . . . 10193 A Roth SPD 10197 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 10201 D, 10209 C Dr. Narjes CDU/CSU . . . . . . . . 10205 D Metz CDU/CSU 10210 A Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 8/2413 — Dr. Friedmann CDU/CSU . . . . . . . 10211 A Müller (Nordenham) SPD . . . . . . 10213 D Hoffie FDP 10215 B Gscheidle, Bundesminister BMV/BMP . . 10217 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 8/2410 — Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . . . 10219 C Simpfendörfer SPD . . . . . . . . 10222 C Peters (Poppenbüll) FDP 10225 B Ertl, Bundesminister BML 10226 A Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 8/2419, 8/2470 — Hauser (Bonn-Bad Godesberg) CDU/CSU 10228 B Frau Traupe SPD 10230 C Dr. Schneider CDU/CSU 10233 B Müntefering SPD 10236 A Gattermann FDP 10237 D Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU 10241 A Krockert SPD 10243 A Dr. Haack, Bundesminister BMBau . . . 10243 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksache 8/2401 — 10246 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksache 8/2403 — . . . . . . . . 10246 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/2416 — . . . . . . . . 10246 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 8/2418, 8/2470 — Picard CDU/CSU 10246 C Esters SPD 10248 B Gärtner FDP 10248 D Dr. Hoffacker CDU/CSU . . . . . . 10249 C Schluckebier SPD . . . . . . . . . 10251 B Stommel CDU/CSU . . . . . . . . 10252 D Dr. Vohrer FDP . . . . . . . . . 10254 B Höffkes CDU/CSU . . . . . . . . 10255 D Offergeld, Bundesminister BMZ . . . . 10257 C Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . 10260 C Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 8/2402, 8/2470 — . . . . 10262 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 10263 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 10265 A Anlage 2 Offizielle deutsch-sowjetische Gespräche über Waffenlieferungen an die Volksrepublik China SchrAnfr B4 12.01.79 Drs 08/2464 Würzbach CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 10265* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Januar 1979 10131 130. Sitzung Bonn, den 23. Januar 1979 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 26. 1. Dr. Aigner * 26. 1. Alber * 24. 1. Dr. Bayerl * 25. 1. Dr. Becher (Pullach) 23. 1. Dr. von Bismarck 23. 1. Blumenfeld * 23. 1. Brandt 26. 1. Dr. v. Dohnanyi 23. 1. Flämig ' 26. 1. Haase (Fürth) * 26. 1. Haberl 25. 1. Hoffmann (Saarbrücken) * 26. 1. Ibrügger * 26. 1. Dr. h. c. Kiesinger 24. 1. Dr. Klepsch * 23. 1. Koblitz 26. 1. Dr. Köhler (Duisburg) 23. 1. Lange * 25. 1. Luster * 26. 1. Müller Bayreuth) 23. 1. Müller (Berlin) 26. 1. Müller (Mülheim) * 26. 1. Müller (Wadern) * 23. 1. Neuhaus 24. 1. Schmidt (München) * 26. 1. Schmidt (Wuppertal) 24. 1. Dr. Schmitt-Vockenhausen 26. 1. Schreiber * 26. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Schröder (Düsseldorf) 26. 1. Dr. Schwörer * 23. 1. Seefeld * 24. 1. Sieglerschmidt * 23. 1. Dr. Starke (Franken) * 24. 1. Dr. Todenhöfer 23. 1. Wawrzik * 25. 1. Weber (Heidelberg) 23. 1. Dr. von Weizsäcker 25. 1. Frau Dr. Wisniewski 23. 1. Würtz * 26. 1. Ziegler 26. 1. Anlage 2 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Würzbach (CDU/CSU) (Drucksache 8/2464 Frage B 4) : Haben sich offizielle sowjetische Dienststellen oder Diplomaten der UdSSR an Behörden oder Diplomaten der Bundesrepublik Deutschland gewandt, um die Bundesrepublik Deutschland von Waffenverkäufen an die Volksrepublik China abzuhalten, und - trifft dies zu - wie haben dazu Bundesregierung bzw. ihre diplomatischen Vertreter darauf geantwortet? Wie der Bundeskanzler in seiner Pressekonferenz am 12. Januar 1979 bereits mitgeteilt hat, hat er zwei Briefe von Breschnew bekommen, die sich auf die Frage von Waffenverkäufen an die VR China bezogen. Die beiden Briefe werden demächst beantwortet werden. Zur Sache selbst verweise ich auf die bekannte, restriktive Rüstungsexport-Politik der Bundesrepublik Deutschland.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heide Simonis


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich kann zwar schnell reden und kann Zeit aufholen, aber mir geht jetzt zuviel verloren. Ich bitte um Entschuldigung.
    Wir machen dieses Reparaturkosten-Übernehmen nun wirklich nicht, weil wir so subventionssüchtig sind, wie der Präses der Handelskammer von Hamburg gesagt hat, sondern weil uns das Schicksal von 60 000 Arbeitern in Norddeutschland wichtiger ist als die ordnungspolitisch vielleicht interessante Frage, ob nun diese Reparaturkosten privat zu bezahlen seien oder ob sie nicht privat zu bezahlen seien.

    (Beifall bei der SPD)

    Ähnliches, nämlich Schwächen im Management, ließe sich übrigens bei der Luftfahrt nachweisen.
    An einem anderen Beispiel lassen sich gerade in Ihrer Partei auch Inkonsequenzen nachweisen. Sie fordern — zu Recht —, daß angesichts der hohen Subventionen bei Kohle und Koks etwas geschehen sollte. Ihre Kollegin, die Wirtschaftsministerin des Landes Niedersachsen, fordert allerdings aus ansiedlungspolitischen Gesichtspunkten heraus, daß Unternehmern Energie kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollte. Ich muß Ihnen ehrlich sagen, das sind Kapriolen, die ich weder unter ordnungs-



    Frau Simonis
    politischen und allerdings erst recht nicht unter subventionspolitischen Gesichtspunkten verstehen kann. Ich muß Sie bitten, uns mal zu sagen, was Sie eigentlich wollen. Wollen Sie Subventionen? Dann sagen Sie es doch. Oder wollen Sie sie nicht, dann sagen Sie aber bitte nicht: nein, wir wollen sie nicht, und schicken Sie dann nicht eine Dame in den Ring, die für Sie im wahrsten Sinne des Wortes die Kohlen aus dem Feuer holen soll.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Daß diese Subventionen teuer sind und von uns gezahlt werden, hat übrigens nichts mit mangelndem Mut zu tun, wie Wolff von Amerongen meinte, sondern es hat etwas damit zu tun, daß, wenn man diese Subventionen verweigert, sowohl in regionaler als auch in sektoraler Hinsicht Verwerfungen auftreten, die man, glaube ich, nicht so ohne weiteres verantworten kann. Es nützt dem Werftarbeiter in Husum und in Leer, wenn er arbeitslos geworden ist, nämlich überhaupt nichts, daß sein Arbeitsplatzverlust unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten o. k. ist, daß dieser Arbeitsplatzverlust aber hätte vermieden werden können, wenn entweder die öffentliche Hand geholfen hätte oder die Unternehmenspolitik vorher erfolgreicher oder die Regionalpolitik besser gewesen wäre. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß ihm der Hinweis auf Ihre Ordnungspolitik viel hilft.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, daß es viel hilft, wenn in einem strukturschwachen Gebiet wie Schleswig-Holstein, das ich ein bißchen besser kenne, die Werften kaputtgehen. Wir haben dann zwar gute Möglichkeiten, mit unseren industriefreien Fremdenverkehrsräumen zu werben; aber das ist dann auch schon alles und leider nicht viel.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Fremdenverkehr ist sehr schön, aber ich wage zu bezweifeln, ob er alleine uns hilft. Und wenn erst einmal der letzte Arbeitslose im Zuge der großen Mobilmacherei in die Ballungszentren abgewandert ist, wird es auch dem Mittelstand dort oben nicht mehr viel nützen, weil er nämlich dann als Anbieter von Dienstleistungen und Waren nicht mehr gefragt wird.
    Alles in allem glaube ich, daß, wenn wir so weitermachen würden, wie Sie es vorschlagen, wir am Ende Gefahr laufen würden, wenn alle Schächte abgesäuft, die Bergleute umgeschult wären, die Werften dichtgemacht hätten, daß wir dann sehr marktkonform gewesen wären; aber ob es der deutschen Wirtschaft gut bekäme, das wage ich zu bezweifeln, übrigens auch im Hinblick auf die Abhängigkeiten, die sich für uns international ergeben könnten, und nicht nur im Hinblick auf Preise.
    Die Frage danach, ob man Subventionen geben -soll oder sie so, wie Sie es vorschlagen, im ParforceRitt ablehnen soll, muß meiner Meinung nach anders gestellt werden. Wir müssen uns fragen: Welchen Wert als Mittel zur Arbeitsplatzsicherung haben sie? Welche positiven oder negativen regionalen und sektoralen Struktureffekte gehen von ihnen aus? —
    Steigern sie die deutsche Wettbewerbsfähigkeit oder steigern sie sie nicht? — Helfen sie, beispielsweise, Sozialpolitik zu finanzieren, und ermöglichen sie es, politisch gewünschte Selbständigkeiten in manchen Bereichen zu erhalten?
    Wir müssen uns also die Mühe machen — und das vermisse ich bei Ihrem Papier —, zwischen strukturerhaltenden und strukturerweiternden Subventionen zu differenzieren. Dann wäre ich allerdings gewillt, mit Ihnen zu gehen und in dieser Diskussion immer wieder neu festzulegen, welche Subventionen den Kriterien, die ich gerade genannt habe, nicht entsprechen

    (Wissmann [CDU/CSU] : Eine Binsenwahrheit!)

    und welche ihnen entsprechen.
    Ich gebe gern zu, daß durch diese überproportionalen Hilfen für einige Industriezweige — für diese wenigen, die ich genannt habe — für andere Bereiche nicht mehr genügend übrigbleibt, beispielsweise für den Mittelstand. Der Mittelstand ist — ich glaube, das muß man auch einmal kritisch an die Regierung sagen — in der Vergangenheit nicht so gut bedient worden, wie er es verdient hätte und wie wir uns das wünschen.

    (Beifall bei der CDU/CSU) Ich gebe auch zu, Herr Kollege Waigel,


    (Wissmann [CDU/CSU] : Und das aus Ihrem Munde!)

    — aber natürlich, ich habe keine Angst davor, Sachen zu sagen, die richtig sind;

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    da können Sie mich nicht aufs Glatteis führen —, daß die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" ein bißchen dünn ausgefallen ist. Nur müssen Sie sich, wenn zur Konfliktvermeidung elf Ministerpräsidenten anfangen, die Mittel großzügig über den Raum und die Regionen zu verteilen — und von diesen elf stellen Ihre Parteien ja die Mehrheit —,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank! — Zuruf von der SPD: Noch!)

    selber fragen, warum dieses Instrument nicht funktioniert, warum es zum Gießkannenprinzip geworden ist. Den einzigen, den Sie da nicht fragen dürfen, ist der Wirtschaftsminister. Wenn der bayerische Wirtschaftsminister sagt, die Gemeinschaftsaufgabe findet nicht mehr statt, und dann heimlich Telegramme schickt, daß er für diese Gemeinschaftsaufgabe eine Milliarde Mark mehr haben will, halte ich das für zwar schlitzohrig, aber nicht ganz sauber.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich wäre ja dafür — darüber waren wir uns einig —, diese Mittel aufzustocken, wenn ich wüßte, daß dies nicht dazu führt, daß aus 66 % geförderter Fläche 80 % werden und aus 36 % Bevölkerung vielleicht 40 %. Aber dazu sind ja nicht wir, sondern Ihre Ministerpräsidenten nicht bereit. Der Fehler liegt also irgendwo anders, nicht beim Bund; vielleicht re-



    Frau Simonis
    den Sie einmal mit den Herren, die Sie ja besser kennen als ich.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Gut, Sie sind ja jetzt der wirtschaftspolitische Sprecher Ihrer Fraktion. Vielleicht kommt aus dem Ausschuß einmal eine vernünftige Vorlage, der dann auch ein Haushaltspolitiker zustimmen kann.
    Zusammenfassend darf ich sagen: Wir erkennen trotz aller Vorbehalte die Notwendigkeit an, direkte Subventionen für manche Branchen auch in diesem Haushalt wieder zu zahlen. Wir erwarten aber, daß in Zukunft mehr Gewicht darauf gelegt wird, daß Kriterien entwickelt werden, an Hand deren wir diese Subventionen hinterher auch auf ihre Wirksamkeit überprüfen können. Weil wir 'erwarten, daß die Unternehmer diese Steuergelder, die sie ja in nicht- unbeträchtlicher Höhe bekommen, jetzt auch wirklich dazu verwenden, neue Produktionen zu finden und Arbeitsplätze zu erhalten, wird meine Fraktion diesem Einzelplan zustimmen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Haussmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Helmut Haussmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kollegen! Wir von den Freien Demokraten glauben, daß dieser Haushalt des Wirtschaftsministers in einer guten Kontinuität steht. Wir haben bei der letzten Beratung über die Verbesserung der Rahmenbedingungen diskutiert. Wir haben diese Rahmenbedingungen verbessert, und wir sehen heute, daß sie sich äußerst positiv auswirken. Ich brauche nicht auf die Analyse von Herrn Biedenkopf zurückzugreifen, sondern kann dem Jahreswirtschaftsbericht vorgreifen und sagen, daß die Datenkonstellation in der Bundesrepublik die aller anderen großen Industriestaaten weit übertrifft.
    Wir haben inzwischen die geringste Preissteigerungsrate seit neun Jahren. Wir haben eine sinkende Arbeitslosigkeit, wir haben mehr Ausbildungsplätze, und wir werden 1979 ein verteilungsfähiges Wachstum von wahrscheinlich über 4 % erreichen. Dies, meine Damen und Herren, ist ein großer Erfolg des Bundeswirtschaftsministers, und deshalb, Herr Waigel, machen wir bei der FDP uns auch keinerlei Sorgen um seine politische Zukunft. Auch mein „Spiegel"-Artikel — der Wirtschaftsminister hat ihn im Gegensatz zu Ihnen ganz gelesen; wir haben uns darüber bereits unterhalten — wird dem keinen Abbruch tun, eher im Gegenteil.
    Um was wir uns sorgen, ist eigentlich, daß dieser Wirtschaftsminister der FDP endlich wenigstens einen einzigen Ansprechpartner in den beiden Teilen Ihrer Fraktion für den wirtschaftspolitischen Bereich bekommt. Das wäre gut für die wirtschaftspolitische Diskussion in der Bundesrepublik.
    Der Haushalt 1979 wird die bisherige Tendenz fortsetzen; denn wir werden weitere Rahmenbedingungen verbessern.
    Zweierlei, so glaube ich, ist notwendig. Zum einen müssen wir noch mehr Wettbewerb wagen, d. h. uns gegen Konzentration wenden. Zum anderen müssen wir alles tun, damit neue Initiativen, damit mehr Anregungen, mehr struktureller Wandel gerade auch in den kleinen und mittleren Unternehmen stattfinden. Der Wettbewerb muß verstärkt werden, damit dieses System offenbleibt, damit neue Unternehmer eine Chance bekommen und damit es nicht zu einer verbraucherfeindlichen Konzentration kommt. Hier wird es zur ersten ordnungspolitischen Nagelprobe der Opposition kommen.
    Wir kennen die positive Unterstützung, die Herr Biedenkopf in der ersten Lesung zur Kartellnovelle angedeutet hat; wir wissen aber nach wie vor noch nicht, ob die CDU im Bundesrat bereit ist, ihre starken Bedenken gegen die zentralen Elemente der neuen Kartellnovelle abzubauen, ihre Bedenken gegen die neuen Vermutungstatbestände und gegen eine drastische Herabsetzung der sogenannten Anschlußklausel für kleine und mittlere Betriebe.
    Mehr Wettbewerb ist auch erzielbar durch Verbraucherpolitik. Gerade der Haushalt des Wirtschaftsministers leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, die andere Seite, die Verbraucherseite, zu stärken. Aus diesem Haushalt werden wichtige Beiträge geleistet für die Stiftung Warentest und für die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher. Wir haben — gegen die Stimmen der Opposition — im Haushaltsausschuß ein neues Verbraucherinstitut in Berlin gegründet, das ausschließlich die Aufgabe hat, sich um Multiplikatoren und um Verbraucherschichten zu kümmern, die durch die bisherige Verbraucherpolitik nicht angesprochen werden können.
    Das dritte — und hier möchte ich den Wirtschaftsminister ermuntern — ist eine bessere Verbraucherberatung im Energiebereich. Fünf Jahre nach der Ölkrise wäre es an der Zeit, daß die betroffenen Beamten und die verschiedenen Verbrauchereinrichtungen endlich zu tragfähigen und effizienten Konzepten zur Energienutzung sowohl im Haushalt als auch in den Kleinbetrieben kommen. Wir haben die Mittel zur Verfügung gestellt; sie können nicht voll abgerufen werden.
    Der zweite ordnungspolitische Schwerpunkt dieses Haushalts liegt bei der Strukturpolitik. Hierzu haben ja meine beiden verehrten Mitberichterstatter, Herr Waigl und Frau Simonis, bereits aus ihrer parteipolitischen Sicht sehr wesentliche Anmerkungen gemacht. Wir von den Freien Demokraten glauben, daß Strukturpolitik vor allem Hilfe zur Anpassung ist. Denn wenn wir einen fairen internationalen Interessenausgleich zwischen den unterschiedlich entwickelten Industrieländern herbeiführen müssen, muß sich die Bundesrepublik voll diesem Strukturwandel stellen.
    Daher liegt der Schwerpunkt auch in diesem Haushalt auf den aktiven Anpassungshilfen, auf Hilfen zu mehr Innovation, zu mehr Neuerung und Hilfen für neue Existenzen. Unsere klare Position ist, daß sich der Staat ausschließlich im Bereich der Rahmensetzung aufzuhalten hat und daß die Einzel-



    Dr. Haussmann
    entscheidung zur Strukturanpassung im Unternehmen selbst getroffen werden muß. Wir möchten keine Vermischung dieser beiden wesentlichen Zuständigkeiten. Deshalb ist es entscheidend, daß in diesem Haushalt 1979 des Bundeswirtschaftsministers ein wesentlicher Durchbruch erzielt werden konnte bei der Innovationsförderung für kleinere und mittlere Betriebe.
    Ich stimme hier Herrn Waigel überhaupt nicht zu. Er hat dies als Beispiel für eine nicht systemkonforme Wirtschaftspolitik genannt. Dies ist falsch. Denn was haben wir bisher, begonnen durch Forschungsminister der CDU? Wir haben fast ausschließlich eine direkte großtechnologiebezogene Forschungspolitik, die die Mittel zum überwiegenden Teil in die Großbetriebe fließen läßt. Was wir brauchen — das haben auch einige von Ihnen im Hearing zum Forschungsbereich unterstützt —, ist eine Verstärkung der indirekten Forschungsförderung für kleine und mittlere Betriebe.

    (Wissmann [CDU/CSU] : Ändern Sie es!)

    — Wir haben dies geändert, Herr Wissmann, indem wir für 1979 erstmalig 300 Millionen DM gezielt für eine Unterstützung der Personalaufwendungen der kleinen und mittleren Betriebe einstellen. Ich halte dies für eine sehr wesentliche Sache. Gerade in Baden-Württemberg wird dies auch äußerst positiv aufgenommen.

    (Wissmann [CDU/CSU] : Nicht ausreichend!)

    Die Vorteile dieser neuen Methode liegen darin, daß zwei Drittel der Forschungsaufwendungen in kleinen und mittleren Betrieben Personalaufwendungen sind, so daß deshalb auch weitere Abschreibungserleichterungen wenig nützen können.
    Wichtig ist ebenfalls, daß die Gewährung dieser Personalzuschüsse äußerst schnell und unbürokratisch erfolgen kann. Das Wirtschaftsministerium hält sich hier völlig heraus. Es ist so, daß der Betrieb seine Aufwendungen anmelden muß, daß dies durch den Steuerberater testiert wird und daß eine Selbsthilfeeinrichtung der deutschen Wirtschaft, nämlich die AIF, diese Anträge prüft. Uns ist versichert worden, daß zwischen Antragstellung und Auszahlung dieser Zuschüsse ein Zeitraum von lediglich sechs bis acht Wochen verstreichen wird, was für die Prüfung in der Forschungsförderung ein sehr niedriger Wert ist.

    (Zurufe von der CDU/CSU: In der Tat! — Man muß erst den Lohnaufwand kennen! — Windhundsystem!)

    — Es wird zu keinem Windhundsystem kommen, Herr Waigel, wenn Sie im Wirtschafts- und auch Ihre Kollegen im Haushaltsausschuß bereit sind, das in jedem Jahr anzupassen, falls eine erhöhte Nachfrage nach diesem Programm entsteht. Ich lade Sie heute schon ein, nach Ablauf dieses Jahres diese Methode zu prüfen.
    Wir meinen also, daß diese Personalzuwendungen die kleinen und mittleren Betriebe in ihrer Anpassungsfähigkeit wesentlich stärken werden und daß damit mehr Innovationen kommen. Wir haben dies — auch das ist wichtig — im Haushalt des
    Wirtschaftsministers ergänzt durch eine beträchtliche Erhöhung der Mittel für die Gemeinschaftsforschung, durch Mehrzuwendungen für externe Vertragsforschung, für den Fall, daß ein kleines oder mittleres Unternehmen nicht selbst forscht, und durch eine Aufstockung des Erstinnovationsprogramms. Dadurch ist es zu einer wesentlichen Verschiebung zwischen direkter und indirekter Forschungsförderung gekommen, und wir halten dies in diesem neuen Haushalt für einen sehr großen Erfolg.
    Dies muß durch das neue Existenzgründungsprogramm ergänzt werden, d. h. durch gezielte Eigenkapitalhilfen. Ich glaube, dieses Programm wird noch im Frühjahr dieses Jahres zur Verfügung stehen, und es bildet zusammen mit der Innovationshilfe die wesentliche Klammer, damit mehr kleine und mittlere Betriebe entstehen und sich innovativ verhalten können.
    Anreize zur Anpassung und zur Neuerung, zur Hilfe für neue Existenzen dürfen aber nicht nur für einige Branchen oder einige wenige Großbetriebe, sondern müssen für alle kleinen und mittleren Unternehmen in allen Branchen erfolgen. Dies ist die eigenständige Strukturpolitik. Wir müssen nun darauf achten, daß die künftigen Zuwächse bei einer erfolgreichen Politik in diesem Bereich nicht durch zu viele Branchenhilfen oder neue Regionalprogramme verbaut werden. Weil Herr Waigel das angeschnitten hat, darf auch hier nicht verschwiegen werden, daß im Wirtschaftsausschuß bei der entscheidenden Abstimmung über diese neuen regionalen Hilfen die drei Vertreter seiner Fraktion mit Ja, Nein und mit Enthaltung gestimmt haben

    (Zuruf von der CDU/CSU: Es ist gar nicht abgestimmt worden! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — der Wirtschaftsausschuß hat in seiner Untergruppe „Gemeinschaftsaufgabe" darüber abgestimmt —, so daß auch aus unserer Sicht die Haltung der Union in dieser zentralen ordnungspolitischen Frage sehr ungenau ist.
    Bei all diesen neuen Forderungen nach Branchenhilfen und Regionalprogrammen müssen unseres Erachtens vier Dinge beachtet werden: Erstens: Veraltete Strukturen dürfen nicht künstlich konserviert werden. Zweitens: Der Wille zur Anpassung muß erhalten bleiben. Drittens: Wir dürfen in keinen Subventionswettbewerb eintreten, und zwar weder im internationalen Bereich noch im nationalen Bereich, d. h. in keinen Wettbewerb zwischen Ballungsgebieten und strukturschwachen Gebieten. Viertens: Bei allen neuen Programmen müssen wir beachten, daß es deutliche finanzpolitische Grenzen gibt.
    Ich fasse zusammen: Dieser Haushalt ist darauf gerichtet, mehr Initiative, mehr Anpassung, mehr Neuerungen auszulösen. Er stärkt die Position der Verbraucher und damit der Wettbewerbspolitik, und erhöht unsere Sicherheit im Energiebereich ganz wesentlich. Achten wir alle darauf, daß der Teil der aktiven Anpassungshilfen gegenüber den reinen Erhaltungshilfen zunimmt. Die FDP-Frak-



    Dr. Haussmann
    tion stimmt daher der Politik und dem Haushalt des Bundeswirtschaftsministers zu.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)