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    Plenarprotokoll 8/99 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 99. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 Inhalt: Regelung für die Einreichung von Fragen während der Sommerpause 7817 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 7817 B Verzicht des Abg. Ravens auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 7817 C Eintritt des Abg. Neumann in den Deutschen Bundestag 7817 C Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 7817 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Die menschenrechtliche Lage in Deutschland und der Deutschen in Osteuropa und ihre Erörterung auf dem KSZE-Uberprüfungstreffen in Belgrad — Drucksachen 8/1312, 8/1605 — Genscher, Bundesminister AA . 7818 A, 7857 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . . . 7820 A Dr. Corterier SPD 7826 C Jung FDP 7835 C Klein (München) CDU/CSU 7840 A Brandt SPD 7843 C Hoppe FDP 7848 B Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . . . . 7850 D Dr. Hupka CDU/CSU 7855 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Bericht der Bundesregierung über die Möglichkeiten zur Einführung eines Einkommensteuertarifs mit durchgehendem Progressionsverlauf — Tarifbericht (§ 56 EStG) — Drucksachen 8/62, 8/1887 — Dr. Schäuble CDU/CSU 7879 C Dr. Häfele CDU/CSU . . . . . . . . 7880 D Huonker SPD 7885 C Frau Funcke FDP 7889 D Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 7894 D Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen 7891 A Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Verlängerung der Antragsfrist für die Abgabe des Antrags auf Durchführung des Lohnsteuer-Jahresausgleichs — Drucksache 8/1813 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/1924 — Dr. Langner CDU/CSU . . . . . . . 7897 D Gobrecht SPD 7899 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Branntweinmonopol — Drucksache 8/1820 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/1946 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 8/1920 — . . . . . . . 7900 C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Entlastung der Bundesregierung wegen der Haushalts- und Vermögensrechnung des Bundes für die Haushaltsjahre 1973 und 1974 auf Grund der Bemerkungen des Bundesrechnungshofes — Drucksachen 7/4306, 7/5849, 8/1899 — Dr. Friedmann CDU/CSU 7900 D Esters SPD 7903 A Gärtner FDP 7905 B Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 7906 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU Programm zur Sicherung und Weiterentwicklung des Ausbildungsplatzangebots und zur Verbreiterung der Arbeitsmöglichkeiten für Jugendliche — Drucksachen 8/439, 8/1758 — Frau Dr. Wilms CDU/CSU 7908 C Thüsing SPD 7910 D Schäfer (Mainz) FDP . . . . . . . . . 7913 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD, FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der SPD, FDP Mitwirkung der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinten Nationen — Drucksachen 8/1590, 8/1806 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/1929 — . . . . . . . 7915 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der SPD, FDP Mitwirkung der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinten Nationen — Drucksachen 8/1613, 8/1807 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/1930 — . . . . . . . 7915 C Fragestunde — Drucksache 8/1931 vom 16. 06. 1978 — Weiterführung des VFW-Fokker-614-Programms durch Rumänien MdlAnfr A3 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Holtz SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 7859 D Leistungen nach dem BAföG für Schüler der Klassen 10 im Berufsgrundbildungsjahr und in der Berufsfachschule vom Schuljahr 1978/79 an MdlAnfr A6 16.06.78 Drs 08/1931 Stockleben SPD Antw PStSekr Engholm BMBW 7860 A Wechsel in der Leitung des Bundeskriminalamts auf Grund der durch den „HöcherlBericht" bekanntgewordenen Fahndungsfehler MdlAnfr A45 16.06.78 08/1931 Niegel CDU/CSU Antw PStSekr von Schoeler BMI . . 7860 C, D, 7861 A ZusFr Niegel CDU/CSU 7860 C, D ZusFr Dr. Möller CDU/CSU . . . . . 7861 A Beeinflussung rechtsextremistischer Akteure von dritter Seite MdlAnfr A47 16.06.78 Drs 08/1931 Spranger CDU/CSU MdlAnfr A48 16.06.78 Drs 08/1931 Spranger CDU/CSU Antw PStSekr von Schoeler BMI . 7861 B, C, D, 7862 A, B, C, D, 7863 A ZusFr Spranger CDU/CSU . 7861 C, D, 7862 A ZusFr Klein (München) CDU/CSU . . . . 7862 A ZusFr Dr. Langguth CDU/CSU . . . . . 7862 B ZusFr Dr. Möller CDU/CSU . . . . . . 7862 C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . . 7862 D ZusFr. Sieglerschmidt SPD . . . . . . 7863 A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 III Stellungnahme des BMI zu Presseberichten über Aktivitäten von Rechtsextremisten MdlAnfr A49 16.06.78 Drs 08/1931 Krey CDU/CSU Antw PStSekr von Schoeler BMI . 7863 A, B, C ZusFr Krey CDU/CSU . . . . . . . 7863 B ZusFr Spranger CDU/CSU 7863 C Frühere Tätigkeit neonazistischer Akteure in kommunistischen Organisationen MdlAnfr A50 16.06.78 Drs 08/1931 Regenspurger CDU/CSU Antw PStSekr von Schoeler BMI . . . . 7863 C Gründe für die Abweichung vom Grundsatz der Vermeidung von Doppelstaatsangehörigkeit im Einbürgerungsfall Dr. Otto von Habsburg MdlAnfr A56 16.06.78 Drs 08/1931 Sieglerschmidt SPD Antw PStSekr von Schoeler BMI . 7864 A, C, D, 7865 A, B, C, D ZusFr Sieglerschmidt SPD 7864 B, D ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 7864 C ZusFr Conradi SPD 7865 A ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU 7865 A ZusFr Dr. Wulff CDU/CSU 7865 B ZusFr Lambinus SPD 7865 B ZusFr Klein (München) CDU/CSU . . . 7865 C ZusFr Kuhlwein SPD . . . . . . . 7865 C Abstimmungsverfahren zwischen Bund und Ländern bei Einbürgerungsanträgen insbesondere im Fall Dr. Otto von Habsburg MdlAnfr A57 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Wernitz SPD MdlAnfr A58 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Wernitz SPD Antw PStSekr von Schoeler BMI . . . . 7865 D, 7866 A, B, C, D, 7867 A, B, C, D, 7868 A, B, C, D, 7869 A, B ZusFr Dr. Wernitz SPD . . . 7866 A, 7868 A, B ZusFr Conradi SPD . . . . 7866 B, 7869 A ZusFr Dr. Wulff CDU/CSU 7866 C ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU 7866 C, 7868 C ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU . 7866 D, 7868 C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . . . 7866 D, 7868 D ZusFr von der Heydt Freiherr von Massenbach CDU/CSU . 7867 A ZusFr Sieglerschmidt SPD 7867 A ZusFr Rawe CDU/CSU . . . . . . . 7867 B ZusFr Kuhlwein SPD . . . . . . . 7867 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 7869 A Verbot von Publikationen mit positiven Darstellungen des „Dritten Reichs", insbesondere der „Sonderhefte" der John-JahrVerlags-KG MdlAnfr A60 16.06.78 Drs 08/1931 Menzel SPD MdlAnfr A61 16.06.78 Drs 08/1931 Menzel SPD Antw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7869 B, C, 7870 A ZusFr Kuhlwein SPD 7870 A Kriterien für die Beurteilung der Verfassungsfeindlichkeit einer Partei MdlAnfr A62 16.06.78 Drs 08/1931 Conradi SPD Antw PStSekr von Schoeler BMI 7870 A, C, D, 7871 A, B ZusFr Conradi SPD 7870 B, C ZusFr Sieglerschmidt SPD 7870 D ZusFr Paterna SPD 7870 D ZusFr. Kuhlwein SPD . . . . . . . 7871 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 7871 B Vereinbarkeit der Ausführungen des Bundeskanzlers im Bundestag mit der Feststellung im „Höcherl-Bericht" hinsichtlich der Klarheit über die Fahndungsziele bei den unteren Polizeibehörden MdlAnfr A63 16.06.78 Drs 08/1931 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7871 C, D, 7872 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . 7871 C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 7872 A Anweisung an die Finanzverwaltung bezüglich der bereits im geltenden Recht gegebenen Umsatzsteuerfreiheit von Verwaltungsgebühren für Sondervermögen MdlAnfr A66 16.06.78 Drs 08/1931 von der Heydt Freiherr von Massenbach CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Böhme BMF . . 7872 B, C, D ZusFr von der Heydt Freiherr von Massenbach CDU/CSU . . 7872 C Forderungen der Wirtschaft nach weiteren Steuerentlastungen MdlAnfr A67 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Will-Feld CDU/CSU MdlAnfr A68 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Will-Feld CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Böhme BMF 7872 D, 3833 A, B, C ZusFr Frau Will-Feld CDU/CSU . . . 7873 B, C IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 Grunderwerbsteuerbefreiung für Unternehmen in durch die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" geförderten Gebieten MdlAnfr A71 16.06.78 Drs 08/1931 Peiter SPD Antw PStSekr Dr. Böhme BMF 7873 D, 7874 A ZusFr Peiter SPD . . . . . . . . . . 7874 A Erhaltung der Gemengteildeklaration im deutschen Futtermittelrecht MdlAnfr A72 16.06.78 Drs 08/1931 Oostergetelo SPD MdlAnfr A73 16.06.78 Drs 08/1931 Oostergetelo SPD Antw PStSekr Gallus BML . . . . 7874 B, C, D, 7875 A, B ZusFr Oostergetelo SPD . 7874 C, D, 7875 A, B Schutz des deutschen Weinbaus vor verstärkten Schwierigkeiten auf dem Weinmarkt durch die Aufnahme Spaniens, Portugals und Griechenlands in die EG MdlAnfr A74 16.06.78 Drs 08/1931 Schartz (Trier) CDU/CSU MdlAnfr A75 16.06.78 Drs 08/1931 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . . 7875 B, C, D, 7876 A, B, C, D, 7877 A ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU . . . 7875 C, D, 7876 C, D ZusFr Glos CDU/CSU . . . . 7875 D, 7877 A ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 7876 A ZusFr Sieglerschmidt SPD 7876 B ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 7876 B ZusFr Frau Will-Feld CDU/CSU . . . 7877 A Maßstäbe Polens für die Bemessung der Auslösesummen für deutsche Fischkutter MdlAnfr A76 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 7877 B, C, D, 7878 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 7877 C ZusFr Glos CDU/CSU . . . . . . . 7877 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 7878 A Weitergabe der Niedrigpreise, insbesondere für Schweinefleisch, an den Endverbraucher MdlAnfr A77 16.06.78 Drs 08/1931 Müller (Schweinfurt) SPD MdlAnfr A78 16.06.78 Drs 08/1931 Müller (Schweinfurt) SPD Antw PStSekr Gallus BML . . . . 7878 A, B, C ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 7878 B ZusFr Glos CDU/CSU 7878 C Unterbindung der Einfuhr von Mehlmischungen aus Frankreich ohne Währungsausgleich MdlAnfr A79 16.06.78 Drs 08/1931 Glos CDU/CSU MdlAnfr A80 16.06.78 Drs 08/1931 Glos CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . 7878 D, 7879 A, B ZusFr Glos CDU/CSU 7878 D, 7879 A Nächste Sitzung 7915 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 7917* A Anlage 2 Beurteilung des vom Verbraucherschutzverband Hessen e. V. veröffentlichten Schwarzbuches „Der Grüne Moloch" durch die Bundesregierung MdlAnfr Al 02.06.78 Drs 08/1850 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD ErgSchrAntw PStSekr Gallus BML auf ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . 7917* C Anlage 3 EG-Regelung für deutsche landwirtschaftliche Brennereien MdlAnfr A82 09.06.78 Drs 08/1895 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . . 7918* C Anlage 4 Schädigung der deutschen Mühlenwirtschaft durch die Umgehung des auf Mehl erhobenen Währungsausgleichs durch Frankreich MdlAnfr A107 09.06.78 Drs 08/1895 Glos CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . . 7918* D Anlage 5 Maßnahmen angesichts der mit den geheimen türkischen Koranschulen zusammenhängenden Vorgänge SchrAnfr B6 09.06.78 Drs 08/1895 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 7919* A Anlage 6 Schleppende Grenzabfertigung auf tschechischer Seite MdlAnfr A42 16.06.78 Drs 08/1931 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7919* B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 V Anlage 7 Zeitpunkt der Unterrichtung des Hauptpersonalrats durch den Bundesinnenminister über die beabsichtigte Verlegung der Abteilung TE des Bundeskriminalamts von Bonn nach Wiesbaden MdlAnfr A43 16.06.78 Drs 08/1931 Berger (Herne) CDU/CSU MdlAnfr A44 16.06.78 Drs 08/1931 Berger (Herne) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7919* C Anlage 8 Vorlage des Verfassungsschutzberichts 1977 MdlAnfr A46 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Jentsch (Wiesbaden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7920* A Anlage 9 Stand des Genehmigungsverfahrens beim SNR 300 in Kalkar MdlAnfr A51 16.06.78 Drs 08/1931 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7920* B Anlage 10 Gründe für die Streichung der Stelle eines Parlamentarischen Staatssekretärs im BMI MdlAnfr A53 16.06.78 Drs 08/1931 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7920* C Anlage 11 Verbot der Weitergabe vager Zweifel an der Verfassungstreue eines Bewerbers im öffentlichen Dienst durch den Verfassungsschutz MdlAnfr A55 16.06.78 Drs 08/1931 Thüsing SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7920* C Anlage 12 Bedrohung der Verfassung durch Briefträger und Lokomotivführer, die Mitglieder der DKP sind MdlAnfr A59 16.06.78 Drs 08/1931 Frau Erler SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7920* D Anlage 13 Bedenken der Bundesregierung gegen die Vorschläge der Berlin-Kommission beim Bundespräsidenten in monetärer Hinsicht MdlAnfr A69 16.06.78 Drs 08/1931 Wohlrabe CDU/CSU MdlAnfr A70 16.06.78 Drs 08/1931 Wohlrabe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 7921* C Anlage 14 Vertragliche Wiederaufarbeitungsvereinbarung zwischen der französischen Firma Cogema und der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH als Entsorgungsnachweis MdlAnfr Al26 16.06.78 Drs 08/1931 Schäfer (Offenburg) SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 7922* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 7817 99. Sitzung Bonn, den 21. Juni 1978 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 22.6. Dr. von Aerssen * 21.6. Dr. Ahrens ** 23. 6. Alber *** 23. 6. Dr. Althammer 23. 6. Arendt 21. 6. Dr. Bangemann* 23. 6. Dr. Bayerl * 23. 6. Blumenfeld * 21. 6. Frau von Bothmer *** 23. 6. Büchner (Speyer) *** 23. 6. Coppik 23. 6. Dr. Dregger 23. 6. Dr. Enders *** 23. 6. Dr. Eyrich 23. 6. Fellermaier * 23. 6. Flämig * 23. 6. Dr. Fuchs * 23. 6. Dr. Geßner *** 23. 6. Haase (Fürth) * 23. 6. Handlos *** 23. 6. von Hassel *** 23. 6. Hoffie 21. 6. Ibrügger * 23. 6. Immer (Altenkirchen) 23. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 23. 6. Dr. h. c. Kiesinger 23. 6. Dr. Klepsch *** 23. 6. Koblitz 23. 6. Lange * 21.6. Lemmrich ' 23. 6. Lemp * 23. 6. Lenders 21.6. Lenzer *** 23. 6. Lücker * 23. 6. Luster * 23. 6. Marquardt *** 23. 6. Mattick *** 22. 6. Dr. Meyer zu Bentrup 23. 6. Dr. Mende *** 23. 6. Mischnick 23. 6. Dr. Müller *** 23. 6. Pawelczyk*** 23. 6. Dr. Pfennig *** 23. 6. Reddemann *** 23. 6. Schmidt (Wattenscheid) 22. 6. Schmidt (Würgendorf) *** 23. 6. Schreiber * 22. 6. Schwarz 23. 6. Dr. Schwencke (Nienburg) *** 23. 6. Dr. Schwörer * 23. 6. Seefeld * 22. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Sieglerschmidt * 23. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim *** 23. 6. Dr. Stark (Nürtingen) 23.6. Sybertz 23. 6. Ueberhorst *** 23. 6. Dr. Vohrer *** 23. 6. Frau Dr. Walz * 23. 6. Wawrzik * 22. 6. Dr. von Weizsäcker 21.6. Ziegler 23. 6. Anlage 2 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Dr. Martiny-Glotz (SPD) (Drucksache 8/1850 Frage A 1, 94. Sitzung, Seite 7424 B) : Die Kosten, die sich für Verbraucher und Steuerzahler auf Grund der Agrarpolitik ergeben, können nicht durch einfache Addition von Finanzzuweisungen an den Agrarsektor, des Zahlungsverkehrs mit dem Ausrichtungs- und Garantiefonds in Brüssel (EAGFL), der Steuervorteile der Landwirtschaft und der Differenz der Nahrungsmittelpreise zwischen dem Inland und auf dem Weltmarkt gewonnen werden, wie es im „Grünen Moloch" geschehen ist. Eine derartige Vorgehensweise ist irreführend und soll offenbar suggerieren, daß die Agrarpolitik um 50 Mrd. DM „billiger" sein könnte. Will man zu einer realistischen Einschätzung der Aufwendungen für die Agrarpolitik kommen, so können allein volkswirtschaftliche Berechnungen und politische Bilanzierungen weiterhelfen, die sowohl volkswirtschaftliche Kosten als auch - und das wird bei der oben skizzierten Vorgehensweise völlig außer acht gelassen - volkswirtschaftlichen und politischen Nutzen der Agrarpolitik berücksichtigen. Die Erstellung solcher volkswirtschaftlichen und politischen Nutzen-Kosten-Analysen stößt gerade bei der Agrarpolitik auf kaum überwindliche Schwierigkeiten, weil die Agrarpolitik wegen ihrer weit vorangeschrittenen europäischen Integration - wie kein anderer Bereich der Politik - viel von ihrer sektoralen Autonomie eingebüßt hat und zum Bestandteil, z. T. sogar zum Objekt der europäischen Integrationspolitik geworden ist. Während die sektoralen Finanzaufwendungen in der Regel zu quantifizieren sind, entzieht sich der im Rahmen einer solchen Politik erzielte gesamtwirtschaftliche und gesamtpolitische Nutzen fast immer einer monetären Bewertung. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang als Beispiel die nach wie vor gültige politische Geschäftsgrundlage der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft erwähnen, die darin besteht, daß die Agrarländer der EG die Agrarunion stets als politische und ökonomische Kompensation für die Vorteile betrachtet haben, die die Zollunion für die Industriestaaten, 7918* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 insbesondere die Bundesrepublik, mit sich bringt. Eine Bilanzierung des volkswirtschaftlichen und politischen Nutzens der Zollunion mit den Finanzaufwendungen im Bereich der gemeinsamen Agrarpolitik ist bisher — auch von wissenschaftlicher Seite — nie ernsthaft versucht worden. Es stellen sich ähnliche Probleme, wenn man beispielsweise die vor allem im Agrarbereich zu erwartenden Mehrkosten der vorgesehenen Erweiterung der EG um Griechenland, Spanien und Portugal dem politischen und volkswirtschaftlichen Nutzen dieser Erweiterung gegenüberstellen wollte. Durch eine Rückkehr zu einer nationalen Agrarpolitik könnten zwar eventuell für die Bundesrepublik als einem Nettoimporteur von Nahrungsmitteln auf dem Agrarsektor volkswirtschaftliche Kosten eingespart werden. Der entgangene gesamtwirtschaftliche Nutzen bei einem dann aller Voraussicht nach eintretenden Zerfall der EG als Wirtschaftsgemeinschaft würde aber sicherlich bei weitem größer sein als die Einsparungen auf dem Agrarsektor, ganz abgesehen von den nicht zu verantwortenden politischen Folgen. Wie ich schon in der Antwort auf Ihre mündliche Anfrage bezüglich des „Grünen Molochs" ausführte, kommen auch große Teile des nationalen Agrarhaushalts primär der Gesamtbevölkerung zugute. Eine Aufteilung dieser Mittel auf landwirtschaftliche und nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung ist nicht einmal annäherungsweise möglich. Wie soll z. B. der Nutzen des Küstenschutzes bewertet und auf die Bevölkerungsgruppen oder auf die Wirtschaftssektoren aufgeteilt werden. Dasselbe gilt für die Ausgaben für den Wegebau, die Trinkwasserversorgung oder die Abwasserbeseitigung, um nur einige Beispiele zu nennen. Zweitens ist es wohl kaum möglich, den volkswirtschaftlichen Nutzen der Landwirtschaft z. B. im Hinblick auf die Erhaltung der Landschaft zu quantifizieren. Ganz abgesehen von den Bewertungsproblemen einer besonders in den Erholungsgebieten offengehaltenen und im Sinne der Ökologie und des Naturhaushaltes erhaltenen Landschaft fehlen gesicherte Informationen über die Kosten einer alternativen Landschaftspflege. Die Zuwendungen an die Landwirtschaft dieser Erholungsgebiete, die in der Regel gleichzeitig „landwirtschaftliche Problemgebiete" sind, können im volkswirtschaftlichen Sinne also auch nicht nur unter Kostenaspekten gesehen werden. Ich hoffe, diese Ausführungen, die keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit erheben, haben deutlich gemacht, daß es sich die Kritiker der Agrarpolitik zu einfach machen, wenn sie nicht die Komplexität des Problems, d. h. auch alle volkswirtschaftlichen und politischen Aspekte berücksichtigen. Aus den genannten Gründen ist es leider nicht möglich, Ihnen die volkswirtschaftlichen Kosten der Agrarpolitik in einer Zahl zu nennen und diesen Kosten den korrespondierenden volkswirtschaftlichen und politischen Nutzen gegenüberzustellen. Ich darf Sie aber auf den Versuch einer solchen Quantifizierung in einer umfangreichen von meinem Hause in Auftrag gegebenen Kosten-Nutzen-Analyse hinweisen. Diese wissenschaftliche Studie, die 1976 veröffentlicht wurde und auch Ihnen bekannt sein wird, kommt zu dem Ergebnis, daß die deutsche Volkswirtschaft bei einer Senkung des Agrarpreisniveaus und gleichzeitiger direkter Einkommensübertragung — je nach Weltmarktpreis — langfristig 2 bis 5 Mrd. DM pro Jahr einsparen könnte. Diese Ergebnisse beruhen, wie der große Schwankungsbereich von 2 bis 5 Mrd. DM schon zeigt, auf zahlreichen, mehr oder weniger gesicherten Annahmen, durch die das Ergebnis wesentlich beeinflußt wird. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1895 Frage A 82) : Was unternimmt die Bundesregierung, um angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten für die deutschen landwirtschaftlichen Brennereien rasch eine EG-Regelung zu finden? Der Vorschlag der EG-Kommission für eine gemeinsame Alkoholmarktordnung wird seit Januar 1977 in der zuständigen Arbeitsgruppe des Rates behandelt. Die erste Beratung des Vorschlags steht kurz vor dem Abschluß. Die Kommission hat einige Änderungen ihres Vorschlages angekündigt. Die Bundesregierung ist bemüht, möglichst bald eine den deutschen Interessen entsprechende Regelung des europäischen Alkoholmarktes zu erreichen. Der Kommissionsvorschlag für die Alkoholmarktordnung kann jedoch nicht in allen Teilen als geeignete Lösung für die Probleme des Alkoholmarktes angesehen werden. Bis zur Einführung einer EG-Alkoholmarktordnung wird die bisherige nationale Regelung bis auf einige nicht wesentliche Details weitergeführt. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) (Drucksache 8/1895 Frage A 107) : Trifft die in Presseberichten wie z. B. in der „Süddeutschen Zeitung" vom 7. Juni wiedergegebene Behauptung der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Handelsmühlen nach Kenntnis der Bundesregierung zu, daß die deutsche Mühlenwirtschaft erheblich geschädigt wird durch Manipulationen der Art, daß französische Mühlen Mehl mit geringen Mengen Salz oder Zucker vermischen und dieses Mehl als „Zubereitung auf der Grundlage von Mehl" unter wettbewerbsverzerrenden Bedingungen — nämlich Umgehung des auf „Mehl" erhobenen Währungsausgleichs in Höhe von ca. 120 DM pro t — in den überlasteten deutschen Mehlmarkt einschleusen, und was hat die Bundesregierung gegebenenfalls bisher gegen diese Manipulation unternommen, um Schaden von der deutschen Mühlen- und Getreidewirtschaft abzuwenden, und wie hoch beziffert sich der daraus entstandene finanzielle Schaden? Der Bundesregierung sind Anfang dieses Jahres Mitteilungen aus Wirtschaftskreisen zugegangen, nach denen in zunehmendem Maße Mehlmischungen aus Frankreich eingeführt werden, für die auf Grund der Warenzusammensetzung keine Währungsausgleichsbeträge erhoben werden konnten. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 7919* Da für die Festsetzung der Währungsausgleichsbeträge die EG-Kommission zuständig ist, hat die Bundesregierung im März 1978 die Einbeziehung der genannten Erzeugnisse in den Währungsausgleich in Brüssel beantragt. Als im Mai noch keine Entscheidung der EG-Kommission über den deutschen Antrag vorlag, hat die Bundesregierung erneut auf die bestehenden Wettbewerbsverzerrungen aufmerksam gemacht und die Dringlichkeit einer baldigen Entscheidung betont. Die Bundesregierung wird erneut in Brüssel vorstellig werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache 8/1895 Frage B 6) : Verfolgt die Bundesregierung die Vorgänge im Zusammenhang mit den geheimen türkischen Koranschulen, und sieht sie sich gegebenenfalls zu Maßnahmen veranlaßt? Informationen über die türkischen Koranschulen sind der Bundesregierung vorwiegend aus Pressemeldungen bekannt. Es handelt sich dabei, soweit erkennbar, um private Unterrichtsangebote religiösen Inhalts, die inhaltlich sehr unterschiedlich strukturiert sind; die jeweilige Teilnahme scheint auch ein unterschiedlich starkes Interesse zu finden. Soweit durch diese Koranschulen direkt oder indirekt der Schulunterricht für türkische Kinder etwa durch Überforderung betroffen sein sollte, sind für entsprechende Maßnahmen die Länder zuständig. Ich beabsichtige daher, mich in dieser Angelegenheit mit einer Anfrage an die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder zu wenden, und werde Sie über den Inhalt der Antwort informieren. * Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 42) : Treffen Berichte einzelner Reisender in die CSSR zu, daß die Grenzabfertigung auf tschechischer Seite in letzter Zeit ständig schleppender vollzogen wird, so daß ohne ersichtlichen Grund Wartezeiten von sechs und mehr Stunden in Kauf genommen werden müssen, und sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, auf eine generelle Beschleunigung der Abfertigung an dieser Grenze hinwirken zu können? Nach den Feststellungen der bayerischen Grenzpolizei muß beim Grenzübertritt zur CSSR in der Regel mit einer Abfertigungsdauer bis zu einer Stunde gerechnet werden. Längere Wartezeiten sind dann zu beobachten, wenn anläßlich von Feiertagen oder während der Hauptreisezeit der Reiseverkehr stark ansteigt. So waren im laufenden Jahr insbesondere am Grenzübergang Waidhaus-Roßhaupt mehrmals und in Einzelfällen auch am Grenzübergang Furt i. Wald-Vollmau und am Grenzübergang Philippsreut längere Wartezeiten zu verzeichnen. Beim Grenzübergang Waidhaus-Roßhaupt sind die Straßenverhältnisse einem starken Reiseverkehr nicht gewachsen. Das Präsidium der bayerischen Grenzpolizei weist deshalb schon seit Jahren in Mitteilungen an die Presse auf diesen Umstand hin und bittet die Verkehrsteilnehmer in der Hauptreisezeit vermehrt die weniger frequentierten Übergänge zu benutzen. Die Bundesregierung hat in der Vergangenheit die Behörden der CSSR mehrfach gebeten, die Grenzdienststellen personell so auszustatten, daß der Reiseverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der CSSR ohne unverhältnismäßig lange Wartezeiten abgewickelt werden kann. Sie wird wegen der Verzögerungen bei der Abfertigung in den letzten Monaten die Botschaft in Prag erneut anweisen, diese Frage mit den Behörden der CSSR nochmals zu erörtern und auf eine Beschleunigung bei der Abfertigung hinzuwirken. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Berger (Herne) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 43 und 44) : Trifft es zu, daß der Bundesinnenminister den zuständigen Hauptpersonalrat von der beabsichtigten Verlegung der Abteilung TE des Bundeskriminalamts von Bonn nach Wiesbaden erst zu einem Zeitpunkt unterrichtet hat, als dieser bereits aus der Presse informiert war? Wie ist gegebenenfalls nach Auffassung der Bundesregierung ein solches Vorgehen mit der Pflicht, die Personalvertretung „zur Durchführung ihrer Aufgaben rechtzeitig und umfassend zu unterrichten" (§ 68 Abs. 2 des Bundespersonalvertretungsgesetzes), zu vereinbaren? Der Sachverhalt ist — worauf ich einleitend hinweisen möchte — in der Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages am 19. April 1978 eingehend erörtert worden. Prof. Dr. Maihofer hat bereits damals betont, daß der Hauptpersonalrat beim Bundesminister des Innern zum frühest möglichen Zeitpunkt von der beabsichtigten Verlegung der Abteilung TE des Bundeskriminalamtes von Bonn nach Wiesbaden informiert worden ist. Die nach dem Bundespersonalvertretungsgesetz gebotene Unterrichtung der Personalvertretung konnte erst nach Abschluß der internen Meinungsbildung im BMI sowie nach der notwendigen Abstimmung mit dem Bundeskabinett und dem Innen- bzw. Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages erfolgen. Die interne Meinungsbildung im BMI war am 18. April 1978, die Abstimmung mit dem Kabinett und im parlamentarischen Bereich am 19. April 1978 abgeschlossen. Noch am selben Tage wurde der Vorsitzende des Hauptpersonalrats fernmündlich verständigt. Die ursprünglich noch für den Abend des 19. April vorgesehene ausführliche Unterrichtung von Vertretern des Hauptpersonalrats durch Minister Maihofer fand dann auf Wunsch des HPR erst am folgenden Tage statt, weil der HPR noch zu einer Sitzung in. Nürnberg war. Der Vorschrift des § 68 Abs. 2 BPersVG, die Personalvertretung zur Durchführung ihrer Aufgaben rechtzeitig und umfassend zu unterrichten ist also voll entsprochen worden. 7920* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 Bei dem Gespräch mit dem HPR hat Minister Maihofer im übrigen ausdrücklich betont, daß ein Vollzug der beabsichtigten Verlegung vor Abschluß des Beteiligungsverfahrens selbstverständlich nicht in Betracht komme. Demgemäß wurden entsprechende Maßnahmen (Anmietung eines Gebäudes in Wiesbaden etc.) erst eingeleitet, nachdem der Hauptpersonalrat der Verlegung am 18. Mai 1978 zugestimmt hatte. Minister Maihofer hat damals sowohl gegenüber den Vertretern des HPR als auch im Innenausschuß des Deutschen Bundestages die bereits am 18. April 1978, also vor Abschluß der internen Meinungsbildung erfolgte Presseveröffentlichung bedauert und die ihr zugrundeliegende Indiskretion ausdrücklich mißbilligt. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jentsch (Wies- baden) (CDU/CSU) ( Drucksache 8/1931 Frage A 46): Kann die Bundesregierung konkrete Angaben darüber machen, wann der Verfassungsschutzbericht 1977 des Bundesinnenministers erscheint, nachdem die entsprechenden Berichte der Länderinnenminister zum Teil bereits seit vielen Wochen der Öffentlichkeit vorliegen? Der Bundesminister des Innern wird den Verfassungsschutzbericht 1977 in der ersten Julihälfte der Öffentlichkeit vorlegen. Das genaue Datum der Vorlage steht noch nicht fest. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage A 51): Wie ist der gegenwärtige Genehmigungsstand beim SNR 300 in Kalkar, wird die TEG 7/3 noch im Juni und die TEG 7/3.1 noch im September 1978 erteilt, oder sind weitere Verzögerungen im Genehmigungsverfahren zu erwarten? Die Bundesregierung ist von der zuständigen Genehmigungsbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen über den Umfang der bisher erteilten und den vorgesehenen Umfang der anstehenden Teilerrichtungsgenehmigungen (TEG) für den SNR 300 unterrichtet. Die zuletzt erteilte TEG 7/2 (5) umfaßt u. a. den biologischen Schild; damit sind nunmehr alle sicherheitstechnisch wichtigen Gebäude genehmigt. Zur TEG 7/3 hat sich die Landesregierung Nordrhein-Westfalen eine Entscheidung vorbehalten. Die Bundesregierung kann in ihrer auf die Bundesaufsicht begrenzten Zuständigkeit unter diesen Umständen keine Angaben darüber machen, ob und wann die Genehmigungsbehörde des Landes NordrheinWestfalen über weitere Teilerrichtungsgenehmigungen für den SNR 300 entscheiden wird. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 8/1931 Frage A 53) : Ist die nachahmenswerte Streichung eines Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesinnenministerium damit zu erklären, daß die Aufgaben des Bundesministeriums zurückgegangen sind oder damit zu begründen, daß das Bundesministerium auf der Ebene der Staatssekretäre bisher überbesetzt war? Weder ein Rückgang der ministeriellen Aufgaben noch eine Überbesetzung des Leitungsbereichs im Bundesministerium des Innern war maßgebend dafür, daß ein zweiter Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern nicht berufen wurde. Sie können dies anhand des Geschäftsverteilungsplans oder auch an Umfang und Vielfalt der durch den Bundesminister des Innern zu vertretenden Antworten auf Parlamentarische Anfragen unschwer feststellen. Die Position des zweiten Parlamentarischen Staatssekretärs beim BMI ist nicht gestrichen worden. Richtig ist, daß Bundesminister Baum beabsichtigt, mit dem eingespielten und eingearbeiteten Team der Staatssekretäre die für diese Legislaturperiode noch anstehenden Aufgaben anzupacken. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Thüsing (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage A 55) : Ist die Bundesregierung bereit, dem Verfassungsschutz die Anweisung zu erteilen, wonach keine vagen Zweifel an der Verfassungstreue eines Bewerbers im öffentlichen Dienst weitergegeben werden dürfen, wie das Berliner Oberverwaltungsgericht jetzt festgestellt hat, sondern nur solche Tatsachen, „die den Schluß einer verfassungsfeindlichen die demokratischen Freiheiten zielstrebig untergrabenden Hetze oder eines tätlichen Angriffs zuverlässig tragen", da die Verfassung es nicht dulde, politische „Außenseiter ins gesellschaftliche Abseits zu drängen und hinter einem Stacheldraht des Verdachts verschwinden zu lassen"? Das in Ihrer Frage angesprochene Urteil des OVG Berlin, das am 18. April 1978 verkündet wurde, liegt der Bundesregierung erst seit dem 14. Juni 1978 im Wortlaut vor. Die Bundesregierung wird das Urteil unverzüglich sorgfältig auswerten. Diese Auswertung hat begonnen, ist aber noch nicht abgeschlossen. Im übrigen darf ich Sie darauf hinweisen, daß das Land Berlin noch nicht über die Einlegung der Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision entschieden hat. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Erler (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage A 59) : Inwiefern bedrohen nach Auffassung der Bundesregierung Briefträger und Lokomotivführer, die Mitglieder der DKP sind, unsere Verfassung? Die Bundesregierung ist nicht der Auffassung, daß — wie Sie es formuliert haben — Briefträger Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 7921* oder Lokomotivführer, die Mitglied der DKP sind, unsere Verfassung bedrohen können. Es geht Ihnen aber wohl bei Ihrer Frage darum, ob von allen Angehörigen des öffentlichen Dienstes die Treue zur Verfassung gefordert werden darf. Hierzu vertritt die Bundesregierung folgende Auffassung: 1. Soweit Briefträger und Lokomotivführer im Beamtenverhältnis stehen, muß Ihre Frage nach dem geltenden Beamtenrecht beurteilt werden. Es bestimmt in § 7 und § 52 des Bundesbeamtengesetzes, daß jeder Beamte die Gewähr der Verfassungstreue bieten muß. Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Beschluß vom 22. Mai 1975 ausdrücklich festgestellt, daß die politische Treuepflicht eine sich aus der Verfassung selbst ergebende Grundpflicht eines jeden Beamten sei. Die Bundesregierung sieht sich an diese Feststellung gebunden. Aus ihr folgt: Nach der erwähnten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts rechtfertigt die Verletzung der politischen Treuepflicht bei Beamten auf Probe und bei Beamten auf Widerruf regelmäßig die Entlassung aus dem Dienst; bei Beamten auf Lebenszeit kann wegen dieser Dienstpflichtverletzung in förmlichen Disziplinarverfahren auf Entfernung aus dem Dienst erkannt werden. Diese Rechtsfolge tritt aber nicht automatisch in jedem Fall der Mitgliedschaft in einer Partei mit verfassungsfeindlicher Zielsetzung ein. Die Entfernung aus dem Dienst ist nach den Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts nur dann möglich, wenn dem Beamten im Einzelfall eine Verletzung jener Amtspflicht nachgewiesen wird, „sich durch sein gesamtes Verhalten zu der freiheitlich-demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes zu bekennen und für deren Erhaltung einzutreten". Eine Treuepflichtverletzung setzt „ein Minimum an Gewicht und an Evidenz der Pflichtverletzung" voraus. Ihre Frage läßt sich danach nicht generell beantworten. Es kommt entscheidend auf das Ergebnis der Ermittlungen im Einzelfall an. Hierbei ist nach der Bundesdisziplinarordnung das gesamte dienstliche und außerdienstliche Verhalten des Beamten zu berücksichtigen. 2. Würde es sich nicht um Beamte, sondern um Arbeitnehmer handeln, wäre Prüfungsmaßstab die arbeitsrechtliche bzw. tarifvertragliche Treuepflicht der Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes. Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesarbeitsgerichts schuldet der Arbeitnehmer seinem Arbeitgeber Loyalität; damit ist es nicht vereinbar, wenn er den Staat und seine Verfassungsordnung in unangemessener Weise angriffe, verächtlich machte oder beschimpfte. Eine darüber hinausgehende politische Treuepflicht im Sinne der Beamtenpflichten kann jedoch nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts nicht unterschiedslos für alle Funktionen verlangt werden. Insoweit müssen sich die Anforderungen vielmehr aus dem jeweiligen Amt ergeben. Für eine Kündigung ist erforderlich, daß das Arbeitsverhältnis konkret berührt wird. Anhand dieser Maßstäbe ist eine Prüfung im jeweiligen Einzelfall erforderlich. In diese Prüfung ist einzubeziehen, ob sich das aktive Eintreten für Bestrebungen, die sich gegen den Arbeitgeber Bundesrepublik Deutschland richten, mit der allgemeinen Loyalitätspflicht und ggf. der gesteigerten funktionsbezogenen Treuepflicht vereinbaren läßt. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Wohlrabe (CDU/ CSU) (Drucksache 8/1931 Fragen A 69 und 70) : Treffen Meldungen zu, daß die Bundesregierung den Vorschlägen der Berlin-Kommission beim Bundespräsidenten in monetärer Hinsicht mit Bedenken gegenübersteht? Worauf sind die Widerstände gegebenenfalls im einzelnen zurückzuführen, und wie stehen sie im Einklang mit den wiederholten Aussagen des Bundeskanzlers, sich für Berlin vorrangig einsetzen zu wollen? Zu Frage A 69: Die Bundesregierung begrüßt die gemeinsame Erklärung der Parteien zur zusätzlichen Förderung Berlins. Zu Frage A 70: Die Bundesregierung hat stets dafür gesorgt, daß die wirtschaftliche, geistige und kulturelle Anziehungskraft der Stadt erhalten bleibt und weiter gestärkt wird. Sie hat hierfür seit jeher erhebliche Mittel aufgewendet, die in diesem Jahr rund 10 Milliarden DM betragen. In 1978 beträgt allein die Bundeshilfe zum Ausgleich des Defizits im Berliner Landeshaushalt 7,78 Milliarden DM. Sie ist seit 1969 um mehr als 5 Milliarden DM gestiegen. Damit hat sie seit 1969 um 193 v. H. zugenommen, während das Volumen des Bundeshaushalts im gleichen Zeitraum nur um 130 v. H. anstieg. Im nächsten Jahr soll ,die Bundeshilfe erneut überproportional erhöht werden. Wie Sie als Mitberichterstatter wissen, haben Bundestag, Bundesregierung und Berliner Senat in dieser Frage stets einvernehmlich zusammengearbeitet. Die Förderungsmaßnahmen zugunsten Berlins werden ständig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und veränderten rechtlichen oder tatsächlichen Verhältnissen angepaßt. So hat sich die Bundesregierung bereiterklärt, den wesentlichen Teil des Ausfalls zu übernehmen, der durch den Abbau der Lohnsummensteuer in Berlin entsteht. Außerdem hat sie Änderungen des Berlinförderungsgesetzes vorgeschlagen, die im Hinblick auf Minderungen des Präferenzvorsprungs Berlins durch die generelle Verbesserung der steuerlichen Abschreibungen und durch die vorgesehene Erhöhung der Investitionszulage für Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen erforderlich waren. Sie mögen aus diesen Beispielen ersehen, daß sich die Bundesregierung stets in besonderem Maße für die Belange Berlins eingesetzt hat. Sie wird auch in Zukunft im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Erforderliche tun, damit die Wirtschaft Berlins und die Anziehungskraft der Stadt gefördert und weiterentwickelt werden. 7922* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 21. Juni 1978 Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schäfer (Offenburg) (SPD) (Drucksache 8/1931 Frage A 126) : Betrachtet die Bundesregierung die vertragliche Wiederaufarbeitungsvereinbarung, wie die vom 2. September 1977 zwischen der französischen Wiederaufarbeitungsfirma Cogema und der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH, als akzeptablen Entsorgungsnachweis, und entsprechen die vertraglichen Vereinbarungen zwischen der DWK und der Cogema diesen Vertragsbestimmungen? Die Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH hat am 16. September 1977 mit der französischen Firma Compagnie Générale des Matières Nucléaires (Cogema) einen Rahmenvertrag über die Abnahme ausgedienter Brennelemente und deren spätere Wiederaufarbeitung abgeschlossen. Dieser Rahmenvertrag wurde durch einen Vertrag vom 5. Juni 1978 konkretisiert. Am 17. Februar 1978 hat die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen im Namen und für die Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH mit Cogema einen Wiederaufarbeitungsvertrag für insgesamt 115 t Uran abgeschlossen. Eine vertragliche Wiederaufarbeitungsvereinbarung vom 2. September 1977 existiert nach Auskunft der Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH nicht. Die Bundesregierung betrachtet die bestehenden Wiederaufarbeitungsverträge als akzeptablen Entsorgungsnachweis im Sinne der am 6. Mai 1977 zwischen Bund und Ländern vereinbarten Grundsätze zur Entsorgungsvorsorge.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Gut. Darauf kommen wir im Verlauf des Meinungsaustausches eh zurück, soweit er hier noch geführt werden kann.
    Ich bitte Sie zu beachten, daß es in dem Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen zu dem heutigen Tagesordnungspunkt heißt — deshalb lag es mir näher, an die Formulierung von Herrn Kohl anzuknüpfen —:
    Menschliche Erleichterungen stellen ein wichtiges Element der Entspannungspolitik dar.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sie spalten gern den politischen Gegner!)

    Ich füge allerdings nach dem, was vorher gesagt worden ist, mit Betonung hinzu -- denn es führt ja zu nichts Gutem, dort um die Dinge herumzureden, wo sie ausgetragen werden müssen —: Entspannungspolitik ist aus meiner Sicht nicht die Funktion von irgend etwas anderem. Entspannungspolitik hat ihren eigenen Wert.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie dient der Wahrung des Friedens und seiner Sicherung so, daß er unzerstörbar wird. Das hat — nichts anderes hat Herr Bahr gesagt — in der Tat erste Priorität; denn das handelt vom Überleben der Menschheit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Was ist denn der Inhalt der Entspannungspolitik?)

    Deshalb ist überhaupt nichts davon abzustreichen, daß das Interesse an der friedenssichernden Politik in der Tat höher steht, noch höher steht als jedes noch so legitime nationale Anliegen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CDU)

    Verfälschung der Fragestellung!)
    Vielleicht darf ich den Kollegen aus den Unionsparteien zwei Hinweise geben, die es wert sind, bei weiteren Überlegungen zum Thema Entspannung bedacht zu werden.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist ein Sophismus! — Dr. Marx [CDU/CSU] : Ein Pseudosophismus!)

    Es gibt, wie die Sachkundigen wissen, eine neue Debatte, die der ehrwürdige George Kennan in Gang gebracht hat, eine Debatte, von Kennan, wie gesagt, gestartet, über das Verhältnis zur Sowjetunion und damit auch über die Möglichkeiten der Entspannung.
    Im Rahmen dieser Debatte hat sich Professor Richard Löwenthal in diesen Wochen zu Wort gemeldet und sich um folgende Definition bemüht:

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Der hat Sie schon 1970 falsch beraten!)

    Die westliche Diplomatie müsse sich gegenüber der Sowjetunion darum bemühen, erstens Sicherheit zu gewährleisten, zweitens Zusammenarbeit zum beiderseitigen Nutzen zu fördern, drittens die sowjetische Politik in Richtung auf die beiden vorgenannten Ziele günstig zu beeinflussen. Hieraus ergibt sich, daß es nicht das Ziel sein kann — ich werde das gleich noch etwas erläutern —, den Charakter des sowjetischen Systems durch Druck von außen zu verändern.
    Mein anderer Hinweis: In der vorigen Woche waren einige Kollegen des Deutschen Bundestages in Washington zu den Erörterungen dessen, was man die Trilaterale Kommission nennt, also Wirtschaftler, Politiker, Wissenschaftler aus Nordamerika, Europa und aus Japan. Ich habe ziemlich genau den Bericht durchgesehen, der dieser Kommission durch hochkarätige Experten zum Thema Ost-West-Beziehungen unterbreitet worden ist. Da gibt es die hilfreiche Definition des Begriffs Entspannung als — ich darf zitieren — „Summierung notwendiger und nützlicher Anstrengungen, die Formen und Gebiete, Risiken und Lasten eines andauernden Konflikts durch Verhandlung und partielle Zusammenarbeit zu begrenzen".

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Eine abstrakte Leerformel!)

    Dies vorweg zum Begriff Entspannung.
    Im übrigen lohnt es sich, wenn wir nicht aus dem Auge verlieren, was uns die Bundesregierung am 9. März in ihrer Beantwortung der Großen Anfrage mitgeteilt hat. Der Bundesminister des Auswärtigen stellte in dieser schriftlichen Antwort vom 9. März fest, die Entspannung sei ein komplexer und langfristiger Prozeß, Stagnationsperioden und Rück-



    Brandt
    schläge seien nicht auszuschließen. Wer wollte dem widersprechen?

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Weil es Binsenwahrheiten sind!)

    Und dann heißt es weiter: Die Bundesregierung hofft, daß eine Reihe von konstruktiven Treffen die Verwirklichung der Schlußakte fördern und diesem Prozeß immer neue Impulse geben wird. Dies wirft die Frage auf, wie wir das erste Folgetreffen in Belgrad zu beurteilen haben. Der Bundesminister des Auswärtigen hat sich heute früh dazu geäußert, die Kollegen in der Debatte haben sich dazu geäußert, auch ich komme gleich noch einmal darauf zurück. Ich will jetzt nur daran erinnern, daß die Fraktionen der SPD und der FDP schon in ihrem Antrag vom 23-. März vorigen Jahres ausgeführt haben — ich darf zitieren —:
    Die Bundesrepublik Deutschland hat ein elementares Interesse daran, daß der durch die Konferenz von Helsinki geförderte Entspannungsprozeß über das Folgetreffen von Belgrad hinaus fortgeführt wird.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das haben wir schon im vergangenen Jahr gesagt, bevor wir genau wissen konnten, was diesmal herauskommen würde. Das gilt heute wie vor fünf Vierteljahren.
    Nach dem, was mein Vorredner, Herr Kollege Klein von der CSU, den ich nicht im Saal sehe — er hat sicherlich anderes zu tun —, eben gesagt hat, möchte ich auf die schriftliche Antwort der Bundesregierung vom 9. März noch einmal zurückkommen. Denn in dieser Antwort der Bundesregierung heißt es — vielleicht kann man Herrn Klein das wissen lassen —, daß es eine Änderung der westlichen — nicht nur der deutschen, der westlichen — KSZE-Konzeption bedeuten würde, wenn die deutsche Situation unter dem Gesichtspunkt der deutschen Teilung im KSZE-Prozeß eine Sonderbehandlung erführe, wie es jetzt weiter bei der Regierung heißt, „mit allen darin liegenden Risiken". Nach dem, was Herr Klein eben gesagt hat, meine ich, dies sollte in einer Aussprache wie der jetzigen nicht untergehen. Ich finde, es wäre nützlich, wenn die Opposition keinen Zweifel daran ließe, daß auch sie auf diesem Boden steht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Was heißt das konkret?)

    Weiter will ich feststellen, daß uns, meinen Freunden und mir, einleuchtet, was die Bundesregierung zur Lage der Menschen im geteilten Deutschland, über die Deutschen in Polen und der Tschechoslowakei, über die deutschen Volkszugehörigen in der Sowjetunion und in Rumänien ausgeführt hat. Die Bundesregierung und ihre auswärtigen Vertretungen verdienen, gerade auf diesem Gebiet nicht getadelt zu werden. Sie verdienen unsere Rückendeckung und unsere Ermutigung.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Deshalb schlagen wir ja auch in unserem Entschließungsantrag vor, der Bundestag möge festhalten,
    daß die Bundesregierung ihren Auftrag zum Schutz und zur Fürsorge für alle Deutschen voll erfüllt.
    Ich habe nur eine zusätzliche Bemerkung zu machen, die sich auf die Deutschen in Rumänien bezieht. Die Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben sind gottlob nicht in die makabren Vertreibungen hineingezogen worden, die unter Hitler und Stalin begannen und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zusätzlich zu allem anderen unendlich viel menschliches Leid mit sich brachten. Wir können, so denke ich, gewiß nicht daran interessiert sein, daß wo immer in Europa oder sonstwo eine deutsche oder eine andere Volksgruppe nicht überlebt, im Gegenteil. Wenn es nun so ist oder so sein sollte, daß die rumänische Staatsführung den Minderheiten mehr kulturelle Entfaltungsmöglichkeiten einräumen will, dann sollten wir auf unserer Seite alles vermeiden, was so aussehen könnte, als hätten wir es darauf abgesehen, die rumänischen Staatsbürger deutscher Herkunft nach und nach oder gar systematisch zu uns in die Bundesrepublik zu holen. Meine Meinung war und bleibt, meine verehrten Kollegen: Europa ist durch die Aussiedlung von Volksgruppen ärmer geworden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Europa bestätigt sich im Nebeneinander und Miteinander seiner nationalen Traditionen und Kulturen. Wie gut sich das auswirken kann, sehen wir im Moment leider nur noch diesseits und jenseits der deutsch-dänischen Grenze.
    Ich möchte ein Wort zur weltpolitischen Landschaft hinzufügen, in der sich unsere Erörterungen vollziehen. Herr Kollege Corterier hat uns schon daran erinnert — ich finde, zutreffend —, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mit durchweg kühler Konsequenz alle Versuche abgewiesen hat, sich eine Wiedereröffnung des Kalten Krieges aufzwingen zu lassen. Deutliche, zuweilen auch etwas zugespitzte Worte, die zwischen Washington und Moskau gewechselt werden, sollten nicht zu Fehlschlüssen verleiten. Die Vereinigten Staaten werden sich nach allem, was ich zu erkennen vermag, auch in Zukunft darum bemühen, das Feld der Zusammenarbeit mit der Sowjetunion zu verbreitern. Der schwierige Prozeß, der vom Abbau gefährlicher Spannungen handelt, geht also weiter. Es gibt zu ihm, wie hier noch einmal gesagt worden ist, ja auch weiterhin keine realistische Alternative, sondern es wird immer deutlicher — ich habe neulich schon einmal daran erinnern dürfen —, daß politische Entspannung die vor uns liegenden Jahre nicht überleben wird, wenn sie nicht ihre Ergänzung auch durch Maßnahmen auf dem eigentlich militärischen Gebiet findet. Das ist der eigentliche Zusammenhang.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Allerdings sollte man sich auf beiden Seiten des Atlantiks darüber klar sein, daß der Entspannungsprozeß erhebliche psychologische Komponenten hat. Worte, Begriffe, Methoden der Selbstdarstellung beeinflussen diesen Prozeß in besonderer Weise. Das legt allen Beteiligten eine große Verantwortung auf.



    Brandt
    Wir erleben einen Zwischenabschnitt, der bei beiden nuklearen Weltmächten, . wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise, durch etwas unklare Führungsstrukturen gekennzeichnet ist. Deshalb ist es so wichtig, daß man, was die amerikanische Seite angeht, Zweifel an der Stabilität und Kontinuität des Führungswillens vermeidet. Nichts könnte Vertrauen rascher zerstören als der Eindruck von Wechselhaftigkeit oder Wankelmut oder gar von allzu großer Nachgiebigkeit gegenüber wechselnden innenpolitischen Strömungen.
    Meine Damen und Herren, der wenn auch mühsame Fortgang der Entspannungspolitik ist durch Präsident Carters Kampagne für die Achtung der Menschenrechte nicht aufgehalten worden. Der Tonfall ist heute moderierter, wohl auch differenzierter, aber die Substanz seines Engagements hat der Präsident nicht preisgegeben. Wer sich in der Welt ein wenig umsieht, kann nicht leugnen, daß die Haltung Amerikas die Lage in mehreren Ländern jedenfalls der sogenannten Dritten Welt verändert hat. Das wird in Teilen Lateinamerikas schon sichtbar. Es wird noch etwas sichtbarer werden. Es kann auch im südlichen Afrika Früchte tragen. So hat sich die moralische Anstrengung wohl gelohnt,

    (Beifall bei der SPD)

    auch wenn der Einfluß des amerikanischen Präsidenten nicht immer so weit reichte, wie er es sich gewünscht haben mag.
    Wir haben, was das konkrete Bemühen um menschliche Erleichterungen angeht, meistens stillere Wege gesucht und damit manchmal vielleicht sogar die größeren Erfolge gehabt.

    (Beifall bei der SPD)

    Doch es konnte nicht unsere Sache sein, den amerikanischen Präsidenten zu korrigieren, wenn er sagte, was zu sagen ihm die Menschlichkeit aufgab und eingab. Man kann in der Tat die Humanität nicht selektiv schützen wollen, auch nicht regional und auch nicht nur bei anderen.
    Mit der Schlußakte der Helsinki-Konferenz vom Sommer 1975, auf die heute so häufig Bezug genommen worden ist, wurden allerdings, und zwar nicht nur auf amerikanischer Seite, zum Teil wirklichkeitsfremde Erwartungen verbunden. Einige, die zunächst überhaupt gegen eine solche Konferenz waren, haben sich hinterher darüber beschwert, daß in Europa noch immer kommunistische Regierungen nach ihren Maximen regierten — als ob diese in Helsinki ihre Selbstabdankung versprochen hätten.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Bis 1970 waren Sie auch dagegen!)

    Ich hoffe im übrigen, daß man sich durch die sehr begrenzten Ergebnisse des Folgetreffens in Belgrad nicht enttäuschen läßt. Wie Außenminister Vance kürzlich mit Recht festgestellt hat, muß man bei der Bewertung dieses Treffens berücksichtigen, daß es seine größeren Wirkungen ausübte, bevor es stattfand. Für Madrid 1980 sollte man sich verstärkt den konkreten Aufgaben zuwenden, die sich dann verwirklichen lassen.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Gehören auch die Menschenrechte dazu?)

    Ich möchte meinerseits noch einmal ausdrücklich begrüßen, was der Bundesaußenminister heute morgen gesagt hat, nämlich, daß es angestrebt werden sollte — bei allem Respekt vor den tüchtigen Beamten —, das Madrider Folgetreffen auf politischer Ebene abzuhalten,

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    damit — so heißt es in dieser Erklärung des Außenministers von heute früh — die politische Bedeutung der Folgetreffen unterstrichen wird und dem multilateralen Entspannungsprozeß neue Impulse verliehen werden können.
    Meine Damen und Herren, ich möchte noch einmal unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, wie das Problem der Menschenrechte im Zusammenhang mit den Ost-West-Beziehungen dort gesehen wird, wo man es sich nicht leicht macht. In dem vorhin erwähnten Bericht für die Trilaterale Kommission heißt es, die Haltung zu den individuellen Menschenrechten sei eine der grundlegenden Differenzen zwischen den kommunistisch kontrollierten Regierungen und denen des Westens. Dieser Gegensatz werde im Rahmen einer friedlichen Koexistenz kaum überwunden werden können. Dies schließe jedoch nicht aus, daß spezifische Verbesserungen erreicht werden könnten.
    Ich sage das jetzt, weil es ja Kollegen gab, die dem nachspürten, was mit Menschenrechten und Erleichterungen zu tun hat. Ich gehe jetzt an dies unter dem Gesichtspunkt heran, was in der Phase der sogenannten Koexistenz mit gegebenen Regierungen möglich und was nicht möglich ist.
    In dem Expertenbericht für die trilaterale Kommission — ich habe daraus eben schon zitiert — heißt es weiter, dies schließe jedoch nicht aus, daß spezifische Verbesserungen erreicht werden könnten, wenn es gelinge, deutlich zu machen, daß sie für die Ost-West-Beziehungen vorteilhaft sind und — ob uns das nun Spaß macht oder nicht: das steht darin so; es ist außerdem meine Meinung — wenn die betreffenden Regierungen sie für tragbar halten. Wie denn sonst, meine Damen und Herren?
    Die westlichen Regierungen, so lesen wir es in dem Bericht, seien als Unterzeichner der Übereinkunft von Helsinki selbstverständlich legitimiert, Verletzungen der Passagen über Menschenrechte zur Sprache zu bringen. Aber sie wären nicht gut beraten, wenn sie den Eindruck erweckten, sie wollten durch öffentliche regierungsseitige Bemühungen Veränderungen in der Innenpolitik der östlichen Staaten „herbeizwingen". Viel hänge — im Positiven wie im Negativen — von dem Stil und der Methode ab, mit der diese Fragen behandelt würden.


Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Jäger?

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Ich möchte das jetzt erst im Zusammenhang darlegen, Herr Kollege.



    Brandt
    Lassen Sie mich noch einen Sachverständigen nennen, nämlich Marshall Shulman, den Sonderberater des amerikanischen Außenministers für sowjetische Fragen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Des Präsidenten!)

    Er sagte im vergangenen Herbst vor einem Unterausschuß des Repräsentantenhauses, im philosophischen Bereich könne es einen nützlichen Dialog geben — ich zitiere — „zwischen denjenigen, die von den Bedürfnissen der Gesellschaft ausgehen und die Befriedigung materieller Interessen in den Vordergrund stellen, und jenen, die von der Würde und dem Wert des einzelnen ausgehen und die Erfüllung politischer Rechte in den Vordergrund stellen". Es sei offensichtlich, daß die Menschenrechtsfrage auch grundlegende Fragen der politischen Kontrolle berühre und daher häufig neuralgische Reaktionen hervorrufe. Die amerikanische Seite betrachte ihr Ziel — ich bin immer noch bei dem Berater der amerikanischen Regierung, einem sehr hochrangigen —, nämlich das Schicksal betroffener Personen zu verbessern — dies noch einmal zum Thema Menschenrechte und Erleichterungen, Herr Kollege Mertes — und in der Welt langfristige — ich unterstreiche: langfristige — Tendenzen in Richtung auf eine größere Achtung der Würde und des Wertes der Menschen zu fördern — ich zitiere noch einmal, wenn ich darf —, „nicht als unvereinbar mit dem Wunsch, auf eine Minderung der internationalen Spannung und eine Verbesserung der ... Beziehungen hinzuarbeiten". Langfristig — bei mir steht ein Ausrufezeichen dahinter — könne die Reduzierung der internationalen Spannung auch den innenpolitischen Druck abbauen — jetzt noch einmal zitiert —, „der die volle Realisierung der kreativen Fähigkeiten der Menschen überall einschränkt". „Überall" heißt es übrigens bei Marshall Shulman, aber er meint sicher: auf unterschiedliche Weise in verschiedenen Teilen der Welt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Mancherorts ist in der Tat zu undifferenziert, in viel zu allgemeinen Wendungen über Menschenrechte gesprochen worden. Die begrenzten, aber konkreten Fragen des Kontakts, der Kommunikation, der Information über die Grenzen hinweg kommen dabei zu kurz. Das sind aber die Fragen, die für viele einzelne Menschen von entscheidender Bedeutung sind. In einer verdienstvollen sachlichen Ausarbeitung des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien ist dieser Tage daran erinnert worden, daß die Fragen der Verwandtenbesuche, der Familienzusammenführungen, der grenzüberschreitenden Eheschließungen und Privatreisen, des internationalen Nachrichtenflusses und Informationsangebots im Vorfeld von Helsinki als, wie es dort heißt, spezifische Einzelprobleme erörtert wurden, als Fragen, die — ich zitiere — „einer für die Regierungen wie für die Bürger gleichermaßen befriedigenden Regelung bedurften".
    Und jetzt bin ich noch einmal bei dem, was von der Seite der Unionskollegen zu Menschenrechten
    und Erleichterungen in die Debatte eingeführt worden ist.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Nicht als Gegensatz, aber als etwas Verschiedenes!)

    Die nichtkommunistischen Verhandlungspartner haben damals im Vorfeld von Helsinki aus guten Gründen davon abgesehen, den Gedanken eines dem Bürger gegenüber dem Staat zustehenden Rechts einzuführen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Aus guten Gründen?)

    Statt dessen haben sie darauf gedrungen, daß sich die Staaten gegenüber ihren Bürgern auf bestimmte Verhaltensregeln festlegen. Diesem Vorgehen lag die Überlegung zugrunde, so legt es Gerhard Wettig in dem erwähnten Bericht des Bundesinstituts dar —Herr Kollege Mertes, Sie gucken erstaunt; Sie haben noch nicht Zeit gehabt, es sich anzuschauen; wir kommen alle nicht immer gleich dazu, das zu lesen, was uns auf den Schreibtisch kommt —, daß der Versuch einer ideologie- und systemübergreifenden gemeinsamen Zieldefinition von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Demgegenüber erschien es möglich, Absprachen über konkrete Verbesserungen auf der Basis des politischen und territorialen Status quo zu erzielen, „wenn keine Seite ihre prinzipiellen politischen Positionen dadurch beeinträchtigt sah oder die Grundlagen ihrer Herrschaftslegitimation preiszugeben brauchte".
    Weder das Prinzip der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten noch das Prinzip der Gleichberechtigung des Selbstbestimmungsrechts der Völker hatte also die Funktion, die Sowjetunion und ihre Verbündeten auf westlich-demokratische Grundsatzpositionen zu verpflichten. Es war also ein Modus-vivendi-Charakter, der den multilateralen Verhandlungsprozeß weitgehend bestimmte.
    Im Vorfeld von Belgrad und auf dem ersten Folgetreffen selbst gelang es nicht, die eher pragmatische Erörterung von Einzelproblemen weiterzuführen. Der Konsens, der auf der Helsinki-Konferenz selbst erzielt wurde, konnte insoweit leider nicht ausgeweitet werden. Ich will mich jedoch der Hoffnung anschließen, daß auf der nächsten Folgekonferenz in Madrid und auf dem Weg dorthin wieder eine vergrößerte Konsensfähigkeit hinsichtlich der zu lösenden praktischen Probleme zum Tragen kommt.
    In dem Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen wird auf etwas hingewiesen, worauf auch der Kollege Mertes hingewiesen hat — hier gibt es dann jedenfalls eine volle Übereinstimmung —, nämlich darauf, daß die 3. Interparlamentarische Konferenz über europäische Zusammenarbeit und Sicherheit in Wien begrüßenswerte Feststellungen getroffen hat. Dies gilt dann zumal aus unserer — und sicher nicht nur aus unserer — Sicht für das, was mit „menschliche Kontakte, Information, Kultur und Bildung" — ohne daß dies erschöpfend wäre — umschrieben ist.
    Jetzt muß ich noch ein Wort an Sie, Herr Kollege Klein (München), richten dürfen, der Sie, glaube ich,



    Brandt
    meinten, auch unter Rückgriff auf einen Vorgang, der nun schon zwölf Jahre zurückliegt, uns deutschen Sozialdemokraten Nachhilfeunterricht in Sachen Menschenrechte erteilen zu sollen. Das ist überflüssig.

    (Beifall bei der SPD)

    Um das zurückzuweisen, brauche ich mich nicht einmal auf Programme zu berufen. Ich berufe mich auf die Geschichte.

    (Beifall bei der SPD)

    Diejenigen, die sich vor uns bemüht haben, haben die großen Worte über Menschenrechte aus den Wolken heruntergeholt und in diese Welt hineingestellt und nach und nach für Millionen von Menschen Wirklichkeit werden lassen. Daran arbeiten wir weiter.

    (Beifall bei der SPD)

    Diejenigen, die das gemacht haben, haben sich nicht mit dem Anliegen des eigenen Volkes allein zufriedengegeben, sondern sie haben Europa als Aufgabe erkannt und sich zu weltweiter Solidarität bekannt. Ich meine, wir sollten im ehrlichen Ringen um die menschlichen Rechte und Freiheiten ohne Illusionen, aber mit Beharrlichkeit wetteifern.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da sind wir dafür! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Es gibt wahrlich genug, was umstritten ist und worüber gestritten werden muß. Scheingefechte braucht unser Volk nicht, ganz besonders nicht, wenn es um fundamentale Menschenrechte

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    oder zunächst auch nur darum geht, Mitmenschen das Leben etwas leichter zu machen. Dafür hat die Politik in meinem Verständnis da zu sein: für den Menschen und den Frieden, nicht für lebensfremde Abstraktionen oder friedensfeindliche Machtansprüche.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)