Rede:
ID0809000500

insert_comment

Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 8090

  • date_rangeDatum: 11. Mai 1978

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 22:32 Uhr

  • fingerprintRedner ID: Nicht erkannt

  • perm_identityRednertyp: Präsident

  • short_textOriginal String: Präsident Carstens: info_outline

  • record_voice_overUnterbrechungen/Zurufe: 0

  • subjectLänge: 7 Wörter
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Wehner.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/90 Deutscher Bundestag 90. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1978 Inhalt: Gedenkworte für den ermordeten Vorsitzenden der Democrazia Cristiana, Aldo Moro . . . . . . . . . . . . . . 7063 A Glückwünsche zur Geburt eines Kindes der Abg. Frau Matthäus-Maier 7063 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 7063 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung über die Ergebnisse des Besuchs des Staatsoberhauptes der Sowjetunion, Generalsekretär Breschnew Schmidt, Bundeskanzler 7063 C Dr. Kohl CDU/CSU . . . . . . . . 7067 B Wehner SPD 7075 D Hoppe FDP 7082 A Strauß CDU/CSU 7085 C Genscher, Bundesminister AA 7093 D Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Abelein, Dr. Marx, Baron von Wrangel, Jäger (Wangen), Böhm (Melsungen), Ernesti, Wohlrabe und der Fraktion der CDU/CSU Zu den Folgevereinbarungen gemäß Artikel 7 des Grundlagenvertrages — Drucksachen 8/1338, 8/1553 — Dr. Abelein CDU/CSU 7117 D Mattick SPD 7122 A Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . . 7124 C Ludewig FDP . . . . . . . . . . 7127 A Franke, Bundesminister BMB 7128 D, 7140 A, 7148 B Baron von Wrangel CDU/CSU . . . . . 7133 C Büchler (Hof) SPD . . . . . . . . 7135 B Lintner CDU/CSU 7137 D Straßmeir CDU/CSU 7140 D Schulze (Berlin) SPD 7143 A Dr. Gradl CDU/CSU . . . . . . . . 7145 D Dr. Jaeger CDU/CSU 7148 A Hoppe FDP 7148 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Böhm (Melsungen), Dr. Marx und der Fraktion der CDU/CSU Beschwerdestelle für den innerdeutschen Reise- und Postverkehr — Drucksachen 8/1070, 8/1710 — Böhm (Melsungen) CDU/CSU 7149 B Augstein SPD 7151 D Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, FDP zu den dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht Verfassungsbeschwerden der Firma B. Braun Melsungen AG, gesetzlich vertreten durch den Vorstand, dieser vertreten durch Ludwig Georg Braun, Sprecher des Vorstands, II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 90. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1978 und Dr. Joachim Schnell, stellvertretender Sprecher des Vorstands, Karl-Braun-Straße 1, Melsungen, und 8 weiterer Beschwerdeführerinnen gegen §§ 1, 7 Abs. 1, §§ 27, 29, 31 und 33 des Gesetzes über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer (MitbesG) vom 4. Mai 1976 (BGBl. I S. 1153) Az. 1 BvR 532/77 Verfassungsbeschwerden des Verbandes Metallindustrieller Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalen e. V., vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Neumann und den Hauptgeschäftsführer Dr. Krause, Uerdinger Straße 58-62, Düsseldorf 30, und 29 weiterer Arbeitgebervereinigungen gegen das genannte Gesetz Az. 1 BvR 533/77 — Drucksache 8/1655 (neu) — Porzner SPD 7154 A Dr. Jenninger CDU/CSU . . . . . . 7154 D Spitzmüller FDP . . . . . . . . . 7157 A Dr. Blüm CDU/CSU . . . . . . . . 7158 B Jahn (Marburg) SPD . . . . . . . 7160 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes Drucksache 8/1409 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/1788 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/1765, 8/1781 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Dr. Warnke, Böhm (Melsungen), Dr. Sprung, Dr. von Wartenberg, Glos, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Kunz (Weiden), Lintner, Röhner, Sauer (Salzgitter), Schröder (Lüneburg), Dr. Waigel, Lemmrich und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investitionszulagengesetzes und des Zonenrandförderungsgesetzes — Drucksache 8/1527 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/1788 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/1765, 8/1781 — Dr. von Wartenberg CDU/CSU . . . . 7161 B Huonker SPD 7163 D Dr.-Ing. Laermann FDP 7167 B Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 7169 C Dr. Warnke CDU/CSU . . . . . . . 7171 B Kühbacher SPD 7173 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzprotokoll vom 15. Dezember 1975 zum Protokoll vom 13. April 1962 über die Gründung Europäischer Schulen — Drucksache 8/1399 — — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/1722 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 8/1721 — . . . . . . . 7176 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistik des Warenverkehrs mit der Deutschen Demokratischen Republik und Berlin (Ost) — Drucksache 8/1488 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/1777 — 7176 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Straßmeir, Dreyer, Feinendegen, Hanz, Frau Hoffmann (Hoya), Dr. Jobst, Lemmrich, Milz, Pfeffermann, Sick, Tillmann, Dr. Waffenschmidt, Weber (Heidelberg), Ziegler und der Fraktion der CDU/CSU Mehrfachtäter-Punktsystem für Kraftfahrer gem. Allgemeine Verwaltungsvorschrift zu § 15 b der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung vom 3. Januar 1974 — Drucksachen 8/1122, 8/1653 — . . . . 7176 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Umsatzsteuergesetzes (UStG 1979) — Drucksache 8/1779 — Matthöfer, Bundesminister BMF . . . . 7176 D Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . . . . 7178 D Kühbacher SPD . . . . . . . . . . 7180 A Cronenberg FDP . . . . . . . . . . 7180 B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 90. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1978 III Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutz des Rheins gegen chemische Verunreinigung und zum Schutz des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride. (Gesetz zum Chemieübereinkommen/Rhein und Chloridübereinkommen/ Rhein) — Drucksache 8/1733 — 7182 B Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung der Verwaltungsgerichtsordnung- — Drucksache 8/1717 — 7182 B Erste Beratung .des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Änderungen vom 21. Oktober 1969 und vom 12. Oktober 1971 des Internationalen Übereinkommens zur Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl, 1954 — Drucksache 8/1740 — 7182 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 2. September 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Indonesien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 8/1741 — 7182 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. Juli 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ecuador zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 8/1742 — 7182 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 28. Juni 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Mali über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen — Drucksache 8/1743 — . . . . . . . 7182 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag eines Beschlusses des Rates zur Ermächtigung der Kommission, Anleihen zur Investitionsförderung in der Gemeinschaft aufzunehmen — Drucksachen 8/1524, 8/1749 — . . . . 7182 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der zustimmungsbedürftigen Verordnung der Bundesregierung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 7/78 — Zollpräferenzen 1978 gegenüber Entwicklungsländern — EGKS) — Drucksachen 8/1643, 8/1751 — . . . . 7183 A Beratung des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der aufhebbaren Vierzigsten Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung und zu der aufhebbaren Vierundsechzigsten Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — — Drucksachen 8/1641, 8/1642, 8/1752 — . . 7183 C Fragestunde — Drucksache 8/1773 vom 05.05. 1978 — Vereinfachung des Freigabeverfahrens der EG für Magermilchpulver zur Verwendung als Eiweiß-Komponente in Mischfuttern MdlAnfr A61 05.05.78 Drs 08/1773 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 7099 B, D, 7100 A ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 7099 D ZusFr Kiechle CDU/CSU . . . . . . 7100 A ZusFr Susset CDU/CSU 7100 A Autor der Schrift „Der Grüne Moloch" sowie Belastung des Verhältnisses zwischen Verbrauchern und Landwirtschaft durch diese Schrift MdlAnfr A64 05.05.78 Drs 08/1773 Susset CDU/CSU MdlAnfr A65 05.05.78 Drs 08/1773 Susset CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . . . . 7100 B, D, 7101 A, B, C, D ZusFr Susset CDU/CSU . . . 7100 C, D, 7101 A ZusFr Bayha CDU/CSU . . . . . . . . 7101 B ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . 7101 C ZusFr Gansel SPD 7101 C, D ZusFr Kiechle CDU/CSU . . . . . . 7101 D Wahrheitsgehalt der Schrift „Der Grüne Moloch" sowie Diskriminierung der Agrarpolitik MdlAnfr A66 05.05.78 Drs 08/1773 Kiechle CDU/CSU MdlAnfr A67 05.05.78 Drs 08/1773 Kiechle CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . . 7102 A, B, C, 7103 A, B, C IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 90. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1978 ZusFr Kiechle CDU/CSU . 7102 B, C, D, 7103 A ZusFr Glos CDU/CSU . . . . . . . . 7103 B ZusFr Susset CDU/CSU . . . . . . . 7103 B ZusFr Gansel SPD 7103 C Rede des Bundeskanzlers vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarats über die europäische Einheit MdlAnfr A91 05.05.78 Drs 08/1773 Lemmrich CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK 7103 D, 7104 A, B, C ZusFr Lemmrich CDU/CSU 7104 A, B ZusFr Marquardt SPD 7104 B ZusFr Dr. Steger SPD . . . . . . . 7104 C Ersatz für deutschen Staatsangehörigen in Italien durch Terroranschläge entstandene Schäden MdlAnfr A46 05.05.78 Drs 08/1773 Helmrich CDU/CSU MdlAnfr A47 05.05.78 Drs 08/1773 Helmrich CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 7104 D, 7105 A, 13, C, D ZusFr Helmrich CDU/CSU . 7104 D, 7105 A, B, C ZusFr Hasinger CDU/CSU . 7105 A Export von in der Bundesrepublik Deutschland hergestelltem Wehrmaterial . MdlAnfr A77 05.05.78 Drs 08/1773 Bel ger (Lahnstein) CDU/CSU MdlAnfr A78 05.05.78 Drs 08/1773 Berger (Lahnstein) CDU/CSU ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 7105 D, 7106 A, B, C Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 7106 A, B ZusFr Biechele CDU/CSU 7106 C Umweltgefahren durch das Auslaufen von mit Bleitetraäthyl gefüllten Fässern in der italienischen Adria MdlAnfr A96 05.05.78 Drs 08/1773 Biechele CDU/CSU MdlAnfr A97 05.05.78 Drs 08/1773 Biechele CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 7106 D, 7107 A, B, C ZusFr Berger (Lahnstein) CDU/CSU 7107 A, B, C Forderung polnischer und deutscher Reisebüros nach der Eintragung der Namen ehemaliger deutscher Geburtsorte in polnischer Sprache MdlAnfr A101 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 7107 D, 7108 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 7107 D ZusFr Gansel SPD . . . . . . . . 7108 A Überprüfung der Urteilsbegründung im Spionageprozeß Helge Berger MdlAnfr A102 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA 7108 B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 7108 B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 7108 C Genehmigung von Anträgen auf Familienzusammenführung nach dem Besuch des Bundeskanzlers in Warschau im November 1977 ' MdlAnfr A103 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 7108 D, 7109 A, B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 7109 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 7109 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 7109 C ZusFr Müller (Berlin) CDU/CSU . . . 7109 D Defizit der Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr A69 05.05.78 Drs 08/1773 Müller (Berlin) CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 7110 A, C ZusFr Müller (Berlin) CDU/CSU . . . 7110 B, C Rentenberechnung für ehemalige Kriegsgefangene MdlAnfr A70 05.05.78 Drs 08/1773 Höpfinger CDU/CSU MdlAnfr A71 05.05.78 Drs 08/1773 Höpfinger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 7110 C, 7111 A, B ZusFr Höpfinger CDU/CSU 7111 A Bewertung der Kriegsdienst- und Kriegsgefangenenzeiten als Ersatzzeiten in der Rentenversicherung MdlAnfr A72 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . 7111 B, C, D ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 7111 C, D Höhe der Renten im Vergleich zum Nettoeinkommen vergleichbarer Arbeitnehmer MdlAnfr A73 05.05.78 Drs 08/1773 Hasinger CDU/CSU Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 90. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1978 V MdlAnfr A74 05.05.78 Drs 08/1773 Hasinger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 7112 A, B, C, D, 7113 A, B, C, D ZusFr Hasinger CDU/CSU . 7112 B, C, D, 7113 A ZusFr Müller (Berlin) CDU/CSU . . . 7113 A, B ZusFr Dr. Steger SPD . . . . . . . 7113 B ZusFr Frau Pieser CDU/CSU 7113 C Regulierung des im Raum Rain am Lech durch Tiefflieger verursachten Sachschadens MdlAnfr A79 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Wernitz SPD MdlAnfr A80 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Wernitz SPD Antw PStSekr Dr. von Bülow BMVg 7114 A, C, D, 3115 A, B, C, D, 7116A ZusFr Dr. Wernitz SPD . . 3114 C, D, 3115 A, B ZusFr Lemmrich CDU/CSU . 7115 B, C, 7116 A ZusFr Dr. Jens SPD 7115 D, 7116 A Genehmigung der Verhandlungen mit dem Ausland über Brüterentwicklung, Wiederaufbereitung oder Plutonium-Verarbeitung durch staatliche Stellen MdlAnfr A84 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Steger SPD Antw PStSekr Stahl BMFT 7116 B, C ZusFr Dr. Steger SPD . . . . . . . 7116 C Uranreserve der Bundesrepublik Deutschland; Ankauf von Natururan MdlAnfr A86 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Laufs CDU/CSU MdlAnfr A87 05.05.78 Drs 08/1773 Dr. Laufs CDU/CSU Antw PStSekr Stahl BMFT 7116 D, 7117 A, B, C ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU . . . 7117 A, B, C Nächste Sitzung 7183 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 7185* A 90. Sitzung Bonn, den 11. Mai 1978 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 12.5. Dr. van Aerssen * 11. 5. Dr. Aigner * 12. 5. Alber * 12. 5. Dr. Bangemann*' 12. 5. Batz 12. 5. Dr. Bayerl * 12.5. Dr. Becher (Pullach) 12. 5. Blank 12. 5. Blumenfeld * 12. 5. Brandt 12.5. Engelsberger 12.5. Fellermaier * 12.5. Flämig * 12.5. Friedrich (Würzburg) 11.5. Dr. Früh * 12. 5. Dr. Fuchs * 12. 5. Gerstein 11.5. Gertzen 12.5. Dr. Gruhl 12. 5. Haase (Fürth) 12.5. Handlos 12. 5. Hoffmann (Saarbrücken) * 12. 5. Ibrügger * 12.5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 12.5. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jung * 12. 5. Dr. h. c. Kiesinger 12.5. Dr. Klepsch * 12.5. Klinker * 12.5. Lange * 12. 5. Zywietz * 12. 5. Lemp * 12. 5. Lücker * 12. 5. Luster * 12.5. Mischnick 12. 5. Müller (Mülheim) * 12. 5. Müller (Wadern) * 12. 5. Dr. Müller-Hermann * 12.5. Frau Pack 12.5. Ravens 12.5. Frau Dr. Riede 12. 5. Dr. Riedl (München) 12. 5. Rühe 11.5. Frau Schlei 12.5. Schmidt (München) * 12. 5. Schreiber *. 12. 5. Dr. Schwarz-Schilling 11. 5. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 11.5. Dr. Schwörer * 12. 5. Seefeld* 12.5. Sieglerschmidt * 12.5. Dr. Starke (Franken) * 12.5. Frau Dr. Walz * 12. 5. Wawrzik * 12. 5. Dr. Wendig 12. 5. Würtz * 12.5. Zebisch 12.5. Zeyer * 12. 5. Ziegler 12. 5.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Die Enttäuschung der sowjetischen Führung über die Stagnation der amerikanisch-sowjetischen Gespräche über die Begrenzung strategischer Rüstungen ist seit langem offenkundig. Auch die Wiener Verhandlungen über die Truppenreduzierung in Mitteleuropa verlaufen gegenwärtig durchaus nicht im Sinne Moskaus.
    In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, daß die Sowjetunion seit einiger Zeit bestrebt ist, der Bundesrepublik Deutschland, nicht nur im politischen Sinne, sondern auch in Fragen der Abrüstung und Rüstungsbegrenzung eine Schlüsselrolle im westlichen Bündnis zuzuweisen. Die sowjetische Führung geht dabei davon aus, daß zweiseitige Gespräche zwischen ihr und der Bundesregierung über Fragen der Sicherheit und Abrüstung ihren Eindruck auf unsere Bündnispartner im Westen nicht verfehlen werden.
    Ein zweiter Punkt gehört dazu. Die Sowjetunion konnte im jetzigen Zeitpunkt auf ein für sie günstiges innenpolitisches Klima in der Bundesrepublik Deutschland rechnen. Das will ich ganz nüchtern ansprechen und belegen. Die von Ihnen, meine Damen und Herren von der SPD, mit pseudomoralischen Argumenten geführte Diskussion und Auseinandersetzung über die Neutronenwaffe war für die Sowjetunion eine außerordentlich willkommene Hilfe, die öffentliche Meinung in der Bundesrepublik und in Westeuropa gegen diese Waffe zu mobilisieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie hat — ob Sie das immer wollten oder nicht, aber das war im Gefolge Ihrer Politik die Konsequenz — auch dazu beigetragen, wieder ein Stück Mobilisierung gegen die Amerikaner in der Bundesrepublik zu erreichen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD] : Das haben Sie doch gemacht!)

    — Das ist ein so ungewöhnlich törichter Zwischenruf, daß Sie ihn ruhig noch einmal wiederholen können.

    (Zurufe von der SPD)

    Die CDU/CSU ist ganz gewiß nicht die Partei, die die Bevölkerung gegen die Amerikaner mobilisiert hat. Sie haben die Anti-Amerikakampagne in der Bundesrepublik jahrelang geschürt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auf den vorderen Bänken Ihrer Parteiführung sitzen nicht wenige, die damit in den letzten Jahren politische Geschäfte gemacht haben.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn wir schon bei der Verteidigungsbereitschaft sind: Es war ja nicht zuletzt Ihre Politik — denken Sie an die Auswirkung der Diskussion um die Wehrpflichtnovelle, den Wechsel im Verteidigungsministerium, die wiederholten Vorstöße von führenden Leuten der SPD, die gemeinsame NATO-Linie in Fragen der Wiener Truppenabbauverhandlungen zu verlassen und eigene Initiativen zu ergreifen —, die der Sowjetunion — ob Sie das wollten oder nicht, aber sie tat es — das Vorhandensein eines Nährbodens für ihre gegen den Westen gerichtete Abrüstungspropaganda signalisierte. Das ist doch die Erfahrung in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Monaten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Während die Sowjetunion in den Jahren nach 1970 in besonderer Weise stark aufgerüstet hat, vermittelte und vermittelt Westeuropa — und gerade auch die Bundesrepublik Deutschland — den Eindruck, als werde ein wesentlicher Teil der politischen Führung — auch unseres Landes — immer deutlicher davon gezeichnet, ein Nachlassen der Verteidigungsbereitschaft in Kauf zu nehmen. Auch das gehört zur Bestandsaufnahme der Gegenwart.
    Dafür tragen Sie, meine Damen und Herren von der SPD, wesentliche Verantwortung. Wir erleben doch mit Sorge, wie die Herren Brandt, Wehner, Bahr, Ehmke und andere erneut dabei sind, die



    Dr. Kohl
    wichtige Diskussion über Abrüstung und Rüstungskontrolle mit einseitigen und selektiven moralischen Argumenten zu führen und damit einer wirklich ernsthaften Sachdiskussion zu entziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was Sie hier betreiben, ist doch nichts anderes als der Versuch, wie in den Jahren nach 1969 die Bürgerschaft unseres Landes zu spalten und zu polarisieren. Anfang der 70er Jahre waren alle jene, die für die Ostpolitik der Regierung waren, Freunde des Friedens, während alle Gegner und Kritiker dieser Politik in primitiver Weise als Feinde des Friedens abgestempelt wurden. Genau die gleiche Lesart soll doch jetzt im Vorfeld der Wahlen wieder praktiziert werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich kann Sie nur warnen, diese Demagogie fortzusetzen. Ich kann Sie nur warnen, weil Sie damit die Sicherheit unseres Landes nicht fördern und weil Sie damit eine Entwicklung einleiten, deren militärische und politische Folgen unübersehbar sind. Sie schaden damit wahrlich nicht der Opposition. Sie schaden allein den Interessen unseres Vaterlandes und damit auch dem westlichen Bündnis.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch das ist ja kein Zufall und muß angesprochen werden: Diese Kampagne liegt im Interesse sowjetischer Ideologen, und sie ist Wasser auf die Mühlen der kommunistischen Propagandisten genauso wie ,Ihre just zum Zeitpunkt des Breschnew-Besuchs in Gang gebrachte Kampagne gegen den Radikalenerlaß. Es ist doch kein Zufall, daß sich jetzt ausgerechnet Herr Brandt hinstellt und dieses Thema in dieser Form abhandelt, er, der immerhin dabeisaß, als die deutschen Ministerpräsidenten damals diese Vereinbarung mit dem Bundeskanzler trafen.

    (Strauß [CDU/CSU] : Und mit unterschrieben hat!)

    — Und unterschrieben hat. — Können Sie denn leugnen, daß hier der Zusammenhang mit den Berufsverbotskampagnen der Kommunisten unzweifelhaft hergestellt werden kann, hergestellt werden muß?
    In diesen internationalen und innenpolitischen Rahmen müssen wir auch den Besuch von Generalsekretär Breschnew einordnen, denn an diesen Realitäten und an den nationalen Interessen unseres Volkes müssen wir den Besuch als Ganzes und im einzelnen auch die Dokumente messen. Die Ziele deutscher Ostpolitik müssen bleiben:
    1. die Bewahrung unserer Freiheit, die Verwirklichung der Menschenrechte für alle Deutschen — denn dies ist der moralische Kern unserer bleibenden Forderung nach der Wiederherstellung der nationalen Einheit Deutschlands im Rahmen eines vereinigten, freien Europas —,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    2. die Aufrechterhaltung und Entwicklung der Bindungen Berlins an die Bundesrepublik Deutschland — dies ist ein wichtiges Element des Viermächteabkommens über Berlin, das strikt eingehalten und voll angewendet werden muß —,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    3. die Einbindung unserer Friedensbemühungen in die Politik der Europäischen Gemeinschaften und der Nordatlantischen Allianz.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD] : Das praktiziert die Bundesregierung doch alles!)

    4. Die Verträge mit dem Westen und dem Osten und die KSZE-Schlußakte müssen natürlich auch im deutschen Interesse in Übereinstimmung mit unserer Verfassung und im Sinne der völkerrechtlich verbrieften Menschenrechte genutzt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    5. Zu dieser Politik gehört unser Eintreten für eine ausgewogene Rüstungsbegrenzung und Abrüstung, die eine qualitative und quantitative Parität sowohl interkontinental wie europäisch-regional gewährleistet. Unser Ziel — Herr Bundeskanzler, an diesem Punkt stimmen wir Ihnen gern zu — bleibt ein dauerhafter Friede in Europa und weltweit. Das ist der Wille aller Deutschen. Wir sollten in der deutschen Innenpolitik damit aufhören, uns gegenseitig abzusprechen, daß wir mehr oder weniger für den Frieden seien. Wir haben gemeinsam die Lektion unserer Geschichte gelernt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, wenn wir diese Elemente, diese Grundvoraussetzungen als Maßstab an die Ergebnisse dieses Besuchs anlegen, dann sind diese Ergebnisse trotz allem recht mager. Es war — das braucht nichts Schlechtes oder Negatives zu sein — ein Besuch der Kontakte und nicht der Resultate. Aber diese Kontakte — das sage ich deutlich — sind von großer Bedeutung. So wichtig dieser Besuch für die Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen war, so rechtfertigt er nicht die überschwengliche Kommentierung, die Sie und andere mit Ihnen vertreten haben und in diesen Besuchstagen dem deutschen Bürger gelegentlich zugemutet haben. Die nüchternere Sprache Ihrer Regierungserklärung heute gefällt mir sehr viel besser. Aber, Herr Bundeskanzler, Sie hätten dann schon ein Wort zu Ihrer These sagen sollen, daß dies ein „Ereignis von historischer Dimension" sei und daß Vertragsvereinbarungen zu verzeichnen seien, die „ohne Beispiel in der Welt" dastünden. Das sind sehr große Worte. Wir sind ja in dieser Erfahrung von Ihnen verwöhnt. Aber ich meine, in einer Regierungserklärung sollten Sie doch dem Lernbegierigen und Lernwilligen in Deutschland etwas Amtshilfe gewähren. So hoffnungslos sind ja selbst die Kollegen in der SPD nicht dran, daß sie nicht bereit wären, hier dazuzulernen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, mit Interesse haben wir dagegen die Äußerung der FDP gelesen. Ich teile die Ansicht von Herrn Mischnick, daß erst die kommenden Monate und Jahre zeigen müssen, wieweit Übereinstimmung zwischen Bonn und Moskau in Tat und Wahrheit erreicht werden konnte und ob der sowjetische Partner mehr als bisher die



    Dr. Kohl
    Weisheit und den Willen aufbringt, den elementaren Überzeugungen, Rechten und Interessen des deutschen Volkes Rechnung zu tragen.
    Zusammenfassend kann man sagen: Die Schlußdokumente können nicht an ihren Worten, sondern müssen an ihren Wirkungen und Taten gemessen werden. Nicht schöne Worte schaffen jenes Vertrauen, von dem in diesen Tagen so oft die Rede war, sondern die konkreten Taten.
    Die Schlußdokumente sind — wie so viele deutschsowjetische Texte der letzten acht Jahre — der Versuch, die tiefgreifenden politischen Interessenunterschiede und Überzeugungsgegensätze zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland durch eine Ansammlung wohlklingender Formeln wie Entspannung, Abrüstung, Frieden, Vertrauen zu überdecken. Unsere Erfahrung, Herr Bundeskanzler, hat gerade in den letzten Jahren und gerade in der Berlin-Frage gezeigt, daß verbale Übereinstimmung noch keine Übereinstimmung in der Sache ist und daß eine solche Politik leicht zu Trugschlüssen und Illusionen führen kann. Wir werden deshalb auch weiterhin die sowjetische Entspannungsbereitschaft daran messen, wieweit ihr Taten folgen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Prüfsteine für diesen guten Willen sind für uns
    1. die Bereitschaft zu realer und kontrollierter Abrüstung und damit größerer Sicherheit in Europa,
    2. Berlin, das für uns nicht irgendeine Stadt, sondern Herzstück der deutschen Geschichte und der deutschen Gegenwart ist,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    3. die Entwicklung in Deutschland, vor allem auch an der innerdeutschen Grenze,
    4. die Verwirklichung der Menschenrechte und
    5. ein Voranschreiten bei der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wirtschaft, der Kultur und des Jugendaustausches.
    Es gibt keinen Zweifel, meine Damen und Herren, daß sich die Verbesserung der politischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten und zwischen Ost und West generell am besten, am glaubwürdigsten in einer ausgewogenen Verminderung der militärischen Zerstörungskraft niederschlagen würde. Die Sowjetunion, Herr Bundeskanzler, muß wissen, daß ihre Erklärungen über Frieden und Entspannung so lange nicht überzeugend sind, solange sie den Ausbau ihrer militärischen Macht praktisch unbegrenzt fortsetzt.
    Wir alle in der CDU/CSU wären gern bereit, die Aufrichtigkeit der sowjetischen Friedensbeteuerungen und des Gewaltverzichts anzuerkennen. Die militärische Überlegenheit der Sowjetunion, wie sie sich vor allem in der gewaltigen Überlegenheit der Panzerwaffe und der Mittelstreckenraketen dokumentiert, steht unserem guten Willen dazu und dem anderer immer noch entgegen. Die sowjetische Überlegenheit gerade in Mitteleuropa übersteigt doch bei weitem die Verteidigungserfordernisse der Sowjetunion.
    Wenn die sowjetische Führung darauf verweist, daß es allein ihrer Souveränität unterliegt, ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis zu definieren, so muß sie dieses subjektive Sicherheitsbedürfnis auch anderen, auch der Bundesrepublik Deutschland, auch dem Westen als Ganzem, selbstverständlich zugestehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber, meine Damen und Herren, gerade das tut die Sowjetunion nicht, wenn sie gleichzeitig alles versucht, unsere Antwort auf die sicherheitspolitische Herausforderung des Warschauer Pakts zu verhindern. Dazu gehört eben auf Grund unseres nationalen Sicherheitsbedürfnisses und desjenigen des Bündnisses die Weitergabe militärischer Kenntnisse und technischen Know-hows der Amerikaner an die europäischen Verbündeten; dazu gehört — ich sage es noch einmal — auch die Einführung der Neutronenwaffe.
    Die Sicherheit in Europa kann nur auf der Basis wechselseitig angewendeter Kriterien hergestellt werden. Nach wie vor, meine Damen und Herren — und wir haben keine Freude an dieser Feststellung, aber sie muß getroffen werden, weil sie realistisch ist —, läßt es aber der dialektische Sicherheitsbegriff der Sowjetunion nicht zu, eine Übereinstimmung herbeizuführen, um die verschiedenartigen Militär- und Rüstungspotentiale . in Ost und West wechselseitig vergleichbar und nachweisbar zu machen. Erst dann stünde einer Übereinkunft im Rahmen von SALT oder MBFR nichts mehr im Wege, weil erst dann jede Seite und auch wir sicher sein könnten, daß die andere Seite daraus keinen einseitigen Vorteil gewinnt. Wir werden uns auf keinen Fall einer sowjetischen Sicherheitsdoktrin beugen, die nur in der Aufrechterhaltung von militärischer Überlegenheit ausreichende Sicherheit findet. Wir warnen deshalb davor, die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland auf die sowjetische Zusicherung zu gründen, daß militärische Gewalt in den wechselseitigen Beziehungen nicht angewandt, angedroht und manifestiert werden soll. Es geht hier vielmehr um ein wesentlich politisches Problem: Ein Partner oder Gegner kann nicht nur nach seinen Erklärungen beurteilt werden; ausschlaggebend bleibt, meine Damen und Herren, wozu er fähig ist.
    Aus der Erfahrung der Geschichte wissen wir, daß vereinbarter Gewaltverzicht diejenigen Bedrohungen für eine frei bestimmte Politik nicht ausschließt, die in der bloßen Existenz überlegener Militärmacht liegen. Wer sich, Herr Bundeskanzler — auch ohne daß er offen bedroht wird —, im Bewußtsein seiner eigenen militärischen Unterlegenheit kein eigenständiges, den Interessen des eigenen Landes entsprechendes Handeln mehr zutraut, wer in entscheidenden Fragen die Billigung des überlegenen Nachbarn einholen muß, um Konflikten vorzubeugen, ein solcher Staat,, meine Damen und Herren, ist auch in unserem internationalen System politisch erpreßbar.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir, die Bundesrepublik Deutschland, müssen deshalb alles tun, um die politische Solidarität innerhalb des Atlantischen Bündnisses überzeugend zu stärken. Wir müssen unseren eigenen Beitrag



    Dr. Kohl
    zur westeuropäischen Verteidigung ohne Wenn und Aber leisten. Beides ist die Voraussetzung dafür, daß unsere Bundesrepublik Deutschland nicht in eine Lage gerät, in der sie politisch erpreßbar ist. Eine derartige sowjetische Einwirkung würde zu einer Beziehung führen, in ,der sich die Bundesrepublik Deutschland eine einseitige Pflicht zum Wohlverhalten gegenüber den außen- und innenpolitischen Forderungen der Sowjetunion auferlegen müßte.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Wir würden in eine Wohlverhaltensabhängigkeit geraten. Das kann und darf nicht sein!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, eine solche Entwicklung ist langfristig nur zu verhindern, wenn es wie in den vergangenen Jahren — auch künftig ein ausgewogenes politisches und militärisches Verhältnis zwischen NATO und Warschauer Pakt gibt, das die auf beiden Seiten vorhandenen Machtpotentiale für die Zwecke ,des militärischen Einsatzes und des politischen Drucks unbrauchbar macht. Vor allem in dieser Feststellung liegt nach wie vor die friedenswahrende Mission der NATO und unserer Bundeswehr.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, in diesem Zusammenhang erfüllen uns die vorliegenden Texte mit einiger Sorge. Bekanntlich hat die Sowjetunion bei den Wiener Truppenabbauverhandlungen von Anfang an darauf gedrängt, schon in einem frühen Stadium über nationale Begrenzungen, also auch über eine Reduzierung der Bundeswehr, zu verhandeln. Die Bundesregierung und unsere Verbündeten haben sich diesen Forderungen immer widersetzt. Wir haben diese Haltung nachdrücklich unterstützt und tun es heute auch. Es war wiederum den Herren Brandt und Wehner vorbehalten, ihre Bereitschaft zu Abschwächungen der westlichen Bündnispolitik in Wien immer wieder zu signalisieren. Jetzt, Herr Bundeskanzler, erklärt sich die Bundesregierung ihrerseits in der „Deklaration" bereit, sich — ich zitiere — „mit ihren Streitkräften an Verringerungen der direkten Teilnehmer der Verhandlungen" zu beteiligen.
    Hinweis genug auf die Problematik dieses Satzes ist es, daß sich — Herr Breschnew war kaum abgereist — der 'Bundesaußenminister bemüht fühlte, diesen Satz öffentlich zu interpretieren.
    Ich will für die CDU/CSU feststellen, daß wir eine Vorreiterrolle in Abrüstungsfragen im Sinne der sowjetischen Vorstellungen strikt und entschieden ablehnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dann verwundert uns eine andere. Formulierung, Herr Bundeskanzler. Sie haben sie heute sehr defensiv in Ihrer Regierungserklärung verteidigt. Wir lesen mit Erstaunen die Formulierung, „daß niemand militärische Überlegenheit anstrebt". Meine Damen und Herren, die Sowjetunion strebt nicht danach,
    sie hat sie bereits. Das ist ein ganz wesentlicher und entscheidender Punkt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, was soll eigentlich dieser Satz? Ich könnte Ihnen jetzt eine ganze Stunde lang Ihre eigenen Zitate zu diesem Punkt vorlesen: den Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt, den Bundesfinanzminister Helmut Schmidt und den Bundeskanzler Helmut Schmidt. Sie haben doch selbst immer wieder bis in die letzten Tage hinein von der bereits bestehenden militärischen Überlegenheit der Sowjetunion in Europa gesprochen. Bereits diese Überlegenheit muß uns doch gemeinsam zuviel sein, muß abgebaut werden oder von der NATO ausgeglichen werden. Die Bundesrepublik Deutschland selbst kann und will keine militärische Übermacht besitzen.
    Die Friedenspolitik Konrad Adenauers hat sich von Anfang an in völkerrechtlich verbindlicher Form zum Prinzip des Gewaltverzichts bekannt. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich ebenfalls unter Adenauer freiwillig Rüstungsbeschränkungen und Rüstungskontrollen unterworfen, insbesondere dem Verbot der Herstellung von Atomwaffen sowie biologischer und chemischer Waffen.
    Nachdem das Prinzip des Verzichts auf die Androhung oder Anwendung von Gewalt zur Lösung strittiger Fragen in der Schlußakte von Helsinki erneut feierlich bekräftigt worden ist, müssen doch nun endlich praktische Schritte getan werden, um den Frieden durch eine allgemeine und vollständige Abrüstung unter strenger und wirksamer internationaler Kontrolle unangreifbarer zu machen. Die Bundesrepublik Deutschland muß von der Sowjetunion die Bereitschaft erwarten, ihrem Gewaltverzicht endlich, jetzt und heute, konkrete und ausgewogene Abrüstungsmaßnahmen folgen zu lassen.
    Ein wesentlicher Prüfstein, meine Damen und Herren, für die Entspannungsbereitschaft der Sowjetunion bleibt für uns die sowjetische Politik und die der DDR gegenüber Berlin. Wir stellen auch nach diesem Besuch, Herr Bundeskanzler, keine positive Bewegung im Blick auf die Berlin-Frage fest. Das gemeinsame Schlußkommuniqué klammert im Gegensatz zur gemeinsamen Deklaration die Berlin-Frage völlig aus. Dies ist bei anderen Themen nicht der Fall.
    Im Abkommen über die langfristige wirtschaftliche Zusammenarbeit hat sich Moskau bereit gefunden, West-Berlin in den Text aufzunehmen. Allerdings, meine Damen und Herren, wird sich auch hier erst bei der Ausfüllung dieses Rahmenabkommens zeigen, wie konkret die Sowjetunion die Einbeziehung Berlins meint.
    Herr Bundeskanzler, seit drei Jahren liegen drei zweiseitige Abkommen auf dem Tisch, die auch diesmal nicht unterzeichnet werden konnten, weil sich die Sowjetunion nach wie vor strikt weigert, West-Berlin konkret einzubeziehen. Es wäre doch Ihre Aufgabe gewesen, Ihren hohen Gast darauf hinzuweisen, daß wir ein solches selektives politisches



    Dr. Kohl
    Verhalten auf die Dauer nicht hinnehmen und akzeptieren können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Immer dann, meine Damen und Herren, wenn es vorrangig um sowjetische Interessen geht, ist die Sowjetunion bereit, unseren Interessen ein Stück entgegenzukommen, im anderen Falle nicht.
    Die sowjetische Führung muß doch wissen, daß es gerade im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit durchaus große Möglichkeiten gibt, wenn sie dort, wo es um unsere Interessen geht, größeres Entgegenkommen und größere Leistungsfähigkeit nachweisen würde.
    Sie, Herr Bundeskanzler, und vor allem auch Ihre politischen Freunde in der SPD sprechen dennoch von einer positiven Perspektive in der Berlin-Frage. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns dies heute erläutert hätten. Wir sind gerne bereit, dazuzulernen, aber Sie müssen schon deutlich machen, wo sich diese positive Entwicklung zeigt.
    Schon einmal sind Sie von Gesprächen aus Moskau zurückgekehrt — es war vor drei Jahren, ich erinnere mich noch gut an dieses Bild auf dem Bildschirm unmittelbar nach Ihrer Ankunft — und haben erklärt, daß jetzt alles vorangehe. Es war ein strahlender Optimismus. Es waren auch gute Wahltermine, die damals anstanden. Noch auf dem Flugplatz haben Sie davon gesprochen, es gehe jetzt nicht mehr darum — ich zitiere wörtlich — „ob Berlin in die drei Abkommen konkret einbezogen werden kann, sondern nur noch um das Wie". Nichts hat sich bis heute bewegt, Herr Bundeskanzler. Wann gab es denn einen besseren Termin, wenn nicht jetzt beim Besuch von Herrn Breschnew, um darüber zu einem Ergebnis zu kommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber das ist nur ein Teil der Realität der Bundesrepublik Deutschland und Berlins. Unmittelbar nach der Abreise von Herrn Breschnew müssen wir bereits befürchten, daß die Aktionen begonnen haben, die Position in Berlin noch weiter zu schmälern.

    (Kunz [Berlin] [CDU/CSU]: Genauso ist es!)

    Wie anders sind diese unglaublichen Äußerungen und Unterstellungen von Herrn Brandt und Herrn Wehner zu verstehen, Berlin nicht zum Testfall zu machen? Für die routinemäßige Wahl des Regierenden Bürgermeisters von Berlin zum Bundesratspräsidenten kündigt Herr Wehner aus eigenen Stücken, ohne von irgend jemandem dazu aufgefordert zu sein, bereits jetzt den Protest der Sowjetunion und der DDR an,

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Unglaublich!)

    obwohl seinerzeit die Regierenden Bürgermeister Suhr, Brandt und Schütz in genau dasselbe Amt gewählt worden waren, entsprechend den gewachsenen Bindungen zwischen Berlin und der Bundesrepublik Deutschland, wie sie auch im Viermächteabkommen akzeptiert worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was Sie tun, Herr Wehner, ist nichts anderes als eine franko abgeschickte Einladung an Moskau und Ost-Berlin, erneut Schikanen in und um Berlin einzuleiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie provozieren und mitverantworten damit bewußt eine Verschlechterung unserer Position in Berlin. Die Warnung, Bundesbehörden nicht zum Testfall für Berlin zu machen, sind nicht nur gänzlich überflüssig, sie sind dem deutschen und dem Berliner Interesse in höchstem Maße abträglich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich hätte gern von Ihnen eine Antwort gehört, Herr Bundeskanzler, wie Sie und der Herr Vizekanzler und Bundesaußenminister künftig in Gesprächen mit sowjetischen Führern oder in Gesprächen mit den drei Westalliierten mit dem Vorwurf des Herrn Wehner zurecht kommen wollen, daß Sie — ich zitiere wörtlich —, „sei es versehentlich"

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    — das sind die mildernden Umstände für Herrn Schmidt —, „sei es, weil man's probieren wollte" —, Sie müssen überlegen, wer das dann war — „sei es auch bewußt fehlerhaft Entscheidungen für Berlin getroffen haben",

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : „Bewußt fehlerhaft!")

    zu denen Herr Wehner wörtlich feststellt: „Das wird allmählich abgebaut werden können." Herr Wehner, wer hat Sie eigentlich legitimiert, in dieser Weise über ein nationales Interesse der Deutschen zu reden?

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, zu all dem schweigen Sie

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Wie immer!)

    seit Tagen. Sie haben viele Tage und Stunden Gelegenheit gehabt. Ich habe gehofft, daß Sie wenigstens heute den Mut aufbringen, hier vor dem Forum des Bundestages das zu sagen, was Ihre Pflicht ist.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Das darf ernicht!)

    Aber es ist erneut das alte Lied: Aus Angst vor Ihrer eigenen Fraktion sagen Sie und tun Sie nicht das, was für unseren Staat richtig ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Aber ich gebe diese Frage auch gleich an den Herrn Bundesaußenminister weiter. Auch von ihm habe ich dazu bis jetzt nichts gehört. Er hat heute noch nicht gesprochen, und wir tragen natürlich in unserem Herzen die Hoffnung, daß er sprechen möge, und zwar nicht in einer indirekten Form, daß man vermuten könnte, Herr Wehner sei damit gemeint, sondern meine Hoffnung ist, Herr Kollege Genscher, daß Sie Roß und Reiter nennen; denn Sie sind persönlich angegriffen, wenn ich an jene Einrichtung eines Bundesamtes denke — ich kann das Wortgetüm nicht nachsprechen, deswegen will ich mich darauf beschränken, es nur anzudeuten —, das Sie



    Dr. Kohl
    damals auch mit unserer Unterstützung nach Berlin gebracht haben. Herr Wehner muß doch Sie gemeint haben, wenn er davon geredet hat, daß man da etwas bewußt fehlerhaft veranstaltet hat. Oder es ist nicht so; dann soll Herr Wehner sagen, wen er meint. Aber eines, meine Damen und Herren von der SPD, geht nicht: daß Sie jetzt in Berlin bei jeder nur denkbaren Gelegenheit vor der Wahl dort vor den Bürgern die große Schau abziehen,

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das müssen gerade Sie sagen!)

    aber dort, wo es um die Grundbestandteile der Berlin-Politik geht,

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!) das genaue Gegenteil unter Beweis stellen.


    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, wir begrüßen es nachdrücklich, wenn Sie sich voll und ganz dafür einsetzen, daß möglichst viele hohe Staatsgäste nach Berlin gehen. Wir begrüßen es natürlich um so mehr, wenn das auch nach den Wahlen regelmäßig stattfindet, so daß ein kontinuierlicher Zusammenhang dieser Besuche hergestellt wird. Aber wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie auch bei solchen Gelegenheiten, bei Besuchen hoher Staatsgäste in Berlin, deutlich das aussprächen, was auszusprechen Ihres Amtes ist und was Sie heute nicht ausgesprochen haben.
    Wir werden uns auch in Zukunft entschieden dagegen wehren, daß die Sowjetunion und die DDR ständig versuchen, politische Positionen, die Moskau im Viermächteabkommen nicht durchsetzen konnte, durch restriktive Auslegung, durch unvollständiges und damit falsches Zitieren des Abkommens zu erreichen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das haben wir heute wieder erlebt!)

    Auch hier, Herr Wehner, sind Sie dabei, Schützenhilfe zu leisten, wenn Sie lapidar feststellen, daß Berlin — ich zitiere — „kein konstitutiver Teil" der Bundesrepublik Deutschland sei. Und genau dieses in seiner Verkürzung gefährliche Zitat haben Sie, Herr Bundeskanzler, hier heute ebenfalls verwendet, und das ist ein schlimmer Zustand!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das Viermächteabkommen über Berlin stellt fest, Herr Bundeskanzler, daß die Westsektoren Berlins „wie bisher" kein Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland sind. Es stellt aber ebenfalls — und zwar im gleichen Satz — fest — und das ist doch ganz entscheidend —, „daß die Bindungen zwischen den Westsektoren Berlins und der Bundesrepublik Deutschland aufrechterhalten und entwickelt werden". Dieser Zusammenhang, Herr Wehner, darf doch nicht auseinandergerissen werden, wenn wir unsere Position nicht dauerhaft schwächen wollen.
    Wir wehren uns entschieden dagegen, daß die Sowjetunion und in ihrem Gefolge die DDR das Viermächteabkommen über Berlin als Instrument benutzen, mit dessen Hilfe sie ein Mitspracherecht in allen den Westteil von Berlin betreffenden Angelegenheiten und die Kontrolle über das Verhalten
    der Bundesrepublik Deutschland in Berlin zu erlangen versuchen. Wenn die Sowjetunion — dies ist einer der Prüfsteine — eine dauerhafte und ersprießliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern will, wird sie diese Politik aufgeben müssen. Aufgabe der Bundesrepublik Deutschland, Aufgabe jeder Bundesregierung muß es sein, dafür zu sorgen, daß Freiheit, Sicherheit und Lebensfähigkeit West-Berlins nicht angetastet werden.
    Meine Damen und Herren, auch nach dem Berlin-Abkommen bleiben die Rechte und Verantwortlichkeiten der Vier Mächte in bezug auf Deutschland als Ganzes und auf ganz Berlin unverändert die Grundlage der westlichen Rechte in Berlin. Sie stehen dem deutschen Verfassungsrecht nicht entgegen, sondern schützen es. Wir werden die sowjetische Politik insbesondere auch danach beurteilen, in welchem Maße sie den erklärten Willen der Menschen in West-Berlin selbst berücksichtigt.
    Meine Damen und Herren, ein weiteres zentrales Thema bleibt für uns das Thema der Menschenrechte. Die Sowjetunion ist Vertragspartner der internationalen Menschenrechtspakte und Mitunterzeichnerin der KSZE-Schlußakte. Wir werden auch zukünftig die Aufrichtigkeit der sowjetischen Bereitschaft zur Zusammenarbeit daran messen, wieweit diese international verbrieften Ansprüche der einzelnen Menschen und der Völker in Deutschland und weltweit verwirklicht werden.
    In seiner zweiten Tischrede hat Leonid Breschnew erklärt:
    Freilich werden ideologische Auseinandersetzungen sowie der Kampf der Weltanschauungen fortdauern.
    Ich halte es für redlich, auch das hinzuzufügen: Wir werden uns in aller Offenheit und Freiheit dieser Auseinandersetzung stellen, ihr nicht ausweichen und sie auch sicherlich bestehen.
    Aber in dieser Rede fährt Breschnew fort, und wir werden ihm beim Wort nehmen:
    Aber wir sind gegen die Ausartung der Ideologie in die Macht der militärischen Stäbe und des Kampfes der Ideologien in den psychologischen Krieg. Der friedliche, ehrliche Wettbewerb der Ideen und der gesellschaftlichen Praxis — das ist unser Prinzip.
    Wir sind bereit, meine Damen und Herren, auf der Grundlage der Prinzipien von Helsinki auch zweiseitige Abkommen zu unterstützen, die die Freizügigkeit von Menschen, Ideen, Informationen und Meinungen in Europa fördern. In Betracht kommen für uns Abmachungen über die Verbesserung der Reisemöglichkeiten aus persönlichen, familiären und beruflichen Gründen, über die Zusammenführung getrennter Familien und die Beseitigung noch bestehender Ehehindernisse, über die Förderung des Jugendaustauschs und der sportlichen Beziehungen, über verbesserte Arbeitsmöglichkeiten für Journalisten und die internationale Verbreitung von Informationen. Wir sind bereit, die Verbesserung der kulturellen Beziehungen jederzeit zu unterstützen, weil wir eine große gemeinsame Kultur auch mit



    Dr. Kohl
    den Völkern der Sowjetunion haben und weil es für uns wichtig ist, daß zu dieser Kultur Europas auch immer der Beitrag aus dem Bereich der Völker der Sowjetunion gehört.
    Herr Bundeskanzler, wir bejahen den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft stehen wir auf einem prinzipiell positiven und realistischen Standpunkt. Wir werden unsere Aufmerksamkeit aber voll auf die Einzelheiten richten, wenn es darum geht, das Abkommen verbindlich zu konkretisieren. Bei der Durchführung des Abkommens wird es darauf ankommen, daß die Grundsätze der wirtschaftlichen und politischen Ausgewogenheit und des gegenseitigen Nutzens gewahrt werden und daß insbesondere West-Berlin konkret einbezogen wird. Ebenso darf — das ist sehr wichtig; ich hätte mir eigentlich gewünscht, Herr Bundeskanzler, daß Sie auf diese Frage heute schon eine Antwort geben — unsere enge Einbindung in die Europäische Gemeinschaft durch dieses Abkommen keinen Schaden erleiden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, nach wie vor bleiben die Probleme der östlichen Devisenknappheit, der Verschuldung und der sogenannten Kompensationsgeschäfte. Die Sowjetunion ist bereits gezwungen, ihre Einfuhr zu drosseln und dringend erwünschte Projekte zurückzustellen. Im übrigen wissen gerade die Unternehmer trotz der ausgehandelten Perspektive wirtschaftlicher und technischer Zusammenarbeit in den allermeisten Fällen nicht einmal, wie sich der Handel mit der Sowjetunion in den allernächsten Jahren entwickeln wird.
    Deshalb warne ich vor einer Langzeitperspektive, die in Euphorie umschlägt und die dieses Abkommen nicht in der harten Alltagspraxis deutschsowjetischer Wirtschaftsbeziehungen sieht. Wir kennen alle das große wirtschaftliche Interesse der Sowjetunion an einer intensiveren Ausfüllung dieses Abkommens genauso wie an dem hochwillkommenen Technologieimport und den hochgeschätzten Möglichkeiten, ökonomische Reserven für andere Prioritäten und Ziele freizusetzen.
    Meine Damen und Herren, wir wissen aber .auch um das Risiko einer wachsenden Abhängigkeit, in die die deutsche Volkswirtschaft durch zu weit getriebene Kooperation auf Kompensationsbasis geraten kann. Tauschhandel und Kompensation stärken weder die Meistbegünstigung noch die Arbeitsteilung, die ja bekanntlich Eckpfeiler der freien Weltwirtschaft sind. Sie können den fairen Wettbewerb und damit auch Arbeitsplätze gefährden. Wir haben bereits einige Hinweise aus wichtigen Bereichen unserer Wirtschaft in dieser Richtung.
    Die Bundesregierung ist mit ihrer Unterschrift unter das langfristige Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit Verpflichtungen eingegangen, auf die die Sowjetunion jederzeit zurückgreifen kann, wenn ihr dies nützlich und angebracht erscheint. Deshalb und auch wegen der Bilanz, die in Zukunft aus dem Abkommen auch von Moskau gezogen werden wird, warne ich dringend vor Euphorie und empfehle sehr viel mehr Realismus in der deutschsowjetischen Zusammenarbeit im Bereich der Ökonomie. Unser Urteil entspricht mancherlei Erfahrung, und es beschränkt sich auf den wirtschaftspolitischen Aspekt.
    Herr Bundeskanzler, aus Gründen, die ich nicht kenne, ja, die ich nicht einmal verstehen kann, haben Sie in Ihren jüngsten Äußerungen zu den wirtschaftlichen Perspektiven — —

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD] : Sie verstehen vieles nicht!)

    — Sie können natürlich alles verstehen, Herr Kollege. Das ist mir völlig klar. Sie gehören zu jenen begnadeten Gestalten in diesem Haus, die zu jedem Punkt Zwischenrufe machen — es sind nur immer die gleichen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, was war eigentlich der Grund
    — das war eine so bemerkenswerte Äußerung, daß sie hier diskutiert werden muß —, daß Sie den Äußerungen über die wirtschaftlichen Perspektiven in diesem Abkommen in den letzten Tagen eine Betrachtung hinzugefügt haben, die in die Geschichte und in die Politik führt? Sie haben in einer Sendung des Deutschen Fernsehens — der Text liegt mir hier vor — zwar mit Wenn und Aber und mit Ach und Krach, wie ich Ihnen gern einräume, aber in der Substanz dennoch — vor allem für die der deutschen Sprache nicht Mächtigen — eklatant deutlich gemacht, daß Sie dieses langfristige Wirtschaftsabkommen in der historischen Perspektive in der Nähe des Rückversicherungsvertrages von Otto von Bismarck sehen. Herr Bundeskanzler, angesichts der gespannten Beziehungen, die nicht zuletzt durch Ihr persönliches Wirken mit nicht wenigen in Europa entstanden sind, ist es doch Gift für unsere Beziehungen zu unseren Nachbarn, wenn auf diesen Teil der jüngsten deutschen Geschichte so ohne alles Erläuternde zurückgegriffen wird. In jeder Hauptstadt des Westens wird doch gerade in diesen Monaten immer wieder die Frage gestellt: Sind die Deutschen wirklich zuverlässige Partner? Sie können doch nicht erwarten, daß diejenigen, die eine Antwort auf diese Frage erwarten, das ganze Kompendium der deutschen Geschichte nach 1870 gegenwärtig haben. Unter dem Begriff des Rückversicherungsvertrages Otto von Bismarcks ist, wie ich wohl weiß, in der Darstellung zum Teil sehr verkürzt ein Zusammenhang sehr eigener Art entstanden. Ich kann nur sagen: Für die deutschen Interessen wäre es tödlich, wenn bei unseren westlichen Partnern, bei unseren Freunden im Bündnis der Eindruck entstünde, daß wir beginnen, eine Schaukelpolitik zwischen Ost und West zu eröffnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das, was Sie noch verklausuliert haben, hat Ihr — —

    (Bundeskanzler Schmidt: Unerhört!)

    — Nun, Herr Bundeskanzler, das ist nicht unerhört, sondern Sie müssen dazu Rede und Antwort stehen; denn Sie haben es doch gesagt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Dr. Kohl
    Warum rufen Sie „unerhört", wenn ich Ihnen das Zitat des Herrn Staatssekretärs Bölling vorlesen will? Das ist doch immerhin Ihr Sprachrohr — so wird jedenfalls gesagt. Das lesen doch auch andere. Sie können einem ausländischen Gast doch nicht übel nachreden, daß er einen Staatssekretär der Bundesregierung ernst nimmt. Dieser hat im „Hessischen Rundfunk" gesagt — wörtliches Zitat —:
    Deutsche und Russen sind aufeinander angewiesen. Das ist eine Erkenntnis, die schon der große Bismarck beherzigt hat, als er den berühmten Rückversicherungsvertrag unterschrieben hat mit der zaristischen Regierung.
    Meine Damen und Herren, hier geht es nicht um einen Streit um Worte. Das können Sie alles interpretieren. Was aber hier in der Tendenz angedeutet wird, ist gefährlich.
    Herr Bundeskanzler, ich spreche das hier nicht an, damit Sie womöglich jetzt wieder das Gefühl empfinden, Sie würden bewußt falsch interpretiert. Warum haben Sie überhaupt bei diesem Abkommen den Zusammenhang mit dem Bismarckschen Vertrag hergestellt?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, das müssen wir austragen; denn es gibt nur zwei Überlegungen als Motiv für Ihr Vorgehen: Entweder — das wäre schlimm, aber immerhin entschuldbar — haben Sie die Tragweite dieses Vergleiches nicht übersehen,

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [SPD])

    oder aber, Herr Kollege Ehmke, das, was sich — im Blick auf die vorderen Bänke Ihrer Fraktion — hier bietet — ich habe das in einer Reihe von Beispielen heute angesprochen —, was Herr Wehner zu Berlin sagt, was Herr Bahr überhaupt zur Ostpolitik sagt, ist inzwischen in der SPD so weit vorgedrungen, daß es auch Teil der amtlichen Politik der Bundesregierung geworden ist.
    Dann, meine Damen und Herren, muß ich auch wieder die Frage an den Herrn Kollegen Genscher richten: Ist das eine Politik, die noch mit der Politik der Freien Demokratischen Partei in Übereinstimmung zu bringen ist?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben in vielen Dokumenten unzweideutig — das will ich ausgesprochen anerkennend positiv hervorheben — immer wieder erklärt — wie ich es jetzt auch tue —, daß die Grundentscheidung für die Bundesrepublik Deutschland, in die Europäische Gemeinschaft und in das westliche Bündnissystem einzutreten, irreversibel ist. Aber wenn das so ist: Warum bringen Sie dann solche Vergleiche, die das Mißtrauen förmlich herausfordern?
    Ich habe selbst im Gespräch mit dem Generalsekretär empfunden, wie in diesen Tagen einmal mehr unsere sowjetischen Gesprächspartner besonders empfindlich reagieren — aus verständlichen Gründen —, wenn wichtige Abschnitte und Kapitel der jüngsten europäischen und der deutsch-sowjetischen Geschichte angesprochen werden. Wir kommen da-
    bei nicht darum herum, uns dieser Last der Geschichte zu stellen. Wir kommen nicht darum herum, zu sehen, daß vieles von dem, was jetzt in der Sowjetunion in bezug auf Deutschland gedacht wird, seinen Grund in jenen Taten und in jenen Erfahrungen hat.
    Wir wollen doch aus der Geschichte lernen. Wir haben viel von der jungen Generation gesprochen. Wir wollen doch nach rückwärts blicken, um Konsequenzen zu ziehen, aber nach vorne handeln, damit kommenden Generationen dieses schlimme Schicksal vieler Russen und Deutscher in der Mitte dieses Jahrhunderts erspart bleibt. Deswegen — nicht, weil wir Streit wollen, Kalten Krieg wollen oder die Realität nicht sehen — müssen wir allesamt in diesen Gesprächen mit der Sowjetunion auch die geschichtliche Perspektive der Einheit der deutschen Nation ansprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich darf ausdrücklich erklären, daß wir es begrüßen, daß der Herr Bundespräsident in seiner Rede gegenüber Herrn Breschnew noch einmal ausdrücklich bekundet hat, was für uns Deutsche die Entspannung bedeutet: die Schaffung eines Zustands in Europa, „in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt" — gemäß dem Brief zur deutschen Einheit.
    Ich will jetzt nicht auf jene kleinliche Reaktion in der Moskauer „Prawda" eingehen, weil das nicht dem Stil unserer Debatte hier entspricht. Es ist aber nicht ohne Interesse, daß so etwas gegenüber dem Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland möglich war.
    Niemand braucht zu befürchten, daß die Vertretung unseres Selbstbestimmungsrechts zu einer Bedrohung des Friedens werden könnte. Nur: Friede ist undenkbar ohne Gerechtigkeit. Wir als deutsche Patrioten wollen die Spaltung Europas und mit ihr die Spaltung und Teilung unseres Vaterlandes in Frieden überwinden, auch, wenn das lange Zeit, vielleicht sogar Generationen dauern sollte. An Drohungen und Gewalt denkt niemand.
    Wir verkennen nicht die realen Machtverhältnisse. Aber zur Macht der Geschichte gehört die Macht der Tatsachen und zählen nicht nur die Politik der Regierungen und die Stärke der Waffen, sondern immer auch der Wille der Völker, auch der Wille der deutschen Nation zur Einheit, der seine geschichtliche Kraft behalten wird; dessen sind wir sicher.

    (Lang anhaltender Beifall bei der CDU/ CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Wehner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Herbert Wehner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundestagsfraktion der SPD dankt dem Herrn Bundeskanzler für die Regierungserklärung,

    (Beifall bei der SPD)

    in der dar- und klargelegt worden ist, was inhaltlich
    zu den Gesprächen, die in den ersten Tagen des Mai



    Dr. Kohl
    stattgefunden haben, zu sagen ist und was auch nicht durch kleinliches Daranherumzupfen geändert oder gemindert werden kann.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    In dieser Regierungserklärung sind so wesentliche Interpretationen dessen, was in der gemeinsamen Deklaration als auch in dem Abkommen über die Entwicklung und Vertiefung der langfristigen Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Industrie niedergelegt ist, enthalten, daß ein nachträgliches Daran-herumpicken, wie ich es — ich bitte um Entschuldigung — nach einem offensichtlich wohlgemeinten Ansatz leider bei meinem verehrten Herrn Vorredner habe miterleben dürfen, an der Qualität dessen, worüber hier gesprochen wurde und was auch in den Absichtserklärungen steht, nichts im Sinn der Minimierung dieser Bedeutung und der Absichtserklärungen ändert.
    Der Oppositionsführer hat seine Ausführungen mit einem Zitat aus einer Tischrede des Gastes aus Moskau begonnen und beteuert, er und die, für die er hier spreche, nähmen dieses ernst. Aber Dialog könne nur nützlich sein, wenn er offen und ehrlich geführt werde. Ja; einverstanden; da sind wir wieder einer Meinung, Herr Oppositionsführer. Sie haben dann betont, offen und aufrichtig müsse aber auch über das gesprochen werden, was uns trenne. Ja! Ich nehme an, Sie. haben das auch bei den Gesprächen zum Ausdruck gebracht, zu denen Sie Gelegenheit bekommen und genommen haben. Sie können jedenfalls anderen nicht Vorwürfe machen, falls Sie es nicht zum Ausdruck gebracht haben.
    Sie sagen, die Analyse dessen, was der Besuch bedeute und was inhaltlich herauskommen werde, dürfe sich nicht nur auf die Reden beziehen. Hier ging es dann bei Ihnen um die Deutung der mehrmaligen Verschiebung des Termins des Besuchs und um die Frage, warum er dann kurzfristig festgesetzt worden ist. Sie wollten das spannend machen, Herr Dr. Kohl. Aber das ist nun fehlgeschlagen.
    Wissen Sie: Hier in Bonn — und das halte ich für eine wesentliche Sache — ist nicht .die Bundesrepublik Deutschland gegen die Partner im Atlantischen Bündnis ausgespielt worden. Sondern hier haben zwei in der Regierungsverantwortung stehende Repräsentanten von Vertragspartnern, die unterschiedlichen und gegensätzlichen Verteidigungs- und militärischen Bündnissen angehören, über das gesprochen, worüber sie bilateral sprechen können. Aber schon das ist aus Ihren Reihen als etwas bezeichnet worden, was eigentlich mißbilligt werden müßte.
    Ich bin froh, daß Sie Wert darauf gelegt haben, während des Besuchs selber auch an Gesprächen oder ähnlichem beteiligt zu sein. Jedenfalls betone ich, daß — das ergibt sich auch aus der Regierungserklärung des Bundeskanzlers — beide Gesprächspartner die Partnerschaft des jeweils anderen in einem anderen militärischen Bündnis respektiert haben.
    Nun haben Sie den Versuch gemacht, das, was schließlich zur Terminfestsetzung zu sagen wäre, auf
    das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten zu übertragen und damit uns gewissermaßen nutzbar zu machen. Wir als die Koalitionsfraktionen im Bundestag, die die Regierung bei diesen Bemühungen um Entspannung stützen, und zwar vorbehaltlos stützen und nicht nur so tun, wie es gelegentlich von anderen getan wird, sollten nun plötzlich von Ihnen als Stoßkeil oder etwas Ähnliches gegen den amerikanischen Präsidenten und den amerikanischen Verbündeten in der Nordatlantischen Verteidigungsorganisation nutzbar gemacht werden. Sehr verehrter Herr Kohl, wenn Sie mit Herrn Strauß polemisieren wollen, müssen Sie es nicht auf dem Umweg über uns tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Das können Sie ja und werden Sie ja auch miteinander auf eine einfachere Art und Weise austragen können.
    Eines sage ich Ihnen hinzu, ohne jetzt wieder auf das zurückzukommen, was Sie sich dann im einzelnen der SPD anzuhängen bemüht haben: Mit Unterstellungen gegen die Sozialdemokratische Partei ist der Beitrag dieser Sozialdemokraten für die Bundesrepublik Deutschland, an der Sicherung des Friedens nach ihren Kräften teilzunehmen, nicht ungeschehen zu machen, sehr verehrter Herr Kollege Kohl.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie haben uns hier ein böses Wort zugeschoben, das bei Ihnen Heimstätte hat. Welche Parteiengruppierung, wenn nicht .die CDU/CSU, verwendet denn den Begriff „Feind" so sehr wie eben die hier genannte?

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ja, sicher! Welche Parteiengruppierung sagt denn: „Freiheit oder . . .", „Freiheit statt . . ." ? Nein, Sie wollen jetzt den Spieß umkehren. Ich sage Ihnen, das ist ein Begriff aus Ihrem Arsenal und nicht aus unserem Arsenal.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie haben dann in Ihre Deutungen einbezogen, warum das jetzt ist und warum Herr Brandt dies und jenes tut. Wissen Sie, Wahrsagerinnen gibt es genug.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist eine interessante Frage!)

    — Sie müssen sich ja auch dazwischen melden, sehr
    verehrter Herr. Wozu wären Sie denn sonst hier?

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Interessant gar nicht, aber aufschlußreich für Ihre Art, an einem Ereignis, wie es dieses Ereignis nicht nur dem Datum nach war, sondern auch in der Bedeutung weiterwirkend bleiben wird, so herumzukratzen. Dafür ist das Ereignis zu wichtig.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das haben wir nie getan!)

    Was Sie nun hier erfinden, finden und aufpicken z. B. in der Frage dessen, was an anderen Stellen



    Wehner
    „Berufsverbot" genannt wird, darüber wird ja noch zu reden sein, nur nicht, sehr verehrter Herr Kohl, im Zusammenhang mit diesem Besuch. Auch hier machen Sie eine üble Unterstellung, die eigentlich einem Mann Ihrer Bedeutung — ich meine jetzt: als Oppositionsführer —

    (Heiterkeit bei der SPD)

    nicht zukommt.

    (Beifall bei SPD und der FDP)

    Sie haben gesagt, daß die Ergebnisse recht mager seien, daß der Besuch ein Ereignis der Kontakte und nicht der Resultate sei, und Sie meinten, das rechtfertige nicht die übertriebene Bewertung. Bitte, identifizieren Sie sich mit dem, was Sie hinterher gesagt haben, nämlich mit Ihrer Äußerung zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers, denn Sie haben gesagt, die sei viel nüchterner gewesen. Ich finde, die Regierungserklärung ist erläuternd für die politische inhaltliche Bedeutung des Ereignisses, das Anlaß dieser unserer heutigen Debatte zur Regierungserklärung ist. Die Regierungserklärung hat Satz für Satz dem entsprochen, was in der gemeinsamen Deklaration und dem Abkommen niedergelegt ist. Um so besser, wenn Sie der Meinung sind, das müsse man nicht besonders tadeln. Was Sie tadeln, sind vielleicht viele voreilige, vorschnelle und auch taktlose Äußerungen und Veröffentlichungen, die während des Besuches und nach dem Besuch von manchen Leuten immer noch für richtig gehalten worden sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Was soll denn das Herauspicken von Worten oder von Sätzen der einen oder der anderen?
    Sie haben eine Art kleinen Katalog dessen dargeboten, worauf es Ihnen ankommt, und haben damit begonnen, daß Entspannungsbereitschaft daran gemessen würde, ob den Erklärungen Taten folgten. Nun, sehr verehrter Herr Kollege, Sie werden doch hoffentlich nicht bestreiten wollen — wenn Sie es öffentlich bestreiten, so werden Sie es jedenfalls ein wenig anders, modifiziert denken —, daß Entspannungsbereitschaft und Sicherung des Friedens auch und vor allem auf Gegenseitigkeit beruhen. Da kann sich doch nicht die eine Seite auf den Standpunkt stellen, wie Sie es offenbar empfehlen: Wir wollen erst einmal abwarten, ob die andere Seite Ernst macht. Partnerschaft — in diesem Fall auch unter denen, die in einem unterschiedlichen Lager stehen und das auch gar nicht verhehlen — läßt sich nicht auf der Grundlage entwickeln: die einen warten, ob die anderen etwas tun und was sie tun, und dann melden sie sich. Sie wissen ganz genau, daß das nicht zueinander passen würde.
    Dann haben Sie einige schlimme Begriffe — na, mindestens dumme Begriffe — hier einzuführen versucht. Von einer „sowjetischen Sicherheitsdoktrin" haben Sie gesprochen und gewarnt, wir sollten uns ihr nicht beugen. Der Bundeskanzler hat ganz deutlich gemacht, worin die Fortschritte erkennbar sind, und zwar auf Gegenseitigkeit: in bezug auf das Aufeinanderzugehen in den Fragen der Rüstungsbegrenzung und der Truppenverminderung und auch dessen, was über Grauzonen zu sagen
    wäre. Wenn Sie sich ein wenig in die Sache hineinvertiefen, brauchen Sie hier darauf ja nicht unmittelbar zu sagen, Sie hätten sich entweder geirrt oder Sie hätten das der Wirkung halber anders gesagt, als Sie darüber denken. Bitte, denken Sie über diese Sache nach; es steckt eine Menge darin. Wie ich Sie kenne, nehme ich an, werden Sie auch ein wenig darüber nachdenken.
    Wenn Sie dann auch noch das Wort von der „Erpreßbarkeit unseres Staates" einflicken, ist das genauso, wie wenn Sie in der innenpolitischen Auseinandersetzung immer wieder mit dem Begriff des Feindverhältnisses operieren und dabei — die Tatsachen gewissermaßen umkehrend — sagen, wer ihn angeblich einführe. Sicherheitsdoktrin, der wir uns angeblich beugen, ein Staat, der damit erpreßbar wäre — das sind alles Schlagworte, Stichworte für eine Auseinandersetzung zwischen den einen, die die Verträge unter großer Geduld zustande gebracht haben, und den anderen, Sie, die sie leider hartnäckig bekämpft haben. Sie erklären heute öffentlich, wenn es darauf ankommt — Sie tun das auch, um sozusagen im Bilde zu bleiben und um den Vertragspartnern nicht völlig seltsam zu erscheinen —, Sie würden die Verträge auch einhalten, würden sich aber dann usw. Ich habe mit Ihnen nicht über Ihr Verhältnis zu Verträgen zu rechten. Aber wenn Sie dann sagen, wir sollten uns nicht einem Verhältnis aussetzen, das für uns Wohlverhalten bedingt, so sind das alles Unterstellungen, die weder mit der tatsächlichen Politik der von unserer Koalition getragenen Regierung übereinstimmen noch eigentlich auch Ihrem eigenen Verhältnis — wenn Sie Ihre eigene Rolle genau überlegten, darüber auch sprächen und sie nicht nur Deutungen überließen — entsprechen.
    Sie meinen nun, es sei nicht in Ordnung, wenn gesagt worden ist, daß niemand militärische Überlegenheit anstrebe, denn die andere Seite hätte sie bereits. Ihre Schlußfolgerung ist, Überlegenheit müsse abgebaut oder durch die NATO ausgeglichen werden.

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es!)

    — Sie nicken mit dem Kopf, was ja, wenn ich etwas selbst sage, nicht vorkommt, aber weil ich hier etwas wiedergegeben habe, was einer Ihrer Meister gesagt hat, müssen Sie natürlich nicken. Ich bitte Sie, wie wollen Sie denn als erwachsene Leute Ihre Rolle im Bündnisverhältnis, in das wir einbezogen sind und dessen loyales Glied wir sind und bleiben, wenn Sie meinen, man müsse sich von der anderen absondern,

    (Reddemann [CDU/CSU] : Wer will das denn?)

    auch mit unseren Interessen — ich meine: den Interessen unseres Volkes und des Staates Bundesrepublik Deutschland — vereinbar weiterentwickeln, wenn Sie nicht daran teilnehmen, daß man in der Frage von Rüstungsverminderung und Truppenbegrenzung aufeinander zugeht?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie glauben, Sie hätten einen Sonderplatz, und andere würden das für Sie besorgen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)




    Wehner
    Hier wurde ja auch der Ruf nach der Neutronenwaffe, wenn auch ein wenig verdeckt, schon wieder laut. Es stünde uns ganz schlecht an, wenn wir diesen Ruf übernähmen.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Sie können nicht zuhören, wenn ein anderer redet. Sie werden irritiert. Sie könen nur zuschauen, wenn Ihre bedeutenden Leute, gleichgültig, was Sie intern über sie denken, ins Bild gesetzt werden. Das ist Ihre ganze Kunst und auch Ihre ganze Rolle.

    (Nordlohne [CDU/CSU] : Das muß Sie tief getroffen haben!)

    Sie sind ja keine parlamentarische Opposition.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Was dann? Herr Wehner, was sind wir denn dann?)

    — Eine außerparlamentarische Opposition, die sich dieser Möglichkeiten hier bedient. Das sind Sie. Sie sind außerparlamentarische Opposition, denn Sie bringen es nicht fertig, hier Alternativen wirklich zu begründen, auch wenn die Alternativen für uns unbequem sein sollten. Das tun Sie in keiner innenpolitischen Sachfrage. Jetzt in dieser wesentlichen Frage der Beziehungen haben Sie sich zwar bemüht, auch einmal sozusagen Ihre schönere Seite zu zeigen, als der Besuch stattfand, aber nachträglich wollen Sie sich durch die Auseinandersetzung mit uns schadlos halten.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, der Oppositionsführer hat auch betont, daß ein wesentlicher Prüfstein für Sie Berlin sei. Ist es Ihnen eigentlich entgangen, daß in der gemeinsamen Deklaration wie auch in dem Rahmenabkommen Wirtschaft und Industrie, das langfristig ist, die Rolle Berlins ganz eindeutig und positiv zum Ausdruck gebracht worden ist? Brauchen Sie dann immer noch diesen Wetzstein statt Prüfstein, wie Sie es ausdrücken, um, bildlich gesprochen, daran Messer zu wetzen? Sie fragen, wo sich denn die positive Entwicklung in der Berlin-Frage zeige, denn es habe sich ja z. B. bezüglich der drei Abkommen nichts bewegt. Auch wir haben nie gefeiert, daß sie bisher für die andere Seite noch nicht unterzeichnungsreif sind. Das ist gar nicht zu beschönigen. Nur, welchen Sinn hat es, fortgesetzt darüber zu greinen und sich zugleich nicht auch den Dingen zuzuwenden, die außerdem gemacht werden müssen? Wir wollen es mit Geduld, aber auch mit Beharrlichkeit schließlich dazu bringen, daß Abkommen, die noch nicht unterzeichnet werden, was nicht an uns, sondern an der anderen Seite liegt, tatsächlich in absehbarer Zeit unterzeichnet werden können, statt das fortgesetzt wieder durchzuhecheln. Hier brauchen Sie uns nicht zu sagen, was Geduld und was Beharrlichkeit bedeuten.
    Dann haben Sie ein ganzes Register von Fragen an mich in einer Art wie an einen Delinquenten gerichtet, eingeleitet damit, Wehner habe, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, alles mögliche angekündigt.

    (Lemmrich [CDU/CSU] : So hat er es nicht gesagt!)

    — Nein, so schön kann ich es gar nicht sagen, wie es mein Herr Vorredner gesagt hat. Ich würde dann auch ganz verquollen werden müssen. Sehr verehrter Herr, wenn Sie sich schon an mir reiben wollen, dann lesen Sie einiges,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das tun wir ja!)

    und dann respektieren Sie, daß es unterschiedliche Darstellungen gibt! Ich werde Ihnen dann noch einiges über das, was mit dem Berlin-Abkommen zusammenhängt, sagen und erläutern.
    Ich will aber zu diesem Vertrag und zu dem, was Sie jetzt hier dazu gesagt haben, noch einmal folgendes zusammenfassend darlegen, um, sagen wir einmal, auch eine Brücke zu zeigen:
    Erstens. Niemand, meine Damen und Herren, kann die Tatsache aus der Welt schaffen, daß der Besuch des ersten Mannes der Sowjetunion hier ein hochrangiges Ereignis war und ist.
    Zweitens. Jeder muß darauf achten, daß aus den Gesprächen, die während dieses Besuchs geführt worden sind, so viel Positives wie möglich für unsere Bundesrepublik und für die Beziehungen mit unserem Vertragspartner Sowjetunion entwickelt wird.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Drittens. Die gemeinsame Deklaration und das Abkommen über die Entwicklung und Vertiefung der langfristigen Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken auf den Gebieten der Wirtschaft und der Industrie sind als Ausdruck der übereinstimmenden Auffassungen der Vertragspartner eine sorgsame Behandlung wert.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Viertens. Die Austragung unterschiedlicher Wertschätzungen der Beziehungen und der Entwicklungsfähigkeit der Absichten und Vorsätze müßte vernünftigerweise die Bemühungen um maximal positive Auswirkungen weder blockieren noch stören. Das sage ich auch an die Adresse der Opposition.
    Fünftens. Es gilt Gutes zu bewahren und zu sichern und dabei Besseres nicht zu verhindern, sondern möglich zu machen. Das sollte im Streit der Meinungen nicht untergehen.

    (Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    Das ist ja wohl nichts, was eine über Ihre Kräfte hinausgehende Aufforderung bedeutet. '
    Ich habe in der Erklärung, die das Präsidium der CDU abgegeben hat, nach einem Bericht des Herrn Dr. Kohl den Satz gelesen — betont, hervorgehoben —: Die CDU will echte Entspannung, Frieden und Zusammenarbeit. — Na gut, da finden wir uns also in einer gewissen Nachbarschaft. Aber sprechen Sie nicht jedem das Recht ab, ebenfalls echte — um dieses Wort zu gebrauchen — Entspannung, Frieden und Zusammenarbeit zu wollen! Tun Sie nicht so, als sei das Ihr Eigentum und als spielten Sie da eine Solorolle! Das ist das, was ich bei der Gelegenheit sagen wollte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Wehner
    Ich habe gehört, heute werde Herr Strauß noch das Wort nehmen. Er hat ja, wie aus einer Bandniederschrift hervorgeht, gesagt, man sollte aus Gesprächen nicht etwas entnehmen, was die andere Seite vielleicht nicht entnimmt. Das könnte er auch Herrn Kohl gesagt haben.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Er fuhr fort:
    Darum ist es besser, keine eigenwilligen und einseitigen Deutungen zu geben.
    Aber die russisch-deutsche Geschichte hat ja nicht in den letzten Jahren begonnen, sie hat auch nicht mit Hitler begonnen, sie hat nicht mit Willy Brandt begonnen, sondern hier gibt es eine lange Serie historischer Abläufe, und man muß sich auf beiden Seiten über eine Tatsache im klaren sein — mehr kann ich nicht sagen, sehr bescheiden gemeint —: Wenn die beiden Völker zusammengearbeitet haben, sich gegenseitig respektiert haben, in Frieden zusammengelebt haben, ist es beiden gut und sehr gut gegangen. Wenn es umgekehrt war — ob die Napoleonischen Kriege, ob der Erste Weltkrieg oder der Zweite Weltkrieg —, haben beide Völker schwer darunter gelitten. Wenn es gelingt, aus dem Stadium der ehemaligen militärischen Gegnerschaft über ein Stadium einer problematischen Entspannung zu einem Stadium einer positiven Atmosphäre mit entsprechender partnerschaftlichen Kooperation zu kommen, dann hätten die Russen auch eine Menge Sorgen los — und wir auch.
    So also Herr Strauß.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Marx [CDU/ CSU] : Beifall von links für Herrn Strauß!)

    — Ja, nun, daß Sie ihm das auch noch vorwerfen, müssen Sie dann intern oder, falls Sie einmal zur Strategiekommission zugelassen werden, dort aushalten; das ist nicht meine Sache.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Machen Sie sich nicht wichtiger, als Sie sind! Ich versuche hier nur, mit bestimmten ausgesprochenen Meinungen zu fragen und zu sagen, wie sie denn gedeutet werden sollten. Denn — hier komme ich noch einmal auf den ersten Satz Ihres Kollegen Strauß zurück — man soll Gesprächen nicht etwas entnehmen, was die andere Seite vielleicht nicht entnimmt. Das hat sich ja nicht nur auf diese Gespräche bezogen.

    (V o r sitz : Vizepräsident Stücklen)

    Ich habe wiederholt mir angesehen, was an Äußerungen und Bewertungen aus den verschiedenen Parteien gekommen ist; das ist eine ganze Menge. Fürchten Sie bitte nicht, daß ich versuchen werde, es hier sozusagen zu klassifizieren.
    In diesen Tagen ist der Programmtext, der Entwurf für ein Grundsatzprogramm der Christlich-Demokratischen Union herausgekommen. Darin ist — zwar nicht zum Gespräch, aber zum Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland — manches Interessante
    enthalten. Ich erspare mir das. Ich muß aber, sehr verehrter Herr Dr. Kohl, auf die Anzüglichkeiten zurückkommen, die anzubringen Sie im Zusammenhang mit mir teils zugeschriebenen, teils von mir gemachten und auch interpretierten und gegen Verzerrungen verteidigten Äußerungen Berlin betreffend für richtig gehalten haben. Ich empfehle Ihnen, obwohl ich keine Abonnement- oder sonstige Werbung für eine Zeitung zu machen pflege, die „Stuttgarter Zeitung" vom 9. Mai zu lesen, die aufmacht: „Die Bonner Parteien unterstreichen ihren Willen zur Entspannung — Meinungsverschiedenheiten über Berlin-Politik bleiben nach Breschnews Besuch bestehen." Dann gibt es die Fortsetzung auf der Seite 2. Da steht sogar — hoffentlich beschweren Sie sich nicht bei denen — die Überschrift: „Wehner lobt Unions-Äußerungen." Das sind also Wiedergaben der Dinge, die Sie hier in einer von Ihnen oder Ihren Mitarbeitern — ich nehme das letztere an — sozusagen mehr oder weniger sorglos zusammengestoppelten Auswahl — auch hinsichtlich der Richtigkeit dessen, was da wiedergegeben worden ist, oder hinsichtlich dessen, wie es ein wenig frisiert worden ist — zu Berlin deutlich gemacht haben.
    Lassen Sie mich bitte folgendes sagen: Wenn Sie sich selber die Mühe machen, das Viermächteabkommen über Berlin vom 3. September 1971 gelegentlich doch noch einmal wieder und wieder anzusehen, wie man das tun sollte,

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das tun wir!)

    und wenn Sie auch die damalige Erklärung der Bundesregierung — sowohl das, was zur Einführung dazu geschrieben worden ist, als auch das, was ausdrücklich als Erklärung der Bundesregierung dazu geschrieben worden ist — in Ihrer Erinnerung auffrischen, dann werden Sie manches finden, das es Ihnen etwas schwerer machen wird, mir Vorwürfe deswegen zu machen, weil ich immer wieder dafür eintrete, dieses Vier-Mächte-Berlin-Abkommen vom 3. September 1971 wie einen kostbaren Schatz zu hüten. Denn es war ein Wunder, daß es damals zu diesem Abkommen gekommen ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Es wäre nichts geworden, wenn es nicht die Verträge gegeben hätte, die wir mit der UdSSR, die wir mit der Volksrepublik Polen, die wir mit der DDR und dann auch noch — das hat sich ein wenig hinausgezögert — mit der CSSR geschlossen haben. Das wissen Sie ganz genau, aber Sie tun so, als seien Sie die Hüter dieses Abkommens und vielleicht sogar die Väter.
    Ich würde nie mit Ihnen darüber streiten, wenn es darum ginge. Alle wollen, daß dieses Abkommen wirklich eingehalten wird. Wir sind ja keine Unterzeichner, wir sind auch keine Mitschöpfer direkt. Das ist das Abkommen der Vier Mächte, die Verantwortung tragen in Berlin, für Berlin, die — daß weiß doch jeder, und es ist wohl keine Sünde, das auszusprechen — über die Rechtsgründe ihres Dort-seins sehr unterschiedliche Auffassungen haben, sich aber dennoch im Stande erwiesen, weil sie übergeordnete Notwendigkeiten nicht mißachten



    Wehner
    wollten, jenes Abkommen damals zustande zu bringen und es auch einhalten zu lassen. Daran sind wir nun allerdings besonders stark interessiert.
    In der Einführung, die damals gegeben worden ist, heißt es:
    Diese Bindungen und die Außenvertretung — von Berlin-West also —
    können auch weiter ausgebaut werden mit der Eingrenzung, die sich aus den auch künftig geltenden Vorbehaltsrechten der Drei Mächte, insbesondere für Sicherheit und Status der Stadt, ergibt.
    Mit diesen Einschränkungen, die auch weiterhin ausschließen, daß West-Berlin durch den Bund regiert und unmittelbare Staatsgewalt der Bundesrepublik Deutschland über die drei Westsektoren ausgeübt wird, werden der Bundespräsident, der Bundeskanzler, die Bundesminister in West-Berlin tätig sein können. Daß das Plenum von Bundestag und Bundesrat und die Bundesversammlung nicht mehr in Berlin zusammentreten dürfen, ist gewiß ein westliches Zugeständnis, das nicht gering wiegt. Die Sitzungen von Fraktionen und Ausschüssen des Deutschen Bundestages, die oft als Anlaß für Spannungen und Behinderungen des Verkehrs benutzt wurden, sollen künftig in der Art, in der sie das Viermächteabkommen ausdrücklich vorsieht, unbestritten stattfinden.
    Da haben Sie Hinweis Nummer eins.
    In der Erklärung der Bundesregierung wird ausdrücklich betont:
    Das Viermächteabkommen hat das rechtliche Grundverhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) nicht geändert. Dieses Grundverhältnis wird nach wie vor nicht nur durch deutsches Verfassungsrecht, sondern auch durch alliierte Vorbehaltsrechte bestimmt. Das deutsche Verfassungsrecht, d. h. die einschlägigen Vorschriften des Grundgesetzes und der Berliner Verfassung, bleibt unverändert; es wird jedoch weiterhin von den alliierten Vorbehaltsrechten überlagert.
    Das muß man sich eben auch immer wieder in Erinnerung bringen,

    (Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    statt den Leuten vorzuspielen, als sei das alles in irgendeiner Form überhaupt erst im Zusammenhang mit dem Viermächteabkommen akut geworden und mit der Art, in der wir, die wir die Bedeutung und den Wert dieses Abkommens kennen und schätzen, uns damit befassen.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/ CSU])

    Nein, alle Bundesregierungen haben diese vorrangigen alliierten Rechte stets als im Interesse der Sicherheit Berlins liegend betrachtet und respektiert.
    Ich zitiere weiter:
    In der Verantwortung, die ihnen für Berlin und
    seine Sicherheit obliegt, haben die Alliierten
    kraft dieses Vorrangs deutsches Verfassungsrecht dergestalt suspendiert, daß Berlin (West) nicht vollgültig in die Verfassungsorganisation des Bundes einbezogen ist und nicht vom Bund regiert wird.
    Ich sage das mit dieser Eindeutigkeit, damit man endlich einmal wieder Gelegenheit nimmt, wenn man es sich schon nicht selbst vornimmt, deutlich zu machen, welche Bewandtnis es tatsächlich mit diesem Abkommen hat.
    Es heißt weiter:
    Die Sicherung der lebensnotwendigen Bindungen zwischen Berlin (West) und der Bundesrepublik Deutschland setzt eine Klarstellung voraus, wie die Drei Mächte die ihnen vorbehaltenen Rechte hinsichtlich Berlins ausüben werden. Diese Klarstellung haben die Alliierten in dem Viermächteabkommen gegeben. Die Beschränkungen, die sich daraus für die Tätigkeit des Bundes und seiner Organe in Berlin ergeben, hält die Bundesregierung für vertretbar, weil die lebenswichtigen Bindungen aufrechterhalten und entwickelt werden können.
    In diesem Rahmen werden Bundesorgane in Berlin (West) in Erscheinung treten können, bleibt das geltende Verfahren für die Anwendbarkeit der Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland in Berlin (West) wie auch die Anwendung von Gesetzen durch die in seinen Angelegenheiten tätigen Verwaltungs- und Gerichtsinstanzen unverändert und wird an der Anwesenheit von Behörden und Einrichtungen des Bundes in Berlin nichts geändert.
    Das ist also alles klar. Dies vertrete ich uneingeschränkt. Ich warne nur immer davor, sich leichtfertig zu bewegen oder fortgesetzt Testversuche machen zu wollen, weil das dann jedesmal hinterher außerdem noch bezahlt werden muß. Ich empfehle Ihnen also, ehe Sie mich zum Prügelknaben der Nation in Berlin-Fragen machen, den Sie immer brauchen, sich wenigstens noch einmal genau an die Beziehung meiner Warnungen, meiner Mahnungen oder auch meiner Bitten zu dem zu erinnern, was dieses Abkommen tatsächlich enthält, was dadurch weiter möglich gemacht worden ist, was aber nicht noch hinzugefügt werden darf, was in dieser Beziehung Sache ist.