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ID0804707900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/47 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 47. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Malaysischen Unterhauses und einer Delegation . 3555 A Begrüßung der Vorsitzenden der britischen Kommission für Kommunalpolitik, Baroness Bea Serota, des Ombudsmann von Finnland, Dr. Aalto, und des Beauftragten der Stadt Zürich in Beschwerdesachen, Dr. Vontobel 3566 A Begrüßung einer Delegation des Parlaments von Kenia 3571 A Abwicklung der Tagesordnung . . . . 3555 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . 3555 D Fortsetzung der Aussprache über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1978 (Haushaltsgesetz 1978) — Drucksache 8/950 — in Verbindung mit Fortsetzung der Beratung des Finanzplans des Bundes 1977 bis 1981 — Drucksache 8/951 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU Anwendung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft — Drucksachen 8/876, 8/983, 8/992 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/987 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steuerentlastung und Investitionsförderung — Drucksachen 8/900, 8/905 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/988 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/984, 8/992 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 47. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zum Abbau der Überbesteuerung der Arbeitnehmer und Betriebe sowie zur Erhöhung des Kindergeldes für Kinderreiche (Steuerentlastungsgesetz 1978) — Drucksache 8/592 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/988 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/985, 8/992 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steuerentlastung und Investitionsförderung — Drucksache 8/974 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/988 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/986, 8/992 — Dr. Langner CDU/CSU . . . . 3556 D, 3573 C Dr. Diederich (Berlin) SPD . . . 3558 D, 3576 B Dr. Kreile CDU/CSU . . . . . . . . . 3560 C Dr. Böhme (Freiburg) SPD 3566 A Frau Funcke FDP 3571 A Frau Matthäus-Maier FDP 3578 A Dr. Apel, Bundesminister BMF 3580 D Dr. von Wartenberg CDU/CSU . 3582 B, 3585 D Porzner SPD 3586 A Stutzer CDU/CSU 3586 C Dr. Spöri SPD 3587 C Schmidt, Bundeskanzler 3596 A Dr. Kohl CDU/CSU . . . . . . . . 3607A Mischnick FDP 3619 B Dr. Ehmke SPD 3623 D Namentliche Abstimmungen . . 3591 A, 3592 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Sechsten Gesetz über die Erhöhung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern (Sechstes Bundesbesoldungserhöhungsgesetz) — Drucksache 8/998 — Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 3594 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1977 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1977) — Drucksache 8/365 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/970 — Dr. Warnke CDU/CSU . . . . . . . 3626 C Roth SPD 3628 C Angermeyer FDP 3630 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Reiseveranstaltungsvertrag — Drucksache 8/786 — Dr. de With, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 3632 B Dr. Hennig CDU/CSU . . . . . . . . 3633 B Dr. Schöfberger SPD 3635 C Kleinert FDP 3637 C Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes — Drucksache 8/971 — . 3638 B Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Pockenschutzimpfung — Drucksache 8/933 — 3638 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Durchführung einer Repräsentativstatistik auf dem Gebiet des Wohnungswesens (Wohnungsstichprobengesetz 1978) — Drucksache 8/921 — 3638 C Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung des Weihnachts-Freibetrages und Verbesserung der Abschreibungsbedingungen — Drucksache 8/990 — 3638 C Beratung der Ubersicht 3 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/925 — 3638 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 47. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 III Bundeseigenes Gelände in Wilhelmshaven, Rüstersieler Groden; hier: Veräußerung einer Teilfläche an das Land Niedersachsen — Drucksache 8/937 — . . . . . . . . 3638 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend die Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren — Drucksachen 7/5222, 8/913 — 3639 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Luftreifen von Kraftfahrzeugen und ihren Anhängern — Drucksachen 8/55, 8/934 — 3639 A Beratung der Beschlußempfehlung des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG, Euratom, EGKS) des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 3177/76 des Rates zur Angleichung der Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten der Europäischen Gemeinschaften und der sonstigen Bediensteten der Gemeinschaften sowie der Berichtigungskoeffizienten, die auf diese Dienst- und Versorgungsbezüge anwendbar sind Vorschlag zur Änderung des Verfahrens für die Angleichung der Dienstbezüge der Beamten und der sonstigen Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften — Drucksachen 8/850, 8/947 — 3639 B Nächste Sitzung 3639 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3641* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 47. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 3555 47. Sitzung Bonn, den 6. Oktober 1977 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 6. 10. Dr. van Aerssen * 7. 10. Dr. Ahrens ** 7. 10. Dr. Aigner * 7. 10. Alber ** 7. 10. Dr. Bardens ** 7. 10. Dr. Bayerl * 6. 10. Dr. von Bismarck 7. 10. Blumenfeld * 7. 10. Böhm (Melsungen) ** 7. 10. Frau von Bothmer ** 7. 10. Brandt 7. 10. Büchner (Speyer) ** 7. 10. Frau Eilers (Bielefeld) 7. 10. Dr. Enders ** 7. 10. Dr. Evers ** 7. 10. Dr. Früh * 6. 10. Dr. Geßner ** 7. 10. Haase (Fürth) * 7. 10. Handlos ** 7. 10. Frau Dr. Hartenstein 7. 10. von Hassel ** 7. 10. Helmrich 7. 10. Hoffmann (Saarbrücken) * 6. 10. Dr. Holtz** 7. 10. Dr. Jahn (Braunschweig) * 7. 10. Dr. Klepsch * 7. 10. Klinker* 7. 10. Lagershausen* * 7. 10. Lange * 7. 10. Lemmrich * 7. 10. Lemp * 7. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Lenzer ** 7. 10. Marquardt ** 7. 10. Dr. Mende ** 7. 10. Milz ** 7. 10. Möhring 7. 10. Dr. Müller ** 7. 10. _ Müller (Mülheim) * 7. 10. Müller (Wadern) * 7. 10. Dr. Müller-Hermann * 7. 10. Pawelczyk ** 7. 10. Reddemann ** 7. 10. Dr. Schäuble ** 7. 10. Scheffler ** 7. 10. Schmidhuber ** 7. 10. Schmidt (Kempten) ** 7. 10. Schmidt (München) * 7. 10. Schmidt (Würgendorf) ** 7. 10. Schmöle 7. 10. Schreiber * 6. 10. Schwabe ' 7. 10. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 7. 10. Dr. Schwörer * 7. 10. Seefeld * 7. 10. Sieglerschmidt * 6. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 7. 10. Dr. Starke (Franken) * 7. 10. Dr. Staudt 7. 10. Frau Steinhauer 7. 10. Ueberhorst ** 7. 10. Dr. Vohrer ** 7. 10. Frau Dr. Walz * 7. 10. Wawrzik * 7. 10. Wehner 7.10. Windelen 7. 10. Dr. Wörner 7. 10. Würtz * 7. 10. Zebisch ** 7. 10. Zeyer * 7. 10. Zywietz * 6. 10.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Warnke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Der ERP- Wirtschaftsplan 1977, über den wir heute zu befinden haben, ist in der Bundesrepublik Deutschland d e r Investitionshaushalt schlechthin: eine Finanzmasse von nahezu 3 Milliarden DM, nichts davon Personalkosten, nichts davon Einkommenstransfers, nichts davon für den individuellen oder den sozialen Konsum, sondern geballt einsetzbar für Investitionen in den Bereichen Mittelstand, Gemeinden, Berlin-Hilfe und Entwicklungshilfe.
    Für die CDU/CSU-Fraktion ist dabei die Mittelstandsförderung der überragende Schwerpunkt des ERP-Wirtschaftsplans. Entsprechend Geist und Buchstaben jenes Entwurfs eines Mittelstandsförderungsgesetzes, das wir — zwei Wochen ist es her — hier eingebracht und begründet haben, werden wir die Mittel aus den Rückflüssen und den Zuwachsraten des ERP-Wirtschaftsplanes Jahr für Jahr auf diesen Schwerpunkt der Mittelstandsförderung konzentrieren. ERP ist ein Instrument zur Gegensteuerung gegen die mittelstandsfeindlichen Wirkungen der Kreditpolitik. Gerade die Kreditpolitik, meine Damen und Herren, war in den letzten Jahren für den Mittelstand falsch gepolt.

    (Roth [SPD] : Angriff auf die Bundesbank!)

    Sie gab Anreize nur für die Großen, aber Entmutigungen für die Kleinen. Im Würgegriff der Hochzinspolitik, die die Bundesbank betreiben mußte,

    (Roth [SPD]: Wollen Sie etwa die Autonomie der Bundesbank abschaffen?)

    weil die Bundesregierung in ihrer wirtschaftspolitischen Verantwortung versagt hatte,

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    sind viele der Kleinen auf der Strecke geblieben,

    (Widerspruch bei der SPD)

    während sich die Multis zu 7 % in der Schweiz bedienen konnten.

    (Dr. Ritz [CDU/CSU] : So ist das!)

    Noch nie ist Wirtschaftspolitik so sehr zugunsten der Großen und zu Lasten der Kleinen betrieben worden wie in jenen sieben Jahren, in denen Sie die Verantwortung dafür tragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ritz [CDU/CSU]: Leider wahr!)




    Dr. Warnke
    Die Mittel des ERP-Wirtschaftsplans

    (Roth [SPD]: Ernst bleiben, Herr Warnke!)

    stellen die Weichen für den Mittelstandskredit in die richtige Richtung. Sie geben dem Handwerker, dem Einzelhändler, dem Kleingewerbetreibenden Kredit, der niedrigverzinslich, langfristig und vor allem frei von den Schwankungen des Diskontsatzes ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Weil der Umfang dieser Kredite in der Vergangenheit aber zu gering gewesen ist, waren die Mittel oft schon nach wenigen Wochen erschöpft. Deshalb mußten sich viele mittelständische Unternehmen am Kapitalmarkt verschulden. Hierin liegt eine der entscheidenden Ursachen — neben den Versäumnissen der allgemeinen Wirtschaftspolitik — für die über 30 000 Kon- kurse und Vergleichsverfahren in den Jahren seit 1974, von denen hauptsächlich mittelständische Unternehmen betroffen waren. Deshalb haben wir von der CDU/CSU-Fraktion uns seit Jahren konsequent für die Erweiterung der ERP-Mittelstandsförderung eingesetzt.
    Diesmal allerdings, im 30. Jahr nach dem Beginn des Marshallplanes, dem das ERP-Wirtschaftsvermögen seine Existenz verdankt, haben wir einen zusätzlichen Anlaß, die strukturpolitische Rolle des ERP-Vermögens zu betonen; denn dieses Sondervermögen ist der beste Beweis dafür, daß man auch mit marktwirtschaftskonformen Mitteln wirksam Strukturpolitik betreiben kann.

    (Dr. Ritz [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Diese marktwirtschaftskonforme Strukturpolitik bedient sich der Anreize, nicht der Gebote und Verbote, nicht des Rätesystems, nicht des Einsatzes von Investitionsräten oder Strukturräten als Vorstufe zur planwirtschaftlichen Lenkung.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen bei der SPD Immer [Altenkirchen] [SPD] : Wer hat denn das geschrieben, was Sie da sagen?)

    Es bleibt dem einzelnen überlassen, ob er sich ihrer bedienen will oder ob er sich ihrer nicht bedienen will.
    Das ERP-Sondervermögen dient einer freiheitlichen, einer marktwirtschaftlichen Strukturpolitik. Das gilt auch für die Regionalpolitik; denn für Handel, Handwerk und Kleingewerbe, denen keine Investitionszulagen und Investitionszuschüsse gewährt werden, ist es nur über den ERP-Wirtschaftsplan möglich, über die unterschiedlichen Zinssätze eine zusätzliche Förderung zu erhalten. Die CDU/CSU-Fraktion hat sich deshalb für die Aufrechterhaltung der bisherigen Zinsdifferenzierung ausgesprochen, und zwar mit Nachdruck ausgesprochen, als der Bundeswirtschaftsminister vor vier Wochen anläßlich der geplanten Senkung der Zinsen beim ERP-Programm diese Zinsdifferenzierung zu Lasten des Zonenrandgebietes und zu Lasten Berlins verändern wollte.
    Wir haben uns mit dieser Auffassung durchgesetzt. Minister Friderichs hat in einer Entscheidung, die in seinem Zuständigkeitsbereich, nicht in dem des Parlaments, lag, der Auffassung des Parlaments Rechnung getragen und seine vorbereitete Entscheidung umgestoßen. Für diesen Akt der Zusammenarbeit mit dem Parlament — dadurch war sein Stil gegenüber dem Parlament gekennzeichnet — möchte ich dem scheidenden Minister als Oppositionssprecher an dieser Stelle danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    Minister Friderichs hat damit ein Zeichen gesetzt, auch für seinen Nachfolger Lambsdorff, der, wie ich hoffe, wenigstens an der Übertragungsanlage diese Worte über die Notwendigkeit, die Regionalpolitik weiterzuentwickeln, mithören kann. In dein uns jetzt vorgelegten Haushaltsentwurf sind die Arbeitsplatzförderungsmittel im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe gegenüber 1977 um 40 Millionen DM gekürzt worden.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Der neue Minister wird also schnell Gelegenheit haben, seine regionalpolitische Standfestigkeit zu beweisen. Denn die Aufstockungen im ERP-Haushalt zugunsten der Mittelstandsförderung, zugunsten der Schaffung neuer Arbeitsplätze, insbesondere im Existenzgründungsprogramm, die wir gefordert, die wir begrüßt haben und die wir mittragen, werden natürlich neutralisiert und zunichte gemacht, wenn gleichzeitig die Arbeitsplatzbeschaffungsmittel im Haushalt der Gemeinschaftsaufgabe gegenüber den Ansätzen für dieses Jahr um 40 Millionen DM gesenkt werden. Diesen Schwindel werden wir von der CDU/CSU nicht mitmachen. Jede Kürzung der Arbeitsplatzförderungsmittel wird auf unseren erbitterten Widerstand stoßen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Noch eines sage ich in aller Deutlichkeit denen, die es angeht — sie sollen es hören, und sie werden es spüren —:

    (Oh-Rufe bei der SPD)

    Mit unserer Auffassung vom ERP als wirksamstes Instrument der Mittelstandsförderung ist es unvereinbar — wir werden• das nicht zulassen —, daß es zur Selbstbedienung von Großunternehmen der öffentlichen Hand zweckentfremdet wird. ERP ist für den Mittelstand, und der ist gewohnt, sparsam zu wirtschaften.
    Mustergültig ist das Existenzgründungsprogramm, das den dringend notwendigen Nachwuchs der Selbständigen fördern soll. Mit nur 13 000 DM Einsatz an Kreditmitteln pro neugeschaffenen Arbeitsplatz liegt es in der günstigsten Aufwand-Ertrag-Relation für alle öffentlichen Arbeitsplatzförderungsprogramme. 13 000 DM rückzahlbarer Kredit für die Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes und oft das Zwanzigfache und mehr an Zuschuß bei den kapitalintensiven Unternehmen! Für uns ist das Anlaß, auch einmal jenen jungen Menschen Dank zu sagen, die heute den Mut zum Wagnis der Selbständigkeit besitzen und damit einen unverzichtbaren Beitrag zur



    Dr. Warnke
    Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit unseres marktwirtschaftlichen Systems leisten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist uns auch Anlaß, jenen Einrichtungen Dank zu sagen, die diese Programme verwalten und mit hohen eigenen Mitteln, in Milliardenhöhe, fördern und vervollständigen. Ich meine die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Lastenausgleichsbank, die jenes Existenzgründungsprogramm in eigener Regie durchführt, und ich meine auch die Kreditgarantiegemeinschaften. Mit den bisher eingesetzten ERPHaftungsfondsdarlehen im Gesamtbetrag von 36 Millionen DM haben die Kreditgarantiegemeinschaften inzwischen weit mehr als 50 000 Einzelbürgschaften im Gesamtbetrag von über 3,5 Milliarden DM, also weit mehr als das Hundertfache dieses eingesetzten Betrages an Bürgschaften übernommen und in der Mehrzahl der Fälle damit überhaupt erst die Voraussetzungen geschaffen, daß die staatliche Wirtschaftsförderung des Bundes bei diesen kleinen und mittleren Unternehmen ansetzen konnte. Das ist auch der Grund gewesen, weshalb wir uns im Wirtschaftsausschuß über gewisse formale Bedenken des Bundesrechnungshofes hinweggesetzt und den Ansatz für die Kreditgarantiegemeinschaften nicht gestrichen, wie es der Bundesrechnungshof verlangt hatte, sondern im Gegensatz verdoppelt haben.
    Aber wenn der SPD-Parteivorstand in seinem famosen Beschluß vom 19. September 1977 vorausschauende Strukturpolitik fordert mit einem Strukturfonds zur Förderung strukturpolitischer Investitionen aus den Geldern des ERP-Sondervermögens, aus den Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau und aus den Mitteln des Haushaltes, dann wollen Sie offensichtlich nicht nur Strukturräte, sondern — von Ihrem Standpunkt aus durchaus konsequent — Sie legen gleich auch noch Butter bei die Fische. Sie geben nämlich den Strukturräten auch noch die Milliarden an Finanzmitteln in die Hand, die dann als Schraube benutzt werden, um daran zu drehen und den Mechanismus der Marktwirtschaft in seinem ordnungsgemäßen Ablauf so lange zu stören, bis Sie ihre Abschaffung verlangen können.

    (Roth [SPD]: Na, na!)

    Das erfolgreiche marktwirtschaftliche Zusammenspiel zwischen ERP-Sondervermögen, Kreditanstalt für Wiederaufbau und Haushalt werden wir auch gegen solche Anschläge aus der linken Ecke zu verteidigen wissen. Dem neuen Wirtschaftsminister, an dessen Geld die SPD mit diesem Vorschlag ja nun gehen möchte, kann ich in Abwandlung eines bekannten Wortes nur zurufen: Lambsdorff, bleibe hart!
    Wir wollen auf dem Wege weitergehen, den in den letzten Jahren die CDU/CSU-Fraktion in den Beratungen von Ausschuß und Plenum konsequent verfolgt hat: Stärkung der Schwerpunkte Mittelstand mit den Hauptpfeilern Existenzgründung und Regionalpolitik. Wenn diese Programme von der Regierung entsprechend ihrer Ankündigung erweitert und ausgebaut werden, dann werden wir das mittragen und unterstützen. Konkret gesagt: an jene Umpolung von über 100 Millionen DM im ERP-Wirtschaftsplan, zu der Sie, verehrte Kollegen von der sozialdemokratischen Fraktion und von der FDP-Fraktion, sich einstimmig im Wirtschaftsausschuß seit Jahr und Tag bereit erklärt haben und die Sie auch diesmal wieder gegenüber Ihrer Regierung nicht durchsetzen konnten, an diese Umpolung wird Sie die CDU/CSU-Fraktion auch in den kommenden Jahren mahnend erinnern, so lange, bis sie vollzogen worden ist — am besten, glaube ich, durch eine Mehrheit der Union.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Wir fahren in der Aussprache fort.
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Roth.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sie können sich beruhigen. Er ist es tatsächlich.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Wir sind gar nicht aufgeregt! — Kiechle [CDU/CSU] : Ich freue mich ja!)

    — Vielen Dank. Dann ist es gegenseitig.
    An diesem Tag muß ich zu dieser Stunde meine tiefe Befriedigung darüber zum Ausdruck bringen, daß ein finanzwirtschaftlich-wirtschaftspolitisches Gesetz in diesem Bundestage, wenn ich den Herrn Vorredner richtig verstanden habe, einstimmig verabschiedet wird. Das ist gut. Es ist ein Gesetz — Herr Warnke hat darauf hingewiesen —, das vor allem den mittleren Schichten in diesem Lande hilft, das zugegebenerweise vor allem Hilfe für mittlere und kleinere Unternehmen ist. Wir nehmen dankbar zur Kenntnis, daß die Opposition zustimmt. Wir wären nur froh, wenn sie in diesem Bundestage auch bei Gesetzen zustimmte, bei denen es um die kleinen Leute in diesem Lande geht, wie beispielsweise beim Grundfreibetrag in der Steuergesetzgebung von heute morgen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Ich möchte, Herr Warnke, zu Ihren Ausführungen drei Bemerkungen machen. Die erste Bemerkung betrifft Ihre Kritik der Deutschen Bundesbank und der Autonomie der Deutschen Bundesbank. Ihre Kritik der Hochzinspolitik der Deutschen Bundesbank der letzten Jahre, also bis vor anderthalb Jahren, kann ich nur so verstehen, daß Sie vom Parlament oder von der Regierung her — das ist ja Ihre Hoffnung, wenn ich Sie richtig verstanden habe —, von der politischen Seite her die Zinspolitik der Deutschen Bundesbank bestimmen wollen.

    (Dr. Warnke [CDU/CSU] : Das verstehen Sie völlig falsch!)

    Ich bin interessiert, das zu hören. Das wird auch Frankfurt mit Interesse hören.

    (Dr. Ritz [CDU/CSU] : Frankfurt nicht!)

    Wir jedenfalls werden in dieser Frage etwas differenzierter vorgehen. Sie haben einen strukturpo-



    Roth
    litischen Beschluß des SPD-Parteivorstandes zitiert. Darin steht, daß es für die Zukunft notwendig ist, daß die Deutsche Bundesbank auf alle Ziele des Stabilitätsgesetzes verpflichtet werden muß. Das wird vor allem im Sinne der gegenseitigen Diskussion stattfinden müssen. Wir sind jedenfalls nicht bereit, jetzt nachträglich eine große Zinsschelte in Richtung auf Frankfurt hier zu starten.

    (Zustimmung bei der SPD — Dr. Ritz [CDU/CSU]: Ein altes Problem! Das haben wir diskutiert, als Sie noch gar nicht hier waren!)

    Zweiter Punkt! Verehrter Herr Warnke, Sie haben nun die Räterepublik entdeckt. Ich habe Sie nicht richtig verstanden. Sie müßten das vielleicht in der Offentlichkeit noch einmal präzisieren. Wollen Sie den Mittelstandsbeirat beim Wirtschaftsministerium abschaffen? Oder gegen was wendet sich denn Ihre Räterepublik-Ahnung oder -Hoffnung oder kämpferische Einstellung? Wir haben seit Jahren ein Beratungsorgan der mittelstandsorientierten Gruppierungen in diesem Lande beim Wirtschaftsministerium, und die Sozialdemokratische Partei fordert ein Beratungsorgan für die Bundesregierung und für das Parlament im Bereich der Strukturpolitik. Sie sagen zum Mittelstandsbeirat — das vernehme ich jedenfalls sonst immer in den Ausschußsitzungen — ja. Dann frage ich mich: Wie können Sie plötzlich von der Räterepublik sprechen, wenn man einen Strukturrat der sozialen Gruppen für einen anderen Bereich der Wirtschaftspolitik einrichten will.
    Es folgt eine dritte Bemerkung zur Zinsdifferenzierung im Lande, zwischen Berlin, zwischen Zonenrand und zwischen den anderen Gebieten. Herr Warnke, ich habe es mit Befriedigung zur Kenntnis genommen, daß Sie jetzt für regionale Zinsdifferenzierung sind. Wer für regionale Zinsdifferenzierung ist, ist mittelbar auch für investitionslenkende Maßnahmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nicht anders als durch Zinsdifferenzen kann man Investitionen in einem marktwirtschaftlichen System steuern und lenken. Auch da müßten Sie einmal geistig, theoretisch, politisch, wirtschaftspolitisch ein bißchen mehr Klarheit bei sich schaffen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke)

    Ich finde es bei Ihnen so unangenehm, daß Sie hier Popanze aufbauen. Sie können die sozialdemokratischen Beschlüsse auf diesem Gebiete gut oder weniger gut finden; das ist Ihre Sache. Sie sollten aber endlich einmal in eine wirtschaftspolitische Diskussion mit den Verantwortlichen in diesem Lande, mit den Wissenschaftlern, mit vielen Publizisten eintreten und nicht jeweils einen ideologischen Popanz vorn ans Pult stellen und nebenbei noch bei der Rede lächeln, weil Sie selber wissen, daß es eigentlich Quatsch ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Also lassen Sie das.
    Ich bin jetzt endlich zu meinem eigentlichen Thema vorgedrungen, nachdem ich mich mit Ihren Bemerkungen beschäftigt habe, nämlich zum ERP-Sondervermögen. Herr Warnke, wir sind uns darüber einig, daß es notwendig war, die Kreditgarantiegemeinschaft und ihre Förderung nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen, weil wir glauben, daß hier ein positiver Multiplikator für Kredite der privaten Wirtschaft entwickelt ist. Ich bin dafür, das auch in Zukunft weiter zu machen. Wir haben durch unsere Entscheidung ausdrücklich dem Rechnungshof widersprochen — ich sage das an dieser Stelle, weil der Rechnungshof ein Hilfsorgan des Parlaments ist —, in der wir sagen: Diese formalrechtlich sicherlich verständlichen Bemerkungen sind nicht tragfähig. Wir können hier nicht mit einer formalrechtlichen Begründung, die zudem solche und solche Argumente zuläßt, eine bewährte Organisationsform der Hilfe der mittleren und kleinen Unternehmen praktisch austrocknen. Ich bin dafür, das so zu machen, und es ist schön, daß wir das im Ausschuß einstimmig zustande gebracht haben.
    Ich komme zum zweiten Bereich. Wir haben in diesem Wirtschaftsplangesetz die Beträge für die Neugründungs-, für die Existenzgründungsdarlehen erhöht. Wir haben 'dankbar zur Kenntnis genommen, daß das Bundeswirtschaftsministerium durch Verhandlungen mit der Lastenausgleichsbank hier noch andere Deckungsmittel verfügbar gemacht hat. Es ist sehr interessant, daß wir in diesem Jahr 1977, in dem angeblich der Zusammenbruch der kleinen und mittleren Unternehmen vor der Tür steht, mit den bereitgestellten Mitteln für Neugründungen von kleinen und mittleren Unternehmen nicht zurechtkommen, sondern sie aufstocken müssen. Das zeigt auch, daß trotz mancher Konkurse, trotz der Marktauslese — so muß man wohl sagen — in vielen neuen Bereichen aktive Neugründungen stattfinden. Wir als sozialdemokratische Bundestagsfraktion unterstützen dies. Insbeosndere unterstützen wir auch die Erklärung der Regierung, im nächsten Wirtschaftsplangesetzentwurf 500 Millionen DM für diesen Bereich vorzusehen.
    Lassen Sie mich eine Bemerkung zur Berlin-Hilfe machen, weil auch Herr Warnke das mittelbar angesprochen hat. Die Berlin-Hilfe läuft, wie wir wissen, gut ab; sie wird in Anspruch genommen. Ich persönlich verhehle nicht, daß mir ein zu großer Anteil der Berlin-Hilfe in einem Feuerwehreinsatz für ein öffentliches Unternehmen eingesetzt ist. Ich sage das ganz deutlich. Nur, Herr Warnke, es ist ja nicht so, wie Sie es unter der Hand hier verbreiten wollen, als sei das ein Unternehmen, das im staatswirtschaftlichen Bereich praktisch pleite gemacht habe oder am Rand des Ruins gewesen sei und das dann eben subventioniert werden müsse. Vielmehr wissen wir alle, daß in diesem Bereich Ihr Minister Dollinger im Jahr 1966 zur Verstaatlichung gegriffen hat, weil Arbeitsplätze konkret gerettet werden mußten. Auf Grund spezifischer Standortbedingungen in Berlin ist es nur allmählich möglich geworden', hier Verbesserungen durchzusetzen. Wir sollten das nicht plakativ unter dem Thema „Staat oder Privatwirtschaft?" 'debattieren, sondern gemeinsam offen bekennen, daß dieses Unternehmen, das derzeit in staatlicher Hand ist, deshalb in staatliche Hand gekommen ist, weil seine Zweige unter privatwirtschaftlicher Führung damals in den Keller gefahren
    3630 Deutscher Bundestag 8. Wahlperiode — 47. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977
    Roth
    wurden. Wir werden uns bemühen — der Ausschuß jedenfalls hat das beschlossen —, in diesem Bereich eine stärkere Kontrolle als bisher durchzusetzen.
    Es gibt im Wirtschaftsplangesetz Bereiche, die in diesem Jahr nicht überholt und überarbeitet werden konnten, weil die Einbringung des Gesetzentwurfs so spät stattgefunden hat — nicht aus Schuld der Regierung, sondern auf Grund der Wahlen im vorigen Spätherbst. Ich hätte mir gewünscht — ich sage das auch unter dem Aspekt der parlamentarischen Kontrolle aus einer Regierungsfraktion heraus —, daß wir manche Abschnitte genauer angeguckt, Schwergewichte verlagert und neue Ideen in einzelnen Bereichen vorgeschlagen hätten. Das ging auf Grund der Zeitlage nicht.
    Ich möchte ein Beispiel nennen. Ich will mir ganz genau angucken, warum Sonderprogramme für Vertriebene mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im mittelständischen Bereich noch notwendig sind und warum nicht alle Gruppen aus dem Vertriebenenlager genauso behandelt werden können wie junge Leute, die beispielsweise einen neuen Betrieb gründen wollen, aber nicht aus dem Vertriebenenlager kommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das leuchtet mir so nicht mehr ein. Ich lasse mich überzeugen, wenn tragfähige Argumente kommen. Sicher wird in Richtung auf Spätaussiedler ein Sonderprogramm in ein künftiges Wirtschaftsplangesetz eingesetzt werden müssen. Ich bin dafür, hier konkret zu überprüfen.
    Ein zweiter Aspekt. Wir sind jetzt im Jubiläumsjahr des 30jährigen Bestehens des ERP-Sondervermögens und der Marshallplanhilfe. Ich frage mich, ob es unserer internationalen Verantwortung gerecht wird, daß dieses ERP-Sondervermögen in so kleinem Umfang im Bereich internationaler Solidarität und internationaler Hilfe für wirtschaftlich und sozial bedrängte Staaten eingesetzt wird. Ich halte das für eine berechtigte Frage. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben nach 1947 auf Vorschlag des damaligen Außenministers Marshall dieses Programm als ein Programm der internationalen Solidarität entwickelt. Ich frage mich, ob es der Wirtschaftskraft der Bundesrepublik Deutschland nicht besser entspräche, wenn wir diesen Grundgedanken des Modells und des Plans stärker aufgreifen würden. Jedenfalls kündige ich seitens der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei an, daß wir im nächsten Jahr Vorschläge auf diesem Gebiet ernsthaft überprüfen werden. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, die Hilfe für entwicklungspolitische Initiativen und Aktivitäten von kleinen und mittleren Unternehmen mit Hilfemaßnahmen aus dem ERP-Sondervermögen zu koppeln. Ich halte es für eine interessante Fragestellung, die Grundkonzeption unseres Marshall-Plans, unseres ERP-Wirtschaftsplans, nämlich kleine und mittlere Unternehmen in die Lage zu versetzen, konkurrenzfähig mit und leistungsfähig gegenüber den großen Unternehmen zu sein, mit der Idee einer stärkeren Hilfe für die benachteiligten Regionen dieser Welt zu koppeln. Wir werden das jedenfalls untersuchen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir hören nun immer wieder von verschiedensten Seiten Argumente gegen das ERP-Wirtschaftsvermögen und das Wirtschaftsplangesetz in der Richtung, hier handle es sich um einen Schattenhaushalt, der neben dem eigentlichen Etat laufe und eigentlich eine Rechtsverletzung sei. Ich will hier seitens meiner Fraktion ausdrücklich feststellen, daß wir es für richtig und vertretbar halten, dieses ERP-Sondervermögen nicht nur in der Substanz zu erhalten, sondern auch zu vermehren und in Zukunft als flexibles Element der Wirtschaftshilfe im nationalen und internationalen Maßstab einzusetzen. Wer dem Herrn Wirtschaftsminister und dem Herrn Finanzminister gestern und vorgestern zugehört hat, wer ihre Skepsis bezüglich der Flexibilität der öffentlichen Haushalte in Bund, Ländern und Gemeinden gehört hat — Herr Friderichs hat z. B. ausgeführt, er frage sich, ob die Steuerpolitik und die Haushaltspolitik eigentlich heute noch konjunkturpolitisch und strukturpolitisch flexibel eingesetzt werden können, wie es wünschenswert ist —, wer alles dies an Bedenken gegen den Etat und gegen die Steuergesetzgebung in sich trägt und ernst nimmt — ich nehme das ernst —, der muß wissen, daß das ERP-Plan-Gesetz kein Gesetz im Rahmen eines halbdunklen Schattenhaushalts ist, sondern ein legitimes Instrument dieses Deutschen Bundestages zur Verbesserung der Struktur unserer Wirtschaft, insbesondere der mittleren und kleinen Unternehmen. Wir als Sozialdemokraten werden dieses Instrumentarium nicht nur erhalten, sondern ausbauen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)