Rede:
ID0804707000

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 8047

  • date_rangeDatum: 6. Oktober 1977

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    Plenarprotokoll 8/47 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 47. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Malaysischen Unterhauses und einer Delegation . 3555 A Begrüßung der Vorsitzenden der britischen Kommission für Kommunalpolitik, Baroness Bea Serota, des Ombudsmann von Finnland, Dr. Aalto, und des Beauftragten der Stadt Zürich in Beschwerdesachen, Dr. Vontobel 3566 A Begrüßung einer Delegation des Parlaments von Kenia 3571 A Abwicklung der Tagesordnung . . . . 3555 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . 3555 D Fortsetzung der Aussprache über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1978 (Haushaltsgesetz 1978) — Drucksache 8/950 — in Verbindung mit Fortsetzung der Beratung des Finanzplans des Bundes 1977 bis 1981 — Drucksache 8/951 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU Anwendung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft — Drucksachen 8/876, 8/983, 8/992 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/987 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steuerentlastung und Investitionsförderung — Drucksachen 8/900, 8/905 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/988 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/984, 8/992 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 47. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zum Abbau der Überbesteuerung der Arbeitnehmer und Betriebe sowie zur Erhöhung des Kindergeldes für Kinderreiche (Steuerentlastungsgesetz 1978) — Drucksache 8/592 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/988 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/985, 8/992 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Steuerentlastung und Investitionsförderung — Drucksache 8/974 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/988 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 8/986, 8/992 — Dr. Langner CDU/CSU . . . . 3556 D, 3573 C Dr. Diederich (Berlin) SPD . . . 3558 D, 3576 B Dr. Kreile CDU/CSU . . . . . . . . . 3560 C Dr. Böhme (Freiburg) SPD 3566 A Frau Funcke FDP 3571 A Frau Matthäus-Maier FDP 3578 A Dr. Apel, Bundesminister BMF 3580 D Dr. von Wartenberg CDU/CSU . 3582 B, 3585 D Porzner SPD 3586 A Stutzer CDU/CSU 3586 C Dr. Spöri SPD 3587 C Schmidt, Bundeskanzler 3596 A Dr. Kohl CDU/CSU . . . . . . . . 3607A Mischnick FDP 3619 B Dr. Ehmke SPD 3623 D Namentliche Abstimmungen . . 3591 A, 3592 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Sechsten Gesetz über die Erhöhung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern (Sechstes Bundesbesoldungserhöhungsgesetz) — Drucksache 8/998 — Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 3594 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1977 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1977) — Drucksache 8/365 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/970 — Dr. Warnke CDU/CSU . . . . . . . 3626 C Roth SPD 3628 C Angermeyer FDP 3630 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Reiseveranstaltungsvertrag — Drucksache 8/786 — Dr. de With, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 3632 B Dr. Hennig CDU/CSU . . . . . . . . 3633 B Dr. Schöfberger SPD 3635 C Kleinert FDP 3637 C Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes — Drucksache 8/971 — . 3638 B Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Pockenschutzimpfung — Drucksache 8/933 — 3638 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Durchführung einer Repräsentativstatistik auf dem Gebiet des Wohnungswesens (Wohnungsstichprobengesetz 1978) — Drucksache 8/921 — 3638 C Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung des Weihnachts-Freibetrages und Verbesserung der Abschreibungsbedingungen — Drucksache 8/990 — 3638 C Beratung der Ubersicht 3 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/925 — 3638 D Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 47. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 III Bundeseigenes Gelände in Wilhelmshaven, Rüstersieler Groden; hier: Veräußerung einer Teilfläche an das Land Niedersachsen — Drucksache 8/937 — . . . . . . . . 3638 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend die Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren — Drucksachen 7/5222, 8/913 — 3639 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Luftreifen von Kraftfahrzeugen und ihren Anhängern — Drucksachen 8/55, 8/934 — 3639 A Beratung der Beschlußempfehlung des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG, Euratom, EGKS) des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 3177/76 des Rates zur Angleichung der Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten der Europäischen Gemeinschaften und der sonstigen Bediensteten der Gemeinschaften sowie der Berichtigungskoeffizienten, die auf diese Dienst- und Versorgungsbezüge anwendbar sind Vorschlag zur Änderung des Verfahrens für die Angleichung der Dienstbezüge der Beamten und der sonstigen Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften — Drucksachen 8/850, 8/947 — 3639 B Nächste Sitzung 3639 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3641* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 47. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 6. Oktober 1977 3555 47. Sitzung Bonn, den 6. Oktober 1977 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 6. 10. Dr. van Aerssen * 7. 10. Dr. Ahrens ** 7. 10. Dr. Aigner * 7. 10. Alber ** 7. 10. Dr. Bardens ** 7. 10. Dr. Bayerl * 6. 10. Dr. von Bismarck 7. 10. Blumenfeld * 7. 10. Böhm (Melsungen) ** 7. 10. Frau von Bothmer ** 7. 10. Brandt 7. 10. Büchner (Speyer) ** 7. 10. Frau Eilers (Bielefeld) 7. 10. Dr. Enders ** 7. 10. Dr. Evers ** 7. 10. Dr. Früh * 6. 10. Dr. Geßner ** 7. 10. Haase (Fürth) * 7. 10. Handlos ** 7. 10. Frau Dr. Hartenstein 7. 10. von Hassel ** 7. 10. Helmrich 7. 10. Hoffmann (Saarbrücken) * 6. 10. Dr. Holtz** 7. 10. Dr. Jahn (Braunschweig) * 7. 10. Dr. Klepsch * 7. 10. Klinker* 7. 10. Lagershausen* * 7. 10. Lange * 7. 10. Lemmrich * 7. 10. Lemp * 7. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Lenzer ** 7. 10. Marquardt ** 7. 10. Dr. Mende ** 7. 10. Milz ** 7. 10. Möhring 7. 10. Dr. Müller ** 7. 10. _ Müller (Mülheim) * 7. 10. Müller (Wadern) * 7. 10. Dr. Müller-Hermann * 7. 10. Pawelczyk ** 7. 10. Reddemann ** 7. 10. Dr. Schäuble ** 7. 10. Scheffler ** 7. 10. Schmidhuber ** 7. 10. Schmidt (Kempten) ** 7. 10. Schmidt (München) * 7. 10. Schmidt (Würgendorf) ** 7. 10. Schmöle 7. 10. Schreiber * 6. 10. Schwabe ' 7. 10. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 7. 10. Dr. Schwörer * 7. 10. Seefeld * 7. 10. Sieglerschmidt * 6. 10. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 7. 10. Dr. Starke (Franken) * 7. 10. Dr. Staudt 7. 10. Frau Steinhauer 7. 10. Ueberhorst ** 7. 10. Dr. Vohrer ** 7. 10. Frau Dr. Walz * 7. 10. Wawrzik * 7. 10. Wehner 7.10. Windelen 7. 10. Dr. Wörner 7. 10. Würtz * 7. 10. Zebisch ** 7. 10. Zeyer * 7. 10. Zywietz * 6. 10.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehen Sie, Herr Kollege Barzel, so leicht kann man, wenn man den genauen Wortlaut nicht kennt, zu einer falschen Darstellung kommen, die nicht bewußt geschieht. Er hat davon gesprochen: In einer Demokratie — generell — ist das für jeden eine Voraussetzung. Daß er auf unserem Parteitag in Kiel seine Auffassung selber vertreten wird, werden Sie im November erleben; da können Sie sicher sein.. Dann werden wir gemeinsam mit Mehrheit zu entscheiden haben, ob wir diesen oder jenen Weg gehen. Ich bin sicher: So, wie er früher für seine Meinung gekämpft hat,. tut er es heute und wird er es morgen tun. Er hat nie aufgehört, für seine Meinung zu kämpfen.
    Daß es auch in einer Partei möglich ist, einmal nicht die Mehrheit auf der eigenen Seite zu haben, das wissen Sie, Herr Kollege Barzel, und das weiß ich aus eigener Erfahrung. Dies ist aber doch kein Grund, so zu tun, als sei damit im Grundsatz eine unterschiedliche Betrachtungsweise entstanden.
    Der Kollege Kohl hat heute beschworen, daß wir auf den Tag genau vor einem Jahr den Wahltag hatten. Natürlich verstehe ich, daß man trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Probleme, die wir auch in den Koalitionsparteien hatten, bis zur Stunde eben dieses Wahlergebnis nicht nur respektieren muß, sondern keine Chance sieht, selbst die Regierung zu übernehmen, und daß das schmerzt. Ich habe auch Verständnis dafür, daß immer wieder versucht wird, die Koalition auseinanderzudividieren, daß versucht wird, für sich selbst eine Mehrheit zu bekommen. Das ist nur natürlich. Nur, dann immer wieder zu behaupten, alle Entscheidungen, die wir hier träfen, seien doch Dokumente der Schwäche, während man selber in den seltensten Fällen in der Lage ist, etwas entgegenzusetzen, was überhaupt nur die Chance einer Mehrheit hätte, das ist doch nun wirklich nicht mehr ganz verständlich.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Siehe vergangenen Donnerstag!)

    — Wenn Sie immer von dem Donnerstag reden,
    dann kann ich mich nur wundern, daß von Ihnen



    Mischnick
    immer noch nicht verstanden worden ist, wie die Situation wirklich war und ist. Dies werden wir auch bei weiteren Entscheidungen hier deutlich sehen.
    Ein Weiteres will ich Ihnen auch ganz klar sagen. Es kann doch wohl nicht richtig sein, daß man sich, wenn es um den Umweltschutz geht und hier gesagt wird, da gibt es eine abweichende Meinung, bei der Union hinstellt und sagt, es sei doch selbstverständlich, daß es abweichende Meinungen gibt, während dies, wenn es bei den Koalitionsparteien der Fall ist, plötzlich als Zerfallserscheinung hingestellt wird. Merken Sie denn gar nicht, wie Sie sich mit dieser doppelzüngigen Argumentation selbst widersprechen?

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Es ist hier vom Kollegen Kohl wieder gesagt worden: das Vertrauen muß hergestellt werden, die Wirtschaft braucht das Vertrauen. Er ist dabei auf die steuerpolitischen Überlegungen und Entscheidungen eingegangen. Herr Kollege Kohl, ich teile Ihre Meinung, daß es notwendig ist, das Vertrauen auch durch klare und schnelle Entscheidungen zu festigen oder da, wo es verlorengegangen ist, wiederherzustellen. Aber ist es denn Erweckung von Vertrauen in der Wirtschaft, wenn die Wirtschaft erleben muß, daß Sie hier aus rein parteitaktischen Gründen bei dem Gesetzentwurf im Juni Vermögensteuer-, Gewerbesteuer-, Lohnsummensteuersenkungen ablehnen, daß 'Sie in dem Augenblick, wo Kompromisse auf dem Tisch liegen, die schnelle Entscheidungen möglich machen, diesen Entscheidungen nicht beitreten, sondern hier, wie es Frau Kollegin Funcke bis ins einzelne dargelegt hat, um 2,50 DM bis 4,50 DM pro Mann Auseinandersetzungen, auch im Vermittlungsausschuß, führen wollen, nur, weil es nicht möglich ist, vorher die gemeinsame Basis zu finden? Sollten Sie sich dann nicht selbst einmal fragen, ob das nicht auch mit dazu beiträgt, das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit dieser Demokratie zu erschweren? Ich wäre mit Ihnen sofort einer Meinung, wenn es darum ginge, hier grundsätzlich andere Positionen gegeneinanderzustellen. Wenn es nur praktisch noch darum geht, den letzten Feinschliff vorzunehmen, dann muß es doch möglich sein, das auch in diesem Hause und nicht erst über den langwierigen Weg des Vermittlungsausschusses durchzuführen.
    Herr Kollege Kohl hat sich hier des langen und des breiten über die Energiepolitik ausgelassen und hat dazu — ich habe Verständnis dafür — die unterschiedlichen Meinungen, die zur Zeit noch, auch in meiner Partei, über die Frage vorhanden sind, wieviel Kernenergie eingesetzt werden soll, in die Debatte eingeführt. Bei uns hat niemand beschlossen, daß die Kernenergie aus der Diskussion verschwinden soll. Es geht um die Frage, wie hoch ihr Anteil sein soll. Dies werden wir auf unserem Parteitag behandeln. Es ist doch unzweifelhaft, daß in den letzten Jahren hier neue, zusätzliche Erkenntnisse gekommen sind, die man in die Diskussion mit einbeziehen muß. Nur ist es ein Widerspruch, auf der einen Seite zu sagen: Dem Ministerpräsidenten von Niedersachsen billige ich zu — auch ich billige ihm das zu —, daß er über bestimmte Fragen der Endlagerung noch weiter nachdenkt, und auf der anderen Seite zu sagen: Den anderen billige ich nicht zu, daß sie über die Frage nachdenken, wieviel Kernenergie notwendig ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Das ist doch dann ein Widerspruch in sich selbst. Natürlich muß am Ende die Güterabwägung stehen. Natürlich ist uns bewußt, welche 'Probleme gerade für den Arbeitsmarkt durch die Verzögerung von Kraftwerksbauten entstehen. Aber auf der anderen Seite dürfen wir es uns doch nicht so leicht machen und sagen: entscheiden, durchführen, wenn wir wissen, daß die Diskussion in der Offentlichkeit über den Einsatz der Kernenergie eben auch .an Stimmungen mehr mobilisiert hat, als uns lieb sein kann. Dies in die Entscheidungsvorgänge einzubeziehen, ist notwendig.
    Herr Kollege Kohl, Sie haben sich dann mit den konspirativen Anwälten auseinandergesetzt. Da sind wir alle einer Meinung.

    (Dr. Kohl [CDU/CSU] : Herr Mischnick, dann lassen Sie uns, doch zusammen abstimmen!)

    — Darauf komme ich gleich zurück. Sie haben sich mit den Möglichkeiten auseinandergesetzt, wie man dagegen vorgehen könne. Sie haben dann gesagt, Sie seien der Meinung, die Überwachung der Verteidiger sei ein wichtiges Element,

    (Dr. Kohl [CDU/CSU] : Wie Herr Genscher!)

    während wir sagen, daß der Ausschluß der Verteidiger das gewichtigere Element sei. Herr Kollege Kohl, Sie wissen ganz genau, daß ich von dem, was wir gemeinsam zu tragen und zu beraten haben, niemals in der Öffentlichkeit gesprochen habe; ich werde es auch nicht tun. Nur, eine Erkenntnis ist doch deutlich geworden, nämlich die, daß es zumindest auch für Sie nachdenkenswert sein sollte, ob nicht der Weg, den wir gehen wollen, den Ausschluß als das härtere Mittel durchzusetzen, besser ist, als die Überwachung vorzusehen. Das muß doch wenigstens als Erkenntnis dabei herausgekommen sein.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Nun ist noch einmal darauf hingewiesen worden, daß die Entscheidungen, die wir in der vorigen Woche zu treffen hatten, doch deutlich gemacht hätten, daß da, wo die erste Handlung kommen sollte, noch nicht einmal die Handlungsfähigkeit vorhanden gewesen sei. Das, Herr Kollege Kohl — ich habe schon am vergangenen Donnerstag ein paar Bemerkungen dazu gemacht —, ist doch nicht richtig. Eines muß ich Ihnen ganz offen sagen. Ihre Bemerkung, ob es nur noch ein Risiko für die Opfer geben solle, ist natürlich sehr eingängig.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Es ist auch richtig!)

    Nur, Herr Kollege Kohl, sind Sie sich nicht im klaren darüber, daß es nicht nur ein Risiko für die Opfer ist?

    (Dr. Kohl [CDU/CSU] : Herr Mischnick, haben Sie gehört, was ich gesagt habe: Wir müssen uns doch die Frage stellen, ...?)




    Mischnick
    — Sind Sie sich denn nicht im klaren darüber, daß selbst diese Fragestellung die Gefahr in sich birgt, daß dann genau der Eindruck entsteht, den wir gemeinsam nicht haben wollen und gegen den wir uns gemeinsam wehren, der Eindruck, daß dieser Staat nicht auch gegen solche terroristische Erscheinungen reagieren kann und auch — wie wir vielfach erlebt haben — mit Erfolg reagiert hat? Es ist doch in diesem Bereich auch Positives erreicht worden. Wir setzen uns zur Wehr.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Herr Mischnick, Sie haben uns 1972 gesagt, es wären noch zwei Terroristen in Freiheit! Kehren Sie doch auf den Boden der Tatsachen zurück!)

    — Entschuldigen Sie, wenn Sie behaupten, ich hätte 1972 gesagt, es seien noch zwei Terroristen in Freiheit, dann ist das ein völliger Irrtum.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Viele Ihrer Freunde! Ich kann hier Namen nennen!)

    Ich habe so etwas nie gesagt. Es trifft zu, daß 1972 gesagt worden ist, daß von der Baader/ MeinhofBande in ihrer damaligen Zusammensetzung zu dieser Zeit noch zwei Mitglieder in Freiheit seien. Das ist richtig. Richtig aber ist auch, daß in der Zwischenzeit — das wissen wir doch — neue Gruppierungen über neue Rädelsführer dieser Art entstanden sind.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Wo sind dann die Erfolge?)

    Ich bin nie so leichtfertig gewesen, zu glauben, daß das von heute auf morgen zu Ende sein wird. Ich gehe so weit zu sagen: Wir werden wahrscheinlich länger mit solchen Erscheinungen zu leben haben, als es uns lieb ist.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Wir haben einen Haufen Geld ausgegeben!)

    Das wissen wir leider auch aus anderen Ländern. Das ist ja keine allein deutsche Erfahrung. Nur wenn die ganze Diskussion, wie das heute zum großen Teil geschah, in der Frage der Abwehr, der Bekämpfung des Terrorismus immer nur darauf hinausläuft: Hier ein Ausbau der Polizei, da eine Gesetzesänderung und dort geistige Auseinandersetzung, wenn nicht auch etwas tiefer angepackt und gefragt wird: woher kommen diejenigen, die heute Anführer in der Terroristenszene sind, und aus welchen Gründen tun sie das, dann wäre das nur eine Teilauseinandersetzung. Es ist doch hochinteressant, daß eben hier auch offensichtlich nicht nur beim Staat Dinge sind — mag das in der Schule sein, mag das in anderen Bereichen sein —, bei denen wir prüfen müssen, ob sie in Ordnung gebracht werden müssen. Liegt eine Ursache nicht auch darin, daß man in den Familien, wo diese Terroristinnen und Terroristen herstammen, Entwicklungen der eigenen Kinder nicht ernst genug genommen und sich nicht damit auseinandergesetzt hat?

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Dies sage ich nicht als Vorwurf. Ich meine nur, wir sollten es uns nicht so leicht machen und sagen: Daß es Terrorismus gibt, ist eine Frage, die der
    Staat mit Gesetzen oder polizeilichen Maßnahmen ausräumen muß. Das ist vielmehr eine Frage, die jeder von uns in seinem engsten Familien- und Verwandtenbereich auch diskutieren muß; denn es sind doch nicht alle Vollwaisen gewesen, die heute Terroristen sind. Sie haben ein Elternhaus gehabt, zum Teil wohlbehütet, zum Teil besonders gut und wohlstandsgemäß ausgestattet. Trotzdem sind sie diesem abscheulichen Terrorismus verfallen. Auch das gehört zur Auseinandersetzung, die wir zu führen haben.
    Meine Damen und Herren, es ist davon gesprochen worden, daß wir nun handeln und nicht nur über die Dinge sprechen müßten. Ich habe nach unserer Diskussion am vergangenen Donnerstag über das — wie es so im landläufigen Sprachgebrauch heißt — „Abschottungsgesetz" gelesen, daß die Freien Demokraten bei dieser Entscheidung — so stand es in einer Zeitung — selbstquälerisch zur Entscheidung gekommen seien. Ich bekenne mich dazu. Dieses „selbstquälerisch" ist doch nicht ein Zeichen von Schwäche. Es ist doch das Zeichen dafür, daß wir uns bemüht haben und bei jedem Gesetz, das hier notwendig ist, bemühen werden, auszuloten, was für diesen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat wirklich notwendig ist, was mit unserer Verfassung vereinbar ist, was für unser freiheitlich-demokratisches Rechtsstaatsverständnis tragbar, was nicht tragbar ist. Daß das alles immer unter dem Gesichtspunkt steht, diesen freiheitlichen Rechtsstaat, jeden einzelnen in diesem Rechtsstaat zu schützen, ist doch selbstverständlich. Aber qualifizieren Sie dann bitte nicht das Bemühen darum, diesen Weg zu finden, ab! Es war eben nicht eine einfache Sache, dieses Gesetz in der letzten Woche zu beschließen, sondern es war eine sehr gewichtige Frage, die es hier zu entscheiden galt. Ich wundere mich immer, mit welcher Leichtfertigkeit dann über solche Bemühungen, den richtigen Weg zu finden, hinweggegangen wird.
    Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen aus der Union, Sie erleben doch bei sich selbst jetzt eine Diskussion, wie man in der Frage der sogenannten K-Gruppen handeln soll. Ich werfe Ihnen nicht vor, daß es unterschiedliche Meinungen in den Ländern darüber gibt, ob man einen Verbotsantrag stellen soll oder nicht. Nur, das Recht, das ich Ihnen hier zugestehe, das abzuwägen, unterschiedlicher Meinung zu sein, ohne daß gesagt wird, das seien Zerfallserscheinungen, dieses Recht müssen Sie doch anderen, insbesondere Liberalen genauso zugestehen.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU] : Aber, Herr Mischnick, Sie können doch keine Regierung auf eine Koalition aufbauen, die unterschiedlicher Meinung ist!)

    Da zeigt sich doch, daß das Liberalitätsverständnis eben bei Ihnen in der Union etwas anders aussieht als bei uns Freien Demokraten.
    Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden, daß die Frage Terrorismus und Konfliktbeherrschung, den Konflikt zu bestehen, in den Schulen eine große Rolle spielt. Manche haben die Sorge, in den Schulen würde vielleicht der Mut zum Konflikt stärker in



    Mischnick
    den Vordergrund gerückt und der Konsens, beispielsweise in der Familie, zu weit zurückgedrängt. Das ist ein Punkt, über den man reden muß; nur, meine Damen und Herren, wer diese Sorge hat — und ich bin bereit, über diese Dinge zu diskutieren —, der muß auch bereit sein, sich darüber Gedanken zu machen, ob es richtig ist, hier in diesem Hause und draußen in der Öffentlichkeit dann, wenn es um Grundfragen dieses Staates geht, immer wieder Konfliktspotential zu schaffen, wie das von Ihrer Seite geschieht, um die entsprechende Konfrontation zustande zu bringen. Dies muß man dann auch sehen und muß es einbeziehen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich gehöre nicht zu denen, die die Dinge verwaschen wollen, ich meine aber, daß es nicht notwendig ist, auch in den Grundfragen unseres demokratischen Staatswesens, in denen Übereinstimmung besteht, ständig zu versuchen, künstlich Konflikte heraufzubeschwören; das hat dann auch eine negative Wirkung.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Die Konfrontation darf doch nicht letztlich zum Selbstzweck werden.
    Herr Kollege Kohl hat sich sehr leidenschaftlich mit der Frage auseinandergesetzt: Gibt es eine Hitler-Nostalgiewelle oder nicht? Ich gestehe ganz offen, ich hätte dieses Wort „Nostalgiewelle" auch nicht gebraucht. Eines ist aber unbestreitbar: Man wird im Ausland und hier bei uns von Besuchern aus dem Ausland in wachsendem Maße auf die „Zufälligkeit" des Erscheinens von Filmen, Artikelserien usw. angesprochen. Es müßte doch möglich sein, daß wir gemeinsam eine Abwehrposition gegen die Behauptung finden, das könne in der Bundesrepublik Deutschland einen Nährboden finden. Wir sind gemeinsam der Meinung, daß es hier keinen Nährboden dafür gibt; aber wir müssen genauso aufpassen, daß nicht durch überzogene Positionen bei der Frage, was man im rechtspolitischen Bereich, was man im kriminalpolitischen Bereich zur Bekämpfung des Terrorismus tun muß, diejenigen in unserem Volk Auftrieb bekommen, die es auch gibt, die am liebsten alles bis ins letzte durch den Staat reglementieren wollen. Darauf müssen wir aufpassen; dies müssen wir in unsere Überlegung einbeziehen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Sie sagen — mit Recht —: Auch wir sind für den kritischen Dialog mit den Intellektuellen. Ich habe nie bestritten, daß Sie das tun, nur habe ich oft den Eindruck, daß viele aus Ihren Reihen „kritischen Dialog" so verstehen, daß man den anderen gar nicht erst anhört, sondern ihm von vornherein bescheinigt, daß er auf dem falschen Weg ist. Zum kritischen Dialog gehört doch, daß man zunächst einmal auch die Argumente, die man für völlig falsch hält, aufnimmt und gegen sie argumentiert und nicht einfach unterstellt, weil der Betreffende zu einer bestimmten Gruppierung gerechnet wird, lohne es sich schon nicht, darüber zu diskutieren. Wir werden diesen Fehler nicht machen. Dies heißt doch nicht, daß man sich damit identifiziert, wenn man bereit ist, sich auch mit falschen, schlechten Ideen, mit falschen Ideologien auseinanderzusetzen.
    Es ist mehrfach gesagt worden, es dürfe nichts unter den Tisch gekehrt werden, es müsse offen diskutiert werden. Wir sind dazu bereit; aber diese offene Diskussion mit allem, was wir in den nächsten Wochen vor uns haben, wird diesem Volk, wird diesem Staat, wird der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nur nützen, wenn am Ende bei der gesamten Bevölkerung in unserem Land der Eindruck herrscht: diese 90 %, 95 %, 99 % der Demokraten, die in den Wahlen gewählt worden sind, sind auch in der Frage der gemeinsamen Verteidigung dieser Grundrechte auf der gleichen Basis und zerstreiten sich nicht künstlich.
    Wenn wir all das, was gestern und heute gesagt wurde — und die Haushaltsdebatte ist ja immer ein Anlaß, so eine Art Generalaussprache zu führen —, zusammennehmen, dann stellen wir fest — ich finde das erfreulich —, daß viel über solche Positionen diskutiert worden ist. Aber wenn ich nun an das eigentliche Werk denke, nämlich an den Haushalt, der hier eingebracht worden ist und der natürlich eine Verwirklichung der Politik darstellt, die sich diese Regierung vorgenommen hat, dann muß ich leider feststellen, daß Gegenpositionen in dem Sinne „hier muß dieses und hier muß jenes so oder so anders gemacht werden" nicht dargestellt worden sind.
    Es ist Kritik geübt worden. Das ist Ihre Aufgabe. Es ist gesagt worden, dies und jenes müsse man bedenken. Aber ein geschlossenes Konzept, von dem man sagen könnte, hier bestehe wirklich die Möglichkeit, zu grundlegend anderen Entscheidungen zu kommen, war nicht da. Insoweit haben Sie den Nachweis erbracht, in der Kritik, in der Polemik mit mehr oder weniger gutem Erfolg — durchaus positiv beurteilt zu werden. Aber den Nachweis für die Regierungsfähigkeit haben Sie mit dieser Debatte nicht erbracht.

    (Lebhafter Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Abgeordnete Ehmke.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Horst Ehmke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat heute zu Beginn seiner Rede gesagt, daß Herr Strauß der eigentliche Oppositionsführer sei. Herr Kohl hat das seine ganze Rede hindurch bestätigt.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Ritz [CDU/ CSU]: Ihnen fällt auch nichts mehr ein!)

    Denn die Rede von Herrn Kohl bestand im wesentlichen darin, den Straußschen Konfrontationskurs zu fahren, das aber in dem Herrn Kohl eigenen Erbauungsstil: Das trieft nur so vor Anständigkeit und Redlichkeit und schlägt doch unter die Gürtellinie.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Marx [CDU/ CSU] : Von Anständigkeit, Herr Ehmke, haben Sie wenig Ahnung!)

    Herr Kohl redet von Gemeinsamkeiten, hat aber noch nicht einmal die Kraft gefunden anzuerkennen, daß es in der Frage der Ablehnung der Gewalt



    Dr. Ehmke
    seit jeher eine Gemeinsamkeit der in diesem Hause vertretenen Parteien gibt.

    (Beifall bei der SPD)

    Vielleicht macht eines Sie nachdenklich, sicher Herrn von Weizsäcker: daß Ihre Diffamierungskampagne „Freiheit statt Sozialismus" inzwischen in Ihre eigene Partei hineingeht. Ich lese Ihnen jetzt einmal eine Äußerung Ihres Kollegen Vogt vor, die er in der Grundwerte-Diskussion der CDU gemacht hat. Er sagte:
    Meine Damen und Herren,
    — gegenüber Vorwürfen von Biedenkopf, daß das, was die Sozialausschüsse sagten, dem SPD-Orientierungsrahmen entspreche —
    das sind nach meinem Empfinden Totschlagsworte. Sie regen die Auseinandersetzung nicht an, sie ersticken sie.
    Und dann kommt etwas sehr Interessantes:
    Wer die Parole „Freiheit statt Sozialismus" als Waffe in der innerparteilichen Auseinandersetzung der CDU verwendet, nimmt sie sich natürlich als Instrument der Auseinandersetzung mit dem parteipolitischen Gegner.
    Eine bemerkenswerte Auffassung von „Politik aus christlicher Verantwortung".

    (Beifall bei der SPD)

    Nach innen darf man das nicht, weil es schadet, aber nach außen darf man mit Totschlagsworten, die die Diskussion ersticken, arbeiten. Das ist Ihre Meinung von Politik.

    (Beifall bei der SPD und der FDP) Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage?