Rede von
Dr.
Horst
Ehmke
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nein. — Ich war bei. Herrn Strauß stehengeblieben. Herr Strauß, da wir uns hinsichtlich der Gleichheit der Brutalität von Gestapo und Terroristen einig sind, möchte ich Sie sehr herzlich bitten — wir verzerren die Dinge nicht —, diese Dinge nicht einfach wegzuwischen. Die Gefahr ist, daß sich draußen diese Dinge und der Terrorismus — ich sage es noch einmal — zu der Vorstellung eines kontinuierlichen deutschen Irrationalismus verbinden. Und wir sind uns doch darin einig, daß wir Gewalt aus keiner Richtung dulden werden.
Herbert Wehner hat völlig recht: Terror ist weder rechts noch links beheimatet. Er will keine andere, er will überhaupt keine Politik. Er will Zerstörung.
Aber, meine Damen und Herren, auch etwas anderes wird im geschichtlichen Vergleich deutlich: daß nämlich Terrorismus nicht nur sinnlos, sondern auch erfolglos ist. Der Terrorismus hat in der Weltgeschichte, wie viele Untersuchungen zeigen, keine verbleibenden Veränderungen der Gesellschaft bewirkt. Er hat meistens nur im Gang befindliche historische Prozesse aufgehalten. „Gewalt, einerlei, von wem sie angewandt wird", hat der erste Reichspräsident einmal gesagt, „ist immer reaktionär." So mag auch der heutige Terrorismus zwar noch viele Bluttaten begehen und Opfer fordern, aber er kann unsere Demokratie nicht zerstören — wenn wir sowohl in der kriminalpolitischen und strafrechtlichen Diskussion wie in der politischen Ursachenforschung kühlen Kopf behalten.
Das Stichwort „kühler Kopf" ist für mich Anlaß, namens der SPD-Fraktion Bundeskanzler Helmut Schmidt für die staatsmännische Entschlußkraft und Besonnenheit zu danken, die er in den letzten Wochen erneut unter Beweis gestellt hat.
Es ist für mich zugleich Anlaß, Sie alle herzlich zu bitten — bei aller Auseinandersetzung im einzelnen, die bleiben wird — im Kampf gegen diese Herausforderung zusammenzustehen, um unser gemeinsames humanistisches Erbe zu verteidigen und eine gemeinsame Zukunft im Sinne dieses Erbes zu gestalten.