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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 8039

  • date_rangeDatum: 8. September 1977

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    Plenarprotokoll 8/39 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 39. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 Inhalt: Gedenkworte für den am 30. Juni 1977 ermordeten Sprecher des Vorstands der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, und für die bei dem Anschlag auf den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Hanns Martin Schleyer, am 5. September 1977 ermordeten Begleiter, Polizeihauptmeister Reinhold Brändle, Polizeimeister Helmut Ulmer, Polizeimeister Roland Pieler und Heinz Marcisz 2987 D Verzicht des Abg. Dr. Gölter auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag . . . 2987 D Eintritt des Abg. Gerster (Mainz) in den Deutschen Bundestag . . . . . . . 2987 D Erweiterung der Tagesordnung 2988 A Wahl des Abg. Dr. Enders als ordentliches Mitglied und des Abg. Mattick als stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2988 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 2988 B Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Wörner, Dr. Kraske, Dr. Marx, Ernesti, Weiskirch (Olpe), Frau Tübler, de Terra, Würzbach, Löher, Biehle, Stahlberg, Dr. Jaeger, Handlos, Gierenstein, Damm, Werner, Dr. Möller und der Fraktion der CDU/CSU Verteidigungspolitik -- Drucksachen 8/195, 8/464 — in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktionen der SPD, FDP Sicherheitspolitik — Drucksachen 8/224, 8/464 — Dr. Wörner CDU/CSU 2990 B Neumann SPD 2997 A Möllemann FDP . . . . . . . . . 2999 D Leber, Bundesminister BMVg . . . . 3006 D Dr. Kraske CDU/CSU . . . . . . . 3012 C Ahlers SPD 3018 C Ludewig FDP 3023 A Biehle CDU/CSU . . . . . . . . . 3035 A Pawelczyk SPD . . . . . . . . . 3042 A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . . 3046 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 Dr. Geßner SPD. 3050 B Jungmann SPD 3054 B Damm CDU/CSU 3056 A Möhring SPD 3060 C Gerstl (Passau) SPD 3062 A Ollesch FDP 3063 D Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung zusätzlicher Fragen der Ausbildungsplatzförderung — Drucksache 8/602 — 3066 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung der Pfändungsfreigrenzen — Drucksache 8/693 — . . . . . . . . 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen über den Internationalen Währungsfonds in der Fassung von 1976 — Drucksache 8/763 — . . 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 10. März 1976 zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen — Drucksache 8/764 — 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Inkrafttreten der Vorschriften über die Unterbringung in einer sozialtherapeutischen Anstalt — Drucksache 8/792 — 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung der Gerichte in der Verwaltungs- und Finanzgerichtsbarkeit — Drucksache 8/842 — . . . . . . . . 3067 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes — Drucksache 8/857 — 3067 C Beratung des Antrags des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" —Wirtschaftsjahr 1976 Drucksache 8/758 — 3067 C Beratung der zustimmungsbedürftigen Verordnung der Bundesregierung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 8/77 — Besondere Zollsätze gegenüber Israel — EGKS) — Drucksache 8/781 — . . . . . . . . 3067 C Fragestunde — Drucksache 8/871 vom 02. 09. 1977 — Bericht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über Geheimgespräche deutscher Diplomaten mit palästinensischen Terrororganisationen MdlAnfr A62 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 3025 D, 3026 A, B, C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 3026 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 3026 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 3026 C Durchführung von Veranstaltungen über deutsche Wissenschaft und Kultur in einer polnischen Großstadt entsprechend den in Köln veranstalteten Tagen über polnische Wissenschaft und Kultur MdlAnfr A65 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 3026 D, 3027 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . 3026 D, 3027 A ZusFr Ey CDU/CSU 3027 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3027 B Kontakte der Bundesregierung zu palästinensischen Befreiungsorganisationen über diplomatische Vertretungen des Nahen Ostens MdlAnfr A67 02.09.77 Drs 08/871 Broll CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3027 C, D ZusFr Broll CDU/CSU . . . . . . . 3027 C, D Verwendung eines palästinensischen Arabers als Dolmetscher bei Verhandlungen des Bundesministers des Auswärtigen im Vorderen Orient MdlAnfr A68 02.09.77 Drs 08/871 Broll CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3028 A, B ZusFr Broll CDU/CSU . . . . . . . . 3028 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3028 A ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . 3028 A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 III Finanzielle Unterstützung der kommunistisch beherrschten südwestafrikanischen Befreiungsbewegung Swapo durch die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A70 02.09.77 Drs 08/871 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3028 B, D, 3029 A, B, C, D 3030 A, B, C ZusFr Engelsberger CDU/CSU 3028 D ZusFr Frau Erler SPD . . . . . . . 3029 A ZusFr Hansen SPD 3029 B ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU 3029 B ZusFr Kittelmann CDU/CSU 3029 C ZusFr Frau Dr. Focke SPD . . . . . 3029 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . 3029 D ZusFr Sieglerschmidt SPD . . . . . . 3030 A ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU . . . 3030 A ZusFr Dr. Corterier SPD . . . . . . 3030 B Verhinderung der Produktion und der Verbreitung von Rauschgift in Kolumbien MdlAnfr A71 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Hennig CDU/CSU MdlAnfr A72 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3030 C, D, 3031 A ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU . . 3030 D, 3031 A Glückwünsche des Bundesaußenministers zur 125-Jahrfeier der deutschen Einwanderung in Chile MdlAnfr A73 02.09.77 Drs 08/871 Hansen SPD MdlAnfr A74 02.09.77 Drs 08/871 Hansen SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 3031 B, C, D, 3032 A, B, C, D, 3033 A, B ZusFr Hansen SPD . . . . 3031 C, D, 3032 A ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . . 3032 B ZusFr Ey CDU/CSU 3032 C ZusFr Dr. Möller CDU/CSU 3032 C ZusFr Frau Erler SPD . . . . . . . 3032 D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 3032 D ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 3033 A ZusFr Dr. Corterier SPD 3033 A Äußerung des Bundeskanzlers vor der Presse in Ottawa zur Menschenrechtsfrage MdlAnfr A75 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3033 B, C, 3034 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3033 C, D ZusFr Sieglerschmidt SPD 3034 A Aussiedlung deutscher aus der Tschechoslowakei auf Grund des humanitären Briefwechsels mit der CSSR MdlAnfr A76 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3034 B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3034 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 3034 D Nächste Sitzung 3067 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3069* A Anlage 2 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz über steuerliche Vergünstigungen bei der Herstellung oder Anschaffung bestimmter Wohngebäude 3069* B Anlage 3 Entschließung des Bundesrates zum Neunten Gesetz über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes . . . 3069* C Anlage 4 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung schadensersatzrechtlicher Vorschriften 3069* D Anlage 5 Verbot der Einreise der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Potsdam sowie Sinn neuer Gespräche mit der DDR angesichts der ständigen willkürlichen Verletzung längst geltender Vereinbarungen MdlAnfr A3 02.09.77 Drs 08/871 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 3070* C Anlage 6 Behauptung des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz über die Errichtung eines Zwischenlagers zur Entsorgung für Kernbrennstoffe bei Wertingen im Landkreis Dillingen MdlAnfr A9 02.09.77 Drs 08/871 Lemmrich CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 3070* D IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 Anlage 7 Genehmigung der Bundesregierung nach § 353 c StGB zur strafrechtlichen Ermittlung gegen den SPIEGEL wegen Veröffentlichung geheimer Akten im Fall Traube MdlAnfr A10 02.09.77 Drs 08/871 Spranger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 3071* B Anlage 8 Praxis des Bundesinnenministeriums und einiger Landesinnenministerien bei der Sicherheitsüberprüfung von um Asyl nachsuchenden chilenischen politischen Gefangenen MdlAnfr A11 02.09.77 Drs 08/871 Thüsing SPD MdlAnfr A12 02.09.77 Drs 08/871 Thüsing SPD SchrAntw PStSekr Baum BMI 3071* C Anlage 9 Äußerungen des Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks über das Angebot von Lehrstellen MdlAnfr A34 02.09.77 Drs 08/871 Löffler SPD SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 3072* B Anlage 10 Auffassung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung über die Qualifikation einiger Bundesminister der SPD und FDP MdlAnfr A59 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Waigel CDU/CSU SchrAntw StSekr Bölling BPA . . . . . 3072* D Anlage 11 Hetzkampagne von Kommunisten und ihren Sympathisanten im Ausland gegen die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A60 02.09.77 Drs 08/871 Spranger CDU/CSU SchrAntw StSekr Bölling BPA . . . . . 3073* A Anlage 12 Inhaftierung des deutschen Wirtschaftsjournalisten Werner Gengenbach im Prager „Pankraz"-Zuchthaus wegen angeblicher Spionage MdlAnfr A61 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3073* C Anlage 13 Ablehnung des Antrags des Bundestagsabgeordneten Alfred Biehle auf Ausstellung eines Visums für einen eintägigen Besuch in Budapest sowie Gründe für Biehles Unerwünschtheit MdlAnfr A63 02.09.77 Drs 08/871 Röhner CDU/CSU MdlAnfr A64 02.09.77 Drs 08/871 Röhner CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3073* D Anlage 14 Ausbildung von Terroristen aus der Bundesrepublik Deutschland im Südjemen durch Angehörige der NVA der DDR MdlAnfr A69 02.09.77 Drs 08/871 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3074* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 2987 39. Sitzung Bonn, den 8. September 1977 Beginn: 9.00 Uhr (Die Abgeordneten erheben sich)
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    Berichtigung 36. Sitzung, Seite 2794 B, Zeile 9: Statt „Konsum" ist zu lesen: „Konkurs". 37. Sitzung, Anlage 12: In der ersten Zeile der Antwort ist statt „Anfragen" zu lesen: „Angriffe". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 16. 9. Dr. Ahrens* * 9. 9. Dr. Bangemann * 8. 9. Berger 16. 9. Frau Benedix 9. 9. Büchner (Speyer) ** 9. 9. Frau Dr. Däubler-Gmelin 16. 9. Dr. Dregger 9. 9. Dr. Fuchs 9. 9. Frau Dr. Hartenstein 30. 9. Dr. Holtz 9. 9. Dr. h. c. Kiesinger 16. 9. Kroll-Schlüter 9. 9. Frau Krone-Appuhn 9. 9. Lenzer ** 9. 9. Milz ** 9. 9. Dr. Müller ** 8. 9. Reddemann ** 9. 9. Russe 9. 9. Scheffler ** 9. 9. Schmidt (Kempten) ** 9. 9. Schmidt (München) ' 9. 9. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 9. 9. Dr. Starke (Franken) * 9. 9. Dr. Staudt 30. 9. Strauß 9. 9. Tönjes 16. 9. Ueberhorst ** 9. 9. Frau Dr. Walz * 9. 9. Zywietz * 8. 9. für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz über steuerliche Vergünstigungen bei der Herstellung oder Anschaffung bestimmter Wohngebäude Der Bundesrat hat in seiner 447. Sitzung am 24. Juni 1977 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestag am 27. Mai 1977 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Der Bundesrat hat ferner die folgende Entschließung angenommen: Der Bundesrat ist in seiner Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf (BR-Drucks. 110/77 - Beschluß -) davon ausgegangen, daß der entstehende Steuerausfall bei Ländern und Gemeinden im Rahmen der Anlagen zum Stenographischen Bericht bevorstehenden Verhandlungen über die Neuverteilung des Umsatzsteueraufkommens ausgeglichen wird, damit er dem Gesetz zustimmen kann. Der geforderte Ausgleich für die ab 1977 eintretenden Steuerausfälle ist nach dem gegenwärtigen Stand der Umsatzsteuerverhandlungen noch nicht gesichert. Der Bundesrat stellt seine sich hieraus ergebenden Bedenken gegen eine Zustimmung im jetzigen Zeitpunkt im Interesse der Begünstigten, die sich bereits auf dieses Gesetz eingestellt haben, zurück. Er hält jedoch mit Nachdruck an seiner grundsätzlichen Forderung fest und fordert einen vollen Ausgleich des den Ländern und Gemeinden entstehenden Steuerausfalls im Rahmen der Verhandlungen über das Steueränderungsgesetz 1977 und über die Neuverteilung der Umsatzsteuer. Anlage 3 Entschließung des Bundesrates zum Neunten Gesetz über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Neuntes Anpassungsgesetz - KOV 9. AnpG-KOV) Der Bundesrat ist im Interesse einer rechtzeitigen Zahlung der erhöhten Renten zum 1. Juli 1977 bereit, die in seiner Stellungnahme vom 11. März 1977 (Drucksache 77/77 - Beschluß -) erhobenen Bedenken gegen die Verschiebung des Anpassungstermins zurückzustellen. Im Hinblick auf die mit der Hinausschiebung des Anpassungszeitpunktes verbundenen Einsparungen im Haushalt der Kriegsopferversorgung fordert der Bundesrat die Bundesregierung auf, möglichst bald einen Gesetzentwurf vorzulegen, der entsprechend ihrer Zusagen notwendige strukturelle Verbesserungen des Kriegsopferrechts vorsieht. Anlage 4 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung schadensersatzrechtlicher Vorschriften Der Bundesrat hat in seiner 448. Sitzung am 15. Juli 1977 beschlossen, zu dem vom Deutschen Bundestag am 15. Juni 1977 verabschiedeten Gesetz einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Der Bundesrat hat außerdem die folgende Stellungnahme beschlossen: Der Bundesrat begrüßt, daß der Gesetzesbeschluß die nach dem Reichshaftpflichtgesetz bestehende 3070* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1973 Gefährdungshaftung für Elektrizitäts- und Gasanlagen auf Anlagen zur Fortleitung oder Abgabe von vergleichbaren Energien und Stoffen — wie Wasser, Fernwärme, Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Äthylen, Mineralöl, Mineralölprodukte und dergleichen — ausdehnt, da insoweit eine erhebliche Lücke im Bereich der Gefährdungshaftung besteht. Der Gesetzesbeschluß bleibt allerdings in einer Reihe von Punkten hinter den Erwartungen zurück, die die Wirtschaftsministerkonferenz an die gesetzliche Regelung der Gefährdungshaftung bei Rohrleitungen geknüpft hat (vgl. Beschluß vom 7. Februar 1973: Leitsätze für die haftungsrechtliche Regelung des Baues und Betriebs von Rohrleitungen). Der Bundesrat bedauert, daß es nicht möglich gewesen ist, die bereits im Beschluß des Bundesrates vom 30. Januar 1976 — vgl. BR-Drucks. 777/75 (Beschluß) — vorgebrachten Wünsche zu berücksichtigen. Die Bundesregierung wird daher gebeten, bei der bereits früher in Aussicht gestellten weiteren Entwicklung des Haftpflichtrechts (vgl. BT-Drucks. 7/4825 S. 21) folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen: 1. Dem mit dem Betrieb der Leitungen verbundenen Risiko sollte jeweils nach Maßgabe der Intensität und des Ausmaßes des möglichen Schadens bei einer bestimmten Art von Rohrleitungen eine entsprechende Gefährdungshaftung gegenüberstehen (Nr. 1 der Leitsätze). Diesem Anliegen entspricht die einheitliche Begrenzung der Haftung für die vorgenannten Leitungen nicht. Insbesondere bedarf der Höchstbetrag der Haftung für Sachschäden von 100 000 DM je Schadensereignis der Überprüfung. 2. Zur Sicherung der Ersatzansprüche sollte eine entsprechende Deckungsvorsorge durch Abschluß und Unterhaltung einer Haftpflichtversicherung, verbunden mit einem unmittelbaren Klagerecht der Geschädigten gegen den Versicherer, oder eine sonst geeignete Sicherung vorgesehen werden (Nr. 6 der Leitsätze). Ein solches Bedürfnis besteht vornehmlich gegenüber Betriebsgesellschaften industrieller Rohrleitungen, deren Kapitalausstattung in keinem angemessenen Verhältnis zur möglichen Haftung steht. 3. Bei einem Auseinanderfallen von Betreiber bzw. Inhaber der Rohrleitungen und deren Eigentümer sollte eine gesamtschuldnerische Haftung vorgesehen werden (Nr. 3 der Leitsätze). 4. Ferner sollte erwogen werden, ob nicht über die Sachschadenregelung hinaus auch die Schädigung eines eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetriebes (einschließlich landwirtschaftlicher Betriebe) in die Gefährdungshaftung einzubeziehen ist (Nr. 4 der Leitsätze). 5. Im Zusammenwirken mit den Ländern sollten möglichst bald Regelungen erarbeitet und dem Gesetzgeber vorgeschlagen werden, die eine sichere Regulierung der Schäden gewährleisten, die beim Überfliegen von Gebäuden durch Flugzeuge infolge von Luftturbulenzen entstehen. Der Bundesrat verweist hierzu auf sein Ersuchen an die Bundesregierung vom 30. Januar 1976. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 3) : Welchen Sinn sieht die Bundesregierung in neuen Gesprächen mit der DDR, die zu neuen Vereinbarungen führen sollen, solange nicht sichergestellt ist, daß die DDR-Behörden längst geltende Vereinbarungen auch korrekt beachten und deren ständige willkürliche Verletzung einstellen, und zeigt das Einreiseverbot für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Potsdam nicht deutlich an, daß die Taktik der innerdeutschen Verhandlungen einer deutlichen Kurskorrektur bedarf? Die Bundesregierung hat seit dem Beginn der Vertragspolitik stets darauf hingewiesen, daß die Probleme zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR Augenmaß, Standhaftigkeit und langen Atem verlangen. Die Auffassung der Bundesregierung über die Notwendigkeit der Fortsetzung der Vertragspolitik darf sich deshalb nicht mit wechselnden Tendenzrichtungen an einzelnen Ereignissen orientieren. Ihre negative Beurteilung der Verweigerung der Reise der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Potsdam hat sie klar und eindeutig zum Ausdruck gebracht. Die Bundesregierung sieht sich durch diese Absage in der Auffassung bestätigt, daß das angestrebte Ziel eines Beitrags zur Entspannung und zur friedlichen Regelung des Nebeneinander nur dann erreichbar ist, wenn die geschlossenen Vereinbarungen nach Geschäftsgrundlage, Buchstaben und Geist eingehalten und zur Überwindung von Problemen genutzt werden. Dies ist unter anderem auch Sinn der gegenwärtig geführten Gespräche. Das Miteinanderreden kann zu einer Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes führen. Es ist nicht zu sehen, daß eine Verbesserung zu erreichen sein könnte, wenn man nichts tut. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lemmrich (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 9) : Trifft die Behauptung des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz zu, nach der bei Wertingen im Landkreis Dillingen ein Zwischenlager zur Entsorgung für Kernbrennstoffe errichtet werden soll, und ist in die etwaige Errichtung des Zwischenlagers zur Entsorgung von Kernbrennstoffen bei Wertingen bereits die dafür zuständige Genehmigungbehörde, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig, eingeschaltet worden? Das in Rede stehende Zwischenlager dient dazu, abgebrannte Brennstoffelemente aus den in der Bundesrepublik in Betrieb befindlichen Kernkraft- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 3071* werken so lange zu lagern, bis die Brennstoffelemente in eine Wiederaufbereitungsanlage überführt werden. Der Betrieb beschränkt sich während dieser Zeit im wesentlichen auf die Abführung der Nachzerfallswärme, auf die kontinuierliche Reinigung des Beckenwassers und die Instandhaltungsarbeiten. Da. die Wasserbecken drucklos sind und die abzuführende Wärmeleistung nur einen sehr kleinen Bruchteil der beim vorausgegangenen Kernkraftwerksbetrieb abzuführenden Wärmeleistung ausmacht (maximal 10,5 Megawatt bei voller Beladung mit 1 500 t Uran), ist das Gefährdungspotential sehr klein. An die Funktionssicherheit der Aggregate und den Schutz gegen äußere Einwirkungen werden trotz der erheblich geringeren materialtechnischen Belastung der Brennelemente dieselben Anforderungen gestellt wie bei Kernkraftwerken. Die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) ist seit Anfang 1977 mit Standortvorschlägen an einige Landesregierungen herangetreten. Die Bundesregierung unterstützt diese Bemühungen, die zu einem sicheren Verbleib der abgebrannten Brennelementen während einer Übergangszeit beitragen, in einer Bund/Länder-Arbeitsgruppe von Staatssekretären der betroffenen Ressorts. In der ersten Sitzung dieser Arbeitsgruppe hat die DWK sechs Standortvorschläge zur näheren Prüfung vorgelegt, über die noch nicht entschieden ist. Unter diesen Vorschlägen ist auch Wertingen im Landkreis Dillingen. Die DWK ist gebeten worden, die Unterlagen über ihre Standortvorschläge weiter auszuarbeiten, bevor die Beratungen fortgeführt werden. Voraussichtlich werden sich dabei auch noch andere Standortvorschläge ergeben. Da bisher noch nicht entschieden ist, welcher Standortvorschlag ernsthaft weiterverfolgt werden soll, ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt noch nicht im Zusammenhang mit der etwaigen Errichtung eines Zwischenlagers weder bei Wertingen noch an einem anderen Standort eingeschaltet worden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 10) : Trifft es zu, daß die Bundesregierung die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den SPIEGEL wegen der Veröffentlichung von amtlichen Unterlagen, die dem Verschlußsachenschutz unterlagen, im Fall Traube bisher dadurch unmöglich gemacht hat, daß sie die erforderliche Genehmigung nach § 353 c Strafgesetzbuch verweigert hat, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um endlich die Aufklärung der Umstände des Verrats geheimer Akten auch gegen den SPIEGEL zu ermöglichen? Wie ich Ihnen bereits auf Ihre Frage vom 13. Mai 1977 mitgeteilt habe, wurde am 14. April 1977 die nach § 353 b StGB erforderliche Strafverfolgungsermächtigung erteilt. Ich weise erneut darauf hin, daß die Bundesregierung durch unverzüglich angeordnete Verwaltungsermittlungen und die Staatsanwaltschaft durch strafprozessuale Ermittlungen die Aufklärung der Umstände des Verrats geheimer Akten mit Nachdruck betreiben. Das Erreichen dieses Ermittlungszieles scheint mir allein wichtig zu sein. Es bedarf dazu keiner Strafverfolgungsermächtigung nach § 353c StGB. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Thüsing (SPD) (Drucksache 8/871 Fragen A 11. und 12) : Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß die doppelte Sicherheitsüberprüfung von chilenischen politischen Gefangenen, die hier um Asyl nachgesucht haben, durch das Bundesinnenministerium wie auch durch einige Landesinnenministerien zu unnötigen Wartezeiten für die Betroffenen führt (nach Angaben von amnesty international beträgt dieser Vorgang in der Bundesrepublik Deutschland mindestens neun Monate, in Frankreich vier bis sechs Wochen, in Holland zwei Wochen, in Schweden 24 Stunden), und daß durch diese Praxis die Inhaftierung der Chilenen um Monate verlängert wird, und wenn ja, welche Folgerungen zieht sie daraus? Ist die Bundesregierung der Meinung, daß bei der politischen Beurteilung von Asylsuchenden die gleichen Maßstäbe wie bei der Überprüfung von Bewerbern um den öffentlichen Dienst angelegt werden sollten? Zu Frage A 11: Die Aufnahme chilenischer Flüchtlinge durch die Bundesrepublik Deutschland ist nach einer Vereinbarung der Innenministerkonferenz von einer Sicherheitsüberprüfung abhängig, in der letztlich eine Abwägung zwischen sicherheitsrelevanten Erkenntnissen und humanitären Erwägungen stattfindet. Sie konnte nach den Erfahrungen der letzten 12 Monate in etwa der Hälfte der Fälle in einem Zeitraum von höchstens 2 Monaten abgeschlossen werden. Soweit hierfür längere Zeit beansprucht wurde, handelt es sich in der Regel um Fälle, bei denen aufgrund vorliegender Erkenntnisse eine besonders sorgfältige Überprüfung angezeigt erschien oder das Ergebnis der Sicherheitsüberprüfung aufgrund von Umständen, auf die die Bundesregierung keinen Einfluß hatte, nicht zeitig vorlag. Einige Länder haben sich allerdings die abschließende Entscheidung über die Aufnahme der Flüchtlinge vorbehalten. Aber auch in Verfahren mit Landesvorbehalt werden die Entscheidungen durch die zuständigen Behörden der Länder grundsätzlich rasch getroffen und übermittelt. In den letzten 12 Monaten war in der Regel ein zeitlicher Aufwand von 5 Tagen bis zu 2 Wochen erforderlich. Nur in ganz wenigen Einzelfällen dauerte das Verfahren beim Land bis zu 3 Wochen. Darüber hinaus hat es in einigen Ausnahmefällen zeitliche Verzögerungen und Probleme gegeben, weil die Beurteilung des Landes von der des Bundes abwich. Bis auf einen Fall konnte jedoch durch Vermittlung des Bundes- 3072* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 ministers des Innern die Einreise der betroffenen Chilenen in die Bundesrepublik Deutschland ermöglicht werden. Auch dieser Fall, in dem erst später sicherheitsrelevante Informationen eingetroffen sind, wird, wie ich hoffe, in Kürze abgeschlossen werden können. Die von Ihnen erwähnte 9monatige Verfahrensdauer bezieht sich offenbar auf diese Einzelfälle. Wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit war es mir nicht möglich, die Verfahrensdauer in den anderen von Ihnen genannten Ländern festzustellen. Zu Frage A 12: Die Sicherheitsüberprüfung bezweckt nicht die politische Beurteilung eines Asylsuchenden. Sie dient auch nicht der Feststellung, ob der Asylsuchende aktiv für unser Grundgesetz einzutreten bereit ist, wie dies nach geltendem Recht für die Aufnahme eines Bewerbers in den öffentlichen Dienst Voraussetzung ist. Sie ist nichts anderes als die Ermittlung der Tatsachen, die die verantwortlichen Stellen kennen müssen, um humanitäre Belange einerseits und Sicherheitserfordernisse andererseits abwägen zu können. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Löffler (SPD) (Drucksache 8/871 Frage A 34) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse über das Angebot von Lehrstellen vor, das nach Äußerungen des Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerkes die Nachfrage im Jahr 1977 erheblich übersteigen werde? 1. Nach dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz ist der Stichtag zur Feststellung der tatsächlichen Zahl der ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen als auch der tatsächlichen Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze der 30. September eines jeden Jahres. 2. Zum 30. Juli 1977 waren bei der Bundesanstalt für Arbeit 321 800 Ausbildungsplätze gemeldet, das waren 33 100 mehr als im Vorjahr. Dem standen 416 600 der Bundesanstalt für Arbeit bekannte Bewerber gegenüber, 30 300 mehr als 1976. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10 000 auf 46 100, die Zahl der unversorgten Bewerber um 11 000 auf 81 500. Es kann davon ausgegangen werden, daß seit dem 30. Juli weitere Ausbildungsverträge abgeschlossen und darüber hinaus viele Ausbildungsverträge der Arbeitsverwaltung noch nicht bekanntgeworden sind. Gleichzeitig muß angenommen werden, daß es noch eine beachtliche Zahl von Jugendlichen gibt, die immer noch einen Ausbildungsplatz suchen. Aus diesem Grunde ist es um so wichtiger, in der Zeit bis Ende September alle noch freien Ausbildungsplätze den Arbeitsämtern anzuzeigen. 3. Aus den genannten Zahlen zum 30. Juli 1977 eine Prognose über die Ausbildungsplatzsituation zum 30. September dieses Jahres abzugeben, erscheint mit Blick auf die vorläufigen Teilergebnisse unrealistisch. Diese Zahlen können auch nicht Grundlage für politische Entscheidungen sein. Die jetzt vorliegenden Daten auf die gesamte Vermittlungstätigkeit „hochzurechnen" wäre eine bloße Spekulation. Sie führte dazu, daß Jugendliche und deren Eltern verunsichert und die Betriebe in ihrer Ausbildungsbereitschaft beeinträchtigt werden könnten. 4. Eine verläßliche Bilanz zur Ausbildungsplatzsituation 1977 ist erst möglich, wenn die amtlichen Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit und der Kammern mit Stichtag vom 30. September 1977 vorliegen. Das wird erfahrungsgemäß erst Mitte Dezember der Fall sein. Einseitige und pauschale Erklärungen über Ausbildungsangebote, die den Arbeitsämtern nicht als vermittelbares Angebot zur Verfügung stehen, können nicht zum Gegenstand einer seriösen Bilanz für das Jahr 1977 gemacht werden. 5. Die Bundesregierung hat in den Beratungen zum Berufsbildungsbericht 1977 erklärt, daß sie, falls das Angebot an Ausbildungsplätzen in diesem Jahr nicht der Vorausschau des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung vom März 1977 entspricht, alle Möglichkeiten des Ausbildungsplatzförderungsgesetzes ausschöpfen wird, um die Ausbildungschancen der Jugendlichen zu sichern. Anlage 10 Antwort des Staatssekretärs Bölling auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Waigel (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 59) : Trifft es zu, daß das Presse- und Informationsamt die bereits gerichtlich bestätigte Auffassung vertreten hat, daß es sich bei den Bundesministern Prof. Dr. Maihofer, Dr. Vogel, Dr. Apel, Dr. Friderichs, Ertl, Dr. Ehrenberg, Frau Huber, Gscheidle, Ravens, Franke, Matthöfer, Rohde und Frau Schlei nicht um „bedeutende Staatsmänner" handelt (vgl. Meldung in der Kölnischen Rundschau vom 27. August 1977), und wenn ja, welche Folgerungen gedenkt die Bundesregierung bejahendenfalls daraus zu ziehen? Da sich die Anfrage auf ein schwebendes Gerichtsverfahren in einer personalrechtlichen Angelegenheit bezieht, bitte ich um Verständnis für eine gewisse Zurückhaltung bei der Beantwortung. Ihre Anfrage kann ich mit Nein beantworten. Zutreffend ist allerdings das in dem Zeitungsartikel, den Sie in Ihrer Anfrage erwähnen, enthaltene kurze Zitat aus einer Zeugenaussage des zuständigen Referenten des Bundespresseamtes vor dem Landesarbeitsgericht. In dem Artikel bleibt jedoch der entscheidende Gesichtspunkt unerwähnt, daß die Stellungnahme des Referenten auch nicht den Versuct Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 3073* einer Beurteilung der politischen Bedeutung von Bundesministern enthält. Vielmehr hat sich der Referent zu dem Prozeßgegenstand geäußert, nämlich zu einer tarifvertraglichen Protokollnotiz, die sich auf fremdsprachliche Auswerter bezieht, also mit der Auswertung von Erklärungen inländischer Politiker nichts zu tun haben. Diese Protokollnotiz betrifft „Informationsmaterial von herausragender politischer Bedeutung" und erwähnt insoweit als Beispielsfälle „wichtige Reden, Pressekonferenzen oder Interviews bedeutender Staatsmänner oder Politiker". Es geht in dem Arbeitsrechtsstreit um die tarifrechtliche Beurteilung der Auswertung von Sendungen aus osteuropäischen Staaten. Der Referent hat daher vor Gericht sachgerecht dargelegt, daß hier informationspolitisch für Bundespräsident, Bundeskanzler und Parlament Unterschiede bestehen, je nachdem, ob der ausländische Minister etwa das Verteidigungs- oder Außenressort innehat oder ob es sich um die Inhaber anderer Ressorts handelt, deren Erklärungen aus der Natur der Sache mehr auf die Innenpolitik ihres Landes bezogen sein werden. Anlage 11 Antwort des Staatssekretärs Bölling auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 60) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß zur Zeit von Kommunisten und ihren Sympathisanten im Ausland eine planmäßige Hetzkampagne gegen die Bunderepublik Deutschland betrieben wird, und ist die Bundesregierung bereit, eine entsprechende publizistische Gegenoffensive zu starten? Die Bundesregierung verfolgt die Berichterstattung in den ausländischen Massenmedien über die Bundesrepublik Deutschland kontinuierlich und mit großer Aufmerksamkeit. Die in letzter Zeit in einigen Ländern veröffentlichten kritischen Kommentare lassen nach Auffassung der Bundesregierung nicht den Schluß zu, daß es sich dabei um eine organisierte antideutsche Hetzkampagne handelt. Die Bundesregierung ist auch nicht der Meinung, daß es erfolgversprechend wäre, der Kritik im Ausland mit einer massiven „publizistischen Gegenoffensive" zu begegnen. Vielmehr wird sie sich weiterhin — wie sie und ihre Vorgängerinnen es schon seit vielen Jahren tun — mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln bemühen, ausländischer Kritik durch gezielte Informationsarbeit entgegenzuwirken, falsche oder verzerrte Vorstellungen zu korrigieren, Vorurteile oder Ressentiments abzubauen und Verständnis für unsere Haltung zu wecken, die nicht zuletzt auf die Besonderheiten eines geteilten Landes Rücksicht zu nehmen hat. Bei aller Besorgnis über zeitgebundene Phänomene sollte nicht übersehen werden, daß sich das Deutschlandbild im Ausland dank der Politik aller Bundesregierungen und dank der Bemühungen vieler amtlicher und nichtamtlicher Stellen und Organisationen in den letzten Jahrzehnten stetig verbessert hat. Anlage 12 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 61) : Trifft der Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 24. August 1977 (Seite 10) zu, wonach der deutsche Wirtschaftsjournalist und frühere Generalsekretär des Verbandes der Auslandspresse in Wien Werner Gengenbach mit seinen 64 Jahren seit Februar 1974 im Prager „Pankraz"-Zuchthaus wegen angeblicher Spionage schmachtet, und ist die Bundesregierung bereit, stärkere Mittel als nur eine Fürsprache des Bundesaußenministers einzusetzen, um den offensichtlich unschuldig Inhaftierten rechtzeitig, d. h. noch lebend und einigermaßen gesund freizubekommen? Herr Werner Gengenbach wurde im Oktober 1974 in Prag zu 10 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Urteilsbegründung lautete auf Spionage. Die Bundesregierung bemüht sich, auch unter Berücksichtigung des Alters und des schlechten Gesundheitszustandes von Herrn Gengenbach, nachdrücklich um seine Freilassung. Herr Minister Genscher hat sich persönlich gegenüber dem tschechoslowakischen Außenminister für ihn eingesetzt; ich selbst habe im März 1977 in Prag dieses Anliegen erneut geltend gemacht. Das gleiche ist bei den am 1./2. September 1977 in Prag geführten Konsultationen zwischen den Außenministerien geschehen. Aufgrund beunruhigender Meldungen in der Presse hat unsere Botschaft Anfang des Monats einen sofortigen Besuchstermin erbeten und erhalten, um sich davon zu überzeugen, daß keine akute Gesundheitsgefahr besteht. Die Bundesregierung wird sich weiter für Herrn Gengenbach einsetzen und hofft, daß ihre Bemühungen in absehbarer Zeit zum Erfolg führen werden. Anlage 13 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Röhner (CDU/ CSU) (Drucksache 8/871 Fragen A 63 und 64) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Antrag des Bundestagsabgeordneten Alfred Biehle, für einen eintägigen Besuch in Budapest ein Visum ausgestellt zu erhalten, von der ungarischen Botschaft in Wien, wo sich der Abgeordnete Biehle in Urlaub befand, mit der Begründung abgelehnt wurde, daß sein Besuch in Ungarn nicht erwünscht sei, und ist sie bereit, eine Klärung der Angelegenheit mit dem Ziel herbeizuführen, die Gründe für Biehles Unerwünschtheit zu erfahren? Wie beurteilt die Bundesregierung diesen Vorgang vor dem Hintergrund der in der KSZE-Schlußakte von Helsinki in Aussicht gestellten Reiseerleichterungen und der Tatsache, daß der Bundeskanzler in seiner diese Legislaturperiode einleitenden Regierungserklärung behauptete, daß sich die Bundesrepublik Deutschland zu den Staaten des Ostens „auf einem breiten Weg zu normaler Nachbarschaft" befinde? Herr Kollege Biehle hat sich wegen der Verweigerung eines Visums durch die Ungarische Botschaft in Wien zu einem eintägigen Besuch in Budapest nicht an das Auswärtige Amt gewandt. Das Auswärtige Amt kennt nur die diesbezüglichen Pressemeldungen. Sollte sich Herr Kollege Biehle deswegen an das Auswärtige Amt wenden, so wird dieses die Angelegenheit selbstverständlich aufnehmen und sich um eine Klärung bemühen. Um dies jedoch tun 3074* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 zu können, müßte das Auswärtige Amt über die näheren Umstände der Beantragung und der Ablehnung des Sichtvermerks unterrichtet werden. Dabei könnte z. B. die Frage eine Rolle spielen, auf welchem Wege und in welchen Paß der Sichtvermerk beantragt worden ist. Auch für die Beurteilung dieses Vorganges vor dem Hintergrund der Schlußakte von Helsinki wäre eine Kenntnis der näheren Umstände erforderlich. Selbst nach der Konferenz von Helsinki bleibt es jedoch, darauf weise ich schon jetzt vorsorglich hin, letztlich der souveränen Entscheidung eines Teilnehmerstaates überlassen, wem er die Einreise in sein Hoheitsgebiet gestatten will. Anlage 14 Antwort des Staatsministers Frau Hamm-Brücher auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 69) : Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Ausbildung von Terroristen aus der Bundesrepublik Deutschland im Südjemen durch Angehörige der NVA der DDR, und wie beurteilt sie gegebenenfalls solche Vorgänge im Zusammenhang mit dem innerdeutschen Grundlagenvertrag und mit der Schlußakte der KSZE-Konferenz von Helsinki? Die Bundesregierung hat keine Erkenntnisse über die Ausbildung von Terroristen aus der Bundesrepublik idurch NVA-Angehörige im Südjemen.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zu Beginn des Februars 1977 hatte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, der Kollege Herbert Wehner, eine Große Anfrage meiner Fraktion angekündigt. Gemeinsam mit unserem Koalitionspartner haben wir sie eingebracht. Die Antwort der Bundesregierung liegt unserer heutigen Debatte zugrunde. Ich finde, sie ist ein Dokument großer Sachlichkeit, großer Nüchternheit. Uns Sozialdemokraten ging und geht es vor allem darum, ganz sachlich den gegenwärtigen Zustand der beiden Machtblöcke NATO und Warschauer Pakt, die sich mit der bisher größten Militärmaschinerie auf deutschem Boden gegenüberstehen, hier vor der deutschen Offentlichkeit zu erörtern, nachdem tatsächlich, wie Sie, Herr Dr. Wörner, gesagt haben, die Fragen der äußeren Sicherheit wieder stärker in der öffentlichen Diskussion sind.
    Wir wollten von der Bundesregierung einen echten Kräftevergleich dargestellt bekommen, damit die Schwarzweißmalerei endlich ein Ende hat, die mit großer Vehemenz überall betrieben wurde. Der Kräftevergleich allein genügt uns nicht. Mit unserer Anfrage wollten wir auch erfahren, welche Konsequenzen aus diesen Ergebnissen des Kräftevergleichs zu ziehen sind, d. h. welche Entwicklungsmöglichkeiten die Bundesregierung für die Verteidigungs- und Entspannungspolitik zwischen NATO und Warschauer Pakt sieht. Sie können sich alle daran erinnern, daß wir vor einigen Monaten eine öffentliche Debatte über die militärischen Fähigkeiten der beiden Blöcke und ihrer Führungsmächte hatten, die sich vor allem um die Frage drehte, ob . ein potentieller Gegner tatsächlich in 48 Stunden am Rhein sein könnte.
    In eine solche Diskussion, die nicht immer sehr seriös geführt wurde, gehörte unserer Meinung nach eine offizielle Darstellung der Bundesregierung, die durch die Antwort auf die beiden Großen Anfragen von Koalition und Opposition gegeben ist.
    Die Antwort der Bundesregierung macht zum wiederholten Male deutlich, daß die sozialliberale Regierung mit ihrer Sicherheitspolitik, die unsere Zustimmung findet, drei Ziele verfolgt: erstens, den Frieden zu wahren, zweitens, die Unversehrtheit dieses Landes zu gewährleisten und drittens, die freiheitlich-demokratische Grundordnung gegen Bedrohung von außen zu schützen. Dies& Ziele sind auch die sicherheitspolitischen Ziele meiner Fraktion, und wir stimmen mit der Regierung darin überein, daß diese Ziele nur im Bündnis zu erreichen sind. Darüber hinaus geht es uns darum, ein System der Sicherheit und Stabilität in Europa zu schaffen, in dem militärische Auseinandersetzungen unwahrscheinlich werden.
    Lassen Sie mich einige Bemerkungen zur Lage der NATO in bezug auf ihre politischen Absichten und militärischen Fähigkeiten machen, wie sie sich heute darstellen und wohl auch für die Zukunft zu erwarten sind. Sie können sich vielleicht noch erinnern, meine Damen und Herren von der Opposition, welchen Zustand die NATO im politischen Sinn vor etwa zehn Jahren hatte, und vergleichen, wie es heute aussieht. Dieser Vergleich ergibt, daß nicht zuletzt auch mit deutscher Hilfe im ideellen und materiellen Sinn etwa die Staaten Portugal und Griechenland in das demokratische Bündnis zurückgefunden haben. Es scheint sich abzuzeichnen, daß der türkisch-griechische Konflikt inzwischen so weit beruhigt ist, daß griechische Verbände sich wieder auf dem Wege in die militärische Integration befinden.
    Es ist sicher kein Kunststück, Herr Dr. Wörner, hier und da im Bündnis, im eigenen Land ein Haar in der Suppe zu finden; aber jeder deutsche Politiker, der zu Fragen des Bündnisses Stellungnahmen abgibt, sollte eine Tatsache in seine Überlegung einbeziehen, die zwar zum Grundwissen über die NATO gehört, aber immer wieder vergessen wird: Die NATO ist ein Bündnis souveräner Staaten, und nie wird ein NATO-Partner irgend etwas tun oder lassen, nur weil sich bei uns irgend jemand, z. B. ein Oppositionspolitiker, etwas breitbeinig hinstellt. Anders wäre es, wenn es etwas gäbe, das dem Bündnis zustände und das wir ihm nicht gegeben hätten. Nur, Herr Dr. Wörner, Sie werden in dieser Hinsicht kaum etwas finden, was Sie dieser Regierung ankreiden können.
    Sie, Herr Dr. Wörner, haben zwar in der Debatte über den Haushalt 1977 am 23. Juni gesagt, daß es mit den Verteidigungsausgaben sehr düster aussehe; aber bis heute reiten Sie Ihr Steckenpferd Verteidigungsausgaben ohne jede Alternative. Sie wissen sehr genau, daß es sachlich bedingte Schwankungen im Bereich der investiven Ausgaben gibt und daß der Bereich der Personalausgaben der Bundeswehr mit einem Anteil am Plafond von rund 45 % aus den Betrachtungen über die Steigerung der Kosten für Waffensysteme auszuklammern ist.
    Sie haben in der schon angesprochenen Haushaltsdebatte auch auf die Londoner NATO-Konferenz vom Mai 1977 hingewiesen. Ich kann Sie nur bitten, die 10. Finanzplanung der Bundesregierung sachlich zu beurteilen; dann werden Sie nämlich feststellen, daß die Londoner Zusage des Bundeskanzlers dort bereits niedergeschrieben ist. Nicht für den gesamten Haushalt — was gar nicht möglich ist; denn Tarifabschlüsse sollten nicht präjudiziert werden —, wohl aber für den Bereich der militärischen Beschaffung. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie in Zukunft dazu beitrügen, eine sachliche Betrachtungsweise der Verteidigungsausgaben und Steigerungsraten vorzunehmen. Alles andere müssen wir als parteipolitische Argumentation zurückweisen.
    Und wenn wir Deutschen uns erlauben, über die Leistungen unserer Bündnispartner zu reden, dann sollte auch das wenigstens sachlich richtig sein. Wer sich ein Bild über die Verteidigungsausgaben der NATO und die jeweils festzustellenden realen Steigerungsraten in vergleichbaren Preisen über den Zeitraum von 1960 bis 1975 machen will, Herr Dr. Wörner, dem muß man empfehlen, einmal die „Military Balance" des Londoner Instituts für strategische Studien aufzuschlagen. Sie finden dort auf der Seite 82 eine Fülle von Argumenten. Daraus wird ersichtlich, daß außer den USA, Portugal, Norwegen und Italien alle übrigen NATO-Partner in den Jah-



    Neumann
    ren 1970 bis 1975 eine höhere reale Steigerungsrate hatten als in der Periode von 1960 bis 1970. Auch der schon als „klassisch" anmutende Hinweis, daß die Sowjetunion 13 % ihres Bruttosozialprodukts für Verteidigung aufwendet und die NATO nur 4 oder 5 %, trägt nicht zur Versachlichung der Diskussion bei. Hier kann man nur noch mit einem drastischen Vergleich versuchen, die Rechenkünstler auf die Einfältigkeit dieses Vergleichs hinzuweisen: Es ist einleuchend, daß jemand, der 3 % aus einer 10-LiterFlasche trinkt, betrunken sein kann, während ein anderer, der 13 % aus einer halben Literflasche trinkt, erst richtig Durst bekommt.
    Wenn über die NATO gesprochen wird, ist ein ernster Hinweis auf die quantitativen Disparitäten zwischen NATO und Warschauer Pakt wohl angebracht. Das ist aber allein kein Schlüssel zu einem sachlichen Urteil über die Lage unserer Sicherheit im Bündnis. Untersucht man z. B. die Waffensysteme von Ost und West auf ihre qualitativen Unterschiede, so ist festzustellen, daß manche Waffensysteme des Warschauer Paktes um eine Generation hinter den westlichen Systemen liegen. Wenn man diese Frage untersucht, wird auch deutlich, daß die Sowjetunion die hohen Quantitäten, über die sie jetzt verfügt, nicht mehr im gleichen Umfang ersetzen kann. Denn höhere Qualität, die unerläßlich wird, kostet ihren Preis. Es wird sich auch hier auswirken, was im Sinn der Standardisierung für den Osten zwar vorteilhaft ist, aber in Bezug auf die Ablösegeschwindigkeit bei der Modernisierung im Warschauer Pakt äußerste Probleme aufwerfen wird, nämlich die Monopolistenrolle der UdSSR in der Rüstung des Warschauer Pakts. Zu einem Katalog der Schwächen der Waffen des Warschauer Pakts darf ich das Studium eines Artikels von Les Aspin empfehlen, der im jüngsten NATO-Brief abgedruckt ist.
    Ein weiteres Kapitel sind die Vorwarnzeiten. Nach dem Erscheinen des Buchs des belgischen Generals, der hier heute schon genannt wurde und der damals behauptete, die Russen könnten in 48 Stunden am Rhein sein, hatten Sie, Herr Dr. Wörner, nichts Eiligeres zu tun, als zu behaupten, daß die Befürchtungen der Opposition bestätigt seien. Sie haben sich heute hier hingestellt und gesagt: Dieser General hat noch nicht recht.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wenn Sie mich schon zitieren, dann zitieren Sie bitte korrekt. Ich habe nicht gesagt, daß er recht habe. Ich habe gesagt: Die Verkürzung der Warnzeit sei das Problem, und wir würden nicht genügend dafür tun, diesem Problem zu begegnen. Das habe ich heute wieder gesagt!)

    — Sie haben heute gesagt, das, was Herr Close in seinem Buch zum Ausdruck gebracht hat, treffe noch nicht zu.
    Bundeskanzler Helmut Schmidt hat zu dieser Art von Diskussion über sensible Bereiche unserer Politik bei der NATO-Ratstagung in London die nach meiner Meinung nach einzig richtige Antwort gegeben. Er hat gesagt — ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Dabei können wir es uns psychologisch und politisch nicht leisten und nicht ertragen, daß 60 Millionen Deutsche im Herzen Europas die ganze Zeit hören müssen, daß ihre psychologischen, ihre finanziellen, ihre geistigen Anstrengungen und Opfer einfach umsonst sind. Dies ist lächerlich; es ist destruktiv.
    Der belgische General ist in seinem Buch damals davon ausgegangen, daß die NATO ohne eine einzige Minute militärischer Vorwarnzeit angegriffen werden könnte und erst nach zwei Stunden aus dem Bett finden würde. Ich gebe zu, Herr Dr. Wörner: Auch hohe Repräsentanten des westlichen Bündnisses haben — Sie haben darauf hingewiesen — von Zeit zu Zeit von einer laufenden Verkürzung der Vorwarnzeit gesprochen. Das ist korrekt. Deshalb ist es erfreulich, daß der NATO-Oberbefehlshaber, General Haig, am letzten Wochenende einer Zeitung etwas anderes gesagt hat. Würde das stimmen, was in dieser Zeitung gestanden hat, dann könnten wir uns allerdings heute hinstellen und etwas behaupten, was ebenfalls nicht zutreffen würde. Denn da war von 8 bis 14 Tagen. Vorwarnzeit die Rede. Die Mitglieder des Verteidigungsausschusses haben gestern gehört, was Haig tatsächlich gesagt haben soll und was nicht in der Zeitung stand. Eines scheint mir deutlich geworden zu sein: Die 48-Stunden-These sollte vom Tisch sein. Sie haben vorhin selber etwas dazu gesagt.
    In der Sommerpause haben wir zwei öffentliche Diskussionen erlebt: erstens eine über die VorneVerteidigung und zweitens eine über die Neutronenwaffe. Gestern hat der Verteidigungsausschuß zum erstenmal eine umfassende Unterrichtung über die Neutronenwaffe erhalten. Was während der Ausschußsitzung über den Ticker einer Agentur lief, war falsch, nämlich daß die Fraktionen des Bundestags einer Beschaffung dieser Neutronenwaffe zustimmen würden. Das stand gestern überhaupt nicht zur Diskussion. Da wir Sozialdemokraten dieses Thema sehr ernst nehmen, wird sich mein Kollege Conrad Ahlers dieses Themas in dieser Debatte besonders annehmen; er wird, Herr Dr. Wörner, sicher auch auf Egon Bahrs Auffassungen zu sprechen kommen.
    Was die Frage der Vorne-Verteidigung angeht, so hat inzwischen der Präsident der Vereinigten Staaten sehr deutlich gemacht, was offizielle amerikanische Politik ist. Nachdem wir das wissen, sollten wir nicht in den Fehler früherer Jahre verfallen, jede Woche von den Amerikanern hören zu wollen, daß sie immer noch zu ihrer Sicherheitspolitik stehen, die auch für uns Sicherheit bedeutet.
    Sie, Herr Dr. Wörner, sollten nicht verschweigen, daß für Präsident Carter die Menschenrechts-Frage ein Teil seiner Entspannungspolitik ist, die er durch Rüstungsabkommen erreichen will.
    Niemand kann die Tatsache ändern, daß wir uns in der unmittelbaren Nachbarschaft der militärischen Supermacht Sowjetunion befinden. Angesichts der angehäuften Waffenarsenale und der Folgen einer konventionellen oder gar nuklearen militärischen Auseinandersetzung, die mit der Zerstörung dessen, was man verteidigen will, enden wür-



    Neumann
    de, gilt für uns vor allem die Suche nach politischer Sicherheit. Die politische Sicherheit gewinnt man nicht dadurch, Herr Dr. Wörner, daß man den Zuständigkeitsbereich der NATO über den Wendekreis des Krebses hinaus ausdehnt und Moskau in der Dritten Welt militärisch gegenübertritt, wie Sie es laut NRZ vom 7. Mai 1977 gefordert haben. Ich wäre Ihnen, Herr Dr. Wörner, sehr dankbar, wenn Sie diesem Haus folgenden Satz vom 7. Mai 1977 erläutern würden. Im Zusammenhang mit dieser Ausdehnung haben Sie dort gesagt:
    Eine isolierte militärische Intervention der Bundesrepublik wäre dabei das Ungeschickteste, was sich denken ließe.
    Um eine Erläuterung des nächsten Satzes würde ich Sie wirklich herzlich bitten:
    Aber bei einer multinationalen NATO-Aktion sollte ein Schiff der Bundesmarine dabei sein.
    Ich habe mich gefragt: Was könnte in Ihren Augen eine solche NATO-Aktion sein?
    Wir Sozialdemokraten lehnen solche aufgeblasenen Abenteuerposen ab, weil sie in keiner Weise zu unserer Sicherheit beitragen.

    (Beifall bei der SPD und FDP)

    Unsere Außenpolitik sollte vielmehr der Sowjetunion noch deutlicher machen, daß die Länder der Dritten Welt nicht Militär-, sondern Entwicklungshilfe benötigen.

    (Dr. Althammer [CDU/CSU] : Da sind die tief beeindruckt!)

    — Aber sicherlich!
    Für ebenso gefährlich halte ich es, Herr Kollege Dr. Wörner, was Sie der Nachrichtenagentur „Neues China" gegenüber als Ihr Rezept für unsere Außen- und Sicherheitspolitik empfohlen haben. Was Sie da verkündet haben, ist wieder einmal nichts mehr als Verbalismus. Da heißt es:
    Manfred Wörner, der auch der verteidigungspolitische Sprecher der Parlamentsfraktion von CDU/CSU ist, vertritt die Auffassung, der Westen sollte die sowjetische Herausforderung annehmen und auf allen Gebieten zur Offensiveübergeben, anstatt defensiv zu sein, um der sowjetischen Expansion Einhalt zu gebieten.
    Nachdem Sie den Chinesen gegenüber die Sowjetunion als schrecklichen Imperialisten geschildert haben, kommt dann der militärpolitische Purzelbaum. Dort heißt es dann weiter:
    Wörner hob zugleich hervor, man solle die sowjetische Stärke nicht überschätzen. Die Sowjetunion sei im Grunde sehr schwach.
    Wenn die Sowjetunion schwach ist, was wir Sozialdemokraten nicht behaupten, was soll dann Ihr Wortgeklingel über mehr Rüstung bei uns?
    Ihr Kollege Strauß hat zur Bundeswehr etwas ganz anderes gesagt, als Sie es hier in Ihren heutigen Ausführungen dargestellt haben. Sie müssen sich endlich einmal entscheiden, was nun eigentlich stimmt.
    Die Antwort der Bundesregierung auf unsere beiden Großen Anfragen könnte die Basis für eine gemeinsame Sicherheitspolitik in diesem Hause sein. Aber mit dem, was' Sie zur Zeit verkünden, können Sie keine gemeinsame Basis für eine Sicherheitspolitik erwarten. Wir wollen keine Offensivpolitik gegenüber der UdSSR und dem Osten, sondern eine Verständigung über Maßnahmen, die zur Verringerung der Lasten führen, die heute alle Völker, ob in der NATO oder im Warschauer Pakt, durch hohe Verteidigungsausgaben zu tragen haben und die weiter steigen werden, wenn es uns nicht gelingt, die Rüstungsspirale zu verlangsamen; vom Stoppen will ich noch gar nicht reden.
    Die Politik, die Sie zur Zeit empfehlen, ist Konfrontationspolitik mit der ihr innewohnenden Gefahr, das bisher erreichte gegenseitige Vertrauen, und sei es in Ihren Augen auch noch so gering, wieder zu beseitigen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Was meinen Sie damit?)

    Wenn jemand in Konkurrenz zur Sowjetunion treten will, dann könnten es in diesem Bereich wohl nur die USA sein; und die senden zur Zeit auf einer ganz anderen Welle. Wir sollten Supermachtsträumen entsagen. Sie wurden in diesem Jahrhundert zweimal geträumt. Das Ergebnis brauche ich hier nicht darzustellen. Beschränken wir uns auf die Rolle, die wir heute haben, und tragen wir dazu bei, daß in Mitteleuropa die Furcht vor einer militärischen Auseinandersetzung abgebaut werden den kann!

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat Herr Abgeordneter Möllemann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen W. Möllemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen, meine Herren! In der Antwort der Bundesregierung auf die beiden Großen Anfragen heißt es — ich zitiere —:
    Ein Vergleich aller Potentiale ergibt, daß die Nordatlantische Allianz insgesamt über eine Verteidigungskraft verfügt, die nicht hinter den Möglichkeiten des Warschauer Pakts zurücksteht.
    Ich halte dies für die wesentlichste Aussage, die viele andere Feststellungen aus der Antwort der Bundesregierung resümiert. Ich halte es für besonders erfreulich, daß diese Aussage erst vor wenigen Tagen von dem unabhängigen und weithin anerkannten Londoner Internationalen Institut für strategische Studien bestätigt wurde. Das Institut kommt zu dem Ergebnis, daß im ganzen das Kräfteverhältnis zwischen den Machtblöcken so erscheint, daß eine militärische Aggression unattraktiv ist. Dies bedeutet, daß die Bürger unseres Landes weiterhin in Frieden und Freiheit leben können. Wie jedermann weiß, ist das keine Selbstverständlichkeit — gerade auch vor dem Hintergrund der schnellen sowjetischen Aufrüstung —, sondern eine von uns durch Leistungen bewirkte Sicherheit.



    Möllemann
    Diese Sicherheit haben wir ganz wesentlich auch den Leistungen der Angehörigen unserer Bundeswehr zu verdanken sowie den verteidigungspolitischen und entspannungspolitischen Anstrengungen unserer Bundesregierung, vor allem ihrer Minister Genscher und Leber. Auch Sie, Herr Kollege Wörner, scheinen dies so zu sehen; denn Sie haben in 90 % Ihrer Rede den Prinzipien unserer Verteidigungspolitik hier zugestimmt. Ich frage mich allerdings nach Ihrer Rede, weshalb Sie dann dem Budget für eben diese Politik nicht zustimmen konnten. Herr Kollege Kraske wird es sicherlich besonders schwer haben, in seinem nächsten Beitrag dies zu erläutern.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wenn wir, wie Sie behauptet haben, finanziell zu wenig für unsere Politik getan haben, dann frage ich mich allerdings, wo Ihre finanziellen Mehrforderungen bei der Beratung des Bundeshaushalts 1977 geblieben sind.
    Die Bundeswehr, meine Damen und Herren, ist diszipliniert, sie ist hervorragend ausgebildet und besser ausgerüstet als je zuvor.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wenn Sie sich nur ein bißchen auskennen würden!)

    Unsere Bundeswehr ist zum Stützpfeiler der Verteidigung in Mitteleuropa geworden.
    Herr Kollege Wörner, Sie meinen, ich würde mich so wenig auskennen. Ich fliege zwar nicht so oft mit dem Flugzeug über die Bundeswehr weg; ich habe meine Wehrübung dafür i n der Bundeswehr gemacht.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Aber vielleicht sollten Sie ein paar Truppenbesuche mehr machen!)

    Niemand, der sich auch nur einigermaßen von Vorurteilen freigehalten hat, wird bestreiten können, daß die Bundeswehr Stützpfeiler des Bündnisses ist. Wer uns das nicht glaubt, Herr Kollege Dr. Wörner und meine übrigen geschätzten Kollegen von der Union, kann ja einmal unsere Alliierten fragen und deren Lagebeurteilung heranziehen.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Ich würde Sie eher fragen, ob Sie die Meinung seriöser militärischer Führer von oben bis unten kennen und zur Kenntnis nehmen wollen, die Ihnen unter vier Augen sicher anderes erzählen, als Sie hier gesagt haben!)

    — Ich will, Herr Kollege Dr. Wörner, die Sache für die interessierten Zuhörer vereinfachen und Ihre Frage wiederholen, ob ich nicht die Meinung von seriösen Experten beurteilen könnte, die mir unter vier Augen etwas ganz anderes sagten. Wissen Sie, die Methode kann ich hier nicht akzeptieren. Ich muß schon das veröffentlichte Meinungsbild aller Experten zur Kenntnis nehmen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wenn die Ihnen unter vier Augen etwas anderes sagen, als sie publizieren, dann sprechen Sie mit eigenartigen Experten!
    Auch in der Entspannungspolitik, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben wir Fortschritte erzielt, die wesentlich mit auf die konstruktiven Beiträge der Bundesregierung zurückzuführen sind. Die Entspannungspolitik hat in der Tat — wie es in der heute zu behandelnden Antwort heißt — „dazu beigetragen, die politische Lage in Europa zu stabilisieren". Trotz aller Schwierigkeiten, die nicht zu leugnen sind und die nicht nur durch die sowjetische Aufrüstung verursacht wurden, sind die Koalitionsparteien und die von ihnen getragene Regierung nie versucht gewesen, Verteidigung und Entspannung als notwendige, einander ergänzende Einheit der Strategie des Friedens aus dem Blick zu verlieren. Ohne Frieden aber ist in der gegebenen politischen Weltlage und beim Stand der heutigen Waffentechnik ein Überleben nicht möglich. Diese Erkenntnis sollte jeder beachten, der Kritik an der Entspannungspolitik übt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist doch eine Binsenwahrheit!)

    Man kann Kritik an falschen Methoden der Entspannungspolitik üben; das ist sicherlich Ihr Recht und auch Ihre Pflicht. Übt man aber undifferenzierte Kritik an der Entspannungspolitik schlechthin, so dient man, finde ich, dem Frieden überhaupt nicht.
    Herr Kollege Wörner, was Sie vorhin hier vorgetragen haben, war in der Tat der offenbar bei Ihnen nicht zu überwindende Tenor — ich zitiere —: Entspannung vollzieht sich nach den Spielregeln der Kommunisten, eine Politik, die sich Schritt um Schritt der Macht beugt; und was Sie sonst noch an Diffamierung uns gegenüber immer wieder vertreten.
    Dies ist nicht unsere Entspannungspolitik. Unsere Entspannungspolitik hat konkret bisher dazu geführt, daß die Menschen, für die wir hier ab und zu ja wohl auch noch Politik machen, Verbesserungen erfahren haben. Darauf kommt es uns an.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Die Antwort der Bundesregierung stellt — darauf habe ich hinzuweisen versucht — in Übereinstimmung mit der Studie des Internationalen Londoner Instituts fest, daß ein Angriff auf uns weiterhin unattraktiv ist. Wenn die so bleiben soll, dürfen wir nicht die Augen verschließen vor den Mängeln, vor den noch nicht gelösten oder noch nicht in Angriff genommenen Aufgaben in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, in der Strategiediskussion und in der Bundeswehr selbst.
    Diese Mängel haben uns, die Freien Demokraten, dazu veranlaßt, schon zu Beginn der Legislaturperiode eine kritische Bestandsaufnahme im Bereich der Sicherheitspolitik vorzunehmen und uns zu fragen, wieweit es denn nun wirklich her ist mit der Fähigkeit des Bündnisses zur angemessenen Antwort, wieweit die herrschende Strategie und ihre materielle Ausfüllung wirklich in der Lage ist, unser Land zu verteidigen, ohne daß zerstört wird, was eigentlich verteidigt werden soll.
    Wir haben uns aber auch gefragt, wieweit denn der Bürger willens und bereit sei, Recht und Freiheit der Bundesrepublik Deutschland zu verteidigen.



    Möllemann
    Wir sind im Zusammenhang damit der Frage nachgegangen, ob die Unterrichtung der Soldaten auf dem Gebiet der politischen Bildung so angelegt ist, daß er seinen Auftrag versteht, und ob der tägliche Dienst, ob Fürsorge und Betreuung, auch für die Familienangehörigen der Soldaten, so gestaltet sind, daß der Soldat diesen sozialen und freiheitlichen Rechtsstaat, den er verteidigen soll, auch als solchen im Dienst erlebt.
    Wir verstehen eigentlich auch heute noch nicht die Art und Weise, wie unserer Überlegungen dann behandelt werden. Herr Kollege Wörner, Sie haben gesagt, im Grunde komme Ihnen so vieles bekannt vor. Das ist die einfachste Methode, zu sagen: Ätsch, ich bin schon vorher dagewesen.

    (Zuruf ,des Abg. Dr. Wörner [CDU/CSU])

    Ich finde, Sie sollten, wenn Sie Punkte positiv ansehen, ruhig einmal sagen, daß Sie sie so bewerten und weshalb das so ist, und nicht mit einem etwas lässigen Schlenker in eine bestimmte Ecke zu rücken versuchen.

    (Dr. Kraske [CDU/CSU] : Haben Sie nicht eben selber Wörner gegenüber von 90 % gesprochen?)

    — Ja, 90 % seiner Ausführungen zur Regierungspolitik waren in der Tat so lobend, daß wir uns keinen besseren Förderer vorstellen könnten. Aber als er sich mit den Positionen der FDP beschäftigt hat — und dafür spreche ich nun mal hier, nicht für die Regierung —, fand ich die Behandlung unserer Auffassung nicht angemessen.
    Heute beschäftigen sich öffentliche und veröffentlichte Meinungen sehr eingehend mit den Problemen der Sicherheitspolitik und der Bundeswehr. Das gibt unserer Initiative nachträglich und nachdrücklich, wie ich finde, recht. Wir geben aber ohne Umschweife zu, daß wir besonders auf dem Gebiet der Strategie nicht über die Exploration von Alternativen hinausgekommen sind, daß wir dabei sind, über Ergänzungen und Modifizierungen nachzudenken. Dies ist ein sehr schwieriger Prozeß, fern von aller Polemik, gerade weil wir alle Beiträge vorurteilsfrei prüfen wollen, die Denkanstöße liefern und uns bei dem Bemühen um die Abstellung von Mängeln helfen können.
    Wir halten dies für eine bessere Methode als die Polemik, die hier vorgetragen worden ist, und für eine Methode, die auch der Bedeutung der Probleme von Frieden und Sicherheit in unserem Lande durchaus angemessen ist. Wir wünschen uns, daß unsere diesbezüglichen Versuche respektiert werden und daß vorläufige Ergebnisse dieses Denkprozesses nicht immer wieder als endgültig hingestellt werden.
    Zurück zur Anfrage! Namens der FDP-Fraktion begrüße ich das erneute Bekenntnis der Bundesregierung zum Atlantischen Bündnis als der Grundlage unserer Sicherheit und zu den USA als unverzichtbaren Partner, wenn es um die Sicherheit Europas geht. Herr Kollege Dr. Wörner, es fördert diese Kooperation zwischen uns und den Vereinigten Staaten sicherlich manches nicht, aber ganz sicherlich auch nicht, wenn Sie hier versuchen, künstliche Gegensätze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA zu konstruieren zu einem Zeitpunkt, da nach dem letzten Treffen beide Regierungen nachdrücklich die hervorragende Kooperation unterstrichen haben.
    Wir werden in unserer Außenpolitik alles tun, um einzelnen Bündnispartnern bei der Überwindung von ökonomischen oder politischen Problemen zu helfen und somit das gesamte Bündnis zu stützen. In diesem Zusammenhang möchte ich anfügen, daß wir Spanien ermuntern möchten, nicht nur Mitglied der Europäischen Gemeinschaft, sondern auch der NATO zu werden. Die beiderseitige Solidarität sollte den Sicherheitsbereich voll einschließen. Spaniens Beitritt zur NATO würde Europa und das Bündnis stärken. Wir unterstreichen die Feststellung, daß die Freiheit Amerikas in Europa verteidigt wird. Von daher begrüßen wir das Bekenntnis von Präsident Carter zur grenznahen Verteidigung.
    Wie die Bundesregierung so sieht auch meine Fraktion, daß die Sicherheit nicht ausschließlich durch Verteidigungs- und Entspannungspolitik erreicht werden kann. Wir sehen, daß Außen-, Verteidigungs-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik ein Ganzes bilden. Wir sagen hinzu: wir unterstreichen den Zusammenhang zwischen der Verteidigungswürdigkeit, also der inneren Qualität, und der Verteidigungsfähigkeit und -bereitschaft einer Gesellschaft. Diese Erkenntnis ist und bleibt der entscheidende Ausgangspunkt bei der Arbeit an unserem sicherheitspolitischen Programm. Deshalb setzen wir uns ein für einen weltweiten Abbau möglicher Konfliktursachen und -auslöser, seien sie wirtschaftlicher, sozialer, militärischer oder politischer Natur.
    Dies bestimmt auch unsere Haltung gegenüber den Problemen des südlichen Afrika, wo wir einen friedlichen Wandel zu einer gerechten, menschenwürdigen Ordnung unterstützen und somit helfen wollen, Blutvergießen zu vermeiden. Dies ist der beste Weg, ein Hineingleiten Südafrikas in die Einflußsphäre des Kommunismus zu verhindern. Der falsche Weg ist der, den Ihr Kollege Todenhöfer beschreitet: sich hinzustellen und zu sagen: Für alle anderen Länder ja, aber für Südafrika soll niemals das Prinzip „One man one vote, also die politische Gleichberechtigung gelten. Damit fördern Sie, ob Sie es wollen oder nicht, Radikalisierungstendenzen.
    Ich möchte einige Bemerkungen zu dem machen, was hier zum Thema Strategiediskussion gesagt worden ist. Wir begrüßen es, daß — man könnte sagen: endlich — eine Diskussion über diese Fragen in Gang gekommen ist. Für diese Bewertung gibt es mindestens zwei Gründe: Erstens kann sich hierdurch sicherheitspolitisches Engagement in der Offentlichkeit verstärken und sicherheitspolitisches Bewußtsein in der Bevölkerung herausbilden und differenzierter werden. Zweitens erhält ein bislang etwas vernachlässigter Aspekt unserer Sicherheit überhaupt ein stärkeres Fundament. Uns Freien Demokraten geht es — ich betone dies — sehr wohl um Ziel und Inhalt dieser unsere Existenz betreffenden Diskussion.



    Möllemann
    Wovon ist dabei auszugehen? — Als die frühere Bündnisstrategie der massiven Vergeltung trotz erheblicher amerikanischer nuklearer Überlegenheit geändert wurde, geschah dies um der Glaubwürdigkeit der Abschreckung willen. Es war nämlich unglaubhaft geworden, daß gewissermaßen beim ersten Grenzstreit gleich der nukleare Hammer eingesetzt werden würde, was das Stellen der Existenzfrage zum frühest denkbaren Zeitpunkt bedeutet und alle sonstigen Möglichkeiten der Konfliktregelung überflüssig gemacht hätte. Also folgte auf die massive retaliation die abgestufte Reaktion. Inzwischen hat sich die Lage weiter verändert. Aus der nuklearen Überlegenheit der USA ist ein nukleares Patt der Supermächte geworden, das nur noch in sehr spezifischen Bereichen unterschiedliche, sich letztlich aber aufhebende Bewertungen gestattet. Darüber hinaus haben sich die Arsenale der Verteidigungspakte so gefüllt, daß komplette Stufenleitern der Eskalation auf beiden Seiten verfügbar sind. Infolgedessen sind die Interessen der Supermächte so gelagert, daß sie kategorisch gezwungen sind, jedem direkten Konflikt auszuweichen, um die Eskalationsautomatik nicht auszulösen. Weiter hat dies zur Folge, daß die Supermächte eigene Konflikte auf Stellvertreter an der Peripherie überzuwälzen versuchen. Und umgekehrt: Wenn sich irgendwo auf der Welt Konflikte zuspitzen, suchen sich die Beteiligten ihre Supermacht und ordnen sich damit regelmäßig in die große politische Konfliktlage ein.
    Eine weitere Konsequenz ist, daß die Bundesrepublik Deutschland mit allen materiellen und psychologischen Folgen davon Kenntnis nehmen muß, daß Vorne-Verteidigung sich, wenn das Grundgesetz Gültigkeit und wenn dieser Begriff Sinn behalten soll, auf unserem Territorium abspielen müßte. Daher lehnen wir die Dregger-WeinsteinKonzeption der Vorwärtsverteidigung ab. — Herr Kollege Wörner, auch Sie hätten zu diesbezüglichen Ausführungen Ihres Kollegen Dregger hier etwas sagen können, als Sie die Verfechter anderer Strategien etwas pauschal angegriffen haben.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen, daß ich nicht die Verfechter angegriffen habe, sondern die Theorien!)

    — Das Mikrophon steht vor Ihnen; wenn Sie das bitte benutzen würden.
    In letzter Konsequenz werden die europäischen Bündnispartner für mangelhafte Erfüllung ihrer konventionellen Bündnis- und Verteidigungsverpflichtungen nicht die USA nuklear — und das bedeutet existentiell — haftbar machen können. Zwischen einer amerikanischen politischen Tendenz, die nukleare Schwelle deutlich anzuheben, um nicht vorzeitig nuklear engagiert zu werden, und einer militärstrategischen Tendenz, den Übergang in den nuklearen Sektor der Eskalation zu vereinfachen, glaubhafter oder logischer zu machen, bestehen ebenfalls Widersprüche.
    Alle diese nur schlaglichtartig angedeuteten Tatbestände und Tendenzen sind in den letzten 15 Jahren starken Wandlungen unterzogen gewesen. Die aus ihnen abgeleiteten Lagebeurteilungen und Entscheidungen sind daher notwendigerweise zu überprüfen und in mancher Hinsicht — das erscheint in diesém Stadium der Diskussion bereits wahrscheinlich — zu modifizieren. Es hilft dabei wirklich nichts, Herr Kollege Dr. Wörner, wenn man jeden, der in dieser Richtung auch nur nachdenkt, gleich in eine bestimmte, sozusagen die Sicherheit gefährdende Ecke zu drängen versucht.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wer tut das denn!)

    Die Diskussion in unserem eigenen Lager hat dabei zu ersten Erkenntnissen und Ergebnissen geführt. Erstens. Das Bündnis ist und bleibt das Fundament unserer äußeren Sicherheit. Jedes Nörgeln daran ist schädlich. Jede Kritik — auch eigene Kritik — muß auf Stärkung des Bündnisses, nicht auf Schwächung oder Auflösung zielen.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Eine gewaltige Erkenntnis!)

    Zweitens. Die Bundesrepublik sollte mehr — und vor allem qualifizierter als bisher — ihren sicherheitspolitischen und militärstrategischen Eigenbeitrag ins Bündnis einbringen. Das gilt konzeptionell wie personell. Dabei geht es keinesfalls um ein Mehr an nationaler Eigenbrötelei und Rechthaberei, wohl aber um die Darstellung der Bündnisaufgaben aus unserer Sicht unter Verdeutlichung unserer spezifischen Interessen, soweit sie bündnisfähig sind.
    Drittens. Hierher gehört auch unsere Forderung, ein nukleares Vetorecht für die Regierung der Bundesrepublik Deutschland zu konzipieren, das gewissermaßen als Schlußstein die Konsultationsverfahren im Bündnis bzw. bilateral politisch absichert.
    Herr Kollege Wörner, Sie haben vorhin diese Frage hier an uns gerichtet. Ich unterstreiche noch einmal diese Position. Nur, damit hier kein Mißverständnis aufkommt, zweierlei: Dies mag eine prozedurale Erschwernis im Entscheidungsprozeß sein. Aber ich kenne auch keine vitalere Frage für uns als die, in einem militärischen Konfliktfall die Grundsatzentscheidung mittreffen zu können, ob auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Atomwaffen eingesetzt werden. Ich spreche nicht davon, daß nach dieser Grundsatzentscheidung sozusagen auch noch die jeweilige Punktentscheidung über Regierungsmechanismen geklärt werden müßte. Über diese Frage der Grundsatzentscheidung lasse ich nicht mit mir handeln. Über andere Fragen zu diskutieren bin ich gern bereit.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Die Frage ist, ob Ihr Minister, Ihr Vorsitzender, nicht mit sich handeln läßt!)

    — Im Gegensatz zur Ihrer Partei, Herr Kollege Dr. Wörner, sind Aussagen, die ein Vertreter der FDP hier macht, Aussagen der FDP, d. h. natürlich auch des Vorsitzenden der FDP.

    (Beifall bei der FDP — Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU] : Möllemann ex cathedra!)

    Viertens. Unsere bisherige Diskussion lehrt auch, daß die gültige „Vorne-Verteidigung" durch Elemente einer den gesamten Raum unseres Landes ab-



    Möllemann
    deckenden Verteidigung ergänzt werden sollte. Ich sage ausdrücklich: ergänzt werden sollte. Von manchen Seiten ist uns nämlich unterstellt worden, wir forderten eine Ablösung der bisher gültigen Strategie der „Vorneverteidigung" durch die sogenannte „Raumverteidigung". Dies ist unzutreffend.
    Wir Freien Demokraten plädieren indessen für eine Anpassung bestimmter Elemente unserer Verteidigungsstrategie an inzwischen eingetretene historische Entwicklungen und Veränderungen. Dabei gehen wir mit Sorgfalt, Augenmaß und der Bereitschaft, Kritik entgegenzunehmen an diese Diskussion heran.
    Vieles von dem, was hier zur Strategie gesagt worden ist und was wir auch bei uns selbst überlegt haben, kann allerdings ganz anders aussehen, wenn es zum Bau der Neutronenwaffe und zu deren Einführung in das Arsenal der Waffen kommt, die für die Verteidigung Europas vorgesehen sind. Dabei muß von vornherein klar sein: Die Entscheidung zum Bau der Neutronenwaffe ist eine rein nationale Entscheidung des US-Präsidenten. Die Entscheidung über eine mögliche Aufnahme der Waffe in die Bewaffnung der NATO liegt aber — das ist sehr wesentlich — auch bei den Verbündeten. Beide Entscheidungen stehen also in Beziehung zueinander. Eine Entscheidung zum Bau der Waffe würde sicherlich wesentlich im Blick darauf getroffen, ob sie Waffe der NATO in Europa werden soll. Präsident Carter steht jetzt also vor seiner Entscheidung über Produktion oder Nichtproduktion der Waffe — und zwar zu Recht — in enger Konsultation mit den Bündnispartnern, nicht bilateral, sondern notwendigerweise mit allen Partnern in der NATO. Er hat sich noch nicht entschieden. Sie werden auch von uns hier heute keine definitiven Stellungnahmen in Sachen Neutronenwaffe erwarten können. Ich will aber auf die wesentlichen Aspekte eingehen und meine Beurteilung hier erläutern.
    Zum ersten: Auch die Neutronenwaffe ist eine Nuklearwaffe. Bei ihrem Einsatz im Verteidigungsfall muß der Wille der Bundesregierung ausschlaggebend sein. Zum zweiten: Weil die Neutronenwaffe eine Nuklearwaffe ist, ist sie zunächst politische Waffe. Sie muß also zuerst unter den nur theoretisch voneinander zu trennenden Aspekten von Abschrekkung und Entspannung gesehen werden. Die Glaubwürdigkeit unserer Abschreckung ist in jüngster Zeit häufig in Frage gestellt worden. Grund dafür ist die Annahme, daß der Westen nicht fähig sein könnte, sich rein konventionell zu verteidigen, und deswegen gezwungen sei, auf die herkömmlichen Nuklearwaffen zurückzugreifen. Die Wirkung dieser Waffen kann aber so stark sein, daß sie möglicherweise zerstören, was eigentlich verteidigt werden soll. Damit wäre dann in der Tat die Verteidigung — und mit ihr die Abschreckung — widersinnig und unglaubwürdig.
    Das Charakteristische der Neutronenwaffe ist, daß ihre Flächenwirkung auf einen Bruchteil der Flächenwirkung herkömmlicher Nuklearwaffen reduziert ist. Damit kann sie gezielt auf die Angriffsspitzen eines Aggressors eingesetzt werden — bei gleichzeitiger weitgehender Schonung der Zivilbevölkerung; und dies ist ein sehr entscheidender Aspekt. Die Neutronenwaffe könnte also die konventionelle Schwäche der NATO ausgleichen, ohne zu zerstören, was sie verteidigen soll. Ihr Einsatz wäre — in diesem extremen Fall — wirkungsvoll und gegenüber der eigenen Bevölkerung verantwortbar. Die Verteidigung — und mit ihr die Abschreckung — wäre erheblich glaubwürdiger; die Verhältnisse in Mitteleuropa wären stabiler. Das heißt also, die Neutronenwaffe wäre in besonderem Maße geeignet — könnte in besonderem Maße geeignet sein —, den Zustand, den wir erhalten wollen — den Frieden —, zu stabilisieren.
    Offensichtlich sieht die Sowjetunion die Möglichkeiten der Neutronenwaffe ähnlich. Nur so ist ihre heftige Propaganda gegen dieses System zu erklären. Statt ihre Propaganda zu intensivieren, sollte sich die UdSSR besser darüber klarwerden, daß es zweckmäßigere und friedensdienlichere Mittel gibt, auf den Entscheidungsprozeß zur Neutronenwaffe einzuwirken. So könnte vor allem die Entscheidung der UdSSR, sich bei MBFR mit uns auf das Prinzip der Parität zu einigen, das Interesse des Westens an Bau und Einführung dieser Waffe wesentlich verringern.
    Mit dem hier Dargelegten sind vor allem die eher positiven Möglichkeiten der Neutronenwaffe aufgezeigt. Mir ist klar, daß sich aus ihnen viele Fragen ergeben, in denen die Meinungen sehr geteilt sind. Und, Herr Kollege Dr. Wörner, auch hier noch einmal zu einem unredlichen Teil Ihrer Rede: Sie versuchen, den Eindruck zu erwecken, als seien die Kritiker nur in einer Partei. Aber diese Diskussion geht doch durch alle Parteien! Ich habe sehr aufmerksam das Interview mit Ihrem hochgeschätzten Kollegen Dr. Leisler Kiep gelesen, der sich selbst auch sehr kritisch geäußert hat. Warum kann man sich denn nicht hierher stellen und sagen, daß man aus ernsten Sorgen dieses System kritisch durchleuchten kann und daß dies nicht immer gleich mit irgendwelchen obskuren Motiven zu tun haben muß?

    (Zustimmung bei der FDP und der SPD — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Bauen Sie doch nicht immer Türken auf! Sie bauen doch fortlaufend Türken auf, und Sie schlagen dann auf die Türken ein! — Weitere Zurufe)

    — Also, Herr Kollege Dr. Wörner, ich bin sehr dafür, daß wir die Solidarität mit den Türken pflegen. Von daher kann man sie ruhig aufbauen. Darauf einschlagen tun wir hier nicht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Kalauer!)

    — Sie sagen, das war ein Kalauer. Nun, ich versuche, mich Ihrem Niveau ein bißchen anzugleichen.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der FDP und der SDP)

    Es wird gefragt, ob Bau und Einführung der Waffe im Westen noch Sinn hätten, wenn auch der Osten sie einführe. Hier meinen also die einen, damit paralysierten sich die Waffen in ihrer Bedeutung. Andere sind der Auffassung, daß der Westen — im Gegensatz zu heute — dann um so mehr über eine



    Möllemann
    wirkungsvolle Verteidigungswaffe verfügen müsse, deren Einsatz glaubwürdig sei.
    Auch in der Frage, ob die Neutronenwaffe die Grenze zwischen atomarer und konventioneller Verteidigung verwischen und so die Eskalation beschleunigen könnte, sind die Meinungen geteilt. Während diese Möglichkeit von manchen — auch gestern im Verteidigungsausschuß — bejaht wird, meint man andererseits — und dies scheint mir schlüssiger zu sein , daß bei Vorhandensein der Neutronenwaffe ein Einsatz der herkömmlichen Atomwaffen insgesamt und auch der Neutronenwaffe durch deren pure Existenz unwahrscheinlicher werde.
    In diesem Falle wird jedoch eine gewisse Gefahr des „decoupling" — des Entkoppelns — gesehen. Das heißt, eine mögliche Fähigkeit des Einsatzes von Neutronenwaffen könnte den USA Gelegenheit geben, sich in der atomaren Auseinandersetzung insofern zu schonen, als sie die Auseinandersetzung auf die beiden untersten Stufen der Triade und auf den Bereich Mitteleuropas, vor allem auf den der Bundesrepublik, beschränkt. Vor solchen Vorstellungen in der amerikanischen Diskussion müssen wir natürlich nachdrücklich warnen. Ich glaube allerdings nicht, daß sie bei den Verantwortlichen in der amerikanischen Politik gehegt werden.
    Gewarnt werden muß auch vor den Ideen, die in einer eventuellen Einführung der Neutronenwaffe die Chance zu einem weiteren Abbau konventioneller Kampfkraft sehen wollen. Das Gegenteil ist derzeit nötig!
    Nun zu einem letzten und wesentlichsten Argument gegen die Waffe: Auch militärische Fachleute weisen darauf hin, daß eine Gefahr der Neutronenbombe darin bestehen könnte, daß sie wegen der räumlichen Begrenztheit ihrer Wirkung die Kriegsführung wieder möglich machen oder erscheinen lassen könnte. Nicht weniger aber leuchtet, finde ich, das Gegenargument ein, wonach die Neutronenbombe eben wegen dieser begrenzten Wirkung erst verantwortbar eingesetzt werden könnte und damit Verteidigung und Abschreckung wieder glaubwürdiger gemacht werden könnten und somit der Frieden stabilisiert würde.
    Als Fazit möchte ich zu unserer Position an dieser Stelle sagen, daß der Entscheidungsprozeß in meiner Fraktion noch nicht abgeschlossen ist, daß wir ihn in der gebotenen Nüchternheit zu Ende führen wollen, daß wir aber von einer tendenziell positiven Bewertung ausgehen.
    Nach diesen kurzen Überlegungen zur Strategie und zu Bündnisfragen möchte ich mich zwei Punkte aus dem nationalen Sicherheitsbereich zuwenden. Zunächst möchte ich einige Anmerkungen zur Beschaffungspolitik machen. Bei der Entwicklung und Beschaffung von Rüstungsmaterial ist es der Bundesregierung im großen und ganzen gelungen, die gesteckten Ziele zu erreichen. Es ist schon imposant — und vielleicht sogar erschreckend —, die Liste der in den letzten Jahren entwickelten und beschafften Systeme für die Bundeswehr durchzuarbeiten. Hierbei sind nicht nur die technisch hochwertigen Systeme wie der verbesserte Kampfpanzer „Leopard", der Flakpanzer „Gepard", die Feldhaubitze 70 oder das Mehrzweckkampfflugzeug MRCA zu nennen, sondern auch die vielen kleinen Maßnahmen, die zur Kampfwertsteigerung vorhandener Systeme, Projekte und Geräte geführt haben. Und doch muß man sich fragen, ob diese Rüstungsanstrengungen bei den vorhandenen Mitteln so weitergeführt werden können. Zur Zeit glauben wir noch immer, daß wir mit einer immer höheren Qualität die Quantität des Gegners ausgleichen können, um somit das Gleichgewicht zu erhalten.
    Von der Regierung wird nun in mehreren Passagen der Antwort deutlich gemacht, daß die Steigerung der Qualität aller Waffensysteme des Warschauer Paktes ebenfalls ständig fortgesetzt und dabei die Gesamtzahl der Systeme nicht verändert wird. Hier kann eine Gefahr auf uns zukommen, der man nach meiner Ansicht schon heute entgegentreten muß. Wir müssen verhüten, daß die technologische Führung des Westens auf irgendeinem Gebiet verlorengeht.
    Überdies sind Bemühungen der Regierung, die Entwicklung und Beschaffung von Wehrmaterial durch Zusammenarbeit im Bündnis zu verbessern und dadurch für alle Bündnispartner wirtschaftlicher zu gestalten, ohne Einschränkung zu begrüßen. Sie müssen noch verstärkt werden. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind nämlich noch nicht ausreichend. Wenn vielleicht hier und da falschverstandene wirtschaftliche Interessen einzelner Länder eine gemeinsame Arbeit noch erschweren, so ist zumindest festzulegen, daß alle Mengenverbrauchsgüter, Munition sowie Betriebsstoffe vereinheitlicht werden.
    Deshalb ist die Standardisierung zunächst verstärkt auf die Aufgabe zu konzentrieren, wichtige Systeme, Projekte und Geräte miteinander verträglich und miteinander einsetzbar zu machen. Auf diesem Feld entscheidet sich, ob sich der Westen mit der Verteidigungspolitik finanziell übernimmt oder nicht. Hier sollte auch die europäische Solidarität einsetzen. Wir treten dafür ein, daß das zu schaffende gemeinsame Europa als politische Union auch die Verteidigungspolitik in seine Kompetenz übernimmt. Mit Kooperation und Standardisierung bei der Waffenproduktion wäre hier schon ein guter Anfang gemacht.
    Unter der Überschrift „Bundeswehr" werden in der Antwort der Bundesregierung einige wesentliche Fragen der Inneren Führung behandelt. Das erscheint uns zweckmäßig, weil bei aller Bedeutung von Sicherheitspolitik, von Strategie, von Ausrüstung und Bewaffnung der Mensch, der einzelne Soldat auch bei der Bundeswehr im Mittelpunkt stehen muß. Dies muß man hier unterstreichen, weil lange Beobachtungen zeigen, daß der Grundsatz, nach dem der Mensch im Mittelpunkt stehen müsse, in der Bundeswehr manchmal verloren zu gehen droht.
    Ich glaube, daß die Bundesregierung stärkeres Interesse auf die Belange der Inneren Führung richten muß. Wir haben auf die Mängel in den Bereichen der Menschenführung, der politischen Bildung wie auch der Fürsorge und Betreuung schon vor längerer



    Möllemann
    Zeit hingewiesen und mit konkreten Vorschlägen Abhilfe gefordert. Zunächst wurde uns entgegengehalten, die Befürchtungen und die Kritik seien gegenstandslos. Nun aber geben uns die Ergebnisse verschiedener, von der Bundeswehr selbst initiierter Bestandsaufnahmen nur allzu recht.
    Wir begrüßen es daher, daß die Bundesregierung nun bemerkenswerte Schritte zur Verbesserung vor allem der politischen Bildung in der Bundeswehr unternommen hat. Wir begrüßen die Aussage der Bundesregierung, daß erstens die Neuordnung der Bildung und Ausbildung in den Streitkräften, zweitens das Pädagogikstudium der Offiziere an den Hochschulen der Bundeswehr und drittens schließlich die verbesserte Ausbildung der Unteroffiziere an den Fachschulen des Heeres für Erziehung besonders einer zeitgemäßen Menschenführung zugute kommen sollen.
    Wir Liberalen bestehen jedoch insbesondere bei der Ausbildung der Offiziere an den Hochschulen der Bundeswehr auf Ausbau und Durchführung des Anleitstudiums, das zur Zeit — wenn überhaupt — nur zu einem Bruchteil betrieben wird. Hier wird eine Chance der politischen Bildung in der Bundeswehr sträflich vernachlässigt.
    Da ich gerade bei dem Thema „Hochschulen der Bundeswehr" bin: Wir begrüßen es, daß die Bundesregierung nunmehr bereit ist, darüber nachzudenken, ob diese Hochschulen der Bundeswehr auch für zivile Studenten geöffnet werden könnten. Dieser Prozeß des Nachdenkens sollte allmählich abgeschlossen werden, und diese guten, hochqualifizierten Einrichtungen sollten sehr bald den zivilen Studenten zur Verfügung gestellt werden.
    Wir erwarten eine Weiterentwicklung des Lernzielkatalogs Innere Führung mit den Ausbildungsteilgebieten zeitgemäße Menschenführung, politische Bildung, soldatische Ordnung und Wehrrecht, Betreuung und Fürsorge, Völkerrecht und am Völkerrecht orientierte Ausbildung. Für die dort formulierten Lernziele sollen methodische und didaktische Hilfen von der Schule für Innere Führung in Koblenz ausgearbeitet werden.
    Wir erwarten, daß diese Schule für Innere Führung alle notwendigen quantitativen und vor allem qualitativen Hilfen erhält, um ihren neuen Auftrag erfüllen zu können. Darüber hinaus braucht sie diese, um an der Erarbeitung der derzeit überprüften neuen Konzeption mitwirken zu können.
    Wir wissen, daß die Absicht besteht, an der Schule für Innere Führung keine Einzellehrgänge mehr durchzuführen. Statt dessen sollen Modellehrgänge für die Vorgesetzten aller Dienstgrade entwickelt und durchgeführt werden. Wir halten diese Überlegung für organisatorisch zweckmäßig. Wir meinen aber auch, daß sie sich nur dann im Sinne der Inneren Führung auswirken kann, wenn die Vorgesetzten aller Dienstgrade Innere Führung als wirkliche Notwendigkeit begriffen haben und das Bekenntnis zu ihr mehr ist als nur ein Lippenbekenntnis.
    Solange Innere Führung nicht von der weit überwiegenden Mehrzahl aller Soldaten als Existenzprinzip unserer Bundeswehr begriffen wird, sollte die
    Ausbildung der Vorgesetzten aller Ebenen, aber auch der Vertrauensleute, an den Einrichtungen der Bundeswehr stattfinden, an denen das Prinzip der Inneren Führung wirklich begriffen worden ist.
    Insofern bleiben wir vorläufig bei unserer Forderung, daß Kommandeure und Einheitsführer sowie Vertrauensleute eine obligatorische Ausbildung an der Schule für Innere Führung zu absolvieren haben. Darüber hinaus fordern wir heute noch einmal, daß der Soldat nicht nur Mittel zum Zweck sein darf. Er muß mitdenkender und mithandelnder Partner sein. Jeder Soldat ist — unabhängig von seinem Dienstgrad — gleichermaßen wichtig für die Erfüllung des Auftrages der Bundeswehr.
    Von daher setzen wir uns — und hier gibt es einen Unterschied zu der Auffassung der Bundesregierung — für eine Erweiterung der Rechte der Vertrauensleute ein. Wir wollen für den Vertrauensmann zum ersten ein Mitspracherecht bei Personalangelegenheiten, zum zweiten ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung des Dienstplanes, und zum dritten wollen wir die Einführung der Zugsprecher, vor allem bei großen Einheiten und abgesetzten Teileinheiten. Wir fordern erneut eine Verbesserung des Führungsstils — —

    (Würzbach [CDU/CSU] : Den Vorgesetzten abschaffen!)

    — Ich habe den Zuruf nicht verstanden.

    (Weiterer Zuruf)

    — Vorgesetzten abschaffen! Das ist die typische Reaktion, die dann kommt. Wir diskutieren hier über die Möglichkeit, wie man dem einzelnen das Erlebnis von Mitwirkung ermöglichen kann, und dann kommt der sachlich hervorragend qualifizierte Zuruf: Vorgesetzte abschaffen! Wissen Sie, wenn man auf diese Art und Weise mit Ihnen Sicherheitspolitik diskutieren soll, ergibt das natürlich keinen Sinn.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sie tun doch fortlaufend das gleiche! Sie sind doch ein Heuchler! — Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir fordern erneut eine Verbesserung des Führungsstils, vor allem die Rückkehr zu mehr Auftragstatik. Nur so können sich Entscheidungsfreude, Verantwortungsbereitschaft und geistige Mobilität stärker entfalten.
    Es fällt mir häufig schwer, zu verstehen — auch nach meinem eigenen Erleben in der Wehrübung —, daß sich Verantwortliche auf allen Führungsebenen der Bundeswehr gegen 'diese Vorschläge wehren. Besonders stark ist die Abneigung gegen Vorstellungen, die auf Erweiterung des Freiheits-, Verantwortungs- und Beteiligungsraumes des einzelnen hinauslaufen. Dies ist für mich um so verwunderlicher, als gerade Soldaten wissen und wissen müssen, daß eine technisierte Armee und das moderne Gefecht einen Soldaten verlangen, der auf sich selbst gestellt zu handeln vermag. Das aber setzt ein hohes Maß an Freiheit als tägliche Diensterfahrung voraus. Nicht die beste Technologie, die bessere Strategie oder Bewaffnung ist die Chance der



    Möllemann
    Demokratie, sondern die Freiheit und die Möglichkeit, den Soldaten damit zu motivieren. Daß dies alles noch nicht in vollem Umfange erkannt und anerkannt ist, zeugt von mangelndem Verständnis für manche Werte unserer Demokratie und ihrer Chancen.
    Freilich, alle Bemühungen auf dem Gebiet der Inneren Führung können nur Erfolg haben, wenn die Gesellschaft willens und fähig ist, das Ihre beizusteuern. Dies gilt in besonderem Maße für die politische Bildung. Neben dem Elternhaus hat vor allem die Schule den Auftrag, die jungen Menschen politisch zu bilden, sie kritik-, urteils- und entscheidungsfähig zu machen. Es ist weder für die Gesellschaft noch für die Bundeswehr gut, wenn diese Aufgabe den Streitkräften allein überlassen bleibt. Auch das Warum und das Wie der Landesverteidigung muß zuerst in der Schule behandelt werden. Wir fordern deshalb erneut, daß die Probleme von Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die Grundlagen von Wehr- und Zivildienst, aber auch der Themenkreis der Friedens- und Konfliktforschung obligatorisch im Unterricht aller Schularten behandelt werden. Wenn man den jungen Männern die Pflicht aufbürdet, zu dienen, muß man ihnen auch das Recht auf Unterrichtung über Sinn und Zweck dieses Dienens einräumen und ein entsprechendes Informationsangebot unterbreiten.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)

    Aber es geht nicht nur darum, daß dem Wehrpflichtigen aus seiner Pflicht zu dienen, auch ein Recht auf entsprechende Informationen erwächst. Es geht um mehr. Carl Friedrich von Weizsäcker hat einmal gesagt:
    Der Gesichtspunkt der Friedenssicherung muß bei der Beurteilung jeder Politik die erste Priorität haben.
    Das bedeutet auch eine wichtige Priorität für das Thema Friedenspolitik im Unterricht der Schulen. Solange wir dies nicht praktizieren und nicht erkennen, werden wir kaum zu dem Wandel des Bewußtseins in der Bevölkerung gelangen, der es allein uns Politikern erlaubt, eine konsequente Politik der Friedenssicherung und Friedensgestaltung zu betreiben, ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf friedensgefährdende Vorurteile, Klischees, Nationalismen, Gruppen- und Klassenegoismen in den Völkern. Dies ist der eigentliche und tiefere Grund, aus dem politische Bildung innerhalb und außerhalb der Streitkräfte notwendig ist. In beiden Bereichen, in Schule und Bundeswehr wird noch ein gutes Stück Weg zurückzulegen sein, bis dieses Ziel erreicht ist, einen in Fragen der Verteidigungs- und Entspannungspolitik informierten, urteils- und entscheidungsfähigen, aber auch handlungsfähigen und handlungsbereiten Bürger heranzubilden.
    Meine Damen und Herren, verehrte Kollegen, ich habe eben von der großen Bedeutung der Fürsorge und der Betreuung im Bereich der Inneren Führung gesprochen, ohne hier auf Einzelheiten einzugehen. Wir und Sie alle wissen, daß auf diesem Gebiete trotz aller Anstrengungen — und diese sind bedeutsam — der jetzigen Bundesregierung noch Mängel bestehen, die allerdings nicht nur etwa von dieser Bundesregierung zu verantworten sind. Ich erlaube mir hier als Stichworte nur in Erinnerung zu bringen den Beförderungs- und Verwendungsstau und die Frage, ob es nicht möglich ist, daß in unserer Bundeswehr die Versetzungshäufigkeit verringert, Freizeitausgleich gewährt und vor allen Dingen eine transparentere Personalpolitik betrieben werden kann. Wir meinen, daß die Fragen von Fürsorge und Betreuung nicht zurücktreten dürfen hinter den ganz ohne Zweifel auch wichtigen Problemen, die ich Ihnen dargelegt habe. Von daher wird sich mein Kollege Walther Ludewig in seinem Beitrag ganz auf diesen Bereich konzentrieren.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir eine abschließende Bemerkung. Ich habe in einem Aufsatz einer Tageszeitung die Feststellung gelesen, daß man innere und äußere Sicherheit nicht trennen kann. Ich teile diese Auffassung, weil ich glaube, daß sie beide von Leuten bedroht werden, die in ihrer intellektuellen Grundhaltung verwandt sind. Aber ich glaube, daß wir ebenso für uns die Verpflichtung haben — und ich habe ein bißchen Sorge, wenn ich die aufkommende Diskussion der letzten Tage beobachte —, mit uns gemäßen Mitteln zu reagieren; das heißt ganz besonders in diesem konkreten Fall der Bedrohung der inneren Sicherheit und darüber hinaus der äußeren Sicherheit: mit der notwendigen Solidarität und mit einem kühlen und klaren Kopf.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)