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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 8039

  • date_rangeDatum: 8. September 1977

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    Plenarprotokoll 8/39 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 39. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 Inhalt: Gedenkworte für den am 30. Juni 1977 ermordeten Sprecher des Vorstands der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, und für die bei dem Anschlag auf den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Hanns Martin Schleyer, am 5. September 1977 ermordeten Begleiter, Polizeihauptmeister Reinhold Brändle, Polizeimeister Helmut Ulmer, Polizeimeister Roland Pieler und Heinz Marcisz 2987 D Verzicht des Abg. Dr. Gölter auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag . . . 2987 D Eintritt des Abg. Gerster (Mainz) in den Deutschen Bundestag . . . . . . . 2987 D Erweiterung der Tagesordnung 2988 A Wahl des Abg. Dr. Enders als ordentliches Mitglied und des Abg. Mattick als stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2988 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 2988 B Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Wörner, Dr. Kraske, Dr. Marx, Ernesti, Weiskirch (Olpe), Frau Tübler, de Terra, Würzbach, Löher, Biehle, Stahlberg, Dr. Jaeger, Handlos, Gierenstein, Damm, Werner, Dr. Möller und der Fraktion der CDU/CSU Verteidigungspolitik -- Drucksachen 8/195, 8/464 — in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktionen der SPD, FDP Sicherheitspolitik — Drucksachen 8/224, 8/464 — Dr. Wörner CDU/CSU 2990 B Neumann SPD 2997 A Möllemann FDP . . . . . . . . . 2999 D Leber, Bundesminister BMVg . . . . 3006 D Dr. Kraske CDU/CSU . . . . . . . 3012 C Ahlers SPD 3018 C Ludewig FDP 3023 A Biehle CDU/CSU . . . . . . . . . 3035 A Pawelczyk SPD . . . . . . . . . 3042 A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . . 3046 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 Dr. Geßner SPD. 3050 B Jungmann SPD 3054 B Damm CDU/CSU 3056 A Möhring SPD 3060 C Gerstl (Passau) SPD 3062 A Ollesch FDP 3063 D Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung zusätzlicher Fragen der Ausbildungsplatzförderung — Drucksache 8/602 — 3066 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung der Pfändungsfreigrenzen — Drucksache 8/693 — . . . . . . . . 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen über den Internationalen Währungsfonds in der Fassung von 1976 — Drucksache 8/763 — . . 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 10. März 1976 zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen — Drucksache 8/764 — 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Inkrafttreten der Vorschriften über die Unterbringung in einer sozialtherapeutischen Anstalt — Drucksache 8/792 — 3067 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung der Gerichte in der Verwaltungs- und Finanzgerichtsbarkeit — Drucksache 8/842 — . . . . . . . . 3067 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes — Drucksache 8/857 — 3067 C Beratung des Antrags des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" —Wirtschaftsjahr 1976 Drucksache 8/758 — 3067 C Beratung der zustimmungsbedürftigen Verordnung der Bundesregierung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 8/77 — Besondere Zollsätze gegenüber Israel — EGKS) — Drucksache 8/781 — . . . . . . . . 3067 C Fragestunde — Drucksache 8/871 vom 02. 09. 1977 — Bericht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über Geheimgespräche deutscher Diplomaten mit palästinensischen Terrororganisationen MdlAnfr A62 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 3025 D, 3026 A, B, C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 3026 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 3026 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 3026 C Durchführung von Veranstaltungen über deutsche Wissenschaft und Kultur in einer polnischen Großstadt entsprechend den in Köln veranstalteten Tagen über polnische Wissenschaft und Kultur MdlAnfr A65 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 3026 D, 3027 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . 3026 D, 3027 A ZusFr Ey CDU/CSU 3027 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3027 B Kontakte der Bundesregierung zu palästinensischen Befreiungsorganisationen über diplomatische Vertretungen des Nahen Ostens MdlAnfr A67 02.09.77 Drs 08/871 Broll CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3027 C, D ZusFr Broll CDU/CSU . . . . . . . 3027 C, D Verwendung eines palästinensischen Arabers als Dolmetscher bei Verhandlungen des Bundesministers des Auswärtigen im Vorderen Orient MdlAnfr A68 02.09.77 Drs 08/871 Broll CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3028 A, B ZusFr Broll CDU/CSU . . . . . . . . 3028 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3028 A ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . 3028 A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 III Finanzielle Unterstützung der kommunistisch beherrschten südwestafrikanischen Befreiungsbewegung Swapo durch die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A70 02.09.77 Drs 08/871 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3028 B, D, 3029 A, B, C, D 3030 A, B, C ZusFr Engelsberger CDU/CSU 3028 D ZusFr Frau Erler SPD . . . . . . . 3029 A ZusFr Hansen SPD 3029 B ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU 3029 B ZusFr Kittelmann CDU/CSU 3029 C ZusFr Frau Dr. Focke SPD . . . . . 3029 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . 3029 D ZusFr Sieglerschmidt SPD . . . . . . 3030 A ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU . . . 3030 A ZusFr Dr. Corterier SPD . . . . . . 3030 B Verhinderung der Produktion und der Verbreitung von Rauschgift in Kolumbien MdlAnfr A71 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Hennig CDU/CSU MdlAnfr A72 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3030 C, D, 3031 A ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU . . 3030 D, 3031 A Glückwünsche des Bundesaußenministers zur 125-Jahrfeier der deutschen Einwanderung in Chile MdlAnfr A73 02.09.77 Drs 08/871 Hansen SPD MdlAnfr A74 02.09.77 Drs 08/871 Hansen SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA . 3031 B, C, D, 3032 A, B, C, D, 3033 A, B ZusFr Hansen SPD . . . . 3031 C, D, 3032 A ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . . 3032 B ZusFr Ey CDU/CSU 3032 C ZusFr Dr. Möller CDU/CSU 3032 C ZusFr Frau Erler SPD . . . . . . . 3032 D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 3032 D ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 3033 A ZusFr Dr. Corterier SPD 3033 A Äußerung des Bundeskanzlers vor der Presse in Ottawa zur Menschenrechtsfrage MdlAnfr A75 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3033 B, C, 3034 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3033 C, D ZusFr Sieglerschmidt SPD 3034 A Aussiedlung deutscher aus der Tschechoslowakei auf Grund des humanitären Briefwechsels mit der CSSR MdlAnfr A76 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3034 B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3034 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 3034 D Nächste Sitzung 3067 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 3069* A Anlage 2 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz über steuerliche Vergünstigungen bei der Herstellung oder Anschaffung bestimmter Wohngebäude 3069* B Anlage 3 Entschließung des Bundesrates zum Neunten Gesetz über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes . . . 3069* C Anlage 4 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung schadensersatzrechtlicher Vorschriften 3069* D Anlage 5 Verbot der Einreise der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Potsdam sowie Sinn neuer Gespräche mit der DDR angesichts der ständigen willkürlichen Verletzung längst geltender Vereinbarungen MdlAnfr A3 02.09.77 Drs 08/871 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 3070* C Anlage 6 Behauptung des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz über die Errichtung eines Zwischenlagers zur Entsorgung für Kernbrennstoffe bei Wertingen im Landkreis Dillingen MdlAnfr A9 02.09.77 Drs 08/871 Lemmrich CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 3070* D IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 Anlage 7 Genehmigung der Bundesregierung nach § 353 c StGB zur strafrechtlichen Ermittlung gegen den SPIEGEL wegen Veröffentlichung geheimer Akten im Fall Traube MdlAnfr A10 02.09.77 Drs 08/871 Spranger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 3071* B Anlage 8 Praxis des Bundesinnenministeriums und einiger Landesinnenministerien bei der Sicherheitsüberprüfung von um Asyl nachsuchenden chilenischen politischen Gefangenen MdlAnfr A11 02.09.77 Drs 08/871 Thüsing SPD MdlAnfr A12 02.09.77 Drs 08/871 Thüsing SPD SchrAntw PStSekr Baum BMI 3071* C Anlage 9 Äußerungen des Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks über das Angebot von Lehrstellen MdlAnfr A34 02.09.77 Drs 08/871 Löffler SPD SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 3072* B Anlage 10 Auffassung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung über die Qualifikation einiger Bundesminister der SPD und FDP MdlAnfr A59 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Waigel CDU/CSU SchrAntw StSekr Bölling BPA . . . . . 3072* D Anlage 11 Hetzkampagne von Kommunisten und ihren Sympathisanten im Ausland gegen die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A60 02.09.77 Drs 08/871 Spranger CDU/CSU SchrAntw StSekr Bölling BPA . . . . . 3073* A Anlage 12 Inhaftierung des deutschen Wirtschaftsjournalisten Werner Gengenbach im Prager „Pankraz"-Zuchthaus wegen angeblicher Spionage MdlAnfr A61 02.09.77 Drs 08/871 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3073* C Anlage 13 Ablehnung des Antrags des Bundestagsabgeordneten Alfred Biehle auf Ausstellung eines Visums für einen eintägigen Besuch in Budapest sowie Gründe für Biehles Unerwünschtheit MdlAnfr A63 02.09.77 Drs 08/871 Röhner CDU/CSU MdlAnfr A64 02.09.77 Drs 08/871 Röhner CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3073* D Anlage 14 Ausbildung von Terroristen aus der Bundesrepublik Deutschland im Südjemen durch Angehörige der NVA der DDR MdlAnfr A69 02.09.77 Drs 08/871 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3074* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 2987 39. Sitzung Bonn, den 8. September 1977 Beginn: 9.00 Uhr (Die Abgeordneten erheben sich)
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    Berichtigung 36. Sitzung, Seite 2794 B, Zeile 9: Statt „Konsum" ist zu lesen: „Konkurs". 37. Sitzung, Anlage 12: In der ersten Zeile der Antwort ist statt „Anfragen" zu lesen: „Angriffe". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 16. 9. Dr. Ahrens* * 9. 9. Dr. Bangemann * 8. 9. Berger 16. 9. Frau Benedix 9. 9. Büchner (Speyer) ** 9. 9. Frau Dr. Däubler-Gmelin 16. 9. Dr. Dregger 9. 9. Dr. Fuchs 9. 9. Frau Dr. Hartenstein 30. 9. Dr. Holtz 9. 9. Dr. h. c. Kiesinger 16. 9. Kroll-Schlüter 9. 9. Frau Krone-Appuhn 9. 9. Lenzer ** 9. 9. Milz ** 9. 9. Dr. Müller ** 8. 9. Reddemann ** 9. 9. Russe 9. 9. Scheffler ** 9. 9. Schmidt (Kempten) ** 9. 9. Schmidt (München) ' 9. 9. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 9. 9. Dr. Starke (Franken) * 9. 9. Dr. Staudt 30. 9. Strauß 9. 9. Tönjes 16. 9. Ueberhorst ** 9. 9. Frau Dr. Walz * 9. 9. Zywietz * 8. 9. für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz über steuerliche Vergünstigungen bei der Herstellung oder Anschaffung bestimmter Wohngebäude Der Bundesrat hat in seiner 447. Sitzung am 24. Juni 1977 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestag am 27. Mai 1977 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Der Bundesrat hat ferner die folgende Entschließung angenommen: Der Bundesrat ist in seiner Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf (BR-Drucks. 110/77 - Beschluß -) davon ausgegangen, daß der entstehende Steuerausfall bei Ländern und Gemeinden im Rahmen der Anlagen zum Stenographischen Bericht bevorstehenden Verhandlungen über die Neuverteilung des Umsatzsteueraufkommens ausgeglichen wird, damit er dem Gesetz zustimmen kann. Der geforderte Ausgleich für die ab 1977 eintretenden Steuerausfälle ist nach dem gegenwärtigen Stand der Umsatzsteuerverhandlungen noch nicht gesichert. Der Bundesrat stellt seine sich hieraus ergebenden Bedenken gegen eine Zustimmung im jetzigen Zeitpunkt im Interesse der Begünstigten, die sich bereits auf dieses Gesetz eingestellt haben, zurück. Er hält jedoch mit Nachdruck an seiner grundsätzlichen Forderung fest und fordert einen vollen Ausgleich des den Ländern und Gemeinden entstehenden Steuerausfalls im Rahmen der Verhandlungen über das Steueränderungsgesetz 1977 und über die Neuverteilung der Umsatzsteuer. Anlage 3 Entschließung des Bundesrates zum Neunten Gesetz über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Neuntes Anpassungsgesetz - KOV 9. AnpG-KOV) Der Bundesrat ist im Interesse einer rechtzeitigen Zahlung der erhöhten Renten zum 1. Juli 1977 bereit, die in seiner Stellungnahme vom 11. März 1977 (Drucksache 77/77 - Beschluß -) erhobenen Bedenken gegen die Verschiebung des Anpassungstermins zurückzustellen. Im Hinblick auf die mit der Hinausschiebung des Anpassungszeitpunktes verbundenen Einsparungen im Haushalt der Kriegsopferversorgung fordert der Bundesrat die Bundesregierung auf, möglichst bald einen Gesetzentwurf vorzulegen, der entsprechend ihrer Zusagen notwendige strukturelle Verbesserungen des Kriegsopferrechts vorsieht. Anlage 4 Beschluß des Bundesrates zum Gesetz zur Änderung schadensersatzrechtlicher Vorschriften Der Bundesrat hat in seiner 448. Sitzung am 15. Juli 1977 beschlossen, zu dem vom Deutschen Bundestag am 15. Juni 1977 verabschiedeten Gesetz einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Der Bundesrat hat außerdem die folgende Stellungnahme beschlossen: Der Bundesrat begrüßt, daß der Gesetzesbeschluß die nach dem Reichshaftpflichtgesetz bestehende 3070* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1973 Gefährdungshaftung für Elektrizitäts- und Gasanlagen auf Anlagen zur Fortleitung oder Abgabe von vergleichbaren Energien und Stoffen — wie Wasser, Fernwärme, Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Äthylen, Mineralöl, Mineralölprodukte und dergleichen — ausdehnt, da insoweit eine erhebliche Lücke im Bereich der Gefährdungshaftung besteht. Der Gesetzesbeschluß bleibt allerdings in einer Reihe von Punkten hinter den Erwartungen zurück, die die Wirtschaftsministerkonferenz an die gesetzliche Regelung der Gefährdungshaftung bei Rohrleitungen geknüpft hat (vgl. Beschluß vom 7. Februar 1973: Leitsätze für die haftungsrechtliche Regelung des Baues und Betriebs von Rohrleitungen). Der Bundesrat bedauert, daß es nicht möglich gewesen ist, die bereits im Beschluß des Bundesrates vom 30. Januar 1976 — vgl. BR-Drucks. 777/75 (Beschluß) — vorgebrachten Wünsche zu berücksichtigen. Die Bundesregierung wird daher gebeten, bei der bereits früher in Aussicht gestellten weiteren Entwicklung des Haftpflichtrechts (vgl. BT-Drucks. 7/4825 S. 21) folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen: 1. Dem mit dem Betrieb der Leitungen verbundenen Risiko sollte jeweils nach Maßgabe der Intensität und des Ausmaßes des möglichen Schadens bei einer bestimmten Art von Rohrleitungen eine entsprechende Gefährdungshaftung gegenüberstehen (Nr. 1 der Leitsätze). Diesem Anliegen entspricht die einheitliche Begrenzung der Haftung für die vorgenannten Leitungen nicht. Insbesondere bedarf der Höchstbetrag der Haftung für Sachschäden von 100 000 DM je Schadensereignis der Überprüfung. 2. Zur Sicherung der Ersatzansprüche sollte eine entsprechende Deckungsvorsorge durch Abschluß und Unterhaltung einer Haftpflichtversicherung, verbunden mit einem unmittelbaren Klagerecht der Geschädigten gegen den Versicherer, oder eine sonst geeignete Sicherung vorgesehen werden (Nr. 6 der Leitsätze). Ein solches Bedürfnis besteht vornehmlich gegenüber Betriebsgesellschaften industrieller Rohrleitungen, deren Kapitalausstattung in keinem angemessenen Verhältnis zur möglichen Haftung steht. 3. Bei einem Auseinanderfallen von Betreiber bzw. Inhaber der Rohrleitungen und deren Eigentümer sollte eine gesamtschuldnerische Haftung vorgesehen werden (Nr. 3 der Leitsätze). 4. Ferner sollte erwogen werden, ob nicht über die Sachschadenregelung hinaus auch die Schädigung eines eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetriebes (einschließlich landwirtschaftlicher Betriebe) in die Gefährdungshaftung einzubeziehen ist (Nr. 4 der Leitsätze). 5. Im Zusammenwirken mit den Ländern sollten möglichst bald Regelungen erarbeitet und dem Gesetzgeber vorgeschlagen werden, die eine sichere Regulierung der Schäden gewährleisten, die beim Überfliegen von Gebäuden durch Flugzeuge infolge von Luftturbulenzen entstehen. Der Bundesrat verweist hierzu auf sein Ersuchen an die Bundesregierung vom 30. Januar 1976. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/ CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 3) : Welchen Sinn sieht die Bundesregierung in neuen Gesprächen mit der DDR, die zu neuen Vereinbarungen führen sollen, solange nicht sichergestellt ist, daß die DDR-Behörden längst geltende Vereinbarungen auch korrekt beachten und deren ständige willkürliche Verletzung einstellen, und zeigt das Einreiseverbot für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Potsdam nicht deutlich an, daß die Taktik der innerdeutschen Verhandlungen einer deutlichen Kurskorrektur bedarf? Die Bundesregierung hat seit dem Beginn der Vertragspolitik stets darauf hingewiesen, daß die Probleme zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR Augenmaß, Standhaftigkeit und langen Atem verlangen. Die Auffassung der Bundesregierung über die Notwendigkeit der Fortsetzung der Vertragspolitik darf sich deshalb nicht mit wechselnden Tendenzrichtungen an einzelnen Ereignissen orientieren. Ihre negative Beurteilung der Verweigerung der Reise der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Potsdam hat sie klar und eindeutig zum Ausdruck gebracht. Die Bundesregierung sieht sich durch diese Absage in der Auffassung bestätigt, daß das angestrebte Ziel eines Beitrags zur Entspannung und zur friedlichen Regelung des Nebeneinander nur dann erreichbar ist, wenn die geschlossenen Vereinbarungen nach Geschäftsgrundlage, Buchstaben und Geist eingehalten und zur Überwindung von Problemen genutzt werden. Dies ist unter anderem auch Sinn der gegenwärtig geführten Gespräche. Das Miteinanderreden kann zu einer Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes führen. Es ist nicht zu sehen, daß eine Verbesserung zu erreichen sein könnte, wenn man nichts tut. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lemmrich (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 9) : Trifft die Behauptung des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz zu, nach der bei Wertingen im Landkreis Dillingen ein Zwischenlager zur Entsorgung für Kernbrennstoffe errichtet werden soll, und ist in die etwaige Errichtung des Zwischenlagers zur Entsorgung von Kernbrennstoffen bei Wertingen bereits die dafür zuständige Genehmigungbehörde, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig, eingeschaltet worden? Das in Rede stehende Zwischenlager dient dazu, abgebrannte Brennstoffelemente aus den in der Bundesrepublik in Betrieb befindlichen Kernkraft- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 3071* werken so lange zu lagern, bis die Brennstoffelemente in eine Wiederaufbereitungsanlage überführt werden. Der Betrieb beschränkt sich während dieser Zeit im wesentlichen auf die Abführung der Nachzerfallswärme, auf die kontinuierliche Reinigung des Beckenwassers und die Instandhaltungsarbeiten. Da. die Wasserbecken drucklos sind und die abzuführende Wärmeleistung nur einen sehr kleinen Bruchteil der beim vorausgegangenen Kernkraftwerksbetrieb abzuführenden Wärmeleistung ausmacht (maximal 10,5 Megawatt bei voller Beladung mit 1 500 t Uran), ist das Gefährdungspotential sehr klein. An die Funktionssicherheit der Aggregate und den Schutz gegen äußere Einwirkungen werden trotz der erheblich geringeren materialtechnischen Belastung der Brennelemente dieselben Anforderungen gestellt wie bei Kernkraftwerken. Die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) ist seit Anfang 1977 mit Standortvorschlägen an einige Landesregierungen herangetreten. Die Bundesregierung unterstützt diese Bemühungen, die zu einem sicheren Verbleib der abgebrannten Brennelementen während einer Übergangszeit beitragen, in einer Bund/Länder-Arbeitsgruppe von Staatssekretären der betroffenen Ressorts. In der ersten Sitzung dieser Arbeitsgruppe hat die DWK sechs Standortvorschläge zur näheren Prüfung vorgelegt, über die noch nicht entschieden ist. Unter diesen Vorschlägen ist auch Wertingen im Landkreis Dillingen. Die DWK ist gebeten worden, die Unterlagen über ihre Standortvorschläge weiter auszuarbeiten, bevor die Beratungen fortgeführt werden. Voraussichtlich werden sich dabei auch noch andere Standortvorschläge ergeben. Da bisher noch nicht entschieden ist, welcher Standortvorschlag ernsthaft weiterverfolgt werden soll, ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt noch nicht im Zusammenhang mit der etwaigen Errichtung eines Zwischenlagers weder bei Wertingen noch an einem anderen Standort eingeschaltet worden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 10) : Trifft es zu, daß die Bundesregierung die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den SPIEGEL wegen der Veröffentlichung von amtlichen Unterlagen, die dem Verschlußsachenschutz unterlagen, im Fall Traube bisher dadurch unmöglich gemacht hat, daß sie die erforderliche Genehmigung nach § 353 c Strafgesetzbuch verweigert hat, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um endlich die Aufklärung der Umstände des Verrats geheimer Akten auch gegen den SPIEGEL zu ermöglichen? Wie ich Ihnen bereits auf Ihre Frage vom 13. Mai 1977 mitgeteilt habe, wurde am 14. April 1977 die nach § 353 b StGB erforderliche Strafverfolgungsermächtigung erteilt. Ich weise erneut darauf hin, daß die Bundesregierung durch unverzüglich angeordnete Verwaltungsermittlungen und die Staatsanwaltschaft durch strafprozessuale Ermittlungen die Aufklärung der Umstände des Verrats geheimer Akten mit Nachdruck betreiben. Das Erreichen dieses Ermittlungszieles scheint mir allein wichtig zu sein. Es bedarf dazu keiner Strafverfolgungsermächtigung nach § 353c StGB. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Thüsing (SPD) (Drucksache 8/871 Fragen A 11. und 12) : Teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß die doppelte Sicherheitsüberprüfung von chilenischen politischen Gefangenen, die hier um Asyl nachgesucht haben, durch das Bundesinnenministerium wie auch durch einige Landesinnenministerien zu unnötigen Wartezeiten für die Betroffenen führt (nach Angaben von amnesty international beträgt dieser Vorgang in der Bundesrepublik Deutschland mindestens neun Monate, in Frankreich vier bis sechs Wochen, in Holland zwei Wochen, in Schweden 24 Stunden), und daß durch diese Praxis die Inhaftierung der Chilenen um Monate verlängert wird, und wenn ja, welche Folgerungen zieht sie daraus? Ist die Bundesregierung der Meinung, daß bei der politischen Beurteilung von Asylsuchenden die gleichen Maßstäbe wie bei der Überprüfung von Bewerbern um den öffentlichen Dienst angelegt werden sollten? Zu Frage A 11: Die Aufnahme chilenischer Flüchtlinge durch die Bundesrepublik Deutschland ist nach einer Vereinbarung der Innenministerkonferenz von einer Sicherheitsüberprüfung abhängig, in der letztlich eine Abwägung zwischen sicherheitsrelevanten Erkenntnissen und humanitären Erwägungen stattfindet. Sie konnte nach den Erfahrungen der letzten 12 Monate in etwa der Hälfte der Fälle in einem Zeitraum von höchstens 2 Monaten abgeschlossen werden. Soweit hierfür längere Zeit beansprucht wurde, handelt es sich in der Regel um Fälle, bei denen aufgrund vorliegender Erkenntnisse eine besonders sorgfältige Überprüfung angezeigt erschien oder das Ergebnis der Sicherheitsüberprüfung aufgrund von Umständen, auf die die Bundesregierung keinen Einfluß hatte, nicht zeitig vorlag. Einige Länder haben sich allerdings die abschließende Entscheidung über die Aufnahme der Flüchtlinge vorbehalten. Aber auch in Verfahren mit Landesvorbehalt werden die Entscheidungen durch die zuständigen Behörden der Länder grundsätzlich rasch getroffen und übermittelt. In den letzten 12 Monaten war in der Regel ein zeitlicher Aufwand von 5 Tagen bis zu 2 Wochen erforderlich. Nur in ganz wenigen Einzelfällen dauerte das Verfahren beim Land bis zu 3 Wochen. Darüber hinaus hat es in einigen Ausnahmefällen zeitliche Verzögerungen und Probleme gegeben, weil die Beurteilung des Landes von der des Bundes abwich. Bis auf einen Fall konnte jedoch durch Vermittlung des Bundes- 3072* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 ministers des Innern die Einreise der betroffenen Chilenen in die Bundesrepublik Deutschland ermöglicht werden. Auch dieser Fall, in dem erst später sicherheitsrelevante Informationen eingetroffen sind, wird, wie ich hoffe, in Kürze abgeschlossen werden können. Die von Ihnen erwähnte 9monatige Verfahrensdauer bezieht sich offenbar auf diese Einzelfälle. Wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit war es mir nicht möglich, die Verfahrensdauer in den anderen von Ihnen genannten Ländern festzustellen. Zu Frage A 12: Die Sicherheitsüberprüfung bezweckt nicht die politische Beurteilung eines Asylsuchenden. Sie dient auch nicht der Feststellung, ob der Asylsuchende aktiv für unser Grundgesetz einzutreten bereit ist, wie dies nach geltendem Recht für die Aufnahme eines Bewerbers in den öffentlichen Dienst Voraussetzung ist. Sie ist nichts anderes als die Ermittlung der Tatsachen, die die verantwortlichen Stellen kennen müssen, um humanitäre Belange einerseits und Sicherheitserfordernisse andererseits abwägen zu können. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Löffler (SPD) (Drucksache 8/871 Frage A 34) : Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse über das Angebot von Lehrstellen vor, das nach Äußerungen des Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerkes die Nachfrage im Jahr 1977 erheblich übersteigen werde? 1. Nach dem Ausbildungsplatzförderungsgesetz ist der Stichtag zur Feststellung der tatsächlichen Zahl der ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen als auch der tatsächlichen Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze der 30. September eines jeden Jahres. 2. Zum 30. Juli 1977 waren bei der Bundesanstalt für Arbeit 321 800 Ausbildungsplätze gemeldet, das waren 33 100 mehr als im Vorjahr. Dem standen 416 600 der Bundesanstalt für Arbeit bekannte Bewerber gegenüber, 30 300 mehr als 1976. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10 000 auf 46 100, die Zahl der unversorgten Bewerber um 11 000 auf 81 500. Es kann davon ausgegangen werden, daß seit dem 30. Juli weitere Ausbildungsverträge abgeschlossen und darüber hinaus viele Ausbildungsverträge der Arbeitsverwaltung noch nicht bekanntgeworden sind. Gleichzeitig muß angenommen werden, daß es noch eine beachtliche Zahl von Jugendlichen gibt, die immer noch einen Ausbildungsplatz suchen. Aus diesem Grunde ist es um so wichtiger, in der Zeit bis Ende September alle noch freien Ausbildungsplätze den Arbeitsämtern anzuzeigen. 3. Aus den genannten Zahlen zum 30. Juli 1977 eine Prognose über die Ausbildungsplatzsituation zum 30. September dieses Jahres abzugeben, erscheint mit Blick auf die vorläufigen Teilergebnisse unrealistisch. Diese Zahlen können auch nicht Grundlage für politische Entscheidungen sein. Die jetzt vorliegenden Daten auf die gesamte Vermittlungstätigkeit „hochzurechnen" wäre eine bloße Spekulation. Sie führte dazu, daß Jugendliche und deren Eltern verunsichert und die Betriebe in ihrer Ausbildungsbereitschaft beeinträchtigt werden könnten. 4. Eine verläßliche Bilanz zur Ausbildungsplatzsituation 1977 ist erst möglich, wenn die amtlichen Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit und der Kammern mit Stichtag vom 30. September 1977 vorliegen. Das wird erfahrungsgemäß erst Mitte Dezember der Fall sein. Einseitige und pauschale Erklärungen über Ausbildungsangebote, die den Arbeitsämtern nicht als vermittelbares Angebot zur Verfügung stehen, können nicht zum Gegenstand einer seriösen Bilanz für das Jahr 1977 gemacht werden. 5. Die Bundesregierung hat in den Beratungen zum Berufsbildungsbericht 1977 erklärt, daß sie, falls das Angebot an Ausbildungsplätzen in diesem Jahr nicht der Vorausschau des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung vom März 1977 entspricht, alle Möglichkeiten des Ausbildungsplatzförderungsgesetzes ausschöpfen wird, um die Ausbildungschancen der Jugendlichen zu sichern. Anlage 10 Antwort des Staatssekretärs Bölling auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Waigel (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 59) : Trifft es zu, daß das Presse- und Informationsamt die bereits gerichtlich bestätigte Auffassung vertreten hat, daß es sich bei den Bundesministern Prof. Dr. Maihofer, Dr. Vogel, Dr. Apel, Dr. Friderichs, Ertl, Dr. Ehrenberg, Frau Huber, Gscheidle, Ravens, Franke, Matthöfer, Rohde und Frau Schlei nicht um „bedeutende Staatsmänner" handelt (vgl. Meldung in der Kölnischen Rundschau vom 27. August 1977), und wenn ja, welche Folgerungen gedenkt die Bundesregierung bejahendenfalls daraus zu ziehen? Da sich die Anfrage auf ein schwebendes Gerichtsverfahren in einer personalrechtlichen Angelegenheit bezieht, bitte ich um Verständnis für eine gewisse Zurückhaltung bei der Beantwortung. Ihre Anfrage kann ich mit Nein beantworten. Zutreffend ist allerdings das in dem Zeitungsartikel, den Sie in Ihrer Anfrage erwähnen, enthaltene kurze Zitat aus einer Zeugenaussage des zuständigen Referenten des Bundespresseamtes vor dem Landesarbeitsgericht. In dem Artikel bleibt jedoch der entscheidende Gesichtspunkt unerwähnt, daß die Stellungnahme des Referenten auch nicht den Versuct Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 3073* einer Beurteilung der politischen Bedeutung von Bundesministern enthält. Vielmehr hat sich der Referent zu dem Prozeßgegenstand geäußert, nämlich zu einer tarifvertraglichen Protokollnotiz, die sich auf fremdsprachliche Auswerter bezieht, also mit der Auswertung von Erklärungen inländischer Politiker nichts zu tun haben. Diese Protokollnotiz betrifft „Informationsmaterial von herausragender politischer Bedeutung" und erwähnt insoweit als Beispielsfälle „wichtige Reden, Pressekonferenzen oder Interviews bedeutender Staatsmänner oder Politiker". Es geht in dem Arbeitsrechtsstreit um die tarifrechtliche Beurteilung der Auswertung von Sendungen aus osteuropäischen Staaten. Der Referent hat daher vor Gericht sachgerecht dargelegt, daß hier informationspolitisch für Bundespräsident, Bundeskanzler und Parlament Unterschiede bestehen, je nachdem, ob der ausländische Minister etwa das Verteidigungs- oder Außenressort innehat oder ob es sich um die Inhaber anderer Ressorts handelt, deren Erklärungen aus der Natur der Sache mehr auf die Innenpolitik ihres Landes bezogen sein werden. Anlage 11 Antwort des Staatssekretärs Bölling auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 60) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß zur Zeit von Kommunisten und ihren Sympathisanten im Ausland eine planmäßige Hetzkampagne gegen die Bunderepublik Deutschland betrieben wird, und ist die Bundesregierung bereit, eine entsprechende publizistische Gegenoffensive zu starten? Die Bundesregierung verfolgt die Berichterstattung in den ausländischen Massenmedien über die Bundesrepublik Deutschland kontinuierlich und mit großer Aufmerksamkeit. Die in letzter Zeit in einigen Ländern veröffentlichten kritischen Kommentare lassen nach Auffassung der Bundesregierung nicht den Schluß zu, daß es sich dabei um eine organisierte antideutsche Hetzkampagne handelt. Die Bundesregierung ist auch nicht der Meinung, daß es erfolgversprechend wäre, der Kritik im Ausland mit einer massiven „publizistischen Gegenoffensive" zu begegnen. Vielmehr wird sie sich weiterhin — wie sie und ihre Vorgängerinnen es schon seit vielen Jahren tun — mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln bemühen, ausländischer Kritik durch gezielte Informationsarbeit entgegenzuwirken, falsche oder verzerrte Vorstellungen zu korrigieren, Vorurteile oder Ressentiments abzubauen und Verständnis für unsere Haltung zu wecken, die nicht zuletzt auf die Besonderheiten eines geteilten Landes Rücksicht zu nehmen hat. Bei aller Besorgnis über zeitgebundene Phänomene sollte nicht übersehen werden, daß sich das Deutschlandbild im Ausland dank der Politik aller Bundesregierungen und dank der Bemühungen vieler amtlicher und nichtamtlicher Stellen und Organisationen in den letzten Jahrzehnten stetig verbessert hat. Anlage 12 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 61) : Trifft der Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 24. August 1977 (Seite 10) zu, wonach der deutsche Wirtschaftsjournalist und frühere Generalsekretär des Verbandes der Auslandspresse in Wien Werner Gengenbach mit seinen 64 Jahren seit Februar 1974 im Prager „Pankraz"-Zuchthaus wegen angeblicher Spionage schmachtet, und ist die Bundesregierung bereit, stärkere Mittel als nur eine Fürsprache des Bundesaußenministers einzusetzen, um den offensichtlich unschuldig Inhaftierten rechtzeitig, d. h. noch lebend und einigermaßen gesund freizubekommen? Herr Werner Gengenbach wurde im Oktober 1974 in Prag zu 10 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Urteilsbegründung lautete auf Spionage. Die Bundesregierung bemüht sich, auch unter Berücksichtigung des Alters und des schlechten Gesundheitszustandes von Herrn Gengenbach, nachdrücklich um seine Freilassung. Herr Minister Genscher hat sich persönlich gegenüber dem tschechoslowakischen Außenminister für ihn eingesetzt; ich selbst habe im März 1977 in Prag dieses Anliegen erneut geltend gemacht. Das gleiche ist bei den am 1./2. September 1977 in Prag geführten Konsultationen zwischen den Außenministerien geschehen. Aufgrund beunruhigender Meldungen in der Presse hat unsere Botschaft Anfang des Monats einen sofortigen Besuchstermin erbeten und erhalten, um sich davon zu überzeugen, daß keine akute Gesundheitsgefahr besteht. Die Bundesregierung wird sich weiter für Herrn Gengenbach einsetzen und hofft, daß ihre Bemühungen in absehbarer Zeit zum Erfolg führen werden. Anlage 13 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Röhner (CDU/ CSU) (Drucksache 8/871 Fragen A 63 und 64) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Antrag des Bundestagsabgeordneten Alfred Biehle, für einen eintägigen Besuch in Budapest ein Visum ausgestellt zu erhalten, von der ungarischen Botschaft in Wien, wo sich der Abgeordnete Biehle in Urlaub befand, mit der Begründung abgelehnt wurde, daß sein Besuch in Ungarn nicht erwünscht sei, und ist sie bereit, eine Klärung der Angelegenheit mit dem Ziel herbeizuführen, die Gründe für Biehles Unerwünschtheit zu erfahren? Wie beurteilt die Bundesregierung diesen Vorgang vor dem Hintergrund der in der KSZE-Schlußakte von Helsinki in Aussicht gestellten Reiseerleichterungen und der Tatsache, daß der Bundeskanzler in seiner diese Legislaturperiode einleitenden Regierungserklärung behauptete, daß sich die Bundesrepublik Deutschland zu den Staaten des Ostens „auf einem breiten Weg zu normaler Nachbarschaft" befinde? Herr Kollege Biehle hat sich wegen der Verweigerung eines Visums durch die Ungarische Botschaft in Wien zu einem eintägigen Besuch in Budapest nicht an das Auswärtige Amt gewandt. Das Auswärtige Amt kennt nur die diesbezüglichen Pressemeldungen. Sollte sich Herr Kollege Biehle deswegen an das Auswärtige Amt wenden, so wird dieses die Angelegenheit selbstverständlich aufnehmen und sich um eine Klärung bemühen. Um dies jedoch tun 3074* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1977 zu können, müßte das Auswärtige Amt über die näheren Umstände der Beantragung und der Ablehnung des Sichtvermerks unterrichtet werden. Dabei könnte z. B. die Frage eine Rolle spielen, auf welchem Wege und in welchen Paß der Sichtvermerk beantragt worden ist. Auch für die Beurteilung dieses Vorganges vor dem Hintergrund der Schlußakte von Helsinki wäre eine Kenntnis der näheren Umstände erforderlich. Selbst nach der Konferenz von Helsinki bleibt es jedoch, darauf weise ich schon jetzt vorsorglich hin, letztlich der souveränen Entscheidung eines Teilnehmerstaates überlassen, wem er die Einreise in sein Hoheitsgebiet gestatten will. Anlage 14 Antwort des Staatsministers Frau Hamm-Brücher auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/871 Frage A 69) : Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Ausbildung von Terroristen aus der Bundesrepublik Deutschland im Südjemen durch Angehörige der NVA der DDR, und wie beurteilt sie gegebenenfalls solche Vorgänge im Zusammenhang mit dem innerdeutschen Grundlagenvertrag und mit der Schlußakte der KSZE-Konferenz von Helsinki? Die Bundesregierung hat keine Erkenntnisse über die Ausbildung von Terroristen aus der Bundesrepublik idurch NVA-Angehörige im Südjemen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Die mir für meine Ausführungen zur Verfügung stehende Zeit wird — ich sehe es jetzt schon — kaum ausreichen. Deswegen bitte ich um Vergebung, daß ich Ihre Zwischenfrage nicht zulassen möchte. Sonst täte ich es gern. Sie kennen mich ja hinreichend.
    Die weltweite Kampagne, meine Damen und Herren, mit der Moskau die Offentlichkeit gegen die Neutronenwaffe zu mobilisieren versucht,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: So ist es!)

    spricht doch Bände. Es soll sich doch niemand täuschen: Diese Kampagne zielt auf die psychologische Entwaffnung unserer Bevölkerung, auf die Verteidigungsbereitschaft schlechthin. Hätte sie Erfolg, die nächste Kampagne stünde uns sofort ins Haus. Deswegen sollte sich jeder überlegen, ob er einer solchen Kampagne Munition liefert, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im übrigen ist das doch der Gipfel der Heuchelei: Moskau konstruiert ununterbrochen und gerade in letzter Zeit viel furchtbarere Waffen, etwa die SSX-20,

    (Zuruf des Abg. Horn [SPD])

    die auf Mitteleuropa gerichtet ist. Deswegen wäre es viel besser, sich über Moskau und seine Rüstungspolitik aufzuregen als die angebliche Perversität des Denkens im Westen anzuprangern, die doch nur dem



    Dr. Wörner
    Zweck dient, den Krieg zu verhindern und den Frieden wirklich sicherer zu machen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die ernsten Argumente und ernsten Überlegungen, die man hier anstellen kann und muß — Herr Kollege Horn, da denke ich an Ihren gestrigen Beitrag, und ich denke an andere Beiträge im Verteidigungsausschuß —, will ich nicht vom Tisch wischen; darauf will ich eingehen.
    Das erste Argument: Manche befürchten, daß dadurch die Schwelle zwischen atomaren und konventionellen Waffen verwischt würde, und das heißt, daß man leichter in einen Atomkrieg geraten könnte. Dagegen spricht eindeutig, daß sich der amerikanische Präsident diese Entscheidung genauso vorbehalten wird wie die Entscheidung über den Einsatz anderer Nuklearwaffen. Denn das sind nukleare Waffen; es sind keine verlängerten konventionellen Waffen, und sie dürfen es nicht werden. Das heißt, die Schwelle wandert nicht nach unten, und niemand wird daran denken, solche Waffen leichtfertig und vorschnell einzusetzen.
    Das zweite Argument ist, man treibe damit möglicherweise die Rüstungsspirale weiter, man gefährde die Abrüstungsverhandlungen. Das heißt die Dinge auf den Kopf stellen. Solange die UdSSR den Rüstungswettlauf antreibt, ständig neue — auch nukleare — Waffen einführt und gleichzeitig ihr konventionelles Übergewicht noch verstärkt, solange gibt es nur eine Chance, sie davon abzubringen, nämlich ihr zu zeigen, daß der Westen auf Grund seiner technologischen Überlegenheit nicht nur mithalten könnte, sondern dabei auch nicht den kürzeren ziehen würde. Hier liegt die Hoffnung, sie zur Einkehr und zur Umkehr zu bewegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich sage allerdings ein anderes ebenso klar und, wie ich hoffe, einverständlich: Es wäre ein verhängnisvoller Trugschluß, zu glauben, die Nuklearwaffen könnten konventionelle Anstrengungen ersetzen. Die starke Abhängigkeit der NATO von der Drohung mit frühzeitigem Kernwaffeneinsatz bleibt problematisch, vor allen Dingen auch in einem Krisenfall und im Blick auf unsere eigene Bevölkerung.
    Damit bin ich bei der Frage, ob unsere Verteidigungsanstrengungen ausreichen. Ich will gleich sagen, sie reichen nicht aus. Und das kommt eben in Ihrer Antwort nicht zum Ausdruck, Herr Leber. Das hätten Sie hineinschreiben müssen, denn Sie werden mit der Forderung der Amerikaner, die Sie ja selbst unterschrieben haben,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: So ist es!)

    3 % real mehr aufzubringen, konfrontiert werden; das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Amerikaner sind dazu bereit; Carter hat das deutlich gemacht. Sie verstärken die konventionelle Verteidigung, sie schicken zwei Brigaden. Carter kündigt diese Steigerungen an. Er nimmt den Beschluß ernst, der im Mai gefaßt wurde. Aber geben wir uns keiner Illusion hin: Dann, wenn die Europäer dem nicht nachkommen, wenn sie nicht das tun, was nötig ist
    und was versprochen ist, werden diejenigen in den Vereinigten Staaten wieder Einfluß gewinnen, die den Abzug amerikanischer Truppen und die Reduzierung des amerikanischen Engagements in Europa befürworten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie wissen, daß diese Anstrengungen nicht ausreichen. Die Sowjetunion hat, während sie von Entspannung redete, ihr konventionelles Potential auffallend verstärkt. Nur zwei Zahlen: Erstens hat die NATO nur ein Drittel der Panzerabwehrwaffen, wie die Sowjetunion Panzer hat, unsere eigenen Panzer eingerechnet. — Herr Leber, das ist eine Zahl, die gestern im Ausschuß von Ihren Herren vorgetragen wurde; da dürfen Sie nicht den Kopf schütteln, sondern sollten es vielleicht vorher nachlesen.
    Zweitens ist die Sowjetunion selbst an Panzerabwehrwaffen überlegen. Dazu kommen ihre Fähigkeiten zur chemischen Kriegführung; dazu kommt ihre wachsende Seemacht, mit der sich die Sowjetunion, wie ich behaupte, ein Instrument für eine weltweite, für eine globale politische Interventionsstrategie geschaffen hat. Haig spricht nicht umsonst davon, daß die NATO vor einer noch nie dagewesenen Herausforderung stehe. Und deswegen muß man hier einmal deutlich vor unserem Volk sagen: Wenn die Staaten der freien Welt nicht die Kraft aufbringen, die für sie ungünstige Tendenz der letzten Jahre zu stoppen, droht ihnen der Verlust der Freiheit, und es wächst die Kriegsgefahr, statt daß sie vermindert wird. Deswegen sage ich noch einmal: Für uns kommt die Aufgabe deutschen Territoriums nicht in Frage. Der Schutz unseres ganzen Staatsgebiets ist für uns eine absolut unabdingbare Voraussetzung unserer Mitgliedschaft in der Atlantischen Allianz.
    Wir kennen aber alle diese Schwächen, und wir wissen, daß, wenn wir den Trend der letzten Jahre — d. h. auch die in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten drei Jahren rückläufigen Verteidigungsaufwendungen — fortsetzen, eines Tages General Close recht haben wird, der im Augenblick noch nicht recht hat. Dann werden Sie nicht mehr imstande sein, den Warschauer Pakt, sollte er angreifen, auch nur einigermaßen in Grenzen zu halten.
    In diesem Zusammenhang möchte ich noch etwas anderes sagen. Die Warnzeiten haben sich drastisch verkürzt. Dies ist aber in erster Linie ein Problem für die Politiker, denn die rechtzeitige Reaktion hängt von den Politikern ab. Gerade dann, wenn der Warschauer Pakt seinen Aufmarsch, wenn er ihn plant, etwa hinter Manövern verstecken sollte, wird die Frage an die Politiker sein, ob sie mutig und entschlossen genug sind, rechtzeitig die militärischen Maßnahmen zu ergreifen, die nötig sind. Deswegen müssen wir uns von einer Illusion befreien, meine Damen und Herren: Rechtzeitig ergriffene und richtig dosierte militärische Maßnahmen — das zeigen die Erfahrungen im Oktoberkrieg — eskalieren nicht, treiben die Spannungen nicht nach oben, sondern wirken eher spannungsvermindernd. Das heißt, als Politiker müssen wir uns und unser Volk daran gewöhnen, daß notfalls auch einmal vor-



    Dr. Wörner
    sorglich gehandelt wird, so daß klar wird, daß wir entschlossen und bereit sind, militärische Maßnahmen rechtzeitig zu ergreifen.
    Lassen Sie mich etwas im Blick auf die Amerikaner sagen. Wir sind dem amerikanischen Präsidenten dankbar, daß er klargemacht hat, daß ein Aufgeben deutschen Territoriums nicht in Frage kommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit noch etwas anderes sagen. Wir sind ebenso dankbar, in General Haig — das möchte ich in diesem Parlament einmal aussprechen — einen Oberbefehlshaber der NATO zu haben, der offensichtlich bestrebt ist und mit Fähigkeit, mit Weitblick und mit Tatkraft versucht, gerade die Reaktionsfähigkeit, die Verteidigungsbereitschaft und damit auch die Abschreckung in Mitteleuropa systematisch zu verbessern.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die vier augenfälligsten Schwächen in unserem Verteidigungssystem, auf die ich nicht im einzelnen eingehen kann — dies werden für uns die Kollegen Kraske und Biehle tun —, sind die Schwächen unseres Mobilmachungssystems, die Schwächen im Bereitschaftsgrad unserer Streitkräfte, die nicht vorhandene Infrastruktur für rechtzeitig herbeizuschaffende Verstärkungen aus Übersee, das nicht ausreichend ausgeschöpfte Reservistenpotential und viertens schließlich die mangelnden Anstrengungen im Bereich der zivil-militärischen Zusammenarbeit und der Zivilverteidigung. Wir brauchen dringend das angekündigte Gesamtkonzept unserer Verteidigung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch in der Bundeswehr ist bei weitem nicht alles so gut, wie der Herr Bundesverteidigungsminister es darzustellen beliebt. Darüber täuschen auch imposante Waffenschauen nicht hinweg. Ich nenne nur die unzulängliche Ausbildung insbesondere der jungen Unteroffeziere und die praxisferne und mangelnde taktisch-operative Ausbildung unserer jungen Offiziere gerade des Heeres. Dies ist eine ganz große Schwäche, die wir schnellstmöglich beseitigen müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zweitens möchte ich hier etwas wiederholen, was ich schon oft gesagt habe.

    (Zuruf des Abg. Möllemann [FDP])

    — Wissen Sie, Herr Möllemann, manchmal kann es gar nichts schaden, wenn man sich auch ein bißchen in der Bundeswehr auskennt und über sie die notwendige Sachkenntnis hat. Ich nenne die sich ständig verschlechternde Personallage. Herr Leber, Sie sind seit einem Jahr im Wort. Sie haben mit Ihrer Regierung diese sich verschlechternde Personallage auf dem Gewissen. Kommen Sie jetzt endlich mit Ihrer eigenen Gesetzesvorlage oder unterstützen Sie wenigstens die zügige Beratung unserer Gesetzesvorlage,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    damit die Probleme endlich gelöst werden.
    Als viertes Problem, dessen Lösung unbedingt und schnell angegangen werden muß, nenne ich die Mängel in der Beschaffung und Bevorratung von Munition. Ich füge für unsere Fraktion in einem Satz hinzu: Dort, wo Sie höhere Ausgaben dafür brauchen, haben Sie unsere Unterstützung, die Unterstützung der CDU/CSU-Fraktion.
    Meine Damen und Herren, ich habe mich bis jetzt nur mit dem militärischen Aspekt unserer Sicherheit befaßt. Nur darf man militärische Sicherheit nicht mehr alleine sehen, heute weniger denn je. Man darf sie nicht isoliert sehen, und man darf sie auch nicht mehr nur lokal oder gar regional sehen. Sicherheit ist heute nur im Gesamtkontext politischer, militärischer, sozialer Sicherheit zu wahren. Sicherheit kann man nur weltweit bewahren. Ganz sicher ist, daß beispielsweise Europa in Afrika ausmanöveriert werden könnte, ohne daß hier auch nur ein Schuß fiele. Daraus ziehen wir zwei Schlußfolgerungen, die ich hier einmal wiederholen möchte: Die Atlantische Allianz muß über ihren Charakter einer reinen Verteidigungsallianz hinauswachsen. Sie muß sich langfristig als Schicksalsgemeinschaft der freien Welt verstehen. Das heißt, sie muß den Versuch unternehmen, in den vitalen Fragen des Überlebens der freien Welt zu einer solidarischen, koordinierten Politik zu kommen.
    Zweitens. Die geographische Begrenzung der Allianz ist überholt. Das heißt nicht, daß die NATO weltweit intervenieren müßte, das heißt nicht, daß die Bundeswehr etwa in Afrika eingesetzt werden müßte. Wohl aber heißt das, daß die NATO als Ganzes nicht zulassen darf, daß ihre Versorgungswege und ihre strategisch bedeutsamen Gebiete durch Gewaltanwendung unter Kontrolle des Warschauer Pakts oder der UdSSR gebracht werden können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die ganze Allianz schuldet den Amerikanern mindestens praktische und moralische Solidarität, wenn sie sich dieser Aufgabe stellvertretend für die gesamte Allianz annehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer wirklich Entspannung, Ausgleich und — ernsthaft — Abrüstung sucht, der muß vor allen Dingen die Überzeugung der Sowjets erschüttern, daß es sich lohne, auf Macht und Gewalt zu setzen. Er muß ihnen zeigen, daß sich der Westen einer solchen Auseinandersetzung auf politischem, auf wirtschaftlichem, auf geistigem Gebiet nicht entzieht, daß er dort stärker ist. Es gibt nicht den geringsten Grund, die UdSSR zu überschätzen. Ihre Schwächen werden immer deutlicher. Sie lassen sich auf die Dauer nicht allein mit militärischer Macht überspielen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : So ist es!)

    Meine Damen und Herren, solange sich der Westen allerdings das Konzept der Entspannung von der Sowjetunion diktieren läßt und das Spiel nach den Spielregeln der Sowjets spielt, kann und wird es nach unserer Überzeugung keine wirkliche Entspannung geben;

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Dr. Wörner
    denn diese Spielregeln sind allzu durchsichtig auf den imperialistischen Machtanspruch der Kommunisten zugeschnitten. Die Kommunisten zögern doch nicht einen Moment, bei uns im Westen, wo es geht, zu intervenieren, einzugreifen, sich einzumischen. Aber wenn wir uns im Westen um das Schicksal von ein paar in Irrenanstalten eingekerkerten Freiheitskämpfern kümmern, dann heißt es: Keine Intervention, keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten! Das einzige, was mich daran wundert, ist die Naivität mit der einige Politiker bei uns und im Ausland darauf hereinfallen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deswegen müssen wir mit einer Politik aufhören, die sich Schritt um Schritt der Macht beugt, in der Illusion, dadurch einen Wandel bewirken zu können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir müssen mit einer Politik aufhören — und das gehört gerade in eine solche Debatte —, die die Aufrüstung der Sowjetunion durch Kredit und Lieferung von Technologien ohne Beschränkung unterstützt und damit den Selbstmord des Westens fördert.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU)

    Nun kommt ein amerikanischer Präsident, und dieser amerikanische Präsident bricht — fast hätte ich gesagt — mit einem Gesetz. Seither war es Übung geworden, daß der neue amerikanische Präsident von den Sowjets getestet wurde. Diesmal hat man den umgekehrten Eindruck. Dieser Mann geht hin und füllt den Begriff der Entspannung mit den beiden einzigen realen Inhalten, den Menschenrechten und einer wirklichen, ernstgemeinten Abrüstung. Aber anstatt ihm dafür zu danken und ihm den Rücken zu stärken, fallen ihm die kleingläubigen Hohepriester der gescheiterten Entspannungspolitik gleich reihenweise in den Rücken, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Grund: der Herr Breschnew ist offensichtlich verstimmt, was ja auch kein Wunder ist. Und schon melden sich diese neunmalklugen Anpasser im Westen in Scharen zu Wort, Carter produziere Angstgefühle, er überspanne den Bogen, er kehre zum Kalten Krieg zurück. Ich sage das leider in Abwesenheit des Bundeskanzlers, obwohl ich dafür — das muß ich ausdrücklich sagen, seit ich den Grund kenne — Verständnis habe — —

    (Wehner [SPD] : Es ist gut, daß Sie das wenigstens sagen!)

    — Ja, das sage ich. Im Unterschied zu Ihnen, Herr Wehner, kenne ich die Regeln der Fairneß nicht nur, sondern kann sie auch beachten.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Das haben wir gemerkt!)

    Auch der Herr Bundeskanzler hätte besser daran
    getan, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten
    den Rücken zu stärken, anstatt ihn kleinlich vor
    der Dramatisierung der Menschenrechtsfrage zu warnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ihre vorgebliche oder wirkliche Sorge, Carter gefährde mit seiner Politik die menschlichen Erleichterungen, ist unbegründet. Niemand wird diese Erleichterungen gering schätzen. Aber auch sie wurden nicht kostenlos gegeben, sondern vom Westen teuer bezahlt. Im übrigen: sie sind jederzeit widerrufbar, und sie wurden ja schon widerrufen, wenn es der Sowjetunion beliebte, Entspannung hin, Entspannung her.
    Meine Damen und Herren, darum gibt es langfristig nur eine Garantie für menschliche Erleichterungen, daß sich die Sowjetunion nämlich darüber im klaren wird, daß es ihr ureigenstes Interesse ist, mit einem starken und geschlossenen Westen auf eine Basis des Ausgleichs zu kommen, deren Grundlage eben mehr Freiheit und mehr menschliche Erleichterungen und mehr Menschenrechte sind. Es ist ein Unfug, zwischen Menschenrechten und menschlichen Erleichterungen eine künstliche Kluft schaffen zu wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das gilt auch — das sei meine letzte Bemerkung — für den Erfolg der Rüstungskontrollverhandlungen, sei es in Wien oder in Genf. Die Sowjetunion wird sich erst dann zur Anerkennung und Fixierung der Parität auf allen Stufen bereitfinden, wenn sie die Hoffnung aufgegeben hat, den Westen überflügeln zu können. Darum hat Carter mit seinen Entscheidungen zu Cruise Missiles, zur Neutronenwaffe und zum B 1-Bomber völlig zu Recht deutlich gemacht, daß die UdSSR, d. h., daß die Sowjetunion die Wahl hat zwischen ernstgemeinten Abrüstungsvereinbarungen und einer neuen Stufe des Rüstungswettlaufs, den nicht nur durchzuhalten, sondern zu gewinnen Carter entschlossen ist.
    In dieser Erkenntnis liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Politik des Westens gegenüber der Sowjetunion. Wir brauchen Mut zur besonnenen Stärke und die Entschlossenheit, sie einzusetzen — ich wiederhole, damit keine Mißverständnisse aufkommen nicht etwa um die Sowjetunion in die Knie zu zwingen, nicht etwa zu einem neuen Versuch des „roll-back", nicht etwa um der Sowjetunion unser Gesellschaftsystem aufzuzwingen, sondern um einen dauerhaften Ausgleich, einen dauerhaften Frieden auf der Basis des Rechts und der Menschenwürde mit möglichst freiem Austausch zustande zu bringen. Die Sowjetunion muß begreifen: Sie hat die Wahl zwischen Zusammenarbeit und Auseinandersetzung, zwischen Koexistenz und Konfrontation. Wir sind zur Zusammenarbeit aufrichtig bereit, wir wollen nichts sehnlicher als das. Aber wir scheuen auch das andere nicht, weil wir wissen, daß der Westen die besseren Trümpfe in der Hand hat: Freiheit und Menschenrechte sind stärker als alles andere!

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Neumann.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zu Beginn des Februars 1977 hatte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, der Kollege Herbert Wehner, eine Große Anfrage meiner Fraktion angekündigt. Gemeinsam mit unserem Koalitionspartner haben wir sie eingebracht. Die Antwort der Bundesregierung liegt unserer heutigen Debatte zugrunde. Ich finde, sie ist ein Dokument großer Sachlichkeit, großer Nüchternheit. Uns Sozialdemokraten ging und geht es vor allem darum, ganz sachlich den gegenwärtigen Zustand der beiden Machtblöcke NATO und Warschauer Pakt, die sich mit der bisher größten Militärmaschinerie auf deutschem Boden gegenüberstehen, hier vor der deutschen Offentlichkeit zu erörtern, nachdem tatsächlich, wie Sie, Herr Dr. Wörner, gesagt haben, die Fragen der äußeren Sicherheit wieder stärker in der öffentlichen Diskussion sind.
    Wir wollten von der Bundesregierung einen echten Kräftevergleich dargestellt bekommen, damit die Schwarzweißmalerei endlich ein Ende hat, die mit großer Vehemenz überall betrieben wurde. Der Kräftevergleich allein genügt uns nicht. Mit unserer Anfrage wollten wir auch erfahren, welche Konsequenzen aus diesen Ergebnissen des Kräftevergleichs zu ziehen sind, d. h. welche Entwicklungsmöglichkeiten die Bundesregierung für die Verteidigungs- und Entspannungspolitik zwischen NATO und Warschauer Pakt sieht. Sie können sich alle daran erinnern, daß wir vor einigen Monaten eine öffentliche Debatte über die militärischen Fähigkeiten der beiden Blöcke und ihrer Führungsmächte hatten, die sich vor allem um die Frage drehte, ob . ein potentieller Gegner tatsächlich in 48 Stunden am Rhein sein könnte.
    In eine solche Diskussion, die nicht immer sehr seriös geführt wurde, gehörte unserer Meinung nach eine offizielle Darstellung der Bundesregierung, die durch die Antwort auf die beiden Großen Anfragen von Koalition und Opposition gegeben ist.
    Die Antwort der Bundesregierung macht zum wiederholten Male deutlich, daß die sozialliberale Regierung mit ihrer Sicherheitspolitik, die unsere Zustimmung findet, drei Ziele verfolgt: erstens, den Frieden zu wahren, zweitens, die Unversehrtheit dieses Landes zu gewährleisten und drittens, die freiheitlich-demokratische Grundordnung gegen Bedrohung von außen zu schützen. Dies& Ziele sind auch die sicherheitspolitischen Ziele meiner Fraktion, und wir stimmen mit der Regierung darin überein, daß diese Ziele nur im Bündnis zu erreichen sind. Darüber hinaus geht es uns darum, ein System der Sicherheit und Stabilität in Europa zu schaffen, in dem militärische Auseinandersetzungen unwahrscheinlich werden.
    Lassen Sie mich einige Bemerkungen zur Lage der NATO in bezug auf ihre politischen Absichten und militärischen Fähigkeiten machen, wie sie sich heute darstellen und wohl auch für die Zukunft zu erwarten sind. Sie können sich vielleicht noch erinnern, meine Damen und Herren von der Opposition, welchen Zustand die NATO im politischen Sinn vor etwa zehn Jahren hatte, und vergleichen, wie es heute aussieht. Dieser Vergleich ergibt, daß nicht zuletzt auch mit deutscher Hilfe im ideellen und materiellen Sinn etwa die Staaten Portugal und Griechenland in das demokratische Bündnis zurückgefunden haben. Es scheint sich abzuzeichnen, daß der türkisch-griechische Konflikt inzwischen so weit beruhigt ist, daß griechische Verbände sich wieder auf dem Wege in die militärische Integration befinden.
    Es ist sicher kein Kunststück, Herr Dr. Wörner, hier und da im Bündnis, im eigenen Land ein Haar in der Suppe zu finden; aber jeder deutsche Politiker, der zu Fragen des Bündnisses Stellungnahmen abgibt, sollte eine Tatsache in seine Überlegung einbeziehen, die zwar zum Grundwissen über die NATO gehört, aber immer wieder vergessen wird: Die NATO ist ein Bündnis souveräner Staaten, und nie wird ein NATO-Partner irgend etwas tun oder lassen, nur weil sich bei uns irgend jemand, z. B. ein Oppositionspolitiker, etwas breitbeinig hinstellt. Anders wäre es, wenn es etwas gäbe, das dem Bündnis zustände und das wir ihm nicht gegeben hätten. Nur, Herr Dr. Wörner, Sie werden in dieser Hinsicht kaum etwas finden, was Sie dieser Regierung ankreiden können.
    Sie, Herr Dr. Wörner, haben zwar in der Debatte über den Haushalt 1977 am 23. Juni gesagt, daß es mit den Verteidigungsausgaben sehr düster aussehe; aber bis heute reiten Sie Ihr Steckenpferd Verteidigungsausgaben ohne jede Alternative. Sie wissen sehr genau, daß es sachlich bedingte Schwankungen im Bereich der investiven Ausgaben gibt und daß der Bereich der Personalausgaben der Bundeswehr mit einem Anteil am Plafond von rund 45 % aus den Betrachtungen über die Steigerung der Kosten für Waffensysteme auszuklammern ist.
    Sie haben in der schon angesprochenen Haushaltsdebatte auch auf die Londoner NATO-Konferenz vom Mai 1977 hingewiesen. Ich kann Sie nur bitten, die 10. Finanzplanung der Bundesregierung sachlich zu beurteilen; dann werden Sie nämlich feststellen, daß die Londoner Zusage des Bundeskanzlers dort bereits niedergeschrieben ist. Nicht für den gesamten Haushalt — was gar nicht möglich ist; denn Tarifabschlüsse sollten nicht präjudiziert werden —, wohl aber für den Bereich der militärischen Beschaffung. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie in Zukunft dazu beitrügen, eine sachliche Betrachtungsweise der Verteidigungsausgaben und Steigerungsraten vorzunehmen. Alles andere müssen wir als parteipolitische Argumentation zurückweisen.
    Und wenn wir Deutschen uns erlauben, über die Leistungen unserer Bündnispartner zu reden, dann sollte auch das wenigstens sachlich richtig sein. Wer sich ein Bild über die Verteidigungsausgaben der NATO und die jeweils festzustellenden realen Steigerungsraten in vergleichbaren Preisen über den Zeitraum von 1960 bis 1975 machen will, Herr Dr. Wörner, dem muß man empfehlen, einmal die „Military Balance" des Londoner Instituts für strategische Studien aufzuschlagen. Sie finden dort auf der Seite 82 eine Fülle von Argumenten. Daraus wird ersichtlich, daß außer den USA, Portugal, Norwegen und Italien alle übrigen NATO-Partner in den Jah-



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    ren 1970 bis 1975 eine höhere reale Steigerungsrate hatten als in der Periode von 1960 bis 1970. Auch der schon als „klassisch" anmutende Hinweis, daß die Sowjetunion 13 % ihres Bruttosozialprodukts für Verteidigung aufwendet und die NATO nur 4 oder 5 %, trägt nicht zur Versachlichung der Diskussion bei. Hier kann man nur noch mit einem drastischen Vergleich versuchen, die Rechenkünstler auf die Einfältigkeit dieses Vergleichs hinzuweisen: Es ist einleuchend, daß jemand, der 3 % aus einer 10-LiterFlasche trinkt, betrunken sein kann, während ein anderer, der 13 % aus einer halben Literflasche trinkt, erst richtig Durst bekommt.
    Wenn über die NATO gesprochen wird, ist ein ernster Hinweis auf die quantitativen Disparitäten zwischen NATO und Warschauer Pakt wohl angebracht. Das ist aber allein kein Schlüssel zu einem sachlichen Urteil über die Lage unserer Sicherheit im Bündnis. Untersucht man z. B. die Waffensysteme von Ost und West auf ihre qualitativen Unterschiede, so ist festzustellen, daß manche Waffensysteme des Warschauer Paktes um eine Generation hinter den westlichen Systemen liegen. Wenn man diese Frage untersucht, wird auch deutlich, daß die Sowjetunion die hohen Quantitäten, über die sie jetzt verfügt, nicht mehr im gleichen Umfang ersetzen kann. Denn höhere Qualität, die unerläßlich wird, kostet ihren Preis. Es wird sich auch hier auswirken, was im Sinn der Standardisierung für den Osten zwar vorteilhaft ist, aber in Bezug auf die Ablösegeschwindigkeit bei der Modernisierung im Warschauer Pakt äußerste Probleme aufwerfen wird, nämlich die Monopolistenrolle der UdSSR in der Rüstung des Warschauer Pakts. Zu einem Katalog der Schwächen der Waffen des Warschauer Pakts darf ich das Studium eines Artikels von Les Aspin empfehlen, der im jüngsten NATO-Brief abgedruckt ist.
    Ein weiteres Kapitel sind die Vorwarnzeiten. Nach dem Erscheinen des Buchs des belgischen Generals, der hier heute schon genannt wurde und der damals behauptete, die Russen könnten in 48 Stunden am Rhein sein, hatten Sie, Herr Dr. Wörner, nichts Eiligeres zu tun, als zu behaupten, daß die Befürchtungen der Opposition bestätigt seien. Sie haben sich heute hier hingestellt und gesagt: Dieser General hat noch nicht recht.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wenn Sie mich schon zitieren, dann zitieren Sie bitte korrekt. Ich habe nicht gesagt, daß er recht habe. Ich habe gesagt: Die Verkürzung der Warnzeit sei das Problem, und wir würden nicht genügend dafür tun, diesem Problem zu begegnen. Das habe ich heute wieder gesagt!)

    — Sie haben heute gesagt, das, was Herr Close in seinem Buch zum Ausdruck gebracht hat, treffe noch nicht zu.
    Bundeskanzler Helmut Schmidt hat zu dieser Art von Diskussion über sensible Bereiche unserer Politik bei der NATO-Ratstagung in London die nach meiner Meinung nach einzig richtige Antwort gegeben. Er hat gesagt — ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Dabei können wir es uns psychologisch und politisch nicht leisten und nicht ertragen, daß 60 Millionen Deutsche im Herzen Europas die ganze Zeit hören müssen, daß ihre psychologischen, ihre finanziellen, ihre geistigen Anstrengungen und Opfer einfach umsonst sind. Dies ist lächerlich; es ist destruktiv.
    Der belgische General ist in seinem Buch damals davon ausgegangen, daß die NATO ohne eine einzige Minute militärischer Vorwarnzeit angegriffen werden könnte und erst nach zwei Stunden aus dem Bett finden würde. Ich gebe zu, Herr Dr. Wörner: Auch hohe Repräsentanten des westlichen Bündnisses haben — Sie haben darauf hingewiesen — von Zeit zu Zeit von einer laufenden Verkürzung der Vorwarnzeit gesprochen. Das ist korrekt. Deshalb ist es erfreulich, daß der NATO-Oberbefehlshaber, General Haig, am letzten Wochenende einer Zeitung etwas anderes gesagt hat. Würde das stimmen, was in dieser Zeitung gestanden hat, dann könnten wir uns allerdings heute hinstellen und etwas behaupten, was ebenfalls nicht zutreffen würde. Denn da war von 8 bis 14 Tagen. Vorwarnzeit die Rede. Die Mitglieder des Verteidigungsausschusses haben gestern gehört, was Haig tatsächlich gesagt haben soll und was nicht in der Zeitung stand. Eines scheint mir deutlich geworden zu sein: Die 48-Stunden-These sollte vom Tisch sein. Sie haben vorhin selber etwas dazu gesagt.
    In der Sommerpause haben wir zwei öffentliche Diskussionen erlebt: erstens eine über die VorneVerteidigung und zweitens eine über die Neutronenwaffe. Gestern hat der Verteidigungsausschuß zum erstenmal eine umfassende Unterrichtung über die Neutronenwaffe erhalten. Was während der Ausschußsitzung über den Ticker einer Agentur lief, war falsch, nämlich daß die Fraktionen des Bundestags einer Beschaffung dieser Neutronenwaffe zustimmen würden. Das stand gestern überhaupt nicht zur Diskussion. Da wir Sozialdemokraten dieses Thema sehr ernst nehmen, wird sich mein Kollege Conrad Ahlers dieses Themas in dieser Debatte besonders annehmen; er wird, Herr Dr. Wörner, sicher auch auf Egon Bahrs Auffassungen zu sprechen kommen.
    Was die Frage der Vorne-Verteidigung angeht, so hat inzwischen der Präsident der Vereinigten Staaten sehr deutlich gemacht, was offizielle amerikanische Politik ist. Nachdem wir das wissen, sollten wir nicht in den Fehler früherer Jahre verfallen, jede Woche von den Amerikanern hören zu wollen, daß sie immer noch zu ihrer Sicherheitspolitik stehen, die auch für uns Sicherheit bedeutet.
    Sie, Herr Dr. Wörner, sollten nicht verschweigen, daß für Präsident Carter die Menschenrechts-Frage ein Teil seiner Entspannungspolitik ist, die er durch Rüstungsabkommen erreichen will.
    Niemand kann die Tatsache ändern, daß wir uns in der unmittelbaren Nachbarschaft der militärischen Supermacht Sowjetunion befinden. Angesichts der angehäuften Waffenarsenale und der Folgen einer konventionellen oder gar nuklearen militärischen Auseinandersetzung, die mit der Zerstörung dessen, was man verteidigen will, enden wür-



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    de, gilt für uns vor allem die Suche nach politischer Sicherheit. Die politische Sicherheit gewinnt man nicht dadurch, Herr Dr. Wörner, daß man den Zuständigkeitsbereich der NATO über den Wendekreis des Krebses hinaus ausdehnt und Moskau in der Dritten Welt militärisch gegenübertritt, wie Sie es laut NRZ vom 7. Mai 1977 gefordert haben. Ich wäre Ihnen, Herr Dr. Wörner, sehr dankbar, wenn Sie diesem Haus folgenden Satz vom 7. Mai 1977 erläutern würden. Im Zusammenhang mit dieser Ausdehnung haben Sie dort gesagt:
    Eine isolierte militärische Intervention der Bundesrepublik wäre dabei das Ungeschickteste, was sich denken ließe.
    Um eine Erläuterung des nächsten Satzes würde ich Sie wirklich herzlich bitten:
    Aber bei einer multinationalen NATO-Aktion sollte ein Schiff der Bundesmarine dabei sein.
    Ich habe mich gefragt: Was könnte in Ihren Augen eine solche NATO-Aktion sein?
    Wir Sozialdemokraten lehnen solche aufgeblasenen Abenteuerposen ab, weil sie in keiner Weise zu unserer Sicherheit beitragen.

    (Beifall bei der SPD und FDP)

    Unsere Außenpolitik sollte vielmehr der Sowjetunion noch deutlicher machen, daß die Länder der Dritten Welt nicht Militär-, sondern Entwicklungshilfe benötigen.

    (Dr. Althammer [CDU/CSU] : Da sind die tief beeindruckt!)

    — Aber sicherlich!
    Für ebenso gefährlich halte ich es, Herr Kollege Dr. Wörner, was Sie der Nachrichtenagentur „Neues China" gegenüber als Ihr Rezept für unsere Außen- und Sicherheitspolitik empfohlen haben. Was Sie da verkündet haben, ist wieder einmal nichts mehr als Verbalismus. Da heißt es:
    Manfred Wörner, der auch der verteidigungspolitische Sprecher der Parlamentsfraktion von CDU/CSU ist, vertritt die Auffassung, der Westen sollte die sowjetische Herausforderung annehmen und auf allen Gebieten zur Offensiveübergeben, anstatt defensiv zu sein, um der sowjetischen Expansion Einhalt zu gebieten.
    Nachdem Sie den Chinesen gegenüber die Sowjetunion als schrecklichen Imperialisten geschildert haben, kommt dann der militärpolitische Purzelbaum. Dort heißt es dann weiter:
    Wörner hob zugleich hervor, man solle die sowjetische Stärke nicht überschätzen. Die Sowjetunion sei im Grunde sehr schwach.
    Wenn die Sowjetunion schwach ist, was wir Sozialdemokraten nicht behaupten, was soll dann Ihr Wortgeklingel über mehr Rüstung bei uns?
    Ihr Kollege Strauß hat zur Bundeswehr etwas ganz anderes gesagt, als Sie es hier in Ihren heutigen Ausführungen dargestellt haben. Sie müssen sich endlich einmal entscheiden, was nun eigentlich stimmt.
    Die Antwort der Bundesregierung auf unsere beiden Großen Anfragen könnte die Basis für eine gemeinsame Sicherheitspolitik in diesem Hause sein. Aber mit dem, was' Sie zur Zeit verkünden, können Sie keine gemeinsame Basis für eine Sicherheitspolitik erwarten. Wir wollen keine Offensivpolitik gegenüber der UdSSR und dem Osten, sondern eine Verständigung über Maßnahmen, die zur Verringerung der Lasten führen, die heute alle Völker, ob in der NATO oder im Warschauer Pakt, durch hohe Verteidigungsausgaben zu tragen haben und die weiter steigen werden, wenn es uns nicht gelingt, die Rüstungsspirale zu verlangsamen; vom Stoppen will ich noch gar nicht reden.
    Die Politik, die Sie zur Zeit empfehlen, ist Konfrontationspolitik mit der ihr innewohnenden Gefahr, das bisher erreichte gegenseitige Vertrauen, und sei es in Ihren Augen auch noch so gering, wieder zu beseitigen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Was meinen Sie damit?)

    Wenn jemand in Konkurrenz zur Sowjetunion treten will, dann könnten es in diesem Bereich wohl nur die USA sein; und die senden zur Zeit auf einer ganz anderen Welle. Wir sollten Supermachtsträumen entsagen. Sie wurden in diesem Jahrhundert zweimal geträumt. Das Ergebnis brauche ich hier nicht darzustellen. Beschränken wir uns auf die Rolle, die wir heute haben, und tragen wir dazu bei, daß in Mitteleuropa die Furcht vor einer militärischen Auseinandersetzung abgebaut werden den kann!

    (Beifall bei der SPD und der FDP)