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ID0803516600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 22. Juni 1977 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 2629 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 2629 B Abwicklung der Tagesordnung . . . . . 2629 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1977 (Haushaltsgesetz 1977) — Drucksachen 8/100, 8/324, 8/270, 8/474 — Beschlußempfehlungen und Berichte des Haushaltsausschusses Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksache 8/511 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2629 D Dr. Dübber SPD 2633 C Dr. Haussmann FDP 2635 A Dr. Hubrig CDU/CSU 2636 C Dr. Steger SPD 2640 C Dr.-Ing. Laermann FDP 2644 A Matthöfer, Bundesminister BMFT . . . 2646 A Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksache 8/508 — Esters SPD 2649 B Picard CDU/CSU 2651 A Gärtner FDP 2653 B Frau Schlei, Bundesminister BMZ . . 2654 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU . . . . . . 2658 B Dr. Holtz SPD 2661 C Dr. Vohrer FDP 2663 D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . 2665 B Frau Schuchardt FDP . . . . . . . 2667 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksache 8/496 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksache 8/516 — Dr. Riedl (München) CDU/CSU . . . . 2671 A Walther SPD 2675 A II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Juni 1977 Dr. Wendig FDP 2678 D Dr. Dregger CDU/CSU 2682 A Liedtke SPD 2688 A Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 2691 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksache 8/497 —Dr. Friedmann CDU/CSU . . . . . . 2698 B Dürr SPD 2700 A Dr. Eyrich CDU/CSU . . . . . . . 2702 B Vizepräsident Stücklen . . . . . . 2706 B Kleinert FDP 2706 C Dr. Vogel, Bundesminister BMJ . . . 2709 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/501 — Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein CDU/CSU 2713A, 2729 C Grobecker SPD . . . . . . 2717 A, 2729 C Cronenberg FDP . . . . . . . . . 2719 A Müller (Remscheid) CDU/CSU . . . . 2722 A Lutz SPD 2723 C Hölscher FDP 2725 A Höpfinger CDU/CSU 2725 B Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . . 2727 B Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 8/505 — Glos CDU/CSU 2730 A Frau Simonis SPD 2733 B Burger CDU/CSU 2735 A Hauck SPD 2737 C Eimer (Fürth) FDP 2739 B Kroll-Schlüter CDU/CSU 2740 C Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 2741 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 8/512 — Frau Dr. Wilms CDU/CSU 2745 B Westphal SPD 2747 B Frau Schuchardt FDP . . . . . . . 2748 C Rohde, Bundesminister BMBW 2749 B Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 8/500 — Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 2751 B Simpfendörfer SPD 2754 A Peters (Poppenbüll) FDP 2756 A Ertl, Bundesminister BML 2757 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes über die Durchführung von Statistiken der Bautätigkeit und die Fortschreibung des Gebäudebestandes — Drucksache 8/598 — 2669 D Beratung der Sammelübersicht 7 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/599 — . . . . . . . . 2669 D Beratung der Beschlußempfehlung des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG, EGKS, Euratom) des Rates zur Einführung der Europäischen Rechnungseinheit in das Statut der Beamten der Europäischen Gemeinschaften und die Beschäftigungsbedingungen für die sonstigen Bediensteten der Gemeinschaften sowie in sonstige Verordnungen des Rates für die Beamten, ehemaligen Beamten und die sonstigen Bediensteten der Gemeinschaften Vorschlag einer Verordnung (EWG, EGKS, Euratom) des Rates zur Einführung der Europäischen Rechnungseinheit in die Verordnung (EWG, Euratom, EGKS) Nr. 260/68 zur Festlegung der Bestimmungen und des Verfahrens für die Erhebung der Steuer zugunsten der Europäischen Gemeinschaften Vorschlag einer Verordnung (EWG, EGKS, Euratom) des Rates zur entsprechenden Anpassung der Berichtigungskoeffizienten, die auf die Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten und sonstigen Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften angewandt werden, im Anschluß an die Einführung der Europäischen Rechnungseinheit in das Statut der Beamten der Europäischen Gemeinschaften und die Beschäftigungsbedingungen für die sonstigen Bediensteten dieser Gemeinschaften — Drucksachen 8/316, 8/613 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Juni 1977 III Vorschlag einer Verordnung (EWG, Euratom, EGKS) des Rates über die Anwendung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften auf die Mehrwertsteuer-Eigenmittel — Drucksachen 8/428, 8/614 — 2670 A Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutsche Welle" — Drucksache 8/645 — 2670 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutschlandfunk" — Drucksache 8/646 — 2670 C Nächste Sitzung 2760 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 2761* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Juni 1977 2629 35. Sitzung Bonn, den 22. Juni 1977 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 34. Sitzung, Seite 2612 D; in der Zeile 6 von unten ist das erste Wort „nicht" zu streichen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 24. 6. Dr. Ahrens ** 24. 6. Dr. Aigner * 24. 6. Amrehn ** 24. 6. Angermeyer 24. 6. Frau von Bothmer ** 24. 6. Büchner (Speyer) ** 24. 6. Dr. Enders ** 24. 6. Dr. Evers ** 24. 6. Dr. Fuchs * 23. 6. Dr. Geßner ** 24. 6. Handlos ** 24. 6. von Hassel ** 24. 6. Hoppe 24. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 23. 6. Katzer 24. 6. Dr. Klepsch * 22. 6. Klinker 24. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Lange * 23. 6. Lemp ** 24. 6. Lenzer ** 24. 6. Lücker * 24. 6. Marquardt ** 24. 6. Dr. Marx 24. 6. Dr. Mende ** 24. 6. Milz ** 24. 6. Dr. Müller ** 24. 6. Müller (Mülheim) 24. 6. Dr. Müller-Hermann * 23. 6. Pawelczyk ** 24. 6. Reddemann ** 24. 6. Frau Dr. Riede (Oeffingen) 24. 6. Dr. Schäuble ** 24. 6. Schmidhuber ** 24. 6. Schmidt (München) * 24. 6. Schreiber * 23. 6. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 24. 6. Seefeld 24.6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 24. 6. Dr. Starke (Franken) * 24. 6. Dr. Staudt 24. 6. Frau Steinhauer 24. 6. Ueberhorst 24. 6. Dr. Vohrer ** 24. 6. Wawrzik * 24. 6. Würtz * 23. 6.
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    Rede von Claus Grobecker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrter Herr Kollege Wittgenstein, ich will nicht sagen, daß ich schon das bin, was man so einen alten Fuhrmann nennt. Aber ganz sicher kann auch wohl keiner sagen, daß ich noch ein Frischling in diesem Parlament sei. Dennoch wundere ich mich immer, daß wir diesen Unterschied in den klimatischen Bedingungen im Plenarsaal hier und da oben in der 25. Etage haben. Da oben in der 25. Etage sind wir immer ganz friedlich miteinander — auch Sie — und arbeiten zusammen, beschließen gemeinsam, manchmal auch kontrovers. Aber hier im Plenum des Deutschen Bundestages hört sich das alles ganz anders an. Hier wird gepustet und geprustet. Hier verzerren sich sogar die Gesichter beim Sprechen. Ich verstehe das alles nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich verstehe das deshalb nicht, weil doch gerade der Einzelplan 11, der Einzelplan des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung, am ehesten geeignet wäre, ohne viel Drumherum sachlich beraten zu werden, damit auch die, die uns zuhören, wissen, wo es bei Ihnen nun eigentlich längsgeht und wo es bei uns in der Koalition längsgeht. Im Haushaltsausschuß haben wir die Beratungen sachlich geführt. Ich weiß nicht, wieso Sie die Beratung hier zum Anlaß nehmen, so einen Donner aufzuführen, wie Sie das eben hier gemacht haben.

    (Franke [CDU/CSU] : Grobecker, wer hört dir denn jetzt schon zu?)

    Meine Damen und Herren, der Ausbau der sozialen Sicherung bleibt nach wie vor unser vorrangiges Ziel. Der Haushalt des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung ist dafür ein beredtes Zeugnis.
    Wegen der Zeitökonomie in diesem Hause werde ich mich kurz fassen.
    Wir lassen uns nicht von denen beirren, die dauernd von Anspruchsinflation reden und die uns sagen wollen, daß die Grenzen des Sozialstaates erreicht seien. Wir werden weiterarbeiten. Wir werden vor allen Dingen an der Beseitigung der schweren Folgen der schlimmsten Rezession weiterarbeiten, die wir seit 1945 erleben mußten. Sie hat ganz sicher ihre Spuren auch im Bereich dieses Haushalts des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung hinterlassen. Gerade deshalb hat diese Koalition das Konsolidierungsprogramm und das Kostendämpfungsprogramm beschlossen, das sozial ausgewogen ist. Deshalb haben wir weitere Hilfen für den Arbeitsmarkt beschlossen, insbesondere für diejenigen, die unsere Hilfe besonders brauchen, die älteren Arbeitnehmer, aber auch die Jugendlichen und die Teilzeitarbeit suchenden Frauen.
    Das Ergebnis der Beratungen im Vermittlungsausschuß wird uns ja morgen im Verlaufe des Tages hier noch beschäftigen. So viel kann jetzt schon gesagt werden, das Ergebnis ist ein vernünftiger, ein tragfähiger Kompromiß, der von allen akzeptiert werden könnte. Das Gesetz ist in seinem
    Kern unangetastet, es bleibt sozial ausgewogen, wenngleich uns Sozialdemokraten die Betonierung der Beitragsbemessungsgrenze besondere Sorgen bereitet; das sei hier zugegeben.
    Dennoch bleibt festzuhalten: Wir können die Renten pünktlich auszahlen. Am 1. Juli wird für alle Rentner gelöhnt. Alle Rentner bekommen ihre ihnen zustehende Erhöhung. Dasselbe gilt für die Kriegsopfer, auch hier wird pünktlich gezahlt. Es ist schon mal etwas, daß Sie mit Ihren Möglichkeiten dieses Gesetz nicht haben aufhalten können. Die Konsolidierung der Rentenversicherung ist damit nicht mehr gefährdet, sondern auf den Weg gebracht. Wir werden das Ergebnis in aller Ruhe abwarten. Ich denke, Herr Wittgenstein, wir werden uns dann darüber unterhalten, ob es etwas gebracht hat. Ihre Prognosen teile ich nicht. Weiter wird die Kostendämpfung dazu beitragen, daß Beitragszahler nicht unverantwortlich zur Kasse gebeten werden. Darüber hinaus ist für mich — das darf ich auch persönlich sagen — der wichtigste Punkt gerettet worden, nämlich die Mitbestimmung der Selbstverwaltungsorgane im Bereich der Krankenkosten. Das ist für uns der wichtigste Punkt.
    Zum Haushalt selber. Dieser Haushalt erreicht in diesem Jahr ein Volumen von 38 Milliarden DM. Der Sozialhaushalt ist nur im engeren Sinne hier etatisiert. Es müssen weitere Leistungen hinzugerechnet werden. Wenn alle Transferleistungen des Staates hinzugefügt werden, kommt man auf eine Summe von 65 Milliardn DM. Ich will das nicht aufzählen.
    Entsprechend den Beschlüssen des Deutschen Bundestages hat bei der Beratung des Einzelplans 11 im Haushaltsausschuß das Kapitel für den Zivildienst eine ganz große Rolle gespielt. Wir stehen -- das darf ich hier verbindlich sagen — zu dem verabschiedeten Gesetz. Wir lassen uns nicht dadurch irritieren, daß Sie hier Anträge stellen, wie Sie das gemacht haben, die zur Streichung der entsprechenden Mittel führen, oder daß Sie androhen, sogar nach Karlsruhe zu gehen. Wir wünschen Ihnen gute Reise nach Karlsruhe.

    (Dr. Hammans [CDU/CSU] : Ich würde an Ihrer Stelle vorsichtiger sein!)

    Dennoch war es nötig — und ich denke, daß es richtig ist, dies mitzuteilen —, im Haushalt das Kapitel umzustellen. Wir hoffen, daß das Gesetz am 1. August in Kraft treten kann. Wir haben die finanziellen Mittel in diesen Haushalt eingestellt. Wir werden noch in diesem Jahr im Durchschnitt 25 000 Zivildienstleistende in Stellen vermitteln können.

    (Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein [CDU/CSU] : Sind Sie sicher?)

    Dieses Geld muß selbstverständlich im nächsten Jahr wieder draufgelegt werden, weil wir, insgesamt gesehen, im Jahr auf 40 000 Zivildienstleistende kommen wollen. Wir glauben, daß damit trotz aller düsteren Prophezeiungen, meine Damen und Herren von der Opposition, dieses Gesetz die Wehrpflicht und die Verteidigungsbereitschaft der Bundeswehr nicht beeinträchtigen wird, weil nämlich



    Grobecker
    genügend Zivildienstplätze vorhanden sein werden,
    so daß jeder, der sich für den Zivildienst entscheidet, auch damit rechnen muß, einberufen zu werden.
    Neu eingestellt in diesen Haushalt wurden auch die Kosten für die Transfer-Enquete-Kommission, die den Einfluß staatlicher Transferleistungen auf das verfügbare Einkommen der Bürger unseres Landes ermitteln soll, und für die Kommission für die soziale Sicherung der Frau, die Vorarbeiten für das zentrale sozialpolitische Vorhaben der nächsten Jahre leisten soll, nämlich die Neuordnung der sozialen Sicherung der Frauen und der Hinterbliebenen. Diese beiden Kommissionen sind in der Regierungserklärung angekündigt worden. Wir haben sie eingerichtet und die Mittel dafür zur Verfügung gestellt. Wir werden sehen, welche Ergebnisse dabei herauskommen. Ich bin ganz sicher, daß wir, was die unmittelbare Beeinflussung der privaten Haushalte durch staatliche Mittel ausmacht, zu erstaunlichen Ergebnissen kommen werden.
    Die Schwerpunkte dieses Haushalts haben sich nicht verändert. Sie bestehen im wesentlichen durch die Zuschüsse zur Rentenversicherung, zur Kriegsopferversorgung und zur Bundesanstalt für Arbeit. Hier mußte im Gegensatz zum letzten Jahr keine große Summe eingestellt werden, lediglich ein auf 350 Millionen DM veranschlagtes Betriebsmitteldarlehen. Ich denke, wir werden über Ihre Prognose, Herr Wittgenstein, am Ende des Jahres reden können, ob wir dafür zusätzliche Mittel brauchen.
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, wegen der Zeitökonomie möchte ich an dieser Stelle kurz den Antrag begründen, den wir eingebracht haben. Die Bundesregierung hat, wie Sie wissen, ein zusätzliches Beschäftigungsprogramm verabschiedet, das Mehrkosten von 400 Millionen DM verursachen wird. Wir alle wissen, daß die Arbeitsmarktsituation nach wie vor nicht befriedigt. Die Beschäftigungsentwicklung reagiert außerordentlich spät auf die Wiederbelebung der Wirtschaft.
    Um so mehr begrüßt meine Fraktion, daß die Bundesregierung die Initiative ergriffen hat, diesem Hause weitere wohnungswirtschaftliche, insbesondere aber auch — und darum geht es hier — arbeitsmarktpolitische Maßnahmen vorzuschlagen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die arbeitsmarktpolitischen Hilfen werden sicher in wirkungsvoller Weise die beschäftigungsrelevanten wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen, die ebenfalls noch in dieser Woche erörtert werden, ergänzen. Sie sind mit dem Programm für Zukunftsinvestitionen eingeleitet worden.
    Die von der Bundesregierung vorgeschlagenen zusätzlichen Maßnahmen erscheinen meiner Fraktion aus mehreren Gründen besonders begrüßenswert. Sie bedauern das offensichtlich, Herr Wittgenstein. Da die Mittel aus dem November-Programm nicht abgeflossen und nicht voll verbraucht sind, sind wir der Auffassung, daß es gut ist, die Restmittel aus diesem Programm erneut für arbeitsmarktpolitische Zielsetzungen einzusetzen, und zwar etwas anders einzusetzen, als das noch im November für notwendig und für richtig gehalten worden ist. Die Dekkung für die zusätzlichen Mittel kann also zu einem Teil durch die Rechtsmittel erfolgen. Der Ausgleich für die verbleibenden 300 Millionen DM wird über die Kreditaufnahme herbeigeführt.
    Die vorgeschlagenen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zielen genau auf akute Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Gerade die Problemgruppen sollen mit einem Teil der Mittel des Programms in Fortsetzung bestehender Bemühungen auch der Bundesanstalt erfaßt werden.
    Mit den zusätzlichen Mitteln soll in einer Größenordnung von 270 Millionen DM ein neuer Schwerpunkt bei den sozialen Diensten gesetzt werden. Jeder von uns weiß, daß gerade in diesem Bereich ein erheblicher Nachholbedarf herrscht. Die Bereitstellung der Mittel wird den freien Wohlfahrtsverbänden, die sich im übrigen sehr positiv zu diesem Programm geäußert haben, ermöglichen, in erheblichem Umfang zusätzliche Hilfen einzustellen. Gedacht ist hier insbesondere an die Verstärkung der Altenpflege, z. B. auch durch vermehrte ambulante Dienste.
    Ich halte es für eine gute Idee, konjunkturell bedingte Programme auch einmal dazu zu benutzen, weiterführende Gedanken zu entwickeln und Initialzündungen wie in diesem Bereich auszulösen. Das wird sicherlich bei diesem Programmteil der Fall sein. Ich halte es auch für eine gute Sache, daß der überwiegende Teil dieser Mittel gerade auch Frauen zugute kommen wird, denn die Arbeitslosenquote ist hier — das weiß jeder — besonders hoch. Das gilt speziell für Frauen die eine Teilzeitbeschäftigung suchen.
    Meine Fraktion begrüßt auch die weiteren Maßnahmen, die im Bereich des Arbeitsmarktes vom Kabinett beschlossen bzw. angekündigt wurden. Mit besonderem Interesse sehen wir hier, Herr Arbeitsminister, der Vorlage eines Entwurfs zur Änderung der Arbeitszeitverordnung entgegen. Wir meinen, das muß schnell passieren und ist ein wirksames Mittel.

    (Löffler [SPD]: Besonders für Abgeordnete!)

    — Ja, eine Arbeitszeitordnung für Abgeordnete können wir gleich mit einführen.
    Mit den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen werden wir sicher nicht alle Probleme der Beschäftigungssituation lösen können. Die Arbeitsmarktpolitik wäre damit auch ganz fraglos — wer weiß das eigentlich nicht in diesem Hause? — überfordert. Die Arbeitsmarktpolitik hat aber in den vergangenen Jahren mit ihrem umfangreichen Maßnahmenkatalog vom Kurzarbeitergeld bis zur Bildungsförderung einen erheblichen Beitrag zur Entlastung des Arbeitsmarktes geleistet. So wäre nach den Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeit im Jahre 1976 die Arbeitslosenzahl ohne diese Maßnahmen um etwa 150 000 höher gewesen. Wir begrüßen die positiven Auswirkungen der Arbeitsmarktpolitik und sind überzeugt, daß die neuen Maßnahmen die Entlastungswirkungen noch verstärken werden.
    Abschließend, meine Damen und Herren, bleibt mir zu sagen, daß der Einzelplan 11 insgesamt einen



    Grobecker
    wesentlichen Beitrag zum Aufbau unseres Systems der sozialen Sicherung leistet und wir ihm aus diesem Grunde selbstverständlich zustimmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihren Antrag allerdings, Herr Wittgenstein, zur Torpedierung des Zivildienstgesetzes, wie er dem Hause vorliegt, werden wir ablehnen.
    Ich denke, daß ich auf diese Weise auch zur Humanisierung dieses Hauses beigetragen habe, indem ich mich erheblich eingeschränkt habe, obschon das eine oder andere von Ihnen noch einer Entgegnung bedurft hätte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Danke schön. Die angemeldete Redezeit ist um acht Minuten unterschritten worden; das ist bemerkenswert.

(Beifall und Zurufe von der CDU/CSU: Dafür kriegt er Beifall)

Das Wort hat Herr Abgeordneter Cronenberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dieter-Julius Cronenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich befürchte, daß mir die Unterschreitung nicht so perfekt gelingen wird, wie dies bei meinem Herrn Vorredner der Fall war
    Das Konzept zur Sanierung der Rentenversicherung und der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen, das von Prinz zu Sayn-Wittgenstein vorgetragen worden ist, entspricht nahtlos und konsequent denselben Meinungen, die von der CDU/CSU-Fraktion in dieser Haushaltsdebatte vorgetragen worden sind: Ausgaben garantieren, möglichst steigern, Einnahmen und Sparmaßnahmen ablehnen, im Grunde genommen zur Debatte nichts Neues. Bitte ersparen Sie mir, daß wir die Debatte vom letztenmal in diesem Punkt wiederholen.
    Im Mittelpunkt der Diskussion stehen heute unter anderem Probleme der Beschäftigungspolitik. So sehr es richtig ist, daß im Zusammenhang mit dem Etat die grundsätzlichen Probleme des jeweiligen Fachbereichs angesprochen und diskutiert werden, so scheint es mir trotzdem notwendig, einige Bemerkungen zum Etat zu machen, z. B. festzustellen, daß die Betriebsmitteldariehen für die Bundesanstalt Mr Arbeit von 4,5 Milliarden DM im vergangenen Haushaltsplan auf 350 Millionen DM zurückgeführt werden konnten; wie ich meine, ein Beweis dafür, daß die Dinge sich nicht verschlechtert, sondern verbessert haben. Wenn die Zuschüsse für die Arbeiterrentenversicherung, Angestelltenversicherung und knappschaftliche Rentenversicherung um zirka 10 % gestiegen sind, so ist dies eine Folge der von Ihnen und uns beschlossenen Dynamisierung. Wir wollen aber darauf hinweisen, daß der Abbau der Bundeszuschüsse für diese Zwecke für die Versicherung — Versicherung dreimal unterstrichen — langfristig meines Erachtens notwendig und richtig ist.
    Ihre besondere Aufmerksamkeit möchte ich auf den Tit. 526 08 mit 650 000 DM lenken; denn hier werden die Kosten für die Transfer-Enquete-Kommission zur Ermittlung der staatlichen Transferleistungen finanziert; eine, wie ich meine, außerordentlich notwendige Untersuchung. Denn Brüche in den einzelnen Unterstützungsmaßnahmen sind unverkennbar und führen zum Teil zu außerordentlich kuriosen Einzelergebnissen. Nur gesicherte Erkenntnisse ermöglichen es uns, notwendige Einschränkungen und Koordinierungen vorzunehmen
    Ob man es begrüßt oder nicht, Motivation für mehr Leistung ist halt mehr Einkommen. Arbeit muß sich lohnen. Wenn sich also das Nettoeinkommen eines arbeitslosen Wohngeldempfängers nicht gebührend von dem Einkommen des durchschnittlichen Arbeitnehmers unterscheidet, dann ist dies ein Alarmzeichen, eine objektive Analyse zu erstellen. Deswegen sind wir froh, daß dem Wunsch des Herrn Bundesministers Friderichs gefolgt worden ist und die staatlichen Transferleistungen auf ihre möglichen-Ungerechtigkeiten abgeklopft werden.
    Diese Transferleistungen sind Folgen unkoordinierter Einzelprogramme, jede Maßnahme in sich verständlich, alle zusammen oft widersprüchlich und ungerecht. Aber genau um solche Fehler zu vermeiden, möchten wir eine sachliche und objektive Prüfung der Vorschläge zur Verbesserung der Beschäftigungslage durchführen. Wir folgen nicht der hektischen Programmitis, die offenbar bei der Opposition ausgebrochen ist, zunächst mit dem Erfolg, offensichtlich unterbeschäftigte Abgeordnete zu beschäftigen und nicht beschäftigungslose Arbeitnehmer an die Arbeit zu bekommen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na, na!)

    Grundlage unserer Überlegung muß die Effektivität unserer Sozialen Marktwirtschaft sein. Systemgerechte Methoden haben in der Vergangenheit weiß Gott schwierigere Probleme, insbesondere Strukturprobleme, gelöst. Die Wirtschaft hat in voller Eigenverantwortlichkeit gewaltige Strukturveränderangsprobleme gelöst. Auch die Probleme sicher nicht gerade marktwirtschaftlich orientierter Bereiche wie Landwirtschaft und Bergbau wurden insgesamt in der Vergangenheit befriedigend gelöst.
    Werfen wir daher einen Blick auf die Hauptursache unserer Arbeitslosigkeit und beschäftigen wir uns mit der Struktur dieser Arbeitslosigkeit. Nur wer objektiv analysiert, hat die Chance, vernünftige und hoffentlich liberale Lösungen zu finden.
    Erste Ursache: Realistische Bewertung der D-Mark durch Freigabe des Wechselkurses. Es ist einfach lehrreich und systemgerecht, wenn die Politiker das Ergebnis ihrer Bemühungen und Fehlleistungen am Kurszettel ablesen können. Ich meine, daß die Bewertung der D-Mark an den internationalen Börsen jedenfalls mehr für die Effektivität dieser Regierungspolitik spricht, als dies die Äußerungen der Opposition vermuten lassen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Zweite Ursache: Rohstoffe und Energiekrise. Natürlich ist wahrscheinlich nach Meinung der Opposition getreu Rudi Carrell nur die SPD an dieser Geschichte schuld. In diesem Fall tragen wir die Verantwortung gern mit.

    Cronenberg
    Dritte Ursache — eine ernste Ursache —: Die Reallöhne und die preisbereinigten Sozialkosten sind höher gestiegen als die Produktivität. Dies kostet Wettbewerbsfähigkeit, mindert unseren Export und ist daher als Ursache für die Arbeitslosigkeit besonders zu vermerken.
    Das hat dazu geführt, daß wir im wesentlichen drei Gruppen von Arbeitslosen haben. Erstens: Ältere Angestellte als Folge eines grandiosen Rationalisierungsprogramms in unseren Büros. Zweitens: Frauen mit geringer beruflicher Qualifikation, insbesondere Teilzeitarbeit suchende Frauen. Drittens: Jugendliche ohne Schulabschluß und ungelernte Arbeiter.
    Primär kann dieses Problem nicht durch allgemei- ne Beschäftigungsprogramme und Konjunkturpro- gramme gelöst werden. Die wichtigste Voraussetzun für die Minderung der Unterbeschäftigung ist ein allgemeines Wachstum von meines Erachtens. real 4,5 bis 5 %. Alle, die mit der Idee des Nullwachstums spielen, müssen sich darüber im klaren sein, daß sie Arbeitslosigkeit per excellence produzieren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Herr Eppler!)

    Nur ein solches Wachstum enthält die Chance, notwendige Arbeitsplätze für die geburtenstarken Jahrgänge und auch für die durch Rationalisierungsmaßnahmen frei gewordenen Arbeitnehmer zu schaffen.
    Ich möchte bei dieser Gelegenheit ein klares Ja zu Rationalisierungsmaßnahmen sagen. Wer mögliche Rationalisierungsmaßnahmen 'einschränkt oder verhindert, der gefährdet leichtsinnig und unverantwortlich unsere Wettbewerbsfähigkeit. Mit Recht hat der Kanzler von dieser Stelle aus darauf hingewiesen, daß fast 30 0/o unserer Produkte. auf Exportmärkten verkauft werden. Deswegen ist es wichtig daß diese Arbeitsplätze nicht durch mangelnde Rationalisierung gefährdet werden.
    Damit die Arbeitslosigkeit richtig eingeschätzt wird, müssen wir feststellen, daß erstens die Arbeitslosigkeit von 4,2 % in unserem Land die geringste Arbeitslosigkeit ist, die in technologisch vergleichbar entwickelten Ländern vorhanden ist — und zwar bei hoher Ausländerbeschäftigung.
    Darüber hinaus muß zweitens festgestellt werden, daß wir in vielen Berufen und Branchen nicht in der Lage sind, den Bedarf zu decken. Es fehlen tüchtige Schlosser, Werkzeugmacher, Dreher. Aus eigener Erfahrung als mittelständischer Unternehmer weiß ich, daß dieser Bedarf häufig beim Arbeitsamt überhaupt nicht gemeldet wird, weil man unterstellt, daß der Bedarf nicht befriedigt wird. In dieser Beziehung bin ich fest der Überzeugung, daß die Statistiken zum Teil falsch sind..
    Was die Statistik anlangt, ein kritisches Wort zu meinen Berufskollegen, insbesondere den mittelständischen Unternehmern: Sie sollten alle offenen Stellen auch dann melden, wenn das Arbeitsamt auf Grund früherer Erfahrungen nicht in der Lage ist, den Bedarf zu decken.
    Weiter: Mit Recht kritisieren die Beitrag zahlenden Arbeitnehmer und Arbeitgeber, daß Arbeitsunwillige — die es in diesem Land natürlich gibt — von den Unternehmen nicht, auch nicht in krassen Fällen, gemeldet werden, so daß die notwendigen Maßnahmen nicht ergriffen werden können.