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    Plenarprotokoll 8/11 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 11. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 451 A Wahl der Schriftführer — Drucksache 8/83 — 451 B Wahl der Mitglieder des Wahlprüfungsausschusses — Drucksache 8/82 — 451 B Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU Versetzung der Generale Krupinski und Franke in den einstweiligen Ruhestand — Drucksache 8/2 — Dr. Zimmermann CDU/CSU 451 C Dr. Schäfer (Tübingen) SPD 458 B Möllemann FDP 463 D Dr. Wörner CDU/CSU . . . . . . . 468 D Horn SPD . . . . . . . . . . 476 A Jung FDP 480 A Leber, Bundesminister BMVg 482 A, 486 B Dr. Kohl CDU/CSU 487 D Schmidt, Bundeskanzler . . . . . . 490 B Wehner SPD 491 C Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen 486 A Bemerkung nach § 35 GQ Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . . . . . 493 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . 493 D Fragestunde — Drucksache 8/66 vom 28. 01. 1977 — Zurückweisung des Protestes gegen die Erteilung von Auskünften durch die Ständige Vertretung in Ost-Berlin an DDR-Bewohner sowie Protest gegen die DDR-Kontrolle von Besuchern der Vertretung MdlAnfr A93 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK 495 D, 496 A, B, C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . 496 A ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU 496 B ZusFr Dr. Schmude SPD . . . . . . 496 C Zurückweisung des Vorwurfs der Einmischung der Ständigen Vertretung in OstBerlin in innere Angelegenheiten der DDR; Protest gegen die Verletzung innerdeutscher Vereinbarungen durch das Verhalten der DDR gegenüber der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 MdlAnfr A96 28.01.77 Drs 08/66 Kunz (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A97 28.01.77 Drs 08/66 Kunz (Berlin) CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK 496 D, 497 A, B ZusFr Kunz (Berlin) CDU/CSU 496 D, 497 A, B Protest gegen das Verhalten der DDR gegenüber der Ständigen Vertretung in OstBerlin aus Gründen der Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter der Vertretung MdlAnfr A98 28.01.77 Drs 08/66 Straßmeir CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK . . . . 497 B, C, D ZusFr Straßmeir CDU/CSU 497 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 497 C Versuche der DDR zur Eingrenzung des Besuchsverkehrs mit der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin MdlAnfr A99 28.01.77 Drs 08/66 Straßmeir CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK 497 D, 498 A, B ZusFr Straßmeir CDU/CSU . . . . . . 498 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 498 A Beteiligung des Ständigen Vertreters der DDR in Bonn, Michael Kohl, an der Zerschlagung freiheitlicher Regungen in der Universität Jena im Auftrag der sowjetischen Geheimpolizei und seine Identität mit dem offiziellen Vertreter des Ministeriums für Staatssicherheit beim Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Weimar Anfang 1950 MdlAnfr A100 28.01.77 Drs 08/66 Reddemann CDU/CSU MdlAnfr A101 28.01.77 Drs 08/66 Reddemann CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK . . . 498 B, C, D ZusFr Reddemann CDU/CSU . . . . . 498 C ZusFr Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . 498 D Entsorgung deutscher Kernkraftwerke in den USA MdlAnfr A104 28.01.77 Drs 08/66 Schäfer (Offenburg) SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA 499 A, B, C ZusFr Schäfer (Offenburg) SPD . . . . . 499 A ZusFr Dr. Schwencke (Nienburg) SPD . . 499 B ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 499 B ZusFr Hasinger CDU/CSU . . . . . . 499 C Interpretation der Internationalen Konvention über zivile und politische Rechte durch Ost-Berlin hinsichtlich des völkerrechtswirksamen Anspruchs auf Auswanderungsfreiheit MdlAnfr A112 28.01.77 Drs 08/66 Spranger CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 499 D, 500 A, B, C, D ZusFr Spranger CDU/CSU 500 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 500 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 500 C ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU 500 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 500 D Zahl der seit dem Militärputsch in Argentinien inhaftierten und wieder freigelassenen deutschen Staatsbürger MdlAnfr A115 28.01.77 Drs 08/66 Coppik SPD MdlAnfr A116 28.01.77 Drs 08/66 Coppik SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 501 A, C ZusFr Coppik SPD 501 B Repressalien gegen ausreisewillige Volks- deutsche in der Sowjetunion MdlAnfr A118 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 501 C, D, 502 A, B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 501 D, 502 A, B, C ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 502 C Menschenrechtswidrige Unterdrückungsmaßnahmen der Regierung der CSSR gegen die Unterzeichner der „Charta 77" MdlAnfr A119 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 502 D, 503 A, B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 503 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 503 B ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU 503 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 503 D Vorbereitung der KSZE-Prüfungskonferenz in Belgrad MdlAnfr A l20 28.01.77 Drs 08/66 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA 504 A, B, C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 504 A, B ZusFr Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU . 504 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . . 504 C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 III Verweigerung der Einreise in die Bundesrepublik Deutschland für die polnischen Staatsbürger Osmanczyk, Prof. Dr. Pilichowski und Markiewicz MdlAnfr A l21 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 504 D, 505 A, B ZusFr Dr. Schwencke (Nienburg) SPD . . 505 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 505 A Ermittlung von Beiträgen an Pensionsversicherungsvereine nach dem Gesetz über die betriebliche Altersversorgung MdlAnfr A41 28.01.77 Drs 08/66 Hasinger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 505 C, D, 506 A ZusFr Hasinger CDU/CSU . . 505 D, 506 A Anhebung der Arbeitsverdienste für die Berechnung der Verletzten- und Hinterbliebenenrenten in der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft MdlAnfr A42 28.01.77 Drs 08/66 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 506 B, C ZusFr Horstmeier CDU/CSU 506 B Überarbeitung des Maschinenschutzgesetzes sowie Informierung der Verbraucher über die Sicherheit von Maschinen, Geräten und Spielzeug durch die Hersteller MdlAnfr A44 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD MdlAnfr A45 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 506 C, D, 507 B, C, D ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . 507 B, C, D Streichung des § 1249 RVO hinsichtlich der Aberkennung der vor dem 1. Januar 1924 erbrachten Versicherungszeiten MdlAnfr A47 28.01.77 Drs 08/66 Stahl (Kempen) SPD Antw PStSekr Buschfort BMA . . 508 A, B, C ZusFr Stahl (Kempen) SPD . . . . . . 508 B ZusFr Nordlohne CDU/CSU . . . . . . 508 C Errechnung der allgemeinen Bemessungsgrundlage für die Festsetzung der Neurenten ab 1. Januar 1978 MdlAnfr A48 28.01.77 Drs 08/66 Nordlohne CDU/CSU MdlAnfr A49 28.01.77 Drs 08/66 Nordlohne CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . . 508 D, 509 A,B,C,D, 510A ZusFr Nordlohne CDU/CSU . . 509 A, B, C, D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU . . . . . 509 D ZusFr Hasinger CDU/CSU . . . . . . 510 A Einberufung von Teilnehmern an Berufsförderungsmaßnahmen in Rehabilitationszentren während der Umschulung zur Ableistung von Wehrübungen MdlAnfr A52 28.01.77 Drs 08/66 Schlaga SPD MdlAnfr A53 28.01.77 Drs 08/66 Schlaga SPD Antw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 510 B, D ZusFr Schlaga SPD . . . . . . . . . 510 D Zustellung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Sachverständigenkommission über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland an den Bundestag MdlAnfr A54 28.01.77 Drs 08/66 Picard CDU/CSU MdlAnfr A55 28.01.77 Drs 08/66 Picard CDU/CSU Antw PStSekr Zander BMJFG . . 511 A, B, D ZusFr Picard CDU/CSU . . . . 511 A, C, D Gewährleistung der Zuordnung ärztlichpsychologischer Dienste im Rahmen der Ausgestaltung des Adoptionsvermittlungsgesetzes MdlAnfr A56 28.01.77 Drs 08/66 Kroll-Schlüter CDU/CSU MdlAnfr A57 28.01.77 Drs 08/66 Kroll-Schlüter CDU/CSU Antw PStSekr Zander BMJFG . . 512 A, B, C ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU . . . . 512 A, C Zulassung von Stichproben an Stelle jährlicher Untersuchung selbstgenutzter Wasserquellen MdlAnfr A58 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) CDU/CSU MdlAnfr A59 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) CDU/CSU Antw PStSekr Zander BMJFG . . . . 512 C, D, 513 A, B ZusFr Dr. Schulte (Schwäbisch-Gmünd) (CDU/CSU) 513 A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 513 B IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 Nachweisbarkeit der Wirksamkeit von Arzneimitteln bei allen behandlungsbedürftigen Erkrankungen MdlAnfr A60 28.01.77 Drs 08/66 Fiebig SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . . 513 C, D ZusFr Fiebig SPD 513 C Arzneimittelsicherheit in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A61 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Ahrens SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . . . 514 A, B ZusFr Dr. Ahrens SPD 514 B Vorbereitung einer gesetzlichen Regelung über die selbständige Ausübung der Psychotherapie durch nichtärztliche Psychotherapeuten MdlAnfr A62 28.01.77 Drs 08/66 Brandt (Grolsheim) SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . 514 B, C, D ZusFr Brandt (Grolsheim) SPD . . . . 514 C Nächste Sitzung 514 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 515* A Anlage 2 Veröffentlichung des Beitrags eines Bediensteten einer obersten Bundesbehörde in einer der DKP nahestehenden Zeitschrift MdlAnfr A5 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Miltner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 515* B Anlage 3 Genehmigung für die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Isar in Ohu bei Landshut MdlAnfr All 28.01.77 Drs 08/66 Schäfer (Offenburg) SPD SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 515* D Anlage 4 Ausweitung der staatlichen Garantie für Exporte MdlAnfr A24 28.01.77 Drs 08/66 Reuschenbach SPD MdlAnfr A25 28.01.77 Drs 08/66 Reuschenbach SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 516* B Anlage 5 Bezug von Kindergeld durch ausländische Arbeitnehmer für ihre in der Heimat lebenden Kinder MdlAnfr A34 28.01.77 Drs 08/66 Frau Funcke FDP MdlAnfr A35 28.01.77 Drs 08/66 Frau Funcke FDP SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 516* C Anlage 6 Stellungnahme der Selbstverwaltungsorgane der Träger der Rentenversicherung und der Bundesanstalt für Arbeit vor der Pressekonferenz des Bundesarbeitsministers am 14. Januar 1977 zu den dort verkündeten Maßnahmen MdlAnfr A36 28.01.77 Drs 08/66 Ziegler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 516* D Anlage 7 Anspruch schwerbehinderter Kinder zwischen vier und sechs Jahren auf eine kostenlos zu befördernde Begleitperson im Nahverkehr der Deutschen Bundesbahn MdlAnfr A37 28.01.77 Drs 08/66 Schedl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 517* B Anlage 8 Besetzung der Arbeitsplätze für Behinderte MdlAnfr A38 28.01.77 Drs 08/66 Löher CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 517* C Anlage 9 Schärfere Kontrolle der Empfänger von Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenunterstützung im Hinblick auf deren Bereitschaft zur Übernahme eines zumutbaren Arbeitsplatzes MdlAnfr A39 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Evers CDU/CSU MdlAnfr A40 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Evers CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 518* A Anlage 10 Versorgung ländlicher Regionen mit Ärzten MdlAnfr A43 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 518* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 V Anlage 11 Verlegung des Arbeitsbeginns für jugendliche Auszubildende im Fleischerhandwerk von 7 auf 6 Uhr MdlAnfr A46 28.01.77 Drs 08/66 Lampersbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 518* D Anlage 12 Verlegung des bisher im Rastätter Schloß untergebrachten Wehrgeschichtlichen Museums ins Rheinland MdlAnfr A51 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 519* A Anlage 13 Bundeseinheitliche Regelung der Ausbildung von Rettungssanitätern MdlAnfr A63 28.01.77 Drs 08/66 Brandt (Grolsheim) SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 519* B Anlage 14 Rheumaerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland; Deklarierung des Jahres 1977 zum Internationalen Rheuma-Jahr MdlAnfr A64 28.0137 Drs 08/66 Immer (Altenkirchen) SPD MdlAnfr A65 28.01.77 Drs 08/66 Immer (Altenkirchen) SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 519* C Anlage 15 Notwendigkeit einer immunbiologischen Behandlung bei Wiederholungspockenschutzimpfungen MdlAnfr A66 28.01.77 Drs 08/66 Jaunich SPD MdlAnfr A67 28.01.77 Drs 08/66 Jaunich SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 520* A Anlage 16 Erforderliche Änderungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes und der Bundespflegesatzverordnung im Zusammenhang mit der Krankenhausplanung und dem Pflegesatzwesen MdlAnfr A68 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU MdlAnfr A69 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 520* B Anlage 17 Revision der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen MdlAnfr A70 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 520* C Anlage 18 Verlängerung der Zeiträume zwischen den Untersuchungen selbstgenutzter Wasserquellen sowie Senkung der Kosten des Untersuchungsverfahrens MdlAnfr A71 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD MdlAnfr A72 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 521* A Anlage 19 Verweigerung der Einreise nach Ost-Berlin insbesondere zur Verhinderung von Besuchen bei Ausreisewilligen MdlAnfr A92 28.01.77 Drs 08/66 Hösl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 521* B Anlage 20 Verhinderung besserer Beziehungen zwischen den innerdeutschen Sportorganisationen durch die DDR MdlAnfr A95 28.01.33 Drs 08/66 Spranger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 521* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung, Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 451 11. Sitzung Bonn, den 3. Februar 1977 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 4. 2. Ahrendt 11. 2. Dr. Aigner * 4. 2. Alber * 4. 2. Dr. Althammer 3. 2. Dr. Bangemann * 3. 2. Dr. Bayerl * 3. 2. Blumenfeld * 4. 2. Fellermaier * 4. 2. Flämig * 3. 2. Dr. Früh * 3. 2. Dr. Fuchs * 4. 2. Haase (Fürth) * 4. 2. Hoffmann (Saarbrücken) * 3. 2. Graf Huyn 4. 2. Dr. Jahn (Braunschweig) * 4. 2. Dr. Klepsch * 3. 2. Klinker * 4. 2. Kunz (Berlin) * 4. 2. Lücker * 4. 2. Milz 4. 2. Schmidt (München) * 4. 2. Schreiber * 3. 2. Schwabe * 4. 2. Dr. Schwörer * 4. 2. Seefeld * 4. 2. Sieglerschmidt * 3. 2. Spillecke * 4. 2. Dr. Starke (Franken) * 4. 2. Dr. Staudt 11.2. Frau Dr. Walz * 4. 2. Wawrzik * 4. 2. Würtz * 3. 2. Zeyer * 4. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Miltner (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 5) : Billigt es die Bundesregierung, daß ein Bediensteter einer obersten Bundesbehörde unter Angabe seiner dienstlichen Stellung einen Beitrag in einer Zeitschrift veröffentlicht, die das Sprachrohr einer Vereinigung ist, welche vom Bundesinnenminister bezeichnet wird als „eine von linksradikalen Gruppierungen, insbesondere von der DKP gegründete und maßgeblich beeinflußte Hilfsorganisation, die nicht auf dem Boden der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes steht", und die in einem DKP-gesteuerten Verlag erscheint, obwohl dieser Beitrag ersichtlich nicht der politischen Auseinandersetzung mit der Zeitschrift, der Vereinigung oder dem Verlag dient? Das Grundrecht der freien Meinungsäußerung nach Art. 5 Abs. 1 GG gilt auch für Beamte. Desgleichen genießen sie den Grundrechtsschutz der Wis- Anlagen zum Stenographischen Bericht senschaftsfreiheit des Art. 5 Abs. 3 GG. Darum unterliegt ihre schriftstellerische Tätigkeit im Verhältnis zum Dienstherrn keiner Genehmigungspflicht. Sie sind jedoch auch bei der Ausübung von Grundrechten den mit Verfassungsrang aus Art. 33 Abs. 5 GG herzuleitenden Beschränkungen unterworfen, die sich aus ihren besonderen Dienst- und Treueverhältnis zum Staat und den damit verbundenen dienstlichen Pflichten ergeben. Zu den gesetzlichen Vorschriften, die den genannten Grundrechten bei Beamten Schranken setzen können, gehört namentlich § 52 Abs. 2 des Bundesbeamtengesetzes. Danach ist der Beamte verpflichtet, sich durch sein gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes zu bekennen und für deren Erhaltung einzutreten. Bei außerdienstlichen Veröffentlichungen eines Beamten kann Anlaß zur Mißbilligung seines Verhaltens oder zur Einleitung von Disziplinarmaßnahmen nur dann bestehen, wenn die Veröffentlichung nach Inhalt oder Form eine Verletzung der genannten beamtenrechtlichen Pflicht darstellt. Die in Ihrer Frage enthaltenen Angaben reichen nicht aus, um auf ihrer Grundlage eine solche Beurteilung vorzunehmen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schäfer (Offenburg) (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 11) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob die bayerische Landesregierung vor dem Ausschuß für Umweltfragen des bayerischen Landtags mitgeteilt hat, daß die Erteilung für die Betriebsgenehmigung des Kernkraftwerks Isar in Ohu bei Landshut von der Aufklärung des Störfalls im Kernkraftwerk Gundremmingen abhängig gemacht wird, und ist die Bunderegierung gegebenenfalls bereit klarzustellen, daß die Genehmigung vielmehr von der von der Bundesregierung - zuletzt in der Regierungserklärung - angekündigten Klärung der Entsorgung abhängig ist? Es ist der Bundesregierung bekannt, daß ein Vertreter der bayerischen Landesregierung vor dem Ausschuß für Umweltfragen des bayerischen Landtages erklärt hat, daß die Erteilung der Betriebsgenehmigung für das Kernkraftwerk Isar von der Aufklärung des Störfalles im Kernkraftwerk Gundremmingen abhängig gemacht wird. Ergebnisse von Störfalluntersuchungen werden grundsätzlich immer auf ihre Relevanz für andere Anlagen geprüft. Es werden dann gegebenenfalls Konsequenzen für diese Anlagen gezogen. Dies gilt insbesondere auch für den Störfall im Kernkraftwerk Gundremmingen. Der derzeitige Stand der laufenden Untersuchungen läßt für das Kernkraftwerk Isar insbesondere wegen des andersartigen Aufbaus der Anlage, keine unmittelbaren Konsequenzen erwarten. Es wird jedoch sichergestellt, daß die aus dem Störfall in Gundremmingen gewonnenen Erkennt 516* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 nisse auch hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf das Kernkraftwerk Isar geprüft werden, und zwar vor dessen Inbetriebnahme. Zur Frage nach der Entsorgung nehme ich wie folgt Stellung: Der weitere Betrieb von Kernkraftwerken ist nur gesichert, wenn für den Verbleib bestrahlter Brennelemente rechtzeitige und umfassende Vorsorge getroffen wird. Die Bundesregierung hat hierzu die Konzeption eines Entsorgungssystems vorgelegt. Die Bundesregierung hat schon durch Kabinettbeschluß vom 9. Juni 1976 deutlich gemacht, daß das Verursacherprinzip auf die Vorsorge vor Gefahren bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie, insbesondere auch auf die Entsorgung anzuwenden ist. Sie hat die Industrie aufgefordert, die in ihrem Aufgabenbereich liegenden Maßnahmen zügig zu verwirklichen. Sie wird dieser Forderung weiterhin durch Genehmigungsanforderungen und Auflagen bei den Kernkraftwerken Nachdruck verleihen. Die Bundesregierung hat dies in der Regierungserklärung vom 16. Dezember 1976 nochmals bekräftigt, indem sie ausgeführt hat, daß — sie gemeinsam mit den Ländern dafür sorgen will, daß die Erichtung neuer Kernkraftwerke nur noch dann genehmigt wird, wenn für sie die Entsorgung hinreichend sichergestellt ist, und daß — bei schon in Bau oder in Betrieb befindlichen Anlagen die gesicherte Entsorgung in angemessener Frist sichergestellt werden muß. Letztere Aussage gilt u .a. für das Kernkraftwerk Isar. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Reuschenbach (SPD) (Drucksache 8/66 Fragen A 24 und 25) : Trifft es zu, daß der Ermächtigungsrahmen für Exportgarantien in Höhe vor rd. 75 Millionen DM ausgeschöpft ist, und welche darüber hinausgehende wichtige Exportabschlüsse können deshalb nicht abgesichert werden? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine Ausweitung des staatlichen Garantierahmens nötig ist, um den wirtschaftlichen Gesundungsprozeß außenwirtschaftlich abzusichern, und welche Folgerungen wird sie daraus ziehen? Zu Frage A 24: Der Ermächtigungsrahmen von 75 Milliarden DM für die Verbürgung von Exportkrediten ist im vergangenen Jahr von der deutschen Industrie kräftig in Anspruch genommen worden. Es ist bis jetzt (Stand Ende 1976) mit 69,9 Milliarden DM ausgenutzt, so daß bis zum Inkrafttreten des Haushaltsplanes 1977 noch 5,1 Milliarden DM für Bundesbürgschaften und -garantien zur Verfügung stehen. Deckungen für Exportgeschäfte sind bisher wegen Erschöpfung oder zu knapper Ausstattung des Ermächtigungsrahmens in keinem Einzelfall verweigert worden. Die Bundesregierung wird sich weiter dafür einsetzen, daß dies auch in Zukunft nicht eintritt. Zu Frage A 25: Die Bundesregierung ist ohne Einschränkung der Auffassung, daß die Leistungen der deutschen Exportwirtschaft einen entscheidenden Anteil am gesamtwirtschaftlichen Gesundungsprozeß und der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung haben. Sie hält es für geboten, Exporteure auch in Zukunft durch Gewährung von Deckungen zu unterstützen. Sie wird sich deshalb auch im Parlament bei der Ausgestaltung des Haushalts 1977 für eine ausreichende Aufstockung des Ermächtigungsrahmens einsetzen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Funcke (FDP) (Drucksache 8/66 Fragen A 34 und 35) : Hat die Bundesregierung Anhaltspunkte dafür, daß Kinder von Ausländern für den Bezug des Kindergelds als in der Bundesrepublik Deutschland lebend gemeldet sind, obwohl sie tatsächlich in ihrem Heimatland leben? Wenn ja, sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, die tatsächliche Anwesenheit der Kinder — soweit im schulpflichtigen Alter — über die Schulbehörden feststellen zu lassen, um die Höhe der Zahlungen in den gesetzlich erforderlichen Grenzen zu halten? Die Bundesregierung ist insbesondere durch die mit der Durchführung des Bundeskindergeldgesetzes beauftragte Bundesanstalt für Arbeit darauf hingewiesen worden, daß Kinder ausländischer Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland zum Bezug des Kindergeldes gemeldet sind, obwohl diese tatsächlich im Heimatland leben. Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes bemerken: Zur Vermeidung unrechtmäßiger Kindergeldzahlungen ist die Bundesregierung mit der Bitte an die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder herangetreten, zu prüfen, ob die Schulbehörden für ausländische Kinder im schulpflichtigen Alter — für die Kindergeld nach dem Bundeskindergeldgesetz beantragt wird — eine „Schulbescheinigung" ausstellen können. Die Ständige Konferenz der Kultusminister hat diese Anregung aufgegriffen und eine Überprüfung entsprechender Möglichkeiten veranlaßt. Von dem Ergebnis werde ich Sie zu gegebener Zeit gern unterrichten. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Ziegler (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 36) : Welchen Selbstverwaltungsorganen der Träger der Rentenversicherung und der Bundesanstalt für Arbeit hat die Bundesregierung vor der Pressekonferenz des Bundesarbeitsministers am 14. Januar 1977 Gelegenheit zur Stellungnahme zu den dort verkündigten Maßnahmen gegeben, bzw. welche Mitglieder dieser Organe hat sie wann mit welchem Ergebnis konsultiert? Der Vorschlag, die Empfänger von Leistungen auf Grund des Arbeitsförderungsgesetzes in die Versi- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 517* cherungspflicht der gesetzlichen Rentenversicherung einzubeziehen und die Bundesanstalt für Arbeit für sie Beiträge entrichten zu lassen, ist Teil der Gesamtkonzeption zur Verbesserung der Finanzgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung. Vor Aufstellung dieser Konzeption hat die Bundesregierung Gespräche mit zahlreichen Persönlichkeiten aus allen politisch relevanten Bereichen geführt. Der im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung erstellte Referentenentwurf, der diese Gesamtkonzeption enthält, wurde inzwischen den Stellen, die an der Vorbereitung von Gesetzentwürfen beteiligt werden, zugeleitet und wird mit ihnen in dieser Woche erörtert. Die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung und die Bundesanstalt für Arbeit sowie ihre Selbstverwaltungsorgane haben hierbei Gelegenheit, ihre Auffassungen zu dem Gesamtkonzept und zu den einzelnen Punkten dieses Konzepts darzulegen. Dieses Verfahren ist üblich und entspricht der Geschäftsordnung der Bundesregierung. Wegen der Bedeutung, die dem hier in Rede stehenden Vorschlag für die gesetzliche Rentenversicherung und die Bundesanstalt für Arbeit zweifellos zukommt, hat die Bundesregierung ihre zwischenzeitlichen Zusammenkünfte mit Vertretern der Geschäftsführungen und Selbstverwaltungsorgane dieser Bereiche dazu benutzt, ihre Motive und Zielsetzungen im einzelnen darzulegen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schedl (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 37): Trifft es zu, daß Schwerbehindertenausweise mit dem Vermerk der Notwendigkeit einer Begleitperson für Kinder erst ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr ausgestellt werden, mit der Folge, daß schwerbehinderte Kinder zwischen vier und sechs Jahren im Nahverkehr der Deutschen Bundesbahn keinen Anspruch auf eine kostenlos zu befördernde Begleitperson haben, und wenn ja, wodurch ist die unterschiedliche Behandlung von Kindern zwischen vier und sechs Jahren einerseits und älteren schwerbehinderten Kindern andererseits zu erklären bzw. zu rechtfertigen, und ist die Bundesregierung bereit, hier Abhilfe zu schaffen? Ausweise für Schwerbehinderte werden ohne altersmäßige Begrenzung an Schwerbehinderte ausgestellt. Schwerbehinderte, die die Voraussetzung für die Freifahrt im Nahverkehr aufgrund des Gesetzes über die unentgeltliche Beförderung von Kriegs- und Wehrdienstbeschädigten sowie von anderen Behinderten im Nahverkehr vom 27. August 1965 erfüllen, können indessen den besonders gekennzeichneten Ausweis erst nach Vollendung des 6. Lebensjahres erhalten, da nach § 2 des Gesetzes Blinde und Schwerkörperbehinderte erst nach Vollendung des 6. Lebensjahres freifahrtberechtigt sind. Unentgeltlich wird auch die Begleitperson im Nahverkehr befördert, wenn die Notwendigkeit ständiger Begleitung im Ausweis vermerkt ist. Die altersmäßige Begrenzung hat ihre Begründung u. a. darin, daß auch nichtbehinderte Kinder unter 6 Jahren in der Regel öffentliche Verkehrsmittel nicht ohne Begleitung benutzen. Nach dem von der Bundesregierung Ende 1974 beschlossenen und dem Bundesrat zugeleiteten Entwurf eines Gesetzes über die unentgeltliche Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr (Bundesratsdrucksache 736/74) sollte die Altersgrenze auf das 4. Lebensjahr herabgesetzt werden. Wie Ihnen bekannt sein wird, wurde der Gesetzentwurf der Bundesregierung vom Bundesrat aus finanziellen Erwägungen abgelehnt. Die Bundesregierung wird die Frage der unentgeltlichen Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr neu beraten und dabei prüfen, wann den gesetzgebenden Körperschaften ein entsprechender Gesetzentwurf zugeleitet werden kann. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Löher (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 38) : Trifft die Behauptung, die der Bund Deutscher Hirnbeschädigter in seinem Pressedienst vom 6. Januar 1977 aufstellt, zu, wonach die Bundesregierung ihrer Verpflichtung nicht nachkommt, statt der vom Gesetz geforderten 40 000 Pflichtplätze für Behinderte nur 20 000 Behinderte beschäftigt und für die fehlenden 20 000 Plätze 24 Millionen DM Bußgeld zahlt, und wenn ja, was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diesen Mißstand zu beheben? Den vom Bund Deutscher Hirnbeschädigter in seinem Pressedienst vom 6. Januar 1977 veröffentlichten Zahlen über die Erfüllung der Beschäftigungspflicht bei den Dienststellen des Bundes liegt das im Bericht der Bundesregierung vom 13. Juli 1976 (Bundestagsdrucksache 7/5585) bekanntgemachte Material zugrunde, das sich auf den Stichtag 1. Oktober 1975 bezieht. Danach sind bei der Deutschen Bundespost über 9 000, bei der Deutschen Bundesbahn über 11 000 Schwerbehinderten-Pflichtplätze unbesetzt. Alle übrigen Dienststellen des Bundes haben zusammen mehr als 6 v. H. ihrer Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzt. Aus dem Haushalt der Bundespost sind für das Jahr 1975 11 115 931,65 DM, aus dem Haushalt der Bundesbahn 13 452 062,23 DM an Ausgleichsabgabe und nicht — wie Sie in Ihrer Frage unterstellten — an Bußgeld gezahlt worden. Der Bundeshaushalt 1976 ist dagegen nicht mit Ausgleichsabgabe belastet. Die Gründe der unzureichenden Erfüllung der Beschäftigungspflicht bei Bahn und Post hat die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Frage des Abgeordneten Braun genannt. Darin ist auch dargelegt, welche Maßnahmen in diesen Bereichen zur Erfüllung der Beschäftigungspflicht getroffen worden sind. Ich darf insofern auf die Antwort des Kollegen Jung vom 22. September 1976 (Bundestagsdrucksache 7/5761) verweisen. Selbst wenn man aber Bahn, Post und die übrigen Bundesdienststellen als eine Einheit sehen würde, läge der Bund mit einem Erfüllungsstand von ins- 518* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 gesamt 4,4 v. H. erheblich über dem etwa des Landes Baden-Württemberg oder des Landes SchleswigHolstein mit je 3,0 v. H. Im übrigen ist damit zu rechnen, daß bei der diesjährigen Erhebung der Anteil der Schwerbehinderten an den Beschäftigten beim Bund deutlich höher liegen wird als bei der letzten Erhebung. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/ CSU) (Drucksache 8/66 Fragen A 39 und 40) : Wie beurteilt die Bundesregierung Informationen aus der Wirtschaft, daß zahlreiche Empfänger von Arbeitslosengeld offenbar nicht an der Annahme eines zumutbaren Arbeitsplatzes interessiert sind, und daß es aus diesem Grund oft nur unter Schwierigkeiten möglich ist, trotz einer relativ hohen Zahl von vermittlungsfähigen Arbeitslosen, offene Arbeitsplätze zu besetzen? Beabsichtigt die Bundesregierung, Maßnahmen zu ergreifen bzw. im Deutschen Bundestag Vorschläge zu unterbreiten, die eine schärfere Kontrolle der Empfänger von Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe im Hinblick auf ihre Bereitschaft zur Übernahme eines offenen Arbeitsplatzes zum Ziel haben? Nach Auffassung der Bundesregierung ist die große Mehrheit der Arbeitslosen, die Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz (AFG) beziehen, an der baldigen Aufnahme einer Arbeit interessiert. Das beweisen die hohen monatlichen Vermittlungszahlen. Schwierigkeiten bei der Besetzung freier Arbeitsstellen ergeben sich in erster Linie in solchen Fällen, in denen die Arbeitslosen nicht den Anforderungen der freien Arbeitsplätze entsprechen. Gerade deshalb ist — wie das arbeitsmarktpolitische Programm vom November 1976 zeigt — die Bundesregierung in ihrer Arbeitsmarktpolitik nachhaltig bemüht, die Mobilität und Eingliederung der Arbeitslosen zu fördern. Dies schließt nicht aus, daß es auch Arbeitslose geben kann, die nicht die erforderliche Bereitschaft zur Arbeitsaufnahme besitzen. Die Bundesregierung — und damit komme ich zu Ihrer zweiten Frage — teilt Ihre Auffassung, daß alles getan werden muß, um einen Mißbrauch der Arbeitslosenversicherung zu verhindern. Durch das vor einem Jahr in Kraft getretene Haushaltsstrukturgesetz ist der Kreis der Tätigkeiten, die dem Arbeitslosen zugemutet werden, näher abgegrenzt worden. Danach darf — ohne Nachteile — ein Arbeitsloser eine Arbeit beispielsweise nicht schon deshalb ablehnen, weil die Arbeitsbedingungen in bestimmten Punkten ungünstiger sind als bei der bisherigen Beschäftigung. Diese Regelung hält die Bundesregierung für ausreichend. Die Arbeitsämter können allerdings die Bestimmungen nur dann voll ausschöpfen, wenn die Arbeitgeber auch bereit sind, dem Arbeitsamt die tatsächlichen Gründe dafür mitzuteilen, warum die vom Arbeitsamt vorgeschlagenen Arbeitslosen nicht eingestellt wurden. Die Bundesanstalt für Arbeit ist daher bei der Bekämpfung von Leistungsmißbrauch auch auf die Mitwirkung der Arbeitgeber angewiesen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schwencke (Nienburg) (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 43) : Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen bzw. dem Bundestag in Form eines Gesetzentwurfs vorzulegen, die geeignet sind, die Situation der Bundesrepublik Deutschland, in der laut Erhebung des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden, für je 519 Bundesbürger durchschnittlich ein Arzt zur Verfügung steht, auf die ländlichen Regionen, die bekanntlich mit bis zu mehr als 10 °/o darunter liegen, zu übertragen? Am 1. Januar 1977 ist das Gesetz zur Weiterentwicklung des Kassenarztrechts in Kraft getreten, das auf einen von der Bundesregierung im Jahre 1974 eingebrachten Entwurf zurückgeht. Ziel dieses Gesetzes ist die Verbesserung der Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Zu diesem Zweck sieht das Gesetz im wesentlichen drei Gruppen von Regelungen vor: 1. eine Bedarfsplanung für die kassenärztliche Versorgung; 2. einen Ausbau des Sicherstellungsinstrumentariums, das die Kassenärztlichen Vereinigungen in die Lage versetzen soll, die notwendigen und geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um bedarfsgerechte ärztliche Versorgung in für den Bürger zumutbarer Entfernung zu gewährleisten; 3. besondere Maßnahmen, die ermöglichen sollen, daß einer drohenden oder bereits eingetretenen Unterversorgung wirksam begegnet werden kann. Die Länder sowie die Selbstverwaltung von Kassenärzten und Krankenkassen sind dabei, das Gesetz zu vollziehen. Nach Auffassung der Bundesregierung bedarf es daher keiner weiteren gesetzgeberischen Maßnahmen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lampersbach (CDU/ CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 46) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der in § 14 Abs. 1 des Jugendarbeitsschutzgesetzes festgelegte 7 Uhr Arbeitsbeginn für jugendliche Auszubildende im Fleischerhandwerk mit den üblichen Betriebs- und Produktionsbedingungen nicht in Einklang zu bringen ist und auch unter Berücksichtigung der Wünsche der Verbraucher als nicht zumutbar angesehen werden muß, und wenn ja, ist die Bundesregierung bereit, im Interesse einer an Berufsbild- und Ausbildungsrahmenplan für das Fleischerhandwerk orientierten Ausbildung durch eine Ausnahmeverordnung nach § 21 Abs. 3 des Jugendarbeitsschutzgesetzes zu ermöglichen, daß Jugendliche in Fleischereien entgegen § 14 Abs. 1 bereits ab 6 Uhr beschäftigt werden dürfen? Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung prüft zur Zeit, welcher Arbeitsbeginn im Fleischerhandwerk in den einzelnen Bundesländern üblich ist und welche Fragen bei der Ausbildung Jugendlicher in Fleischereien entstehen, wenn sie erst ab 7 Uhr beschäftigt werden. Es hat die zuständigen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände um Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 519* Stellungnahme zu diesen Fragen gebeten. Nach Eingang der Stellungnahmen wird der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung entscheiden, ob die Beschäftigung Jugendlicher in Fleischereien ab 6 Uhr im Interesse ihrer Ausbildung nach § 21 Absatz 3 des Jugendarbeitsschutzgesetzes zugelassen werden kann. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 51) : Sind die Konzeptionen des Wehrgeschichtlichen Museums und der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte, die zur Zeit beide im Rastatter Schloß untergebracht sind, derart aufeinander abgestimmt, daß bei der Befriedigung des vorhandenen zusätzlichen Raumbedarfs des Wehrgeschichtlichen Museums der Teil, der heute im Schloß untergebracht ist, dort verbleiben kann, oder trifft ein Bericht von „Bundeswehr aktuell" zu, wonach eine Verlegung des Wehrgeschichtlichen Museums ins Rheinland ins Auge gefaßt ist? Es zeichnet sich ab, daß die im Schloß Rastatt bislang für Ausstellungszwecke des Wehrgeschichtlichen Museums zur Verfügung und in Aussicht stehenden Räume nicht ausreichen, wenn — in Rastatt das Ausstellungsgut zusammengefaßt werden soll, das zur Thematik des Wehrgeschichtlichen Museums gehört und zur Aufnahme in dieses Museum an anderen Orten bereitsteht beziehungsweise bereits in Rastatt eingelagert ist und — die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte entsprechend den vorliegenden fachlichen Empfehlungen und Vorschlägen erweitert wird und — das Land Baden-Württemberg seine Absicht verwirklicht, im Schloß Rastatt eine Gedenkstätte für die Opfer der Gewaltherrschaft einzurichten. Das Bundesministerium der Verteidigung erwägt deshalb, das Wehrgeschichtliche Museum erforderlichenfalls von Rastatt wegzuverlegen. Wenn hierbei vom Rheinland die Rede war, so sollte damit zum Ausdruck kommen, daß der neue Standort möglichst zentral in der Bundesrepublik liegen sollte. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Brandt (Grolsheim) (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 63) : Ist die Bundesregierung mit mir der Auffassung, daß eine bundeseinheitliche Regelung der Ausbildung von Rettungssanitätern notwendig ist, und sind hierzu bereits Vorarbeiten geleistet worden? Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit prüft derzeit unter Berücksichtigung der Beratungsergebnisse des im Deutschen Bundestag in der 7. Legislaturperiode nicht mehr abschließend beratenen Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf des Rettungssanitäters die Notwendigkeit und die Möglichkeiten für eine Ausbildungsregelung, die sowohl den Gegebenheiten bei den Verbänden und Hilfsorganisationen als auch dem Erfordernis Rechnung trägt, die Kosten in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Die Bundesregierung wird diese Frage mit den Ländern und Verbänden weiter klären. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 8/66 Fragen A 64 und 65) : Welche Bedeutung mißt die Bundesregierung den Rheumaerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland zu, bzw. hat sie einen Überblick über den Umfang der Schäden und deren Kosten? Inwieweit wird die Bundesregierung den Anliegen der Internationalen Rheumaliga Rechnung tragen, die das Jahr 1977 zum Internationalen Rheuma-Jahr erklärt hat? Zu Frage A 64: Die Bundesregierung hat zu dem Problem der Rheuma-Erkrankungen am 14. März 1975 auf eine Kleine Anfrage Stellung genommen und hierbei ausführlich dargestellt, welche Bedeutung sie den Krankheiten des rheumatischen Formenkreises auch im Hinblick auf damit in Zusammenhang stehende volkswirtschaftliche Kosten beimißt. Ich darf mich insoweit auf die Darlegungen in Drucksache Nr. 7/3370 beziehen. Die Basis für die Analyse der Situation hat sich seitdem im wesentlichen nicht verändert. Zu Frage A 65: Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit und der Bundesminister für Forschung und Technologie haben in ihrem am 28. April 1976 veröffentlichten gemeinsamen Programmentwurf, der den Rahmen für zukünftige Schwerpunkte und Maßnahmen der Forschungsförderung im Gesundheitsbereich konkretisiert, der Erforschung von Ursachen und Verlauf der rheumatischen Erkrankungen einen den Verhältnissen entsprechenden Rang eingeräumt. Hierbei stehen Untersuchungen zur Ätiologie und Pathogenese rheumatischer Erkrankungen, die Entwicklung von Grobscreening-Verfahren zur Früherkennung rheumatischer Erkrankungen und die Entwicklung diagnostischer Kriterien und therapeutischer Richtlinien zur Verbesserung der Betreuung von Kranken durch die niedergelassenen Ärzte am Wohnort neben zahlreichen weiteren Maßnahmen im Vordergrund. Die Bundesregierung unterstützt hierdurch die Aktivitäten sowohl der internationalen als auch der deutschen Rheumaliga. Sie wird die langfristige Realisierung dieser Zielvorstellungen in enger Zusammenarbeit mit den entsprechenden Fachgremien und -institutionen anstreben. 520* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jaunich (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 66 und 67): Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß immunbiologische Behandlungen bei Wiederholungspockenschutzimpfungen generell oder im Einzelfall medizinisch notwendig sein können, und wenn ja, sieht sie dann diese immunbiologische Behandlung als Teil der Impfung im Sinne des § 3 des Gesetzes über die Pockenschutzimpfung vom 18. Mai 1976 an? Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen die Auffassung vertritt, daß auch eine als medizinisch notwendig anzusehende immunbiologische Vorbehandlung bei Wiederimpfungen nicht als eine Maßnahme, die aus dem Gesetz über die Pockenschutzimpfung vom 18. Mai 1976 folgt, anzusehen ist, und wie gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls darauf hinzuwirken, zu einer einheitlichen Rechtsauslegung zu gelangen? Zu Frage A 66: Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß bei der Wiederholung von Pockenschutzimpfungen eine immunbiologische Behandlung im Einzelfall erforderlich sein kann. Im Gesetz über die Pockenschutzimpfung vom 18. Mai 1976 ist die immunbiologische Behandlung bei Wiederholungsimpfungen nicht ausdrücklich geregelt. § 3 dieses Gesetzes, wonach die immunbiologische Behandlung als Bestandteil der Erstimpfung gilt, spricht für die Auffassung, daß der Gesetzgeber diese Behandlung bei Wiederholungsimpfungen nicht als Bestandteil der Impfung ansieht. Zu Frage A 67: Die Auffassung des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen ist der Bundesregierung im einzelnen nicht bekannt. Da aber Meinungsunterschiede — wie sich aus meiner Antwort zu der vorangegangenen Frage ergibt — nicht bestehen, bedarf es offenbar keiner Initiative zu einer einheitlichen Rechtsauslegung. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Fragen A 68 und 69) : Wie will die Bundesregierung im Hinblick auf die offensichtliche Fehlplanung beim Neubau des Klinikums Aachen mit seinen exorbitanten Bau- und Betriebskosten sicherstellen, daß die Forderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes nach „sozial tragbaren" Pflegesätzen in solchen Fällen künftig auch tatsächlich eingehalten werden kann? Welche konkreten Änderungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes und der Bundespflegesatzverordnung hält die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Krankenhausplanung und dem Pflegesatzwesen überhaupt für erforderlich? Fragen der wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser sind z. Zt. Gegenstand von Beratungen der Bundesregierung, die noch nicht abgeschlossen sind. Die Bundesregierung wird zu gegebener Zeit im Rahmen eines Gesetzentwurfs zu den von ihr für vordringlich erachteten Problemen der Krankenhausplanung und -finanzierung Stellung nehmen. Im übrigen ist die Durchführung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes, insbesondere auch hier der Krankenhausplanung, Aufgabe der Länder. Dies gilt ebenso für die Abstimmung der Krankenhausbedarfsplanung. Planung und Finanzierung von Hochschulkliniken erfolgen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau nach Artikel 91 a GG auf der Grundlage des Hochschulbauförderungsgesetzes. Auch in diesem Bereich ist die Durchführung des Rahmenplanes für den Hochschulbau Sache der Länder. Die Einwirkungsmöglichkeiten des Bundes sind auf eine Rahmenplanung begrenzt. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 70): Wie beurteilt die Bundesregierung die durch eine Analyse der Gesetzgebungs- und Verordnungspraxis auf dem Gebiet des Lebensmittelrechts im Verbraucherdienst, Ausgabe B, Heft 11/ 1976, hervorgerufenen Forderungen des Hauptverbands des Deutschen Lebensmitteleinzelhandels vom 7. Januar 1977 nach einer grundsätzlichen Revision der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen, weil die Einzelhandelsbetriebe nicht mehr in der Lage seien, die vielfältigen Bestimmungen zu übersehen und deshalb ständig Gefahr liefen, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, und wird sie diese Forderungen zum Anlaß nehmen, gesetzliche Maßnahme zu ergreifen? Der Bundesregierung ist die Auffassung des Hauptverbandes des Deutschen Lebensmitteleinzelhandels nach einer grundsätzlichen Revision der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen bekannt. Zu der Forderung ist allerdings festzuhalten, daß von den jeweils betroffenen Wirtschaftskreisen und -verbänden bislang die auf dem Gebiet des Lebensmittelrechts erlassenen Regelungen für notwendig angesehen worden sind. Andererseits kann nicht verkannt werden, daß die Interessenlage des Lebensmitteleinzelhandels nicht immer deckungsgleich mit der der Lebensmittelhersteller sein wird. Die Bundesregierung ist bemüht, diese Interessen gerecht gegeneinander abzuwägen, wobei jedoch der Verbraucherschutz Vorrang haben muß. In jedem Fall strebt die Bundesregierung an, die bestehenden und künftigen lebensmittelrechtlichen Bestimmungen möglichst einfach und damit auch für den Handel überschaubar zu gestalten. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß die Vielzahl der Besonderheiten, die den einzelnen Lebensmitteln und Lebensmittelgruppen eigen sind, eine allzu grobe Vereinfachung nicht gestatten und auch im Interesse der betroffenen Wirtschaftskreise nicht erwünscht sein dürften. Es kann weiterhin auch nicht übersehen werden, daß manche Regelung in diesem Bereich durch die Rechtsangleichung in der EWG bedingt ist. Aber auch insoweit richten sich die Bemühungen der Bundesregierung darauf, künftig eine Vereinfachung der gemeinschaftsrechtlichen Bestimmungen herbeizuführen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 521* Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. DäublerGmelin (SPD) (Drucksache 8/66 Fragen A 71 und 72): Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Ausführung der Trinkwasser-Verordnung vom 31. Januar 1975 durdi Landesbehörden nicht nur solche Quellen zu jährlichen mikrobiologischen, physikalischen und chemischen Untersuchungen herangezogen werden, aus denen Trinkwasser oder Brauchwasser für Lebensmittelbetriebe entnommen wird, sondern auch reine Eigenversorgungsanlagen, hält die Bundesregierung diese qualifizierten Untersuchungen für unabdingbar notwendig, und wenn ja, aus welchen Gründen? Ist der Bundesregierung bekannt, daß den Besitzern von Quellen zur reinen Eigenversorgung durch diese Untersuchungen Kosten von jährlich 700 DM bis 1 000 DM entstehen, und sieht die Bundesregierung Möglichkeiten zu verordnen bzw. darauf hinzuwirken, daß die Zeiträume zwischen den Untersuchungen verlängert und die Kosten des Untersuchungsverfahrens entscheidend gesenkt werden können? Zu Frage A 71: Ausführungsbestimmungen der Länder zur Trinkwasser-Verordnung vom 31. Januar 1975 mit dem von Ihnen beschriebenen Inhalt sind der Bundesregierung nicht bekannt. Wenn aus den Eigenversorgungsanlagen jedoch Trinkwasser oder Brauchwasser für Lebensmittel entnommen wird, dann unterliegen sie allerdings gemäß § 6 Nr. 2 ebenfalls der Verordnung. Zu Frage A 72: Ihre Berechnung könnte sich nur dann ergeben, wenn eine Anlage auf alle Stoffe, die von der Verordnung erfaßt sind, untersucht werden muß. Das wird jedoch in der Regel nicht der Fall sein, weil die Trinkwasser-Verordnung Ausnahmen dann zuläßt, wenn die einmal ermittelten Werte weniger als die Hälfte der in der Verordnung angegebenen Grenzwerte betragen. Für kleinere Anlagen kann die zuständige Behörde ferner zulassen, daß die Untersuchungen in größeren als jährlichen Abständen vorgenommen werden. Es ist also dafür Sorge getragen, daß nicht häufiger untersucht wird, als es aus Gründen des Gesundheitsschutzes erforderlich ist. Die von Ihnen errechneten Beträge stellen daher für kleinere Quellen Höchstbeträge dar, die nur bei ganz ungünstigen, dann allerdings auch dringend überwachungsbedürftigen Anlagen in voller Höhe anfallen können. Da die Sicherung der menschlichen Gesundheit gegen mögliche Schäden in jedem Fall den Vorrang gegenüber wirtschaftlichen Erwägungen besitzt, muß jede einzelne in die Trinkwasserversorgung einbezogene Quelle untersucht werden; Stichprobenuntersuchungen in einem bestimmten Gebiet tragen diesem Erfordernis keine Rechnung. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hösl (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 92) : Trifft es zu, daß sich während des Wochenendes vom 15./16. Januar die Zahl der Einreiseverweigerungen durch die Ostberliner Behörden in ungewöhnlichem Maß gehäuft hat, wobei insbesondere Besuche bei Personen verhindert werden sollten, die einen Antrag auf Ausreise aus der „DDR" gestellt hatten, und was hat — bejahendenfalls — die Bundesregierung unternommen, um eine weitere Aushöhlung des Vier-Mächte-Abkommens über Berlin sowie des in den Verträgen mit Ost-Berlin und den Vereinbarungen von Helsinki angestrebten Zustands in Deutschland zu verhindern? In den letzten Wochen hat sich die Zahl der Fälle erhöht, in denen die DDR-Behörden von ihrer Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, Anträge auf Einreise in die DDR abzulehnen. Außerdem sind Personen zurückgewiesen worden, obwohl sie im Besitz von Einreisegenehmigungen waren. Betroffen waren Deutsche aus dem Bundesgebiet und aus Berlin (West). Die DDR-Behörden haben ihre Maßnahmen nicht begründet. Nach unseren Feststellungen waren häufig solche Personen betroffen, die 1. in den letzten Jahren aus der DDR mit Genehmigung der dortigen Behörden in das Bundesgebiet oder nach Berlin (West) übergesiedelt sind; 2. Verlobte oder Angehörige in der DDR haben, die ihre Übersiedlung in das Bundesgebiet oder nach Berlin (West) beantragt haben; 3. in der DDR inhaftiert waren. In anderen Fällen sind die Gründe für die DDR- Maßnahmen nicht erkennbar. Alle Fälle werden gegenüber der Regierung der DDR angesprochen. Dies geschieht durch die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin, sofern Reisende aus dem Bundesgebiet betroffen sind. Bei Reisenden aus Berlin (West) erfolgt dies in den Beauftragtengesprächen, die 'in der Vereinbarung zwischen dem Senat und der Regierung der DDR über Erleichterungen und Verbesserungen des Reise- und Besucherverkehrs vorgesehen sind. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 95): Wie läßt sich nach Ansicht der Bundesregierung die Tatsache, daß die DDR auch 1977 eine Verbesserung der Beziehungen der innerdeutschen Sportorganisationen verhinderte, mit der Entspannungspolitik und dem sogenannten Geist von Helsinki in Einklang bringen, und welche Konsequenzen wird die Bundesregierung aus der Haltung der DDR ziehen? Die in Ihrer Frage zum Ausdruck kommende Annahme, daß die DDR auch 1977 eine Verbesserung der Beziehungen der innerdeutschen Sportorganisationen verhinderte, trifft nicht zu. Im Wettkampfkalender für 1977, der entsprechend dem Sportprotokoll vom 8. Mai 1974 zwischen dem DSB und dem DTSB vereinbart und am 10. Januar 1977 bekanntgegeben wurde, ist die Zahl von 68 Begegnungen vorgesehen. Dies bedeutet gegenüber den Vorjahren eine Steigerung. Zum Vergleich darf ich Ihnen die in den drei Wettkampfkalendern der Jahre 1974, 1975 und 1976 vereinbarten Sportwettkämpfe nennen: Es waren 40, 62 und wiederum 62 Treffen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Erwin Horn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf im Vorspann auf eine Äußerung von Herrn Zimmermann eingehen. Er ließ sich ja in epischer Breite über einen angeblichen psychischen Defekt aus. Ich habe dafür sehr viel Verständnis; denn er ist unbestreitbar ein Meister in dieser Sache, er hat Erfahrungen auf diesem Felde.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich kann auch verstehen, daß Herr Wörner heute so temperamentvoll gesprochen hat; denn in seinen eigenen Reihen ist dies nicht ganz unumstritten. Er braucht sich nur einmal das anzusehen, was die jungen Leute der Sozialausschüsse in der CDU über seine Äußerungen gesagt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Debatte sollte eigentlich am 10. November letzten Jahres geführt werden. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion bedauert aus zwei Gründen, daß sie an diesem Tag nicht stattfinden konnte: einmal wegen der schweren akuten Erkrankung von Verteidigungsminister Leber. Wir freuen uns, daß Georg Leber diese lebensbedrohende Krankheit so gut überstanden hat. Wir wünschen ihm nicht nur weiterhin Glück und Schaffenskraft für sein verantwortungsvolles Amt,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Heuchelei! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    sondern ich möchte zugleich auch ausdrücklich betonen: Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion steht geschlossen hinter ihrem Verteidigungsminister!

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU — Damm [CDU/CSU] : Ahlers!)

    Sie, Herr Minister, haben unser Vertrauen als untadelige Persönlichkeit und überzeugter Demokrat, und Sie haben unser volles politisches Vertrauen als erfolgreicher Verteidigungsminister, der bei den Soldaten der Bundeswehr, der deutschen Bevölkerung und darüber hinaus im gesamten Ausland sich ein beispielloses Ansehen erworben hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir bedauern die notwendige Verschiebung auch aus einem anderen Grund. Die Koblenzer „RheinZeitung", die sicherlich nicht verdächtigt werden kann, der SPD nahezustehen, schrieb am 11. November 1976:
    Die Debatte wegen der beiden Generale hätte am 10. November geführt werden sollen. An diesem Tag wurde 1943 der katholische Priester Johannes Prassek auf Befehl des Volksgerichtshofs gehenkt, weil er in seiner Gemeinde auch jungen Soldaten die Wahrheit über die verbrecherische Politik der Nazis verkündet hatte. Mit Prassek wurden zum Tod verurteilt und später hingerichtet die beiden katholischen Priester Lange und Müller und ihr evangelischer Mitbruder Pfarrer Stellbrink . . .
    Hier fragt die Koblenzer „Rhein-Zeitung" zu Recht: „Warum ist Prassek vergessen und Rudel aktuell?"

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Vor diesem Hintergrund ist das von der Opposition inszenierte Schauspiel geradezu makaber.

    (Beifall bei der SPD)

    Georg Leber hat in seiner gesamten Amtszeit immer rückhaltlos und, wenn es sein mußte, auch rücksichtslos den ihm überantworteten Verfassungsauftrag ausgeführt und Staatspolitik vor Parteipolitik gestellt. Die CDU dagegen hat die staatspolitische Verantwortung rein parteitaktischen Erwägungen geopfert.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Dies ist doch, meine Damen und Herren, die harmloseste Feststellung, die wir Ihnen gegenüber in diesem Zusammenhang treffen können. Oder müssen Sie sich die viel schwerer wiegende Frage stellen lassen: Welches Staatsverständnis und welches Verständnis von der Rolle der Bundeswehr in einer Demokratie haben Sie eigentlich?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das hohe Ansehen des Sozialdemokraten Georg Leber — und in diesem Zusammenhang sprechen wir heute wegen Ihres Mißbilligungsantrags — und seine Popularität sind den Unionsparteien ein Dorn im Auge.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Deshalb wollen sie diesen bewährten Minister öffentlich heruntersetzen. Weil die Opposition aus parteitaktischen Gründen zu feige ist, sich öffentlich dazu zu bekennen, will sie die Verantwortung für dieses traurige Schauspiel ausgerechnet Lebers Freunden aus seiner eigenen Partei zuschieben.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Ahlers!)

    Mit Zwangskonstruktionen und bestellten Verleumdungsaktionen der Springer-Presse soll der Bevölkerung suggeriert werden, daß der Verteidigungsminister in Teilen seiner Partei mißliebig ist. Weil das Vorgehen gegen den Bundesverteidigungsminister selbst in den Reihen der Union umstritten ist, werden hier Dolchstoßlegenden gezimmert und völlig haltlose Unterstellungen in die Welt gesetzt.
    Doch diese Dolchstoßlegende wird an ihrer Glaubwürdigkeit scheitern. Ein deutscher Geschichtsphilosoph sagte vor 150 Jahren: Die Geschichte wiederholt sich in vielen Abläufen; das erstemal ereignet sie sich als Tragödie, und beim zweiten Mal entartet sie zur Groteske. — Was die Unionsparteien hier versuchen, ist die Wiederholung der Geschichte mit der Dolchstoßlegende — und was übrigbleibt, ist nur eine Farce.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Übrigens : Die China-Reisenden der Opposition hätten in diesem Zusammenhang ruhig das MaoWort beherzigen sollen: Wer diesen Stein aufhebt, dem wird er auf die Füße fallen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Marx [CDU/CSU] : Ihr Mao-Zitat ist falsch!)

    Wir Sozialdemokraten lassen keinen Keil zwischen Georg Leber und uns treiben. Wir haben in der Vergangenheit seine Politik mitverantwortet und mitge-



    Horn
    tragen. Wir werden auch heute bei dieser Abstimmung zu ihm stehen. Und er kann sich auch in Zukunft auf uns verlassen — so wie wir uns auf ihn verlassen können.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU)

    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion wird sich mit der gleichen Entschiedenheit auch dagegen verwahren, daß die Auseinandersetzung um die Entlassung der Bundeswehrgenerale Krupinski und Franke zu einer Krise der Bundeswehr hochstilisiert wird. Es handelt sich hier um das Fehlverhalten von zwei Generalen, das zu notwendigen Konsequenzen führt. In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Es kann nicht angehen, daß zwei Generale die Wahlentscheidung der Bürger in einer mißlichen Deutung vorwegnehmen.
    Die Soldaten aller Teilstreitkräfte erfüllen nicht nur ihre Pflicht, sondern sie haben bei internationalen Tests bewiesen, daß sie jedem Vergleich mit anderen Armeen im Bündnis standhalten. Sie haben damit in vorbildlicher Weise zur Friedenssicherung beigetragen und verdienen daher den vollen Respekt und das Vertrauen unserer Bürger.

    (Beifall bei der SDP und der FDP)

    Alle demokratischen Parteien haben in den letzten 20 Jahren um die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft gerungen. Wir gehen sicher alle davon aus, daß die Bundeswehr ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist. Diese Feststellung wird übrigens auch durch Meinungsumfragen innerhalb unserer Bevölkerung bestätigt. Es gibt weder ideologische Überhöhung des Soldatentums, noch sind negative Vorurteile verbreitet. Die Rolle des Soldaten in der Gesellschaft ist heute von einer Selbstverständlichkeit gekennzeichnet, wie dies noch nie in der deutschen Geschichte der Fall war.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Gerade weil diese Voraussetzungen zutreffen, kann und wird es einzelnes Fehlverhalten in der Bundeswehr wie in anderen Gesellschaftsbereichen geben. Dies erfordert dann allerdings Konsequenzen, die im Sinne unserer demokratischen Staatsverfassung notwendig sind. Der Inspekteur der Luftwaffe hat im Zusammenhang mit der Beurteilung des Vorgangs eine unmißverständliche Aussage gemacht. Ich zitiere:
    Der Minister hat daher Konsequenzen ziehen müssen. Er hat eine Entscheidung getroffen, die politisch unvermeidbar war und die ich deshalb respektiere.
    Zurückweisen muß ich ganz entschieden, daß mit der Entlassung dieser beiden Generale Duckmäusertum gezüchtet werde, wie es Herr Wörner vorhin gesagt hat. Dann würden nämlich alle diejenigen hohen Offiziere und Generale, die diesen Schritt gebilligt haben, hier zu Duckmäusern erklärt, und dies ist eine Sache, die nicht angeht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir stimmen dem zu, was die allermeisten Kommentare der In- und Auslandspresse zu dieser Entscheidung ausführen und was die Koblenzer „RheinZeitung" präzise formulierte:
    Die Entlassung der Generale war nicht angemessen, sondern notwendig. Wenn Oppositionsführer Kohl meint, es sei mit einem Verweis Lebers an die beiden Offiziere und mit deren Entschuldigung bei Wehner getan, so zeugt das zwar von einer freundlichen Gesinnung; an der politischen Aufgabe, die zu lösen ist, zielt sie vorbei. Es geht um den guten Geist der Bundeswehr.
    Ich ergänze: es geht um den guten Geist und um den guten Ruf unserer Bundeswehr, der gewahrt werden muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Und an anderer Stelle heißt es in der zitierten Zeitung:
    Statt sich an Lebers richtiger Entscheidung zu reiben, täte Oppositonsführer Kohl gut daran, die Rolle seines vorgeplanten Verteidigungsministers Wörner in dieser Affäre zu prüfen, der doch dazu beigetragen hat, daß Krupinski und Franke sich so sicher fühlen durften.
    Bezeichnend dafür ist auch die Aussage jenes Herrn Rudel, der erklärte: „Wenn Wörner Verteidigungsminister geworden wäre, dann wären die beiden Generale heute noch in ihrem Amt." In der „Quick" hat Wörner dies auch noch bestätigt.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Jawohl, sehr gut! Das wären sie auch noch!)

    Diese organisierte Affäre macht zweierlei sichtbar. Ohne die fragwürdigen Initiativen von Herrn Wörner wäre das Treffen mit Rudel nicht zustande gekommen. Oder hat etwa der Kommandeur des Geschwaders Immelmann, Oberst Schade, gelogen, als er in Bremgarten sagte

    (Abg. Damm [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — nein, ich halte mich genau an die Regeln, die
    heute morgen von allen Seiten gesetzt wurden —:

    (Beifall bei der SPD — Damm [CDU/CSU] : Sehr schwach!)

    Gerne hätte ich an dieser Stelle den Bundestagsabgeordneten Wörner, dem wir vieles für das Zustandekommen dieses Treffens verdanken, begrüßt.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Eben!)

    Welche Rolle spielen Sie denn hier eigentlich, Herr Wörner? Sind Sie der Ankläger, sind Sie der Richter? Sie sind zugleich der eigentliche Täter.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm [CDU/CSU] : Welche Rolle hat denn Schmidt [Würgendorf] gespielt?)

    Meine Damen und Herren, Herr Wörner hat sehr bemerkenswerte Talente entfaltet, die ihn zwar befähigen, die Rolle des Dorfrichters Adam aus dem „Zerbrochenen Krug" zu übernehmen; aber für



    Horn
    das Amt des Verteidigungsministers ist er überfordert.

    (Erneuter Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU)

    Dies ist doch nicht das einzige Beispiel. Herr Wörner, was denken Sie sich eigentlich dabei, wenn Sie eine Wehrübung dazu mißbrauchen, um Wahlkampfpolitik zu betreiben? Das stellt doch einen eklatanten Verstoß gegen das Soldatengesetz dar. Auch Bundestagsabgeordnete sind als Wehrübende Soldaten mit allen Rechten und Pflichten. Wie wollten Sie denn im Falle eines Wahlsieges der Unionsparteien von unseren Soldaten Gehorsam verlangen, wenn Sie selbst in so offenkundiger Weise das Soldatengesetz durchbrechen?

    (Beifall bei der SPD)

    In Ihrer Person, Herr Wörner, war ein Mann zum Aspiranten für das Amt des Verteidigungsministers benannt worden, der in dem hinter uns liegenden Wahlkampf die wohl unerträglichste Bürgerkriegsparole in die Welt gesetzt hat: „Nur noch wenige Stunden, dann ist Deutschland frei", heißt die Überschrift eines von Herrn Wörner herausgegebenen Pamphlets,

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

    von dem sich selbst der Parteivorsitzende distanziert hat.

    (Pfui-Rufe bei der SPD — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Unerhört ist so etwas!)

    Diese Form der Auseinandersetzung findet ihre Parallele nur noch in totalitären Systemen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ja, meine Damen und Herren, da wird nämlich der politische Gegner nicht angegriffen, sondern es werden Feindbilder produziert, und es wird mit dem Stilmittel der Verteufelung gearbeitet.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie wollen Sie es eigentlich verantworten, Herr Wörner, daß Sie als Parlamentarier sich an der Spitze der politischen Führung vorbei unmittelbar an den Inspekteur der Luftwaffe wenden und ihn auffordern, ein Geschwadertreffen mit Herrn Rudel in der Bundeswehrkaserne durchzuführen? Warum bringen Sie damit einen Soldaten in einen Konflikt, den Sie redlicherweise auf der parlamentarisch-politischen Ebene austragen müßten? Das ist doch das Entscheidende.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Wörner [CDU/ CSU] : Sie sagen die Unwahrheit! — Damm [CDU/CSU] : Das ist unwahr, was Sie sagen!)

    Herr Wörner setzt sich für das Traditionstreffen mit Herrn Rudel in einer Kaserne ein und erklärt in einem Schreiben an den Inspekteur der Luftwaffe: „Ich kenne die politischen Auffassungen von Oberst a. D. Rudel nicht." Wenn das zutrifft, muß man sich doch fragen, welch unbefangene politische Dummheit aus solchen Worten spricht.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD)

    Sogar im Freistaat Bayern stehen die Bücher des Herrn Rudel auf dem Index der jugendgefährdenden Schriften. Außerdem bezeugen Sie Herrn Rudel dann Ihren „hohen Respekt vor der herausragenden Tapferkeit und der vorbildlichen soldatischen Haltung". Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wissen, daß es im letzten Krieg nicht nur Tapferkeit, sondern auch sehr viel Anstand bei unseren Soldaten gegeben hat. Ich möchte Ihnen ein persönliches Wort sagen. Ich komme aus einer Familie, bei der zeitweilig alle vier Söhne draußen im Krieg waren. Zwei meiner Brüder sind gefallen. Ich würde das Ansehen meiner eigenen Brüder heruntersetzen, wenn ich ihnen nicht Tapferkeit, Anstand und Mut zubilligte. Aber von Ihnen brauchen wir in dieser Hinsicht keine Nachhilfestunden.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)

    Rudel als Vorbild für die Bundeswehr — welch eine Schmähung für tapfere Soldaten, wie Sie sie genannt haben, wie Rommel, Beck und Stauffenberg. Man höre sich ruhig einmal die Äußerungen von Herrn Rudel an, die er gerade über die genannten Soldaten gemacht hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie beklagen in einem Aufsatz über das sicherheitspolitische Konzept der Union den Wertneutralismus in unserem Erziehungssystem und fordern, wir dürften uns nicht scheuen, Vergleiche zwischen Demokratie und Diktatur zu ziehen, aus Angst, wir könnten den Entspannungsprozeß stören. Selbstverständlich müssen wir uns als Demokraten der ständigen geistig-politischen Auseinandersetzung mit den Diktaturen stellen, aber mit jeder Form der Diktatur. Dann kann man auch nicht unverbesserliche Nationalsozialisten wie Herrn Rudel zu Leitbildern der Bundeswehr stilisieren; dies trifft dann unsere Bundeswehr selbst.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer tut das denn?)

    — Was soll denn das andere Wort von der Tapferkeit und der vorbildlichen soldatischen Haltung dieses Mannes, das ausgesprochen worden ist?

    (Damm [CDU/CSU] : Warum hat Schmidt [Würgendorf] das genehmigt?)

    — Aber Herr Damm, Sie sollten doch nicht nur ständig mit den Drüsen denken, Sie können auch ruhig einmal den Kopf dazu nehmen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Marx [CDU/ CSU] : Das ist kein parlamentarischer Still)

    Tapferkeit muß auch die Ziele mit einbeziehen, für die sie eingesetzt wird, oder sie entartet zur Landsknechtmoral. Ein Landsknecht ist aber das exakte Gegenbild zum Staatsbürger in Uniform. Es verstößt gegen die Grundsätze der Inneren Führung. Dies höhlt die Voraussetzungen aus, unter denen die Soldaten ihre Pflicht erfüllen. Die Wertordnung für die der Soldat gegebenenfalls bereit sein muß, sein Leben einzusetzen, muß von den Bürgern und den Soldaten der Bundeswehr gemeinsam erlebt und getragen werden. Wer dem zuwiderhandelt, der zerstört die Grundlagen, auf denen die



    Horn
    Bundeswehr aufgebaut wurde. Hier unterscheiden wir uns auch sehr klar von bestimmten Kreisen der CDU und selbstverständlich auch der CSU in der Frage des Geschichtsbewußtseins und Traditionsverständnisses. Zu unserer Geschichte im soldatischen Bereich gehören Gerhard von Scharnhorst und General von der Marwitz, sein damaliger Kontrahent, Ludwig Beck und Ludendorff, Graf Stauffenberg und Rudel. Zu unserer Geschichte gehören sogar Hitler und Himmler. Unsere Geschichte können wir uns nämlich nicht auswählen. Zu ihr müssen wir uns bekennen, meine Damen und Herren.

    (Dr. Kohl [CDU/CSU] : Sehr gut! — Weitere Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Aber die Frage nach der Tradition verlangt von uns Entscheidungen hinsichtlich der Leitbilder in Staat und Bundeswehr. Hier werden wir doch von den Bürgern gefragt. Wenn Traditionswerte in die Zukunft reichen sollen, dann werden wir, besonders auch von den jungen Bürgern dieses Staates und auch von unseren europäischen Verbündeten, gefragt. Deshalb gehören zu den Leitbildern der Bundeswehr Scharnhorst, Beck und Stauffenberg, nicht aber Ludendorff und Rudel.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Tradition der Bundeswehr darf sich nicht an unfreiheitlichen und damit falschen Leitbildern orientieren. Worin besteht denn die „vorbildliche soldatische Haltung" bei einem Mann wie Rudel, der heute noch Personen und Ideen verherrlicht, die unser Volk und Europa in eine unvergleichliche Katastrophe stürzten, der in niederträchtiger Weise die Widerstandskämpfer gegen Hitler besudelt? Die Demokratie ist die einzige Staatsform, die den politischen Irrtum zubilligt, aber Unverbesserliche wie Herr Rudel haben keinen Platz in der Gemeinschaft der Demokraten. Sie haben auch keinen Platz in unseren Kasernen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir können in unserer Geschichte auf ehrenhafte Vorbilder soldatischer Tradition zurückgreifen. Die Bundeswehr selber besteht ja nun auch schon mehr als 20 Jahre. Sie kann mit mehr Selbstbewußtsein auch auf gute eigene Traditionen zurückgreifen und ist in der Lage, neue und überzeugende Traditionen zu entwickeln und zu gestalten. Bundespräsident Heuss sagte am 12. März 1959 vor Soldaten:
    Eine Tradition selber zu schaffen, ist viel schwieriger, aber auch großartiger, als sie in den Resten und Formen verjährter Gesinnung zu suchen und zu pflegen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    In dieser Auffassung stimmten bisher alle Parteien des Deutschen Bundestages überein. Dies war für unseren Staat und seine Streitkräfte gut. Mit der Eröffnung einer neuen und gefährlichen Traditionskette wurde dieser Grundkonsens von Ihnen, Herr Wörner, durchbrochen.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Sehr richtig!)

    Das Verhalten von Herrn Dr. Wörner in der Rudel-Affäre hat übrigens auch noch eine außen-und bündnispolitische Dimension: Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich und Italien gehören zu den besetzten Ländern des wahnsinnigen Eroberungskrieges Hitlers. Dies sind heute unsere Verbündeten in der Nordatlantischen Allianz. Ihnen gegenüber wie auch den leidgeprüften Völkern Mittel- und Osteuropas gegenüber müssen wir zu unserer Geschichte stehen — nicht in einer Kollektivschuld, sondern in einer Solidarität der Schuld und des guten Willens, um miteinander Belastungen der Vergangenheit abzutragen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer die kritische Reaktion im Ausland, gerade auch bei unseren Bündnispartnern, auf diese Vorgänge verfolgt hat, kann diese Besorgnis nicht einfach beiseite schieben. Wer die politischen Aktivitäten Rudels duldet und unterstützt, wird bei unseren Freunden und Partnern im Ausland unglaubwürdig.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich fasse zusammen: Erstens. Das Verhalten des CDU-Abgeordneten Dr. Wörner im Zusammenhang mit der Affäre Rudel, Krupinski, Franke ist skandalös und stellt die bisherige Solidarität der demokratischen Parteien im Deutschen Bundestag in Frage.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

    Zweitens. Das Verhalten prominenter Unionspolitiker zeigt Auswirkungen im Ausland, besonders auch bei unseren Bündnispartnern. Die Sozialdemokratische Partei wird im Interesse unseres Staates bestrebt sein, Schaden von unserem Volk abzuwenden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Drittens. Die SPD-Bundestagsfraktion weiß, daß die Haltung beider Generale nicht typisch ist für das Denken der Bundeswehr.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Viertens. Die SPD erkennt die Leistungen der Bundeswehr zur Sicherung des Friedens und der Freiheit unseres Volkes an. Respekt und Vertrauen sind die überzeugenden Grundlagen unseres Verhältnisses zur Bundeswehr.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Fünftens. Die Integration von Bundeswehr und Gesellschaft ist die Voraussetzung für die Verteidigung unseres freiheitlichen demokratischen Rechtsstaates.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sechstens. Bildung und Ausbildung in der Bundeswehr müssen an freiheitlichen und rechtsstaatlichen Grundsätzen orientiert sein. Der Primat der Politik ist unumstößlich.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Siebtens. Verteidigungsminister Georg Leber hat das uneingeschränkte Vertrauen der Sozialdemokratischen Partei und unserer Bundestagsfraktion.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Geisterbeschwörung! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)




    Horn
    Das Überzeugen der jungen Bürger von der Notwendigkeit der Landesverteidigung, die Überwindung der Kluft von Arbeiterschaft und Soldaten und das hohe internationale Ansehen von Georg Leber sind die Grundlage unseres Vertrauens für den Verteidigungsminister.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Seine Entscheidung, die Generale Krupinski und Franke in den Ruhestand zu versetzen, war richtig und notwendig. Die SPD-Bundestagsfraktion steht geschlossen hinter Georg Leber und weist den Mißbilligungsantrag der CDU/CSU deshalb entschieden zurück.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Wir fahren in der Aussprache fort. Das Wort hat der Abgeordnete Jung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt Jung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Auffassung der Freien Demokratischen Partei zu diesem Problem wurde heute von meinem Kollegen Möllemann in so hervorragender Weise dargelegt — —

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Lachen bei der CDU/CSU)

    — Herr Kollege Wörner, Sie lachen. Ich empfehle Ihnen, morgen das Protokoll nachzulesen, um den Unterschied zwischen der verteidigungspolitischen Substanz der Rede von Herrn Möllemann und des polemischen Blabla, das Sie von sich gegeben haben, zu erkennen;

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    denn das, was Sie geboten haben, zwingt mich geradezu, einmal auf den parlamentarischen Aspekt hinzuweisen. Das war doch der zweite Aufguß — in etwas umgestellter Form — dessen, was wir schon vor zweieinhalb Monaten von Ihnen in der Presse gelesen haben, als Sie Ihre damals nicht gehaltene Rede veröffentlichten. Ich möchte einmal daran erinnern, daß die Funktion des Parlaments von Ihnen durch diesen außenparlamentarischen Vorgriff auf die damals verschobene Debatte untergraben wurde. Sie und Herr Zimmermann haben dem Ansehen des Parlaments geschadet, und zwar nur aus einer Profilierungssucht heraus, die nicht zu verantworten ist.

    (Simpfendörfer [SPD]: Sehr richtig: Profilierungssucht! — Damm [CDU/CSU] : Steht das wirklich in Ihrem Manuskript?)

    — Ich habe Ihren Zwischenruf nicht verstanden, sonst würde ich gerne darauf eingehen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Ob das in Ihrem Manuskript steht?)

    Sie haben das Fatale der ganzen Geschichte anscheinend gar nicht erfaßt.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Doch, doch!)

    Ich darf daran erinnern, daß die entscheidende
    Frage bereits in der Presse gestellt wurde: Ob es
    diesem Parlament gelingt, seine Reputation zu erhalten oder ob es sich — wie es den Anschein hat — den Boden unter den Füßen wegzieht? Das Fatale daran ist, daß Sie, Herr Dr. Wörner, damit auch eine Tendenz stärken, die in der Haltung zumindest eines der beiden entlassenen Generale, nämlich des ehemaligen Generalmajors Franke, so peinlich zum Ausdruck kam. Denn die Nennung des Namens eines Mitglieds dieses Parlaments ist doch, beispielhaft gegeben, eine Mißachtung dieses Parlaments. Darauf kommt es doch an, dieses deutlich zu machen, und das hat auch der Verteidigungsminister als die Grundlage seiner Maßnahme hier dargelegt.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Wo leben wir denn? Mehr Demokratie hat mal einer versprochen!)

    — Natürlich, mehr Demokratie. Ich werde Ihnen auch zeigen, wo im Verhalten von Generalen die Demokratie deutlich wird. Hier kann von Demokratie keine Rede sein, sondern es war eine Instinktlosigkeit, um nicht zu sagen Flegelhaftigkeit, in dieser Weise vor die Öffentlichkeit zu treten.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Das erinnert mich doch fatal an einen Ungeist, der in der Weimarer Zeit das damalige Parlament heruntersetzte. Ich will die Begriffe nicht wiederholen, die in dieser heutigen Haltung zumindest wieder erkennbar werden.
    Herr Kollege Wörner, Sie haben das anscheinend nicht kapiert. Sie haben auch vorher bei Ihrem Quer-in-die-Bundeswehr-Hineinregieren, wie es der Herr Minister nannte und was hier von einigen Kollegen noch einmal unterstrichen wurde, nicht begriffen, worum es eigentlich geht. Sie haben auch heute versucht, die Äußerungen des Generals umzudeuten.
    Auch haben Sie in der Darstellung Ihrer Haltung zu Rudel versucht, den Begriff des politischen Irrtums zu interpretieren. Dazu darf ich Ihnen sagen: Zu dem Problem des politischen Irrtums hat die im letzten Krieg aus Vertretern des öffentlichen Lebens in den Vereinigten Staaten gebildete Kommission für Pressefreiheit folgendes ausgeführt: „Die Achtung vor dem politischen Irrtum hat die Unterstellung zur Voraussetzung, daß der Irrende in Wirklichkeit ein Wahrheitsuchender ist." Dies aber, meine Damen und Herren, kann man in diesem Fall wirklich nicht unterstellen. Wenn Sie, Herr Kollege Wörner, von diesem Ansatzpunkt aus argumentiert hätten, dann alle Achtung! Aber was tun Sie denn? Sie tun das Gegenteil. Sie argumentieren mit Unterstellungen. Das ist auch einfacher; man braucht sich nicht an Fakten zu halten.
    Wenn es Ihnen mit der Sorge um die Bundeswehr wirklich ernst ist, frage ich mich: Wem nützt denn dies alles? Hier muß ich doch feststellen: am allerwenigsten der Bundeswehr, Herr Dr. Wörner! Dies ist zu bedauern. Denn wir erleben hier ein Verwirrspiel, von Ihnen offensichtlich nicht deswegen inszeniert, um einen Schlußstrich unter die leidige Generalsaffäre zu ziehen und sie in Anstand zu



    Jung
    Ende zu debattieren, sondern deshalb, um weiterhin im Trüben fischen zu können, um parteipolitisches Kapital daraus zu schlagen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Denn Sie haben hier in unverantwortlicher Weise die Institution Bundeswehr in den Strudel der Parteipolitik hineingezogen. Wir, die Freien Demokraten — das erkläre ich hiermit —, werden diesen Weg nicht mitgehen.
    Wenn Sie, Herr Kollege Wörner, in Ihrem „sehr beachtlichen" Interview in der „Quick" die verteidigungspolitische Präsenz der FDP als nicht existent bezeichnet haben, haben Sie natürlich die parteipolitische Präsenz der FDP in der Bundeswehr gemeint. Letzterem stimmen wir allerdings zu. In der Substanz hat Ihnen heute mein Kollege Möllemann die notwendige verteidigungspolitische Antwort zu diesem Thema gegeben. Ich meine, Sie sollten so anständig sein, nicht um des parteipolitischen Kapitals willen Äpfel und Birnen zu verrechnen, wie Sie das tun, und die Öffentlichkeit weiter zu verunsichern. Sie sollten dieses Problem vielmehr mit Fakten ausräumen.
    Was ist denn geschehen? Erstens. Eine klare Weisung des Oberbefehlshabers im Frieden wurde von einem General nicht befolgt. Dies ist militärischer Ungehorsam. Dieser muß bestraft werden, auch wenn dieses Faktum erst später bekannt wurde. Hier, so meine ich, müßten wir in Übereinstimmung auch mit der Opposition feststellen: Dies muß geschehen, gleichgültig, ob es sich um einen Gefreiten, einen Feldwebel, einen Oberleutnant oder einen General handelt.
    Zweitens. Zwei Generale haben sich später dann in der Öffentlichkeit dem ganzen Parlament gegenüber — das war politisch instinktlos — ungebührlich verhalten. Der ehemalige General Krupinski hat nicht nur den eben erwähnten Ungehorsam begangen, sondern er hat auch insofern falsch gehandelt, als er als aktiver General auch und vor allem wegen des Ansehens der Bundeswehr dafür sorgen mußte, daß auf seine Loyalität zur Demokratie kein Schatten fällt. Es geht hier also nicht daraum, zwei Generalen den Mund zu verbieten. Es geht darum, ihr Loyalitätsverständnis zu erforschen. Als Bürger können die Herren Franke und Krupinski Meinungen äußern und Urteile abgeben, wie und wann immer sie wollen. Als Generale der Bundeswehr in zentralen Positionen handeln sie unentschuldbar, wenn sie in Uniform vor Journalisten treten und derartige Vergleiche und Beurteilungen vortragen. Schon vom Soldatengesetz her wird ihre politische Aktivität eingeschränkt. Generalssterne fordern das Einhalten eines gewissen Rahmens erst recht! Wer sich dem nicht unterwerfen will, hat die Konsequenz zu tragen.
    Hinzu kommt, daß es in diesem Fall nicht bei Worten blieb, sondern offensichtlich Handlungen vorliegen, die als Täuschung, mit Sicherheit aber als grobe Illoyalität gegenüber der politischen Führung anzusehen sind. Diese Situation ist aber nicht von ungefähr entstanden. Die Beteiligung des in Militärangelegenheiten exponierten Oppositionsvertreters Herrn Wörner ist e i n Kennzeichen dafür, das der Affäre folgende Hin und Her zwischen Krupinski und Limberg ein anderes. Ich will das nicht vertiefen.
    Wegen der angeblichen Führungsqualität der beiden Generale wollte Herr Wörner die Angelegenheit dann „unter vier Augen" geregelt haben, eine Angelegenheit, die durch eigenes unverantwortliches, um nicht zu sagen, dummes Verhalten der beiden Betroffenen eine so weite und breite Publikation erfahren hat.
    Meine Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ich empfehle Ihnen, hier einmal bei einem Ihrer Parteifreunde nachzulesen, der das verteidigungspolitische Geschäft von der Pike auf gelernt hat. Es ist Herr Rommerskirchen, der nicht mehr hier unter uns weilt. Er stellte fest, daß militärische Führungsqualität nicht allein durch Sachqualifizierung ausgewiesen ist. Er legt dar, daß soldatische Berufserfüllung mehr als sogenanntes modernes Management ist. Er stellt fest, daß nur derjenige Gehorsam fordern sollte, der selbst bereit ist, seine Pflicht gewissenhaft zu erfüllen. Hier wird der Zusammenhang mit dem Begriff „Charakter" im Sinne Kant-scher Wertung deutlich. Der bekannte Slogan „Es geht nicht um Charakter, sondern um den Abschrekkungseffekt", den man aus den Ausführungen des Herrn Zimmermann heute früh wieder so deutlich heraushören konnte, ist nach Rommerskirchens und auch nach meiner Auffassung — ich schließe mich ihm hier an — keine diskutable Alternative. Die besondere Integrationspflicht gegenüber der politischen Ordnung, die es bei einem Zerstörungs- oder Ablösungsversuch von außen sogar unmittelbar zu verteidigen gilt, duldet in geistig-politischer Hinsicht kein schizophrenes Verhalten. Diesen Erkenntnissen Ihres Parteifreundes sollten, ja, müßten Sie sich verpflichten, und diese Prinzipien dürfen nicht billiger parteipolitischer Gründe wegen aufgegeben werden. Derartige parteipolitische Gründe, Herr Kollege Wörner, dürfen auch nicht herhalten, um Unruhe und Verunsicherung in die Bundeswehr hineinzutragen, wie Sie es leider getan haben. Etwa der Versuch von vorhin, die Routineverabschiedung des Generals Wagemann zu einer Personalisierung der Wehrpolitik zu nutzen, führt auf einen gefährlichen Holzweg. Das sage ich Ihnen. Die Pensionierung des Kommandeurs der Führungsakademie zum 1. Oktober trifft ihn nicht mehr und nicht weniger wie andere Generale seines Jahrgangs.
    Der Versuch, der in den letzten Tagen auch in der Öffentlichkeit unternommen wurde, über MAD- Spekulationen parteipolitische Pluspunkte zu sammeln, ist bösartiger, weil hier nicht nur ein gut arbeitender Abwehrdienst ins Gerede gebracht wird, sondern weil hier Angehörige der Bundeswehr gegeneinander ausgespielt werden. Das Verhalten der Opposition, den Abwehrdienst, der von Sachkennern als der effektivste der drei Dienste bezeichnet wird, in die parteipolitische Auseinandersetzung zu zerren, ist besonders verwerflich.

    (Beifall bei der FDP und Abgeordneten der SPD)

    Nun hat aber diese Angelegenheit eine Wendung
    erfahren, die man mehr als Eigentor der CDU/CSU
    bezeichnen kann. Ich will das hier nicht weiter aus-



    Jung
    breiten, sondern die ganze Aufklärung den politischen Gremien überlassen, die dazu berufen sind. Ich muß hier einmal in aller Schärfe fragen: Meine Damen und Herren von der Opposition, warum haben Sie sich mit diesen Vorwürfen gegen den MAD nicht an das Vertrauensmännergremium des Deutschen Bundestages gewandt?
    Verteidigungsminister Leber hat — das möchte ich hier noch einmal unterstreichen — richtig gehandelt, Verteidigungsminister Leber hat auch im Interesse dieser unserer Bundeswehr völlig richtig gehandelt. Herr Kollege Wörner, Sie brauchen uns hier über Tradition und über Achtung vor denen, die im Krieg ihre Pflicht erfüllt haben, nichts zu sagen. Hierzu teile ich die Meinung von Herrn Kollegen Horn: Wir können uns hier nicht selbst ständig auf die Schultern klopfen. Herr Minister Leber hat also völlig richtig gehandelt, und ich appelliere hiermit an alle in diesem Haus, im Interesse der Selbstachtung und des Ansehens dieses Parlaments diese Haltung des Ministers Leber zu unterstützen und den Antrag auf Drucksache 8/2 der Opposition abzulehnen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)