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    Plenarprotokoll 8/11 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 11. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 451 A Wahl der Schriftführer — Drucksache 8/83 — 451 B Wahl der Mitglieder des Wahlprüfungsausschusses — Drucksache 8/82 — 451 B Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU Versetzung der Generale Krupinski und Franke in den einstweiligen Ruhestand — Drucksache 8/2 — Dr. Zimmermann CDU/CSU 451 C Dr. Schäfer (Tübingen) SPD 458 B Möllemann FDP 463 D Dr. Wörner CDU/CSU . . . . . . . 468 D Horn SPD . . . . . . . . . . 476 A Jung FDP 480 A Leber, Bundesminister BMVg 482 A, 486 B Dr. Kohl CDU/CSU 487 D Schmidt, Bundeskanzler . . . . . . 490 B Wehner SPD 491 C Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen 486 A Bemerkung nach § 35 GQ Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . . . . . 493 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . 493 D Fragestunde — Drucksache 8/66 vom 28. 01. 1977 — Zurückweisung des Protestes gegen die Erteilung von Auskünften durch die Ständige Vertretung in Ost-Berlin an DDR-Bewohner sowie Protest gegen die DDR-Kontrolle von Besuchern der Vertretung MdlAnfr A93 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK 495 D, 496 A, B, C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . 496 A ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU 496 B ZusFr Dr. Schmude SPD . . . . . . 496 C Zurückweisung des Vorwurfs der Einmischung der Ständigen Vertretung in OstBerlin in innere Angelegenheiten der DDR; Protest gegen die Verletzung innerdeutscher Vereinbarungen durch das Verhalten der DDR gegenüber der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 MdlAnfr A96 28.01.77 Drs 08/66 Kunz (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A97 28.01.77 Drs 08/66 Kunz (Berlin) CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK 496 D, 497 A, B ZusFr Kunz (Berlin) CDU/CSU 496 D, 497 A, B Protest gegen das Verhalten der DDR gegenüber der Ständigen Vertretung in OstBerlin aus Gründen der Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter der Vertretung MdlAnfr A98 28.01.77 Drs 08/66 Straßmeir CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK . . . . 497 B, C, D ZusFr Straßmeir CDU/CSU 497 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 497 C Versuche der DDR zur Eingrenzung des Besuchsverkehrs mit der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin MdlAnfr A99 28.01.77 Drs 08/66 Straßmeir CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK 497 D, 498 A, B ZusFr Straßmeir CDU/CSU . . . . . . 498 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 498 A Beteiligung des Ständigen Vertreters der DDR in Bonn, Michael Kohl, an der Zerschlagung freiheitlicher Regungen in der Universität Jena im Auftrag der sowjetischen Geheimpolizei und seine Identität mit dem offiziellen Vertreter des Ministeriums für Staatssicherheit beim Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Weimar Anfang 1950 MdlAnfr A100 28.01.77 Drs 08/66 Reddemann CDU/CSU MdlAnfr A101 28.01.77 Drs 08/66 Reddemann CDU/CSU Antw StMin Wischnewski BK . . . 498 B, C, D ZusFr Reddemann CDU/CSU . . . . . 498 C ZusFr Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . 498 D Entsorgung deutscher Kernkraftwerke in den USA MdlAnfr A104 28.01.77 Drs 08/66 Schäfer (Offenburg) SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA 499 A, B, C ZusFr Schäfer (Offenburg) SPD . . . . . 499 A ZusFr Dr. Schwencke (Nienburg) SPD . . 499 B ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 499 B ZusFr Hasinger CDU/CSU . . . . . . 499 C Interpretation der Internationalen Konvention über zivile und politische Rechte durch Ost-Berlin hinsichtlich des völkerrechtswirksamen Anspruchs auf Auswanderungsfreiheit MdlAnfr A112 28.01.77 Drs 08/66 Spranger CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 499 D, 500 A, B, C, D ZusFr Spranger CDU/CSU 500 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 500 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 500 C ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU 500 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 500 D Zahl der seit dem Militärputsch in Argentinien inhaftierten und wieder freigelassenen deutschen Staatsbürger MdlAnfr A115 28.01.77 Drs 08/66 Coppik SPD MdlAnfr A116 28.01.77 Drs 08/66 Coppik SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 501 A, C ZusFr Coppik SPD 501 B Repressalien gegen ausreisewillige Volks- deutsche in der Sowjetunion MdlAnfr A118 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 501 C, D, 502 A, B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 501 D, 502 A, B, C ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 502 C Menschenrechtswidrige Unterdrückungsmaßnahmen der Regierung der CSSR gegen die Unterzeichner der „Charta 77" MdlAnfr A119 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 502 D, 503 A, B, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 503 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 503 B ZusFr Dr. Wittmann (München) CDU/CSU 503 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 503 D Vorbereitung der KSZE-Prüfungskonferenz in Belgrad MdlAnfr A l20 28.01.77 Drs 08/66 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA 504 A, B, C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 504 A, B ZusFr Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU . 504 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . . 504 C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 III Verweigerung der Einreise in die Bundesrepublik Deutschland für die polnischen Staatsbürger Osmanczyk, Prof. Dr. Pilichowski und Markiewicz MdlAnfr A l21 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 504 D, 505 A, B ZusFr Dr. Schwencke (Nienburg) SPD . . 505 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 505 A Ermittlung von Beiträgen an Pensionsversicherungsvereine nach dem Gesetz über die betriebliche Altersversorgung MdlAnfr A41 28.01.77 Drs 08/66 Hasinger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 505 C, D, 506 A ZusFr Hasinger CDU/CSU . . 505 D, 506 A Anhebung der Arbeitsverdienste für die Berechnung der Verletzten- und Hinterbliebenenrenten in der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft MdlAnfr A42 28.01.77 Drs 08/66 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 506 B, C ZusFr Horstmeier CDU/CSU 506 B Überarbeitung des Maschinenschutzgesetzes sowie Informierung der Verbraucher über die Sicherheit von Maschinen, Geräten und Spielzeug durch die Hersteller MdlAnfr A44 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD MdlAnfr A45 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 506 C, D, 507 B, C, D ZusFr Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . 507 B, C, D Streichung des § 1249 RVO hinsichtlich der Aberkennung der vor dem 1. Januar 1924 erbrachten Versicherungszeiten MdlAnfr A47 28.01.77 Drs 08/66 Stahl (Kempen) SPD Antw PStSekr Buschfort BMA . . 508 A, B, C ZusFr Stahl (Kempen) SPD . . . . . . 508 B ZusFr Nordlohne CDU/CSU . . . . . . 508 C Errechnung der allgemeinen Bemessungsgrundlage für die Festsetzung der Neurenten ab 1. Januar 1978 MdlAnfr A48 28.01.77 Drs 08/66 Nordlohne CDU/CSU MdlAnfr A49 28.01.77 Drs 08/66 Nordlohne CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . . 508 D, 509 A,B,C,D, 510A ZusFr Nordlohne CDU/CSU . . 509 A, B, C, D ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU . . . . . 509 D ZusFr Hasinger CDU/CSU . . . . . . 510 A Einberufung von Teilnehmern an Berufsförderungsmaßnahmen in Rehabilitationszentren während der Umschulung zur Ableistung von Wehrübungen MdlAnfr A52 28.01.77 Drs 08/66 Schlaga SPD MdlAnfr A53 28.01.77 Drs 08/66 Schlaga SPD Antw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 510 B, D ZusFr Schlaga SPD . . . . . . . . . 510 D Zustellung der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Sachverständigenkommission über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland an den Bundestag MdlAnfr A54 28.01.77 Drs 08/66 Picard CDU/CSU MdlAnfr A55 28.01.77 Drs 08/66 Picard CDU/CSU Antw PStSekr Zander BMJFG . . 511 A, B, D ZusFr Picard CDU/CSU . . . . 511 A, C, D Gewährleistung der Zuordnung ärztlichpsychologischer Dienste im Rahmen der Ausgestaltung des Adoptionsvermittlungsgesetzes MdlAnfr A56 28.01.77 Drs 08/66 Kroll-Schlüter CDU/CSU MdlAnfr A57 28.01.77 Drs 08/66 Kroll-Schlüter CDU/CSU Antw PStSekr Zander BMJFG . . 512 A, B, C ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU . . . . 512 A, C Zulassung von Stichproben an Stelle jährlicher Untersuchung selbstgenutzter Wasserquellen MdlAnfr A58 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) CDU/CSU MdlAnfr A59 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) CDU/CSU Antw PStSekr Zander BMJFG . . . . 512 C, D, 513 A, B ZusFr Dr. Schulte (Schwäbisch-Gmünd) (CDU/CSU) 513 A ZusFr Kroll-Schlüter CDU/CSU 513 B IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 Nachweisbarkeit der Wirksamkeit von Arzneimitteln bei allen behandlungsbedürftigen Erkrankungen MdlAnfr A60 28.01.77 Drs 08/66 Fiebig SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . . 513 C, D ZusFr Fiebig SPD 513 C Arzneimittelsicherheit in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A61 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Ahrens SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . . . 514 A, B ZusFr Dr. Ahrens SPD 514 B Vorbereitung einer gesetzlichen Regelung über die selbständige Ausübung der Psychotherapie durch nichtärztliche Psychotherapeuten MdlAnfr A62 28.01.77 Drs 08/66 Brandt (Grolsheim) SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . 514 B, C, D ZusFr Brandt (Grolsheim) SPD . . . . 514 C Nächste Sitzung 514 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 515* A Anlage 2 Veröffentlichung des Beitrags eines Bediensteten einer obersten Bundesbehörde in einer der DKP nahestehenden Zeitschrift MdlAnfr A5 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Miltner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 515* B Anlage 3 Genehmigung für die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Isar in Ohu bei Landshut MdlAnfr All 28.01.77 Drs 08/66 Schäfer (Offenburg) SPD SchrAntw PStSekr Baum BMI . . . . . 515* D Anlage 4 Ausweitung der staatlichen Garantie für Exporte MdlAnfr A24 28.01.77 Drs 08/66 Reuschenbach SPD MdlAnfr A25 28.01.77 Drs 08/66 Reuschenbach SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 516* B Anlage 5 Bezug von Kindergeld durch ausländische Arbeitnehmer für ihre in der Heimat lebenden Kinder MdlAnfr A34 28.01.77 Drs 08/66 Frau Funcke FDP MdlAnfr A35 28.01.77 Drs 08/66 Frau Funcke FDP SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 516* C Anlage 6 Stellungnahme der Selbstverwaltungsorgane der Träger der Rentenversicherung und der Bundesanstalt für Arbeit vor der Pressekonferenz des Bundesarbeitsministers am 14. Januar 1977 zu den dort verkündeten Maßnahmen MdlAnfr A36 28.01.77 Drs 08/66 Ziegler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 516* D Anlage 7 Anspruch schwerbehinderter Kinder zwischen vier und sechs Jahren auf eine kostenlos zu befördernde Begleitperson im Nahverkehr der Deutschen Bundesbahn MdlAnfr A37 28.01.77 Drs 08/66 Schedl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 517* B Anlage 8 Besetzung der Arbeitsplätze für Behinderte MdlAnfr A38 28.01.77 Drs 08/66 Löher CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 517* C Anlage 9 Schärfere Kontrolle der Empfänger von Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenunterstützung im Hinblick auf deren Bereitschaft zur Übernahme eines zumutbaren Arbeitsplatzes MdlAnfr A39 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Evers CDU/CSU MdlAnfr A40 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Evers CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 518* A Anlage 10 Versorgung ländlicher Regionen mit Ärzten MdlAnfr A43 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 518* C Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 V Anlage 11 Verlegung des Arbeitsbeginns für jugendliche Auszubildende im Fleischerhandwerk von 7 auf 6 Uhr MdlAnfr A46 28.01.77 Drs 08/66 Lampersbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 518* D Anlage 12 Verlegung des bisher im Rastätter Schloß untergebrachten Wehrgeschichtlichen Museums ins Rheinland MdlAnfr A51 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . 519* A Anlage 13 Bundeseinheitliche Regelung der Ausbildung von Rettungssanitätern MdlAnfr A63 28.01.77 Drs 08/66 Brandt (Grolsheim) SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 519* B Anlage 14 Rheumaerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland; Deklarierung des Jahres 1977 zum Internationalen Rheuma-Jahr MdlAnfr A64 28.0137 Drs 08/66 Immer (Altenkirchen) SPD MdlAnfr A65 28.01.77 Drs 08/66 Immer (Altenkirchen) SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 519* C Anlage 15 Notwendigkeit einer immunbiologischen Behandlung bei Wiederholungspockenschutzimpfungen MdlAnfr A66 28.01.77 Drs 08/66 Jaunich SPD MdlAnfr A67 28.01.77 Drs 08/66 Jaunich SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 520* A Anlage 16 Erforderliche Änderungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes und der Bundespflegesatzverordnung im Zusammenhang mit der Krankenhausplanung und dem Pflegesatzwesen MdlAnfr A68 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU MdlAnfr A69 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 520* B Anlage 17 Revision der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen MdlAnfr A70 28.01.77 Drs 08/66 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 520* C Anlage 18 Verlängerung der Zeiträume zwischen den Untersuchungen selbstgenutzter Wasserquellen sowie Senkung der Kosten des Untersuchungsverfahrens MdlAnfr A71 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD MdlAnfr A72 28.01.77 Drs 08/66 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 521* A Anlage 19 Verweigerung der Einreise nach Ost-Berlin insbesondere zur Verhinderung von Besuchen bei Ausreisewilligen MdlAnfr A92 28.01.77 Drs 08/66 Hösl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 521* B Anlage 20 Verhinderung besserer Beziehungen zwischen den innerdeutschen Sportorganisationen durch die DDR MdlAnfr A95 28.01.33 Drs 08/66 Spranger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Höhmann BMB . . . . 521* D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung, Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 451 11. Sitzung Bonn, den 3. Februar 1977 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 4. 2. Ahrendt 11. 2. Dr. Aigner * 4. 2. Alber * 4. 2. Dr. Althammer 3. 2. Dr. Bangemann * 3. 2. Dr. Bayerl * 3. 2. Blumenfeld * 4. 2. Fellermaier * 4. 2. Flämig * 3. 2. Dr. Früh * 3. 2. Dr. Fuchs * 4. 2. Haase (Fürth) * 4. 2. Hoffmann (Saarbrücken) * 3. 2. Graf Huyn 4. 2. Dr. Jahn (Braunschweig) * 4. 2. Dr. Klepsch * 3. 2. Klinker * 4. 2. Kunz (Berlin) * 4. 2. Lücker * 4. 2. Milz 4. 2. Schmidt (München) * 4. 2. Schreiber * 3. 2. Schwabe * 4. 2. Dr. Schwörer * 4. 2. Seefeld * 4. 2. Sieglerschmidt * 3. 2. Spillecke * 4. 2. Dr. Starke (Franken) * 4. 2. Dr. Staudt 11.2. Frau Dr. Walz * 4. 2. Wawrzik * 4. 2. Würtz * 3. 2. Zeyer * 4. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Miltner (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 5) : Billigt es die Bundesregierung, daß ein Bediensteter einer obersten Bundesbehörde unter Angabe seiner dienstlichen Stellung einen Beitrag in einer Zeitschrift veröffentlicht, die das Sprachrohr einer Vereinigung ist, welche vom Bundesinnenminister bezeichnet wird als „eine von linksradikalen Gruppierungen, insbesondere von der DKP gegründete und maßgeblich beeinflußte Hilfsorganisation, die nicht auf dem Boden der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes steht", und die in einem DKP-gesteuerten Verlag erscheint, obwohl dieser Beitrag ersichtlich nicht der politischen Auseinandersetzung mit der Zeitschrift, der Vereinigung oder dem Verlag dient? Das Grundrecht der freien Meinungsäußerung nach Art. 5 Abs. 1 GG gilt auch für Beamte. Desgleichen genießen sie den Grundrechtsschutz der Wis- Anlagen zum Stenographischen Bericht senschaftsfreiheit des Art. 5 Abs. 3 GG. Darum unterliegt ihre schriftstellerische Tätigkeit im Verhältnis zum Dienstherrn keiner Genehmigungspflicht. Sie sind jedoch auch bei der Ausübung von Grundrechten den mit Verfassungsrang aus Art. 33 Abs. 5 GG herzuleitenden Beschränkungen unterworfen, die sich aus ihren besonderen Dienst- und Treueverhältnis zum Staat und den damit verbundenen dienstlichen Pflichten ergeben. Zu den gesetzlichen Vorschriften, die den genannten Grundrechten bei Beamten Schranken setzen können, gehört namentlich § 52 Abs. 2 des Bundesbeamtengesetzes. Danach ist der Beamte verpflichtet, sich durch sein gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes zu bekennen und für deren Erhaltung einzutreten. Bei außerdienstlichen Veröffentlichungen eines Beamten kann Anlaß zur Mißbilligung seines Verhaltens oder zur Einleitung von Disziplinarmaßnahmen nur dann bestehen, wenn die Veröffentlichung nach Inhalt oder Form eine Verletzung der genannten beamtenrechtlichen Pflicht darstellt. Die in Ihrer Frage enthaltenen Angaben reichen nicht aus, um auf ihrer Grundlage eine solche Beurteilung vorzunehmen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schäfer (Offenburg) (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 11) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob die bayerische Landesregierung vor dem Ausschuß für Umweltfragen des bayerischen Landtags mitgeteilt hat, daß die Erteilung für die Betriebsgenehmigung des Kernkraftwerks Isar in Ohu bei Landshut von der Aufklärung des Störfalls im Kernkraftwerk Gundremmingen abhängig gemacht wird, und ist die Bunderegierung gegebenenfalls bereit klarzustellen, daß die Genehmigung vielmehr von der von der Bundesregierung - zuletzt in der Regierungserklärung - angekündigten Klärung der Entsorgung abhängig ist? Es ist der Bundesregierung bekannt, daß ein Vertreter der bayerischen Landesregierung vor dem Ausschuß für Umweltfragen des bayerischen Landtages erklärt hat, daß die Erteilung der Betriebsgenehmigung für das Kernkraftwerk Isar von der Aufklärung des Störfalles im Kernkraftwerk Gundremmingen abhängig gemacht wird. Ergebnisse von Störfalluntersuchungen werden grundsätzlich immer auf ihre Relevanz für andere Anlagen geprüft. Es werden dann gegebenenfalls Konsequenzen für diese Anlagen gezogen. Dies gilt insbesondere auch für den Störfall im Kernkraftwerk Gundremmingen. Der derzeitige Stand der laufenden Untersuchungen läßt für das Kernkraftwerk Isar insbesondere wegen des andersartigen Aufbaus der Anlage, keine unmittelbaren Konsequenzen erwarten. Es wird jedoch sichergestellt, daß die aus dem Störfall in Gundremmingen gewonnenen Erkennt 516* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 nisse auch hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf das Kernkraftwerk Isar geprüft werden, und zwar vor dessen Inbetriebnahme. Zur Frage nach der Entsorgung nehme ich wie folgt Stellung: Der weitere Betrieb von Kernkraftwerken ist nur gesichert, wenn für den Verbleib bestrahlter Brennelemente rechtzeitige und umfassende Vorsorge getroffen wird. Die Bundesregierung hat hierzu die Konzeption eines Entsorgungssystems vorgelegt. Die Bundesregierung hat schon durch Kabinettbeschluß vom 9. Juni 1976 deutlich gemacht, daß das Verursacherprinzip auf die Vorsorge vor Gefahren bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie, insbesondere auch auf die Entsorgung anzuwenden ist. Sie hat die Industrie aufgefordert, die in ihrem Aufgabenbereich liegenden Maßnahmen zügig zu verwirklichen. Sie wird dieser Forderung weiterhin durch Genehmigungsanforderungen und Auflagen bei den Kernkraftwerken Nachdruck verleihen. Die Bundesregierung hat dies in der Regierungserklärung vom 16. Dezember 1976 nochmals bekräftigt, indem sie ausgeführt hat, daß — sie gemeinsam mit den Ländern dafür sorgen will, daß die Erichtung neuer Kernkraftwerke nur noch dann genehmigt wird, wenn für sie die Entsorgung hinreichend sichergestellt ist, und daß — bei schon in Bau oder in Betrieb befindlichen Anlagen die gesicherte Entsorgung in angemessener Frist sichergestellt werden muß. Letztere Aussage gilt u .a. für das Kernkraftwerk Isar. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Reuschenbach (SPD) (Drucksache 8/66 Fragen A 24 und 25) : Trifft es zu, daß der Ermächtigungsrahmen für Exportgarantien in Höhe vor rd. 75 Millionen DM ausgeschöpft ist, und welche darüber hinausgehende wichtige Exportabschlüsse können deshalb nicht abgesichert werden? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine Ausweitung des staatlichen Garantierahmens nötig ist, um den wirtschaftlichen Gesundungsprozeß außenwirtschaftlich abzusichern, und welche Folgerungen wird sie daraus ziehen? Zu Frage A 24: Der Ermächtigungsrahmen von 75 Milliarden DM für die Verbürgung von Exportkrediten ist im vergangenen Jahr von der deutschen Industrie kräftig in Anspruch genommen worden. Es ist bis jetzt (Stand Ende 1976) mit 69,9 Milliarden DM ausgenutzt, so daß bis zum Inkrafttreten des Haushaltsplanes 1977 noch 5,1 Milliarden DM für Bundesbürgschaften und -garantien zur Verfügung stehen. Deckungen für Exportgeschäfte sind bisher wegen Erschöpfung oder zu knapper Ausstattung des Ermächtigungsrahmens in keinem Einzelfall verweigert worden. Die Bundesregierung wird sich weiter dafür einsetzen, daß dies auch in Zukunft nicht eintritt. Zu Frage A 25: Die Bundesregierung ist ohne Einschränkung der Auffassung, daß die Leistungen der deutschen Exportwirtschaft einen entscheidenden Anteil am gesamtwirtschaftlichen Gesundungsprozeß und der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung haben. Sie hält es für geboten, Exporteure auch in Zukunft durch Gewährung von Deckungen zu unterstützen. Sie wird sich deshalb auch im Parlament bei der Ausgestaltung des Haushalts 1977 für eine ausreichende Aufstockung des Ermächtigungsrahmens einsetzen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Funcke (FDP) (Drucksache 8/66 Fragen A 34 und 35) : Hat die Bundesregierung Anhaltspunkte dafür, daß Kinder von Ausländern für den Bezug des Kindergelds als in der Bundesrepublik Deutschland lebend gemeldet sind, obwohl sie tatsächlich in ihrem Heimatland leben? Wenn ja, sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, die tatsächliche Anwesenheit der Kinder — soweit im schulpflichtigen Alter — über die Schulbehörden feststellen zu lassen, um die Höhe der Zahlungen in den gesetzlich erforderlichen Grenzen zu halten? Die Bundesregierung ist insbesondere durch die mit der Durchführung des Bundeskindergeldgesetzes beauftragte Bundesanstalt für Arbeit darauf hingewiesen worden, daß Kinder ausländischer Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland zum Bezug des Kindergeldes gemeldet sind, obwohl diese tatsächlich im Heimatland leben. Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes bemerken: Zur Vermeidung unrechtmäßiger Kindergeldzahlungen ist die Bundesregierung mit der Bitte an die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder herangetreten, zu prüfen, ob die Schulbehörden für ausländische Kinder im schulpflichtigen Alter — für die Kindergeld nach dem Bundeskindergeldgesetz beantragt wird — eine „Schulbescheinigung" ausstellen können. Die Ständige Konferenz der Kultusminister hat diese Anregung aufgegriffen und eine Überprüfung entsprechender Möglichkeiten veranlaßt. Von dem Ergebnis werde ich Sie zu gegebener Zeit gern unterrichten. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Ziegler (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 36) : Welchen Selbstverwaltungsorganen der Träger der Rentenversicherung und der Bundesanstalt für Arbeit hat die Bundesregierung vor der Pressekonferenz des Bundesarbeitsministers am 14. Januar 1977 Gelegenheit zur Stellungnahme zu den dort verkündigten Maßnahmen gegeben, bzw. welche Mitglieder dieser Organe hat sie wann mit welchem Ergebnis konsultiert? Der Vorschlag, die Empfänger von Leistungen auf Grund des Arbeitsförderungsgesetzes in die Versi- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 517* cherungspflicht der gesetzlichen Rentenversicherung einzubeziehen und die Bundesanstalt für Arbeit für sie Beiträge entrichten zu lassen, ist Teil der Gesamtkonzeption zur Verbesserung der Finanzgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung. Vor Aufstellung dieser Konzeption hat die Bundesregierung Gespräche mit zahlreichen Persönlichkeiten aus allen politisch relevanten Bereichen geführt. Der im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung erstellte Referentenentwurf, der diese Gesamtkonzeption enthält, wurde inzwischen den Stellen, die an der Vorbereitung von Gesetzentwürfen beteiligt werden, zugeleitet und wird mit ihnen in dieser Woche erörtert. Die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung und die Bundesanstalt für Arbeit sowie ihre Selbstverwaltungsorgane haben hierbei Gelegenheit, ihre Auffassungen zu dem Gesamtkonzept und zu den einzelnen Punkten dieses Konzepts darzulegen. Dieses Verfahren ist üblich und entspricht der Geschäftsordnung der Bundesregierung. Wegen der Bedeutung, die dem hier in Rede stehenden Vorschlag für die gesetzliche Rentenversicherung und die Bundesanstalt für Arbeit zweifellos zukommt, hat die Bundesregierung ihre zwischenzeitlichen Zusammenkünfte mit Vertretern der Geschäftsführungen und Selbstverwaltungsorgane dieser Bereiche dazu benutzt, ihre Motive und Zielsetzungen im einzelnen darzulegen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schedl (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 37): Trifft es zu, daß Schwerbehindertenausweise mit dem Vermerk der Notwendigkeit einer Begleitperson für Kinder erst ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr ausgestellt werden, mit der Folge, daß schwerbehinderte Kinder zwischen vier und sechs Jahren im Nahverkehr der Deutschen Bundesbahn keinen Anspruch auf eine kostenlos zu befördernde Begleitperson haben, und wenn ja, wodurch ist die unterschiedliche Behandlung von Kindern zwischen vier und sechs Jahren einerseits und älteren schwerbehinderten Kindern andererseits zu erklären bzw. zu rechtfertigen, und ist die Bundesregierung bereit, hier Abhilfe zu schaffen? Ausweise für Schwerbehinderte werden ohne altersmäßige Begrenzung an Schwerbehinderte ausgestellt. Schwerbehinderte, die die Voraussetzung für die Freifahrt im Nahverkehr aufgrund des Gesetzes über die unentgeltliche Beförderung von Kriegs- und Wehrdienstbeschädigten sowie von anderen Behinderten im Nahverkehr vom 27. August 1965 erfüllen, können indessen den besonders gekennzeichneten Ausweis erst nach Vollendung des 6. Lebensjahres erhalten, da nach § 2 des Gesetzes Blinde und Schwerkörperbehinderte erst nach Vollendung des 6. Lebensjahres freifahrtberechtigt sind. Unentgeltlich wird auch die Begleitperson im Nahverkehr befördert, wenn die Notwendigkeit ständiger Begleitung im Ausweis vermerkt ist. Die altersmäßige Begrenzung hat ihre Begründung u. a. darin, daß auch nichtbehinderte Kinder unter 6 Jahren in der Regel öffentliche Verkehrsmittel nicht ohne Begleitung benutzen. Nach dem von der Bundesregierung Ende 1974 beschlossenen und dem Bundesrat zugeleiteten Entwurf eines Gesetzes über die unentgeltliche Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr (Bundesratsdrucksache 736/74) sollte die Altersgrenze auf das 4. Lebensjahr herabgesetzt werden. Wie Ihnen bekannt sein wird, wurde der Gesetzentwurf der Bundesregierung vom Bundesrat aus finanziellen Erwägungen abgelehnt. Die Bundesregierung wird die Frage der unentgeltlichen Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr neu beraten und dabei prüfen, wann den gesetzgebenden Körperschaften ein entsprechender Gesetzentwurf zugeleitet werden kann. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Löher (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 38) : Trifft die Behauptung, die der Bund Deutscher Hirnbeschädigter in seinem Pressedienst vom 6. Januar 1977 aufstellt, zu, wonach die Bundesregierung ihrer Verpflichtung nicht nachkommt, statt der vom Gesetz geforderten 40 000 Pflichtplätze für Behinderte nur 20 000 Behinderte beschäftigt und für die fehlenden 20 000 Plätze 24 Millionen DM Bußgeld zahlt, und wenn ja, was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diesen Mißstand zu beheben? Den vom Bund Deutscher Hirnbeschädigter in seinem Pressedienst vom 6. Januar 1977 veröffentlichten Zahlen über die Erfüllung der Beschäftigungspflicht bei den Dienststellen des Bundes liegt das im Bericht der Bundesregierung vom 13. Juli 1976 (Bundestagsdrucksache 7/5585) bekanntgemachte Material zugrunde, das sich auf den Stichtag 1. Oktober 1975 bezieht. Danach sind bei der Deutschen Bundespost über 9 000, bei der Deutschen Bundesbahn über 11 000 Schwerbehinderten-Pflichtplätze unbesetzt. Alle übrigen Dienststellen des Bundes haben zusammen mehr als 6 v. H. ihrer Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzt. Aus dem Haushalt der Bundespost sind für das Jahr 1975 11 115 931,65 DM, aus dem Haushalt der Bundesbahn 13 452 062,23 DM an Ausgleichsabgabe und nicht — wie Sie in Ihrer Frage unterstellten — an Bußgeld gezahlt worden. Der Bundeshaushalt 1976 ist dagegen nicht mit Ausgleichsabgabe belastet. Die Gründe der unzureichenden Erfüllung der Beschäftigungspflicht bei Bahn und Post hat die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Frage des Abgeordneten Braun genannt. Darin ist auch dargelegt, welche Maßnahmen in diesen Bereichen zur Erfüllung der Beschäftigungspflicht getroffen worden sind. Ich darf insofern auf die Antwort des Kollegen Jung vom 22. September 1976 (Bundestagsdrucksache 7/5761) verweisen. Selbst wenn man aber Bahn, Post und die übrigen Bundesdienststellen als eine Einheit sehen würde, läge der Bund mit einem Erfüllungsstand von ins- 518* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 gesamt 4,4 v. H. erheblich über dem etwa des Landes Baden-Württemberg oder des Landes SchleswigHolstein mit je 3,0 v. H. Im übrigen ist damit zu rechnen, daß bei der diesjährigen Erhebung der Anteil der Schwerbehinderten an den Beschäftigten beim Bund deutlich höher liegen wird als bei der letzten Erhebung. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/ CSU) (Drucksache 8/66 Fragen A 39 und 40) : Wie beurteilt die Bundesregierung Informationen aus der Wirtschaft, daß zahlreiche Empfänger von Arbeitslosengeld offenbar nicht an der Annahme eines zumutbaren Arbeitsplatzes interessiert sind, und daß es aus diesem Grund oft nur unter Schwierigkeiten möglich ist, trotz einer relativ hohen Zahl von vermittlungsfähigen Arbeitslosen, offene Arbeitsplätze zu besetzen? Beabsichtigt die Bundesregierung, Maßnahmen zu ergreifen bzw. im Deutschen Bundestag Vorschläge zu unterbreiten, die eine schärfere Kontrolle der Empfänger von Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe im Hinblick auf ihre Bereitschaft zur Übernahme eines offenen Arbeitsplatzes zum Ziel haben? Nach Auffassung der Bundesregierung ist die große Mehrheit der Arbeitslosen, die Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz (AFG) beziehen, an der baldigen Aufnahme einer Arbeit interessiert. Das beweisen die hohen monatlichen Vermittlungszahlen. Schwierigkeiten bei der Besetzung freier Arbeitsstellen ergeben sich in erster Linie in solchen Fällen, in denen die Arbeitslosen nicht den Anforderungen der freien Arbeitsplätze entsprechen. Gerade deshalb ist — wie das arbeitsmarktpolitische Programm vom November 1976 zeigt — die Bundesregierung in ihrer Arbeitsmarktpolitik nachhaltig bemüht, die Mobilität und Eingliederung der Arbeitslosen zu fördern. Dies schließt nicht aus, daß es auch Arbeitslose geben kann, die nicht die erforderliche Bereitschaft zur Arbeitsaufnahme besitzen. Die Bundesregierung — und damit komme ich zu Ihrer zweiten Frage — teilt Ihre Auffassung, daß alles getan werden muß, um einen Mißbrauch der Arbeitslosenversicherung zu verhindern. Durch das vor einem Jahr in Kraft getretene Haushaltsstrukturgesetz ist der Kreis der Tätigkeiten, die dem Arbeitslosen zugemutet werden, näher abgegrenzt worden. Danach darf — ohne Nachteile — ein Arbeitsloser eine Arbeit beispielsweise nicht schon deshalb ablehnen, weil die Arbeitsbedingungen in bestimmten Punkten ungünstiger sind als bei der bisherigen Beschäftigung. Diese Regelung hält die Bundesregierung für ausreichend. Die Arbeitsämter können allerdings die Bestimmungen nur dann voll ausschöpfen, wenn die Arbeitgeber auch bereit sind, dem Arbeitsamt die tatsächlichen Gründe dafür mitzuteilen, warum die vom Arbeitsamt vorgeschlagenen Arbeitslosen nicht eingestellt wurden. Die Bundesanstalt für Arbeit ist daher bei der Bekämpfung von Leistungsmißbrauch auch auf die Mitwirkung der Arbeitgeber angewiesen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schwencke (Nienburg) (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 43) : Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen bzw. dem Bundestag in Form eines Gesetzentwurfs vorzulegen, die geeignet sind, die Situation der Bundesrepublik Deutschland, in der laut Erhebung des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden, für je 519 Bundesbürger durchschnittlich ein Arzt zur Verfügung steht, auf die ländlichen Regionen, die bekanntlich mit bis zu mehr als 10 °/o darunter liegen, zu übertragen? Am 1. Januar 1977 ist das Gesetz zur Weiterentwicklung des Kassenarztrechts in Kraft getreten, das auf einen von der Bundesregierung im Jahre 1974 eingebrachten Entwurf zurückgeht. Ziel dieses Gesetzes ist die Verbesserung der Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Zu diesem Zweck sieht das Gesetz im wesentlichen drei Gruppen von Regelungen vor: 1. eine Bedarfsplanung für die kassenärztliche Versorgung; 2. einen Ausbau des Sicherstellungsinstrumentariums, das die Kassenärztlichen Vereinigungen in die Lage versetzen soll, die notwendigen und geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um bedarfsgerechte ärztliche Versorgung in für den Bürger zumutbarer Entfernung zu gewährleisten; 3. besondere Maßnahmen, die ermöglichen sollen, daß einer drohenden oder bereits eingetretenen Unterversorgung wirksam begegnet werden kann. Die Länder sowie die Selbstverwaltung von Kassenärzten und Krankenkassen sind dabei, das Gesetz zu vollziehen. Nach Auffassung der Bundesregierung bedarf es daher keiner weiteren gesetzgeberischen Maßnahmen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lampersbach (CDU/ CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 46) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der in § 14 Abs. 1 des Jugendarbeitsschutzgesetzes festgelegte 7 Uhr Arbeitsbeginn für jugendliche Auszubildende im Fleischerhandwerk mit den üblichen Betriebs- und Produktionsbedingungen nicht in Einklang zu bringen ist und auch unter Berücksichtigung der Wünsche der Verbraucher als nicht zumutbar angesehen werden muß, und wenn ja, ist die Bundesregierung bereit, im Interesse einer an Berufsbild- und Ausbildungsrahmenplan für das Fleischerhandwerk orientierten Ausbildung durch eine Ausnahmeverordnung nach § 21 Abs. 3 des Jugendarbeitsschutzgesetzes zu ermöglichen, daß Jugendliche in Fleischereien entgegen § 14 Abs. 1 bereits ab 6 Uhr beschäftigt werden dürfen? Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung prüft zur Zeit, welcher Arbeitsbeginn im Fleischerhandwerk in den einzelnen Bundesländern üblich ist und welche Fragen bei der Ausbildung Jugendlicher in Fleischereien entstehen, wenn sie erst ab 7 Uhr beschäftigt werden. Es hat die zuständigen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände um Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 519* Stellungnahme zu diesen Fragen gebeten. Nach Eingang der Stellungnahmen wird der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung entscheiden, ob die Beschäftigung Jugendlicher in Fleischereien ab 6 Uhr im Interesse ihrer Ausbildung nach § 21 Absatz 3 des Jugendarbeitsschutzgesetzes zugelassen werden kann. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 51) : Sind die Konzeptionen des Wehrgeschichtlichen Museums und der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte, die zur Zeit beide im Rastatter Schloß untergebracht sind, derart aufeinander abgestimmt, daß bei der Befriedigung des vorhandenen zusätzlichen Raumbedarfs des Wehrgeschichtlichen Museums der Teil, der heute im Schloß untergebracht ist, dort verbleiben kann, oder trifft ein Bericht von „Bundeswehr aktuell" zu, wonach eine Verlegung des Wehrgeschichtlichen Museums ins Rheinland ins Auge gefaßt ist? Es zeichnet sich ab, daß die im Schloß Rastatt bislang für Ausstellungszwecke des Wehrgeschichtlichen Museums zur Verfügung und in Aussicht stehenden Räume nicht ausreichen, wenn — in Rastatt das Ausstellungsgut zusammengefaßt werden soll, das zur Thematik des Wehrgeschichtlichen Museums gehört und zur Aufnahme in dieses Museum an anderen Orten bereitsteht beziehungsweise bereits in Rastatt eingelagert ist und — die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte entsprechend den vorliegenden fachlichen Empfehlungen und Vorschlägen erweitert wird und — das Land Baden-Württemberg seine Absicht verwirklicht, im Schloß Rastatt eine Gedenkstätte für die Opfer der Gewaltherrschaft einzurichten. Das Bundesministerium der Verteidigung erwägt deshalb, das Wehrgeschichtliche Museum erforderlichenfalls von Rastatt wegzuverlegen. Wenn hierbei vom Rheinland die Rede war, so sollte damit zum Ausdruck kommen, daß der neue Standort möglichst zentral in der Bundesrepublik liegen sollte. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Brandt (Grolsheim) (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 63) : Ist die Bundesregierung mit mir der Auffassung, daß eine bundeseinheitliche Regelung der Ausbildung von Rettungssanitätern notwendig ist, und sind hierzu bereits Vorarbeiten geleistet worden? Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit prüft derzeit unter Berücksichtigung der Beratungsergebnisse des im Deutschen Bundestag in der 7. Legislaturperiode nicht mehr abschließend beratenen Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf des Rettungssanitäters die Notwendigkeit und die Möglichkeiten für eine Ausbildungsregelung, die sowohl den Gegebenheiten bei den Verbänden und Hilfsorganisationen als auch dem Erfordernis Rechnung trägt, die Kosten in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Die Bundesregierung wird diese Frage mit den Ländern und Verbänden weiter klären. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 8/66 Fragen A 64 und 65) : Welche Bedeutung mißt die Bundesregierung den Rheumaerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland zu, bzw. hat sie einen Überblick über den Umfang der Schäden und deren Kosten? Inwieweit wird die Bundesregierung den Anliegen der Internationalen Rheumaliga Rechnung tragen, die das Jahr 1977 zum Internationalen Rheuma-Jahr erklärt hat? Zu Frage A 64: Die Bundesregierung hat zu dem Problem der Rheuma-Erkrankungen am 14. März 1975 auf eine Kleine Anfrage Stellung genommen und hierbei ausführlich dargestellt, welche Bedeutung sie den Krankheiten des rheumatischen Formenkreises auch im Hinblick auf damit in Zusammenhang stehende volkswirtschaftliche Kosten beimißt. Ich darf mich insoweit auf die Darlegungen in Drucksache Nr. 7/3370 beziehen. Die Basis für die Analyse der Situation hat sich seitdem im wesentlichen nicht verändert. Zu Frage A 65: Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit und der Bundesminister für Forschung und Technologie haben in ihrem am 28. April 1976 veröffentlichten gemeinsamen Programmentwurf, der den Rahmen für zukünftige Schwerpunkte und Maßnahmen der Forschungsförderung im Gesundheitsbereich konkretisiert, der Erforschung von Ursachen und Verlauf der rheumatischen Erkrankungen einen den Verhältnissen entsprechenden Rang eingeräumt. Hierbei stehen Untersuchungen zur Ätiologie und Pathogenese rheumatischer Erkrankungen, die Entwicklung von Grobscreening-Verfahren zur Früherkennung rheumatischer Erkrankungen und die Entwicklung diagnostischer Kriterien und therapeutischer Richtlinien zur Verbesserung der Betreuung von Kranken durch die niedergelassenen Ärzte am Wohnort neben zahlreichen weiteren Maßnahmen im Vordergrund. Die Bundesregierung unterstützt hierdurch die Aktivitäten sowohl der internationalen als auch der deutschen Rheumaliga. Sie wird die langfristige Realisierung dieser Zielvorstellungen in enger Zusammenarbeit mit den entsprechenden Fachgremien und -institutionen anstreben. 520* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jaunich (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 66 und 67): Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß immunbiologische Behandlungen bei Wiederholungspockenschutzimpfungen generell oder im Einzelfall medizinisch notwendig sein können, und wenn ja, sieht sie dann diese immunbiologische Behandlung als Teil der Impfung im Sinne des § 3 des Gesetzes über die Pockenschutzimpfung vom 18. Mai 1976 an? Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen die Auffassung vertritt, daß auch eine als medizinisch notwendig anzusehende immunbiologische Vorbehandlung bei Wiederimpfungen nicht als eine Maßnahme, die aus dem Gesetz über die Pockenschutzimpfung vom 18. Mai 1976 folgt, anzusehen ist, und wie gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls darauf hinzuwirken, zu einer einheitlichen Rechtsauslegung zu gelangen? Zu Frage A 66: Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß bei der Wiederholung von Pockenschutzimpfungen eine immunbiologische Behandlung im Einzelfall erforderlich sein kann. Im Gesetz über die Pockenschutzimpfung vom 18. Mai 1976 ist die immunbiologische Behandlung bei Wiederholungsimpfungen nicht ausdrücklich geregelt. § 3 dieses Gesetzes, wonach die immunbiologische Behandlung als Bestandteil der Erstimpfung gilt, spricht für die Auffassung, daß der Gesetzgeber diese Behandlung bei Wiederholungsimpfungen nicht als Bestandteil der Impfung ansieht. Zu Frage A 67: Die Auffassung des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen ist der Bundesregierung im einzelnen nicht bekannt. Da aber Meinungsunterschiede — wie sich aus meiner Antwort zu der vorangegangenen Frage ergibt — nicht bestehen, bedarf es offenbar keiner Initiative zu einer einheitlichen Rechtsauslegung. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Fragen A 68 und 69) : Wie will die Bundesregierung im Hinblick auf die offensichtliche Fehlplanung beim Neubau des Klinikums Aachen mit seinen exorbitanten Bau- und Betriebskosten sicherstellen, daß die Forderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes nach „sozial tragbaren" Pflegesätzen in solchen Fällen künftig auch tatsächlich eingehalten werden kann? Welche konkreten Änderungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes und der Bundespflegesatzverordnung hält die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Krankenhausplanung und dem Pflegesatzwesen überhaupt für erforderlich? Fragen der wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser sind z. Zt. Gegenstand von Beratungen der Bundesregierung, die noch nicht abgeschlossen sind. Die Bundesregierung wird zu gegebener Zeit im Rahmen eines Gesetzentwurfs zu den von ihr für vordringlich erachteten Problemen der Krankenhausplanung und -finanzierung Stellung nehmen. Im übrigen ist die Durchführung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes, insbesondere auch hier der Krankenhausplanung, Aufgabe der Länder. Dies gilt ebenso für die Abstimmung der Krankenhausbedarfsplanung. Planung und Finanzierung von Hochschulkliniken erfolgen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau nach Artikel 91 a GG auf der Grundlage des Hochschulbauförderungsgesetzes. Auch in diesem Bereich ist die Durchführung des Rahmenplanes für den Hochschulbau Sache der Länder. Die Einwirkungsmöglichkeiten des Bundes sind auf eine Rahmenplanung begrenzt. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 8/66 Frage A 70): Wie beurteilt die Bundesregierung die durch eine Analyse der Gesetzgebungs- und Verordnungspraxis auf dem Gebiet des Lebensmittelrechts im Verbraucherdienst, Ausgabe B, Heft 11/ 1976, hervorgerufenen Forderungen des Hauptverbands des Deutschen Lebensmitteleinzelhandels vom 7. Januar 1977 nach einer grundsätzlichen Revision der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen, weil die Einzelhandelsbetriebe nicht mehr in der Lage seien, die vielfältigen Bestimmungen zu übersehen und deshalb ständig Gefahr liefen, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, und wird sie diese Forderungen zum Anlaß nehmen, gesetzliche Maßnahme zu ergreifen? Der Bundesregierung ist die Auffassung des Hauptverbandes des Deutschen Lebensmitteleinzelhandels nach einer grundsätzlichen Revision der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen bekannt. Zu der Forderung ist allerdings festzuhalten, daß von den jeweils betroffenen Wirtschaftskreisen und -verbänden bislang die auf dem Gebiet des Lebensmittelrechts erlassenen Regelungen für notwendig angesehen worden sind. Andererseits kann nicht verkannt werden, daß die Interessenlage des Lebensmitteleinzelhandels nicht immer deckungsgleich mit der der Lebensmittelhersteller sein wird. Die Bundesregierung ist bemüht, diese Interessen gerecht gegeneinander abzuwägen, wobei jedoch der Verbraucherschutz Vorrang haben muß. In jedem Fall strebt die Bundesregierung an, die bestehenden und künftigen lebensmittelrechtlichen Bestimmungen möglichst einfach und damit auch für den Handel überschaubar zu gestalten. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß die Vielzahl der Besonderheiten, die den einzelnen Lebensmitteln und Lebensmittelgruppen eigen sind, eine allzu grobe Vereinfachung nicht gestatten und auch im Interesse der betroffenen Wirtschaftskreise nicht erwünscht sein dürften. Es kann weiterhin auch nicht übersehen werden, daß manche Regelung in diesem Bereich durch die Rechtsangleichung in der EWG bedingt ist. Aber auch insoweit richten sich die Bemühungen der Bundesregierung darauf, künftig eine Vereinfachung der gemeinschaftsrechtlichen Bestimmungen herbeizuführen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Februar 1977 521* Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. DäublerGmelin (SPD) (Drucksache 8/66 Fragen A 71 und 72): Ist der Bundesregierung bekannt, daß in Ausführung der Trinkwasser-Verordnung vom 31. Januar 1975 durdi Landesbehörden nicht nur solche Quellen zu jährlichen mikrobiologischen, physikalischen und chemischen Untersuchungen herangezogen werden, aus denen Trinkwasser oder Brauchwasser für Lebensmittelbetriebe entnommen wird, sondern auch reine Eigenversorgungsanlagen, hält die Bundesregierung diese qualifizierten Untersuchungen für unabdingbar notwendig, und wenn ja, aus welchen Gründen? Ist der Bundesregierung bekannt, daß den Besitzern von Quellen zur reinen Eigenversorgung durch diese Untersuchungen Kosten von jährlich 700 DM bis 1 000 DM entstehen, und sieht die Bundesregierung Möglichkeiten zu verordnen bzw. darauf hinzuwirken, daß die Zeiträume zwischen den Untersuchungen verlängert und die Kosten des Untersuchungsverfahrens entscheidend gesenkt werden können? Zu Frage A 71: Ausführungsbestimmungen der Länder zur Trinkwasser-Verordnung vom 31. Januar 1975 mit dem von Ihnen beschriebenen Inhalt sind der Bundesregierung nicht bekannt. Wenn aus den Eigenversorgungsanlagen jedoch Trinkwasser oder Brauchwasser für Lebensmittel entnommen wird, dann unterliegen sie allerdings gemäß § 6 Nr. 2 ebenfalls der Verordnung. Zu Frage A 72: Ihre Berechnung könnte sich nur dann ergeben, wenn eine Anlage auf alle Stoffe, die von der Verordnung erfaßt sind, untersucht werden muß. Das wird jedoch in der Regel nicht der Fall sein, weil die Trinkwasser-Verordnung Ausnahmen dann zuläßt, wenn die einmal ermittelten Werte weniger als die Hälfte der in der Verordnung angegebenen Grenzwerte betragen. Für kleinere Anlagen kann die zuständige Behörde ferner zulassen, daß die Untersuchungen in größeren als jährlichen Abständen vorgenommen werden. Es ist also dafür Sorge getragen, daß nicht häufiger untersucht wird, als es aus Gründen des Gesundheitsschutzes erforderlich ist. Die von Ihnen errechneten Beträge stellen daher für kleinere Quellen Höchstbeträge dar, die nur bei ganz ungünstigen, dann allerdings auch dringend überwachungsbedürftigen Anlagen in voller Höhe anfallen können. Da die Sicherung der menschlichen Gesundheit gegen mögliche Schäden in jedem Fall den Vorrang gegenüber wirtschaftlichen Erwägungen besitzt, muß jede einzelne in die Trinkwasserversorgung einbezogene Quelle untersucht werden; Stichprobenuntersuchungen in einem bestimmten Gebiet tragen diesem Erfordernis keine Rechnung. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hösl (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 92) : Trifft es zu, daß sich während des Wochenendes vom 15./16. Januar die Zahl der Einreiseverweigerungen durch die Ostberliner Behörden in ungewöhnlichem Maß gehäuft hat, wobei insbesondere Besuche bei Personen verhindert werden sollten, die einen Antrag auf Ausreise aus der „DDR" gestellt hatten, und was hat — bejahendenfalls — die Bundesregierung unternommen, um eine weitere Aushöhlung des Vier-Mächte-Abkommens über Berlin sowie des in den Verträgen mit Ost-Berlin und den Vereinbarungen von Helsinki angestrebten Zustands in Deutschland zu verhindern? In den letzten Wochen hat sich die Zahl der Fälle erhöht, in denen die DDR-Behörden von ihrer Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, Anträge auf Einreise in die DDR abzulehnen. Außerdem sind Personen zurückgewiesen worden, obwohl sie im Besitz von Einreisegenehmigungen waren. Betroffen waren Deutsche aus dem Bundesgebiet und aus Berlin (West). Die DDR-Behörden haben ihre Maßnahmen nicht begründet. Nach unseren Feststellungen waren häufig solche Personen betroffen, die 1. in den letzten Jahren aus der DDR mit Genehmigung der dortigen Behörden in das Bundesgebiet oder nach Berlin (West) übergesiedelt sind; 2. Verlobte oder Angehörige in der DDR haben, die ihre Übersiedlung in das Bundesgebiet oder nach Berlin (West) beantragt haben; 3. in der DDR inhaftiert waren. In anderen Fällen sind die Gründe für die DDR- Maßnahmen nicht erkennbar. Alle Fälle werden gegenüber der Regierung der DDR angesprochen. Dies geschieht durch die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin, sofern Reisende aus dem Bundesgebiet betroffen sind. Bei Reisenden aus Berlin (West) erfolgt dies in den Beauftragtengesprächen, die 'in der Vereinbarung zwischen dem Senat und der Regierung der DDR über Erleichterungen und Verbesserungen des Reise- und Besucherverkehrs vorgesehen sind. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höhmann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/66 Frage A 95): Wie läßt sich nach Ansicht der Bundesregierung die Tatsache, daß die DDR auch 1977 eine Verbesserung der Beziehungen der innerdeutschen Sportorganisationen verhinderte, mit der Entspannungspolitik und dem sogenannten Geist von Helsinki in Einklang bringen, und welche Konsequenzen wird die Bundesregierung aus der Haltung der DDR ziehen? Die in Ihrer Frage zum Ausdruck kommende Annahme, daß die DDR auch 1977 eine Verbesserung der Beziehungen der innerdeutschen Sportorganisationen verhinderte, trifft nicht zu. Im Wettkampfkalender für 1977, der entsprechend dem Sportprotokoll vom 8. Mai 1974 zwischen dem DSB und dem DTSB vereinbart und am 10. Januar 1977 bekanntgegeben wurde, ist die Zahl von 68 Begegnungen vorgesehen. Dies bedeutet gegenüber den Vorjahren eine Steigerung. Zum Vergleich darf ich Ihnen die in den drei Wettkampfkalendern der Jahre 1974, 1975 und 1976 vereinbarten Sportwettkämpfe nennen: Es waren 40, 62 und wiederum 62 Treffen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Als ich die Pflichtreden meiner beiden Vorgänger aus der Koalition anhörte, mußte ich an ein altes Sprichwort denken: Eine schlechte Sache wird noch schlechter, wenn man versucht, sie zu verteidigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Jetzt sind Sie dran! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich möchte drei Dinge voranschicken. Herr Schäfer, Sie haben sich dagegen gewehrt, daß der Kollege



    Dr. Wörner
    Zimmermann hier den sicherheitspolitischen Hintergrund aufgezeigt hat,

    (Dr. Schäfer [Tübingen]: Nein, das habe ich nicht!)

    vor dem die Entscheidung des Bundesverteidigungsministers gefallen ist.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Nein, das habe ich nicht!)

    Besser wäre es gewesen, Sie hätten sich dagegen gewehrt, daß der Herr Bundesverteidigungsminister die Debatte über die Regierungserklärung dazu mißbraucht hat, seine eigene Verteidigung vorzunehmen, anstatt über die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu reden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine zweite Bemerkung. Herr Schäfer hat hier wieder mit einem Klischee aufgewartet, das wir so nicht stehenlassen können. Er hat von der Kluft zwischen der Arbeiterschaft und der Bundeswehr gesprochen, die jetzt abgebaut worden sei. Ich kann nur sagen, dies stammt aus der Klassenkampfmottenkiste und entspricht nicht unseren Erfahrungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Die Widerstände gegen die Bundeswehr in den Anfangsjahren kamen viel weniger vom deutschen Arbeiter als von den Ihnen nahestehenden politischen und intellektuellen Kreisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Niemand — und wir am allerwenigsten — bestreitet, daß der Bundesverteidigungsminister Leber einen, ich sage sogar: wichtigen Beitrag zur weiteren Integration der Bundeswehr in die Gesamtgesellschaft geleistet hat. Nur ist es geradezu absurd und grotesk, meine Damen und Herren, wenn Sie sich das als Verdienst anrechnen. Diese Integration wäre schon längst vollzogen, wenn Sie nicht in den Anfangsjahren und zum Teil bis in die Jetztzeit hinein Mißtrauen gegen die Bundeswehr geschürt und diese Kluft aufgerissen hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Kollege Schäfer, um das gleich anfangs auszuräumen: Sie haben aus sehr durchsichtigen, taktischen Gründen den Versuch gemacht, aus der Affäre Leber eine Affäre Wörner zu machen.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Das ist sie auch! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich vermute, meine Damen und Herren, daß sich der Kollege Schäfer dabei an einen alten militärischen Grundsatz erinnert hat: daß Angriff die beste Verteidigung sei. Nur, Herr Schäfer, was heißt Angriff? Was Sie hier vorgetragen haben, war noch nicht einmal ein Scheinangriff, um es ganz offen zu sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Dr. Schäfer [Tübingen] sowie weitere Zurufe von der SPD)

    Ich kann nur sagen, für mich ist es ein Beweis dafür,
    wie schlecht es um Ihre Sache und wie schlecht es um
    Ihre Argumentation bestellt sein muß, wenn Sie auf diese Weise versuchen, vom Kern der Affäre, vom eigentlich Hauptverantwortlichen abzulenken.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Das ist ja ein bißchen dürftig! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Sie haben genauso wie Herr Möllemann und genauso wie der Verteidigungsminister Leber in seiner Rede vor dem Bundestag eines unterschlagen — und warum sagen Sie das hier nicht? —, daß nämlich nicht nur die militärische Führung, sondern daß auch die politische Führung des Verteidigungsministeriums durch ihren Parlamentarischen Staatssekretär das Kameradschaftstreffen auf dem ganzen normalen Dienstwege genehmigt hat und daß es dann erst vom Geschwader eingeleitet und durchgeführt wurde. Darum kann ich nur sagen: Es ist eine schlichte Täuschung, wenn Sie hier den Anschein erwecken, als hätte ich die Erlaubnis zu diesem Treffen gegeben, als hätte ich der Truppe gesagt: Ihr habt die Erlaubnis. Was ist das für ein mieser Stil, von der politischen Verantwortung abzurücken und diese auf andere abzuwälzen! Stehen Sie doch zu dem, was Sie hier gesagt und getan haben! Übernehmen Sie die Verantwortung, geben Sie ein Beispiel dafür!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist doch kennzeichnend, Herr Leber, für die Art und Weise, wie man hier versucht, sich aus der Verantwortung zu schleichen.

    (Abg. Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] und Abg. Pawelczyk [SPD] melden sich zu Zwischenfragen)

    — Herr Kollege Schäfer und auch Herr Kollege Pawelczyk, ich bin jetzt elf Jahre in diesem Hause. Ich habe bis jetzt in jeder meiner Reden Zwischenfragen zugelassen. Da jedoch der Herr Bundesverteidigungsminister Leber und auch Sie es in Ihrer Rede abgelehnt haben, Zwischenfragen zuzulassen, werde ich nach dem gleichen Prinzip verfahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dann kommt jene Feststellung, meine Damen und Herren, ich hätte in die Truppe hineinregiert. Da sitzen der Kollege Würtz, der Kollege Hansen, der Kollege Horn, der Kollege Neumann, da sitzen so viele Abgeordnete der SPD wie auch der FDP und der CDU, die gar nicht anders können, als in dem täglichen Geschäft, das sie zu betreiben haben, auch direkten Kontakt zu Kommandeuren zu haben. Wenn Sie das hier als den Versuch einer Einmischung oder des Hineinregierens bezeichnen, dann bezeichne ich das als pure Heuchelei, meine Damen und Herren. Wir könnten unser Geschäft, die Bundeswehr könnte ihres nicht betreiben, wenn wir nicht in solcher Weise auch direkten Kontakt zur Truppe aufnähmen. Wenn Sie, Herr Schäfer, jetzt als eine Art Oberrichter hier den Versuch machen, mich dafür zur Rechenschaft zu ziehen, dann kann ich nur sagen: Informieren Sie sich über das, was täglich geschieht, anstatt hier pure Heuchelei zu praktizieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Dr. Wörner
    Aber nun zur Entscheidung des Ministers. Diese halte ich immer noch für den eigentlichen Hauptgegenstand der Debatte.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das meine ich auch! — Zurufe von der SPD)

    Und da sind wir gleich beim ersten und, wie ich glaube, Herr Leber, zentralen Fehler dieser Angelegenheit: Die Darstellung des Sachverhalts, die Sie hier vor dem Parlament gegeben haben, widerspricht dem Ergebnis Ihrer eigenen Untersuchungen.

    (Damm [CDU/CSU]: So ist es!)

    Sie sagen — ich zitiere aus Ihrer Bundestagsrede — Sie hätten
    . . . auf Grund der Angaben der beteiligten Journalisten und der Einlassungen der Generale . . . die Überzeugung gewonnen, daß Generalmajor Franke in dem Gespräch vor Journalisten geäußert
    habe:
    Solange im Bundestag Linksextremisten und Kommunisten sitzen, die früher in Moskau waren, können Sie doch die Teilnahme Rudels nicht tadeln.
    Mir liegt Ihr eigener Schriftsatz vom 28. Dezember 1976 an den Wehrdienstsenat vor, in dem das Ergebnis der Anhörung der Journalisten und der dienstlichen Vernehmung der beteiligten Soldaten, und zwar vier Soldaten — nicht nur der zwei Generäle —, enthalten ist. Daraus ergibt sich eindeutig
    — ich kann den Beweis auf Grund Ihres eigenen Schriftsatzes führen —, daß nicht nur alle vier beteiligten Soldaten, sondern auch alle vier Journalisten
    — außer dem, der die ap-Meldung gemacht hat: Herr Hahslach — diesen Satz aus der Meldung des Herrn Hahslach nicht bestätigen, sondern eine andere Darstellung geben.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Unerhört! Unglaublich! — Damm [CDU/CSU] : Dazu grinst er, der Verteidigungsminister! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wenn Sie schon, Herr Leber, den Aussagen von acht der neun Gesprächsteilnehmer keinen Glauben schenken, dann wäre es Ihre Pflicht gewesen, uns zu sagen, warum Sie zu einer anderen Auffassung gelangt sind, warum Sie einem glauben und nicht den acht anderen, Herr Leber. Das hätten Sie hier darstellen müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, Sie müssen sich das einmal vorstellen: Dieser Herr Hahslach ist von allen beteiligten Journalisten der einzige, der überhaupt nicht angehört wurde. Warum denn nicht?!
    Auch die zweite Version, die Sie in Ihrer Bundestagsrede gegeben haben, wonach der Satz gelautet haben soll,
    Solange im Bundestag Linksextremisten und ehemalige Kommunisten sitzen, können Sie doch die Teilnahme Rudels nicht tadeln.
    bestätigt mindestens einer der Journalisten, Herr
    Thomer, überhaupt nicht, und alle vier dienstlich
    vernommenen Offiziere widersprechen ihr. Selbst bei dieser zweiten Version steht also Aussage gegen Aussage, wobei man noch wissen muß, daß im Unterschied zur bloßen Anhörung der Journalisten, die ja zwangsläufig unverbindlich bleiben muß, die Soldaten dienstlich vernommen wurden, d. h. durch Gesetz unter Strafandrohung verpflichtet waren, die Wahrheit zu sagen.
    Da kann ich nur sagen: Wenn Sie schon Ihren Soldaten keinen Glauben schenken wollten, dann hätte jeder unparteiische Vorgesetzte bei dieser Sachlage zumindest zu dem Ergebnis kommen müssen, daß die Unterschiedlichkeit der Aussagen eine Klärung dieses Falles nicht erlaubte und daß der rechtsstaatliche Grundsatz Platz greifen müsse: in dubio pro reo. Sie aber stellen sich auf die Seite von nur drei der fünf beteiligten Journalisten, und zwar ausgerechnet derjenigen, die die vereinbarte Vertraulichkeit des Gesprächs gebrochen

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Denunzianten!)

    und damit nicht nur entgegen einer klassischen Journalistenregel gehandelt, sondern — ich sage hier — auch entgegen dem menschlichen Anstand gehandelt haben.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Was, Herr Leber, ist das für ein Vorgesetzter, der vier unbescholtenen Soldaten, die sich in ihrer gesamten militärischen Laufbahn tadelsfrei geführt haben — wie sich aus den Akten ergibt —, unterstellt, in dienstlicher Vernehmung die Unwahrheit gesagt zu haben? So handelt kein Vorgesetzter,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    der es mit der Pflicht zur Fürsorge ernst nimmt und der unvoreingenommen ist. Allein schon dies, Herr Leber, zeigt: Hier wurde keine staatspolitische Entscheidung getroffen, wie das die Herren Schäfer und Möllemann zu konstruieren versucht haben, hier wurde eine parteipolitische Entscheidung getroffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Hochhuth, der bestimmt nicht im Verdacht steht, der CDU/CSU besonders nahezustehen, hatte doch recht, als er in seinem offenen Brief an Herrn Wehner fragte:
    Ist das, was diese beiden Generale vertraulich gesagt haben, nach Ihrer Ansicht erstens Grund genug für einen Dienstherrn, Mitarbeiter wegzuschmeißen, die seiner Sache ein Vierteljahrhundert treu gedient haben? Und ist zweitens nicht jeder Dienstherr verpflichtet, wenn ihm vertraulich geführte Gespräche seiner Untergebenen denunziert werden, die Denunzianten zur Tür hinauszuwerfen, sich aber schützend vor seine Mitarbeiter zu stellen?

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Im übrigen, Herr Leber — das geht ja weiter in Ihrer Bundestagsrede —, haben Sie bemerkenswerterweise — das kommt ja nicht von ungefähr — einen Zusammenhang unterschlagen, der völlig unbestritten ist. Ich sage Ihnen: Sie haben den Sachverhalt bewußt verfälscht.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Aus Feigheit!)




    Dr. Wörner
    Sowohl nach der ap-Meldung wie nach der ebenfalls erschienenen Meldung von dpa ist in dem Gespräch von den Generalen ausdrücklich und eindeutig gesagt worden, daß sich die erwähnten Politiker gewandelt hätten. Das ist völlig unbestritten bei allen Journalisten; das hat auch so in allen Zeitungen gestanden. Sie haben das hier unterschlagen. Damit ist doch deutlich, daß diesen Politikern nichts Belastendes vorgeworfen wurde, sondern daß sie als Beispiele nicht nur möglicher, sondern vollzogener Gesinnungsänderung angeführt wurden. Allein schon darum, Herr Leber, kann hier nicht von einer Verunglimpfung des Parlaments gesprochen werden, schon gar nicht von einer Belastung des Verhältnisses zwischen Armee und Parlament. Noch sind wir in der Bundesrepublik Deutschland nicht so weit, daß das Aussprechen der Wahrheit für Staatsdiener einen Entlassungsgrund darstellt, wenn diese Wahrheit der SPD nicht paßt.

    (Bravo-Rufe und anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Professor Ernst Wolf aus Marburg — in diesem Hause sicher kein Unbekannter — hat dies in einem Leserbrief so gekennzeichnet — ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident —:
    Die Ahndung rechtmäßiger Äußerungen ist ein Schlag gegen den freiheitlichen Rechtsstaat und gegen die Armee dieses Staates von unabsehbarer Tragweite. Wenn eine derartige Maßnahme unwidersprochen hingenommen wird, kann kein Offizier und kein Beamter mehr seiner Stellung sicher sein. Ich halte mich
    — schreibt Herr Wolf —
    zu dieser Klarstellung als politisch Verfolgter des nationalsozialistischen Unrechtregimes und ehemaliges Mitglied des Personalgutachterausschusses für die Bundeswehr für verpflichtet.
    Die Empfindlichkeit, die Herr Leber und die Sie von der SPD, auch Herr Wehner, zeigen, steht doch in einem krassen Gegensatz zu der Art, wie Sie selber mit politischen Gegnern und auch mit Soldaten der Bundeswehr umgehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU) Hier wird doch mit zweierlei Maß gemessen.

    Herr Horn greift die Offiziere der Bundeswehr an, und die können sich nicht wehren. Um nur ein Beispiel zu nennen: In Schleswig-Holstein und in Hamburg wird im Wahlkampf — durch Sie nicht dementiert — davon gesprochen, daß Stoltenberg, Dregger, Carstens, Strauß für diese Demokratie gefährlicher seien als die Baader-Meinhof-Bande. Und auch Sie, Herr Wehner, sind nicht gerade dafür bekannt, daß Sie hier mit dem Florett fechten. Darum kann ich nur sagen: Wer so handelt, hat kein Recht, sich zum unbarmherzigen Richter über Staatsbürger in Uniform aufzuschwingen, die es wagen, an einen wunden Punkt Ihrer Geschichte zu rühren.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Darum, Herr Leber: Es gibt keine zureichende Rechtfertigung für Ihre Entscheidung, die Generale zu entlassen. Ihre Reaktion steht außer Verhältnis zum Anlaß. Sie haben eine krasse Fehlentscheidung getroffen. Genauso unsicher wie Ihre Entscheidung, genauso falsch waren ja auch die Begründungen, die Sie gegeben haben. Ich habe sie nachgezählt. Inzwischen sind es 9 verschiedene Versionen, die Sie dem staunenden Bürger als Grund präsentiert haben.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Aus Zeitgründen, aber nur aus Zeitgründen, möchte ich mich darauf beschränken, zwei davon herauszugreifen. Im „Spiegel" Nr. 46 vom 8. November letzten Jahres haben Sie erklärt:
    Die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand
    ist ausschließlich durch ein Pressegespräch be-
    gründet .. .
    Am 12. November haben Sie in einem Artikel der Wochenzeitschrift „Die Zeit" die Entlassung damit zu begründen gesucht, daß Sie den Generalen Ungehorsam unterstellt haben, wovon vorher nie und nirgends die Rede war. In Ihrer Rede vor dem Bundestag wiederum taucht der Ungehorsam plötzlich nicht mehr auf.
    Ich kann nur sagen: So handelt ein Minister nicht, der seiner Sache sicher ist. Was soll der Bürger eigentlich glauben, wenn der Minister noch nicht einmal weiß, warum er die Generale nun wirklich entlassen hat!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Dieses peinliche Hin und Her zeigt doch nur eines deutlich: daß der wirkliche Grund der Entlassung ganz woanders zu suchen ist, nämlich im massiven Druck Ihrer eigenen Partei, die Generale zu feuern oder — wie Sie es bedauerlicherweise im Fernsehen selber formuliert haben, in dieser Woche, glaube ich — „rauszuschmeißen".
    Dann noch eines. Es ist ein unerhörter Vorgang, daß ein Minister öffentlich gegen einen Soldaten -
    dazu noch gegen einen General, also einen Soldaten in besonders herausgehobener Führungsverantwortung — öffentlich den Vorwurf des Ungehorsams, also eines schweren Disziplinarvergehens, erhebt und sich dann weigert, ein Disziplinarverfahren einzuleiten. Eine gröbere Rechtsverletzung eines Oberbefehlshabers ist kaum vorstellbar.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich sage hier — im vollen Bewußtsein dessen, was ich sage — folgendes. Jeder Kompaniechef, der so handeln würde, würde von Ihnen, Herr Leber, und von jedem anderen Minister sofort abgelöst werden müssen.

    (Damm [CDU/CSU] zu Bundesminister Leber: Sie gehören auch abgelöst!)

    Jeder Soldat — egal, welche Stellung er in der Bundeswehr hat — hat Anspruch darauf, daß bei einem so schwerwiegenden Vorwurf der Tatbestand geklärt und ihm die Möglichkeit zu rechtswirksamer Verteidigung gegeben wird, ehe sein Vorgesetzter öffentlich eine solche Behauptung erhebt. Nichts davon ist geschehen. Nichts! Die beiden Generale wurden zu diesem Vorwurf bis zum heutigen Tag überhaupt nicht gehört, geschweige denn wurde gegen



    Dr. Wörner
    sie ein Disziplinarverfahren deswegen eingeleitet. Sie, Herr Leber, haben sich bis zum heutigen Tag noch nicht einmal veranlaßt gesehen, diesen öffentlichen Vorwurf ebenso öffentlich wieder zurückzunehmen. Das ist das allermindeste, was wir von Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Vorgesetzter und Oberbefehlshaber der deutschen Armee erwarten. Tun Sie es, Herr Leber.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie haben es dann — auch darauf muß noch einmal eingegangen werden —, im übrigen gegen den Rat aller Ihrer Rechtsberater für richtig gehalten, den Generalen nach § 22 des Soldatengesetzes die Ausübung des Dienstes zu verbieten. Dieser Paragraph wird nach der seitherigen Rechtspraxis bei erheblichen straf- und disziplinarrechtlichen Vorwürfen angewandt,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Hört! Hört!)

    um — ich nenne nur zwei Beispiele - zu verhindern, daß etwa ein Dieb oder ein Sittlichkeitsverbrecher während der möglicherweise langen Verfahrensdauer weiter Dienst in der Truppe tut. Die Anwendung dieses Paragraphen auf die beiden Generale ist stillos und in höchstem Maße diskriminierend. Meine Damen und Herren, man hat von den beiden Offizieren beispielsweise verlangt, daß sie ihr Dienstzimmer nur noch in Begleitung eines Offiziers betreten.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Pfui! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Unerhört! — Unglaublich!)

    Beide haben es daraufhin abgelehnt, ihr Dienstzimmer überhaupt noch einmal zu betreten.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Behandelt wie Hühnerdiebe!)

    — Es kommt ja noch schlimmer. Beide durften sich weder von der Truppe noch von ihrem Stab, noch von ihren engsten Mitarbeitern verabschieden. Herr Leber, ich sage Ihnen: So geht man mit Strolchen um, aber nicht mit Generalen, die diesem Staat zwei Jahrzehnte treu gedient haben.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Unrichtig ist es auch, wenn Sie hier in Ihrer Rede öffentlich behauptet haben, Sie hätten ja nur diese zwei Möglichkeiten gehabt: entweder die Generale im Dienst zu lassen oder § 22 des Soldatengesetzes anzuwenden. Das stimmt schon deswegen nicht, weil Sie es in vielen anderen Fällen ganz anders praktiziert haben. Ich will Ihnen aus dem großen Katalog all Ihrer Möglichkeiten nur einmal drei Möglichkeiten nennen. Sie hätten die Offiziere bitten können, keine Diensthandlungen mehr vorzunehmen. Sie hätten Sie bitten können, Sonderurlaub einzureichen. Sie hätten Sie auch bitten können, ihren ausstehenden Urlaub zu nehmen. Das haben Sie in vielen anderen Fällen auch getan, in diesem Fall aber nicht.
    Meine Damen und Herren, einfach lächerlich aber ist es, wenn Sie, Herr Leber, hier behaupten, das Verbleiben der beiden Generale hätte in der Truppe zu disziplinären Schwierigkeiten und Konflikten führen können.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Dregger [CDU/CSU] : Schwachsinn!)

    Das beweist mir nur eines, nämlich daß Herr Leber von der Situation und der Stimmung in der Truppe nicht mehr sehr viel Ahnung hat; denn nicht das Verhalten der Generale, sondern sein Verhalten den Generalen gegenüber hat zu einem erheblichen Vertrauensschwund und zu einer tiefgreifenden Verstimmung in der Truppe geführt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich sage jetzt nicht, daß Sie es so gemeint haben, Herr Leber; aber Ihre Äußerung und vor allen Dingen Ihre Entscheidung sind vielfach so verstanden worden, daß den Angehörigen der Bundeswehr letztlich jede kritische Äußerung über Abgeordnete des Bundestages untersagt sei. Deswegen muß ich hier ein paar — jedenfalls für die CDU/CSU-Fraktion — grundsätzliche Feststellungen treffen. Kritik an Abgeordneten, Kritik an Parteien und ihren Mitgliedern bedeutet keine Kritik an der Demokratie und keine Kritik am Parlament als solchem.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer Kritik an der SPD mit Kritik am Staat gleichsetzt, der offenbart nur eines: sein mangelndes Staats- und Demokratieverständnis.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich aus diesem Anlaß zur Meinungsbildung und zur Meinungsfreiheit des Soldaten folgendes sagen. Wir alle haben uns für den Staatsbürger in Uniform entschieden; da gibt es bis zum heutigen Tag keinen Gegensatz zwischen uns, so hoffe ich. Das aber heißt doch wohl, daß auch Soldaten das Recht haben müssen, Abgeordnete zumal dann zu kritisieren, wenn ihre Äußerungen wahr sind und in der gebotenen Zurückhaltung erfolgen. Ich betone noch einmal, daß selbst das, die Kritik, nicht der Fall war, sondern daß es als Läuterung gebracht wurde. Wie oft — Sie, Herr Schäfer, haben das hier geradezu tränenreich demonstriert — haben Sie den mündigen Bürger, die Innere Führung,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das ist eine schöne Innere Führung!)

    den Staatsbürger in Uniform und die Meinungsfreiheit beschworen! Aus Ihrem Verhalten ziehe ich nur den einen Schluß: Die Meinungsfreiheit des Soldaten, wie Sie sie verstehen, hört offenbar dort auf, wo Ihnen diese Meinung nicht mehr paßt, und Ihre Praxis läuft darauf hinaus, daß Sie den Soldaten einen Maulkorb umbinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dabei halte ich die schlimme Folge für das Gefährlichste, die diese Maßregelung auf die Dauer in der Bundeswehr haben muß. Schwächere Naturen unter den Soldaten werden sich ducken lernen und sich geschmeidig in Wort und Schrift dem anpassen, was sie von oben her als erwünscht beurteilen. Das Beste an der Inneren Führung geht verloren: die Zivilcourage, der Mut vor Königsthronen. Wir ziehen uns



    Dr. Wörner
    damit Anpasser, Opportunisten und Duckmäuser heran, die immer mehr Angst haben werden, ein offenes Wort zu riskieren, und das verträgt sich nicht mit dem Bild des Soldaten, wie wir es haben und wie es klassischer deutscher Tradition entspricht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Das sagen Sie einmal dem Herrn Dregger! — Zuruf von der SPD: Sie sind ja ein ganz Radikaler! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Jetzt beruhigen Sie sich nur; Sie werden noch genügend Anlaß haben, sich aufzuregen, also verschießen Sie Ihr Pulver nicht zu früh!
    Die Vorgänge waren Anlaß zu einer lebhaften Diskussion über die Frage: Bundeswehr und Tradition. Lassen Sie mich dazu einige Feststellungen aus der Sicht der CDU/CSU treffen.
    Erstens. Armee und Soldaten stehen in der Geschichte unseres Volkes. Es wäre töricht und im übrigen auch gefährlich, diese Geschichte abschneiden zu wollen. Geschichte läßt sich vielleicht bewältigen, sicher aber nicht ungestraft verdrängen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Die deutsche militärische Geschichte beginnt nicht erst mit der Bundeswehr. Es gibt militärische Traditionen in der deutschen Geschichte vor Gründung der Bundeswehr, die es lohnen, gepflegt zu werden,

    (Zurufe von der SPD: Rudel!)

    und es gibt militärische Führungspersönlichkeiten, die es wert sind, als Vorbilder auch für Bundeswehrsoldaten zu gelten. Ich nenne aus der jüngsten deutschen Geschichte beispielsweise die Namen Stauffenberg, Rommel, Mölders und Beck.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Sehr richtig, aber nicht Rudel!)

    Aufgabe der politischen Bildung in den Streitkräften ist es, den jungen Menschen die richtigen Maßstäbe zur Bewertung der Geschichte zu vermitteln.

    (Zurufe von der SPD: Was sagen Sie zu Rudel?)

    — Beruhigen Sie sich, das kommt gleich!
    Zweitens. Es gibt auch eine traditionsbildende Kraft der über 20jährigen Zeitspanne, in der die Bundeswehr den Frieden und die Freiheit in unserem Lande sicherte. Darauf kann sie stolz sein, und insofern besteht eine Übereinstimmung zwischen dem, was der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung gesagt hat, und uns.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Drittens. Der noch in Kraft befindliche Traditionserlaß von Bundesverteidigungsminister von Hassel hat sich bewährt. Er liefert auch heute noch brauchbare Maßstäbe und ermöglicht einen politisch vernünftigen und vorurteilsfreien Umgang mit der Tradition.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Halten Sie sich daran!)

    Viertens. Die Bundeswehr hat in ihrer Alltagspraxis über Jahre hinweg bewiesen, daß sie auch mit heiklen Fragen der Tradition weit besser fertig wird, als manche ihrer Kritiker wahrhaben wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Fünftens. Wir haben diese Bundeswehr als eine demokratische Armee aufgebaut und wollen, daß sie dies bleibt. Wir werden weder linksradikale noch rechtsradikale Entwicklungen in dieser Armee dulden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sechstens. Wir alle in diesem Hause verabscheuen und verurteilen die Gewalttaten des NS-Regimes. Aber, Herr Schäfer, jetzt kriegen Sie das noch einmal von mir, und zwar von einem, der von sich sagen kann, daß er der Nachkriegsgeneration angehört: wir achten auch den deutschen Soldaten des zweiten Weltkrieges, der nicht minder anständig gekämpft hat und nicht minder guten Glaubens war als die alliierten Soldaten, für seine Heimat, für seine Familie und für sein Volk zu kämpfen, auch wenn mit diesem guten Glauben schrecklicher Mißbrauch getrieben wurde.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Der aber für seine heutige Haltung verantwortlich ist!)

    Vor diesem Hintergrund möchte ich zum eigentlichen Anlaß der ganzen Affäre sagen— und jetzt kommt es —: Man hat aus einem unpolitischen und geselligen Kameradschaftstreffen und aus der Einladung des ehemaligen Geschwaderkommandore Oberst a. D. Rudel eine Haupt- und Staatsaffäre gemacht.

    (Wortwechsel zwischen Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU — Glocke des Präsidenten)

    Die Einladung von Oberst Rudel — und das war das, was ich auch in meinem Schreiben ausgedrückt habe, und dazu stehe ich, im Unterschied zu Ihnen, die Sie zu Ihrer politischen Verantwortung nicht stehen wollen —, die Einladung von Oberst a. D. Rudel zu diesem Kameradschaftstreffen war keine politische Demonstration. So war sie nicht beabsichtigt, so ist sie nicht abgelaufen. Wer die Bundeswehr und ihre Soldaten kennt, der weiß, daß sie nicht in Gefahr sind, von nazistischen Ideen angesteckt zu werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Weil Sie mich schon darauf angesprochen haben, sage ich Ihnen klar: ich habe das gesagt, ich stehe dazu, und ich meine weiterhin, daß Herr Rudel sich im zweiten Weltkrieg als tapferer Soldat geführt hat. Ich sage aber ebenso deutlich, daß er wegen seiner politischen Auffassungen, die ich schärfstens ablehne, nicht Leit- und Vorbild dieser Bundeswehr sein kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lebhafte Zurufe von der SPD)

    Ich hätte mir gewünscht, daß man nur einen geringen Bruchteil der Lautstärke dieses Protestes der Tatsache hätte angedeihen lassen, daß zur selben Zeit dem Kommunisten Biermann in stundenlangen



    Dr. Wörner
    Fernsehsendungen die Gelegenheit geboten wurde, unsere Demokratie und die frei gewählten Vertreter dieses Volkes zu beschimpfen, und daß man ihm dafür auch noch eine monatliche Unterstützungszahlung der Stadt Hamburg angeboten hat.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Nein, Herr Leber, alle Ihre Rechtfertigungsversuche und Erklärungen machen nur deutlicher, was, wie ich meine, schon jeder weiß, was die Spatzen von den Dächern pfeifen: Nicht die Interessen des Staates, nicht die der Demokratie und schon gar nicht die Interessen der Bundeswehr forderten die Entlassung der beiden Generale. Diese zwei Soldaten mußten gehen, weil 40 Mitglieder der SPD das gefordert haben — Telegramm hin, Telegramm her —, und weil Herr Leber hätte möglicherweise selber gehen müssen, wenn er sich dieser Forderung nicht gebeugt hätte.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich sehe den Kollegen Hansen hier lächelnd den Kopf schütteln. Da kann ich nur sagen: kommen Sie doch herauf und zählen Sie mal die 40 Namen auf, die nach Ihrer Meinung hier vorhanden gewesen sein sollen!

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU] : Herr Leber kennt das Telegramm nicht mal!)

    Was wir unerträglich finden, ist die Tatsache, daß die Anstrengungen eines Verteidigungsministers der Bundesrepublik Deutschland, sich in seiner eigenen Partei zu behaupten, auf Kosten verdienter Generale und verdienter Soldaten ausgetragen werden. Das ist der eigentliche Skandal.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Leber, wir kennen uns lange genug. Wir haben über drei Jahre — das wissen Sie, und das wissen alle Kollegen hier — wesentliche Teile Ihrer Politik eben nicht kritisiert, wie das hier behauptet wurde, sondern mitgetragen, und zwar gerade entgegen unserem parteipolitischen Interesse, weil wir der Meinung waren und sind, daß man versuchen muß, solange es geht, in den Grundfragen der Sicherheit eines Volkes die Übereinstimmung und die Gemeinsamkeit zu bewahren. An dieser Bereitschaft der CDU/CSU hat sich nichts geändert. Wer sich geändert hat, Herr Leber, das sind Sie, und zwar unter dem Druck Ihrer eigenen Partei. Wenn Sie wieder der alte werden, haben Sie wieder unsere Unterstützung.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Was uns stört, ist, daß Sie dem Druck Ihrer eigenen Partei inzwischen nicht mehr standhalten. Der Kollege Zimmermann hat das völlig richtig an Beispielen dargelegt. Das zeigt auch die Tatsache, daß General Dr. Wagemann frühzeitig in den Ruhestand geschickt wird. Warum? Weil er den Linken nicht paßt und weil diese Kreise nun auch noch die Führungsakademie und damit die Generalstabsausbildung in ihren parteipolitischen Griff bekommen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Warum geben Sie nach? Warum stehen Sie nicht mehr, wie Sie früher gestanden haben?
    Dann geben Sie ein Interview in der „BildZeitung" . Frage „Bild" :
    Warum haben Sie denn Wagemann nicht in Schutz genommen?

    (Zurufe von der SPD)

    — Ich orientiere mich da am Vorbild des Herrn Bundeskanzlers, der die „Bild-Zeitung" hier in der Debatte der Regierungserklärung sehr ausführlich zitiert hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Darauf die Antwort von Herrn Leber:
    Diesmal brauche ich ihn nicht in Schutz zu nehmen. Die Angriffe richten sich in Wirklichkeit nicht gegen General Wagemann, sondern gegen mich. Die Stoßrichtung lautet: Der Leber muß fertiggemacht werden.

    (Zurufe von der SPD: Das ist Ihre Stoßrichtung!)

    „Bild":
    Wer will Sie denn fertigmachen?

    (Zurufe von der SPD: Sie! — Wörner!) Leber:

    Es geht um die politischen Erschütterungen meiner Stellung. Es wird Wagemann gesagt, gemeint ist Leber, getroffen werden soll die Regierung.
    Nun höre ich den Zwischenruf „Wörner". Das ist ja auch eine sehr interessante Behauptung des Sprechers des Bundesverteidigungsministeriums gewesen, der gesagt hat, der Minister habe damit die Opposition gemeint.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Ich kann nur sagen: Seit wann greift die CDU/CSU Herrn Wagemann an? Wir haben ihn doch immer gegen die Angriffe Ihrer Linken in Schutz genommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben um die Führungsakademie gekämpft.
    Das ganze Interview knüpft an einen Artikel der „Frankfurter Rundschau" an; das ist die erste Frage. Vielleicht werden Sie auch noch so weit gehen, die „Frankfurter Rundschau" zum Sprachrohr der Opposition zu machen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Aber wenn ich die „Frankfurter Rundschau" lese — und ich lese sie —, dann stelle ich immer fest, daß der Kollege Pawelczyk und der Kollege Horn zu den häufigsten Publizisten auf verteidigungspolitischem Gebiet gehören. Nein, wen der Herr Leber hier gemeint hat, ist ganz eindeutig: Das sind die Kreise in seiner eigenen Partei, die seit Jahren an seiner Stellung in dieser Partei und diesem Staat sägen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer hat Ihnen denn den Wahlkreis genommen, Herr Leber? Waren wir das oder waren das Ihre Jungsozialisten?

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Dr. Wörner
    Was haben Sie denn in dem Interview mit Herrn Loewke erklärt? Ich könnte es hier vorlesen. Was haben Sie in Ihrem Interview im „Spiegel" erklärt? Ich will es kurz machen:
    Ich habe manchmal Schwierigkeiten in meiner eigenen Partei, das bestreite ich nicht. Was mir weh tut, ist, daß sie sich wenig mit meiner Arbeit als Verteidigungsminister befaßt.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Das haben nicht wir gesagt, das haben Sie gesagt.
    Wir glauben, daß es unerträglich für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland ist, wenn die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit eines Verteidigungsministers der Bundesrepublik Deutschland in dieser Weise beeinträchtigt oder auch nur gefährdet wird. Das ist längst kein Problem der SPD allein mehr, das ist ein Problem der Sicherheit in diesem Staat, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben uns — nicht nur wir; sehr viele in der Öffentlichkeit, auch die Ihnen wohlgesonnene Publizistik — doch immer und immer wieder gefragt: Was ist eigentlich mit Leber geschehen? Man muß da gar nicht weit zurückgehen. Da gibt es einen ganz zentralen Punkt — der Kollege Damm hat das hier einmal ausführlich dargestellt —, das ist jener Artikel, den Sie in der „Frankfurter Allgemeinen" über Vietnam geschrieben haben. Und was ist darauf geschehen? Der Herr Wehner hat Sie daraufhin in Ihrer eigenen Fraktion, wie man burschikos sagt, gerichtet,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Zu Frikassee gemacht!)

    und hier im Deutschen Bundestag ist der einmalige Vorgang eingetreten, daß der Herr Wehner das, was er Ihnen in der Fraktion ins Stammbuch geschrieben hat, in diesem Plenum wortwörtlich wiederholt hat. Seit diesem Zeitpunkt beobachten wir, daß Sie nicht mehr in der Lage sind, dem Druck in Ihrer Partei standzuhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Frikassee!)

    Und darum ist das nicht nur das Problem der SPD und nicht nur das Problem dieses Verteidigungsministers, sondern ein Problem auch des Parteivorsitzenden, auch des Bundeskanzlers und der ganzen deutschen Öffentlichkeit, die endlich wissen will: Wie hält es die SPD mit der Verteidigung und mit ihrem eigenen Verteidigungsminister?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine letzte Bemerkung — auch die aus Anlaß dieser Debatte —: Es ist die Frage nach der Stellung der Bundeswehr in dieser Demokratie gestellt und sehr ausführlich diskutiert worden, und das ist richtig. Ein deutsches Nachrichtenmagazin — der „Spiegel" — hat in diesem Zusammenhang eine interessante These aufgestellt. Dort heißt es — und ich finde diese These repräsentativ für eine gewisse Denkungsweise —:
    Der Gründungsauftrag der Bundeswehr, erst-
    mals in der deutschen Geschichte eine Armee
    zu schaffen, die sich als fester Bestandteil eines demokratischen Systems versteht, scheint bei der wachsenden Fixierung auf das reine Militärhandwerk immer mehr zu verblassen.
    Ich sage hier, und ich sage es für die CDU/CSU: Diese These ist schlicht und einfach unzutreffend. Die Offiziere, die Unteroffiziere, die Zeitsoldaten und die Wehrpflichtigen sind Demokraten — so gut und so schlecht wie alle anderen Demokraten in diesem Staate auch, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Wer bestreitet das?)

    — Wer das bestreitet? Ja, meine Damen und Herren, muß ich noch einmal zitieren, was der Sprecher des SPD-Vorstands, Heye, gesagt hat: das sei nur die Spitze des Eisbergs, mit anderen Worten, die Bundeswehr sei undemokratisch bis in ihre Grundfesten hinein. Das war doch Ihre Behauptung!

    (Zurufe von der SPD)

    Und dann wundern Sie sich, wenn wir hier stehen und sagen: Die Loyalität des Offizierscorps der Bundeswehr — und ich sage, die Loyalität der gesamten Bundeswehr — gegenüber diesem unserem Staat und seiner Verfassung ist nicht durch das Wort, ist durch die Tat in Jahrzehnten der Geschichte unseres Staates unter Beweis gestellt und erhärtet worden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Dem Einsatz dieser Soldaten verdanken wir es bis zum heutigen Tage entscheidend mit, daß wir frei und sicher auf dem Boden dieser Verfassung leben und arbeiten können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Bundeswehr hat nie die Tendenz zum „Staat im Staate" gehabt, und sie hat sie heute weniger denn je. Allerdings — und das ist vollkommen natürlich und auch gut und richtig — spiegelt sich in der Bundeswehr und ihren Soldaten die ganze Meinungsvielfalt unserer pluralistischen Gesellschaft. Natürlich — auch das sei gesagt, damit nicht erneut Mißverständnisse wachgerufen werden können — sind Wachsamkeit und politische Kontrolle — der Bundeswehr wie jedem anderen Instrument der Macht in diesem Staat gegenüber — am Platz. Dies wird von den Soldaten der Bundeswehr als das akzeptiert, was es ist, als demokratisch legitim. Aber Wachsamkeit, meine Damen und Herren, bedeutet nicht mißtrauische Voreingenommenheit.
    Die Bundeswehr verdient unser Vertrauen, nicht als Vorschuß, meine Damen und Herren, sondern in Anerkennung ihres langjährigen demokratischen Engagements für die Bundesrepublik Deutschland, unseren demokratischen Staat.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Wir fahren in der Aussprache fort. Das Wort hat der Abgeordnete Horn.

(Seiters [CDU/CSU] : Wo bleibt denn Hansen?)





  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Erwin Horn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf im Vorspann auf eine Äußerung von Herrn Zimmermann eingehen. Er ließ sich ja in epischer Breite über einen angeblichen psychischen Defekt aus. Ich habe dafür sehr viel Verständnis; denn er ist unbestreitbar ein Meister in dieser Sache, er hat Erfahrungen auf diesem Felde.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich kann auch verstehen, daß Herr Wörner heute so temperamentvoll gesprochen hat; denn in seinen eigenen Reihen ist dies nicht ganz unumstritten. Er braucht sich nur einmal das anzusehen, was die jungen Leute der Sozialausschüsse in der CDU über seine Äußerungen gesagt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Debatte sollte eigentlich am 10. November letzten Jahres geführt werden. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion bedauert aus zwei Gründen, daß sie an diesem Tag nicht stattfinden konnte: einmal wegen der schweren akuten Erkrankung von Verteidigungsminister Leber. Wir freuen uns, daß Georg Leber diese lebensbedrohende Krankheit so gut überstanden hat. Wir wünschen ihm nicht nur weiterhin Glück und Schaffenskraft für sein verantwortungsvolles Amt,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Heuchelei! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    sondern ich möchte zugleich auch ausdrücklich betonen: Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion steht geschlossen hinter ihrem Verteidigungsminister!

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU — Damm [CDU/CSU] : Ahlers!)

    Sie, Herr Minister, haben unser Vertrauen als untadelige Persönlichkeit und überzeugter Demokrat, und Sie haben unser volles politisches Vertrauen als erfolgreicher Verteidigungsminister, der bei den Soldaten der Bundeswehr, der deutschen Bevölkerung und darüber hinaus im gesamten Ausland sich ein beispielloses Ansehen erworben hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir bedauern die notwendige Verschiebung auch aus einem anderen Grund. Die Koblenzer „RheinZeitung", die sicherlich nicht verdächtigt werden kann, der SPD nahezustehen, schrieb am 11. November 1976:
    Die Debatte wegen der beiden Generale hätte am 10. November geführt werden sollen. An diesem Tag wurde 1943 der katholische Priester Johannes Prassek auf Befehl des Volksgerichtshofs gehenkt, weil er in seiner Gemeinde auch jungen Soldaten die Wahrheit über die verbrecherische Politik der Nazis verkündet hatte. Mit Prassek wurden zum Tod verurteilt und später hingerichtet die beiden katholischen Priester Lange und Müller und ihr evangelischer Mitbruder Pfarrer Stellbrink . . .
    Hier fragt die Koblenzer „Rhein-Zeitung" zu Recht: „Warum ist Prassek vergessen und Rudel aktuell?"

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Vor diesem Hintergrund ist das von der Opposition inszenierte Schauspiel geradezu makaber.

    (Beifall bei der SPD)

    Georg Leber hat in seiner gesamten Amtszeit immer rückhaltlos und, wenn es sein mußte, auch rücksichtslos den ihm überantworteten Verfassungsauftrag ausgeführt und Staatspolitik vor Parteipolitik gestellt. Die CDU dagegen hat die staatspolitische Verantwortung rein parteitaktischen Erwägungen geopfert.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Dies ist doch, meine Damen und Herren, die harmloseste Feststellung, die wir Ihnen gegenüber in diesem Zusammenhang treffen können. Oder müssen Sie sich die viel schwerer wiegende Frage stellen lassen: Welches Staatsverständnis und welches Verständnis von der Rolle der Bundeswehr in einer Demokratie haben Sie eigentlich?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das hohe Ansehen des Sozialdemokraten Georg Leber — und in diesem Zusammenhang sprechen wir heute wegen Ihres Mißbilligungsantrags — und seine Popularität sind den Unionsparteien ein Dorn im Auge.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Deshalb wollen sie diesen bewährten Minister öffentlich heruntersetzen. Weil die Opposition aus parteitaktischen Gründen zu feige ist, sich öffentlich dazu zu bekennen, will sie die Verantwortung für dieses traurige Schauspiel ausgerechnet Lebers Freunden aus seiner eigenen Partei zuschieben.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Ahlers!)

    Mit Zwangskonstruktionen und bestellten Verleumdungsaktionen der Springer-Presse soll der Bevölkerung suggeriert werden, daß der Verteidigungsminister in Teilen seiner Partei mißliebig ist. Weil das Vorgehen gegen den Bundesverteidigungsminister selbst in den Reihen der Union umstritten ist, werden hier Dolchstoßlegenden gezimmert und völlig haltlose Unterstellungen in die Welt gesetzt.
    Doch diese Dolchstoßlegende wird an ihrer Glaubwürdigkeit scheitern. Ein deutscher Geschichtsphilosoph sagte vor 150 Jahren: Die Geschichte wiederholt sich in vielen Abläufen; das erstemal ereignet sie sich als Tragödie, und beim zweiten Mal entartet sie zur Groteske. — Was die Unionsparteien hier versuchen, ist die Wiederholung der Geschichte mit der Dolchstoßlegende — und was übrigbleibt, ist nur eine Farce.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Übrigens : Die China-Reisenden der Opposition hätten in diesem Zusammenhang ruhig das MaoWort beherzigen sollen: Wer diesen Stein aufhebt, dem wird er auf die Füße fallen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Marx [CDU/CSU] : Ihr Mao-Zitat ist falsch!)

    Wir Sozialdemokraten lassen keinen Keil zwischen Georg Leber und uns treiben. Wir haben in der Vergangenheit seine Politik mitverantwortet und mitge-



    Horn
    tragen. Wir werden auch heute bei dieser Abstimmung zu ihm stehen. Und er kann sich auch in Zukunft auf uns verlassen — so wie wir uns auf ihn verlassen können.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU)

    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion wird sich mit der gleichen Entschiedenheit auch dagegen verwahren, daß die Auseinandersetzung um die Entlassung der Bundeswehrgenerale Krupinski und Franke zu einer Krise der Bundeswehr hochstilisiert wird. Es handelt sich hier um das Fehlverhalten von zwei Generalen, das zu notwendigen Konsequenzen führt. In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Es kann nicht angehen, daß zwei Generale die Wahlentscheidung der Bürger in einer mißlichen Deutung vorwegnehmen.
    Die Soldaten aller Teilstreitkräfte erfüllen nicht nur ihre Pflicht, sondern sie haben bei internationalen Tests bewiesen, daß sie jedem Vergleich mit anderen Armeen im Bündnis standhalten. Sie haben damit in vorbildlicher Weise zur Friedenssicherung beigetragen und verdienen daher den vollen Respekt und das Vertrauen unserer Bürger.

    (Beifall bei der SDP und der FDP)

    Alle demokratischen Parteien haben in den letzten 20 Jahren um die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft gerungen. Wir gehen sicher alle davon aus, daß die Bundeswehr ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist. Diese Feststellung wird übrigens auch durch Meinungsumfragen innerhalb unserer Bevölkerung bestätigt. Es gibt weder ideologische Überhöhung des Soldatentums, noch sind negative Vorurteile verbreitet. Die Rolle des Soldaten in der Gesellschaft ist heute von einer Selbstverständlichkeit gekennzeichnet, wie dies noch nie in der deutschen Geschichte der Fall war.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Gerade weil diese Voraussetzungen zutreffen, kann und wird es einzelnes Fehlverhalten in der Bundeswehr wie in anderen Gesellschaftsbereichen geben. Dies erfordert dann allerdings Konsequenzen, die im Sinne unserer demokratischen Staatsverfassung notwendig sind. Der Inspekteur der Luftwaffe hat im Zusammenhang mit der Beurteilung des Vorgangs eine unmißverständliche Aussage gemacht. Ich zitiere:
    Der Minister hat daher Konsequenzen ziehen müssen. Er hat eine Entscheidung getroffen, die politisch unvermeidbar war und die ich deshalb respektiere.
    Zurückweisen muß ich ganz entschieden, daß mit der Entlassung dieser beiden Generale Duckmäusertum gezüchtet werde, wie es Herr Wörner vorhin gesagt hat. Dann würden nämlich alle diejenigen hohen Offiziere und Generale, die diesen Schritt gebilligt haben, hier zu Duckmäusern erklärt, und dies ist eine Sache, die nicht angeht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir stimmen dem zu, was die allermeisten Kommentare der In- und Auslandspresse zu dieser Entscheidung ausführen und was die Koblenzer „RheinZeitung" präzise formulierte:
    Die Entlassung der Generale war nicht angemessen, sondern notwendig. Wenn Oppositionsführer Kohl meint, es sei mit einem Verweis Lebers an die beiden Offiziere und mit deren Entschuldigung bei Wehner getan, so zeugt das zwar von einer freundlichen Gesinnung; an der politischen Aufgabe, die zu lösen ist, zielt sie vorbei. Es geht um den guten Geist der Bundeswehr.
    Ich ergänze: es geht um den guten Geist und um den guten Ruf unserer Bundeswehr, der gewahrt werden muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Und an anderer Stelle heißt es in der zitierten Zeitung:
    Statt sich an Lebers richtiger Entscheidung zu reiben, täte Oppositonsführer Kohl gut daran, die Rolle seines vorgeplanten Verteidigungsministers Wörner in dieser Affäre zu prüfen, der doch dazu beigetragen hat, daß Krupinski und Franke sich so sicher fühlen durften.
    Bezeichnend dafür ist auch die Aussage jenes Herrn Rudel, der erklärte: „Wenn Wörner Verteidigungsminister geworden wäre, dann wären die beiden Generale heute noch in ihrem Amt." In der „Quick" hat Wörner dies auch noch bestätigt.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Jawohl, sehr gut! Das wären sie auch noch!)

    Diese organisierte Affäre macht zweierlei sichtbar. Ohne die fragwürdigen Initiativen von Herrn Wörner wäre das Treffen mit Rudel nicht zustande gekommen. Oder hat etwa der Kommandeur des Geschwaders Immelmann, Oberst Schade, gelogen, als er in Bremgarten sagte

    (Abg. Damm [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — nein, ich halte mich genau an die Regeln, die
    heute morgen von allen Seiten gesetzt wurden —:

    (Beifall bei der SPD — Damm [CDU/CSU] : Sehr schwach!)

    Gerne hätte ich an dieser Stelle den Bundestagsabgeordneten Wörner, dem wir vieles für das Zustandekommen dieses Treffens verdanken, begrüßt.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Eben!)

    Welche Rolle spielen Sie denn hier eigentlich, Herr Wörner? Sind Sie der Ankläger, sind Sie der Richter? Sie sind zugleich der eigentliche Täter.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm [CDU/CSU] : Welche Rolle hat denn Schmidt [Würgendorf] gespielt?)

    Meine Damen und Herren, Herr Wörner hat sehr bemerkenswerte Talente entfaltet, die ihn zwar befähigen, die Rolle des Dorfrichters Adam aus dem „Zerbrochenen Krug" zu übernehmen; aber für



    Horn
    das Amt des Verteidigungsministers ist er überfordert.

    (Erneuter Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU)

    Dies ist doch nicht das einzige Beispiel. Herr Wörner, was denken Sie sich eigentlich dabei, wenn Sie eine Wehrübung dazu mißbrauchen, um Wahlkampfpolitik zu betreiben? Das stellt doch einen eklatanten Verstoß gegen das Soldatengesetz dar. Auch Bundestagsabgeordnete sind als Wehrübende Soldaten mit allen Rechten und Pflichten. Wie wollten Sie denn im Falle eines Wahlsieges der Unionsparteien von unseren Soldaten Gehorsam verlangen, wenn Sie selbst in so offenkundiger Weise das Soldatengesetz durchbrechen?

    (Beifall bei der SPD)

    In Ihrer Person, Herr Wörner, war ein Mann zum Aspiranten für das Amt des Verteidigungsministers benannt worden, der in dem hinter uns liegenden Wahlkampf die wohl unerträglichste Bürgerkriegsparole in die Welt gesetzt hat: „Nur noch wenige Stunden, dann ist Deutschland frei", heißt die Überschrift eines von Herrn Wörner herausgegebenen Pamphlets,

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

    von dem sich selbst der Parteivorsitzende distanziert hat.

    (Pfui-Rufe bei der SPD — Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Unerhört ist so etwas!)

    Diese Form der Auseinandersetzung findet ihre Parallele nur noch in totalitären Systemen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ja, meine Damen und Herren, da wird nämlich der politische Gegner nicht angegriffen, sondern es werden Feindbilder produziert, und es wird mit dem Stilmittel der Verteufelung gearbeitet.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie wollen Sie es eigentlich verantworten, Herr Wörner, daß Sie als Parlamentarier sich an der Spitze der politischen Führung vorbei unmittelbar an den Inspekteur der Luftwaffe wenden und ihn auffordern, ein Geschwadertreffen mit Herrn Rudel in der Bundeswehrkaserne durchzuführen? Warum bringen Sie damit einen Soldaten in einen Konflikt, den Sie redlicherweise auf der parlamentarisch-politischen Ebene austragen müßten? Das ist doch das Entscheidende.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Wörner [CDU/ CSU] : Sie sagen die Unwahrheit! — Damm [CDU/CSU] : Das ist unwahr, was Sie sagen!)

    Herr Wörner setzt sich für das Traditionstreffen mit Herrn Rudel in einer Kaserne ein und erklärt in einem Schreiben an den Inspekteur der Luftwaffe: „Ich kenne die politischen Auffassungen von Oberst a. D. Rudel nicht." Wenn das zutrifft, muß man sich doch fragen, welch unbefangene politische Dummheit aus solchen Worten spricht.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD)

    Sogar im Freistaat Bayern stehen die Bücher des Herrn Rudel auf dem Index der jugendgefährdenden Schriften. Außerdem bezeugen Sie Herrn Rudel dann Ihren „hohen Respekt vor der herausragenden Tapferkeit und der vorbildlichen soldatischen Haltung". Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wissen, daß es im letzten Krieg nicht nur Tapferkeit, sondern auch sehr viel Anstand bei unseren Soldaten gegeben hat. Ich möchte Ihnen ein persönliches Wort sagen. Ich komme aus einer Familie, bei der zeitweilig alle vier Söhne draußen im Krieg waren. Zwei meiner Brüder sind gefallen. Ich würde das Ansehen meiner eigenen Brüder heruntersetzen, wenn ich ihnen nicht Tapferkeit, Anstand und Mut zubilligte. Aber von Ihnen brauchen wir in dieser Hinsicht keine Nachhilfestunden.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)

    Rudel als Vorbild für die Bundeswehr — welch eine Schmähung für tapfere Soldaten, wie Sie sie genannt haben, wie Rommel, Beck und Stauffenberg. Man höre sich ruhig einmal die Äußerungen von Herrn Rudel an, die er gerade über die genannten Soldaten gemacht hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie beklagen in einem Aufsatz über das sicherheitspolitische Konzept der Union den Wertneutralismus in unserem Erziehungssystem und fordern, wir dürften uns nicht scheuen, Vergleiche zwischen Demokratie und Diktatur zu ziehen, aus Angst, wir könnten den Entspannungsprozeß stören. Selbstverständlich müssen wir uns als Demokraten der ständigen geistig-politischen Auseinandersetzung mit den Diktaturen stellen, aber mit jeder Form der Diktatur. Dann kann man auch nicht unverbesserliche Nationalsozialisten wie Herrn Rudel zu Leitbildern der Bundeswehr stilisieren; dies trifft dann unsere Bundeswehr selbst.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer tut das denn?)

    — Was soll denn das andere Wort von der Tapferkeit und der vorbildlichen soldatischen Haltung dieses Mannes, das ausgesprochen worden ist?

    (Damm [CDU/CSU] : Warum hat Schmidt [Würgendorf] das genehmigt?)

    — Aber Herr Damm, Sie sollten doch nicht nur ständig mit den Drüsen denken, Sie können auch ruhig einmal den Kopf dazu nehmen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Marx [CDU/ CSU] : Das ist kein parlamentarischer Still)

    Tapferkeit muß auch die Ziele mit einbeziehen, für die sie eingesetzt wird, oder sie entartet zur Landsknechtmoral. Ein Landsknecht ist aber das exakte Gegenbild zum Staatsbürger in Uniform. Es verstößt gegen die Grundsätze der Inneren Führung. Dies höhlt die Voraussetzungen aus, unter denen die Soldaten ihre Pflicht erfüllen. Die Wertordnung für die der Soldat gegebenenfalls bereit sein muß, sein Leben einzusetzen, muß von den Bürgern und den Soldaten der Bundeswehr gemeinsam erlebt und getragen werden. Wer dem zuwiderhandelt, der zerstört die Grundlagen, auf denen die



    Horn
    Bundeswehr aufgebaut wurde. Hier unterscheiden wir uns auch sehr klar von bestimmten Kreisen der CDU und selbstverständlich auch der CSU in der Frage des Geschichtsbewußtseins und Traditionsverständnisses. Zu unserer Geschichte im soldatischen Bereich gehören Gerhard von Scharnhorst und General von der Marwitz, sein damaliger Kontrahent, Ludwig Beck und Ludendorff, Graf Stauffenberg und Rudel. Zu unserer Geschichte gehören sogar Hitler und Himmler. Unsere Geschichte können wir uns nämlich nicht auswählen. Zu ihr müssen wir uns bekennen, meine Damen und Herren.

    (Dr. Kohl [CDU/CSU] : Sehr gut! — Weitere Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Aber die Frage nach der Tradition verlangt von uns Entscheidungen hinsichtlich der Leitbilder in Staat und Bundeswehr. Hier werden wir doch von den Bürgern gefragt. Wenn Traditionswerte in die Zukunft reichen sollen, dann werden wir, besonders auch von den jungen Bürgern dieses Staates und auch von unseren europäischen Verbündeten, gefragt. Deshalb gehören zu den Leitbildern der Bundeswehr Scharnhorst, Beck und Stauffenberg, nicht aber Ludendorff und Rudel.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Tradition der Bundeswehr darf sich nicht an unfreiheitlichen und damit falschen Leitbildern orientieren. Worin besteht denn die „vorbildliche soldatische Haltung" bei einem Mann wie Rudel, der heute noch Personen und Ideen verherrlicht, die unser Volk und Europa in eine unvergleichliche Katastrophe stürzten, der in niederträchtiger Weise die Widerstandskämpfer gegen Hitler besudelt? Die Demokratie ist die einzige Staatsform, die den politischen Irrtum zubilligt, aber Unverbesserliche wie Herr Rudel haben keinen Platz in der Gemeinschaft der Demokraten. Sie haben auch keinen Platz in unseren Kasernen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir können in unserer Geschichte auf ehrenhafte Vorbilder soldatischer Tradition zurückgreifen. Die Bundeswehr selber besteht ja nun auch schon mehr als 20 Jahre. Sie kann mit mehr Selbstbewußtsein auch auf gute eigene Traditionen zurückgreifen und ist in der Lage, neue und überzeugende Traditionen zu entwickeln und zu gestalten. Bundespräsident Heuss sagte am 12. März 1959 vor Soldaten:
    Eine Tradition selber zu schaffen, ist viel schwieriger, aber auch großartiger, als sie in den Resten und Formen verjährter Gesinnung zu suchen und zu pflegen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    In dieser Auffassung stimmten bisher alle Parteien des Deutschen Bundestages überein. Dies war für unseren Staat und seine Streitkräfte gut. Mit der Eröffnung einer neuen und gefährlichen Traditionskette wurde dieser Grundkonsens von Ihnen, Herr Wörner, durchbrochen.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Sehr richtig!)

    Das Verhalten von Herrn Dr. Wörner in der Rudel-Affäre hat übrigens auch noch eine außen-und bündnispolitische Dimension: Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich und Italien gehören zu den besetzten Ländern des wahnsinnigen Eroberungskrieges Hitlers. Dies sind heute unsere Verbündeten in der Nordatlantischen Allianz. Ihnen gegenüber wie auch den leidgeprüften Völkern Mittel- und Osteuropas gegenüber müssen wir zu unserer Geschichte stehen — nicht in einer Kollektivschuld, sondern in einer Solidarität der Schuld und des guten Willens, um miteinander Belastungen der Vergangenheit abzutragen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer die kritische Reaktion im Ausland, gerade auch bei unseren Bündnispartnern, auf diese Vorgänge verfolgt hat, kann diese Besorgnis nicht einfach beiseite schieben. Wer die politischen Aktivitäten Rudels duldet und unterstützt, wird bei unseren Freunden und Partnern im Ausland unglaubwürdig.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich fasse zusammen: Erstens. Das Verhalten des CDU-Abgeordneten Dr. Wörner im Zusammenhang mit der Affäre Rudel, Krupinski, Franke ist skandalös und stellt die bisherige Solidarität der demokratischen Parteien im Deutschen Bundestag in Frage.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

    Zweitens. Das Verhalten prominenter Unionspolitiker zeigt Auswirkungen im Ausland, besonders auch bei unseren Bündnispartnern. Die Sozialdemokratische Partei wird im Interesse unseres Staates bestrebt sein, Schaden von unserem Volk abzuwenden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Drittens. Die SPD-Bundestagsfraktion weiß, daß die Haltung beider Generale nicht typisch ist für das Denken der Bundeswehr.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Viertens. Die SPD erkennt die Leistungen der Bundeswehr zur Sicherung des Friedens und der Freiheit unseres Volkes an. Respekt und Vertrauen sind die überzeugenden Grundlagen unseres Verhältnisses zur Bundeswehr.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Fünftens. Die Integration von Bundeswehr und Gesellschaft ist die Voraussetzung für die Verteidigung unseres freiheitlichen demokratischen Rechtsstaates.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sechstens. Bildung und Ausbildung in der Bundeswehr müssen an freiheitlichen und rechtsstaatlichen Grundsätzen orientiert sein. Der Primat der Politik ist unumstößlich.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Siebtens. Verteidigungsminister Georg Leber hat das uneingeschränkte Vertrauen der Sozialdemokratischen Partei und unserer Bundestagsfraktion.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Geisterbeschwörung! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)




    Horn
    Das Überzeugen der jungen Bürger von der Notwendigkeit der Landesverteidigung, die Überwindung der Kluft von Arbeiterschaft und Soldaten und das hohe internationale Ansehen von Georg Leber sind die Grundlage unseres Vertrauens für den Verteidigungsminister.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Seine Entscheidung, die Generale Krupinski und Franke in den Ruhestand zu versetzen, war richtig und notwendig. Die SPD-Bundestagsfraktion steht geschlossen hinter Georg Leber und weist den Mißbilligungsantrag der CDU/CSU deshalb entschieden zurück.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)