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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 212. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Inhalt: Eintritt des Abg. Dr. Kreibaum in den Deut- schen Bundestag . . . . . . . . . . 14597 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 14597 A Wahl des Abg. Müller (Remscheid) zum stellvertretenden Mitglied des Vermittlungsausschusses 14597 B Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Wörner, Biehle, Damm, Ernesti, Gierenstein, Handlos, Dr. Kraske, Löher, Rommerskirchen, de Terra, Frau Tübler, Stahlberg, Dr. Marx und der Fraktion der CDU/CSU betr. Verteidigungspolitik — Drucksachen 7/3874, 7/4072 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Wörner, Handlos, Stahlberg, Ernesti, de Terra, Biehle, Frau Tübler, Dr. Kraske, Gierenstein, Dr. Kunz (Weiden), Rommerskirchen, Dr. Jobst, Löher, Geisenhofer, Kiechle, Sick, Eigen, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim und Genossen betr. Verbesserung der Aufstiegsmöglichkeiten für Unteroffiziere in den Kampf- und Kampfunterstützungstruppen des Heeres — Drucksache 7/4433 — Dr. Wörner CDU/CSU . . . . . . . . 14597 D Leber, Bundesminister BMVg . . . . . 14604 B Möllemann FDP 14617 D Damm CDU/CSU 14624 A Friedrich SPD 14631 C Krall FDP 14633 C Handlos CDU/CSU 14636 B Schmidt, Bundeskanzler 14660 D Dr. Dregger CDU/CSU 14664 B Mischnick FDP 14669 D Pawelczyk SPD 14672 A van Delden CDU/CSU 14676 A Neumann SPD 14679 A Moersch, Staatsminister AA 14684 C Wehner SPD 14685 C Stahlberg CDU/CSU 14688 A Horn SPD 14688 C von Hassel, Vizepräsident 14631 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 28. September 1954 über die Rechtsstellung der Staatenlosen — Drucksache 7/4170 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4429 — 14689 D II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Verwaltungsverfahrensgesetzes — Drucksache 7/910 , Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4494 Gerlach (Obernau) CDU/CSU 14690 B Bühling SPD 14692 B Baum, Parl. Staatssekretär BMI 14694 B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksachen 7/888, 7/1088—, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4546 Biechele CDU/CSU . . . . . . . . 14695 D Wittmann (Straubing) SPD 14698 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 14700 C Baum, Parl. Staatssekretär BMI 14701 C Beratung des Antrags des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung der Bundesregierung betr. Upl. Ausgabe bei Kap. 10 02 Tit. 652 06 im Haushaltsjahr 1975 Druck- sachen 7/4222, 7/4430 — 14703 C Fragestunde — Drucksache 7/4555 vom 9. 1. 1976 — Auffassung des Bundeskanzlers über die Ausladung des Ständigen Vertreters der DDR durch Ministerpräsident Goppel MdlAnfr A88 09.01.76 Drs 07/4555 Milz CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA 14641 C, D, 14642 A ZusFr Milz CDU/CSU 14641 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 14642 A Einbeziehung des Landes Berlin in ein Interview des Bundeskanzlers mit der Hamburger Morgenpost MdlAnfr A89 09.01.76 Drs 07/4555 Reddemann CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA . . 14642 B, C, D, 14643 A ZusFr Reddemann CDU/CSU . . 14642 B, C, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . 14642 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14643 A Wertung der Ausladung des Ständigen Vertreters der DDR durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, Alfons Goppel, durch den Bundeskanzler als „außenpolitische Entscheidung" MdlAnfr A90 09.01.76 Drs 07/4555 Reddemann CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA . . 14643 B, C, D ZusFr Reddemann CDU/CSU 14643 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14643 C Verletzung der Vereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR durch die Ausweisung des Spiegel-Korrespondenten Jörg Mettke MdlAnfr A91 09.01.76 Drs 07/4555 Rollmann CDU/CSU Antw StSekr Bölling BPA . . . 14643 D, 14644 D, 14645 A, B, C, D, 14646 A ZusFr Rollmann CDU/CSU . . 14644 D, 14645 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14645 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14645 B ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . 14645 C ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . 14645 C ZusFr Braun CDU/CSU . . . . . . . 14645 D ZusFr Nordlohne CDU/CSU 14646 A Zahl der deutschen Aussiedler aus der CSSR in den Jahren 1974 und 1975 sowie Einhaltung der Vereinbarungen des Prager Vertrags vom 11. Dezember 1973 durch die CSSR ohne zusätzliche Leistungen der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A92 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU MdlAnfr A93 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14646 B, C, D, 14647 A, B, C, D, 14648 A, B, C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 14646 C, D, 14647 A ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 14647 C ZusFr Friedrich SPD . . . . . . . . 14647 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . 14647 D, 14648 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . .14648 B, C Verstoß gegen das Viermächte-Abkommen durch die Forderung der Sowjetunion nach einer gesonderten Einladung vom Berliner Senat zu den Weltmeisterschaften der Eissprinter in Berlin MdlAnfr A96 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A 97 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . 14648 C, D, 14649 B, C, 14650 A, B, C, D, 14651 A ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 14649 B, C, D, 14650 A ZusFr Müller (Berlin) CDU/CSU . . . 14650 B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 14650 D, 14651 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 III Erklärung für die 1975 im Vergleich zu 1974 zurückgegangene Zahl der bei der Nürnberger Durchgangsstelle registrierten Aussiedler MdlAnfr A100 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . 14651 B, C, 14652 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14651 C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 14652 B Informierung der Bundesregierung durch den deutschen Botschafter in Belgrad über das Todesurteil gegen Miljenko Hrkac MdlAnfr A101 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Pack CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . 14652 B, 14653 A ZusFr Frau Pack CDU/CSU . . . . . . 14653 A Verhalten Portugals als Mitglied der NATO bei der Zwischenlandung nach Angola entsandter kubanischer Truppentransportflugzeuge auf den Azoren MdlAnfr A102 09.01.76 Drs 07/4555 Niegel CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14653 B, C, D ZusFr Niegel CDU/CSU . . . . . . 14653 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14653 D Verhalten der Deutschen Botschaft in Warschau gegenüber einer Zuflucht suchenden deutschen Staatsangehörigen MdlAnfr A103 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14654 A, B, D, 14655 B, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 14654 B, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . 14655 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . . 14655 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14655 C Schutz der Ansprüche deutscher Aussiedler auf dingliches Eigentum in Polen MdlAnfr A104 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14656 A, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 14656 B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14656 C Gewährung eines finanziellen Härteausgleichs für die durch die Sturmflut betroffenen Bürger MdlAnfr A40 09.01.76 Drs 07/4555 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF . . . 14657 A, C, D, 14658 A, B, C, D ZusFr Eigen CDU/CSU 14657 B, C ZusFr Rollmann CDU/CSU 14657 D ZusFr Ey CDU/CSU 14658 A ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 14658 B ZusFr Lagershausen CDU/CSU 14658 C ZusFr Dreyer CDU/CSU 14658 C ZusFr Bremer CDU/CSU 14658 D Verhinderung der Verwirklichung der Erhöhung der Kraftfahrzeughaftpflichtprämien durch die Kraftfahrzeugversicherungsgesellschaften insbesondere für Niederbayern und die Oberpfalz MdlAnfr A47 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Fuchs CDU/CSU MdlAnfr A48 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Fuchs CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . 14659 B, C, D ZusFr Dr. Fuchs CDU/CSU 14659 C Sicherstellung des Baus von Steinkohlekraftwerken und Richtigkeit der Information über den Bau eines Kohlekraftwerks knapp jenseits der deutschen Grenze in Dänemark durch ein deutsches Energieversorgungsunternehmen MdlAnfr A50 09.01.76 Drs 07/4555 Wolfram (Recklinghausen) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 14659 D, 14660 A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD . . 14660 A Entwicklung der Handelsbeziehungen mit der Volksrepublik China im Jahre 1975 MdlAnfr A51 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schweitzer SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . . 14660 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 14703 D Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14705* A Anlage 2 Schlußfolgerung in den Agrarpolitischen Informationen der CSU über die Lage der Bauern in Frankreich aus der Tatsache des erhöhten französischen Agraretats SchrAnfr B26 05.12.75 Drs 07/4409 Geldner FDP SchrAntw BMin Ertl BML . . . . . . . 14705* C IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 3 Änderung des ZVS-Verfahrens MdlAnfr A18 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU MdlAnfr A19 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 14706* A Anlage 4 Auffassung des Bundesfinanzministers über die Auslegung des § 4 b des Investitionszulagengesetzes bei Auftragsänderungen, insbesondere durch mittelständische Unternehmen nach dem 30.6. 1975, infolge von Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen MdlAnfr A38 09.01.76 Drs 07/4555 Hauser (Krefeld) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* A Anlage 5 Anzahl der von der Bundesbank im Zusammenhang mit der geplanten Geldmengenausweitung herausgegebenen Banknoten MdlAnfr A39 09.01.76 Drs 07/4555 Lampersbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* B Anlage 6 Entlastung der von der Flutkatastrophe getroffenen Länder und Gemeinden von den durch den Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes entstandenen Kosten durch Übernahme dieser Kosten auf den jeweiligen Übungstitel MdlAnfr A41 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Tübler CDU/CSU MdlAnfr A42 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Tübler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14707' C Anlage 7 Höhere Belastungen der Autofahrer durch die Kfz- und Mineralölsteuer zur Abdekkung der Ausgaben für Straßenwesen und Verkehrspolizei MdlAnfr A43 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* D Anlage 8 Pressemeldungen über einen Personal-Mehrbedarf für die Durchführung des Kinderlastenausgleichs im Besteuerungsverfahren durch die Finanzämter und Höhe der Personalkosten sowie Unterschiede bei den anfallenden Kosten bei der Durchführung der Kindergeld-Auszahlung durch die Arbeitsämter bzw. des Kindergeldlastenausgleichs durch die Finanzämter MdlAnfr A44 09.01.76 Drs 07/4555 Wimmer SPD MdlAnfr A45 09.01.76 Drs 07/4555 Wimmer SPD SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14708* B Anlage 9 Verwendung der Transitpauschale durch Ost-Berlin MdlAnfr A46 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Jobst CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14708* C Anlage 10 Höhe der Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit für Kurzarbeitergeld an Feiertagen seit 1973 MdlAnfr A60 09.01.76 Drs 07/4555 Glombig SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14708* D Anlage 11 Betreibung restriktiver Ausländerpolitik bei der Steuerung der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer MdlAnfr A61 09.01.76 Drs 07/4555 Löher CDU/CSU MdlAnfr A62 09.01.76 Drs 07/4555 Löher CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14709* A Anlage 12 Pressemeldung über die Wiedereinstellung von durch Abfindung aus dem Arbeitsverhältnis bei den Fordwerken ausgeschiedenen ausländischen Arbeitnehmern und Gründe für die Erteilung einer Arbeitserlaubnis MdlAnfr A63 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Franz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14709* C Anlage 13 Beurteilung des Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den von den Arbeitsämtern Emden und Leer für den Bereich Ostfriesland veröffentlichten Jahresdurchschnittszahlen seit 1969 MdlAnfr A64 09.01.76 Drs 07/4555 Nordlohne CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14710* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 V Anlage 14 Konsequenzen aus dem Honorarzuwachs der Kassenärzte im Jahr 1975 für die Gebührenordnung MdlAnfr A66 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Böhme (Freiburg) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14710* B Anlage 15 Realisierung des j 12 a des Tarifvertragsgesetzes, z. B. zur Vereinbarung tarifgesetzlicher Musterverträge zwischen Autoren und Buchverlegern über ihre Gewerkschaft, durch Konstituierung des Börsenvereins der Verleger als Arbeitgeberorganisation MdlAnfr A67 09.01.76 Drs 07/4555 Lattmann SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 14710*D Anlage 16 Pressemeldung über die Zurverfügungstellung des bei der Entwicklung des Kampfflugzeuges MRCA erworbenen deutschen Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges und Behandlung des Transfers deutschen militärtechnologischen Know-hows ins Ausland gemäß dem Kriegswaffenkontrollgesetz MdlAnfr A68 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Holtz SPD MdlAnfr A69 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Holtz SPD SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14711* A Anlage 17 Fernsehbericht über gesundheitsgefährdende Farbstoffe und Metallteile in Automatenbehältern MdlAnfr A72 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Dr. Riedel-Martiny SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14711* B Anlage 18 Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln des Bundes für das Rauchen MdlAnfr A73 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14711* C Anlage 19 Aufnahme von Frau Wieczorek-Zeul in das Bundesjugendkuratorium; Übergabe der Gebäude der Victor-Gollanc-Stiftung an ein im wesentlichen von der Arbeiterwohlfahrt getragenes Institut MdlAnfr A74 09.01.76 Drs 07/4555 Kroll-Schlüter CDU/CSU MdlAnfr A75 09.01.76 Drs 07/4555 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 14712*A Anlage 20 Novellierung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes zur Erreichung einer Wiederherstellung bzw. Verstärkung der Wirtschaftlichkeitsprüfung von Krankenhäusern durch die öffentliche Hand MdlAnfr A76 09.01.76 Drs 07/4555 Braun CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14712* B Anlage 21 Bestand der Ende 1975 in den einzelnen Ländern leerstehenden Wohnungen; Angabe der bei dem „Windhundrennen" um die Mittel aus dem Sonderprogramm Modernisierung erfolgreichen Kundengruppen MdlAnfr A77 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schneider CDU/CSU MdlAnfr A78 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schneider CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 14712* C Anlage 22 Änderung des bestehenden Förderungssystems angesichts der steigenden Sozialmieten MdlAnfr A79 09.01.76 Drs 07/4555 Höcherl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 14713* C Anlage 23 Informierung der deutschen Botschaften und Konsulate über das Gesetz zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 MdlAnfr A94 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Funcke FDP MdlAnfr A95 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Funcke FDP SchrAntw StMin Moersch AA 14713* D Anlage 24 Beurteilung der Forderung der Regierung der UdSSR nach einer zusätzlichen Einladung vom Berliner Senat zur Weltmeisterschaft der Eissprinter in Berlin MdlAnfr A98 09.01.76 Drs 07/4555 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 14714* C VI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 25 Vereinbarkeit der Ausführungen des rumänischen Staats- und Parteichefs zu den Wünschen von Deutschen nach Ausreise und Familienzusammenführung mit den Beschlüssen der KSZE MdlAnfr A99 09.01.76 Drs 07/4555 Roser CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 14714* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14597 212. Sitzung Bonn, den 15. Januar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 16. 1. Adams * 16. 1. Dr. Ahrens 16. 1. Dr. Aigner * 16. 1. Dr. Artzinger * 16. 1. Dr. Bangemann * 16. 1. Dr. Barzel 15. 1. Dr. Bayerl * 16. 1. Behrendt * 16. 1. Blank 23.1. Blumenfeld * 16. 1. Brandt 30. 1. Prof. Dr. Burgbacher * 16. 1. Dr. Corterier * 16. 1. Entrup 16. 1. Dr. Eppler 16. 1. Fellermaier * 16. 1. Flämig * 16. 1. Frehsee * 16. 1. Dr. Früh * 16. 1. Gerlach (Emsland) * 16. 1. Härzschel * 16. 1. Hussing 30. 1. Dr. Jaeger 15. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) * 16. 1. Kater 30. 1. Kiep 16.1. Dr. Klepsch * 16. 1. Krall * 16. 1. Dr. Kreile 16. 1. Lange * 16.1. Lautenschlager * 16. 1. Lenzer ** 16. 1. Lücker * 16. 1. Memmel * 16. 1. Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 23. 1. Müller (Mülheim) * 16. 1. Mursch (Soltau-Harburg) * 16. 1. Frau Dr. Orth 30. 1. Dr. Narjes 15. 1. Richter ** 16. 1. Dr. Schäuble * 16. 1. Prof. Dr. Schellenberg 30, 1. Schmidt (München) * 16. 1. Schonhofen 21.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 30. 1. Dr. Schulz (Berlin) * 16. 1. Schwabe * 16.1. Dr. Schwörer * 16. 1. Seefeld * 16. 1. Springorum * 16. 1. Dr. Starke (Franken) * 16. 1. Frau Stommel 30. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Suck * 16.1. Dr. Todenhöfer 21. 1. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 2. Walkhoff * 16. 1. Frau Dr. Walz * 16. 1. Frau Dr. Wex 15. 1. Wurbs 23. 1. Anlage 2 Antwort des Bundesministers Ertl auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/4409 Frage B 26) : Teilt die Bundesregierung ebenfalls die Auffassung, daß man aus der Tatsache des erhöhten französischen Agraretats die Schlußfolgerung ziehen kann, „Frankreichs Bauern geht es besser", wie es in den Agrarpolitischen Informationen Nr. 12 der CSU dargestellt wird? Nein. Aus der Tatsache, daß der französische Agrarhaushalt für 1976 um 9,07 % gegenüber 1975 erhöht wird, läßt sich dies nicht ableiten. Im übrigen ist die Steigerungsrate des Agrarhaushalts für 1976 gegenüber 1975 geringer als die Steigerung des gesamten Staatshaushalts. Auch muß man in diesem Zusammenhang in Betracht ziehen, daß Frankreich eine Inflationsrate hat, die über 10 % liegt. Für völlig falsch halte ich die verallgemeinernde Behauptung „Frankreichs Bauern geht es besser". Jeder weiß, daß es innerhalb der Landwirtschaft sehr große Einkommensunterschiede gibt. Die letzten aus Frankreich vorliegenden Zahlen zeigen, daß die durchschnittlichen Roheinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe im „reichsten" Departement 27mal so hoch liegen wie im „ärmsten" Departement. (Die Zahlen sind als Tabelle beigefügt.) Die Einkommensunterschiede zwischen einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben sind noch um ein Mehrfaches höher. Ein weiterer Beweis für die Unrichtigkeit der Behauptung ist die Tatsache, daß die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Frankreich abnimmt. Nicht der alleinige, aber ein Grund des Rückgangs ist die Tatsache, daß diese abwandernden Landwirte erkannt haben, daß ihre Betriebe keine ausreichende Existenzbasis darstellen. Es gibt in Frankreich Gebiete, so im Zentralmassiv, wo nicht nur einzelne Höfe, sondern ganze Dörfer aufgegeben werden und aussterben - dies sicherlich nicht deswegen, weil es den Leuten dort so gut geht. Schließlich halte ich es für eine merkwürdige Logik, aus der Tatsache staatlicher Hilfen für einen Wirtschaftsbereich auf dessen Wohlergehen schließen zu wollen. Eher ist das Umgekehrte richtig. Ich bin im übrigen nicht bereit, die wiederholte Verunsicherung und teilweise Falschinformation der bayerischen Bauern durch diesen CSU-Dienst weiter hinzunehmen, und habe veranlaßt, daß die gröbsten Entstellungen jeweils durch Flugblätter meines Hauses richtiggestellt werden. Bruttobetriebseinkommen „Ärmste" „Reichste" Departements Departements Marne 130 000 F Savoie 4 600 F Seine-et-Marne 101 000 F Lozère 7 000 F Aube 78 000 F Belfort 10 450 F Essonne 68 000 F Landes 11 000 F Eure-et-Loir 65 000 F Loire 11 000 F Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Klein (Stolberg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 18 und 19) : Bezugnehmend auf die Beantwortung meiner Schriftlichen Fragen B 111 und 112 der 210. Sitzung des Deutschen Bundestages frage ich die Bundesregierung, ob sie es nicht doch für notwendig hält, sich für eine Änderung des ZVS-Verfahrens einzusetzen, daß ein Losverfahren nicht mehr notwendig ist, bzw. ein Losverfahren nur für eine weit geringere Anzahl von Studienplätzen angewandt werden muß, als es in diesem Wintersemester notwendig war, wo nach dem ZVS-Verfahren immerhin 1078 Studienplätze in Aachen, 514 in Bonn, 780 in Bochum und 856 in Münster (im Durchschnitt gleich 15 % aller Studienplätze) verlost werden mußten? Hält die Bundesregierung es für richtig, daß sich auch Studierwillige an dem Losverfahren beteiligen können, die sich nicht durch das ZVS-Verfahren beworben haben, wenn nein, wird sie sich für eine Änderung des § 24 der Vergabeordnung einsetzen? Zu Frage A 18: Anknüpfend an meine Antwort vom 11. Dezember 1975 auf Ihre schriftlichen Fragen vom 4. Dezember 1975 (Nr. B 111/112, BT-Drucksache 7/4409) darf ich nochmals auf folgendes hinweisen: Da das Hochschulrahmengesetz erst noch durch Durchführungsbestimmungen konkretisiert werden muß, wird die Studienplatzvergabe bis zum SS 1977 nach dem Staatsvertragsverfahren durchgeführt werden. Dabei fällt die Durchführung des gegenwärtigen Staatsvertragsverfahrens nach wie vor in die ausschließliche Zuständigkeit der Länder. Im Anschluß an das Hauptverfahren bei der Studienplatzvergabe für einen Studiengang werden von der ZVS Nachrückverfahren für die danach noch frei bleibenden Studienplätze durchgeführt. Da ein einziges Nachrückverfahren gegenwärtig etwa 3 Wochen in Anspruch nimmt, können höchstens 2 bis 3 derartige Nachrückverfahren nacheinander durchgeführt werden. Von einem bestimmten Zeitpunkt im Semester an müssen alle dann noch verfügbaren Studienplätze unverzüglich vergeben werden, andernfalls würde wegen der fortgeschrittenen Vorlesungszeit ein Studienbeginn in dem betreffenden Semester nicht mehr sinnvoll sein. Ein Losverfahren kann von den Hochschulen kurzfristig durchgeführt werden und erscheint deshalb in diesen Fällen als ein zur unverzüglichen Studienplatzvergabe geeignetes Instrument. In den sogenannten harten Numerus-claususFächern (Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie usw.) werden fast alle Studienplätze im Hauptverfahren und den beiden Nachrückverfahren vergeben. Für das Losverfahren bleiben nur noch vereinzelte Plätze an einzelnen Hochschulen übrig, so daß das Losverfahren in diesen Fächern kaum eine Bedeutung hat. Anders ist es in den Fächern, in denen der Bewerberüberhang weniger groß ist (Anglistik, Geographie, Germanistik, Geschichte, Mathematik usw.). Durch die zahlreichen Fälle, in denen Studienbewerber den ihnen zugewiesenen Platz nicht annehmen (weil sie ihren Studienwunsch geändert haben, weil ihnen der Hochschulort ungeeignet erscheint, weil sie zur Bundeswehr eingezogen worden sind usw.) kommt es in diesen Fächern vor, daß die Zahl der Bewerber während des Zulassungsverfahrens unter die Zahl der verfügbaren Studienplätze absinkt. Hier können in den Nachrückverfahren fast alle Studienwünsche erfüllt werden. Es bleiben somit häufig Studienplätze frei, weil am Ende des Verfahrens alle Studienbewerber für das betreffende Fach einen Platz erhalten haben. In der Öffentlichkeit besteht dabei häufig fälschlicherweise der Eindruck, als sei es etwa auf Mängel im Verfahren zurückzuführen, wenn Studienplätze nicht besetzt werden konnten, zum Teil handelt es sich darum, daß die Gesamtzahl der effektiven Studienbewerber kleiner ist als das Gesamtangebot an Studienplätzen. In diesem Falle wirkt das Verfahren als ein reines Verteilungsverfahren, bei dem jeder Bewerber einen Platz bekommt, und lediglich eine gleichmäßige Auslastung der Hochschulen sichergestellt wird. Die Bundesregierung wird sich dafür einsetzen, daß bei den bevorstehenden Beratungen über die Ausgestaltung der Durchführungsbestimmungen zum neuen Zulassungsverfahren nach dem Hochschulrahmengesetz eine zügige und vollständige Vergabe der Studienplätze sichergestellt wird. Zu Frage A 19: Nach § 24 der Vergabeverordnung können sich zwar neben den Bewerbern des entsprechenden ZVS-Verfahrens auch sonstige Studierwillige mit den entsprechenden Voraussetzungen an dem von den einzelnen Hochschulen durchgeführten Losverfahren beteiligen. Hierbei sind jedoch diejenigen Bewerber bevorzugt zu berücksichtigen, denen für Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14707* den Studiengang, für den sie die Zulassung beantragt haben, von der ZVS ein Ablehnungsbescheid zum Hauptantrag erteilt worden ist. Sollten im Los-verfahren mehr Studienplätze als interessierte bevorzugte Bewerber vorhanden sein, erscheint es auch aus verfassungsrechtlicher Sicht geboten, diese Studienplätze an sonstige Studierwillige zu vergeben. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hauser (Krefeld) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 38) : Trifft die im Schreiben des Bundesministers der Finanzen vom 15. März 1975 IV B 2/S1988-272/75 geäußerte Auffassung: „Wird eine Bestellung in der Weise geändert, daß anstelle des ursprünglich bestellten Wirtschaftsgutes ein anderes Wirtschaftsgut geliefert werden soll, so ist der Zeitpunkt der geänderten Bestellung maßgebend" auch für solche Wirtschaftsgüter zu, bei denen nach dem 30. Juni 1975 (Stichtag im Sinne des § 4 b Investitionszulagengesetz) konstruktive Verbesserungen oder Modelländerungen durchgeführt wurden, und ist die Bundesregierung bereit, diese besonders die mittelständischen Unternehmungen benachteiligende enge Auslegung des § 4 b Investitionszulagengesetz dahin gehend zu erweitern, daß es sich im Falle von Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen nicht um die Lieferung eines „anderen Wirtschaftsgutes" handelt? Nach § 4 b des Investitionszulagengesetzes 1975 setzt die Gewährung einer Investitionszulage zur Konjunkturbelebung für angeschaffte Wirtschaftsgüter deren Bestellung in der Zeit vom 1. Dezember 1974 bis zum 30. Juni 1975 voraus. Bei einer Änderung der Bestellung ist grundsätzlich der Zeitpunkt der geänderten Bestellung maßgebend, wenn an Stelle des ursprünglich bestellten Wirtschaftsguts ein anderes Wirtschaftsgut geliefert werden soll. Die Frage, ob der Zeitpunkt der geänderten Bestellung auch dann maßgebend ist, wenn die Art des bestellten Wirtschaftsguts unverändert bleibt und sich die Anschaffungskosten des bestellten Wirtschaftsguts nur geringfügig ändern, stellt sich regelmäßig bei Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen. Sie wird in Kürze mit den obersten Finanzbehörden der Länder erörtert und entschieden werden. Die Bundesregierung wird dabei eine Regelung anstreben, die nicht eng gefaßt sein soll und die der Zielsetzung des § 4 b des Investitionszulagengesetzes 1975 gerecht wird. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lampersbach (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 39) : Ist die Bundesregierung in der Lage, konkret darüber Auskunft zu geben, was die von der Bundesbank geplante Geldmengenausweitung bedeutet, d. h. — wie viele zusätzliche tausend-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche hundert-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche fünfzig-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche zwanzig-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche zehn-DM-Banknoten durch diese geldpolitische Maßnahme in den Geldkreislauf gepumpt werden? Mit der in Ihrer Frage angesprochenen Festlegung einer Zielgröße für das Wachstum der Zentralbankgeldmenge soll die Richtung der geplanten Geldpolitik bestimmt werden. Die Zielformulierung bezieht sich nicht auf die Struktur der Zentralbankgeldmenge und schon gar nicht auf die Zusammensetzung des Bargeldumlaufs. Diese ist kreditpolitisch unerheblich. Wie viele zusätzliche DM-Banknoten ausgegeben werden und in welcher Stückelung die Ausgabe erfolgt, richtet sich nach den Bedürfnissen des Zahlungsverkehrs. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Tübler (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 41 und 42) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die von der Flutkatastrophe schwer getroffenen Länder und Gemeinden von den durch den Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes entstandenen Sachkosten zu entlasten? Besteht die Möglichkeit, im Hinblick auf die hohen Folgekosten für die betroffenen Länder und Gemeinden, die entstandenen Sachkosten aus dem Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes auf den jeweiligen Übungstitel zu buchen, da der Einsatz insbesondere für die Pionierverbände und Hubschraubereinheiten auch einen hohen Übungswert besitzt? Die Bundesregierung hat beschlossen, die der Bundeswehr und dem Bundesgrenzschutz durch den Einsatz bei der Flutkatastrophe entstandenen Sachkosten den betroffenen Ländern und Gemeinden nicht in Rechnung zu stellen. Die Frage der Buchung der Kosten ist von zweitrangiger Bedeutung. Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Möglichkeit, diese Kosten als Übungskosten zu buchen. Dann müßten allerdings — und darauf lassen Sie mich hinweisen — notwendige Übungsvorhaben reduziert werden. Wir werden diese Möglichkeit prüfen. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen das Ergebnis zu gegebener Zeit mitteilen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Müller-Hermann (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 43) : 14708* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Autofahrer mit der Kfz- und Mineralölsteuer nicht einmal die Nettoausgaben für Straßenwesen und die Verkehrspolizei abdecken — wie von Herrn Bürgermeister Koschnik kürzlich geäußert und — wenn ja — werden die Autofahrer demnächst mit erneuten Belastungen bei der Kfz- und/oder Mineralölsteuer rechnen müssen? Es trifft zu, daß die Einnahmen aus der Kraftfahrzeugsteuer, aus der vom Kraftverkehr aufgebrachten Mineralölsteuer und aus dem Mineralölzoll die Nettoausgaben für Straßenwesen und Verkehrspolizei nicht abdecken. Zumindest seit Beginn der 60er Jahre waren die Einnahmen aus diesen Abgaben stets niedriger als die Ausgaben für die genannten Zwecke. Schon daraus mögen Sie ersehen, daß der in Ihrer Frage geknüpfte Zusammenhang zwischen den Ausgabebeträgen für das Straßenwesen und die Verkehrspolizei einerseits und der Höhe der Kfz-Steuer und der Mineralölsteuer andererseits nicht besteht. Es gibt also keinen Anlaß für die Annahme, Autofahrer müßten wegen des in Rede stehenden Sachverhalts mit zusätzlichen Belastungen bei der Kraftfahrzeugsteuer und der Mineralölsteuer rechnen. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die Mineralölsteuer zu erhöhen. Auch im Bereich der Kfz-Steuer sind Mehrbelastungen für Fahrzeughalter nicht vorgesehen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Wimmer (SPD) (Drucksache 7/4555 Fragen A 44 und 45) : Ist die in der „Süddeutschen Zeitung" (Nr. 267 vom 20. November 1975, Seite 9) wiederholte Behauptung, wonach ein Kinderlastenausgleich im Besteuerungsverfahren durch die Finanzämter einen Personal-Mehrbedarf von 5 500 Arbeitskräften erfordern und damit über dem Bedarf der Bundesanstalt für Arbeit von 5 000 Plankräften liegen würde, richtig, und würden sich bei der erwähnten Aufgabenerledigung durch die Finanzämter auf Grund unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und Eingruppierungstatbestände höhere oder niedrigere Personalkosten ergeben? Sind bei den anfallenden Sach- und Nebenkosten gravierende Unterschiede, die bei der Durchführung der Kindergeld-Auszahlung durch die Arbeitsämtei bzw. des Kindergeldlastenausgleichs durch die Finanzämter entstehen, feststellbar, und wie hoch sind diese? Über den Personalbedarf für die Bearbeitung des Kinderlastenausgleichs durch die Finanzämter gab es bei den Beratungen über den Entwurf des Dritten Steuerreformgesetzes unterschiedliche Auffassungen zwischen der Bundesregierung und dem Bundesrat. Die Bundesregierung schätzte den Personalbedarf bei der sogenannten Finanzamts-Lösung niedriger als die Ländervertretung. Die Bundesregierung nahm seinerzeit die von den Ländern geforderte Arbeitsamts-Lösung in Kauf, um den Kinderlastenausgleich, und damit die gesamte Steuerreform, nicht in Frage zu stellen. Daraufhin bestand keine Veranlassung mehr, die Diskussion über die Personal- und Kostenschätzungen zu vertiefen. Es gibt deshalb keine zwischen Bund und Ländern abgestimmte Auffassung über die Personal- und Sachkosten, die entstanden wären, wenn es zu der Finanzamts-Lösung gekommen wäre. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 46) : Wofür wird von Ost-Berlin die sogenannte Transitpauschale verwandt, und wie hat die Bundesregierung sichergestellt bzw. sich Gewißheit verschafft, daß sie ausschließlich für diese Zwecke verwandt wird? Die Transitpauschale deckt Gebührenforderungen ab, welche die DDR bereits dem Grunde nach in der Zeit einer Deutschlandpolitik eingeführt hat, für die die jetzige Koalition noch keine Verantwortung trug. Die DDR hat sich weder damals noch heute zu einer Zweckbindung von Gebühren bereitgefunden. Hätte die Bundesregierung auf einer Zweckbindung bestanden, wäre eine Vereinbarung über die Pauschalierung nicht zustande gekommen. Dies hätte nicht im Interesse eines reibungslosen Transitverkehrs von und nach Berlin gelegen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Glombig (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 60) : Wie hoch sind die Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit für Kurzarbeitergeld an Feiertagen seit 1973 gewesen? Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Ausgaben an Kurzarbeitergeld für Wochenfeiertage nicht gesondert erfaßt. Sie hat aber festgestellt, daß für 4 Wochenfeiertage im Mai 1975 70 Millionen DM an Kurzarbeitergeld beantragt worden sind. Von dieser Erhebung ausgehend schätzt die Bundesanstalt, daß in den vergangenen Jahren folgende Ausgaben an Kurzarbeitergeld für Wochenfeiertage geleistet worden sind: 1973 (10 gesetzliche Wochenfeiertage) rd. 5 Millionen DM 1974 (11 gesetzliche Wochenfeiertage) rd. 34 Millionen DM 1975 ( 9 gesetzliche Wochenfeiertage) —bis 30. November— rd. 103 Millionen DM insgesamt rd. 142 Millionen DM Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14709* Die Schätzung berücksichtigt den für die einzelnen Jahre unterschiedlich hohen Pro-Kopf-Aufwand an Kurzarbeitergeld und den in den einzelnen Monaten mit Wochenfeiertagen unterschiedlich hohen Bestand an Kurzarbeitern. Die anteilmäßige Erstattung der Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung ist in der Hochrechnung enthalten. Nach Inkrafttreten der Haushaltsstrukturgesetze haben vom 1. Dezember 1975 an nur noch Arbeitnehmer in kontinuierlich arbeitenden Betrieben Anspruch auf Kurzarbeitergeld für gesetzliche Wochenfeiertage. Ergänzend möchte ich noch mitteilen, daß im Dezember 1975 von 643 kurzarbeitenden Betrieben mit 36 418 Beschäftigten 497 Betriebe mit 29 862 Beschäftigten die ausfallende Arbeitszeit so legen wollten, daß die Weihnachtsfeiertage und der Neujahrstag hiervon erfaßt wird. Das hätte bedeutet, daß für 77 °/o der Betriebe und 82 °/o der Beschäftigten Arbeitsausfall für die Feiertage geplant war. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Löher (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 61 und 62) : Wie gedenkt die Bundesregierung, im Hinblick auf die gegenwärtige arbeitsmarktpolitische Situation, zukünftig die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer zu steuern? Beabsichtigt die Bundesregierung, bei den zu ergreifenden Steuerungsmaßnahmen eine restriktive Ausländerpolitik zu betreiben? Die Politik der Bundesregierung hat zum Ziel, den gesetzlichen Vorrang deutscher Arbeitnehmer im Rahmen des geltenden Rechts zu sichern und zugleich eine humane Behandlung der ausländischen Arbeitnehmer zu gewährleisten. Daher wird im Interesse der deutschen und der hier arbeitenden ausländischen Arbeitnehmer der von der Bundesregierung am 23. November 1973 erlassene Anwerbestopp auf absehbare Zeit aufrechterhalten. Die nach § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes zur Ausübung einer Beschäftigung im Bundesgebiet von Ausländern benötigte Arbeitserlaubnis wird auch weiterhin nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes und unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt. Arbeitserlaubnisfrei sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaften. Ausländischen Arbeitnehmern, die ununterbrochen 5 Jahre lang eine unselbständige Tätigkeit rechtmäßig im Bundesgebiet ausgeübt haben oder mit einem Deutschen verheiratet sind, wird die Arbeitserlaubnis unabhängig von der Arbeitsmarktlage erteilt. Bei der Verlängerung einer Arbeitserlaubnis haben die Arbeitsämter die Verhältnisse des einzelnen Falles verstärkt zu berücksichtigen, wenn der Arbeitnehmer seine Tätigkeit ohne Unterbrechung des bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses fortsetzen will. Die von mir aufgezeigten Steuerungsinstrumente — und damit komme ich zu Ihrer zweiten Frage ermöglichen ein flexibles, der jeweiligen Arbeitsmarktsituation entsprechendes Vorgehen. Dabei werden die persönlichen und sozialen Belange der ausländischen Arbeitnehmer angemessen berücksichtigt. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die derzeitige Rechtsstellung der ausländischen Arbeitnehmer zu verschlechtern. Die arbeits- und sozialrechtliche Gleichbehandlung der ausländischen Arbeitnehmer soll so weit wie möglich aufrechterhalten bleiben. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgordneten Dr. Franz (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 63) : Trifft die Meldung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vorn 31. Dezember 1975 zu, daß 1975 von den Fordwerken ausländische Arbeitnehmer, die sich durch eine Abfindung hatten bewegen lassen, ihr Arbeitsverhältnis zu lösen, gleichwohl aber in Deutschland geblieben waren, wieder eingestellt wurden, und warum — bejahendenfalls — ist ihnen eine Arbeitserlaubnis erteilt worden, obwohl dies nur geschehen soll, wenn deutsche Arbeitnehmer nicht vermittelt werden können? Aufgrund Ihrer Frage ist die Bundesanstalt für Arbeit dem geschilderten Sachverhalt nachgegangen. Eine abschließende Stellungnahme ist ihr aber erst nach Überprüfung der beim Arbeitsamt Köln vorliegenden Arbeitserlaubnisunterlagen möglich. Nach den vorläufigen beim Arbeitsamt Köln getroffenen Feststellungen wurden im Jahre 1975 auch Arbeitserlaubnisse für ausländische Arbeitnehmer der Firma Ford erteilt, die bereits vorher dort beschäftigt waren. Über die Anträge dieser Arbeitnehmer wurde gemäß § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles entschieden. Dabei war nach den gesetzlichen Vorschriften nicht zu prüfen, ob die Antragsteller vorher mit Abfindungen bei der Firma Ford ausgeschieden waren. Das Arbeitsamt Köln hat jedoch Arbeitserlaubnisse nur erteilt, wenn geeignete deutsche oder ihnen gleichgestellte ausländische Arbeitnehmer der Arbeitsvermittlung nicht zur Verfügung standen. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit hat eine ausführliche Stellungnahme von den örtlich zuständigen Dienststellen erbeten. Ich bin gern bereit, Ihnen das Ergebnis — sobald es mir vorliegt — noch schriftlich mitzuteilen. 14710* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Nordlohne (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 64) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß nach den am 7. Januar 1976 von den Arbeitsämtern Emden und Leer für den Bereich Ostfriesland veröffentlichten Jahresdurchschnittszahlen der arbeitslosen Männer und Frauen seit dem Jahr 1969, abgesehen von einer kurzfristigen Belebung in den Jahren 1970 und 1971, ein kontinuierlich-rapider Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen ist? Die Arbeitslosenquoten in Ostfriesland sind in den Strukturschwächen dieses Wirtschaftsraumes begründet. Sie liegen nicht erst seit dem von Ihnen genannten Jahr 1969 über dem Durchschnitt des Landesarbeitsamtsbezirks Niedersachsen-Bremen und über dem Bundesdurchschnitt. Über den Gesamtzeitraum 1969/75 gesehen nahm die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote im Bundesgebiet wesentlich stärker zu als in Emden und in Leer. 1969 betrug die Arbeitslosenquote in Emden noch das 5fache und in Leer das 4,2fache des Bundesdurchschnitts. 1975 war der Abstand auf das 2,lfache in Emden und das 1,8fache in Leer zurückgegangen. Da sich der Abstand der Arbeitslosenquoten in Emden und Leer zum Bundesdurchschnitt nicht vergrößerte, sondern beträchtlich verkleinerte, kann davon ausgegangen werden, daß sich die Schwächen in der regionalen Wirtschaftsstruktur nicht verstärkt, sondern eher vermindert haben. Dies ist eine Folge besonderer arbeitsmarktpolitischer Bemühungen im ostfriesischen Raum und insbesondere der regionalen Wirtschaftsförderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur", in die auch die niedersächsische Nordseeküste einbezogen ist. Hinweisen möchte ich noch auf folgendes: Emden und Leer sind übergeordnete Schwerpunktorte innerhalb des dritten regionalen Aktionsprogramms „Niedersächsische Nordseeküste" im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Im Rahmen dieses Aktionsprogramms sollen im Zeitraum 1976/79 27 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 2 000 vorhandene Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe gesichert werden. Hierzu wurden 110 Millionen Gemeinschaftsaufgabe-Mittel bereitgestellt und 140 Millionen DM Investitionszulage-Mittel geplant. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Böhme (Freiburg) (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 66) : Bestätigt die Bundesregierung die vorn Bundesverband der Betriebskrankenkassen in einem offenen Brief genannten Zahlen über den Honorarzuwachs der Kassenärzte um mehr als 10% im Jahr 1975, und wie beurteilt die Bundesregierung dieses Honorarplus von einer Milliarde DM, und welche Konsequenzen für die Gebührenordnung zieht die Bundesregierung daraus? Die Aufwendungen der Ortskrankenkassen und Ersatzkassen für ärztliche Behandlung sind in den ersten drei Quartalen 1975 gegenüber dem Vergleichsvorjahreszeitraum um fast 15 v. H. gestiegen. Für das ganze Jahr 1975 ist für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung ungefähr mit der gleichen Zuwachsrate zu rechnen. Dieser Honorarzuwachs ist nach Auffassung der Bundesregierung als zu hoch zu bezeichnen. Wesentliche Ursache des außerordentlich hohen Honoraranstiegs im Jahre 1975 ist die starke Ausdehnung des Umfanges der abgerechneten Leistungen. Diese Entwicklung läßt sich allein durch strukturelle Änderungen der Gebührenordnung, wie sie im Jahre 1975 bereits von den Vertragspartnern ausgearbeitet worden ist, nicht ausreichend begrenzen. Die Bundesregierung hält es daher für unerläßlich, daß Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen durch ergänzende Vereinbarungen eine Honorarentwicklung sicherstellen, die den gesamtwirtschaftlichen Realitäten und dem überproportionalen Einkommensanstieg der Kassenärzte im vergangenen Jahr Rechnung trägt. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lattmann (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 67) : Ist die Bundesregierung darüber informiert, daß der neue § 12 a des Tarifvertragsgesetzes, der zum Beispiel freiberuflichen Autoren als arbeitnehmerähnlichen Personen das Recht einräumt, durch ihre Gewerkschaft tarifgesetzliche Musterverträge mit Buchverlegern zu vereinbaren, bisher deswegen nicht realisiert werden konnte, weil die Verleger ihren Börsenverein noch nicht als Arbeitgeberorganisation konstituiert haben, und was gedenkt die Bundesregierung an ergänzenden gesetzgeberischen Maßnahmen einzuleiten, um der Tarifautonomie in diesem Bereich zur Verwirklichung zu verhelfen? Es ist zutreffend, daß es bisher noch nicht zum Abschluß von Tarifverträgen über den Inhalt von Dienst- oder Werkverträgen zwischen Schriftstellern und Verlegern gekommen ist. Die Bundesregierung bedauert dies und würde es im Interesse der Schriftsteller begrüßen, wenn diese Möglichkeit, die seit dem 1. November 1974 auf Grund des § 12 a Tarifvertragsgesetzes besteht, genutzt würde. Dazu müßten auch auf Verlegerseite die Voraussetzungen zum Abschluß eines Verbandstarifvertrags geschaffen werden, — sei es durch Bildung einer Vereinigung, deren Aufgabe der Abschluß von Tarifverträgen ist, — sei es dadurch, daß ein bereits bestehender Verband den Abschluß von Tarifverträgen als Aufgabe hat. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14711* Die Bundesregierung erwägt keine gesetzlichen Maßnahmen, um die von Ihnen erwähnten Schwierigkeiten auszuräumen. Ob für den Abschluß eines Verbandstarifvertrages Tarifpartner vorhanden sind, ist eine Vorfrage tatsächlicher Art, die sich im gesamten Bereich der kollektiven Regelung von Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen stellt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß tarifwillige und damit tariffähige Verbände nach unserer Rechtsordnung grundsätzlich auf freier Bildung beruhen. Nach dem Tarifvertragsgesetz können neben den Verbänden aber auch die einzelnen Arbeitgeber und auf Grund des § 12 a die einzelnen Auftraggeber Tarifverträge schließen. Die Bundesregierung beabsichtigt jedoch, im Rahmen ihrer Gespräche mit den beteiligten Verbänden über Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der künstlerischen und publizistischen Berufe auch die von Ihnen aufgeworfene Frage zur Sprache zu bringen. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Holtz (SPD) (Drucksache 7/4555 Fragen A 68 und 69) : Trifft die Meldung des „Spiegel" vom 22. Dezember 1975 zu, wonach das bei der Entwicklung des Kampfflugzeuges MRCA erworbene deutsche Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges zur Verfügung gestellt wird? Fällt der Transfer deutschen militärtechnologischen Know-hows ins Ausland unter das Kriegswaffenkontrollgesetz, und wird die Bundesregierung bejahendenfalls gemäß dem Kriegswaffenkontrollgesetz verfahren? Die Bundesregierung hat keine Genehmigung erteilt, das bei der Entwicklung des MRCA oder bei irgend einem anderen Kampfflugzeug erworbene technische Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges zur Verfügung zu stellen. Dies gilt auch für das Triebwerk RB 199. Das Verbringen von Fertigungsunterlagen für Kriegswaffen und sonstiges Rüstungsmaterial ins Ausland unterliegt der Genehmigungspflicht nach dem Außenwirtschaftsgesetz, das in jedem Fall von den zuständigen Behörden anzuwenden ist. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Riedel-Martiny (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 72) : Kann die Bundesregierung einen Fernsehbericht bestätigen, daß Automatenbehälter für Kaugummi, Nüsse oder Schmuck gesundheitsgefährdende Spuren von Farbstoffen und Metallteilen aufweisen? Eine Frage mit gleichem Sachinhalt ist auch der Bayerischen Staatsregierung im Bayerischen Landtag gestellt worden. Nach Auskunft des Bayerischen Innenministeriums konnten nach den dort angestellten Untersuchungen in Automatenbehältern keine gesundheitsschädlichen Bestandteile festgestellt werden. Gesundheitliche Gefahren sind deshalb nicht erkennbar. Auch der Bundesregierung liegen keine Hinweise für die in Ihrer Frage geäußerten Vermutung vor. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Neumeister (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4545 Frage A 73) : Trifft es zu, daß eine vom Verein zur Förderung des deutschen Tabakwareneinzelhandels e.V., Hamburg, herausgegebene „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn ausgelegt und auf diese Weise in einem öffentlichen Verkehrsmittel des Bundes mittelbar für das Rauchen geworben wird, und wenn ja, wie vertragen sich die Bemühungen der Bundesregierung auf den Gebieten der gesundheitlichen Aufklärung und der Gesundheitserziehung damit? Es trifft zu, daß die vom Verein zur Förderung des deutschen Tabakwareneinzelhandels e. V. herausgegebene „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn ausgelegt worden ist. Nach Auffassung der Bundesregierung zielen die in diesem Flugblatt zusammengestellten Veröffentlichungen insbesondere darauf ab, die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens zu verharmlosen. Hierdurch soll offenbar den Maßnahmen auf dem Gebiet der gesundheitlichen Aufklärung und der Gesundheitserziehung entgegengewirkt werden. Auch unter Berücksichtigung der mit den Werbeverboten für Tabakerzeugnisse in § 22 des neuen Lebensmittel-und Bedarfsgegenständegesetzes angestrebten Zielen begegnet die Raucherdepesche erheblichen Bedenken. Bereits am 16. Dezember 1975 hat der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Dr. Focke, gegenüber der Presse auf die Fragwürdigkeit dieser Veröffentlichung hingewiesen. Wie es zu der Auslage der „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn kommen konnte, wird derzeit geklärt. Die Bundesregierung ist bemüht, alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um künftig derartige Vorkommnisse zu verhindern. 14712* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 74 und 75) : Trifft es zu, daß Frau Minister Dr. Focke allen mit der Besetzung des Jugendkuratoriums befaßten Behörden mitgeteilt hat, daß Frau Wieczorek-Zeul „den Bereich RCJ" abdecke und daß Frau Wieczorek-Zeul vom Ring Politische Jugend nicht vorgeschlagen worden ist für die Aufnahme in das Bundesjugendkuratorium? Ist es richtig, daß die Gebäude der Victor-Gollanc-Stiftung, die kürzlich aufgelöst worden ist, einem Institut übergeben werden, das wesentlich von der Arbeiterwohlfahrt getragen wird? Zu Frage A 74: Es trifft nicht zu, daß in dem vorgeschriebenen Anhörungsverfahren den ausschließlich zu beteiligenden Bundesministern mitgeteilt worden ist, Frau Wieczorek-Zeul decke den Bereich des Ringes Politischer Jugend ab. Unabhängig davon, daß der Ring Politischer Jugend kein Vorschlagsrecht hat, habe ich ihn bei der Vorbereitung der Neuberufung des Bundesjugendkuratoriums im Rahmen einer auf alle wesentlichen Bereiche der Jugendhilfe ausgedehnten Konsultation um Anregungen für die personelle Besetzung gebeten. Daraufhin habe ich keine Antwort des Ringes Politischer Jugend erhalten. Zu Frage A 75: Nachdem der Vorstand der Victor-Gollanc-Stiftung sich nicht mehr in der Lage sah, die zweckentsprechende Verwendung von Bundesmitteln zu gewährleisten, hat das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit die Förderung dieses Verbandes zum 31. Dezember 1975 eingestellt. An der Fortführung der von der Victor-GollancStiftung wahrgenommenen Aufgaben hat die Bundesregierung ein erhebliches Interesse. Sie hat sich daher nach einem geeigneten Träger umgesehen und ihn in der gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialforschung und Sozialplanung mbH gefunden. Diese Organisation, deren Hauptgesellschafter die Arbeiterwohlfahrt — Bundesverband — e. V. ist, betreibt das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, das neben seiner bisherigen Tätigkeit die bisherigen Aufgaben der Victor-Gollanc-Stiftung übernimmt. Diese Gesellschaft soll auch in die Eigentums- und Besitzrechte an dem für die Victor-Gollanc-Stiftung in Frankfurt errichteten Gebäude eintreten. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 76) : Teilt die Bundesregierung die verschiedentlich in der Öffentlichkeit geäußerte Auffassung, daß das Krankenhausfinanzierungsgesetz und die Bundespflegesatzverordnung es ermöglicht hätten, laufende Kosten unkontrolliert auf die Krankenkassen zu überwälzen, weil der Grundsatz der sparsamen Haushaltsführung zu wenig beachtet werde, und hält die Bundesregierung eine Novellierung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes für erforderlich, durch die eine Wiederherstellung bzw. Verstärkung der Wirtschaftlichkeitsprüfung von Krankenhäusern durch die öffentliche Hand erreicht wird? Die in der Frage zum Ausdruck gebrachte pauschale Behauptung trifft nicht zu, da das Krankenhausfinanzierungsgesetz und die Bundespflegesatzverordnung eine Reihe von Kontrollen vorsehen. Die Bundesregierung hat einen Bericht über die Auswirkungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes erstellt, der dem Deutschen Bundestag als Bundestagsdrucksache Nr. 7/4530 vorliegt. Darin hat sie im einzelnen dargelegt, welche Probleme sich bei der Anwendung des Grundsatzes der sparsamen Wirtschaftsführung bisher ergeben haben und welche Schritte eingeleitet oder erwogen werden, um die Krankenhäuser zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zu veranlassen. In diesem Rahmen wird auch geprüft, ob und in welchem Umfang Gesetzesänderungen notwendig sind. Wegen des Umfanges der Ausführungen möchte ich auf diesen Bericht verweisen. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schneider (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 77 und 78) : Wie hoch beziffert die Bundesregierung den Haldenbestand leerstehender Wohnungen in den einzelnen Ländern zum Jahresende 1975, und welche Rückschlüsse ergeben sich für sie aus einer diesbezüglichen Erhebung der Bayerischen Landesbausparkasse vom 1. Dezember 1975 für den Freistaat Bayern? In welchem Umfang und über welche Banken sind hauptsächlich welche Kundengruppen bei dem „Windhundrennen" um die Mittel aus dem Sonderprogramm Modernisierung des letzten Konjunkturförderungsprogramms erfolgreich gewesen? Zu Frage A 77: Eine Meldepflicht für leerstehende Wohnungen gibt es in der Bundesrepublik nicht, so daß statistisches Material darüber nicht vorhanden ist. Da auch den Gemeinden in den meisten Fällen die Anzahl der in ihrem Gebiet leerstehenden Wohnungen nicht bekannt ist, können Erhebungen über den Umfang der Wohnungshalden — wie dies auch von der Bayerischen Landesbausparkasse in Bayern geschehen ist — nur durch Umfragen bei den Bauherren selbst erfolgen. Diese Art der Erhebungen ist jedoch mit nicht unerheblichen Fehlerquellen belastet. Dennoch ist jeder Versuch, die Größenordnung des Bestandes an leerstehenden Neubauwohnungen zu ermitteln, zu begrüßen. Dies gilt namentlich auch Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14713* für die Erhebungen der Bayerischen Landesbausparkasse. Diese Erhebungen vermitteln zusammen mit den sich mehrenden Stellungnahmen aus der Wohnungswirtschaft und deren Verbänden den Eindruck, daß die Zahl der leerstehenden Wohnungen bedeutend niedriger ist als immer behauptet wird, und daß die Halden der unverkauften Wohnungen bereits zunehmend abgebaut werden. Nach den Erhebungen der Bayerischen Landesbausparkasse werden in Bayern z. Zt. etwa 13 600 unverkaufte und unvermietete Eigentumswohnungen angeboten, und zwar davon allein rd. 6 200 Eigentumswohnungen im Bereich der Stadt und des Großraumes München. Bei Hochrechnung dieses Umfrageergebnisses auf Bundesebene ergäben sich — wie die Süddeutsche Zeitung am 3. Dezember 1975 berichtet — für das gesamte Bundesgebiet höchstens 100 000 leerstehende Wohnungen. Das aber bedeutet, daß die vor etwa 1 Jahr mit Hilfe der Länder vorgenommene Schätzung meines Hauses mit rd. 200 000 leerstehenden Wohnungen eher zu hoch als zu tief lag und daß die Wohnungshalden andererseits auch bereits kräftig abgeschmolzen sein müssen. Tatsächlich stellt die Bayerische Landesbausparkasse in ihrer Presse-Information auch erläuternd fest, daß die von ihr befragten Bauherren überwiegend von einer Verbesserung des Verkaufsergebnisses seit Mitte 1975 sprächen. Diese Entwicklung ist durch die wiederholten Zinssenkungen im letzten Jahr und durch die im sozialen Wohnungsbau, insbesondere aber im Regionalprogramm des Bundes gegebenen Möglichkeiten einer nachträglichen Förderung begünstigt worden. Auf die Möglichkeiten einer nachträglichen Förderung im Regionalprogramm des Bundes und auf die mit dem Gesetz zur Förderung von Investitionen und Beschäftigung vom 23. Dezember 1974 geschaffenen Steuererleichterungen im Rahmen des § 7 b des Einkommensteuergesetzes sowie im Rahmen des Grunderwerbsteuergesetzes im Interesse des Haldenabbaus hat die Bundesregierung bereits in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Ziele und Aufgaben der Wohnungspolitik vom 17. April 1975 (BT-Drs. 7/3523) hingewiesen. Zu Frage A 78: Der Anteil einzelner Banken oder Zweige der Kreditwirtschaft an der Durchführung des Sonderprogramms wird statistisch nicht erfaßt, so daß darüber keine exakte Aussage getroffen werden kann. Mir ist jedoch aus Kontakten mit den Ländern bekannt, daß von einer Überrepräsentation einzelner Banken keine Rede sein kann. Zur Frage, welcher Kundenkreis im Rahmen des Sonderprogramms erfolgreich gewesen ist, liegt bisher lediglich die Bewilligungsstatistik des Landes Baden-Württemberg vor, Danach sind rd. 94 % der Zuschußmittel privaten Hauseigentümern und rd. 6 % juristischen Personen bewilligt worden. Die Zuschußmittel an private Hauseigentümer kommen etwa je zur Hälfte Eigentümern von Mietwohngebäuden und Eigentümern von Eigenheimen bzw. Eigentumswohnungen zugute. Ein ähnliches Bild wird mir in einem Vorabbericht aus Niedersachsen übermittelt. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Höcherl (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 79) : Ist die Bundesregierung angesichts der unerträglich steigenden Sozialmieten bereit, das bestehende Förderungssystem umzustellen, wie wiederholt von den Bundesministern Lauritzen, Dr. Vogel und neuerdings auch von Bundesminister Ravens in Aussicht gestellt worden ist? Der Bundesbauminister ist seit mehr als 2 Jahren bemüht, durch Verhandlungen mit den Wohnungsbauressorts der hierfür zuständigen Länder im sozialen Wohnungsbau zu einheitlichen Mietobergrenzen und zu einer ausgewogeneren Begrenzung des subventionstechnisch bedingten Mietanstiegs zu kommen. Bei diesen Verhandlungen bestand in der Zielsetzung von Anfang an ein hohes Maß an Übereinstimmung. Die gemeinsamen Bemühungen haben auch bereits zu positiven Ergebnissen geführt. So konnte 1975 bei den Mietobergrenzen eine Stabilisierung erreicht werden. Darüber hinaus hat z. B. das Land Bayern sein Förderungssystem, das für die Großstädte faktisch zu einem übermäßigen Mietanstieg führen mußte, durch Anpassung an die Regelungen anderer Länder verbessert. Die Wohnungsbauressorts des Bundes und der Länder sind sich darin einig, daß eine noch weitergehende Begrenzung des subventionstechnisch bedingten Mietanstiegs erwünscht wäre. Die Länder waren jedoch gegenwärtig nicht bereit, einer entsprechenden Rechtsverordnung des Bundes zuzustimmen, nachdem die beabsichtigte gezielte Anpassung der Wohngeldregelungen angesichts der allseitigen Forderung, auf ausgabenerhöhende Gesetze zu verzichten, verschoben werden mußte. Anlage 23 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Funcke (FDP) (Drucksache 7/4555 Fragen A 94 und 95) : Trifft es zu, daß in verschiedenen deutschen Botschaften und Konsulaten das Gesetz zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 nicht oder nur unvollkommen bekannt ist, so daß deutsche Mütter im Ausland, die bis zum 31. Dezember 1977 den Antrag zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit für ihre Kinder stellen wollen, nicht zuverlässig beraten oder gar abgewiesen werden? 14714* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Ist die Bundesregierung bereit, die Informationen über das Gesetz bei Behörden und in der Öffentlichkeit des In- und Auslands zu verstärken, um durch Unkenntnis entstehende Nachteile für den betroffenen Personenkreis zu vermeiden? Zu Frage A 94: Das Auswärtige Amt kann nicht bestätigen, daß in verschiedenen deutschen Botschaften und Konsulaten das Gesetz zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes (RuSTAÄndG 1974) nicht oder nur unvollkommen bekannt sei. Das Auswärtige Amt hat die diplomatischen und berufskonsularischen Auslandsvertretungen im Verlauf des Jahres 1975 durch drei Runderlasse (vom 15. Januar, 25. April und 16. September 1975) auf die Bestimmungen des am 1. Januar 1975 in Kraft getretenen Gesetzes zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 hingewiesen und die Vertretungen mit sachdienlichen Informationen zur Durchführung des Gesetzes versehen: — mit dem Runderlaß vom 15. Januar erhielten die Vertretungen ein vom Bundesministerium des Innern herausgegebenes Merkblatt über die Neuregelung und die erforderlichen Erklärungsvordrucke für die Antragsteller; gleichzeitig wurden die angeschriebenen diplomatischen und berufskonsularischen Auslandsvertretungen beauftragt, auch die Honorarkonsuln in ihrem Amtsbereich zu unterrichten und, soweit erforderlich, mit den Merkblättern und Erklärungsvordrucken zu versehen; — mit Runderlaß vom 25. April wurden Ausführungsbestimmungen des Bundesministers des Innern und des Auswärtigen Amts vom 19. März 1975 zur Durchführung der Gesetzesnovelle verteilt, die bereits im Gemeinsamen Ministerialblatt vom 14. April 1975 veröffentlicht worden waren; — aus Anlaß von Rückfragen einer Reihe von Vertretungen wurde unseren diplomatischen und berufskonsularischen Vertretungen schließlich mit dem Runderlaß vom 16. September eine eingehende Stellungnahme des federführenden Bundesministers des Innern zu ihrer Unterrichtung übersandt; gleichzeitig wurden die Vertretungen gebeten, über etwaige weitere Zweifelsfragen zu berichten. Das Auswärtige Amt geht daher mit Recht davon aus, daß alle mit konsularischen Aufgaben befaßten Bediensteten unserer Auslandsvertretungen mit dem Gesetz zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 hinreichend vertraut und im Stande sind, anfragende deutsche Mütter zuverlässig zu beraten. Zu Frage A 95: Nachdem das Gesetz nunmehr ein Jahr in Kraft ist, wird die Bundesregierung an die Presse nochmals eine Mitteilung herausgeben, um die in Be- tracht kommenden Personen über ihre Rechte zu belehren, insbesondere auch darüber, daß die Möglichkeit, die deutsche Staatsangehörigkeit durch einfache Erklärung zu erwerben, bis zum Ablauf des 31. Dezember 1977 befristet ist. Das Auswärtige Amt wird dies zum Anlaß nehmen, die Auslandsvertretungen zu beauftragen, weiterhin alle geeigneten Möglichkeiten zur Unterrichtung des in Betracht kommenden Personenkreises auszuschöpfen. Anlage 24 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 98) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Forderung der Regierung der UdSSR nach einer zusätzlichen Einladung des Berliner Senats zur Weltmeisterschaft der Eissprinter, obgleich die UdSSR bereits eine Einladung zu dieser Veranstaltung durch den deutschen Eissportverband erhalten hat? Ich verweise auf die mündliche Beantwortung der Fragen 96 und 97 der Frau Abgeordneten Berger. Anlage 25 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Roser (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 99) : Treffen Meldungen zu, nach denen der rumänische Staats- und Parteichef ausgeführt haben soll, daß die Wünsche von Deutschen nach Ausreise und Familienzusammenführung eine Manifestation des Klassenfeindes seien, die bekämpft werden müsse und nicht akzeptiert werden dürfe, und wenn ja, hat der Bundesminister des Auswärtigen bei seinem Besuch in Bukarest dem rumänischen Staats- und Parteichef klargemacht, daß er mit dieser Haltung gegen die auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa verabschiedeten Vereinbarungen verstößt, die den Menschen mehr Freiheit bringen sollten? Die erwähnten Meldungen über Äußerungen des rumänischen Staatspräsidenten Ceausescu treffen in der wiedergegebenen Form nicht zu. Präsident Ceausescu hat am 3. Dezember 1975 vor Vertretern der deutschen und ungarischen Minderheiten in Rumänien erklärt, daß der Platz jedes Rumänen ungeachtet seiner Nationalität in Rumänien sei und die Minderheiten aufgefordert, am Ausbau des Landes mitzuarbeiten. Er hat sich gegen nationalistische und chauvinistische Auffassungen jeder Art gewendet und in diesem Zusammenhang ausgeführt, daß auch der Auswanderungswille durch solche Auffassungen motiviert sein kann. Die Rede ist im übrigen in der deutschsprachigen rumänischen Tageszeitung „Neuer Weg" vom 6. Dezember 1975 abgedruckt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14715* Bei den Gesprächen, die Bundesminister Genscher während seines Rumänienbesuches am 4./5. Dezember 1975 mit Präsident Ceausescu und anderen rumänischen Politikern führte, hat er nachdrücklich die Bedeutung unterstrichen, die die Bundesregierung der Familienzusammenführung beimißt. Er hat ferner auf die Erwartungen hingewiesen, die sich in dieser Hinsicht aus der Schlußakte von Helsinki ergeben. Die Anliegen der Deutschen in Rumänien wurden auch in der Tischrede unterstrichen, die Bundesminister Genscher am 4. Dezember 1975 in Bukarest gehalten hat, und die im Bulletin vom 9. Dezember 1975 abgedruckt ist. Die rumänischen Gesprächspartner des Bundesministers haben zu erkennen gegeben, daß sie zwar keine Auswanderungswelle wünschen, haben aber auch klar gesagt, daß die rumänische Seite bereit sei, wie bisher Ausreisegenehmigungen zum Zweck der Familienzusammenführung zu erteilen.
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    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In den letzten Jahren sind Verteidigungsdebatten im Deutschen Bundestag relativ selten geworden. Mir scheint, dies ist an sich ein Zeichen dafür, daß es auf dem Felde der äußeren Sicherheit insgesamt keine tiefer greifenden Meinungsverschiedenheiten gibt; denn ansonsten müßte die Opposition ja häufiger die Gelegenheit zur Auseinandersetzung herbeiführen. Wer das aber nun so deutet, die gegenwärtige Bundesregierung oder der gegenwärtige Verteidigungsminister setze die Sicherheitspolitik der CDU/CSU fort und deshalb finde er weniger Kritik als vielmehr Verständnis bei der Opposition, der, glaube ich, irrt sich doch ein bißchen, wenn ich nicht sagen sollte: er versucht sogar, die öffentliche Meinung irrezuführen.
    Verteidigungspolitik und Bundeswehr sind wichtige Bestandteile unseres staatlichen und politischen Lebens seit etwa 20 Jahren. Das letzte Drittel dieser langen, langen Zeit werden sie von der sozialliberalen Koalition gestaltet und werden von sozialdemokratischen Verteidigungsministern verantwortet. Es gibt in diesem letzten Drittel dieser langen Zeit, dieser zwei Jahrzehnte, manches, das sich günstiger und besser entwickelt hat, als es in den 50er oder 60er Jahren noch zu erkennen gewesen ist.
    Ich verzichte auf viele Beispiele. Aber ich weise z. B. auf die Nachwuchslage bei der Bundeswehr



    Bundeskanzler Schmidt
    hin, ob es sich um Unteroffiziere, um Feldwebel oder um den Offiziersnachwuchs handelt. Ich kann mich erinnern: Vor sechs Jahren, als ich in dem Amt war, in dem Minister Leber heute ist, und wir eine große Anstrengung machten, um mit vielerlei gleichzeitig in Gang gesetzten Neuerungen die Bundeswehr für junge Männer noch attraktiver zu gestalten — z. B. anfingen, die Bundeswehrhochschulen zu konzipieren, die inzwischen ja eine allseits anerkannte Arbeit leisten —, war es keineswegs so, daß etwa damals die verteidigungspolitischen Sprecher der Opposition das alles uneingeschränkt begrüßt hätten,

    (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Na! Na!)

    sondern es hat einige Zeit des Angewöhnens gedauert.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Was Sie sagen, stimmt ja nicht!)

    Aber ich kritisiere das nicht, sondern ich freue mich im Grunde darüber,

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sie wissen genau, daß das nicht wahr ist!)

    daß die weitgehende Übereinstimmung so relativ wenige verteidigungspolitische Debatten in den letzten sechs Jahren notwendig gemacht hat.
    Auf der anderen Seite, Herr Kollege Wörner: Sie haben sehr viel Durchblick, Sie haben auch durchaus Urteilsvermögen, sowohl was die Bundeswehr im engeren Sinne als auch was die Sicherheitspolitik insgesamt angeht. Deswegen denke ich, daß Sie mir nicht nur innerlich zustimmen, sondern auch gleich durch Kopfnicken bekunden werden, daß wir einer Meinung sind, wenn ich feststelle: Die Bundeswehr heute ist eine der besten Armeen in Europa.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sicher! Nie bestritten!)

    Das bezieht sich nicht nur auf die Zahl der dort dienenden Soldaten und der dort mithelfenden Arbeiter und Beamten. Es bezieht sich auch auf die Verankerung der Armee im gesellschaftlichen Bewußtsein. Besonders darauf, daß dies — dieser letztere Punkt — heute so sehr viel besser ist als in den 50er oder 60er Jahren, sind nun manche von uns innerhalb der Koalition ein bißchen stolz, denn dies glauben wir herbeigeführt zu haben. Das war Ihnen — und auch das werden Sie nicht bestreiten — damals gewiß nicht gelungen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir sind in diesem Haus offensichtlich darin einig, daß die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland das Ziel verfolgt, den Frieden zu wahren, die Unversehrtheit unseres Landes zu sichern, die Freiheit der Bürger zu schützen und den politischen Handlungsspielraum dieses Staates zu erhalten. Das Fundament des Friedens und unserer Sicherheit ist das Gleichgewicht der Kräfte zwischen Ost und West. Deswegen ist unsere Sicherheitspolitik vor allem anderen Bündnispolitik. Und nur auf diesem Fundament ist Entspannung, Entspannungspolitik möglich.
    Weil das so ist, fördert die Bundesregierung alle Bemühungen, die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses als eines ganzen sicherzustellen, und sie trägt ihren Teil dazu bei, den wirtschaftlich oder finanziell schwächeren Staaten im Bündnis ihre Lasten der Verteidigung zu erleichtern. Sie erwartet dabei allerdings von ihren Partnern — und auch hier stimmen wir überein —, daß auch sie in ihren Anstrengungen nicht nachlassen.
    An diesem Punkte hat Herr Kollege Wörner, ohne im einzelnen die gemeinten Verbündeten mit Namen zu nennen — mit Recht hat er das nicht getan —, Sorgen geäußert und Kritik am Gesamtverhalten oder an der Gesamtdarstellung oder am Gesamtzustand des Bündnisses geübt. Darauf will ich eingehen.
    Herr Wörner, Sie haben an jener Stelle und mehrfach — nein, ich müßte sagen: viele Male — Ihre Aussage in die Formel „Der Westen" gekleidet: Der Westen muß, der Westen soll, der Westen darf nicht ... — Ich habe das nicht zu beanstanden.
    Ich denke, daß Sie in zweifacher Hinsicht Recht gehabt haben. Zum einen: Ob wir nun auf die einzelnen Abschnitte des Mittelmeers schauen, ob wir auf den Atlantik schauen, z. B. auf die Fischgründe Islands, ob wir nach Angola schauen oder in den Nahen Osten oder ob wir auf die Verteidigungsanstrengungen mancher unserer europäischen Bündnispartner schauen, es gibt in der Tat im einzelnen manche Situation, die Anlaß für Sorge sein muß, übrigens eben auch Anlaß zum Handeln für die betroffenen Regierungen, auch für unsere, die ja, wenn es sich um das Handeln zwischen verbündeten Regierungen in solchen Punkten, die Sorge machen, handelt, nicht in der Lage ist, das hier offen auszubreiten.
    Sie haben zum anderen wohl auch darin recht gehabt, daß auch Sie bei Ihrer Kritik keinen einzelnen Staat unter diesen unseren Bündnispartnern hier beim Namen adressiert haben.

    (Zuruf von der FDP: Hat er wohl!)

    — Vielleicht habe ich an einer Stelle nicht ganz aufgepaßt, aber ich meine, er habe sich Mühe gegeben, im einzelnen zurückhaltend zu sein. Das würde ich innerhalb eines Bündnisses jedenfalls angemessen und notwendig finden.
    Allerdings haben Sie an einer Stelle — und das hat mich sehr berührt, denn Sie haben mich dabei auch persönlich angesprochen — beklagt, Europa werde nicht geführt. So haben Sie es gesagt, wenn ich es richtig mitgeschrieben habe. Ich bin nicht ganz sicher, wie das gemeint war, Herr Wörner. Aber eines will ich — wie auch immer Sie es gemeint hatten — klarstellen: Ein deutscher Bundeskanzler darf nicht den Vorsatz fassen, sich zum Führer — ich meine das Wort „Führer" genauso wie Sie — —

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich meine das Wort „Führer" genauso, wie es Herr Wörner gemeint hat: im richtigen, vernünftigen Verständnis des Wortes, und nicht in seiner nationalsozialistischen Pervertierung. — Ich fange den



    Bundeskanzler Schmidt
    Satz noch einmal an: Ein deutscher Bundeskanzler darf nicht den Vorsatz fassen, sich zum Führer Europas aufzuschwingen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Wie auch immer Sie den Satz gemeint haben mögen —

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Er richtete sich natürlich nicht nur an Ihre Adresse, aber auch an Ihre Adresse!)

    — Vielleicht können wir uns hier einander nähern. Deshalb will ich dazu meine Gedanken etwas näher ausbreiten.
    Sie haben in diesem Zusammenhang an Konrad Adenauer erinnert, und er war gewiß ein politischer Führer von Graden. Aber was die Führung Europas angeht, so war er doch ganz gewiß einer von mehreren Führungspersonen, die zugleich, vom Vertrauen der Wähler in ihren Ländern getragen, von verschiedenen europäischen Hauptstädten aus gemeinsam für die Schaffung Europas eintraten und die über gewisse Strecken dieser Entwicklung auch gemeinsam geführt haben. Dabei hat seit den Tagen Konrad Adenauers natürlich das deutsch-französische Verhältnis eine ganz entscheidende Rolle gespielt. Sie haben mir soeben zugerufen, sie hätten nicht nur mich gemeint, sondern mich im Rahmen einer Personenmehrheit gemeint; ich nehme an, Sie meinten auch Personen aus anderen Ländern. Dazu muß ich Ihnen nun allerdings sagen: Das deutsch-französische Verhältnis war weder zu Zeiten Adenauers noch zu Zeiten Erhards oder Kiesingers so gut wie gegenwärtig und wie schon seit einiger Zeit.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Das nehmen wir, der Bundesaußenminister, der heute nicht in Bonn sein kann, ich und die ganze sozialliberale Koalition für uns z. B. als einen der positiven Punkte in der Bewertungsbilanz in Anspruch.

    (Lagershausen [CDU/CSU] : Was, nehmen Sie eigentlich nicht in Anspruch?)

    — Sie bestreiten es ja offensichtlich in Ihrem Zwischenruf nicht, sondern Sie versuchen nur abzulenken. Das ist Ihr gutes Recht, aber es hat kein Gewicht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Reddemann [CDU/CSU]: Sie gestehen also, daß Sie alles für sich in Anspruch nehmen?)

    — Es ist Ihr gutes Recht, aber es hat kein Gewicht, meine Herren Kollegen!

    (Erneuter Beifall bei der SPD — Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU] : So schwergewichtig sind Sie auch nicht!)

    Ich will einen anderen Gesichtspunkt hinzufügen, wenn nach Führung gefragt wird. Die sozialliberale Koalition hier in Bonn seit 1969, zunächst unter Brandt und Scheel

    (Zuruf von der CDU/CSU: Eine tolle Führung war das!)

    und dann durch Herrn Genscher, mich selbst und andere, hat ganz erhebliche, möglicherweise ausschlaggebende Beiträge dazu geleistet, daß England und Irland und Dänemark in die Europäische Gemeinschaft hereingeholt werden konnten und auch dringeblieben sind, obwohl das Leben für sie dort zunächst sehr schwierig zu sein schien. Ich bin nicht ganz sicher, ob das vorher, z. B. zu Zeiten des von Ihnen zitierten ersten deutschen Bundeskanzlers, auch von ihm gewollt gewesen ist.
    Nun will ich an dieser Stelle gerne einräumen, daß für manchen unserer Bündnispartner und manchen unserer EG-Partner die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf ihre nationale volkswirtschaftliche Lage, ihre nationale Beschäftigungslage, ihre Produktivitätsentwicklung natürlich nicht gerade die Phase des Übergangs aus der Mitgliedschaft in einer relativ lose geknüpften Freihandelszone in eine durch einen erheblichen Integrationsgrad ausgezeichnete Gemeinschaft erleichtert hat. Wir haben es infolgedessen notwendig gefunden, unsererseits auch durch Opfer, die wir unserer eigenen deutschen Gesellschaft zugemutet haben — jedes finanzielle Opfer zugunsten des Bündnisses und jedes finanzielle Opfer des Bundeshaushalts zugunsten der Europäischen Gemeinschaft sind doch zugleich Opfer zu Lasten der Reformpolitik, die wir sonst mit diesen Beiträgen im eigenen Lande finanzieren könnten , diesen unseren Partnerstaaten den Übergang von dem früheren in den jetzigen Status engerer Zusammenarbeit zu erleichtern.
    Nun ist es nicht die Aufgabe des Kollegen Wörner, auch die Positivbilanz aufzumachen, und ich nehme es ihm auch nicht übel, daß er es nicht getan hat.

    (Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU]: Das fällt Ihnen schon schwer!)

    So wie die Opposition sich versteht, hat sie offenbar nur die Aufgabe, mit einem Auge auf die Welt zu sehen.

    (Reddemann [CDU/CSU] : Sollten wir von Ihnen etwas gelernt haben? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Der Herr Kollege Wörner hat aber gesagt — und ich meine, ich hätte mir das richtig aufgeschrieben —: Zum Pessimismus gibt es keinen Anlaß. Sehr richtig, Herr Kollege Wörner. Bitte, sprechen Sie dann auch dieser Einsicht gemäß: Zum Pessimismus gibt es keinen Anlaß!

    (Zuruf des Abg. Dr. Wörner [CDU/CSU])

    Deswegen möchte ich Sie bitten, über den berechtigten Sorgen — manche davon sind sicher solche, die wir teilen, und ich nehme an, daß das nicht nur für Herrn Kollegen Wörner gilt, sondern auch für andere innerhalb der Oppositionsfraktion — die positiven, ermutigenden, aussichtverheißenden Punkte in der Bewertungsbilanz nicht zu verschweigen, damit wir uns nicht ein falsches Bild von der Welt machen, in der wir leben.
    Zu den positiven Posten in dieser Bewertung, Herr Kollege Wörner, gehört doch auch, was Sie selbst bei Ihren Besuchen in Amerika oder in den



    Bundeskanzler Schmidt
    NATO-Hauptquartieren oder in Brüssel, in Paris oder bei unseren eigenen Truppen oder bei den Truppen unserer Verbündeten erlebt haben. Sie haben dort nämlich keine wesentliche Kritik an der deutschen Bundeswehr und an der deutschen Sicherheitspolitik gehört. Sie haben positive Urteile gehört, und es wäre redlich, wenn Sie dies zum Ausdruck brächten, es wäre redlich, wenn Sie es nicht verschwiegen.
    Es hat hier heute vormittag einen Streit über einen Halbsatz gegeben und über den Kontext, innerhalb dessen dieser Halbsatz gelesen werden solle. Ich will mich da nicht noch anhängen, sondern will von mir aus nur zu dem sachlichen Gehalt dieser Meinungsverschiedenheit etwas beitragen. Ich habe früher in Diskussionen bei der Truppe und auch mit den Offizieren, Kommandeuren und Generälen, das, was Sie meinen, immer so formuliert, daß ich gesagt habe: Für uns, für die Bundeswehr gilt: Kämpfen zu können ist die notwendige Voraussetzung dafür, nicht eines Tages kämpfen zu müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Ich habe Sie heute morgen zitiert!)

    — Schönen Dank! Dieser Satz, der ganz gewiß nicht aus dem Repertoire des Herrn Kollegen Schröder oder des Herrn Kollegen von Hassel oder des Herrn Kollegen Theo Blank oder des Herrn Kollegen Strauß stammt, kommt aus unseren Federn, wie ja manches an geistiger Rationalisierung der Sicherheitspolitik und des Auftrags der Bundeswehr in diesem Jahrzehnt von uns geleistet worden ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf des Abg. Dr. Marx [CDU/CSU])

    Ich bin dankbar, daß Sie auch an diesem Punkte Übereinstimmung andeuten.
    Ich möchte hier deutlich sagen, und ich glaube, im Grunde stimmen Sie zu: Die Bundeswehr ist eine gute Armee, sie ist gut ausgebildet und ausgerüstet, sie ist von einem guten Dienstwillen erfüllt, von einem stärkeren Vertrauen der Gesamtgesellschaft getragen als noch in den 60er oder 50er Jahren, und dies gilt nicht nur für die Truppe, es gilt ebenso für die Stäbe und für die Kommandeure, und es gilt ebenso für den Minister, der nach den Vorschriften des Grundgesetzes die Befehls-und Kommandogewalt ausübt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Bundeswehr trägt innerlich, in ihrem Bewußtsein auch die Entspannungspolitik. Sie weiß, daß sie selbst dafür einen wichtigen Teil der Basis, des Fundaments liefert. Rüstungsbegrenzung und Abrüstung gehören zu den Grundanliegen unserer Politik, denn Friedens- und Entspannungspolitik kann doch auf die Dauer nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, den Rüstungswettlauf zu dämpfen und zu stoppen. Kaum ein anderes Land in Europa ist daran auf Grund seiner Geschichte, seiner geographischen Lage, seiner außenwirtschaftlichen Verflechtung stärker interessiert als Deutschland. Kaum eine andere Nation ist daran stärker interessiert als die deutsche Nation.
    Nun hat es auch zu diesem Thema in den letzten Tagen einiges öffentliches Geplänkel gegeben. Z. B. haben zum Stichwort „Rapacki-Plan" einige Vertreter der Opposition in jüngster Zeit Ansichten geäußert, die mich — ich gestehe es freimütig — an Zeiten erinnerten, von denen ich hoffte, sie seien vorbei, an Zeiten, in denen es grundsätzlich für fehlerhaft erklärt wurde, etwas auch nur ernsthaft und objektiv prüfen zu wollen, wenn es aus dem Osten gekommen war.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Reddemann [CDU/CSU]: So einfach kann man es sich nicht machen!)

    Ich glaube, das, was Herr Wehner in Warschau angedeutet hat, ist leider wahr, nämlich daß die damaligen polnischen Vorschläge, die sich mit dem Namen des polnischen Außenministers in der zweiten Hälfte der 50er Jahre verbinden, vom Westen — ich spreche genauso umfassend und nenne niemanden einzeln, wie es auch Herr Kollege Wörner mit Recht getan hat — nicht zur Anknüpfung des Gesprächs benutzt worden sind. Ein Gespräch hätte ja nicht bedeutet, daß man diese Vorschläge zu akzeptieren hatte. Die Anknüpfung des Gespräches zur Entspannung hat statt dessen erst fünf Jahre später stattgefunden. Es hat der beiden Weltkrisen, der Krise um den Mauerbau in Berlin im Jahre 1961 und der Raketenkrise um Kuba im Jahre 1962 bedurft, um dann doch endlich in Washington und in Moskau den Willen auszulösen, von beiden Seiten her auszuloten, ob Entspannung möglich sei.

    (Wehner [SPD] : Sehr wahr!)

    Es fing vor gut einem Dutzend Jahren mit dem Atomteststoppvertrag an. Darauf hat sich alles andere aufgebaut, bis hin zu SALT 1 und KSZE und hoffentlich eines Tages auch SALT 2 und MBFR. Die Bundesregierung ist bereit, alle Initiativen auf dem Felde der Abrüstung sorgfältig zu prüfen und zu unterstützen, wenn es sich um Vorschläge handelt, die der Sicherheit aller dienen — und das heißt eben auch: um Vorschläge, die das Gleichgewicht in Europa nicht verschieben.
    Meine Damen und Herren, am Schluß möchte ich, wenn die Frau Präsidentin es erlaubt, kurz auf ein politisches Ereignis in Niedersachsen eingehen, das Herr Professor Carstens heute vor dem Mittagessen in die Debatte eingeführt hat. Es ist ein wichtiges landespolitisches Ereignis, wobei ich über die Methode seiner Auslösung im Augenblick keinerlei Worte verlieren will.

    (Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU] : Das waren Ihre eigenen Leute!)

    Es kann noch wichtigere bundespolitische Auswirkungen haben, wie Sie ja hoffen, den es bringt für die Oposition für den Bundestagswahlkampf dieses Jahres erstmalig eine deutliche Verbesserung ihrer Chancen mit sich, und wir unterschätzen dies keineswegs.
    Die Bundesregierung und die sie tragende Koalition aus Freien Demokraten und Sozialdemokraten fügen dem eine einzige Feststellung hinzu, nämlich diese: Die Tatsache, daß in zwei deutschen Land-



    Bundeskanzler Schmidt
    tagen nur allerknappste Mehrheiten gegeben sind und in einem deutschen Landtag überhaupt keine Regierungsmehrheit gegeben ist,

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : ... aber gegen die stärkste Partei regiert wird!)

    wird uns den Blick für die Notwendigkeiten der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Bürger nicht verstellen. Unser Gemeinwesen hat es nötig, daß wir die äußere Sicherheit, daß wir die innere Sicherheit, daß wir die Außenpolitik, daß wir die Deutschlandpolitik mit sicherer Hand führen, daß wir die Gesetze geben, deren unser Land bedarf — von der Mitbestimmung bis zur Familienrechtsreform —, daß wir sie in Kraft setzen.
    Mit einem Wort — dies sage ich zugleich auch für Herrn Genscher, und ich sage es zugleich auch für die Fraktion der Freien Demokraten und Herrn Mischnick sowie für die sozialdemokratische Fraktion und Herrn Wehner —: Wir werden wie bisher gemeinsam diesen Notwendigkeiten unseres Landes gerecht werden, und wir werden gemeinsam darum kämpfen, daß wir darin nicht mutwillig behindert werden können.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Die Rede müssen Sie in Hannover halten! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich füge einen letzten persönlichen Satz hinzu.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Ohne Bundesratsbeschimpfung geht es bei Ihnen nicht!)

    — Ganz soviel Zuversicht, wie ich eigentlich bei Ihnen erwartet hatte, meine Damen und Herren, macht dieses Geschrei nicht deutlich.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    Ich füge einen Satz hinzu, Herr Professor Carstens. Ich warne vor Triumph; denn dieses Ereignis wirft uns nicht aus dem Gleis — im Gegenteil, wir werden gemeinsam kämpfen um die Erneuerung unseres Auftrags, und wir werden unsere Pflicht tun.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich bin ganz sicher, daß es genau dies ist, was die Bürgerinnen und die Bürger dieses Landes von uns erwarten: daß wir unsere Pflicht tun.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dregger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alfred Dregger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist sicherlich noch zu früh, die Bedeutung der Wahl in Hannover für die deutsche Politik zu würdigen. Aber ich glaube, eines hat dieses Ereignis deutlich gemacht: daß es auf die Dauer nicht möglich ist, die stärkste Partei dieses Landes daran zu hindern, dieses Land zu regieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Die regiert doch!)

    Zur Verteidigungspolitik haben wir heute von seiten der Regierung zunächst den Bundesverteidigungsminister und dann den Bundeskanzler gehört. Die Reden unterschieden sich fundamental.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Die Ausführungen des Bundesverteidigungsministers waren — ich muß es leider sagen, Herr Leber —, ein Gemisch aus billiger Polemik,

    (Dr. Marx [Kaiserslautern] [CDU/CSU] : Billiger Schlußverkauf!)

    teils böswilligen Unterstellungen, allgemeinen Bekenntnissen und einem peinlichen Selbstlob, das man unter die Überschrift bringen könnte „Ich, Leber" — ich bitte, die Reihenfolge zu beachten —„und die SPD (auch Wehner) und die Bundeswehr sind gut".

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Arndt [Hamburg] [SPD]: Sind sie ja auch!)

    Schade, der deutsche Verteidigungsminister hat nur selten die Gelegenheit, vor dem deutschen Parlament die Sicherheitslage unseres Landes im Zusammenhang darzustellen. Die Ausführungen des Bundeskanzlers waren weit sachlicher und sachbezogener, wenn sie auch leider das nicht nachgeholt haben, was der Bundesverteidigungsminister versäumt hat.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Meine Damen und Herren, das erleichtert es mir aber nach dieser Bereinigung der Atmosphäre, die Vorstellungen der Opposition zur Sicherheitslage noch einmal im Zusammenhang darzustellen. Dabei werden nicht Kritik und Anklage, sondern Analyse und Anregung im Vordergrund stehen. Da es in dieser Debatte nicht nur um die Bundeswehr, sondern um die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik geht, und da diese in das Bündnis eingebettet ist, müssen sich meine Ausführungen notwendigerweise auf Westeuropa und den ganzen Westen erstrecken.
    Eine zweite Vorbemerkung werden Sie mir gestatten. Richtige Politik setzt eine zutreffende Beurteilung der Lage voraus. Da die Sicherheitslage Teil der Gesamtlage, die Sicherheitspolitik daher Teil der Gesamtpolitik sein muß, werde ich zunächst in wenigen Strichen den geistigen und politischen Hintergrund erhellen, vor dem sich deutsche, europäische und atlantische Sicherheitspolitik ereignen. In einem zweiten Abschnitt werde ich mich dann der Frage zuwenden, wie europäische Sicherheit in den kommenden Jahren gewährleistet werden kann, wie insbesondere das spezifisch deutsche Sicherheitsinteresse in die Verteidigungskonzeption der NATO und unserer Verbündeten eingebettet werden kann.
    Zunächst also: Welcher Bedrohung hat der Westen in den nächsten Jahren zu begegnen? Wie ist die heutige Sicherheitslage? Wie ist sie entstanden?
    In der Sicherheitspolitik der Nachkriegszeit gibt es eine tiefe Zäsur. Der offen ausgetragene Konflikt zwischen rechtsstaatlicher Demokratie und kommunistischer Diktatur, zwischen West und Ost war das erste Thema der Nachkriegspolitik. Diese Zeit wird heute rückblickend als die Zeit des kalten



    Dr. Dregger
    Krieges bezeichnet. An seine Stelle sind — so wird gesagt — Entspannung und friedliche Koexistenz getreten.
    Dieser Themenwechsel hat die Politik des Westens grundlegend verändert. Mit dem Gefühl der Bedrohung schwand die Bereitschaft zur Wachsamkeit und zur Zusammenarbeit. Das Gefüge der NATO hat sich seitdem gelockert. Die europäische Einigung stagniert. Die Verteidigung wurde vernachlässigt.
    Auch innenpolitisch hat dieser Themenwechsel im Westen weitreichende Konsequenzen gehabt. Der Einfluß der Kommunisten und ihrer Helfer ist in allen westlichen Ländern gewachsen. In Frankreich haben nur wenige Stimmen gefehlt, um einen Volksfrontpräsidenten an die Macht zu bringen. In Italien halten manche den sogenannten historischen Kompromiß zwischen Kommunisten und Christdemokraten für unabwendbar. Auch in der Bundesrepublik Deutschland hat sich die Lage wesentlich verändert. Im Zuge der neuen Ostpolitik haben SPD und FDP auch innenpolitisch die Abwehrfront gegenüber den Kommunisten ich will mich zurückhaltend ausdrücken — wesentlich aufgelockert.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Das ist ein Märchen!)

    Die Verfassungsdebatte und die Debatten zur inneren Sicherheit haben das erkennen lassen.
    Der Themenwechsel vom kalten Krieg zur Entspannungspolitik hat im Osten keine vergleichbaren Veränderungen zur Folge gehabt, weder innen- noch außenpolitisch. Die Bürgerrechtsbewegungen werden nach wie vor unterdrückt. Viele ihrer Vertreter befinden sich im Zuchthaus, in der Irrenanstalt oder werden aus ihrer Heimat ausgewiesen. Die Sowjetunion hat ihre ost- und mitteleuropäischen Satelliten fest im Griff. Sollte sich in einem Land das wiederholen, was sich 1968 in der Tschechoslowakei ereignete, so würde die Sowjetunion dem mit vergleichbaren Mitteln begegnen.
    Eine in den Jahren der Entspannung durchgeführte atemberaubende Aufrüstung hat die Sowjetunion zur modernsten, auf allen Weltmeeren operierende Seemacht, zur vollen Parität in der Nuklearmacht gebracht und ihre konventionelle Überlegenheit an Land- und Luftstreitkräften in Europa — auch in Mitteleuropa — auf einen Stand gebracht, der einen konventionellen gegen Westeuropa gerichteten Blitzkrieg nicht von vornherein als aussichtslos erscheinen läßt.
    Diese Aufrüstung dient nicht der Erhaltung, sondern der Überwindung des Status quo, wie sowjetische Theorie und Praxis zeigen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Diese Aufrüstung hat den Sinn, militärische Macht in politischen Druck zu verwandeln. Dieser Druck ist verbunden mit Spionage, Sabotage, Subversion sowie ideologischer, finanzieller und waffenmäßiger Ausrüstung der Gegner des Westens überall in der Welt.
    Die unterschiedliche Anwendung der Begriffe „Entspannung" und „friedliche Koexistenz" in Ost
    und West hat das Gleichgewicht der Kräfte in der Welt grundlegend verändert. In Vietnam wurden die USA zum Rückzug gezwungen. In einer Dreiphasenstrategie wurde der vietnamesische Verbündete des Westens zunächst diffamiert, dadurch isoliert und schließlich liquidiert. Der Sieg auf dem Schlachtfeld wurde erst vollzogen, nachdem er in den Massenmedien, den Hörsälen und in den Straßendemonstrationen in Westeuropa und in Amerika errungen war.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nach dem Sieg der Kommunisten ist das Interesse der westlichen Protestierer am Schicksal der Vietnamesen schlagartig erloschen.

    (So ist es! bei CDU/CSU)

    Auch in Europa, meine Damen und Herren, sind die Erfolge der kommunistischen Politik unübersehbar. Durch die deutschen Ostverträge und die Konferenz von Helsinki wurde die gesamte Kriegs- und Nachkriegsbeute der Sowjetunion in Ost- und Mitteleuropa zwar nicht völkerrechtlich, aber doch politisch legitimiert. Jetzt steht nach Auffassung der Sowjetkommunisten nicht mehr die Zukunft Osteuropas, sondern nur noch die Zukunft Westeuropas zur Diskussion.
    Zur Zeit ist vor allem Afrika wichtiger Schauplatz der sowjetischen Einflußstrategie. Während die westliche Führungsmacht ihre vietnamesische Vergangenheit bewältigt, marschieren die Hilfstruppen der Sowjetunion in Angola.

    (So ist es! bei der CDU/CSU)

    Europa ist hier, wie anderswo, als Machtfaktor nicht präsent, obwohl in Afrika auch unsere Rohstoffquellen und damit unsere Sicherheit auf dem Spiele stehen.
    All das ist, soweit es die Sowjetunion angeht, nicht überraschend, da ihre Führer und Ideologen nie verschwiegen haben, daß ihre offensive Zielsetzung nicht aufgegeben worden ist. „Entspannung" und „friedliche Koexistenz" bedeuten für sie nicht das Ende, sondern die Fortsetzung der Konfrontation bis zum Sieg des Kommunismus im Weltmaßstab, wobei ihnen nach ihrer eigenen Interpretation des Entspannungsbegriffes alles erlaubt ist, was ihren Interessen dient, sogar Bürgerkriege und nationale Befreiungskriege.
    Meine Damen und Herren, hat der Westen diesem Gegner gegenüber eine Chance? Was dem Westen die Auseinandersetzung so schwer macht, ist die Tatsache, daß er einem Gegner gegenübersteht, der völlig anders ist als er selbst. Dieser Gegner hat nicht, wie der Westen, eine offene, sondern eine geschlossene Gesellschaft. Dieser Gegner macht, anders als der Westen, schon im Frieden alle seine Ressourcen, ideologische, politische, wirtschaftliche und militärische, seiner offensiven Zielsetzung nach strategischen Gesichtspunkten unter einheitlicher Leistung dienstbar .Das gegnerische System ist gekennzeichnet durch Einheit, gemeinsame Ideologie und Durchsetzungswillen. Entscheidend in dieser Trias ist die gemeinsame Ideologie, weil sie Einheit



    Dr. Dregger
    und Durchsetzungswillen bewirkt. Ideologische Fragen haben daher im Ostblock höchsten Rang. Sie werden dort ebenso ernst genommen, wie dogmatische Fragen in der alten Kirche ernst genommen worden sind.
    Auf Grund dieser offensiven Ideologie sind die Kommunisten, ob sie uns nun als Parteien in der Innenpolitik oder als Staaten in der Außenpolitik gegenübertreten, zu definieren als eine kämpfende, ständig im Angriff befindliche Gruppe mit dem Ziel, ihren Glauben und ihre dressierte Unfreiheit der ganzen Menschheit aufzuzwingen.
    Nochmals: Hat der Westen ,diesem Gegner gegenüber eine Chance? Ja, er hat sie — noch. Erstens ist der Westen zahlenmäßig nicht schwächer, solange China und die Sowjetunion getrennt bleiben, sicherlich ein wesentlicher Gesichtspunkt für die westliche China-Politik. Zweitens. Der Westen ist ökonomisch ungleich stärker. Die Gegenseite braucht unsere Technologie, unsere Maschinen, ja sogar unseren Weizen. Drittens. Unsere Lebensqualität — nicht nur der Lebensstandard, sondern die sozialen Rechte und ,die Persönlichkeitsrechte — sind denen der anderen Seite haushoch überlegen.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Die Freiheit kommt bei Ihnen ziemlich weit hinten!)

    Der Westen hat damit auch die Fähigkeit — ich will vorsichtiger sagen: ,die Möglichkeit , die Aufgaben zu erfüllen, deren Erfüllung oder Nichterfüllung die Entscheidung bringen wird, nämlich erstens der militärischen Erpressung vorzubeugen und, wenn notwendig, zu begegnen und zweitens die geistige und politische Auseinandersetzung zu gewinnen.
    Der Westen kann auf diesen Feldern der Entscheidung aber nur dann gewinnen, wenn seine Bürger wissen, um was es geht, wenn sie wissen, was auf dem Spiel steht, und wenn sie die Ziele und Methoden des Gegners kennen. Denn unsere demokratische Gesellschaft, in der Politik nicht erzwungen, sondern letztlich akzeptiert werden muß, kann ohne volle Information über die sie bedrohenden Gefahren die geistigen und moralischen Kräfte nicht entwickeln

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und die Opfer nicht erbringen, die notwendig sind, um die Freiheit zu erhalten. Aufklärung über die Ziele und Methoden des Gegners und über die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, wozu auch die militärischen gehören, ist daher erster und wichtigster Teil westlicher Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Und nun kommt meine erste Kritik an die Adresse der Bundesregierung. Diese entscheidend wichtige Aufgabe ,der Information und Aufklärung hat die Bundesregierung nicht erfüllt. Allenfalls in geheimen Sitzungen der zuständigen Parlamentsausschüsse haben einzelne ihrer Vertreter ein ungeschminktes Bild der Lage gegeben.

    (Damm [CDU/CSU] : So ist es!)

    Nach außen stehen Verschweigen, Beschwichtigen und Beschönigen im Vordergrund.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : So ist es!)

    Die Antwort auf unsere Große Anfrage und auch die mündliche Antwort des Bundesverteidigungsministers waren dafür ein Beispiel.
    Herr Bundeskanzler, an Sie und an Ihre Regierung möchte ich die Aufforderung richten, die Bürger dieses Landes nicht wie Kinder zu behandeln, denen man die volle Wahrheit nicht sagen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Setzen Sie das Werk der Täuschung, das Ihr Vorgänger — bewußt oder unbewußt — begonnen hat, nicht fort! Klopfen Sie sich nicht selbst dauernd auf die Schulter, auch dann, wenn kein Anlaß dazu besteht,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    sondern sagen Sie 'die Wahrheit, auch dann, wenn Sie unangenehm ist!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Und die Wahrheit ist 'doch, daß der Kernsatz Ihrer schriftlichen Antwort — ich zitiere ihn wörtlich —:
    ..., daß sich aus der gegenwärtigen Situation keine unmittelbaren militärischen und politischen Gefahren für den Westen ergeben.
    absolut unzutreffend ist,

    (Damm [CDU/CSU]: So ist es!)

    daß sich die Sicherheitslage unseres Landes in den letzten Jahren mindestens eben so verschlechtert hat wie seine wirtschaftliche, finanzielle und soziale Lage.

    (Dr. Ritz [CDU/CSU]: So ist es!)

    Der Hinweis, daß andere westliche Länder in ihren Verteidigungsanstrengungen noch schlechter dastehen als wir, ist nur ein schwacher Trost. Er nützt auf diesem Gebiete noch weniger als auf dem Felde der Wirtschaftspolitik.

    (Damm [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Denn in der Sicherheitspolitik haben wir nicht den Wettbewerb mit unseren Verbündeten, sondern mit unseren Gegnern zu bestehen, deren wachsende militärische Überlegenheit und deren offensive Zielsetzung uns bedrohen.
    Ich bin der Überzeugung: Wenn die führenden Politiker des Westens — dazu gehören auf Grund des Gewichts unseres Landes auch die deutschen — den Mut haben, ohne Beschönigung und ohne Beschwichtigung die Wahrheit zu sagen, dann werden ihre Völker auch den Selbstbehauptungswillen und bei ihren materiellen Möglichkeiten auch die Selbstbehauptungsfähigkeit bekommen, die für ihren Fortbestand nötig sind. Allein auf der Grundlage dieses Selbstbehauptungswillens und dieser Selbstbehauptungsfähigkeit — in klarer Erkenntnis der Gefahren — kann dann eine kluge westliche Politik Spannungen begrenzen. Mehr ist vorerst nicht möglich. Das Ende der Spannungen könnte erst eintreten, wenn die Gegenseite ihre offensive Zielsetzung aufgibt. Die unterschiedliche Auslegung der Begriffe „Ent-



    Dr. Dregger
    spannung" und „friedliche Koexistenz" in Ost und West müßte daher vorrangiges Thema der Entspannungsgespräche zwischen der anderen Seite und uns sein.
    Der französische Staatspräsident hat bei seinem letzten Besuch in Moskau damit begonnen, indem er die Sowjetunion aufforderte, den ideologischen Krieg zu beenden oder zumindest zu mildern. Die Tatsache, daß die Sowjets nicht bereit waren, dieser Aufforderung zu folgen, ist für uns kein Anlaß, darüber zu schweigen.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Wir dürfen uns die Thematik und den Fortgang der Entspannungspolitik nicht von der Gegenseite vorschreiben lassen, sondern müssen ihren Inhalt ganz wesentlich mitbestimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zur Selbstbehauptungsfähigkeit des Westens gehört auch, daß er seine militärischen Kräfte nicht zersplittert, sondern endlich zusammenfaßt. Nicht die Antwort der Bundesregierung zur Verteidigungspolitik, sondern der Bericht des belgischen Ministerpräsidenten, Tindemans, zur Europapolitik hat auf die Aufgaben hingewiesen, die uns auf diesem Felde bevorstehen. Mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten darf ich einige Zitate aus dem Bericht Tindemans vortragen.
    Europa muß wieder Herr seines eigenen Schicksals werden
    heißt es dort.
    Die Sicherheit darf nicht aus der Europäischen Union ausgeklammert werden.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Ich stelle fest, daß unsere Staaten heute noch nicht in der Lage sind, allgemeine Orientierungsrichtlinien zu erarbeiten, ohne die eine gemeinsame Verteidigungspolitik undurchführbar ist. Ich schlage demnach vor,
    - immer noch Tindemans
    regelmäßig einen Meinungsaustausch über unsere spezifischen Verteidigungsprobleme sowie über die europäischen Aspekte der multilateralen Verhandlungen über die Sicherheit durchzuführen.
    Aus dem Kontext, in dem diese Zitate stehen, wird folgende Auffassung deutlich:
    Erstens. Die gemeinsame Sicherheit muß Kernpunkt der europäischen Einigung sein.
    Zweitens. Die gemeinsame Sicherheit gehört zu den vier grundlegenden Problembereichen, in denen konkrete Sofortmaßnahmen notwendig sind.
    Drittens. Die europäischen Regierungen sind von einer gemeinsamen Beurteilung dieses Problems noch weit entfernt.
    Viertens. Ein regelmäßiger Meinungsaustausch soll zu einer gemeinsamen Analyse führen; diese Analyse ist Voraussetzung einer gemeinsamen Verteidigungspolitik und — ich unterstreiche das — einer übereinstimmenden Beurteilung der Beziehungen Europas zu den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Meine Damen und Herren, die Ausführungen von Tindemans sind nüchtern und realistisch. Sie lassen ungelöste Probleme und schwere Versäumnisse der europäischen Regierungen erkennen.

    (Damm [CDU/CSU]: So ist es!)

    Die Bundesregierung hat leider die Gelegenheit, diese ungelösten Probleme, die Meinungsverschiedenheiten der NATO-Partner und die Lösungsvorschläge der Bundesregierung vorzutragen, nicht genutzt, obwohl ja diese Große Anfrage der Opposition dazu eine ausgezeichnete Gelegenheit geboten hat. Statt dessen wurden Probleme verschwiegen.
    Zur deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik sagt die Bundesregierung in ihrer schriftlichen Antwort z. B., diese Zusammenarbeit sei eng und vielgestaltig. Daß Frankreich aus der integrierten Verteidigung der NATO ausgeschieden ist, daß es sich auf bilaterale Absprachen über einen gemeinsamen konventionellen Einsatz beschränkt, sich die Entscheidung über Zeitpunkt, Art und Umfang dieses Einsatzes aber vorbehält und daß es Absprachen über die Einsatzplanung seiner nuklearen Waffen völlig ausspart, bleibt unerwähnt, obwohl doch diese Tatsachen für unsere Sicherheit ebenso von Bedeutung sind wie für die Möglichkeiten der europäischen Einigung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Herr Bundeskanzler sagte eben, die deutschfranzösischen Beziehungen seien noch nie so gut gewesen wie jetzt. Dazu muß ich die Frage an ihn richten, welche Wirkungen diese guten Beziehungen denn im Fortschritt auf die Einigung Europas gehabt haben. Das muß doch an den Ergebnissen gemessen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Statt Probleme und Lösungsmöglichkeiten darzulegen, hat es der Bundesminister der Verteidigung vorgezogen, in einem Beitrag für die Stuttgarter Zeitung vom 3. November zu empfehlen, von einer Diskussion über ein europäisches Verteidigungskonzept überhaupt abzusehen. Das wurde auch heute morgen in seinem Beitrag wieder erkennbar.
    Ich kann nur hoffen, daß ihn wenigstens der Tindemans-Bericht aus seiner Lethargie in Fragen der europäischen Verteidigung herauszureißen vermag. Denn, meine Damen und Herren und Herr Bundesminister der Verteidigung, wenn ein regelmäßiger Meinungsaustausch zwischen den europäischen Regierungen stattfinden soll — das schlägt Herr Tindemans vor — mit dem Ziel, zu einer gemeinsamen europäischen Analyse des Verteidigungsproblems, zu einer übereinstimmenden europäischen Beurteilung der Beziehungen zwischen den USA und Europa auch in Verteidigungsfragen und schließlich zu einer europäischen Verteidigungspolitik zu kommen, dann können doch die schwerwiegenden Strukturprobleme der westlichen Verteidigung nicht länger verschwiegen werden; dann müssen doch alle Fragen auf den Tisch.



    Dr. Dregger
    Ich nenne einige dieser Fragen. Das erste ist die nationale Verteidigungsdoktrin Frankreichs mit ihren Auswirkungen auf die Sicherheit seiner europäischen Verbündeten.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Wer war denn Außenund Verteidigungsminister, als Frankreich das anfing?)

    — Entschuldigen Sie, der deutsche Verteidigungsminister kann ja nicht die französische Verteidigungspolitik bestimmen.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Auch heute nicht!)

    Aber wir müssen doch die Probleme erkennen und darstellen, wenn wir sie lösen wollen.
    Zweitens handelt es sich um die Frage, wie die Abschreckungswirkung taktischer und strategischer Nuklearwaffen trotz nuklearer Parität zwischen den USA und der Sowjetunion gegen einen konventionellen Angriff auf Westeuropa voll erhalten bleiben kann, insbesondere auch für diejenigen europäischen Verbündeten, die über diese Waffen nicht selber verfügen. Verteidigungsminister Schlesinger hat versucht, die Glaubwürdigkeit der strategischen Nuklearabschreckung der USA zugunsten Europas durch die Entwicklung sogenannter selektiver strategischer Optionen zu erhöhen. Wird damit das angestrebte Ziel voll erreicht? In welcher Weise tragen die europäischen Nuklearmächte zur Sicherheit ihrer nicht nuklear ausgerüsteten Verbündeten bei?
    Signale aus Paris, man sei nicht daran interessiert, über diese Fragen zu reden, sind für uns kein ausreichender Anlaß, über sie zu schweigen. Denn, meine Damen und Herren, Sicherheit im Bündnis kann es nur auf Gegenseitigkeit geben, nur dann, wenn die Sicherheitsinteressen aller Beteiligten, also auch die unsrigen, voll berücksichtigt werden.
    Es ist meines Erachtens Aufgabe der deutschen Politik — der Bericht von Herrn Tindemans gibt dazu Gelegenheit —, unser spezifisch deutsches Sicherheitsinteresse zu formulieren und in die gemeinsame Verteidigungskonzeption einzubringen. Das geht sicherlich nicht ohne Diskussionen. Ich fordere Sie auf, sich daran zu beteiligen und nicht zu meinen, Herr Leber, es genüge, für eine gute Bundeswehr zu sorgen; denn die Bundeswehr allein kann die Sicherheit dieses Landes nicht gewährleisten.
    Worum muß es uns in der Sicherheitspolitik gehen? Ganz einfach gesagt: um Frieden und Freiheit. Diese alte Formel hat inzwischen gerade auf diesem Gebiet konkreten Inhalt gewonnen. Freiheit, das heißt auch Freiheit von politischem Druck durch militärische Macht. Einen solchen politischen Druck auszuüben ist doch das mindeste, was die Sowjetunion mit ihrer sonst geradezu als irrsinnig zu bezeichnenden Aufrüstung beabsichtigt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU — Damm [CDU/CSU] : Das kann man wohl sagen!)

    Frieden, das heißt für uns an der Grenze mehr als für jeden anderen — das möchte ich betonen — die Strategie des Nichtkriegs.
    Um diesen Gedanken zu verdeutlichen, möchte ich ihn einmal bis zum Ende des Denkbaren ausführen. Für die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion ist schon viel erreicht, wenn der große nukleare Schlagabtausch auf ihre Kerngebiete unterbleibt, worüber ja aus verständlichen Gründen auch bilaterale Absprachen bestehen. Für Frankreich oder Großbritannien ist schon viel erreicht, wenn sowjetische Blitzkriegsarmeen an der französischen Grenze oder am Ärmelkanal haltmachen und sich damit begnügen, sich des übrigen Europas als Faustpfand zu bemächtigen. Für uns ist bei der modernen konventionellen Waffenwirkung in unserem dichtbesiedeltem Land auch der begrenzte, nur konventionelle Krieg so schrecklich, daß wir ständig mit ganz besonderem Nachdruck die sich zum Nachteil des Westens verschlechternde militärische Lage und die Verteidigungskonzeption der NATO, seiner integrierten Verbände und seiner nichtintegrierten Verbände, auch seiner Nuklearwaffen, dahin gehend überprüfen müssen, ob sie der spezifischen Sicherheitslage auch unseres Landes gerecht werden.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Dazu haben wir als deutsche Politiker nicht nur die Pflicht, sondern auch die Möglichkeit. Denn so richtig es ist, daß es eine nationale deutsche Verteidigung nicht gibt und gegenüber einem stärkeren, dazu mit Nuklearwaffen ausgerüsteten Gegner nicht geben kann, so richtig ist es, daß Westeuropa nicht ohne deutsche Truppen zu verteidigen ist. Wir haben daher nicht nur zu fragen, was den anderen zumutbar ist und wozu sie bereit sind; wir haben auch das Recht und im Interesse unseres Landes die Pflicht, die Frage aufzuwerfen, was uns zumutbar ist und wozu wir bereit sein können. Niemand wird von uns erwarten können, daß wir unser Land als Glacis, als Vorfeld für andere, als möglichen Schauplatz auch eines nur begrenzten konventionellen Krieges verstehen können.
    Seit die Sowjetunion zur konventionellen Überlegenheit, die sich noch vergrößert hat, die nukleare Parität hinzugewonnen hat — eine Konstellation, die relativ neu, jedenfalls noch nicht im allgemeinen Bewußtsein ist —, kann das Dilemma der europäischen Verteidigung etwa wie folgt umrissen werden. Westeuropa kann gegen einen konventionellen Angriff auch konventionell auf Dauer nicht verteidigt werden. Es gibt Meinungen, daß das nur für einige Tage möglich ist. Ohne Nuklearwaffen geht es also leider nicht, was Schlesinger und Leber übereinstimmend mit Recht festgestellt haben. Das einzige, was uns aus diesem Dilemma befreien könnte, wäre konventionelle Parität, die aber leider von der Sowjetunion mit Entschiedenheit abgelehnt wird. Je stärker die Sowjetunion nuklear wird — inzwischen hat sie die Parität erreicht und scheint dabei, das Übergewicht zu gewinnen —, um so problematischer wird es, das konventionelle Defizit in Europa durch nukleare Waffen ausgleichen zu wollen, da ihr Einsatz einen nicht minder verheerenden Gegenschlag auslösen würde. Die nukleare Antwort auf einen überlegenen konventio-



    Dr. Dregger
    nellen Angriff auszulösen ist insbesondere für denjenigen fragwürdig, dessen eigenes Schicksal von diesem konventionellen Angriff nicht unmittelbar betroffen ist.
    Was ergibt sich aus diesem Dilemma für die deutsche Sicherheitspolitik heute, d. h. für die Zeit, in der die Strukturprobleme der europäischen Verteidigung noch nicht gelöst sind?
    Erstens. Die Anwesenheit amerikanischer Truppen mit taktischen Nuklearwaffen auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland ist unverzichtbar, da sie mehr als alles andere geeignet ist, die Nuklearmacht USA in die Mithaft für die europäische Sicherheit einzubeziehen,

    (Beifall bei der CDU/CSU Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Ein irgendwie gearteter Rapacki-Plan ist in der gegenwärtigen Sicherheitslage unseres Landes daher auch aus diesem Grunde — es gibt noch andere Gründe — völlig indiskutabel. Ich bedauere, daß Herr Wehner in Warschau zumindest den Anschein erweckt hat -- ich will mich vorsichtig ausdrükken —, daß das ein Gedanke sei, über den wir ernsthaft zu verhandeln überhaupt bereit sein könnten.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Haben Sie den Kanzler eben gehört?)

    Die Anwesenheit amerikanischer Truppen auf dem europäischen Kontinent mit taktisch-nuklearischen Waffen und die Festlegung selektiver Optionen für ihre strategisch-nuklearen Waffen erspart es den Europäern aber auf die Dauer nicht, einen eigenen Beitrag zur Strukturreform des Bündnisses zu leisten. Diese Reform ist allerdings nicht auf den Sicherheitsbereich zu beschränken. Sie muß die gesamte politische Struktur des freien Europas umfassen. Beste Lösung wäre sicherlich die Gründung des Europäischen Bundesstaates, zu dessen Kompetenzen auch die Verteidigung gehören würde. Dieses Ziel ist sicherlich fern, aber es darf nicht aus dem Auge verloren und nicht durch Rapacki-Pläne und ähnliches endgültig vereitelt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Da Europa aber nur schrittweise zu verwirklichen ist — auch die angestrebte europäische Union, mit der sich der Tindemans-Bericht befaßt, ist nur ein Schritt in Richtung auf den europäischen Bundesstaat —, erhebt sich die Frage, ob bis dahin Zwischenschritte auf dem Gebiet der Verteidigung möglich und notwendig sind. Der Tindemans-Bericht sagt dazu eindeutig ja.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Das haben wir gefordert!)

    Auch wir, die Opposition, sagen dazu seit jeher ja.
    Der erste Schritt in die richtige Richtung ist eine verstärkte europäische Verteidigungszusammenarbeit,

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    wie sie die CDU/CSU wiederholt angeregt hat. Ich denke vor allem an folgendes: nicht, wie es zur Zeit geschieht, jedem Bündnispartner den Weg zu einer eigenen Neuordnung seiner Wehrstruktur zu
    öffnen, sondern alle Möglichkeiten zur Vereinheitlichung der Grundsätze für Ausbildung, Gliederung und Einsatzplanung zu nutzen; ferner gemeinsame Vorbereitung für alle denkbaren Krisen zu treffen, damit in plötzlich eintretenden Ernstfällen schnelles und sicheres Handeln gewährleistet ist. Die Erfahrungen aus dem letzten Nahostkrieg geben zu dieser Bemerkung Anlaß; schließlich davon war heute morgen mehrfach die Rede — durch eine durchgreifende Waffenstandardisierung eine unverantwortliche Verschwendung von Steuergeldern auf der einen Seite und kaum überbrückbare Schwierigkeiten für die Logistik und damit für die Einsatzfähigkeit einer Bündnisarmee auf der anderen Seite auszuschließen. Das ist der erste Schritt.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Der zweite Schritt könnte eine europäische Verteidigungsgemeinschaft neuen Typs sein, wie ich sie in einem Denkmodell in der „Deutschen Zeitung" angeregt habe, eine Verteidigungsgemeinschaft, die erstens fest im NATO-Bündnis mit den USA verankert ist, in der zweitens nicht jeder Partner über alle Waffen verfügt — in der aber alle Waffen eines jeden dem Schutz aller dienen —, in der drittens Rüstung, Einsatzgrundsätze, Logistik institutionell vereinheitlicht sind — denn ob durch Absprachen allein dem Egoismus der Rüstungsindustrien und der Wirtschaftspolitiken der Staaten begegnet werden kann, ist sehr fraglich — und in der viertens alle konventionellen und nuklearen Waffen der Partner zusammengefaßt sind, um sie nach dem Prinzip gleicher Aufwand, gleiches Risiko, gleicher Schutz der Abschreckungsstrategie zugunsten des Gesamtgebiets nutzbar zu machen. Das könnte der zweite Schritt sein.
    Der dritte Schritt wäre der europäische Bundesstaat mit voller Kompetenz in Verteidigungsfragen. Der Weg dahin ist weit. Aber die Zeit drängt. Bitte drängen auch Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, soweit Sie unsere Ziele teilen. Greifen Sie unsere Gedanken auf, soweit sie Ihnen brauchbar erscheinen, bringen Sie eigene ein, soweit Sie welche haben, aber zögern Sie nicht, handeln Sie, bringen Sie das europäische Einigungswerk mit uns gemeinsam voran — auch auf dem Felde der Verteidigung —, und lassen Sie es nicht scheitern am Egoismus der Nationalisten und am Utopismus der Sozialisten!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)