Rede:
ID0721200600

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. Meine: 1
    2. Damen: 1
    3. und: 1
    4. Herren,: 1
    5. das: 1
    6. Wort: 1
    7. hat: 1
    8. der: 1
    9. Herr: 1
    10. Abgeordnete: 1
    11. Möllemann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 212. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Inhalt: Eintritt des Abg. Dr. Kreibaum in den Deut- schen Bundestag . . . . . . . . . . 14597 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 14597 A Wahl des Abg. Müller (Remscheid) zum stellvertretenden Mitglied des Vermittlungsausschusses 14597 B Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Wörner, Biehle, Damm, Ernesti, Gierenstein, Handlos, Dr. Kraske, Löher, Rommerskirchen, de Terra, Frau Tübler, Stahlberg, Dr. Marx und der Fraktion der CDU/CSU betr. Verteidigungspolitik — Drucksachen 7/3874, 7/4072 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Wörner, Handlos, Stahlberg, Ernesti, de Terra, Biehle, Frau Tübler, Dr. Kraske, Gierenstein, Dr. Kunz (Weiden), Rommerskirchen, Dr. Jobst, Löher, Geisenhofer, Kiechle, Sick, Eigen, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim und Genossen betr. Verbesserung der Aufstiegsmöglichkeiten für Unteroffiziere in den Kampf- und Kampfunterstützungstruppen des Heeres — Drucksache 7/4433 — Dr. Wörner CDU/CSU . . . . . . . . 14597 D Leber, Bundesminister BMVg . . . . . 14604 B Möllemann FDP 14617 D Damm CDU/CSU 14624 A Friedrich SPD 14631 C Krall FDP 14633 C Handlos CDU/CSU 14636 B Schmidt, Bundeskanzler 14660 D Dr. Dregger CDU/CSU 14664 B Mischnick FDP 14669 D Pawelczyk SPD 14672 A van Delden CDU/CSU 14676 A Neumann SPD 14679 A Moersch, Staatsminister AA 14684 C Wehner SPD 14685 C Stahlberg CDU/CSU 14688 A Horn SPD 14688 C von Hassel, Vizepräsident 14631 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 28. September 1954 über die Rechtsstellung der Staatenlosen — Drucksache 7/4170 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4429 — 14689 D II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Verwaltungsverfahrensgesetzes — Drucksache 7/910 , Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4494 Gerlach (Obernau) CDU/CSU 14690 B Bühling SPD 14692 B Baum, Parl. Staatssekretär BMI 14694 B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksachen 7/888, 7/1088—, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4546 Biechele CDU/CSU . . . . . . . . 14695 D Wittmann (Straubing) SPD 14698 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 14700 C Baum, Parl. Staatssekretär BMI 14701 C Beratung des Antrags des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung der Bundesregierung betr. Upl. Ausgabe bei Kap. 10 02 Tit. 652 06 im Haushaltsjahr 1975 Druck- sachen 7/4222, 7/4430 — 14703 C Fragestunde — Drucksache 7/4555 vom 9. 1. 1976 — Auffassung des Bundeskanzlers über die Ausladung des Ständigen Vertreters der DDR durch Ministerpräsident Goppel MdlAnfr A88 09.01.76 Drs 07/4555 Milz CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA 14641 C, D, 14642 A ZusFr Milz CDU/CSU 14641 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 14642 A Einbeziehung des Landes Berlin in ein Interview des Bundeskanzlers mit der Hamburger Morgenpost MdlAnfr A89 09.01.76 Drs 07/4555 Reddemann CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA . . 14642 B, C, D, 14643 A ZusFr Reddemann CDU/CSU . . 14642 B, C, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . 14642 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14643 A Wertung der Ausladung des Ständigen Vertreters der DDR durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, Alfons Goppel, durch den Bundeskanzler als „außenpolitische Entscheidung" MdlAnfr A90 09.01.76 Drs 07/4555 Reddemann CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA . . 14643 B, C, D ZusFr Reddemann CDU/CSU 14643 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14643 C Verletzung der Vereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR durch die Ausweisung des Spiegel-Korrespondenten Jörg Mettke MdlAnfr A91 09.01.76 Drs 07/4555 Rollmann CDU/CSU Antw StSekr Bölling BPA . . . 14643 D, 14644 D, 14645 A, B, C, D, 14646 A ZusFr Rollmann CDU/CSU . . 14644 D, 14645 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14645 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14645 B ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . 14645 C ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . 14645 C ZusFr Braun CDU/CSU . . . . . . . 14645 D ZusFr Nordlohne CDU/CSU 14646 A Zahl der deutschen Aussiedler aus der CSSR in den Jahren 1974 und 1975 sowie Einhaltung der Vereinbarungen des Prager Vertrags vom 11. Dezember 1973 durch die CSSR ohne zusätzliche Leistungen der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A92 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU MdlAnfr A93 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14646 B, C, D, 14647 A, B, C, D, 14648 A, B, C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 14646 C, D, 14647 A ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 14647 C ZusFr Friedrich SPD . . . . . . . . 14647 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . 14647 D, 14648 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . .14648 B, C Verstoß gegen das Viermächte-Abkommen durch die Forderung der Sowjetunion nach einer gesonderten Einladung vom Berliner Senat zu den Weltmeisterschaften der Eissprinter in Berlin MdlAnfr A96 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A 97 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . 14648 C, D, 14649 B, C, 14650 A, B, C, D, 14651 A ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 14649 B, C, D, 14650 A ZusFr Müller (Berlin) CDU/CSU . . . 14650 B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 14650 D, 14651 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 III Erklärung für die 1975 im Vergleich zu 1974 zurückgegangene Zahl der bei der Nürnberger Durchgangsstelle registrierten Aussiedler MdlAnfr A100 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . 14651 B, C, 14652 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14651 C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 14652 B Informierung der Bundesregierung durch den deutschen Botschafter in Belgrad über das Todesurteil gegen Miljenko Hrkac MdlAnfr A101 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Pack CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . 14652 B, 14653 A ZusFr Frau Pack CDU/CSU . . . . . . 14653 A Verhalten Portugals als Mitglied der NATO bei der Zwischenlandung nach Angola entsandter kubanischer Truppentransportflugzeuge auf den Azoren MdlAnfr A102 09.01.76 Drs 07/4555 Niegel CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14653 B, C, D ZusFr Niegel CDU/CSU . . . . . . 14653 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14653 D Verhalten der Deutschen Botschaft in Warschau gegenüber einer Zuflucht suchenden deutschen Staatsangehörigen MdlAnfr A103 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14654 A, B, D, 14655 B, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 14654 B, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . 14655 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . . 14655 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14655 C Schutz der Ansprüche deutscher Aussiedler auf dingliches Eigentum in Polen MdlAnfr A104 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14656 A, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 14656 B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14656 C Gewährung eines finanziellen Härteausgleichs für die durch die Sturmflut betroffenen Bürger MdlAnfr A40 09.01.76 Drs 07/4555 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF . . . 14657 A, C, D, 14658 A, B, C, D ZusFr Eigen CDU/CSU 14657 B, C ZusFr Rollmann CDU/CSU 14657 D ZusFr Ey CDU/CSU 14658 A ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 14658 B ZusFr Lagershausen CDU/CSU 14658 C ZusFr Dreyer CDU/CSU 14658 C ZusFr Bremer CDU/CSU 14658 D Verhinderung der Verwirklichung der Erhöhung der Kraftfahrzeughaftpflichtprämien durch die Kraftfahrzeugversicherungsgesellschaften insbesondere für Niederbayern und die Oberpfalz MdlAnfr A47 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Fuchs CDU/CSU MdlAnfr A48 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Fuchs CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . 14659 B, C, D ZusFr Dr. Fuchs CDU/CSU 14659 C Sicherstellung des Baus von Steinkohlekraftwerken und Richtigkeit der Information über den Bau eines Kohlekraftwerks knapp jenseits der deutschen Grenze in Dänemark durch ein deutsches Energieversorgungsunternehmen MdlAnfr A50 09.01.76 Drs 07/4555 Wolfram (Recklinghausen) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 14659 D, 14660 A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD . . 14660 A Entwicklung der Handelsbeziehungen mit der Volksrepublik China im Jahre 1975 MdlAnfr A51 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schweitzer SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . . 14660 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 14703 D Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14705* A Anlage 2 Schlußfolgerung in den Agrarpolitischen Informationen der CSU über die Lage der Bauern in Frankreich aus der Tatsache des erhöhten französischen Agraretats SchrAnfr B26 05.12.75 Drs 07/4409 Geldner FDP SchrAntw BMin Ertl BML . . . . . . . 14705* C IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 3 Änderung des ZVS-Verfahrens MdlAnfr A18 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU MdlAnfr A19 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 14706* A Anlage 4 Auffassung des Bundesfinanzministers über die Auslegung des § 4 b des Investitionszulagengesetzes bei Auftragsänderungen, insbesondere durch mittelständische Unternehmen nach dem 30.6. 1975, infolge von Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen MdlAnfr A38 09.01.76 Drs 07/4555 Hauser (Krefeld) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* A Anlage 5 Anzahl der von der Bundesbank im Zusammenhang mit der geplanten Geldmengenausweitung herausgegebenen Banknoten MdlAnfr A39 09.01.76 Drs 07/4555 Lampersbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* B Anlage 6 Entlastung der von der Flutkatastrophe getroffenen Länder und Gemeinden von den durch den Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes entstandenen Kosten durch Übernahme dieser Kosten auf den jeweiligen Übungstitel MdlAnfr A41 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Tübler CDU/CSU MdlAnfr A42 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Tübler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14707' C Anlage 7 Höhere Belastungen der Autofahrer durch die Kfz- und Mineralölsteuer zur Abdekkung der Ausgaben für Straßenwesen und Verkehrspolizei MdlAnfr A43 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* D Anlage 8 Pressemeldungen über einen Personal-Mehrbedarf für die Durchführung des Kinderlastenausgleichs im Besteuerungsverfahren durch die Finanzämter und Höhe der Personalkosten sowie Unterschiede bei den anfallenden Kosten bei der Durchführung der Kindergeld-Auszahlung durch die Arbeitsämter bzw. des Kindergeldlastenausgleichs durch die Finanzämter MdlAnfr A44 09.01.76 Drs 07/4555 Wimmer SPD MdlAnfr A45 09.01.76 Drs 07/4555 Wimmer SPD SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14708* B Anlage 9 Verwendung der Transitpauschale durch Ost-Berlin MdlAnfr A46 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Jobst CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14708* C Anlage 10 Höhe der Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit für Kurzarbeitergeld an Feiertagen seit 1973 MdlAnfr A60 09.01.76 Drs 07/4555 Glombig SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14708* D Anlage 11 Betreibung restriktiver Ausländerpolitik bei der Steuerung der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer MdlAnfr A61 09.01.76 Drs 07/4555 Löher CDU/CSU MdlAnfr A62 09.01.76 Drs 07/4555 Löher CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14709* A Anlage 12 Pressemeldung über die Wiedereinstellung von durch Abfindung aus dem Arbeitsverhältnis bei den Fordwerken ausgeschiedenen ausländischen Arbeitnehmern und Gründe für die Erteilung einer Arbeitserlaubnis MdlAnfr A63 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Franz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14709* C Anlage 13 Beurteilung des Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den von den Arbeitsämtern Emden und Leer für den Bereich Ostfriesland veröffentlichten Jahresdurchschnittszahlen seit 1969 MdlAnfr A64 09.01.76 Drs 07/4555 Nordlohne CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14710* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 V Anlage 14 Konsequenzen aus dem Honorarzuwachs der Kassenärzte im Jahr 1975 für die Gebührenordnung MdlAnfr A66 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Böhme (Freiburg) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14710* B Anlage 15 Realisierung des j 12 a des Tarifvertragsgesetzes, z. B. zur Vereinbarung tarifgesetzlicher Musterverträge zwischen Autoren und Buchverlegern über ihre Gewerkschaft, durch Konstituierung des Börsenvereins der Verleger als Arbeitgeberorganisation MdlAnfr A67 09.01.76 Drs 07/4555 Lattmann SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 14710*D Anlage 16 Pressemeldung über die Zurverfügungstellung des bei der Entwicklung des Kampfflugzeuges MRCA erworbenen deutschen Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges und Behandlung des Transfers deutschen militärtechnologischen Know-hows ins Ausland gemäß dem Kriegswaffenkontrollgesetz MdlAnfr A68 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Holtz SPD MdlAnfr A69 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Holtz SPD SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14711* A Anlage 17 Fernsehbericht über gesundheitsgefährdende Farbstoffe und Metallteile in Automatenbehältern MdlAnfr A72 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Dr. Riedel-Martiny SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14711* B Anlage 18 Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln des Bundes für das Rauchen MdlAnfr A73 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14711* C Anlage 19 Aufnahme von Frau Wieczorek-Zeul in das Bundesjugendkuratorium; Übergabe der Gebäude der Victor-Gollanc-Stiftung an ein im wesentlichen von der Arbeiterwohlfahrt getragenes Institut MdlAnfr A74 09.01.76 Drs 07/4555 Kroll-Schlüter CDU/CSU MdlAnfr A75 09.01.76 Drs 07/4555 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 14712*A Anlage 20 Novellierung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes zur Erreichung einer Wiederherstellung bzw. Verstärkung der Wirtschaftlichkeitsprüfung von Krankenhäusern durch die öffentliche Hand MdlAnfr A76 09.01.76 Drs 07/4555 Braun CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14712* B Anlage 21 Bestand der Ende 1975 in den einzelnen Ländern leerstehenden Wohnungen; Angabe der bei dem „Windhundrennen" um die Mittel aus dem Sonderprogramm Modernisierung erfolgreichen Kundengruppen MdlAnfr A77 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schneider CDU/CSU MdlAnfr A78 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schneider CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 14712* C Anlage 22 Änderung des bestehenden Förderungssystems angesichts der steigenden Sozialmieten MdlAnfr A79 09.01.76 Drs 07/4555 Höcherl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 14713* C Anlage 23 Informierung der deutschen Botschaften und Konsulate über das Gesetz zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 MdlAnfr A94 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Funcke FDP MdlAnfr A95 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Funcke FDP SchrAntw StMin Moersch AA 14713* D Anlage 24 Beurteilung der Forderung der Regierung der UdSSR nach einer zusätzlichen Einladung vom Berliner Senat zur Weltmeisterschaft der Eissprinter in Berlin MdlAnfr A98 09.01.76 Drs 07/4555 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 14714* C VI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 25 Vereinbarkeit der Ausführungen des rumänischen Staats- und Parteichefs zu den Wünschen von Deutschen nach Ausreise und Familienzusammenführung mit den Beschlüssen der KSZE MdlAnfr A99 09.01.76 Drs 07/4555 Roser CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 14714* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14597 212. Sitzung Bonn, den 15. Januar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 16. 1. Adams * 16. 1. Dr. Ahrens 16. 1. Dr. Aigner * 16. 1. Dr. Artzinger * 16. 1. Dr. Bangemann * 16. 1. Dr. Barzel 15. 1. Dr. Bayerl * 16. 1. Behrendt * 16. 1. Blank 23.1. Blumenfeld * 16. 1. Brandt 30. 1. Prof. Dr. Burgbacher * 16. 1. Dr. Corterier * 16. 1. Entrup 16. 1. Dr. Eppler 16. 1. Fellermaier * 16. 1. Flämig * 16. 1. Frehsee * 16. 1. Dr. Früh * 16. 1. Gerlach (Emsland) * 16. 1. Härzschel * 16. 1. Hussing 30. 1. Dr. Jaeger 15. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) * 16. 1. Kater 30. 1. Kiep 16.1. Dr. Klepsch * 16. 1. Krall * 16. 1. Dr. Kreile 16. 1. Lange * 16.1. Lautenschlager * 16. 1. Lenzer ** 16. 1. Lücker * 16. 1. Memmel * 16. 1. Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 23. 1. Müller (Mülheim) * 16. 1. Mursch (Soltau-Harburg) * 16. 1. Frau Dr. Orth 30. 1. Dr. Narjes 15. 1. Richter ** 16. 1. Dr. Schäuble * 16. 1. Prof. Dr. Schellenberg 30, 1. Schmidt (München) * 16. 1. Schonhofen 21.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 30. 1. Dr. Schulz (Berlin) * 16. 1. Schwabe * 16.1. Dr. Schwörer * 16. 1. Seefeld * 16. 1. Springorum * 16. 1. Dr. Starke (Franken) * 16. 1. Frau Stommel 30. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Suck * 16.1. Dr. Todenhöfer 21. 1. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 2. Walkhoff * 16. 1. Frau Dr. Walz * 16. 1. Frau Dr. Wex 15. 1. Wurbs 23. 1. Anlage 2 Antwort des Bundesministers Ertl auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/4409 Frage B 26) : Teilt die Bundesregierung ebenfalls die Auffassung, daß man aus der Tatsache des erhöhten französischen Agraretats die Schlußfolgerung ziehen kann, „Frankreichs Bauern geht es besser", wie es in den Agrarpolitischen Informationen Nr. 12 der CSU dargestellt wird? Nein. Aus der Tatsache, daß der französische Agrarhaushalt für 1976 um 9,07 % gegenüber 1975 erhöht wird, läßt sich dies nicht ableiten. Im übrigen ist die Steigerungsrate des Agrarhaushalts für 1976 gegenüber 1975 geringer als die Steigerung des gesamten Staatshaushalts. Auch muß man in diesem Zusammenhang in Betracht ziehen, daß Frankreich eine Inflationsrate hat, die über 10 % liegt. Für völlig falsch halte ich die verallgemeinernde Behauptung „Frankreichs Bauern geht es besser". Jeder weiß, daß es innerhalb der Landwirtschaft sehr große Einkommensunterschiede gibt. Die letzten aus Frankreich vorliegenden Zahlen zeigen, daß die durchschnittlichen Roheinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe im „reichsten" Departement 27mal so hoch liegen wie im „ärmsten" Departement. (Die Zahlen sind als Tabelle beigefügt.) Die Einkommensunterschiede zwischen einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben sind noch um ein Mehrfaches höher. Ein weiterer Beweis für die Unrichtigkeit der Behauptung ist die Tatsache, daß die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Frankreich abnimmt. Nicht der alleinige, aber ein Grund des Rückgangs ist die Tatsache, daß diese abwandernden Landwirte erkannt haben, daß ihre Betriebe keine ausreichende Existenzbasis darstellen. Es gibt in Frankreich Gebiete, so im Zentralmassiv, wo nicht nur einzelne Höfe, sondern ganze Dörfer aufgegeben werden und aussterben - dies sicherlich nicht deswegen, weil es den Leuten dort so gut geht. Schließlich halte ich es für eine merkwürdige Logik, aus der Tatsache staatlicher Hilfen für einen Wirtschaftsbereich auf dessen Wohlergehen schließen zu wollen. Eher ist das Umgekehrte richtig. Ich bin im übrigen nicht bereit, die wiederholte Verunsicherung und teilweise Falschinformation der bayerischen Bauern durch diesen CSU-Dienst weiter hinzunehmen, und habe veranlaßt, daß die gröbsten Entstellungen jeweils durch Flugblätter meines Hauses richtiggestellt werden. Bruttobetriebseinkommen „Ärmste" „Reichste" Departements Departements Marne 130 000 F Savoie 4 600 F Seine-et-Marne 101 000 F Lozère 7 000 F Aube 78 000 F Belfort 10 450 F Essonne 68 000 F Landes 11 000 F Eure-et-Loir 65 000 F Loire 11 000 F Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Klein (Stolberg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 18 und 19) : Bezugnehmend auf die Beantwortung meiner Schriftlichen Fragen B 111 und 112 der 210. Sitzung des Deutschen Bundestages frage ich die Bundesregierung, ob sie es nicht doch für notwendig hält, sich für eine Änderung des ZVS-Verfahrens einzusetzen, daß ein Losverfahren nicht mehr notwendig ist, bzw. ein Losverfahren nur für eine weit geringere Anzahl von Studienplätzen angewandt werden muß, als es in diesem Wintersemester notwendig war, wo nach dem ZVS-Verfahren immerhin 1078 Studienplätze in Aachen, 514 in Bonn, 780 in Bochum und 856 in Münster (im Durchschnitt gleich 15 % aller Studienplätze) verlost werden mußten? Hält die Bundesregierung es für richtig, daß sich auch Studierwillige an dem Losverfahren beteiligen können, die sich nicht durch das ZVS-Verfahren beworben haben, wenn nein, wird sie sich für eine Änderung des § 24 der Vergabeordnung einsetzen? Zu Frage A 18: Anknüpfend an meine Antwort vom 11. Dezember 1975 auf Ihre schriftlichen Fragen vom 4. Dezember 1975 (Nr. B 111/112, BT-Drucksache 7/4409) darf ich nochmals auf folgendes hinweisen: Da das Hochschulrahmengesetz erst noch durch Durchführungsbestimmungen konkretisiert werden muß, wird die Studienplatzvergabe bis zum SS 1977 nach dem Staatsvertragsverfahren durchgeführt werden. Dabei fällt die Durchführung des gegenwärtigen Staatsvertragsverfahrens nach wie vor in die ausschließliche Zuständigkeit der Länder. Im Anschluß an das Hauptverfahren bei der Studienplatzvergabe für einen Studiengang werden von der ZVS Nachrückverfahren für die danach noch frei bleibenden Studienplätze durchgeführt. Da ein einziges Nachrückverfahren gegenwärtig etwa 3 Wochen in Anspruch nimmt, können höchstens 2 bis 3 derartige Nachrückverfahren nacheinander durchgeführt werden. Von einem bestimmten Zeitpunkt im Semester an müssen alle dann noch verfügbaren Studienplätze unverzüglich vergeben werden, andernfalls würde wegen der fortgeschrittenen Vorlesungszeit ein Studienbeginn in dem betreffenden Semester nicht mehr sinnvoll sein. Ein Losverfahren kann von den Hochschulen kurzfristig durchgeführt werden und erscheint deshalb in diesen Fällen als ein zur unverzüglichen Studienplatzvergabe geeignetes Instrument. In den sogenannten harten Numerus-claususFächern (Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie usw.) werden fast alle Studienplätze im Hauptverfahren und den beiden Nachrückverfahren vergeben. Für das Losverfahren bleiben nur noch vereinzelte Plätze an einzelnen Hochschulen übrig, so daß das Losverfahren in diesen Fächern kaum eine Bedeutung hat. Anders ist es in den Fächern, in denen der Bewerberüberhang weniger groß ist (Anglistik, Geographie, Germanistik, Geschichte, Mathematik usw.). Durch die zahlreichen Fälle, in denen Studienbewerber den ihnen zugewiesenen Platz nicht annehmen (weil sie ihren Studienwunsch geändert haben, weil ihnen der Hochschulort ungeeignet erscheint, weil sie zur Bundeswehr eingezogen worden sind usw.) kommt es in diesen Fächern vor, daß die Zahl der Bewerber während des Zulassungsverfahrens unter die Zahl der verfügbaren Studienplätze absinkt. Hier können in den Nachrückverfahren fast alle Studienwünsche erfüllt werden. Es bleiben somit häufig Studienplätze frei, weil am Ende des Verfahrens alle Studienbewerber für das betreffende Fach einen Platz erhalten haben. In der Öffentlichkeit besteht dabei häufig fälschlicherweise der Eindruck, als sei es etwa auf Mängel im Verfahren zurückzuführen, wenn Studienplätze nicht besetzt werden konnten, zum Teil handelt es sich darum, daß die Gesamtzahl der effektiven Studienbewerber kleiner ist als das Gesamtangebot an Studienplätzen. In diesem Falle wirkt das Verfahren als ein reines Verteilungsverfahren, bei dem jeder Bewerber einen Platz bekommt, und lediglich eine gleichmäßige Auslastung der Hochschulen sichergestellt wird. Die Bundesregierung wird sich dafür einsetzen, daß bei den bevorstehenden Beratungen über die Ausgestaltung der Durchführungsbestimmungen zum neuen Zulassungsverfahren nach dem Hochschulrahmengesetz eine zügige und vollständige Vergabe der Studienplätze sichergestellt wird. Zu Frage A 19: Nach § 24 der Vergabeverordnung können sich zwar neben den Bewerbern des entsprechenden ZVS-Verfahrens auch sonstige Studierwillige mit den entsprechenden Voraussetzungen an dem von den einzelnen Hochschulen durchgeführten Losverfahren beteiligen. Hierbei sind jedoch diejenigen Bewerber bevorzugt zu berücksichtigen, denen für Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14707* den Studiengang, für den sie die Zulassung beantragt haben, von der ZVS ein Ablehnungsbescheid zum Hauptantrag erteilt worden ist. Sollten im Los-verfahren mehr Studienplätze als interessierte bevorzugte Bewerber vorhanden sein, erscheint es auch aus verfassungsrechtlicher Sicht geboten, diese Studienplätze an sonstige Studierwillige zu vergeben. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hauser (Krefeld) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 38) : Trifft die im Schreiben des Bundesministers der Finanzen vom 15. März 1975 IV B 2/S1988-272/75 geäußerte Auffassung: „Wird eine Bestellung in der Weise geändert, daß anstelle des ursprünglich bestellten Wirtschaftsgutes ein anderes Wirtschaftsgut geliefert werden soll, so ist der Zeitpunkt der geänderten Bestellung maßgebend" auch für solche Wirtschaftsgüter zu, bei denen nach dem 30. Juni 1975 (Stichtag im Sinne des § 4 b Investitionszulagengesetz) konstruktive Verbesserungen oder Modelländerungen durchgeführt wurden, und ist die Bundesregierung bereit, diese besonders die mittelständischen Unternehmungen benachteiligende enge Auslegung des § 4 b Investitionszulagengesetz dahin gehend zu erweitern, daß es sich im Falle von Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen nicht um die Lieferung eines „anderen Wirtschaftsgutes" handelt? Nach § 4 b des Investitionszulagengesetzes 1975 setzt die Gewährung einer Investitionszulage zur Konjunkturbelebung für angeschaffte Wirtschaftsgüter deren Bestellung in der Zeit vom 1. Dezember 1974 bis zum 30. Juni 1975 voraus. Bei einer Änderung der Bestellung ist grundsätzlich der Zeitpunkt der geänderten Bestellung maßgebend, wenn an Stelle des ursprünglich bestellten Wirtschaftsguts ein anderes Wirtschaftsgut geliefert werden soll. Die Frage, ob der Zeitpunkt der geänderten Bestellung auch dann maßgebend ist, wenn die Art des bestellten Wirtschaftsguts unverändert bleibt und sich die Anschaffungskosten des bestellten Wirtschaftsguts nur geringfügig ändern, stellt sich regelmäßig bei Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen. Sie wird in Kürze mit den obersten Finanzbehörden der Länder erörtert und entschieden werden. Die Bundesregierung wird dabei eine Regelung anstreben, die nicht eng gefaßt sein soll und die der Zielsetzung des § 4 b des Investitionszulagengesetzes 1975 gerecht wird. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lampersbach (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 39) : Ist die Bundesregierung in der Lage, konkret darüber Auskunft zu geben, was die von der Bundesbank geplante Geldmengenausweitung bedeutet, d. h. — wie viele zusätzliche tausend-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche hundert-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche fünfzig-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche zwanzig-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche zehn-DM-Banknoten durch diese geldpolitische Maßnahme in den Geldkreislauf gepumpt werden? Mit der in Ihrer Frage angesprochenen Festlegung einer Zielgröße für das Wachstum der Zentralbankgeldmenge soll die Richtung der geplanten Geldpolitik bestimmt werden. Die Zielformulierung bezieht sich nicht auf die Struktur der Zentralbankgeldmenge und schon gar nicht auf die Zusammensetzung des Bargeldumlaufs. Diese ist kreditpolitisch unerheblich. Wie viele zusätzliche DM-Banknoten ausgegeben werden und in welcher Stückelung die Ausgabe erfolgt, richtet sich nach den Bedürfnissen des Zahlungsverkehrs. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Tübler (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 41 und 42) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die von der Flutkatastrophe schwer getroffenen Länder und Gemeinden von den durch den Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes entstandenen Sachkosten zu entlasten? Besteht die Möglichkeit, im Hinblick auf die hohen Folgekosten für die betroffenen Länder und Gemeinden, die entstandenen Sachkosten aus dem Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes auf den jeweiligen Übungstitel zu buchen, da der Einsatz insbesondere für die Pionierverbände und Hubschraubereinheiten auch einen hohen Übungswert besitzt? Die Bundesregierung hat beschlossen, die der Bundeswehr und dem Bundesgrenzschutz durch den Einsatz bei der Flutkatastrophe entstandenen Sachkosten den betroffenen Ländern und Gemeinden nicht in Rechnung zu stellen. Die Frage der Buchung der Kosten ist von zweitrangiger Bedeutung. Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Möglichkeit, diese Kosten als Übungskosten zu buchen. Dann müßten allerdings — und darauf lassen Sie mich hinweisen — notwendige Übungsvorhaben reduziert werden. Wir werden diese Möglichkeit prüfen. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen das Ergebnis zu gegebener Zeit mitteilen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Müller-Hermann (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 43) : 14708* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Autofahrer mit der Kfz- und Mineralölsteuer nicht einmal die Nettoausgaben für Straßenwesen und die Verkehrspolizei abdecken — wie von Herrn Bürgermeister Koschnik kürzlich geäußert und — wenn ja — werden die Autofahrer demnächst mit erneuten Belastungen bei der Kfz- und/oder Mineralölsteuer rechnen müssen? Es trifft zu, daß die Einnahmen aus der Kraftfahrzeugsteuer, aus der vom Kraftverkehr aufgebrachten Mineralölsteuer und aus dem Mineralölzoll die Nettoausgaben für Straßenwesen und Verkehrspolizei nicht abdecken. Zumindest seit Beginn der 60er Jahre waren die Einnahmen aus diesen Abgaben stets niedriger als die Ausgaben für die genannten Zwecke. Schon daraus mögen Sie ersehen, daß der in Ihrer Frage geknüpfte Zusammenhang zwischen den Ausgabebeträgen für das Straßenwesen und die Verkehrspolizei einerseits und der Höhe der Kfz-Steuer und der Mineralölsteuer andererseits nicht besteht. Es gibt also keinen Anlaß für die Annahme, Autofahrer müßten wegen des in Rede stehenden Sachverhalts mit zusätzlichen Belastungen bei der Kraftfahrzeugsteuer und der Mineralölsteuer rechnen. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die Mineralölsteuer zu erhöhen. Auch im Bereich der Kfz-Steuer sind Mehrbelastungen für Fahrzeughalter nicht vorgesehen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Wimmer (SPD) (Drucksache 7/4555 Fragen A 44 und 45) : Ist die in der „Süddeutschen Zeitung" (Nr. 267 vom 20. November 1975, Seite 9) wiederholte Behauptung, wonach ein Kinderlastenausgleich im Besteuerungsverfahren durch die Finanzämter einen Personal-Mehrbedarf von 5 500 Arbeitskräften erfordern und damit über dem Bedarf der Bundesanstalt für Arbeit von 5 000 Plankräften liegen würde, richtig, und würden sich bei der erwähnten Aufgabenerledigung durch die Finanzämter auf Grund unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und Eingruppierungstatbestände höhere oder niedrigere Personalkosten ergeben? Sind bei den anfallenden Sach- und Nebenkosten gravierende Unterschiede, die bei der Durchführung der Kindergeld-Auszahlung durch die Arbeitsämtei bzw. des Kindergeldlastenausgleichs durch die Finanzämter entstehen, feststellbar, und wie hoch sind diese? Über den Personalbedarf für die Bearbeitung des Kinderlastenausgleichs durch die Finanzämter gab es bei den Beratungen über den Entwurf des Dritten Steuerreformgesetzes unterschiedliche Auffassungen zwischen der Bundesregierung und dem Bundesrat. Die Bundesregierung schätzte den Personalbedarf bei der sogenannten Finanzamts-Lösung niedriger als die Ländervertretung. Die Bundesregierung nahm seinerzeit die von den Ländern geforderte Arbeitsamts-Lösung in Kauf, um den Kinderlastenausgleich, und damit die gesamte Steuerreform, nicht in Frage zu stellen. Daraufhin bestand keine Veranlassung mehr, die Diskussion über die Personal- und Kostenschätzungen zu vertiefen. Es gibt deshalb keine zwischen Bund und Ländern abgestimmte Auffassung über die Personal- und Sachkosten, die entstanden wären, wenn es zu der Finanzamts-Lösung gekommen wäre. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 46) : Wofür wird von Ost-Berlin die sogenannte Transitpauschale verwandt, und wie hat die Bundesregierung sichergestellt bzw. sich Gewißheit verschafft, daß sie ausschließlich für diese Zwecke verwandt wird? Die Transitpauschale deckt Gebührenforderungen ab, welche die DDR bereits dem Grunde nach in der Zeit einer Deutschlandpolitik eingeführt hat, für die die jetzige Koalition noch keine Verantwortung trug. Die DDR hat sich weder damals noch heute zu einer Zweckbindung von Gebühren bereitgefunden. Hätte die Bundesregierung auf einer Zweckbindung bestanden, wäre eine Vereinbarung über die Pauschalierung nicht zustande gekommen. Dies hätte nicht im Interesse eines reibungslosen Transitverkehrs von und nach Berlin gelegen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Glombig (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 60) : Wie hoch sind die Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit für Kurzarbeitergeld an Feiertagen seit 1973 gewesen? Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Ausgaben an Kurzarbeitergeld für Wochenfeiertage nicht gesondert erfaßt. Sie hat aber festgestellt, daß für 4 Wochenfeiertage im Mai 1975 70 Millionen DM an Kurzarbeitergeld beantragt worden sind. Von dieser Erhebung ausgehend schätzt die Bundesanstalt, daß in den vergangenen Jahren folgende Ausgaben an Kurzarbeitergeld für Wochenfeiertage geleistet worden sind: 1973 (10 gesetzliche Wochenfeiertage) rd. 5 Millionen DM 1974 (11 gesetzliche Wochenfeiertage) rd. 34 Millionen DM 1975 ( 9 gesetzliche Wochenfeiertage) —bis 30. November— rd. 103 Millionen DM insgesamt rd. 142 Millionen DM Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14709* Die Schätzung berücksichtigt den für die einzelnen Jahre unterschiedlich hohen Pro-Kopf-Aufwand an Kurzarbeitergeld und den in den einzelnen Monaten mit Wochenfeiertagen unterschiedlich hohen Bestand an Kurzarbeitern. Die anteilmäßige Erstattung der Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung ist in der Hochrechnung enthalten. Nach Inkrafttreten der Haushaltsstrukturgesetze haben vom 1. Dezember 1975 an nur noch Arbeitnehmer in kontinuierlich arbeitenden Betrieben Anspruch auf Kurzarbeitergeld für gesetzliche Wochenfeiertage. Ergänzend möchte ich noch mitteilen, daß im Dezember 1975 von 643 kurzarbeitenden Betrieben mit 36 418 Beschäftigten 497 Betriebe mit 29 862 Beschäftigten die ausfallende Arbeitszeit so legen wollten, daß die Weihnachtsfeiertage und der Neujahrstag hiervon erfaßt wird. Das hätte bedeutet, daß für 77 °/o der Betriebe und 82 °/o der Beschäftigten Arbeitsausfall für die Feiertage geplant war. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Löher (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 61 und 62) : Wie gedenkt die Bundesregierung, im Hinblick auf die gegenwärtige arbeitsmarktpolitische Situation, zukünftig die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer zu steuern? Beabsichtigt die Bundesregierung, bei den zu ergreifenden Steuerungsmaßnahmen eine restriktive Ausländerpolitik zu betreiben? Die Politik der Bundesregierung hat zum Ziel, den gesetzlichen Vorrang deutscher Arbeitnehmer im Rahmen des geltenden Rechts zu sichern und zugleich eine humane Behandlung der ausländischen Arbeitnehmer zu gewährleisten. Daher wird im Interesse der deutschen und der hier arbeitenden ausländischen Arbeitnehmer der von der Bundesregierung am 23. November 1973 erlassene Anwerbestopp auf absehbare Zeit aufrechterhalten. Die nach § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes zur Ausübung einer Beschäftigung im Bundesgebiet von Ausländern benötigte Arbeitserlaubnis wird auch weiterhin nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes und unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt. Arbeitserlaubnisfrei sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaften. Ausländischen Arbeitnehmern, die ununterbrochen 5 Jahre lang eine unselbständige Tätigkeit rechtmäßig im Bundesgebiet ausgeübt haben oder mit einem Deutschen verheiratet sind, wird die Arbeitserlaubnis unabhängig von der Arbeitsmarktlage erteilt. Bei der Verlängerung einer Arbeitserlaubnis haben die Arbeitsämter die Verhältnisse des einzelnen Falles verstärkt zu berücksichtigen, wenn der Arbeitnehmer seine Tätigkeit ohne Unterbrechung des bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses fortsetzen will. Die von mir aufgezeigten Steuerungsinstrumente — und damit komme ich zu Ihrer zweiten Frage ermöglichen ein flexibles, der jeweiligen Arbeitsmarktsituation entsprechendes Vorgehen. Dabei werden die persönlichen und sozialen Belange der ausländischen Arbeitnehmer angemessen berücksichtigt. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die derzeitige Rechtsstellung der ausländischen Arbeitnehmer zu verschlechtern. Die arbeits- und sozialrechtliche Gleichbehandlung der ausländischen Arbeitnehmer soll so weit wie möglich aufrechterhalten bleiben. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgordneten Dr. Franz (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 63) : Trifft die Meldung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vorn 31. Dezember 1975 zu, daß 1975 von den Fordwerken ausländische Arbeitnehmer, die sich durch eine Abfindung hatten bewegen lassen, ihr Arbeitsverhältnis zu lösen, gleichwohl aber in Deutschland geblieben waren, wieder eingestellt wurden, und warum — bejahendenfalls — ist ihnen eine Arbeitserlaubnis erteilt worden, obwohl dies nur geschehen soll, wenn deutsche Arbeitnehmer nicht vermittelt werden können? Aufgrund Ihrer Frage ist die Bundesanstalt für Arbeit dem geschilderten Sachverhalt nachgegangen. Eine abschließende Stellungnahme ist ihr aber erst nach Überprüfung der beim Arbeitsamt Köln vorliegenden Arbeitserlaubnisunterlagen möglich. Nach den vorläufigen beim Arbeitsamt Köln getroffenen Feststellungen wurden im Jahre 1975 auch Arbeitserlaubnisse für ausländische Arbeitnehmer der Firma Ford erteilt, die bereits vorher dort beschäftigt waren. Über die Anträge dieser Arbeitnehmer wurde gemäß § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles entschieden. Dabei war nach den gesetzlichen Vorschriften nicht zu prüfen, ob die Antragsteller vorher mit Abfindungen bei der Firma Ford ausgeschieden waren. Das Arbeitsamt Köln hat jedoch Arbeitserlaubnisse nur erteilt, wenn geeignete deutsche oder ihnen gleichgestellte ausländische Arbeitnehmer der Arbeitsvermittlung nicht zur Verfügung standen. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit hat eine ausführliche Stellungnahme von den örtlich zuständigen Dienststellen erbeten. Ich bin gern bereit, Ihnen das Ergebnis — sobald es mir vorliegt — noch schriftlich mitzuteilen. 14710* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Nordlohne (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 64) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß nach den am 7. Januar 1976 von den Arbeitsämtern Emden und Leer für den Bereich Ostfriesland veröffentlichten Jahresdurchschnittszahlen der arbeitslosen Männer und Frauen seit dem Jahr 1969, abgesehen von einer kurzfristigen Belebung in den Jahren 1970 und 1971, ein kontinuierlich-rapider Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen ist? Die Arbeitslosenquoten in Ostfriesland sind in den Strukturschwächen dieses Wirtschaftsraumes begründet. Sie liegen nicht erst seit dem von Ihnen genannten Jahr 1969 über dem Durchschnitt des Landesarbeitsamtsbezirks Niedersachsen-Bremen und über dem Bundesdurchschnitt. Über den Gesamtzeitraum 1969/75 gesehen nahm die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote im Bundesgebiet wesentlich stärker zu als in Emden und in Leer. 1969 betrug die Arbeitslosenquote in Emden noch das 5fache und in Leer das 4,2fache des Bundesdurchschnitts. 1975 war der Abstand auf das 2,lfache in Emden und das 1,8fache in Leer zurückgegangen. Da sich der Abstand der Arbeitslosenquoten in Emden und Leer zum Bundesdurchschnitt nicht vergrößerte, sondern beträchtlich verkleinerte, kann davon ausgegangen werden, daß sich die Schwächen in der regionalen Wirtschaftsstruktur nicht verstärkt, sondern eher vermindert haben. Dies ist eine Folge besonderer arbeitsmarktpolitischer Bemühungen im ostfriesischen Raum und insbesondere der regionalen Wirtschaftsförderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur", in die auch die niedersächsische Nordseeküste einbezogen ist. Hinweisen möchte ich noch auf folgendes: Emden und Leer sind übergeordnete Schwerpunktorte innerhalb des dritten regionalen Aktionsprogramms „Niedersächsische Nordseeküste" im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Im Rahmen dieses Aktionsprogramms sollen im Zeitraum 1976/79 27 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 2 000 vorhandene Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe gesichert werden. Hierzu wurden 110 Millionen Gemeinschaftsaufgabe-Mittel bereitgestellt und 140 Millionen DM Investitionszulage-Mittel geplant. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Böhme (Freiburg) (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 66) : Bestätigt die Bundesregierung die vorn Bundesverband der Betriebskrankenkassen in einem offenen Brief genannten Zahlen über den Honorarzuwachs der Kassenärzte um mehr als 10% im Jahr 1975, und wie beurteilt die Bundesregierung dieses Honorarplus von einer Milliarde DM, und welche Konsequenzen für die Gebührenordnung zieht die Bundesregierung daraus? Die Aufwendungen der Ortskrankenkassen und Ersatzkassen für ärztliche Behandlung sind in den ersten drei Quartalen 1975 gegenüber dem Vergleichsvorjahreszeitraum um fast 15 v. H. gestiegen. Für das ganze Jahr 1975 ist für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung ungefähr mit der gleichen Zuwachsrate zu rechnen. Dieser Honorarzuwachs ist nach Auffassung der Bundesregierung als zu hoch zu bezeichnen. Wesentliche Ursache des außerordentlich hohen Honoraranstiegs im Jahre 1975 ist die starke Ausdehnung des Umfanges der abgerechneten Leistungen. Diese Entwicklung läßt sich allein durch strukturelle Änderungen der Gebührenordnung, wie sie im Jahre 1975 bereits von den Vertragspartnern ausgearbeitet worden ist, nicht ausreichend begrenzen. Die Bundesregierung hält es daher für unerläßlich, daß Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen durch ergänzende Vereinbarungen eine Honorarentwicklung sicherstellen, die den gesamtwirtschaftlichen Realitäten und dem überproportionalen Einkommensanstieg der Kassenärzte im vergangenen Jahr Rechnung trägt. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lattmann (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 67) : Ist die Bundesregierung darüber informiert, daß der neue § 12 a des Tarifvertragsgesetzes, der zum Beispiel freiberuflichen Autoren als arbeitnehmerähnlichen Personen das Recht einräumt, durch ihre Gewerkschaft tarifgesetzliche Musterverträge mit Buchverlegern zu vereinbaren, bisher deswegen nicht realisiert werden konnte, weil die Verleger ihren Börsenverein noch nicht als Arbeitgeberorganisation konstituiert haben, und was gedenkt die Bundesregierung an ergänzenden gesetzgeberischen Maßnahmen einzuleiten, um der Tarifautonomie in diesem Bereich zur Verwirklichung zu verhelfen? Es ist zutreffend, daß es bisher noch nicht zum Abschluß von Tarifverträgen über den Inhalt von Dienst- oder Werkverträgen zwischen Schriftstellern und Verlegern gekommen ist. Die Bundesregierung bedauert dies und würde es im Interesse der Schriftsteller begrüßen, wenn diese Möglichkeit, die seit dem 1. November 1974 auf Grund des § 12 a Tarifvertragsgesetzes besteht, genutzt würde. Dazu müßten auch auf Verlegerseite die Voraussetzungen zum Abschluß eines Verbandstarifvertrags geschaffen werden, — sei es durch Bildung einer Vereinigung, deren Aufgabe der Abschluß von Tarifverträgen ist, — sei es dadurch, daß ein bereits bestehender Verband den Abschluß von Tarifverträgen als Aufgabe hat. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14711* Die Bundesregierung erwägt keine gesetzlichen Maßnahmen, um die von Ihnen erwähnten Schwierigkeiten auszuräumen. Ob für den Abschluß eines Verbandstarifvertrages Tarifpartner vorhanden sind, ist eine Vorfrage tatsächlicher Art, die sich im gesamten Bereich der kollektiven Regelung von Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen stellt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß tarifwillige und damit tariffähige Verbände nach unserer Rechtsordnung grundsätzlich auf freier Bildung beruhen. Nach dem Tarifvertragsgesetz können neben den Verbänden aber auch die einzelnen Arbeitgeber und auf Grund des § 12 a die einzelnen Auftraggeber Tarifverträge schließen. Die Bundesregierung beabsichtigt jedoch, im Rahmen ihrer Gespräche mit den beteiligten Verbänden über Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der künstlerischen und publizistischen Berufe auch die von Ihnen aufgeworfene Frage zur Sprache zu bringen. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Holtz (SPD) (Drucksache 7/4555 Fragen A 68 und 69) : Trifft die Meldung des „Spiegel" vom 22. Dezember 1975 zu, wonach das bei der Entwicklung des Kampfflugzeuges MRCA erworbene deutsche Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges zur Verfügung gestellt wird? Fällt der Transfer deutschen militärtechnologischen Know-hows ins Ausland unter das Kriegswaffenkontrollgesetz, und wird die Bundesregierung bejahendenfalls gemäß dem Kriegswaffenkontrollgesetz verfahren? Die Bundesregierung hat keine Genehmigung erteilt, das bei der Entwicklung des MRCA oder bei irgend einem anderen Kampfflugzeug erworbene technische Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges zur Verfügung zu stellen. Dies gilt auch für das Triebwerk RB 199. Das Verbringen von Fertigungsunterlagen für Kriegswaffen und sonstiges Rüstungsmaterial ins Ausland unterliegt der Genehmigungspflicht nach dem Außenwirtschaftsgesetz, das in jedem Fall von den zuständigen Behörden anzuwenden ist. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Riedel-Martiny (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 72) : Kann die Bundesregierung einen Fernsehbericht bestätigen, daß Automatenbehälter für Kaugummi, Nüsse oder Schmuck gesundheitsgefährdende Spuren von Farbstoffen und Metallteilen aufweisen? Eine Frage mit gleichem Sachinhalt ist auch der Bayerischen Staatsregierung im Bayerischen Landtag gestellt worden. Nach Auskunft des Bayerischen Innenministeriums konnten nach den dort angestellten Untersuchungen in Automatenbehältern keine gesundheitsschädlichen Bestandteile festgestellt werden. Gesundheitliche Gefahren sind deshalb nicht erkennbar. Auch der Bundesregierung liegen keine Hinweise für die in Ihrer Frage geäußerten Vermutung vor. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Neumeister (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4545 Frage A 73) : Trifft es zu, daß eine vom Verein zur Förderung des deutschen Tabakwareneinzelhandels e.V., Hamburg, herausgegebene „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn ausgelegt und auf diese Weise in einem öffentlichen Verkehrsmittel des Bundes mittelbar für das Rauchen geworben wird, und wenn ja, wie vertragen sich die Bemühungen der Bundesregierung auf den Gebieten der gesundheitlichen Aufklärung und der Gesundheitserziehung damit? Es trifft zu, daß die vom Verein zur Förderung des deutschen Tabakwareneinzelhandels e. V. herausgegebene „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn ausgelegt worden ist. Nach Auffassung der Bundesregierung zielen die in diesem Flugblatt zusammengestellten Veröffentlichungen insbesondere darauf ab, die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens zu verharmlosen. Hierdurch soll offenbar den Maßnahmen auf dem Gebiet der gesundheitlichen Aufklärung und der Gesundheitserziehung entgegengewirkt werden. Auch unter Berücksichtigung der mit den Werbeverboten für Tabakerzeugnisse in § 22 des neuen Lebensmittel-und Bedarfsgegenständegesetzes angestrebten Zielen begegnet die Raucherdepesche erheblichen Bedenken. Bereits am 16. Dezember 1975 hat der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Dr. Focke, gegenüber der Presse auf die Fragwürdigkeit dieser Veröffentlichung hingewiesen. Wie es zu der Auslage der „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn kommen konnte, wird derzeit geklärt. Die Bundesregierung ist bemüht, alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um künftig derartige Vorkommnisse zu verhindern. 14712* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 74 und 75) : Trifft es zu, daß Frau Minister Dr. Focke allen mit der Besetzung des Jugendkuratoriums befaßten Behörden mitgeteilt hat, daß Frau Wieczorek-Zeul „den Bereich RCJ" abdecke und daß Frau Wieczorek-Zeul vom Ring Politische Jugend nicht vorgeschlagen worden ist für die Aufnahme in das Bundesjugendkuratorium? Ist es richtig, daß die Gebäude der Victor-Gollanc-Stiftung, die kürzlich aufgelöst worden ist, einem Institut übergeben werden, das wesentlich von der Arbeiterwohlfahrt getragen wird? Zu Frage A 74: Es trifft nicht zu, daß in dem vorgeschriebenen Anhörungsverfahren den ausschließlich zu beteiligenden Bundesministern mitgeteilt worden ist, Frau Wieczorek-Zeul decke den Bereich des Ringes Politischer Jugend ab. Unabhängig davon, daß der Ring Politischer Jugend kein Vorschlagsrecht hat, habe ich ihn bei der Vorbereitung der Neuberufung des Bundesjugendkuratoriums im Rahmen einer auf alle wesentlichen Bereiche der Jugendhilfe ausgedehnten Konsultation um Anregungen für die personelle Besetzung gebeten. Daraufhin habe ich keine Antwort des Ringes Politischer Jugend erhalten. Zu Frage A 75: Nachdem der Vorstand der Victor-Gollanc-Stiftung sich nicht mehr in der Lage sah, die zweckentsprechende Verwendung von Bundesmitteln zu gewährleisten, hat das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit die Förderung dieses Verbandes zum 31. Dezember 1975 eingestellt. An der Fortführung der von der Victor-GollancStiftung wahrgenommenen Aufgaben hat die Bundesregierung ein erhebliches Interesse. Sie hat sich daher nach einem geeigneten Träger umgesehen und ihn in der gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialforschung und Sozialplanung mbH gefunden. Diese Organisation, deren Hauptgesellschafter die Arbeiterwohlfahrt — Bundesverband — e. V. ist, betreibt das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, das neben seiner bisherigen Tätigkeit die bisherigen Aufgaben der Victor-Gollanc-Stiftung übernimmt. Diese Gesellschaft soll auch in die Eigentums- und Besitzrechte an dem für die Victor-Gollanc-Stiftung in Frankfurt errichteten Gebäude eintreten. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 76) : Teilt die Bundesregierung die verschiedentlich in der Öffentlichkeit geäußerte Auffassung, daß das Krankenhausfinanzierungsgesetz und die Bundespflegesatzverordnung es ermöglicht hätten, laufende Kosten unkontrolliert auf die Krankenkassen zu überwälzen, weil der Grundsatz der sparsamen Haushaltsführung zu wenig beachtet werde, und hält die Bundesregierung eine Novellierung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes für erforderlich, durch die eine Wiederherstellung bzw. Verstärkung der Wirtschaftlichkeitsprüfung von Krankenhäusern durch die öffentliche Hand erreicht wird? Die in der Frage zum Ausdruck gebrachte pauschale Behauptung trifft nicht zu, da das Krankenhausfinanzierungsgesetz und die Bundespflegesatzverordnung eine Reihe von Kontrollen vorsehen. Die Bundesregierung hat einen Bericht über die Auswirkungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes erstellt, der dem Deutschen Bundestag als Bundestagsdrucksache Nr. 7/4530 vorliegt. Darin hat sie im einzelnen dargelegt, welche Probleme sich bei der Anwendung des Grundsatzes der sparsamen Wirtschaftsführung bisher ergeben haben und welche Schritte eingeleitet oder erwogen werden, um die Krankenhäuser zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zu veranlassen. In diesem Rahmen wird auch geprüft, ob und in welchem Umfang Gesetzesänderungen notwendig sind. Wegen des Umfanges der Ausführungen möchte ich auf diesen Bericht verweisen. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schneider (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 77 und 78) : Wie hoch beziffert die Bundesregierung den Haldenbestand leerstehender Wohnungen in den einzelnen Ländern zum Jahresende 1975, und welche Rückschlüsse ergeben sich für sie aus einer diesbezüglichen Erhebung der Bayerischen Landesbausparkasse vom 1. Dezember 1975 für den Freistaat Bayern? In welchem Umfang und über welche Banken sind hauptsächlich welche Kundengruppen bei dem „Windhundrennen" um die Mittel aus dem Sonderprogramm Modernisierung des letzten Konjunkturförderungsprogramms erfolgreich gewesen? Zu Frage A 77: Eine Meldepflicht für leerstehende Wohnungen gibt es in der Bundesrepublik nicht, so daß statistisches Material darüber nicht vorhanden ist. Da auch den Gemeinden in den meisten Fällen die Anzahl der in ihrem Gebiet leerstehenden Wohnungen nicht bekannt ist, können Erhebungen über den Umfang der Wohnungshalden — wie dies auch von der Bayerischen Landesbausparkasse in Bayern geschehen ist — nur durch Umfragen bei den Bauherren selbst erfolgen. Diese Art der Erhebungen ist jedoch mit nicht unerheblichen Fehlerquellen belastet. Dennoch ist jeder Versuch, die Größenordnung des Bestandes an leerstehenden Neubauwohnungen zu ermitteln, zu begrüßen. Dies gilt namentlich auch Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14713* für die Erhebungen der Bayerischen Landesbausparkasse. Diese Erhebungen vermitteln zusammen mit den sich mehrenden Stellungnahmen aus der Wohnungswirtschaft und deren Verbänden den Eindruck, daß die Zahl der leerstehenden Wohnungen bedeutend niedriger ist als immer behauptet wird, und daß die Halden der unverkauften Wohnungen bereits zunehmend abgebaut werden. Nach den Erhebungen der Bayerischen Landesbausparkasse werden in Bayern z. Zt. etwa 13 600 unverkaufte und unvermietete Eigentumswohnungen angeboten, und zwar davon allein rd. 6 200 Eigentumswohnungen im Bereich der Stadt und des Großraumes München. Bei Hochrechnung dieses Umfrageergebnisses auf Bundesebene ergäben sich — wie die Süddeutsche Zeitung am 3. Dezember 1975 berichtet — für das gesamte Bundesgebiet höchstens 100 000 leerstehende Wohnungen. Das aber bedeutet, daß die vor etwa 1 Jahr mit Hilfe der Länder vorgenommene Schätzung meines Hauses mit rd. 200 000 leerstehenden Wohnungen eher zu hoch als zu tief lag und daß die Wohnungshalden andererseits auch bereits kräftig abgeschmolzen sein müssen. Tatsächlich stellt die Bayerische Landesbausparkasse in ihrer Presse-Information auch erläuternd fest, daß die von ihr befragten Bauherren überwiegend von einer Verbesserung des Verkaufsergebnisses seit Mitte 1975 sprächen. Diese Entwicklung ist durch die wiederholten Zinssenkungen im letzten Jahr und durch die im sozialen Wohnungsbau, insbesondere aber im Regionalprogramm des Bundes gegebenen Möglichkeiten einer nachträglichen Förderung begünstigt worden. Auf die Möglichkeiten einer nachträglichen Förderung im Regionalprogramm des Bundes und auf die mit dem Gesetz zur Förderung von Investitionen und Beschäftigung vom 23. Dezember 1974 geschaffenen Steuererleichterungen im Rahmen des § 7 b des Einkommensteuergesetzes sowie im Rahmen des Grunderwerbsteuergesetzes im Interesse des Haldenabbaus hat die Bundesregierung bereits in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Ziele und Aufgaben der Wohnungspolitik vom 17. April 1975 (BT-Drs. 7/3523) hingewiesen. Zu Frage A 78: Der Anteil einzelner Banken oder Zweige der Kreditwirtschaft an der Durchführung des Sonderprogramms wird statistisch nicht erfaßt, so daß darüber keine exakte Aussage getroffen werden kann. Mir ist jedoch aus Kontakten mit den Ländern bekannt, daß von einer Überrepräsentation einzelner Banken keine Rede sein kann. Zur Frage, welcher Kundenkreis im Rahmen des Sonderprogramms erfolgreich gewesen ist, liegt bisher lediglich die Bewilligungsstatistik des Landes Baden-Württemberg vor, Danach sind rd. 94 % der Zuschußmittel privaten Hauseigentümern und rd. 6 % juristischen Personen bewilligt worden. Die Zuschußmittel an private Hauseigentümer kommen etwa je zur Hälfte Eigentümern von Mietwohngebäuden und Eigentümern von Eigenheimen bzw. Eigentumswohnungen zugute. Ein ähnliches Bild wird mir in einem Vorabbericht aus Niedersachsen übermittelt. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Höcherl (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 79) : Ist die Bundesregierung angesichts der unerträglich steigenden Sozialmieten bereit, das bestehende Förderungssystem umzustellen, wie wiederholt von den Bundesministern Lauritzen, Dr. Vogel und neuerdings auch von Bundesminister Ravens in Aussicht gestellt worden ist? Der Bundesbauminister ist seit mehr als 2 Jahren bemüht, durch Verhandlungen mit den Wohnungsbauressorts der hierfür zuständigen Länder im sozialen Wohnungsbau zu einheitlichen Mietobergrenzen und zu einer ausgewogeneren Begrenzung des subventionstechnisch bedingten Mietanstiegs zu kommen. Bei diesen Verhandlungen bestand in der Zielsetzung von Anfang an ein hohes Maß an Übereinstimmung. Die gemeinsamen Bemühungen haben auch bereits zu positiven Ergebnissen geführt. So konnte 1975 bei den Mietobergrenzen eine Stabilisierung erreicht werden. Darüber hinaus hat z. B. das Land Bayern sein Förderungssystem, das für die Großstädte faktisch zu einem übermäßigen Mietanstieg führen mußte, durch Anpassung an die Regelungen anderer Länder verbessert. Die Wohnungsbauressorts des Bundes und der Länder sind sich darin einig, daß eine noch weitergehende Begrenzung des subventionstechnisch bedingten Mietanstiegs erwünscht wäre. Die Länder waren jedoch gegenwärtig nicht bereit, einer entsprechenden Rechtsverordnung des Bundes zuzustimmen, nachdem die beabsichtigte gezielte Anpassung der Wohngeldregelungen angesichts der allseitigen Forderung, auf ausgabenerhöhende Gesetze zu verzichten, verschoben werden mußte. Anlage 23 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Funcke (FDP) (Drucksache 7/4555 Fragen A 94 und 95) : Trifft es zu, daß in verschiedenen deutschen Botschaften und Konsulaten das Gesetz zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 nicht oder nur unvollkommen bekannt ist, so daß deutsche Mütter im Ausland, die bis zum 31. Dezember 1977 den Antrag zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit für ihre Kinder stellen wollen, nicht zuverlässig beraten oder gar abgewiesen werden? 14714* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Ist die Bundesregierung bereit, die Informationen über das Gesetz bei Behörden und in der Öffentlichkeit des In- und Auslands zu verstärken, um durch Unkenntnis entstehende Nachteile für den betroffenen Personenkreis zu vermeiden? Zu Frage A 94: Das Auswärtige Amt kann nicht bestätigen, daß in verschiedenen deutschen Botschaften und Konsulaten das Gesetz zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes (RuSTAÄndG 1974) nicht oder nur unvollkommen bekannt sei. Das Auswärtige Amt hat die diplomatischen und berufskonsularischen Auslandsvertretungen im Verlauf des Jahres 1975 durch drei Runderlasse (vom 15. Januar, 25. April und 16. September 1975) auf die Bestimmungen des am 1. Januar 1975 in Kraft getretenen Gesetzes zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 hingewiesen und die Vertretungen mit sachdienlichen Informationen zur Durchführung des Gesetzes versehen: — mit dem Runderlaß vom 15. Januar erhielten die Vertretungen ein vom Bundesministerium des Innern herausgegebenes Merkblatt über die Neuregelung und die erforderlichen Erklärungsvordrucke für die Antragsteller; gleichzeitig wurden die angeschriebenen diplomatischen und berufskonsularischen Auslandsvertretungen beauftragt, auch die Honorarkonsuln in ihrem Amtsbereich zu unterrichten und, soweit erforderlich, mit den Merkblättern und Erklärungsvordrucken zu versehen; — mit Runderlaß vom 25. April wurden Ausführungsbestimmungen des Bundesministers des Innern und des Auswärtigen Amts vom 19. März 1975 zur Durchführung der Gesetzesnovelle verteilt, die bereits im Gemeinsamen Ministerialblatt vom 14. April 1975 veröffentlicht worden waren; — aus Anlaß von Rückfragen einer Reihe von Vertretungen wurde unseren diplomatischen und berufskonsularischen Vertretungen schließlich mit dem Runderlaß vom 16. September eine eingehende Stellungnahme des federführenden Bundesministers des Innern zu ihrer Unterrichtung übersandt; gleichzeitig wurden die Vertretungen gebeten, über etwaige weitere Zweifelsfragen zu berichten. Das Auswärtige Amt geht daher mit Recht davon aus, daß alle mit konsularischen Aufgaben befaßten Bediensteten unserer Auslandsvertretungen mit dem Gesetz zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 hinreichend vertraut und im Stande sind, anfragende deutsche Mütter zuverlässig zu beraten. Zu Frage A 95: Nachdem das Gesetz nunmehr ein Jahr in Kraft ist, wird die Bundesregierung an die Presse nochmals eine Mitteilung herausgeben, um die in Be- tracht kommenden Personen über ihre Rechte zu belehren, insbesondere auch darüber, daß die Möglichkeit, die deutsche Staatsangehörigkeit durch einfache Erklärung zu erwerben, bis zum Ablauf des 31. Dezember 1977 befristet ist. Das Auswärtige Amt wird dies zum Anlaß nehmen, die Auslandsvertretungen zu beauftragen, weiterhin alle geeigneten Möglichkeiten zur Unterrichtung des in Betracht kommenden Personenkreises auszuschöpfen. Anlage 24 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 98) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Forderung der Regierung der UdSSR nach einer zusätzlichen Einladung des Berliner Senats zur Weltmeisterschaft der Eissprinter, obgleich die UdSSR bereits eine Einladung zu dieser Veranstaltung durch den deutschen Eissportverband erhalten hat? Ich verweise auf die mündliche Beantwortung der Fragen 96 und 97 der Frau Abgeordneten Berger. Anlage 25 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Roser (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 99) : Treffen Meldungen zu, nach denen der rumänische Staats- und Parteichef ausgeführt haben soll, daß die Wünsche von Deutschen nach Ausreise und Familienzusammenführung eine Manifestation des Klassenfeindes seien, die bekämpft werden müsse und nicht akzeptiert werden dürfe, und wenn ja, hat der Bundesminister des Auswärtigen bei seinem Besuch in Bukarest dem rumänischen Staats- und Parteichef klargemacht, daß er mit dieser Haltung gegen die auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa verabschiedeten Vereinbarungen verstößt, die den Menschen mehr Freiheit bringen sollten? Die erwähnten Meldungen über Äußerungen des rumänischen Staatspräsidenten Ceausescu treffen in der wiedergegebenen Form nicht zu. Präsident Ceausescu hat am 3. Dezember 1975 vor Vertretern der deutschen und ungarischen Minderheiten in Rumänien erklärt, daß der Platz jedes Rumänen ungeachtet seiner Nationalität in Rumänien sei und die Minderheiten aufgefordert, am Ausbau des Landes mitzuarbeiten. Er hat sich gegen nationalistische und chauvinistische Auffassungen jeder Art gewendet und in diesem Zusammenhang ausgeführt, daß auch der Auswanderungswille durch solche Auffassungen motiviert sein kann. Die Rede ist im übrigen in der deutschsprachigen rumänischen Tageszeitung „Neuer Weg" vom 6. Dezember 1975 abgedruckt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14715* Bei den Gesprächen, die Bundesminister Genscher während seines Rumänienbesuches am 4./5. Dezember 1975 mit Präsident Ceausescu und anderen rumänischen Politikern führte, hat er nachdrücklich die Bedeutung unterstrichen, die die Bundesregierung der Familienzusammenführung beimißt. Er hat ferner auf die Erwartungen hingewiesen, die sich in dieser Hinsicht aus der Schlußakte von Helsinki ergeben. Die Anliegen der Deutschen in Rumänien wurden auch in der Tischrede unterstrichen, die Bundesminister Genscher am 4. Dezember 1975 in Bukarest gehalten hat, und die im Bulletin vom 9. Dezember 1975 abgedruckt ist. Die rumänischen Gesprächspartner des Bundesministers haben zu erkennen gegeben, daß sie zwar keine Auswanderungswelle wünschen, haben aber auch klar gesagt, daß die rumänische Seite bereit sei, wie bisher Ausreisegenehmigungen zum Zweck der Familienzusammenführung zu erteilen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Georg Leber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sie können sich wieder setzen, Herr Kollege Wörner; ich beantworte jetzt keine Frage.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Damm [CDU/ CSU] : Das ist aber schwach! Sie schämen sich gar nicht, so etwas zu sagen und dann nicht einmal eine Frage zu gestatten! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich sage das, damit Sie Gelegenheit bekommen, hier zurechtzurücken, wie das zu verstehen war.

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    Solche Worte bringen hier im Lande junge Leute, die ein feines Gehör haben, in Gewissenskonflikte mit sich selber.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Solche Worte, die mißverständlich sind, stiften Verwirrung in der Bevölkerung im Lande.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, solche Worte säen und nähren wieder Zweifel, nachdem wir mit viel Mühe die Zweifel beseitigt und damit jungen Menschen den Auftrag und die Reputation der Bundeswehr in der Brust und im Kopf klargemacht haben.

    (Beifall bei der SPD — Wehner [SPD] : Das war auch der Zweck!)

    Ich sage Ihnen: Diese Bundesregierung und ich als Verteidigungsminister tun alles, was wir können, um mit der Bundeswehr unseren maximalen Beitrag ausschließlich zur Verhinderung eines Krieges und zur Sicherung des Friedens zu leisten.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Wesen der Bundeswehr ist nicht der Kampf, sondern die Verhinderung des Krieges und die Sicherung unseres Friedens.

    (Beifall bei der SPD und der FDP) Hier muß man sehr fein differenzieren.


    (Rommerskirchen [CDU/CSU] : Sie sagen doch selbst immer, daß die Kampffähigkeit eine entscheidende Voraussetzung realer Abschreckungspolitik ist und deshalb gestärkt werden muß! Ihr Halbsatz-Zitieren entstellt doch den richtigen Sachverhalt!)

    Gerade an diesem Punkt muß man sehr aufpassen, denn hier liegen die Probleme in diesem Lande.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Das liegt unter Ihrem Niveau!)

    Hier entzünden sich Mißverständnisse, die dann zur Kriegsdienstverweigerung oder zum Zweifel am Ganzen führen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir haben hier eine Geschichte zu überwinden. Das dürfen Sie nicht vergessen. Die Jugend ist Gott sei Dank hellhörig genug und hört genau hin, besonders wenn Herr Dregger oder andere so etwas sagen.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Wir lassen die Klarheit, die wir gerade bei jungen Menschen geschaffen haben, nicht durch fahrlässige Halbsätze aus der Mottenkiste der CDU/CSU wieder in Gefahr bringen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Werden Sie wieder sachlich!)

    Wir lassen bei niemandem einen Zweifel daran aufkommen, daß die Verteidigungspolitik der Bundesregierung im Konkreten und im Detail ausschließlich einem defensiven Auftrag dient.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — von Hassel [CDU/CSU] : Das ist so seit Adenauers Zeiten! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wer leugnet das denn? — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Jetzt sprechen Sie nur für Südhessen und für Ihre Landesliste!)

    Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, möchte ich dazu ein zusätzliches klärendes Wort sagen. Fähigkeit zur Defensive heißt nicht ein bißchen schwächer sein als der andere. Es heißt auch nicht das Ganze ein wenig billiger machen. Fähigkeit zur Defensive ist nicht das, was man mit dem Wörtchen „weniger" beschreiben könnte. Fähigkeit zur Defensive ist etwas anderes als die Fähigkeit zur Offensive. Es ist der Verzicht darauf, andere bedrohen zu können. Es ist die Vorsorge gegen die beweisbare und erkannte Bedrohung durch andere. Unsere neue Wehrstruktur ist dafür ebenso sichtbarer Ausdruck wie die zahlreichen Entscheidungen zur Modernisierung und Verbesserung der Rüstung und der Ausrüstung der Bundeswehr.
    Herr Kollege Wörner, Sie haben vorhin den Vorwurf erhoben, das alles sei schlecht, wir täten nicht einmal etwas für die Zivilverteidigung. Als besonderen Merkposten haben Sie dabei hervorgehoben, die Nahrungsmittelreserve sei reduziert und aufgehoben worden. Dies können Sie — das wissen Sie selbst — viel unmittelbarer haben. Die Bundeswehr hat gegenwärtig keine großen Nahrungsmittelbestände, Mob-Bestände. Die Bundeswehr hat jedes Jahr für 10 bis 15 Millionen DM Butter eingekauft und sie nach einem Jahr wieder verkauft. Ich habe das gestrichen, weil ich dies für Verschwendung halte. Wir leben in Europa auf einem Butterberg, der größer ist als die gesamte Schweizer Bevölkerung zusammengenommen,

    (Zustimmung bei der SPD — Große Heiterkeit und Zurufe von der CDU/CSU)

    — dem Gewicht nach. Wir brauchen nicht jedes Jahr soundso viel Millionen DM für Butterreserven der Bundeswehr auszugeben. Dieses Geld hat der Finanzminister aber nicht zurückbekommen, sondern mit den 15 Millionen DM, die wir für diesen Zweck nicht mehr ausgeben, kaufen wir modernere Waffen für die Bundeswehr, damit sie ihren Auftrag erfüllen kann.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Das sind 36 MILAN mit Abschußgestellen pro Jahr.



    Bundesminister Leber
    Meine Damen und Herren, Sie haben vom Westen und von der Welt gesprochen. Ich rede von dem viel kleineren Bereich, nämlich von uns; das ist der Unterschied.

    (Dr. Stark [Nürtigen] [CDU/CSU] : Sie reden für Südhessen!)

    Unsere Bundeswehr ist in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht stärker geworden. Die Panzerabwehrkraft der Bundeswehr ist um ein Mehrfaches gesteigert worden; die Flugabwehr und die Luftverteidigung sind erheblich verbessert worden;

    (Zuruf des Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU])

    der Schutz unserer Küsten ist besser geworden.
    Ich will das Palament hier nicht mit einer langen Liste von beschafften neuen Verteidigungswaffen aufhalten. Eine Zahl mag Ihnen genügen: Von 1971 bis heute, d. h. einschließlich des Voranschlags für den Haushalt 1976, sind die Mittel zur Materialbeschaffung für die Bundeswehr um 74 % gestiegen. Sie wissen alle, daß das der wirklich politische Posten im Verteidigungshaushalt ist, nämlich die Mittel, die für Modernisierungsinvestitionen der Armee zur Verfügung stehen. Es waren 74 °/o in den wenigen Jahren, seit denen Sozialdemokraten an der Spitze der Bundeswehr stehen.
    Ich frage Sie, meine Herren von der Oposition: Was gibt Ihnen eigentlich angesichts dieser Zahlen, bei dieser Aufwandssteigerung, das Recht, an der Verteidigungspolitik der Bundesregierung für dieses Land herumzunörgeln? Was hat Herrn Wörner eigentlich veranlaßt, in der „Welt am Sonntag", die ebenso „überparteilich" ist wie die „Welt" und deshalb wohl auch die Parteizugehörigkeit des Abgeordneten Wörner verschwiegen hat — es hat also dort wohl der „Journalist" Wörner geschrieben —, zu schreiben „Die Bundesrepublik Deutschland steht zwar besser da als die anderen europäischen Bündnispartner, aber eher als ein Einäugiger unter Blinden"?

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

    Meine Damen und Herren, als ich das las, habe ich mir etwas gedacht, was ich jetzt lieber nicht sagen möchte. Wenn ich jetzt bei Ihnen nach einem Charakteristikum dafür auf der Vorderseite des menschlichen Körpers suchte, fände ich keines; ich müßte mich höchstens auf die Rückseite begeben.

    (Heiterkeit bei der SPD — Zuruf des Abg. Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU])

    Haben Sie, meine Herren und Ihre verschiedenen Verteidigungsexperten, vergessen, daß z. B. 1968 der christlich-soziale Finanzminister Franz Josef Strauß, der selbst einmal Verteidigungsminister war, dem christdemokratischen Verteidigungsminister Dr. Gerhard Schröder den Haushalt gegenüber dem Vorjahr 1967 absolut um 7 % kürzte?

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

    Er kürzte die Investitionsmittel um 13 % und die
    Mittel für die Materialbeschaffung um sage und
    schreibe 25 °/o, und das in einem Jahr — 1968 —, in dem es wieder aufwärtsging.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Wo waren Sie denn damals, Herr Leber?)

    — Ich war in der Regierung.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] : [CDU/CSU] : Sie haben zugestimmt!)

    — Hören Sie mal, soll ich denn in einen Hausstreit der CDU eingreifen, wenn der Finanzminister dem eigenen Verteidigungsminister, der neben ihm sitzt, die Mittel streitig macht und das begründet? Ich denke doch nicht daran.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie haben das zu verantworten. Sie haben den Kanzler bestimmt, Sie hatten den Finanzminister, Sie hatten den Verteidigungsminister. Wir haben das noch nie gemacht. Sogar im Jahre 1976, in dem wir finanziell mit Sicherheit nicht besser dastehen als 1968, haben wir die Aufwendungen für die innere und äußere Sicherheit nicht gekürzt, sondern dort ist aufgestockt worden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Schauen Sie sich bitte Ihre Verteidigungshaushalte an, die Sie gemacht haben, als Sie regierten. Dann werden Sie aufhören, zu verkünden — darauf kommt es mir an —, Sie wollten künftig, wenn Sie wieder regieren würden, mehr Geld für die Verteidigung ausgeben. Meine Damen und Herren, warum erst dann? Das dauert noch lange. Das können Sie doch jetzt schon machen. Sie brauchen eigentlich doch nur Vorschläge zu machen, wieviel Geld für die Verteidigung zusätzlich ausgegeben werden soll — ich bin dankbarer Adressat —, und Sie müsen hinzufügen, wo an anderer Stelle weniger ausgegeben werden soll. Das wird dieses Parlament gern zur Kenntnis nehmen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Dazu haben Sie keinen Muckser gesagt, weder in Ihrem Programm, das Sie schriftlich ausgearbeitet haben, noch heute. Keinen Pfennig haben Sie mir angeboten, sondern nur gesagt: „Wir müssen mehr haben!" Mit solchen Allgemeinheiten kann ich mir nicht eine Schraube kaufen, die verlorengegangen ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Stücklen [CDU/CSU] : Ihnen scheint eine Schraube verlorengegangen zu sein! — Weitere Zurufe und Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Machen Sie Vorschläge, was Sie wirklich wollen; das können Sie jetzt schon tun.
    Meine Damen und Herren, wir denken nicht daran, in Frage zu stellen, was Sie — die CDU — geleistet haben. Wir denken nicht daran, in Frage zu stellen, was Sie geleistet haben, als Sie für die Bun-



    Bundesminister Leber
    deswehr verantwortlich waren, ich könnte hier Namen nennen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU])

    — Ich sage Ihnen, wir denken nicht daran, in Zweifel zu ziehen, was Sie in dieser Zeit, als die Bundeswehr unter Ihrer Führung stand, geleistet worden ist. Wir lassen uns aber auch von dem, was wir geleistet haben, seit wir sie übernommen haben, von Ihnen keinen Millimeter streitig machen, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Dies ist unsere Leistung, und diese Leistung läßt sich sehen, nicht nur hier im Lande, sondern in der ganzen Welt.
    Ich will Ihnen ein paar Eckpunkte — an denen können Sie sich reiben — nennen, um die es geht, die wie Maßstäbe geeignet sind, zu messen, was hier geschehen ist. Die Fragen lauten:
    Erstens. Ist der Umfang der Bundeswehr in den letzten sechs Jahren kleiner oder größer geworden?

    (von Hassel [CDU/CSU] : Mehr Staatssekretäre!)

    Er ist größer geworden, größer als er jemals war, Herr Hassel, als Sie regierten.
    Zweite Bemerkung: Ist es so, daß die Zahl der Brigaden des Heeres vermehrt und damit erstmals auf die vom Bündnis vorgesehene Zahl von 36 gebracht wird oder ist das nicht so?
    Drittens. Wann war eine deutsche Armee jemals in Freiheit besser in Staat und Gesellschaft eingebettet? Wann war sie jemals so wie die Bundeswehr ein so natürlicher Teil des Ganzen und von allen Schichten der Bevölkerung getragen wie in unserer Gegenwart?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ist es nicht ungeheuer viel, daß es gelungen ist, daß gute Disziplin und menschliche Würde in einem solchen Maße sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern als sich miteinander vereinbarende Elemente in unserer Bundeswehr anzutreffen sind? Dies ist ein ungeheurer Vorgang!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Wie viele Länder gibt es in der Welt, die eine Armee haben, die nicht nur für die militärische, sondern auch für die fachliche Bildung und Ausbildung etwas Vergleichbares leistet wie die deutsche Bundeswehr mit allem, was in den letzten Jahren auf diesem Gebiet eingerichtet worden ist? Hier liegt eine echte Quelle der Attraktivität.
    Wann war die Bundeswehr und ihre Leistungsfähigkeit im Bündnis je mehr anerkannt als in unserer Gegenwart? Wann war die Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik auf der einen Seite und ihren Bündnispartnern, besonders mit dem Hauptverbündeten, den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch mit den anderen Verbündeten,
    besser und vertrauensvoller ,als in unserer Gegenwart? Sie haben immer an den Knöpfen gezählt: Lieben uns die Amerikaner noch oder lieben sie uns nicht mehr,

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP)

    gehen sie zurück oder gehen sie nicht zurück? Sie haben alle acht Tage dort angefragt, bis es denen zum Halse heraushing.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Amerikaner sind nicht zurückgegangen, und wir haben nicht gefragt. Die Amerikaner sind heute stärker in der Bundesrepublik und für Europa engagiert denn jemals, als Sie regiert haben.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das hängt mit der vertrauensvollen Zusammenarbeit zusammen.

    (Erneuter lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/ CSU] : Mit der internationalen Lage hat das gar nichts zu tun?!)

    — Ich kann mir vorstellen, Herr Carstens, daß Ihnen das nicht gut in den Ohren klingt, Sie waren ja damals mit dabei.
    Wann war die innere Einstellung der Soldaten zu ihrem Dienst besser als jetzt? Es war ein großartiger Beweis für die Haltung unserer Soldaten, den sie in den letzten Wochen erbracht haben, als die Flut über die norddeutsche Küste hereinbrach. Von 10 000 Soldaten in küstennahen Standorten, die am 3. Januar ab 18.30 Uhr über den Rundfunk aufgefordert wurden, in ihre Kasernen zu kommen, waren 7 000 Soldaten drei Stunden, nachdem der Aufruf im Rundfunk erfolgte, schon bei ihren Einheiten.

    (Lebhafter allgemeiner Beifall)

    Der große Teil dieser 7 000 Soldaten war schon auf dem Weg zu den Einheiten; sonst hätten sie gar nicht da sein können, als der Rundfunkaufruf überhaupt noch nicht ausgegeben worden war. Was gibt es dann noch an besserem Beweis für die innere Haltung unserer Soldaten, meine Damen und Herren!

    (Allgemeiner Beifall)

    Darauf können wir stolz sein. Nicht weil sie ihren Dienst tun, sondern weil sie ihn mit dieser Haltung und mit dieser Gesinnung tun, für etwas einzutreten, was dieses Land schützt, wenn etwas auf uns zukommt. Darauf sollten wir stolz sein, und dafür sollten wir ihnen dankbar sein.

    (Beifall bei der SPD und der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU — Zuruf des Abg. von Hassel [CDU/CSU])

    Sie können mitklatschen, meine Damen und Herren, das ist auch Ihre Bundeswehr.

    (Damm [CDU/CSU] : Deswegen haben wir ja geklatscht!)




    Bundesminister Leber
    Sie brauchen nicht so böse zu gucken, wenn ich das hier sage.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Wir haben ja geklatscht! — von Hassel [CDU/CSU] : Wie war es 1962?!)

    Das, was diese jungen Männer damit gezeigt haben, ist symbolisch für das, um was es im ganzen geht.

    (Zuruf des Abg. Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] — von Hassel [CDU/CSU] : Wie war es 1962?!)

    Das ist dies: Unser Leben und unsere Freiheit zu schützen, wenn sie von außen bedroht werden. Mehr wollen wir nicht. Mehr wollen wir nicht können, aber auch nicht ein Weniges weniger: Wenn eine Flut über uns hereinbricht, dann kommen, dann da sein, um die Flut zu bekämpfen, selber aber nicht Flut sein, die über andere ergossen wird. Das bestimmt nicht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Bei dieser Gelegenheit möchte ich ein Wort zur Diskussion über die allgemeine Wehrpflicht sagen. Sie haben die Große Anfrage eingeführt. Sie müssen wissen, daß jetzt über das gesprochen werden muß, was ansteht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber nichts Dummes!)

    Lassen Sie mich ein offenes Wort zu diesem Thema sagen. Von Ihrer Seite ist wiederholt in der Öffentlichkeit behauptet worden, die Koalitionsparteien wollten die allgemeine Wehrpflicht abschaffen. Das stimmt doch?

    (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Faktisch! — Wehner [SPD] : Was heißt faktisch?)

    — Worin besteht denn der Unterschied zwischen faktisch und abschaffen?

    (Lachen bei der SPD — Dr. Wörner [CDU/ CSU] : Wenn Sie den nicht begreifen, Herr Leber, kann ich nicht nachhelfen!)

    — Ich kann nicht sagen, ob das im Schwäbischen eine besondere Rolle spielt.
    Dieser Vorwuf ist absurd. Er wird aus der beabsichtigten Neuregelung des Verfahrens zur Anerkennung der Kriegsdienstverweigerer abgeleitet. Dazu möchte ich gern folgendes sagen. Die beabsichtigte Neuregelung ist der erste realistische Versuch, die beiden Verfassungsbestimmungen, nämlich das Recht zur Verweigerung des Kriegsdienstes mit der Waffe und die Pflicht zur Wahrung der äußeren Sicherheit, spannungsfreier zu gestalten, als das in der Vergangenheit war und gegenwärtig noch ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP —Wehner [SPD] : Sehr wahr!)

    Wir wissen alle, daß nicht nur die jungen Menschen
    in den Mühlen dieser Prozedur gelitten haben, sondern daß es sogar nicht mehr möglich war, Menschen
    für diese Prüfungen zu finden, weil sie das ganz einfach nicht verantworten konnten.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die vorgesehene Neuregelung ist auch Ausdruck des gewachsenen Vertrauens in die Bereitschaft der jungen Generation, Freiheit nicht nur als Freisein von etwas, sondern als Pflicht für etwas zu begreifen, und dies aus eigener Einsicht in das richtige Verhältnis zueinander zu bringen. Es ist das Verdienst der sozialliberalen Koalition, daß trotz einer Krise des Wehrpflichtgedankens in ganz Europa die allgemeine Wehrpflicht in der Bundesrepublik bis heute bewahrt und unbestritten ist.

    (Wehner [SPD] : Sehr wahr!)

    Sie sollten bitte einmal sorgsam überdenken, was es bedeutet, daß diese Koalition das geleistet hat. Daß das auch künftig notwendig bleibt, wird bei allen Umfragen deutlich. Die Mehrheit der männlichen Jugend erklärt im Falle der Einberufung, Wehrdienst leisten zu wollen. Daß sie rechtzeitig kommen, wenn es notwendig ist, haben wir in der vergangenen Woche gesehen. Das war keineswegs immer so.

    (Maucher [CDU/CSU] : Auch die Jusos?)

    — Auch die! Ich kann Ihnen nur sagen, gucken Sie sich das einmal ein bißchen aus der Nähe an, was sich auch da entwickelt hat; davor können Sie dann ein bißchen Respekt haben.

    (Wehner [SPD] : Die haben nie Respekt vor anderen! Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/ CSU] : Deswegen haben die Sie auch nicht wieder aufgestellt?!)

    Dies war keineswegs immer so. Die Bundesregierung freut sich darüber. Sie begegnet diesem gewachsenen Vertrauen in der Jugend ihrerseits mit Vertrauen und wird diesen positiven Trend in unserem Lande auch weiterhin stützen und fördern.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Sozialdemokratische Partei — um für sie zu sprechen — benötigt von der heutigen Opposition überhaupt keine Belehrung über das Thema allgemeine Wehrpflicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Sozialdemokratische Partei, meine Damen und Herren, hat sich für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Abschaffung stehender Heere schon eingesetzt, als die Damen und Herren, die heute die CDU bilden, allesamt überhaupt noch nicht lebten. So früh haben wir damit schon begonnen. So lange liegt das zurück.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Mit dieser Rede werden Sie in die Geschichte eingehen! — Lachen bei der CDU/CSU — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir wissen, daß das ein Grundelement unseres Konzeptes ist. Wir werden, wenn die Umstände nicht
    völlig anders werden, davon auch nicht abgehen.
    Meine Damen und Herren, das Kräfteverhältnis in Europa ist so, wie es die schriftliche Antwort dar-



    Bundesminister Leber
    stellt und in den Weißbüchern der Bundesregierung dargestellt worden ist. Die Ausgewogenheit der Kräfte zwischen Ost und West ist ein tragendes Element unserer Sicherheit. Unsere Anstrengungen sind auf die Wahrung dieser Ausgewogenheit konzentriert. Die Opposition in Bonn und unsere östlichen Verhandlungspartner bei MBFR in Wien —ich nenne sie hier in einem Atemzug — unterliegen gemeinsam einem bedeutsamen Irrtum in der Bewertung dieses Sachverhaltes.

    (Beifall bei der SPD)

    Die einen, nämlich die Opposition in Bonn, sagen, das militärische Gleichgewicht sei so ungleich, daß von einem Gleichgewicht — das haben wir hier heute morgen noch einmal gehört — nicht mehr gesprochen werden könne.

    (Zuruf des Abg. Dr. Mertes [Gerolstein])

    Die anderen, nämlich die östlichen Verhandlungspartner in Wien, sagen, das militärische Kräfteverhältnis, so wie es sei, sei das, was man Balance nennt. Deshalb sei eine beiderseitige Verminderung nur unter Fixierung des numerischen Übergewichts des Ostens möglich. Beide Behauptungen sind falsch.
    Richtig ist: Das konventionelle Kräfteverhältnis ist numerisch unausgeglichen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das sagen wir doch nur!)

    — Aber Sie ziehen einen anderen Schluß daraus als wir; meiner lautet: Das Kräfteverhältnis ist zwar numerisch unausgeglichen, es ist aber nicht so unausgeglichen, daß wir uns nicht ausreichend verteidigen können. Es hat bisher ausgereicht, Krieg und Konflikt zu verhindern und die Suche nach Entspannung zu ermöglichen. Das wird es auch künftig tun. Worauf wir achten müssen, ist, daß das so bleibt.

    (Beifall bei der SDP und der FDP)

    Aber es ist nicht zu übersehen: Der konfliktverhindernden Funktion einer solchen Balance fehlt etwas, was in friedengestaltender Weise nach vorne zeigt, besonders solange auf der anderen Seite immer wieder nach offensiver Fähigkeit gesucht wird.
    Mit dem Abbau numerischer Unebenheiten — so nenne ich sie — und dem Verzicht, offensive Überlegenheit zu produzieren, wäre eine Ausgangslage geschaffen, von der aus eine konstruktive Ausgestaltung des Friedens möglich wäre.

    (Damm [CDU/CSU]: Aber die Sowjets wollen ja nicht!)

    - Kommandieren kann man das nicht, aber ich sage das ja hier, damit gehört wird, daß wir das so sehen. —

    (Damm [CDU/CSU]: Das wünschen wir auch!)

    Anders ausgedrückt: Das militärische Kräfteverhältnis ist in Zentraleuropa ausgewogen genug, um den militärischen Konflikt zu verhindern. Die numerischen Ungleichgewichte erzeugen aber genügend Mißtrauen, so daß der Zugang zu einer politischen
    Friedensordnung für die Zukunft immer wieder gestört oder gar verhindert wird.
    Für die Bundesregierung ergibt sich aus dieser Beurteilung eine Sorge, eine Verpflichtung und eine Hoffnung: die Sorge um die wachsenden Anstrengungen im Warschauer Pakt, wie es der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung vom 17. Mai 1974 formuliert hat

    (van Delden [CDU/CSU] : Und Herr Wörner wiederholt hat!)

    — ist ja gut, wenn wir übereinstimmen —, die Verpflichtung, die Verhandlungsfähigkeit des Westens dadurch zu wahren, daß keine einseitige Minderung der Verteidigungsanstrengungen erfolgt, und die Hoffnung, daß die Schwierigkeiten mit dem Gleichgewichtsbegriff bei den Wiener Verhandlungen über eine ausgewogene, beiderseitige Verminderung von Truppen und Rüstungen in Europa gelöst werden können.
    Die westlichen Bündnispartner haben dem Osten in Wien ein konstruktives Angebot gemacht. Es ist Sache der Staaten des Warschauer Paktes, ihren Willen zur Fortsetzung der Entspannungspolitik auf diesem Felde durch ernsthaftes Verhandeln und durch ernsthafte Antworten auf diese erneuten Vorschläge des Westens jetzt zu dokumentieren.

    (Beifall bei der SDP)

    Wir wollen im Reduktionsgebiet einen ungefähren Gleichstand der Landstreitkräfte in der Form einer übereinstimmenden kollektiven Gesamthöchststärke für den Personalbestand der Landstreitkräfte auf beiden Seiten. Das Eingehen auf dieses Verhandlungsangebot wäre nur eine logische Befolgung der allseitig akzeptierten Grundsätze des Gewaltverzichts. Es dürfte keinen Zweifel darüber geben können, daß es in Wien zu einem Ergebnis kommen müßte, wenn die vereinbarte Bilanzierung der Erfahrungen mit zwei Jahren Helsinki Sinn haben sollte.

    (Damm [CDU/CSU] : Richtig!)

    Hier füge ich hinzu: Die Verteidigungsminister wissen — vielleicht besser noch als andere — um die dringende Notwendigkeit wirklicher Entspannung, weil ihnen die Fähigkeit zur Vernichtung und die Größenordnungen der Zerstörung bekannter sind, als sie anderen bekannt sein können. Das Amt des Verteidigungsministers bringt es mit sich, daß er bis in alle Einzelheiten über die Gefahren Bescheid weiß, die von der angesammelten Truppen-und Rüstungsmasse ausgehen. Wir müssen deshalb alle Anstrengungen unternehmen, um durch vereinbarten Rüstungsstopp und Rüstungskontrolle das Wettrüsten und Weiterrüsten zu stoppen, um den Wahnsinn eines neuen Rüstungswettlaufs zu unterbinden.
    Die Bemühungen der USA und der Sowjetunion um die Begrenzung nuklearstrategischer Waffensysteme und unsere Verhandlungen in Wien um eine ausgewogene Verminderung von Rüstungen und Truppen in Europa müssen von beiden Seiten so geführt werden, daß der Wille zum Erfolg von niemandem angezweifelt werden kann. Wenn diese



    Bundesminister Leber
    Bemühungen in Wien und in Genf scheitern sollten, müssen der Weltöffentlichkeit die Gründe dafür in schonungsloser Offenheit dargestellt werden, damit sichtbar wird, warum es nicht zu einer Lösung gekommen ist.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehen Sie da Gefahren?)

    Alle Verhandlungspartner in Ost und West müssen aber auch wissen: Entspannungspolitik verlangt, nicht nur an die eigene Sicherheit zu denken, sondern auch ein Gefühl für das Sicherheitsinteresse des anderen zu haben. Wer statt dessen nach eigener Überlegenheit strebt, tötet am Ende die Chance zum Ausgleich, weil die dafür notwendige Basis nicht zustande kommt. Aus diesem Grunde ist es nicht gut, wenn, wie es kürzlich geschehen ist, im theoretischen Organ der sowjetischen Streitkräfte, der Zeitschrift „Kommunist", geschrieben wird, daß eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses zugunsten der Sowjetunion der Entspannung diene und die NATO unter den Bedingungen der Entspannung einer Erosion unterliege.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sehen Sie, genau das ist es! Jetzt kommen Sie endlich zum Kern, Herr Leber!)

    — Ich habe zwar auch über andere Dinge gesprochen, aber ich sage auch das, was auf diesem Gebiete zu sagen ist.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Zuerst polemisieren Sie dagegen, dann sagen Sie es selber!)

    — Wir versuchen, ausgewogen zu sein. Es ist keine gute Spekulation, nur gegen die Russen zu reden. Das ist kein konstruktiver Beitrag zur Entspannung, Herr Kollege Wörner, und dient auch dem Lande nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Man muß den Mut haben, auch der Sowjetunion zu sagen, was notwendig ist.
    Was dort gemacht wird, ist keine gute Ausgangsposition. Die Sowjetunion will ihren Erfolg auf erhoffte Fahrlässigkeit des westlichen Verhandlungspartners gründen. Wer Entspannung sagt, aber militärische Überlegenheit meint, sät Mißtrauen und erntet irgendwann als Reaktion darauf vermutlich wieder Spannung.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wieder Spannung? Die haben Sie doch, Himmel noch mal! Leider!)

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung ist nicht der Auffassung, daß das Kräfteverhältnis bereits, wie die Opposition meint und wie Herr Kohl am Dienstag gesagt hat, zum Nachteil des Westens aus der Balance geraten sei. Diese Bundesregierung wird nicht fahrlässig Stichworte liefern, mit denen Unruhe erzeugt oder auf Grund deren Wettrüsten entfacht werden könnte. Sie hält sich aber an das, was das Leitmotiv der NATO ist: Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit. Die Bundesregierung ist wachsam.

    (I Anstrengungen ergeben die notwendige Potenz zur Wahrung des Gleichgewichts der Kräfte, ohne das unsere Sicherheit undenkbar bleibt. Dabei bleiben die Vereinigten Staaten von Amerika ein Eckpfeiler im atlantischen Bündnis. Die Doppelfunktion des gleichgewichtigen nuklearstrategischen Gegenpols zur Sowjetunion und der konventionellen Hauptmacht kann von keinem anderen Bündnispartner dargestellt und übernommen werden. Der These Alfred Grossers ist meiner Auffassung nach zuzustimmen. Er sagt: Entweder ist unser Verteidigungssystem sicher — dann kann es nicht rein europäisch sein —, oder es ist rein europäisch — dann kann es nicht sicher sein. Diese richtige Analyse Grossers bedarf allerdings noch einer wichtigen Ergänzung: Das Fehlen einer europäischen Verteidigungsstruktur oder einer europäischen Verteidigungsorganisation bedeutet nicht auch das Fehlen eines europäischen Verteidigungswillens. Im Gegenteil! Das haben auch die bemerkenswerten jüngsten Erklärungen des französischen Staatspräsidenten in Presse und Fernsehen deutlich gemacht. Sie haben auch deutlich gemacht, daß Pläne für eine eigenständige europäische Verteidigung à la Dregger illusionär und für unsere Sicherheit gefährlich sind. Eine europäische Verteidigung kann eines Tages nur als europäische Säule innerhalb der atlantischen Allianz aufgebaut werden — und auch das erst an dem Tage, an dem Europa eine funktionierende und anerkannte politische Gewalt hat, wie es der französische Präsident formuliert hat. Die Bundesregierung beteiligt sich nicht an Spekulationen und öffentlichen Planspielen über die Entwicklung der französischen Sicherheitsund Verteidigungspolitik. Sie weiß im übrigen: Es wird kein politisch geeinigtes Europa ohne Frankreich geben können, wie auch Frankreichs Zukunft ohne Europa in den Augen der Deutschen nicht denkbar ist. Wir wissen, daß das Atlantische Bündnis Probleme hat. Für eine Allianz, die aus freien und souveränen Staaten besteht, ist das auch nichts Außergewöhnliches. Darüber kann man offen reden, darüber muß man sogar reden. Das sollte aber nicht mit dem Unterton geschehen, wie er heute vormittag hier angeklungen ist, als wäre die Bundesregierung verantwortlich, wenn bei irgendeinem Bündnispartner etwas nicht in Ordnung ist. Wir haben überall da, wo wir eine Möglichkeit hatten, getan, was wir tun konnten. Es wäre gar nicht schlecht, wenn Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, Ihren noch regierenden Bruderparteien in europäischen Ländern — sofern es solche noch gibt — , in denen es Mängel gibt, einmal sagten, was Sie hier heute in dieser Allgemeinheit sagen. Sagen Sie bitte Ihrer italienischen Bruderpartei, daß dort der größte Mangel in der NATO liegt! Bundesminister Leber Wenn Sie dann Erfolg haben, meine Damen und Herren, dann haben Sie etwas geleistet, wofür Ihnen unsere Regierung dankbar ist. (Wehner [SPD] : Die Bruderpartei regiert seit 30 Jahren ununterbrochen, und da gibt es die einzige westeuropäische Alternative KPI! — Gegenrufe von der CDU/CSU)


    (Beifall bei der SPD)


    (Wehner [SPD]: Sehr richtig!) Dies gilt auch für Europas Sicherheit.


    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Natürlich sind die politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe in den einzelnen Ländern zu verschieden, als daß sie in ein Patentrezept eingefaßt werden könnten. Unsere ernste Aufgabe ist, dafür zu sorgen, daß das Bündnis in Mitteleuropa abwehrfähig bleibt, so abwehrfähig, daß auch an den Flanken niemand einer militärischen Bedrohung nachgeben muß.
    Mit dem Blick auf diese Situation im Bündnis wird noch eines immer klarer; und das ist wichtig, meine Damen und Herren, weil ich das Gefühl habe, daß es bei Ihnen falsch eingeschätzt wird. Es ist die große Aufgabe der Staaten, die sich zur gemeinsamen Verteidigung bekennen, in jedem Land neben dem, was man Verteidigung nennt, auch Lebensumstände zu schaffen, die von den Bürgern als menschenwürdig und deshalb auch als verteidigungswert empfunden werden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Schauen Sie sich einmal an, was in den Ländern, in denen die Sozialdemokraten nicht regieren, alles im argen liegt!

    (Beifall bei der SPD und Lachen bei der CDU/CSU)

    Es ist wohl auch kein Zufall, daß in unserem Land die Bereitschaft zur Verteidigung in dem Maße besser geworden ist, wie innere Reformen in diesem Land lebenswertere Lebensbedingungen geschaffen haben.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Die wirtschaftliche Lage schlechter geworden ist!)

    Das ist synchronisiert, Hand in Hand miteinander gegangen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU: Arbeitslosigkeit! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Notwendige und fällige Reformen im Innern sind auch die Voraussetzungen für die Sicherheit nach draußen. Wo diese Voraussetzungen nicht geschaffen werden, ist auch die Verteidigungsfähigkeit nicht intakt.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Fahren Sie mal nach Dänemark! Schauen Sie sich das mal an!)

    Das paßt gut für einen Vortrag in einer internationalen Veranstaltung christlicher Parteien. — Herr von Hassel ist gerade nicht da; ich hätte ihm das vielleicht gern einmal als Thema mitgegeben.
    Es ist nicht auszuschließen, daß einmal ein Land in Bedrängnis gerät und mit seinem Bündnisbeitrag etwas kurzertreten muß. Sinkende Verteidigungskraft eines einzelnen Bündnismitglieds bleibt aber nur dann ohne dauerhaften Schaden für alle, wenn der Wille erkennbar bleibt, wieder genug zu leisten, sobald es die ökonomischen Umstände erlauben. Wir müssen dabei sehr deutlich machen, daß es nicht die Aufgabe unseres Landes sein kann, Verminderungen des Beitrags anderer Länder in Europa durch vermehrte deutsche Leistungen auszugleichen. Wir haben unsere Freunde vor einer solchen Entwicklung deutlich genug gewarnt.

    (Stücklen [CDU/CSU] : Auch die Holländer?)

    Das würde am Ende zu einem sehr problematischen Übergewicht der Bundeswehr führen, das wir nicht wollen.
    Aus ähnlichem Grund kann auch niemand erwarten, daß die Vereinigten Staaten von Amerika nuklear oder konventionell Lücken ausfüllen könnten, die von europäischen Partnern aufgerissen würden. Wohl aber müssen wir erwarten und davon ausgehen können, daß die typischen Weltmachtanstrengungen der Sowjetunion von der Supermacht USA ausbalanciert werden. Konkret heißt das: Die nuklearstrategische Rüstung der Sowjetunion kann nur durch nuklearstrategische Fähigkeit der Vereinigten Staaten und durch nichts anderes ausgewogen werden. Alle anderen Spekulationen sollten wir fallenlassen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesrepublik ist keine Supermacht. Sie will keine Supermacht sein. Wir wollen nie wieder militärische Großmacht sein. Unsere Aufgabe kann es auch nicht sein, das Gegengewicht gegen die Sowjetunion zu bilden; dies ist Sache der Vereinigten Staaten von Amerika.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage das deswegen, weil ich hier auch heute morgen wieder mehrmals den Hinweis auf die maritimen Anstrengungen der Sowjetunion und die Forderung gehört habe, wir müßten das ausgleichen. Das ist nicht Sache der Bundesrepublik, sondern Sache der Vereinigten Staaten von Amerika.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Wörner [CDU/ CSU]: Reden Sie doch nicht so! — Zuruf von der CDU/CSU: Wieder mal Täuschung! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Entweder Sie halten die Amerikaner für blind, daß sie das nicht sehen, oder Sie muten uns Kommandogewalt über die Amerikaner zu. Die sehen das selber!

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Sie verdrehen alles! Sie verdrehen doch alles! — Damm [CDU/CSU]: Absichtlich verfälscht der Verteidigungsminister das, was Herr Wörner gesagt hat! Sie sollten sich schämen, Herr Leber!)

    Meine Damen und Herren, wenn Sie hier von weitreichenden Flugzeugen reden, dann sage ich: es ist nicht die Aufgabe der Bundesrepublik, sich weitreichende Flugzeuge anzuschaffen. Wir wollen kein



    Bundesminister Leber
    Flugzeug, mit dem wir von hier aus Moskau bombardieren können.

    (Beifall bei der SPD — van Delden [CDU/ CSU]: Das hat ja keiner behauptet! — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Unglaublich, Herr Kollege!)

    — Dann müssen Sie das an die richtige Adresse sagen, damit das klar ist!

    (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Sie bauen einen Popanz auf! Sie wissen das!)

    Der Westen braucht solche Flugzeuge, und es ist wichtig, daß die Vereinigten Staaten weitreichende Flugzeuge haben, wenn die Sowjetunion weitreichende Flugzeuge hat. Das gehört alles in die richtigen Kästen und darf nicht vermischt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie dürfen sich nicht anmaßen, daß wir hier der Dompteur des Bündnisses sein könnten. Dies sind unabhängige Nationen, die auch sehr darauf achten, wie die Deutschen mit ihren Bündnispartnern umgehen, und am deutschen Verteidigungswesen wird dieses Bündnis nicht genesen, wenn es krank sein sollte.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Aber am Leber auch nicht! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sie bauen einen Popanz auf!)

    Aus der Verpflichtung der europäischen Verbündeten, das Notwendige zu tun, und der Bereitschaft der Vereinigten Staaten, das nukleare und konventionelle Engagement in und für Europa einzuhalten, ergibt sich auch künftig ein glaubwürdiges Verteidigungskonzept der NATO-Partner. Nur dieses Zusammenwirken aller Kräfte und Elemente verleiht dem Bündnis die kriegsverhindernde Kraft, die wir wollen. Diese Kombination führt zu einer vereinbarten Strategie der flexiblen Reaktion. Diese Strategie gilt auch gerade im Zeichen der nuklearen Parität. Ich begrüße ausdrücklich, daß Opposition und Regierung in diesem Punkte einer Meinung sind. Es ist nicht unsere Aufgabe, heute über neue Strategien oder Bündnisideologien nachzudenken.

    (Wehner [SPD] : Sehr wahr!)

    Unsere Pflicht ist es vielmehr, in täglicher Kleinarbeit das Bündnis und die gültige Strategie so funktionsfähig zu halten, daß wir ruhig schlafen können, und nichts anderes!

    (Beifall bei der SPD)

    Unsere Aufgabe lautet immer, die jeweils bestehenden Mängel zu beseitigen. Einige will ich hier nennen.
    Erstens. Abschreckung ist häufig nur nuklear begriffen worden. Langsam beginnt sich die Erkenntnis durchzusetzen, daß die konventionelle Komponente in der Abschreckung einen wachsenden Rang erhält, besonders angesichts der deklarierten nuklearen Parität zwischen den beiden Supermächten. Daran müssen sich alle erinnern, die zu der politischen Schlußfolgerung neigen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme könnten mit
    Hilfe von Einsparungen bei der konventionellen Verteidigung gelöst werden.
    Zweitens. Die wirklich vorhandene Kampfkraft der NATO-Truppen entspricht nicht der Kaufkraft aus der Summe aller Verteidigungshaushalte der Bündnispartner. Auch wenn man um den Rang des Themas weiß: mit Ungeduld und auf ein Kommando lassen sich die damit verbundenen sehr schwierigen Fragen nicht lösen. Hier liegt eine zweifellos wichtige Aufgabe der Eurogroup. Wir sind in der letzten Sitzung der Eurogroup zum Thema Rüstungszusammenarbeit meiner Auffassung nach einen beachtlichen Schritt nach vorn gekommen, das erstemal überhaupt. Es hat den Anschein, als ob der Druck auf die nationalen Haushalte der Forderung nach Rationalisierung und Standardisierung im Bündnis Nachdruck verleiht.
    Herr Wörner, Sie haben kürzlich den Vorwurf erhoben — ich zitiere —:
    Auf dem Felde der europäischen Einigung haben die sozialliberale Regierung und auch der Verteidigungsminister Leber durch eine bemerkenswerte Inaktivität geglänzt. Hier liegen schwere Versäumnisse vor.
    Ich habe diesen Satz, weil das ein Satz eines wichtigen Mannes ist,

    (Lachen bei der SPD)

    in einer bewegten Sitzung in Brüssel meinen Kollegen vorgelesen. Wenn es üblich wäre, dann würde dort im Protokoll stehen: „Große Heiterkeit", als ich ihn vorgelesen hatte.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Die haben Sie heute morgen verursacht!)

    Meine Damen und Herren, es scheint nicht allen klar zu sein — das gilt nicht nur für Herrn Dr. Wörner —, daß für so ungemein schwierige Felder der Politik wie diese nicht jede öffentlich gehaltene Rede mit scheinbar schönen Vorschlägen auch eine politisch sinnvolle Initiative ist und daß nicht jede politisch sinnvolle Initiative auch in einer öffentlichen Rede verbreitet werden muß. Wer das tut, erreicht in der Regel nichts.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU]: Wir haben jetzt eine Stunde Sinnvolles gehört!)

    — Das ist eine ganze Menge, was ich zu berichten hatte, wenn Sie genau hinsehen.

    (Rommerskirchen [CDU/CSU] : Eiertanz auf Leberkäse war das!)

    Wenn ich zu diesem Punkt Bilanz ziehe, dann komme ich mit dem früheren amerikanischen Oberbefehlshaber Andrew Goodpaster zu folgendem Schluß:
    Obwohl die NATO ihre internen Schwierigkeiten und Mängel hat, besitzt sie alles in allem die Fähigkeit zu kraftvollen koordinierten Verteidigungsleistungen.
    So hat es der Mann gesagt, der es eigentlich, weil es sein Werkzeug war, am ehesten wissen müßte.



    Bundesminister Leber
    Nun zu meinem letzten Punkt. Er betrifft das Verständnis der Bevölkerung für unsere Verteidigungspolitik. Bei der Lektüre Ihrer Frage 14 — Sie haben so viele Fragen gestellt; deshalb muß ich auch soviel antworten —

    (Damm [CDU/CSU] : Wenn Sie bloß richtig antworten würden!)

    hatte ich — bei allem Respekt vor den Antragstellern, die sie formuliert haben — den Eindruck, sie sei von jemandem gestellt worden, der gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht ist, den er 1969 begonnen und 1975 beendet hat.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wie humorvoll! Wir lachen ungeheuer!)

    — Das ist nicht humorvoll, das ist traurig! —

    (Beifall bei der SPD)

    Man muß sich den Text Ihrer Frage einmal auf der
    Zunge zergehen lassen. Sie lautet nämlich wörtlich:
    Was will die Bundesregierung tun, um das Verständnis für verteidigungspolitische Zusammenhänge in der Bevölkerung zu wecken und den Selbstbehauptungswillen sowie die Verteidigungsbereitschaft bei den Bürgern der Bundesrepublik Deutschland wachzuhalten?
    Vielleicht kann mir einer von Ihnen erklären, wen Sie wecken und wen Sie wachhalten wollen.

    (Lachen bei der SPD) Ich kann nur vermuten,


    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Soll ich Ihnen ein paar Leute Ihrer Partei nennen, die das ganz gut brauchen können?)

    daß derjenige, der das geschrieben hat, sich in seiner eigenen Umgebung umgeschaut und bei der Marine eine Anleihe gemacht hat. Dort gibt es den bekannten Weckruf: „Ein jeder weckt den Nebenmann, der letzte stößt sich selber an!"

    (Beifall und Heiterkeit bei der SPD und der FDP — van Delden [CDU/CSU] : Der Spruch geht noch weiter, Herr Leber!)

    Ich vermute, die Fragenformulierer haben den Eindruck, als sei alles noch so wie vor 1969, als der letzte CDU-Minister von der Hardthöhe herabgestiegen ist. Damals war auf diesem Gebiet freilich noch manches im argen.
    Ihnen kann doch im Ernst nicht entgangen sein, daß das Verständnis für die Landesverteidigung heute ein völlig anderes geworden ist, als es das bis 1969 war. Wenn Sie das uns nicht glauben, glauben Sie vielleicht der „Rheinischen Post". Von der weiß ich, daß sie — nicht von sich behauptet, sie sei unabhängig; das ist sie vielleicht — Ihnen sehr nahesteht. Die „Rheinische Post" schreibt:
    Die rund 500 000 Mann starke Streitmacht, voll eingebettet in das Atlantische Bündnis, kann darauf bauen, daß noch keine deutsche Armee von der Zustimmung der Bürger so getragen worden ist wie unsere Bundeswehr.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP)

    Seit den Freiheitskriegen gibt es keine deutsche Armee, die von den Bürgern so getragen worden ist, wie das bei der Bundeswehr in den letzten Jahren der Fall ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wer das der eigenen „Rheinischen Post" nicht glaubt, der glaubt es vielleicht der französischen Zeitung „Le Figaro" ; vielleicht Herr Dregger.
    Die Bundeswehr ist
    — schreibt „Le Figaro" —
    in den Augen der westdeutschen Bevölkerung als eine nützliche Abschreckungsstreitmacht innerhalb des NATO-Bündnisses notwendig.
    Das ist sehr viel.
    Meine Damen und Herren, diese Bundesregierung benötigt keine Aufforderungen, wie sie in Ihren Fragen mit den Wörtern „wecken" und „wachhalten" enthalten sind. Unsere Sicherheitspolitik stützt sich auf Verständnis in breitesten Kreisen der Bevölkerung. Sie hat die Jahre der Gleichgültigkeit und der Mißverständnisse überwunden. Unsere Verteidigungspolitik ist eine der natürlichen und selbstverständlichen Dinge. Unsere Bundeswehr ist eine der natürlichen und selbstverständlichen Einrichtungen in unserem Lande geworden, die in Staat und Gesellschaft in so natürlicher Weise zur Kenntnis genommen und von ihnen getragen wird wie jede andere staatliche Einrichtung auch. Unser Friede ist in den letzten Jahren besser geworden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren, für Ihre Aufmerksamkeit. Ich bitte um Nachsicht, daß ich länger als vorgesehen gesprochen habe. Aber wer einmal in vier Jahren zu diesem Thema spricht, darf vielleicht auch ein paar Minuten länger reden.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, das Wort hat der Herr Abgeordnete Möllemann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen W. Möllemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit ihrer Großen Anfrage hat die Fraktion der CDU/CSU einige sicherheits- und verteidigungspolitische Probleme aufgezeigt, mehr jedenfalls, als der Kollege Wörner in seiner Rede nachträglich noch eingebracht hat. Wir hätten es allerdings für sinnvoller gehalten, die Anfrage und die darauf erteilte Antwort der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Weißbuch 1975/76 zu diskutieren. Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, wissen wie wir, daß dieses Weißbuch in der nächsten Woche vorgelegt werden wird. Die Einbeziehung der von ihm zu erwartenden Darstellung von Daten, Fakten und Zusammenhängen wäre nicht nur dieser Debatte, sondern sicherlich auch dem Interesse und dem Verständnis nützlich gewesen, das dieses Thema in der Öffentlichkeit finden soll.



    Möllemann
    Nun hatten Sie leider schon andere terminliche Festlegungen getroffen; die Aktion „Der Kanzlerkandidat und die scheibchenweise Enthüllung seiner Kabinettsaspiranten" läuft nun einmal, und wir haben damit zu leben. Herr Kollege Wörner, ich darf Ihnen trotz Ihrer für mich gehaltlosen Rede von vorhin zu dem vorläufigen Punktsieg über den Kollegen Dregger herzlich gratulieren.

    (Vereinzelte Zustimmung bei der FDP und der SPD)

    Ich wünsche Ihnen überdies Geduld und Kraft für die lange Wartezeit von vielen Jahren, die Sie in den nächsten Jahren eben als Kabinettsaspirant werden verbringen müssen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das soll wohl witzig sein! — Stücklen [CDU/CSU]: Der alte Staatsmann Möllemann!)

    Da Sie — ebenso wie ich — noch ziemlich jung sind, wird es Ihnen ja nichts weiter ausmachen, daß das eine lange Zeit sein wird, und Sie werden auch die enttäuschenden Folgen Ihrer nächsten Wahlniederlage insoweit überstehen können.

    (Dr. Klein [Göttingen] [CDU/CSU] : Tiefer geht es wirklich nicht!)

    — Herr Kollege Klein, ich warte ohnehin darauf, daß Sie hier einen konstruktiven Beitrag bringen. Hier vorn ist ein Mikrofon; halten Sie sich gar nicht zurück, bringen Sie etwas.

    (Stücklen [CDU/CSU] : Jeder muß einmal lernen! — Zuruf von der CDU/CSU: Zu soviel Unsinn kann man gar nichts mehr sagen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Es gibt auch das lebenslange Lernen, Herr Stücklen; das merkt man an Ihnen. Vielen Dank!
    Im übrigen, Herr Kollege Wörner, wurde ja Ihre Beförderung theoretisch bemäntelt, indem Sie angeblich neue Leitlinien zur Sicherheitspolitik vorgestellt haben. Dieses bedeutsame Konzept hat ebenso wie der begleitende Personalakt bei vielen Ratlosigkeit hervorgerufen, selbst bei solchen, die Ihnen nicht fernstehen. So schreibt die „FAZ" — ich darf dies mit Ihrer Genehmigung, Frau Präsidentin, zitieren —:
    Denn wenn eine Partei von Leitlinien spricht, erwartet man Ideen. Äußern sich zudem der Parteivorsitzende und ein von ihm für ein hohes Amt auserwählter Politiker, sollte ihr Auftreten wie ein politisches Manifest wirken. Von all dem war nichts zu spüren ... Wir haben es mit einem wohlmeinenden Kompendium militärpolitischer Selbstverständlichkeiten zu tun.
    In den Richtlinien findet man alles, nur keine politische Dynamik.
    Wir alle in der FDP-Fraktion stimmen dieser Behauptung und Feststellung der „FAZ" vollkommen zu.
    Soweit nun mit der Anfrage der Opposition das Ziel verfolgt wurde, der Bundesregierung erneut Gelegenheit zu geben, insbesondere auch zur Unterrichtung der breiten Öffentlichkeit ihre Auffassung zu diesen Fragen und die von ihr eingeleiteten und geplanten Schritte oder Maßnahmen noch einmal zusammengefaßt darzustellen, wäre dies ja durchaus zu begrüßen. Bereits die Formulierung der Fragen aber — unabhängig von der Begründung — zeigt, daß die Opposition mit der Anfrage vor allem beabsichtigt, in der interessierten Öffentlichkeit den Eindruck oder zumindest ein Gefühl dafür zu erwecken, daß diese sozialliberale Bundesregierung den aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen und militärischen Notwendigkeiten nicht in ausreichendem Maße Rechnung trägt

    (Josten [CDU/CSU]: So ist das!)

    und daß diese Bundesregierung die Bürger unseres Landes nicht umfassend, vollständig, nüchtern und ehrlich über die sicherheitspolitische Lage unseres Staates unterrichtet. Wie denn sonst soll die letzte Frage zu verstehen sein, was die Bundesregierung tun wolle, um das Verständnis für diese Zusammenhänge zu wecken? Der Herr Bundesminister für Verteidigung hat bereits ausführlich dargelegt, wie diese Ihre Frage zu bewerten ist.

    (Vorsitz: Vizepräsident von Hassel)

    Dieser Frage und ihrem Tenor entspricht auch der kaum noch unterschwellig, sondern meist ganz offen erhobene Vorwurf — mit dem mancher von Ihnen draußen hausieren geht —, diese Koalition betreibe eine verderbliche Außenpolitik und vernachlässige die Sicherheitspolitik ganz sträflich. Auch Sie, Herr Wörner, haben dies im Tenor gesagt. Wir weisen das hier ganz entschieden zurück. Für uns sind die von Hans-Dietrich Genscher verantwortete Außen-und Entspannungspolitik und die Verteidigungspolitik, die Minister Leber vertritt, zwei wesentliche Faktoren einer schlüssigen, vernünftigen Gesamtkonzeption. Weil dies so ist, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, werden wir auch künftig den allmählich schon peinlich wirkenden Versuch, den auch Sie, Herr Wörner, heute morgen wieder unternommen haben, zurückweisen, den Verteidigungsminister sozusagen zum Aushängeschild Ihrer Politik zu machen. Diesen Etikettenschwindel werden wir Ihnen nicht weiterhin gestatten. Die Minister dieser Regierung machen die Politik dieser sozialliberalen Koalition, nicht die Ihre. Wenn Sie sich aber — wie auch in anderen Bereichen — an den Wagen unserer Politik anhängen wollen, um wenigstens ein bißchen selbst in Fahrt zu kommen, bitte sehr, dann tun Sie das. Das kann uns nur recht sein.
    Ich halte es also für erforderlich, einleitend eindeutig festzustellen, daß die Bundesregierung der sozialliberalen Koalition wie keine Bundesregierung zuvor seit 1970 regelmäßig in umfangreichen Weißbüchern zur Sicherheitspolitik und zur Entwicklung der Bundeswehr sowie in zahlreichen weiteren Publikationen alle, aber auch wirklich alle von der Opposition aufgeworfenen Fragen ausführlich und auch in einer für den Bürger verständlichen Form und Sprache klar und ungeschminkt beantwortet hat. Auch der Opposition hätte es eigentlich nicht verborgen bleiben dürfen, daß trotz der von der sozialliberalen Koalition im Rahmen und mit tat-



    Möllemann
    kräftiger Unterstützung des Atlantischen Bündnisses eingeleiteten Entspannungspolitik dem Osten gegenüber und trotz der in Helsinki zum Abschluß der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa unterzeichneten Absichtserklärungen fast drei Viertel unserer Bevölkerung heute die Bundeswehr für sehr wichtig oder wichtig halten. Dieser Prozentsatz — dies wurde festgestellt — ist höher als je zuvor in unserem Lande.
    Diese Einschätzung schlägt sich auch darin nieder, daß wie nie zuvor unsere jungen wehrpflichtigen Bürger bereit sind, freiwillig Dienst in den Streitkräften zu leisten. So ist im Jahre 1975 die Zahl der Freiwilligen, die sich für eine Dienstzeit von drei Jahren und mehr als Soldat auf Zeit verpflichtet haben, also der für die Bundeswehr besonders wertvollen und wichtigen Längerdienenden, um rund 15 % angestiegen. Dies kann, wie die Erfahrungen in anderen westeuropäischen Staaten beweisen, nicht allein auf die wirtschaftliche Lage zurückgeführt werden. Dies sind vielmehr auch Indizien dafür, daß unsere Öffentlichkeit durch eine gute Informationsarbeit der Bundesregierung, aber auch des Bundesministeriums der Verteidigung, über die reale Weltsituation hervorragend unterrichtet worden ist. Es zeigt, daß die Entspannungspolitik in der Öffentlichkeit weder mißverstanden worden ist noch falsche oder gefährlich Illusionen geweckt hat. Sie wird in der von uns betriebenen Art als vernünftiger, gesicherter Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur Politik der Europäischen Gemeinschaft und der NATO verstanden, ein Beitrag, zu dem — dies zeigen alle, aber auch wirklich alle Debatten — Sie einfach keine Alternative haben!
    Dennoch — und dies ist ein Problem, das man in diesem Zusammenhang ansprechen muß — zeigen uns neuere Umfrageergebnisse vom Herbst vergangenen Jahres, daß über Verteidigungsfragen z. B. an den höheren Schulen unseres Landes nach wie vor noch qualitativ unzureichend unterrichtet wird. Nur ein Drittel dieser Einrichtungen genügt derzeit der Forderung, die heranwachsenden jungen Menschen auch über Fragen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, über Wehrdienst und Wehrdienstverweigerung zu informieren. Befürchtungen und Proteste gegenüber der Behandlung wehrkundlicher Fragen in der Schule, die von verschiedenen Seiten geäußert werden, erweisen sich vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse als psychlogisch zwar manchmal verständlicher, in der Sache aber wenig konstruktiver Beitrag zur Lösung dieses Problems. Ähnliches gilt im übrigen für viele Schulbücher.
    Verantwortlich für die unzureichende Unterrichtung in Sicherheits- und Verteidigungsfragen und die damit zusammenhängenden Sachkomplexe ist in erster Linie die Schulpolitik der Länder, und da, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, sieht es in allen Bundesländern ziemlich gleich aus. Die Situation ist hier im einzelnen genauso unbefriedigend wie die Lage insgesamt. Wenn Sie also die Bundesregierung fragen, was sie zur sicherheitspolitischen Information der Bürger tut, dann fragen Sie bitte auch die von Ihnen gestellten Landesregierungen, was diese in Zukunft für eine
    bessere Unterrichtung über Sicherheitsfragen an den Schulen zu tun gedenken.

    (van Delden [CDU/CSU] : Unsere tun das schon!)

    — Ich habe mir die unterschiedlichen Informationen über die Curricula in diesem Bereich aus den verschiedenen Bundesländern angesehen, Herr Kollege, und ich kann beim besten Willen nicht feststellen, daß es dort einen qualitativen Unterschied gibt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich über das Gegenteil informieren könnten.

    (Zuruf des Abg. Dr. Kraske [CDU/CSU])

    Ich fürchte, dies wird Ihnen an Hand der Fakten nicht gelingen.
    Die Einstellung unserer jungen wehrpflichtigen Bürger zur Sicherheitspolitik und ihre Einsicht in die Notwendigkeit, auch weiterhin eine ausreichende militärische Verteidigung aufrechtzuerhalten, zeigt sich auch darin, daß sich die seit 1968 stark angestiegenen Zahlen der Wehrdienstverweigerer nicht mehr erhöhen, sondern sogar rückläufige Tendenz haben. Diese Tatsache rechtfertigt es — auch unter militärischen Gesichtspunkten; von den übrigen ganz zu schweigen —, daß wir jetzt zügig an den Abschluß der Beratungen der gesetzlichen Bestimmungen zur Wehrdienstverweigerung herangehen. Hinsichtlich dieser Probleme sind — das hat die gestrige Debatte im Verteidigungsausschuß deutlich gezeigt — die Fronten klar abgesteckt. Es bedarf daher nicht der Darlegung aller Einzelheiten. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß es verfassungsrechtlich geboten ist, ein Grundrecht so umfassend und so ungehindert zu gewähren, wie es irgend möglich ist, d. h. wie es in Anbetracht anderer Rechte gleichen Ranges möglich ist. Aus diesem Grunde war das Verfahren daraufhin zu überprüfen, ob es wirklich noch in allen Fällen der Entscheidung durch den Prüfungsausschuß bedarf. Das ist allein schon wegen der für ein Jahrzehnt steigenden Jahrgangsstärken nicht der Fall. Die Bundeswehr hat ein genügend starkes Personalpolster, um bei einem Ansteigen der Zahlen der Wehrdienstverweigerer dennoch den Personalbedarf der Truppe an Wehrpflichtigen decken und damit den Verteidigungsauftrag des Grundgesetzes erfüllen zu können.
    Auch deshalb wie aus grundsätzlichen Erwägungen treten wir dafür ein, das Verfahren für alle ungedienten Wehrpflichtigen, die noch nicht ihren Einberufungsbescheid erhalten haben, zu suspendieren und die bloße Erklärung genügen zu lassen, um sie statt des Wehrdienstes den Zivildienst leisten zu lassen. Dadurch entfallen nach unseren Schätzungen ca. 90 % aller zur Zeit notwendigen Verfahren. Das bedeutet nicht ein Wahlrecht des Wehrpflichtigen, erst recht nicht eine Aushöhlung oder Abschaffung der Wehrpflicht. Wer den Wehrdienst verweigern will, muß nach wie vor alle Voraussetzungen des Art. 4 Abs. 3 des Grundgesetzes erfüllen. Der Unterschied besteht eben nur darin, daß die Erklärung, solange das Verfahren suspendiert ist, nicht mehr überprüft, sondern als Grundlage für die Wehrdienstverweigerung hingenommen wird. Sollte diese Suspendierung des Verfahrens zu einer zahlen-



    Möllemann
    mäßigen Ausuferung der Berufung auf die Kriegsdienstverweigerung führen und dabei der Eindruck entstehen, daß dies z. B. auf gezielte politische Agitation zurückzuführen ist — ganz besonders dann! —, müßte das suspendierte Verfahren in neuer Form wieder eingeführt werden. In Anbetracht des Wandels der Einstellung unserer Jugend zu den Fragen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik unseres Landes braucht damit aber nach unserer Überzeugung nicht gerechnet zu werden.
    Ich gebe im übrigen zu, daß sowohl Sie, Herr Kollege Kraske, der Sie gestern Ihre Position im Ausschuß verdeutlicht haben, als auch wir zu einem gewissen Teil auf Spekulationen basieren. Aber ich denke, gerade die jetzige Situation ist dafür geeignet, das Risiko einzugehen, diesen Versuch zu unternehmen. Nur dann, wenn unsere Prognose nicht zutreffen sollte, müßte durch eine Rechtsverordnung der Bundesregierung im Zusammenwirken mit dem Parlament ein dann allerdings verändertes Verfahren wieder eingeführt werden.
    Mit dieser Änderung im Recht der Wehrdienstverweigerung ist sowohl den Wehrpflichtigen geholfen, die sich dann nicht mehr einem allzu oft peinlichen und nicht unproblematischen Verfahren zu unterwerfen brauchen, als auch — und das scheint mir genauso wichtig zu sein — der Truppe, die weitgehend frei sein wird von den Problemen, die dann auftreten, wenn bei ihr wehrdienstverweigernde Soldaten Dienst tun. Nur diejenigen, die erst als Soldaten ihre Gewissensentscheidung treffen, müssen noch das veränderte, wir meinen: verbesserte Verfahren durchlaufen. Andernfalls wäre eine Gefährdung der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte nicht auszuschließen. Die vorgesehenen Regelungen entsprechen dem verfassungsrechtlich gebotenen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Ich hoffe, daß die Änderungen des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes, die diese Verfahrensänderungen anstreben, recht bald Gesetzeskraft erlangen werden.
    Gestatten Sir mir, daß ich mich einem anderen Problem, das Sie in Ihren Fragen angeschnitten haben, zuwende. Die FDP geht davon aus, daß die Bundesregierung im Weißbuch 1975/76, das in der nächsten Woche vorgelegt wird, erneut eindeutig das militärische Kräfteverhältnis, aber auch das Kräfteverhältnis im allgemeinen zwischen Ost und West beschreiben und gewissenhaft und nüchtern bewerten wird. Die FDP erwartet, wie in den früheren Jahren praktiziert, vom neuen Weißbuch auch Prognosen der Bundesregierung über die künftige Entwicklung des Kräfteverhältnisses und Aussagen der Bundesregierung über die vorgesehenen Maßnahmen und geplanten Schritte im Bündnis und in der Bundeswehr. Wir würden es begrüßen, wenn man sich darüber hinaus zur Weiterentwicklung der inneren Führung, zur Stellung des Soldaten in unserer Gesellschaft und zur künftigen Behandlung der Wehrdienstverweigerer ausführlich äußern würde.
    Meine Damen und Herren, unsere sicherheitspolitische Lage, die sowjetische Aufrüstung und der Flottenausbau, das Entstehen neuer Konfliktursachen und Konfliktformen in der Welt sowie die
    Bewältigung von Schwierigkeiten und Problemen im NATO-Bündnis erfordern nach Auffassung der FDP eine aktive Mitarbeit aller politischen Kräfte unseres Landes bei der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten. Wir meinen, es sei notwendig, durch Geschlossenheit die Sicherheitspolitik dieser Bundesregierung zu unterstützen. Es ist notwendig, durch Gemeinsamkeit dazu beizutragen, daß die sich hieraus ergebenden Notwendigkeiten, Pflichten und auch Opfer für unsere Bürger einsichtig werden und Verständnis finden, daß es so bleibt, wie es im Moment ist. Es war bisher eine Stärke der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland, daß sie im großen und ganzen — von Details abgesehen — über parteipolitische Grenzen hinweg von allen im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien getragen wurde und nicht zuletzt dadurch die weitgehende Zustimmung bei der überwiegenden Mehrheit unserer Bevölkerung gefunden hat. Das sollte auch zukünftig und im Wahljahr 1976 so bleiben. Es sollte unserer Bevölkerung nicht suggeriert werden, daß ihre Sicherung vor äußerer Gefahr bereits jetzt nicht mehr gewährleistet sei. Eine solche Behauptung, Herr Kollege Wörner, so wie Sie sie mindestens unterschwellig haben durchklingen lassen, ist nicht nur unrichtig, sondern darüber hinaus schädlich, ja, gefährlich; denn sie könnte zu einem die Verteidigungsbereitschaft und damit die Verteidigungsfähigkeit lähmenden Fatalismus führen.
    Es besteht auch kein Anlaß, die Potenz des Warschauer Paktes ständig ohne Augenmaß überzubewerten und damit eigene Minderwertigkeitsgefühle zu züchten. Bei einer realistischen Analyse werden nicht nur gewaltige Rüstungszahlen des Warschauer Paktes und insbesondere der Sowjetunion deutlich. Es wird auch deutlich, daß es natürlich auch dort Schwächen und Probleme gibt, die die Stärke relativieren. Ob man nun den unübersehbaren Nationalitätenkonflikt oder die ökonomischen Probleme, die sich in nicht erreichten Plänen und Mißernten manifestieren, ob man die Dynamik der Grundgedanken der KSZE, der sich — das haben wir von vornherein gesagt auch die Sowjetunion und der Warschauer Pakt nicht entziehen können, als Beispiel nimmt — der relativierende Effekt dieser Schwachstellen muß berücksichtigt werden. Auch der strategische und technologische Vergleich weist für uns durchaus Pluspunkte auf.
    Im übrigen kann man militärische Faktoren nicht isoliert sehen. Wenn es zutrifft — und wir gehen davon aus —, daß die Stärke eines Staates nicht nur durch seine Armee, sondern ebenso durch seine Außenpolitik bestimmt wird, die Freunde schafft, wenn darüber hinaus angenommen werden darf, daß es einen unlösbaren Zusammenhang zwischen der Verteidigungswürdigkeit und der Verteidigungsfähigkeit eines Staates gibt,

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das war nie bestritten!)

    dann werden gewisse bedrohliche Einzeldaten doch stark relativiert.
    Gestatten Sie mir einige ausführlichere Bemerkungen zu den politischen, wirtschaftlichen und mili-



    Möllemann
    tärischen Schwächen unseres Gegenüber, da die Stärken hier schon sehr deutlich und, wie ich meine, in überzogenen Farben geschildert worden sind.
    Die sowjetische Wirtschaftskraft ist nur etwa halb so groß wie die der USA. Von einem noch unter Chruschtschow lautstark propagierten Ein- und Überholen der USA ist heute keine Rede mehr. Die Konsumgüterproduktion wird im neuen Fünfjahresplan weiterhin erheblich unter den Erwartungen der sowjetischen Bevölkerung und den noch vor Jahresfrist gemachten Versprechungen der Parteiführung bleiben. Das Wirtschaftswachstum der Sowjetunion ist 1975 auf die Hälfte des ursprünglichen Plansolls zurückgefallen.
    Dazu hat wesentlich beigetragen, daß die Getreideernte weit unter dem Minimalsoll zurückgeblieben ist. Das Defizit soll 80 Millionen t betragen. Die Sowjetunion, früher ein Getreideexporteur, kann sich jetzt nicht selbst ernähren, obwohl jeder fünfte erwerbstätige Sowjetbürger in der Landwirtschaft arbeitet. Die Sowjetunion muß die fehlenden Kornmengen in den USA einkaufen und verbraucht dafür Devisen in Milliardenhöhe, die dann für Investitionen in der Industrie und für den Einkauf von technischem Know-how aus dem Westen nicht mehr zur Verfügung stehen.
    Die sowjetische Technologie ist außerordentlich unterschiedlich entwickelt. Im Bau und Einsatz von elektronischen Großcomputern hängt sie z. B. mindestens zehn Jahre hinter dem Westen zurück. Der Abstand vergrößert sich weiter, nicht zuletzt wegen der fehlenden Devisen.
    Insgesamt ist es der Sowjetunion nicht gelungen, die sogenannte technologische Lücke zu schließen, obwohl dazu große Anstrengungen unternommen worden sind. Sie setzt ihre Rüstungsindustrie ganz bewußt als technologischen Schrittmacher ein, weil sie wegen der Qualitätsansprüche und Qualitätskontrollen der Militärs in der Tat die effektivste Branche der sowjetischen Wirtschaft ist.
    Der ideologische Führungsanspruch der Sowjetunion gegenüber den westlichen KP-Organisationen besteht praktisch nur noch auf dem Papier. Moskau ist nicht mehr die unbestrittene Zentrale des Weltkommunismus. Diese Machteinbuße hat es besonders empfindlich getroffen. Das mit Eifer betriebene große Kommunistenkonzil, das zwischen KSZE-Schlußkonferenz und dem 25. Parteitag ,der KPdSU geplant war und Stärke und Geschlossenheit des internationalen Kommunismus demonstrieren sollte, kam nicht zustande.
    Der politische Herrschaftsbereich der Sowjetunion hat sich unter Breschnew seit 1964 nicht vergrößert. Er zeigt im Gegenteil Erosionserscheinungen. Die Entwicklung zum demokratischen Sozialismus mußte 1968 in der Tschechoslowakei mit Gewalt gestoppt werden. Rumänien konnte sich größere politische Bewegungsfreiheit sichern. In den kaukasischen und transkaukasischen Republiken gibt es starke Autonomiebestrebungen, die nur mit Mühe unter Kontrolle gehalten werden können. Der Konflikt mit der Volksrepublik China hat sich zeitweilig bis an den Rand einer bewaffneten Auseinandersetzung verschärft.
    In der Außenpolitik der Sowjetunion gab es schwere Rückschläge in Chile, in Portugal und im Nahen Osten — konkret: in Ägypten —. Die Sowjetunion befindet sich darüber hinaus nach Helsinki — für sie offenbar unerwartet — in der politischen Defensive. Sie hat sich nun nach langem Zögern bereit finden müssen, beabsichtigte Manöver anzukündigen.
    Innenpolitisch haben die Sowjets große Schwierigkeiten, mit der wachsenden Zahl sogenannter Disidenten angesichts einer nach Helsinki viel stärker sensibilisierten Weltmeinung fertig zu werden.
    Die finanzielle Entwicklungshilfe der Sowjetunion an die Staaten der Dritten Welt ist mehr als bescheiden. Allein die Bundesrepublik Deutschland zahlte 1974 mehr als die Staaten des Warschauer Paktes zusammengenommen. Die Staaten der Dritten Welt wissen, daß in Moskau und den anderen Staaten dieses Paktes für sie wenig zu holen ist, daß sie sich an den Westen halten müssen. Das erklärt die geringen Erfolge der mit viel Eifer betriebenen sowjetischen Politik, sich beispielsweise auf dem afrikanischen Kontinent festzusetzen. Die Sowjetunion macht keine Lebensmittelschenkungen, gibt keine Hilfe in Form direkter Zuwendungen oder zinsloser Anleihen, sondern bindet ihre Hilfe eng an die Lieferung eigener, oft überteuerter Güter. Das ist die sogenannte gebundene Hilfe. 1973 waren die Rückzahlungen der Empfängerländer fast so hoch wie der von der UdSSR und den Warschauer-Pakt-Staaten tatsächlich gezahlte Hilfsbetrag.
    Die Geographie und die mangelhafte Infrastruktur begrenzen und behindern die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung. Nur 10 % der riesigen Landmasse des größten Landes der Erde ist landwirtschaftlich nutzbar, dazu noch wegen des ausgeprägten Kontinentalklimas durch Wettereinflüsse besonders gefährdet. Der Großteil der Bodenschätze befindet sich im Permafrostbereich. Die Ausbeutung erfordert ungeheure finanzielle Investitionen. 80 % der Energiequellen liegen im östlichen Teil der Sowjetunion, die Verbraucher konzentrieren sich dagegen im Westen. Zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil gibt es als Verkehrsweg nur die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn; eine Straßenverbindung und eine weitere Eisenbahnlinie sind erst im Bau.
    Die militärische Stärke der Sowjetunion, meine Damen und Herren, wird durch häufig mangelhaftes technisches Verständnis ihrer Soldaten erheblich beeinträchtigt; ein Umstand, aus dem sich auch die lange Wehrdienstdauer erklärt. Bei schlechtem Wetter gibt es für sie kaum fliegerischen Ausbildungsbetrieb. Die Zahl der Flugzeugabstürze ist im Warschauer Pakt etwa doppelt so hoch wie im europäischen NATO-Bereich. Ein Großteil der Streitkräfte muß als innenpolitisch stabilisierender Faktor eingeschätzt werden, der im Konfliktfall nicht voll verfügbar ist. Die unterschiedliche Zuverlässigkeit der Warschauer-Pakt-Truppen wird von der Sowjet-



    Möllemann
    union bei der strategischen Planung ganz offenkundig selbst in Rechnung gestellt. Weiteres Hemmnis ist die jede Initiative unterdrückende Befehlstaktik, die im Unterschied zur westlichen Auftragstaktik nach dem Leninschen Motto: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" nach wie vor praktiziert wird, und zwar nicht nur in den Streitkräften, sondern in praktisch allen Bereichen einschließlich der Staatsbürokratie.
    Die militärische Macht des Warschauer Paktes, die unter Verzicht auf Konsum für die Bevölkerung erkauft wird, kann meines Erachtens auch in dieser Hinsicht nicht Vorbild unserer eigenen militärischen Verteidigungsanstrengungen sein. Konsequenterweise müßte sonst nämlich auch von unserer Bevölkerung ein weitgehender Verzicht auf den heutigen Lebensstandard und das Netz sozialer Sicherungen gefordert und eine Angleichung an den Lebensstandard im Ostblock gebilligt werden. Dies wollen wir jedenfalls nicht; ich nehme an, Herr Kollege Wörner, auch Sie nicht. Nur, wenn das so ist, sollten Sie hier nicht so nebulös Mehrausgaben fordern, ohne konkret zu sagen, wo denn die Mittel dafür hergenommen werden sollen, wem diese weggenommen werden können.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Denn wie soll bewerkstelligt werden, was Sie in Ihren sogenannten Leitlinien fordern, nämlich eine deutliche Steigerung der Verteidigungsausgaben? Ich empfinde angesichts der Zahlen im Entwurf des Bundeshaushalts für dieses Jahr eine solche Forderung als sehr problematisch.
    Bei einem Haushaltsvolumen von insgesamt 168,1 Milliarden DM weist der Verteidigungshaushalt im Einzelplan 14 31,8 Milliarden DM aus. Rechnet man aber — und ich meine, dies sollte man auch einmal ganz klar hier tun — alle zum Gebiet der Verteidigung gehörenden Kosten aus allen anderen Einzelplänen hinzu, berechnet man also die Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien, dann kommt man auf 47,5 Milliarden DM oder 28,3 % des Bundeshaushalts. Wenn man diese Beträge, 47 Milliarden DM von 168, etwa mit den Ausgaben für die Bildung oder für die Entwicklungspolitik vergleicht, wenn man weiß, daß in der NATO nur die USA absolut und relativ mehr für die Verteidigung ausgeben, dann muß man Ihre Forderungen nach spürbar mehr Geld für die Verteidigung doch wohl sehr skeptisch betrachten.
    Der Verteidigungshaushalt steigt auch 1976. Die Steigerungsrate von 2,6 % gegenüber 1975 kommt den Investitionen zugute; das ist wichtig. Ein bloßer Zuwachs, der von den Betriebskosten aufgefressen würde, würde nicht viel helfen. Alle Armeen der NATO-Staaten — das gilt im übrigen auch für die Warschauer-Pakt-Staaten — sehen sich bei der Festlegung ihrer Verteidigungshaushalte einem überproportional wachsenden Anstieg der Betriebsausgaben gegenüber. Das geht zu Lasten des Investitionsanteils, also auf Kosten einer modernen Ausrüstung. Es kommt also darauf an, nicht nur vertretbare Zuwachsraten zu erzielen, sondern eine
    ausgewogene, günstige Relation von Betriebskosten und Investitionsanteil zu erreichen. Auf diesen Sachverhalt hat bereits die Wehrstrukturkommission der Bundesregierung in ihrem zweiten Bericht aus dem Jahre 1972 ausführlich hingewiesen. Die Bundesregierung hat sich an die dort ausgesprochenen Empfehlungen gehalten. Unser Verteidigungshaushalt weist in dieser Hinsicht eine seit Jahren bedeutend günstigere Zusammensetzung auf als der anderer Länder. Der Anteil der Betriebsausgaben konnte erheblich reduziert werden. Im Verteidigungshaushalt 1976 steht ein Betriebskostenanteil von 67,5 % einem Investitionsanteil von 32,5 % gegenüber. Darin sind die Baumaßnahmen eingeschlossen, die im Rahmen des Konjunkturprogramms der Bundesregierung für die Bundeswehr wirksam werden. Mit der günstigen Struktur des Verteidigungshaushaltes 1976 ist sichergestellt, daß die Bundeswehr auch künftig eine modern ausgerüstete, schlagkräftige Armee sein wird.
    Ihre hervorragende und schnelle Einsatzbereitschaft hat die Bundeswehr, wie bereits angesprochen, bei der Sturmflut an unserer Nord- und Ostseeküste vor kurzem erneut eindeutig und für jeden sichtbar unter Beweis gestellt. In kürzester Zeit waren die zur Hilfeleistung vorgesehenen Verbände personell aufgefüllt. Sie waren unverzüglich an ihren Einsatzorten. Den an den Einsätzen Beteiligten möchte ich hier im Namen der Fraktion der Freien Demokraten für ihren Einsatz ausdrücklich und herzlich danken.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der erfolgreiche Ablauf dieses Einsatzes läßt im übrigen den Schluß zu, daß vor allem auch die neue Form der Verfügungsbereitschaft ein Mittel ist, die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte noch weiter zu verbessern.
    Meine Damen und Herren, die FDP ist der Auffassung, daß die Bundesrepublik Deutschland gegenwärtig einen in jeder Hinsicht angemessenen Beitrag zum NATO-Bündnis als Garanten unserer äußeren Sicherheit leistet. Es nützt auch nichts, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ständig auf Krisen und Probleme in einigen Staaten unseres Bündnisses hinzuweisen, die zu ändern nicht in der Macht der Bundesrepublik Deutschland steht und stehen kann. In diesem Zusammenhang, Herr Kollege Wörner, fand ich Ihre Gegenüberstellung eines möglichen Engagements hinsichtlich Spaniens und der osteuropäischen Staaten für außerordentlich fragwürdig. Zunächst einmal meine ich, daß wir die Entwicklung in Spanien sicherlich noch abwarten müssen und Spanien dafür noch Zeit geben sollten. Vorschnelle Entscheidungen können auf eine Art und Weise auf die Entwicklung dort Einfluß nehmen, die Sie sicherlich auch nicht wollen.

    (Wehner [SPD] : Sehr wahr!)

    Zum anderen aber hier zu sagen — ich zitiere
    Sie —, wir hofierten und finanzierten die roten Dik-
    tatoren, und damit auf die Rentenzahlungen abzu-



    Möllemann
    zielen, halte ich nun wirklich für geschmacklos bis zum Geht-nicht-mehr.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Wehner [SPD] : Sehr richtig! Das ist geschmacklos! — Dr. Wörner [CDU/CSU]: Das stimmt nur leider!)

    — Herr Wörner, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mit mir in der nächsten Zeit einmal beispielsweise das Grenzdurchgangslager in Unna besuchten.

    (Windelen [CDU/CSU]: Das ist kein Grenzdurchgangslager, sondern ein Übergangswohnheim!)

    — Vielen Dank, Herr Windelen. Sie sind da sehr sachkundig. Das weiß ich. Aber auch nur da, und auch das läßt nach!

    (Weitere Zurufe des Abg. Windelen [CDU/ CSU])

    Herr Windelen, erregen Sie sich doch nicht so. Sie haben ja recht, die Terminologie war nicht richtig. Ich wollte den Kollegen Wörner bitten, mit Menschen, die dort betroffen sind, darüber zu sprechen, ob ihnen diese Bezeichnung solcher humanitärer Bemühungen mit dem von Ihnen genannten Attribut recht ist. Ich fürchte, Sie werden dort eine sehr eindeutige Antwort bekommen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Ich sage Ihnen: Dann müssen Sie auch mit denen reden, die nicht herüber dürfen, und sie fragen, was deren Meinung über diesen Kredit ist!)

    — Natürlich! Aber dadurch, daß wir permanent — das ist schon sehr nachdrücklich hier gesagt worden — die Forderung aufstellen: entweder alle auf einen Schlag oder keiner, helfen wir überhaupt niemandem. Wir können bestimmte, nun sicherlich bedeutsame Leistungen eben auch nur in Schritten vollbringen. Aber mir sind kleine Schritte in dieser Richtung immer noch lieber als große, tönende Worte, denen keine einzige praktische Tat folgen kann.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Stabilität in der Allianz setzt im übrigen Solidarität zwischen den Bündnispartnern voraus. Dies erfordert auch Vertrauen untereinander und Verständnis für nationale Probleme. Sie wird ganz sicherlich nicht gefördert durch die Großmannssucht, mit der Sie hier als Lehrmeister für die EG und die NATO auftreten wollen.

    (Zuruf von der SPD: Sehr gut!)

    Es muß von uns vermieden werden, Mißtrauen einzelnen Bündnispartnern gegenüber zu säen, wie es leider ein Teil Ihrer Fragen nicht vermeidet. Wir wissen — auch die Opposition weiß es aus den Unterrichtungen im Ausschuß und an anderer Stelle doch genau —, daß die Bundesregierung — neben dem Bundeskanzler und dem Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher auch der Bundesverteidigungsminister — in den politischen und militärischen Gremien der NATO eine sehr offene und deutliche Sprache spricht, wenn dies notwendig ist.
    Von unseren Bündnispartnern wird diese Sprache auch durchaus verstanden und akzeptiert.
    Eine deutliche Sprache und viel Geduld werden wir sicherlich auch brauchen, wenn wir ein anderes Ziel erreichen wollen. Wir unterstützen die Bundesregierung in ihrer Absicht, in der Frage der Rüstungsexporte weiterhin eine restriktive Haltung einzunehmen. Diese Haltung kann aber nur dann zu dem. gewünschten Erfolg führen und letztlich auch nur dann sinnvoll sein, wenn auf den verschiedenen internationalen Ebenen auch die übrigen Staaten zu der gleichen Einstellung bewogen werden können. Gerade eine auf Friedenssicherung gerichtete Außenpolitik muß sich dieses Problems besonders annehmen.
    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung sollte auch in Zukunft alle Bemühungen fördern, die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses sicherzustellen. Sie sollte unter diesem Gesichtspunkt wirtschaftlich schwächeren Staaten im Bündnis auch materielle Hilfestellung leisten, soweit sie dies vermag und darum gebeten wird. Eine Partnerschaft verlangt aber auch die Teilung der Lasten. Jeder Mitgliedstaat des Bündnisses muß seinen eigenen Beitrag zur gemeinsamen Sicherheit leisten, damit die NATO funktionsfähig bleibt. Es kann nicht unser Ziel sein, durch Übernahme der Aufgaben anderer Bündnispartner diese aus ihrer Mitverantwortung für die Sicherheit des Bündnisgebietes zu entlassen. Damit würde nämlich ein Kernstück unserer Verteidigungskonzeption, nämlich die integrierte Struktur der NATO-Verbände, in Frage gestellt werden. Hierdurch würde die gemeinsame NATO-Strategie aufgeweicht werden können. Ein Mehr an Kooperation vielmehr, ein Mehr an Standardisierung muß erreicht werden — nicht nur aus militärpolitischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen. Nur so können alle europäischen NATO-Staaten auch in Zukunft durch starke konventionelle Kräfte dauerhaft sicherstellen, daß auch die Vereinigten Staaten von Amerika ihr strategisches Potential zum Schutze Europas weiterhin zur Verfügung stellen. Denn kein noch so starkes konventionelles Potential — auf das wir nicht verzichten können — kann die gegenüber einer Nuklearmacht erforderliche nukleare Abschreckungsfunktion ersetzen.
    Für die Bundeswehr selbst ist die volle Verwirklichung einer neuen Wehrstruktur zügig fortzusetzen. Die Zielsetzung, eine kostenwirksamere Wahrnehmung bundeswehrgemeinsamer Aufgaben zu erreichen, wollen wir intensiv weiterverfolgt sehen. Den Planungen und Untersuchungen sollten bald Entscheidungen folgen. Die Erprobungen neuer Verbandsstrukturen des Heeres sind konsequent auf eine Mann-Waffen-effektivere Struktur auszurichten. Ich darf dabei daran erinnern, daß frühere Vorschläge der FDP, durch Auflösung von Kommandobehörden Personal einzusparen, um damit die Kampfkraft unserer Einsatzverbände zu erhöhen, bisher vor allem auch durch Einwendungen und Bedenken gerade der Opposition verhindert worden sind. Die Freien Demokraten werden deshalb noch in diesem Jahr ihre Vorstellungen über eine kosten-



    Möllemann
    wirksame Struktur unserer Streitkräfte vorlegen, um
    der neuen Wehrstruktur weitere Impulse zu geben.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Debatte wird nach unserer Überzeugung erneut deutlich machen, daß die sozialliberale Koalition eine konstruktive, vernünftige Verteidigungspolitik betreibt.

    (Josten [CDU/CSU] : Welch ein Irrtum!)

    Die FDP trägt diese Verteidigungspolitik gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner. Auch bei der weiteren Arbeit an diesem politischen Aufgabenbereich kann die Bundesregierung, insbesondere der Verteidigungsminister, der Unterstützung der Fraktion der Freien Demokraten sicher sein.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)