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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 212. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Inhalt: Eintritt des Abg. Dr. Kreibaum in den Deut- schen Bundestag . . . . . . . . . . 14597 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 14597 A Wahl des Abg. Müller (Remscheid) zum stellvertretenden Mitglied des Vermittlungsausschusses 14597 B Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Wörner, Biehle, Damm, Ernesti, Gierenstein, Handlos, Dr. Kraske, Löher, Rommerskirchen, de Terra, Frau Tübler, Stahlberg, Dr. Marx und der Fraktion der CDU/CSU betr. Verteidigungspolitik — Drucksachen 7/3874, 7/4072 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Wörner, Handlos, Stahlberg, Ernesti, de Terra, Biehle, Frau Tübler, Dr. Kraske, Gierenstein, Dr. Kunz (Weiden), Rommerskirchen, Dr. Jobst, Löher, Geisenhofer, Kiechle, Sick, Eigen, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim und Genossen betr. Verbesserung der Aufstiegsmöglichkeiten für Unteroffiziere in den Kampf- und Kampfunterstützungstruppen des Heeres — Drucksache 7/4433 — Dr. Wörner CDU/CSU . . . . . . . . 14597 D Leber, Bundesminister BMVg . . . . . 14604 B Möllemann FDP 14617 D Damm CDU/CSU 14624 A Friedrich SPD 14631 C Krall FDP 14633 C Handlos CDU/CSU 14636 B Schmidt, Bundeskanzler 14660 D Dr. Dregger CDU/CSU 14664 B Mischnick FDP 14669 D Pawelczyk SPD 14672 A van Delden CDU/CSU 14676 A Neumann SPD 14679 A Moersch, Staatsminister AA 14684 C Wehner SPD 14685 C Stahlberg CDU/CSU 14688 A Horn SPD 14688 C von Hassel, Vizepräsident 14631 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 28. September 1954 über die Rechtsstellung der Staatenlosen — Drucksache 7/4170 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4429 — 14689 D II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Verwaltungsverfahrensgesetzes — Drucksache 7/910 , Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4494 Gerlach (Obernau) CDU/CSU 14690 B Bühling SPD 14692 B Baum, Parl. Staatssekretär BMI 14694 B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes — Drucksachen 7/888, 7/1088—, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4546 Biechele CDU/CSU . . . . . . . . 14695 D Wittmann (Straubing) SPD 14698 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 14700 C Baum, Parl. Staatssekretär BMI 14701 C Beratung des Antrags des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung der Bundesregierung betr. Upl. Ausgabe bei Kap. 10 02 Tit. 652 06 im Haushaltsjahr 1975 Druck- sachen 7/4222, 7/4430 — 14703 C Fragestunde — Drucksache 7/4555 vom 9. 1. 1976 — Auffassung des Bundeskanzlers über die Ausladung des Ständigen Vertreters der DDR durch Ministerpräsident Goppel MdlAnfr A88 09.01.76 Drs 07/4555 Milz CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA 14641 C, D, 14642 A ZusFr Milz CDU/CSU 14641 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 14642 A Einbeziehung des Landes Berlin in ein Interview des Bundeskanzlers mit der Hamburger Morgenpost MdlAnfr A89 09.01.76 Drs 07/4555 Reddemann CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA . . 14642 B, C, D, 14643 A ZusFr Reddemann CDU/CSU . . 14642 B, C, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . 14642 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14643 A Wertung der Ausladung des Ständigen Vertreters der DDR durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern, Alfons Goppel, durch den Bundeskanzler als „außenpolitische Entscheidung" MdlAnfr A90 09.01.76 Drs 07/4555 Reddemann CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA . . 14643 B, C, D ZusFr Reddemann CDU/CSU 14643 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14643 C Verletzung der Vereinbarungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR durch die Ausweisung des Spiegel-Korrespondenten Jörg Mettke MdlAnfr A91 09.01.76 Drs 07/4555 Rollmann CDU/CSU Antw StSekr Bölling BPA . . . 14643 D, 14644 D, 14645 A, B, C, D, 14646 A ZusFr Rollmann CDU/CSU . . 14644 D, 14645 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14645 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14645 B ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . 14645 C ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . 14645 C ZusFr Braun CDU/CSU . . . . . . . 14645 D ZusFr Nordlohne CDU/CSU 14646 A Zahl der deutschen Aussiedler aus der CSSR in den Jahren 1974 und 1975 sowie Einhaltung der Vereinbarungen des Prager Vertrags vom 11. Dezember 1973 durch die CSSR ohne zusätzliche Leistungen der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A92 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU MdlAnfr A93 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14646 B, C, D, 14647 A, B, C, D, 14648 A, B, C ZusFr Dr. Becher (Pullach) CDU/CSU . 14646 C, D, 14647 A ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 14647 C ZusFr Friedrich SPD . . . . . . . . 14647 C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . 14647 D, 14648 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . .14648 B, C Verstoß gegen das Viermächte-Abkommen durch die Forderung der Sowjetunion nach einer gesonderten Einladung vom Berliner Senat zu den Weltmeisterschaften der Eissprinter in Berlin MdlAnfr A96 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A 97 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . 14648 C, D, 14649 B, C, 14650 A, B, C, D, 14651 A ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 14649 B, C, D, 14650 A ZusFr Müller (Berlin) CDU/CSU . . . 14650 B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 14650 D, 14651 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 III Erklärung für die 1975 im Vergleich zu 1974 zurückgegangene Zahl der bei der Nürnberger Durchgangsstelle registrierten Aussiedler MdlAnfr A100 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . 14651 B, C, 14652 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14651 C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 14652 B Informierung der Bundesregierung durch den deutschen Botschafter in Belgrad über das Todesurteil gegen Miljenko Hrkac MdlAnfr A101 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Pack CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . 14652 B, 14653 A ZusFr Frau Pack CDU/CSU . . . . . . 14653 A Verhalten Portugals als Mitglied der NATO bei der Zwischenlandung nach Angola entsandter kubanischer Truppentransportflugzeuge auf den Azoren MdlAnfr A102 09.01.76 Drs 07/4555 Niegel CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14653 B, C, D ZusFr Niegel CDU/CSU . . . . . . 14653 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14653 D Verhalten der Deutschen Botschaft in Warschau gegenüber einer Zuflucht suchenden deutschen Staatsangehörigen MdlAnfr A103 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14654 A, B, D, 14655 B, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 14654 B, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . 14655 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . . 14655 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14655 C Schutz der Ansprüche deutscher Aussiedler auf dingliches Eigentum in Polen MdlAnfr A104 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 14656 A, C, D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . . . . 14656 B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 14656 C Gewährung eines finanziellen Härteausgleichs für die durch die Sturmflut betroffenen Bürger MdlAnfr A40 09.01.76 Drs 07/4555 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF . . . 14657 A, C, D, 14658 A, B, C, D ZusFr Eigen CDU/CSU 14657 B, C ZusFr Rollmann CDU/CSU 14657 D ZusFr Ey CDU/CSU 14658 A ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 14658 B ZusFr Lagershausen CDU/CSU 14658 C ZusFr Dreyer CDU/CSU 14658 C ZusFr Bremer CDU/CSU 14658 D Verhinderung der Verwirklichung der Erhöhung der Kraftfahrzeughaftpflichtprämien durch die Kraftfahrzeugversicherungsgesellschaften insbesondere für Niederbayern und die Oberpfalz MdlAnfr A47 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Fuchs CDU/CSU MdlAnfr A48 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Fuchs CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . 14659 B, C, D ZusFr Dr. Fuchs CDU/CSU 14659 C Sicherstellung des Baus von Steinkohlekraftwerken und Richtigkeit der Information über den Bau eines Kohlekraftwerks knapp jenseits der deutschen Grenze in Dänemark durch ein deutsches Energieversorgungsunternehmen MdlAnfr A50 09.01.76 Drs 07/4555 Wolfram (Recklinghausen) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 14659 D, 14660 A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD . . 14660 A Entwicklung der Handelsbeziehungen mit der Volksrepublik China im Jahre 1975 MdlAnfr A51 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schweitzer SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . . 14660 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 14703 D Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14705* A Anlage 2 Schlußfolgerung in den Agrarpolitischen Informationen der CSU über die Lage der Bauern in Frankreich aus der Tatsache des erhöhten französischen Agraretats SchrAnfr B26 05.12.75 Drs 07/4409 Geldner FDP SchrAntw BMin Ertl BML . . . . . . . 14705* C IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 3 Änderung des ZVS-Verfahrens MdlAnfr A18 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU MdlAnfr A19 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Klein (Stolberg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . . 14706* A Anlage 4 Auffassung des Bundesfinanzministers über die Auslegung des § 4 b des Investitionszulagengesetzes bei Auftragsänderungen, insbesondere durch mittelständische Unternehmen nach dem 30.6. 1975, infolge von Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen MdlAnfr A38 09.01.76 Drs 07/4555 Hauser (Krefeld) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* A Anlage 5 Anzahl der von der Bundesbank im Zusammenhang mit der geplanten Geldmengenausweitung herausgegebenen Banknoten MdlAnfr A39 09.01.76 Drs 07/4555 Lampersbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* B Anlage 6 Entlastung der von der Flutkatastrophe getroffenen Länder und Gemeinden von den durch den Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes entstandenen Kosten durch Übernahme dieser Kosten auf den jeweiligen Übungstitel MdlAnfr A41 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Tübler CDU/CSU MdlAnfr A42 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Tübler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14707' C Anlage 7 Höhere Belastungen der Autofahrer durch die Kfz- und Mineralölsteuer zur Abdekkung der Ausgaben für Straßenwesen und Verkehrspolizei MdlAnfr A43 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14707* D Anlage 8 Pressemeldungen über einen Personal-Mehrbedarf für die Durchführung des Kinderlastenausgleichs im Besteuerungsverfahren durch die Finanzämter und Höhe der Personalkosten sowie Unterschiede bei den anfallenden Kosten bei der Durchführung der Kindergeld-Auszahlung durch die Arbeitsämter bzw. des Kindergeldlastenausgleichs durch die Finanzämter MdlAnfr A44 09.01.76 Drs 07/4555 Wimmer SPD MdlAnfr A45 09.01.76 Drs 07/4555 Wimmer SPD SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14708* B Anlage 9 Verwendung der Transitpauschale durch Ost-Berlin MdlAnfr A46 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Jobst CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF . . . . 14708* C Anlage 10 Höhe der Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit für Kurzarbeitergeld an Feiertagen seit 1973 MdlAnfr A60 09.01.76 Drs 07/4555 Glombig SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14708* D Anlage 11 Betreibung restriktiver Ausländerpolitik bei der Steuerung der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer MdlAnfr A61 09.01.76 Drs 07/4555 Löher CDU/CSU MdlAnfr A62 09.01.76 Drs 07/4555 Löher CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14709* A Anlage 12 Pressemeldung über die Wiedereinstellung von durch Abfindung aus dem Arbeitsverhältnis bei den Fordwerken ausgeschiedenen ausländischen Arbeitnehmern und Gründe für die Erteilung einer Arbeitserlaubnis MdlAnfr A63 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Franz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14709* C Anlage 13 Beurteilung des Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den von den Arbeitsämtern Emden und Leer für den Bereich Ostfriesland veröffentlichten Jahresdurchschnittszahlen seit 1969 MdlAnfr A64 09.01.76 Drs 07/4555 Nordlohne CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14710* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 V Anlage 14 Konsequenzen aus dem Honorarzuwachs der Kassenärzte im Jahr 1975 für die Gebührenordnung MdlAnfr A66 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Böhme (Freiburg) SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 14710* B Anlage 15 Realisierung des j 12 a des Tarifvertragsgesetzes, z. B. zur Vereinbarung tarifgesetzlicher Musterverträge zwischen Autoren und Buchverlegern über ihre Gewerkschaft, durch Konstituierung des Börsenvereins der Verleger als Arbeitgeberorganisation MdlAnfr A67 09.01.76 Drs 07/4555 Lattmann SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 14710*D Anlage 16 Pressemeldung über die Zurverfügungstellung des bei der Entwicklung des Kampfflugzeuges MRCA erworbenen deutschen Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges und Behandlung des Transfers deutschen militärtechnologischen Know-hows ins Ausland gemäß dem Kriegswaffenkontrollgesetz MdlAnfr A68 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Holtz SPD MdlAnfr A69 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Holtz SPD SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14711* A Anlage 17 Fernsehbericht über gesundheitsgefährdende Farbstoffe und Metallteile in Automatenbehältern MdlAnfr A72 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Dr. Riedel-Martiny SPD SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14711* B Anlage 18 Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln des Bundes für das Rauchen MdlAnfr A73 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Dr. Neumeister CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14711* C Anlage 19 Aufnahme von Frau Wieczorek-Zeul in das Bundesjugendkuratorium; Übergabe der Gebäude der Victor-Gollanc-Stiftung an ein im wesentlichen von der Arbeiterwohlfahrt getragenes Institut MdlAnfr A74 09.01.76 Drs 07/4555 Kroll-Schlüter CDU/CSU MdlAnfr A75 09.01.76 Drs 07/4555 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 14712*A Anlage 20 Novellierung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes zur Erreichung einer Wiederherstellung bzw. Verstärkung der Wirtschaftlichkeitsprüfung von Krankenhäusern durch die öffentliche Hand MdlAnfr A76 09.01.76 Drs 07/4555 Braun CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14712* B Anlage 21 Bestand der Ende 1975 in den einzelnen Ländern leerstehenden Wohnungen; Angabe der bei dem „Windhundrennen" um die Mittel aus dem Sonderprogramm Modernisierung erfolgreichen Kundengruppen MdlAnfr A77 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schneider CDU/CSU MdlAnfr A78 09.01.76 Drs 07/4555 Dr. Schneider CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 14712* C Anlage 22 Änderung des bestehenden Förderungssystems angesichts der steigenden Sozialmieten MdlAnfr A79 09.01.76 Drs 07/4555 Höcherl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 14713* C Anlage 23 Informierung der deutschen Botschaften und Konsulate über das Gesetz zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 MdlAnfr A94 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Funcke FDP MdlAnfr A95 09.01.76 Drs 07/4555 Frau Funcke FDP SchrAntw StMin Moersch AA 14713* D Anlage 24 Beurteilung der Forderung der Regierung der UdSSR nach einer zusätzlichen Einladung vom Berliner Senat zur Weltmeisterschaft der Eissprinter in Berlin MdlAnfr A98 09.01.76 Drs 07/4555 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 14714* C VI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 25 Vereinbarkeit der Ausführungen des rumänischen Staats- und Parteichefs zu den Wünschen von Deutschen nach Ausreise und Familienzusammenführung mit den Beschlüssen der KSZE MdlAnfr A99 09.01.76 Drs 07/4555 Roser CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 14714* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14597 212. Sitzung Bonn, den 15. Januar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 16. 1. Adams * 16. 1. Dr. Ahrens 16. 1. Dr. Aigner * 16. 1. Dr. Artzinger * 16. 1. Dr. Bangemann * 16. 1. Dr. Barzel 15. 1. Dr. Bayerl * 16. 1. Behrendt * 16. 1. Blank 23.1. Blumenfeld * 16. 1. Brandt 30. 1. Prof. Dr. Burgbacher * 16. 1. Dr. Corterier * 16. 1. Entrup 16. 1. Dr. Eppler 16. 1. Fellermaier * 16. 1. Flämig * 16. 1. Frehsee * 16. 1. Dr. Früh * 16. 1. Gerlach (Emsland) * 16. 1. Härzschel * 16. 1. Hussing 30. 1. Dr. Jaeger 15. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) * 16. 1. Kater 30. 1. Kiep 16.1. Dr. Klepsch * 16. 1. Krall * 16. 1. Dr. Kreile 16. 1. Lange * 16.1. Lautenschlager * 16. 1. Lenzer ** 16. 1. Lücker * 16. 1. Memmel * 16. 1. Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 23. 1. Müller (Mülheim) * 16. 1. Mursch (Soltau-Harburg) * 16. 1. Frau Dr. Orth 30. 1. Dr. Narjes 15. 1. Richter ** 16. 1. Dr. Schäuble * 16. 1. Prof. Dr. Schellenberg 30, 1. Schmidt (München) * 16. 1. Schonhofen 21.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 30. 1. Dr. Schulz (Berlin) * 16. 1. Schwabe * 16.1. Dr. Schwörer * 16. 1. Seefeld * 16. 1. Springorum * 16. 1. Dr. Starke (Franken) * 16. 1. Frau Stommel 30. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Suck * 16.1. Dr. Todenhöfer 21. 1. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 2. Walkhoff * 16. 1. Frau Dr. Walz * 16. 1. Frau Dr. Wex 15. 1. Wurbs 23. 1. Anlage 2 Antwort des Bundesministers Ertl auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/4409 Frage B 26) : Teilt die Bundesregierung ebenfalls die Auffassung, daß man aus der Tatsache des erhöhten französischen Agraretats die Schlußfolgerung ziehen kann, „Frankreichs Bauern geht es besser", wie es in den Agrarpolitischen Informationen Nr. 12 der CSU dargestellt wird? Nein. Aus der Tatsache, daß der französische Agrarhaushalt für 1976 um 9,07 % gegenüber 1975 erhöht wird, läßt sich dies nicht ableiten. Im übrigen ist die Steigerungsrate des Agrarhaushalts für 1976 gegenüber 1975 geringer als die Steigerung des gesamten Staatshaushalts. Auch muß man in diesem Zusammenhang in Betracht ziehen, daß Frankreich eine Inflationsrate hat, die über 10 % liegt. Für völlig falsch halte ich die verallgemeinernde Behauptung „Frankreichs Bauern geht es besser". Jeder weiß, daß es innerhalb der Landwirtschaft sehr große Einkommensunterschiede gibt. Die letzten aus Frankreich vorliegenden Zahlen zeigen, daß die durchschnittlichen Roheinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe im „reichsten" Departement 27mal so hoch liegen wie im „ärmsten" Departement. (Die Zahlen sind als Tabelle beigefügt.) Die Einkommensunterschiede zwischen einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben sind noch um ein Mehrfaches höher. Ein weiterer Beweis für die Unrichtigkeit der Behauptung ist die Tatsache, daß die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Frankreich abnimmt. Nicht der alleinige, aber ein Grund des Rückgangs ist die Tatsache, daß diese abwandernden Landwirte erkannt haben, daß ihre Betriebe keine ausreichende Existenzbasis darstellen. Es gibt in Frankreich Gebiete, so im Zentralmassiv, wo nicht nur einzelne Höfe, sondern ganze Dörfer aufgegeben werden und aussterben - dies sicherlich nicht deswegen, weil es den Leuten dort so gut geht. Schließlich halte ich es für eine merkwürdige Logik, aus der Tatsache staatlicher Hilfen für einen Wirtschaftsbereich auf dessen Wohlergehen schließen zu wollen. Eher ist das Umgekehrte richtig. Ich bin im übrigen nicht bereit, die wiederholte Verunsicherung und teilweise Falschinformation der bayerischen Bauern durch diesen CSU-Dienst weiter hinzunehmen, und habe veranlaßt, daß die gröbsten Entstellungen jeweils durch Flugblätter meines Hauses richtiggestellt werden. Bruttobetriebseinkommen „Ärmste" „Reichste" Departements Departements Marne 130 000 F Savoie 4 600 F Seine-et-Marne 101 000 F Lozère 7 000 F Aube 78 000 F Belfort 10 450 F Essonne 68 000 F Landes 11 000 F Eure-et-Loir 65 000 F Loire 11 000 F Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Glotz auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Klein (Stolberg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 18 und 19) : Bezugnehmend auf die Beantwortung meiner Schriftlichen Fragen B 111 und 112 der 210. Sitzung des Deutschen Bundestages frage ich die Bundesregierung, ob sie es nicht doch für notwendig hält, sich für eine Änderung des ZVS-Verfahrens einzusetzen, daß ein Losverfahren nicht mehr notwendig ist, bzw. ein Losverfahren nur für eine weit geringere Anzahl von Studienplätzen angewandt werden muß, als es in diesem Wintersemester notwendig war, wo nach dem ZVS-Verfahren immerhin 1078 Studienplätze in Aachen, 514 in Bonn, 780 in Bochum und 856 in Münster (im Durchschnitt gleich 15 % aller Studienplätze) verlost werden mußten? Hält die Bundesregierung es für richtig, daß sich auch Studierwillige an dem Losverfahren beteiligen können, die sich nicht durch das ZVS-Verfahren beworben haben, wenn nein, wird sie sich für eine Änderung des § 24 der Vergabeordnung einsetzen? Zu Frage A 18: Anknüpfend an meine Antwort vom 11. Dezember 1975 auf Ihre schriftlichen Fragen vom 4. Dezember 1975 (Nr. B 111/112, BT-Drucksache 7/4409) darf ich nochmals auf folgendes hinweisen: Da das Hochschulrahmengesetz erst noch durch Durchführungsbestimmungen konkretisiert werden muß, wird die Studienplatzvergabe bis zum SS 1977 nach dem Staatsvertragsverfahren durchgeführt werden. Dabei fällt die Durchführung des gegenwärtigen Staatsvertragsverfahrens nach wie vor in die ausschließliche Zuständigkeit der Länder. Im Anschluß an das Hauptverfahren bei der Studienplatzvergabe für einen Studiengang werden von der ZVS Nachrückverfahren für die danach noch frei bleibenden Studienplätze durchgeführt. Da ein einziges Nachrückverfahren gegenwärtig etwa 3 Wochen in Anspruch nimmt, können höchstens 2 bis 3 derartige Nachrückverfahren nacheinander durchgeführt werden. Von einem bestimmten Zeitpunkt im Semester an müssen alle dann noch verfügbaren Studienplätze unverzüglich vergeben werden, andernfalls würde wegen der fortgeschrittenen Vorlesungszeit ein Studienbeginn in dem betreffenden Semester nicht mehr sinnvoll sein. Ein Losverfahren kann von den Hochschulen kurzfristig durchgeführt werden und erscheint deshalb in diesen Fällen als ein zur unverzüglichen Studienplatzvergabe geeignetes Instrument. In den sogenannten harten Numerus-claususFächern (Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie usw.) werden fast alle Studienplätze im Hauptverfahren und den beiden Nachrückverfahren vergeben. Für das Losverfahren bleiben nur noch vereinzelte Plätze an einzelnen Hochschulen übrig, so daß das Losverfahren in diesen Fächern kaum eine Bedeutung hat. Anders ist es in den Fächern, in denen der Bewerberüberhang weniger groß ist (Anglistik, Geographie, Germanistik, Geschichte, Mathematik usw.). Durch die zahlreichen Fälle, in denen Studienbewerber den ihnen zugewiesenen Platz nicht annehmen (weil sie ihren Studienwunsch geändert haben, weil ihnen der Hochschulort ungeeignet erscheint, weil sie zur Bundeswehr eingezogen worden sind usw.) kommt es in diesen Fächern vor, daß die Zahl der Bewerber während des Zulassungsverfahrens unter die Zahl der verfügbaren Studienplätze absinkt. Hier können in den Nachrückverfahren fast alle Studienwünsche erfüllt werden. Es bleiben somit häufig Studienplätze frei, weil am Ende des Verfahrens alle Studienbewerber für das betreffende Fach einen Platz erhalten haben. In der Öffentlichkeit besteht dabei häufig fälschlicherweise der Eindruck, als sei es etwa auf Mängel im Verfahren zurückzuführen, wenn Studienplätze nicht besetzt werden konnten, zum Teil handelt es sich darum, daß die Gesamtzahl der effektiven Studienbewerber kleiner ist als das Gesamtangebot an Studienplätzen. In diesem Falle wirkt das Verfahren als ein reines Verteilungsverfahren, bei dem jeder Bewerber einen Platz bekommt, und lediglich eine gleichmäßige Auslastung der Hochschulen sichergestellt wird. Die Bundesregierung wird sich dafür einsetzen, daß bei den bevorstehenden Beratungen über die Ausgestaltung der Durchführungsbestimmungen zum neuen Zulassungsverfahren nach dem Hochschulrahmengesetz eine zügige und vollständige Vergabe der Studienplätze sichergestellt wird. Zu Frage A 19: Nach § 24 der Vergabeverordnung können sich zwar neben den Bewerbern des entsprechenden ZVS-Verfahrens auch sonstige Studierwillige mit den entsprechenden Voraussetzungen an dem von den einzelnen Hochschulen durchgeführten Losverfahren beteiligen. Hierbei sind jedoch diejenigen Bewerber bevorzugt zu berücksichtigen, denen für Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14707* den Studiengang, für den sie die Zulassung beantragt haben, von der ZVS ein Ablehnungsbescheid zum Hauptantrag erteilt worden ist. Sollten im Los-verfahren mehr Studienplätze als interessierte bevorzugte Bewerber vorhanden sein, erscheint es auch aus verfassungsrechtlicher Sicht geboten, diese Studienplätze an sonstige Studierwillige zu vergeben. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hauser (Krefeld) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 38) : Trifft die im Schreiben des Bundesministers der Finanzen vom 15. März 1975 IV B 2/S1988-272/75 geäußerte Auffassung: „Wird eine Bestellung in der Weise geändert, daß anstelle des ursprünglich bestellten Wirtschaftsgutes ein anderes Wirtschaftsgut geliefert werden soll, so ist der Zeitpunkt der geänderten Bestellung maßgebend" auch für solche Wirtschaftsgüter zu, bei denen nach dem 30. Juni 1975 (Stichtag im Sinne des § 4 b Investitionszulagengesetz) konstruktive Verbesserungen oder Modelländerungen durchgeführt wurden, und ist die Bundesregierung bereit, diese besonders die mittelständischen Unternehmungen benachteiligende enge Auslegung des § 4 b Investitionszulagengesetz dahin gehend zu erweitern, daß es sich im Falle von Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen nicht um die Lieferung eines „anderen Wirtschaftsgutes" handelt? Nach § 4 b des Investitionszulagengesetzes 1975 setzt die Gewährung einer Investitionszulage zur Konjunkturbelebung für angeschaffte Wirtschaftsgüter deren Bestellung in der Zeit vom 1. Dezember 1974 bis zum 30. Juni 1975 voraus. Bei einer Änderung der Bestellung ist grundsätzlich der Zeitpunkt der geänderten Bestellung maßgebend, wenn an Stelle des ursprünglich bestellten Wirtschaftsguts ein anderes Wirtschaftsgut geliefert werden soll. Die Frage, ob der Zeitpunkt der geänderten Bestellung auch dann maßgebend ist, wenn die Art des bestellten Wirtschaftsguts unverändert bleibt und sich die Anschaffungskosten des bestellten Wirtschaftsguts nur geringfügig ändern, stellt sich regelmäßig bei Konstruktionsverbesserungen oder Modelländerungen. Sie wird in Kürze mit den obersten Finanzbehörden der Länder erörtert und entschieden werden. Die Bundesregierung wird dabei eine Regelung anstreben, die nicht eng gefaßt sein soll und die der Zielsetzung des § 4 b des Investitionszulagengesetzes 1975 gerecht wird. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lampersbach (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 39) : Ist die Bundesregierung in der Lage, konkret darüber Auskunft zu geben, was die von der Bundesbank geplante Geldmengenausweitung bedeutet, d. h. — wie viele zusätzliche tausend-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche hundert-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche fünfzig-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche zwanzig-DM-Banknoten, — wie viele zusätzliche zehn-DM-Banknoten durch diese geldpolitische Maßnahme in den Geldkreislauf gepumpt werden? Mit der in Ihrer Frage angesprochenen Festlegung einer Zielgröße für das Wachstum der Zentralbankgeldmenge soll die Richtung der geplanten Geldpolitik bestimmt werden. Die Zielformulierung bezieht sich nicht auf die Struktur der Zentralbankgeldmenge und schon gar nicht auf die Zusammensetzung des Bargeldumlaufs. Diese ist kreditpolitisch unerheblich. Wie viele zusätzliche DM-Banknoten ausgegeben werden und in welcher Stückelung die Ausgabe erfolgt, richtet sich nach den Bedürfnissen des Zahlungsverkehrs. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Tübler (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 41 und 42) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die von der Flutkatastrophe schwer getroffenen Länder und Gemeinden von den durch den Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes entstandenen Sachkosten zu entlasten? Besteht die Möglichkeit, im Hinblick auf die hohen Folgekosten für die betroffenen Länder und Gemeinden, die entstandenen Sachkosten aus dem Einsatz der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes auf den jeweiligen Übungstitel zu buchen, da der Einsatz insbesondere für die Pionierverbände und Hubschraubereinheiten auch einen hohen Übungswert besitzt? Die Bundesregierung hat beschlossen, die der Bundeswehr und dem Bundesgrenzschutz durch den Einsatz bei der Flutkatastrophe entstandenen Sachkosten den betroffenen Ländern und Gemeinden nicht in Rechnung zu stellen. Die Frage der Buchung der Kosten ist von zweitrangiger Bedeutung. Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Möglichkeit, diese Kosten als Übungskosten zu buchen. Dann müßten allerdings — und darauf lassen Sie mich hinweisen — notwendige Übungsvorhaben reduziert werden. Wir werden diese Möglichkeit prüfen. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen das Ergebnis zu gegebener Zeit mitteilen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Müller-Hermann (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 43) : 14708* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Autofahrer mit der Kfz- und Mineralölsteuer nicht einmal die Nettoausgaben für Straßenwesen und die Verkehrspolizei abdecken — wie von Herrn Bürgermeister Koschnik kürzlich geäußert und — wenn ja — werden die Autofahrer demnächst mit erneuten Belastungen bei der Kfz- und/oder Mineralölsteuer rechnen müssen? Es trifft zu, daß die Einnahmen aus der Kraftfahrzeugsteuer, aus der vom Kraftverkehr aufgebrachten Mineralölsteuer und aus dem Mineralölzoll die Nettoausgaben für Straßenwesen und Verkehrspolizei nicht abdecken. Zumindest seit Beginn der 60er Jahre waren die Einnahmen aus diesen Abgaben stets niedriger als die Ausgaben für die genannten Zwecke. Schon daraus mögen Sie ersehen, daß der in Ihrer Frage geknüpfte Zusammenhang zwischen den Ausgabebeträgen für das Straßenwesen und die Verkehrspolizei einerseits und der Höhe der Kfz-Steuer und der Mineralölsteuer andererseits nicht besteht. Es gibt also keinen Anlaß für die Annahme, Autofahrer müßten wegen des in Rede stehenden Sachverhalts mit zusätzlichen Belastungen bei der Kraftfahrzeugsteuer und der Mineralölsteuer rechnen. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die Mineralölsteuer zu erhöhen. Auch im Bereich der Kfz-Steuer sind Mehrbelastungen für Fahrzeughalter nicht vorgesehen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Wimmer (SPD) (Drucksache 7/4555 Fragen A 44 und 45) : Ist die in der „Süddeutschen Zeitung" (Nr. 267 vom 20. November 1975, Seite 9) wiederholte Behauptung, wonach ein Kinderlastenausgleich im Besteuerungsverfahren durch die Finanzämter einen Personal-Mehrbedarf von 5 500 Arbeitskräften erfordern und damit über dem Bedarf der Bundesanstalt für Arbeit von 5 000 Plankräften liegen würde, richtig, und würden sich bei der erwähnten Aufgabenerledigung durch die Finanzämter auf Grund unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und Eingruppierungstatbestände höhere oder niedrigere Personalkosten ergeben? Sind bei den anfallenden Sach- und Nebenkosten gravierende Unterschiede, die bei der Durchführung der Kindergeld-Auszahlung durch die Arbeitsämtei bzw. des Kindergeldlastenausgleichs durch die Finanzämter entstehen, feststellbar, und wie hoch sind diese? Über den Personalbedarf für die Bearbeitung des Kinderlastenausgleichs durch die Finanzämter gab es bei den Beratungen über den Entwurf des Dritten Steuerreformgesetzes unterschiedliche Auffassungen zwischen der Bundesregierung und dem Bundesrat. Die Bundesregierung schätzte den Personalbedarf bei der sogenannten Finanzamts-Lösung niedriger als die Ländervertretung. Die Bundesregierung nahm seinerzeit die von den Ländern geforderte Arbeitsamts-Lösung in Kauf, um den Kinderlastenausgleich, und damit die gesamte Steuerreform, nicht in Frage zu stellen. Daraufhin bestand keine Veranlassung mehr, die Diskussion über die Personal- und Kostenschätzungen zu vertiefen. Es gibt deshalb keine zwischen Bund und Ländern abgestimmte Auffassung über die Personal- und Sachkosten, die entstanden wären, wenn es zu der Finanzamts-Lösung gekommen wäre. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jobst (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 46) : Wofür wird von Ost-Berlin die sogenannte Transitpauschale verwandt, und wie hat die Bundesregierung sichergestellt bzw. sich Gewißheit verschafft, daß sie ausschließlich für diese Zwecke verwandt wird? Die Transitpauschale deckt Gebührenforderungen ab, welche die DDR bereits dem Grunde nach in der Zeit einer Deutschlandpolitik eingeführt hat, für die die jetzige Koalition noch keine Verantwortung trug. Die DDR hat sich weder damals noch heute zu einer Zweckbindung von Gebühren bereitgefunden. Hätte die Bundesregierung auf einer Zweckbindung bestanden, wäre eine Vereinbarung über die Pauschalierung nicht zustande gekommen. Dies hätte nicht im Interesse eines reibungslosen Transitverkehrs von und nach Berlin gelegen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Glombig (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 60) : Wie hoch sind die Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit für Kurzarbeitergeld an Feiertagen seit 1973 gewesen? Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Ausgaben an Kurzarbeitergeld für Wochenfeiertage nicht gesondert erfaßt. Sie hat aber festgestellt, daß für 4 Wochenfeiertage im Mai 1975 70 Millionen DM an Kurzarbeitergeld beantragt worden sind. Von dieser Erhebung ausgehend schätzt die Bundesanstalt, daß in den vergangenen Jahren folgende Ausgaben an Kurzarbeitergeld für Wochenfeiertage geleistet worden sind: 1973 (10 gesetzliche Wochenfeiertage) rd. 5 Millionen DM 1974 (11 gesetzliche Wochenfeiertage) rd. 34 Millionen DM 1975 ( 9 gesetzliche Wochenfeiertage) —bis 30. November— rd. 103 Millionen DM insgesamt rd. 142 Millionen DM Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14709* Die Schätzung berücksichtigt den für die einzelnen Jahre unterschiedlich hohen Pro-Kopf-Aufwand an Kurzarbeitergeld und den in den einzelnen Monaten mit Wochenfeiertagen unterschiedlich hohen Bestand an Kurzarbeitern. Die anteilmäßige Erstattung der Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung ist in der Hochrechnung enthalten. Nach Inkrafttreten der Haushaltsstrukturgesetze haben vom 1. Dezember 1975 an nur noch Arbeitnehmer in kontinuierlich arbeitenden Betrieben Anspruch auf Kurzarbeitergeld für gesetzliche Wochenfeiertage. Ergänzend möchte ich noch mitteilen, daß im Dezember 1975 von 643 kurzarbeitenden Betrieben mit 36 418 Beschäftigten 497 Betriebe mit 29 862 Beschäftigten die ausfallende Arbeitszeit so legen wollten, daß die Weihnachtsfeiertage und der Neujahrstag hiervon erfaßt wird. Das hätte bedeutet, daß für 77 °/o der Betriebe und 82 °/o der Beschäftigten Arbeitsausfall für die Feiertage geplant war. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Löher (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 61 und 62) : Wie gedenkt die Bundesregierung, im Hinblick auf die gegenwärtige arbeitsmarktpolitische Situation, zukünftig die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer zu steuern? Beabsichtigt die Bundesregierung, bei den zu ergreifenden Steuerungsmaßnahmen eine restriktive Ausländerpolitik zu betreiben? Die Politik der Bundesregierung hat zum Ziel, den gesetzlichen Vorrang deutscher Arbeitnehmer im Rahmen des geltenden Rechts zu sichern und zugleich eine humane Behandlung der ausländischen Arbeitnehmer zu gewährleisten. Daher wird im Interesse der deutschen und der hier arbeitenden ausländischen Arbeitnehmer der von der Bundesregierung am 23. November 1973 erlassene Anwerbestopp auf absehbare Zeit aufrechterhalten. Die nach § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes zur Ausübung einer Beschäftigung im Bundesgebiet von Ausländern benötigte Arbeitserlaubnis wird auch weiterhin nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes und unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt. Arbeitserlaubnisfrei sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaften. Ausländischen Arbeitnehmern, die ununterbrochen 5 Jahre lang eine unselbständige Tätigkeit rechtmäßig im Bundesgebiet ausgeübt haben oder mit einem Deutschen verheiratet sind, wird die Arbeitserlaubnis unabhängig von der Arbeitsmarktlage erteilt. Bei der Verlängerung einer Arbeitserlaubnis haben die Arbeitsämter die Verhältnisse des einzelnen Falles verstärkt zu berücksichtigen, wenn der Arbeitnehmer seine Tätigkeit ohne Unterbrechung des bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses fortsetzen will. Die von mir aufgezeigten Steuerungsinstrumente — und damit komme ich zu Ihrer zweiten Frage ermöglichen ein flexibles, der jeweiligen Arbeitsmarktsituation entsprechendes Vorgehen. Dabei werden die persönlichen und sozialen Belange der ausländischen Arbeitnehmer angemessen berücksichtigt. Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die derzeitige Rechtsstellung der ausländischen Arbeitnehmer zu verschlechtern. Die arbeits- und sozialrechtliche Gleichbehandlung der ausländischen Arbeitnehmer soll so weit wie möglich aufrechterhalten bleiben. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgordneten Dr. Franz (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 63) : Trifft die Meldung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vorn 31. Dezember 1975 zu, daß 1975 von den Fordwerken ausländische Arbeitnehmer, die sich durch eine Abfindung hatten bewegen lassen, ihr Arbeitsverhältnis zu lösen, gleichwohl aber in Deutschland geblieben waren, wieder eingestellt wurden, und warum — bejahendenfalls — ist ihnen eine Arbeitserlaubnis erteilt worden, obwohl dies nur geschehen soll, wenn deutsche Arbeitnehmer nicht vermittelt werden können? Aufgrund Ihrer Frage ist die Bundesanstalt für Arbeit dem geschilderten Sachverhalt nachgegangen. Eine abschließende Stellungnahme ist ihr aber erst nach Überprüfung der beim Arbeitsamt Köln vorliegenden Arbeitserlaubnisunterlagen möglich. Nach den vorläufigen beim Arbeitsamt Köln getroffenen Feststellungen wurden im Jahre 1975 auch Arbeitserlaubnisse für ausländische Arbeitnehmer der Firma Ford erteilt, die bereits vorher dort beschäftigt waren. Über die Anträge dieser Arbeitnehmer wurde gemäß § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles entschieden. Dabei war nach den gesetzlichen Vorschriften nicht zu prüfen, ob die Antragsteller vorher mit Abfindungen bei der Firma Ford ausgeschieden waren. Das Arbeitsamt Köln hat jedoch Arbeitserlaubnisse nur erteilt, wenn geeignete deutsche oder ihnen gleichgestellte ausländische Arbeitnehmer der Arbeitsvermittlung nicht zur Verfügung standen. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit hat eine ausführliche Stellungnahme von den örtlich zuständigen Dienststellen erbeten. Ich bin gern bereit, Ihnen das Ergebnis — sobald es mir vorliegt — noch schriftlich mitzuteilen. 14710* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Nordlohne (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 64) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß nach den am 7. Januar 1976 von den Arbeitsämtern Emden und Leer für den Bereich Ostfriesland veröffentlichten Jahresdurchschnittszahlen der arbeitslosen Männer und Frauen seit dem Jahr 1969, abgesehen von einer kurzfristigen Belebung in den Jahren 1970 und 1971, ein kontinuierlich-rapider Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen ist? Die Arbeitslosenquoten in Ostfriesland sind in den Strukturschwächen dieses Wirtschaftsraumes begründet. Sie liegen nicht erst seit dem von Ihnen genannten Jahr 1969 über dem Durchschnitt des Landesarbeitsamtsbezirks Niedersachsen-Bremen und über dem Bundesdurchschnitt. Über den Gesamtzeitraum 1969/75 gesehen nahm die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote im Bundesgebiet wesentlich stärker zu als in Emden und in Leer. 1969 betrug die Arbeitslosenquote in Emden noch das 5fache und in Leer das 4,2fache des Bundesdurchschnitts. 1975 war der Abstand auf das 2,lfache in Emden und das 1,8fache in Leer zurückgegangen. Da sich der Abstand der Arbeitslosenquoten in Emden und Leer zum Bundesdurchschnitt nicht vergrößerte, sondern beträchtlich verkleinerte, kann davon ausgegangen werden, daß sich die Schwächen in der regionalen Wirtschaftsstruktur nicht verstärkt, sondern eher vermindert haben. Dies ist eine Folge besonderer arbeitsmarktpolitischer Bemühungen im ostfriesischen Raum und insbesondere der regionalen Wirtschaftsförderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur", in die auch die niedersächsische Nordseeküste einbezogen ist. Hinweisen möchte ich noch auf folgendes: Emden und Leer sind übergeordnete Schwerpunktorte innerhalb des dritten regionalen Aktionsprogramms „Niedersächsische Nordseeküste" im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Im Rahmen dieses Aktionsprogramms sollen im Zeitraum 1976/79 27 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 2 000 vorhandene Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe gesichert werden. Hierzu wurden 110 Millionen Gemeinschaftsaufgabe-Mittel bereitgestellt und 140 Millionen DM Investitionszulage-Mittel geplant. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Böhme (Freiburg) (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 66) : Bestätigt die Bundesregierung die vorn Bundesverband der Betriebskrankenkassen in einem offenen Brief genannten Zahlen über den Honorarzuwachs der Kassenärzte um mehr als 10% im Jahr 1975, und wie beurteilt die Bundesregierung dieses Honorarplus von einer Milliarde DM, und welche Konsequenzen für die Gebührenordnung zieht die Bundesregierung daraus? Die Aufwendungen der Ortskrankenkassen und Ersatzkassen für ärztliche Behandlung sind in den ersten drei Quartalen 1975 gegenüber dem Vergleichsvorjahreszeitraum um fast 15 v. H. gestiegen. Für das ganze Jahr 1975 ist für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung ungefähr mit der gleichen Zuwachsrate zu rechnen. Dieser Honorarzuwachs ist nach Auffassung der Bundesregierung als zu hoch zu bezeichnen. Wesentliche Ursache des außerordentlich hohen Honoraranstiegs im Jahre 1975 ist die starke Ausdehnung des Umfanges der abgerechneten Leistungen. Diese Entwicklung läßt sich allein durch strukturelle Änderungen der Gebührenordnung, wie sie im Jahre 1975 bereits von den Vertragspartnern ausgearbeitet worden ist, nicht ausreichend begrenzen. Die Bundesregierung hält es daher für unerläßlich, daß Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen durch ergänzende Vereinbarungen eine Honorarentwicklung sicherstellen, die den gesamtwirtschaftlichen Realitäten und dem überproportionalen Einkommensanstieg der Kassenärzte im vergangenen Jahr Rechnung trägt. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lattmann (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 67) : Ist die Bundesregierung darüber informiert, daß der neue § 12 a des Tarifvertragsgesetzes, der zum Beispiel freiberuflichen Autoren als arbeitnehmerähnlichen Personen das Recht einräumt, durch ihre Gewerkschaft tarifgesetzliche Musterverträge mit Buchverlegern zu vereinbaren, bisher deswegen nicht realisiert werden konnte, weil die Verleger ihren Börsenverein noch nicht als Arbeitgeberorganisation konstituiert haben, und was gedenkt die Bundesregierung an ergänzenden gesetzgeberischen Maßnahmen einzuleiten, um der Tarifautonomie in diesem Bereich zur Verwirklichung zu verhelfen? Es ist zutreffend, daß es bisher noch nicht zum Abschluß von Tarifverträgen über den Inhalt von Dienst- oder Werkverträgen zwischen Schriftstellern und Verlegern gekommen ist. Die Bundesregierung bedauert dies und würde es im Interesse der Schriftsteller begrüßen, wenn diese Möglichkeit, die seit dem 1. November 1974 auf Grund des § 12 a Tarifvertragsgesetzes besteht, genutzt würde. Dazu müßten auch auf Verlegerseite die Voraussetzungen zum Abschluß eines Verbandstarifvertrags geschaffen werden, — sei es durch Bildung einer Vereinigung, deren Aufgabe der Abschluß von Tarifverträgen ist, — sei es dadurch, daß ein bereits bestehender Verband den Abschluß von Tarifverträgen als Aufgabe hat. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14711* Die Bundesregierung erwägt keine gesetzlichen Maßnahmen, um die von Ihnen erwähnten Schwierigkeiten auszuräumen. Ob für den Abschluß eines Verbandstarifvertrages Tarifpartner vorhanden sind, ist eine Vorfrage tatsächlicher Art, die sich im gesamten Bereich der kollektiven Regelung von Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen stellt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß tarifwillige und damit tariffähige Verbände nach unserer Rechtsordnung grundsätzlich auf freier Bildung beruhen. Nach dem Tarifvertragsgesetz können neben den Verbänden aber auch die einzelnen Arbeitgeber und auf Grund des § 12 a die einzelnen Auftraggeber Tarifverträge schließen. Die Bundesregierung beabsichtigt jedoch, im Rahmen ihrer Gespräche mit den beteiligten Verbänden über Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der künstlerischen und publizistischen Berufe auch die von Ihnen aufgeworfene Frage zur Sprache zu bringen. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Holtz (SPD) (Drucksache 7/4555 Fragen A 68 und 69) : Trifft die Meldung des „Spiegel" vom 22. Dezember 1975 zu, wonach das bei der Entwicklung des Kampfflugzeuges MRCA erworbene deutsche Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges zur Verfügung gestellt wird? Fällt der Transfer deutschen militärtechnologischen Know-hows ins Ausland unter das Kriegswaffenkontrollgesetz, und wird die Bundesregierung bejahendenfalls gemäß dem Kriegswaffenkontrollgesetz verfahren? Die Bundesregierung hat keine Genehmigung erteilt, das bei der Entwicklung des MRCA oder bei irgend einem anderen Kampfflugzeug erworbene technische Know-how für den Bau eines indischen Kampfflugzeuges zur Verfügung zu stellen. Dies gilt auch für das Triebwerk RB 199. Das Verbringen von Fertigungsunterlagen für Kriegswaffen und sonstiges Rüstungsmaterial ins Ausland unterliegt der Genehmigungspflicht nach dem Außenwirtschaftsgesetz, das in jedem Fall von den zuständigen Behörden anzuwenden ist. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Riedel-Martiny (SPD) (Drucksache 7/4555 Frage A 72) : Kann die Bundesregierung einen Fernsehbericht bestätigen, daß Automatenbehälter für Kaugummi, Nüsse oder Schmuck gesundheitsgefährdende Spuren von Farbstoffen und Metallteilen aufweisen? Eine Frage mit gleichem Sachinhalt ist auch der Bayerischen Staatsregierung im Bayerischen Landtag gestellt worden. Nach Auskunft des Bayerischen Innenministeriums konnten nach den dort angestellten Untersuchungen in Automatenbehältern keine gesundheitsschädlichen Bestandteile festgestellt werden. Gesundheitliche Gefahren sind deshalb nicht erkennbar. Auch der Bundesregierung liegen keine Hinweise für die in Ihrer Frage geäußerten Vermutung vor. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Neumeister (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4545 Frage A 73) : Trifft es zu, daß eine vom Verein zur Förderung des deutschen Tabakwareneinzelhandels e.V., Hamburg, herausgegebene „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn ausgelegt und auf diese Weise in einem öffentlichen Verkehrsmittel des Bundes mittelbar für das Rauchen geworben wird, und wenn ja, wie vertragen sich die Bemühungen der Bundesregierung auf den Gebieten der gesundheitlichen Aufklärung und der Gesundheitserziehung damit? Es trifft zu, daß die vom Verein zur Förderung des deutschen Tabakwareneinzelhandels e. V. herausgegebene „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn ausgelegt worden ist. Nach Auffassung der Bundesregierung zielen die in diesem Flugblatt zusammengestellten Veröffentlichungen insbesondere darauf ab, die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens zu verharmlosen. Hierdurch soll offenbar den Maßnahmen auf dem Gebiet der gesundheitlichen Aufklärung und der Gesundheitserziehung entgegengewirkt werden. Auch unter Berücksichtigung der mit den Werbeverboten für Tabakerzeugnisse in § 22 des neuen Lebensmittel-und Bedarfsgegenständegesetzes angestrebten Zielen begegnet die Raucherdepesche erheblichen Bedenken. Bereits am 16. Dezember 1975 hat der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Dr. Focke, gegenüber der Presse auf die Fragwürdigkeit dieser Veröffentlichung hingewiesen. Wie es zu der Auslage der „Raucherdepesche" in den Zügen der Deutschen Bundesbahn kommen konnte, wird derzeit geklärt. Die Bundesregierung ist bemüht, alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um künftig derartige Vorkommnisse zu verhindern. 14712* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 74 und 75) : Trifft es zu, daß Frau Minister Dr. Focke allen mit der Besetzung des Jugendkuratoriums befaßten Behörden mitgeteilt hat, daß Frau Wieczorek-Zeul „den Bereich RCJ" abdecke und daß Frau Wieczorek-Zeul vom Ring Politische Jugend nicht vorgeschlagen worden ist für die Aufnahme in das Bundesjugendkuratorium? Ist es richtig, daß die Gebäude der Victor-Gollanc-Stiftung, die kürzlich aufgelöst worden ist, einem Institut übergeben werden, das wesentlich von der Arbeiterwohlfahrt getragen wird? Zu Frage A 74: Es trifft nicht zu, daß in dem vorgeschriebenen Anhörungsverfahren den ausschließlich zu beteiligenden Bundesministern mitgeteilt worden ist, Frau Wieczorek-Zeul decke den Bereich des Ringes Politischer Jugend ab. Unabhängig davon, daß der Ring Politischer Jugend kein Vorschlagsrecht hat, habe ich ihn bei der Vorbereitung der Neuberufung des Bundesjugendkuratoriums im Rahmen einer auf alle wesentlichen Bereiche der Jugendhilfe ausgedehnten Konsultation um Anregungen für die personelle Besetzung gebeten. Daraufhin habe ich keine Antwort des Ringes Politischer Jugend erhalten. Zu Frage A 75: Nachdem der Vorstand der Victor-Gollanc-Stiftung sich nicht mehr in der Lage sah, die zweckentsprechende Verwendung von Bundesmitteln zu gewährleisten, hat das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit die Förderung dieses Verbandes zum 31. Dezember 1975 eingestellt. An der Fortführung der von der Victor-GollancStiftung wahrgenommenen Aufgaben hat die Bundesregierung ein erhebliches Interesse. Sie hat sich daher nach einem geeigneten Träger umgesehen und ihn in der gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialforschung und Sozialplanung mbH gefunden. Diese Organisation, deren Hauptgesellschafter die Arbeiterwohlfahrt — Bundesverband — e. V. ist, betreibt das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, das neben seiner bisherigen Tätigkeit die bisherigen Aufgaben der Victor-Gollanc-Stiftung übernimmt. Diese Gesellschaft soll auch in die Eigentums- und Besitzrechte an dem für die Victor-Gollanc-Stiftung in Frankfurt errichteten Gebäude eintreten. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Braun (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 76) : Teilt die Bundesregierung die verschiedentlich in der Öffentlichkeit geäußerte Auffassung, daß das Krankenhausfinanzierungsgesetz und die Bundespflegesatzverordnung es ermöglicht hätten, laufende Kosten unkontrolliert auf die Krankenkassen zu überwälzen, weil der Grundsatz der sparsamen Haushaltsführung zu wenig beachtet werde, und hält die Bundesregierung eine Novellierung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes für erforderlich, durch die eine Wiederherstellung bzw. Verstärkung der Wirtschaftlichkeitsprüfung von Krankenhäusern durch die öffentliche Hand erreicht wird? Die in der Frage zum Ausdruck gebrachte pauschale Behauptung trifft nicht zu, da das Krankenhausfinanzierungsgesetz und die Bundespflegesatzverordnung eine Reihe von Kontrollen vorsehen. Die Bundesregierung hat einen Bericht über die Auswirkungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes erstellt, der dem Deutschen Bundestag als Bundestagsdrucksache Nr. 7/4530 vorliegt. Darin hat sie im einzelnen dargelegt, welche Probleme sich bei der Anwendung des Grundsatzes der sparsamen Wirtschaftsführung bisher ergeben haben und welche Schritte eingeleitet oder erwogen werden, um die Krankenhäuser zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zu veranlassen. In diesem Rahmen wird auch geprüft, ob und in welchem Umfang Gesetzesänderungen notwendig sind. Wegen des Umfanges der Ausführungen möchte ich auf diesen Bericht verweisen. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schneider (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Fragen A 77 und 78) : Wie hoch beziffert die Bundesregierung den Haldenbestand leerstehender Wohnungen in den einzelnen Ländern zum Jahresende 1975, und welche Rückschlüsse ergeben sich für sie aus einer diesbezüglichen Erhebung der Bayerischen Landesbausparkasse vom 1. Dezember 1975 für den Freistaat Bayern? In welchem Umfang und über welche Banken sind hauptsächlich welche Kundengruppen bei dem „Windhundrennen" um die Mittel aus dem Sonderprogramm Modernisierung des letzten Konjunkturförderungsprogramms erfolgreich gewesen? Zu Frage A 77: Eine Meldepflicht für leerstehende Wohnungen gibt es in der Bundesrepublik nicht, so daß statistisches Material darüber nicht vorhanden ist. Da auch den Gemeinden in den meisten Fällen die Anzahl der in ihrem Gebiet leerstehenden Wohnungen nicht bekannt ist, können Erhebungen über den Umfang der Wohnungshalden — wie dies auch von der Bayerischen Landesbausparkasse in Bayern geschehen ist — nur durch Umfragen bei den Bauherren selbst erfolgen. Diese Art der Erhebungen ist jedoch mit nicht unerheblichen Fehlerquellen belastet. Dennoch ist jeder Versuch, die Größenordnung des Bestandes an leerstehenden Neubauwohnungen zu ermitteln, zu begrüßen. Dies gilt namentlich auch Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14713* für die Erhebungen der Bayerischen Landesbausparkasse. Diese Erhebungen vermitteln zusammen mit den sich mehrenden Stellungnahmen aus der Wohnungswirtschaft und deren Verbänden den Eindruck, daß die Zahl der leerstehenden Wohnungen bedeutend niedriger ist als immer behauptet wird, und daß die Halden der unverkauften Wohnungen bereits zunehmend abgebaut werden. Nach den Erhebungen der Bayerischen Landesbausparkasse werden in Bayern z. Zt. etwa 13 600 unverkaufte und unvermietete Eigentumswohnungen angeboten, und zwar davon allein rd. 6 200 Eigentumswohnungen im Bereich der Stadt und des Großraumes München. Bei Hochrechnung dieses Umfrageergebnisses auf Bundesebene ergäben sich — wie die Süddeutsche Zeitung am 3. Dezember 1975 berichtet — für das gesamte Bundesgebiet höchstens 100 000 leerstehende Wohnungen. Das aber bedeutet, daß die vor etwa 1 Jahr mit Hilfe der Länder vorgenommene Schätzung meines Hauses mit rd. 200 000 leerstehenden Wohnungen eher zu hoch als zu tief lag und daß die Wohnungshalden andererseits auch bereits kräftig abgeschmolzen sein müssen. Tatsächlich stellt die Bayerische Landesbausparkasse in ihrer Presse-Information auch erläuternd fest, daß die von ihr befragten Bauherren überwiegend von einer Verbesserung des Verkaufsergebnisses seit Mitte 1975 sprächen. Diese Entwicklung ist durch die wiederholten Zinssenkungen im letzten Jahr und durch die im sozialen Wohnungsbau, insbesondere aber im Regionalprogramm des Bundes gegebenen Möglichkeiten einer nachträglichen Förderung begünstigt worden. Auf die Möglichkeiten einer nachträglichen Förderung im Regionalprogramm des Bundes und auf die mit dem Gesetz zur Förderung von Investitionen und Beschäftigung vom 23. Dezember 1974 geschaffenen Steuererleichterungen im Rahmen des § 7 b des Einkommensteuergesetzes sowie im Rahmen des Grunderwerbsteuergesetzes im Interesse des Haldenabbaus hat die Bundesregierung bereits in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Ziele und Aufgaben der Wohnungspolitik vom 17. April 1975 (BT-Drs. 7/3523) hingewiesen. Zu Frage A 78: Der Anteil einzelner Banken oder Zweige der Kreditwirtschaft an der Durchführung des Sonderprogramms wird statistisch nicht erfaßt, so daß darüber keine exakte Aussage getroffen werden kann. Mir ist jedoch aus Kontakten mit den Ländern bekannt, daß von einer Überrepräsentation einzelner Banken keine Rede sein kann. Zur Frage, welcher Kundenkreis im Rahmen des Sonderprogramms erfolgreich gewesen ist, liegt bisher lediglich die Bewilligungsstatistik des Landes Baden-Württemberg vor, Danach sind rd. 94 % der Zuschußmittel privaten Hauseigentümern und rd. 6 % juristischen Personen bewilligt worden. Die Zuschußmittel an private Hauseigentümer kommen etwa je zur Hälfte Eigentümern von Mietwohngebäuden und Eigentümern von Eigenheimen bzw. Eigentumswohnungen zugute. Ein ähnliches Bild wird mir in einem Vorabbericht aus Niedersachsen übermittelt. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Höcherl (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 79) : Ist die Bundesregierung angesichts der unerträglich steigenden Sozialmieten bereit, das bestehende Förderungssystem umzustellen, wie wiederholt von den Bundesministern Lauritzen, Dr. Vogel und neuerdings auch von Bundesminister Ravens in Aussicht gestellt worden ist? Der Bundesbauminister ist seit mehr als 2 Jahren bemüht, durch Verhandlungen mit den Wohnungsbauressorts der hierfür zuständigen Länder im sozialen Wohnungsbau zu einheitlichen Mietobergrenzen und zu einer ausgewogeneren Begrenzung des subventionstechnisch bedingten Mietanstiegs zu kommen. Bei diesen Verhandlungen bestand in der Zielsetzung von Anfang an ein hohes Maß an Übereinstimmung. Die gemeinsamen Bemühungen haben auch bereits zu positiven Ergebnissen geführt. So konnte 1975 bei den Mietobergrenzen eine Stabilisierung erreicht werden. Darüber hinaus hat z. B. das Land Bayern sein Förderungssystem, das für die Großstädte faktisch zu einem übermäßigen Mietanstieg führen mußte, durch Anpassung an die Regelungen anderer Länder verbessert. Die Wohnungsbauressorts des Bundes und der Länder sind sich darin einig, daß eine noch weitergehende Begrenzung des subventionstechnisch bedingten Mietanstiegs erwünscht wäre. Die Länder waren jedoch gegenwärtig nicht bereit, einer entsprechenden Rechtsverordnung des Bundes zuzustimmen, nachdem die beabsichtigte gezielte Anpassung der Wohngeldregelungen angesichts der allseitigen Forderung, auf ausgabenerhöhende Gesetze zu verzichten, verschoben werden mußte. Anlage 23 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Funcke (FDP) (Drucksache 7/4555 Fragen A 94 und 95) : Trifft es zu, daß in verschiedenen deutschen Botschaften und Konsulaten das Gesetz zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 nicht oder nur unvollkommen bekannt ist, so daß deutsche Mütter im Ausland, die bis zum 31. Dezember 1977 den Antrag zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit für ihre Kinder stellen wollen, nicht zuverlässig beraten oder gar abgewiesen werden? 14714* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 Ist die Bundesregierung bereit, die Informationen über das Gesetz bei Behörden und in der Öffentlichkeit des In- und Auslands zu verstärken, um durch Unkenntnis entstehende Nachteile für den betroffenen Personenkreis zu vermeiden? Zu Frage A 94: Das Auswärtige Amt kann nicht bestätigen, daß in verschiedenen deutschen Botschaften und Konsulaten das Gesetz zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes (RuSTAÄndG 1974) nicht oder nur unvollkommen bekannt sei. Das Auswärtige Amt hat die diplomatischen und berufskonsularischen Auslandsvertretungen im Verlauf des Jahres 1975 durch drei Runderlasse (vom 15. Januar, 25. April und 16. September 1975) auf die Bestimmungen des am 1. Januar 1975 in Kraft getretenen Gesetzes zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 hingewiesen und die Vertretungen mit sachdienlichen Informationen zur Durchführung des Gesetzes versehen: — mit dem Runderlaß vom 15. Januar erhielten die Vertretungen ein vom Bundesministerium des Innern herausgegebenes Merkblatt über die Neuregelung und die erforderlichen Erklärungsvordrucke für die Antragsteller; gleichzeitig wurden die angeschriebenen diplomatischen und berufskonsularischen Auslandsvertretungen beauftragt, auch die Honorarkonsuln in ihrem Amtsbereich zu unterrichten und, soweit erforderlich, mit den Merkblättern und Erklärungsvordrucken zu versehen; — mit Runderlaß vom 25. April wurden Ausführungsbestimmungen des Bundesministers des Innern und des Auswärtigen Amts vom 19. März 1975 zur Durchführung der Gesetzesnovelle verteilt, die bereits im Gemeinsamen Ministerialblatt vom 14. April 1975 veröffentlicht worden waren; — aus Anlaß von Rückfragen einer Reihe von Vertretungen wurde unseren diplomatischen und berufskonsularischen Vertretungen schließlich mit dem Runderlaß vom 16. September eine eingehende Stellungnahme des federführenden Bundesministers des Innern zu ihrer Unterrichtung übersandt; gleichzeitig wurden die Vertretungen gebeten, über etwaige weitere Zweifelsfragen zu berichten. Das Auswärtige Amt geht daher mit Recht davon aus, daß alle mit konsularischen Aufgaben befaßten Bediensteten unserer Auslandsvertretungen mit dem Gesetz zur Änderung des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 20. Dezember 1974 hinreichend vertraut und im Stande sind, anfragende deutsche Mütter zuverlässig zu beraten. Zu Frage A 95: Nachdem das Gesetz nunmehr ein Jahr in Kraft ist, wird die Bundesregierung an die Presse nochmals eine Mitteilung herausgeben, um die in Be- tracht kommenden Personen über ihre Rechte zu belehren, insbesondere auch darüber, daß die Möglichkeit, die deutsche Staatsangehörigkeit durch einfache Erklärung zu erwerben, bis zum Ablauf des 31. Dezember 1977 befristet ist. Das Auswärtige Amt wird dies zum Anlaß nehmen, die Auslandsvertretungen zu beauftragen, weiterhin alle geeigneten Möglichkeiten zur Unterrichtung des in Betracht kommenden Personenkreises auszuschöpfen. Anlage 24 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 98) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Forderung der Regierung der UdSSR nach einer zusätzlichen Einladung des Berliner Senats zur Weltmeisterschaft der Eissprinter, obgleich die UdSSR bereits eine Einladung zu dieser Veranstaltung durch den deutschen Eissportverband erhalten hat? Ich verweise auf die mündliche Beantwortung der Fragen 96 und 97 der Frau Abgeordneten Berger. Anlage 25 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Roser (CDU/CSU) (Drucksache 7/4555 Frage A 99) : Treffen Meldungen zu, nach denen der rumänische Staats- und Parteichef ausgeführt haben soll, daß die Wünsche von Deutschen nach Ausreise und Familienzusammenführung eine Manifestation des Klassenfeindes seien, die bekämpft werden müsse und nicht akzeptiert werden dürfe, und wenn ja, hat der Bundesminister des Auswärtigen bei seinem Besuch in Bukarest dem rumänischen Staats- und Parteichef klargemacht, daß er mit dieser Haltung gegen die auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa verabschiedeten Vereinbarungen verstößt, die den Menschen mehr Freiheit bringen sollten? Die erwähnten Meldungen über Äußerungen des rumänischen Staatspräsidenten Ceausescu treffen in der wiedergegebenen Form nicht zu. Präsident Ceausescu hat am 3. Dezember 1975 vor Vertretern der deutschen und ungarischen Minderheiten in Rumänien erklärt, daß der Platz jedes Rumänen ungeachtet seiner Nationalität in Rumänien sei und die Minderheiten aufgefordert, am Ausbau des Landes mitzuarbeiten. Er hat sich gegen nationalistische und chauvinistische Auffassungen jeder Art gewendet und in diesem Zusammenhang ausgeführt, daß auch der Auswanderungswille durch solche Auffassungen motiviert sein kann. Die Rede ist im übrigen in der deutschsprachigen rumänischen Tageszeitung „Neuer Weg" vom 6. Dezember 1975 abgedruckt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1976 14715* Bei den Gesprächen, die Bundesminister Genscher während seines Rumänienbesuches am 4./5. Dezember 1975 mit Präsident Ceausescu und anderen rumänischen Politikern führte, hat er nachdrücklich die Bedeutung unterstrichen, die die Bundesregierung der Familienzusammenführung beimißt. Er hat ferner auf die Erwartungen hingewiesen, die sich in dieser Hinsicht aus der Schlußakte von Helsinki ergeben. Die Anliegen der Deutschen in Rumänien wurden auch in der Tischrede unterstrichen, die Bundesminister Genscher am 4. Dezember 1975 in Bukarest gehalten hat, und die im Bulletin vom 9. Dezember 1975 abgedruckt ist. Die rumänischen Gesprächspartner des Bundesministers haben zu erkennen gegeben, daß sie zwar keine Auswanderungswelle wünschen, haben aber auch klar gesagt, daß die rumänische Seite bereit sei, wie bisher Ausreisegenehmigungen zum Zweck der Familienzusammenführung zu erteilen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die CDU/CSU hat diese Große Anfrage zur Verteidigungspolitik eingebracht, weil wir über den Zustand und das Schicksal der Atlantischen Allianz besorgt sind, weil nach unserer Auffassung die Verteidigungsanstrengungen und vor allen Dingen auch der Zusammenhalt im Bündnis nicht ausreichen, um den Frieden auch in der Zukunft zu sichern, und weil wir angesichts der weiteren Verschiebung der Kräfteverhältnisse zuungunsten des Westens für die Freiheit in Westeuropa und in unserem Lande fürchten.
    Die drohenden Gefahren offen anzusprechen und Wege aufzuzeigen, wie sie gemeistert werden können, das ist nach unserer Auffassung der Sinn dieser Debatte. Denn wir können von den Bürgern der Bundesrepublik Deutschland, wir können von den Bürgern des Westens Einsicht und Bereitschaft zu Opfern nur dann erwarten, wenn wir ihnen deutlich machen, wie bedrohlich die gegenwärtige Lage ist



    Dr. Wörner
    und daß nicht weniger auf dem Spiel steht als ihre ganz persönliche Sicherheit und Freiheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Damm [CDU/ CSU]: Sehr richtig!)

    Es genügt nicht, wenn der Herr Bundesaußenminister dem außen- und verteidigungspolitischen Ausschuß in geheimer Sitzung, also hinter verschlossenen Türen, seine Ansicht über den ganzen Ernst der Lage und über die wirklichen Ziele der Sowjetunion darstellt. Das ist einfach nicht genug. Unser Volk ist reif genug dafür, die Wahrheit auch in aller Öffentlichkeit zu hören.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es hat Anspruch darauf, zu erfahren, wie die Dinge auch nach Meinung einiger Regierungsmitglieder wirklich stehen.

    (Katzer [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Man kann es auch nicht dem Verteidigungsminister Leber allein überlassen, im Ausland wie im Inland zu warnen. Es ist ja auch kein Wunder, daß er langsam zu einer Art — im wahrsten Sinne des Wortes — schwarzen Schafes in dieser Regierung wird.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wehner hilft ihm!)

    Unser Volk wird erst dann aufhorchen, wenn alle in dieser Regierungskoalition so reden wie der Verteidigungsminister. Solange da noch mit gespaltener Zunge geredet wird, solange noch mit verteilten Rollen gespielt wird, etwa nach dem Motto: Leber für die Realisten, für die kalten Krieger und für die Rechten und Brandt für die Träumer, für die Friedfertigen und für die Linken, solange die Herren Hansen und Mattick den Weggang Schlesingers mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen, weil damit ein Hindernis für die Entspannung aus dem Wege geräumt sei, und solange beim Besuch des Kollegen Wehner in Warschau der alte gefährliche sozialdemokratische Neutralismus fröhliche Urständ feiert,

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr wahr! — Dr. Hammans [CDU/CSU] : Gott sei es geklagt!)

    so lange werden wir nicht wirklich eine Umkehr erzwingen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese Umkehr brauchen wir, wenn wir die Freiheit in diesem Lande aufrechterhalten wollen. Die Lage ist leider wesentlich kritischer — niemand freut sich darüber —, als die Antwort der Bundesregierung auf unsere Große Anfrage zu erkennen gibt, die doch alles in allem unter dem Motto steht: Lieb Vaterland, magst ruhig sein.
    Dem Westen droht eine dreifache Gefahr: ein immer gefährlicher werdendes militärisches Ungleichgewicht, der Verlust der politischen Initiative und der Mangel an geistiger Dynamik. Die Sowjetunion ist auf dem Wege zur stärksten Militärmacht der Welt. Die Antwort der Bundesregierung läßt die ungewöhnliche Dynamik sowjetischer Rüstungsanstrengungen und läßt auch das Tempo sowjetischer Aufrüstung nicht einmal ahnen, geschweige denn erkennen. Man gewinnt, wenn man diese Antwort liest, den Eindruck, als habe sich in den letzten
    Jahren oder gar im letzten Jahr nichts oder nur sehr wenig geändert. Die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus:
    Erstens. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß sich die Sowjets auf strategisch-nuklearem Gebiet eben nicht mit der Parität abfinden, sondern die Überlegenheit anstreben.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Zweitens. Auch das Arsenal taktisch-nuklearer Waffen des Warschauer Pakts in Mitteleuropa wird verstärkt und wird modernisiert, übrigens zum gleichen Zeitpunkt, in dem wir anbieten, unsere taktisch-nuklearen Waffen zu reduzieren.
    Drittens. Die konventionellen Streitkräfte werden in allen Bereichen verbessert. Eine neue Generation taktischer Kampfflugzeuge wird eingeführt. Dabei ist charakteristisch, daß sich der Schwerpunkt von der Luftverteidigung zugunsten weitreichender offensiver Luftkriegführung geändert hat.
    Viertens. Besonders augenfällig ist das geradezu atemberaubende Tempo der sowjetischen Seerüstung. Ihre moderne Flotte, ihre erhöhte Lufttransportfähigkeit und die Errichtung von Versorgungsstützpunkten an fremden Küsten rund um den Globus erlauben es der Sowjetunion heute, militärische Macht rund um die Welt einzusetzen.
    Eines steht als Motto über diesen ganzen Rüstungsanstrengungen der Sowjetunion. Allen diesen Verbesserungen von Waffen, Ausrüstungen und Ausbildung ist eines gemeinsam: die wachsende Fähigkeit zur Offensive. Noch nie — und ich weiß nicht, ob sich unser Volk darüber Rechenschaft ablegt — in der Menschheitsgeschichte hat es in Friedenszeiten einen so gewaltigen Ausbau militärischer Stärke gegeben wie gegenwärtig in der Sowjetunion.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Man muß sich doch fragen: Was steckt dahinter? Welche Motive bewegen die sowjetrussischen Führer, dem russischen Volk gerade in einer Zeit, in der sie von Entspannung reden, von Koexistenz reden, so harte Opfer, so viele Entbehrungen im Konsum aufzuerlegen? Und auch auf diese, wie ich meine, Herr Leber, entscheidende Frage gibt Ihre Antwort, gibt die Antwort der Bundesregierung nichts her. Sie bleiben uns hier die Antwort schuldig. Warum eigentlich? Warum sprechen Sie nicht aus, was auch Sie darüber wissen? In den Ausschußsitzungen hören wir es. Sagen Sie es doch endlich einmal draußen in diesem Volk!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ist es denn etwa ein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis der Russen? Das ist ja eine These, die gelegentlich aufgestellt wird. Der Herr Kollege Ahlers hat sie in einem Artikel unlängst herausgestellt. Oder ist es etwas anderes, was man darüber hört: Ist es der Automatismus des militärisch-industriellen Apparats in der Sowjetunion? Einen Hinweis für die Antwort auf diese entscheidende Frage gibt uns die Feststellung, die Admiral Hill-Norton auf der letzten Tagung der NATO in Brüssel getroffen hat. Er sagte: „Die Ostblockstaaten haben Streitkräfte auf-



    Dr. Wörner
    gebaut, die nach Größe und Aufbau nur zum Angriff gedacht sein können. Sie können nicht als Kräfte der Verteidigung angesehen werden, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war."
    Im übrigen: Wenn ich immer wieder höre, die Sowjetunion hätte Angst vor der NATO oder vor der Bundeswehr oder vor den Amerikanern, so kann ich nur sagen: Die Sowjets wissen sehr genau, daß die NATO in Europa nach Ausrüstung, Dislozierung und Ausbildung überhaupt nicht in der Lage ist, den Warschauer Pakt anzugreifen, selbst wenn wir das wollten. Daß wir das nicht wollen, daß die NATO einen solchen Plan und eine solche Absicht nicht hat, müssen die Sowjets durch ihre zahllosen Spione wissen, spätestens seit Herrn Guillaume, der nun wirklich Einblick in die geheimsten Pläne der NATO hatte und daraus entnehmen konnte, daß eine Angriffsabsicht der NATO mit aller Sicherheit nicht bestand.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nein, die Sowjetunion braucht diese forcierte Aufrüstung nicht zur Befriedigung ihres Sicherheitsbedürfnisses.
    Wenn die Sowjets ihren militärischen Machtapparat ausbauen, so deshalb, weil sie ihn brauchen, um ihrer politisch expansiven und offensiven Strategie gegenüber dem Westen zum Erfolg zu verhelfen. Das Merkwürdige, das Frappierende ist: Sie sagen uns selbst, warum sie diese militärische Macht aufbauen. Sie sagen es uns sogar hier im Westen und hier in der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Absicht ist — ich zitiere — die weltweite Veränderung des Kräfteverhältnisses zugunsten des Sozialismus. Ihr Ziel ist — ich zitiere, was ein sowjetischer Politiker und Wissenschaftler erst vor kurzem hier in der Bundesrepublik Deutschland gesagt hat —

    (Damm [CDU/CSU] : Als Gastprofessor!)

    der Sieg des Sozialismus im Weltmaßstab. Koexistenz ist nach ihrer Auffassung — ich zitiere wieder — der direkte Weg zum Sieg dieses Sozialismus. Etwas, was wir alle viel zu wenig ins Auge fassen, ist dies: Die Außenpolitik der Sowjetunion ist im Unterschied zu der des Westens vom Bewußtsein einer historischen Perspektive erfüllt. Das verleiht ihr eine so ungeheure Dynamik. Daher kann nicht nachdrücklich genug davor gewarnt werden, die ideologische Komponente der russischen Politik zu unterschätzen. Schon bei Hitler hat der Westen den Fehler begangen, einem Diktator nicht zu glauben, der seine Ziele offen dargestellt hat. Machen wir doch nicht wieder den gleichen Fehler, und unterschätzen wir nicht, was uns die Russen selbst über ihre Absichten hier im Westen sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im übrigen ist es gleichgültig, ob die sowjetische Machtpolitik der kommunistischen Ideologie folgt oder ob die Ideologie der Untermauerung dieser Machtpolitik dient. Entscheidend ist, daß Praxis und Theorie sowjetischer Politik sich nahtlos decken. Eine entscheidende Rolle in dieser Politik spielt nach wie vor die militärische Macht. Wenn die UdSSR mit aller Kraft versucht, in Mitteleuropa, in den
    Randmeeren, ja, weltweit militärische Überlegenheit zu erringen, dann nicht notwendigerweise, um einen Krieg zu führen. Sie weiß eines, was viele im Westen vergessen haben, nämlich daß militärisches Übergewicht die Handlungsfähigkeit und das Durchsetzungsvermögen des Unterlegenen einschränkt, daß sie ihn krisenanfällig macht, ihn erpreßbar macht und daß sie letztlich zur politischen Dominanz des militärisch Überlegenen führt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Wenn die Bevölkerung und wenn die Regierung eines Landes wissen, daß sie dieses Land im Ernstfall nicht mit Aussicht auf Erfolg verteidigen können, dann werden sie in kritischen Situationen ganz einfach nicht das Stehvermögen haben, das nötig ist, sondern sie werden sich dem Druck beugen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Wer schwächer ist — das ist eine alte Regel —, muß in kritischen Situationen nachgeben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Westen hat dieser Rolle der militärischen Macht bisher viel zuwenig Beachtung geschenkt. Dabei stellt der indirekte Gebrauch militärischer Macht zumindest in Mitteleuropa heutzutage die gefährlichste Spielart und die bedrohlichste Spielart des Gebrauchs von militärischer Macht dar. Es ist ein ganz charakteristischer Unterschied, den man einfach bedenken muß: Während wir im Westen immer noch dazu neigen, Streitkräfte fast ausschließlich als Instrumente der Kriegführung zu sehen, sieht der Osten sie in erster Linie und in klarer Fortsetzung Clausewitzschen strategischen Denkens als Instrumente, den Frieden für sich zu entscheiden.
    Meine Damen und Herren, muß es uns nicht unter diesen Aspekten alarmieren, wenn die Sowjetunion jetzt mit über 4 Millionen Mann doppelt soviel Soldaten wie die USA unter Waffen hält, viermal soviel Unterseeboote und Kriegsschiffe produziert, 70 % mehr taktische Flugzeuge produziert, wenn ihre Rüstungskapazität — Herr Leber hat in Brüssel darauf aufmerksam gemacht — die der USA im Verhältnis 5 : 1 übersteigt? Gibt es einen besseren Beweis für das offensive, für das weltweit expansive Konzept der Sowjetunion als den systematischen Ausbau eines militärischen Stützpunktsystems in Afrika? Denken Sie an Guinea, an Somalia, denken Sie an die unverhüllte militärische Inter-tention in Angola!
    Wann begreifen wir hier in Mitteleuropa endlich, welchen tiefgreifenden Wandel in der strategischpolitischen Landschaft, in der strategisch-politischen Lage unseres Landes es bedeutet, wenn im Dreieck zwischen Kapverden, Guinea-Bissao und Conakry ein sowjetischer Flottenverband mit Luftunterstützung jederzeit in der Lage wäre, all jene Schiffahrtslinien um das Kap abzuschneiden oder wenigstens ernsthaft zu bedrohen, die 60 % des Erdölbedarfs und 50 % aller Rohstoffe, welche die Länder der Europäischen Gemeinschaft brauchen, heranschaffen? Bedenken wir eigentlich, daß hier die Sicher-



    Dr. Wörner
    heit auch unseres Landes, auch Europas auf dem Spiele steht? Heute kann man Sicherheit nicht mehr regional sehen, Sicherheit ist heute nur noch global zu sehen und auch nur global durch entsprechende Anstrengungen zu erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wann endlich reagieren wir angemessen auf diese immer stärker werdende maritime Bedrohung an unseren Flanken?
    Auch im Zentralbereich, hier in Mitteleuropa, wo das gegenwärtige Kräfteverhältnis gerade noch ausreicht, um abzuschrecken — ich sage: gerade noch —, droht doch in Kürze ernsthafte Gefahr für unsere Widerstandsfähigkeit, und zwar dann, wenn der militärisch gegenläufige Trend in Ost und West anhält. Das sichtbar zu machen und Konsequenzen daraus zu ziehen, ist der Sinn dieser unserer Großen Anfrage.
    Wie reagiert die NATO, wie reagiert Westeuropa auf die sowjetische Doppelstrategie, nämlich einerseits die militärische Überlegenheit auszubauen und andererseits die Abwehrkräfte des Westens durch Entspannungsbeteuerungen zu lähmen? Die gefährlichste Folge einer unkritisch betriebenen Entspannungspolitik ist es, daß sie auf den Selbstbehauptungswillen des Westens einschläfernd gewirkt hat; anders kann man das nicht ausdrücken.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Leider wahr!)

    Man fühlt sich einfach nicht mehr bedroht, und daher ist man nicht mehr bereit, für seine Verteidigung Opfer zu bringen.
    Hinzu kommen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, welche die Neigung begünstigen, auf Kosten der Verteidigung zu sparen. Hier betreibt der Westen nichts anderes als einen mehr oder weniger systematischen Abbau der Friedensvorsorge. London trägt sich mit der Absicht, noch einmal kräftige Abstriche im Verteidigungshaushalt vorzunehmen; Belgien kürzt erneut seine Wehrdienstzeit; Italien hat seine Streitkräfte drastisch reduziert; die Niederlande und Dänemark sind auf diesem Wege vorangegangen. Leider macht auch die Bundesrepuplik Deutschland keine oder nur eine sehr begrenzte Ausnahme. Sicher steht die Bundesrepublik Herr Leber, besser da als die meisten europäischen Verbündeten. Aber all ihre Beteuerungen helfen über eine beweisbare, glasklare Tatsache nicht hinweg, daß nämlich auch bei uns in der Bundesrepublik schon im zweiten Jahr hintereinander die realen Aufwendungen für die Sicherheit und für die Verteidigung zurückgehen und nicht im Steigen begriffen sind, obwohl da drüben die Aufrüstung in diesem Tempo weitergeht.
    Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, 4,5 % Steigerungsrate reichen noch nicht einmal aus, um den Inflationsverlust abzudecken.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Genauso ist es!)

    Dazu kommt eine bedenkliche Schwäche — ich
    spreche das ganz bewußt an, weil so wenig darüber
    geredet wird — der Bundesrepublik Deutschland im
    Bereich der Gesamtverteidigung. Die Zivilverteidigung existiert kaum noch. Die zivil-militärische Zusammenarbeit liegt im argen. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland leistet sich wahrscheinlich als einzige Regierung aller Industriestaaten nicht nur des Westens, sondern der Welt den Luxus, die Nahrungsmittelreserve für die zivile Bevölkerung aufzulösen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Welche Widerstandskraft erwarten Sie eigentlich von einer Bevölkerung, die weiß, daß für ihre Ernährung noch nicht einmal in Kriegs-, sondern in Krisen- und Notzeiten nicht ausreichend Vorsorge geleistet ist?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Und was signalisieren Sie damit der anderen Seite? Es geht doch hier immer um die Abschreckung. Es geht doch darum, den Konflikt gar nicht erst ausbrechen zu lassen. Das kann man nur, indem man der anderen Seite zeigt, daß man vorbereitet ist, daß keine Aussicht besteht, den Westen zu übertöpeln, den Westen militärisch zu besiegen. Darum geht's doch. Das ist die beste Garantie für Frieden in Mitteleuropa und auf dieser Welt, noch immer, leider.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Noch deutlicher wird der verhängnisvolle Trend, wenn man die Wachstumsraten der Verteidigungsausgaben vergleicht. Während die UdSSR konstant ihre Rüstungsaufwendungen jährlich um real 4 bis 6% gesteigert hat, gehen die Aufwendungen in den meisten NATO-Staaten real zurück. Der sowjetische Militärhaushalt beansprucht 15 % des sowjetischen Bruttosozialprodukts, der amerikaninsche 6%, die übrigen NATO-Staaten im Schnitt zwischen 3 und 4 %. In absoluten Zahlen ausgedrückt übersteigt die sowjetische militärische Anstrengung die der USA um 45 %. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung — das ist für die Zukunft, das ist für den Trend wesentlich — in der UdSSR sind um über die Hälfte größer als die in den USA.
    Ich sage Ihnen: wenn dieser Trend nicht gebrochen wird, dann wird die Überlegenheit der UdSSR erdrückend werden, und Westeuropa wird mit seiner Verteidigungsfähigkeit auch seine Sicherheit und seine Freiheit verspielen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer diesen Preis nicht zahlen will, der muß auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Aufgaben der Verteidigung höchsten Rang zumessen.
    Das, was ich vorgetragen habe, ist alles andere als apokalyptische Schwarzmalerei, das ist auch nicht Zweckpessimismus der Opposition, wie das gelegentlich gesagt wird, sondern das ist das Ergebnis nüchterner Analyse. Schlesinger hat nicht ohne Grund Churchill zitiert und seinen Zeitgenossen zugerufen, den Wahnsinn in der Sicherheitspolitik nicht zu wiederholen, der uns schon einmal beinahe das Leben gekostet hat. Selbst ein so besonnener und zurückhaltender Journalist wie Fred Luchsinger schreibt in der „Neuen Zürcher Zeitung" : „Die Machtbalance, auf der die Sicherheit beruht, hat sich deutlich zuungunsten des Westens



    Dr. Wörner
    verschoben." Nur die Bundesregierung kommt in ihrer Antwort auf unsere Große Anfrage zu dem Schluß, daß sich aus der gegenwärtigen Situation keine unmittelbaren militärischen und politischen Gefahren ergeben.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist ja rührend!)

    Meine Damen und Herren, das ist schon kein Optimismus mehr, das ist unverantwortliche Beschönigung. Was muß eigentlich noch alles in dieser Welt passieren, bevor diese Regierung die Gefahren sieht und unserem Volk auch mitteilt?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Gefährlicher noch als der militärisch ungünstige Trend ist der Verlust der politischen Initiative, den der Westen erlitten hat. Das Gesetz des Handelns ist ihm entglitten. Der Streit zwischen Griechenland und der Türkei lähmt die überragend wichtige Südost-Flanke. Mit dem Fischereistreit zwischen Großbritannien und Island steht der strategische Riegel der NATO am Rande des Nordmeers auf dem Spiel.

    (Horn [SPD] : Alles Schuld der Bundesrepublik?)

    — Herr Horn, Sie sollten bei Ihren Zwischenrufen ein bißchen mehr Überlegung anwenden. Hier geht es doch nicht darum, Schuld oder Unschuld zu verteilen. Hier geht es darum, die Lage des Westens
    — das ist auch Ihre Lage — ungeschönt darzustellen, damit unser Volk begreift, worum es geht, und damit dieses Volk in der Lage und bereit ist, das zu tun, was angesichts des Ernstes dieser Lage notwendig ist. Da geht es nicht um Polemik.

    (Beifall bei der CDU/CSU Weiterer Zuruf des Abgeordneten Horn [SPD])

    Eine andere, strategisch bedeutsame und nahezu unersetzliche Bastion des Bündnisses, nämlich die Azoren, ist durch die Entwicklung in Portugal in Gefahr. Auch politisch ist doch der Kommunismus in Europa auf dem Vormarsch. In Portugal hat er schon einen Fuß in der Tür. In Italien hoffen wir alle noch, daß es gelingen wird, den Kommunismus draußen vor der Tür zu halten. Aber auch da sind wir doch nicht mehr sicher. Auch die französischen Kommunisten, obwohl in ihrer Absicht der Regierungsbeteiligung gescheitert, üben doch einen beträchtlichen Einfluß auf die französische Sicherheits-und Innenpolitik aus. Die europäische Einigung kommt nicht voran. Ist es da ein Wunder, wenn nicht nur wir uns Sorge machen, sondern wenn sich die sowjetischen Führer in ihrer historischen Perspektive bestärkt fühlen, wenn sie triumphierend von der Krise des Kapitalismus reden und mit ihr rechnen? Die sowjetische Führung ist heute nach zehn Jahren Entspannungspolitk ihren Zielen in Westeuropa näher als nach zwanzig Jahren des kalten Krieges. Das muß ausgesprochen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Die NATO hat es nicht geschafft, ihr Doppelkonzept der Verteidigung und der Entspannung konzeptionell zu verarbeiten und politisch durchzuhalten.

    (Zuruf des Abg. Pawelczyk [SPD])

    Ein typisches Beispiel dafür ist die letzte NATO-Konferenz in Brüssel. Einerseits war man nicht imstande, auch nur den Beschluß zu fassen, im Westen nicht weiter zu reduzieren; andererseits macht man ein neuerliches Angebot an den Russen. Dann finden wir im Kommuniqué noch die reizende Passage, daß die Entwicklung des Ost-West-Verhältnisses seit einigen Monaten ermutigende Merkmale aufweist. Ja, wen wundert es denn noch, mein Damen und Herren, wenn die Sowjets in ihrer unnachgiebigen Haltung beharren? Sie haben zwei Jahre lang nein gesagt, sie haben nicht das mindeste Signal der Kompromißbereitschaft gezeigt — und der Westen zerbricht sich den Kopf, wie er ihnen entgegenkommen kann, anstatt darüber nachzudenken, wie er seine eigene Abwehrkraft aufrechterhalten kann. Müssen denn die sowjetischen Führer nicht zu dem Schluß kommen, daß weitere Jahre sowjetischen Njets und weiteres Zuwarten zu weiteren Zugeständnissen des Westens führen. Die geradezu rührende Beteuerung der Allianz, dieses Angebot sei einmalig und unwiederholbar, muß doch nach den Erfahrungen der letzten Jahre bei den Sowjets allenfalls erheiternd wirken. Sehen Sie, wir machen durch unsere Politik die Zeit zum besten Verbündeten der UdSSR. Warum können nicht auch einmal wir im Westen drei, vier oder, wenn es die andere Seite nicht anders haben will, auch einmal fünf Jahre in unseren Positionen festbleiben, damit die andere Seite sieht, daß keine Aussicht besteht, uns zu übervorteilen, und damit sie dann wirklich zu Kompromissen bereit ist?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn wir diese Geduld und diese Kraft nicht aufbringen, werden wir in der historischen Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Unfreiheit den kürzeren ziehen. Sehen Sie, da kommt der Herr Solschenizyn nach Europa, da hält er in Amerika eine Rede, die man immer und immer wieder nachlesen sollte, und dann zeigt er uns, daß Festigkeit das einzige ist, was zu einem wirklichen Wandel der Politik führen kann — und wir, was tun wir? Ich meine, die Freiheit hätte ganz gewiß den längeren Atem, wenn nur die Führer der freien Welt nicht so kurzsichtig und so ungeschichtlich dächten und handelten. Sie müssen die Kraft aufbringen, in längeren historischen Perspektiven zu denken, und die Kraft aufbringen, in ihren Positionen fest zu bleiben, wenn sie in diesem Ringen bestehen wollen. Mäßigung und Zurückhaltung hat die Sowjetunion immer nur dort bewiesen, wo sie auf eine feste und unnachgiebige Haltung des Westens stieß, sei es im Nahen Osten, sei es in Kuba. Und hier liegt der Schlüssel für Erfolg oder Mißerfolg westlicher Entspannungspolitik.
    Geschichtliche Erfahrung lehrt, daß expansive Systeme nicht dadurch geändert werden, daß man ihrem Schwung Raum gibt, sondern dadurch, daß man ihnen Erfolg und Ausbreitung verwehrt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Und gegen dieses Gesetz hat der Westen verstoßen.
    Er hat dem dynamischen Koexistenzkonzept des
    Ostens ein statisches Konzept gegenübergestellt.



    Dr. Wörner
    Er hat auf die politische Offensive defensiv reagiert, und auf die ideologische Aggressivität des Ostens hat er mit ideologischer Enthaltsamkeit geantwortet. Daher ist es kein Zufall, sondern historische Gesetzmäßigkeit, daß der seitherige Entspannungsprozeß einseitig zum Nachteil des Westens verlaufen ist.
    Dabei haben wir langfristig alle Trümpfe in der Hand. Die Idee der Freiheit, der Menschenwürde ist attraktiver als die der Tyrannei und der Unterdrükkung.

    (Damm [CDU/CSU]: Richtig!)

    Das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem des Westens ist schöpferischer und produktiver, die technologische Überlegenheit des Westens wächst.

    (Damm [CDU/CSU] : Auch das stimmt!)

    Es gibt auch kein historisches Gesetz, wonach die Demokratien, der Westen, zum Untergang verurteilt seien und der Kommunismus die Welt beherrschen werde. Die Schwächen des sowjetischen Systems liegen offen zutage: das veraltete, das verkrustete bürokratisch-zentralisierte Herrschaftssystem, der technologische Nachholbedarf der sowjetischen Wirtschaft, die Unterdrückung elementarer Freiheitsbedürfnisse, das Nationalitätenproblem, der Konflikt mit China. Diese Schwächen werden langfristig eher wachsen als sich verringern, und die Sowjets wissen das. Darum setzen sie alles daran, in den nächsten zehn bis 15 Jahren die Entscheidung in Europa zu ihren Gunsten herbeizuführen. Auch wir sollten das wissen und das Nötige tun. Zum Pessimismus jedenfalls gibt es keinen Anlaß. Keiner im Westen kann sich damit herausreden, daß wir die Fähigkeiten nicht hätten. Es kann nur am Willen liegen, wenn wir nicht die nötige Widerstandskraft aufbringen.

    (Beifall hei der CDU/CSU)

    Was muß geschehen? Der Westen muß die politische Initiative zurückgewinnen. Der Westen muß militärisch stark genug bleiben und die geistige Herausforderung annehmen, die in der ideologischen Kampfansage der UdSSR liegt. Um diese politische Initiative zurückzugewinnen, bedarf es erstens einer Revision des westlichen Entspannungskonzepts — nicht in den Zielen, wohl aber in der Methode -, zweitens einer Neubelebung der atlantischen Solidarität und drittens einer Beschleunigung und Ausweitung des europäischen Einigungsprozesses.
    Entspannung bleibt ein wichtiges Ziel westlicher und gerade auch deutscher Politik. Ihr Kernstück ist die Aufgabe, den Krieg zu verhindern. Aber der Westen darf der Herausforderung auf allen Ebenen — der politischen, wirtschaftlichen, ideologischen — nicht länger ausweichen, sondern er muß eben so aktiv und dynamisch für Freiheit und Menschenwürde eintreten wie die UdSSR für ihre Ziele. Er muß der offensiven Strategie der UdSSR eine ebenso offensive Strategie der Freiheit entgegensetzen, nicht militärisch offensiv, wohl aber politisch und vor allem geistig.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Darum ist es geradezu selbstmörderisch, die Aufrüstung der UdSSR und des Warschauer Pakts durch
    den Westen und auch durch die Bundesrepublik
    Deutschland technologisch und finanziell zu fördern, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir müssen die Sowjets an ihrem Verhalten und nicht an ihren Worten messen. Das bedeutet vor allen Dingen auch Schluß mit der Politik der ideologischen Enthaltsamkeit. Der Westen muß die Herausforderung zum ideologischen Kampf annehmen, indem er die Forderung nach Freiheit, nach Menschenrecht, nach Menschenwürde aktiv vertritt. Deswegen ist es unverantwortlich, wenn wir beispielsweise Rundfunkanstalten wie die Deutsche Welle, Radio Free Europe, Radio Liberty mundtot oder steril machen, während die UdSSR mit allen Mitteln die Auseinandersetzung in unsere Länder trägt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wollen nicht zurück zur Politik des „Roll back" und wollen auch kein westliches Kreuzzugsdenken. Aber wir wollen die Entschlossenheit, die Konfrontation dort aufzunehmen und durchzustehen, wo sie uns von der anderen Seite aufgezwungen wird. Wir wollen nicht das Ende von Verhandlungen, aber wir wollen Verhandlungen auf der Basis gesicherter gleicher Stärke. Wir wollen der Sowjetunion die Kooperation anbieten, aber wir wollen ihr deutlich machen, daß wir auch die Kraft haben, die Konfrontation durchzustehen, solange sie sie haben will. Sie hat es in der Hand, diese Konfrontation, was immer sie will, zu beenden; wir wollen die Entspannung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deswegen braucht die atlantische Allianz die Solidarität, vor allen Dingen die politische Solidarität, dringender denn je. Eine gemeinsame atlantische Politik auf all den wesentlichen Gebieten der Sicherheit — also nicht nur der militärischen Sicherheit — ist existentiell für das Überleben der freien Welt. Darum muß sich nach unserer Auffassung die atlantische Allianz über ein reines Verteidigungsbündnis hinaus zu einer Schicksals- und Sicherheitsgemeinschaft der freien Welt entwickeln.
    Besondere Dringlichkeit in der atlantischen Politik muß die Sicherung der europäischen Südflanke haben. Dazu bedarf es erstens einmal politischer Vermittlungen und wirtschaftlicher Hilfe im ZypernKonflikt. Unsere Politik muß dabei der Tatsache Rechnung tragen, daß sowohl Griechenland wie die Türkei unentbehrliche Bündnispartner der atlantischen Allianz sind.
    Spanien, meine Damen und Herren, muß der Weg zur Mitgliedschaft in der NATO geebnet werden. Spaniens Platz ist an der Seite des Westens. Wir sollten nicht warten, bis dort die „portugiesische Misere" eingetreten ist, sondern wir sollten jetzt den demokratischen Kräften Auftrieb geben, indem wir die NATO und dann auch die Europäische Gemeinschaft für Spanien öffnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir von der CDU/CSU jedenfalls machen die Heuchelei nicht mit, den Spaniern gegenüber Entrüstung



    Dr. Wörner
    zu zeigen und zur gleichen Zeit die Diktatoren des Ostens zu hofieren und zu finanzieren.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Außerdem ist es einfach schäbig, den Amerikanern die Aufgabe zu überlassen, Stützpunktabkommen abzuschließen, weil man ja weiß: man braucht die Spanier strategisch. Es gibt nicht nur eine finanzielle Lastenteilung — das muß man den Sozialisten in Europa einmal sagen —, es gibt auch eine moralische Lastenteilung in dieser atlantischen Allianz.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wissen doch, wie dringend unsere Verbündeten jeden Pfennig brauchen, und darum sollten wir lieber unseren Freunden als unseren Gegnern helfen. Deshalb sollten wir, statt Milliarden in den Osten zu geben, dort investieren, wo die Freiheit gesichert werden kann.

    (Lebhafter Beifall hei der CDU/CSU)

    Nie zuvor war die Einigung Europas auch im verteidigungspolitischen Bereich so notwendig. Nie zuvor waren aber auch die Europäer so weit von der Einigung entfernt. Wo sind die Hoffnungen geblieben, die wir alle an Europa geknüpft haben, als drei mutige Staatsmänner den Durchbruch wagten und Europa auf den Weg brachten? Heute wäre ein solcher Durchbruch so notwendig wie damals. Aber wo sind sie, diese Staatsmänner? Europa wird heute verwaltet, aber nicht geführt.
    Herr Bundeskanzler Schmidt, Sie rühmen sich ja inzwischen der Nachfolge Adenauers.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Hier wäre eine Chance, ihm nachzueifern. Nicht durch verbale Erbschleicherei, sondern durch Tat und historische Perspektive würden Sie dem Vermächtnis dieses Mannes gerecht.

    (Beifall bei der CDU 'CSU)

    Und zwei Dinge können Sie von ihm lernen: Das eine ist der geschichtliche Atem und ist die Kraft, durchzuhalten, und das zweite ist, wie man mit den Sowjets verhandelt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Bei dieser Gelegenheit: Sie haben diese schöne Broschüre gemacht: „Sicherheit und Risiko". Der Pfeil der SPD nach oben ist Bündnispolitik, der Pfeil nach unten ist Isolierung; das sind offensichtlich wir. Wo wären wir denn heute, wenn wir Ihnen gefolgt wären? Wer hat dieses Land in die Sicherheit des westlichen Bündnisses geführt? Sie haben dagegen Widerstand geleistet! Tun Sie doch nicht so, als ob Sie die Schöpfer der Atlantischen Allianz waren! Wir haben sie gemacht, und wir stehen treu zu dieser Atlantischen Allianz. Unser Volk hat das nicht vergessen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auf militärischem Gebiet müssen wir unsere Anstrengungen darauf konzentrieren, die wachsende Lücke zu stopfen, die zwischen der Verteidigungsdoktrin der Atlantischen Allianz und dem Potential der NATO in Europa klafft. Nicht die Doktrin ist falsch. Unsere Schwierigkeit rührt daher, daß die
    Staaten Europas nicht das Erforderliche tun. Die
    Schwäche der NATO liegt im konventionellen Be-
    reich. Dort können und müssen wir sie ausgleichen.
    Diesen Mangel an Verteidigungssubstanz können wir auch nicht durch irgendwelche Tricks, auch nicht durch neue Ideen, auch nicht durch neue strategische Konzepte hinwegoperieren. Da gibt es nur eines: Wir müssen etwas tun.
    Solange sich Europa auf der konventionellen Ebene nicht nur mit konventionellen Mitteln verteidigen kann, so lange bleibt es auf alle drei Ebenen angewiesen: die konventionelle, die taktischnukleare und die strategisch-nukleare Ebene. Das ist wegen des nuklearen Gleichgewichts der beiden Supermächte ohne jeden Zweifel schwieriger geworden. Aber es ist immer noch möglich. Gerade die Doktrin der „flexible respons” verknüpft die drei Ebenen der konventionellen, der taktisch-nuklearen und der strategisch-nuklearen Waffen und macht durch die Ungewißheit des Übergangs das Risiko für den Gegner unkalkuliebar. Zu dieser Strategie gibt es heute und für absehbare Zeit keine Alternative. Eine Rückkehr zur massiven atomaren Vergeltung ist ebenso unmöglich wie eine reine Konventionalisierung der europäischen Verteidigung unter Verzicht auf Eskalationsdrohung im nuklearen Bereich.
    Das folgende sage ich dem Kollegen Wehner. Ich sage es nicht aus polemischen Gründen. Ich sage es auch dem Kollegen Ahlers. Wer mit dem Gedanken an atomwaffenfreie Zonen in Europa spielt, wer die alten Rapacki-Pläne wiederauferstehen lassen will, rührt an den Lebensnerv der Sicherheit Westeuropas, der arbeitet, auch wenn er es nicht will, den Sowjets und ihrer Politik direkt in die Arme.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn wir die taktisch-nuklearen Waffen aus Europa abziehen lassen, dann können wir nicht mehr abschrecken und nicht mehr verteidigen. Wir brauchen die Nuklearwaffen doch nicht, um einen Krieg zu führen. Wir brauchen sie, um einen Krieg zu verhindern, und zwar einen konventionellen wie einen nuklearen Krieg.
    Das sind glasklare Dinge. Herr Wehner, überlegen Sie sich einmal, was Sie nicht nur der deutschen Politik, sondern auch Ihrer Partei antun, wenn Sie sie zu den Irrtümern zurückführen wollen, die wir in der Sozialdemokratischen Partei überholt glaubten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Für die Verstärkung der konventionellen Komponente sehen wir zwei Schwerpunkte. Erstens ist es die schnellere Herstellung der Einsatzbereitschaft, vor allem im Blick auf ein wirksames Krisenmanagement. Rechtzeitige und wohldosierte militärische Signale können sehr wohl deeskalierend wirken. Wer allerdings wie die Fregattenstudie der SPD
    Herr Reiser war so liebenswürdig, sie neuerlich wieder aufzuwärmen — die Rolle militärischer Macht beim Krisenmanagement trotz allem, was sich in dieser Welt tut, leugnet, dem können wir nur sagen: Wer das einzige Instrument des Krisenmanagements in Verhandlungen sieht, der wird am



    Dr. Wörner
    Schluß allenfalls noch über die Modalitäten des Rückzugs verhandeln können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der zweite Schwerpunkt ist folgender. Struktur, Ausrüstung und Logistik der NATO-Truppen müssen besser auf die sowjetische Strategie eines massiven, überraschenden Durchbruchs, also auf diese sogenannte Blitzkriegstrategie zugeschnitten werden. Wichtig, vorrangig ist, dem Warschauer Pakt Anfangserfolge und Durchbrüche zu verwehren. Dazu gehören Verbesserung der Führungssysteme, Verbesserung und Beschleunigung der Mobilisierung, schnelle Zuführung der vorhandenen strategischen Reserven im Bündnis, Erschließung zusätzlicher Reserven, Stärkung der Kampfverbände, bessere Vorbereitung des Raums zur Verteidigung, höhere Qualität der Ausbildung, Standardisierung und gemeinsame Organisation der Logistik, Ausbau der Gesamtverteidigung und Entwicklung neuer Waffentechnologien. Dies sind die militärischen Maßnahmen.
    Die Politik ist wichtig. Wichtiger als alles andere aber ist der Wille. Ob der Westen in dieser schicksalhaften Auseinandersetzung bestehen wird, hängt letztlich von seinem Willen zur Selbstbehauptung ab. Diesen Willen gilt es zu aktivieren; das ist unsere Aufgabe. „Die Krise des Willens", so hat einmal ein Journalist geschrieben, „ist die gefährlichste Krise des Westens", und Konsumdenken und Gleichgültigkeit und Vernachlässigung der Sicherheit sind die schlimmsten Feinde der Freiheit, die wir haben. Nicht bei den anderen in erster Linie, sondern bei uns müssen wir die Hauptschwäche suchen. Darum und aus keinem anderen Grund ist es so wichtig, daß wir das Bewußtsein vom Wert der Freiheit und von der Überlegenheit demokratischer Ordnung wachhalten, besonders in der jungen Generation. Das ist die recht verstandene erste Aufgabe von Führung in einer Demokratie. Aus diesem Bewußtsein des Wertes der Freiheit, der Überlegenheit der demokratischen Ordnung wächst der Wille zur Verteidigung ebenso wie die Bereitschaft, sich einzusetzen. Freiheit aber ist ohne Einsatz nicht zu haben.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Bundesminister Leber.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Georg Leber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich begrüße es, daß die Opposition durch ihre Große Anfrage Gelegenheit geschaffen hat, die sicherheitspolitischen und die verteidigungspolitischen Fragen zu; diskutieren.
    Ich bedaure allerdings auch, daß die Fragen, die Sie gestellt haben, zum Teil eine so abwertende Tendenz haben und so wenig abgewogen sind. Die Rede, die der Kollege Wörner eben hier gehalten hat, ebenso wie die gestellten Fragen sind so formuliert, daß ein Unkundiger den Eindruck gewinnen kann,
    1. unser Land betreibe eine Verteidigungspolitik, die den Gefahren, die es gibt, nicht gerecht werde,
    2. das Ost-West-Kräfteverhältnis in Mitteleuropa sei bereits zu unserem Nachteil aus der Balance geraten

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine Tatsache! — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Das sagen Sie doch selbst!)

    — ich komme darauf zurück! —,

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Das sagen Sie doch selber, Herr Leber! — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Das sind doch Ihre Worte!)

    — warten Sie nur ab, meine Herren, Sie kommen auf Ihre Rechnung, seien Sie dessen sicher!
    3. die Bevölkerung wisse von den verteidigungspolitischen Problemen nichts und die Regierung habe auch nichts getan, um das Verständnis dafür zu wecken, wie es in der Anfrage wörtlich heißt.
    Meine Damen und Herren, dies ist Schwarzmalerei, die Sie auch heute vormittag hier getrieben haben.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU)

    Ich habe aufmerksam zugehört: abgesehen von schönen Worten und Überschriften haben Sie keinen einzigen konstruktiven Beitrag heute vormittag hier geleistet.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Wörner [CDU/ CSU] : Da haben Sie nicht zugehört! Sie können es gern nachlesen!)

    Sie haben negative Bilder aufgezeigt, die die ganze Welt betreffen; Sie haben die ganze Welt schwarz gemalt. Sie ist nicht schwarz, meine Damen und Herren, überhaupt nicht!

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU: Rot!)

    Sie haben negative Bilder aufgezeigt und nicht eine positive Variante eingeblendet — die es auch gibt —, um den Eindruck der Objektivität herzustellen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Dann haben Sie nicht zugehört!)

    Dann hätte Ihre Große Anfrage mehr Wert gehabt. Wer so handelt, meine Damen und Herren, erzeugt nicht nur ein falsches Bild, sondern sät Pessismismus aus im Lande, und dies ist sehr gefährlich in Fragen der Sicherheit unseres Landes.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie sind hübsch im Allgemeinen geblieben: Wir brauchen eine gemeinsame atlantische Politik, wir brauchen die Initiative des Westens und was der schönen Worte mehr sind. Ich denke, es hätte der Opposition bei einer solchen Gelegenheit gar nicht schlecht angestanden — es hätte ihr auch nicht geschadet — und es hätte den Interessen unseres Landes sicher genutzt, wenn die Opposition zugegeben hätte, daß unsere Sicherheitspolitik den Sicherheitsinteressen unseres Landes dient und entspricht, wenn sie eingestanden hätte, daß diese Sicherheits-



    Bundesminister Leber
    politik auch glaubwürdig ist; wenn sie bestätigt hätte, daß diese Sicherheitspolitik ein wesentliches Element der Friedenserhaltung ist und so gesehen werden muß; wenn sie ausdrücklich auch gesagt hätte, daß die Sicherheitspolitik nur diesem Ziel gewidmet ist, nämlich die Sicherung unseres Friedens in angemessener Weise zu erfüllen. Das wird durch unsere Politik gewährleistet.

    (von Hassel [CDU/CSU] : Was haben wir denn gesagt?)

    — Lesen Sie noch einmal nach, was gesagt worden ist; das ergibt sich daraus nicht. Statt dessen wird von der Schwäche des Westens geschrieben und gesprochen.
    Zu diesem objektiven Urteil hat sich die Opposition weder in der schriftlichen Anfrage noch in der heutigen Rede ihres verteidigungspolitischen Sprechers durchringen können. Die Opposition muß sich deshalb fragen lassen, ob es wirklich gut ist, wenn sie mehr an sich als Partei als an unser Land denkt; ob es wirklich gut ist, gerade diesen wichtigen Sektor nur mit so kurzatmiger Kritik um erhoffter parteilicher Vorteile willen zu bedenken.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Was heule morgen gezeigt worden ist, war eine Unbalance, wie ich sie noch nie gehört habe.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Rawe [CDU/CSU] : Sie müssen sich einmal bessere Büchsenspanner kaufen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Das müssen Sie auch bedenken, meine Damen und Herren: Eine Opposition sollte sich nicht nur äußern, wenn sie etwas Kritisches zu sagen hat,

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Welcher Obergefreite hat Ihnen das aufgeschrieben?)

    sondern sie sollte sich besonders dann äußern, wenn sie eine bessere Idee hat. Die vermisse ich hier.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine solche Alternative haben Sie heute vormittag überhaupt nicht aufgezeigt. Deshalb sind Sie auch keine Alternative für diese Bundesregierung.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Wer hat denn die NATO-Politik in der Bundesrepublik Deutschland verwirklicht? Sie doch nicht! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wann kommen Sie zur Sache?)

    Sie haben weder in Ihrer Anfrage eine solche Alternative geboten noch in Ihrem Vortrag heute etwas Konzeptionelles aufgezeigt.
    Es gibt einen bedeutenden Philosophen, Herr Kollege Dr. Wörner, der einmal gesagt hat: „Das ist mir fürwahr ein weiser Mann, der nichts Besseres weiß und trotzdem schweigen kann." Sie haben heute morgen geredet.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Rawe [CDU/CSU] : Ein Mann wie Leber! — von Hassel [CDU/CSU] : Dabei reden wir, um Ihnen zu helfen!)

    — Ich komme gerade zu dem Punkt, Herr Kollege von Hassel. Statt eine Alternative aufzuzeigen,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Sie sind doch sonst besser, Herr Leber!)

    behaupten Sie einfach: Der Leber macht die Verteidigungspolitik der CDU/CSU. So etwas Ähnliches haben Sie heute auch wieder ausgeführt.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Außerdem haben Sie hinzugefügt, der Leber sei das schwarze Schaf. Meine Damen und Herren, ich bin weder schwarz, noch bin ich ein Schaf. Da können Sie ganz sicher sein.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich halte das auch nicht für eine Beleidigung. Aber der Klarheit wegen möchte ich dazu ein paar Bemerkungen machen; denn das sagen Sie ja nicht nur heute, sondern das verkünden Sie ja im Lande. Weil Sie keine bessere Idee haben, sagen Sie: Der macht unsere Politik.

    (Heiterkeit bei der SPD und der FDP)

    Die Verteidigungspolitik der Bundesregierung wird von der ganzen Bundesregierung und von der Koalition getragen, und von niemand anderem.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Als Verteidigungsminister habe ich darüber hinaus das besondere und seltene Glück, einen Bundeskanzler zu haben, der in hervorragendem Maße selber Fachmann ist und mit dem ich so zusammenarbeite, wie ein Verteidigungsminister der CDU/CSU mit seinem Kanzler nie zusammenarbeiten konnte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU)

    — Denken Sie einmal zurück! — Das ist wichtig für unsere Arbeit, und das ist wichtig für den Erfolg ,unserer Politik.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Es gibt keinen Spalt, in den Sie hineinsäen können. — Darauf, auf den Kanzler, die Regierung, die Koalition und die Fraktionen, gründet sich die Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland, und auf nichts anderes.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Auch auf Herrn Wehner?)

    — Auch und gerade auf Herrn Wehner, meine Damen und Herren! Ohne ihn wäre so etwas überhaupt nicht denkbar!

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU)

    Ja, das gefällt Ihnen nicht! Meine Damen und Herren, können Sie sich vorstellen, daß der Verteidigungsminister Verteidigungspolitik machen und sich dabei auf den Fraktionsvorsitzenden nicht fest verlassen kann?

    (Zustimmung bei der SPD — Dr. Kraske [CDU/CSU] : Aber seinen Wahlkreis verliert er dabei!)




    Bundesminister Leber
    Meine Damen und Herren, weil Sie „Wehner" sagen: Sie hätten sich doch vor zehn Jahren überhaupt nicht denken können — und vor 20 Jahren wäre das für viele unmöglich gewesen —, daß unter dem Vorsitz von Herrn Wehner in der SPD-Fraktion eine zwölfstündige Debatte über die schwierigste Beschaffungsaufgabe dieses Jahrhunderts, nämlich über MRCA, geführt wird und daß sich in geheimer Abstimmung 86 % dieser Fraktion für dieses Waffensystem bekennen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    An solchen Punkten entscheiden sich doch die Dinge!

    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich will Ihnen ja zugestehen, daß ich mich darüber freue, daß auch die CDU dieser Politik zustimmt. Das freut mich, denn das ist wohl doch auch ein Zeichen der Qualität; etwas Schlechtem würden Sie ja nicht so einfach zustimmen. Sie wollen ja etwas davon haben.
    Die CDU bestätigt damit auch, was Willy Brandt auf dem Parteitag der SPD — —

    (Zurufe und Lachen bei der CDU/CSU) — Ja, ja!


    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Der hat uns gerade noch gefehlt! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU -Glocke des Präsidenten)

    — Meine Damen und Herren, hören Sie sich das bitte an. Ich komme auch noch auf Herrn Kohl; Sie kommen ganz ausgewogen auf Ihre Kosten.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die CDU bestätigt damit auch, was Willy Brandt auf dem Parteitag der SPD in Mannheim meinte, als er — ich zitiere — sagte:

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Sicherheitsrisiko!)

    Wer sich an die Situation von vor 20 Jahren erinnert, wird erkennen, daß die Selbstverständlichkeit der Leistung, mit der zwei sozialdemokratische Verteidigungsminister ihre Aufgabe als Oberfehlshaber der Bundeswehr erstmalig in der deutschen Geschichte erfüllen und erfüllt haben, das beliebteste Vorurteil der Rechten zerbrochen hat, man könne den Sozialdemokraten nicht die Sicherheit dieses Staates anvertrauen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie müssen sich einmal schön zu Gemüte führen, was das bedeutet, und müssen einmal 20 Jahre zurückdenken an das, was aus Ihren eigenen Reihen gesagt worden ist und was es ausgelöst hat, daß der Parteivorsitzende der SPD das auf dem Parteitag so feststellen konnte.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Aber den Wahlkreis kriegen Sie nicht mehr! — Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Darüber, daß das so ist, sollten wir uns alle — auch Sie, meine Damen und Herren von der Opposition — ein wenig freuen, denn davon hängt die Sicherheit unseres Landes ab.
    Ich verstehe, daß es Ihnen nicht so leicht fällt, das einzugestehen, weil das zugleich auch einer der Steine ist, die auf dem Weg zur Regierungsverantwortung liegen. Und daß wir das so gut machen, versperrt Ihnen den Weg dorthin. Das kann ich verstehen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die überparteiliche Zeitung „Die Welt"

    (Lachen bei der SPD)

    hat sich dieses Themas auch angenommen und hat am 3. April 1975 geschrieben — ich zitiere das mit dem Ausdruck besonderer persönlicher Bescheidenheit
    Die deutsche Bundeswehr unter Minister Leber hat ihren höchsten Leistungsstand erreicht und bildet heute zusammen mit den 300 000 US-Soldaten das Rückgrat der NATO.
    Meine Damen und Herren, wenn die „Welt" das bescheinigt, ist das sehr wohl überlegt; das kommt von dort nicht leichtfertig. Dann könnte die Opposition im Bundestag das hier eigentlich auch zugestehen; es wäre nämlich für die Bevölkerung unseres Landes wichtig, zu wissen, was die Bundeswehr darstellt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Aber ich verstehe das: Ihr Problem ist es, daß eine Opposition eine solche Wahrheit nicht gut aussprechen kann.
    Meine Damen und Herren, die Verteidigungspolitik der Bundesregierung orientiert sich an der erkannten Bedrohung, nicht aber an dem Rätselraten über vermeintliche Absichten des Warschauer Paktes. Ich kann Ihnen versichern, daß unsere Fähigkeit zu erkennen, was uns bedroht, besser geworden ist und noch nie so gut war, wie sie es gegenwärtig ist, viel besser, als sie es in der Zeit war, als Sie regierten.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU] : Das ist doch eine glatte Erfindung! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Das können Sie nicht wissen, Herr Wörner, und das können Sie nicht wissen, Herr Dr. Dregger. Ich sage nur: das ist so.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/ CSU Damm [CDU/CSU] : Man merkt, daß Sie beim Papst gewesen sind! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Um etwas Neues zu erfahren, fahren Sie, höre ich, von Zeit zu Zeit nach Brüssel. Wenn Sie einmal zu mir kämen, worüber ich mich freuen würde, würden Sie noch mehr erfahren, als man Ihnen in Brüssel sagt.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Wörner [CDU/CSU] : Das nehme ich gern an!)




    Bundesminister Leber
    Die wirklich vorhandene und die erkannte Bedrohung allein ist es, wogegen wir uns sichern und wappnen müssen. Das tun wir.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Meinen Sie das politisch oder militärisch?)

    Das Lesen im Kaffeesatz des Warschauer Paktes überlassen wir denen, die das tun wollen, oder denen, die sonst nichts zu lesen haben.

    (Heiterkeit bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Ihr Parteivorsitzender, Herr Kohl,

    (Seiters [CDU/CSU] : Das alles vorher aufgeschrieben?!)

    hat das am vergangenen Montag getan. Ich habe ihm das nicht übelgenommen. Für jemanden, der auf einer Landesbühne steht, ist es gar nicht so leicht,

    (Beifall bei der SPD — Ah-Rufe bei der der CDU/CSU — Dr. Dregger [CDU/CSU] : Leber, der Mann von Welt!)

    alles schnell zu verstehen, was gerade auf diesem Feld in der Weltpolitik vor sich geht.

    (Seiters [CDU/CSU] : Und das haben Sie sich vorher aufgeschrieben? Dr. Jenninger [CDU/CSU]: Welcher Obergefreite hat das aufgeschrieben? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Hören Sie mal, das ist ein hohes Lob für Obergefreite, was Sie da aussprechen; ich bin stolz darauf, daß wir solche haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Gefahr, die wir erkennen, besteht in einer militärischen Offensivkraft des Warschauer Paktes, die nach unserer Meinung die natürlichen und legitimen, wirklichen Verteidigungsbedürfnisse der Länder des Warschauer Paktes übersteigt.
    Was die sowjetische Rüstung angeht, möchte ich drei Dinge besonders erwähnen:
    — die wachsende Zahl moderner sowjetischer Waffensysteme,
    — die enorme Kapazität der Produktion von Rüstungsgütern,
    - die besonderen Anstrengungen zur weiträumigen offensiven Fähigkeit in der Welt.
    Das sind die Elemente, die alle verantwortlichen Politiker im Bündnis im Auge haben müssen und auch im Auge haben. Das sind die Fragen, mit denen wir uns tagelang im Bündnis befassen und die uns alle zur Wachsamkeit mahnen. Das Kommuniqué der Dezember-Sitzung, aus dem auch der Herr Kollege Wörner zitiert hat, bringt das deswegen auch klar zum Ausdruck.
    Es kann bei den für die verstärkte sowjetische Rüstung Verantwortlichen kein Zweifel darüber bestehen, daß die in der NATO zum Zwecke ihrer Verteidigung zusammengeschlossenen westlichen Demokratien auf keinen Fall einen Rüstungswettlauf wollen, obwohl die Staaten der westlichen Verteidigungsgemeinschaft, gemessen an ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und an ihrer technischen Fähigkeit, sehr wohl dazu imstande wären. Im Osten, da, wo die Entscheidungen fallen, weiß man ganz sicher, daß in den westlichen Demokratien bei dem großen Einfluß der Völker unmittelbar auf die Verteilung der Sozialprodukte, die vor den Augen der Völker geschieht, eine demokratische Regierung ihrem Volk einen Rüstungsaufwand auch gar nicht erklären könnte, der über das hinausginge, was zur Sicherung des eigenen Friedens erforderlich wäre, und der zur offensiven Bedrohung eines anderen fähig machen würde.
    Wir wollen und werden deshalb nicht Schrittmacher in einem solchen Wettbewerb um militärische Stärke sein. Aber niemand in der Welt darf auch unsere Entschlußkraft und unsere Fähigkeit zum Schritthalten, gemessen an dem, was wir an Bedrohung erkennen, falsch einschätzen. Dazu sind wir ebenso ernst entschlossen, wie wir das andere nicht wollen. Wir wollen selber keine Offensivkraft besitzen, aber wir begegnen der Offensivkraft des Warschauer Paktes mit einer konsequenten Politik der angemessenen und starken Fähigkeit zur Verteidigung, auf die sich unser fester Wille und unsere Bereitschaft zur Entspannungspolitik gründen. Dies ist eine Voraussetzung dazu.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich habe in Brüssel auf diese Frage in östliche Mikrophone gesagt, warum das so ist. Dies wird dort verstanden. Ich bin der Überzeugung, daß der Osten mit Schwächlingen im Westen nicht ernsthaft verhandelt.

    (Damm [CDU/CSU] : Hat Wörner etwas anderes gesagt? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Dies ist eine Voraussetzung für die Entspannungspolitik.

    (Damm [CDU/CSU] : Hat er etwas anderes gesagt?)

    — Er hat behauptet, wir seien zu schwach. Darum geht es. Ich komme darauf zurück.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Damm [CDU/ CSU] sowie weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Das entspricht dem Auftrag unseres Grundgesetzes.
    Wer in diesem Land nach dem Willen unserer Verfassung als Soldat Dienst leistet, der bedroht niemanden, sondern will unser Land vor Bedrohung schützen.
    Wer in unserer Bundeswehr Dienst leistet, wird nicht zum Haß gegen andere Völker und gegen jemand ausgebildet und erzogen,

    (Damm [CDU/CSU] : Wie die Sozialdemokratie früher behauptet hat!)

    sondern zum Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht anderer Völker und für den Schutz des eigenen Landes und für nichts anderes.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Bundesminister Leber
    Wer in diesem Lande als Soldat Dienst tut, der dient ausschließlich der Bewahrung unseres Friedens und nichts anderem.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich begrüße in diesem Zusammenhang dankbar die Bekundungen der gemeinsamen Synode der katholischen Bistümer in der Bundesrepublik, die in dem Dokument „Entwicklung und Frieden" zum Wehrdienst folgendes ausgeführt hat:
    Im Rahmen der Gewaltverzichts- und Friedenspolitik, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland von Anfang an trotz vorhandener Meinungsverschiedenheiten von allen demokratischen Kräften bejaht und getragen wird,

    (von Hassel [CDU/CSU] : Von Anfang an!)

    kommt dem Dienst der Soldaten eine zwar begrenzte und immer neu zu überprüfende, aber real wirksame Funktion für den Frieden zu. Diejenigen, die sich verantwortlich für diesen Dienst entscheiden und damit ihren Auftrag zur Sicherung des Friedens, insbesondere zur Kriegsverhinderung, erfüllen wollen, haben Anspruch auf Achtung und Solidarität.
    Dafür sind wir dankbar, daß das so deutlich ausgesprochen worden ist.
    In gleicher Weise hat sich Papst Paul VI. im November bei der internationalen Soldatenwallfahrt ausgedrückt, als er sagte:
    Eure Waffen sollen nicht dem Angriff dienen, sondern immer und überall ausschließlich der Verteidigung, einer Verteidigung, die, so Gott will, niemals den Waffengebrauch praktisch notwendig machen dürfte, sondern sich einzig und allein um die Stärkung der Gerechtigkeit und des Friedens bemüht.

    (Damm [CDU/CSU] : Das steht schon im Konzilstext!)

    — Das hat der Papst vor einigen Wochen gesagt, Herr Kollege Damm, und ich habe ihm persönlich in einem langen Gespräch sehr herzlich dafür gedankt; denn er hat damit etwas ausgedrückt, was diese Bundesregierung an Verteidigungspolitik praktisch betreibt und was das Bündnis im ganzen unternimmt und nichts anderes.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Damm [CDU/CSU] : Und was schon immer so war! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Das ist ganz klar; um so mehr bedauere ich, daß in dem Papier der CDU — mit dem Sie ja nicht viel produziert haben, nur an einigen Stellen ein paar Dummheiten —

    (Damm [CDU/CSU] : Das haben nicht einmal die Sowjets gesagt!)

    ein Halbsatz steht, der zu dem, was ich eben gesagt habe und was auch die Kirche und der Papst gesagt haben, in einem sehr harten Widerspruch steht und wovon sich die Bundesregierung mit allem Nachdruck absetzen muß. Was dort steht, ist
    zumindest fahrlässig formuliert und stammt vermutlich, da Sie nichts Neues zu bieten haben, aus einer alten Mottenkiste, in der ein pensionierter Ehemaliger beim Zusammensuchen von Redetexten gesucht haben mag. Dieser Halbsatz lautet: „Die Armee ist ihrem Wesen nach für den Kampf geschaffen."

    (van Delden [CDU/CSU] : Wofür denn sonst?)

    Dieser Halbsatz ist irreführend.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — van Delden [CDU/CSU] : Doch bestimmt nicht für den Sanitätsdienst! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Hören Sie mich bis zum Schluß an. Der Halbsatz steht darin, das können Sie nicht leugnen.

    (Abg. Dr. Wörner [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    Ich sage, es ist ein Halbsatz, der auch durch das, was dann kommt, nicht verändert wird.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Lassen Sie doch mal eine Frage zu! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sie können ihn ja korrigieren.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Nur nicht nervös werden! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Ich sage das ja hier, damit Sie das zurechtrücken.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Das braucht nicht zurechtgerückt zu werden! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Dieser Halbsatz lautet: „Die Armee ist ihrem Wesen nach für den Kampf geschaffen."

    (Lebhafte Zurufe von der CDU/CSU: Wie heißt es weiter?)

    Dieser Halbsatz ist irreführend. Sie können ja selbst erklären, wie es gemeint ist.

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    Dieser Halbsatz liefert Stoff für die Propagandamühlen des Ostens, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Wie heißt der ganze Satz!)

    Mit diesem Halbsatz werden Herr Gretschko und seine Kollegen bei Haushaltsberatungen mit der Forderung nach mehr Waffen auftreten und mehr Geld verlangen.

    (Wehner [SPD] : Sehr wahr! — Beifall bei der SPD)