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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 202. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Dr. Beermann . . 13931 A Nachruf auf den verstorbenen spanischen Staatschef Francisco Franco 13931 D Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Ollesch 13931 D Überweisung einer Vorlage an Ausschüsse Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 13931 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 9. Oktober 1975 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen über Renten- und Unfallversicherung nebst der Vereinbarung hierzu vom 9. Oktober 1975 — Drucksache 7/4310 — in Verbindung mit Unterrichtung durch die Bundesregierung über die Vereinbarungen mit der Volksrepublik Polen, die am 9. Oktober 1975 in Warschau unterzeichnet worden sind — Drucksache 7/4184 — Genscher, Bundesminister AA . . . . . 13932 D Friedrich SPD 13939 A Dr. Kohl, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz . . . . . . 13945 B, 13976 A Brandt SPD 13954 C Dr. Carstens (Fehmarn) CDU/CSU . . . 13959 B Mischnick FDP 13963 D Schmidt, Bundeskanzler 13969 D Arendt, Bundesminister BMA 13979 C Franke (Osnabrück) CDU/CSU . . . 13981 B Sund SPD 13983 C Dr. Schmitt-Vockenhausen, Vizepräsident 14008 A Fragestunde — Drucksache 7/4322 vom 21. 11. 1975 — Zuständigkeit für Anträge von Gehörlosen zur Übernahme von Kosten für optische Klingelanlagen und Lichtweckuhren MdlAnfr Al 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Enders SPD Antw PStSekr Zander BMJFG . . 13988 A, B ZusFr Dr. Enders SPD . . . . . . . . 13988 A II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975 Pressemeldungen über die Reduzierung des Angebots von Sportbegegnungen des staatlich gelenkten Ostberliner Turn- und Sportbundes an den Deutschen Sportbund sowie Schlußfolgerungen der Bundesregierung aus der auch auf dem Gebiet des Sports ständig zunehmenden Konfrontations- und Abgrenzungspolitik Ost-Berlins MdlAnfr A4 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Riedl (München) CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB . 13988 C, D, 13989 A ZusFr Dr. Riedl (München) CDU/CSU . . 13988 D ZusFr Scheffler SPD . . . . . . . . . 13989 A Äußerungen des DDR-Außenministers Fischer gegenüber schwedischen Journalisten über Möglichkeiten zu Reisen von DDR-Bürgern in die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A5 21.11.75 Drs 07/4322 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB . . . 13989 B, C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 13989 C Äußerungen des amerikanischen Rechtsanwalts Belli, der Witwen verunglückter deutscher Starfighter-Piloten gegenüber US-Herstellerfirmen vertritt, über Informationen der Bundesregierung in dieser Sache MdlAnfr A6 21.11.75 Drs 07/4322 Reiser SPD Antw PStSekr Schmidt BMVg 13989 D, 13990 B, C ZusFr Reiser SPD . . . . . . . . . 13990 B ZusFr Hansen SPD . . . . . . . . . 13990 B Verhältnis der Zahl der bei Verkehrsunfällen ums Leben kommenden jungen Soldaten im Vergleich zur Zahl der Unfalltoten gleichaltriger Zivilisten MdlAnfr A7 21.11.75 Drs 07/4322 Sauter (Epfendorf) CDU/CSU Antw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 13990 C, D, 13991 A, B Zusfr Sauter (Epfendorf) CDU/CSU . . . 13990 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 13991 A, B Umfrage eines deutschen Meinungsforschungsinstituts bei Soldaten über die Bundeswehr MdlAnfr A8 21.11.75 Drs 07/4322 Conradi SPD MdlAnfr A9 21.11.75 Drs 07/4322 Conradi SPD Antw PStSekr Schmidt BMVg . . . 13991 B, D ZusFr Conradi SPD 13991 C, D Informierung des Deutschen Bundestages über das Ergebnis der Berechnungen der Deutschen Bundesbahn über die Länge ihres betriebswirtschaftlich optimalen Strekkennetzes sowie Befassung des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages vor Beginn der Verwirklichung des Streckenstillegungsplans mit dem Vorhaben der Bundesbahn MdlAnfr A17 21.11.75 Drs 07/4322 Milz CDU/CSU MdlAnfr A18 21.11.75 Drs 07/4322 Milz CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMV 13992 B, C, D, 13993 A ZusFr Milz CDU/CSU 13992 B, C, D ZusFr Dr. Sperling SPD . . . . . . 13992 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 13993 A Entzug der Existenzgrundlage kleinerer Speditionsunternehmen, insbesondere sogenannter Vollmachtspediteure, durch die Einschränkung der Selbstabholung für Stückgut bei der Deutschen Bundesbahn sowie Übertragung des gesamten Bahnstückguts auf große Speditionsunternehmen MdlAnfr A19 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Luda CDU/CSU MdlAnfr A20 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Luda CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMV 13993 B, C, D, 13994 A, B ZusFr Dr. Luda CDU/CSU . 13993 B, C, D, 13994 A ZusFr Scheffler SPD 13994 A ZusFr Dr. Fuchs CDU/CSU 13994 B Entwicklung des Fluggastaufkommens im Inlandsverkehr im Laufe der letzten drei Jahre sowie Auslastung der bundesdeutschen Flughäfen, insbesondere des Flughafens München MdlAnfr A24 21.11.75 Drs 07/4322 Frau Dr. Riedel-Martiny SPD Antw PStSekr Jung BMV . . 13994 C, D, 13995 A ZusFr Frau Dr. Riedel-Martiny SPD . . . 13994 D Aufforderung der Verbraucher zu Nachzahlungen nach Bezahlung ihrer Umzugskostenrechnung MdlAnfr A25 21.11.75 Drs 07/4322 Frau Dr. Riedel-Martiny SPD Antw PStSekr Jung BMV . . . . . . 13995 A, B ZusFr Frau Dr. Riedel-Martiny SPD . . . 13995 B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975 III Pläne zur Neuorganisation der Postverwaltung im ostfriesischen Raum MdlAnfr A26 21.11.75 Drs 07/4322 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP . . . . . . 13995 C, D ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 13995 D Vermeidung von Gebührenerhöhungen im Ortsverkehr für die Telefonseelsorge MdlAnfr A27 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Althammer CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP . . . .13996 A, B, C, D, 13997 A ZusFr Dr. .Althammer CDU/CSU . . . . 13996 B ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 13996 C ZusFr Roser CDU/CSU . . . . . . . . 13996 D ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 13997 A Benachteiligung der Fernsprechteilnehmer des Zonenrandgebietes bei der Festlegung der Nahbereiche des Fernsprechnetzes MdlAnfr A28 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Fuchs CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP 13997 B, C, D, 13998 A ZusFr Dr. Fuchs CDU/CSU . . . . . 13997 B, C ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . . 13997 D ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 13998 A Entscheidung über die Einrichtung von Nahverkehrsbereichen im Telefondienst und über die Einführung der Zeitzählung im Ortsnetz sowie Gebührenhöhe für eine Gesprächseinheit im Ortsverkehr bei Verzicht der Bundespost auf die Einführung einer Zeitzählung MdlAnfr A29 21.11.75 Drs 07/4322 Frau Dr. Rehlen SPD MdlAnfr A30 21.11. 75 Drs 07/4322 Frau Dr. Rehlen SPD Antw PStSekr Jung BMP . 13998 B, C, D, 13999 A ZusFr Frau Dr. Rehlen SPD 13998 C, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . 13998 D ZusFr Dreyer CDU/CSU 13998 D Einplanung einer Sondermarkenserie mit Zuschlag zugunsten der Deutschen Sporthilfe für 1976; Höhe der in den letzten Jahren an Philatelisten im Abonnement als Dauerkunden ausgegebenen Stückzahlen von Zuschlagserien im Verhältnis zur Auflagenhöhe MdlAnfr A31 21.11.75 Drs 07/4322 Stahl (Kempen) SPD MdlAnfr A32 21.11.75 Drs 07/4322 Stahl (Kempen) SPD Antw PStSekr Jung BMP . . . 13999 A, B, C, D, 14000 A, C ZusFr Stahl (Kempen) SPD 13999 B, C, D, 14000 A ZusFr Dr. Sperling SPD . . . . . . . 14000 B ZusFr Schirmer SPD . . . . . . . . 14000 B Zahl der von den Behörden der DDR in den Jahren 1974 und 1975 an Absender in der Bundesrepublik Deutschland zurückgesandten Paketsendungen sowie Zahl der verlorengegangenen Paket- und Einschreibesendungen; Aufwendungen der Deutschen Bundespost seit 1970 für den Ersatz der für Empfänger in der DDR bestimmten Paket- und Einschreibesendungen MdlAnfr A33 21.11.75 Dr 07/4322 Böhm (Melsungen) CDU/CSU MdlAnfr A34 21.11.75 Drs 07/4322 Böhm (Melsungen) CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP 14000 C, D, 14001 A, B, C ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . . 14000 D, 14001 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 14001 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 14001 C Zeitungsmeldungen über das Betreten des südwestlichen Ufers der Elbe durch DDR-Grenztruppen; Schutz des Bundesgebiets zu Land und zu Wasser vor derartigen Übergriffen Ost-Berlins MdlAnfr A37 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw PStSekr Baum BMI . . 14001 D, 14002 B, C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 14002 A, B ZusFr Dr. Sperling SPD 14002 B Statistische Angaben über die Zahl der jährlich in der Bundesrepublik verschwindenden Kinder MdlAnfr A38 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Meinecke (Hamburg) SPD MdlAnfr A39 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Meinecke (Hamburg) SPD Antw PStSekr Baum BMI . 14002 C. D, 14003 A B ZusFr Dr. Meinecke (Hamburg) SPD . . 14003 A, B Gründe für die Trauerbeflaggung aus Anlaß des Todes von Francisco Franco MdlAnfr A41 21.11.75 Drs 07/4322 Meinike (Oberhausen) SPD Antw PStSekr Baum BMI . . 14003 C, 14004 A, B ZusFr Meinike (Oberhausen) SPD . . 14004 A, B IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975 Beachtung der für Bundesbehörden angeordneten Trauerbeflaggung von allen Bundesländern MdlAnfr A44 21.11.75 Drs 07/4322 Niegel CDU/CSU Antw PStSekr Baum BMI . 14004 C, D, 14005 A, B ZusFr Niegel CDU/CSU 14004 C, D ZusFr Meinike (Oberhausen) SPD . . 14005 A ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . 14005 A Unterrichtung der Öffentlichkeit über die in Kriegsgefangenenlagern der Sowjetunion gestorbenen deutschen Kriegsgefangenen MdlAnfr A45 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Baum BMI . . . . . . 14005 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . . . . 14005 C Befürchtung ökonomischer Nachteile durch die bisher bekannten Ergebnisse der Arbeiten der UNCITRAL zur Reform des internationalen Seefrachtrechts für die deutsche Verkehrswirtschaft; Verhinderung der Verteuerung der Haftungsversicherungskosten MdlAnfr A49 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Arndt (Hamburg) SPD MdlAnfr A50 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Arndt (Hamburg) SPD Antw PStSekr Dr. de With BMJ . . . . 14005 D, 14006 B, C, D, 14007 A ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . 14006 B, D Vereinbarkeit der Zulassung eines ehemaligen Reichsamtsleiters der NSDAP als Rechtsanwalt mit den Bestimmungen der Bundesrechtsanwaltsordnung MdlAnfr A53 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Sperling SPD MdlAnfr A54 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. de With BMJ . . 14007 B, D ZusFr Dr. Sperling SPD . . . . . .14007 B, D Nächste Sitzung 14008 A Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14009* A Anlage 2 Teilnahme des Bundesministers für Forschung und Technologie an Betriebsversammlungen sowohl im Bereich der staatlichen Forschungszentren als auch in der Wirtschaft seit dem 1. Januar 1975; Reden des Bundesministers für Forschung und Technologie seit dem 1. Januar 1974 in Betriebsversammlungen bei Unternehmen, die gleichzeitig Forschungsgelder des Bundes erhalten MdlAnfr A2 21.11.75 Drs 07/4322 Pfeffermann CDU/CSU MdlAnfr A3 21.11.75 Drs 07/4322 Pfeffermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Hauff BMFT . . . 14009* C Anlage 3 Erklärung des Pressesprechers des Bundesverteidigungsministers gegenüber Journalisten über die Gründe der Verwendung des damaligen Leiters des Studentenbereichs der Bundeswehrhochschule München, Oberstleutnant Schmidt, als Geschäftsführer einer Seilbahn in Oberstdorf MdlAnfr A10 21.11.75 Drs 07/4322 Frau Tübler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14010* C Anlage 4 Pressemeldungen über den Einflug von Waren und Personal nach Moskau mit einer Bundeswehrmaschine für einen Empfang aus Anlaß des Besuchs des Bundespräsidenten in der Sowjetunion MdlAnfr A11 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 14010* D Anlage 5 Ausbau der Jade im Interesse der Sicherung der Energieversorgung und des Umweltschutzes MdlAnfr A14 21.11.75 Drs 07/4322 Ollesch FDP MdlAnfr A15 21.11.75 Drs 07/4322 Ollesch FDP SchrAntw PStSekr Jung BMV 14011 * A Anlage 6 Fertigstellung aller Arbeiten einschließlich des Baus der Radarkette und der Funkpeilsysteme an der Tiefwasserrinne der Jade MdlAnfr A16 21.11.75 Drs 07/4322 Geldner FDP SchrAntw PStSekr Jung BMV 14011* B Anlage 7 Einbeziehung der Bundesautobahn Würzburg—Ulm in die Dringlichkeitsstufe 1 a MdlAnfr A23 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Wernitz SPD SchrAntw PStSekr Jung BMV 14011* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975 13931 202. Sitzung Bonn, den 26. November 1975 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 200. Sitzung, Seite 13797 A, Zeile 3 ist statt „Investitionsfällen" zu lesen: „Interventionsfällen". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 28. 11. Dr. Ahrens * 28. 11. Dr. Aigner * 28. 11. Alber** 28. 11. Amrehn 28. 11. Dr. Artzinger * 28. 11. Dr. Bayerl * 26. 11. Behrendt * 28. 11. Blumenfeld *** 28. 11. Büchner (Speyer) ** 26. 11. Dr. Dollinger 28. 11. Dr. Eppler 28. 11. Dr. Evers 12. 12. Fellermaier * 28. 11. Flämig * 27. 11. Frehsee * 28. 11. Gewandt 12. 12. Graaff 12. 12. Härzschel * 28. 11. Höcherl 28. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 28. 11. Dr. Kempfler 28. 11. Dr. h. c. Kiesinger 28. 11. Dr. Klepsch *** 28. 11. Dr. Lohmar 28. 11. Lücker ' 28. 11. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 28. 11. Müller (Mülheim) * 28. 11. Dr. Müller (München) *** 27. 11. Müller (Remscheid) 26. 11. Mursch (Soltau-Harburg) * 26. 11. 011esch 26. 11. Orgaß 28. 11. Frau Dr. Orth 28. 11. Pieroth 26. 11. Richter ** 28. 11. Dr. Schäuble 26. 11. Schmidt (München) * 28. 11. von Schoeler 28. 11. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 27. 11. Dr. Schulz (Berlin) * 26. 11. Dr. Schwörer * 28. 11. Seefeld* 28. 11. Springorum * 28. 11. Tillmann 28. 11. Vahlberg 28. 11. Dr. Vohrer ** 27. 11. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 12. 12. Walkhoff * 28. 11. Walther 5. 12. Frau Dr. Walz * 28. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments **für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. von Weizsäcker 4. 12. Dr. Wörner 27. 11. Wohlrabe 27. 11. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Pfeffermann (CDU/CSU) (Drucksache 7/ 4322 Fragen A 2 und 3) : An welchen Betriebsversammlungen hat der Bundesminister für Forschung und Technologie seit dem 1. Januar 1975 teilgenommen, sowohl im Bereich der staatlichen Forschungszentren als auch in der Wirtschaft? Bei welchen Unternehmen, die gleichzeitig Forschungsgelder des Bundes erhalten, hat der Bundesminister für Forschung und Technologie seit dem 1. Januar 1974 bei Betriebsversammlungen gesprochen? Zu Frage A 2: Bundesminister Matthöfer hat seit dem 1. Januar 1975 an 23 Betriebs-, Personal- und Belegschaftsverstmmlung von Unternehmen, staatlichen Forschungszentren und sonstigen Einrichtungen teilgenommen. Eine Übersicht liegt bei. Zu Frage A 3: Bundesminister Matthöfer hat seit dem 1. Juli 1974 in 16 Betriebsversammlungen von Unternehmen, die Forschungsmittel des Bundesministeriums für Forschung und Technologie erhalten, Ansprachen gehalten. Eine Übersicht liegt bei. Teilnahme von Bundesminister Matthöfer an Betriebsversammlungen im Jahre 1975 1. Hahn-Meiter Institut für Kernforschung GmbH, Berlin 21. 1. 1975 2. Firma Ford-Werke AG, Köln 3. 3. 1975 3. Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt mbH, Geesthacht 4. 3. 1975 4. Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e. V., Forschungszentrum Braunschweig 10. 3. 1975 5. Firma Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Forschungsinstitut Ulm 21. 3. 1975 6. Firma Interatom, Bensberg 25. 3. 1975 7. Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e. V. und Gesellschaft für Weltraumforschung, Porz 2. 4. 1975 B. Bundesbahnzentralamt, Minden 21. 4.1975 9. Stiftung Deutsches Elektronen Synchrotron, Hamburg 29, 4. 1975 10. Firma Dornier System GmbH, Friedrichshafen 23. 6. 1975 11. Firma Waggonfabrik Uerdingen 21. 7. 1975 12. Firma Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Forschungsinstitut Frankfurt/Main 7. 8. 1975 13. Biologische Anstalt, Helgoland 18. 8. 1975 14. Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik, Garching bei München 21. 8. 1975 15. Firma Fahrzeugwerkstätten Falkenried, Hamburg 25. 8. 1975 16. Firma Honeywell, Dörnigheim 1. 9. 1975 17. Firma Krupp Maschinenbau, Bremen 4. 9. 1975 18. Firma Vereinigte Flugtechnische Werke Fokker GmbH, Bremen 4. 9. 1975 19. Firma VDO-Luftfahrtgerätewerk, Frankfurt/Main 3. 10. 1975 20. Firma MAN, München 20. 10. 1975 21. Battelle-Institut, Frankfurt/Main 27. 10. 1975 22. Firma Brown, Boveri & Cie, Mannheim 17. 11. 1975 23. Firma Klöckner Werke, Osnabrück 24. 11. 1975 Ansprachen von Bundesminister Matthöfer seit 1. 7. 1974 in Betriebsversammlungen von Unternehmen, die Förderungsmittel des Bundesministeriums für Forschung und Technologie erhalten. 1. Firma Messerschmidt-BölkowBlohm GmbH, Ottobrunn 4. 10. 1974 2. Firma DEMAG-Fördertechnik-, Wetter /Ruhr 11. 10. 1974 3. Firma ERNO, Bremen 31. 10. 1974 4. Firma Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Forschungsinstitut Ulm 21. 3. 1975 5. Firma Interatom, Bensberg 25. 3. 1975 6. Firma Dornier System GmbH, Friedrichshafen 23. 6. 1975 7. Firma Waggonfabrik Uerdingen 21. 7. 1975 8. Firma Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Forschungsinstitut Frankfurt/Main 7. 8. 1975 9. Firma Fahrzeugwerkstätten Falkenried, Hamburg 25. 8. 1975 10. Firma Honeywell, Dörnigheim 1. 9. 1975 11. Firma Krupp-Maschinenbau, Bremen 4. 9. 1975 12. Firma Vereinigte Flugtechnische Werke Fokker, Bremen 4. 9. 1975 13. Firma VDO-Luftfahrtgerätewerk, Frankfurt/Main 3. 10. 1975 14. Battelle-Institut, Frankfurt Main 27. 10. 1975 15. Firma Brown, Boveri & Cie, Mannheim 17. 11. 1975 16. Firma Klöckner Werke, Osnabrück 24. 11. 1975 Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Tübler (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage A 10) : Trifft es zu, daß der Pressesprecher des Bundesverteidigungsministers gegenüber Journalisten erklärt hat, der damalige Leiter des Studentenbereichs der Bundeswehrhochschule München, Oberstleutnant Schmidt, sei nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr aus einer großen Zahl von Bewerbern für die Aufgabe des Geschäftsführers einer Seilbahn in Oberstdorf deshalb ausgewählt worden, weil er familiäre Bindungen zum Besitzer dieses Unternehmens gehabt habe? Es trifft zu, daß am Rande eines Pressegesprächs des Generalinspekteurs nach der Kommandeurtagung der Bundeswehr in Wiesbaden eine kontroverse Diskussion zwischen einem Journalisten und dem Leiter des Informations- und Pressestabes des Bundesministeriums der Verteidigung über den umstrittenen Beitrag des ZDF-Magazins über Stellenbesetzungen an der Hochschule der Bundeswehr in München stattfand. Im Laufe dieser am Rande geführten Unterhaltung hat der Leiter des Informations- und Pressestabes nach seiner Erinnerung sinngemäß auf die Möglichkeit sorgfältigeren journalistischen Arbeitens hingewiesen und dabei von einer ihm zugegangenen Information Gebrauch gemacht, derzufolge verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Oberstleutnant Schmidt und Angehörigen seiner jetzigen Firma bestünden, die seine Einstellung dort sichern würden. Der Leiter des Informations- und Pressestabes hat vor der Presse weder den Namen des betroffenen Offiziers noch den der Firma genannt. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage A 11) : Treffen Pressemeldungen zu, wonach für einen Empfang aus Anlaß des Besuchs des Bundespräsidenten in der Sowjetunion eine Bundeswehrmaschine Waren und Personal nach Moskau bringen mußte und die Kosten hierfür 50 000 DM betrugen? Es trifft zu, daß für einen Empfang aus Anlaß des Besuches des Herrn Bundespräsidenten in der Sowjetunion eine Bundeswehr-Maschine Waren und Personal nach Moskau gebracht hat. Die Kosten hierfür betrugen ca. 35 000,- DM. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975 14011* Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Ollesch (FDP) (Drucksache 7/4322 Fragen A 14 und 15) : Entspricht der Plan für den Ausbau der Jade auf 18,5 m unter Seckartennull (SKN) den im Jahr 1974 in Brüssel von der Ständigen Internationalen Vereinigung der Schiffahrtskongresse herausgegebenen Empfehlungen der 2. Internationalen ÖltankerKommission? Ist die Bundesregierung der Meinung, daß im Interesse der Sicherung der Energieversorgung und des Umweltschutzes die noch fehlenden Ausbauarbeiten im Bereich der Jade beschleunigt durchzuführen sind? Zu Frage A 14: Der Plan, die Jade bis auf eine Tiefe von 18,5 m unter Seekartennull auszubauen, wurde 1970 zwischen den Finanzierungspartnern Bund, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Stadt Wilhelmshaven und Nord-West-Ölleitung GmbH vereinbart. Seit April 1974 befahren Tanker mit 20 m Tiefgang und rd. 250 000 tdw unter Inkaufnahme gewisser Beschränkungen und Erschwernisse die Jade. Eine Anpassung der Jadeausbautiefen an die großzügigen und unverbindlichen Empfehlungen des Ständigen Verbandes der Internationalen Vereinigung der Schiffahrtskongresse wäre nur mit erheblichen zusätzlichen Investitionen (geschätzt rd. 100 Millionen DM) möglich. Forderungen auf eine weitere Vertiefung, als Folgerung aus den Empfehlungen, liegen weder der Bundesregierung noch den Finanzierungspartnern des Jadeausbaus vor. Zu Frage A 15: Die Bundesregierung ist der Meinung, daß die noch fehlenden Ausbauarbeiten — im wesentlichen Bau der Radarkette Jade und Restbaggerungen — so schnell wie technisch möglich und wie es die Haushaltslage erlaubt, durchgeführt werden sollen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/4322 Frage A 16) : Welche konkreten Schritte sind unternommen worden, und wann ist mit der Fertigstellung aller Arbeiten einschließlich dem Bau der Radarkette und der Funkpeilsysteme an der Tiefwasscrrinne der Jade zu rechnen? Mit der Fertigstellung aller im 18,5-m-Ausbauplan von 1970 vorgesehenen Arbeiten kann bis Ende 1976 gerechnet werden mit Ausnahme von Restbaggerungen infolge verstärkter Wiedereintreibungen von Sand nach dem Ausbau und mit Ausnahme der Fertigstellung der Radarkette Jade. Mit verstärkten Wiedereintreibungen von Sand in das Fahrwasser muß grundsätzlich mehrere Jahre nach Beendigung der erstmaligen Vertiefung gerechnet werden. Die Fertigstellung der Radarkette ist technisch nicht vor 1979 möglich. Unter Berücksichtigung der beim Jadeausbau infolge Preissteigerungen entstandenen Mehrkosten ist bei der derzeitigen mittelfristigen Finanzplanung die Fertigstellung der Radarkette nicht vor 1982 möglich. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wernitz (SPD) (Drucksache 7/4322 Frage A 23) : 1st die Bundesregierung bereit, dem Vorschlag des Bayerischen Staatsministers des Innern für die Einbeziehung der Bundesautobahn Würzburg—Ulm in die Dringlichkeitsstufe I a voll bzw. modifiziert zu entsprechen? Der bayerische Staatsminister Dr. Merk hatte zunächst mit Fernschreiben vom 10. Oktober 1975 vorgeschlagen, den Abschnitt Würzburg-Gollhofen (B 13) unter Kürzung anderer bayerischer BAB- Neubaustrecken in die Dringlichkeit I a aufzunehmen. Zur Sicherstellung der Finanzierung sah hierfür der Bundesminister für Verkehr als wichtigste Voraussetzung an, daß andere Maßnahmen gleichen Kostenumfanges der Dringlichkeit I a in Bayern zurückgestuft werden müßten. Herr Dr. Merk ist in seinem neuerlichen Schreiben vorn 10. November 1975 auf diesen Hinweis nur insoweit eingegangen, als er die Möglichkeit des einbahnigen Ausbaues des Abschnittes WürzburgGollhofen zur Diskussion stellt. Allerdings soll auch dies nur durch Streckung anderer Maßnahmen geschehen. Eine zeitliche Streckung, wie es Bayern vorschlägt, führt zu unwirtschaftlicher Bauausführung und muß daher vom Bundesminister für Verkehr abgelehnt werden. Da inzwischen am 6. November 1975 das Bundeskabinett den revidierten Bedarfsplan beschlossen und zur parlamentarischen Beratung weitergeleitet hat, kann über neue Vorschläge nunmehr noch das Parlamente entscheiden
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    Verehrte Frau Präsidentin, auch als Mitglied des Bundesrates habe ich hier nicht hinzunehmen, daß, wenn ich ans Pult gehe, das mit dem Ausdruck „Sportpalast" bezeichnet wird.

    (Erneuter lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU — Zurufe von der CDU/CSU: Aber das wird nicht gerügt! — Wo bleibt der Ordnungsruf? — Volkskammer! — Zurufe von der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich kann nur sagen: Wenn wir hier über Versöhnung im Außenverhältnis der Bundesrepublik Deutschland sprechen und im Innenverhältnis untereinander Begriffe wie „Sportpalast" und „totaler Krieg" gebrauchen, dann ist das die Sprache ,des Untermenschen und nicht des deutschen Parlaments.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Des Unmenschen, nicht des Untermenschen! -Zurufe von der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Herr Bundesaußenminister hat aus gutem Grund in seinen Schlußworten hier einen leidenschaftlichen Appell zur Versöhnung mit allen unseren Nachbarvölkern ergehen lassen. Er hat darüber gesprochen — und ich stimme dem zu —, ,daß wir die Last der deutschen Geschichte, das, was im deutschen Namen geschehen ist, auch wenn es der einzelne von uns persönlich nicht zu verantworten hat, aus der Kontinuität der deutschen Geschichte heraus zu vertreten haben. Er hat gesagt, es sei wichtig, daß wir aus dieser gemeinsamen Verantwortung heraus handeln.
    Aber, meine Damen und Herren, wer über die Werke des Friedens spricht, wer über Versöhnung spricht, der darf Versöhnung nicht nur dann in die Diskussion einbeziehen, wenn es um die Versöhnung nach außen geht; denn Versöhnung unter den Völkern ist nur möglich, wenn die Völker auch im Verhältnis untereinander die einzelnen Gruppen und die einzelnen Meinungen gemäß dem Wesen der politischen Kultur unserer freiheitlichen Demokratie zu Wort kommen lassen. Das, Herr Abgeordneter Friedrich, was Sie hier eben gesagt haben, war nicht eine politische Auseinandersetzung,

    (Leicht [CDU/CSU] : Eine Haßtirade!)

    sondern das war der Versuch, Haß in dieses Volk hineinzutragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer gibt Ihnen eigentlich das Recht, angesichts der Geschichte dieser Bundesrepublik seit 1949 einen einzelnen, eine Gruppe oder eine Partei, die anders denken als Sie, pauschal des Entzugs der politischen und nationalen Verantwortung zu bezichtigen?

    (Zurufe von der SPD)

    Wir haben in diesem Lande in 20 wichtigen Jahren die Hauptverantwortung für diese unsere Bundesrepublik getragen, und niemand hat das Recht, den Patriotismus unserer Gesinnung zu bestreiten, auch Sie nicht, Herr Abgeordneter Friedrich!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Leicht [CDU/CSU])




    Ministerpräsident Dr. Kohl
    Es ist Ihre Sache, wenn Sie nun auf allen Ebenen der Politik Selbstgerechtigkeit und Hybris des Anspruchs als Mittel der Politik einführen. Nur, meine Damen und Herren, wir werden nicht hinnehmen, was heute früh auch von dieser Stelle aus geschah, daß einzelne Mitglieder des Parlaments, ganze Gruppen oder Führer von Gruppen pauschal verdächtigt werden und ins Abseits gestellt werden sollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Herr Abgeordneter Friedrich, ich habe noch gut in Erinnerung, welche Äußerungen führende Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vor den letzten Bundestagswahlen gegenüber jenen Führern der Vertriebenenverbände hinsichtlich ihrer Arbeit gemacht haben, die Sie hier soeben in einer solchen Form zu charakterisieren beliebten.

    (Zuruf von der SPD: Da hat er recht gehabt!)

    Ich war vor wenigen Wochen dabei, als der Herr Bundesinnenminister — ich kann nur Wort für Wort unterstützen, was er damals gesagt hat — bei der 25jährigen Wiederkehrfeier der Charta der Vertriebenenverbände in Stuttgart die Leistung der Vertriebenen und auch der Führer der Vertriebenenverbände gewürdigt hat. Die gleichen Männer diffamieren Sie hier in einer gänzlich unerträglichen Weise.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Wolfram [Recklinghausen] [SPD])

    Ich rate Ihnen, Herr Abgeordneter Friedrich, Sie sollten weniger die Heilige Schrift — ob das Alte Testament oder das Neue Testament — im Munde führen, sondern darüber nachdenken, welche Bemerkungen Sie hier in diesem Zusammenhang gemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer sind Sie eigentlich, Herr Abgeordneter Friedrich,

    (Zuruf von der SPD: Wer sind Sie denn!)

    daß Sie den Kollegen Strauß oder auch mich hier öffentlich auf unsere moralisch-ethische Position ansprechen!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehrenberg [SPD] : Sind Sie sakrosankt oder wie? — Weitere Zurufe von der SPD)

    Woher nehmen Sie eigentlich das Recht, woher nehmen Sie die Kompetenz und woher nehmen Sie die Legitimation,

    (Seiters [CDU/CSU] : Von Brandt!)

    gegenüber einem Manne wie Franz Josef Strauß die Behauptung eines — —

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    — Meine Damen und Herren, das weiß ich: Wenn die Argumente nicht mehr ausreichen, dann schreien Sie. Das ist dann Ihr Beitrag.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Herr Abgeordneter Friedrich, ich muß Sie fragen,
    ernsthaft fragen — ich will Ihnen dabei nicht zu
    nahe treten —, ob Sie wirklich wissen, was Sie sagen, wenn Sie einem Mitglied dieses Hauses, einem Mann, der seinen Beitrag, wie immer Sie ihn beurteilen mögen, zur deutschen Politik geleistet hat, hier ganz primitiv konservativen Nihilismus unterstellen.

    (Zurufe von der SPD)

    Ich fürchte, Sie wissen gar nicht,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Er ist zu dumm dazu!)

    wovon Sie reden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, es muß leider befürchtet werden, daß auch der Auftritt des Herrn Abgeordneten Friedrich hier in dieser letzten Stunde nur noch sehr wenig mit der sogenannten Polen-Debatte zu tun hat,

    (Leicht [CDU/CSU] : Fortsetzung von Mannheim!)

    sondern daß er vielmehr ein Stück der geplanten Strategie der Verteufelung und der Diffamierung in der Bundesrepublik Deutschland ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren von der SPD, Sie sind mit Ihrem Latein in der Politik am Ende.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen und Zurufe von der SPD)

    Statt Argumenten liefern Sie nur noch Verteufelung und Beschimpfung.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Liefern Sie doch welche!)

    Meine Damen und Herren, Sie sollten auch zurückhaltend sein, sich auf die jüngste deutsche Geschichte, auf das Ende der Weimarer Republik zu beziehen, wenn Sie genau den gleichen Fehler jener Jahre wiederholen: statt politische Gegnerschaft politische Feindschaft und Haß in dieses Land zu tragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Das ist der Geist Ihres Mannheimer Parteitags, der hier aus dem Abgeordneten Friedrich sprach.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Denn, meine Damen und Herren — und das müssen unsere Mitbürger wissen —, zehn Monate vor der Bundestagswahl sind Sie nicht ausgezogen, über Politik zu reden und zu diskutieren und um den besten Weg der deutschen Politik zu ringen. Statt dessen versuchen Sie, pauschal die 50 % der Bürger, die nicht so denken wie Sie, zu diffamieren und abzuschreiben.

    (Beifall bei der CDU)

    Und, Herr Abgeordneter Brandt, ich will es in aller Ruhe sagen: — —

    (Zuruf von der SPD: Wann sprechen Sie endlich für den Bundesrat?)




    Ministerpräsident Dr. Kohl
    — Ich spreche so, wie ich es hier für richtig halte. Denn noch haben wir nicht Ihre Zensur — ich sage es Ihnen noch einmal — in diesem Lande.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Herr Abgeordneter Brandt, ich will das, was ich zu Ihrer Äußerung zu sagen habe, in aller Ruhe sagen, und ich will auch nicht auf die Interpretationsversuche der letzten Tage eingehen, mit denen Sie versucht haben, statt männlich zu dem zu stehen, was Sie gesagt haben, jetzt die Dinge umzufunktionieren.

    (Zurufe von der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Ich kann nur sagen, Herr Abgeordneter Brandt: Wer in dieser konkreten Lage unseres Volkes und angesichts der Probleme im Inneren und Äußeren in diesem Jahr — und das ist ja nicht das erste Mal — damit beginnt, daß er das Recht des Wählers auf eine freie Entscheidung durch den Faktor Angst einzuschränken versucht, indem er sagt, für den Fall eines Regierungswechsels drohten soziale Unruhen, wer dann fortfährt — und das war einer Ihrer Freunde — und davon spricht, daß das Land im Fall einer Regierungsübernahme durch die CDU/CSU unregierbar sei, und wer jetzt als letztes in diesem Monat sagt, daß die CDU/CSU — so war es zu verstehen, und so wollten Sie es draußen auch verstanden haben — ein Sicherheitsrisiko für die Zukunft dieses Landes ist,

    (Beifall eines SPD-Abgeordneten)

    — wer dann noch dazu klatscht, verräterisch klatscht wie jener Kollege aus Ihrer Fraktion, der, meine Damen und Herren, zerschneidet das Handtuch der Gemeinsamkeit unter deutschen Demokraten.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Abgeordneter Brandt, ich kann Ihnen nur sagen: Wer sich wie Sie gern im Ausland als ein Mann des Friedens darstellen läßt,

    (Zuruf von der SPD: Unverschämt!)

    der hätte zunächst die Pflicht, dem Frieden im Inneren unseres Landes zu dienen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Und wer jene Entwicklung genommen hat wie Sie —

    (Lachen des Abg. Wehner)

    — Herr Abgeordneter Wehner, Sie können dazu gut lachen. Ihre Äußerungen über Willy Brandt liegen ja gedruckt jedermann vor, das, was Sie wirklich meinen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Wo bleiben die roten Rosen?)

    Herr Abgeordneter Brandt, auch das will ich nur ganz knapp sagen: Jeder, der es gut mit Ihnen meint und der es gut mit der Sozialdemokratie meint, der sollte Ihnen den Rat geben, daß Sie das Wort „Sicherheitsrisiko" als allerletzter in diesem Lande in den Mund nehmen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren von der SPD, Sie mögen das alles so halten, wie Sie wollen. Nur, Sie werden niemanden in diesem Lande daran hindern, kritisch zu sehen, auf welch einen Weg Sie sich jetzt aufgemacht haben.
    Herr Abgeordneter Brandt, Sie haben in Mannheim einen Satz gesprochen, der verräterischer ist als alles andere, was man kommentierend dazu sagen kann. Sie haben — ich zitiere — gesagt:
    Wir, die SPD, leben in einem unkündbaren Verhältnis mit der Vernunft der Bürger.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Beifall bei Abgeordneten der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Schmarren! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wer so denkt und wer so formuliert, der hat sich aufgemacht, dem Pluralismus unserer Bundesrepublik eine andere Qualität zu geben.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] und Dr. Jenninger [CDU/CSU] : So ist es! — Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich kann nur die Kollegen aus der FDP fragen, wo da eigentlich noch Platz für einen weiteren Partner bei dieser Entwicklung für die Zukunft sein soll.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD — Dr. Ehrenberg [SPD] : Nicht nur Wahlreden, auch noch Koalitionsangebote!)

    Meine Damen und Herren, nun zum eigentlichen Thema.

    (Lachen und Zurufe bei der SPD)

    — Ich weiß, meine Damen und Herren, daß Sie groß sind in der Verleumdung anderer, aber sehr schwach im Entgegennehmen einer ganz natürlichen Reaktion auf diese Ihre Verteufelungspolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wer die Rede des Herrn Bundesaußenministers heute früh, auch die im Bundesrat, aufmerksam gehört oder gelesen hat, der hat einen weiteren Beweis dafür erhalten, daß die vorliegende deutsch-polnische Vereinbarung ein beredtes Dokument der verfehlten Ostpolitik der Bundesregierung seit 1970 ist.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Den Beweis für diese Tendenz kann niemand besser antreten als die Bundesregierung selbst. Allzusehr gleichen sich die Argumente für die Vereinbarung von heute und die vom Dezember 1970, als der Vertrag von Warschau unterzeichnet wurde. Wieder einmal heißt es, Herr Bundesaußenminister, daß die Verhandlungsergebnisse dem Ziel dienen, die deutsch-polnischen Beziehungen von Belastungen aus der Vergangenheit zu befreien. Am 7. Dezember 1970 hatte der damalige Bundeskanzler Brandt über alle Rundfunk- und Fernsehstationen der Bundesrepublik dem deutschen Volk erklärt: Der Vertrag von Warschau soll einen Schlußstrich setzen unter Leiden und Opfer einer bösen Vergangenheit. Er fuhr dann fort, daß dieser Vertrag „den Weg dafür öffnen soll, daß getrennte Familien wieder zusammen-



    Ministerpräsident Dr. Kohl
    finden können. Und daß Grenzen weniger trennen als bisher."
    Meine Damen und Herren, Millionen unserer Mitbürger haben doch die Diskussion um den Vertrag von Warschau, auch die tiefen geschichtlichen Einschnitte, die dieser Vertrag bedeutet, so verstanden, wie es der damalige Bundeskanzler selbst formuliert hat: als einen Schlußstrich. Wenn deutsche Sprache noch deutsche Sprache ist, ist doch „Schlußstrich" der Begriff für etwas Abschließendes im Vorgang des Lebens eines Volkes.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Mit keinem Wort wurden damals zahlenmäßige Beschränkungen erwähnt.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : So ist es!)

    Im Gegenteil, die Bundesregierung sprach von der polnischen Versicherung, daß die auf Grund der derzeit den polnischen Behörden vorliegenden Unterlagen genannten Ziffern keine obere Begrenzung der Umsiedlungsmöglichkeiten bedeuten sollen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr wahr! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Genauso war es!)

    Meine Damen und Herren, das sind doch keine Erfindungen von uns, das sind Ihre eigenen Äußerungen,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Vor dem Bundestag!)

    die Sie jetzt fünf Jahre danach einfach nicht wahrhaben wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das Ergebnis waren 58 000 Deutsche, die seit 1970 Polen verlassen durften. Die polnische Regierung hat dann wiederholt erklärt, daß sie damit ihre Zusage im Rahmen der „Information" voll erfüllt habe. Heute, meine Damen und Herren, nach vier Jahren, liegt ein neues Abkommen vor, das 125 000 Deutschen die Umsiedlung ermöglichen soll. Aber auch dieses Abkommen — das muß deutlich ausgesprochen werden — enthält keine endgültige Regelung. Erneut muß die Bundesregierung erklären, daß sie „es lieber gesehen hätte, wenn sie mit dem Ausreiseprotokoll" — ich zitiere Sie gerade, Herr Kollege Genscher — „eine endgültige Erledigung aller Ausreisewünsche in einem festgesetzten Zeitraum hätte vereinbaren können". Dieses Eingeständnis ist hier gemacht worden. Nur, es nützt den betroffenen Deutschen in Polen wenig.
    Wir können nur feststellen, daß auch die neuen Vereinbarungen noch immer keinen Schlußstrich unter die ungelösten humanitären Probleme der Vergangenheit bedeuten. Obwohl die Bundesregierung erneut erhebliche Leistungen gegenüber der polnischen Regierung erbringt, werden wir auch in Zukunft mit den gleichen ungelösten Problemen zu tun haben. Und nach all den Erfahrungen seit 1970 ist man kein Prophet, wenn man sagt, daß dies zu neuen Belastungen im deutsch-polnischen Verhältnis führen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Vergleicht man die Ergebnisse von heute mit den Erklärungen und Ankündigungen der Bundesregierung von 1970, so bleibt eben nur der eine Schluß möglich, daß die Bundesregierung und der Bundeskanzler des Jahres 1970 — das muß hier ausgesprochen werden — das deutsche Volk getäuscht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie haben Erwartungen und Hoffnungen geweckt,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Propaganda gemacht!)

    die zu keinem Zeitpunkt den wirklichen Ergebnissen dieser Politik entsprochen. haben. Nur fünf Jahre später müssen neue Leistungen für Ergebnisse erbracht werden, die nach der Aussage des damaligen Bundeskanzlers Brandt schon 1970 hätten erreicht sein sollen.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Wenn überhaupt etwas, dann beweist dieser Vorgang, wie berechtigt der Vorwurf in jenen Jahren war, daß diese Verträge mit einer ungewöhnlichen Leichtfertigkeit ausgehandelt wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Er beweist auch die These, daß selbst gesetzter, aus innenpolitischen Gründen verfügter Zeitdruck zu schlechten Texten führen muß und daß ein Dissens im Text immer auch den Weg für neue Spannungen öffnet. Er beweist, daß die Bundesregierung — aus welchen Gründen auch immer — die polnische Beurteilung des Vertrages von 1970 nicht zur Kenntnis nahm oder nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
    Die Vereinbarungen von heute sind die Konsequenz der schlechten Vertragspolitik von 1970. Die Bundesregierung hat aber aus den Fehlern von damals nichts gelernt, sondern ist dabei, diese Fehler fortzusetzen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig! — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ich will dazu eine ganz und gar ungewöhnliche Stimme zitieren: „Damals, in den Jahren 1970, 1971, 1972, folgte eine Periode der Euphorie und der Begeisterung, die, wie es sich erweist, keine Deckung mit der Wirklichkeit gefunden hat. Später begannen Tauziehen und Kuhhandel." Der das sagte, ist — auch aus Ihrer Sicht — kein kalter Krieger, sondern einer der Chefkommentatoren von Radio Warschau. Gesprochen wurde dies im Juni dieses Jahres im Blick zurück auf die letzten fünf Jahre.
    Das ist beispielhaft für die Periode der deutschpolnischen Beziehungen seit 1970; denn diese Periode war auf Grund von unterschiedlichen Erwartungen der Vertragspartner von neuen Enttäuschungen und Spannungen geprägt. Die polnische Regierung hatte in dem Vertrag von Anfang an nur die Grundlage gesehen, auf der die bestehenden Probleme erst noch gelöst werden sollten. Dieser Beurteilung stand die entgegengesetzte Wertung der Bundesregierung gegenüber. Auf die höchst nachteiligen Folgen der Mehrdeutigkeit der Verträge



    Ministerpräsident Dr. Kohl
    haben wir seitens der CDU/CSU im Bundestag und Bundesrat immer wieder hingewiesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese Auslegung setzt sich ja fort bis hin zur Frage der Oder-Neiße-Grenze. Die gemeinsame Entschließung aller im Bundestag vertretenen Parteien vom 17. Mai 1972, in der unmißverständlich festgestellt wurde, daß der Vertrag mit Polen keine Rechtsgrundlage für die heute bestehenden Grenzen schaffe, wird ja aus Gründen dieses Dissenses vom Vertragspartner, von der polnischen Regierung, bis heute entschieden abgelehnt. Ja, wir müssen sogar fragen, ob unser Gesprächspartner in Polen hinreichend informiert ist. Ich frage dies, meine Damen und Herren, weil es doch unerträglich ist, daß das Ergebnis des Vertrages von 1970 u. a. auch darin besteht, daß häufig polnische Gesprächspartner hier bei uns ihrer Enttäuschung über eine gewisse Unredlichkeit, wie sie sich ausdrücken, der deutschen Vertragsseite Ausdruck geben.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Hört! Hört!)

    Wem das deutsch-polnische Verhältnis wirklich am Herzen liegt — und ich unterstelle, das gilt für uns alle in diesem Saal —, der muß dafür Sorge tragen daß wirkliche Klarheit über die Absichten auf beiden Seiten besteht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das gilt auch in bezug auf die Auslegung der einseitigen Information. Die polnische Seite hat nach dem, was wir wissen, offenbar nie einen Zweifel an der Zahl von 60 000 Aussiedlern gelassen. Diese Zahl wurde hier von der Regierung nicht veröffentlicht. Dies hat Sie aber, Herr Brandt, nicht gehindert, damals als Bundeskanzler in der Offentlichkeit den Eindruck einer abschließenden Lösung zu erwecken. Meine Damen und Herren, dies sind drei Beispiele für das Verhalten der Regierung, die geradezu dazu angetan sind, neues Mißtrauen zu säen und wirklich wichtige Chancen zur Annäherung beider Staaten von vornherein zunichte zu machen.
    Wenn heute die für uns alle bedrückenden Vorwürfe der gegenseitigen Erpressung und des Menschenhandels im Raume stehen, dann ist das doch die unmittelbare Folge jener Vertragspolitik. Meine Damen und Herren, die Verknüpfung der polnischen Kreditwünsche mit der Frage der Aussiedlung von Deutschen ist doch letztlich Ihr eigenes Eingeständnis dafür, daß es Ihnen 1970 nicht gelungen ist, die deutschen Interessen in befriedigender Weise zu wahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich sage es ganz nüchtern: Der Versuch, das Versäumte über den Hebel der polnischen Kreditwünsche nachzuholen, mußte doch logischerweise zu der polnischen Reaktion führen, nun ihrerseits die Frage der Aussiedlung mit der Erfüllung finanzieller Forderungen zu verbinden. Die Gleichung „Mensch gegen Geld" ist doch nicht eine böswillige Unterstellung der Opposition, sie ist der unvermeidliche Ausdruck Ihrer unzulänglichen Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Vertragsverhandlungen zu dieser Vereinbarung hätten in der Tat auch aus unserer Sicht die Chance eines Neubeginns sein können. Sie, Herr Bundeskanzler, sprachen von einem Neuanfang. Aber die Fehler von 1970 fortzusetzen, das ist kein Neuanfang, das ist neuer Dilettantismus — um es klar und deutlich auszusprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Natürlich weiß ich um die Schwierigkeiten, auch durch die geschichtliche Belastung, beim Aushandeln solcher Abmachungen. Aber diese Vereinbarungen sind wiederum schlecht ausgehandelt — und es ist legitim, das im deutschen Parlament zu sagen —; sie berücksichtigen unseres Erachtens die deutschen Interessen nicht im erforderlichen Maß.
    Ich will dazu im einzelnen feststellen: Die pauschale Abgeltung der Rentenansprüche aus der Renten- und Unfallversicherung in Höhe von 1,3 Milliarden DM wirft zwangsläufig eine Reihe von Einzelfragen auf, die die Regierung noch in den Parlamentsausschüssen in Bundestag und Bundesrat zu beantworten hat:
    Erstens. Wie ist diese Pauschalsumme ermittelt worden?
    Zweitens. Für welchen Personenkreis und in welchem Umfang wird eine Besserstellung erreicht?
    Drittens. Wie ist sichergestellt worden, daß Polen auf Grund der Kündigungsklausel des Abkommens nicht neue finanzielle Ansprüche gegenüber der Bundesrepublik Deutschland erheben kann?
    Viertens. Auf welche Weise hat die Bundesregierung Sorge dafür getragen, daß auf Grund dieses Abkommens nicht andere Staaten ähnliche finanzielle Forderungen an uns stellen?
    Fünftens. Wie beurteilt die Bundesregierung die Gefahr — und das ist ein wichtiger Punkt —, daß mit diesem Abkommen das Londoner Schuldenabkommen unterlaufen und ausgehöhlt wird?

    (Vorsitz: Vizepräsident von Hassel)

    Generell — lassen Sie mich das hier nochmals aufwerfen, Herr Bundesaußenminister — muß doch die Frage gestellt werden, ob nicht die individuelle Abgeltung der Rentenansprüche, so schwierig und — ich füge hinzu — auch durchaus teuer sie im Einzelfall sein mag, einen wirksameren und gerechteren Beitrag für eine Politik der Aussöhnung zwischen unseren Völkern hätte leisten können als diese pauschale Leistung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Bundeskanzler Brandt hat damals, 1970, davon gesprochen, daß Politik für die Menschen in beiden Staaten gemacht werden muß. Ich stimme dem zu. Aber wäre es nicht gerade im Interesse dieses Denkens gewesen, den berechtigten Forderungen im Einzelfall zu entsprechen

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    und so eben die Menschen zu den Menschen zu
    bringen und den sehr persönlichen Bezug auch zur



    Ministerpräsident Dr. Kohl
    Bundesrepublik Deutschland und ihrer Haltung zur jüngsten Geschichte herzustellen?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Natürlich sehen wir, daß die polnische Regierung ein Zeichen setzen will, indem sie jetzt die Renten der ehemaligen KZ-Häftlinge erhöht. Aber, meine Damen und Herren, es ist doch wenigstens erlaubt, hier die Frage zu stellen, warum die polnische Regierung dabei jeglichen Hinweis darauf unterlassen hat, daß diese Maßnahme eine Folgewirkung des vorgelegten Abkommens ist, wenn wir uns jetzt aufmachen, Versöhnung zu bringen. Hier ist der Vergleich mit Israel gebracht worden. Dort gab es doch gar keinen Zweifel, daß die Bundesrepublik Deutschland gegenüber den Menschen im Staat Israel einen entscheidenden Schritt getan hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Entspannungspolitik, wenn sie erfolgreich sein soll, darf nicht nur auf der Ebene von Regierungen stattfinden. Sie wird letztlich und in ihrem historischen Gehalt nur erfolgreich sein können, wenn sie die Menschen, wenn sie die Familien, die Alten und die Jungen in diesen Ländern einbezieht. Ich fürchte, mit dieser Vorlage wird eine wichtige Chance auf diesem Wege verspielt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir verkennen nicht den humanitären Aspekt, daß 125 000 Deutschen die Ausreise erlaubt werden soll. Wer das damit abtut, daß er sagt, wir wollten die Lebenslüge der CDU zur Lebenslüge unseres Volkes machen, der disqualifiziert sich in dieser Diskussion selbst.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber, meine Damen und Herren, die Bundesregierung weiß doch wie wir, daß nach dem neuesten Stand bereits über 280 000 Anträge auf Ausreise beim Deutschen Roten Kreuz vorliegen und das Schicksal von 160 000 Deutschen in Polen ungewiß bleibt. Die Bundesregierung hat sich erneut auf eine zahlenmäßige Beschränkung der Ausreisemöglichkeiten eingelassen, und sie erklärt — ich sage es mit meinen Worten —: Mehr war jetzt nicht drin. Herr Bundeskanzler, wer angesichts dieser Aussage als Kritiker der Vereinbarung des Mangels an humanitärer Gesinnung bezichtigt wird, der muß doch die Frage nach der humanitären Gesinnung in bezug auf die 160 000 Deutschen stellen, die jetzt unberücksichtigt bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ergibt sich aus der Natur der Sache, daß jede zahlenmäßige Begrenzung immer ein Akt der Willkür sein muß.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Sie, Herr Bundeskanzler, berufen sich auf die Kriterien der einseitigen polnischen „Information". Diese mußten auch schon 1970 für jene 125 000 Deutschen gelten, die jetzt ausreisen dürfen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Ja!)

    Es stellt sich doch dann die Frage: Was soll jetzt das Protokoll, von dem Sie gesprochen haben?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    So ist jetzt zum zweitenmal eine Kontingentierung erfolgt, zum Preise neuer deutscher Leistungen, und eine Wiederholung dieses Vorgangs ist nicht auszuschließen. In diesen Wochen las ich in einem Kommentar in der Hamburger „Zeit" ein paar Sätze, die bemerkenswert sind. Sie sind vor allem deshalb bemerkenswert, Herr Bundeskanzler, weil sie von einem Mann geschrieben wurden, der bisher außerhalb jeglichen Verdachts, ich muß sogar sagen, des Anflugs jeglichen Verdachts, stand, über diese Regierung oder über Sie ein böses Wort zu sagen. Er schreibt:
    Wahrscheinlich hat kein deutscher Politiker heute die Kraft zu sagen: Dies ist das allerletzte Geschäft dieser Art, das wir in dieser Sache unterschreiben. Es ist ja auch nicht ganz ausgeschlossen, daß man in Polen für die nächsten 125 000 deutschstämmiger Umsiedler auch die nächste Tranche nach der Zahlung von 2,3 Milliarden DM haben möchte. Dies wäre schlimm, weil dann die Vokabel „Menschenhandel" und die Vokabel „Erpressung" nachträglich gerechtfertigt würden.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich kann nur sagen: Das, was hier nüchtern geschrieben und ausgesprochen ist, ist durchaus berechtigt. Im Zusammenhang mit diesem Protokoll ist noch die Frage hinzuzufügen: Warum gibt es keine Regelung für die Härtefälle? Diese Frage ist in diesem Zusammenhang durchaus berechtigt. Es gibt keine Festlegung über die Regelung von Einsprüchen, wenn Antragsteller abgewiesen werden, über die Kosten der Ausreise, über die Frage des Eigentums und darüber, wie es verbleibt, und alles, was dazugehört.
    Meine Damen und Herren, wem es wirklich entschieden um eine Versöhnung mit Polen geht, der muß sich auch die Frage stellen, inwieweit Ausreisewillige Nachteile in bezug auf Arbeitsplatz und Wohnung erleiden oder anderen Schikanen ausgesetzt werden, wenn sie sich zur Ausreise melden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dieser Vorgang ist wiederum keine Erfindung von uns. Sie, Herr Bundesaußenminister, haben in der Sitzung des Bundesrates am 17. November 1975, also vor ein paar Tagen, schließlich mit gutem Grund davon gesprochen, daß die Bundesregierung wegen der Benachteiligung von Antragstellern bei der polnischen Regierung vorstellig werden mußte.
    Die Bundesregierung hat es erneut versäumt, sich für die nationalen Volksgruppenrechte der verbleibenden Deutschen einzusetzen. 1970 sagte die Regierung zum gleichen Thema, sie gebe ihrer Hoffnung Ausdruck, daß im Laufe des Normalisierungsprozesses auch sprachliche und kulturelle Erleichterungen für Personen deutscher Muttersprache in Polen möglich werden. Meine Damen und Herren, so wie dies in der Sowjetunion, in Ungarn oder



    Ministerpräsident Dr. Kohl
    Rumänien möglich ist, muß es auch in Polen möglich sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zu den schweren inhaltlichen Bedenken gegenüber dem Protokoll kommt einmal mehr die Tatsache hinzu, daß die von der Bundesrepublik Deutschland zu erbringenden Leistungen in förmlichen völkerrechtlichen Verträgen festgelegt sind, während die von Polen angekündigten Gegenleistungen in einem Protokoll festgelegt sind, das keinen vergleichbaren rechtlichen Rang besitzt.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Herr Bundesaußenminister, Sie haben dazu auch hier — wie schon im Bundesrat — erklärt, daß sich die polnische Regierung nicht in der Lage gesehen hat, Verwaltungsakte gegenüber Personen, die sie als eigene Staatsangehörige in Anspruch nimmt, zum Gegenstand eines ratifizierungsbedürftigen Vertrages mit der Bundesrepublik Deutschland zu machen. Ich muß ganz offen sagen, ich verstehe diese Einlassung nicht; sie kann mich nicht überzeugen. Es ist doch ein historisches Datum, daß die gleiche Volksrepublik Polen am 25. März 1957 ein völkerrechtlich gültiges Abkommen über die Repatriierung polnischer Staatsbürger aus der UdSSR abgeschlossen hat.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU] : Das wurde alles unterschlagen!)

    Es handelt sich — dies werden Sie feststellen, wenn Sie den Inhalt des Textes einmal betrachten — in der Sachmaterie um einen durchaus vergleichbaren Gegenstand.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dieses Abkommen ist sowohl vom Präsidium des Obersten Sowjets wie vom polnischen Staatsrat ratifiziert worden.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, dieses Abkommen ist auch kein Einzelfall. In den Jahren 1944, 1945, 1949 und 1951 hat Polen durchaus analoge Schritte getan und Umsiedlungsabkommen mit der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, mit der UdSSR und mit der CSSR abgeschlossen. Unser Einwand ist also doch überhaupt nicht unberechtigt. Es ist doch ein Einwand aus der Sorge heraus, daß hier eine verschiedene Qualifikation vorgenommen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer zu gutnachbarschaftlichen Beziehungen ja sagt
    — und wir tun dies —, muß dann doch auch dieses Argument zumindest wägen.

    (Zuruf von der SPD: Das ist makaber!)

    — Ich weiß nicht, was Sie daran als makaber empfinden.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich muß Ihnen ganz offen sagen, verehrte gnädige Frau: Ich empfinde es als makaber, wenn im deutschen Parlament in aller Ruhe Argumente abgewogen werden und Sie das als makaber empfinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist doch genau der Punkt, den ich ansprechen will, daß in einem bestimmten Teil der deutschen Öffentlichkeit und auch zumindest bei Teilen der Bundesregierung und vor allem bei Teilen der SPD zunehmend die Neigung besteht, sich sachlichen Auseinandersetzungen in diesen Fragen, die man doch führen muß — das ist doch unsere Pflicht —, von vornherein zu entziehen.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU)

    Dann wird gesagt — und das ist dann sozusagen die Markierung, der sich jedermann zu fügen hat —, mehr sei jetzt nicht erreichbar. Und es wird gesagt, bei einem Standpunkt des „Alles oder nichts" wäre überhaupt kein Ergebnis zustande gekommen. — Meine Damen und Herren, wer von uns in diesem Hause hat denn je, wer, der politische Vernunft gelten läßt, wird je Politik nach dem Prinzip „Alles oder nichts" machen? Das wäre ja wider die menschliche Natur. Und weil dies so ist, muß es wirklich sein, daß wir miteinander über diese Texte reden und daß die Kritik an diesen Texten dann eben nicht zu vordergründigen Schutzbehauptungen führt.
    Ich meine, meine Damen und Herren, wir alle sollten auch daran denken, daß Menschlichkeit ein zu hohes Gut ist, als daß damit ständig die eigene Politik oder gar die eigene Partei geschmückt werden könnte.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier geht es um ein Stück Menschlichkeit, hier geht es um das Austragen einer geschichtlichen Last, hier geht es darum, auch Humanität zu üben. Aber das alles schließt doch ein, daß man über den Weg, den man gehen will, vernünftig miteinander reden muß.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Genau das wollen die Sozialdemokraten nicht!)

    Und es muß endlich Schluß damit sein, daß jeder, der sich hier im Parlament oder draußen kritisch mit derlei Formen der deutschen Ostpolitik beschäftigt, pauschal als Feind des Friedens, als Entspannungsgegner, als kalter Krieger oder gar als unmenschlich diffamiert wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies unterscheidet uns doch als freies Land von jeglicher Diktatur: daß es natürlich zur Politik — auch zur Politik der Regierung — eine Alternative gibt und daß es zu Ihren politischen Entscheidungen Alternativen geben muß.

    (Möllemann [FDP] : Haben Sie eine?)

    — Ich kann nicht verstehen, daß Sie, der Sie doch ein Liberaler sein wollen,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Der ist doch nicht liberal!)

    dieses Prinzip überhaupt anzweifeln wollen. Denken Sie doch einmal an Ihre Ausgangsposition und an Theodor Heuss! Das war ein Satz, der ihm gut aus dem Munde gekommen wäre.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der FDP und Gegenrufe von der CDU/CSU)

    13952 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode —, 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975
    Ministerpräsident Dr. Kohl
    Wenn es zu dem vorliegenden Abkommen mit Warschau wirklich keine Alternative gegeben haben sollte — ich bezweifle dies —, dann, Herr Bundeskanzler und Herr Bundesaußenminister, müssen wir doch fragen, ob Sie und noch mehr eigentlich Ihr Vorgänger nicht selbst erheblich zu dieser ausweglosen Situation beigetragen haben.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Vor allen Dingen der Vorgänger!)

    Wie erklären Sie sich beispielsweise die doch unleugbare Tatsache, daß in den Jahren von 1950 bis 1969, also in der Regierungszeit der CDU/CSU, über 400 000 Deutsche ausreisen konnten?

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Dies ist doch im Jahresdurchschnitt fast die Hälfte mehr, als seit 1969 ausreisen durften,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    ohne daß hier spektakulär geredet worden wäre.
    Wir sind auch dankbar für die Haltung der polnischen Seite in jenen Jahren; wir haben das selbstverständlich immer anerkannt. Diese Ergebnisse sind erzielt worden unter Wahrung der deutschen Interessen, auf der Grundlage einer pragmatischen Politik der kleinen Schritte und ohne spektakuläre PR-Arbeit. Das erforderte Fingerspitzengefühl und Differenzierungsvermögen, aber es stellten sich bei Geduld auch unleugbar unbestreitbare Erfolge ein.
    Meine Damen und Herren, was Sie seit jenen Jahren erreicht haben, geht nicht wesentlich über das hinaus, was ohne Verträge in den sechziger Jahren in dieser Frage erreicht wurde.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Es ist weniger!)

    Die Kritik an den vorliegenden Vereinbarungen kann auch nicht mit dem Vorwurf abgetan werden, dies sei der Ausfluß eines Mißtrauens gegen Polen, das nicht gerechtfertigt sei. Sie behaupten, die Abkommen seien der Beweis dafür, daß beide Seiten das Mißtrauen überwunden hätten und auf der Grundlage des gegenseitigen Vertrauens zusammenarbeiten wollten. Lassen Sie mich dazu mit großem Ernst sagen — auch an die Adresse unserer polnischen Nachbarn und des polnischen Volkes —: Soweit heute Mißtrauen gegenüber der polnischen Regierung bei vielen Deutschen vorhanden ist — und das ist sicherlich in keiner sehr konkreten Form so zu sehen —, so hat dieses eher zugenommen dadurch, daß eben nach 1970 sehr unterschiedliche Vorstellungen dieser Politik in unserem Lande dargeboten wurden. Es besteht bei uns überhaupt kein Verständnis für die Meldungen über Repressionen und Schikanen, die deutsche Landsleute erdulden müssen, nur weil sie einen Antrag auf Ausreise gestellt haben.
    Meine Damen und Herren, wir haben nicht vergessen, wie der polnische Außenminister Ende 1973 in Bonn von 150 000 Deutschen sprach, die innerhalb von drei Jahren ausreisen könnten, und dabei zugleich von 3 Milliarden DM deutschen Gesamtzahlungen ausging. Die Bundesregierung — und natürlich auch die polnische Regierung muß sich doch in diesem Zusammenhang fragen lassen, welchen
    Wert die Schlußakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hat,

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    wenn die Grundrechte dort feierlich bekräftigt werden, die Praxis des Alltags aber von finanziellen Überlegungen abhängig ist.
    Ich spreche dabei noch gar nicht und dies muß
    hier auch gesagt werden — von der Anerkennung des Rechts auf Auswanderung als eines individuellen Menschenrechts in der Allgemeinen Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen, in der Europäischen Menschenrechtskonvention und in den internationalen Pakten der UNO über politische und bürgerliche Rechte. Wir sind fest entschlossen, die Schlußakte von Helsinki ernst zu nehmen, Buchstabe für Buchstabe und Satz für Satz. Wir verlangen dies aber in gleicher Weise von allen Unterzeichnerstaaten, und zwar für alle Teile der Schlußakte von Helsinki.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir wissen, daß es angesichts der Last der Geschichte sehr schwierig ist, die Berge des Mißtrauens abzubauen. Neues Vertrauen kann nur gewonnen werden, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht, wenn man aufeinander zugeht, wenn man, soweit dies menschlich möglich ist — ich sage dies mit aller Zurückhaltung , bereit ist, auf beiden Seiten Schlimmes zu vergessen, wenn beide Seiten auch mehr Verständnis für die Interessen und die Lage des anderen aufbringen. Dies ist nicht leicht. Zu sehr ist noch die jüngste Vergangenheit im Bewußtsein beider Völker lebendig.
    Keiner in diesem Hause bestreitet die moralische Verpflichtung, die sich daraus für unsere Politik ergibt. Von dieser Stelle aus hat der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland bei seiner ersten Regierungserklärung zu diesem Thema unvergeßliche Worte schon 1949 gesprochen. Wir alle — ich sage dies jetzt auch für meine Freunde in der CDU/CSU — haben die Lektion der Geschichte, haben die Lektion der Nazi-Barbarei begriffen. Wir wissen, welch hohes Gut Frieden ist und wie wichtig es für unsere und für die nach uns kommende Generation ist, gute Nachbarschaft mit allen unseren Nachbarn zu haben. Aber gerade weil wir darum wissen, gerade weil wir bereit sind, die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen, sind wir nicht gewillt, uns daran hindern zu lassen, auch die Maßnahmen der Regierungen daraufhin zu prüfen — und diese Vereinbarung ist eine solche Maßnahme —, inwieweit sie wirklich und auf Dauer dem Ziel der Aussöhnung mit dem polnischen Volk dienen; denn daß wir die Aussöhnung wollen, ist gänzlich unbestritten, dies ist ein Teil unserer Geschichte, zu dem wir selbstverständlich stehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, gerade weil das so ist und weil ich davon ausgehe, daß das für alle in diesem Hause gilt, ist es gänzlich unmöglich, die sachliche und ernsthafte Auseinandersetzung über diesen Text von vornherein mit der moralischen Ver-



    Ministerpräsident Dr. Kohl
    pflichtung unmöglich zu machen. Das eine ist notwendig, wie das andere selbstverständlich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist unerträglich, wenn wir die Bürger in diesem Land in Gruppen einteilen, die einen mit einer höheren Moral, weil sie für Menschlichkeit und Aussöhnung sind, und die anderen, denen diese moralische Position abgesprochen wird. Herr Abgeordneter Friedrich, Sie haben das hier vorhin mit der CDU/ CSU versucht. Ich kann nur sagen: Wir sind eine Parteiengemeinschaft, für die die Gewissensfreiheit ganz selbstvertändlich ist, in der die Freiheit des einzelnen ein Stück der Existenz und der Geschichte unserer Partei ist. Dementsprechend ist es das freie Recht des einzelnen Abgeordneten, wie es die Verfassung niedergeschrieben hat, abzustimmen, wie er es für richtig hält.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber es ist gänzlich unerträglich, daß Sie daraus Schlüsse darauf ziehen und dies zu einem Moment Ihrer Propaganda machen wollen —, wo in diesem Zusammenhang die moralisch Höherwertigen und die weniger Gewichtigen etwa bei der CDU/CSU zu suchen seien. Es ist Ihre Sache, wie Sie mit Ihren Problemen fertig werden, und es ist unsere Sache, wie wir mit unseren Problemen fertig werden. Aber wir werden gemeinsam mit den Problemen dieser deutschen Demokratie nur fertig, wenn wir uns nicht gegenseitig verteufeln und verdächtigen, sondern respektieren in der Meinung, die wir haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das schafft der Wehner nicht!)

    Meine Damen und Herren in der Koalition und vor allem in der SPD, wenn Sie so fortfahren, wie Sie 1970 begonnen haben, unser Volk in den Fragen der Ostpolitik zu spalten, anstatt es zusammenzuführen, dann gelingt Ihnen auf Dauer auch nicht die Aussöhnung mit unserem Nachbarn;

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    denn eine Aussöhnung mit dem polnischen Volk, dem polnischen Nachbarn — dies gilt gerade wegen der moralischen Position, die hier mitschwingt — ist nur möglich, wenn sie vom ganzen deutschen Volk mitgetragen wird, ist nur möglich — Herr Abgeordneter Friedrich, überlegen Sie noch einmal, was Sie gesagt haben! —, wenn jene ungeheure geistige Weite, jener Sinn für Toleranz und wirklich ethische Grundlagen des Dokuments der Stuttgarter Vertriebenencharta von 1950 alle Gruppen in Deutschland beseelt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In diesem Zusammenhang will ich noch ein Thema ansprechen, das leider auch hier, wie ich finde, sehr einseitig dargestellt wurde, nämlich das historische Zusammenleben zwischen unseren beiden Völkern. In der aktuellen Diskussion wird das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland fast ausschließlich unter dem Aspekt der letzten 80, 60 oder gar der letzten 40 Jahre gesehen. Auch der Abgeordnete Friedrich hat dies hier getan. Ich halte diese Betrachtungsweise unserer wechselseitigen Beziehungen für verhängnisvoll; denn sie ist historisch verkürzt, drängt die offenkundigen historischen Gemeinsamkeiten zurück und überbetont das Trennende, das sich natürlich auch zwischen unseren Völkern abgespielt hat. Ich verkenne nicht, daß es überall in der Welt Kreise gibt, die ein Interesse daran haben, daß dieser Ausgleich nicht stattfindet. Aber das kann doch nicht unser, das deutsche Interesse sein. Gerade wenn wir uns aufgemacht haben, das Trennende zu überwinden und zu einer neuen Verständigung zu kommen, dann sollten wir uns auch daran erinnern und es den Kindern durch die Schulbücher in beiden Ländern sagen und es sie lernen lassen, daß diese beiden Völker jahrhundertelang auch in enger und friedlicher Nachbarschaft miteinander gelebt haben.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Erst die polnischen Teilungen und der Verlust der polnischen Unabhängigkeit haben zu jenen gesteigerten nationalen Auseinandersetzungen, zumal dann auch im Zeitalter des Nationalstaates, geführt. Das Gegeneinander ist also erst seit rund hundert Jahren stärker als das Miteinander.. Aber, meine Damen und Herren — das ist doch das Entscheidende —, Regierungen und Parlamente kommen und gehen, die Völker bleiben. Mit keinem Nachbarvolk gab es doch eine solche gegenseitige intensive siedlungsmäßige Durchdringung, eine solch weitgehende kulturelle und technische Beeinflussung und so vielfache Familienverbindungen wie zwischen Deutschen und Polen. Auch das ist doch deutsche Geschichte!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das kann und darf uns doch ermuntern, für die Zukunft auf eine neue Gemeinsamkeit. trotz allem, was da war, zwischen Deutschland und Polen zu hoffen. Es gibt ebensowenig eine deutsch-polnische Erbfeindschaft, wie es in der Bundesrepublik Deutschland einen modernen Revanchismus gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es gibt in unserem Volke quer durch alle Lager der Politik den ehrlichen Willen, mit den Nachbarn und mit den Polen zusammenzuleben. Heute ist doch die Enkelgeneration jener, die dies alles noch erlebten, herangewachsen. Sie schaut doch nach vorn. Sie will Geschichte so begreifen, daß sie aus der Geschichte und den Fehlern der Väter und Großväter lernt. Deswegen ist es jetzt an der Zeit, aufzubrechen und in diesem Sinne aufeinander zuzugehen. Das muß aber mit klaren Abmachungen geschehen, mit Abmachungen, die für beide Seiten vertretbar und klar verständlich sind.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Aus diesem Grunde sehen wir uns außerstande, der vorliegenden Vereinbarung in dieser Fassung zuzustimmen. Wir fürchten, daß dies ein Schritt ist, der nicht Ungerechtigkeit beseitigt, sondern neue Zweideutigkeit schafft. Neue Konflikte mit neuen polnischen Forderungen sind ja nicht gänzlich auszuschließen.
    Wir sind zutiefst überzeugt, daß der Wille zur Verständigung, zu intensiver Zusammenarbeit und
    13954 Deutscher Bundestag 7. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1975
    Ministerpräsident Dr. Kohl
    verstärkten Kontakten in beiden Völkern vorhanden ist. Wir wissen um die Gegensätze, die uns trennen und die nicht einfach totgeschwiegen werden können. Aber wir wissen auch, daß es, wenn die Menschen und die Politik in Polen und in Deutschland Großzügigkeit, Mut und Phantasie aufbringen und bereit sind, die gegenseitigen Beziehungen unter dem Prinzip gegenseitiger Achtung zu normalisieren, möglich ist, einen Ausgleich über das Trennende hinweg zu finden. Voraussetzung sind mehr Verständnis für den andern, auch und gerade dort, wo Verschiedenheit besteht, und die Bereitschaft, den guten Willen selbstverständlich nicht in Frage zu stellen.
    Herr Abgeordneter Friedrich, für uns alle ist selbstverständlich — pacta sunt servanda — der Vertrag von 1970 rechtsgültig. Er gilt mit dem Vorbehalt, daß völkerrechtlich endgültige Bestimmungen über Deutschland als Ganzes erst in einem Friedensvertrag für ganz Deutschland getroffen werden. Dies entspricht dem Grundgesetz; dies entspricht dem Deutschlandvertrag. Dies ist auch die Basis der gemeinsamen Entschließung des Deutschen Bundestages vom 17. Mai 1972.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Gerade wir wollen darauf hoffen, daß die Polen für unsere Lage mehr Verständnis haben als alle anderen, weil es kein Volk in Europa gibt, das das Schicksal der Teilung, ja sogar der Aufteilung, so hart am eigenen Leibe erleben mußte wie unsere polnischen Nachbarn. Gerade wer den Standpunkt der polnischen Nation durch viele Jahre der Geschichte leidenschaftlich verfolgen konnte, der weiß, daß dieses Volk und diese Nation niemals die Identität der eigenen polnischen Nation aufgegeben hat, sondern daß sie einen langen Atem vor der eigenen Geschichte hatte.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wer das ganz selbstverständlich Polen zubilligt, ja, wer es mit einem großen historischen Respekt vor der Leistung des polnischen Volkes ausspricht, der darf auch erwarten und darum bitten, daß für die Fragen, die aus der deutschen Teilung des einen deutschen Vaterlandes entstanden sind, überall in der Welt, auch in Polen, Verständnis herrscht.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Die bestehenden Fragen können nur gelöst werden, wenn sich beide Seiten von dem Willen leiten lassen, dem einzelnen Menschen zu helfen. Dies setzt Verständnis, Toleranz und auch Verzicht auf diskriminierende politische Propaganda voraus. Auch der Abschluß dieses Kapitels könnte einen guten Beitrag für die Entwicklung der Zukunft bilden.
    Meine Damen und Herren, ich sagte, daß Konrad Adenauer schon 1949 in diesem Saal und von dieser Stelle aus für Aussöhnung und gute Nachbarschaft mit Polen geworben hat. Wir stehen in der Kontinuität dieser Politik. Wir sind zu dieser gutnachbarlichen Zusammenarbeit bereit, mit allen unseren Nachbarn, vor allem auch mit Polen, von dem uns manches in der Geschichte getrennt hat, mit dem uns aber viel mehr verbindet.
    Wir wollen die Überwindung der Teilung Deutschlands und die Überwindung der Teilung Europas. Wir wollen den Frieden und den Ausgleich, auch mit Polen.

    (Langanhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, wir fahren in der Aussprache fort. Das Wort hat der Abgeordnete Brandt.

(Zahlreiche Abgeordnete der CDU/CSU verlassen den Saal — Zurufe von der CDU/ CSU: Sicherheitsrisiko!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich werde auf die Aufgeregtheiten, mit denen Herr Ministerpräsident Kohl seine Ausführungen begonnen hat, eingehen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Provoziert von Herrn Friedrich!)

    Ich möchte mich zunächst zu dem äußern, was hier und heute auf der Tagesordnung steht, und ich möchte mich auch zu dem äußern, was Herr Kohl dazu eben gesagt hat.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Hätte Herr Friedrich das doch auch nur getan! — Seiters [CDU/CSU]: Sicherheitsrisiko!)

    Es geht aus meiner Sicht und aus der Sicht meiner politischen Freunde — Bruno Friedrich hat darauf eindringlich hingewiesen — um ein wichtiges Teilstück der Vereinbarungen mit Polen und damit um einen wichtigen Teil der Politik, die Spannungen abbauen, die Vergangenheit überwinden, neues Vertrauen schaffen, bessere Zusammenarbeit bewirken und damit den Frieden sicherer machen will. Ich hätte mir gewünscht, diese Vereinbarungen, über die das Hohe Haus heute berät, hätten schon früher vorliegen können. Aber es ist besser, sie liegen jetzt vor, als wenn dieser Teil der Weiterentwicklung und Ausfüllung des Warschauer Vertrages noch länger gedauert hätte.
    Herr Kohl, ich muß Ihnen zwei Dinge sagen. Ich bedauere zutiefst, daß sich hier jemand von der Bundesratsseite äußert — was sein gutes Recht ist — und in Anspruch nimmt, zugleich für die beiden Parteien CDU und CSU zu sprechen, der die Akten so wenig gut gelesen und so wenig bei dem zugehört hat, was der Herr Bundesaußenminister hier vorhin gesagt hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das stimmt ja gar nicht!)

    Sie haben aus Ihrem Manuskript die Einwände vorgelesen, die der Bundesrat behandelt hat — Sie waren bei dieser Bundesratssitzung nicht dabei; es war nur ein einziger Regierungschef von CDU- und CSU-Seite dabei —, ohne auch nur in einem einzigen Punkt das zu berücksichtigen, wo-



    Brandt
    rauf der Bundesaußenminister in aller Sachlichkeit eingegangen ist.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Studieren Sie lieber die Akten von Herrn Guillaume!)

    Das ist kein Beitrag zu einer sachlichen Debatte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das zweite, Herr Ministerpräsident Kohl: Sie haben sich etwas aufschreiben lassen mit einem Zitat aus einer damaligen Rede und haben sich nicht die Mühe gemacht, auch nur )die Überschrift zu lesen, die über dem Vertrag vom Dezember 1970 steht; sonst wüßten Sie, daß der Vertrag, unter den Walter Scheel und ich unsere Namen gesetzt haben, heißt: „Vertrag ... über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehungen". Die Interpretation sagt: Dies war eben nötig, weil wir nach allem, was zwischen den beiden Ländern und Staaten passiert ist, noch nicht so weit waren.

    (Beifall bei .der SPD und der FDP — Seiters [CDU/CSU] : Was haben Sie denn damals alles erzählt? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Dies haben Walter Scheel und ich

    (Dr. Häfele [CDU/CSU] : Warum zitieren Sie laufend den Scheel?)

    Ihren Kollegen in den Ausschüssen,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    in kleineren Besprechungen mit Ihrer Fraktionsführung dargelegt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Dieser Mann ist die Mehrdeutigkeit in Person! — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Lesen Sie die Akten Guillaume! Das ist gescheiter!)

    Ich komme gleich darauf zurück, Herr Kohl. Denn das ist ein zweiter Punkt, wo Sie die Akten nicht gelesen haben. Wenn man das nicht getan hat, dann sollte man sich nicht mit einem solchen überheblichen Anspruch äußern, wie Sie das soeben getan haben.

    (Beifall bei ,der SPD und der FDP)

    Es geht um drei Dinge: Es geht erstens eben um den notwendigen Teil jener Normalisierung, für die schon dem Vertragstext nach im Dezember 1970 die Grundlagen gelegt waren. Ich weise mit allem Nachdruck den Vorwurf der Täuschung zurück, Herr Kollege Kohl. Dies ist einfach nicht wahr.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Voll wahr! Voll begründet war er!)

    Wenn Sie sich erkundigten, dann wüßten Sie ,das. Lesen Sie doch einmal das Bundestagsprotokoll. Wenn Sie keine Zeit haben, setzen Sie einen Ihrer vielen Referenten daran — in Mainz oder anderswo —, daß er Ihnen sagt,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Getäuscht haben Sie! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    was hier, was in den Ausschüssen und was gegenüber Herrn Barzel und Herrn Stücklen über die
    Verhandlungen damals dargelegt worden ist. Dann
    können Sie nicht die Behauptungen aufrechterhalten, die Sie hier soeben erhoben haben, schon gar nicht den Vorwurf der Täuschung!

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Brandt ist ein Wahrheitsrisiko!)

    So redet man nicht, zumal wenn man einen solchen Anspruch erhebt, wie Sie ihn hier heute haben erheben wollen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Das zweite ist: Es geht ganz schlicht um eine späte Regelung von Fragen, zumal von solchen aus dem letzten Krieg, nämlich um eine Abgeltung — Pauschalierung hat es der Bundesaußenminister genannt — für das, was Arbeitnehmer, Arbeiter aus einem anderen Land hier doch zweifellos bezahlt haben, oder nicht?!

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Die kriegen ja nichts dafür!)

    Drittens geht es, Herr Ministerpräsident Kohl, um den Zusammenhang mit dem Schicksal einer großen Zahl von Deutschen, die auf die Ausreise warten. Hier kommt die Begründung dafür, Herr Ministerpräsident Kohl, daß ich noch einmal sage: Sie haben entweder die Papiere nicht gelesen oder sagen etwas,

    (Zuruf von der SPD: Wider besseres Wissen!)

    wovon Sie wissen müßten, daß es nicht stimmt. Denn: Wenn Sie behaupten, nach der damaligen Vereinbarung, die zunächst der Staatssekretär Duckwitz, dann der Bundesaußenminister Scheel ausgehandelt haben, sei der Inhalt der damaligen Information, seien die von 'den Herren damals ausgehandelten Ziffern nicht bekanntgegeben worden, dann sagen ich Ihnen wieder: Fragen Sie Ihre Kollegen, die damals Ihre Fraktion, die damals Sie in den zuständigen Ausschüssen des Bundestages vertreten haben! Dann werden Sie nicht bestätigen können, daß Sie hier einen Vorwurf zu Recht erhoben haben, sondern dann müssen Sie zugeben, daß Sie hier leichtfertig Vorwürfe erheben, die so nicht aufrechterhalten werden können.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Was Sie sagen, stimmt nicht! — Seiters [CDU/CSU] : Aus Ihrem Munde nimmt sich das Wort „leichtfertig" sehr gut aus!)

    Und nun, Herr Ministerpräsident Kohl, in diesem Zusammenhang etwas zu meiner Mannheimer Rede, die Ihnen nicht gefallen hat; ich habe sie ja auch nicht deshalb gehalten, damit sie Ihnen gefiele,

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    sondern ich habe sie gehalten, um meinen politischen Freunden das zu sagen, was ich als meine Meinung sagen wollte.

    (Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : Sie sind ein Sicherheitsrisiko!)




    Brandt
    Jetzt will ich Ihnen mal sagen, was zu unserem Gegenstand ausgeführt wurde; das paßt nämlich sehr schön in diese Debatte.

    (Seiters [CDU/CSU]: Ihre subjektive Überzeugung ist das!)

    Ich sagte — darf ich das, Herr Präsident, dem Hohen Hause vortragen, nachdem es in die Debatte eingeführt ist —:

    (Dr. Jenniger [CDU/CSU] : Sie beleidigen die Menschen!)

    Als ein Trauerspiel bezeichne ich, was die Führer der Unionsparteien am Beispiel der Vereinbarungen mit Polen aufführen.

    (Beifall bei der SPD)

    — Das war eine der Feststellungen, die ich getroffen habe. Ich sagte weiter:
    Da ist nicht nur Opportunismus im Spiel, sondern bei einigen der Beteiligten auch Schlimmeres. Als ob man jahrelange Bemühungen um die Menschen an innerparteilichem Streit scheitern lassen dürfte! Als ob man Aussöhnung als etwas Erledigtes abhaken dürfte, während es sie doch sorgsam zu pflegen gilt!
    Gewiß, die Vereinbarungen mit der Volksrepublik Polen sind ein Kompromiß in den Ziffern, aber sie sind nach gemeinsamem Willen ein Durchbruch in eine Zukunft, die nicht mehr durch die Vergangenheit belastet werden soll. Ich meine, es ist ein Armutszeugnis der Opposition, daß sie zum Kompromiß schwankt und zum Durchbruch schweigt. So entwickeln die Unionsparteien ihre Art von Tradition: In Lebensfragen der Nation schwanken sie zwischen Enthaltung und Zersplitterung.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP)

    Und dann habe ich zu diesem Punkt noch hinzugefügt:
    Ich meine, weder unser Land noch Europa haben Zeit oder Lust, mit dem Fortschritt zu warten,
    — dem jetzt möglichen, Herr Ministerpräsident Kohl, in der Beziehung zu diesem Land, über das Adenauer zu Recht so gesprochen hat, wie Sie es uns in Erinnerung rufen —
    bis CDU und CSU ihre Isolierung wenigstens gegenüber ihren europäischen Schwesterparteien überwunden haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Das habe ich hierzu gesagt, und das wollte ich dem Hohen Hause nicht vorenthalten.

    (Seiters [CDU/CSU] : Ist das alles?)

    Nun ergeben sich in unmittelbarem Zusammenhang mit dem heutigen Thema folgende Fragen:
    Erstens: Dient die durch diese Abmachung ein Stück weiterentwickelte, konkretisierte Politik der Entspannung, dient sie der Sicherheit unseres Landes, der Zukunft unseres Volkes? Dazu kann man verschiedene Meinungen haben, natürlich. Aber wir sind dieser Meinung. Wir haben diese Frage mit Ja beantwortet und beantworten sie mit Ja.
    Zweitens: Ist diese Politik eingebettet in die Politik der Atlantischen Allianz? Das kann man nun schon nicht mehr bestreiten, da gibt es gar keine Kontroverse, sondern diese Frage muß einfach auf Grund der Kommuniqués des Atlantischen Bündnisses mit Ja beantwortet werden. — Also ein subjektives Ja und ein objektives.
    Und nun frage ich drittens: Will die Union konkret an dieser Politik weiterarbeiten, oder will sie sich nur mit relativ wolkigen Reden, wie sie Herr Kohl dazu gehalten hat, um das Thema selbst herummogeln?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wenn man das jetzt beanstandet, hat das gar nichts mit moralischer Aufteilung zu tun, sondern das ist eine ganz nüchterne Frage der politischen Beurteilung.
    Meine Mannheimer Einschätzung ist eine Frage einer ganz nüchternen, harten — gebe ich zu — politischen Beurteilung und nicht einer moralischen Kategorisierung.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Wenn die Antwort auf die dritte Frage nein ist, d. h. wenn die Union diese Politik, schwierig wie sie ist, in Frage stellt, gegen sie agitiert, mir auch heutzutage ein bißchen leicht auf das Biertischgerede zu diesem Thema hört — mehr als auf das, was an eigentlichen neuen Notwendigkeiten jetzt vor uns steht —,

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Wir trinken nicht nur Kognak!)

    dann müssen Sie den Anhängern der Politik, die in den Verträgen und Vereinbarungen zum Ausdruck kommen, einräumen, daß sie sagen — und ich sage dies —: Ihr Infragestellen der Weiterführung dieser Politik, Ihre Agitation gegen diese Politik führt uns weg vom Ausgleich, führt uns weg auch von einer mit den Verbündeten gemeinsam entwickelten Politik, droht uns in die Isolierung zu führen und wird damit, ob Sie es wollen oder nicht, objektiv zu einem Risiko für unsere Sicherheit. Das ist das Problem!

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Jawohl, Herr Major! Herr Major, Sie kennen sich aus in Sicherheitsfragen! — Seiters [CDU/CSU] : Chef von Guillaume! — Dr. Jenninger [CDU/CSU]: Herr von Guillaume ist das! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/ CSU — Demonstrativer Beifall bei der SPD)

    Wer lesen und hören konnte, der konnte verstehen,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Guillaume!)

    daß hier bei dem Ausdruck, der Sie besonders gestört hat, nicht

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Armes Deutschland!)




    Brandt
    im technischen oder bürokratischen Sinne von einem „security risk" die Rede war — das wäre unsinnig —, sondern von dem, wovon ich gesprochen habe, einem Risiko für die Sicherheit unseres Landes, einer Gefährdung dieser Sicherheit, wie es heißt,

    (Lebhafte Zurufe von der CDU/CSU — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Sie waren doch Spion! — Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    in der Außen- wie in der Innenpolitik, wirtschaftlich wie sozial. Darum geht es in der Sache.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Wer war denn Spion in Schweden? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Da ist es leicht, einen Pappkameraden aufzubauen
    und dann auf den zu schießen. Hier geht es um

    (Seiters [CDU/CSU] : Um Guillaume!)

    politischen Streit, und zu dem muß ich Ihnen jetzt, da Sie es gerne hören wollen, noch zusätzlich etwas sagen.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Haß wollen Sie säen!)

    — Ach, das ist doch grober Unfug, Herr Kollege, wenn Sie von Haß sprechen. Das Gegenteil ist doch der Fall.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Nein, Sie wollen Haß! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU -Dr. Dregger [CDU/CSU]: Haßerzeuger sind Sie! — Gegenrufe von der SPD)

    Selbst nach der Rede, die Herr Kohl hier gehalten hat, sage ich: Ich bin mit ihm doch nicht auseinander, sondern ich treffe mich doch mit ihm, wo es um die Sorge geht, um die Sicherheit im Inneren und im Äußeren. Aus dieser Sorge heraus habe ich meinem Parteitag sagen müssen, was ich von Ihnen halte.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Herr Kollege Kohl, ich habe Sie in Mannheim gefragt, wo eigentlich bei Ihrer Partei oder Ihrem Parteienbündnis rechts aufhört. Die Antwort darauf würde nämlich auch etwas zum Vertrauensverhältnis zwischen den demokratischen Parteien beitragen.

    (Beifall bei der SPD — Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Wo hört denn bei Ihnen links auf? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich frage Sie heute, wo eigentlich Ihre Empörung war, wo eigentlich Ihre Aufgeregtheit war, als Herr Carstens in Anspruch nahm, seine Partei oder Parteiengruppe vertrete allein

    (Wehner [SPD]: Hört! Hört! — Zurufe von der CDU/CSU: Geschlossen! — Windelen [CDU/CSU] : Geschlossen und entschlossen!)

    die freiheitliche Ordnung in unserem Lande; oder
    als Herr Dregger versuchte, die größte Partei dieses Landes in die geistige Nähe des Terrorismus zu rücken;

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört! — Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU] : Die billigste Methode, die es gibt! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    oder als Herr Strauß den beiden Koalitionsparteien in diesem Hause anlastete,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das sind doch Tatsachen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    in ihren Reihen säßen Sympathisanten, wie er sich ausdrückte, der Baader-Meinhof-Verbrecher;

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört! — Zurufe von der CDU/CSU: Gruppe!)

    oder als andere uns als Wegbereiter des Kommunismus denunzieren wollten, bis hin zu Herrn Jaegers russischen Truppen am Rhein, die angeblich hierherkämen, wenn es einen Regierungswechsel gäbe;
    — oder, Herr Windelen, da Sie sich eben selbst bemerkbar gemacht haben, bis hin zu Ihrer ausdrücklichen Bestätigung des bösen Wortes vom Untergang Deutschlands. Sie sollten den Mund halten, statt sich aufzuregen.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Seiters [CDU/CSU] : Warum mußten Sie denn zurücktreten? Stücklen [CDU/CSU] : Herr Brandt, so weit sind wir noch nicht!)

    — Sollte; ich gebe ja nur einen guten Rat, Herr Kollege Stücklen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Ich darf doch noch einmal, damit unter uns klar und damit es auch im Protokoll des Deutschen Bundestages verzeichnet ist, folgendes sagen.

    (Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : Er badet gern lau! — Seiters [CDU/CSU] : Der Regierung fehlt ein Kopf!)

    Ich habe am 15. November 1975 folgendes wörtlich ausgeführt:
    ... es ist nun einmal leider so, daß die Politik der Union — und nur darum geht es —— die Politik der Union —
    meiner Überzeugung nach ein Risiko bedeutet — nein, mehr als ein Risiko —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was denn?)

    für die Sicherheit unseres Landes und für das Wohlergehen unseres Volkes.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Sie sind die Unsicherheit! Sie persönlich!)

    Um diese politische Aussage geht es und nicht um etwas, was man mir sonst noch zu unterschieben versucht hat.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Sie sind doch das Risiko! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/ CSU] : Sie sind Deutschlands Sicherheitsrisiko Nummer eins! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Das von einem Mann, der es ist!)




    Brandt
    — All Ihr Dazwischenreden zeigt ja nur, daß Ihnen das peinlich ist. Sie wollen von einer Ihnen politisch unangenehmen Situation ablenken. Das wird Ihnen nicht gelingen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Jenninger [CDU/CSU]: Wer hat Brandt abgelöst? — Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Warum hat Herr Wehner Sie als Sicherheitsrisiko davongejagt? — Dr. Stark (Nürtingen] [CDU/CSU] : Sie sind menschlich gescheitert! — Weiter anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    Deshalb darf ich fortfahren:
    Ich will noch einmal begründen, worum es dabei geht. Uns allen klingen doch noch jene berüchtigten Äußerungen des CSU-Vorsitzenden Strauß im Ohr, man könne gar nicht genug an allgemeiner Konfrontierung schaffen;

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Ein seltsamer Nobelpreisträger!)

    nur anklagen und warnen, keine Rezepte nennen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie tun es!)

    Ich habe gesagt

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Das wandelnde Sicherheitsrisiko!)

    bzw. gefragt:
    Haben denn die Nachdenklichen hierzulande so schnell wieder vergessen, was geschah, als sich Bundesregierung und Koalition mühten, die wirtschaftliche Lage unseres Landes trotz der Kriseneinflüsse von außen zu sichern?

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Warum hat der Wehner ihn denn weggejagt!?)

    Da zogen Panikmacher durchs Land und verbreiteten Unsicherheit — also das Gegenteil von Sicherheit — und Angst.
    Das ist das eine. Das andere ist die außenpolitische Isolierung, in die uns die Union führen würde, wenn man ihren Wortführern folgte.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Sie sind das Sicherheitsrisiko Nummer eins!)

    Sie haben sich um Ihrer internen Auseinandersetzung willen — oder aus welchen Gründen auch immer — dem jetzt notwendigen Schritt der Aussöhnung mit Polen entzogen.
    Das zeigt auch der heutige Tag.
    Sie wollten, daß unser Stuhl auf der Europäischen Sicherheitskonferenz als einziger unter 35 Staaten — Albanien einmal außen vorgelassen — leer bleiben sollte, obwohl — neben anderem — gerade auf dieser Konferenz die Geschlossenheit des westlichen Bündnisses und die weitgehende Übereinstimmung mit den Neutralen so stark zur Geltung kam wie selten zuvor.
    Ich kann die CSU und die CDU nicht daran
    hindern, sich selbst für regierungsunfähig zu
    erklären. Ich kann schon gar nicht erzwingen, daß der CDU-Vorsitzende Kohl den riskanten Weg seines Rivalen Strauß verläßt.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Denken Sie an Herrn Guillaume!)

    Aber ich kann in einer klaren Sprache feststellen, was — aus meiner Sicht — ist.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Warum hat Herr Wehner Sie denn davongejagt? — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/ CSU] : Warum sagte Herr Wehner, .die SPD brauche einen Kopf?)

    Die CDU/CSU geht mit ihrer heutigen Politik das Risiko ein, daß unsere innere Stabilität und Sicherheit ausgehöhlt werden. Ihre Politik, wenn man sie ernst nimmt — und das muß man doch wohl von der anderen Seite her erwarten —, bedeutet ein Risiko für die Entspannung und für die Sicherheit nach außen. Und nun liegt es nicht an uns, sondern es liegt an der Union, aus einem Risiko eine Alternative für unser Land zu machen.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch noch dies, Herr Ministerpräsident Kohl:

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Es wird nicht besser, je mehr Sie auch reden!)

    Das Wort von der gemeinsamen Verantwortung der Demokraten muß für alle gelten, die verantwortungsvoll die Macht 'in der Demokratie anstreben. Der Hunger nach der Macht ohne Verantwortung ist und bleibt ein ernstes Risiko, nein, eine Gefahr. Und auch darüber muß gesprochen werden.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Sie sind eine Gefahr! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist die Methode „Haltet den Dieb" !)

    Das ist das, worum es geht. Davon bringen Sie mich durch Ihre Zurufe nicht ab.

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : Warum mußten Sie denn zurücktreten? — Seiters [CDU/CSU] : Hat Wehner Sie zurückgetreten? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich habe niemanden verdächtigt. Ich tue es selbst nach den dummen, törichten Zwischenrufen, die Sie hier machen, nicht.

    (Beifall bei der SPD — Haase [Kassel] [CDU/CSU] : Das sind doch Tatsachen!)

    Ich sage Ihnen nur: Von dem, was ich auf Grund meiner politischen Überzeugung mit dem Auftrag meiner Freunde, der größten Partei dieses Landes, zu sagen habe, bringen Sie mich auch durch persönliche Verunglimpfung nicht ab, weder hier noch anderswo!

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)




    Brandt
    Ich spreche bei allem, was Ihnen nicht gefällt, als ein Mann, der von Ihnen Nachhilfeunterricht in Sachen der Demokratie nicht nötig hat.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/ CSU] : Denken Sie an Golo Mann, der von Goebbelschen Methoden sprach!)

    Ich spreche als Vorsitzender der deutschen Sozialdemokraten,

    (Franke [Osnabrück] [CDU/CSU] : Wir zitieren nur Wehner!)

    die nie behauptet haben, daß sie der Staat seien oder gar unfehlbar seien oder alleine im Pakt mit der Vernunft seien, sondern die sich wie jeder andere nur bemühen können, dem, worum es hier geht, so nahe wie möglich zu kommen, die sich aber, Herr Kohl und meine Kollegen von der CDU/CSU,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sicherheitsrisiko!)

    von niemandem einschüchtern lassen, ihre Auffassungen so zu vertreten, daß jeder draußen im Lande sie verstehen wird.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP — Seiters [CDU/CSU] : Wo bleiben die Rosen von Wehner?)