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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 199. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 5. November 1975 Inhalt: Eintritt des Abg. Schetter in den Deutschen Bundestag 13631 A Amtliche Mitteilung ohne Verlesung . . . 13631 B Aussprache über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1976 (Haushaltsgesetz 1976) Drucksache 7/4100 — in Verbindung mit Beratung des Finanzplans des Bundes 1975 bis 1979 — Drucksache 7/4101 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Haushaltsstruktur (Haushaltsstrukturgesetz) — Drucksachen 7/4127, 7/4193 — Bericht und Antrag des Haushaltsausschusses — Drucksachen 7/4224, 7/4243 — in Verbindung mit Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuer- und Gewerbesteuergesetzes (Steueränderungsgesetz 1975) — Drucksache 7/3667 — Strauß CDU/CSU 13631 D Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller SPD 13648 D Hoppe FDP 13656 D Leicht CDU/CSU 13660 D Dr. Apel, Bundesminister BMF 13688 B Dr. Carstens (Fehmarn) CDU/CSU 13693 B Dr. von Bülow SPD 13700 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 13706 B Moersch, Staatsminister AA 13714 B Dr. Müller-Hermann CDU/CSU 13717 C Dr. Ehrenberg SPD 13723 A Dr. Friderichs, Bundesminister BMWi . 13727 B Dr. Sprung CDU/CSU 13729 C Blank SPD 13731 D Wohlrabe CDU/CSU 13732 C II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. November 1975 Fragestunde — Drucksache 7/4242 vom 31. 10. 1975 — Fristverlängerung für Beitragsnachentrichtung der Selbständigen zur Rentenversicherung sowie Mittel für die Stiftung für die Alterssicherung älterer Selbständiger MdlAnfr Al 31.10.75 Drs 07/4242 Rollmann CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 13668 D, 13669 A, B, C ZusFr Rollmann CDU/CSU 13669 A ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . 13669 B Gewährung von Vergünstigungen an Zivildienstleistende bei Benutzung öffentlicher Einrichtungen MdlAnfr A2 31.10.75 Drs 07/4242 Gansel SPD Antw PStSekr Buschfort BMA . 13669 C, 13670 A ZusFr Gansel SPD . . . . . . . . 13670 A Kapazitätsberechnung an den Hochschulen MdlAnfr A3 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Schweitzer SPD Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 13670 B, D, 13671 A ZusFr Dr. Schweitzer SPD . . . . 13670 D Ausdruck „Ausland" als Geburtsortangabe in den Zulassungsbescheiden der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) für in Mittel- und Ostdeutschland geborene Studenten MdlAnfr A4 31.10.75 Drs 07/4242 Gerlach (Obernau) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW . . 13671 A, B, C ZusFr Gerlach (Obernau) CDU/CSU . . 13671 B, C Benachteiligung der Versicherten der Regierungsbezirke Niederbayern und Oberpfalz durch das neue Tarifsystem der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherungen MdlAnfr A5 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Jobst CDU/CSU MdlAnfr A6 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi 13671 D, 13672 A, B, C, D, 13673 A ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . . . . 13672 A, B, C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . 13672 D ZusFr Kiechle CDU/CSU . . . . . . 13673 A Einkommensbelastung der Kraftfahrer durch die Erhöhung der Mineralölsteuer MdlAnfr A8 31.10.75 Drs 07/4242 Milz CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . 13673 A, C, D ZusFr Milz CDU/CSU . . . . . . . 13673 B, C ZusFr Nordlohne CDU/CSU 13673 C Einschränkung der Förderungsmittel für Industrieansiedlung in Ballungsräumen zugunsten schwachstrukturierter Gebiete MdlAnfr A9 31.10.75 Drs 07/4242 Spranger CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . . 13673 D, 13674 A, B, C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 13674 A, B ZusFr Spranger CDU/CSU 13674 C Ankauf oder Subventionierung der anwachsenden Kohlenhaldenbestände durch die Bundesregierung zum Zwecke der Bildung einer nationalen Energiereserve zur Überbrückung künftiger Versorgungskrisen MdlAnfr A10 31.10.75 Drs 07/4242 Thürk CDU/CSU MdlAnfr A11 31.10.75 Drs 07/4242 Thürk CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 13674 C, D, 13675 A, B, C ZusFr Thürk CDU/CSU 13675 A, B ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD . 13675 C Unterdrückung der Veröffentlichung von Testergebnissen der Stiftung Warentest durch die betroffenen Hersteller MdlAnfr Al2 31.10.75 Drs 07/4242 Hansen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 13675 D, 13676 A, B ZusFr Hansen SPD . . . . . . . . . 13676 A ZusFr Frau Dr. Riedel-Martiny SPD . . . 13676 B Entwicklung des Primärenergie- und Stromverbrauchs in den drei ersten Quartalen 1975 MdlAnfr A13 31.10.75 Drs 07/4242 Kern SPD MdlAnfr A14 31.10.75 Drs 07/4242 Kern SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 13676 C, D, 13677 A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD . . 13676 D Förderung der einheimischen Natursteinindustrie im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" zur Sicherung der Arbeitsplätze MdlAnfr A15 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . .13677 A, C, D, 13678 A, B, C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. November 1975 III ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . 13677 C, D ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU 13677 D ZusFr Schwabe SPD 13678 B ZusFr Niegel CDU/CSU 13678 B ZusFr Milz CDU/CSU . . . . . . . 13678 C Koordination der Auslandsaktivitäten der Bundesregierung und Landesregierungen auf wirtschaftlichem Gebiet MdlAnfr A16 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Wernitz SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 13678 D, 13679 B ZusFr Dr. Wernitz SPD . . . . . . . 13679 B Auslegung der Härteklausel in § 7 des Dritten Verstromungsgesetzes durch das Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft sowie Anzahl der gemäß § 7 gestellten Anträge für 1975 MdlAnfr A17 31.10.75 Drs 07/4242 Wolfram (Recklinghausen) SPD MdlAnfr A18 31.10.75 Drs 07/4242 Wolfram (Recklinghausen) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 13679 B, D, 13680 B, C ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD . . 13679 C, 13680 B, C Errechnung des Index der Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte in den Monaten Juli und August der Jahre 1975 und 1976 MdlAnfr A21 31.10.75 Drs 07/4242 Peters (Poppenbüll) FDP Antw PStSekr Logemann BML . . . . . 13680 D, 13681 A, B, C ZusFr Peters (Poppenbüll) FDP . . 13681 A, B ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . . . . . 13681 B ZusFr Niegel CDU/CSU . . . . . . . 13681 C Beteiligung der Erzeuger beim Abbau und bei der Verwertung von Agrarüberschüssen MdlAnfr A22 31.10.75 Drs 07/4242 Niegel CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML 13681 D, 13682 A, B ZusFr Niegel CDU/CSU 13682 A ZusFr Kiechle CDU/CSU 13682 B EG-Verhandlungen mit Island über Fischereirechte innerhalb der 200-Meilen-Zone unter Berücksichtigung von britischen Interessen MdlAnfr A23 31.10.75 Drs 07/4242 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML 13682 C, 13683 A, B ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . . . . 13683 A, B Einsatz der Bundesregierung für eine Kostenbeteiligung auch der deutschen Milcherzeuger im EG-Ministerrat MdlAnfr A24 31.10.75 Drs 07/4242 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML . . . 13683 C, D, 13684 A, B ZusFr Eigen CDU/CSU 13683 C, D ZusFr Kiechle CDU/CSU 13684 A, B Einfuhrverbot für Singvögel aus Italien zur Bekämpfung des Vogelmords MdlAnfr A25 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Gruhl CDU/CSU MdlAnfr A26 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Gruhl CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML . . . . 13684 C, D, 13685 A, B, C ZusFr Dr. Gruhl CDU/CSU . 13684 D, 13685 A, B Sicherstellung der Trinkwasserversorgung aus dem Rhein MdlAnfr A27 31.10.75 Drs 07/4242 Josten CDU/CSU MdlAnfr A28 31.10.75 Drs 07/4242 Josten CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schmude BMI . . . 13685 C, D, 13686 B, C, D ZusFr Josten CDU/CSU . . . . . . 13686 B, C ZusFr Dr. Gruhl CDU/CSU 13686 D Ausdehnung der Maßnahmen gegen die Beschäftigung Radikaler im öffentlichen Dienst auf in öffentlichem Auftrag eingesetzte Busfahrer bei privaten Firmen MdlAnfr A32 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Sperling SPD MdlAnfr A33 31.10.75 Drs 07/4242 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Schmude BMI . 13687 A, C ZusFr Dr. Sperling SPD . . . . . . 13687 B, C ZusFr Hansen SPD . . . . . . . . . 13687 C Konsequenzen aus den Feststellungen des Bundesrechnungshofs über die Zahl der Dienstwagen in den Bundesverwaltungen MdlAnfr A34 31.10.75 Drs 07/4242 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Schmude BMI . . . 13687 D Nächste Sitzung 13737 C IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode —199. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. November 1975 Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13739* A Anlage 2 Verletzung des Persönlichkeitsschutzes durch Angabe des Aktenzeichens und der Namen der Prozeßbeteiligten auf Umschlägen von Briefsendungen der Justizbehörden MdlAnfr A2 19.9.75 Drs 07/4038 Brandt (Grolsheim) SPD ErgSchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . 13739* B Anlage 3 Verlängerung der Gültigkeitsfristen für Jagdscheine MdlAnfr A20 31.10.75 Drs 07/4242 Wawrzik CDU/CSU SchrAntw PStSekr Logemann BML . . . 13739* C Anlage 4 Pressemeldung über die Errichtung von Atomkraftwerken bei Stockstadt und Kahl und einer Wiederaufbereitungsanlage bei Rieneck MdlAnfr A29 31.10.75 Drs 07/4242 Lambinus SPD MdlAnfr A30 31.10.75 Drs 07/4242 Lambinus SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schmude BMI . . . 13739* D Anlage 5 Strahlengefährdung durch einen in Unterfranken gefundenen Metallzylinder mit radioaktivem Material MdlAnfr A31 31.10.75 Drs 07/4242 Schäfer (Appenweier) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schmude BMI . . . 13740 *B Anlage 6 Aushändigung von Durchschriften ausgefüllter amtlicher Formulare an Bürger als Unterlage über die von ihnen eingereichten Angaben MdlAnfr A35 31.10.75 Drs 07/4242 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schmude BMI . . . 13740* C Anlage 7 Unterstützung der Empfehlung 768 des Europarats und der „Deklaration über die Folter° des 5. UN-Kongresses über Verbrechensverhütung und Strafvollzug durch die Bundesregierung MdlAnfr A36 31.10.75 Drs 07/4242 Frau von Bothmer SPD MdlAnfr A37 31.10.75 Drs 07/4242 Frau von Bothmer SPD SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 13740 *D Anlage 8 Verbesserung des Gesetzes über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen MdlAnfr A38 31.10.75 Drs 07/4242 Horstmeier CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. de With BMJ . . . 13741* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. November 1975 13631 199. Sitzung Bonn, den 5. November 1975 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 197. Sitzung, Seite 13 533 A, Zeile 10 ist statt „Drucksache 7/4112" zu lesen: „Drucksache 7/4212" Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 7. 11. Dr. Aigner * 7.11. Alber ** 6. 11. Dr. Artzinger * 7. 11. Baier 7. 11. Behrendt * 7. 11. Dr. Böger 5. 11. Prof. Dr. Burgbacher * 7. 11. Dr. Eppler 7. 11. Fellermaier * 7. 11. Frehsee * 7. 11. Frau Funcke 7. 11. Gerlach (Emsland) * 7. 11. Glombig 7. 11. Graaff 12. 12. von Hassel 5. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 7. 11. Kater 7. 11. Kiep 5. 11. Dr. Kiesinger 7.11. Dr. Köhler (Wolfsburg) 7. 11. Lange * 7. 11. Lautenschlager * 7. 11. Memmel * 7. 11. Müller (Mülheim) * 7. 11. Frau Dr. Orth 28. 11. Pieroth 5.11. Rosenthal 5. 11. Dr. Schulz (Berlin) * 7.11. Dr. Schwencke (Nienburg) ** 7. 11. Dr. Schwörer * 6. 11. Seefeld ` 7. 11. Sieglerschmidt 7.11. Springorum * 7.11. Suck * 7. 11. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 12. 12. Walkhoff * 7.11. Baron von Wrangel 7.11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Brandt (Grolsheim) (SPD) (Drucksache 7/4038 Frage A 2 187. Sitzung, Seite 13182* Anlage 3) : Durch Ihr Schreiben von 30. September 1975 habe ich erstmals von der Praxis eines Gerichts erfahren, eine zuzustellende Postsendung außer mit der An- Anlagen zum Stenographischen Bericht schrift der Person, an die zugestellt werden soll, der Bezeichnung der absendenden Stelle und der Geschäftsnummer auch mit den Namen der Prozeßparteien zu versehen. Die Praxis des Landgerichts Baden-Baden findet keine Rechtfertigung durch § 211 Abs. 1 Satz 2 ZPO. Ich stimme Ihrer Auffassung zu, daß entsprechende Vermerke auf den Briefumschlägen für die Feststellung der Identität des zuzustellenden Poststücks nicht erforderlich und im Hinblick auf den Schutz des Persönlichkeitsrechts der Betroffenen nicht unbedenklich sind. Die Bundesregierung hält gesetzgeberische Maßnahmen nicht für erforderlich, da das Problem im Wege der Dienstaufsicht durch den Erlaß von Verwaltungsvorschriften der Länderjustizminister geregelt werden kann. Ich habe veranlaßt, daß die Angelegenheit der Landesjustizverwaltung Baden-Württemberg zur Kenntnis gebracht worden ist. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wawrzik (CDU/CSU) (Drucksache 7/4242 Frage A 20) : Ist die Bundesregierung bereit, im Interesse der Verringerung von Verwaltungskosten die Gültigkeitsfristen von Jagdscheinen von einem Jahr auf drei oder fünf Jahre zu erweitern? Der Begriff „Jahresjagdschein" ist in § 15 des Bundesjagdgesetzes normiert und wird in anderen Rechtsvorschriften des Bundes und der Länder entsprechend verwendet. Eine Änderung mit dem Ziel, die Gültigkeitsdauer auf drei oder fünf Jahre zu erweitern, könnte nur vom Gesetzgeber getroffen werden. Gegen eine solche Änderung sprechen aber verschiedene Gründe, so daß eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer nicht tunlich erscheint. Anlage 4 Antwort des Pari. Staatssekretärs Dr. Schmude auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lambinus (SPD) (Drucksache 7/4242 Fragen A 29 und 30) : Treffen Presseveröffentlichungen über ein Gutachten der Kernforschungsanstalt Jülich zu, nach welchen in Unterfranken in den nächsten Jahren drei neue Atomanlagen, und zwar bei Stockstadt und Kahl je ein Atomkraftwerk und bei Rieneck eine Wiederaufbereitungsanlage errichtet werden sollen? Trifft es zu, daß die für Rieneck geplante Wiedergewinnungsanlage für Reaktorbrennstoff jährlich 1 500 Tonnen Brennstoff durch Umwandlung von Plutonium für Leichtwasserreaktoren produzieren soll und bisher in der Bundesrepublik Deutschland noch keinerlei Erfahrungen mit dem geplanten Typ der Anlage gesammelt werden konnten? 13740* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. November 1975 Zu Frage A 29: An dem Forschungsvorhaben „Zukünftige radioaktive Umweltbelastung in der Bundesrepublik Deutschland durch Radionuklide aus kerntechnischen Anlagen im Normalbetrieb" sind Institute der Technischen Hochschule Aachen und der Kernforschungsanlage Jülich beteiligt. In dem den Presseveröffentlichungen zugrunde liegenden 1. Bericht über dieses Vorhaben wird abgeschätzt, wie sich bei einer angenommenen raschen Zunahme des Energiebedarfs und des Einsatzes der Kernenergie die radioaktive Umweltbelastung in der Bundesrepublik im Laufe der nächsten 100 Jahre entwickeln würde. Hierbei wurden den Berechnungen unterschiedliche Annahmen über Art, Anzahl und regionale Verteilung von kerntechnischen Anlagen zugrunde gelegt. Die in den einzelnen Fallstudien enthaltenen Standorte sind somit insgesamt rein hypothetisch. Das gilt auch für die in zwei Abbildungen des Berichts eingezeichneten Kernkraftwerke bei Kahl — neben dem dort bestehenden Versuchskraftwerk —, ebenso für die Prozeßwärmeanlage bei Stockstadt und die Wiederaufarbeitungsanlage bei Rieneck. In einer weiteren Abbildung des Berichts sind an den genannten Standorten keine kerntechnischen Anlagen eingezeichnet. Der Bericht enthält somit weder eine Standortplanung noch gar eine Standortfestlegung. Er soll vielmehr die Möglichkeit eröffnen, bereits heute die voraussichtlichen radiologischen Belastungen durch kerntechnische Anlagen bis weit über das Jahr 2000 hinaus abzuschätzen und ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu beurteilen. Zu Frage A 30: Es trifft nicht zu, daß für den Raum Rieneck eine Wiederaufarbeitungsanlage für Kernbrennstoffe geplant ist. Richtig ist lediglich, daß Wissenschaftler in dem Bericht über das soeben genannte Forschungsvorhaben im Rahmen hypothetischer Annahmen in eine Abbildung im Raume Rieneck eine Wiederaufbereitungsanlage eingezeichnet haben. Diese Abbildung bezieht sich etwa auf das Jahr 2070, denn frühestens in diesem Jahr wird die Stromerzeugung in der Bundesrepublik eine Gesamtleistung von 540 Gigawatt erreichen. In einer zweiten Annahme für das Jahr 2070 haben die Wissenschaftler im Raum Rieneck keine Wiederaufbereitungsanlage eingezeichnet. Von einer entsprechenden Planung für den Raum Rieneck kann also nicht die Rede sein. Zu Ihrer Frage nach den bisher gesammelten Erfahrungen weise ich darauf hin, daß eine kleinere Wiederaufarbeitungsanlage bereits seit einigen Jahren beim Kernforschungszentrum Karlsruhe in Betrieb ist. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schmude auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schäfer (Appenweier) (SPD) (Drucksache 7/4242 Frage A 31) : Treffen Pressemeldungen zu, nach denen in Unterfranken ein mit radioaktivem Material gefüllter Metallzylinder gefunden wurde, und kann die Bundesregierung mitteilen, ob eine Strahlengefährdung vorhanden war? Bei dem angeblich „radioaktiven Material enthaltenden Metallzylinder", der einer Einheit der US-Streitkräfte im Verlauf des Manövers „Reforger VII am 23. Oktober 1975 abhanden gekommen war, handelt es sich um ein Strahlenmeßgerät. Das Gerät wurde wieder aufgefunden und konnte bereits am 24. Oktober 1975 über die Militärpolizei der betroffenen Einheit unversehrt wieder zugestellt werden. Eine Gefährdung der Bevölkerung war durch diesen Verlust zu keiner Zeit gegeben. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schmude auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4242 Frage A 35) : Trifft es zu, daß die meisten amtlichen Formulare und Fragebogen den Bürgern, die sie auszufüllen haben, ohne Zweitschrift zugesandt oder ausgehändigt werden, so daß die Bürger entweder sich umständlich Abschriften oder Ablichtungen fertigen müssen oder keine Unterlagen über die eingereichten Angaben behalten (z. B. Anträge für Wohngeld, Ausbildungsförderung u. v. a. m.), und ist die Bundesregierung bereit, entsprechend dem bei Steuererklärungen bereits üblichen Verfahren, in allen Fällen, in denen sie für die Regelung des Verwaltungsverfahrens zuständig ist, die grundsätzliche Aushändigung von Durchschriften oder Zweitschriften an die betroffenen Bürger vorzusehen? Der Bundesregierung ist bekannt, daß es — im Gegensatz zu der Praxis z. B. im Besteuerungsverfahren — in verschiedenen Bereichen der Verwaltung bisher nicht üblich ist, dem Bürger amtliche Formulare und Fragebogen in doppelter Ausfertigung zuzusenden oder auszuhändigen. So werden z. B. nach meinen vorläufigen Feststellungen für Anträge auf Wohngeld und auf Ausbildungsförderung dem Bürger keine Zweitausfertigungen überlassen. Die Bundesregierung hält es durchaus für sachgerecht, dem Bürger Doppelstücke von Formularen und Fragebogen in Fällen zur Verfügung zu stellen, in denen ein Interesse an der Zurückbehaltung eines Doppels zu unterstellen ist. Unter Beteiligung der Länder, die die einschlägigen Bundesgesetze auszuführen und in der Regel deren Kosten ganz oder teilweise zu tragen haben, wird die Bundesregierung prüfen, in welchen Sachbereichen die Aushändigung von doppelten Ausfertigungen amtlicher Formulare und Fragebogen vorgesehen werden kann. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau von Bothmer (SPD) (Drucksache 7/4242 Fragen A 36 und 37) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die Auslieferung oder Ausweisung nach Ländern, in denen die Folter angewandt oder von den Behörden geduldet wird, Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention widerspricht, und wird sie demgemäß die Empfehlung 768 der Parlamentarischen Versammlung des Europarats im Ministerkomitee unterstützen? Ist die Bundesregierung bereit, die Deklaration über die Folter des 5. UN-Kongresses über Verbrechensverhütung und Straf- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 199. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. November 1975 13741* vollzug auf der gegenwärtigen UN-Vollversammlung zu unterstützen und gegebenenfalls die rechtlichen Bindungen der darin enthaltenen Prinzipien zu stärken? Zu Frage A 36: Nach Artikel 3 der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten darf niemand „der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden". Nach ständiger Entscheidungspraxis der Europäischen Kommission für Menschenrechte kann ein Vertragsstaat der Konvention die Bestimmung des Artikels 3 durch die Auslieferung oder Abschiebung einer Person im Einzelfall verletzen, wenn nach den Umständen ernsthafter Anlaß zur Annahme besteht, daß der von der Auslieferung oder Ausweisung Betroffene in dem Staat, an den er ausgeliefert oder in den er abgeschoben werden soll, Maßnahmen erleiden wird, die durch Artikel 3 der Konvention verboten sind. Dieser Auslegung schließt sich die Bundesregierung an. Die Anwendung dieses Grundsatzes kann allerdings im Einzelfall in Konflikt treten zu internationalen Verpflichtungen, die die Vertragsstaaten der Konvention auf Grund multilateraler oder bilateraler Auslieferungsverträge übernommen haben. Schon im Jahre 1969 ist die sich hieraus ergebende Problematik innerhalb des Europarats erörtert worden. Hinzuweisen ist insbesondere auf den seinerzeit im Europäischen Ausschuß für Strafrechtsfragen beim Europarat veranstalteten Meinungsaustausch über die Anwendung des Europäischen Auslieferungsübereinkommens, bei dem folgender Beschluß gefaßt worden ist: „Selbst wenn bei der Unterzeichnung oder Ratifizierung keine diesbezüglichen Vorbehalte gemacht worden sind, sollte die Auslieferung auf Grund des Europäischen Auslieferungsübereinkommens nicht bewilligt werden, wenn — hinsichtlich der Vertragsstaaten der Europäischen Menschenrechtskonvention — die Gefahr besteht, daß die Auslieferung zu einer Verletzung der Bestimmungen dieser Konvention durch den ersuchenden Staat führt oder, was die anderen Staaten betrifft, daß die Auslieferung nicht den Grundsätzen entspricht, auf denen die Vorschriften des genannten Übereinkommens beruhen." Über den damals gefaßten Beschluß geht die Empfehlung 768 (1975) der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 3. Oktober 1975 hinaus, als sie das Ministerkomitee ersucht, den Europäischen Ausschuß für Strafrechtsfragen damit zu beauftragen, bestehende Auslieferungsverträge mit dem Ziel zu überprüfen, eine Auslieferung an solche Staaten zu verhindern, in denen die Folter praktiziert oder durch deren Regierungen geduldet wird. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese und die anderen in der Empfehlung 768 (1975) behandelten Fragen einer sehr sorgfältigen Prüfung bedürfen. Sie wird darum die Empfehlung im Ministerkomitee unterstützen. Zu Frage A 37: Die Praktizierung der Folter ist nach Auffassung der Bundesregierung verabscheuungswürdig und ein schwerer Verstoß gegen die Menschenrechte. Der vom 5. Kongreß der Vereinten Nationen für Verbrechensverhütung und Behandlung Straffälliger angenommenen Deklaration zur Folter hat daher die deutsche Delegation auf dem Kongreß zugestimmt. Die Bundesregierung wird diese Deklaration auch im Rahmen der Vollversammlung der Vereinten Nationen unterstützen. Sie ist im übrigen der Auffassung, daß das innerstaatliche deutsche Recht den Anforderungen der Deklaration voll entspricht. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Horstmeier (CDU/ CSU) (Drucksache 7/4242 Frage A 38) : Plant die Bundesregierung eine Änderung des Gesetzes über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen, und welche Verbesserungen sind vorgesehen? Der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen sowie des Gesetzes über die Entschädigung der ehrenamtlichen Richter, durch den die Entschädigungen verbessert werden sollen, ist am 15. Oktober 1975 von der Bundesregierung beschlossen und dem Bundesrat zugeleitet worden. Der Entwurf ist als Bundesrats-Drucksache 631/75 erschienen, die ich zu Ihrer Unterrichtung beifüge. Die wichtigsten Verbesserungen für Zeugen und Sachverständige bestehen darin, daß der Höchstbetrag der Entschädigung des Zeugen für Verdienstausfall von 8 DM je Stunde auf 15 DM und der Höchstbetrag für die Regelentschädigung des Sachverständigen von 30 DM je Stunde auf 50 DM heraufgesetzt werden soll. Diese Erhöhungen sind mit Rücksicht darauf erforderlich, daß die letzte Erhöhung im Jahre 1969 vorgenommen wurde und die Einkommen inzwischen erheblich gestiegen sind.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Das, was Sie gesagt haben, habe ich hier nicht zitiert, sondern ich habe mich auf die Regierungserklärung bezogen, die Herr Apel abgegeben hat, in der er diesen Zusammenhang in einer völlig falschen Weise dargestellt hat. Wenn die Bundesregierung für den Zeitraum ab 1976 selbst eine Halbierung des Außenbeitrags auf durchschnittlich nur noch 1,5 bis 2 % anstrebt, dann ist es eben unaufrichtig, mit dem Buhmann Weltrezession die eigenen Sünden verdecken zu wollen. Ich will damit dieses Thema abschließen, weil dazu schon von verschiedenen Vorrednern etwas gesagt worden ist.
    Ich komme nun zu dem für mich entscheidenden Punkt. Unsere Wirtschaft leidet heute an den Folgen einer tiefgreifenden Wachstumsstörung, an der wir bis an die Schwelle der 80er Jahre kranken werden. Es ist sehr interessant, an Hand nüchterner Zahlen festzustellen, wie seit 1969 - hier muß ich Sie wieder korrigieren, Graf Lambsdorff einschließlich der Jahre 1971, 1972 und 1973 die Investitionen der Wirtschaft nachgelassen haben, mit der Folge eines nachlassenden Wirtschaftswachstums mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Ich könnte Ihnen die Zahlen nennen. Ich beschränke mich auf zwei: 1969 hatten wir noch eine Zunahme der Bruttoanlageinvestitionen in den Preisen von 1962 von 12,1 %. Dann ging es herunter auf 11,5 % 4,5% 2,7 % 1,1 % 1974 minus 7,9 %. 1975 hat sich diese Entwicklung zunächst fortgesetzt. Einher damit ging eine Abnahme des realen Bruttosozialprodukts, die sich jeweils gegenüber dem Vorjahr veränderte. 1969 hatten wir noch ein Plus von 8,2 %, 1974 nur noch ein Plus von 0,4 % und 1975 werden wir, auch wenn uns die Entwicklung jetzt vielleicht wieder vorsichtig aus der Talsohle herausführen sollte, mit Sicherheit im Minus verbleiben.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Entwicklungen im Bereich der Investitionen sind auch die Ursache dafür, daß wir zumindest im ersten Halbjahr 1975 — das sind die Fakten, die feststehen — mit einer Schrumpfungsrate von etwa 5 °/o leben müssen. Nach den Feststellungen eines maßgeblichen Wirtschaftsinstituts hat die Investitionsschwäche der vergangenen Jahre eine Investitionslücke in eines Größenordnung von etwa 100 Milliarden DM hinterlassen. Die Folge wird eine Wachstumslücke — verlorengegangenes Wirtschaftswachsturn -- in einer Größenordnung von rund 400 Milliarden DM in den vor uns liegenden Jahren sein. Ich glaube, das ist ein ernst zu nehmender Vorgang.

    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Jaeger)

    Das zweite. Diese Inflationsflaute der letzten Jahre schlägt immer stärker auf die Arbeitsplätze



    Dr. Müller-Hermann
    durch. In den letzten Jahren sind mindestens 600 000 Arbeitsplätze vernichtet worden. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts werden nach allen jetzt vorliegenden Untersuchungen mindestens 600 000 his 650 000 Bürger in unserem Lande keine Arbeit finden, selbst wenn die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Dazu kommt, daß wegen der jetzt nachrückenden geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren mindestens 80 000 Personen jährlich zusätzlich in das Erwerbsleben eintreten werden. Allein durch diese Fakten vor dem Hintergrund von 1 Million Arbeitslosen wird klar, daß wir sehr große Anstrengungen unternehmen müssen, um in der Zukunft in erheblichem Umfang neue Arbeitsplätze zu schaffen. Geht man davon aus, daß heute im Durchschnitt für die Ausstattung eines Arbeitsplatzes etwa 100 000 DM benötigt werden, dann sieht man daran die ganze Dimension der veränderten Rahmenbedingungen, an denen sich unsere Wirtschaft in den nächsten Jahren auszurichten haben wird und für die wir als verantwortliche Politiker die nötige Vorsorge zu treffen haben.
    Wir müssen auch im Blick haben, daß der gewaltige Strukturwandel in der Weltwirtschaft mit seinen anders verlaufenden Kapitalströmen und mit dem Angebot durchaus qualifizierter billiger Arbeitskräfte unsere Wirtschaft zu ganz ungewöhnlichen Anstrengungen und Umstellungen zwingen wird. Wir können auch nicht mehr wie in der Vergangenheit damit rechnen, daß der Schrumpfungsprozeß in Krisenbereichen auf natürliche Weise durch die Expansion in Wachstumsindustrien kompensiert wird. Die CDU/CSU kann daher nur die Meinung eines sehr maßgeblichen Mitarbeiters des Herrn Bundeswirtschaftsministers unterstreichen, daß wir Vollbeschäftigung auf Dauer nur sichern können, wenn die vorhandenen Kapazitäten voll ausgelastet werden und sich der Kapitalbestand durch Erweiterungsinvestitionen erhöht.
    Die Investitionen werden damit zur Schlüsselgröße jeder zukunftsorientierten Beschäftigungs- und Wachstumspolitik, da nur sie kurzfristig Einkommen und Nachfrage und mittelfristig Arbeitsplätze schaffen können. Aus dieser Sicht der Dinge ist es auch durchaus richtig, daß der Bundeswirtschaftsminister selbst, wie schon gesagt, ein jährliches reales Investitionsvolumen von 8% voraussetzt, wenn das Sozialprodukt auf mittlere Sicht um mindestens 4,5% jährlich wachsen soll; und das wiederum ist die Voraussetzung dafür, daß wir die durchschnittliche Arbeitslosenquote auf 2,5 bis 3 % begrenzen können.
    Meine Damen und Herren, vor diesem Hintergrund muß man die Äußerung von Bundesfinanzminister Apel in der gestrigen Rede festhalten, daß in den nächsten Jahren eine Ausweitung der Sozialleistungen nicht möglich ist und der Schrumpfungsprozeß der Wirtschaft unerbittlich zu einer Pause bei den Leistungsverbesserungen zwingt. Nur, wenn Sie — abgesehen davon, daß das im Grunde, Herr Apel, ein erschütterndes Eingeständnis des Scheiterns Ihrer groß angekündigten Reformpolitik ist —versichern, daß die soziale Sicherheit auch künftig gewahrt sei, steht dieses Versprechen angesichts der von mir dargelegten Zahlen und Fakten auf leider sehr tönernen Füßen.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wenn der Bundesfinanzminister dieses Versprechen halten will, ist auf jeden Fall eine andere Regierungspolitik nötig, als sie bisher und auch heute erkennbar geworden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich hoffe, daß nach diesen Darstellungen auf den Bänken von Regierung und Koalition mehr Verständnis dafür vorhanden ist, warum die CDU/CSU-Bundestagsfraktion so sehr auf eine Stärkung der Investitionskraft der deutschen Wirtschaft und auf ein politisches Klima, das die Investitionsmöglichkeiten verbessert und die Investitionsbereitschaft ermutigt, hinwirkt.

    (Zuruf von der SPD: Wir werden gleich beten!)

    Es geht uns darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß wir nicht nur Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen können, sondern auch die künftigen Wachstumschancen nutzen, daß wir das soziale Sicherheitsnetz ergiebig halten können, daß das Wohlstandsniveau gesichert wird, daß wir mit den Haushaltsproblemen fertig werden und daß wir auch wieder die Möglichkeiten schaffen, eine Politik breit gestreuter Eigentumsbildung zu aktivieren. Aber ohne eine kräftige Stärkung der Investitionskraft der deutschen Wirtschaft kann es nicht gelingen, eine vorausgreifende Anpassung an den notwendig gewordenen Strukturwandel bereits in der Talsohle der Wirtschaftsentwicklung möglich zu machen.
    Ich darf hinzufügen: Es hat sich wieder einmal die Erfahrung bestätigt, daß strukturelle Anpassungsprozesse in der Wirtschaft am leichtesten und — was das Soziale anbetrifft — am ehesten in Phasen der Hochkonjunktur durchgezogen werden können. Aber auch das ist von der Bundesregierung leider versäumt worden, weil man eben nur an die Tagespolitik gedacht hat und die auf die Wirtschaft zukommenden schwierigen Entwicklungen nicht in seine Überlegungen einbezogen hat.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gründen unsere Wirtschafts- und Finanzpolitik für die Zukunft auf ein umfassendes Wachstumskonzept, das gewissermaßen auf vier Säulen ruht. Wir sind ja leider wieder in eine Situation hineingeraten, in der die Probleme der Existenzsicherung zwangsläufig stark in den Vordergrund gerückt sind. Aber, meine Damen und Herren, worauf es ankommt, ist, daß das, was wir heute für die Existenzsicherung tun müssen, in ein zukünftiges Wachstumskonzept einmündet und nichts von dem verbaut, was für die Zukunft nötig ist.
    Im Grunde ist das eine ganz gewaltige Herausforderung an uns alle, an alle Kräfte unserer Gesellschaft. Wir brauchen zur Bewältigung unserer Probleme eine neue, große Kraftanstrengung des ganzen deutschen Volkes mit der Ermutigung auch gerade aller geistig produktiven Kräfte bei uns im



    Dr. Müller-Hermann
    Lande, eine Anstrengung, die ich für vergleichbar ansehen möchte mit der Kraftanstrengung des deutschen Volkes nach der Währungsreform im Jahre 1949. Dieser Appell an die große Kraftanstrengung wäre im Grunde eine Aufgabe der Bundesregierung in dieser Zeit. Nur ist, meine Damen und Herren, die SPD /FDP-Regierung dazu schon deshalb nicht in der Lage, weil sie zu oft das Vertrauen der Wähler getäuscht und weil sie zu oft im Setzen der Ziele und in der Wahl ihrer Instrumente versagt hat.

    (Zuruf von der SPD: Das ist doch Blabla, was Sie da erzählen!)

    — Meine Damen und Herren, das mögen Sie als Blabla ansehen. Bisher haben Sie jedenfalls nur gezeigt, daß Sie die Warnungen, Mahnungen und Ratschläge der Opposition in den Wind geschlagen haben — mit sehr unerquicklichen Folgen für die deutsche Volkswirtschaft und die arbeitenden Menschen bei uns im Lande.

    (Zuruf von der SPD: Welche denn?)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch einmal auf diese vier Säulen unseres Wachstumskonzepts eingehen. Für die in erster Linie auf mittel- und langfristige Kalkulationen und Dispositionen angewiesene Wirtschaft sind ordnungspolitische Klarheit und gesicherte Rahmenbedingungen, vor allem auch im steuerlichen Bereich, dringend notwendig. Diese Rahmenbedingungen müssen gerade jetzt darauf abgestellt sein, die im internationalen Vergleich zu hohen Belastungen der Wirtschaft zu mildern und abzubauen. Die anhaltende öffentliche Diskussion der Koalitionsparteien, beispielsweise über das Thema steuerliche Investitionsanreize, ist ebenso ein Störfaktor für die Wirtschaft, meine Damen und Herren, wie die ständigen Auseinandersetzungen innerhalb der SPD, der derzeit stärksten Regierungspartei, über all das, was ich hier unter den Stichworten Investitionslenkung, Verstaatlichung, Einkommensbegrenzung zusammenfasse. Sie sind ein höchst gefährlicher Störfaktor; ich wiederhole das. Wenn es richtig ist — und es war ja Ihr Minister Schiller, der das einmal gesagt hat —, daß 50 % jeder Wirtschaftspolitik Psychologie ist, dann kann ich nur sagen, daß der innere Zustand der SPD und das, was in Ihren Reihen an wirtschaftspolitischem Unsinn derzeit propagiert wird, weder heute noch morgen geeignet sein kann, das Vertrauen zu schaffen, das notwendig ist, wenn die Wirtschaft eigenes und fremdes Kapital in der Bundesrepublik mit gutem Gewissen langfristig binden soll.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das zweite, meine Damen und Herren: Vieles hängt natürlich davon ab, daß nicht nur die politischen, sondern auch die anderen gesellschaftsrelevanten Kräfte — hier denke ich vor allem an die beiden Tarifvertragsparteien — sich ihrer vollen Verantwortung bewußt zeigen und die großen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge gerade jetzt nicht aus dem Auge verlieren. Wir denken nicht daran, uns in die Entscheidungsfreiheit der Tarifvertragsparteien einzumischen. Ich hoffe, daß wir sicher sein können, meine Damen und Herren, daß bei allen Beteiligten die Einsicht aus den Erfahrungen der jüngsten Jahre gewachsen ist, wie sehr sich alle Forderungen an dem Leistungsvermögen der Wirtschaft orientieren müssen, wenn nicht großer Schaden eintreten soll.
    Das dritte, was ich hier nur noch kurz anreißen will, ist der überproportional gewachsene Staatsanteil am Bruttosozialprodukt, der entschieden zurückgeschraubt werden muß. Ich will nur noch eine Ergänzung zu dem machen, was meine Vorredner gesagt haben, daß eben dabei auch eine Umstrukturierung der öffentlichen Ausgaben nötig ist, um wieder mehr Mittel freizukämmen für die Investitionen auch im öffentlichen Bereich. Denn, meine Damen und Herren, es liegt auch ein wunder Punkt darin, daß trotz der gigantischen Ausgabensteigerungen der investive Bereich immer schlechter gefahren ist.
    Nun komme ich zu dem vierten Punkt, meine Damen und Herren. Die Opposition hat dieser Tage ihr Programm zur Stärkung und Wiederherstellung der Investitionstätigkeit und -fähigkeit der Wirtschaft vorgelegt. Angesichts der unbestrittenen Zielkonflike, die sich aus den volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten einerseits und der relativen Manövrierunfähigkeit der öffentlichen Haushalte andererseits ergeben, haben wir bei unserem Programm sorgfältig zwischen Sofortmaßnahmen und mittelfristigen Perspektiven unterschieden.
    Bei den Sofortmaßnahmen, zu denen ich vor allem eine Verbesserung der degressiven Abschreibung und den sogenannten Verlustrücktrag zähle, geht es uns vor allem darum, durch schnelle Hilfen den in ihrer Existenz bedrohten und weitgehend aus der Substanz lebenden Klein- und Mittelbetrieben zu helfen. Das gilt für den Verlustrücktrag in besonderer Weise, der, meine Damen und Herren, bei Ihnen seit langer Zeit diskutiert wird, dessen Verwirklichung und Durchsetzung aber immer problematischer wird, weil zum Verrechnen von Verlusten angesichts der immer schlechter werdenden Ertragssituation gerade in diesem Bereich kaum noch etwas übrig bleibt. Hier haben Sie versäumt, das Richtige rechtzeitig zu tun. Wenn der Gesetzentwurf des Freistaates Bayern, der hier auch heute vorliegt, im Finanzausschuß beraten wird, werden wir auch die anderen von uns vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen zur Diskussion stellen. Hier hat, Herr Graf Lambsdorff, insbesondere die FDP eine Chance, ihre in der Öffentlichkeit immer wieder erhobenen Forderungen in die Tat umzusetzen. Wir warten auf den Beweis Ihres Mutes und Ihres Durchsetzungsvermögens.
    Meine Damen und Herren hei den mittelfristigen Steuervorschlägen geht es uns vor allem darum, den Unternehmen den Rahmen für ihre mittel- und langfristigen Dispositionen abzustecken und einen volkswirtschaftlich notwendigen Abbau von Unternehmensbelastungen auf ein auch für den internationalen Wettbewerb erträgliches Niveau zu ermöglichen. Deshalb halten wir es auch für nötig, die im internationalen Vergleich ungewöhnlich hohe Belastung der Wirtschaft mit ertragsunabhängigen Steuern zu mildern. Ich denke an die Gewerbesteuer, die wir



    Dr. Müller-Hermann
    modifiziert wissen wollen, und an die Vermögensteuer. Auch hier darf ich mich auf Herrn Bundeswirtschaftsminister Friderichs berufen, der am 23. Juli vor dem Bundesvorstand seiner Partei erklärte, die baldige Einführung eines kleinen Verlustrücktrages bis zu 5 Millionen DM halte er für dringend notwendig. Dann fügte er hinzu: Besonders wichtig, politisch aber außerordentlich schwierig sei eine Überprüfung der Sätze der ertragsunabhängigen Steuern, vor allem bei der Vermögen- und bei der Gewerbesteuer. Wenn Herr Apel erklärt: „Wen interessiert heute die Vermögensteuer, die braucht ja nicht gezahlt zu werden?", dann, Herr Apel, darf ich Sie daran erinnern, daß Steuervorauszahlungen zumindest immer geleistet werden müssen. Sie können das Thema hier also nicht so mit einer Handbewegung vom Tisch wischen.
    Meine Damen und Herren, „es geht nicht, wie die Kritiker so einfach sagen, darum, Steuergeschenke zu verteilen, wenn man steuerliche Erleichterungen durchführt. Nein, es geht um die Frage, ob Daten gesetzt werden müssen, die zu einer stärkeren Investitionsneigung führen". Dies sind nicht meine Worte, sondern das sind die Worte von Herrn Minister Friderichs im ZDF am 3. November 1975. Leider ist im Lager der SPD offenbar das wirtschaftspolitische Blickfeld durch die Klassenkampfhysterie oder eine überzogene Unternehmerfeindlichkeit so begrenzt, daß man fälschlicherweise eine Normalisierung der Belastungsquote für die Wirtschaft als einen „Profit" ansieht, den sich der Unternehmer in seine eigene Tasche steckt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Der Blick zurück auf Marx!)

    Meine Damen und Herren, ich möchte Sie daran erinnern: Als es im vorigen Dezember wirklich sehr problematisch war, ob es zweckmäßig war, einen großen Batzen Geld, nämlich 5, 6, 7 Milliarden DM über die Investitionszulage praktisch der Großwirtschaft zuzuführen, die ihre ohnehin für das Jahr 1975 vorgesehenen Investitionsprogramme bis zur Mitte des Jahres vorziehen sollte, da habe ich solche kritischen Meinungen aus dem Lager der SPD nicht gehört.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es wäre damals richtiger gewesen, meine Damen und Herren, Sie wären unseren Vorschlägen, unseren Alternativen gefolgt, im Rahmen eines mittelfristig angelegten Steuerentlastungsprogramms der gesamten Wirtschaft zu helfen als denen, die es zweifellos am wenigsten nötig gehabt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nun möchte ich noch ein paar Sätze zu der Anmerkung von Herrn Apel über die denkbaren Steuerausfälle sagen. Ich könnte es mir jetzt in der Opposition sehr leicht machen. Ich brauchte nämlich nur auf das zu verweisen, was auf dem Vorblatt des von den Fraktionen der SPD und der FDP damals vorgelegten Gesetzentwurfs für die Investitionszulage steht. Da hieß es nämlich bei der Position „Kosten" :
    Durch die von der Investitionszulage erwartete Wirtschaftsbelebung werden die Steuereinnahmen wachsen und die Ausgabenseite der öffentlichen Haushalte entlastet. Das Nettoergebnis aus Be- und Entlastung läßt sich zwar nicht quantifizieren. Bei der gegebenen Wirtschaftslage können jedoch die Anstoßwirkungen so hoch veranschlagt werden, daß sich über den gesamten Wirkungszeitraum für die öffentlichen Haushalte im Ganzen keine Belastungswirkung ergeben dürfte.
    Nun, meine Damen und Herren, richtig ist an der damaligen Argumentation mit Sicherheit, daß es falsch ist, solche Maßnahmen nur aus der Statusquo-Situation zu betrachten, daß es immer nötig ist, die dynamische Wirtschaftsentwicklung mit im Blick zu haben, wenn man Maßnahmen ergreift, die ja gerade auf eine Dynamisierung der wirtschaftlichen Kräfte ausgerichtet sind. Aber da das Thema immer wieder angeschnitten wird und für Sie offenbar fast ein Entlastungsgeschäft ist, zu fragen: Wo sind denn nun die Sparvorschläge der Opposition?, meine ich doch noch darauf hinweisen zu müssen, daß wir ja einiges schon sehr deutlich gesagt haben: daß im öffentlichen Bereich eingespart werden könnte, daß z. B. die von Herrn Apel vor sich hergeschobene und jetzt wieder neu diskutierte Kraftfahrzeugsteuerreform durchgezogen werden könnte, daß damit entweder 3 000 Mann Personal bei den Finanzbehörden eingespart oder eingesetzt werden könnten, um die angeblich vorhandenen Steuerschulden in einer Größenordnung von 6 bis 7 Milliarden DM einzutreiben.
    Also ich glaube, es gibt schon jetzt eine Fülle von Vorschlägen, die man diskutieren könnte. Ich darf auch noch einmal wiederholen, daß der Bundeskanzler selbst gesagt hat, daß ohne große Schwierigkeit weitere 1,5 Milliarden DM eingespart werden könnten. Und ich kann Sie beruhigen, meine Damen und Herren: Die Haushaltsberatungen sind ja noch nicht abgeschlossen, und wir werden weitere Gedanken darlegen und Positionen beziehen bei dem Thema, wo und wie der Staat im öffentlichen Bereich mehr einsparen kann, als das bisher geschehen ist.
    Lassen Sie mich zum Abschluß folgendes sagen. Am 6. September dieses Jahres erklärte der im Augenblick nicht anwesende Bundesernährungsminister Ertl in einer Fernsehsendung:
    Das Kabinett wird innerhalb der nächsten 4 bis 6 Wochen über irgendeine Form von Investitionsanreizen für Unternehmer beschließen müssen.
    Nun, Fehlanzeige! Inzwischen haben sich die Herren Genscher und Friderichs wiederholt dahin geäußert, daß man die Frage zusätzlicher steuerlicher Maßnahmen „weiter prüfen", „über mittelfristig wirkende steuerliche Investitionsanreize sprechen" müsse. Und so geht das am laufenden Band weiter. Überall versucht man, in der Wirtschaft Hoffnungen zu erwecken. Mehr als eine Bemühung kontrovers diskutierender Staatssekretäre ist bei der Lösung dieses drängenden Problems bisher jedenfalls nicht herausgekommen. Kein Wunder, meine Damen und



    Dr. Müller-Hermann
    Herren, daß man in der Wirtschaft eher Unsicherheit als irgend eine Ermutigung geschaffen hat, jetzt und in den nächsten Monaten zu investieren.
    Ich möchte daher im Namen meiner Fraktion die Bundesregierung nochmals auffordern, sich in dieser Frage endlich zu einer klaren Entscheidung — so oder so — durchzuringen. Nur, meine Damen und Herren, wie so oft in der Vergangenheit bleibt auch hier zu befürchten, daß sich der Bundeswirtschaftsminister und die FDP gegenüber ihrem Koalitionspartner nicht werden durchsetzen können. Das ist aus der Sicht der Opposition bedauerlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Ehrenberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herbert Ehrenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Müller-Hermann, Sie haben hier gelassen das Wort von der großen Kraftanstrengung ausgesprochen, die nötig ist, damit wir wieder zu Wachstum und Vollbeschäftigung zurückfinden. Ich unterstreiche das, daß hierzu eine Vielzahl von Kraftanstrengungen nötig sein werden. Aber ich muß leider mit Bedauern registrieren, daß Sie sich der ersten Kraftanstrengung, die mit dazu nötig ist, nämlich der mittelfristigen Konsolidierung des Bundeshaushalts durch Erhöhung der Mehrwertsteuer, versagen. Sie sind also von vornherein nicht bereit, an dieser Kraftanstrengung teilzunehmen. Sie erwarten in schön christlicher Manier von anderen, daß sie etwas tun, dessen Sie sich in schöner Distanziertheit enthalten. Der Appell ist ein wenig zu billig. Es ist ein wenig zu billig, Kraftanstrengungen nur von anderen zu erwarten.
    In einem allerdings muß man Ihnen zustimmen, nämlich darin, daß wir vor einer sehr schwierigen Phase struktureller Umstellungen stehen und daß es nötig sein wird, in der vor uns liegenden Periode alle wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Kräfte zu konzentrieren, um die Situation aufzufangen, die nicht durch falsche Wirtschaftspolitik in diesem Lande und schon gar nicht — wie Herr Strauß sich auszudrücken beliebte — durch die Tatsache, daß man an die Grenzen des Sozial- und Bildungsstaates gestoßen sei, sondern durch Veränderungen der weltwirtschaftlichen Situation in einem Ausmaß entstanden ist, wie sie nur jemand leugnen kann, der es so darstellt, wie leider bisher alle Redner der Opposition hier. Sie, Herr Müller-Hermann, bildeten eine halbwegs rühmliche Ausnahme, weil sie weStück davon zugegeben haben, was Ihre Vorredner, soweit sie sich mit Wirtschaftspolitik befaßten, leider überhaupt nicht taten, Ihr Fraktionsvorsitzender in gar keiner Weise.
    Aber wenn ich schon Ihren Fraktionsvorsitzenden zitiere — er ist leider im Augenblick nicht hier, aber unser Fraktionsvorsitzender auch nicht; die haben eine Besprechung —, dann kommt mir, nachdem mein Kollege Andreas von Bülow Punkt für Punkt das widerlegt hat, was Herr Carstens über die Ursachen der gegenwärtigen Schwierigkeiten und vor allen Dingen über die Ursachen der Finanzsituation gesagt hat, der Verdacht, daß der Kollege Strauß, als er hier das Wort von der Lügenpolitik aussprach, das Manuskript von Herrn Carstens gekannt hat. Sonst hätte er wohl kaum zu dieser Bezeichnung kommen können; dieses Manuskript dürfte ihn dazu inspiriert haben.

    (Dr. Zeitel [CDU/CSU]: Hören Sie lieber auf!)

    — Nein, so ist es, Herr Zeitel. Lesen Sie die Widerlegungen meines Freundes von Bülow gegenüber dem, was Herr Carstens gesagt hat, nach, und lesen Sie auch nach, was der CSU-Chef gesagt hat, und ,dann werden Sie — nicht laut in diesem Hause, aber heimlich, da Sie ein rechtlicher Mensch sind — mir Recht geben.
    Ich muß auch noch einmal aufgreifen, was mein Kollege Graf Lambsdorff über die Vergangenheitsbewältigung gesagt hat, die heute hier oft versucht und oft betrieben wurde. Herr Lambsdorff sprach mit Recht davon, daß einem, wenn man die CDU/ CSU hört, ein Stückchen besonnte Vergangenheit im Rückblick auf die Zeiten vor 1967 dargestellt wird. Ich will Ihnen ein Zitat aus dem Bundestagsprotokoll vom 13. Dezember 1966 ins Gedächtnis rufen. Es stammt aus der Regierungserklärung des Bundeskanzlers Kiesinger.

    (Leicht [CDU/CSU]: Das hat Herr Möller schon getan!)

    — Das kann man, Herr Leicht, gar nicht oft genug wiederholen, damit Sie diese Verklärung der Vergangenheit endlich unterlassen. Es hieß damals zu Beginn der Regierungserklärung, daß der Bildung dieser Bundesregierung am 13. Dezember 1966 eine lange, schwelende Krise vorausgegangen sei, deren Ursachen sich auf Jahre zurück verfolgen ließen. Wer das noch in Erinnerung hat

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Das ist eine Kleinigkeit gegenüber heute!)

    — Herr Kollege, auf die Kleinigkeiten komme ich gleich zurück — und heute so argumentiert wie Herr Strauß, der sagte, daß wir an die Grenzen des Sozial- und Bildungsstaates stießen — anderswo ist das viel deutlicher ausgesprochen worden als in diesem Hause —, und damit die Reformpolitik und innerhalb der Reformpolitik vor allem die Sozialpolitik für das verantwortlich macht, was wir gegenwärtig an Schwierigkeiten haben, während das, was Herr Kiesinger damals als eine lange, schwelende Krise bezeichnete, heute so leicht abgetan wird, der muß auf folgende Fragen Antwort geben können:

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Dabei ist die heutige Situation viel schwieriger!)

    — Verehrter Herr Kollege Müller-Hermann, Sie waren vor kurzem an Ihrem Heimatort davon betroffen. — Wie wäre es denn, wenn die Situation auf die Reformpolitik und vor allem auf die Sozialpolitik zurückzuführen wäre, wohl erklärbar, daß wir bei all den Schwarzgemälden, die Sie ständig zeichnen, und trotz aller unbestreitbar großen Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt bei allen Landtagswahlen den politisch extremen Parteien eine eindeutige Ab-



    Dr. Ehrenberg
    fuhr erteilt haben, während Ihre „besonnte Vergangenheit" damals dazu geführt hat, daß in den Landtagswahlen darauf bis zu 10 %NPD-Stimmen zu verzeichnen waren? Man sollte vielleicht nicht vergessen, daß das in diesem Lande so gewesen ist.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Kunz [Weiden] [CDU/CSU] : So ein Falschmünzer!)

    Stimmt das denn vielleicht nicht? Lesen Sie doch die Protokolle aus den Landtagswahlen nach! Es war doch die Stück für Stück vorgenommene Verbesserung der sozialen Sicherung in diesem Lande, die dazu geführt hat, daß wir heute trotz der von niemandem bestrittenen arbeitsmarktpolitischen Schwierigkeiten eine gegenüber unseren Nachbarn unvergleichliche politische und soziale Stabilität aufzuweisen haben. Sie täten gut daran, sich an den Bemühungen, die diese Bundesregierung, getragen von den Regierungsparteien, unternommen hat — mit der doppelgleisigen Operation vom August, der Operation expansiver Konjunkturpolitik und gleich-. zeitiger, die Haushalte mittelfristig konsolidierender Beschlüsse, die vor allem dem Ziel dienen, die erreichte soziale Sicherung und die politische und soziale Stabilität in diesem Lande zu erhalten und zu festigen —, zu beteiligen und nicht von Kraftanstrengungen zu reden und damit andere zu meinen.

    (Dr. Zeitel [CDU/CSU] : Kommen Sie zur Sache!)

    — Ich komme jetzt zwar nicht zur Sache zurück, aber noch einmal zu den Behauptungen von Herrn Strauß. Herr Strauß, der hier das Wort „Lügenpolitik" in die Welt gesetzt hat, muß sich ja wohl auch bei seinen Aussagen daran messen lassen, was von ihnen auch nur ein Körnchen Wahrheit enthält und was nicht.
    Herr Strauß hat beispielsweise leichthin von dem „Strohfeuer der Investitionszulage" gesprochen. Ich muß hier noch einmal das unterstreichen, was mein Kollege Lambsdorff dazu schon gesagt hat. Ich empfehle Herrn Strauß und allen anderen, die diese Investitionszulage so mit leichter Hand vom Tisch wischen, doch einmal nachzulesen, was in dem Gemeinschaftsgutachten der fünf Forschungsinstitute steht, die ja wohl niemand sozialdemokratischer Abhängigkeit verdächtigen wird. Diese fünf Institute legen jedes halbe Jahr unabhängig von Regierung und Parlament ihre Einschätzungen der Wirtschaftslage vor. In diesem Gutachten steht, in der Überschrift dick hervorgehoben: „Auftragsschub durch Investitionszulage". Weiter steht dort, daß von dem von einigen Instituten, noch mehr aber von vielen Politikern nach dem Schub, der eingetreten ist, unmittelbar nach Ablauf der Frist für die Investitionszulage befürchteten Auftragsloch nichts zu merken ist, wie die Auftragsstatistik des Monats September beweist. Ich brauche die Zahlen, die hier schon genannt worden sind, nicht zu wiederholen; sie beweisen eindeutig, daß eine Wende zum Besseren eingetreten ist — sicher noch nicht in einer Stärke, die es erlauben würde, heute schon die Dauer und die Intensität des nächsten Aufschwungs abzuschätzen, aber doch so deutlich, daß man von der Wirkungsweise der Investitionszulage heute nicht mehr so abfällig reden kann.
    Wenn selbst die „Bild"-Zeitung wörtlich schreibt — es sei mir erlaubt, darauf gerade deshalb hinzuweisen, weil die Verbindung von Herrn Strauß zum Hause Springer doch allgemein bekannt ist —: „Freuen wir uns, der Aufschwung ist da!", sollten diejenigen, die sonst soviel Wert auf die Meldungen jenes Hauses legen, sie auch diesmal vielleicht wenigstens zur Hälfte ernst nehmen. Damit wäre schon viel erreicht.
    Es gilt hier noch eine weitere Legende auszuräumen, die Herr Strauß zu stricken versucht hat, und Herr Müller-Hermann ist ihm dabei leider auch gefolgt. Ich meine die Legende, als hätte jemand aus den Reihen der Regierung oder der Regierungsfraktionen irgendwo einmal gesagt, wir hätten einen Rückgang des Exports um 40 Milliarden DM. Bei allen Verlautbarungen und Aussagen, die es von der Regierung wie von den Regierungsparteien dazu gegeben hat, haben wir uns auf das Sachverständigengutachten bezogen. In dem Sondergutachten des Sachverständigenrates heißt es unter Ziffer 10 wörtlich — ich will Ihnen diesen Satz hier nicht ersparen, damit nicht wieder Mißverständnisse in der Hinsicht entstehen, wir hätten dies gesagt —:
    Um mehr als 40 Milliarden DM wird die Ausfuhr der Bundesrepublik 1975 voraussichtlich hinter dem zurückbleiben, was im Herbst 1974 im allgemeinen erwartet worden war.
    Diese Aussage macht ganz deutlich, daß es sich hier um ein Zurückbleiben hinter den Prognosen handelt. Genau das und nichts anderes ist aber auch nur gesagt worden. Auch mit noch so starken Worten wird man aus diesem Tatbestand keinen anderen machen.
    Ich glaube, nach all dem, was heute hier gesagt worden ist, ist es notwendig, noch einmal zu dem zurückzukehren, was Franz Josef Strauß hier in 95 Minuten Redezeit — wohl als Generalabrechnung gemeint; so jedenfalls war es lange im voraus aus München angekündigt — vorgetragen hat. Wie wenig Neues zur Sache von ihm gebracht wurde, haben meine Kollegen Alex Möller und Andreas von Bülow und auch der Kollege Hoppe hier bereits eindeutig gesagt. Herr Strauß hat — zu einer Generalabrechnung sollte das ja wohl gehören — ständig davon gesprochen und die Bundesregierung aufgefordert, ihr Grundkonzept zu ändern, da dieses Grundkonzept nach Ansicht von Herrn Strauß die Wirtschaft lähmt und zu all diesen Schwierigkeiten, mit denen wir es jetzt zu tun haben, geführt hat. Natürlich stört es Herrn Strauß und andere bei dieser Behauptung, daß das Grundkonzept der Bundesregierung die Wirtschaft lähme, keineswegs, daß in den nüchternen Feststellungen der Deutschen Bundesbank, des Sachverständigenrates, der Gemeinschaftsanalyse der Konjunkturforschungsinstitute, der EG-Kommission diese Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zu wiederholten Malen als alternativlos dargestellt worden ist. Das stört Herrn Strauß nicht. Es stört ihn auch nicht, daß die Situation in der Bundesrepublik und die Politik der Bundesregierung in allen Hauptstädten der Welt positiv eingeschätzt werden. Wenn wir einmal von der



    Dr. Ehrenberg
    heimlichen Hauptstadt München absehen, ist das ja wohl überall der Fall.
    Wir haben jedenfalls — auch wenn Herr Strauß noch so oft eine Änderung verlangt — nicht den geringsten Anlaß, die Grundkonzeption unserer Politik zu ändern

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Das ist bedauerlich!)

    — Herr Müller-Hermann, vielleicht sagen Sie hinterher nicht mehr „bedauerlich" —, eine Grundkonzeption, die auf mehr Chancengleichheit, menschengerechtere Lebens- und Arbeitsbedingungen, mehr Demokratie in Wirtschaft und Gesellschaft sowie Festigung und Bewahrung der sozialen Sicherung ausgerichtet ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Dies, was wir mit dieser Grundkonzeption anstreben, geschieht in einer marktwirtschaftlichen Ordnung mit strenger Sozialbindung, strikter staatlicher Datensetzung und einer rigorosen Wettbewerbspolitik, die allerdings notwendig ist, wenn man diese marktwirtschaftliche Ordnung erhalten will.
    Ich hätte es — heute und auch schon etwas früher — begrüßt, wenn Sie, da Sie die Grundkonzeption der Bundesregierung schon für veränderbar halten, einmal selber eine Grundkonzeption aufgezeigt hätten. Allein die Beweihräucherung des Begriffs der sozialen Marktwirtschaft und die Verwechslung der Marktwirtschaft mit Steuergeschenken sind ja wohl kein Grundkonzept, von dem man eine Heilung der Wirtschaft erwarten kann.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU]: Warum fangen Sie wieder mit diesem dummen Begriff an?)

    Mehr als Steuernachlässe haben weder Sie, Herr Müller-Hermann, noch sonst jemand von den Rednern dargeboten. Niemand kann ja wohl im Ernst glauben, daß in der gegenwärtigen Wirtschaftssituation kurzfristige Steuermaßnahmen helfen; denn die gegenwärtige Wirtschaftssituation leidet in erster Linie an einem Zuwenig an Nachfrage -- das ist ja wohl der Hauptgrund —, und das zu beheben erfordert dann mittelfristig sehr viel mehr Investitionen. Eine stärkere Nachfrage kann man mit kurzfristigen Steuermaßnahmen kaum hervorrufen.

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Eben, eben!)

    Es lohnt sich allerdings, darüber nachzudenken, diese Investitionskraft mittelfristig — —

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU]: 6 Milliarden DM haben Sie schon kurzfristig verschleudert!)

    — die sind nicht vergeudet, die sind ein gutes Stück der Initialzündung für den Impuls, den wir zur Zeit spüren. Ich hatte gehofft, Herr Müller-Hermann, Sie hätten die Daten der Auftragsstatistik und die Meinung der Konjunkturforschungsinstitute inzwischen
    zur Kenntnis genommen. Aber anscheinend wollen Sie darüber hinweggehen.

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Kennen Sie die neuen OECD-Daten über das Wachstum?)

    — Die kenne ich mit Sicherheit, Herr Müller-Hermann. Wir werden in einigen Monaten beurteilen können, wer die richtige Einschätzung gehabt hat.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : So haben Sie schon im Dezember geredet!)

    Aber ich möchte gerne noch etwas zu dem nicht vorhandenen Grundkonzept der CDU/CSU sagen; denn das ist ja wohl weder bei Herrn Strauß noch bei Herrn Carstens noch bei Herrn Kohl zu finden gewesen. Und jene schüchternen semantischen Übungen von Herrn Biedenkopf sind ja sehr schnell von der CSU-Strategie vom Tisch gefegt worden. Da gibt es nichts mehr, was Konzeption darstellen könnte. Da es sie nicht gibt, ist die wirtschafts- und finanzpolitische Konzeption der sozialliberalen Bundesregierung die einzige, die uns konkret dabei helfen kann, die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu überwinden und wieder dazu zu kommen, Vollbeschäftigung und Wachstum zu realisieren.

    (Dr. Jenninger {CDU/CSU]: Und sich mit den Lorbeeren zu schmücken! — Dr. MüllerHermann [CDU/CSU] : Ich würde vorsichtiger sein, das zu sagen!)

    — Wenn Sie das nicht ernst nehmen, Herr Müller-Hermann,

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Nein, kann ich auch nicht!)

    daß die schüchternen Ansätze einer Konzeption bei Herrn Biedenkopf vom Tisch gefegt worden sind, muß ich Ihnen leider einen Satz aus dem „Bayernkurier" zitieren, in dem vor ganz kurzer Zeit geschrieben stand:
    Sowenig Biedenkopf die soziale Frage entdeckt hat, so wenig ist für die Opposition mit solch theoretischen Formeln die Bundestagswahl des nächsten Jahres zu gewinnen.
    Eine klare Aussage, und jedermann in diesem Lande sollte sich an diese Aussage des wirklichen Vorsitzenden der CSU /CDU halten;

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Uralter Witz! Sie müssen sich einmal etwas Neues einfallen lassen!)

    denn wie die Machtverhältnisse dort liegen, ist ja nun wohl inzwischen eindeutig bewiesen worden.
    Bei den vielen versteckten und deutlichen Diffamierungen sozialdemokratischer Politik und bei dem ständigen Leugnen dessen, was vom Weltmarkt auf uns überschwappend, die Schwierigkeiten bei uns hervorgebracht hat, lohnt es sich vielleicht — vor allen Dingen angesichts des schönen Satzes: Wir stoßen an die Grenzen des Sozial- und Bildungsstaates, den Herr Strauß wiederholt ausgesprochen hat — —

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Herr Arendt hat das auch gesagt!)




    Dr. Ehrenberg
    — Der hat etwas ganz anderes gesagt.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Was denn?)

    Er hat von Beschneiden des Wildwuchses gesprochen.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : Ja, ja! So sagen Sie das!)

    — Die Federführung dieses Gesetzes ist heute schon einmal genannt worden. Das brauche ich nicht zu wiederholen. Das ist etwas ganz anderes, als von den „Grenzen des Bildungs- und Sozialstaates" zu sprechen.

    (Beifall bei der SPD)

    Gerade von Herrn Carstens, der ja heute in dieser Debatte einen großen außenpolitischen Ausflug unternommen hat, hätte ich erwartet, daß er auch einmal einen Blick auf internationale Statistiken wirft. Wenn er diese Statistiken miteinander vergleicht, wird er zu einigen Erkenntnissen kommen, u. a. zu der: Wenn man die 15 OECD-Staaten, die vergleichbare Arbeitsmarkt- und Preisstatistiken haben, einander gegenüberstellt und aus Arbeitsmarktziffern und Preisstatistik eine kombinierte Bewertung vornimmt, ergibt sich für 1975 bis zum Sommer — bis dahin reicht die Statistik — folgende Rangfolge: Auf dem günstigsten Platz steht Osterreich. Es folgt die Bundesrepublik, dann kommen Schweden, die Schweiz und Norwegen. Unter 15 vergleichbaren Staaten! Niemand von Ihnen wird ernsthaft glauben können, daß es ein Zufall ist, daß diese Rangfolge Österreich, die Bundesrepublik, Schweden, die Schweiz und Norwegen ist, daß es Zufall ist, daß in diesen fünf Staaten entweder sozialdemokratisch geführte Regierungen oder Regierungen mit sozialdemokratischer Beteiligung amtieren. Das wird ja wohl niemand im Ernst behaupten können.
    Hier liegt der Beweis dafür, daß es nicht die Überforderung durch Reformpolitik gewesen ist, wodurch die Schwierigkeiten in der ganzen Welt aufgetreten sind — nicht nur bei uns —, sondern daß es im Gegenteil das konkrete Ergebnis dieser Reformpolitik ist, daß die soziale und politische Stabilität erreicht und positive ökonomische Ergebnisse am leichtesten dort erreicht wurden, wo in den letzten Jahren — gelegentlich, wie in Schweden, auch in den letzten Jahrzehnten — eine aktive, gezielte Reformpolitik betrieben wurde. Das sollten Sie zur Kenntnis nehmen, wenn Sie darüber sprechen, wo die Ursachen für die gegenwärtigen Schwierigkeiten und wo die Möglichkeiten ihrer Überwindung liegen.
    Zu den Möglichkeiten der Überwindung hat Herr Müller-Hermann außer der großen Kraftanstrengung vier Säulen genannt, wie das geschehen sollte. Leider sind diese vier Säulen sehr wacklig und sehr wenig konkret, Herr Müller-Hermann, so wie Sie sie genannt haben, und sie laufen letzten Endes vor allen Dingen darauf hinaus, die Steuerreform zurückzunehmen und den Gewerkschaften ins Gewissen zu reden, obgleich wiederum ein Blick über die Grenzen lehrt, daß es nirgendwo gewerkschaftliche Organisationen gibt, die jenes große Maß an gesamtwirtschaftlicher Verantwortung jederzeit bewiesen haben wie die Gewerkschaften in der Bundesrepublik.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Zu Ihrem überproportionalen Staatsanteil — wobei Sie immer den Staatsanteil und den Anteil der Selbstverwaltungskörperschaften der Sozialversicherung rechnen — hat der Bundesfinanzminister hier schon sehr Eindeutiges gesagt. Es bleibt von Ihrem Säulengebäude das Zurückdrängen dessen, was mit der Steuerreform angestrebt wurde. Das ist, wie schon gesagt, als ein marktwirtschaftliches und in die Zukunft weisendes Konzept zuwenig.
    Es lohnt sich, darüber nachzudenken, die Investitionskraft der Unternehmen zu stärken. Dazu gibt es schon seit einiger Zeit — vom Bundeskanzler selber in die Diskussion gebracht — die Idee, sorgfältig zu prüfen, ob eine Differenzierung der Besteuerung der Gewinne nach entnommenen und nicht entnommenen Gewinnen möglich ist. Das scheint mir ein sehr des Nachdenkens werter Weg zu sein, nicht kurzfristig und ad hoc etwas in einer Situation zu beschließen, wo es auf die Stärkung der Nachfrage und auf die Verbesserung und mittelfristige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ankommt, nicht aber auf kurzfristig wirksame Maßnahmen.
    Denn so schwierig, Herr Müller-Hermann, wie Sie ihn dargestellt haben — Sie haben immer einige Zahlen übersprungen —, ist auch der Verlauf der Investitionsentwicklung nicht. Wenn Sie sich die realen Zahlen ansehen, stellen Sie fest, daß es von 1961 bis 1967 fast exakt den gleichen zyklischen Verlauf gab wie von 1968 bis 1974, nur mit dem Unterschied, daß im Ausschlag nach oben, nämlich in den Jahren 1969 und 1970 mit jeweils mehr als 12 und 11 %, die Zuwächse real höher waren als 1962 und 1964 mit 5,5 oder 11,8 %. Sie stellen dann fest, daß der Rückgang 1967 mit 8,4 % real etwas höher war als der Rückgang 1974 mit 8,1 %. So notwendig es ist, die Investitionskraft für die Zukunft zu stärken, so zeigt allein dieser zyklische Verlauf der Investitionsentwicklung um 1967 herum und auf 1974 zu, daß sich hier Ähnliches wiederholt hat, nur unter sehr viel schwierigeren weltwirtschaftlichen Bedingungen, während der krisenhafte Anfall 1966/ 67 geradezu in einer Weltmarktidylle ganz allein und hier hausgemacht stattfand.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist von niemandem ernsthaft zu bestreiten.

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Damals hatten wir aber ein stetig wachsendes Wachstum!)

    — Wir hatten 1967 ein „stetig wachsendes Wachstum" mit Rückgängen der Investitionen um 8,4 %, genau wie 1974 mit 8,1 %.
    Wenn man die Weltlage so betrachtet, kann man zwar nicht die Augen davor verschließen, daß wir eine schwierige strukturelle Umschichtung vor uns haben, aber man braucht auch nicht so zu tun, als wäre das auf ewige Zeiten so. Vor allem gibt es ein handlungsfähiges und durchsetzungsfähiges Konzept, das die Bundesregierung auf den Tisch gelegt hat. Es gibt die ersten deutlich sichtbaren Signale



    Dr. Ehrenberg
    einer Verbesserung der Auftragszahlen, der die Verbesserung der Produktion folgen wird. Und innerhalb der Wirtschaft selber gibt es eine Vielzahl von Anstrengungen. Da stimme ich Ihnen zu, Herr Müller-Hermann: Die Anstrengungen werden gemacht.
    Die Strukturschwierigkeiten sind aus der Vergangenheit überkommen. Man darf dabei nicht vergessen, woher sie kommen. Der Hauptschuldige ist jetzt nicht mehr da. Er hat auch heute eine andere Art von Vergangenheitsbewältigung getrieben. Er hat die Einführung realistischer Wechselkurse in diesem Land, hinter denen sich so lange falsche Strukturen bilden konnten, so lange verhindert, wie es damals mit dem Nein — auf ewig nein — zur Aufwertung geschehen ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das gehört mit zu der Vergangenheitsbewältigung, die hier heute in ganz anderer Darstellung versucht worden ist.

    (Dr. Jenninger [CDU/CSU] : „Auf ewig nein" hat niemand gesagt! Dr. Möller war ja auch dagegen!)

    Das Nein war 1969. — Aber, Herr Jenninger, bilden Sie hier nicht neue Legenden!

    (Wehner [SPD] : 1969 war Herr Strauß Finanzminister!)

    Bei diesem ewigen Nein geht es um Herrn Strauß und Herrn Kiesinger. Anderswo werden Sie das nicht finden.
    Mit den realistischen Kursen, die wir jetzt haben, und der erkannten Notwendigkeit, innerhalb der Exportorientierung einen technologischen Sprung zu höherwertigen Strukturen nicht ruckartig, aber nach und nach zu vollziehen, geben die deutsche Wirtschaft und die Einsatzbereitschaft der deutschen Arbeitnehmer zusammen mit der großen Verantwortungsbereitschaft der deutschen Gewerkschaften die Gewähr dafür, daß wir Schritt für Schritt wieder zu einem vernünftigen Wirtschaftswachstum und in allmählicher Folge auch zu einer besseren Beschäftigungslage kommen werden.
    Eine Grundvoraussetzung ist dazu allerdings notwendig. Mein Kollege Lambsdorff hat das vorhin auf die Formel gebracht: Die CDU/CSU hat keine Alternative, und sie ist keine Alternative. Daraus ergibt sich als Grundvoraussetzung für die kommende positive Wirtschaftsentwicklung die Fortführung der Wirtschafts- und Finanzpolitik der sozialliberalen Koalition.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Nach diesem Ergebnis?)