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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 170. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Inhalt: Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . .11849 A Beratung des Antrags des Auswärtigen Ausschusses zu den Empfehlungen und Entschließungen der Nordatlantischen Versammlung auf ihrer 20. Jahrestagung vom 11. bis 16. November 1974 in London —Drucksachen 7/3046, 7/3561 — Mattick (SPD) . . . . . . . . . . . 11849 B Blumenfeld (CDU/CSU) . . . . . . . 11852 C Brandt (SPD) 11855 A Dr. Jaeger (CDU/CSU) . . . . . . 11859 A Ronneburger (FDP) . . . . . . . . 11864 D Genscher, Bundesminister (AA) . . . . 11869 A Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) . . 11873 B Dr. Corterier (SPD) . . . . . . . . 11877 A Hoppe (FDP) 11881 B, 11913 B Damm (CDU/CSU) . . . . . . . . 11906 A Dr. Jaeger, Vizepräsident . . . . . . 11908 A Wehner (SPD) 11911 B Moersch, Staatsminister (AA) 11913 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes — Drucksache 7/2874 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/3541 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 7/3540 — . . . 11914 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Sitzstaatvereinbarung vom 10. Dezember 1974 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie — Drucksache 7/3332 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/3628 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Forschung und Technologie — Drucksache 7/3553 — . . 11914 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 15. Juli 1974 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Haschemitischen Königreich Jordanien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen — Drucksache 7/3264 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 7/3528 — . . . . . . . 11915 A II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 17. September 1974 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Malta über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen — Drucksache 7/3378 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 7/3529 — 11915 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 21. Juni 1974 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Arabischen Republik Jemen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen — Drucksache 7/3379 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 7/3530 — . . . . . . . . 11915 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Beseitigung von Tierkörpern, Tierkörperteilen und tierischen Erzeugnissen (Tierkörperbeseitigungsgesetz) — Drucksache 7/3225 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 7/3570 — . . . . . . . . 11916 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Futtermittelgesetzes — Drucksache 7/2990 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/3629 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 7/3581 — 11916 B Zweite und_ dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Lenz (Bergstraße), Erhard (Bad Schwalbach), Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Hauser (Sasbach), Vogel (Ennepetal), Sick und der Fraktion der CDU! CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes — Drucksache 7/3055 —, Bericht und Antrag des Rechtsausschusses — Drucksache 7/3450 — in Verbindung mit Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für Verkehr und für das Post-und Fernmeldewesen zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Neufassung des Verwarnungsgeldkataloges — Drucksachen 7/2755, 7/ 3562 — Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . . . . 11916 D Dürr (SPD) 11917 D, 11919 B Dreyer (CDU/CSU) 11918 B Kleinert (FDP) 11920 A Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Schneider, Mick, Dr. Müller-Hermann, Höcherl und der Fraktion der CDU/CSU betr. Ziele und Aufgaben der Wohnungspolitik — Drucksachen 7/3002, 7/3523 — Dr. Schneider (CDU/CSU) O 11920 D Ravens, Bundesminister (BMBau) . . . 11929 C Frau Meermann (SPD) . . . . 11939 A, 11947 B Wurbs (FDP) . . . . . . . . . . 11944 A Mick (CDU/CSU) 11948 C Schwedler (SPD) 11951 D Dr. Böger (FDP) . . . . . . . . 11954 C Schmöle (CDU/CSU) 11956 D Orgaß (CDU/CSU) . . . . . . . . 11957 D Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . . 11958 D Nordlohne (CDU/CSU) 11960 A Conradi (SPD) 11961 D Dr. Jahn (Münster) (CDU/CSU) . . . . 11963 B Sick (CDU/CSU) 11964 C Zweite Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes — Drucksache 7/2467 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/3309 —, Bericht und Antrag des Finanzausschusses — Drucksache 7/3308 — Dr. Becker (Mönchengladbach) (CDU/CSU) 11965 C Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . . 11967 C Engholm (SPD) 11970 C Dr. Hirsch (FDP) 11971 C Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) . . . 11973 A Lutz (SPD) 11976 A Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 7/3554 —Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . . . 11977 D Hofmann (SPD) 11979 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes über die Erhöhung von Dienst-und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern (Viertes Bundesbesoldungserhöhungsgesetz) — Drucksache 7/3611 — . . . . 11979 C Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Einsetzung eines Sonderausschusses zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksache 7/3507 — Dr. Klein (Stolberg) (CDU/CSU) . . . 11979 D Sund (SPD) 11981 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 III Beratung des Berichts und des Antrags des Finanzausschusses zu dem Bericht der Bundesregierung betr. Durchgangsverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West), hier: Verplombung von Leerfahrzeugen — Drucksachen 7/3230, 7/3538 — 11981 C Fragestunde — Drucksache 7/3602 vom 9.5. 75 — Äußerungen von Bundesbauminister Ravens in der „Frankfurter Rundschau" vom 18. April 1975 über eine Obstruktion des Bundesrates MdlAnfr A124 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU MdlAnfr A125 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BK . 11884 A, B, C, D, 11885 A ZusFr Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU . 11884 B, C, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . 11884 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11885 A Kollektivbeschuldigung des deutschen Volkes in einem von der israelischen Botschaft verteilten Sonderdruck aus dem Buch des ehemaligen israelischen Außenministers Abba Eban „Das ist mein Volk" MdlAnfr A127 09.05.75 Drs 07/3602 Rollmann CDU/CSU MdlAnfr A128 09.05.75 Drs 07/3602 Rollmann CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . 11885 B, D, 11886 A ZusFr Rollmann CDU/CSU 11885 C, D ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . 11886 A Auffassung von Bundesminister Genscher über die Folgen öffentlicher Äußerungen von Kabinettsmitgliedern über fremde Regierungen; Auswirkungen solcher Äußerungen auf die Interessenvertretung der Bundesrepublik Deutschland im Ausland MdlAnfr Al29 09.05.75 Drs 07/3602 Werner CDU/CSU Antw StMin Moersch AA 11886 B, D ZusFr Werner CDU/CSU 11886 C, D Haltung der Bundesregierung in bezug auf die Ausreisemöglichkeiten für Deutsche in Polen MdlAnfr A131 09.05.75 Drs 07/3602 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Moersch AA .....11887 A, B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 11887 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11887 C Revision des Ostkunde-Erlasses der Länderkultusminister MdlAnfr A133 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schweitzer SPD Antw StMin Moersch AA . 11887 D, 11888 B, C, D, 11889 A, B ZusFr Dr. Schweitzer SPD . . . . 11888 A, B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11888 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11889 A ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . 11889 A Förderung polnischer Wissenschaftler in der Bundesrepublik Deutschland im Haushaltsjahr 1975 MdlAnfr A5 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schweitzer SPD Antw StMin Moersch AA . . . . . 11889 B, C, D ZusFr Dr. Schweitzer SPD 11889 C ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 11889 C Einbeziehung des Landes Berlin in deutschsowjetische Verträge, insbesondere das Abkommen über technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit MdlAnfr A135 09.05.75 Drs 07/3602 Zoglmann CDU/CSU Antw StMin Moersch AA 11890 A, B ZusFr Zoglmann CDU/CSU 11890 A, B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11890 B Berücksichtigung der deutschen Staatsangehörigkeit bei der Unterzeichnung der Europäischen Konsularkonvention MdlAnfr A139 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Czaja CDU/CSU MdlAnfr A140 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Moersch AA 11890 C, D, 11891 A, B, C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11890 C, D, 11891 B, C Erhöhung der Zwangsumtauschrate durch die Volksrepublik Polen; Wiedergutmachungsleistungen wegen pseudo-medizinischer Versuche an polnische Betroffene MdlAnfr A141 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A142 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . 11891 D, 11892 B, C, D, 11893 A, B, C, D, 11894 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 11892 A, B, 11893 A, B, ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 11892 B, 11893 B ZusFr Dr. Schweitzer SPD 11893 C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 11893 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11893 D IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Vorzeitige Informierung eines „Prawda"Korrespondenten über eine Erklärung des Bundeskanzlers vom 8. Mai 1975 MdlAnfr A144 09.05.75 Drs 07/3602 Reddemann CDU/CSU MdlAnfr A145 09.05.75 Drs 07/3602 Reddemann CDU/CSU Antw StMin Moersch AA 11894 A, B, C ZusFr Reddemann CDU/CSU 11894 B Besuch ausländischer Staatsoberhäupter und Regierungschefs in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin im Jahre 1975 MdlAnfr A146 09.05.75 Drs 07/3602 Wohlrabe CDU/CSU MdlAnfr A147 09.05.75 Drs 07/3602 Wohlrabe CDU/CSU Antw StMin Moersch AA 11894 C, D, 11895 A, B, C ZusFr Wohlrabe CDU/CSU . 11894 D, 11895 A, B ZusFr Dr. Schulze-Vorberg CDU/CSU . . 11895 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 11895 C Gründe und Konsequenzen einer Richtlinie des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Kürzung der Getreidefrachthilfe MdlAnfr A53 09.05.75 Drs 07/3602 Kiechle CDU/CSU Antw StSekr Rohr BML . . 11895 D, 11896 A, B ZusFr Kiechle CDU/CSU 11896 A, B Auswirkungen der Nichtvermarktungsprämie für Rinder auf Erzeuger und Verbraucher; Gründe für den Widerstand der Bundesregierung gegen die Erhöhung der Beteiligung des Agrarfonds am europäischen Bergbauernprogramm MdlAnfr A54 09.05.75 Drs 07/3602 Freiherr von Kühlmann-Stumm CDU/CSU MdlAnfr A55 09.05.75 Drs 07/3602 Freiherr von Kühlmann-Stumm CDU/CSU Antw StSekr Rohr BML 11896 B, C, D, 11897 A, C ZusFr Freiherr von Kühlmann-Stumm CDU/CSU . . . . . . . 11896 C, D, 11897 B ZusFr Eigen CDU/CSU ........11897 A Anzahl der Anträge und der Bewilligungen von Landabgaberenten; Betriebsflächengröße der übertragenen Betriebe bzw. Landflächen und Größe der übernehmenden Betriebe MdlAnfr A56 09.05.75 Drs 07/3602 Stahl (Kempen) SPD MdlAnfr A57 09.05.75 Drs 07/3602 Stahl (Kempen) SPD Antw StSekr Rohr BML . 11897 C, D, 11898, A, B ZusFr Stahl (Kempen) SPD . . . . . 11898 A, B ZusFr Horstmeier CDU/CSU . . . . . 11898 B Schutz der deutschen Landwirtschaft vor Wettbewerbsverzerrungen durch Erntefinanzierung in Frankreich und anderen Ländern der Europäischen Gemeinschaft; Kürzung der Zuschüsse für Seminare der Landjugend MdlAnfr A58 09.05.75 Drs 07/3602 Eigen CDU/CSU MdlAnfr A59 09.05.75 Drs 07/3602 Eigen CDU/CSU Antw StSekr Rohr BML . 11898 C, D, 11899 A, B ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . . . . 11899 A ZusFr Immer SPD 11899 A ZusFr Horstmeier CDU/CSU 11899 B Veröffentlichung der Arbeitsmarktlagen für die Monate März und April 1975 MdlAnfr A77 09.05.75 Drs 07/3602 Niegel CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11899 C, D, 11900 A, B, C ZusFr Niegel CDU/CSU . . . . . . . 11899 D ZusFr Dr. Müller-Hermann CDU/CSU . 11900 A ZusFr Lutz SPD 11900 B ZusFr Breidbach CDU/CSU 11900 B Vereinbarkeit der jüngsten Zahlen über Arbeitslose, Kurzarbeit und Auftragsrückgänge mit den Erklärungen des Bundeskanzlers vom 1. Mai 1975 zur Konjunkturentwicklung MdlAnfr A81 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Sprung CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11900 C, D 11901 A, B, C, D ZusFr Dr. Sprung CDU/CSU . . 11900 D, 11901 A ZusFr Dr. Zeitel CDU/CSU 11901 A ZusFr Dr. Müller-Hermann CDU/CSU . 11901 B ZusFr Dr. Becker (Mönchengladbach) CDU/CSU 11901 C ZusFr Dr. Ehrenberg SPD 11901 D Herstellung der sozialrechtlichen Gleichbehandlung für Waisen landwirtschaftlicher Unternehmer MdlAnfr A82 09.05.75 Drs 07/3602 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 11901 D, 11902 A ZusFr Horstmeier CDU/CSU 11902 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 V Veröffentlichung der Zahlen über die Entwicklung am Arbeitsmarkt durch den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung; Gründe für das Verschweigen der im April stark angestiegenen Zahl der Kurzarbeiter und die Verschlechterung der saisonbereinigten Arbeitslosenquote MdlAnfr A85 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU MdlAnfr A86 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . 11902 B, C, D, 11903 A, B, C, D, 11904 A, B, C, D, 11905 A, B, C, D ZusFr Dr. Müller-Hermann CDU/CSU . 11902 B, C, 11904 C ZusFr Breidbach CDU/CSU . . 11902 D, 11904 D ZusFr Dr. Zeitel CDU/CSU . . 11902 D, 11905 B ZusFr Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . 11903 A ZusFr Kratz SPD 11903 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 11903 C, 11905 A ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU . . . . 11903 C ZusFr Dr. Sprung CDU/CSU . 11903 D, 11905 D ZusFr Lutz SPD 11904 A, 11905 B ZusFr Seiters CDU/CSU 11904 A ZusFr Dr. Becker (Mönchengladbach) CDU/CSU 11905 A ZusFr Niegel CDU/CSU 11905 C Nächste Sitzung 11981 D Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 11983* A Anlage 2 Durchführung von Wahlveranstaltungen der SPD in List auf Sylt und in Süderlügum durch Mitarbeiter von Bundesministerien MdlAnfr A6 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU MdlAnfr A7 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Brück BMZ . . . . . 11983* C Anlage 3 Beurteilung der Massenproteste gegen das geplante Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld MdlAnfr A22 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schulze-Vorberg CDU/CSU MdlAnfr A23 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schulze-Vorberg CDU/CSU SchrAntw PStSekr Baum BMI 11983* D Anlage 4 Vorlage eines Gesetzentwurfs zur Aufschlüsselung des statistischen Ausweises „Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen" zur Kenntlichmachung seiner Bestandteile MdlAnfr A42 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Graf Lambsdorff FDP MdlAnfr A43 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Graf Lambsdorff FDP SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 11984* D Anlage g 5 Presseberichte über eine Erklärung des Bundeswirtschaftsministers zur Verlagerung der Produktion vieler Industriegüter in Länder mit niedrigeren Löhnen sowie Steuer- und kreditpolitische Konsequenzen hinsichtlich der Verstärkung der Investitionstätigkeit und der Erhaltung der Arbeitsplätze MdlAnfr A44 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schwörer CDU/CSU MdlAnfr A45 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 11985* B Anlage 6 Auffassung eines Beamten des Bundeswirtschaftsministeriums über die Ursachen des Konjunktureinbruchs in der Stahlindustrie sowie Veröffentlichung einer Gegendarstellung über die Ursachen für Preisverfall und Kurzarbeit MdlAnfr A47 09.05.75 Drs 07/3602 Breidbach CDU/CSU MdlAnfr A48 09.05.75 Drs 07/3602 Breidbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 11985* D Anlage 7 Diskrepanz zwischen Zahlen und Text des Gutachtens der fünf wirtschaftswissenschaftlichen Institute MdlAnfr A49 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 11986* B Anlage 8 Berücksichtigung der zunehmenden Tagestouristik in der Fremdenverkehrs-Infrastruktur und Verwendung der staatlichen Fördermittel für den Fremdenverkehr; Beseitigung von Schwierigkeiten bei Auslandsinvestitionen der mittelständischen VI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Wirtschaft; Planung weiterer Auslandshandelskammern MdlAnfr A50 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Klepsch CDU/CSU MdlAnfr A51 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Klepsch CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 11986* B Anlage 9 Eignung der 15jährigen Vorausberechnungen auf dem Gebiet der gesetzlichen Rentenversicherung und des Umlageverfahrens für die Abwicklung der Rentenansprüche der ausländischen Arbeitnehmer MdlAnfr A60 09.05.75 Drs 07/3602 Ziegler CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 11987* A Anlage 10 Unterstützung von Sportvereinen beim Bau von Sportanlagen durch Gewährung zinsbegünstigter Darlehen für Lohnkosten im Rahmen von „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen" MdlAnfr A61 09.05.75 Drs 07/3602 Scheffler SPD MdlAnfr A62 09.05.75 Drs 07/3602 Scheffler SPD SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 11987* D Anlage 11 Pressemeldungen über eine 20prozentige Steigerung der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahre 1975; Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung nach der Entwicklung im ersten Quartal 1975 MdlAnfr A75 09.05.75 Drs 07/3602 Frau Schleicher CDU/CSU MdlAnfr A76 09.05.75 Drs 07/3602 Frau Schleicher CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 11988* A Anlage 12 Konsequenzen aus dem Gutachten der wirtschaftswissenschaftlichen Institute und der wirtschaftlich-sozialen Entwicklung für die wirtschaftspolitischen Projektionen der Bundesregierung vom Januar dieses Jahres und für das Budget der Bundesanstalt für Arbeit MdlAnfr A78 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Dollinger CDU/CSU MdlAnfr A79 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Dollinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 11988* C Anlage 13 Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen für April 1975; Nichterwähnung einer zunehmenden Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen durch den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung MdlAnfr A83 09.05.75 Drs 07/3602 Russe CDU/CSU MdlAnfr A84 09.05.75 Drs 07/3602 Russe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 11989* A Anlage 14 Kindergartenplätze für Soldatenkinder mit berufstätiger Mutter im Hinblick auf den häufigen Standortwechsel MdlAnfr A87 09.05.75 Drs 07/3602 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 11989* B Anlage 15 Aussparung bewohnter Gebiete und größerer Industrieanlagen bei Übungsflügen aller NATO-Mitglieder nach dem Absturz eines Kampfflugzeuges in Vechta MdlAnfr A88 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Jens SPD SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 11989* B Anlage 16 Verbot von Tiefflügen über Städten und Gemeinden mit weniger als 100 000 Einwohnern wegen Gefährdung der Zivilbevölkerung MdlAnfr A89 09.05.75 Drs 07/3602 Nordlohne CDU/CSU MdlAnfr A90 09.05.75 Drs 07/3602 Nordlohne CDU/CSU SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg . . . . 11989* D Anlage 17 Abhängigikeit des Lernerfolges bei Soldaten an Schuleinrichtungen der Bundeswehr vom Tragen der Uniform MdlAnfr A92 09.05.75 Drs 07/3602 Würtz SPD SchrAntw PStSekr Schmidt BMVg • . . . 11990* C Anlage 18 Pläne für die Ausgabe des bundeseinheitlichen Notfallausweises MdlAnfr A94 09.05.75 Drs 07/3602 Josten CDU/CSU SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 11990* D Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 VII Anlage 19 Gefahr der Frühinvalidität für Babys stark rauchender Eltern MdlAnfr A95 09.05.75 Drs 07/3602 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 11991* A Anlage 20 Memorandum des Verbandes der Zigarettenindustrie zur Auseinandersetzung mit der Stiftung Warentest vom 7. März 1975 MdlAnfr A96 09.05.75 Drs 07/3602 Egert SPD SchrAntw StSekr Dr. Wolters BMJFG . . 11991* C Anlage 21 Aufnahme einer gutachterlich vorgetragenen Küstenautobahn zwischen Lüneburg und Lübeck in den Bedarfsplan für 1975 für den Bundesfernstraßenbau MdlAnfr A97 09.05.75 Drs 07/3602 Schröder (Lüneburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV 11991* D Anlage 22 Veränderung der Dringlichkeitsstufe und Weiterausbau der Bundesautobahn zwischen Kempten/Waltenhofen und Weidnau/ Wangen MdlAnfr A100 09.05.75 Drs 07/3602 Kiechle CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV 11992* A Anlage 23 Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen auf deutschen und ausländischen Schiffen bei Benutzung bundesdeutscher Wasserstraßen MdlAnfr A103 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Weber (Köln) SPD SchrAntw PStSekr Jung BMV 11992* A Anlage 24 Verhandlungen mit europäischen Ländern zur Abschaffung der Autobahngebühr für deutsche Autofahrer MdlAnfr A109 09.05.75 Drs 07/3602 Niegel CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV 11992* B Anlage 25 Verhinderung ziviler Überschallflüge über der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr A110 09.05.75 Drs 07/3602 Hoffie FDP SchrAntw PStSekr Jung BMV 11992* C Anlage 26 Zulässigkeit von Leistungen der Länder an die deutsche Bundesbahn bei Streckenstilllegungen MdlAnfr A111 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Wernitz SPD SchrAntw PStSekr Jung BMV 11992* D Anlage 27 Entscheidung des Bundesverkehrsministers über die Trassenführung des neuen Autobahnabschnitts Singen—Überlingen; Zeitpunkt der Befahrbarkeit dieses Autobahnabschnittes MdlAnfr A112 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Häfele CDU/CSU MdlAnfr A113 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Häfele CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMV 11993* A Anlage 28 Neuordnung der Oberpostdirektion im Raum Nordbaden-Pfalz und Saarland MdlAnfr A114 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Gölter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMP 11993* B Anlage 29 Auflösung des Postamtes Lahr; Rationalisierungserfolg durch diese Zentralisierung in der südlichen Oberrheinebene MdlAnfr A115 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schäuble CDU/CSU MdlAnfr A116 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Schäuble CDU/CSU SdirAntw PStSekr Jung BMP 11993* B Anlage 30 Nichterwähnung des 17. Juni als offiziellen Feiertag auf den gelben Steckkalendern der Deutschen Bundespost MdlAnfr A117 09.05.75 Drs 07/3602 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU MdlAnfr A118 09.05.75 Drs 07/3602 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Jung BMP 11993* D Anlage 31 Verluste der deutschen Bauwirtschaft im Jahre 1974 durch die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand MdlAnfr A119 09.05.75 Drs 07/3602 Josten CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 11994* B VIII Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Anlage 32 Unterschiedliche Prognosen für die Entwicklung der Bauwirtschaft im Jahre 1975 MdlAnfr A120 09.05.75 Drs 07/3602 Link CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 11994* C Anlage 33 Aussage des Vorstandsvorsitzenden der Neuen Heimat, daß bis Sommer 1975 etwa 400 000 Neubauwohnungen leerstehen werden MdlAnfr A121 09.05.75 Drs 07/3602 Link CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Haack BMBau . . . 11995* A Anlage 34 Meldung der „Welt" über ein Verbot des Bundeskanzleramtes zur Feier des 25jährigen Jubiläums und - der Herausgabe einer Broschüre über Geschichte und Tätigkeit des Bundeshauses in Berlin; Kritik der Industrie- und Handelskammer Berlin an den den Interessen Berlins nicht gerecht werdenden Aktionen verschiedener Ressorts der Bundesregierung; Einlösung der vom Bundeskanzler während des Berliner Wahlkampfes demonstrierten Verpflichtung für Berlin MdlAnfr A122 09.05.75 Drs 07/3602 Hösl CDU/CSU MdlAnfr A123 09.05.75 Drs 07/3602 Hösl CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Schlei BK . . . 11995* B Anlage 35 Ergebnis der deutschen Initiative für einen europäischen Hilfsfonds Südvietnam bei der Außenministerkonferenz der EG in Dublin MdlAnfr A126 09.05.75 Drs 07/3602 Pfeffermann CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 11995* D Anlage 36 Erfüllung polnischer Forderungen auf Grund der „Brioni-Formel"; Vergabe finanzieller Mittel an Staaten mit unterschiedlicher Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung MdlAnfr A130 09.05.75 Drs 07/3602 Roser CDU/CSU MdlAnfr A134 09.05.75 Drs 07/3602 Roser CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA . . . . . 11996* B Anlage 37 Auffassung des Botschafters der UdSSR in der DDR über den Status West-Berlins nach dem Viermächte-Abkommen MdlAnfr A132 09.05.75 Drs 07/3602 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 11996* C Anlage 38 Fehlen einer Stellungnahme der Bundesregierung zu den Vorgängen in Indochina MdlAnfr A136 09.05.75 Drs 07/3602 Spranger CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 11996* D Anlage 39 Übersetzung des Viermächte-Abkommens über Berlin ins Deutsche; deren Gültigkeit MdlAnfr A137 09.05.75 Drs 07/3602 Schedl CDU/CSU MdlAnfr A138 09.05.75 Drs 07/3602 Schedl CDU/CSU SchrAntw StMin Moersch AA 11997* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11849 170. Sitzung Bonn, den 15. Mai 1975 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 17. 5. Adams * 17. 5. Dr. Aigner * 17. 5. Amrehn ** 18. 5. Dr. Artzinger * 17. 5. Dr. Bangemann * 17. 5. Dr. Barzel 16. 5. Dr. Bayerl * 17. 5. Behrendt * 16. 5. Frau Berger (Berlin) 16. 5. Blumenfeld * 17. 5. Dr. Burgbacher * 17. 5. Dr. Corterier * 17. 5. Dr. Erhardt 16. 5. Fellermaier* 17. 5. Flämig* 17. 5. Frehsee * 17. 5. Dr. Früh * 17. 5. Gerlach (Emsland) * 16. 5. Glombig 16. 5. Haase (Fürth) 14. 5. Härzschel * 17. 5. von Hassel 23. 5. Heyen 16. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 17. 5. Kater 31.5. Kiep 16. 5. Dr. Klepsch * 17. 5. Krall * 17. 5. Dr. Kreile 16. 5. Kroll-Schlüter 16.5. Lange 17. 5. Lautenschlager * 17. 5. Lücker * 17. 5. Dr. Marx 15. 5. Maucher 23. 5. Memmel * 17. 5. Müller (Mülheim) * 16. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 17. 5. Dr.-Ing. Oldenstädt 16. 5. Ollesch 16. 5. Frau Dr. Orth * 17. 5. Picard 23. 5. Frau Pieser 24. 5. Porzner 16. 5. Richter ** 16. 5. Dr. Ritgen 21. 6. Prinz zu Sayn-Wittgenstein 16. 5. Schedl 16. 5. Dr. Schellenberg 23. 5. Schmidt (München) * 17. 5. von Schoeler 16. 5. Dr. Schulz (Berlin) * 17. 5. Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schwabe * 17. 5. Dr. Schwörer * 17. 5. Seefeld * 17. 5. Springorum * 17. 5. Dr. Starke (Franken) * 17. 5. Frau Stommel 15. 5. Suck * 17. 5. Tillmann 16. 5. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 23. 5. Walkhoff * 17. 5. Dr. Wallmann 16. 5. Frau Dr. Walz * 17. 5. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 6 und 7) : Welche Aufgaben nehmen die Herren Uwe Lorenzen und Peter Zoller in welchem Bundesministerium wahr, insbesondere, gehört zu diesen Aufgaben auch die Durchführung von Wahlveranstaltungen für die SPD? Haben die Herren Lorenzen und Zoller die in Presseberichten erwähnten Wahlveranstaltungen der SPD in List auf Sylt und in Süderlügum mit Wissen des zuständigen Bundesministers und mit seinem Einverständnis durchgeführt, wenn nein, wie hat der zuständige Bundesminister reagiert, nachdem er von diesen Wahlveranstaltungen Kenntnis erlangt hatte? Zu Frage A 6: Herr Dr. Uwe Lorenzen ist Leiter der Abteilung „Allgemeine Verwaltung; Zentrale Dienste" im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Herr Peter Zoller ist im gleichen Ministerium Hilfsreferent im Referat „Zentral-Afrika I". Zu Frage A 7: Es war bekannt, daß sich beide Beschäftigten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit während ihres Urlaubs auch an Wahlveranstaltungen beteiligen wollten. Ein „Einverständnis" des zuständigen Bundesministers in seiner Eigenschaft als Dienstherr ist in diesen Fällen nicht erforderlich (arg. § 53 BBG). Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 22 und 23) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Massenproteste gegen geplante Kernkraftwerke - nach Wyhl nun in Schweinfurt gegen den Reaktor Grafenrheinfeld - angesichts der Tatsache, daß nach Auskunft des Bundesinnenministers insgesamt acht Bundesministerien am Genehmigungsverfahren für diese Kernkraftwerke beteiligt sind - und im Bezug auf Grafenrheinfeld - nachdem die Reaktorsicherheitskommission (RSK) in 11984* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 ihren Empfehlungen vom 28. Mai 1974, die am gleichen Tag vom Bundesinnenminister bekanntgemacht wurden, zu dem Schluß kommt, Die RSK erachtet deshalb den Standort Grafenrheinfeld für die Errichtung eines Kernkraftwerks des vorgesehenen Typs für geeignet"? Wie beurteilt die Bundesregierung die Gründe für „die entschiedene Ablehnung", die auf der Schweinfurter Protestkundgebung gegen das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wie folgt zusammengefaßt wurden: Der Standort liege zu nahe an der Stadt, der Main drohe nun vollends zu einer stinkenden Brühe zu werden, die gigantischen Kühltürme könnten das Klima nachteilig beeinflussen? Die Entscheidung über die Errichtung von Atomkraftwerken liegt allein bei den Landesbehörden. Nach Artikel 85 in Verbindung mit § 24 des Atomgesetzes übt der Bund die Aufsicht über die atomrechtlichen Genehmigungsbehörden der Länder aus. Der Bundesminister des Innern beteiligt dabei vor Abgabe seiner Stellungnahme die sachlich betroffenen Bundesressorts und läßt sich von der ReaktorSicherheitskommission beraten. Ich möchte darauf hinweisen, daß sich die Kompetenzen des Bundes im atomrechtlichen Genehmigungsverfahren ausschließlich auf nuklearspezifische Sicherheitsaspekte beschränken. Die Bundesressorts werden in Einzelfällen außerdem unmittelbar von den Landesbehörden in dem atomrechtlichen Genehmigungsverfahren beteiligt. Dieses Verfahren hat auch im Falle Grafenrheinfeld stattgefunden. Soweit die von Ihnen erwähnten Massenproteste die nuklear-spezifischen Risiken betreffen — und nur in diesem Bereich hat die Bundesregierung eine Kompetenz — so ist festzustellen, daß nach dem Stand von Wissenschaft und Technik die erforderliche Vorsorge zum Schutz der Bevölkerung gewährleistet ist. Dies gilt insoweit insbesondere für die Frage des Standorts im Verhältnis zu den umliegenden Siedlungen und Wohngebieten. Die Beurteilung aller nicht-nuklear-spezifischen Aspekte wie z. B. Kühlturmemissionen, Wärmeableitungen in Vorfluter oder Natur- und Landschaftsschutz, wird ausschließlich von den betroffenen Ländern — hier Bayern — wahrgenommen. Ich möchte dazu auf die Stellungnahme des Bayerischen Staatsministers Max Streibl vom 27. März 1975 in einem Schreiben an die Bürgeraktion Umwelt und Lebensschutz, Schweinfurt, verweisen. Die Bundesregierung verkennt nicht, daß die Errichtung von Atomkraftwerken immer wieder auf die Besorgnis der Bevölkerung stößt. Um so wichtiger ist die Aufklärung und Beteiligung des Bürgers. Bundesinnenminister Professor Maihofer hat dazu auf dem 2. Umweltforum im Dezember 1974 ausgeführt: „Der Grundsatz der Kooperation und Beteiligung soll der öffentlichen Verwaltung die für eine sachgerechte Vorbereitung von Entscheidungen notwendige Grundlage eines frühzeitigen Informations- und Meinungsaustausches sowie einer frühzeitigen Beratung mit den betroffenen Kreisen der Bevölkerung und gesellschaftlichen Gruppen bieten." Um die Bürger in die Lage zu versetzen, ihre Einwände nicht nur als einzelne erheben zu können, sondern sie gebündelt im Rahmen von Verbänden und Bürgerinitiativen unter Nutzung wissenschaftlichen Sachverstands geltend zu machen, wird der Bundesinnenminister in der für den Herbst dieses Jahres vorgesehenen 4. Novelle zum Atomgesetz den Vorschlag zur Einführung einer Verbandsklage machen. Außerdem wird zur Zeit im Innenausschuß des Deutschen Bundestages beraten, wie eine Vereinfachung des Verfahrens bei Masseneinwendungen erreicht werden kann. So entscheidend es ist, den Gesichtspunkten des Umweltschutzes Rechnung zu tragen, so ist andererseits auch notwendig, daß die Bevölkerung Verständnis dafür aufbringt, daß die Energieversorgung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gesichert werden muß. Es ist daher wichtig, wie Professor Maihofer auf der oben genannten Veranstaltung weiter ausgeführt hat, „daß die Bürgerinitiativen gerade wegen ihrer politischen Glaubwürdigkeit sich auf das Allgemeininteresse zurückbeziehen. " Im übrigen erlaube ich mir, Sie auf die Ansprache des Herrn Bundespräsidenten zur Eröffnung der Bundesgartenschau am 18. April 1975 in Mannheim hinzuweisen, in der er auch auf die hier angesprochenen Probleme eingegangen ist. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Graf Lambsdorff (FDP) (Drucksache 7/3602 Fragen A 42 und 43) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der statistische Ausweis der „Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen" ungenügend ist und in die Bestandteile Bruttogehälter der selbständigen Erwerbstätigen, Mieteinkommen der privaten Haushalte, Einkommen aus Zinserträgen, Nettopachten und immateriellen Werte und Gewinne aufgeschlüsselt werden müßte? Ist die Bundesregierung bereit, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Erhebung der hierzu notwendigen statistischen Unterlagen ermöglicht, um eine weniger emotionale Verteilungsdiskussion zu ermöglichen? Zu Frage A 42: Die Bundesregierung teilt die Auffassung, daß das im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nachgewiesene „Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen" nach einzelnen Quellen, aus denen diese Einkommen bezogen werden, soweit wie möglich aufgeschlüsselt werden sollte. Die damit zusammenhängenden Probleme sind bereits seit längerer Zeit sowohl mit den Sozialpartnern als auch dem Statistischen Bundesamt erörtert worden. Nach methodisch schwierigen Vorarbeiten hat das Statistische Bundesamt erstmals im Mai 1974 getrennte Angaben für die Vermögenseinkommen einerseits und die Einkommen aus Unternehmertätigkeit andererseits veröffentlicht. Allerdings dürfte es bei einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung z. T. nicht möglich, auf jeden Fall aber nicht sinnvoll, sein, kalkulatorische Werte wie die Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11985* „Zinsen auf das Eigenkapital" oder den „kalkulatorischen Unternehmerlohn" auszugliedern. Für statistische Angaben zur personellen Verteilung wird weiterhin angestrebt, die regelmäßig veröffentlichte funktionelle Aufgliederung durch eine differenzierte personelle Einkommensverteilung für den Sektor „private Haushalte" zu ergänzen und zu verfeinern. Dabei ist zunächst eine Aufgliederung des verfügbaren Einkommens privater Haushalte nach sozialen Gruppen und nach Einkommensgrößenklassen vorgesehen. Zu Frage A 43: Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, ein neues statistisches Gesetz der geforderten Art den gesetzgebenden Körperschaften vorzulegen; denn durch eine derartige gesetzliche Regelung könnten die bisher aufgetretenen methodischen Probleme und Schwierigkeiten in der Darstellung der gesamtwirtschaftlichen Einkommensverteilung nur in sehr begrenztem Maße ausgeräumt werden. Wie bei allen Positionen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung können weitere Unterteilungen der Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen nicht einfach durch spezielle statistische Erhebungen erreicht werden. Die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden durch sorgfältige Auswertung von zahlreichen statistischen Unterlagen berechnet. So bestehen die für eine Schätzung des Vermögenseinkommens notwendigen Angaben zu einem großen Teil aus Ergebnissen von Jahresabschlüssen der Kapitalsammelstellen (Versicherungsunternehmen, Sparkassen, Kreditinstituten u. ä.), aber auch von anderen Unternehmen (Kreditgesellschaften). Diese Unterlagen fallen bei den Unternehmen aber erst verhältnismäßig spät an. Ein getrennter Nachweis der Vermögenseinkommen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung kann daher nicht schon mit den ersten vorläufigen Gesamtergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die kurz nach Abschluß des jeweiligen Berichtsjahres verfügbar sind, vorgelegt werden. Zu den Schwierigkeiten einer differenzierten Darstellung der Einkommensverteilung überhaupt kommt somit noch das Problem der späten Verfügbarkeit der dafür notwendigen Daten hinzu. Auch dieses Problem ist durch zusätzliche gesetzliche Regelungen nicht zu lösen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 44 und 45) : Treffen Presseberichte zu, daß Bundeswirtschaftsminister Dr. Friderichs erklärt habe, daß die Bundesrepublik Deutschland in Zukunft nur noch das „Know-how" liefern wird und daß die Fabrikation vieler Industriegüter in Ländern mit niedrigeren Löhnen erfolgen soll? Wie will die Bundesregierung diese Gefährdung der Arbeitsplätze abwehren, und ist sie sich darüber im klaren, daß diese Gefährdung nur abgewendet werden kann, wenn die Investitionstätigkeit in weitaus größerem Maße verstärkt wird, und ist sie dazu bereit, steuerliche und kreditpolitische Konsequenzen zu ziehen? Zú Frage A 44: Bundesminister Dr. Friderichs hat sich bereits mehrfach zu den Problemen des Strukturwandels in unserer Volkswirtschaft geäußert; er hat zuletzt bei der Eröffnung der Hannover-Messe am 16. April 1975 dazu wörtlich erklärt: „Veränderungen von Standortqualitäten im internationalen Wettbewerb erfordern Anpassungen der Wirtschaftsstruktur, damit die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt. Andernfalls rutscht das betroffene Land ab auf den Status einer verlängerten Werkbank anderer, technologisch höherstehender Länder. Anders gesagt: Die deutsche Wirtschaft wird sich umstellen müssen auf noch mehr Service-Leistungen und auf mehr knowhow-intensive Technologien, das heißt auch Industrieaggregate und Produkte, die wegen ihrer Spezialität — übertrieben gesagt: quasi unabhängig vom Preis — nachgefragt werden." Dieses Zitat der Ministerrede, die im Bulletin der Bundesregierung vom 23. April 1975 abgedruckt ist, zeigt, daß in den fraglichen Presseberichten, die mir im einzelnen nicht bekannt sind, die Aussagen des Ministers offenbar zu stark vergröbert und vereinfacht dargestellt worden sind. Zu Frage A 45: Strukturwandlungen aufgrund einer verbesserten internationalen Arbeitsteilung führen letztlich nicht zu einem Verlust von Arbeitsplätzen, sondern dienen im Gegenteil, indem sie die Wettbewerbsfähigkeit und die Produktivität unserer Unternehmen erhöhen, auch der Sicherung von inländischen Arbeitsplätzen. Die Bundesregierung ist allerdings bemüht, bruchartige Entwicklungen beim Strukturwandel zu verhindern und den Anpassungsprozeß zu erleichtern. Um die Entwicklung unserer Industrie in Bereichen mit know-how-intensiven Technologien zu unterstützen, fördert die Bundesregierung seit langem technologische Schlüsselsektoren sowie die technologische Leistungsfähigkeit in der gesamten Wirtschaft: durch Investitionszulagen für Forschung und Entwicklung, Zuschüsse zur industriellen Gemeinschaftsforschung und zu Erstinnovationen sowie durch die Investitionshilfen aus dem ERP-Programm. Im übrigen haben Bundesregierung und Bundesbank in ihrem Konjunkturprogramm bzw. in der Kreditpolitik günstige Bedingungen für eine Belebung der Investitionsnachfrage geschaffen. Die Bundesregierung sieht gegenwärtig keine Notwendigkeit, über diese bestehenden Maßnahmen hinaus neue steuerliche und kreditpolitische Instrumente einzusetzen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Breidbach (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 47 und 48) : Teilt die Bundesregierung die in der Frankfurter Rundschau vom 26. April 1975 veröffentlichte Meinung eines namentlich 11986* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 nicht genannten „Beamten" des Bundeswirtschaftsministeriums, der bezogen auf die Stahlindustrie folgendes gesagt hat: „Die Brüder sind in den letzten drei Jahren doch allzu sehr verwöhnt worden. Ihre Maßstäbe haben sich so verschoben, daß eine Normalisierung schon als Katastrophe empfunden wird. Da ist viel spekuliert und noch mehr verdient worden an ungeheuren Rüstungsaufträgen."? Ist die Bundesregierung in der Lage, den in Frage kommenden Beamten und den Journalisten, die für diese Veröffentlichung die Verantwortung tragen, über die tatsächlichen Ursachen des Konjunktureinbruchs zu informieren, der, wie die EG-Kommission am 29. April 1975 feststellte, zu Preisverfall und Kurzarbeit im größten Ausmaß führte, und damit die Veröffentlichung in der Frankfurter Rundschau vom 26. April 1975 richtigzustellen? Zu Frage A 47: Nein; diese angebliche Äußerung von Beamten des Bundesministeriums für Wirtschaft — in der Veröffentlichung als Mutmaßung gekennzeichnet — deckt sich nicht mit der Auffassung der Bundesregierung und damit auch nicht mit der des Bundesministeriums für Wirtschaft. Zu Frage A 48: Dem Bundesministerium für Wirtschaft ist der starke Konjunktureinbruch in der Stahlindustrie, bedingt durch einen abrupten weltweiten Rückgang der Nachfrage, bekannt und sie beobachtet ihn, vor allem im Hinblick auf die Beschäftigung, mit großer Aufmerksamkeit. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die monatlichen Lageberichte des Bundeswirtschaftsministeriums und insbesondere auf meine Antwort in diesem Hohen Hause am 18. April 1975 auf die mündliche Frage des Herrn Abg. Dr. Dollinger zur Lage der Stahlindustrie. Ich gehe davon aus, daß diese Beurteilung, die sich mit der Auffassung der Kommission deckt, jedermann, der sich mit diesem Fragenkomplex beschäftigt, bekannt ist. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 49) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Diskrepanz zwischen den Zahlen des Gutachtens der fünf wirtschaftswissenschaftlichen Institute und der Prosa, die das Gutachten seinen Zahlen angefügt hat? Die Bundesregierung vermag keine Diskrepanz zwischen Zahlen und Text des Gemeinschaftsgutachtens der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute zu erkennen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Klepsch (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 50 und 51) : Angesichts der zunehmenden Tagestouristik in vielen Fremdenverkehrsgemeinden frage ich die Bundesregierung, ob Maßnahmen geplant sind, die die Fremdenverkehrs-Infrastruktur stärker auf diesen Zweig des Tourismus abstellen, und ob die staatlichen Fördermittel für den Fremdenverkehr dem Gesichtspunkt der Tagestouristik bisher voll Rechnung getragen haben? Durch welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung, die sich bei der Realisierung der Auslandsinvestitionen speziell bei der mittelständischen Wirtschaft ergebenden Hauptschwierigkeiten abbauen zu helfen, und ist hinsichtlich künftiger Auslandsengagements die Gründung weiterer Auslandshandelskammern geplant? Zu Frage A 50: Öffentliche Fremdenverkehrseinrichtungen — Infrastrukturmaßnahmen für den Tourismus — werden im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" von der Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern gefördert. Seit 1972 sind in den Rahmenplänen der Gemeinschaftsaufgabe für öffentliche Fremdenverkehrseinrichtungen steigende Mittel eingesetzt worden. Grundsätzlich werden derartige Infrastrukturmaßnahmen nur insoweit gefördert als dies für die Entwicklung der gewerblichen Fremdenverkehrswirtschaft erforderlich ist. Eine besondere Förderung von Infrastruktureinrichtungen, die ausschließlich dem Tagestourismus dienen, ist demnach weder vorgesehen noch möglich. In der Förderungspraxis der Gemeinschaftsaufgabe spielt die Unterscheidung zwischen öffentlichen Fremdenverkehrseinrichtungen für den Urlaubstourismus und solchen für den Tagestourismus praktisch keine Rolle. Derzeit decken sich die Zielgebiete des Tagestourismus sehr weitgehend mit denen des Urlaubstourismus, soweit sie in Fördergebieten der Gemeinschaftsaufgabe liegen. Die Mehrzahl der öffentlichen Fremdenverkehrseinrichtungen beispielsweise Schwimmbäder, ausgebaute Wanderwege, Sport- und Spielanlagen, hat zudem offensichtlich für den Kurzzeittourismus die gleiche Bedeutung wie für den Urlaubstourismus. Solche Einrichtungen sind deshalb seit eh und je Gegenstand der infrastrukturellen Fremdenverkehrsförderung der Gemeinschaftsaufgabe. Sie sind sehr weitgehend für die Zielwahl im Tourismus entscheidend. Diese Erkenntnis liegt auch den meisten Planungen der Länder für den Ausbau von Anlagen für den Tagestourismus zugrunde. Allerdings gibt es noch keine hinreichenden Erkenntnisse, inwieweit besondere infrastrukturelle Ausstattungnskombinationen für den Tagestourismus wünschenswert oder notwendig sind. Die Bundesregierung erwägt deshalb, dieser Frage nachzugehen und hofft dabei auf die Mitwirkung der Länder. Zu Frage A 51: Bei mittelständischen Unternehmen ergeben sich im Zusammenhang mit Auslandsinvestitionen vornehmlich zwei Hauptschwierigkeiten. Erstens ist für sie die Aufbringung der hierfür erforderlichen Finanzierungsmittel in der Regel schwieriger als für große Unternehmen. Die Bundesregierung stellt deshalb diesen Unternehmen für Investitionen in den Entwicklungsländern in Form von zinsgünstigen ERP-Krediten sowie von Beteiligungen und Darlehen der Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG) besondere Finanzierungshilfen zur Verfügung. Eine zweite Schwierigkeit liegt bei den unzureichenden Kenntnissen mittelständischer Unterneh- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11987* men über Investitionsmöglichkeiten und -voraussetzungen im Ausland. Hier hilft die Bundesstelle für Außenhandelsinformation durch umfangreiches und auf die Bedürfnisse der mittelständischen Wirtschaft zugeschnittenes Informationsmaterial. Darüber hinaus unterstützt die Bundesregierung den Aufbau und die Unterhaltung von deutschen Handelskammern im Ausland (1970: 4,2 Millionen DM; 1975: 9,78 Millionen DM). In den vergangenen 4 Jahren sind 5 neue Kammern mit der finanziellen Hilfe der Bundesregierung eingerichtet worden; noch in diesem Jahr wird die deutsch-iranische Handelskammer in Teheran ihre Arbeit aufnehmen. Außerdem ist die Gründung einer Auslandshandelskammer in Australien in Aussicht genommen. Der Aufbau weiterer Handelskammern — die Initiative hierfür liegt bei der deutschen Wirtschaft — wird durch die hohen Anlaufkosten und die Begrenzung der Haushaltsmittel erschwert. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Ziegler (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 60) : Wie beurteilt die Bundesregierung Äußerungen, die 15jährigen Vorausberechnungen auf dem Gebiet der gesetzlichen Rentenversicherung würden deren „extrem weiten Zeithorizont" nicht gerecht und das geltende Umlageverfahren sei zur Abwicklung der Rentenansprüche der ausländischen Arbeitnehmer nicht geeignet? Zu der von Ihnen zitierten Äußerung über die „15jährigen Vorausberechnungen auf dem Gebiet der gesetzlichen Rentenversicherung" ist folgendes zu sagen. Zunächst einmal ist festzustellen, daß die gesetzliche Rentenversicherung eine Einrichtung auf unbegrenzte Zeit ist. Ein Berufsanfänger z. B., der heute mit 15 Jahren in die Versicherung eintritt, hat nach neuesten Ermittlungen eine Lebenserwartung von weiteren rund 55 Jahren. In dieser langen Zeit gehört er der Versicherung an, sei es als Versicherter, sei es als Rentner. Hinterläßt er bei seinem Tod eine Witwe, so kommen noch weitere Jahre des Rentenbezugs seiner Witwe hinzu. Vorausberechnungen über einen so langen Zeitraum von etwa 60 bis 70 Jahren sind unsicher. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, daß in der sozialpolitischen Diskussion der Wunsch nach möglichst weit ausgreifenden und genauen Vorausberechnungen geäußert wird. Von 1957 bis zum Jahre 1968 legte die Bundesregierung Vorausberechnungen für die Rentenversicherung vor, die sich über 30 Jahre erstreckten. Sie sind als „versicherungstechnische Bilanzen" noch in Erinnerung. Aufgrund von gesetzlichen Regelungen aus dem Jahre 1969 wurde der Vorausberechnungszeitraum mit Zustimmung auch Ihrer Fraktion von 30 Jahren auf 15 Jahre verkürzt. Ich glaube, das war ein guter Mittelweg. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch darauf hinweisen, daß Ihre Fraktion bei den Beratungen des Rentenanpassungsberichts 1975 angeregt hat, den Vorausberechnungszeitraum auf 5 Jahre zu verkürzen. Der zweite Teil Ihrer Frage richtet sich auf die Eignung des geltenden Umlageverfahrens zur Abwicklung der Rentenansprüche der ausländischen Arbeitnehmer. Hierzu ist grundsätzlich zu bemerken, daß ein Finanzierungsverfahren, das für die deutsche Bevölkerung geeignet ist, auch für die ausländischen Arbeitnehmer geeignet ist, da die Rechtstellung beider Bevölkerungsgruppen bezüglich der Rentenversicherung gleich ist. Unter der Voraussetzung, daß die jetzt bei uns lebenden Ausländer sich zahlenmäßig künftig im Rahmen einer natürlichen Bevölkerungsentwicklung bewegen, kann angenommen werden, daß die Renten an die Ausländer, die jetzt voll von diesen getragen werden, in der Zukunft, wenn auch nicht ganz, dann zumindest zum größten Teil von der nachgewachsenen Ausländergeneration getragen werden. Das geltende Finanzierungsverfahren in der Rentenversicherung ist daher für die ausländischen Arbeitnehmer in gleicher Weise geeignet wie für die deutschen Arbeitnehmer. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Scheffler (SPD) (Drucksache 7/3602 Fragen A 61 und 62) : In welcher Weise können die Sportvereine beim Bau von Sportanlagen finanzielle Unterstützung im Rahmen der sogenannten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erhalten? Besteht die Möglichkeit, die bei Sportbaumaßnahmen der Sportvereine entstehenden Lohnkosten gegenwärtig als Darlehen zu besonders günstigen Zinssätzen zu erhalten? Die Bundesanstalt für Arbeit kann die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Zuschüsse und Darlehen an Träger von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen fördern. Träger können auch Unternehmen oder Einrichtungen des privaten Rechts, etwa Sportvereine, sein, wenn zu erwarten ist, daß die Förderung den Arbeitsmarkt in wirtschafts- und sozialpolitisch erwünschter Weise belebt. Voraussetzung ist jedoch immer, daß die durchzuführenden Arbeiten, z. B. der Bau einer Sportanlage, im öffentlichen Interesse liegen. Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich bemerken, daß neben Zuschüssen zusätzlich von der Bundesanstalt für Arbeit auch zinsgünstige Darlehen gewährt werden können. Entsprechende Anträge setzen jedoch voraus, daß Haushaltsmittel für diesen Zweck bei der Bundesanstalt für Arbeit zur Verfügung stehen. 11988* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Schleicher (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 75 und 76): Treffen Pressemeldungen zu, die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung würden in diesem Jahr um 20 % steigen, und welche Konsequenzen wird die Bundesregierung daraus ziehen? Wie stellt sich nach der Entwicklung im ersten Quartal 1975 die zukünftige Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung dar? Zu Frage A 75: Der Ausgabenanstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung betrug in den Jahren 1973 und 1974 je rd. 18 v. H. Nach Auffassung der Bundesregierung ist auch im Jahre 1975 mit einer Steigerungsrate in dieser Größenordnung zu rechnen. Die Spitzenverbände der Krankenkassen gehen von einer ähnlichen Entwicklung aus. Die weitere Entwicklung wird von der Bundesregierung mit Sorgfalt beobachtet. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage Ihrer Fraktion — das ist die Drucksache 7/2850 — hinweisen, in der die finanzielle Situation der sozialen Krankenversicherung eingehend dargestellt ist. Die Bundesregierung geht im übrigen davon aus, daß sich der Ausgabenanstieg im Jahre 1976 abflacht. Zu Frage A 76: Der von Ihnen genannte Zeitraum von einem Quartal fällt angesichts der langfristig angelegten Vorausberechnungen über die finanzielle Entwicklung der Rentenversicherungen nicht in dem Maße ins Gewicht, daß eine Änderung der Berechnungsannahmen angezeigt wäre. Gleichwohl ist darauf hinzuweisen, daß auch die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal 1975 in den Vorausberechnuegen zu berücksichtigen ist. Die Bundesregierung wird die Ergebnisse der neueren Entwicklung in dem nächsten Rentenanpassungsbericht darlegen, der Ende Oktober 1975 dem Deutschen Bundestag zugeleitet wird. Hinweisen möchte ich noch darauf, daß die Bundesregierung erst kürzlich auf Wunsch des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages die Vorausberechnungen des Rentenanpassungsberichts 1975 aktualisiert hat. Danach ist der im Jahre 1974 tatsächlich erzielte Überschuß um 1,4 Milliarden DM höher, als im Rentenanpassungsbericht 1975 unter äußerst vorsichtigen Annahmen vorausgeschätzt wurde. Schließlich möchte ich noch daran erinnern, daß den Versicherungsträgern der Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten für den Ausgleich von Beitragsausfällen ein Vermögen von zur Zeit rd. 45 Milliarden DM zur Verfügung steht. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Dollinger (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 78 und 79): Ist die Bundesregierung jetzt bereit, unter dem Eindruck des Gutachtens der wirtschaftswissensdraftlichen Institute und der wirtschaftlich-sozialen Entwicklung (Zunahme der Kurzarbeiterzahl auf 900 000 und der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl auf über 1 Million) ihre wirtschaftspolitischen Projektionen vom Januar dieses Jahres zu korrigieren? Welche Konsequenzen ergeben sich auf Grund dieser Entwicklung für das Budget der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg? Zu Frage A 78: Die Bundesregierung beabsichtigt nicht — wie an dieser Stelle bereits vor einem Monat (und auch heute) im Zusammenhang mit ähnlichen Fragen zum Ausdruck gebracht wurde —, die Jahresprojektion für 1975, mit der nach § 2 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft die für das laufende Jahr angestrebten wirtschafts- und finanzpolitischen Ziele dargestellt werden, zu korrigieren. Es trifft zwar zu, daß die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und damit auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt an der Jahreswende 1974/75 ungünstiger waren, als noch zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Jahreswirtschaftsberichts aufgrund des bis dahin vorliegenden statistischen Materials vermutet wurde. Die Bundesregierung ist jedoch — und dies ist das Entscheidende — davon überzeugt, daß sich die konjunkturelle Entwicklung im Verlaufe dieses Jahres bessern und damit auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessern werden. Sie wird in dieser Überzeugung auch durch die jüngste Gemeinschaftsdiagnose der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute bestätigt. Angesichts dieser weitgehenden Übereinstimmung in der Beurteilung der weiteren Entwicklung im Verlaufe dieses Jahres erscheint es wenig sinnvoll, die im Jahreswirtschaftsbericht genannten Zielgrößen permanent an wechselnde Wahrscheinlichkeitsprognosen anzupassen, zumal diese ihrerseits wegen der Schwierigkeit, den konjunkturellen Wendepunkt präzise vorherzusagen, zum gegenwärtigen Zeitpunkt besonders unsicher sind. Zu Frage A 79: Den bisherigen Berechnungen über den Bedarf der Bundesanstalt für Arbeit an Liquiditätshilfen nach § 187 Arbeitsförderungsgesetz hat die Bundesregierung eine Zahl von 730 000 Arbeitslosen und 400 000 Kurzarbeitern im Jahresdurchschnitt 1975 zugrunde gelegt. Im Augenblick läßt sich noch nicht mit hinreichender Sicherheit angeben, wie 1975 die weitere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt verlaufen wird. Die finanziellen Auswirkungen einer ungünstigeren als der bisher angenommenen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt erfordern für je 100 000 zusätzliche Arbeitslose einen Mehrbedarf von rd. 900 Millionen DM und für je 100 000 zusätzliche Kurzarbeiter einen Mehrbedarf von rd. 360 Millionen DM. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11989* Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Russe (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 83 und 84) : Warum hat der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung bei der Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen für April es unterlassen, darauf hinzuweisen, daß der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Monat April erheblich geringer gewesen ist als im April der vergangenen Jahre? Was hat den Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung bei der Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen für April veranlaßt zu verschweigen, daß die Arbeitslosenzahl in Nordrhein-Westfalen im Monat April angestiegen ist? Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung hat keine Pressemitteilung über die Lage auf dem Arbeitsmarkt herausgegeben. Bei der Auskunft über Arbeitslosenzahlen für den Monat April 1975 wurden gezielte Fragen von Journalisten beantwortet. Diese Fragen konzentrierten sich auf die Gesamtarbeitslosigkeit und die offenen Stellen. Informationen darüber waren offenbar durchgesickert und wurden auf Anfrage bestätigt. Ein Gesamtüberblick wurde nicht erwartet und daher auch nicht gegeben. Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich noch folgendes hinzufügen: Hätte die Bundesregierung die Absicht verfolgt, die Arbeitsmarktentwicklung allgemein und insbesondere auch für Nordrhein-Westfalen zu beschönigen, hätte es doch auch nahegelegen mitzuteilen, daß gerade in Nordrhein-Westfalen die Kurzarbeiterzahlen im April gesunken waren. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/ CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 87): Angesichts des Problems, daß infolge der Strukturreform der Bundeswehr immer häufiger auch länger dienende Soldaten mit Kind und berufstätiger Ehefrau die Dienststelle bzw. den Standort wechseln müssen, frage ich die Bundesregierung, welche Möglichkeiten sie sieht, für Soldaten Prioritäten im Hinblick auf die langen Wartefristen für Kindergartenplätze zu setzen? Die Bundeswehr errichtet und führt grundsätzlich keine eigenen Kindergärten. Sie kann deshalb auch keine Prioritäten für die Aufnahme von Kindern Bundeswehr-Angehöriger setzen. Das Bundesministerium der Verteidigung stellt aber Trägern der freien Jugendhilfe zur Schaffung, d. h., nicht zum Betrieb, von Kindergartenplätzen Mittel aus Bundesfinanzhilfen unter der Voraussetzung zur Verfügung, daß die auf diese Weise gewonnenen Plätze Kindern von Bundeswehr-Angehörigen vorbehalten bleiben. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jens (SPD) (Drucksache 7/3602 Frage A 88) : Wird sich die Bundesregierung nach dem folgenschweren AbSturz eines Kampfflugzeuges in Vechta verstärkt darum bemühen, daß bei Übungsflügen aller NATO-Mitglieder bewohnte Gebiete weniger als bisher und größere Industrieanlagen nicht mehr überflogen werden? Die Bundesregierung prüft ständig alle mit der Durchführung von Tiefflügen zusammenhängenden Fragen und hält zu diesem Zweck laufend engen Kontakt mit den zuständigen Stellen der verbündeten Streitkräfte. Dies gilt selbstverständlich auch für diejenigen Tiefflugprobleme, die die öffentliche Ordnung und Sicherheit betreffen könnten. Unfälle wie der Absturz in Vechta lassen sich nach Auffassung der Bundesregierung durch generelle Überflugverbote nicht verhindern. Bei einem Absturz aus größerer Höhe wird der Luftfahrzeugführer sein Flugzeug in der Regel so frühzeitig verlassen müssen, daß es auf unvorhersehbaren Flugbahnen und in unkalkulierbarem Zeitraum unkontrolliert zu Boden stürzt. Der Aufschlagort bleibt dem Zufall überlassen. Erkennt der Flugzeugführer jedoch während des Tieffluges eine Situation, die sich zum Absturz entwickelt, so hat er, wie die Erfahrung beweist, in der Regel die Möglichkeit, den Absturz in bewohntes Gebiet durch die Einleitung eines Ausweichmanövers zu vermeiden, bevor er das Flugzeug verläßt. In niedriger Höhe bei noch hoher Geschwindigkeit ist das Luftfahrzeug gewöhnlich noch steuerbar; die Zeit bis zum Aufschlag ist kurz und damit die verbleibende Flugbahn noch überschaubar. Wie Ihnen bekannt ist, sind größere Industrieanlagen, soweit sie Hindernisse im Sinne des Luftverkehrsgesetzes darstellen, auf den Tiefflugkarten markiert. Die Flugzeugführer sind gehalten, Ortschaften und solche Anlagen bei der Planung der Flugwege zu berücksichtigen und zu umfliegen. Besonders bei Flügen in auseinandergezogenen Formationen kann jedoch trotz sorgfältiger Planung nicht in jedem Fall vermieden werden, daß ein kleinerer Ort oder eine Anlage überflogen wird. Dies bleibt jedoch auf Ausnahmen beschränkt. Die Luftstreitkräfte weisen ihre Verbände jedoch laufend darauf hin, daß Überflüge von Ortschaften unter 100 000 Einwohnern nach Möglichkeit zu vermeiden sind. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Nordlohne (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 89 und 90) : Ist die Bundesregierung angesichts der schweren Flugzeugkatastrophe in Vechta am 2. Mai 1975, bei der durch den Absturz eines belgischen Kampfflugzeuges vom Typ „Mirage V" der belgische Pilot und sieben Zivilpersonen, darunter fünf Kinder, ums Leben kamen, etliche Bewohner schwer verletzt wurden und hoher Sachschaden entstanden ist, bereit, gemeinsam mit den übrigen NATO-Partnern zu prüfen, ob Tiefflüge über Städte und Gemeinden unter 100 000 Einwohnern in einer Höhe von nur 500 Fuß über Grund (150 m) wegen der dadurch bedingten Gefährdung der Zivilbevölkerung untersagt werden? 11990* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, Tiefflüge, die ausschließlich der Übung des Unterfliegens „feindlicher Radaranlagen" dienen, künftig in weniger dicht besiedelten Gebieten durchzuführen? Zu Frage A 89: Die Bundesregierung prüft ständig alle mit der Durchführung von Tiefflügen im Luftraum der Bundesrepublik zusammenhängenden Fragen und hält zu diesem Zweck laufend engen Kontakt mit den zuständigen Stellen der verbündeten Streitkräfte. Dies gilt selbstverständlich auch für diejenigen Tiefflugprobleme, die die öffentliche Ordnung und Sicherheit betreffen könnten. Die Erfahrung zeigt, daß bei im Tiefflug sich entwickelnden anormalen Situationen, die zu Unfällen führen oder führen könnten, der Flugzeugführer in der Regel in der Lage ist, durch Ausweichbewegungen den Absturz seines Flugzeuges auf Ortschaften zu verhindern. Treten diese Umstände jedoch in größeren Höhen auf, so kann der Flugzeugführer in den wenigsten Fällen Flugzustände und Flugbahnen bis zum Aufschlag kontrollieren. Er wird fast immer gezwungen sein, das Luftfahrzeug mit dem Schleudersitz rechtzeitig zu verlassen. Ob der Absturz dann im freien Feld oder in einem Ort erfolgt, bleibt dem Zufall überlassen. Aus welchen Gründen der Pilot des belgischen Kampfflugzeuges den Absturz in die Ortschaft Vechta nicht hat vermeiden können, ist nicht bekannt, da die Untersuchung des Unfalles noch nicht abgeschlossen ist. Bei der Planung von Tiefflügen sind die Flugzeugführer gehalten, ihre Flugwege so anzulegen, daß der Überflug auch kleinerer Orte vermieden wird. Die Besiedelungsdichte der Bundesrepublik Deutschland führt jedoch dazu, daß bereits kleinere Abweichungen vom vorgesehenen Kurs zu Überflügen führen. Dies gilt um so mehr, wenn ein Auftrag im Formationsflug durchgeführt wird. Selbst wenn diese Auflage vom Führungsflugzeug eingehalten werden könnte, würden die zum Verband gehörenden seitlich gestaffelt fliegenden Luftfahrzeuge oftmals Ortschaften überfliegen müssen. Eine Erweiterung des Verbots des Überfluges von Städten über 100 000 Einwohnern wäre demzufolge unrealistisch und müßte letzten Endes zur Einstellung von Tiefflügen führen. Die Bundesregierung kann daher die entsprechenden Vorschriften nicht ändern. Zu Frage A 90: Die Stadt Vechta liegt am Rande eines der Gebiete, die ihrer im Verhältnis zu anderen Teilen der Bundesrepublik Deutschland geringen Besiedelungsdichte wegen als Tieffluggebiete in Zusammenarbeit mit den Länderregierungen festgelegt wurden. Da die Kenntnis des Gebietes, das in einem Einsatzfall — z. B. beim Unterfliegen von Radaranlagen — durchflogen werden muß, hinsichtlich seiner geografischen und wettermäßigen Gegebenheiten einen wesentlichen Teil der Einsatzfähigkeit der zur Verteidigung Mitteleuropas vorgesehenen Piloten ausmacht, würde die Verlegung dieses Übungsflugbetriebes z. B. über See oder in andere Räume zu einer Minderung der Einsatzbereitschaft der fliegenden Verbände des Bündnisses führen. Dies könnte die Bundesregierung nicht vertreten. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Schmidt auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Würtz (SPD) (Drucksache 7/3602 Frage A 92) : Erscheint es dem Bundesminister der Verteidigung für den Lehr- bzw. Lernerfolg von Soldaten an Schuleinrichtungen der Bundeswehr wichtig zu sein, daß diese in Uniform am Unterricht teilnehmen müssen? Der Bundesminister der Verteidigung hält es im Hinblick auf den Lehr- bzw. Lernerfolg von Soldaten an Schuleinrichtungen der Bundeswehr für nicht „zwingend" erforderlich, daß die Soldaten während des Unterrichts Uniform tragen. Ich bin vielmehr überzeugt, daß die Anzugfrage keine Auswirkungen auf einen unmittelbaren Lehr- bzw. Lernerfolg hat. Die Verpflichtung zum Tragen der Uniform an Schuleinrichtungen der Bundeswehr liegt im dienstlichen Charakter der Ausbildung begründet. Nach der Zentralen Dienstvorschrift 37/10 — Anzugsordnung für die Bundeswehr — hat der Soldat im Dienst grundsätzlich Uniform zu tragen. Eine Sonderregelung an den Hochschulen der Bundeswehr, wonach den Teilnehmern an wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen die Wahl des Anzugs freigestellt ist, wurde, wie ich bereits in meiner Antwort auf Ihre Frage in der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 16./17. April 1975 ausgeführt habe, mit Rücksicht auf die besonderen Gegebenheiten des Studiums an einer Bundeswehrhochschule getroffen. Anlage 18 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Josten (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 94) : Welche Pläne bestehen in Verbindung mit den Bundesländern für die Ausgabe des bundeseinheitlichen Notfallausweises? Der vom Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit in Zusammenarbeit mit den Bundesländern entwickelte bundeseinheitliche Notfallausweis wird seit September 1974 in den für diese Maßnahme zuständigen Bundesländern durch gezielte Aktionen kostenfrei in beschränkter Anzahl ausgegeben. Die bei diesen Aktionen besonders angesprochene Zielgruppe waren sogenannte Risikopatienten, die besonders gefährdet sind, in plötzliche Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11991* lebensbedrohliche Zustände zu geraten. Diese Ausgebeaktion, die in diesem Monat abgeschlossen sein wird, hat ein überaus positives Echo in der Bevölkerung und eine weitere erhebliche Nachfrage nach dem bundeseinheitlichen Notfallausweis hervorgerufen. Die für die Ausgabe zuständigen Bundesländer sind jedoch der Auffassung, daß eine weitere kostenfreie Verteilung nicht ihre Aufgabe sein könne. Sie wollen den entgeltlichen Vertrieb dieses Ausweises künftig dem Schreibwarenhandel, den Apotheken, den Automobilclubs und den Krankenkassen überlassen. Die Herstellungskosten betragen etwa 10 bis 20 Pfennig. Um auch hier eine bundeseinheitliche Regelung zu erreichen, hat das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit auf gleichzeitigen Wunsch der Länder sich mit den entsprechenden Verbänden in Verbindung gesetzt. Mit einer positiven Reaktion der Mehrzahl der Verbände kann gerechnet werden. Wir haben erfahren, daß erfreulicherweise der Notfallausweis in vielen, vor allem größeren Betrieben kostenfrei an die Belegschaft ausgegeben wird. Anlage 19 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 95) : Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus den Äußerungen des Mediziners Professor Werner Kühne auf einem Internationalen Lungenärztekongreß in Düsseldorf, wonach bereits Babys stark rauchender Eltern zunehmend von der Gefahr einer Frühinvalidität bedroht seien, diese „die schwächsten Glieder in der langen Kette der passiven Raucher" seien und sie keine Chance hätten, die Dauereinwirkungen des auch ins Kinderzimmer wehenden „blauen Dunstes" mit seinen schädlichen Kohlenwasserstoffen und Nitrosegasen durch einen gefestigten Organismus zu mildern (vgl. „Raucherkrebs im Kinderzimmer", dpa- Meldung in der Süddeutschen Zeitung Nr. 102 vom 5. Mai 1975)? Die Bundesregierung hat mehrfach dargelegt, daß eine gesundheitliche Gefährdung des Nichtrauchers durch „Passivrauchen" nicht auszuschließen ist. In der Antwort auf die Kleine Anfrage über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens — ich verweise auf die Drucksache 7/3597 — hat sie erneut auf die besondere Gefährdung durch „Passivrauchen" im frühen Kindesalter aufmerksam gemacht. Obschon die Formulierung, daß Babys stark rauchender Eltern von Frühinvalidität bedroht seien, etwas überspitzt erscheint, vertritt die Bundesregierung die Auffassung, daß rauchende Eltern unter bestimmten Umständen gegen ihre gesundheitliche Sorgfaltspflicht gegenüber dem eigenen Kind verstoßen. Dies geschieht häufig aus Unwissenweit und Nachlässigkeit. Die Bundesregierung hat deshalb in Fortführung ihres Aktionsprogramms zur Bekämpfung des Drogen- und Rauschmittelmißbrauchs ihre Aufklärungsmaßnahmen besonders auf die Alltagsdrogen Alkohol und Nikotin erweitert. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat bereits vor Jahren in Presse, Funk und Fernsehen, durch Ausstellungen, Unterrichtseinheiten und Elternbroschüren auf die Gefahren des Rauchens aufmerksamgemacht und an die soziale Verantwortung des Rauchers gegenüber dem Nichtraucher appelliert. Dabei ist die Zielgruppe der Eltern und die Wirkung ihres Nikotinmißbrauchs auf ihre Kinder besonders berücksichtigt worden. Die Bundesregierung wird ihre Bemühungen in diesem Bereich noch intensiver fortsetzen. Die Entscheidung aber, ob Eltern ihrem Säugling oder Kleinkind zumuten, ihren Tabakrauch einzuatmen, liegt letztlich bei den Eltern selbst. Anlage 20 Antwort des Staatssekretärs Dr. Wolters auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Egert (SPD) (Drucksache 7/3602 Frage A 96) : Ist der Bundesregierung das Memorandum des Verbandes der Zigarettenindustrie zur Auseinandersetzung mit der Stiftung Warentest vom 7. März 1975 bekannt, und welche Stellung hat sie gegebenenfalls dazu genommen? Der Bundesregierung ist das angesprochene Memorandum des Verbandes der Zigarettenindustrie bekannt. Dem Wunsche der Zigarettenindustrie, eine unabhängige Kommission einzusetzen, die die Streitpunkte zwischen der Zigarettenindustrie und der Stiftung Warentest klären soll, konnte die Bundesregierung nicht entsprechen. Die Stiftung Warentest ist in ihrer Arbeit unabhängig und somit eigenverantwortlich. Die Bundesregierung kann deshalb in Streitfällen dieser Art eine Schlichtungsfunktion nicht übernehmen. Dieser Sachverhalt ist dem Verband der Zigarettenindustrie im April 1975 sowohl vom Bundesministerium für Wirtschaft als auch vom Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit mitgeteilt worden. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schröder (Lüneburg) (CDU/ CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 97): Beabsichtigt die Bundesregierung, die in einem verkehrswirtschaftlichen Gutachten vorgeschlagene Trassenführung einer Küstenautobahn und die damit zusammenhängende autobahnähnliche Netzergänzung zwischen Lüneburg und Lübeck (Nordlandlinie) in die für 1975 vorgesehene Überprüfung und Fortschreibung des Bedarfsplans für den Bundesfernstraßenbau aufzunehmen? Der Bedarfsplan in der zur Zeit noch gültigen Fassung vom Jahre 1971 wird zur Zeit überprüft. Davor können Aussagen nicht gemacht werden. 11992* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordnete Kiechle (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 100) : Treffen Informationen zu, wonach die Bundesregierung beabsichtigt, die Dringlichkeitsstufe der Bundesautobahn zwischen Kempten/Waltenhofen und Weitnau/Wangen negativ zu verändern, trotz abgeschlossenem Planfeststellungsverfahren den Baubeginn um Jahre zu verschieben und wenn nein, wann wird der Weiterbau dieser begonnenen Strecke erfolgen? Der Autobahnabschnitt zwischen Kempten und Waltenhofen (B 19) ist im Bau. Die Arbeiten zur Fortschreibung des Bedarfsplanes haben somit auf diesen Abschnitt keinen Einfluß. Die Autobahnstrecke zwischen Waltenhofen (B 19) über Weitnau bis zum Autobahnkreuz bei Wangen ist zur Zeit in der 1. Dringlichkeitsstufe des Bedarfsplanes. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Weber (Köln) (SPD) (Drucksache 7/3602 Frage A 103) : Sind nach Ansicht der Bundesregierung die Sicherheitsvorkehrungen auf Schiffen, die die Bundeswasserstraßen befahren, ausreichend, oder wird die Bundesregierung mit Rücksicht auf die jüngste Schiffskatastrophe in Köln eine Überprüfung für deutsche und ausländische Schiffe, wenn diese bundesdeutsche Wasserstraßen befahren, einleiten? Die Bau- und Ausrüstungsvorschriften für alle Schiffe, die den Rhein befahren, wurden durch die Zentralkommission für die Rheinschiffahrt von allen Rheinuferstaaten beschlossen. Diese Vorschriften wurden in der Vergangenheit von allen Rheinuferstaaten für ausreichend angesehen. Die Zunahme des Schiffsverkehrs und die technische Weiterentwicklung haben die Zentralkommission für die Rheinschiffahrt veranlaßt, eine Neufassung der Vorschriften zu erarbeiten, die weitergehende Sicherheitsvorschriften für Fahrgast- und Kabinenschiffe enthält. Die Neufassung wird von der Zentralen Rheinkommission voraussichtlich in dieser Woche verabschiedet und danach von den Rheinanliegerstaaten eingeführt. Als Folge des Schiffsunglücks von Köln sind die Rheinuferstaaten übereingekommen, im Laufe des Sommers zu überprüfen, in welchem Umfang die o. g. neuen Vorschriften noch vor deren Inkrafttreten zu ändern sind. Die entsprechenden Vorschriften für die übrigen Bundeswasserstraßen werden angepaßt. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 109) : Wird die Bundesregierung mit Ländern in Europa, die eine Autobahngebühr erheben, Verhandlungen führen mit dem Ziel, daß deutsche Autofahrer, unter Berücksichtigung der freien Autobahnbenutzung durch Kraftfahrer aus dem Ausland in der Bundesrepublik Deutschland als Gegenleistung von der dortigen Autobahnbenutzungsgebühr befreit werden, wenn nein, warum nicht, und wieso kann Bundesminister Gscheidle in der Fragestunde vom 24. April 1975 auf meine diesbezügliche Frage erklären, daß hier kein Zusammenhang gegeben sei? Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, Verhandlungen mit anderen Staaten über eine Befreiung von dort erhobenen Autobahngebühren zu führen. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hoffie (FDP) (Drucksache 7/3602 Frage A 110) : Welche rechtlichen Maßnahmen sieht die Bundesregierung vor, um das Überfliegen des Gebiets der Bundesrepublik Deutschland mit zivilen Überschallflugzeugen zu verhindern? Die Bundesregierung bereitet eine Verordnung zur Änderung der Luftverkehrs-Ordnung vor, durch die Flüge ziviler Luftfahrzeuge mit Überschallgeschwindigkeit untersagt werden. Der beim Erlaß von Rechtsverordnungen zum Schutz gegen Fluglärm anzuhörende Beratende Ausschuß nach § 32 a des Luftverkehrsgesetzes hat von dem Entwurf bereits zustimmend Kenntnis genommen. Nach Abstimmung mit den beteiligten Bundesressorts wird der Entwurf in Kürze dem Bundesrat zur Zustimmung zugeleitet. Anlag 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wernitz (SPD) (Drucksache 7/3602 Frage A 111): Ist die Bundesregierung im Gegensatz zur Beantwortung meiner Fragen 85 und 86 der Fragestunde vom 27. Februar 1975 jetzt der Auffassung, daß für die Länder sowohl aus verfassungsrechtlichen als auch aus gesetzlichen Gründen weder Veranlassung noch Berechtigung besteht, im Zusammenhang mit Streckenstillegungen finanzielle Leistungen an die Deutsche Bundesbahn zu erbringen? Die Bundesregierung ist nach wie vor der Auffassung, daß ein Land im Rahmen seiner Aufgaben auf dem Gebiet der regionalen Wirtschaftsstruktur folgendes prüfen muß: Soll das Land durch eigene finanzielle Leistungen und im Rahmen der Ländereisenbahngesetze einen Eisenbahnverkehr auf einer DB-Strecke aufrechterhalten, deren Stillegung die DB und der Bund auch in Würdigung der Vorschriften des Raumordnungsgesetzes und des Zonenrandförderungsgesetzes beschlossen haben? Nach Auffassung der Bundesregierung bestehen in solchen Fällen ausreichende gesetzliche Möglichkeiten, die es den Ländern erlauben, auf Grund ihrer Beurteilung der Regionalstruktur die Bedienung einer Region mit Schienenverkehrsleistungen sicherzustellen. Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11993* Anlage 27 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Häfele (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 112 und 113) : Wann hat der Bundesverkehrsminister die Trasse des neuen Autobahnabschnitts Singen—Überlingen bestimmt, nachdem ihm Ende September 1974 der Antrag der Landesregierung BadenWürttemberg vorgelegt worden ist, und er in seiner Antwort vom 12. März 1975 auf meine schriftliche Anfrage vom 3. März 1975 seine Entscheidung als „in Kürze" bevorstehend angekündigt hat? Bis wann wird der genannte Autobahnabschnitt befahrbar sein und damit die immer unerträglicher werdenden Verkehrsverhältnisse in zahlreichen Ortsdurchfahrten und im eigentlichen Uferbereich des Bodensees verbessert werden? Zu Frage A 112: Nachdem das Einvernehmen mit den an der Raumordnung beteiligten Bundesministern hergestellt worden ist, hat der Bundesminister für Verkehr die Linienführung der geplanten Bundesautobahn Singen—Lindau (A 98) am 22. April 1975 gemäß § 16 Abs. 1 FStrG bestimmt. Zu Frage A 113: Die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Strekkenabschnitts Singen—Überlingen der genannten Autobahn hängt zunächst von der Schaffung der planerischen und rechtlichen Voraussetzungen für die Bauarbeiten ab. Im derzeitigen Stadium der Planungsarbeiten, der Entwurf der ersten Teilstrecke von Singen bis Stockach soll dem Bundesminister für Verkehr erst in Kürze zur Zustimmung vorgelegt werden, lassen sich verbindliche Fertigstellungstermine leider noch nicht nennen. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Gölter (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 114) : Trifft ein Bericht der „Rheinpfalz" vom 29. April 1975 zu, nachdem über die Neuordnung der Oberpostdirektionen im Raume Nordbaden-Pfalz und Saarland bereits entschieden wurde, obwohl die offizielle Anhörung der Landesregierung Rheinland-Pfalz noch nicht erfolgt ist? „Die Rheinpfalz" vom 29. April 1975 berichtet zur Auflösung der Oberpostdirektion Neustadt an der Weinstraße u. a.: „Die endgültige Entscheidung dürfte nach Anhörung der Landesregierung Rheinland-Pfalz in Bonn Ende Juli fallen." Diese Darstellung entspricht den Tatsachen. Ein verbindlicher Termin für die Entscheidung kann allerdings noch nicht genannt werden. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schäuble (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 115 und 116) : Treffen Pressemeldungen zu, wonach das Bundespostministerium beabsichtigte, unter Auflösung etwa des Postamtes Lahr in der südlichen Oberrheinebene nur noch vier selbständige Postämter, nämlich Baden-Baden, Offenburg, Freiburg und Lörrach, bestehenzulassen, und welchen Rationalisierungserfolg verspricht sich die Bundesregierung gegebenenfalls von einer derartigen Zentralisierung? Teilt die Bundesregierung meine Besorgnis, daß durch diese Zentralisierung zu große, organisatorisch nicht mehr überschaubar zu bewältigende Bereiche für die einzelnen Postämter geschaffen werden, was zu einer Verschlechterung der Postbedienung in der südlichen Oberrheinebene führen könnte, und hält die Bundesregierung die Auflösung des Postamtes für eine Stadt von der Größe und überörtlichen Bedeutung wie der Stadt Lahr für zumutbar? Zu Frage A 115: Die Deutsche Bundespost beabsichtigt, Belange der Öffentlichkeit nicht berührende Verwaltungsaufgaben der Postämter stärker zu zentralisieren. Die Zusammenfassung im Gebiet der südlichen Oberrheinebene bei den genannten Postämtern entspricht einer Planungsüberlegung des Bundespostministeriums, über die noch nicht entschieden worden ist. Die Bundesregierung zielt mit der beabsichtigten Neuordnung der Verwaltungsorganisation der Postämter auf die Sicherung der Leistungsfähigkeit und eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Verwaltungsdienstes. Eine Auflösung von Postämtern ist nicht vorgesehen. Zu Frage A 116: Die Bundesregierung teilt nicht die Besorgnis, daß durch die Zusammenfassung von Verwaltungsaufgaben Bereiche entstehen, die nicht mehr überschaubar sind. Die Bereiche einer Anzahl von Postämtern mit rationell organisiertem Verwaltungsdienst haben schon heute Größenordnungen, die bei einer Zentralisierung nach dem angesprochenen Modell erst erreicht würden. Da die beabsichtigten Maßnahmen die Postversorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft nicht berühren, führen sie auch nicht zu einer Verschlechterung des Kundendienstes. Die betriebliche Funktion des Postamts Lahr bleibt in vollem Umfang erhalten. Die Bundesregierung hält daher die Interessen der Stadt Lahr nicht für beeinträchtigt. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Berger (Berlin) (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 117 und 118): Welche Zielsetzung verfolgt die Deutsche Bundespost damit, daß der 17. Juni auf den von ihr herausgegebenen gelben Steckkalendern nicht als offizieller Feiertag erwähnt wird? In welcher Auflage wurden die Kalender zu welchen Kosten gedruckt und an welche Verteilerkreise gesandt? Zu Frage A 117: Der Steckkalender ist im vergangenen Jahr im Rahmen von Werbeaktivitäten für die Postbankdienste an Postkunden abgegeben worden. 11994' Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 Mit der Herstellung des Kalenders war eine Werbeagentur betraut. Während die Werbeaussagen vorgegeben wurden, hat die Deutsche Bundespost — im Vertrauen darauf, daß Änderungen gegenüber früheren Ausführungen nicht vorgenommen wurden — auf die Gestaltung des Kalendariums keinen Einfluß genommen. Diese Aufgabe wird allgemein dem Kalenderhersteller überlassen, der sich dabei an den Richtlinien des Fachverbandes für Kalender und Werbeartikel e. V. in Bielefeld orientiert. Im letzten Jahr sah sich der Fachverband allerdings außerstande, eine verbindliche Empfehlung zu geben. Von den Mitgliedern ist deshalb unterschiedlich verfahren worden. Der 17. Juni wurde teils als Gedenktag oder Feiertag herausgestellt, teils als besonderer Tag gar nicht erwähnt. Wie Sie aus den beigefügten Ablichtungen ersehen könnnen, werden offensichtlich auch andere Verlage mit den gleichen Schwierigkeiten konfrontiert. Sowohl der Kalender für den Ortsverband der CDU in Rellingen, wie für die Deutsche Kapitalanlagegesellschaft mbH weisen den 17. Juni nicht als gesetzlichen Feiertag für die Bundesrepublik Deutschland aus. Zu Frage A 118: Der Kalender wurde in einer Auflagenhöhe von 2 Millionen Exemplaren gedruckt. Es entstanden Kosten in Höhe von 422 392,— DM. Die Steckkalender wurden als Kontaktgaben im Rahmen der Werbung für Postbankdienste an Postkunden verteilt. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Josten (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 119) : Trifft es zu, daß durch die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hände 1974 allein die deutsche Bauwirtschaft Verluste von über 600 Millionen DM hinnehmen mußte? Der Bundesregierung ist nicht bekannt, daß durch die „schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hände", das hieße bei Bund, Ländern und Gemeinden, der Bauwirtschaft im Jahre 1974 Verluste von über 600 Millionen DM entstanden sind. Im Bereich der Hochbauverwaltung des Bundes ist sichergestellt, daß die Zahlungen entsprechend der vertraglichen Bedingungen ohne Verzögerungen erfolgen. Es würde für die Bauverwaltungen auch keinerlei Anlaß bestehen, Zahlungen nicht termin- und fristgerecht zu leisten. Im Gegenteil, die Bauverwaltungen sind gerade im Hinblick auf die angespannte Finanzlage der Unternehmen bestrebt, alle vertraglich gegebenen Möglichkeiten für Abschlags- und Vorauszahlungen auszuschöpfen und die fälligen Zahlungen möglichst kurzfristig anzuweisen. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Link (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 120) : Wie beurteilt die Bundesregierung Pressemeldungen, nach denen in der Bauwirtschaft 1975 noch weitere 100 000 Bauarbeiter entlassen, weitere Firmenzusammenbrüche im Baugewerbe erwartet werden und weitere Banken dadurch in Finanzschwierigkeiten kommen, und wie bringt sie diese negativen Erwartungen der Bauwirtschaft in Einklang mit ihrer eigenen optimistischen Darstellung der konjunkturellen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland? Pressemeldungen, die über weitere Entlassungen von rd. 100 000 Bauarbeitern im Jahr 1975 sprechen, beruhen auf Mißverständnissen in der Interpretation von Verlautbarungen verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute und Bauverbände. Institute wie Bauverbände haben in letzter Zeit mehrfach erklärt — und dieser Auffassung stimmt die Bundesregierung zu —, daß die Zahl der Bauarbeiter im Jahresdurchschnitt 1975 in einer Größenordnung von rd. 100 000 niedriger liegen könnte als im Jahresdurchschnitt 1974 (= 1 352 000). Dies bedeutet allerdings nicht, daß ausgehend von den effektiv Beschäftigten am Jahresbeginn (= 1 188 000) im weiteren Verlauf des Jahres 1975 nochmals 100 000 Bauarbeiter entlassen werden. Der Abbau von Arbeitskräften in der Bauwirtschaft, der zu dieser um rd. 100 000 niedrigeren, jahresdurchschnittlichen Beschäftigtenzahl führt, ist vielmehr bereits um die Jahreswende 1974/ 75 vollzogen worden. Es kann deshalb damit gerechnet werden, daß im Laufe des Jahres 1975, ausgehend vom derzeitigen Stand, zusätzliche Bauarbeiter wieder in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Zahl der Insolvenzen von Bauunternehmen im Jahre 1975 als Nachwirkung der schwierigen bauwirtschaftlichen Lage des letzten Jahres erneut über dem Durchschnitt früherer Jahre liegt. Pressemeldungen über angebliche Probleme von Banken aufgrund von Konkursen in der Bauwirtschaft beziehen sich in der Regel auf Bauträgergesellschaften, die mit Bauunternehmen meistens nicht identisch sind. Da die finanzierenden Banken immer mehr dazu übergehen, den vorhandenen fertiggestellten oder halbfertigen Wohnungsbestand von notleidenden Bauträgergesellschaften zu übernehmen, hat sich die Gefahr, daß Bauträgergesellschaften zusammenbrechen, zumindest nicht vergrößert. Diese Entwicklung widerspricht nicht der Beurteilung der Lage der Bauwirtschaft durch die Bundesregierung. Sie bezieht ihre Aussage auf die für die konjunktuelle Entwicklung besonders wichtigen Indikatoren der Nachfrage (Baugenehmigungen, Auftragseingänge), bei denen in Übereinstimmung mit den Wirtschaftsinstituten und zahlreichen Bauverbänden seit etwa Mitte 1974 eine konjunkturelle Stabilisierung der Baunachfrage auf niedrigem Niveau festgestellt werden kann. Mit einem entsprechenden zeitlichen Abstand folgt die Bauproduktion, von der die Zahl der Beschäftigten abhängt, nach Abbau der auf dem neuen Niveau nicht mehr benötigten Kapazitäten der Entwicklung der Nachfrage. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11995* Anlage 33 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Haack auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Link (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 121): Wie beurteilt die Bundesregierung die Aussagen des Vorstandsvorsitzenden der Neuen Heimat, Vietor, daß bis zum Sommer 1975 etwa 400 000 Neubauwohnungen Leerstehen werden? Die Bundesregierung hat in der Antwort auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betreffend Ziele und Aufgaben der Wohnungspolitik (Drucksache 7/3523) ausgeführt, daß auf Grund von Erhebungen der Länder am Jahresende 1974 mit einer Größenordnung von wahrscheinlich 200 000 leerstehenden Neubauwohnungen gerechnet werden könnte. Die genaue Zahl der jeweils leerstehenden Neubauwohnungen ist nicht bekannt und kann auch nicht genau vorausgeschätzt werden. Dafür gibt es keine laufenden statistischen Erhebungen. Im Hinblick auf die Zinssenkungstendenzen am Kapitalmarkt, die zu einer Belebung des Immobilienmarktes führen werden und die entsprechenden staatlichen Maßnahmen (Übernahme leerstehender Wohnungen in den sozialen Wohnungsbau, wenn die Wohnungen nach Lage, Ausstattung und Preis den Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus genügen; Gewährung erhöhter Aufwendungsdarlehen im Rahmen des Regionalprogramms) ist eine Dramatisierung des Wohnungshaldenproblems nicht angebracht. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Schlei auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Hösl (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 122 und 123) : Trifft die Meldung der „Welt" vom 16. April 1975 zu, dem Bundeshaus in Berlin sei vom Bundeskanzleramt untersagt worden, am 18. April 1975 sein 25jähriges Bestehen zu feiern, und ferner sei der Druck einer Broschüre über Geschichte und Tätigkeit des Bundeshauses unterbunden worden, und wie rechtfertigt — bejahendenfalls — die Bundesregierung diese Weisung? Wie begegnet die Bundesregierung der Kritik der Industrie-und Handelskammer Berlin, die einzelnen Aktionen der verschiedenen Ressorts der Bundesregierung würden nicht immer den Interessen Berlins gerecht und erschienen oft nur unzureichend miteinander koordiniert zu sein, und was hat die Bundesregierung im einzelnen getan, um der vom Bundeskanzler während des Berliner Wahlkampfs demonstrierten Verpflichtung der Bundesregierung für Berlin Rechnung zu tragen? Zu Frage A 122: Nein, Herr Kollege. Eine derartige Weisung gibt es nicht. Folglich ist auch die von Ihnen zitierte Meldung inhaltlich unzutreffend. Zu Frage A 123: Die Bundesregierung sieht zur Zeit keine Notwendigkeit, ein weiteres Koordinierungsgremium zu schaffen, denn sie verfügt über ein seit Jahren bewährtes Instrumentarium der Koordination im Interesse Berlins. Ich nenne hierzu zum Beispiel — den Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin mit seiner Behörde und — den Staatssekretärsausschuß für Deutschland-und Berlinfragen. Wie in allen Bereichen hat auch in wichtigen Berlinfragen die Bundesregierung selbst, d. h. das Kabinett, die letzte Verantwortung. Es besteht kein Grund, dieses bewährte System der Zusammenarbeit und Koordination zu ändern oder zu erweitern. Zur Beantwortung des zweiten Teils Ihrer Frage möchte ich zwei Beispiele aus der letzten Zeit herausgreifen: 1. Beispiel: Der Bundeskanzler hatte zu einer Berlin-Konferenz am 16. Dezember 1974 eingeladen. Ziel dieser Konferenz war es, Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Arbeitnehmerschaft und Politik zusammenzuführen und mit ihnen Möglichkeiten einer verstärkten wirtschaftlichen Zukunftssicherung Berlins auf der Grundlage der erreichten politischen Positionen zu erörtern. Die Arbeit der Berlin-Konferenz wird in zwei Arbeitsgruppen fortgeführt. Die eine mit dem Thema — „Verstärkung des Dienstleistungsbereichs", die andere mit der Aufgabenstellung — „Ausbau von Forschung und Entwicklung". Ich kann der Arbeit dieser Projektgruppen nicht vorgreifen, darf Ihnen aber versichern, daß der Bundeskanzler bei dem von ihm selbst gesetzten Zeitrahmen bleiben und schon bald zu der angekündigten zweiten Konferenz einladen wird. 2. Beispiel: Nach sehr langwierigen und schwierigen Vorgesprächen verhandelt StS Gaus mit der DDR jetzt über die Verbesserung der Verkehrswege von und nach Berlin. Solche Verhandlungen hat es trotz aller Bemühungen früher nicht gegeben. Anlage 35 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Pfeffermann (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 126) : Welches Ergebnis hat die Initiative der Bundesregierung für einen europäischen Hilfsfonds Südvietnam bei der Außenministerkonferenz der EG in Dublin erbracht? Die Außenminister der Neuner-Gemeinschaft waren sich bei ihren informellen Gesprächen in Dublin 11996* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 darüber einig, daß die Europäische Gemeinschaft zu der humanitären Hilfe für die südvietnamesische Bevölkerung einen Beitrag leisten sollte. Unmittelbar danach, am 14. und 15. April, hat dann der Rat der EG in Luxemburg, ausgehend von Vorschlägen der Kommission, folgende Hilfsmaßnahmen beschlossen: Die Gemeinschaft liefert an das IKRK und UNICEF 690 t Milchpulver und 1 000 t Reis. Ferner wurde eine Finanzhilfe von ca. 900 000 DM für den Ankauf von Zucker, Medikamenten und für die Kosten von Lufttransporten genehmigt. Eine zweite Tranche sieht weitere Lieferungen von Milchpulver und Reis im Wert von ca. 9 Millionen DM vor. Der Geldwert der beschlossenen Maßnahmen beträgt zusammen 12,5 Millionen DM (Parität 1 RE gleich 3,06 DM). Die Durchführung )dieser Lieferungen, die für die Menschen in den Bereichen beider Konfliktparteien bestimmt waren, wurde durch die inzwischen eingetretene Entwicklung verzögert. Sie wird jedoch demnächst beginnen. Wegen der gebotenen Eile hielten die neun Außenminister in Dublin die von den meisten Partnerländern damals bereits eingeleiteten bilateralen Hilfsmaßnahmen für vordringlich und vereinbarten eine umfassende gegenseitige Unterrichtung hierüber, die auch erfolgt ist. Anlage 36 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Roser (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 130 und 134) : Trifft die Meldung des Generalanzeigers vom 22. April 1975 zu, die Bundesregierung versuche den finanziellen Forderungen Polens auf der Grundlage der sogenannten Brioni-Formel zu entsprechen, und wie verträgt sich dies — bejahendenfalls — mit der Behauptung der Bundesregierung, der Milliardenkredit an Jugoslawien werde an Jugoslawien als Entwicklungsland unter entwicklungspolitischen Gesichtspunkten geleistet? Welchen Ländern hat die Bundesregierung mit welcher Begründung gesagt, ihre Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung — bzw. einzelne Ausgestaltungen derselben — könne nicht funktionieren, weshalb die Bundesregierung ihnen nicht helfen könne, und welche Mittel hat sie daraufhin in anderen Ländern mit welcher Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung eingesetzt? Zu Frage A 130: Sie weisen in Ihrer Frage selbst zutreffend darauf hin, daß die Voraussetzungen, unter denen die Bundesregierung Jugoslawien einen Kapitalhilfe-Kredit zur Verfügung gestellt hat, im Falle Polens, das kein Entwicklungsland ist, nicht gegeben sind. Sollte also mit dem Schlagwort „Brioni-Formel" dieser Gesichtspunkt gemeint sein, würde der angeführte Artikel des Generalanzeigers die Politik der Bundesregierung in einer Weise umschreiben, die ich nicht teilen kann. Zu Frage A 134: In der entwicklungspolitischen Konzeption der Bundesregierung heißt es: „Die Bundesregierung versucht nicht, den Partnerländern politische sowie gesellschafts- oder wirtschaftspolitische Vorstellungen aufzudrängen". Eine dem widersprechende Äußerung der Bundesregierung möchte ich ausschließen. Anlage 37 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 132) : Treffen Meldungen zu, der Botschafter der UdSSR bei der „DDR" habe unter verfälschender und unvollständiger Zitierung des Vier-Mächte-Abkommens über Berlin behauptet, der Status West-Berlins werde von diesem Abkommen bestimmt und festgelegt, und was hat — bejahendenfalls — die Bundesregierung unternommen, um diesem neuerlichen Versuch der Sowjetunion, die Rechtslage der ehemaligen Reichshauptstadt auszuhöhlen und einseitig zu verändern, entgegenzutreten? Der im „Neuen Deutschland" erschienene Bericht über die Pressekonferenz des sowjetischen Botschafters in Ostberlin ist mir bekannt. Der Wortlaut der Äußerung des sowjetischen Botschafters liegt mir nicht vor. Zum zweiten Teil Ihrer Frage habe ich hier bereits dargelegt, daß für die Auslegung des Viermächteabkommens nach den Regeln des Völkerrechts allein der Wortlaut des Abkommens und der dazugehörigen Dokumente maßgeblich ist. Danach steht fest, daß die Rechte und Verantwortlichkeiten der Vier Mächte in bezug auf Berlin und damit auch der rechtliche Status Berlins durch den Abschluß des Abkommens vom 3. September 1971 unberührt geblieben sind. Dies wurde der Sowjetunion gegenüber auch nach Abschluß des Abkommens sowohl von den für eine Interpretation des Abkommens zuständigen drei westlichen Signaturmächten, wie auch von der Bundesregierung mehrfach zum Ausdruck gebracht. Anlage 38 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Frage A 136) : Warum hat die Bundesregierung gegen die bekanntgewordenen Massenmorde der Kommunisten in Indochina nicht im Rahmen der Vereinten Nationen Stellung genommen, und aus welchen Gründen hat die Bundesregierung auch sonst die kommunistische Invasion nicht öffentlich verurteilt? Vertreter der Bundesregierung konnten keine zuverlässigen Erkenntnisse über Massenmorde in Indochina erlangen. Die verschiedenartigen und sich teilweise widersprechenden Pressemeldungen konnten deshalb nicht überprüft und etwa einer Stellung- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 170. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Mai 1975 11997* nahme der Bundesregierung zugrunde gelegt werden. Die Bundesregierung hat ihren Standpunkt in bezug auf die Ereignisse in Südvietnam in mehreren Erklärungen hier — vor dem Deutschen Bundestag auch durch den Herrn Außenminister am 9. 4. 1975 — dargelegt. Sie hat darin ihrer Besorgnis und Anteilnahme mit dem Leid Ausdruck gegeben, das die militärischen Ereignisse bei der Bevölkerung Indochinas verursacht haben. Was eine öffentliche Verurteilung anbelangt, so habe ich von dieser Stelle bereits am 10. April erklärt, daß die Rüge eines Bruchs der Pariser Verträge in erster Linie Angelegenheit der Vertragspartner sei. Davon unabhängig bedauert die Bundesregierung, daß die in diesen Verträgen enthaltenen Bestimnungen nicht eingehalten worden sind. Anlage 39 Antwort des Staatsministers Moersch auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Schedl (CDU/CSU) (Drucksache 7/3602 Fragen A 137 und 138) : Trifft es zu, daß die beiden an den Bemühungen um eine gemeinsame deutsche Übersetzung des Berlin-Abkommens der Vier Mächte beteiligten Seiten das Gesprächsergebnis getrennt und jeweils lediglich für sich schriftlich niedergelegt haben, und warum wurde — bejahendenfalls — darauf verzichtet, den angeblich existierenden gemeinsamen deutschen Text des Abkommens auch in einer gemeinsamen Niederschrift festzuhalten? In welcher Weise kann die Bundesregierung ihre Behauptung belegen, daß der von ihr am 3. September 1971 verbreitete und kommentierte deutschsprachige Text des Abkommens der Vier Mächte über Berlin in den vorangegangenen Übersetzungsbemühungen voll und ganz von der östlichen Seite gebilligt wurde? Zu Frage A 137: In der Fragestunde des 6. Deutschen Bundestages vom 23. September 1971 hat der damalige Bundesaußenminister Scheel bereits eine ähnliche Frage beantwortet. Ich verweise insoweit auf das Protokoll der Sitzung dieses Tages (BT-Drucksache Seite 7915 ff. Das hier Wesentliche läßt sich wie folgt zusammenfassen: Das Ergebnis der Absprache über eine deutsche Übersetzung ist in gemeinsamer Sitzung verlesen und von jeder Seite für sich protokollarisch festgehalten worden. Es war nicht beabsichtigt, der deutschen Übersetzung einen offiziellen Status zu geben. Zu Frage A 138: Auch die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus den von mir bereits erwähnten Darlegungen der Bundesregierung am 23. September 1971 vor dem Deutschen Bundestag.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uwe Ronneburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)





    (Wehner [SPD] : Sehr wahr!)


    (V o r sitz: Vizepräsident Frau Funcke)

    Ich würde es für einen grundsätzlichen Fehler halten, wenn man die Motive, von denen aus China seine Förderung der europäischen Einheit und seine Warnungen vor der Sowjetunion ausspricht, nicht im gleichen Zusammenhang mit nennt. Denn sicherlich wird hier nicht um unsertwillen irgend etwas getan oder gesagt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Nein, aber es gibt die Parallelität von Interessen! — van Delden [CDU/CSU] : Aber wir können doch Nutzen daraus ziehen!)




    Ronneburger
    — Selbstverständlich gibt es Parallelitäten von Interessen, die auch in keiner Weise ausgeschaltet werden sollen.

    (van Delden [CDU/CSU] : Mehr hat Herr Jaeger nicht gesagt!)

    Ich warne nur vor der Illusion,

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Dann ist es ja gut!)

    daß sich die Äußerungen Chinas ausdrücklich auf
    europäische, westeuropäische Interessen beziehen.

    (van Delden [CDU/CSU]: Hat er ja nicht gesagt!)

    Ich möchte hier ausdrücklich darauf hinweisen, daß es hier zwar sicherlich diese von Ihnen, Herr Dr. Mertes, angesprochene Parallelität, aber auch ein ganz starkes Eigeninteresse der Volksrepublik China gibt, das man natürlich im Auge haben muß, wenn man diese Äußerungen zu werten versucht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Altruismus gibt es nicht in der Außenpolitik!)

    — Wir unterhalten uns vielleicht außerhalb des Hauses; sonst wird meine Zeit hier ungebührlich belastet und das Interesse des Hauses vielleicht zu sehr auf unsere speziellen Auseinandersetzungen gelenkt. —
    Die Mitglieder des Bündnisses
    — so heißt es an anderer Stelle, meine Damen und Herren —
    bekräftigen ihre Überzeugung, daß der Nordatlantikvertrag die unerläßliche Grundlage für ihre Sicherheit ist und damit das Streben nach Entspannung ermöglicht.
    Dies, was hier über das Streben nach Entspannung gesagt ist, sollte man, meine ich, sehr deutlich hören und beachten. Hier gibt es nun wiederum eine Parallelität der Interessen des Nordatlantischen Bündnisses,

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : So ist es!)

    nämlich das Interesse am Frieden und das Interesse, auf der Basis einer uneingeschränkten Verteidigungsbereitschaft Entspannung zu erreichen.
    Herr Kollege Dr. Jaeger, ich halte Ihren Vorwurf an die Bundesregierung und damit an diese Koalition für völlig jeder Grundlage entbehrend, wenn Sie sagen, hier seien Illusionen erzeugt worden,

    (van Delden [CDU/CSU]: So ist es!)

    die die Verteidigungsbereitschaft des Nordatlantischen Bündnisses geschwächt hätten. Denn diesen Vorwurf, Herr Kollege, richten Sie an eine Bundesregierung und an eine Koalition, die seit 1969 wohl unbestritten ihren vollen Beitrag innerhalb der Nordatlantischen Allianz zur Verteidigungsbereitschaft geleistet hat.

    (Beifall bei der FDP und bei der SPD — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wir haben Herrn Leber beim Verteidigungshaushalt immer zugestimmt!)

    Hier sind keinerlei Einschränkungen erfolgt. Sie haben mit Ihren vielfältigen, auch internationalen Kontakten ja wahrscheinlich oft genug Gelegenheit gehabt, dies auch von unseren Freunden im Ausland bekräftigt zu hören. Hier ist nicht von Illusionen unsererseits die Rede, hier ist nicht von einem Nachlassen unserer Verteidigungsbemühungen die Rede. Vielleicht sollten wir — dazu wäre unter Umständen ein Blick nach Holland, auf den jüngsten Sozialistenkongreß sinnvoll — im Rahmen dessen, was wir selbst für unsere Verteidigung tun, etwas mehr Wert darauf legen, den Beitrag auch aller unserer Partner immer wieder herauszufordern und als notwendig zu bezeichnen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr gut, Herr Ronneburger! — van Delden [CDU/CSU] : Aber die psychologische Bereitschaft bei uns gehört auch dazu!)

    — Vielen Dank, Herr van Delden, für die Unterstützung.
    Gestatten Sie mir noch einen Hinweis auf Ottawa. Alle Mitglieder des Bündnisses sind sich darin einig, daß die fortdauernde Anwesenheit kanadischer und substantieller amerikanischer Streitkräfte in Europa eine unersetzliche Rolle bei der Verteidigung Nordamerikas wie auch Europas spielt. Das ist sicherlich auch eine Frage, auf die man noch einmal wird zurückkommen müssen, wenn man innerhalb des nordatlantischen Bündnisses — dazu ist wohl heute die Gelegenheit — auf das Verhältnis zwischen den USA und den europäischen Verbündeten innerhalb der Allianz zu sprechen kommt.
    Die Empfehlungen haben zum Teil diesen grundsätzlichen Bezug. Ebensowenig wie Herr Mattick sich dazu in der Lage sah, bin ich davon ausgegangen, daß ich hier die Empfehlungen insgesamt auch nur nennen könnte oder im einzelnen zu ihnen Stellung nehmen sollte. Aber es gibt ja eine Reihe anderer Empfehlungen, die mir außerordentlich wichtig scheinen, die das Bündnis von außen her berühren, die auf Probleme eingehen, die für das Bündnis von entscheidender Bedeutung sind, und zum Teil auch den Zusammenhalt innerhalb der Allianz ansprechen.
    Ich will die Themen hier nur einmal nennen: Zypern, Südostflanke und alles, was in diesem Zusammenhang in bezug auf die Frage genannt werden muß — Herr Dr. Jaeger, hier stimme ich Ihnen einmal zu —: Wieweit ist die Allianz eigentlich in der Lage, an der Südostflanke, im Süden insgesamt, auch an der Nordflanke ihre Verteidigungsbereitschaft aufrechtzuerhalten? Das ist eine der dringenden Fragen an die Allianz, und das ist sicherlich eine der Fragen, der sich auch die Nordatlantische Versammlung in Zukunft ganz dringend anzunehmen haben wird.
    Nur: Hier gibt es bereits diese Empfehlung der Versammlung bezüglich des Solidaritätsplanes für die südeuropäischen Mitgliedstaaten, auf den hier auch schon Bezug genommen worden ist. Es gibt darüber hinaus — das sollte man, so meine ich, nachdrücklich feststellen — von seiten der Bundesrepublik Deutschland, von seiten der Bundesregierung ganz deutliche Hilfen in dieser Richtung für jene



    Ronneburger
    Länder, die auf den Weg der Demokratie zurückgefunden haben und die sicherlich in der Situation, in der sie sich im Augenblick befinden, unserer Hilfe dringend bedürfen, um diesen Weg zur Demokratie auch durchhalten zu können.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Die Verteidigungshilfe, welche die Bundesrepublik Griechenland und der Türkei wiederum gewährt, und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit — eine übrigens von Portugal her anerkannte Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur Wirtschaftshilfe von seiten der Bundesregierung — sind unbestritten. Sie müssen natürlich ergänzt werden, Herr Professor Carstens, durch die Solidarität im Bündnis. Dies kann nicht die Aufgabe eines Allianzpartners sein, sondern dies ist eine Frage an die Allianz insgesamt und an ihre Bereitschaft, solche Hilfe zu leisten, weil demokratische, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen selbstverständlich verteidigungspolitische Auswirkungen haben können, ja, unter Umständen sogar haben müssen.
    Von daher ergibt sich von der Verteidigungspolitik her die Notwendigkeit, wirtschaftspolitische Entscheidungen mit in ein solches Verteidigungsbündnis, wie es der Nordatlantikpakt ist, einzubeziehen.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Von den Kollegen Brandt und Jaeger ist hier auch auf die Rüstung des Warschauer Paktes hingewiesen worden. Ich will in dieser Hinsicht im Augenblick nur auf das Bezug nehmen, was der Bundesaußenminister, Herr Genscher, über die NATO-Konferenz am 12./13. Dezember 1974 in Brüssel gesagt hat. Er hat gesagt, daß diese Rüstungsanstrengungen des Warschauer Paktes nicht verschwiegen werden dürften, sondern daß man sich darauf einstellen müsse.
    Dies ist Anlaß für mich, noch einmal nachdrücklich auf die Frage der Verteidigungsbereitschaft des NATO-Bündnisses und auf die Notwendigkeit hinzuweisen, Entspannungspolitik nicht auf Kosten der Verteidigung, sondern auf der Basis einer uneingeschränkten Bereitschaft zur Verteidigung jener Werte zu betreiben, die ja auch in der Präambel des Nordatlantikpaktes ausdrücklich genannt worden sind.
    In diesen Empfehlungen besteht natürlich auch — ich sagte es vorhin schon — ein indirekter Bezug auf die Nahost-Probleme und auf die Probleme anderer Gebiete, wie es dort wörtlich heißt, vornehmlich solcher unmittelbar jenseits der NATO-Grenzen. Ich will im Augenblick nach dem, was bereits gesagt worden ist, auf die Nahost-Frage nicht im einzelnen eingehen, aber doch soviel sagen, daß wohl unübersehbar ist, daß es Zusammenhänge zwischen den Friedensbemühungen in Nahost und der Kapitulation Südvietnams sowie dem Sieg der Roten Khmer in Kambodscha gibt.
    Ich meine, daß man daher zu diesem Thema Südostasien doch einige Sätze sagen soll. Ich halte es für nötig, darüber zu sprechen, weil einige oppositionelle Politiker und Publizisten diese tragischen Ereignisse in einer meiner Meinung nach unzulässigen Art und Weise auf europäische Verhältnisse projiziert haben. Während z. B. Herr Dregger meinte, die Niederlage Saigons sei nicht nur ein politisch-militärischer Rückschlag für Amerika, sondern eine moralische Niederlage des gesamten Westens, und der außenpolitische Sprecher der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Herr Marx, öffentlich folgerte, nun sei der Friede unsicherer geworden, erklärte demgegenüber erfreulicherweise Herr Carstens, zwischen der Situation in Vietnam und der Situation in Westeuropa bestünden sehr große objektive Unterschiede.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist doch kein Widerspruch!)

    — Ich glaube doch, daß hier ein Widerspruch besteht, und bin gern bereit, darauf auch noch einzugehen. — Herr Matthias Walden hat aus den Ereignissen in Vietnam sogar die Schlußfolgerung gezogen, nun habe das Bühnenweihfestspiel „Entspannung" als grimmige Schauerballade geendet.
    Ich komme damit zu der Frage, wie es eigentlich um die Politik der Entspannung steht, ob sie mit Vietnam, mit Saigon gescheitert ist oder ob sie weitergeführt werden kann oder weitergeführt werden muß.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Welche Entspannung meinen Sie?)

    Aber ich würde in diesem Zusammenhang gern zunächst einmal auf jene Unterschiede hinweisen, die auch Fritz Ulrich Fack in einem Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen" genannt hat, auf die politischen, historischen, ethnischen, sozialen Unterschiede zwischen den Ereignissen in Südvietnam und der Situation in Europa. Diese Unterschiede sind wahrscheinlich unbestritten, und es wird, so hoffe ich, nicht ernsthaft zur Bildung von Parallelen zwischen jenen Entwicklungen und Europa kommen, obwohl zumindest eine Ihrer Bemerkungen, Herr Dr. Jaeger, heute in diese Richtung gegangen ist.
    Aber eine Lehre, meine ich, sollten wir in der Bundesrepublik Deutschland und in der Allianz aus den Ereignissen in Südostasien offenbar doch ziehen: Der gute Wille und die riesige Hilfe Amerikas allein können ein Staatswesen nicht wirksam vor einer äußeren und inneren Aggression schützen, wenn dieser Staat es nicht vermag, die Mehrheit seiner Bürger für sich zu engagieren,

    (van Delden [CDU/CSU]: Eben darum!)

    zu mobilisieren und dieses Engagement in Verteidigungsbereitschaft und Verteidigungsfähigkeit umzusetzen.

    (Zustimmung)

    So aber, meine Damen und Herren, ist und bleibt ein Vergleich Südostasiens mit Westeuropa unzulässig, ja, er wäre politisch gefährlich, weil hier Ursache und Wirkung verwechselt werden. Das ständige Äußern von Zweifeln an der Verteidigungsbereitschaft und Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses oder an seiner Glaubwürdigkeit, Herr Dr. Jaeger, könnte gerade jenen Pessimismus auslösen, der es erschweren könnte, daß diese Verteidigungsfähigkeit und Verteidigungsbereitschaft auf Dauer sichergestellt werden.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)




    Ronneburger
    Zweifel an der Allianz oder vor allen Dingen an den Vereinigten Staaten, sind sie nach diesen Entwicklungen möglich, oder sind sie unter Umständen gar notwendig? In Amerika ist, meine ich, nach dem Verzicht Präsident Johnsons auf seine Wiederkandidatur 1968, durch die Proteste der studentischen Jugend gegen den Vietnamkrieg 1969/70 — Sie, Herr Dr. Jaeger, haben aus einer ganz anderen Sicht darauf hingewiesen —, durch die WatergateAffäre und die dadurch bedingte Schwächung der Position der US-Präsidentschaft ein neuer Prozeß des Nachdenkens über die Rolle der USA in der Weltpolitik in Gang gekommen. Diese Diskussion zeigt schon heute, daß dort klarer als bisher die Grenzen, aber auch die Möglichkeiten der Macht der USA gesehen werden.
    Dieser Prozeß der Selbstklärung, auf den Sie, Herr Kollege Brandt, ja auch schon hingewiesen haben, ist insofern positiv und stärkend für das Bündnis, als deutlich erkannt wird, wie notwendig gerade in der heutigen Situation die Aufrechterhaltung der Allianz und die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Europa sind. Fatal aber wäre es — und davor warne ich mit allem Nachdruck —, wenn die Europäer diesen Prozeß negativ beeinflussen würden, indem sie ihrerseits Zweifel an der Bündnistreue und Bündnisfähigkeit Amerikas etwa öffentlich bekundeten. Die klaren Ausführungen Präsident Fords vor dem US-Kongreß u. a. zu den europäisch-amerikanischen Beziehungen zeigen deutlich, daß auch jenseits des Ozeans die Überzeugung vorhanden ist, daß Europa und Amerika in einer atlantischen Lebensgemeinschaft historisch, geistig, moralisch, militärisch und ökonomisch miteinander verflochten sind. Dies schließt natürlich, wie auch hier schon gesagt worden ist, nicht aus, daß es in einzelnen Sachfragen zu gelegentlichen Konfrontationen kommen wird.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Und ,das ist geschehen!)

    Aber wenn z. B. der Ministerpräsident Schwedens, Herr Palme, nach den Ereignissen in Vietnam gesagt hat, jetzt könnten die USA ihre Glaubwürdigkeit wiedergewinnen, so würde ich dies gern etwas anders ausdrücken und sagen, die Vereinigten Staaten haben nach Vietnam, so sehr man diese Ereignisse aus den verschiedensten Gründen beklagen mag, ein höheres Maß an Handlungsfreiheit wiedergewonnen, als sie es in gewissen Zeiten der Auseinandersetzung in Südostasien gehabt haben.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Und kein Zweifel kann und sollte daran bestehen, daß für die Vereinigten Staaten die Aufrechterhaltung dieses Bündnisses und der innere Zusammenhalt dieses Bündnisses jetzt noch wichtiger geworden sind, als sie es früher waren.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Der innere Zusammenhalt!)

    Herr Kissinger hat dies an mehreren Stellen ausdrücklich bestätigt und u. a. gesagt, daß die Verbündeten der Vereinigten Staaten in Westeuropa, Kanada und Japan Vorrang in der amerikanischen Außenpolitik hätten. Ich habe keinen Grund, dem irgend etwas hinzuzufügen außer der klaren und ganz unbeeinträchtigten Überzeugung, daß es hier tatsächlich aus den verschiedensten Gründen eine Notwendigkeit des Zusammenhalts über den Atlantik hinweg gibt. Es gibt damit für die FDP-Fraktion dieses Hauses kein Abrücken von den Fundamenten unserer Bündnispolitik.
    Wir wissen, daß in einer sich schnell wandelnden Welt mit einem latenten Nord/Süd-Konflikt Europa seine Position nur behaupten kann, wenn es über die ökonomische Integration hinaus — oder vielleicht an ihr vorbei, wie es sich in Genf gezeigt hat — zu einer politischen Union, gerade auch für die Außen- und die Verteidigungspolitik kommt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    In diesem Zusammenhang verstehe ich eigentlich nicht die gelegentliche und auch von Herrn Dregger geäußerte Forderung nach neuen Konstruktionen. Die Zusammenarbeit im Bündnis funktioniert, die Zusammenarbeit der Eurogroup ist nicht in Frage gestellt, und schließlich funktioniert auch die Westeuropäische Union, vielleicht einmal geschaffen, um Frankreich den Beitritt der Bundesrepublik zum NATO-Pakt leichter erträglich zu machen, mit ihrer ja übrigens sehr deutlichen Klausel im Art. 4 im Sinne eines Beistandspakts. Hier geht es nicht um neue Instrumente, sondern darum, die bestehenden Instrumente zu nutzen, sie vielleicht auszubauen. Denn neue Instrumente — dies sollte hier einmal deutlich gesagt werden — würden ja in jedem Fall nur in Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten funktionieren können und dürfen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das sagt der Kollege Dregger aber auch!)

    Es geht uns um eine Fortsetzung der Entspannung in
    dem Sinne, wie es auch Inhalt des NATO-Paktes ist.
    In diesem Zusammenhang würde ich gegenüber allen Unterstellungen gern noch einmal auf die Reihenfolge zwischen Ost- und Westpolitik der Bundesregierung hinweisen. Ausgangspunkt war das Eingebundensein der Bundesrepublik Deutschland in das westliche Bündnis. Dies war die Grundlage für die Ostpolitik. Aber ich wiederhole jene These, die ich von dieser Stelle aus schon einmal geäußert habe: daß unsere Ostpolitik auch Voraussetzung war für das Weitergehen der Entwicklung in Europa und im westlichen Bündnis. Ich glaube, daß diese meine These inzwischen durch die Verhandlungen in der KSZE deutlich unterstrichen und unterstützt worden ist. Ich habe leider nicht mehr die Zeit, auf die Situation der KSZE in diesem Zusammenhang einzugehen. Ich will zum Schluß kommen.
    Ich meine, daß ein Scheitern der Entspannungspolitik — Herr Dr. Jaeger, damit komme ich noch einmal auf Sie und Ihre These von den geplatzten Illusionen zurück — doch nur dann zu konstatieren wäre, wenn sich die Interessenlage beider Weltmächte oder auch die Interessenlage der beteiligten mittleren Staaten geändert hätte. Dem ist aber nicht so. Im Gegenteil! Die ökonomischen und gesellschaft-



    Ronneburger
    lichen Probleme, vor die wir uns in Ost und West gestellt sehen, müssen einer Lösung zugeführt werden. Andernfalls könnte die Zivilisation auf diesem Planeten durch ein Zeitalter der Barbarei abgelöst werden.
    Gerade der 30. Jahrestag der deutschen Kapitulation gibt uns Anlaß zur Besinnung und zur Vorausschau. Die Rolle der Bundesrepublik Deutschland sowohl im ost-westlichen Entspannungsdialog als auch in der Auseinandersetzung mit den Völkern der dritten und vierten Welt und als Partner des westlichen Bündnisses muß die eines friedensfördernden, auf Ausgleich hinzielenden, verläßlichen Partners sein.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Bundesminister Genscher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch die Bundesregierung begrüßt die Möglichkeit, heute den Bericht der deutschen Delegation zu der Nordatlantischen Versammlung zu diskutieren und dabei vor dem Hintergrund der weltpolitischen Entwicklung der letzten Monate erneut über Fragen des westlichen Verteidigungsbündnisses zu sprechen.
    Ich darf vorab als Auffassung der Bundesregierung feststellen, daß die Arbeit der Nordatlantischen Versammlung wohl kaum jemals so wichtig war wie in der gegenwärtigen Situation. Die Fragen, die uns heute beschäftigen, beziehen sich ja nicht nur auf den militärisch-technischen Teil des Bündnisses, sondern es geht um den inneren Zustand, um das Selbstverständnis des Bündnisses und seine Zukunftsperspektiven.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Gut, daß Sie das sagen!)

    Das sind politische Fragen, die eine politische Antwort erfordern. Diese Antwort muß nicht nur von den Regierungen, sie muß ebenso von den nationalen Parlamenten gesucht und gefunden werden.
    Die 20. Jahrestagung der Nordatlantischen Versammlung hatte sich diese Aufgabe gestellt. Die Bundesregierung begrüßt deshalb die Anregung der Versammlung, die Beziehungen zwischen der Versammlung und dem Nordatlantikrat zu vertiefen. Schon im vergangenen Jahr hatte der NATO-Ministerrat in Ottawa beschlossen, den Ausbau der Verbindungen zu den Parlamentariern zu fördern, und zwar in der richtigen Erkenntnis, daß der politische Meinungsaustausch zwischen und die Meinungsbildung unter den Parlamentariern aller Mitgliedstaaten für den Zusammenhalt des Bündnisses unentbehrlich sind.
    Das Verteidigungsbündnis des Westens hat als Grundlage Wertvorstellungen, deren Verwirklichung einer starken und breiten parlamentarischen Unterstützung bedarf. Die Glaubwürdigkeit und die Handlungsfähigkeit des Bündnisses brauchen demokratische Mitwirkung. Deshalb muß es die
    Aufgabe der Regierungen der Mitgliedstaaten sein, die Rolle der Nordatlantischen Versammlung nicht als ein bequemes Alibi zu verstehen, sondern ihren Empfehlungen die gebotene Beachtung zu schenken. Die Bundesregierung, auf deren Initiative nicht zuletzt die entsprechenden Aussagen von Ottawa zurückgehen, ist entschlossen, die Mitwirkung der Parlamentarier im Bündnis zu stärken und damit auch die Verankerung des Bündnisses in den nationalen Parlamenten. Unter diesem Gesichtspunkt wird die Bundesregierung die Empfehlungen der Nordatlantischen Versammlung würdigen, und zwar sowohl für ihre Arbeit hier in der Bundesrepublik Deutschland wie auch im NATO-Ministerrat.
    Welche Probleme stellen sich nun für das Bündnis, und auf welche Fragen muß es Antwort geben, und zwar heute in einer weltpolitischen Landschaft, in der es entscheidend auf das feste Zusammenstehen der Partnerstaaten im Bündnis ankommt? Uns alle betreffen natürlich die Ereignisse in Südostasien, im Nahen Osten, im Mittelmeerraum. Wir alle — alle Partner, wenn auch unterschiedlich in der Wirkung — sind mit Rohstoff- und Energieproblemen konfrontiert. Diese Entwicklungen geben uns Anlaß zu einer vertieften Betrachtung der Situation im Bündnis. Das Ergebnis dieser Betrachtung kann doch nur sein: Wir müssen unsere Politik der Friedenssicherung unbeirrt fortsetzen. Wir müssen das westliche Bündnis erhalten und stärken als Grundlage unserer Politik der Friedenssicherung. Wir müssen die enge Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten von Amerika weiter ausbauen. Denn nur im Bündnis mit den USA ist unsere Sicherheit gewährleistet. Wir wissen, nicht nur wir können uns auf die Vereinigten Staaten verlassen. Die Vereinigten Staaten können sich auch auf uns, auf ihre europäischen Partner verlassen. Unsere Freundschaft ist fest und beständig. Der amerikanische Außenminister hat recht, wenn er sagt, daß die deutsch-amerikanischen Beziehungen nie zuvor so gut waren wie jetzt.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Die NATO ist ein Instrument der Friedenssicherung. Das Bündnis, seine Funktionsfähigkeit und sein Bestand stehen für uns nicht zur Disposition. In diesem Rahmen leistet auch unsere Bundeswehr ihren Beitrag zur Sicherung des Friedens.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU])

    Unsere Politik der Friedenssicherung beruht auf vier Grundsatzentscheidungen: der Entschlossenheit zur Mitwirkung im Atlantischen Bündnis, dem konsequenten Weiterarbeiten an der Vollendung der politischen Einigung Europas, dem ernsthaften Bemühen um Fortschritte in der Entspannungspolitik — ein Bemühen, dessen Ernsthaftigkeit unsere Ostpolitik unter Beweis stellt — und schließlich dem Willen zu weltweiter Partnerschaft mit den Staaten der Dritten Welt.
    Nach der Meinung der Bundesregierung sind die Rahmenbedingungen für die Politik der Entspannung und des Ausgleichs mit den Staaten Osteuropas unverändert vorhanden. Das gleiche gilt für die Interessenlagen, und zwar auf beiden Seiten. Der so-



    Bundesminister Genscher
    wjetische Außenminister hat es gestern für seine Regierung noch einmal bestätigt. Es gibt in Wahrheit zu der von uns gemeinsam mit unseren Verbündeten verfolgten realistischen Entspannungspolitik keine vertretbare Alternative.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Die auch in den westlichen Staaten gelegentlich gestellte Frage, ob NATO-Bündnis und Entspannungspolitik sich gegenseitig ausschließen oder ob sie sich auch nur behindern, ob also ein Widerspruch innerhalb der Gesamtkonzeption der Friedenssicherung da sei, diese Frage verkennt die ganz elementare Tatsache, daß erst das Bündnis, daß seine Existenz die Voraussetzungen für eine realistische Entspannungspolitik geschaffen hat.
    Entspannungspolitik ist nach Auffassung der Bundesregierung überhaupt nur möglich auf der Grundlage eines intakten und handlungsfähigen Bündnisses. Der Generalsekretär der NATO hat dazu kürzlich mit Recht festgestellt:
    Nur wenn das Vertrauen der westlichen Regierungen in die Fähigkeit der Allianz zur Verteidigung auch gegen einen militärischen Angriff ungeschwächt ist, bleiben die Aussichten für eine ausgewogene Entspannungspolitik erhalten.
    Das heißt als Nutzanwendung auf die praktische Politik der Partner des Bündnisses: Wer die Entspannung fördern will, muß das Bündnis fördern. Von dieser Grundvorstellung läßt sich die Bundesregierung bei ihrer Politik der Friedenssicherung leiten.
    Vergessen wir nicht, meine Damen und Herren, die NATO hat seit ihrem Bestehen für ihre Mitgliedstaaten Sicherheit und damit Frieden ermöglicht. Vergessen wir auch nicht, was uns und anderen unter dem Schutz der NATO möglich war: der Wiederaufbau der zerstörten Länder, Standhaftigkeit in der Periode des kalten Krieges und seit den 60er Jahren die Chance der Entspannungspolitik mit dem Bemühen, die Gegensätze im Ost-West-Verhältnis abzubauen.
    Die Bundesrepublik Deutschland verfolgt ihre Entspannungspolitik auf zwei Wegen, einmal zweiseitig, zum anderen in multilateraler Zusammenarbeit. Die Verträge von Moskau, Warschau und Prag und der Grundlagenvertrag mit der DDR haben einen soliden Rahmen geschaffen, den es jetzt konsequent auszufüllen gilt. Zu dieser konsequenten Haltung gehört, daß wir die Rolle Berlins im internationalen Entspannungskonzept erkennen und entsprechend wahrnehmen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    In Berlin muß sich die Entspannungspolitik bewähren. Ich halte es für eine bedeutsame Entscheidung, daß unsere Bündnispartner sich in der Erklärung von Ottawa 1974 eben diese wichtige Grundposition deutscher Außenpolitik voll und ohne Einschränkung zu eigen gemacht haben.
    Multilateral bemühen wir uns um eine erfolgreiche Beendigung der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Auf dieser Konferenz hat sich die Solidarität nicht nur der europäischen Staaten, sondern auch der Mitgliedstaaten der Allianz bewährt. Ausgehend von der Auffassung der Bundesregierung, daß die Entspannung auch dem Einzelmenschen, gerade dem Einzelmenschen dienen, ihm greifbare Ergebnisse bringen müsse, bemühen wir uns im Rahmen dieser Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa mit besonderem Nachdruck um humanitäre Fragen, um die Verbesserung von Reisemöglichkeiten und die Förderung des Informationsaustausches. Die Bundesregierung trägt damit dem Anliegen Rechnung, das in der Entschließung „Menschenrechte" des Ausschusses der Nordatlantischen Versammlung für Erziehung, Kultur und Information zum Ausdruck kommt. Meine Damen und Herren, wenn wir das bisher Erreichte auf diesem Gebiet würdigen, sollten wir es nicht gering schätzen.
    Zu den multilateralen Bemühungen im Rahmen der Entspannungspolitik gehören auch die MBFRVerhandlungen in Wien. Die Bundesregierung unterstützt die Auffassung des Miiltärausschusses, daß beiderseitige und ausgewogene Truppenverminderungen erforderlich sind. Eine numerisch oder prozentual gleiche Reduzierung würde den für eine langfristige Entspannung notwendigen Kräfteausgleich eben nicht erreichen, sondern im Gegenteil die gegenwärtige Disparität festschreiben und mit ihrer vertraglichen Hinnahme auch noch legitimieren.
    Die Bundesregierung unterstreicht die Auffassung der Nordatlantischen Versammlung, daß einseitige Schritte im Rahmen der Entspannung den Entspannungsprozeß nicht fördern, sondern — wie es wörtlich heißt — „geeignet sind, den gegenwärtigen Entspannungsprozeß zu beeinträchtigen". Wir sagen auch ganz klar, daß eine multilaterale Entspannungspolitik eine klare Bündnispolitik weder ersetzen noch überflüssig machen kann. Auch nach Abschluß der Konferenzen — KSZE und, wie wir hoffen, eines Tages auch MBFR — wird das atlantische Bündnis seine Funktion behalten. Das klar auszusprechen ist notwendig, nach innen und nach außen; nach innen, um dem Irrtum zu begegnen, man könne sich einseitiges Nachlassen in den Verteidigungsanstrengungen leisten; nach außen, um klarzustellen, daß auch in Zukunft Bündnispolitik — und ich füge hinzu: auch die Politik der europäischen Einigung — legitim in das europäische Entspannungskonzept eingepaßte Zielvorstellungen betrifft, die zusammen mit dieser Politik der Friedenssicherung dienen.
    Zu Recht hat sich die Nordatlantische Versammlung mit der Rolle der europäischen Mitgliedstaaten des Bündnisses befaßt. Hier muß deutlich sein: Wir wollen das eine Bündnis; denn es gibt nur eine Sicherheit für die Europäer wie für ihre atlantischen Partner. Die Erklärung von Ottawa hat das in aller Klarheit ausgesprochen, wenn sie feststellt, daß die fortdauernde Anwesenheit kanadischer und substantieller amerikanischer Streitkräfte in Europa eine



    Bundesminister Genscher
    unersetzliche Rolle bei der Verteidigung Nordamerikas wie Europas spielt, und wenn sie umgekehrt sagt, daß die Streitkräfte der europäischen Verbündeten zur Verteidigung Europas wie auch Nordamerikas dienen. Ohne die Anwesenheit der Amerikaner in Europa kann das Bündnis seine Aufgabe nicht erfüllen, weder für uns noch für die Vereinigten Staaten.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU — Allgemeiner Beifall)

    Die Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit der europäischen Verbündeten in der Verteidigung, d. h. — um es mit den Worten der Nordatlantischen Versammlung zu sagen — das Beschreiten eines gemeinsamen europäischen Weges darf deshalb — ich zitiere die Entschließung — nicht zu Unstimmigkeiten im Bündnis führen. Europa muß seine wachsende Bedeutung im Rahmen des Bündnisses erkennen und sich dieser Verantwortung stellen. Diese Erkenntnis und diese Entschlossenheit sind sichere Garanten vertrauensvoller atlantischer Partnerschaft. Dasselbe gilt für den fortschreitenden Prozeß der europäischen Einigung. Das politisch geeinte Europa wird ein politisch und wirtschaftlich stärkeres und damit auch verteidigungspolitisch leistungsfähigeres Europa sein. Es wird aber kein Bündnis neben dem Bündnis sein, sondern es wird eine Stärkung des einen Bündnisses durch erhöhte europäische Leistungsfähigkeit bewirken. Durch die Zusammenfassung der europäischen Kräfte wird auch eine größere Ausgewogenheit eintreten. Die europäische Seite wird stärker, vielleicht auch selbstbewußter werden. Aber gerade auf diese Weise wird sie den Vereinigten Staaten ein noch effektiverer und handlungsfähigerer Partner sein können.
    Auch nach Erreichung einer europäischen Union bleiben Europa und die Vereinigten Staaten in ihrer Sicherheit wie in ihrer Wirtschaft interdependent; sie bleiben eine Schicksalsgemeinschaft. Diese Schicksalsgemeinschaft ist auf Dauer gegründet. Das Wort vom gemeinsamen Schicksal gilt nicht weniger innerhalb Europas. Meine Damen und Herren, wir werden die großen Herausforderungen der Zukunft nur gemeinsam lösen, oder wir werden sie nicht lösen. Europa ist dabei nicht nur das Europa der Neun. Europäische Solidarität — was sollte anderes aus der Erkenntnis vom gemeinsamen europäischen Schicksal als Schlußfolgerung gezogen werden — kann nicht nur eine auf die Neun beschränkte Solidarität sein. Hier ist mehr von uns verlangt.
    Deshalb gerade in diesem Zusammenhang und an dieser Stelle ein Wort zu Portugal. Die Erkenntnis, wie wichtig wirtschaftliche Leistungsfähigkeit für die politische Stabilität ist, muß auch unser Verhältnis zu Portugal bestimmen.

    (Damm [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Die Bundesregierung hat es begrüßt, daß die Wahlen in Portugal eine eindeutige Willensbekundung der portugiesischen Wähler für demokratische Parteien ergeben haben. Das sollten wir mit allem Respekt als ein hoffnungsvolles Zeichen registrieren und anerkennen.

    (Beifall)

    Wir nehmen als Bundesregierung mit genau der gleichen Befriedigung das Bekenntnis der verantwortlichen Kräfte in Portugal zur NATO-Mitgliedschaft entgegen. Der Besuch des portugiesischen Außenministers in der kommenden Woche wird der Bundesregierung Gelegenheit geben, über alle gemeinsam interessierenden Fragen mit der portugiesischen Regierung zu sprechen. Die Bundesregierung sucht diese Kontakte mit den Verantwortlichen in Portugal.
    Nun sind im In- und Ausland in den letzten Monaten Besorgnisse über mögliche Entwicklungen in Portugal geäußert worden. Ich meine, die Außerung von Besorgnissen allein reicht nicht aus, um die erwünschte demokratische Entwicklung in Portugal zu fördern. Was Portugal jetzt braucht, ist Hilfe und Verständnis bei der Lösung seiner schwerwiegenden wirtschaftlichen Probleme.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — van Delden [CDU/CSU]: Dafür sind Sie ja Bundesaußenminister!)

    Wir alle haben ein Interesse an der wirtschaftlichen Konsolidierung Portugals. Hier liegt eine wichtige Aufgabe der europäischen Gemeinschaft; ihr ist hier eine Bewährungsprobe gegeben. Ich sage das mit aller Offenheit an die Adresse aller, die es in anderen Ländern angeht: Es wird sich zeigen müssen, ob die Regierungen der Europäischen Gemeinschaft die Kraft haben, die ökonomische Hilfe für Portugal als Voraussetzung der politischen und demokratischen Stabilisierung dieses Landes höher einzuschätzen als partikulare Interessen, etwa bei der Abwehr Portugals als eines lästigen Mitbewerbers, sei es bei Portwein oder anderen Produkten.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Das Ziel, Portugal den Weg nach Europa zu öffnen, ist eine europäische Aufgabe, die wir auch im Interesse der Handlungsfähigkeit des Bündnisses erfüllen müssen.
    Zu den erfreulichen Ereignissen gehört auch die Rückkehr Griechenlands zur Demokratie, wobei wir auch hier unsere europäische Verpflichtung erkennen müssen. Herr Kollege Blumenfeld hat heute morgen mangelnde Aktivitäten beklagt. Ich denke, es lohnt sich, sich noch einmal zu befassen mit den Initiativen der Bundesregierung, mit den Initiativen der Europäischen Gemeinschaft und, was die humanitäre Hilfe angeht, das zu studieren, was der Bundesminister des Innern zu Beginn des Jahres dem Vorsitzenden des zuständigen Ausschusses darüber berichtet hat.
    Was die Aktivität der Bundesregierung für die und bei der Lösung des Zypernkonflikts angeht, so möchte ich aber an dieser Stelle betonen, was ich an anderer Stelle schon gesagt habe: Wir werden auch in Zukunft das behutsame, vertrauensvolle Vorgehen der spektakulären Aktion vorziehen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Damm [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Mit guten Gründen hat die Nordatlantische Versammlung den ökonomischen Fragen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, und zwar nicht



    Bundesminister Genscher
    nur unter dem Gesichtspunkt der Energieversorgung. In Wahrheit ist die Verteidigungsfähigkeit in einem doppelten Sinne abhängig von der ökonomischen Situation in den Mitgliedstaaten: einmal wegen der Gefahr, daß die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Mitgliedstaaten nicht mehr ausreicht, ihre Bündnisverpflichtungen zu erfüllen; zum anderen weil wirtschaftliche Instabilität leicht politische Instabilität nach sich ziehen kann. Das bedeutet, daß die Bemühungen um die Lösung der ökonomischen Probleme in den Mitgliedstaaten der NATO zugleich eine große verteidigungspolitische Bedeutung haben. Auf dem NATO-Gipfel am 28. und 29. Mai werden wir auch den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Verteidigung zu behandeln haben. Die Bundesregierung hat das Vorhaben eines solchen Gipfeltreffens von vornherein geprüft, die amerikanische Initiative unterstützt, und sie bereitet dieses Gipfeltreffen sorgfältig vor. Der Besuch des amerikanischen Außenministers in der Bundesrepublik kurz vor dem Gipfeltreffen wird diese gründliche Vorbereitung unterstützen.
    Meine Damen und Herren, die bei den Bündnispartnern ohnehin vorhandenen wirtschaftlichen Probleme werden begleitet durch die schnelle Entwicklung der Waffentechnik, wo das Prinzip „immer wirkungsvoller" natürlich mit der Folge „immer teurer" bezahlt werden muß. Auch angesichts der in den öffentlichen Haushalten erkennbaren Grenzen stelle ich für die Bundesregierung fest: Alle Mitgliedstaaten sollten die Notwendigkeit der Verteidigungsaufwendungen erkennen und sie ihren Bürgern verständlich machen.

    (Beifall — Damm [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, ich denke, daß allerdings dieser Punkt auch Anlaß ist, im ganzen Hause anzuerkennen, daß die Bundesregierung und die Bundesrepublik Deutschland sich dieser Notwendigkeit in den letzten Jahren genauso gestellt hat wie in der Zeit davor.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    In der Tat lassen uns die Rüstungsanstrengungen des Warschauer Pakts keine andere Wahl. Deshalb ist es vernünftig, die Lasten moderner Rüstung durch Rationalisierung und Standardisierung zu vermindern. Das verlangt Zusammenarbeit bei der Rüstung. Wir müssen den Kostendruck immer modernerer Waffen durch Standardisierung abfangen und die Wirksamkeit der Verteidigungsausgaben optimieren. Allein durch die Verzettelung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben entstehen jährlich Milliarden Verluste. Die Bundesregierung wird sich dieser Frage und ihrer Lösung auch in Zukunft mit besonderem Nachdruck annehmen. Auch hier müssen Partikularinteressen überwunden und die übergeordneten Gesichtspunkte einer wirkungsvollen und gemeinsamen Verteidigung gesehen werden.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich einen Augenblick noch bei den ökonomischen Problemen bleiben, weil sie unmittelbar in die zentrale Frage nach der Zukunft des Bündnisses führen. Wir dürfen uns hier keinen Illusionen hingeben: Mindestens ebenso bedeutungsvoll wie die direkte Auswirkung wirtschaftlicher Probleme für die Fähigkeit zur Unterhaltung funktionsfähiger Streitkräfte ist der Zusammenhang zwischen ökonomischer und politischer Stabilität. Wir Deutschen wissen aus eigener schmerzlicher Erfahrung, welche Gefahren sich aus wirtschaftlicher Instabilität für die demokratischen Strukturen ergeben können. Die demokratische Stabilität ist eine Grundvoraussetzung für die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses. Für uns ergibt sich aus der demokratischen, freiheitlichen und rechtsstaatlichen Ordnung unseres Gemeinwesens zugleich auch die Verteidigungswürdigkeit unseres Staates und damit die innere Legitimation des Bündnisses und auch der Bundeswehr in diesem Bündnis. Wo die Bürger ihre Ordnung guten Gewissens bejahen können, sind sie auch bereit, die notwendigen Leistungen, und seien es auch Opfer für die Sicherheit dieser Ordnung, auf sich zu nehmen.
    Wir haben über diesen Zusammenhang, meine Damen und Herren, in diesem Hause schon wiederholt diskutiert, meist verbunden mit Fragen der inneren Sicherheit. Die Dinge liegen im Bereich der äußeren Sicherheit genauso. Unser Staat gibt uns die freiheitlichste Ordnung, die wir je in unserer Geschichte hatten und die es uns zugleich ermöglicht, soziale Leistungen zu verwirklichen, von denen noch die Generation vor uns kaum zu träumen wagte. Es hat hier in diesem Hohen Hause bei vergangenen Debatten keine Meinungsverschiedenheit darüber gegeben, daß eine freiheitliche Gesellschaftsordnung, die auf sozialer Gerechtigkeit beruht, die notwendige Voraussetzung politischer Stabilität ist. Deshalb ist es zu begrüßen, daß sich die Nordatlantische Versammlung in ihren Entschließungen auch mit gesellschaftspolitischen Fragen befaßt und damit die Bedeutung der gesellschaftspolitischen Entwicklung für die Zukunft des Bündnisses anerkennt.
    Meine Damen und Herren, die Festigkeit und Abwehrkraft des Bündnisses beruht eben nicht nur auf technischer Ausstattung, auf der Zahl der Waffen, sondern vor allen Dingen auf der Bejahung unserer freiheitlichen Systeme durch die Bürger in den Staaten des Bündnisses.

    (Allgemeiner Beifall — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Gesellschaftliche Prozesse haben eben nicht nur ihre Auswirkungen auf die Verteidigungsfähigkeit der Bündnispartner; sie beeinflussen auch den Verteidigungswillen. Daß ein Land ohne Freiheit mit chaotischen politischen und wirtschaftlichen Zuständen von seinen Bürgern kaum Verteidigungsbereitschaft erwarten kann, versteht sich von selbst. Aber wir müssen auch dem gefährlichen Mißverständnis entgegentreten, man könne finanzielle Engpässe in den öffentlichen Haushalten durch eine Umfunktionierung des Verteidigungshaushalts in einen Dispositionsfonds zur Erfüllung aller Wünsche lösen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Hoffentlich teilen alle diese Auffassung!)




    Bundesminister Genscher
    Wir müssen weiterhin unseren vollen Verteidigungsbeitrag leisten, und wir werden das tun.
    Genauso wichtig ist das klare Bekenntnis zum Bündnis und zu seiner friedenssichernden Funktion. Dasselbe gilt für die Rolle der Vereinigten Staaten im Bündnis und die Präsenz amerikanischer Truppen in Europa. Hier liegt eine Führungsaufgabe von Regierungen und Parlamenten für die Meinungsbildung in allen Mitgliedstaaten. Dasselbe gilt für die Stärkung des Selbstbehauptungswillens der freiheitlichen Ordnungen nach innen und außen.
    Deshalb begrüßt die Bundesregierung die Forderung der Nordatlantischen Versammlung, die Aufklärung besonders der jüngeren Generation über das Bündnis zu verstärken. Diese jüngere Generation ist in einer Periode des Friedens in Europa aufgewachsen. Aber ist ihr bewußt genug, daß sie diesen Frieden nicht zuletzt dem Bündnis verdankt? Wir wollen den Generationen nach uns diesen Frieden erhalten. Also gewinnen wir sie auch für das Bündnis!
    Lassen Sie mich zusammenfassen. Unsere Bündnispolitik ist ein integrierter Bestandteil unserer gesamten Innen- und Außenpolitik. Sie steht nicht isoliert da, sondern sie ist auf das engste verbunden mit den Grundsatzfragen der Staatspolitik, der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, der Europapolitik und der Entspannungspolitik. Die Bewahrung einer freiheitlichen Ordnung im Innern braucht zur äußeren Absicherung ein starkes und in sich gefestigtes Bündnis, wie umgekehrt das Bündnis, wenn es Bestand haben soll, auf stabile demokratische Strukturen in den Mitgliedstaaten angewiesen ist.
    Die Bemühungen zur Wiedergewinnung und Bewahrung der ökonomischen Stabilität in den Mitgliedstaaten dienen damit auch dem Ziel, die politische Stabilität in unserem Teil Europas zu sichern. Wirtschaftlich leistungsfähige Bündnispartner sind am ehesten bereit und in der Lage, ihre Bündnisverpflichtungen zu erfüllen. In enger Abstimmung mit den Bündnispartnern in der Gemeinschaft setzen wir die Politik der europäischen Einigung konsequent und beharrlich fort. Europäische Einigung und Bündnis stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Im Gegenteil, ein politisch starkes und einiges Europa fördert auch ein politisch starkes und einiges Bündnis. Schließlich bleibt das Bündnis die unerläßliche Voraussetzung für die Fortsetzung unserer Entspannungspolitik.
    Meine Damen und Herren, auf der Grundlage des Bündnisses soll die Entspannungspolitik den Frieden sicherer machen. Von diesem Ziel lassen wir uns nicht abbringen. Wir wollen für unser Volk, für die Völker Europas den sicheren Frieden.

    (Beifall hei der FDP und der SPD)