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ID0711518300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 115. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Geisenhofer, Dr. Burgbacher und Behrendt 7663 A Verzicht des Abg. Dr. Wichert auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag und Eintritt des Abg. Tietjen als Nachfolger 7663 B Wahl des Abg. Schulte (Unna) zum Mitglied des Vermittlungsausschusses an Stelle des ausscheidenden Abg. Wienand 7663 B Wahl des Abg. Dr. Bayerl zum Mitglied des Europäischen Parlaments an Stelle des ausscheidenden Abg. Dr. Schachtschabel 7663 B Nachträgliche Überweisung von Vorlagen an den Haushaltsausschuß 7663 B Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 7663 C Begrüßung Seiner Exzellenz des Präsidenten des Nationalrates der Republik Österreich, Herrn Benya, des Zweiten Präsidenten, Herrn Dr. Maleta, des Dritten Präsidenten, Herrn Probst, sowie der Fraktionsvorsitzenden der SPÖ, der ÖVP und der FPÖ 7686 B Ansprache aus Anlaß der Konstituierung des Ersten Deutschen Bundestages vor 25 Jahren Präsident Frau Renger 7686 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1975 (Haushaltsgesetz 1975) Drucksachen 7/2440, 7/2525 — Erste Beratung in Verbindung mit Beratung des Finanzplans und des Investitionsprogramms des Bundes 1974 bis 1978 - Drucksache 7/2503 — Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . . 7687 C Entwurf eines Gesetzes über die Volksentscheide auf Grund der nach Artikel 29 Abs. 2 GG in den Ländern Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zustande gekommenen Volksbegehren — Drucksachen 7/2355, 7/2439 - Erste Beratung 7697 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Genscher, Bundesminister (AA) . . 7697 B, 7707 D Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Dr. Marx (CDU/CSU) 7702 B Mattick (SPD) . . . . . . . . . 7708 A Ronneburger (FDP) . . . . . . . 7711 D II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 Fragestunde - Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — Fragen A 56 und 57 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 - des Abg. Milz (CDU/CSU) : Situation des Baugewerbes in Ballungsräumen im Vergleich zu der in strukturschwachen Gebieten Grüner, PStSekr (BMWi) . 7671 A, B, C, D, 7672 A, B, C Milz (CDU/CSU) 7671 C,D Dr. Fuchs (CDU/CSU) 7672 A Seiters (CDU/CSU) 7672 B Ey (CDU/CSU) 7672 B Frage A 58 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Dr. Fuchs (CDU/ CSU) : Maßnahmen der Bundesregierung zur Überwindung der Existenzgefährdung von Textil- und Bekleidungsbetrieben in strukturschwachen Gebieten Grüner, PStSekr (BMWi) 7672 C, 7673 A, B, C, D Dr. Fuchs (CDU/CSU) 7673 A, B Dr. Sperling (SPD) 7673 C Dr. Wörner (CDU/CSU) . . . . 7673 D Fragen A 59 und 60 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Simpfendörfer (SPD): Förderung von Zweigbetrieben und Produktionseinschränkung bzw. -stilllegung seit 1969 in den heutigen Fördergebieten der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur Grüner, PStSekr (BMWi) . . , 7674 B, C, D Simpfendörfer (SPD) 7674 C Frage A 61 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Höcherl (CDU/CSU): Beteiligung des Bundesministers für Wirtschaft vor und an den wirtschaftlichen Spitzengesprächen des Bundeskanzlers mit Italien und Frankreich Grüner, PStSekr (BMWi) . . 7675 A, B, C Höcherl (CDU/CSU) 7675 A, B Dr. Sperling (SPD) 7675 B Fragen A 63 und 64 Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Immer (SPD) : Neuabgrenzung der Fördergebiete Grüner, PStSekr (BMWi) . . . . 7675 C, D, 7676 B, C, D Immer (SPD) . . . . 7675 D, 7676 B, C Milz (CDU/CSU) . . . . . . . 7676 A, D Frage A 66 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Auflage des zweiten Konjunktursonderprogramms zur Berücksichtigung von Baufirmen und Arbeitnehmern aus den betroffenen Gebieten Grüner, PStSekr (BMWi) . . . 7677 A, B, C Niegel (CDU/CSU) 7677 B, C Frage A 69 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 -- des Abg. Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Verstöße gegen das Tierschutzgesetz durch die Haltung von Nutztieren in „Tierfabriken" Logemann, PStSekr (BML) 7677 D, 7678 D Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 7678 C Frage A 70 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Einkommenssituation der deutschen Landwirte Logemann, PStSekr (BML) 7679 A, B, C, D Niegel (CDU/CSU) 7679 B, C Eigen (CDU/CSU) 7679 C Frage A 71 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Dr. Fuchs (CDU/ CSU) : Schritte der Bundesregierung zur Verhinderung des Fangens und Tötens von Singvögeln Logemann, PStSekr (BML) . . . . 7679 D, 7680 B, C Dr. Fuchs (CDU/CSU) 7680 B, C Fragen A 72 und 73 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Dr. Früh (CDU/ CSU) : Stellungnahme der Bundesregierung zu der Auffassung der niederländischen Regierung bezüglich der Erhöhung der Vorsteuerpauschale und der Einstellung von 400 Millionen DM in den Bundeshaushalt (Aufwertungsausgleich) Logemann, PStSekr (BML) . . . . 7680 C, 7681 A, B, C Dr. Früh (CDU/CSU) 7681 A, B Jäger (Wangen) (CDU/CSU) . . 7681 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 III Fragen A 74 und 75 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Eigen (CDU/ CSU) : Kauf von Qualitätsweizen durch die Mühlenkonzerne zum Interventionspreis für Füllweizen; Anhebung der Vorsteuerpauschale für Agrarprodukte Logemann, PStSekr (BML) . . . . 7681 D, 7682 A, B, D, 7683 A Eigen (CDU/CSU) . 7682 A, B, D, 7683 A Frage A 77 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Coppik (SPD) : Maßnahmen der Bundesregierung gegen den Aufruf von kassenärztlichen Vereinigungen zum Boykott der Ambulanzeinrichtungen kommunaler Krankenhäuser Buschfort, PStSekr (BMA) . . . 7683 B Frage A 78 Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — der Abg. Frau Schleicher (CDU/CSU) : Pressemeldung über Auflagen der Bundesanstalt für Arbeit im Zusammenhang mit Zuschüssen für den ersten Modellkurs für Ärztinnen und Ärzte zur Wiedereingliederung in den ärztlichen Beruf zum Zwecke einer zweijährigen Berufstätigkeit in abhängiger Stellung Buschfort, PStSekr (BMA) . . . 7683 C, D, 7684 A Frau Schleicher (CDU/CSU) 7683 D, 7684 A Frage A 79 Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — der Abg. Frau Schleicher (CDU/CSU) : Erstattung der Kosten der Unterbringung eines versicherten Rentners in einem Alten- oder Pflegeheim mit ärztlicher Betreuung durch die Krankenkassen Buschfort, PStSekr (BMA) . . . 7684 B, C Frau Schleicher (CDU/CSU) . . . . 7684 C Fragen A 83 und 84 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — der Abg. Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) : Notwendigkeit, den sozialversicherungsrechtlichen Begriff der Arbeitsunfähigkeit aus medizinisch-therapeutischen Gründen neu zu überdenken; sozialversicherungsrechtliche Ermöglichung einer medizinisch-therapeutisch angezeigten Teilzeitbeschäftigung un- ter Fortzahlung eines anteiligen Krankengeldes Buschfort, PStSekr (BMA) . . . . 7684 D, 7685 A, B, C Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) . . 7685 A, B, C Frage A 87 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) : Auftreten von Zecken mit Meningitis- (Gehirnhautentzündungs-) Erregern; Vorbeugungs- oder Heilwirkung der in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Österreich entwickelten Meningitisseren Dr. Wolters, StSekr (BMJFG) . . . 7685 D, 7686 A, B Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . 7686 A Nächste Sitzung 7713 D Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 7715* A Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz über Altenheime, Altenwohnheime und Pflegeheime für Volljährige (Heimgesetz) 7715* C Anlage 3 Antwort des StSekr. Dr. Hartkopf (BMI) auf die Zusatzfrage des Abg. Biechele (CDU/CSU) zu seiner Frage A 41 -- Drucksache 7/1555 vom 18. 1. 74 (vgl. 75. Sitzung) : Genehmigungsverfahren für das Projekt des Kernkraftwerkes Rüthi; Gefahrenrisiko im Hinblick auf die Reinhaltung des Bodensees . 7715* D Anlage 4 Ergänzende Antwort des PStSekr Haehser (BMF) auf die Fragen B 16 und 17 — Drucksache 7/2173 vom 30. 5. 74 — des Abg. Dr. Gölter (CDU/CSU) (vgl. 106. Sitzung, Anlage 23) : Herausnahme von Institutionen, Forschungseinrichtungen, Stiftungen, Arbeitskreisen, Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen zu wissenschaftlichen, technologischen und kulturellen Zwecken aus der finanziellen Förderung des Bundes 7716* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7663 115. Sitzung Bonn, den 18. September 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 20. 9. Behrendt * 20. 9. Dr. Burgbacher * 20. 9. Conradi 15. 11. Dr. Corterier * 19. 9. Dr. Dollinger 18. 9. Dr. Dregger 18. 9. Dr. Erhard 20. 9. Fellermaier * 20. 9. Freiherr von Fircks 20. 9. Dr. Fischer 27. 9. Flämig * 18. 9. Dr. Freiwald 20. 9. Graaff 23. 9. Haase (Kassel) 20. 9. von Hassel 27. 9. Herold 20. 9. Dr. Kempfler 23. 9. Dr. h. c. Kiesinger 18. 9. Dr. Klepsch 20. 9. Dr. Köhler (Duisburg) 18. 9. Krampe 20. 9. Frh. von Kühlmann-Stumm 18. 9. Lagershausen ** 19. 9. Lange * 19. 9. Lautenschlager * 20. 9. Leicht 18. 9. Lemmrich ** 21. 9. Lücker * 19. 9. Dr. Luda 18. 9. Mertes (Stuttgart) 20. 9. Müller (Berlin) 20. 9. Dr. Müller (München) ** 21. 9. Müller (Remscheid) 30. 9. Mursch (Soltau-Harburg) 18. 9. Pieroth 18. 9. Richter ** 19. 9. Schmitt (Lockweiler) 18. 9. Schreiber 21. 9. Dr. Schulz (Berlin) 18. 9. Seefeld * 18. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 19. 9. Tillmann 21. 9. Dr. Todenhöfer 22. 9. Frau Verhülsdonk 29. 9. Vogelsang 21. 9. Wienand 19. 10. Zander 18. 9. Dr. Zimmermann 20. 9. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz über Altenheime, Altenwohnheime und Pflegeheime für Volljährige (Heimgesetz - HeimG) Die nach § 3 Nr. 1 des Heimgesetzes in einer Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit vorgesehenen Mindestanforderungen an die räumliche Ausstattung der Heime wirken sich nicht nur auf die Kosten der Neubauten aus, sondern werden auch Aufwendungen für die Modernisierung bestehender Heime verursachen. Da der Neubau insbesondere von Einrichtungen der Altenhilfe wegen der zunehmenden Zahl alter Menschen verstärkt werden muß, wozu die Länder bereits seit Jahren erhebliche Zuwendungen leisten, ist es für die Länder finanziell nicht möglich, gleichzeitig in erheblichem Urn fang Modernisierungsmaßnahmen bei den bestehenden Heimen zu fördern. Es erscheint daher notwendig, daß sich der Bund künftig an den Kosten des Heimbaues stärker als bisher beteiligt. Der Bundesrat bittet außerdem die Bundesregierung, in der Rechtsverordnung zu § 3 Nr. 1 des Heimgesetzes vorzusehen, daß 1. die Mindestanforderungen für den Bau neuer Heime nicht noch über die bewährten und fortschrittlichen Anforderungen der entsprechenden Neubaurichtlinien der Mehrzahl der Länder hinausgehen, 2. für bestehende Heime, die die Mindestanforderungen des Bundes nicht erfüllen, aber eine gute Versorgung und Betreuung der Heimbewohner gewährleisten, Ausnahmeregelungen auf Dauer vorgesehen werden, 3. für die bestehenden Heime, für die eine Anpassung an die Mindestanforderungen des Bundes unerläßlich ist, ein angemessener Übergangszeitraum vorgesehen wird. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Dr. Hartkopf auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Drucksache 7/1555 Frage A 41, 75. Sitzung, Seite 4745 B) . In der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 23. Januar 1974 hat Herr Bundesminister Genscher zu Ihrer Zusatzfrage, ob sich die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee schon mit diesem Projekt beschäftigt hat, und wenn ja, mit welchem Ergebnis, schriftliche Beantwortung zugesagt. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee tauscht bei wasserwirtschaftlich be- 7716* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 deutsamen Projekten im Einzugsgebiet des Sees Erfahrungen aus. Sie hat sich auch mit dem Projekt des Kernkraftwerkes Rüthi befaßt. Die Kommission hat für das Einleiten von Abwasser in den See strenge Vorschriften aufgestellt. Diese finden auch Anwendung auf Abwassereinleitungen in den Alpenrhein und andere Zuflüsse des Sees, sofern mit Auswirkungen auf den See gerechnet werden muß. Die Vorschriften beziehen sich auch auf die Einleitung des Abwassers eines Kernkraftwerkes. Es besteht kein Anlaß, daran zu zweifeln, daß die zuständigen schweizerischen Behörden bei der Projektierung die notwendigen Auflagen erteilen und einen Betrieb des geplanten Kernkraftwerkes im Hinblick auf die zum Schutz des Bodensees erlassenen Vorschriften sorgfältig überwachen werden. Sowohl hinsichtlich der Einleitung von Abwärme als auch der radioaktiven Belastung der Abwässer stellen die schweizerischen Behörden vergleichbar strenge Anforderungen wie die zuständigen Genehmigungsbehörden in der Bundesrepublik Deutschland. Anläßlich der letzten Sitzung der Internationalen Gewässerschutzkommission im Mai 1974 hat die schweizerische Delegation mitgeteilt, daß für das Kernkraftwerk Rüthi bisher noch keine Genehmigungen erteilt wurden. Ein Bericht über die Auswirkungen des geplanten Kühlverfahrens (Kühlturm) ist noch nicht fertiggestellt; der Kanton St. Gallen wird diesen Bericht den Delegationen zur Verfügung stellen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser vom 28. August 1974 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Gölter (CDU/CSU) (Drucksache 7/2173 Fragen B 16 und 17, 106. Sitzung, Anlage 23) : Welche Institutionen, Forschungseinrichtungen, Stiftungen, Arbeitskreise, Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen zu wissenschaftlichen, technologischen und kulturellen Zwecken sind im einzelnen im Laufe der letzten zwei Jahre aus der finanziellen Förderung des Bundes ausgenommen worden, und mit welcher Begründung hat die Bundesregierung die Förderung dieser Einrichtungen beendet? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, diese Einrichtungen auf andere Weise zu fördern, beispielsweise über die Schaffung einer vom Bund getragenen Förderungsinstitution? Nach entsprechenden Feststellungen bei den obersten Bundesbehörden beantworte ich Ihre Fragen wie folgt: Zu Frage B 16: In den letzten 2 Jahren sind zehn Einrichtungen aus der Förderung des Bundes herausgenommen worden. Einzelheiten ergeben sich aus der Anlage. Zu Frage B 17: Eine Möglichkeit, diese Einrichtungen auf andere Weise zu fördern, ist nicht gegeben. Auch ist nicht beabsichtigt, über die bereits bestehenden Förderungseinrichtungen hinaus (z. B. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft) eine neue Förderungsinstitution zu schaffen. Ich darf in diesem Zusammenhang auf die wiederholten Forderungen des Hauhaltsausschusses des Deutschen Bundestages und des Bundesrechnungshofs nach Abbau der Kleinförderung hinweisen. Auch der Ausschuß für Forschung und Technologie hat sich mit der Förderung kleinerer Forschungseinrichtungen befaßt und das Bundesministerium für Forschung und Technologie aufgefordert, seine Bemühungen um Entlastung von nichtministeriellen Förderungsaufgaben fortzusetzen. Eine Wiederaufnahme der Förderung der genannten Einrichtungen kann nicht in Betracht gezogen werden, soweit keine Zuständigkeit des Bundes gegeben ist. Übersicht über die Forschungseinrichtungen, Institutionen usw., die im Laufe der letzten zwei Jahre aus der Förderung des Bundes ausgenommen worden sind Lfd. Bezeichnung der Einrichtung Höhe der Förderung Grund für die Beendigung Nr. Zuwendung beendet der Förderung in Tausend DM 1972 1973 1 2 3 4 5 6 1 Konferenz der Landesfilmdienste, Bonn-Bad Godesberg, und der ihr angeschlossenen 9 Landesfilmdienste 605 327 31. 12. 1973 Keine eigentliche Beendigung _ der Förderung, sondern Umstellung auf Leistungsvergütungen für den Einsatz von Filmen des 2 Deutsches Filmzentrum e. V., Bonn 275,9 185,3 31. 12. 1973 BPA ab 1. 1. 1974. 3 Informationsdienst Zonengrenze e. V., Bad Godesberg 40 28,7 30. 6. 1973 Der Verein hat sich aufgelöst. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7717* Lfd. Bezeichnung der Einrichtung Höhe der Förderung Grund für die Beendigung Nr. Zuwendung beendet der Förderung in Tausend DM 1972 1973 1 2 3 4 5 6 4 Evangelische Konferenz für Kommunikation, 3,5 — 31. 12. 1972 Erheblicher Rückgang des Einsatzes von BPA-Filmen. Frankfurt/Main 5 Katholisches Filmwerk e. V., Rottenburg 15 — 31. 12. 1972 Die Filmarbeit der katholischen Kirche wurde 1973 organisatorisch umstrukturiert. 6 Deutsche Stiftung für Europäische Friedensfragen e. V. 53 Bonn 1 000 514 1974 Beschlüsse des Haushaltsausschusses vom 24. 6. 1971 und 3. 2. 1972. In 1974 noch 61 210,--DM für Abwicklung. 7 Arbeitskreis für christl.-soziale 300 250 1974 Nach den Feststellungen des Bildung e. V. BPA, die durch eine Umfrage 8 München 40 bei allen betroffenen deutschen Bonner Platz I III Auslandsvertretungen erhärtet wurde, waren in den letzten Jahren Resonanz und Wirkung im Sinne der politischen Öffentlichkeitsarbeit Ausland un- 8 Vereinigung für christl. Publizistik 300 250 1974 befriedigend und rechtfertigten nicht den finanziellen Aufwand. In 1974 noch ca. 25 000,— DM an Abwicklungskosten. 8 München 19 Lachnerstr. 20 9 Societas Uralo-Altaica e. V. in Hamburg 31 29,4 31. 12. 1973 Die Förderung von Einrichtungen diesen Zuschnitts ist, soweit nicht besondere Bund- Länder-Vereinbarungen nach Art. 91 b GG vorgehen, primär eine Aufgabe des Bundeslan- 10 Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin in Berlin 43 49,5 31. 12. 1974 des, in dem die Einrichtung ihren Sitz hat.
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    Rede von Dr. Werner Marx


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben heute vormittag zwei Ministerreden gehört. Herr Außenminister, ich möchte Ihnen gern sagen, daß sich Ihre Rede in Stil und Form wohltuend von jener abgehoben hat, die Herr Finanzminister Apel heute morgen hier vortrug.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Erklärung, die wir soeben gehört haben, zeigt in einer Tour d'horizon die außenpolitischen Entwicklungen der letzten Monate, so wie die Bundesregierung sie sieht. Daß Sie, Herr Kollege Genscher, die erste Gelegenheit nach Ende der sogenannten parlamentarischen Sommerferien genutzt haben, um Ihre Auffassungen hier vorzutragen, findet unsere Anerkennung.
    Natürlich kann in diesem Augenblick der Sprecher der Opposition nicht auf alle vorgetragenen Punkte ausführlich eingehen. Das ist heute auch gar nicht nötig; denn in den nächsten Wochen wird das Parlament mehrere Gelegenheiten haben, gründliche und grundsätzliche Debatten zu außen- und deutschlandpolitischen Problemen zu führen.
    Meine Damen und Herren, bevor wir im frühen Sommer auseinandergingen, hat meine Fraktion eine Große Anfrage zur Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa eingebracht. Das war am 8. Juli. Der Herr Außenminister hat soeben — ich bin darüber beruhigt — mitgeteilt, in Kürze werde die Antwort der Bundesregierung erfolgen. Daß dies bald geschieht, ist unser dringender Wunsch; denn die Probleme der KSZE finden unsere ganz besondere Aufmerksamkeit, eist recht, nachdem zu hören und zu lesen war, daß sich die Gespräche mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko zu Beginn dieser Woche bis in die Einzelheiten diesem Thema zugewendet haben, und erst recht, da wir spüren, daß die sowjetische Seite mit besonderem Nachdruck auf einen möglichst umgehenden Abschluß dieser Konferenz drängt. Unserer Auffassung nach ist noch eine ganze Anzahl schwieriger und komplexer Probleme zu klären. Das braucht Zeit, Sorgfalt und Geduld. Wir jedenfalls wollen, daß die durch unsere Große Anfrage auszulösende Debatte möglichst bald in diesem Hause stattfindet. Wir wollen, daß sich der Deutsche Bundestag mit der KSZE noch vor der Reise des Bundeskanzlers nach Moskau beschäftigt, bevor die Schlußdokumente formuliert sind. Mit einer zeitlichen Verschiebung könnten wir uns nicht einverstanden erklären.
    Meine Damen und Herren, in der Zeit, seitdem wir auseinandergegangen sind, haben sich große Veränderungen zugetragen. Viele dieser Veränderungen haben die Lage in Mitteleuropa nicht erleichtert. Wir empfinden Sorge über die Entwicklung im östlichen Mittelmeer. Die Vorgänge dort darf man keinesfalls bagatellisieren. Jede Erschütterung in einem Teil der Welt wirkt mittelbar und unmittelbar auch auf uns ein. Selbst dann, wenn die Europäer sich völlig in ihre eigenen Probleme vergraben sollten, hätte sie doch die explosive Entwicklung im Nahen Osten aufgescheucht.
    Neben vielen Schwierigkeiten gibt es natürlich auch — der Bundesaußenminister hat darauf hingewiesen — positive Elemente in dieser Entwicklung. Hierzu rechnen wir, und zwar an erster Stelle, den Zusammenbruch der Militärdiktatur in Griechenland

    Dr. Marx
    und den Versuch, in diesem Land, das ja nicht nur das klassische Land der Demokratie, sondern auch das klassische Land der Tyrannis und der Verbannung ist, eine parlamentarische freiheitliche Demokratie wiederaufzurichten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir freuen uns und verfolgen mit Sympathie, daß ein so bekannter und geschätzter Staatsmann wie Karamanlis, daß in der europäischen Politik so bewährte Politiker wie Averoff und Mavros das Staatsschiff Griechenlands heute steuern. Wir alle hoffen sehr, daß es ihnen gelingen möge, die rauhe See der innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten, die sich für dieses Land in den letzten Jahren und Monaten entwickelt haben, erfolgreich zu durchkreuzen. Wir hoffen auch, daß die führenden Politiker in Griechenland die Stimme der befreundeten Völker hören, die aus vielen wohlerwogenen Gründen eine baldige Rückkehr dieses Landes in die militärische Organisation der NATO und die ungehinderte Mitwirkung Griechenlands bei der europäischen Verteidigung wünschen.
    Die Kämpfe um Zypern haben eine alte und immerfort schwärende Wunde am Körper Europas neu zum Bluten gebracht. Es wird vieler Kraft und Geduld und wohl auch vieler freundschaftlicher Ratschläge und wirksamer Hilfen an beide Seiten, an Türken und Griechen, und möglichst umfassender humanitärer Hilfe für die Menschen in beiden Lagern Zyperns bedürfen, dieser durch Haß und Krieg, durch geschichtliches Unrecht und nationalistische Leidenschaften gespaltenen Insel. Wir begrüßen die Hilfe, die für die Flüchtlinge von unserem Land gegeben wird, und wir unterstützen sie.
    Im Rückblick muß man leider feststellen, daß manches europäische Land allzulange in Lethargie und Passivität verharrte, als zwei Verbündete immer stärker in unmittelbare Konfrontation gegeneinander gerieten. Mir will scheinen, als ob manches dieser europäischen Länder auch heute noch nicht das ganze Ausmaß der Tragödie und ihrer möglichen Folgen begriffen hätte, die sich, dieses Mal nicht vor der europäischen Haustür, so wie dies beim Nahostkonflikt der Fall war, sondern im eigenen Lager, am Südostrande Europas an einer politisch und strategisch äußerst wichtigen Zone ereignete und die immer noch andauert. Wer die aus der Tiefe der Geschichte immer wieder emportauchenden Konflikte zwischen Türken und Griechen nicht ganz vergessen hat, wer z. B. die abgebrochenen NATO-Manöver im Frühjahr dieses Jahres zur Kenntnis nahm, wer spürte, daß nach den griechischen Ölfunden in der Ägäis sich das Klima zwischen den beiden Verbündeten immer mehr verdüsterte, der allerdings hätte, so glauben wir, zur rechten Zeit seine guten Dienste für die Rettung des Friedens einsetzen sollen. Es ist merkwürdig genug, festzustellen, wie wenig die Europäer das heraufziehende Unwetter beachteten. Ja, manche wollten gar nicht daran glauben, daß es sich entladen könnte.
    Europa hat sich in den Tagen des sich entwickelnden Konfliktes hier und im benachbarten Nahen
    Osten als schwach und, wie wir leider sagen müssen, als weithin handlungsunfähig erwiesen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Ja, leider richtig!)

    Es wird jetzt darauf ankommen, daß sowohl bilateral als auch vom Europa der Neun her den beiden Staaten, also den Griechen und den Türken, geholfen wird, um eine Situation zu ändern, die in unserer Welt niemandem nützen kann, wohl aber dem weiteren Vordringen und Eindringen der sowjetischen Politik und ihrer militärischen Instrumente. Von den Türken wissen wir es, und der griechische Außenminister hat bei seinem Besuch in Bonn und in Brüssel ausdrücklich darauf hingewiesen, daß auch Griechenland eine baldige volle Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft anstrebt. Niemand, der vernünftig ist und tatkräftig das größere und freie Europa will, wird diesem Wunsch widersprechen wollen. Aber es gilt zugleich auch festzuhalten, daß es sich in einer ersten Stufe wohl zunächst um die Vollendung der Laufzeit der Assoziierung an die Europäische Gemeinschaft handelt. Die Wirtschaft der beiden Länder muß dann eine Fähigkeit entwikkelt haben, die verhindert, daß ihnen eine Vollmitgliedschaft in der EWG zusätzliche Beschwerden schafft, daß die Länder vielmehr als mitwirkende Mitglieder tatsächlich mit großen Schritten weiter vorankommen.
    Sicher werden es gerade unsere griechischen Freunde verstehen, wenn wir ihnen sagen, daß das europäische Bemühen seit den 50er Jahren konsequent darauf ausgerichtet war, Wirtschaftsgemeinschaft und Verteidigungsgemeinschaft in einer engen politischen Verbindung zu entwickeln, so daß Vorteile und Lasten möglichst von allen in angemessener Weise geleistet und erfahren werden können. Dies gilt auch für die Zukunft.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU[: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, Sie wissen, daß eine kleine Delegation des Auswärtigen Ausschusses vor einigen Tagen eine weitere Informationsreise in den Nahen Osten unternommen hat und daß wir dort Gespräche geführt haben, z. B. in Israel. Nachdem die gleiche Delegation im Frühjahr dieses Jahres in Ägypten war, hat sich dort aus der Zusammenschau der vielen Diskussionen und Gespräche für uns die Notwendigkeit ergeben, hier vorzuschlagen, daß man versuchen möge, ich sage einmal: in einer abgestimmten europäischen konzertierten Aktion, dafür zu sorgen, mitzuhelfen, Pläne zu entwickeln und konkret über lange Fristen vorzubereiten, daß für die Länder des Nahen Ostens, für die Israelis und die Araber, Hilfe geleistet wird, und zwar konkrete Hilfe. Ich glaube, daß im Augenblick sowohl auf israelischer als auch auf arabischer Seite eine Reihe von Problemen zwar jeweils intern diskutiert wird, daß sie aber keine wirkliche Lösung finden können. Wir müssen feststellen, daß beide Seiten kaum miteinander reden, wir müssen feststellen, daß die Bedingungen, die sie für Gespräche entwickeln, sehr unterschiedlicher und gegensätzlicher Art sind. Ich glaube daher, daß es den europäischen Möglichkeiten, den materiellen und technischen Möglichkeiten,



    Dr. Marx
    dem Erfindungsgeist durchaus entspräche, z. B. auf dem Gebiete der Meerwasserentsalzung, z. B. auf dem Gebiete der Besiedelung von Land, auf dem Gebiete des Aufbaus großer Plantagen, konkrete langfristige Hilfe zu leisten und damit eine neue Entwicklung zu ermöglichen, die es vielleicht beiden Seiten gestattet, Stück um Stück in Gespräche miteinander zu kommen.
    Meine Damen und Herren, der Außenminister hat in seiner Erklärung heute morgen relativ viel Gewicht auf die Europapolitik gelegt. Wir haben besonders aufmerksam seinen Satz gehört, daß die europäische Einigung das zentrale Thema unserer Außenpolitik bleibe. Dem stimmen wir, Herr Kollege Genscher, voll zu. Ihrer Behauptung gegenüber, daß die Europäische Gemeinschaft jetzt ein Maß an Integration erreicht habe, das vor zehn Jahren noch unvorstellbar gewesen sei, hegen wir allerdings große Zweifel.
    Meine Damen und Herren, der Bundeskanzler hat in den vergangenen Monaten in der Europapolitik Wege beschritten, die allgemein als unkonventionell bezeichnet worden sind. Was sie wirklich bedeuten, läßt sich zur Zeit, vor allem bei der Informationspolitik, die damit verbunden war, nicht mit Sicherheit ausmachen. Wir begrüßen die Initiativen, die auf der Grundlage des Erreichten und unter strikter Beachtung der Verpflichtungen, die die europäischen Partner untereinander eingegangen sind, versuchen, Europa ein Stück weiter voranzubringen. Wenn das in der gegenwärtigen Phase bei Kamingesprächen besser zu gehen verspricht, wenn es möglich wäre, auf diese Weise das Terrain nicht nur zu sondieren, sondern auch zu planieren, dann betrachten wir solche Schritte mit Interesse. Wir haben die Bundesregierung in den letzten Jahren ja immer wieder getrieben und sie aufgefordert, auf dem Wege nach Europa entschlossen weiterzugehen, denn, meine Damen und Herren, für uns, für die CDU/CSU, war das entscheidende Wort unserer Außenpolitik „Europa und der Westen".
    Die vergangene Regierung hat die Öffentlichkeit mit großartigen Visionen, mit immer neuen Plänen und mit Hoffnungen eingedeckt. Mit Gipfelkonferenzen und feierlichen Erklärungen, wie mit dem Gelöbnis — wie es der Kollege Brandt damals als Bundeskanzler nach dem Oktobergipfel 1972 kurz vor der Bundestagswahl tat —, jetzt, jetzt endlich werde eine europäische Stabilitätsgemeinschaft auf die Beine gestellt, wurde die Öffentlichkeit geblendet. Damit hat man viele über die Inflationsmisere hinweggetröstet. Aber was daraus geworden ist, wird jeder feststellen können, der offenen Auges durch Europa fährt und der die finanziellen Entwertungsraten in den einzelnen Ländern betrachtet.
    Der Nachfolger Brandts sagt heute, die Zeit der Festvorstellungen sei jetzt vorbei. Welch herbe Kritik an den Methoden seines Vorgängers!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nach den früheren - nehmen Sie es mir nicht übel,
    wenn ich das so sage — europäisch zelebrierten
    Feierstunden pflegt jetzt der Bundeskanzler seinen
    pragmatischen und unkonventionellen Stil auch an Europa zu erproben.
    Aber ich sage noch einmal: Wohin das alles führen soll, das ist noch unklar — unklar auch deshalb, weil die Informationen über den Inhalt der Gespräche und der Konferenzdiskussionen und über die Ziele dieser gegenwärtigen Phase äußerst mangelhaft gehalten werden. Die heutige Regierungserklärung, Herr Außenminister, hat diese Ungewißheit nicht beendet

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    und uns an Informationen Zusätzliches leider nicht gebracht.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Was uns aber betroffen gemacht hat, Herr Kollege Schmidt, ist Ihre teils forsche, teils herablassende Art, mit der Sie die Europäische Kommission behandeln. Wir sagen heute — wie ich hoffe, noch rechtzeitig —, daß wir wünschen, unsere Regierung hielte an den ausgehandelten Verträgen fest.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Bundesaußenminister hat eben die neu erprobten und zusätzlichen Methoden der Konsultation als „Arbeitsinstrumente" beschrieben. Ich möchte ganz ausdrücklich sagen, daß wir uns gar nicht dagegen sperren, neue Methoden, neue Möglichkeiten, neue Gedanken in die Sache hineinzubringen. Aber wir werden nicht gern mit Formeln abgespeist, sondern man soll uns konkret sagen: was bedeutet dies alles, welche Art von „Arbeitsinstrumenten" ist das, zu welchen mittel- und langfristigen Zielen will man damit kommen? Denn, meine Damen und Herren, keine Art von Restauration politischer Methoden, wie sie dem Denken des 19. Jahrhunderts entstammen, kann uns weiterhelfen. Die Flucht in den Bilateralismus und damit natürlich auch in wechselnde Koalitionen bedeutet Aushöhlung und Zerfall der in den Römischen Verträgen geschaffenen Gemeinschaft und Verzicht auf die demokratische Legitimation der europäischen Einheit.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Wir haben hier erlebt, wie unsere Forderung nach einer Direktwahl für das Europäische Parlament — ich sage: aus Verzagtheit, aus mangelndem Selbstvertrauen und aus wachsender Willensschwäche — zurückgewiesen wurde.

    (Zuruf von der SPD: Lächerlich!)

    Meine Damen und Herren, gehen Sie bitte davon aus, daß Sie sich mit diesem unserem Antrag, der in den Ausschüssen liegt, auch hier im Plenum erneut werden auseinandersetzen müssen, weil wir heute stärker noch als vorher davon überzeugt sind, daß wir auf demokratische Weise die institutionellen Schwächen überwinden und der Europäischen Kommission ein voll legitimiertes Parlament gegenüberstellen müssen. Insoweit, Herr Kollege Genscher, habe ich mit großem Interesse ge-
    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode —115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7705
    Dr. Marx
    hört, daß Sie es waren, der hier vor diesem Hause erklärt hat, welches Europäische Parlament mit welchen Kompetenzen Sie sich wünschen.
    Der Herr Bundeskanzler ist offenbar entschlossen, den Ministerrat auf Kosten der Kommission zu stärken. Wie aber will er dann verhindern, daß wechselnde Mehrheiten den notwendigen Aufbau einer Verfassungsordnung unterlaufen und Europa schließlich zerfasert wird, vielleicht sogar zum Opfer der Tagespolitik?
    Der Bundesaußenminister hat soeben gesagt, es gehe ihm um eine Förderung und Verbesserung der Gemeinschaft und der Funktionsfähigkeit ihrer Organe. Das klingt sehr gut. Wir nehmen dies als die Grundlage unserer künftigen Diskussionen. Trotzdem, Herr Kollege Genscher, muß ich Ihnen antworten, daß wir zu viele Anzeichen feststellen, aus denen die Absicht — ich sage jetzt einmal ganz vorsichtig — hervorzugehen scheint, die Kommission und das, was man ihren Beamtenapparat nennt, als lästig zu empfinden und abzustempeln und die Entscheidungen mehr und mehr in den Ministerrat zu verlagern.
    Für uns sind die grundsätzlichen Entscheidungen, die in den letzten 17 Jahren hinsichtlich der europäischen Politik gefallen sind, irreversibel. Sie bedeuten — und ich denke, da sollte sich das Haus im klaren sein — einen erheblichen Fortschritt. Daher wollen wir den Weg der europäischen Integration weitergehen und nicht zurückfallen. Offenbar — so wird man sagen müssen — stehen in Europa Entwicklungen bevor, denen wir unsere ganze Aufmerksamkeit widmen müssen. Es wird nötig sein — auch in den Ausschüssen —, Herr Kollege Genscher, daß Regierung und Opposition einen permanenten Dialog über diese Probleme führen und daß wir uns immerfort vor Augen halten, wie intensiv die Sowjetmacht auf die Auflösung des europäischen festen Verfassungsgefüges hinarbeitet.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich bitte sagen, daß wir ausdrücklich die neu auflebende französische Bereitschaft begrüßen, am Zustandekommen Europas tatkräftig mitzuwirken. Wir hoffen, daß der soeben vom Außenminister geäußerte Optimismus über die europäisch-amerikanischen und die deutsch-amerikanischen Beziehungen weiterhin durch die politische Entwicklung gerechtfertigt wird — auch was jenes Bündnis anlangt, das für uns das Fundament für Sicherheit, Fortschritt und Freiheit darstellt.
    Besondere Aufmerksamkeit, Herr Bundeskanzler, haben in der Welt und bei uns Ihre Gespräche mit italienischen Ministern und die deutsche Zusage eines Devisenkredits in Höhe von 5,2 Milliarden DM erregt. Ich will diese Maßnahme hier gar nicht kritisieren und daran erinnern, daß wir immerfort gesagt haben: Wenn wir die Möglichkeit haben, anderen zu helfen, gilt dies natürlich zuerst für unsere eigenen Verbündeten und Freunde. Aber ich will ausdrücklich unsere Hoffnung und dringende Mahnung daran knüpfen, daß die italienische Politik alle ihre Kräfte auf eine Gesundung der inneren und wirtschaftlichen Lage ihres Landes verwendet. Daß sie dies innerhalb der Gemeinschaft versucht, erfüllt uns — ebenso wie die Bundesregierung — mit Genugtuung.
    Zwei Anmerkungen aber gestatten Sie mir bitte zu diesem Vorgang. Wir haben es bedauert, Herr Außenminister, daß Sie zu den Verhandlungen — man könnte in Erinnerung an Adenauer sagen — auf der anderen Seite des Comer Sees nicht mitgenommen worden sind.

    (Glombig [SPD] : Ziemlich primitiv, finde ich das!)

    Schließlich handelte es sich um eine ganz ungewöhnliche, auch außenpolitische Aktion, bei der wir gerne nicht nur den italienischen Außenminister Aldo Moro an der Seite seines Regierungschefs gesehen hätten, sondern auch Herrn Genscher an der Seite von Herrn Schmidt.

    (Dr. Hupka [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, meine zweite Bemerkung betrifft die seit dem Besuch des italienischen Schatzminister Colombo bei Herrn Apel immerfort wiederholten Dementis, es werde keine bilateralen Finanztransaktionen für Italien geben.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Warum?)

    Meine Damen und Herren, wissen Sie, solche offiziellen Stellungnahmen verschiedener Sprecher der Regierung kann doch die gleiche Regierung nicht einige Tage später durch genau entgegengesetzes Handeln so kräftig desavouieren, wie sie es getan hat, ohne schwere Folgen für ihre eigene Glaubwürdigkeit einzuhandeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Reaktion der Presse war denn auch entsprechend. So schreibt — um nur eine der vielen Stimmen zu nennen — der „Bonner General-Anzeiger" am 2. September — ich zitiere —:
    Die Glaubwürdigkeit anderer, nämlich unbescholtener Journalisten, zu mißbrauchen, um selbst glaubwürdig zu erscheinen, ist jedoch jenseits vertretbarer politischer Moral und Klugheit.
    Der Sprecher der Regierung, Herr Grünewald, mußte sogar einräumen, daß die Bundesregierung die Öffentlichkeit bewußt irregeführt hat, und er fügte — verschämt, so könnte man sagen — hinzu, dies sei aus Gründen der Währungsdiplomatie geschehen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Grotesk!)

    Meine Damen und Herren, der eben zitierte „General-Anzeiger" zieht aus diesem bei der Bundesregierung allerdings nicht einmaligen Fall der Verschleierung der Wahrheit das Fazit — Frau Präsidentin, ich zitiere mit Ihrer Genehmigung — —

    (Zurufe: Herr Präsident! — Heiterkeit)

    — Herr Präsident, verzeihen Sie! Ich dachte an die Frau Präsidentin, weil ich einen Vorfall in diesem Hause noch gut in Erinnerung habe. Ich möchte aber ganz offen sagen, daß ich mich auch an eine Rede des Kollegen Mommer zur Zeit der Diskussion



    Dr. Marx
    über die Parlamentsreform erinnere, in der Herr Mommer die Floskel „Ich zitiere mit Ihrer Genehmigung" als einen der vielen alten Zöpfe bezeichnet hat, die wir in diesem Parlament endlich abschneiden sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, der eben zitierte „General-Anzeiger" zieht aus diesem bei der Bundesregierung allerdings keineswegs einmaligen Fall das Fazit — ich zitiere —:
    Eine Informationspolitik, die in solcher Weise auf absichtliche Irreführung ausgeht, ist nicht, auch nicht durch währungspolitische Notwendigkeiten zu entschuldigen. Ihr geht man nur einmal auf den Leim.
    Das ist ein Wort, das ich meinen politischen Freunden bei dieser Gelegenheit gerne wieder ins Ohr sage.
    Meine Damen und Herren, wenn ich die Presseberichte und Kommentare über die, wie man glauben kann, kühler gewordenen Gespräche mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko lese, so habe ich immer noch die frohgestimmten Reden der Vertreter der Regierungsparteien im Ohr, mit denen sie uns während der Ostdebatten über das konfliktfreie und krisenfest gewordene Berlin belehrten. Aber das war, wie sich leider sehr bald gezeigt hat, eine der vielen Illusionen, mit denen diese Politik begleitet wurde.

    (Heyen [SPD] : Wovon reden Sie eigentlich?)

    Bei Breschnews Besuch in Bonn hatten sich beide Seiten nach zähen und wohl auch harten Verhandlungen auf die Formel geeinigt, das Viermächteabkommen sei strikt einzuhalten und voll anzuwenden. Ich für meinen Teil gebe zu, daß ich ein wenig befremdet war, zu sehen, daß eine solche Formulierung, die meiner Überzeugung nach eine Selbstverständlichkeit enthält, von der Vertragspartner immer ausgehen müssen, wenn sie einen Vertrag abschließen, als ein so großer Erfolg gefeiert wurde. Aber nun gab es bei den Gesprächen am letzten Montag über Berlin offenbar nichts Neues. Man könnte sagen: nichts Neues, aber die Wiederholung alter Formeln. Die Sowjets antworten auf die Vorwürfe der Bundesregierung, es handle sich bei den Schikanen auf den Transitwegen überhaupt nicht um einen Vertragsbruch. Sie hatten ja bereits ihre Meinung in ihren Zeitungen klargemacht, daß sie selbst hinter den Maßnahmen der DDR stünden, ja, daß diese Maßnahmen ihrem eigenen Willen entsprängen. Die Einrichtung des Umweltbundesamtes sei, so sagen sie, eine Vertragsverletzung der deutschen Seite. Diese falsche Behauptung hat der sowjetische Außenminister in den Bonner Gesprächen wiederholt. Meine Damen und Herren, wir werden also damit rechnen müssen, daß die Sowjets auch in künftigen Jahren hart auf ihrem, dem Wortlaut des Berlin-Abkommens widersprechenden Standpunkt beharren, so daß sie also einen ständigen Hebel in der Hand halten, den sie, je nach Gutdünken, benutzen können.
    Meine Damen und Herren, ich denke, die Sowjets werden einen weiteren Teilerfolg zufrieden eingeheimst haben, nämlich die Anmerkung, die Regierung werde — man beachte die Wortwahl — keine weiteren Streitpunkte schaffen. Das soll doch wohl vieles heißen, nämlich erstens, daß sie selbst Streitpunkte geschaffen habe,

    (Bundeskanzler Schmidt: Das ist eine Verfälschung des Zitats!)

    und zweitens soll es wohl auch heißen — — Herr Bundeskanzler, ich beziehe mich hier auf die von der Regierung nicht dementierten Zeitungsberichte. Ich bin dankbar, wenn ich Ihren Zuruf von der Regierungsbank höre, es handle sich dabei um eine Verfälschung. Aber dann hätte ich gern, daß sie diesem Hause eine andere Antwort als bei der letzten Pressekonferenz geben, daß Sie nämlich mitteilen, ob Sie oder ob Sie nicht — und wenn nicht, warum nicht — bereit sind, eventuell weitere Bundesbehörden — wenn ja, wann — nach West-Berlin zu bringen. Wer nicht bereit ist, diesen — wie ich glaube — wichtigen Teil des Viermächteabkommens, in dem die Erhaltung und Weiterentwicklung der Bindungen zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin verbürgt ist, zu nutzen, wird eine dynamische Entwicklung Berlins nicht erreichen. Berlin aber — so haben wir immer gesagt und halten daran fest — bleibt ein Gradmesser und Prüfstein für die Qualität der Entspannungspolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich muß hier auf eine Sache kommen, von der ich natürlich weiß, daß der Regierungsprecher sie dementiert hat, aber — wie man bei genauerer Lektüre seines Dementis feststellt — in einer Weise, daß das bestätigt wird, was ein Mitglied Ihrer Fraktion, Herr Bundeskanzler, mitgeteilt hat. Als man wußte, die Sowjets würden Einwände gegen die Errichtung des Umweltbundesamtes erheben, sei man bei den drei westlichen Alliierten vorstellig geworden, um diese zu veranlassen, gegen den deutschen Plan Einspruch zu erheben. In allem Ernst muß man sich diesen — wie ich glaube — einmaligen und unerhörten Vorgang erst recht vergegenwärtigen, um das Ausmaß von Würdelosigkeit und Unehrlichkeit, dessen sich diejenigen, die hier gemeint sind, schuldig gemacht haben, überhaupt begreifen zu können.
    Ich muß sagen, Herr Genscher, auf solche Weise werden außenpolitische Bemühungen der Regierung eingeengt; denn seit dem Augenblick, wo die sowjetische Seite davon Kenntnis erhielt, daß eine Gruppe von Politikern in unserem Land bereit war, in einer völlig einwandfreien Sache, wo das Recht eindeutig auf unserer Seite stand, nachzugeben, da waren die guten Argumente des eigenen Außenministers in den Augen der anderen Seite weniger wert.
    Leider haben die Gespräche mit Gromyko wiederum keine Klärung in der nach wie vor, trotz Viermächteabkommen, umstrittenen Frage der Einbeziehung Berlins in weitere Abkommen — zum Beispiel über technische und kulturelle Zusammenarbeit — mit der Sowjetunion gebracht. Man hat uns auf die Gespräche des Bundeskanzlers Ende Oktober in Moskau vertröstet. Wir möchten ihn gern
    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode —115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7707
    Dr. Marx
    ermuntern, fest zu bleiben; denn wie der Kollege Genscher es eben formuliert hat, gilt es auch für uns: Die Entwicklungen der Bindungen zu Berlin, die Lebensfähigkeit der Stadt und ihre positiven Zukunftsperspektiven sind von vitaler Bedeutung.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich hier einige kurze Anmerkungen einschieben.
    Herr Bundesaußenminister, wir hätten gern in der Tour d'horizon zumindest einige Worte darüber gehört, wie die Bundesregierung die Weigerung Bulgariens ansieht, Flugzeuge aus West-Berlin, die in die Türkei fliegen wollen, ihr Territorium überfliegen zu lassen. Wir hätten gern gehört, wie Sie diesen außerordentlichen Vorgang einschätzen und wie sich die Bundesregierung in ihren Aktionen darauf einzustellen gedenkt.
    Wir hätten auch gern gehört, welche Überlegungen die Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Besuch auswärtiger Staatsmänner in Berlin hat, oder ob es dabei bleiben soll, daß der letzte Besuch dort im Jahre 1972 stattfand.
    Wir haben, Herr Bundesaußenminister, Ihre Bemühungen und die des Bundeskanzlers begrüßt, die sowjetische Seite zu drängen, mehr als bisher dafür zu sorgen, daß Deutschstämmige, die den Wunsch haben, die Sowjetunion zu verlassen, herauskommen; wir sehen, daß sich die Zahlen verbessert haben. Nur, Herr Bundesaußenminister, wäre es gut, an dieser Stelle zwei Fragen zu beantworten — vielleicht kann dies in einer der nächsten Debatten geschehen —:
    Erstens. Wie schätzt die Bundesregierung die immer häufiger werdenden öffentlichen Demonstrationen dieser Deutschen in der Sowjetunion ein, die uns dringend um unsere diplomatische Hilfe anrufen, um ihren Wunsch erfüllt zu bekommen?
    Zweitens. Was ist mit jenen Deutschen geschehen, die vor geraumer Zeit in die deutsche Botschaft gekommen sind und die sie wieder verlassen haben, nachdem man ihnen gesagt hatte, es sei besser, wieder herauszugehen, es werde ihnen nichts passieren? Was ist mit ihnen geschehen? Stimmen die uns damals gegebenen Versicherungen, man könne davon ausgehen, nach Wiedereinreichung ihres Antrags dürften sie in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen?

    (Dr. Hupka [CDU/CSU] : Eine sehr gute Frage)

    Wir hätten; Herr Bundesaußenminister, dort, wo Sie ein Wort zu der, wie ich zugebe und sehe, schwierigen deutsch-polnischen Politik gesagt haben, gerne gehört, wie das nun eigentlich weitergehen soll. Wir haben zweimal den polnischen Außenminister hier gehabt; Herr Scheel, der damalige Außenminister, war im Oktober des letzten Jahres in Warschau. Da ist über sehr viele Probleme gesprochen worden, die vitale Bedeutung haben. Und wir hätten gerne gehört, wie Sie eigentlich diese ganz politische Entwicklung weiter vorantreiben wollen, ob man z. B. damit rechnen kann, daß Sie selbst eine Initiative auf diesem Felde ergreifen; und wenn ja: welche und mit welchem Ziele.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, diese heutige außenpolitische Debatte kann natürlich nicht mehr sein als die Markierung einiger besonders wichtiger und zugleich aktueller Probleme und ein erster Austausch von Meinungen nach den Parlamentsferien. Die Fraktion der CDU/CSU wird, soweit sie davon etwas erfährt, die Gedanken und, soweit sie das messen kann, die Taten der Regierung prüfen. Sie wird ihre eigenen Auffassungen vortragen und, z. B. in der Europapolitik und in der Bündnispolitik, kritisch darüber wachen, daß der richtige Kurs eingehalten wird.
    Wir können dabei an die fundamentalen Entscheidungen der deutschen Außenpolitik, wie sie unter unserer Führung erreicht und oft erkämpft worden sind, anknüpfen: Zusammenarbeit, Freundschaft und Bündnis mit den freien Staaten des Westens in gleichberechtigter und gleichverpflichteter Partnerschaft; Integration Europas, wirtschaftlich, finanziell, sozial und natürlich politisch; gezielte Hilfen für die Länder der Dritten Welt; Bekämpfung von Hunger, Krankheit, Armut und Unwissenheit; ein ausgewogenes und aufgeschlossenes Verhältnis zu den Ländern des europäischen Ostens.
    Da Innen- und Außen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik in ständiger Wechselwirkung zueinander stehen, kann Außenpolitik nicht ohne das feste Fundament unserer eigenen demokratischen Rechtsordnung gestaltet werden. Sie kann unserer Überzeugung nach nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, im eigenen Lande der Inflation Herr zu werden und damit Stabilität auch in der Europäischen Gemeinschaft Schritt um Schritt wiederzugewinnen. Darüber wird dann die Debatte morgen und übermorgen in diesem Hause stattfinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister des Auswärtigen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen des Herrn Abgeordneten Marx geben mir Veranlassung zu zwei Feststellungen.
    Erstens. Die humanitären Fragen sowohl der Deutschen in der Sowjetunion wie derjenigen, die aus Polen ausreisen wollen, nimmt die Bundesregierung außerordentlich ernst. Die Tatsache, daß ich feststellen konnte, daß sich die Ausreisezahlen aus der Sowjetunion seit dem Besuch des Generalsekretärs Breschnew erhöht haben, macht deutlich, daß die Methode, die die Bundesregierung bei der Verfolgung dieses Anliegens bevorzugt, auch ihren Erfolg hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir sind der Meinung, daß sich gerade diese Fragen nicht für spektakuläre Erklärungen und Handlungen eignen.
    Das gleiche gilt für unser Bemühen um Ausreise aus Polen. Ich habe das in meinem kurzen Bericht
    7708 Deutscher Bundestag —7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974
    Bundesminister Genscher
    als eine Hauptfrage des deutsch-polnischen Verhältnisses bezeichnet. Die von mir erwähnten Kontakte mit der polnischen Führung gelten im wesentlichen dieser Frage.
    Zweitens, Herr Abgeordneter. Namens der Bundesregierung stelle ich fest: Die Bundesregierung hat es zu keiner Zeit unternommen oder auch nur daran gedacht, es zu unternehmen, die Alliierten zu veranlassen, Einspruch gegen die Errichtung des Umweltbundesamtes in Berlin zu erheben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Stücklen [CDU/CSU] : Das hat doch Herr Ahlers gesagt! — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/ CSU] : Das soll man alles glauben! Herr Ahlers sagt das Gegenteil! — Bundeskanzler Schmidt: Der gehört nicht der Regierung an! — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU]: Der hat ja seine Informationen! Wir reden ja nicht aus dem hohlen Bauch! — Bundeskanzler Schmidt: Na sicher reden Sie aus dem hohlen Bauch! Woraus denn sonst!? — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Ich spreche von Herrn Ahlers! — Kiechle [CDU/ CSU] : Ihr habt uns schon so oft angelogen, daß wir euch nichts mehr glauben können!)