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    Deutscher Bundestag 115. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Geisenhofer, Dr. Burgbacher und Behrendt 7663 A Verzicht des Abg. Dr. Wichert auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag und Eintritt des Abg. Tietjen als Nachfolger 7663 B Wahl des Abg. Schulte (Unna) zum Mitglied des Vermittlungsausschusses an Stelle des ausscheidenden Abg. Wienand 7663 B Wahl des Abg. Dr. Bayerl zum Mitglied des Europäischen Parlaments an Stelle des ausscheidenden Abg. Dr. Schachtschabel 7663 B Nachträgliche Überweisung von Vorlagen an den Haushaltsausschuß 7663 B Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 7663 C Begrüßung Seiner Exzellenz des Präsidenten des Nationalrates der Republik Österreich, Herrn Benya, des Zweiten Präsidenten, Herrn Dr. Maleta, des Dritten Präsidenten, Herrn Probst, sowie der Fraktionsvorsitzenden der SPÖ, der ÖVP und der FPÖ 7686 B Ansprache aus Anlaß der Konstituierung des Ersten Deutschen Bundestages vor 25 Jahren Präsident Frau Renger 7686 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1975 (Haushaltsgesetz 1975) Drucksachen 7/2440, 7/2525 — Erste Beratung in Verbindung mit Beratung des Finanzplans und des Investitionsprogramms des Bundes 1974 bis 1978 - Drucksache 7/2503 — Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . . 7687 C Entwurf eines Gesetzes über die Volksentscheide auf Grund der nach Artikel 29 Abs. 2 GG in den Ländern Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zustande gekommenen Volksbegehren — Drucksachen 7/2355, 7/2439 - Erste Beratung 7697 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Genscher, Bundesminister (AA) . . 7697 B, 7707 D Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Dr. Marx (CDU/CSU) 7702 B Mattick (SPD) . . . . . . . . . 7708 A Ronneburger (FDP) . . . . . . . 7711 D II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 Fragestunde - Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — Fragen A 56 und 57 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 - des Abg. Milz (CDU/CSU) : Situation des Baugewerbes in Ballungsräumen im Vergleich zu der in strukturschwachen Gebieten Grüner, PStSekr (BMWi) . 7671 A, B, C, D, 7672 A, B, C Milz (CDU/CSU) 7671 C,D Dr. Fuchs (CDU/CSU) 7672 A Seiters (CDU/CSU) 7672 B Ey (CDU/CSU) 7672 B Frage A 58 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Dr. Fuchs (CDU/ CSU) : Maßnahmen der Bundesregierung zur Überwindung der Existenzgefährdung von Textil- und Bekleidungsbetrieben in strukturschwachen Gebieten Grüner, PStSekr (BMWi) 7672 C, 7673 A, B, C, D Dr. Fuchs (CDU/CSU) 7673 A, B Dr. Sperling (SPD) 7673 C Dr. Wörner (CDU/CSU) . . . . 7673 D Fragen A 59 und 60 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Simpfendörfer (SPD): Förderung von Zweigbetrieben und Produktionseinschränkung bzw. -stilllegung seit 1969 in den heutigen Fördergebieten der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur Grüner, PStSekr (BMWi) . . , 7674 B, C, D Simpfendörfer (SPD) 7674 C Frage A 61 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Höcherl (CDU/CSU): Beteiligung des Bundesministers für Wirtschaft vor und an den wirtschaftlichen Spitzengesprächen des Bundeskanzlers mit Italien und Frankreich Grüner, PStSekr (BMWi) . . 7675 A, B, C Höcherl (CDU/CSU) 7675 A, B Dr. Sperling (SPD) 7675 B Fragen A 63 und 64 Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Immer (SPD) : Neuabgrenzung der Fördergebiete Grüner, PStSekr (BMWi) . . . . 7675 C, D, 7676 B, C, D Immer (SPD) . . . . 7675 D, 7676 B, C Milz (CDU/CSU) . . . . . . . 7676 A, D Frage A 66 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Auflage des zweiten Konjunktursonderprogramms zur Berücksichtigung von Baufirmen und Arbeitnehmern aus den betroffenen Gebieten Grüner, PStSekr (BMWi) . . . 7677 A, B, C Niegel (CDU/CSU) 7677 B, C Frage A 69 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 -- des Abg. Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Verstöße gegen das Tierschutzgesetz durch die Haltung von Nutztieren in „Tierfabriken" Logemann, PStSekr (BML) 7677 D, 7678 D Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 7678 C Frage A 70 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Einkommenssituation der deutschen Landwirte Logemann, PStSekr (BML) 7679 A, B, C, D Niegel (CDU/CSU) 7679 B, C Eigen (CDU/CSU) 7679 C Frage A 71 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Dr. Fuchs (CDU/ CSU) : Schritte der Bundesregierung zur Verhinderung des Fangens und Tötens von Singvögeln Logemann, PStSekr (BML) . . . . 7679 D, 7680 B, C Dr. Fuchs (CDU/CSU) 7680 B, C Fragen A 72 und 73 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Dr. Früh (CDU/ CSU) : Stellungnahme der Bundesregierung zu der Auffassung der niederländischen Regierung bezüglich der Erhöhung der Vorsteuerpauschale und der Einstellung von 400 Millionen DM in den Bundeshaushalt (Aufwertungsausgleich) Logemann, PStSekr (BML) . . . . 7680 C, 7681 A, B, C Dr. Früh (CDU/CSU) 7681 A, B Jäger (Wangen) (CDU/CSU) . . 7681 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 III Fragen A 74 und 75 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — des Abg. Eigen (CDU/ CSU) : Kauf von Qualitätsweizen durch die Mühlenkonzerne zum Interventionspreis für Füllweizen; Anhebung der Vorsteuerpauschale für Agrarprodukte Logemann, PStSekr (BML) . . . . 7681 D, 7682 A, B, D, 7683 A Eigen (CDU/CSU) . 7682 A, B, D, 7683 A Frage A 77 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Coppik (SPD) : Maßnahmen der Bundesregierung gegen den Aufruf von kassenärztlichen Vereinigungen zum Boykott der Ambulanzeinrichtungen kommunaler Krankenhäuser Buschfort, PStSekr (BMA) . . . 7683 B Frage A 78 Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — der Abg. Frau Schleicher (CDU/CSU) : Pressemeldung über Auflagen der Bundesanstalt für Arbeit im Zusammenhang mit Zuschüssen für den ersten Modellkurs für Ärztinnen und Ärzte zur Wiedereingliederung in den ärztlichen Beruf zum Zwecke einer zweijährigen Berufstätigkeit in abhängiger Stellung Buschfort, PStSekr (BMA) . . . 7683 C, D, 7684 A Frau Schleicher (CDU/CSU) 7683 D, 7684 A Frage A 79 Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — der Abg. Frau Schleicher (CDU/CSU) : Erstattung der Kosten der Unterbringung eines versicherten Rentners in einem Alten- oder Pflegeheim mit ärztlicher Betreuung durch die Krankenkassen Buschfort, PStSekr (BMA) . . . 7684 B, C Frau Schleicher (CDU/CSU) . . . . 7684 C Fragen A 83 und 84 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 — der Abg. Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) : Notwendigkeit, den sozialversicherungsrechtlichen Begriff der Arbeitsunfähigkeit aus medizinisch-therapeutischen Gründen neu zu überdenken; sozialversicherungsrechtliche Ermöglichung einer medizinisch-therapeutisch angezeigten Teilzeitbeschäftigung un- ter Fortzahlung eines anteiligen Krankengeldes Buschfort, PStSekr (BMA) . . . . 7684 D, 7685 A, B, C Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) . . 7685 A, B, C Frage A 87 — Drucksache 7/2531 vom 13. 9. 74 des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) : Auftreten von Zecken mit Meningitis- (Gehirnhautentzündungs-) Erregern; Vorbeugungs- oder Heilwirkung der in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Österreich entwickelten Meningitisseren Dr. Wolters, StSekr (BMJFG) . . . 7685 D, 7686 A, B Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . 7686 A Nächste Sitzung 7713 D Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 7715* A Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz über Altenheime, Altenwohnheime und Pflegeheime für Volljährige (Heimgesetz) 7715* C Anlage 3 Antwort des StSekr. Dr. Hartkopf (BMI) auf die Zusatzfrage des Abg. Biechele (CDU/CSU) zu seiner Frage A 41 -- Drucksache 7/1555 vom 18. 1. 74 (vgl. 75. Sitzung) : Genehmigungsverfahren für das Projekt des Kernkraftwerkes Rüthi; Gefahrenrisiko im Hinblick auf die Reinhaltung des Bodensees . 7715* D Anlage 4 Ergänzende Antwort des PStSekr Haehser (BMF) auf die Fragen B 16 und 17 — Drucksache 7/2173 vom 30. 5. 74 — des Abg. Dr. Gölter (CDU/CSU) (vgl. 106. Sitzung, Anlage 23) : Herausnahme von Institutionen, Forschungseinrichtungen, Stiftungen, Arbeitskreisen, Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen zu wissenschaftlichen, technologischen und kulturellen Zwecken aus der finanziellen Förderung des Bundes 7716* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7663 115. Sitzung Bonn, den 18. September 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 20. 9. Behrendt * 20. 9. Dr. Burgbacher * 20. 9. Conradi 15. 11. Dr. Corterier * 19. 9. Dr. Dollinger 18. 9. Dr. Dregger 18. 9. Dr. Erhard 20. 9. Fellermaier * 20. 9. Freiherr von Fircks 20. 9. Dr. Fischer 27. 9. Flämig * 18. 9. Dr. Freiwald 20. 9. Graaff 23. 9. Haase (Kassel) 20. 9. von Hassel 27. 9. Herold 20. 9. Dr. Kempfler 23. 9. Dr. h. c. Kiesinger 18. 9. Dr. Klepsch 20. 9. Dr. Köhler (Duisburg) 18. 9. Krampe 20. 9. Frh. von Kühlmann-Stumm 18. 9. Lagershausen ** 19. 9. Lange * 19. 9. Lautenschlager * 20. 9. Leicht 18. 9. Lemmrich ** 21. 9. Lücker * 19. 9. Dr. Luda 18. 9. Mertes (Stuttgart) 20. 9. Müller (Berlin) 20. 9. Dr. Müller (München) ** 21. 9. Müller (Remscheid) 30. 9. Mursch (Soltau-Harburg) 18. 9. Pieroth 18. 9. Richter ** 19. 9. Schmitt (Lockweiler) 18. 9. Schreiber 21. 9. Dr. Schulz (Berlin) 18. 9. Seefeld * 18. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 19. 9. Tillmann 21. 9. Dr. Todenhöfer 22. 9. Frau Verhülsdonk 29. 9. Vogelsang 21. 9. Wienand 19. 10. Zander 18. 9. Dr. Zimmermann 20. 9. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Gesetz über Altenheime, Altenwohnheime und Pflegeheime für Volljährige (Heimgesetz - HeimG) Die nach § 3 Nr. 1 des Heimgesetzes in einer Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit vorgesehenen Mindestanforderungen an die räumliche Ausstattung der Heime wirken sich nicht nur auf die Kosten der Neubauten aus, sondern werden auch Aufwendungen für die Modernisierung bestehender Heime verursachen. Da der Neubau insbesondere von Einrichtungen der Altenhilfe wegen der zunehmenden Zahl alter Menschen verstärkt werden muß, wozu die Länder bereits seit Jahren erhebliche Zuwendungen leisten, ist es für die Länder finanziell nicht möglich, gleichzeitig in erheblichem Urn fang Modernisierungsmaßnahmen bei den bestehenden Heimen zu fördern. Es erscheint daher notwendig, daß sich der Bund künftig an den Kosten des Heimbaues stärker als bisher beteiligt. Der Bundesrat bittet außerdem die Bundesregierung, in der Rechtsverordnung zu § 3 Nr. 1 des Heimgesetzes vorzusehen, daß 1. die Mindestanforderungen für den Bau neuer Heime nicht noch über die bewährten und fortschrittlichen Anforderungen der entsprechenden Neubaurichtlinien der Mehrzahl der Länder hinausgehen, 2. für bestehende Heime, die die Mindestanforderungen des Bundes nicht erfüllen, aber eine gute Versorgung und Betreuung der Heimbewohner gewährleisten, Ausnahmeregelungen auf Dauer vorgesehen werden, 3. für die bestehenden Heime, für die eine Anpassung an die Mindestanforderungen des Bundes unerläßlich ist, ein angemessener Übergangszeitraum vorgesehen wird. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Dr. Hartkopf auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Drucksache 7/1555 Frage A 41, 75. Sitzung, Seite 4745 B) . In der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 23. Januar 1974 hat Herr Bundesminister Genscher zu Ihrer Zusatzfrage, ob sich die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee schon mit diesem Projekt beschäftigt hat, und wenn ja, mit welchem Ergebnis, schriftliche Beantwortung zugesagt. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee tauscht bei wasserwirtschaftlich be- 7716* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 deutsamen Projekten im Einzugsgebiet des Sees Erfahrungen aus. Sie hat sich auch mit dem Projekt des Kernkraftwerkes Rüthi befaßt. Die Kommission hat für das Einleiten von Abwasser in den See strenge Vorschriften aufgestellt. Diese finden auch Anwendung auf Abwassereinleitungen in den Alpenrhein und andere Zuflüsse des Sees, sofern mit Auswirkungen auf den See gerechnet werden muß. Die Vorschriften beziehen sich auch auf die Einleitung des Abwassers eines Kernkraftwerkes. Es besteht kein Anlaß, daran zu zweifeln, daß die zuständigen schweizerischen Behörden bei der Projektierung die notwendigen Auflagen erteilen und einen Betrieb des geplanten Kernkraftwerkes im Hinblick auf die zum Schutz des Bodensees erlassenen Vorschriften sorgfältig überwachen werden. Sowohl hinsichtlich der Einleitung von Abwärme als auch der radioaktiven Belastung der Abwässer stellen die schweizerischen Behörden vergleichbar strenge Anforderungen wie die zuständigen Genehmigungsbehörden in der Bundesrepublik Deutschland. Anläßlich der letzten Sitzung der Internationalen Gewässerschutzkommission im Mai 1974 hat die schweizerische Delegation mitgeteilt, daß für das Kernkraftwerk Rüthi bisher noch keine Genehmigungen erteilt wurden. Ein Bericht über die Auswirkungen des geplanten Kühlverfahrens (Kühlturm) ist noch nicht fertiggestellt; der Kanton St. Gallen wird diesen Bericht den Delegationen zur Verfügung stellen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haehser vom 28. August 1974 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Gölter (CDU/CSU) (Drucksache 7/2173 Fragen B 16 und 17, 106. Sitzung, Anlage 23) : Welche Institutionen, Forschungseinrichtungen, Stiftungen, Arbeitskreise, Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen zu wissenschaftlichen, technologischen und kulturellen Zwecken sind im einzelnen im Laufe der letzten zwei Jahre aus der finanziellen Förderung des Bundes ausgenommen worden, und mit welcher Begründung hat die Bundesregierung die Förderung dieser Einrichtungen beendet? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, diese Einrichtungen auf andere Weise zu fördern, beispielsweise über die Schaffung einer vom Bund getragenen Förderungsinstitution? Nach entsprechenden Feststellungen bei den obersten Bundesbehörden beantworte ich Ihre Fragen wie folgt: Zu Frage B 16: In den letzten 2 Jahren sind zehn Einrichtungen aus der Förderung des Bundes herausgenommen worden. Einzelheiten ergeben sich aus der Anlage. Zu Frage B 17: Eine Möglichkeit, diese Einrichtungen auf andere Weise zu fördern, ist nicht gegeben. Auch ist nicht beabsichtigt, über die bereits bestehenden Förderungseinrichtungen hinaus (z. B. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft) eine neue Förderungsinstitution zu schaffen. Ich darf in diesem Zusammenhang auf die wiederholten Forderungen des Hauhaltsausschusses des Deutschen Bundestages und des Bundesrechnungshofs nach Abbau der Kleinförderung hinweisen. Auch der Ausschuß für Forschung und Technologie hat sich mit der Förderung kleinerer Forschungseinrichtungen befaßt und das Bundesministerium für Forschung und Technologie aufgefordert, seine Bemühungen um Entlastung von nichtministeriellen Förderungsaufgaben fortzusetzen. Eine Wiederaufnahme der Förderung der genannten Einrichtungen kann nicht in Betracht gezogen werden, soweit keine Zuständigkeit des Bundes gegeben ist. Übersicht über die Forschungseinrichtungen, Institutionen usw., die im Laufe der letzten zwei Jahre aus der Förderung des Bundes ausgenommen worden sind Lfd. Bezeichnung der Einrichtung Höhe der Förderung Grund für die Beendigung Nr. Zuwendung beendet der Förderung in Tausend DM 1972 1973 1 2 3 4 5 6 1 Konferenz der Landesfilmdienste, Bonn-Bad Godesberg, und der ihr angeschlossenen 9 Landesfilmdienste 605 327 31. 12. 1973 Keine eigentliche Beendigung _ der Förderung, sondern Umstellung auf Leistungsvergütungen für den Einsatz von Filmen des 2 Deutsches Filmzentrum e. V., Bonn 275,9 185,3 31. 12. 1973 BPA ab 1. 1. 1974. 3 Informationsdienst Zonengrenze e. V., Bad Godesberg 40 28,7 30. 6. 1973 Der Verein hat sich aufgelöst. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7717* Lfd. Bezeichnung der Einrichtung Höhe der Förderung Grund für die Beendigung Nr. Zuwendung beendet der Förderung in Tausend DM 1972 1973 1 2 3 4 5 6 4 Evangelische Konferenz für Kommunikation, 3,5 — 31. 12. 1972 Erheblicher Rückgang des Einsatzes von BPA-Filmen. Frankfurt/Main 5 Katholisches Filmwerk e. V., Rottenburg 15 — 31. 12. 1972 Die Filmarbeit der katholischen Kirche wurde 1973 organisatorisch umstrukturiert. 6 Deutsche Stiftung für Europäische Friedensfragen e. V. 53 Bonn 1 000 514 1974 Beschlüsse des Haushaltsausschusses vom 24. 6. 1971 und 3. 2. 1972. In 1974 noch 61 210,--DM für Abwicklung. 7 Arbeitskreis für christl.-soziale 300 250 1974 Nach den Feststellungen des Bildung e. V. BPA, die durch eine Umfrage 8 München 40 bei allen betroffenen deutschen Bonner Platz I III Auslandsvertretungen erhärtet wurde, waren in den letzten Jahren Resonanz und Wirkung im Sinne der politischen Öffentlichkeitsarbeit Ausland un- 8 Vereinigung für christl. Publizistik 300 250 1974 befriedigend und rechtfertigten nicht den finanziellen Aufwand. In 1974 noch ca. 25 000,— DM an Abwicklungskosten. 8 München 19 Lachnerstr. 20 9 Societas Uralo-Altaica e. V. in Hamburg 31 29,4 31. 12. 1973 Die Förderung von Einrichtungen diesen Zuschnitts ist, soweit nicht besondere Bund- Länder-Vereinbarungen nach Art. 91 b GG vorgehen, primär eine Aufgabe des Bundeslan- 10 Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin in Berlin 43 49,5 31. 12. 1974 des, in dem die Einrichtung ihren Sitz hat.
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    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 17. Mai 1974 nannte Kontinuität und Konzentration als die Leitworte der Bundesregierung. Sie bestimmen auch die Außenpolitik der Regierung, und die Wiederaufnahme der Parlamentsarbeit gibt Anlaß zu einem Bericht über die hinter uns liegenden
    Monate. Gerade in einer Zeit, in der sich die Situationen und die Problemstellungen — es seien hier nur Nahost, Zypern, Energiekrise genannt — schnell ändern, muß sich die Kontinuität der Grundprinzipien bewähren. Die Probleme, vor denen wir heute stehen, machen mehr denn je deutlich, wie stark Innen- und Außenpolitik, wie stark Wirtschaft und Sicherheit eines Landes zusammenhängen. Deutschland ist ein gebranntes Kind. Unser Volk hat nicht vergessen, wohin Inflation und Arbeitslosigkeit einst führten. Wir wissen, es geht heute nicht mehr nur um die Frage, welchem Land es wirtschaftlich besser geht; es steht mehr auf dem Spiel.
    In der Europäischen Gemeinschaft ringen wir um die Wiedergewinnung wirtschaftlicher Stabilität. Andere europäische Länder bemühen sich um den Wiederaufbau einer freiheitlich-demokratischen Ordnung. Bei beiden Bemühungen, die in die gleiche Richtung zielen, geht es letztlich darum, daß sich unser demokratisches System mit all seinen Freiheiten bewährt. Wir sorgen für Ordnung in unserem eigenen Haus. Zugleich aber müssen alle Partner durch gemeinsame Anstrengungen und Mäßigung zur Stabilisierung der Situation beitragen. Westliche Solidarität ist in den vergangenen Jahren oft ein Schlagwort gewesen. Jetzt ist sie das Gebot der Stunde. Der Bundesminister der Finanzen hat hier dazu das Erforderliche gesagt.
    Die Einigung Europas bleibt das zentrale Thema unserer Außenpolitik. Zu diesem Ziel wollen wir sowohl über eine fortschreitende wirtschaftliche Integration als auch über eine immer dichter werdende außenpolitische Zusammenarbeit der neun Staaten gelangen. Wir haben in der Europäischen Gemeinschaft ein Maß an Integration erreicht, das noch vor zehn Jahren unvorstellbar war. Das darf uns aber nicht die Augen verschließen vor den Problemen, die noch zu lösen sind. Wir wissen, daß Stillstand in der europäischen Entwicklung Rückschritt und damit Gefahr des Zerfalls bedeuten würde.
    Die Erkenntnis setzt sich durch, daß die Wiedergewinnung der Stabilität Priorität hat. In den Partnerstaaten sind ernsthafte Bemühungen um Stabilität erkennbar. Zwischen Bonn und Paris besteht Einvernehmen über die Ziele der Konjunkturpolitik. Beide Staaten fühlen sich der Stabilität verpflichtet. Paris und Bonn sind zwar nicht die Europäische Gemeinschaft. Aber die Gemeinschaft wird davon profitieren, daß beide Länder gemeinsam an einem Strang ziehen.
    Italien unternimmt unter schwierigsten innenpolitischen Bedingungen Anstrengungen, um zur Stabilität zurückzufinden. Wir sind froh darüber, daß die Regierung in Rom die Lösung dieser Probleme bewußt innerhalb der Gemeinschaft sucht. Wir sind bereit, Italien zu unterstützen, und haben das bewiesen. Der Beistand, den wir Rom leisten, ist mehr als eine bloße Notenbankoperation. Er ist ein Akt europäischer Solidarität mit einem Partnerland, das um seine wirtschaftliche Sanierung ringt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Bundesminister Genscher
    Mit solchen Anstrengungen für andere helfen wir Europa, und damit helfen wir auch uns, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Vieles bleibt noch zu tun. Das gilt in besonderer Weise für den europäischen Agrarmarkt, der, als erster Bereich der Integration gedacht, in eine krisenhafte Situation geraten ist. Ich sage in allem Freimut: Bestandsaufnahme und Neugestaltung sind aus der Sicht der Bundesregierung geboten. Die Beantwortung der Großen Anfrage der Opposition wird der Bundesregierung Gelegenheit zu ausführlicher Stellungnahme geben.
    Zu den Fortschritten gehört es, daß der Ministerrat gestern die längst fällige Entschließung für ein energiepolitisches Konzept für die nächsten Jahre verabschieden konnte.
    Ebenso wichtig ist die Bekräftigung der gemeinsamen Handelspolitik auch gegenüber den Staatshandelsländern. Diese Entscheidung wird die Gemeinschaft weiter festigen; sie ist zugleich Ausdruck der großen Bedeutung, die sie den wirtschaftlichen Beziehungen zu den Staatshandelsländern beimißt.
    Die Staats- und Regierungschefs und der Präsident der Kommission der Europäischen Gemeinschaft haben bei ihrem informellen Treffen in Paris freimütig und realistisch die drängenden aktuellen Fragen der europäischen Politik erörtert. Formlose Zusammenkünfte dieser Art, an denen in Zukunft auch die Außenminister teilnehmen, werden mehr und mehr zu einem normalen Arbeitsinstrument. Sie dienen einerseits dazu, die Politik der neun Regierungen besser aufeinander abzustimmen und die politische Zusammenarbeit zu intensivieren, andererseits aber auch der Vorklärung der Möglichkeiten gemeinschaftlicher Initiativen.
    Es ist nicht der Sinn solcher Zusammenkünfte, schon Entscheidungen zu treffen. Was in Paris besprochen worden ist, wird jetzt von den Regierungen geprüft und, wo es um konkrete Vorschläge geht, von den Außenministern und der Kommission der Europäischen Gemeinschaft weiter behandelt werden. Unabhängig davon wird es auch in Zukunft offizielle Treffen der Regierungschefs geben, möglicherweise das nächste noch in diesem Jahr.
    Die Bundesregierung tritt dafür ein, die Einigung auf allen Wegen voranzutreiben. Wir wollen die Gemeinschaft und ihre Organe fördern und ihre Funktionsfähigkeit verbessern. Dabei müssen wir auch dafür sorgen, daß endlich dem Europäischen Parlament die Stellung eingeräumt wird, die ihm zukommt.

    (Beifall)

    Wir wollen die Zusammenarbeit der unabhängig von ihrer Größe gleichberechtigten Mitgliedstaaten vertiefen.
    Die neun EG-Staaten haben in der Europäischen Politischen Zusammenarbeit ein Instrument entwickelt, um ihre außenpolitische Haltung laufend abzustimmen und dort, wo es möglich ist, außenpolitisch gemeinsam zu handeln. Das Zusammenwirken der Europäischen Politischen Zusammenarbeit mit den Organen der Europäischen Gemeinschaft, das zu Beginn mit gewissen Problemen belastet war, ist heute reibungslos und selbstverständlich.
    Das zeigt sich besonders deutlich beim europäisch-arabischen Dialog, der am 31. Juli dieses Jahres durch das Treffen der französischen Präsidentschaft und der EG-Kommission mit Staaten der Arabischen Liga in Paris eingeleitet wurde.
    Das erste und seit etwa drei Jahren erfolgreiche Beispiel der außenpolitischen Gemeinsamkeit der Neun ist die KSZE-Politik. Eine gemeinsame Politik hat es den Neun möglich gemacht, die westliche KSZE-Abstimmung in der NATO und mit den Neutralen maßgeblich zu beeinflussen und die Geschlossenheit der westlichen Haltung sicherzustellen.
    Auch bei der Klärung des Verhältnisses Europa-USA hat die Europäische Politische Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle gespielt. Beim 16. EPZ-Ministertreffen am letzten Montag in Paris wurden die nächsten Schritte im europäisch-arabischen Dialog besprochen. Eine Koordinierungsgruppe, deren Aufgabe es ist, die verschiedenen Beiträge der neun Staaten der EPZ und der Organe der Gemeinschaft zu einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik in diesem Bereich zu bündeln, wurde eingesetzt.
    Hier ist daran zu erinnern, daß auch im bilateralen Bereich die Wiederanknüpfung unserer Beziehungen zu den arabischen Ländern gerade in den letzten Monaten durch persönliche Begegnungen mit arabischen Politikern sichtbar geworden ist. Das gilt vor allem für die Sitzung der deutsch-ägyptischen Kommission im Juli dieses Jahres und für den Besuch des Generalsekretärs der Arabischen Liga in Bonn. Ich unterstreiche an dieser Stelle den Grundsatz der Ausgewogenheit der deutschen Nahost-Politik im Verhältnis zu Israel und den arabischen Staaten. Diese Politik ist zugleich ein Beitrag zur Stabilisierung im Nahen Osten.
    Zurück zu den Ministerratsberatungen in Paris: Hier war natürlich auch die Lage im östlichen Mittelmeer Gegenstand der Erörterungen. In der Zypern-Krise haben die Neun von Anfang an eine gemeinsame Politik verfolgt und sie in bisher sieben gemeinsamen diplomatischen Schritten oder Erklärungen zum Ausdruck gebracht. Auch am Montag in Paris wurde die gemeinsame Zypern-Politik bestätigt, eine Politik, die auf eine Verhandlungslösung und die Wiederherstellung der Unabhängigkeit und der territorialen Integrität Zyperns gerichtet ist.
    Noch Anfang dieses Jahres, meine Damen und Herren, meinte mancher, der europäische Einigungsprozeß bringe uns in einen Gegensatz zu den Vereinigten Staaten und belaste damit den Zusammenhalt des atlantischen Bündnisses. Auch hier hat sich vieles geändert. Unser deutsches Konzept einer weltoffenen Europäischen Gemeinschaft gewinnt an Boden und damit auch die transatlantische Perspektive. Wer denkt heute noch daran, daß zu Beginn dieses Jahres die Frage etwa der transatlantischen Konsultationen als ein ernsthaftes Problem erschien?
    Deutscher Bundestag —7. Wahlperiode —115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7699
    Bundesminister Genscher
    Es kann nicht genug betont werden - ich wiederhole es deshalb auch hier —, daß das atlantische Bündnis und die amerikanische Präsenz in Europa unerläßliche Voraussetzungen für die Erhaltung unserer und der Sicherheit unserer Verbündeten bleiben.
    Zu diesem Grundsatz haben sich die Mitglieder des Bündnisses in der Deklaration von Ottawa über die atlantischen Beziehungen erneut bekannt. Deutlicher Ausdruck dieses Bekenntnisses ist die gemeinsame Verpflichtung der USA und ihrer Bündnispartner, die Streitkräfte in Europa auf dem erforderlichen Stand zu halten.
    Die Funktionsfähigkeit des Bündnisses beruht ganz wesentlich auf dem guten Einvernehmen zwischen den USA und ihren europäischen Verbündeten. Der wiederholte und gründliche Meinungsaustausch mit dem amerikanischen Außenminister in den letzten Monaten bot Gelegenheit, alle Aspekte unserer Außenpolitik mit der amerikanischen Regierung zu erörtern. Er ist zugleich Ausdruck der besonderen Aufmerksamkeit, die die Bundesregierung den deutsch-amerikanischen Beziehungen widmet. Dei Brief des amerikanischen Präsidenten Ford an den Bundeskanzler, in dem er seinen Wunsch nach Fortsetzung des engen Zusammenwirkens mit der Bundesregierung ausdrückt, bestärkt die Bundesregierung in ihrer Auffassung, daß auch unter der Amtsführung des neuen amerikanischen Präsidenten das vertrauensvolle deutsch-amerikanische Verhältnis in offener und konstruktiver Weise weiterentwickelt wird.
    Es besteht, meine Damen und Herren, kein Zweifel: Der Präsidentenwechsel in Washington hat die Kontinuität der amerikanischen Außenpolitik im atlantischen Bereich und in den bilateralen Beziehungen zu uns in keiner Weise beeinträchtigt.
    Der Bundeskanzler und ich haben die Anregung von Präsident Ford, zu einem Meinungsaustausch nach Washington zu kommen, gern aufgegriffen. Wir werden diesen Plan in naher Zukunft verwirklichen.
    Ich verhehle nicht, daß es innerhalb der Allianz auch Probleme gibt. Das akuteste Problem ist der griechisch-türkische Konflikt. Dennoch kann man feststellen: Ungeachtet der unglücklichen Ereignisse in und um Zypern bleibt das Bündnis in der Lage, seine Aufgabe zu erfüllen. Seine Verteidigungsfähigkeit und seine Verteidigungsbereitschaft bleiben erhalten. Ein Fortschwelen des Konflikts und eine längere Entfremdung dieser beiden gleichermaßen unersetzbaren Bündnispartner würden allerdings eine schwere Belastung für das Bündnis bedeuten und die Gefahr der Verschiebung der Gewichte an der Südostflanke und im östlichen Mittelmeer zuungunsten der NATO in sich bergen. Auch wenn sich die griechische Regierung für ein Verbleiben in der Allianz entschlossen hat, bedauern wir das Ausscheiden Griechenlands aus der militärischen Integration der NATO.
    Die Vorgänge auf Zypern hat die Bundesregierung von Anfang mit großer Aufmerksamkeit und Sorge verfolgt. Sie hat sich immer wieder mit Nachdruck für die Unabhängigkeit, die Souveränität und die territoriale Integrität Zyperns ausgesprochen. Der Bundeskanzler hat das im 20. Juli 1974 in persönlichen Botschaften an die Ministerpräsidenten Griechenlands und der Türkei zum Ausdruck gebracht. Er hat damals eindringlich vor einer weiteren Eskalierung militärischer Maßnahmen gewarnt.
    Die Bundesregierung nutzte und nutzt alle Möglichkeiten des Kontakts zu den Regierungen der uns traditionell verbundenen Länder Griechenland und Türkei, um ihren Einfluß im Sinne der Entspannung der Lage und einer Verhandlungslösung zur Geltung zu bringen. Dazu bot neben den diplomatischen Kontakten der persönliche Meinungsaustausch mit dem griechischen Außenminister und mit dem Vorsitzenden des Außenpolitischen Ausschusses des türkischen Parlaments Gelegenheit.
    Zur Linderung der akuten Flüchtlingsnot auf der Insel hat die Bundesrepublik Deutschland einen Betrag von 3 Millionen DM zur Verfügung gestellt und größere Mengen Lebensmittel und Medikamente nach Zypern gesandt.
    Die unverantwortliche Zypern-Politik des Militärregimes in Athen hat schließlich zu dessen Sturz und zum demokratischen Neubeginn in Griechenland geführt. Die Bundesregierung ist gewillt, diesen Neubeginn nach Kräften zu fördern.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Der Erfolg der neuen griechischen Regierung bei der Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse in Griechenland ist ein Erfolg für die Demokratie in Europa. Auch in diesem Licht ist der Besuch des griechischen Außenministers am 9. und 10. September in Bonn zu sehen.
    Wir haben dabei Schritte vorgeschlagen, die die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Griechenland und das Verhältnis Griechenlands zu Europa auf eine neue Basis stellen. Wir haben unsere Bereitschaft erklärt, Griechenland noch in diesem Jahr eine Kapitalhilfe von 60 Millionen DM in Form von Warenhilfe aus dem Haushalt des BMZ zuzusagen. Wir haben die griechische Regierung gleichzeitig darüber informiert, daß sich die Bundesregierung in den kommenden beiden Jahren, 1975 und 1976, bemühen werde, bei Vorliegen der haushaltsmäßigen Voraussetzungen und dazu gehört auch die Zustimmung der zuständigen Gremien des Deutschen Bundestages — jeweils 60 Millionen DM als Projekthilfe zur Verfügung zu stellen.
    Wir haben ins 'darüber hinaus bereit erklärt, uns im Kreise der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft und der OECD um eine internationale Aktion zur Stützung der griechischen Zahlungsbilanz zu bemühen und uns daran selbst zu beteiligen. Und wir haben uns schließlich mit Erfolg dafür eingesetzt, daß das Assoziierungsabkommen EG—Griechenland aus dem Jahre 1962 wieder in vollem Umfang 'angewandt und u. a. auch die institutionelle Zusammenarbeit wieder aufgenommen wird.
    Wir haben aber ebenso deutlich zum Ausdruck gebracht, daß die von uns gewünschte und gewollte



    Bundesminister Genscher
    Mitwirkung Griechenlands in Europa seine Mitwirkung in der NATO nicht ersetzen kann.
    Alle Hilfe für Griechenland ist nicht gegen die Türkei gerichtet, einen Bündnispartner, zu dem wir seit langen Jahren ohne Unterbrechung freundschaftliche und enge Beziehungen unterhalten. An diesen bewährten Beziehungen halten wir weiterhin fest. Wir sehen in der Ausgewogenheit der Beziehungen zu beiden Partnern einen Beitrag zur Stabilisierung der Lage in dieser unruhigen Region.
    Auch in Portugal haben sich in den letzten Monaten politische Veränderungen von großer Tragweite ergeben. Wir wollen nach Kräften die von der neuen Regierung dieses Landes eingeleitete Entwicklung zur Demokratie und gleichzeitig in Richtung auf Europa unterstützen. Wir würdigen die Entschlossenheit und den Mut, mit dem die portugiesische Regierung den gewiß nicht schmerzlosen Prozeß der Trennung von Überseegebieten in Angriff nimmt, die jahrhundertelang mit Portugal verbunden waren. Wir sind gewillt, Portugal auf seinem Weg zu unterstützen, sowohl bilateral als auch im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft und des westlichen Bündnisses. Die Bundesregierung hat die neue Republik Guinea-Bissau am gleichen Tag wie die anderen EG-Staaten anerkannt. Wir treten dafür ein, daß für die anderen betroffenen portugiesischen Territorien Wege gefunden werden, die einen reibungslosen und einvernehmlichen Übergang der Regierungsgewalt auf afrikanische Regierungen ermöglichen, ohne wirtschaftliches und soziales Potential zu zerstören.

    (Beifall bei der SPD und FDP)

    Meine Damen und Herren, auch für ,die Politik gegenüber Osteuropa gilt für die Bundesregierung der Grundsatz der Kontinuität. Die Bundesregierung setzt daher die Politik des Ausgleichs mit den Ländern Osteuropas zielstrebig fort. Mit dem Inkrafttreten des Vertrages mit der CSSR ist die tragende Konstruktion unserer Beziehungen zu den sozialistischen Staaten vollendet worden. Die Bundesregierung betrachtet es als eine bedeutende, den Interessen der Bundesrepublik Deutschland gemäße Aufgabe, auf dieser Grundlage das Verhältnis zu den Staaten Osteuropas zum Nutzen der Beteiligten und im Interesse der Friedenssicherung weiterzuentwickeln und dabei die noch offenen Probleme einer Regelung zuzuführen. Das gilt auch für das Gespräch mit der Volksrepublik Polen, bei dem bekanntlich humanitäre Fragen eine besondere Rolle spielen.
    Die Bundesregierung ist sich durchaus der Unterschiede der politischen Systeme und der sich daraus ergebenden Unterschiede der Auffassungen zu wesentlichen Fragen bewußt. Sie ist aber auch überzeugt, daß das Feld, wo unsere Interessen mit denjenigen der Staaten des Ostens in Ausgleich und auch in Übereinstimmung gebracht werden können, noch nicht in allen Teilen mit der notwendigen Gründlichkeit geprüft und definiert worden ist. Hier bestehen noch große Möglichkeiten. Sie zu realisieren, erfordert guten Willen und Anstrengungen bei allen Beteiligten.
    Wir sind für unseren Teil bereit, uns diesen Anstrengungen zu unterziehen. In diesem Sinne hat die Bundesregierung von Anfang an dem Meinungsaustausch mit den Ländern Osteuropas und dem politischen Dialog mit den führenden Persönlichkeiten dieser Länder außerordentliche Bedeutung beigemessen. Die Gespräche, die bei dem Besuch des jugoslawischen Staatspräsidenten Tito und bei dem Besuch des tschechoslowakischen Außenministers geführt wurden, haben erneut die Nützlichkeit solcher Begegnungen bestätigt.
    In besonderem Maße gilt das für das Gespräch, das ,der Bundeskanzler in diesen Tagen mit dem sowjetischen Außenminister führte, und für die Konsultationen, die ich mit Herrn Gromyko hatte. Die Erörterungen mit dem sowjetischen Außenminister haben durch den Freimut, mit dem auch schwierige Probleme in erfreulich guter Atmosphäre behandelt wurden, die Fortschritte in den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion erwiesen.
    Diese Gespräche befaßten sich mit Fragen der KSZE, der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, internationalen Fragen gemeinsamen Interesses sowie mit den Auswirkungen des Viermächteabkommens über Berlin auf die bilateralen Beziehungen und mit humanitären Fragen. Ich habe dabei die seit dem Besuch von Generalsekretär Breschnew gleichbleibend gestiegene Zahl von Ausreisen Deutschstämmiger aus der Sowjetunion besonders begrüßt.
    Besonders intensiv erörterten wir die Teilnahme Berlins und der Berliner an Austauschvorhaben mit der Sowjetunion auf den verschiedensten Gebieten. Das hat für beide Seite klärend gewirkt und zu dem Einvernehmen geführt, darüber in erneute Expertengespräche einzutreten.
    Die für Oktober vorgesehene Sitzung der deutschsowjetischen Wirtschaftskommission in Moskau wird die Gelegenheit bieten, insbesondere im Bereich der wirtschaftlichen Kooperation die günstige Entwicklung fortzuführen und zu vertiefen, die wir in den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion mit Genugtuung feststellen können. Unser Handel mit der Sowjetunion ist im ersten Halbjahr 1974 gegenüber dem gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres um fast zwei Drittel gewachsen.
    Eine besondere Bedeutung in der Gestaltung der Beziehungen zur Sowjetunion wird die Reise des Bundeskanzlers nach Moskau haben, die für die Zeit vom 28. Oktober bis 31. Oktober vorgesehen ist.
    Insgesamt sieht sich die Bundesregierung in der Lage, eine weitere positive Tendenz in den Beziehungen zu Osteuropa festzustellen. Dabei kann jedoch nicht übersehen werden, daß die Teilnahme Berlins am Austausch mit der Sowjetunion und den anderen Ländern Osteuropas, wie ich schon erwähnt habe, noch immer Probleme aufwirft.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)




    Bundesminister Genscher
    In diesem Zusammenhang machen wir erneut deutlich, daß die Entwicklung der Bindungen zwischen Berlin und der Bundesrepublik Deutschland eine unabdingbare Voraussetzungen der Lebensfähigkeit der Stadt und ihrer positiven Zukunftsperspektiven ist.

    (Beifall)

    Für uns ist das eine Frage von vitalem deutschen Interesse.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Die Bundesregierung ist der Überzeugung, daß das Viermächteabkommen über Berlin ausreichende Möglichkeiten bietet, den Interessen der Stadt und ihrer Bewohner Rechnung zu tragen. Es erlaubt, die Bindungen zwischen Berlin (West) und der Bundesrepublik Deutschland zu entwickeln.
    Die Bundesregierung hält es für selbstverständlich, daß die volle Anwendung des Abkommens von der strikten Einhaltung seiner Bestimmungen nicht zu trennen ist. Wir übersehen dabei auch nicht die Aussage des Abkommens, daß Berlin (West) kein konstitutiver Teil der Bundesrepublik Deutschland ist.
    Gleichermaßen selbstverständlich ist für uns die engste Abstimmung mit den drei Mächten, die in Berlin (West) die oberste Gewalt ausüben und entsprechende Verantwortung tragen. Ich möchte unterstreichen, daß diese vertrauensvolle Abstimmung sich gerade in den letzten Wochen und Monaten bewährt hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie hat sich in dieser Zeit ebenso bewährt wie das Viermächteabkommen.
    Die Bundesregierung sieht in der Art und Weise, wie die im Viermächteabkommen angelegten Möglichkeiten zur Wirkung gebracht werden, einen Gradmesser dafür, was die Entspannung im Zentrum Europas zu leisten vermag. Ich wiederhole, was Bundeskanzler Brandt seinerzeit dazu gesagt hat:
    Die bilateralen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion
    können nicht besser sein als die Lage in Berlin.
    Mit Befriedigung stellen wir fest, daß auch unsere Verbündeten im Kommuniqué des Außenministertreffens der NATO von Ottawa im Juni dieses Jahres die Bedeutung des vollen Funktionierens des Viermächteabkommens für den Entspannungsprozeß allgemein hervorgehoben haben. In diesem Kommuniqué heißt es:
    In bezug auf Berlin erörterten die Minister die weiteren bei der Anwendung des Viermächteabkommens vom 3. September 1971 gewonnenen Erfahrungen. Dabei heben sie die wesentliche Bedeutung der Bestimmungen dieses Abkommens hervor, nach denen der Verkehr zwischen den Westsektoren Berlins und der Bundesrepublik Deutschland unbehindert sein wird. Die Minister bekräftigen ihre Überzeugung, daß Fortschritte auf dem Weg zur Entspannung in Europa untrennbar mit der strikten Einhaltung
    und vollen Anwendung des Berlinabkommens verbunden ist.
    Auch multilateral werden die Bemühungen um eine Verbesserung der West-Ost-Beziehungen fortgesetzt. Die Bundesregierung erkennt die hervorgehobene Rolle an, die die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in diesem Zusammenhang spielt. Die Konferenz hat einige bemerkenswerte Fortschritte erzielen können, bevor sie Ende Juli eine Sommerpause einlegte. Die Verhandlungen sind zu Beginn dieses Monats wiederaufgenommen worden. Die Bundesregierung wird dort wie bisher das Ihre tun, um zu einem zügigen Fortschreiten beizutragen. Sie hofft, daß bei gutem Willen aller Beteiligten in nicht ferner Zeit das ausgewogene, für alle akzeptable Ergebnis erreicht werden kann, das sie anstrebt. Die Bundesregierung sieht aber auch, daß sich bei einigen wichtigen Problemen befriedigende Lösungen noch nicht mit der Deutlichkeit abzeichnen, die eine wirklich verläßliche Voraussage über den Abschluß der Konferenz erlauben würde. Hier wird es noch gründlicher, energischer und erforderlichenfalls auch geduldiger Arbeit bedürfen.
    Die Bundesregierung wird bei ihrer Antwort auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Gelegenheit haben, auf die Konferenz, auf ihre Aufgaben, Methoden und Probleme wie auch auf den erreichten Stand ausführlich einzugehen. Sie wird diese Antwort in Kürze vorlegen.
    Die Bundesregierung hofft, daß es bei den ebenso wichtigen wie schwierigen MBFR-Verhandlungen in Wien gelingt, ein stabileres militärisches Kräfteverhältnis in Mitteleuropa zu schaffen und damit einen Beitrag zum Spannungsabbau und zur Sicherung des Friedens insgesamt zu leisten. Für die Bundesregierung ist die Solidarität des nordatlantischen Bündnisses Grundlage dieser Verhandlungen. Wir legen größten Wert darauf, daß in diesen Verhandlungen nichts geschieht, was sich negativ auf den Bündniszusammenhalt oder auf den europäischen Einigungsprozeß auswirken könnte. Aus dieser Verantwortung heraus hat die Bundesregierung frühzeitig klargemacht, daß für sie keine MBFR-Vereinbarungen in Frage kommen, die auf eine Sonderbehandlung der Bundesrepublik Deutschland oder auf die Schaffung unerwünschter sicherheitspolitischer Einflußmöglichkeiten in Westeuropa hinauslaufen würden.
    Die Bundesrepublik Deutschland wird im kommenden Jahr im Genfer Abrüstungsausschuß mitwirken. Sie wird alles in ihren Kräften Stehende tun, um den Bemühungen um Rüstungskontrolle und Abrüstung neue Impulse zu geben. Über die Langwierigkeit des Prozesses geben wir uns keinen Illusionen hin.
    Die Bundesrepublik Deutschland hält an der Politik der Nichtverbreitung von Kernwaffen fest, um die Gefahr eines Nuklearkonflikts einzugrenzen. Jüngste Ereignisse auf diesem Gebiet gefährden das Ziel der Nichtverbreitung nuklearer Waffen. Die Bundesregierung hat die Absicht, an der Konferenz zur Überprüfung des Nichtverbreitungsvertrages



    Bundesminister Genscher
    teilzunehmen. Sie wird sich weiterhin für die Universalität der Nichtverbreitungspolitik einsetzen.
    Die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise in den vergangenen zwölf Monaten hat zu einer Verschiebung der wirtschaftlichen Gewichte in der Welt geführt, denen die Bundesregierung Rechnung tragen muß. Wir übersehen dabei nicht, wie hart von der jüngsten weltwirtschaftlichen Entwicklung gerade die Entwicklungsländer betroffen sind, die nicht über Rohstoffe und Energiequellen verfügen. Die Gespräche mit dem Premierminister von Sri Lanka, Frau Bandaranaike und mit den Außenministern von Ruanda und Bangladesch haben das noch einmal deutlich gemacht. Die Bundesregierung stellt sich ihrer Verantwortung auch durch die Bereitschaft der Europäischen Gemeinschaft, an dem Sonderprogramm der Vereinten Nationen mitzuwirken.
    Meine Damen und Herren, der Beitritt unseres Landes zu den Vereinten Nationen vor genau einem Jahr, am 18. September 1973, hat die Möglichkeiten unseres außenpolitischen Handelns erweitert. Wir haben davon Gebrauch gemacht. Auf den großen Konferenzen dieses Jahres, die durch die Vereinten Nationen organisiert worden sind, nämlich auf der Rohstoffsondergeneralversammlung, der Seerechtskonferenz und der Weltbevölkerungskonferenz, haben wir uns konsequent dafür eingesetzt, die immer deutlicher werdenden Gegensätze zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländer abzubauen und statt dessen zu einem Interessenausgleich zu gelangen. Unter diesem Zeichen wird auch meine Erklärung stehen, die ich Anfang nächster Woche vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York abgeben werde.
    Meine Damen und Herren, Bericht und Stellungnahme der Bundesregierung zu den außenpolitischen Ereignissen der letzten Monate unterstreichen, was das Bekenntnis der Bundesregierung zur Kontinuität der deutschen Außenpolitik bedeutet. Es bedeutet erstens: wir wollen den europäischen Einigungsprozeß vorantreiben, zweitens: wir wollen das Bündnis, das unsere Sicherheit garantiert, festigen, drittens: wir wollen die Politik der Entspannung mit unseren östlichen Nachbarn zielbewußt fortsetzen. Wir wissen dabei, daß keines dieser drei Ziele unsere Aufmerksamkeit von den Problemen der Dritten Welt, die auch unsere Probleme sind, ablenken darf.
    Für diese Außenpolitik erbitten wir die Unterstützung des Hohen Hauses.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich danke dem Herrn Außenminister.
Ich eröffne die Aussprache. — Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Marx.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Marx


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben heute vormittag zwei Ministerreden gehört. Herr Außenminister, ich möchte Ihnen gern sagen, daß sich Ihre Rede in Stil und Form wohltuend von jener abgehoben hat, die Herr Finanzminister Apel heute morgen hier vortrug.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Erklärung, die wir soeben gehört haben, zeigt in einer Tour d'horizon die außenpolitischen Entwicklungen der letzten Monate, so wie die Bundesregierung sie sieht. Daß Sie, Herr Kollege Genscher, die erste Gelegenheit nach Ende der sogenannten parlamentarischen Sommerferien genutzt haben, um Ihre Auffassungen hier vorzutragen, findet unsere Anerkennung.
    Natürlich kann in diesem Augenblick der Sprecher der Opposition nicht auf alle vorgetragenen Punkte ausführlich eingehen. Das ist heute auch gar nicht nötig; denn in den nächsten Wochen wird das Parlament mehrere Gelegenheiten haben, gründliche und grundsätzliche Debatten zu außen- und deutschlandpolitischen Problemen zu führen.
    Meine Damen und Herren, bevor wir im frühen Sommer auseinandergingen, hat meine Fraktion eine Große Anfrage zur Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa eingebracht. Das war am 8. Juli. Der Herr Außenminister hat soeben — ich bin darüber beruhigt — mitgeteilt, in Kürze werde die Antwort der Bundesregierung erfolgen. Daß dies bald geschieht, ist unser dringender Wunsch; denn die Probleme der KSZE finden unsere ganz besondere Aufmerksamkeit, eist recht, nachdem zu hören und zu lesen war, daß sich die Gespräche mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko zu Beginn dieser Woche bis in die Einzelheiten diesem Thema zugewendet haben, und erst recht, da wir spüren, daß die sowjetische Seite mit besonderem Nachdruck auf einen möglichst umgehenden Abschluß dieser Konferenz drängt. Unserer Auffassung nach ist noch eine ganze Anzahl schwieriger und komplexer Probleme zu klären. Das braucht Zeit, Sorgfalt und Geduld. Wir jedenfalls wollen, daß die durch unsere Große Anfrage auszulösende Debatte möglichst bald in diesem Hause stattfindet. Wir wollen, daß sich der Deutsche Bundestag mit der KSZE noch vor der Reise des Bundeskanzlers nach Moskau beschäftigt, bevor die Schlußdokumente formuliert sind. Mit einer zeitlichen Verschiebung könnten wir uns nicht einverstanden erklären.
    Meine Damen und Herren, in der Zeit, seitdem wir auseinandergegangen sind, haben sich große Veränderungen zugetragen. Viele dieser Veränderungen haben die Lage in Mitteleuropa nicht erleichtert. Wir empfinden Sorge über die Entwicklung im östlichen Mittelmeer. Die Vorgänge dort darf man keinesfalls bagatellisieren. Jede Erschütterung in einem Teil der Welt wirkt mittelbar und unmittelbar auch auf uns ein. Selbst dann, wenn die Europäer sich völlig in ihre eigenen Probleme vergraben sollten, hätte sie doch die explosive Entwicklung im Nahen Osten aufgescheucht.
    Neben vielen Schwierigkeiten gibt es natürlich auch — der Bundesaußenminister hat darauf hingewiesen — positive Elemente in dieser Entwicklung. Hierzu rechnen wir, und zwar an erster Stelle, den Zusammenbruch der Militärdiktatur in Griechenland

    Dr. Marx
    und den Versuch, in diesem Land, das ja nicht nur das klassische Land der Demokratie, sondern auch das klassische Land der Tyrannis und der Verbannung ist, eine parlamentarische freiheitliche Demokratie wiederaufzurichten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir freuen uns und verfolgen mit Sympathie, daß ein so bekannter und geschätzter Staatsmann wie Karamanlis, daß in der europäischen Politik so bewährte Politiker wie Averoff und Mavros das Staatsschiff Griechenlands heute steuern. Wir alle hoffen sehr, daß es ihnen gelingen möge, die rauhe See der innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten, die sich für dieses Land in den letzten Jahren und Monaten entwickelt haben, erfolgreich zu durchkreuzen. Wir hoffen auch, daß die führenden Politiker in Griechenland die Stimme der befreundeten Völker hören, die aus vielen wohlerwogenen Gründen eine baldige Rückkehr dieses Landes in die militärische Organisation der NATO und die ungehinderte Mitwirkung Griechenlands bei der europäischen Verteidigung wünschen.
    Die Kämpfe um Zypern haben eine alte und immerfort schwärende Wunde am Körper Europas neu zum Bluten gebracht. Es wird vieler Kraft und Geduld und wohl auch vieler freundschaftlicher Ratschläge und wirksamer Hilfen an beide Seiten, an Türken und Griechen, und möglichst umfassender humanitärer Hilfe für die Menschen in beiden Lagern Zyperns bedürfen, dieser durch Haß und Krieg, durch geschichtliches Unrecht und nationalistische Leidenschaften gespaltenen Insel. Wir begrüßen die Hilfe, die für die Flüchtlinge von unserem Land gegeben wird, und wir unterstützen sie.
    Im Rückblick muß man leider feststellen, daß manches europäische Land allzulange in Lethargie und Passivität verharrte, als zwei Verbündete immer stärker in unmittelbare Konfrontation gegeneinander gerieten. Mir will scheinen, als ob manches dieser europäischen Länder auch heute noch nicht das ganze Ausmaß der Tragödie und ihrer möglichen Folgen begriffen hätte, die sich, dieses Mal nicht vor der europäischen Haustür, so wie dies beim Nahostkonflikt der Fall war, sondern im eigenen Lager, am Südostrande Europas an einer politisch und strategisch äußerst wichtigen Zone ereignete und die immer noch andauert. Wer die aus der Tiefe der Geschichte immer wieder emportauchenden Konflikte zwischen Türken und Griechen nicht ganz vergessen hat, wer z. B. die abgebrochenen NATO-Manöver im Frühjahr dieses Jahres zur Kenntnis nahm, wer spürte, daß nach den griechischen Ölfunden in der Ägäis sich das Klima zwischen den beiden Verbündeten immer mehr verdüsterte, der allerdings hätte, so glauben wir, zur rechten Zeit seine guten Dienste für die Rettung des Friedens einsetzen sollen. Es ist merkwürdig genug, festzustellen, wie wenig die Europäer das heraufziehende Unwetter beachteten. Ja, manche wollten gar nicht daran glauben, daß es sich entladen könnte.
    Europa hat sich in den Tagen des sich entwickelnden Konfliktes hier und im benachbarten Nahen
    Osten als schwach und, wie wir leider sagen müssen, als weithin handlungsunfähig erwiesen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Ja, leider richtig!)

    Es wird jetzt darauf ankommen, daß sowohl bilateral als auch vom Europa der Neun her den beiden Staaten, also den Griechen und den Türken, geholfen wird, um eine Situation zu ändern, die in unserer Welt niemandem nützen kann, wohl aber dem weiteren Vordringen und Eindringen der sowjetischen Politik und ihrer militärischen Instrumente. Von den Türken wissen wir es, und der griechische Außenminister hat bei seinem Besuch in Bonn und in Brüssel ausdrücklich darauf hingewiesen, daß auch Griechenland eine baldige volle Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft anstrebt. Niemand, der vernünftig ist und tatkräftig das größere und freie Europa will, wird diesem Wunsch widersprechen wollen. Aber es gilt zugleich auch festzuhalten, daß es sich in einer ersten Stufe wohl zunächst um die Vollendung der Laufzeit der Assoziierung an die Europäische Gemeinschaft handelt. Die Wirtschaft der beiden Länder muß dann eine Fähigkeit entwikkelt haben, die verhindert, daß ihnen eine Vollmitgliedschaft in der EWG zusätzliche Beschwerden schafft, daß die Länder vielmehr als mitwirkende Mitglieder tatsächlich mit großen Schritten weiter vorankommen.
    Sicher werden es gerade unsere griechischen Freunde verstehen, wenn wir ihnen sagen, daß das europäische Bemühen seit den 50er Jahren konsequent darauf ausgerichtet war, Wirtschaftsgemeinschaft und Verteidigungsgemeinschaft in einer engen politischen Verbindung zu entwickeln, so daß Vorteile und Lasten möglichst von allen in angemessener Weise geleistet und erfahren werden können. Dies gilt auch für die Zukunft.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU[: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, Sie wissen, daß eine kleine Delegation des Auswärtigen Ausschusses vor einigen Tagen eine weitere Informationsreise in den Nahen Osten unternommen hat und daß wir dort Gespräche geführt haben, z. B. in Israel. Nachdem die gleiche Delegation im Frühjahr dieses Jahres in Ägypten war, hat sich dort aus der Zusammenschau der vielen Diskussionen und Gespräche für uns die Notwendigkeit ergeben, hier vorzuschlagen, daß man versuchen möge, ich sage einmal: in einer abgestimmten europäischen konzertierten Aktion, dafür zu sorgen, mitzuhelfen, Pläne zu entwickeln und konkret über lange Fristen vorzubereiten, daß für die Länder des Nahen Ostens, für die Israelis und die Araber, Hilfe geleistet wird, und zwar konkrete Hilfe. Ich glaube, daß im Augenblick sowohl auf israelischer als auch auf arabischer Seite eine Reihe von Problemen zwar jeweils intern diskutiert wird, daß sie aber keine wirkliche Lösung finden können. Wir müssen feststellen, daß beide Seiten kaum miteinander reden, wir müssen feststellen, daß die Bedingungen, die sie für Gespräche entwickeln, sehr unterschiedlicher und gegensätzlicher Art sind. Ich glaube daher, daß es den europäischen Möglichkeiten, den materiellen und technischen Möglichkeiten,



    Dr. Marx
    dem Erfindungsgeist durchaus entspräche, z. B. auf dem Gebiete der Meerwasserentsalzung, z. B. auf dem Gebiete der Besiedelung von Land, auf dem Gebiete des Aufbaus großer Plantagen, konkrete langfristige Hilfe zu leisten und damit eine neue Entwicklung zu ermöglichen, die es vielleicht beiden Seiten gestattet, Stück um Stück in Gespräche miteinander zu kommen.
    Meine Damen und Herren, der Außenminister hat in seiner Erklärung heute morgen relativ viel Gewicht auf die Europapolitik gelegt. Wir haben besonders aufmerksam seinen Satz gehört, daß die europäische Einigung das zentrale Thema unserer Außenpolitik bleibe. Dem stimmen wir, Herr Kollege Genscher, voll zu. Ihrer Behauptung gegenüber, daß die Europäische Gemeinschaft jetzt ein Maß an Integration erreicht habe, das vor zehn Jahren noch unvorstellbar gewesen sei, hegen wir allerdings große Zweifel.
    Meine Damen und Herren, der Bundeskanzler hat in den vergangenen Monaten in der Europapolitik Wege beschritten, die allgemein als unkonventionell bezeichnet worden sind. Was sie wirklich bedeuten, läßt sich zur Zeit, vor allem bei der Informationspolitik, die damit verbunden war, nicht mit Sicherheit ausmachen. Wir begrüßen die Initiativen, die auf der Grundlage des Erreichten und unter strikter Beachtung der Verpflichtungen, die die europäischen Partner untereinander eingegangen sind, versuchen, Europa ein Stück weiter voranzubringen. Wenn das in der gegenwärtigen Phase bei Kamingesprächen besser zu gehen verspricht, wenn es möglich wäre, auf diese Weise das Terrain nicht nur zu sondieren, sondern auch zu planieren, dann betrachten wir solche Schritte mit Interesse. Wir haben die Bundesregierung in den letzten Jahren ja immer wieder getrieben und sie aufgefordert, auf dem Wege nach Europa entschlossen weiterzugehen, denn, meine Damen und Herren, für uns, für die CDU/CSU, war das entscheidende Wort unserer Außenpolitik „Europa und der Westen".
    Die vergangene Regierung hat die Öffentlichkeit mit großartigen Visionen, mit immer neuen Plänen und mit Hoffnungen eingedeckt. Mit Gipfelkonferenzen und feierlichen Erklärungen, wie mit dem Gelöbnis — wie es der Kollege Brandt damals als Bundeskanzler nach dem Oktobergipfel 1972 kurz vor der Bundestagswahl tat —, jetzt, jetzt endlich werde eine europäische Stabilitätsgemeinschaft auf die Beine gestellt, wurde die Öffentlichkeit geblendet. Damit hat man viele über die Inflationsmisere hinweggetröstet. Aber was daraus geworden ist, wird jeder feststellen können, der offenen Auges durch Europa fährt und der die finanziellen Entwertungsraten in den einzelnen Ländern betrachtet.
    Der Nachfolger Brandts sagt heute, die Zeit der Festvorstellungen sei jetzt vorbei. Welch herbe Kritik an den Methoden seines Vorgängers!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nach den früheren - nehmen Sie es mir nicht übel,
    wenn ich das so sage — europäisch zelebrierten
    Feierstunden pflegt jetzt der Bundeskanzler seinen
    pragmatischen und unkonventionellen Stil auch an Europa zu erproben.
    Aber ich sage noch einmal: Wohin das alles führen soll, das ist noch unklar — unklar auch deshalb, weil die Informationen über den Inhalt der Gespräche und der Konferenzdiskussionen und über die Ziele dieser gegenwärtigen Phase äußerst mangelhaft gehalten werden. Die heutige Regierungserklärung, Herr Außenminister, hat diese Ungewißheit nicht beendet

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    und uns an Informationen Zusätzliches leider nicht gebracht.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Was uns aber betroffen gemacht hat, Herr Kollege Schmidt, ist Ihre teils forsche, teils herablassende Art, mit der Sie die Europäische Kommission behandeln. Wir sagen heute — wie ich hoffe, noch rechtzeitig —, daß wir wünschen, unsere Regierung hielte an den ausgehandelten Verträgen fest.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Bundesaußenminister hat eben die neu erprobten und zusätzlichen Methoden der Konsultation als „Arbeitsinstrumente" beschrieben. Ich möchte ganz ausdrücklich sagen, daß wir uns gar nicht dagegen sperren, neue Methoden, neue Möglichkeiten, neue Gedanken in die Sache hineinzubringen. Aber wir werden nicht gern mit Formeln abgespeist, sondern man soll uns konkret sagen: was bedeutet dies alles, welche Art von „Arbeitsinstrumenten" ist das, zu welchen mittel- und langfristigen Zielen will man damit kommen? Denn, meine Damen und Herren, keine Art von Restauration politischer Methoden, wie sie dem Denken des 19. Jahrhunderts entstammen, kann uns weiterhelfen. Die Flucht in den Bilateralismus und damit natürlich auch in wechselnde Koalitionen bedeutet Aushöhlung und Zerfall der in den Römischen Verträgen geschaffenen Gemeinschaft und Verzicht auf die demokratische Legitimation der europäischen Einheit.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Wir haben hier erlebt, wie unsere Forderung nach einer Direktwahl für das Europäische Parlament — ich sage: aus Verzagtheit, aus mangelndem Selbstvertrauen und aus wachsender Willensschwäche — zurückgewiesen wurde.

    (Zuruf von der SPD: Lächerlich!)

    Meine Damen und Herren, gehen Sie bitte davon aus, daß Sie sich mit diesem unserem Antrag, der in den Ausschüssen liegt, auch hier im Plenum erneut werden auseinandersetzen müssen, weil wir heute stärker noch als vorher davon überzeugt sind, daß wir auf demokratische Weise die institutionellen Schwächen überwinden und der Europäischen Kommission ein voll legitimiertes Parlament gegenüberstellen müssen. Insoweit, Herr Kollege Genscher, habe ich mit großem Interesse ge-
    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode —115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7705
    Dr. Marx
    hört, daß Sie es waren, der hier vor diesem Hause erklärt hat, welches Europäische Parlament mit welchen Kompetenzen Sie sich wünschen.
    Der Herr Bundeskanzler ist offenbar entschlossen, den Ministerrat auf Kosten der Kommission zu stärken. Wie aber will er dann verhindern, daß wechselnde Mehrheiten den notwendigen Aufbau einer Verfassungsordnung unterlaufen und Europa schließlich zerfasert wird, vielleicht sogar zum Opfer der Tagespolitik?
    Der Bundesaußenminister hat soeben gesagt, es gehe ihm um eine Förderung und Verbesserung der Gemeinschaft und der Funktionsfähigkeit ihrer Organe. Das klingt sehr gut. Wir nehmen dies als die Grundlage unserer künftigen Diskussionen. Trotzdem, Herr Kollege Genscher, muß ich Ihnen antworten, daß wir zu viele Anzeichen feststellen, aus denen die Absicht — ich sage jetzt einmal ganz vorsichtig — hervorzugehen scheint, die Kommission und das, was man ihren Beamtenapparat nennt, als lästig zu empfinden und abzustempeln und die Entscheidungen mehr und mehr in den Ministerrat zu verlagern.
    Für uns sind die grundsätzlichen Entscheidungen, die in den letzten 17 Jahren hinsichtlich der europäischen Politik gefallen sind, irreversibel. Sie bedeuten — und ich denke, da sollte sich das Haus im klaren sein — einen erheblichen Fortschritt. Daher wollen wir den Weg der europäischen Integration weitergehen und nicht zurückfallen. Offenbar — so wird man sagen müssen — stehen in Europa Entwicklungen bevor, denen wir unsere ganze Aufmerksamkeit widmen müssen. Es wird nötig sein — auch in den Ausschüssen —, Herr Kollege Genscher, daß Regierung und Opposition einen permanenten Dialog über diese Probleme führen und daß wir uns immerfort vor Augen halten, wie intensiv die Sowjetmacht auf die Auflösung des europäischen festen Verfassungsgefüges hinarbeitet.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich bitte sagen, daß wir ausdrücklich die neu auflebende französische Bereitschaft begrüßen, am Zustandekommen Europas tatkräftig mitzuwirken. Wir hoffen, daß der soeben vom Außenminister geäußerte Optimismus über die europäisch-amerikanischen und die deutsch-amerikanischen Beziehungen weiterhin durch die politische Entwicklung gerechtfertigt wird — auch was jenes Bündnis anlangt, das für uns das Fundament für Sicherheit, Fortschritt und Freiheit darstellt.
    Besondere Aufmerksamkeit, Herr Bundeskanzler, haben in der Welt und bei uns Ihre Gespräche mit italienischen Ministern und die deutsche Zusage eines Devisenkredits in Höhe von 5,2 Milliarden DM erregt. Ich will diese Maßnahme hier gar nicht kritisieren und daran erinnern, daß wir immerfort gesagt haben: Wenn wir die Möglichkeit haben, anderen zu helfen, gilt dies natürlich zuerst für unsere eigenen Verbündeten und Freunde. Aber ich will ausdrücklich unsere Hoffnung und dringende Mahnung daran knüpfen, daß die italienische Politik alle ihre Kräfte auf eine Gesundung der inneren und wirtschaftlichen Lage ihres Landes verwendet. Daß sie dies innerhalb der Gemeinschaft versucht, erfüllt uns — ebenso wie die Bundesregierung — mit Genugtuung.
    Zwei Anmerkungen aber gestatten Sie mir bitte zu diesem Vorgang. Wir haben es bedauert, Herr Außenminister, daß Sie zu den Verhandlungen — man könnte in Erinnerung an Adenauer sagen — auf der anderen Seite des Comer Sees nicht mitgenommen worden sind.

    (Glombig [SPD] : Ziemlich primitiv, finde ich das!)

    Schließlich handelte es sich um eine ganz ungewöhnliche, auch außenpolitische Aktion, bei der wir gerne nicht nur den italienischen Außenminister Aldo Moro an der Seite seines Regierungschefs gesehen hätten, sondern auch Herrn Genscher an der Seite von Herrn Schmidt.

    (Dr. Hupka [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, meine zweite Bemerkung betrifft die seit dem Besuch des italienischen Schatzminister Colombo bei Herrn Apel immerfort wiederholten Dementis, es werde keine bilateralen Finanztransaktionen für Italien geben.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Warum?)

    Meine Damen und Herren, wissen Sie, solche offiziellen Stellungnahmen verschiedener Sprecher der Regierung kann doch die gleiche Regierung nicht einige Tage später durch genau entgegengesetzes Handeln so kräftig desavouieren, wie sie es getan hat, ohne schwere Folgen für ihre eigene Glaubwürdigkeit einzuhandeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Reaktion der Presse war denn auch entsprechend. So schreibt — um nur eine der vielen Stimmen zu nennen — der „Bonner General-Anzeiger" am 2. September — ich zitiere —:
    Die Glaubwürdigkeit anderer, nämlich unbescholtener Journalisten, zu mißbrauchen, um selbst glaubwürdig zu erscheinen, ist jedoch jenseits vertretbarer politischer Moral und Klugheit.
    Der Sprecher der Regierung, Herr Grünewald, mußte sogar einräumen, daß die Bundesregierung die Öffentlichkeit bewußt irregeführt hat, und er fügte — verschämt, so könnte man sagen — hinzu, dies sei aus Gründen der Währungsdiplomatie geschehen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Grotesk!)

    Meine Damen und Herren, der eben zitierte „General-Anzeiger" zieht aus diesem bei der Bundesregierung allerdings nicht einmaligen Fall der Verschleierung der Wahrheit das Fazit — Frau Präsidentin, ich zitiere mit Ihrer Genehmigung — —

    (Zurufe: Herr Präsident! — Heiterkeit)

    — Herr Präsident, verzeihen Sie! Ich dachte an die Frau Präsidentin, weil ich einen Vorfall in diesem Hause noch gut in Erinnerung habe. Ich möchte aber ganz offen sagen, daß ich mich auch an eine Rede des Kollegen Mommer zur Zeit der Diskussion



    Dr. Marx
    über die Parlamentsreform erinnere, in der Herr Mommer die Floskel „Ich zitiere mit Ihrer Genehmigung" als einen der vielen alten Zöpfe bezeichnet hat, die wir in diesem Parlament endlich abschneiden sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, der eben zitierte „General-Anzeiger" zieht aus diesem bei der Bundesregierung allerdings keineswegs einmaligen Fall das Fazit — ich zitiere —:
    Eine Informationspolitik, die in solcher Weise auf absichtliche Irreführung ausgeht, ist nicht, auch nicht durch währungspolitische Notwendigkeiten zu entschuldigen. Ihr geht man nur einmal auf den Leim.
    Das ist ein Wort, das ich meinen politischen Freunden bei dieser Gelegenheit gerne wieder ins Ohr sage.
    Meine Damen und Herren, wenn ich die Presseberichte und Kommentare über die, wie man glauben kann, kühler gewordenen Gespräche mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko lese, so habe ich immer noch die frohgestimmten Reden der Vertreter der Regierungsparteien im Ohr, mit denen sie uns während der Ostdebatten über das konfliktfreie und krisenfest gewordene Berlin belehrten. Aber das war, wie sich leider sehr bald gezeigt hat, eine der vielen Illusionen, mit denen diese Politik begleitet wurde.

    (Heyen [SPD] : Wovon reden Sie eigentlich?)

    Bei Breschnews Besuch in Bonn hatten sich beide Seiten nach zähen und wohl auch harten Verhandlungen auf die Formel geeinigt, das Viermächteabkommen sei strikt einzuhalten und voll anzuwenden. Ich für meinen Teil gebe zu, daß ich ein wenig befremdet war, zu sehen, daß eine solche Formulierung, die meiner Überzeugung nach eine Selbstverständlichkeit enthält, von der Vertragspartner immer ausgehen müssen, wenn sie einen Vertrag abschließen, als ein so großer Erfolg gefeiert wurde. Aber nun gab es bei den Gesprächen am letzten Montag über Berlin offenbar nichts Neues. Man könnte sagen: nichts Neues, aber die Wiederholung alter Formeln. Die Sowjets antworten auf die Vorwürfe der Bundesregierung, es handle sich bei den Schikanen auf den Transitwegen überhaupt nicht um einen Vertragsbruch. Sie hatten ja bereits ihre Meinung in ihren Zeitungen klargemacht, daß sie selbst hinter den Maßnahmen der DDR stünden, ja, daß diese Maßnahmen ihrem eigenen Willen entsprängen. Die Einrichtung des Umweltbundesamtes sei, so sagen sie, eine Vertragsverletzung der deutschen Seite. Diese falsche Behauptung hat der sowjetische Außenminister in den Bonner Gesprächen wiederholt. Meine Damen und Herren, wir werden also damit rechnen müssen, daß die Sowjets auch in künftigen Jahren hart auf ihrem, dem Wortlaut des Berlin-Abkommens widersprechenden Standpunkt beharren, so daß sie also einen ständigen Hebel in der Hand halten, den sie, je nach Gutdünken, benutzen können.
    Meine Damen und Herren, ich denke, die Sowjets werden einen weiteren Teilerfolg zufrieden eingeheimst haben, nämlich die Anmerkung, die Regierung werde — man beachte die Wortwahl — keine weiteren Streitpunkte schaffen. Das soll doch wohl vieles heißen, nämlich erstens, daß sie selbst Streitpunkte geschaffen habe,

    (Bundeskanzler Schmidt: Das ist eine Verfälschung des Zitats!)

    und zweitens soll es wohl auch heißen — — Herr Bundeskanzler, ich beziehe mich hier auf die von der Regierung nicht dementierten Zeitungsberichte. Ich bin dankbar, wenn ich Ihren Zuruf von der Regierungsbank höre, es handle sich dabei um eine Verfälschung. Aber dann hätte ich gern, daß sie diesem Hause eine andere Antwort als bei der letzten Pressekonferenz geben, daß Sie nämlich mitteilen, ob Sie oder ob Sie nicht — und wenn nicht, warum nicht — bereit sind, eventuell weitere Bundesbehörden — wenn ja, wann — nach West-Berlin zu bringen. Wer nicht bereit ist, diesen — wie ich glaube — wichtigen Teil des Viermächteabkommens, in dem die Erhaltung und Weiterentwicklung der Bindungen zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin verbürgt ist, zu nutzen, wird eine dynamische Entwicklung Berlins nicht erreichen. Berlin aber — so haben wir immer gesagt und halten daran fest — bleibt ein Gradmesser und Prüfstein für die Qualität der Entspannungspolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich muß hier auf eine Sache kommen, von der ich natürlich weiß, daß der Regierungsprecher sie dementiert hat, aber — wie man bei genauerer Lektüre seines Dementis feststellt — in einer Weise, daß das bestätigt wird, was ein Mitglied Ihrer Fraktion, Herr Bundeskanzler, mitgeteilt hat. Als man wußte, die Sowjets würden Einwände gegen die Errichtung des Umweltbundesamtes erheben, sei man bei den drei westlichen Alliierten vorstellig geworden, um diese zu veranlassen, gegen den deutschen Plan Einspruch zu erheben. In allem Ernst muß man sich diesen — wie ich glaube — einmaligen und unerhörten Vorgang erst recht vergegenwärtigen, um das Ausmaß von Würdelosigkeit und Unehrlichkeit, dessen sich diejenigen, die hier gemeint sind, schuldig gemacht haben, überhaupt begreifen zu können.
    Ich muß sagen, Herr Genscher, auf solche Weise werden außenpolitische Bemühungen der Regierung eingeengt; denn seit dem Augenblick, wo die sowjetische Seite davon Kenntnis erhielt, daß eine Gruppe von Politikern in unserem Land bereit war, in einer völlig einwandfreien Sache, wo das Recht eindeutig auf unserer Seite stand, nachzugeben, da waren die guten Argumente des eigenen Außenministers in den Augen der anderen Seite weniger wert.
    Leider haben die Gespräche mit Gromyko wiederum keine Klärung in der nach wie vor, trotz Viermächteabkommen, umstrittenen Frage der Einbeziehung Berlins in weitere Abkommen — zum Beispiel über technische und kulturelle Zusammenarbeit — mit der Sowjetunion gebracht. Man hat uns auf die Gespräche des Bundeskanzlers Ende Oktober in Moskau vertröstet. Wir möchten ihn gern
    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode —115. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. September 1974 7707
    Dr. Marx
    ermuntern, fest zu bleiben; denn wie der Kollege Genscher es eben formuliert hat, gilt es auch für uns: Die Entwicklungen der Bindungen zu Berlin, die Lebensfähigkeit der Stadt und ihre positiven Zukunftsperspektiven sind von vitaler Bedeutung.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich hier einige kurze Anmerkungen einschieben.
    Herr Bundesaußenminister, wir hätten gern in der Tour d'horizon zumindest einige Worte darüber gehört, wie die Bundesregierung die Weigerung Bulgariens ansieht, Flugzeuge aus West-Berlin, die in die Türkei fliegen wollen, ihr Territorium überfliegen zu lassen. Wir hätten gern gehört, wie Sie diesen außerordentlichen Vorgang einschätzen und wie sich die Bundesregierung in ihren Aktionen darauf einzustellen gedenkt.
    Wir hätten auch gern gehört, welche Überlegungen die Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Besuch auswärtiger Staatsmänner in Berlin hat, oder ob es dabei bleiben soll, daß der letzte Besuch dort im Jahre 1972 stattfand.
    Wir haben, Herr Bundesaußenminister, Ihre Bemühungen und die des Bundeskanzlers begrüßt, die sowjetische Seite zu drängen, mehr als bisher dafür zu sorgen, daß Deutschstämmige, die den Wunsch haben, die Sowjetunion zu verlassen, herauskommen; wir sehen, daß sich die Zahlen verbessert haben. Nur, Herr Bundesaußenminister, wäre es gut, an dieser Stelle zwei Fragen zu beantworten — vielleicht kann dies in einer der nächsten Debatten geschehen —:
    Erstens. Wie schätzt die Bundesregierung die immer häufiger werdenden öffentlichen Demonstrationen dieser Deutschen in der Sowjetunion ein, die uns dringend um unsere diplomatische Hilfe anrufen, um ihren Wunsch erfüllt zu bekommen?
    Zweitens. Was ist mit jenen Deutschen geschehen, die vor geraumer Zeit in die deutsche Botschaft gekommen sind und die sie wieder verlassen haben, nachdem man ihnen gesagt hatte, es sei besser, wieder herauszugehen, es werde ihnen nichts passieren? Was ist mit ihnen geschehen? Stimmen die uns damals gegebenen Versicherungen, man könne davon ausgehen, nach Wiedereinreichung ihres Antrags dürften sie in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen?

    (Dr. Hupka [CDU/CSU] : Eine sehr gute Frage)

    Wir hätten; Herr Bundesaußenminister, dort, wo Sie ein Wort zu der, wie ich zugebe und sehe, schwierigen deutsch-polnischen Politik gesagt haben, gerne gehört, wie das nun eigentlich weitergehen soll. Wir haben zweimal den polnischen Außenminister hier gehabt; Herr Scheel, der damalige Außenminister, war im Oktober des letzten Jahres in Warschau. Da ist über sehr viele Probleme gesprochen worden, die vitale Bedeutung haben. Und wir hätten gerne gehört, wie Sie eigentlich diese ganz politische Entwicklung weiter vorantreiben wollen, ob man z. B. damit rechnen kann, daß Sie selbst eine Initiative auf diesem Felde ergreifen; und wenn ja: welche und mit welchem Ziele.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, diese heutige außenpolitische Debatte kann natürlich nicht mehr sein als die Markierung einiger besonders wichtiger und zugleich aktueller Probleme und ein erster Austausch von Meinungen nach den Parlamentsferien. Die Fraktion der CDU/CSU wird, soweit sie davon etwas erfährt, die Gedanken und, soweit sie das messen kann, die Taten der Regierung prüfen. Sie wird ihre eigenen Auffassungen vortragen und, z. B. in der Europapolitik und in der Bündnispolitik, kritisch darüber wachen, daß der richtige Kurs eingehalten wird.
    Wir können dabei an die fundamentalen Entscheidungen der deutschen Außenpolitik, wie sie unter unserer Führung erreicht und oft erkämpft worden sind, anknüpfen: Zusammenarbeit, Freundschaft und Bündnis mit den freien Staaten des Westens in gleichberechtigter und gleichverpflichteter Partnerschaft; Integration Europas, wirtschaftlich, finanziell, sozial und natürlich politisch; gezielte Hilfen für die Länder der Dritten Welt; Bekämpfung von Hunger, Krankheit, Armut und Unwissenheit; ein ausgewogenes und aufgeschlossenes Verhältnis zu den Ländern des europäischen Ostens.
    Da Innen- und Außen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik in ständiger Wechselwirkung zueinander stehen, kann Außenpolitik nicht ohne das feste Fundament unserer eigenen demokratischen Rechtsordnung gestaltet werden. Sie kann unserer Überzeugung nach nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, im eigenen Lande der Inflation Herr zu werden und damit Stabilität auch in der Europäischen Gemeinschaft Schritt um Schritt wiederzugewinnen. Darüber wird dann die Debatte morgen und übermorgen in diesem Hause stattfinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)