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    Deutscher Bundestag 109. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1974 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 7339 A Regelung für die Einreichung von Fragen während der Sommerpause . . . . . 7339 C Überweisung des Berichts des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit im Jahre 1973 sowie über Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet — Drucksache 7/2250 — an den Ausschuß für Wirtschaft 7339 D Amtliche Mitteilungen . 7339 D Sammelübersicht 21 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen und systematische Ubersicht über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 13. Dezember 1972 bis 31. Mai 1974 eingegangenen Petitionen — Drucksache 7/2223 —in Verbindung mit Sammelübersicht 22 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 7/2259 — Frau Berger (Berlin) (CDU/CSU) . . 7340 C Bericht und Antrag des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen über den Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Erklärung der Bundesregierung über die Lage der Nation — Drucksachen 7/1593, 7/2210 — Dr. Abelein (CDU/CSU) 7341 C Dr. Kreutzmann (SPD) 7345 D Hoppe (FDP) 7349 C Baron von Wrangel (CDU/CSU) . 7350 D Höhmann (SPD) 7354 A Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) . . 7356 C Franke, Bundesminister (BMB) . . 7359 B Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes — Drucksache 7/2012 —, Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO — Drucksache 7/2201 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/2097 — Zweite und dritte Beratung Wittmann (Straubing) (SPD) . 7362 A Dr. Gruhl (CDU/CSU) 7362 D Wehner (SPD) . . . . 7364 D Dr. Hirsch (FDP) 7365 A Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) . . . . . 7367 B Fragestunde (Drucksache 7/2268) Frage A 3 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Schneider (CDU/ CSU) : Erhebung von Ausgleichsbeträgen nach dem Städtebauförderungsgesetz Dr. Haack, Parl. Staatssekretär (BMBau) 7368 D, 7369 A, B Dr. Schneider (CDU/CSU) . . . 7369 A, B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1974 Frage A 4 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Schneider (CDU/ CSU) : Entwicklung und Ziele des Gesamtkonzepts für den sozialen Wohnungsbau Dr. Haack, Parl. Staatssekretär (BMBau) . . . . 7369 C, D, 7370 A, B Dr. Schneider (CDU/CSU) 7369 D, 7370 A Nordlohne (CDU/CSU) . . . . . 7370 B Frage A 46 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Frerichs (CDU/ CSU) : Neufassung der Kooperationsfibel für kleine und mittlere Unternehmen Grüner, Parl. Staatssekretär (BMWi) 7370 D Dr. Frerichs (CDU/CSU) . . . . . 7370 D Frage A 47 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Frerichs (CDU/ CSU) : Regierungsvorlage zur Neuordnung des Arzneimittelmarkts aus preis- und wettbewerbspolitischer Sicht Grüner, Parl. Staatssekretär (BMWi) 7371 A, B Dr. Frerichs (CDU/CSU) . . . . . 7371 B Frage A 51 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Gansel (SPD) : Ankündigung der Aral AG über Heraufsetzung des Benzinpreises in der Ferienzeit Grüner, Parl. Staatssekretär (BMWi) 7371 B, D Gansel (SPD) . . . . . . . . 7371 C, D Frage A 52 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) : Einbeziehung Ostfrieslands in die Sonderförderung für besonders strukturschwache Gebiete in der EG Grüner, Parl. Staatssekretär (BMWi) 7372 A, B Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) 7372 B Frage A 56 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Wernitz (SPD) : Änderung der Richtlinien für ERP-Darlehen zur Verbesserung des Wohn- und Freizeitwertes in Gemeinden Grüner, Parl. Staatssekretär (BMWi) 7372 C, D, 7373 A Dr. Wernitz (SPD) 7372 C, D Seiters (CDU/CSU) 7373 A Fragen A 79, 80 und 81 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — der Abg. Schulte (Schwäbisch Gmünd) (CDU/CSU) und Dr. Jobst (CDU/CSU) : Maßnahmen gegen „wilde Abschlepper" auf den Autobahnen Jung, Parl. Staatssekretär (BMV) . . 7373 B, C, D, 7374 A, B Schulte (Schwäbisch Gmünd) (CDU/CSU) 7373 D, 7374 A Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . 7374 A, B Frage A 82 — Drucksache 7/2268 vom 14.6.74 — des Abg. Dr. Jobst (CDU/ CSU) : Einführung der automatischen Kupplung bei der Deutschen Bundesbahn und den europäischen Eisenbahnen Jung, Parl. Staatssekretär (BMV) . 7374 C, D, 7375 A Dr. Jobst (CDU/CSU) 7374 D Sick (CDU/CSU): . . . . . . . 7375 A Fragen A 83 und 84 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Schinzel (SPD) : Passagier- und Frachtabkommen der Deutschen Lufthansa AG mit der Air Rhodesia; Gruppenreisen „African Holiday" nach Südrhodesien Jung, Parl. Staatssekretär (BMV) . 7375 B, D, 7376 A, B, D Schinzel (SPD) . . . 7375 C, 7376 C, D Hansen (SPD) . . . . . . . . 7376 A Lambinus (SPD) 7376 A Frage A 85 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6.74 — des Abg. Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) : Behinderung des Transitverkehrs nach Berlin durch DDR-Behörden Jung, Parl. Staatssekretär (BMV) . 7377 A, B Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) . . 7377 A, B Gerster (Mainz) (CDU/CSU) . . . . 7377 C Dr. Schmitt-Vockenhausen, Vizepräsident . . . . . . 7377 C Frage A 32 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Böhme (Freiburg) (SPD) : Einführung einheitlicher Regeln für zeitliche Betriebsbeschränkungen des Sport- und Übungsflugverkehrs an regionalen Luftlandeplätzen Jung, Parl. Staatssekretär (BMV) . . 7377 D, 7378 A Dr. Böhme (Freiburg) (SPD) 7377 D, 7378 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1974 III Frage A 31 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Böhme (Freiburg) (SPD) : Anwendung des Gesetzes zum Schutz gegen Fluglärm auf regionale Luftlandeplätze Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . 7378 B, D Dr. Böhme (Freiburg) (SPD) . . . . 7378 D Fragen A 34 und 35 — Drucksache 7/2268 vom 14.6.74 — des Abg. Dr. Miltner (CDU/CSU) : Wahlergebnis der DKP in Hamburg und Entwicklung der Mitgliederzahlen von DKP und SDAJ sowie Vorlage des Verfassungsschutzberichtes 1973 Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 3339 A, B, D, 7380 A Dr. Miltner (CDU/CSU) . . . 7379 A, B, D Fragen A 53 und 54 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Pfeffermann (CDU/CSU) : Verhinderung einer Verzögerung des Genehmigungsverfahrens für großtechnische Anlagen durch Einsprüche und Schutz des technischen Wissens Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 7380 A, C, D, 7381 A Pfeffermann (CDU/CSU) . 7380 C, 7381 A Fragen A 36 und 37 — Drucksache 7/2268 vom 16.6.74 — des Abg. Schmidhuber (CDU/CSU) : Vorlage eines Gesetzes über den Reiseveranstaltervertrag Dr. de With, Parl. Staatssekretär (BMJ) 7381 B, C, D 7382 A Schmidhuber (CDU/CSU) . . . 7381 C, D 7382 A Dr. Schöfberger (SPD) 7381 D Frage A 38 — Drucksache 7/2268 vom 14.6.74 — des Abg. Dr. Schöfberger (SPD) : Beschlüsse bayerischer Kreistage betreffend Schwangerschaftsunterbrechungen in Kreiskrankenhäusern Dr. de With, Parl. Staatssekretär (BMJ) . . . . . 7382 B, D, 7383 A, B Dr. Schöfberger (SPD) . . . . . . 7382 D Nordlohne (CDU/CSU) . . . . . 7382 D Lambinus (SPD) . . . . . . . . 7383 A Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . . 7383 B Frage A 39 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Schöfberger (SPD) : ' Behandlung von Untersuchungs- und Strafgefangenen mit Psychopharmaka, Zwangsnarkose usw. Dr. de With, Parl. Staatssekretär (BMJ) 7383 B Frage A 40 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) : Unterschiedliche Berücksichtigung der sogenannten Probebrände und der Abtriebsergebnisse Porzner, Parl. Staatssekretär (BMF) 7383 D, 7384 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . . 7384 A Fragen A 41 und 42 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Gerster (Mainz) (CDU/CSU) : Auswirkungen der Dienstzeitverkürzung im öffentlichen Dienst und Ausgleich durch Rationalisierungsmaßnahmen Porzner, Parl. Staatssekretär (BMF) 3384 B, D, 3385 A, B Gerster (Mainz) (CDU/CSU) . . . 7384 C, D 7385 A Hansen (SPD) . . . . . . . . . 7385 B Frau Renger, Präsident . . . . . 7385 B Frage A 43 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Hansen (SPD) : Erhöhungen der Gebühren für Lohn- und Gehaltskonten durch Geldinstitute Porzner, Parl. Staatssekretär (BMF) 7385 C, D Hansen (SPD) . . . . . . . . . 7385 D Fragen A 44 und 45 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Seiters (CDU/ CSU) : Doppelbesteuerung von Landwirten an der deutsch-niederländischen Grenze Porzner, Parl. Staatssekretär (BMF) 7386 A, B Frage A 64 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) : Mähdrescherbeihilfe wegen gestiegener Benzinpreise Porzner, Parl. Staatssekretär (BMF) 7386 C, D Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) . . 7386 D Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) . . . 7386 D IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1974 Fragen A 68 und 69 — Drucksache 7/2268 vom 14.6.74 — des Abg. Horstmeier (CDU/CSU) : Krankenversicherungspflicht der Landwirte mit Rentenanspruch; Novellierung des Krankenversicherungsgesetzes für Landwirte Buschfort, Parl. Staatssekretär (BMA) 7387 A, B, C, D Horstmeier (CDU/CSU) . . 7387 B, C, D Nordlohne (CDU/CSU) 7387 D Fragen A 71 und 72 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Vahlberg (SPD) : Persönlichkeitstests bei der Einstellung von Arbeitskräften Buschfort, Parl. Staatssekretär (BMA) 7388 A, C Vahlberg (SPD) . . . . . . . . 7388 C Frage A 77 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Hupka (CDU/ CSU) : Kinder von Aussiedlern in Internatsschulen; finanzielle Belastung. der Eltern Zander, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 7388 D, 7389 A, B Dr. Hupka (CDU/CSU) 7389 A, B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 11. Dezember 1973 über die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik — Drucksache 7/1832 —, Bericht und Antrag des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 7/2270 — Zweite Beratung und Schlußabstimmung Friedrich (SPD) . . . . . . . . 7389 D Dr. Heck (CDU/CSU) 7393 C Dr. Jaeger (CDU/CSU) 7395 C Bahr (SPD) 7400 D Ronneburger (FDP) 7406 B Schmidt, Bundeskanzler . . . . 7411 B Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 7413 C Metzger (SPD) . . . . . . . . 7419 D Dr. Hupka (CDU/CSU) 7423 D Hofmann (SPD) 7428 A Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 7431 D Kiep (CDU/CSU) . . . . 7433 C Nächste Sitzung . . . . . . 7435 D Anlagen Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 7437* A Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Berkhan (BMVg) auf die Fragen A 1 und 2 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Dr. Kraske (CDU/CSU) : Billigung der politischen Tendenz des Films „Entscheidung mit 18" durch die Bundesregierung; Maßnahmen der Bundesregierung hinsichtlich einer Erweiterung dieses Films um eine objektive Darstellung der Rüstungsanstrengungen des Warschauer Pakts . . . 7437* C Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMJFG) auf die Frage A 73 — Drucksache 7/2268 vom 14.6.74 — des Abg. Löffler (SPD) : Auswirkungen der Kindergeldreform für die Landwirte . . . . . . . . 7438* A Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMJFG) auf die Frage A 76 — Drucksache 7/2268 vom 14.6.74 — des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Errichtung eines zentralen Fortbildungsinstituts für Mitarbeiter im Bereich der Erziehungsberatung . . . . 7438* B Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMJFG) auf die Frage A 78 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Bremer (CDU/CSU) : Nothelfer-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts 7438* C Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung (BMP) auf die Frage A 86 — Drucksache 7/2268 vom 14. 6. 74 — des Abg. Büchner (Speyer) (SPD) : Zahlung der Zustellgebühren beim Paketversand . . . . . . . . . . 7438* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1974 7339 109. Sitzung Bonn, den 19. Juni 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 19. 6. Adams * 20. 6. Dr. Ahrens *** 22. 6. Dr. Aigner * 21. 6. Alber *** 21. 6. Amrehn *** 21.6. Dr. Artzinger * 19. 6. Dr. Barzel 21. 6. Behrendt * 19. 6. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 21. 6. Blumenfeld *** 21. 6. Frau von Bothmer *** 21.6. Buchstaller 21. 6. Büchner (Speyer) *** 21. 6. Brandt (Grolsheim) 22. 6. Dr. Corterier * 21. 6. Dr. Dregger *** 21.6. Dr. Enders *** 21. 6. Entrup 22. 6. Dr. Freiwald 22. 6. Gerlach (Emsland) * 21. 6. Dr. Geßner *** 21. 6. Gewandt 19. 6. Dr. Gradl 23. 6. Groß 21.6. Dr. Haenschke 22. 6. Härzschel * 20. 6. Dr. Holtz *** 21.6. Jäger (Wangen) 23. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 21. 6. Kahn-Ackermann *** 21. 6. Dr. Kempfler *** 21. 6. Kleinert 21. 6. Dr. Klepsch *** 21. 6. Frhr. von Kühlmann-Stumm 21. 6. Lagershausen *** 21. 6. Lemmrich *** 22. 6. Lenzer *** 21. 6. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 19. 6. Marquardt 21. 6. Memmel * 21. 6. Dr. Mende *** 21. 6. Müller (Mülheim) * 19. 6. Dr. Müller (München) *** 21. 6. Mursch (Soltau-Harburg) * 19. 6. Frau Pack 19. 6. Pawelczyk *** 21. 6. Scheel 22. 6. Schirmer 21. 6. Schmidt (Kempten) *** 21.6. Schmidt (München) * 21. 6. Schmidt (Würgendorf) 22. 6. Schmäle 30. 6. Schonhofen 21. 6. Dr. Schulz (Berlin) * 21. 6. Schwabe * 21. 6. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Schwencke *** 21. 6. Dr. Schwörer * 21. 6. Seefeld * 20. 6. Sieglerschmidt *** 21. 6. Dr. Stienen 19. 6. Dr. Starke (Franken) * 21. 6, Straßmeir 21. 6. Dr. Vohrer *** 21. 6. Walkhoff * 20. 6. Walther *** 21.6. Frau Dr. Walz * 20. 6. Dr. Wendig 21. 6. Frau Dr. Wolf *** 21. 6. Wurbs 21.6. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Berkhan auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Kraske (CDU/ CSU) (Drucksache 7/2268 Fragen A 1 und 2) : Billigt die Bundesregierung die Tendenz des in Nordrhein-Westfalen mit staatlicher Förderung eingesetzten Filmes „Entscheidung mit 18", in dem die Bundeswehr in unmittelbaren Zusammenhang mit der Militärpolitik des Nationalsozialismus gebracht wird? Ist die Bundesregierung bereit, auf die nordrhein-westfälische Landesregierung dahin gehend einzuwirken, daß der Film „Entscheidung mit 18" zurückgezogen und vor seiner weiteren Verwendung mindestens um eine objektive Darstellung der beunruhigenden Rüstungsanstrengungen der Warschauer-Pakt-Staaten, auf die Bundesminister Leber mehrfach ausdrücklich hingewiesen hat, erweitert wird? Zu Frage A 1: Die Bundesregierung hat durch Vertreter des Bundespresseamtes und des Informations- und Pressestabes des Bundesministeriums der Verteidigung bereits bei der Rohschnittabnahme des Filmes in der Landeszentrale für politische Bildung in Düsseldorf am 3. April 1973 die Verfasser auf gewisse einseitige Tendenzen des Streifens ausdrücklich hingewiesen. Der Informations- und Pressestab des Bundesministeriums der Verteidigung nahm am 3. Oktober 1973 zu einem Entwurf des Begleitheftes Stellung, indem er darauf aufmerksam machte, daß der Film etwas zu vordergründig die Sensibilisierung für die KDV- Grundrechte bei den Jugendlichen erreichen möchte, für die ein bildungsmäßiges Defizit gegenüber Oberschülern und Studenten angenommen wird. Ich habe anläßlich einer Informationstagung mit den Landeszentralen für politische Bildung im Dezember letzten Jahres meine Meinung zum Film wie folgt dargelegt: „Wenn aber von der Bundeswehr zu Recht verlangt wird, daß die Schule für sie kein Rekrutierungsinstitut sein darf, sollte dort auch eine Propaganda für Wehrunwilligkeit durch einen kopflastigen Film nicht möglich sein. Ich meine, daß jede gefühlsbetonte Argumentation diesem Thema nicht dienlich ist. Meines Erachtens baut der Film aber gerade darauf auf und bietet daher keine echte Entscheidungshilfe." Zu Frage A 2: Aus der Beantwortung der ersten Frage können Sie bereits entnehmen, was wir getan haben. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Landes- 7438* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1974 zentrale für politische Bildung in Düsseldorf ihrerseits Überlegungen durchführt, die besagte Kopflastigkeit des Filmes abzustellen. Hierzu bietet sich — wie wir vorgeschlagen haben — an, den Verleih in irgendeiner Form mit einer sachlichen Nachbereitung zu koppeln. Ich wage allerdings zu bezweifeln, ob dies durch die von Ihnen vorgeschlagene Erweiterung möglich sein wird. Nach meiner Meinung sollte auf jeden Fall der Zusammenhang von Sicherheit und Entspannung stärker herausgestellt werden, um durch aktuelle Bezugspunkte die schwierige Thematik zu versachlichen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Löffler (SPD) (Drucksache 7/2268 Frage A 73) : Welche Auswirkungen hat nach Ansicht der Bundesregierung die vom Bundestag beschlossene Kindergeldreform für die Landwirte? Für die Landwirte ergeben sich im Bereich des Familienlastenausgleichs durch dessen Reform keine anderen Auswirkungen als für Angehörige anderer Berufe. Denn das neue Kindergeld, das mit Wirkung vom 1. Januar 1975 das bisherige Kindergeld, den besoldungsrechtlichen Kinderzuschlag und die Kinderfreibeträge des Einkommensteuerrechts ersetzt, wird einheitlich, nämlich unabhängig von den Einkommensverhältnissen der Eltern und ihrer Zugehörigkeit zu Berufsgruppen, gezahlt. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) (Drucksache 7/2268 Frage A 76) : Unter Bezug auf die Beantwortung der Kleinen Anfrage betr. Vermehrung und Verbesserung der Erziehungsberatungsstellen (Drucksachen 7/329 und 7/436) frage ich, mit welchem Ergebnis das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit im Benehmen mit den obersten Jugendbehörden der Länder und der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung die Frage der Errichtung eines zentralen Fortbildungsinstituts für Mitarbeiter im Bereich der Erziehungsberatung geprüft hat? Die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörden hat unter Federführung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen eine Arbeitsgruppe für Fragen der Erziehungsberatung eingerichtet, in der unter anderem die Errichtung einer zentralen Fortbildungsstätte beraten wird. Ziel dieser Beratungen ist die Entwicklung eines umfassenden Fortbildungskonzepts, in dem neben bundeszentralen auch regionale Fortbildungsangebote eine wichtige Rolle spielen. Die Bundesregierung hält die Vorklärung der Möglichkeiten regionaler Fortbildungsangebote für erforderlich, um zu beurteilen, inwieweit bundeszentrale Einrichtungen notwendig sind. Sie steht in dieser Frage in Kontakt mit den Obersten Landesjugendbehörden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Bremer (CDU/CSU) (Drucksache 7/2268 Frage A 78) : Ist der Bundesregierung das nach einer Meldung der FAZ vom 10. Juni 1974 kürzlich ergangene Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (Az.: V C 27/73) bekannt, wonach ein sogenannter Nothelfer die ihm entstandenen Aufwendungen nur unter den Voraussetzungen des Sozialhilfegesetzes erstattet erhält, und teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die damit umschriebene derzeitige Rechtslage insoweit unbefriedigend ist und einer gesetzlichen Verbesserung bedarf? Das von Ihnen angesprochene Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist der Bundesregierung bisher nur aus Pressemitteilungen bekannt. Danach hat ein Krankenhausträger, der als Nothelfer gemäß § 121 Bundessozialhilfegesetz für die Behandlung einiger zahlungsunwilliger oder -unfähiger Patienten Kostenersatz von der Sozialhilfe verlangte, mit seiner Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht keinen Erfolg gehabt. Eine Stellungnahme zu diesem Urteil ist erst möglich, wenn die schriftlich abgesetzten Urteilsgründe hier vorliegen. Vorher wäre auch eine Aussage darüber verfrüht, ob ein Krankenhausträger als Nothelfer durch das Bundessozialhilfegesetz in seiner geltenden Fassung nicht ausreichend abgesichert ist. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jung auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Büchner (Speyer) (SPD) (Drucksache 7/2268 Frage A 86) : Ist die Bundesregierung bereit, beim Paketversand dem Absender die Zahlung der Zustellgebühren zu ermöglichen? Für die Erhebung der Zustellgebühr für Pakete sind in der Vergangenheit schon viele Verfahren erprobt worden. Darunter befand sich auch die vorgeschlagene Regelung. Es stand dem Absender zeitweise frei, ob er die Paketzustellgebühr vorausbezahlen oder die Zahlung dem Empfänger überlassen wollte. Die Absender wußten jedoch in der Regel nicht, ob der Empfänger Abholer war. Es ergab sich deshalb sehr häufig, daß bei Sendungen an Abholer die Zustellgebühr vorausbezahlt war und die Empfänger Gebührenerstattung für die nicht ausgeführte Zustellung forderten, was erheblichen Verwaltungsaufwand verursachte. Von der Möglichkeit der Vorauszahlung ist zuletzt nur noch bei 4 v. H. der Sendungen Gebrauch gemacht worden. Als zur Vereinfachung des Paketverkehrs bei freigemachten Sendungen auf die Übersendung der Paketkarten verzichtet wurde, konnte deshalb die Bestimmung aufgehoben werden, nach der die Paketzustellgebühr auch vom Absender vorausbezahlt werden konnte. Die angestrebte Vereinheitlichung und Vereinfachung des Paketdienstes wäre sonst nicht möglich gewesen. Es ist nicht auszuschließen, daß sich im Zusammenhang mit der Fortentwicklung der Gebührenstruktur im Paketdienst auch die Frage der wahlweisen Vorauszahlung der Paketzustellgebühr neu stellt. Eine isolierte Vorabregelung dieser Frage ist jedoch nicht beabsichtigt.
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    Rede von Dr. Herbert Hupka


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Ich möchte drei Bemerkun-



    Dr. Hupka
    gen zu dem, was Herr Kollege Metzger soeben gesagt hat, vorausschicken.
    Erstens. Sie haben gesagt, in Satz 2 der Präambel würde die ganze Vergangenheit, die zwischen dem Volk der Tschechen und Slowaken und dem deutschen Volk steht, aufgearbeitet. Da fragt man, warum auf diesen Satz 2 dann Satz 3 mit dem Münchener Abkommen, aber kein Satz 4 mit einer Verurteilung der Vertreibung folgt. Nur dann könnte man von einer tatsächlichen Aufarbeitung der Vergangenheit sprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zweitens. Ich verstehe nicht, warum immer wieder behauptet wird, es gebe in den Bänken der Opposition den einen oder den anderen, der sich — in welcher Form auch immer — auf das Münchener Abkommen beziehen möchte. Wir haben die Ausführungen unseres Kollegen Dr. Jaeger gehört, der eindeutig hier noch einmal unterstrichen hat, daß dieses Abkommen unter Androhung von Gewalt zustande gekommen und heute obsolet ist. Warum wird dann immer wieder der Verdacht erhoben, als gäbe es den einen oder anderen, der aus den Ereignissen des Jahres 1938 noch Honig saugen möchte?
    Drittens. Sie haben die Behauptung aufgestellt, Herr Kollege Metzger, als würde auf seiten der Vertriebenen — vor allem der Sudetendeutschen — Unrecht gegen Unrecht aufgerechnet, als stünde Forderung gegen Forderung. Sie haben sich auch gegen das Behaupten des Rechtsstandpunktes verwahrt, weil es auch Fälle gegeben hat — es gibt sie tatsächlich, wie ich zugeben muß —, in denen durch die Behauptung des Rechtsstandpunktes neues Unrecht entstanden ist. Man kann doch aber nicht, weil es einen Michael Kohlhaas gegeben hat, das Behaupten eines Rechtsstandpunktes von vornherein verdächtigen!

    (Sehr gut! und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich möchte mich dann vor allem mit dem Briefwechsel über humanitäre Fragen beschäftigen und einige Sätze im Hinblick auf die Information zum Warschauer Vertrag vorausschicken, weil hier auch etwas geklärt werden sollte, was die Menschen unmittelbar betrifft. Heute muß — so glaube ich — auch die Bundesregierung zugeben, daß die in die sogenannte Information zum Warschauer Vertrag gesetzten Erwartungen nicht in Erfüllung gegangen sind. Wäre die Bundesregierung ehrlich gegenüber sich selbst und vor uns allen, müßte sie eingestehen, daß sie diese „Information über Maßnahmen zur Lösung humanitärer Probleme" — so lautet der Titel — mit der Volksrepublik Polen leichtfertig und schlecht, ja geradezu verantwortungslos ausgehandelt hat. Jedermann weiß inzwischen, daß diese Geschäftsgrundlage des Warschauer Vertrages nicht das gehalten hat, was die Bundesregierung sich und uns versprochen hatte. Mit Ausnahme des ersten Jahres nach Unterzeichnung des Warschauer Vertrages ist die Zahl der Aussiedler ständig rückläufig und zur Zeit bereits weit niedriger als jemals in den Jahren vor der Ratifizierung dieses Vertrages mit Warschau. Außerdem sind die Aussiedlungswilligen ständigen Schikanen ausgesetzt. Der polnische Vertragspartner scheint offensichtlich nur dann dazu bereit zu sein, die gegebenen Zusagen einzuhalten, wenn erst einmal deutscherseits hohe Kredite zu billigem Zins gewährt werden.
    Diese und noch viele andere sehr schlechte Erfahrungen hätten die Bundesregierung dazu zwingen müssen, bei ihren Verhandlungen mit der Tschechoslowakei die Lösung humanitärer Fragen auf anderem, das heißt sicherem Wege zu versuchen. Allerdings beging die Bundesregierung sofort einen groben Fehler, als sie die deutsch-tschechoslowakischen Absprachen über die humanitären Fragen erst nach Paraphierung des Vertragstextes abschloß und zum Gegenstand eines Briefwechsels machte. Auf diese Weise hat sich die Bundesregierung selbst um ein Stück Handlungsfreiheit gebracht; denn die Tschechoslowakei hatte den Vertrag bereits in der Tasche, bevor der Text des Briefwechsels endgültig formuliert und fixiert worden ist.
    Im Gegensatz zur „Information" zum Warschauer Vertrag sind die Aussagen über die humanitären Fragen im Zusammenhang mit dem Prager Vertrag in einem Briefwechsel festgehalten, und jeder dieser Briefe trägt die Unterschrift des jeweiligen Außenministers. Die „Information" zum Warschauer Vertrag trägt bekanntlich keinerlei verbindliche Unterschrift, und die polnische Seite verbirgt auch gar nicht den Stolz auf die eigene taktische Klugheit, die darin besteht, daß sich die Bundesregierung nur auf ein Dokument ohne jede Unterschrift beziehen kann. Dieser Briefwechsel über humanitäre Fragen ist Teil des zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik abgeschlossenen Vertrages, wie uns ausdrücklich und mehrfach gesagt worden ist. Das große Wort, daß die Aussagen über humanitäre Fragen auch die Geschäftsgrundlage des ganzen Vertrags seien, hat die Bundesregierung diesmal nicht wieder in den Mund genommen. Dieses große Wort hat den unmittelbar Betroffenen, also den Menschen selbst, bis heute ohnehin überhaupt nicht helfen können.
    Eines hat der „Briefwechsel über humanitäre Fragen" mit der „Information" zum Warschauer Vertrag leider gemeinsam: Auch dieser Briefwechsel ist nicht zur Veröffentlichung und nicht als Mitteilung an jene, die er unmittelbar angeht, bestimmt. Damals wie jetzt wieder scheut eine kommunistische Regierung vor der Verlautbarung zurück, weil sie die Zahl derer, die die ausgehandelten Zusagen für sich in Anspruch nehmen könnte, möglichst klein halten möchte.

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Hört! Hört!)

    Es spricht nicht gerade für eine standfeste Verhandlungsführung, daß sich die Bundesregierung auch dieses Mal damit zufriedengegeben hat, daß die Menschen nicht erfahren sollen, was sie eigentlich erfahren müßten.
    Vergleicht man den Inhalt der „Information" zum Warschauer Vertrag mit diesem „Briefwechsel über humanitäre Fragen" im Kontext des Prager Vertrags, dann ist die „Information" viel präziser. Sie spricht die Familienzusammenführung und auch Zahlen an, obwohl diese selbst ungenau und überdies



    Dr. Hupka
    unzutreffend sind, während im Briefwechsel über humanitäre Fragen nur von der Aussiedlung tschechoslowakischer Bürger deutscher Nationalität die Rede ist und über den konkreten Fall der Familienzusammenführung geschwiegen wird. Die seitens der Bundesregierung so laut gepriesene Erweiterung der Aussiedlungsmöglichkeiten — damals auf polnische Staatsbürger deutscher Nationalität — ist in dem vorliegenden Briefwechsel als die gängige Praxis akzeptiert worden. Ob das unbedingt ein Gewinn für die an der Aussiedlung Interessierten sein wird, muß erst die Praxis ergeben. Das polnische Beispiel hat uns gelehrt, daß kaum Aussiedler unter Berufung auf ihre deutsche Nationalität zu uns kommen können. Und beim Briefwechsel zwischen Bonn und Prag muß gefragt werden, ob die Familienzusammenführung voll und ohne jeden Abstrich bei den sogenannten gemischten Familien praktiziert werden wird.
    Ein immer noch nicht ausgeräumter Streitpunkt zwischen Bonn und Warschau ist die Zahl der Aussiedlungswilligen. Wir nennen 283 000; die polnischen Dienststellen aber sprechen nur von „einigen Zehntausenden". Irgendeine Zahl oder die Anspielung darauf fehlen jetzt in dem Briefwechsel. Das könnte sogar ein Gewinn sein. Ohnehin handelt es sich bei den zur Aussiedlung aus der Tschechoslowakeientschlossenen Deutschen um eine weit geringere Zahl als im 'Fall Polen. Eine Zahl von 25 000 ist auf Grund von Unterlagen des Deutschen Roten Kreuzes der Tschechoslowakei gegenüber genannt worden. Die Zahl dürfte aber höher sein, wenn erst einmal alle Fälle — wie es in der Sprache der Rotkreuzgesellschaften heißt — „aktualisiert" worden sind und sich alle jene Deutschen melden, die sich aus verständlichen Gründen mit einer Meldung noch zurückgehalten haben.
    Auf welche Weise der einzelne, der sich zur Aussiedlung entschlossen hat, von dieser Möglichkeit überhaupt erfahren kann, ist bis zur Stunde höchst ungewiß. Es werde sich schon herumsprechen — so hört man aus Prager Mund. Aber auf einen derartigen Zufall sollte man aus Gründen der Gleichberechtigung und vor allem auch der Menschlichkeit nicht bauen. Die Bundesrepublik Deutschland darf sich auf keinen Fall mit derlei Vermutungen und Andeutungen abfinden. Es scheint realistisch, wenn die mögliche Zahl aller Aussiedlungswilligen in der Tschechoslowakei mit etwas mehr als zweimal 25 000 ibeziffert wird.
    In geschickter Weise hat die tschechoslowakische Regierung — dem polnischen Beispiel aus dem Jahr 1970, dem Jahr der Vertragsverhandlungen, folgend — 'hier zunächst einen in der beabsichtigten Tendenz zunehmenden Aussiedlungsstau eintreten lassen. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres kamen nur 145 Aussiedler aus der Tschechoslowakei zu uns, was bei gleichbleibend niedriger Ziffer am Jahresende die Zahl 350 ergäbe. 1973 waren es 525 Aussiedler, im Jahr zuvor 894, obwohl es 1970 noch 4 200 und 1971 immerhin noch 2 300 Aussiedler gewesen waren.

    (Abg. Dr. Marx: Das ist der „Erfolg" dieser Politik!)

    Die drei besten Jahre für die Aussiedler waren 1967 mit 11 600, 1968 mit 11 800 und 1969 'mit 15 600 Aussiedlern. Am 8. Oktober 1969 wurde aber die einschneidende Verordnung zur Aussiedlung erlassen, die nur noch engste Familienzusammenführungen und Aussiedlungen für Rentner und Arbeitsunfähige gestattet.
    Bis zur Stunde ist leider vom frischen Wind einer neuen Praxis auf Grund des Briefwechsels über humanitäre Fragen noch nichts, aber auch noch gar nichts zu spüren.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    „Wohlwollend" ist das neue Zauberwort. Es findet sich in Absatz 2 des Briefes. Wie weit 'dieses Wahlwollen reichen, wo es auf seine Grenzen stoßen wird, ist ebenso ungewiß wie die ganze Praxis der Handhabung. Zuerst sollen die beiden Rotkreuzgesellschaften zum Zuge kommen, aber mehr als die Nennung 'der Namen sowie die erste Benachrichtigung des einzelnen durch das Deutsche Rote Kreuz auf der einen und die Registrierung der Interessenten und die Weitergabe der Benannten an die Behörden durch das Tsc'hechoslowa'kische Rote Kreuz auf der anderen Seite wird leider nicht zu 'bewerkstelligen sein. Dann müssen die Dienststellen des Landes zu handeln beginnen. Fragen über Fragen tauchen auf, nicht zuletzt auf Grund der sehr schlechten Erfahrungen mit der Aussiedlung aus den Gebieten jenseits von Oder und Neiße.
    Der „Einklang mit den in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik geltenden Gesetzen und Rechtsvorschriften" soll die Voraussetzung für eine wohlwollende Beurteilung des Einzelfalles sein. Auf deutsch heißt das, daß der subjektiven und damit auch willkürlichen Entscheidung Tür und Tor geöffnet sind, vor allem gerade dann, wenn die Anwendung der Kriterien in die Hand der örtlichen Kreisausschüsse gelegt wird. Nichts wird darüber gesagt, ob es eine Berufungsinstanz gibt und ob der Vertragspartner und zugleich Mitunterzeichner des Briefwechsels, die Bundesrepublik Deutschland, beschwerdeführend und einspruchsberechtigt aktiv werden kann. Das polnische Beispiel schreckt, denn das Deutsche Rote Kreuz mußte ohnmächtig zur Kenntnis nehmen, daß die Aussiedlung in katastrophaler Weise stockt und die Anträge von vielen Zigtausenden immer wieder abgelehnt werden. Aber auch der Bundesregierung und der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Warschau ist es bis heute kaum möglich gewesen, die Begründung für die Ablehnung der Aussiedlung zu erfahren und dagegen mit Aussicht auf Erfolg unter Berufung auf die „Information" tätig zu werden.
    Auch gegen die Gefahr der Schikanierung der Aussiedlungswilligen ist in den Briefwechsel zwischen Bonn und Prag kein Damm errichtet worden. Der gesamte Briefwechsel zeichnet sich überhaupt nur dadurch aus, daß er eine Absichtserklärung ist und die Krönung dieser Absichtserklärung durch das Wörtchen „wohlwollend" enthält. Für die Praxis ist nichts festgelegt, nichts fest ausgemacht.
    Daß der Begriff der deutschen Nationalität nicht näher präzisiert ist, könnte sich als vorteilhaft erwei-



    Dr. Hupka
    sen, weil hoffentlich darunter auch all diejenigen tschechoslowakischen Staatsbürger fallen mögen, die schon aus Altersgründen bis 1945 keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten erwerben können, sich aber trotzdem zur deutschen Nationalität bekennen. Aber über Benachrichtigung und Anmeldung, Registrierung und Anspruch findet sich in dem Briefwechsel kein einziges Wort.
    Hingegen ist auf die geradezu groteske Parallelität Wert gelegt worden, daß „Personen tschechischer oder slowakischer Nationalität" aus der Bundesrepublik Deutschland „in die Tschechoslowakische Sozialistische Republik aussiedeln können". Die Bundesregierung war bereit, dieses Spielchen mitzuspielen, diese Täuschung mitzumachen, obwohl jedermann weiß, daß einer Aussiedlung in Richtung Tschechoslowakei unsererseits nicht das geringste entgegensteht.

    (Abg. Dr. Marx: Das war der „Kompromiß"!)

    Prag hat auf die Gleichschenkligkeit in der Behandlung der Aussiedlung entscheidenden Wert gelegt, denn die Prager Regierung wollte ihr Gesicht wahren.
    In der Aufarbeitung der Vergangenheit hat es eine derartige Parallelität im vorliegenden Prager Vertrag nicht gegeben,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    obwohl die Bundesregierung hier allen Grund gehabt hätte, nicht nur das Gesicht zu wahren, sondern auch der Wahrheit der Geschichte die Ehre zu erweisen. Da Vergangenheitsbewältigung das Kernstück des Prager Vertrages ist, hätte nie und nimmer nur die eine Seite der Vergangenheit, die dem deutschen Volke anzulastende Vergangenheit, beim Namen genannt werden dürfen, während die der Tschechoslowakei anzulastende Vergangenheit strikt verschwiegen wird. Es war eben nur das Münchener Abkommen von 1938 gefragt, nicht aber die Vertreibung von 1945. Nur dann hätte man von einer Normalisierung der Verhältnisse, von einem Neubeginn sprechen können, wenn alles Unheil der jüngsten Vergangenheit beim Namen genannt, nicht aber nur eine einseitige Auswahl vorgenommen worden wäre. Niemand — ich wiederhole noch einmal — will und darf aufrechnen. Aber Verträge, die die Vergangenheit halbieren, die die eine Vergangenheit anklagen und die andere verschweigen, sind nicht nur unvollkommene, ungleiche, sondern auch unglaubwürdige Verträge.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der damalige Bundeskanzler Brandt hat am Tage der Unterzeichnung des Prager Vertrages für die Zuhörer und Zuschauer in der Bundesrepublik Deutschland erklärt •-- Herr Kollege Dr. Jaeger hat daran schon erinnert —:
    Nur aus der Wahrhaftigkeit gegenüber der Geschichte öffnen wir für die jungen Menschen der Völker Europas den Weg zu einem Leben, das sie als menschenwürdig und sinnvoll betrachten.
    Von einer „Wahrhaftigkeit gegenüber der Geschichte" kann bei diesem Vertrag leider nicht die Rede sein.

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Sehr richtig!)

    Überdies wird nicht nur ein Teil der Geschichte absichtlich aus Gefälligkeit gegenüber dem Prager Vertragspartner unerwähnt gelassen; die Geschichte wird geradezu auf den Kopf gestellt. Das Münchener Abkommen, laut Präambel „unter Androhung von Gewalt aufgezwungen", wird verurteilt und verworfen. Aber Vertragspartner ist gleichzeitig eine durch Anwendung von Gewalt dem Volk der Tschechen und Slowaken aufgezwungene Regierung. Nur, davon findet sich aus allzu durchsichtigen Gründen kein Wörtchen im ganzen Vertrag. Hier ist ein Vertrag wider die Wahrheit der Geschichte abgeschlossen worden, und nicht ein Vertrag mit dem von Brandt berufenen Qualitätssiegel der „Wahrhaftigkeit gegenüber der Geschichte".
    Beim Warschauer Vertrag war es leider nicht anders. Das dem polnischen Volk zugefügte Leid — und wer wollte dieses Leid bestreiten! — wird beim Namen genannt. Aber die Vertreibung wird genauso wie jetzt beim Prager Vertrag nur in einem Selbstgespräch für den innerdeutschen Hausgebrauch erwähnt.

    (Abg. Dr. Jaeger: Hört! Hört!)

    Ausschließlich die Vergangenheit unter deutschem Schuldzeichen ist Thema des Vertrages und weltweiten Dialogs. Ausgewogenheit der Standpunkte kann man das bestimmt nicht nennen.
    Im Briefwechsel über humanitäre Fragen wird nicht nur die Parallelität zwischen der Aussiedlung herüber und hinüber hergestellt; auch für den Reiseverkehr werden beide Regierungen, die Diktatur in Prag und die demokratische Regierung in Bonn, gleich zu gleich angesprochen. Damit wird erneut der Anschein erweckt, als müßte unsererseits noch geschehen, was drüben tatsächlich erst noch zu geschehen hat. Das ist aber falsch; denn bei uns gibt es keinerlei Beschränkungen des Reiseverkehrs. Wohl aber wird der Reiseverkehr aus der Tschechoslowakei in die Bundesrepublik gerade in jüngster Zeit ungeachtet dieses Vertrages sehr restriktiv behandelt.

    (Abg. Dr. Marx: Leider wahr!)

    Politiker und Wirtschaftler scheinen indes die bevorzugten und vielfach die einzigen berechtigten Besucher von drüben hier zu sein. So stellt es sich zur Zeit dar. Wer aber von hier nach drüben fährt, hat mit langwierigen Abwicklungsprozeduren des Reiseverkehrs zu rechnen und muß manchmal bis zu vier Stunden Wartezeit in Kauf nehmen. Außerdem sind 7 Dollar pro Tag aufzubringen, also ein Zwangsumtausch wie beim Reiseverkehr von uns nach Mitteldeutschland oder nach Ost-Berlin. Nicht zuletzt aber haben auch die tschechoslowakischen Meldevorschriften, die streng gehandhabt werden, dazu geführt, daß der Besuchsverkehr von hier nach drüben geringer geworden ist. Hoffentlich kann möglichst bald im Sinne der großen Ankündigungen, wie sie im Briefwechsel ihren Niederschlag gefunden haben, Abhilfe geschaffen werden. -
    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode 109. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1974 7427
    Dr. Hupka
    Notwendig wäre auch eine Erleichterung im Paketverkehr; denn ein Liebespaket ist bekanntlich auch ein Stückchen Menschlichkeit. Bis jetzt sind aber nur Sendungen mit Obst und Südfrüchten, Medikamenten und Literatur zollfrei; für die übrigen Sendungen wird ein hoher und außerdem noch komplizierter Zoll gefordert.
    Es sei anerkennend erwähnt, daß sich die Deutschen in der Tschechoslowakei auf das Nationalitätengesetz des Jahres 1968 berufen können und sich damit in einer besseren Ausgangsposition befinden als die Deutschen, die heute im Bereich der Volksrepublik Polen leben. Aber da man einen Briefwechsel über humanitäre Fragen geführt hat, wäre es angebracht gewesen, auch und gerade für die 110 000 Deutschen in der Tschechoslowakei etwas zu erwirken. Man komme nun nicht etwa damit, daß die Deutschen in der Tschechoslowakei heute nach tschechoslowakischer Auffassung Bürger jenes Staates und nur nach unserer Rechtsauffassung deutsche Staatsangehörige seien, weshalb es uns auch gar nicht zukomme, so sagt man, hier eine Forderung nach Gewährung des Volksgruppenrechts zu erheben. Wer so argumentiert, sollte auch gleich diese Forderung aus dem Godesberger Programm der SPD ganz streichen,

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    denn wie anders ließe sich das Volksgruppenrecht verwirklichen, wenn nicht im Dialog mit unseren Nachbarn? Es ist nicht nur dieser Dialog versäumt worden, sondern auch die Möglichkeit zu einer Fixierung, sei es im Vertragstext, sei es im Briefwechsel über humanitäre Fragen. Wer von vornherein den Standpunkt des Vertragspartners in seine Überlegungen mit einbezieht und darum lieber schweigt, wird nie dazu gelangen, daß den Menschen endlich mehr Menschenrechte eingeräumt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aber gerade das ist die Aufgabe der Demokraten im Umgang mit Diktaturen.
    Wer für das Volksgruppenrecht der Deutschen, die heute in der Volksrepublik Polen leben, eintritt, erhält hierzulande gleich die Antwort, die Volksrepublik Polen sei gar nicht bereit, eine deutsche Minderheit oder Volksgruppe anzuerkennen. In der Tschechoslowakei ist es nun einmal gottlob anders; also wäre die Chance zu nutzen gewesen. Aber unsere Unterhändler haben lieber geschwiegen, und auch die SPD hat sich nicht mehr des Volksgruppenrechts aus dem eigenen Programm erinnern wollen.
    Zur Normalisierung hätte auch gehört, daß eine Absprache über den Kulturaustausch nicht nur in dem vagen Sinne des Art. V des Prager Vertrages, sondern im Hinblick auf die deutsche Volksgruppe erfolgt wäre. Wie allwöchentlich in der deutschsprachigen „Prager Volkszeitung" nachzulesen ist, stehen die 110 000 Deutschen in der Tschechoslowakei ganz unter dem vehementen Einfluß der benachbarten DDR. Sie, die DDR, beherrscht das Feld des Kulturaustausches in einer perfekten Ausschließlichkeit. Sich für die Bundesrepublik Deutschland hier zu Wort zu melden, daran haben unsere Vertragsunterhändler nicht gedacht — oder nicht denken wollen, um allen Schwierigkeiten schon im vorhinein aus dem Wege zu gehen.
    Die Praxis mit der „Information" zum Warschauer Vertrag hat nicht nur die Hartnäckigkeit der polnischen Regierung erwiesen, ein gegebenes Wort nicht einlösen zu wollen, sondern auch das Unvermögen und damit zugleich das schuldhafte Versagen unserer Verhandlungsführung.

    (Abg. Dr. Marx: Sehr wahr!)

    Mit dem „Briefwechsel über humanitäre Fragen" werden wir erst noch die notwendigen Erfahrungen sammeln müssen, aber schon jetzt muß gesagt werden, daß ein einziges „wohlwollend" im Text dieses Briefwechsels uns noch lange nicht optimistisch zu stimmen vermag. Im Gegenteil, das Verschweigen des Briefwechsels samt seinen Absichtserklärungen in der Tschechoslowakei, der gegenwärtige Stau der Aussiedlung, die Ungenauigkeit der Formulierungen, die tastenden Versuche des Deutschen Roten Kreuzes und der ihm auferlegte Zwang, auf gut Glück zu experimentieren, das Ausbleiben verbindlicher Zusagen erinnern zu deutlich an die bitter enttäuschenden Erfahrungen, die wir alle, vor allem aber die unmittelbar Betroffenen, die aussiedlungswilligen Deutschen, mit der „Information" zum Warschauer Vertrag bis heute haben machen müssen.
    Auch wenn der „Briefwechsel über humanitäre Fragen" als fester Bestandteil zum Prager Vertrag gehören soll und auf Gegenseitigkeit beruht, ist seine Unverbindlichkeit höchst bedenklich. Wer will bestreiten, daß durch besseres, d. h. verantwortungsvolles, damit allerdings auch langwieriges Verhandeln nicht auch eine bessere vertragsimmanente Absprache hätte zustande kommen können? Aus Schaden ich spreche von der „Information" zum Warschauer Vertrag — sollte man eigentlich klug geworden sein. Hätte tatsächlich der Mensch im Mittelpunkt gestanden, welche Maxime die Bundesregierung ständig im Munde führt, da hätte dieser Briefwechsel über humanitäre Fragen ganz anders, nämlich konkreter und für die Menschen hilfreicher ausfallen müssen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Daß es überhaupt eines derartigen Briefwechsels über humanitäre Fragen bedurfte, spricht — Gott sei es geklagt — dafür, daß es noch eine Fülle ungelöster menschlicher Fragen gibt. Nicht anders als im Falle der Ostberliner Regierung und der Regierung in Warschau müssen auch der Prager Regierung menschliche Erleichterungen, also die Minderung bisher praktizierter Unmenschlichkeiten, erst noch abgerungen werden. Absichtserklärungen wie auch die vorliegende klingen ganz gut; notwendig ist es, sie in die Tat umzusetzen. Ob und wie das im Zusammenhang mit dem Prager Vertrag geschieht, wird den Deutschen Bundestag und unsere Offentlichkeit sicher noch eingehend zu beschäftigen haben. Das schöne Wort „wohlwollend" und die von der Bundesregierung an den Tag gelegte „Zuversicht" sind, wenn es um Menschenrechte geht, von zu leichtem Gewicht.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)






Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hofmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Hofmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vieles Neues haben wir soeben von dem Kollegen Hupka nicht gehört: unglaubwürdig, Spielchen, Täuschung, Versagen, Versäumnis, nicht aufrechnen — aber dann doch die Aufrechnung erwartend —, das ist alles, was von ihm gekommen ist. Tenor der Rede war das übliche Mißtrauen, wie es auch in den Reden zu Pfingsten zum Ausdruck gebracht wurde.

    (Abg. Dr. Hupka: Hätten Sie es gegenüber Herrn Guillaume gehabt, ginge es uns heute besser!)

    Es ist für uns auch sehr verständlich, daß dieser Ton hier angeschlagen wird. Unverständlich ist uns allerdings, daß der Sprecher der Sudetendeutschen zu diesem Thema nicht das Wort erteilt bekommt.
    Nachdem zu Pfingsten gegen die eine wie gegen die andere Seite die Trommel des Mißtrauens gewaltig gerührt wurde, müssen wir hier zum wiederholten Male feststellen: Mit der Verabschiedung eines Gesetzes zum Vertrag über die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der CSSR wird das Münchener Abkommen, das nur ein halbes Jahr seiner Gültigkeit hatte, nicht ungeschehen gemacht. Daß es bestand, daß es da war, haben vor allem die sudetendeutschen Sozialdemokraten in bitterer Deutlichkeit erfahren.
    Mit diesem Vertrag wird endlich der Teufelskreis durchbrochen, in dem bisher Gewalt auf Gewalt folgen mußte. Wir sind uns bewußt, daß mit dem Versprechen auf Gewaltverzicht keine Gewalttaten getilgt werden. Der Vertrag heißt keine Gewalttat gut, von wem auch immer sie begangen wurde, und er legitimiert nicht — auch nicht nachträglich — die Vertreibung.
    Wie die Verträge mit Moskau und Warschau und der Grundvertrag mit der DDR gibt auch dieser Vertrag nichts preis, was nicht schon lange vorher verloren war. Das hat bereits Bundeskanzler Erhard in seiner Friedensnote vom März 1966 mit folgender Formulierung verdeutlicht:
    Die Bundesregierung erhebt keine Gebietsansprüche gegenüber der Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen hat keine territoriale Bedeutung mehr.
    Niemand schrie damals „Verzicht", „Verrat" oder „Verschenken" ; im Gegenteil, es gab damals großen Applaus.
    Mit der Diskussion über diesen Vertrag wird verständlicherweise noch einmal die Problematik der Sudetendeutschen ins Bewußtsein gebracht. Gerade an ihnen und an den Tschechen zeigte sich der Widerspruch zwischen der immer stärker werdenden Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht des jeweils Schwächeren und der sich steigernden Anwendung von Gewalt des jeweils Mächtigeren. Daher klingt es heute — vor allem draußen — geradezu wie Hohn, wenn diejenigen den Begriff Selbstbestimmungsrecht immer wieder gebrauchen, die
    ihn gestern nicht kannten, als sie die Macht hatten.
    Wenn der Sprecher der Sudetendeutschen im „Ost-West-Kurier" vom 2. November 1968 schreibt: „Der Kampf um das Selbstbestimmungsrecht, den wir 1918/19 vergebens führten, ist die innere Flamme unseres Geschichtsbewußtseins geworden.", dann ist das schlichtweg Geschichtsklitterung. Wo war denn dieses Geschichtsbewußtsein nach 1938? Der Ruf nach Recht erstickte in den Konzentrationslagern. Wer führte den Kampf um das Selbstbestimmungsrecht vor 1918/19? Um der Wahrheit die Ehre zu geben und um Ruhm und Tragik der sudetendeutschen Sozialdemokraten zu verdeutlichen, sei mir ein Blick in die Geschichte gestattet.
    1899 wurde in Brünn auf dem Parteitag der österreichischen Sozialdemokraten das bekannte Nationalitätenprogramm beschlossen, das die Umwandlung Österreichs in einen Bund freier Völker verlangte. Doch dafür gab es zu dieser Zeit keine Mehrheit, weil es kein Verständnis dafür gab. Die Sozialdemokraten wurden von Nationalisten sogar als Nationsverräter beschimpft. In manchen sudetendeutschen Städten kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Sozialdemokraten und nationalistischen Bürgern, deren Führer wiederholt die Losung ausgegeben hatten, man sollte die Dachziegel lokkern für den Fall, daß die Sozialdemokraten Kundgebungen für die nationale Verständigung der Völker Böhmens abhalten wollten.
    Ich frage: Wo war denn diese innere Flamme des Geschichtsbewußtseins zu dieser Zeit? Da brannte sie nur bei einem Teil. Was wäre aber den Völkern, nicht nur in diesem Raum, erspart geblieben, wenn durch dieses Brünner Nationalitätenprogramm die Umwandlung Osterreichs in einen Bund gleichberechtigter Nationen Wirklichkeit geworden wäre.

    (Dr. Czaja: Franz Ferdinand war aber nicht Sozialdemokrat!)

    Ich verweise auf das, was Herr Dr. Jaeger anführte. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn dieser Bereich beisammen geblieben wäre, allerdings unter dem Verständnis, wie ich es eben ausführte.
    Doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges machte von vornherein alle verfassungsändernden Absichten und Bestrebungen sinnlos. Das Ende des Ersten Weltkriegs und mit ihm der Zerfall der Habsburger Monarchie war der Beginn der CSR. Was den Tschechen bisher verweigert wurde, das waren sie nun umgekehrt nicht bereit den Sudetendeutschen zu geben.
    Am Selbstbestimmungsrecht schieden sich die Geister in diesem neuen Staat. Da waren es wiederum die sudetendeutschen Sozialdemokraten, die 1919 auf ihrem ersten Parteitag in diesem Staate in Teplitz-Schönau unverbrüchlich am Grundsatz des Selbstbestimmungsrechts festhielten und dies bekundeten. Ihr Vorsitzender, Josef Seliger, bemerkte einleitend, daß „wir uns auf den Boden stellen, auf den die Gewalt uns gedrängt hat". Man stehe nun da, wo die Sozialdemokraten des alten Osterreich auf ihrem Brünner Parteitag 1899 stand.



    Hofmann
    Das Ringen um das Selbstbestimmungsrecht aber blieb wie vorher bloße Forderung. Die erste Antwort darauf wurde am 4. März 1919 mit Blut geschrieben. Naivlinge glaubten, dieses Selbstbestimmungsrecht dann endlich aus den bereits blutbefleckten Händen eines Tyrannen erhalten zu können. Vor diesem Trugschluß, vor dieser totalen Fehleinschätzung der Situation warnte noch einmal eindringlich und mit geradezu prophetischer Gabe Wenzel Jaksch in seinem Aufruf „Mitbürger! Es geht um alles!" vom 20. September 1938. Ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten diesen Aufruf zitieren:
    Die Sudetendeutschen stehen vor einer historischen Entscheidung. Es geht um Leben oder Tod unseres Volkes. Das Tor zur friedlichen Sicherung der sudetendeutschen Lebensinteressen steht weit offen. Nationale Gleichberechtigung, weitestgehende Selbstverwaltung unserer Angelegenheiten, wirtschaftlicher Wiederaufbau und soziale Hilfe können erreicht werden ohne Krieg. Auf der anderen Seite lauert die tödliche Gefahr, daß unser Volk als Werkzeug imperialistischer Vorherrschaftspläne mißbraucht und in einen Abgrund der Vernichtung gestürzt wird.
    Nur einmal in Jahrhunderten ergibt sich eine solche Gelegenheit, einen dauernden ehrenvollen Frieden mit unseren slawischen Nachbarn zu schließen. Wir haben die Möglichkeit in der Hand, auf dem heißumkämpften Boden Böhmens und Mährens ein Friedenswerk zu vollbringen und damit einen entscheidenden Beitrag zur friedlichen Neuordnung Europas zu leisten. Ein Deutschtum aber, das wieder die verhängnisvolle Bahn der imperialistischen Gewaltpolitik einschlägt, welches Gleichberechtigung ablehnt und nach Vorherrschaft über andere Völker strebt, wird früher oder später in einen blutigen Konflikt mit der aufstrebenden slawischen Welt und mit den jungen Völkern des Südostens verstrickt werden. In einer gewaltsamen Entscheidung wird wieder eine waffenstarrende Welt gegen das deutsche Volk aufstehen. Die Sudetendeutschen aber werden das erste Schlachtopfer sein. Ihre Heimat würde im Zusammenprall der Weltkräfte vernichtet, ihre Zukunft ausgelöscht.
    Wir deutsche Sozialdemokraten wollen vor unserem Gewissen und vor der Geschichte rein dastehen. In Augenblicken, die über Sein oder Nichtsein eines Volkes entscheiden, müssen die Parteischranken fallen.
    Meine Damen und Herren, das war eine prophetische Gabe. Leider hat sich erfüllt, was Wenzel Jaksch damals in dem Aufruf dargebracht hat. Ich muß heute manchen, der ihn zitiert und sich ihn zu eigen macht, nachdem dieser Wenzel Jaksch tot ist, fragen, wo er denn damals im Sudetenland stand, als dieser Aufruf herausgegeben wurde.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es kam das Münchener Abkommen. Die Sudetendeutschen waren erneut nur Objekt der Politik der Großmächte, wie es anschließend im März 1939 die Tschechen waren. Das Selbstbestimmungsrecht gab
    es auch als Wort nicht mehr. Es bestand nicht für Tschechen und nicht für Deutsche, wenn sie sich zur Sozialdemokratie bekannten. Zahllose von ihnen wurden von der Gestapo verfolgt. Allein in das KZ Dachau sind mehr als 5 000 von ihnen eingeliefert worden. Viele büßten ihr Leben ein. Über 3 000 sudetendeutsche Sozialdemokraten mußten ihre Heimat verlassen und emigrieren. Auch das war das Münchener Abkommen: Vertreibung und Flucht begannen von da an.
    Heute heißt es — gesprochen zum Pfingsttreffen 1974 von Dr. Becher —: „Als Kerngruppe der Freiheit, wie wir uns sehen und empfinden . . ." usw. Ich frage: wo war denn diese Kerngruppe der Freiheit, als Sozialdemokraten aus ihrer Heimat vertrieben wurden?

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Wir haben verspürt, daß dieses Abkommen von Anfang an existent war. Seine Gültigkeit wurde den Sozialdemokraten brutal deutlich gemacht. Deshalb sagen wir mit Recht: das Münchener Abkommen war von Anfang an ungerecht. Hitler selbst zerriß diesen Vertrag, als er das Protektorat Böhmen und Mähren erzwang und die Rest-CSR besetzte. Damit begann der Leidensweg Europas, auch für jene im Sudetenland, die bis zur bitteren Neige Selbstbestimmungsrecht durch Rassenwahn zu ersetzen versuchten. Das blieb nicht ohne Wirkung. Ich will Ihnen und dem Hohen Hause ersparen, was dann in der Reichenberger Zeitung „Die Zeit" alles geschrieben wurde, was hier an Rassenwahn zusammengeschrieben wurde. Denn ich weiß, daß der größte Teil von Ihnen diese Zitate kennt.
    Anders wirkten die Sozialdemokraten im Exil. Wenzel Jaksch und seine Freunde bemühten sich, die Vertreibung der Sudetendeutschen nicht Wirklichkeit werden zu lassen. Der „Bevölkerungstransfer" — so hieß das damals in London — war inzwischen ausgesprochen worden. Hier frage ich wieder: wo waren denn die Gegner Wenzel Jakschs zu dieser Zeit, als er sich bemühte, dies zu verhindern?

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Wo wäre Wenzel Jaksch heute, Herr Kollege?)

    — Er stünde heute hier, Herr Kollege, und würde sich dagegen verwahren, daß er von Leuten zitiert wird, die ihn verfolgt haben, so lange er lebte.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Czaja: Was würde er zum Vertrag sagen? — Abg. Zoglmann: Das ist einfach unwahr! Er wäre längst von Ihnen weg!)

    — Ach, Herr Zoglmann, ersparen Sie mir, Zitate zu bringen aus der Zeit, in der Sie Ihre gloriale politische Entwicklung begonnen haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Es ist peinlich, Herrn Jaksch zu zitieren! — Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Ein sehr schätzenswerter Kollege! — Zuruf des Abg. Wittmann [München].)

    Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, durch Hitler bereits zertreten, erlebte 1945 durch die Sieger keine Auferstehung. Mit der Vertreibung der Sudetendeutschen wurde das Unrecht Hitlers fort-



    Hofmann
    gesetzt. Ihre Legalisierung ist für uns nicht möglich und von niemand beabsichtigt. Diesbezügliche Unterstellungen kommen aus dem Bereich der Böswilligkeit und müßten vom ganzen Hause entschieden zurückgewiesen werden. Es wird kein Zurück zu 1938 geben, aber auch kein Zurück zu 1945. Eine Vertreibung kann nicht durch eine andere Vertreibung gutgemacht werden.
    Deshalb verzichten die Vertriebenen auf Rache und Vergeltung. Wörtlich heißt es in der Charta der Vertriebenen weiter: „Dieser Entschluß ist uns ernst und heilig im Gedenken an das menschliche Leid." Es wäre gut, wenn mancher heutige Funktionär der Vertriebenenverbände diese Charta aus dem Jahre 1950 zwischendurch mal wieder läse, um zu erfassen und zu erhalten und zu behalten, was im Schlußabschnitt steht:

    (Abg. Dr. Wittmann [München] : Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit!)

    Wir rufen Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft gefunden wird.