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    Deutscher Bundestag 61. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Abgeordnetenhauses und einer Delegation der beiden Häuser des Parlaments des Kaiserreiches Äthiopien . . . . . . . . 3487 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 3487 B Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Wohngeldgesetzes (Drucksache 7/1131) — Erste Beratung — 3487 B Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes (Drucksache 7/1130) — Erste Beratung — 3487 B Sammelübersicht 8 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen und systematische Ubersicht über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 13. Dezember 1972 bis 30. September 1973 eingegangenen Petitionen (Drucksache 7/1084) 3487 C Sammelübersicht 9 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 7/1098) 3487 C Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksache 7/1100) — Erste Beratung —in Verbindung mit Beratung des Finanzplans des Bundes 1973 bis 1977 (Drucksache 7/1101) Strauß (CDU/CSU) 3487 D Haehser (SPD) 3489 A Kirst (FDP) 3504 D Dr. Stoltenberg, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein . . 3510 C, 3517 A, 3524 A Schmidt, Bundesminister (BMF) . . 3515 A, 3518 C, 3567 B Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 3519 B Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 3524 D Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . . 3552 A Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . . 3556 B Wohlrabe (CDU/CSU) . . . . . . 3561 B Dr. von Bülow (SPD) 3572 C Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . 3567 C Dr. Ehmke, Bundesminister (BMFT/ BMP) 3580 D Gallus (FPD) 3586 B Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 3589 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 3594 A Hoppe (FDP) 3598 A II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 Fragestunde (Drucksache 7/1122) Frage A 67 des Abg. Pawelczyk (SPD) : Einbeziehung mongoloider Personen in die unentgeltliche Beförderung im Nahverkehr Rohde, Parl. Staatssekretär (BMA) 3531 A, B Pawelczyk (SPD) 3531 B Frage A 99 des Abg. Baier (CDU/CSU) : Bemühungen um Freilassung des seit Kriegsende in Italien inhaftierten Herbert Kappler Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 3531 C, D, 3532 A, B Baier (CDU/CSU) 3531 D Dr. Czaja (CDU/CSU) 3532 B Maucher (CDU/CSU) 3532 B Frage A 100 des Abg. Sauer (Salzgitter) (CDU/CSU) : Monitor-Interview mit dem deutschen Botschafter in Chile Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 3532 C, 3533 A, B, C, D Sauer (Salzgitter) (CDU/CSU) . . 3533 A, B Dr. Czaja (CDU/CSU) 3533 C Wehner (SPD) 3533 D Frage A 102 des Abg. Dr. Jahn (Münster) (CDU/CSU) : Bedeutung der politischen Überlegungen des Bundesministers Bahr für die Außen- und Deutschlandpolitik der Bundesregierung Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 3534 A, B, C, D, 3535 A, B, C, D, 3536 B, C Dr. Jahn (Münster) (CDU/CSU) 3534 A, B Wehner (SPD) 3534 B Jäger (Wangen) (CDU/CSU) . . . 3534 C Reddemann (CDU/CSU) . . . . . 3534 D Frau Berger (Berlin) (CDU/CSU) . . 3535 B Werner (CDU/CSU) 3535 C Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . . 3535 D Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) . . 3535 D Dr. Czaja (CDU/CSU) 3536 A Lenders (SPD) . . . . . . . . 3536 B Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) . . 3536 C Frage A 106 des Abg. Dr. Jobst (CDU/CSU) : Diplomatische Anerkennung Nordvietnams Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 3537 A, B Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . . 3537 B Frage A 107 des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Entwicklungshilfe- und Kreditpolitik gegenüber Ägypten und Syrien Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 3537 B, C, D, 3538 A, B Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . . 3537 C Jäger (Wangen) (CDU/CSU) . . . 3537 D Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 3537 D Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 3538 A Dr. Czaja (CDU/CSU) . . . . . . 3538 B Frage A 108 der Abg. Frau von Bothmer (SPD) : Untersuchung der politischen Verhaltensweise der deutschen Konsulate und Wahlkonsulate in Chile Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 3538 B, D Frau von Bothmer (SPD) . . . . . 3538 D Marschall (SPD) . . . . . . . . 3538 D Frage A 109 der Abg. Frau von Bothmer (SPD) : Kriterien für die Anerkennung der Republik Guinea-Bissao Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 3539 A, B Frau von Bothmer (SPD) . . . . . 3539 A Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 3539 B Frage A 3 des Abg. Dr. Miltner (CDU/CSU) : Maßnahmen der Bundesregierung gegen eine gegen höchste Bundeswehroffiziere gerichtete Diffamierungskampagne der Wochenzeitung der DKP Berkhan, Parl. Staatssekretär (BMVg) 3539 D, 3540 A Dr. Miltner (CDU/CSU) . 3539 D, 3540 A Frau Funcke, Vizepräsident . . . . 3540 A Fragen A 12 und 13 des Abg. Dr. Zimmermann (CDU/CSU) : Einführung der Faksimilezeitung in der Nachrichtentechnologie; Konsequenzen Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 III für Struktur und Meinungsvielfalt der Presse Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 3540 B, C, D, 3541 A, B Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . . 3540 C Sieglerschmidt (SPD) . . . . . . 3541 A Benz (CDU/CSU) . . . . . . . . 3541 A Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . . 3541 B Frage A 15 des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Fortsetzung der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und anderer überregionaler Institute Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 3541 C, 3542 A Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . . 3542 A Frage A 18 des Abg. Dr. Schmude (SPD) : Strafbarkeit des Überschreitens der Grenzen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und anderen EWG-Staaten ohne Paß als Vergehen und Umwandlung in eine Ordnungswidrigkeit Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 3542 B, C, D Dr. Schmude (SPD) . . . . . . 3542 B, C Fellermaier (SPD) . . . . . . 3542 C Sieglerschmidt (SPD) 3542 D Fragen A 21 und 22 des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) : Pressemeldungen betr. das im Besitz der Bundesregierung befindliche Selbstportrait Rembrandts und Gründe der Bundesregierung, das Gemälde der Öffentlichkeit vorzuenthalten Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 3543 A, C, D, 3544 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . . 3543 B, C, D, 3544 A Frage A 23 des Abg. Dr. Wernitz (SPD) : Änderung des Beamtenrechtsrahmengesetzes unter Ablösung der „Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst" vom 28. Januar 1972 Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 3544 A, B, C Dr. Wernitz (SPD) 3544 B Fragen A 24 und 25 des Abg. Lenzer (CDU/CSU) : Straffung des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens beim Bau von Kernkraftwerken Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . 3544 C, D, 3545 A, B Lenzer (CDU/CSU) . . 3544 D, 3545 A, B Fragen A 27 und 28 des Abg. Pohlmann (CDU/CSU) : Bau des Kernkraftwerks Grohnde und Ausschluß einer Gefährdung der Bevölkerung durch emittierte radioaktive Isotopen; Bau eines weiteren Kernkraftwerks an der Weser Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . 3545 C, D, 3546 A Frau von Bothmer (SPD) . . . . . 3546 A Fragen A 29 und 30 des Abg. Pensky (SPD) : Anwendung der IV. Genfer Konvention auf die Polizeibeamten; Verwirklichung der Empfehlungen der Beratenden Versammlung des Europarates Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 3546 B, C, D, 3547 A, B Pensky (SPD) . . . . 3546 C, D, 3547 A Sieglerschmidt (SPD) 3547 B Frage A 33 des Abg. Dreyer (CDU/CSU) : Inanspruchnahme eines Einkommensteuerfreibetrags von 60 000 DM bei der Veräußerung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs; Verlängerung dieser Vergünstigung über den 1. Januar 1974 hinaus Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) 3547 C Fragen A 34 und 35 des Abg. Milz (CDU/CSU) : Verminderung der steuerlichen Belastung bei Benzin und Dieselkraftstoff sowie bei leichtem Heizöl zur Stabilisierung der Preise Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) 3547 D, 3548 B, C, D Milz (CDU/CSU) . . . . . . 3548 B, C Dreyer (CDU/CSU) 3548 D Fragen A 36 und 37 des Abg. Dr. Dollinger (CDU/CSU) : Integrierung der kurz- und mittelfristigen Beistandskredite der EG im Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit; Entstehen eines infla- IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 torisch wirkenden Liquiditätspotentials bei Poolung der Währungsreserven; stabilitätsfördernde Auflagen bei Inanspruchnahme der Beistandskredite Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) . . . . 3548 D, 3549 A, B, C, D Dr. Dollinger (CDU/CSU) . 3549 B, C, D Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 3549 D Fragen A 38 und 39 des Abg. Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) : Beschränkung der Kreditaufnahme der Gemeinden und Gemeindeverbände analog der Verordnung über die Begrenzung der Kreditaufnahme auch im Jahre 1974; Einbeziehung zusätzlicher Kriterien in diese Verordnung Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) 3550 A, D, 3551 A Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . 3550 C, D, 3551 A Frage A 1 des Abg. Eigen (CDU/CSU) : Rückgang der Einnahmen aus Abschöpfungen für EWG-Agrarprodukte Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) . . . 3551 B, D Eigen (CDU/CSU) 3551 D Nächste Sitzung 3600 A Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 3601* A Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl (BMJ) auf die Frage A 2 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Gansel (SPD) : Schutz der Mieter gegen Umwandlung der Mietwohnung in eine Eigentumswohnung oder den Umbau in Einzelappartements 3601* C Anlage 3 Antwort des Bundesministers Dr. Eppler (BMZ) auf die Frage A 4 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) : Abstimmung der Entwicklungshilfe der Bundesregierung mit den multilateralen Maßnahmen der EWG und den bilateralen Maßnahmen der Mitgliedstaaten der EWG . . . . 3602* C Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Frage A 14 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Hoffie (FDP) : Ergebnisse der von der „Internationalen Rheingruppe" veröffentlichten Studie über die Verschmutzung des Rheins und Konsequenzen der Bundesregierung bezüglich der Ministerkonferenz der Rheinanliegerstaaten 3603* A Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Frage A 19 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Jahn (Münster) (CDU/CSU) : Schaffung einheitlicher Bemessungssätze für die Beihilfen der Beamten des Bundes und der Länder . . . 3603* C Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Frage A 20 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) : Einheitliche Bemessung der Urlaubsdauer für alle Beamten und Richter nach dem Lebensalter 3604* A Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Frage A 26 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Abelein (CDU/ CSU) : Weiterentwicklung eines kooperativen Föderalismus durch die Bundesregierung 3604* C Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf (BMF) auf die Fragen A 31 und 32 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Löffler (SPD) : Verpflichtung zur Meldung der Betrugsfälle zu Lasten des EG-Agrarfonds an die Kommission . . . . . . . . 3605* A Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf (BMF) auf die Fragen A 40 und 41 — Drucksache 7/1122 — des .Abg. Dr. Jenninger (CDU/CSU) : Auffassung des Vizepräsidenten der EG-Kommission Haferkamp bezüglich der Ursachen für das Anhalten höherer Inflationsraten und Kritik des Bundesvorstands des DGB an den Stabilitätsmaßnahmen der Bundesregierung und der Bundesbank . . . . . . 3605* B Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf (BMF) auf die Frage A 42 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Abelein (CDU/CSU) : Einflußmöglichkeiten der Bundesregierung auf die Haushalte von Ländern und Gemeinden . . . . . . 3606* A Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Frage A 59 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Möllemann (FDP) : Stiftung für die Alterssicherung älterer Selbständiger 3606* C Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Fragen A 60 und 61 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Schwencke (SPD) : Erweiterung der Unfallversicherung für Landwirte . . . . 3606* D Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Fragen A 62 und 63 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Kater (SPD) : Angaben über die Einkommensentwicklung und Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland . . . . 3607* A Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Frage A 64 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Meinike (Oberhausen) (SPD) : Zahl der Zivildienstplätze . . . 3607* C Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Frage A 66 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Holtz (SPD) : Benachteiligung der in kreisangehörigen Orten wohnenden Behinderten bei der unentgeltlichen Beförderung im Nahverkehr 3607* D Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal (BMJFG) auf die Fragen A 69 und 70 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Zebisch (SPD) : Einbeziehung osteuropäischer Länder in die europäischen Jugendaustauschprogramme und Meldungen im „Spiegel" über den Rückgang des Austauschs von Jugendlichen im Rahmen des deutschfranzösischen Jugendwerks . . . . . 3608* A Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal (BMJFG) auf die Frage A 71 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Böhm (Melsungen) (CDU/CSU): Trichinenschau 3608* C Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal (BMJFG) auf die Fragen A 72 und 73 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Stahl (Kempen) (SPD) : Zustände in psychiatrischen Kliniken . . . . . . . . . . 3609* A Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff (BMFT/BMP) auf die Frage A 78 —— Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Schweitzer (SPD) : Zusammenarbeit mit der DDR auf den Gebieten der Wissen- schaft, Technik und Kultur 3609* C Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff (BMFT/BMP) auf die Frage A 80 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) : Anzeige der nächsten Leerungszeit auf Briefkästen 3609* C Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ravens (BK) auf die Frage A 92 — Drucksache 7/1122 — der Abg. Frau Schleicher (CDU/ CSU) : Gründe des Bundeskanzlers für die Fristenlösung 3610* A Anlage 22 Antwort des Staatssekretärs Freiherr von Wechmar (BPA) auf die Frage A 95 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Hoffie (FDP) : Übersendung von Informationsmaterial an Teilnehmer von Besuchergruppen in Bonn . . . . . . . . . 3610* B Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch (AA) auf die Frage A 96 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Engelsberger (CDU/ CSU) : Äußerung der sowjetischen Regierung zur Frage der Zusammensetzung der Delegation der Bundesrepublik Deutschland zur UN-Generalversammlung 3610* D Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch (AA) auf die Fragen A 97 und 98 Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU): Interpretation des Verbreitungsverbots nach dem Atomwaffensperrvertrag; Nichtausrüstung denkbarer Vorstufen einer künftigen europäischen Union mit Kernwaffen . . 3611* A Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch (AA) auf die Frage 101 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) : Errichtung von ,,Neben-Botschaften" in ausländischen Hauptstädten 3611* C Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch (AA) auf die Fragen A 104 und 105 — Drucksache 7/1122 — des Abg. Ahlers (SPD) : Form der Kritik des amerikanischen Außenministeriums an der Veröffentlichung von Einzelheiten über die Verhandlungen des neuen Außenministers der USA mit den europäischen Regierungen 3611* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 3487 61. Sitzung Bonn, den 25. Oktober 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 42. Sitzung, Seite 2350 D, 11. Zeile, ist zwischen den Wörtern „Leitlinien" und „angebracht" einzufügen: „nicht". Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 3601* Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 2.11. Adams * 26. 10. Dr. Ahrens ** 25. 10. Dr. Aigner * 1.11. Amrehn 30. 10. Dr. Apel 25. 10. Behrendt * 26. 10. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 26. 10. Blumenfeld 30. 10. Dr. Böger 25. 10. Brandt (Grolsheim) 27. 10. Bredl 27. 10. Bremm 25. 10. Buchstaller 30. 10. Dr. Bußmann 28. 10. Dr. Corterier 30. 10. Damm 30. 10. van Delden 30. 10. Dregger 30. 10. Entrup 26. 10. Erhard (Bad Schwalbach) 26. 10. Fellermaier * 10. 11. Flämig 30. 10. Frehsee * 26. 10. Dr. Früh * 25. 10. Gerlach (Emsland) * 25. 10. Dr. Geßner 30. 10. Gewandt 25. 10. Graaff 26. 10. Hupka 30. 10. Dr. Jaeger 30. 10. Dr. Jahn (Braunschweig) * 2.11. Jaschke 26. 10. Jaunich 26. 10. Dr. Kempfler 26. 10. Kiep 26. 10. Dr. h. c. Kiesinger 26. 10. Klepsch 30. 10. Dr. Kliesing 28. 10. Dr. Köhler (Duisburg) 26. 10. Krall 30. 10. Krampe 30. 10. Lange 30. 10. Lautenschlager * 25. 10. Lemmrich ** 25. 10. Lücker * 2.11. Dr. Martin 27. 10. Dr. Marx 26. 10. Mattick 30. 10. Memmel * 26. 10. Dr. Müller (München) ** 25. 10. Neumann 30. 10. Dr. Nölling 26. 10. Frau Dr. Orth 26. 10. *Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Picard 27. 10. Pfeifer 26. 10. Richter 30. 10. Ronneburger 30. 10. Frau Schleicher 28. 10. Schmidt (München) * 26. 10. Schmidt (Würgendorf) 30. 10. Schmöle 26. 10. Dr. Schulz (Berlin) * 26. 10. Schwabe 26. 10. Dr. Schwörer ' 26. 10. Seefeld' 26. 10. Seibert 26. 10. Dr. Slotta 26. 10. Springorum * 25. 10. Walkhoff * 26. 10. Dr. Wendig 26. 10. Frau Will-Feld 26. 10. Wolfram 26. 10. Baron von Wrangel 25. 10. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 7/1122 Frage A 2) : Beabsichtigt die Bundesregierung, den Mietern über die gegenwärtige rechtliche Regelung hinaus Schutz zu gewähren, wenn vom Vermieter die Umwandlung der Mietwohnung in eine Eigentumswohnung oder der Umbau einer Mietwohnung in mehrere Einzelappartements betrieben wird? Zum Problem der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen darf ich zunächst auf die schriftliche Antwort verweisen, die Herr Staatssekretär Dr. Erkel auf die Fragen des Kollegen Staak im Mai dieses Jahres erteilt hat (vgl. Anlage 6 des Protokolls über die 36. Sitzung des 7. Deutschen Bundestages vom 24. Mai 1973 S. 2053). Wie darin ausgeführt ist, bringt die zum Zwecke der Veräußerung vorgenommene Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen für die Mieter unbestreitbar die besondere Gefahr des Wohnungsverlustes mit sich. Der Erwerb solcher umgewandelten Wohnungen erfolgt nämlich regelmäßig zur Befriedigung eigenen Wohnbedarfs des Erwerbers; ein auf der Vermieterseite bisher nicht bestehender Eigenbedarf wird also durch Umwandlung und Veräußerung erst erzeugt. Um solchen nicht selten aus spekulativen Gründen erfolgenden unerwünschten Umwandlungen entgegenzuwirken und dem im Einzelfall betroffenen Mieter einen wirksamen Schutz zu bieten, enthält jedoch das Gesetz über den Kündigungsschutz für Mietverhältnisse über Wohnraum besondere Vorkehrungen: Wird eine Wohnung nach Überlassung an den Mieter in eine Eigentumswohnung umgewandelt und veräußert, so kann sich der Erwerber zur Begrün- 3602* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 dung einer Kündigung auf Eigenbedarf nicht vor Ablauf von 3 Jahren seit dem Erwerb der Wohnung durch ihn berufen. Aus den gleichen Erwägungen ist auch das sonst gegebene Kündigungsrecht des Vermieters wegen einer beabsichtigten anderweitigen angemessenen Verwertung eingeschränkt. Der Vermieter, der die Wohnung nach Überlassung an den Mieter in eine Eigentumswohnung umwandelt, kann sich zur Begründung einer Kündigung nicht darauf berufen, daß ihn die Fortsetzung des Mietverhältnisses an einer beabsichtigten Veräußerung hindere. Schließlich ist der Vermieter nach der getroffenen Regelung gehindert, das Mietverhältnis mit der Begründung zu kündigen, er beabsichtige die Umwandlung in eine Eigentumswohnung und deren Veräußerung. Das geltende Recht trägt damit nach Auffassung der Bundesregierung dem besonderen Schutzbedürfnis der Mieter in Umwandlungsfällen Rechnung. Entsprechendes gilt auch für die in Ihrer Frage erwähnte zweite Fallgruppe des Umbaus einer Mietwohnung in mehrere Einzelappartements. Wie bekannt, läßt das Wohnraumkündigungsschutzgesetz die ordentliche Kündigung seitens des Vermieters ganz allgemein nur dann zu, wenn der Vermieter ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverhältnisses hat. Zwar erkennt § 1 Abs. 2 Nr. 3 Satz 1 dieses Gesetzes als zur Vermieterkündigung berechtigendes Interesse auch an, daß der Vermieter durch die Fortsetzung des Mietverhältnisses an einer angemessenen wirtschaftlichen Verwertung des Grundstücks gehindert und dadurch einen erheblichen Nachteil erleiden würde. Auf diesen Kündigungsgrund wird sich jedoch der Vermieter im Falle des beabsichtigten Umbaus einer größeren Wohnung in mehrere Appartementwohnungen in aller Regel nicht berufen können, weil das Interesse des Vermieters an einer solchen Maßnahme — von außergewöhnlichen Ausnahmefällen abgesehen — allein von der Möglichkeit bestimmt ist, bei der Vermietung der Appartements insgesamt einen höheren Mietzins als bisher ,zu erzielen. Sich auf diese Möglichkeit zur Begründung eines Kündigungsrechts nach § 1 Abs. 2 Nr. 3 Wohnraumkündigungsschutzgesetz zu berufen, ist dem Vermieter jedoch nach Satz 2 der genannten Vorschrift ausdrücklich verwehrt. All diese Regelungen, die die Rechtsstellung der Mieter wesentlich verstärkt haben, gelten allerdings — wie das gesamte Wohnraumkündigungsschutzgesetz — bisher nur befristet bis zum 31. Dezember 1974. In der Regierungserklärung ist aber bereits darauf hingewiesen worden, daß die Befristung des Kündigungsschutzes überprüft wird. Hierbei sollte auch angestrebt werden, den Schutz des Mieters bei Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen oder bei einem beabsichtigten Umbau in Appartementwohnungen in jedem Fall zu erhalten. In diesem Sinne möchte ich ihre Frage bejahen. Anlage 3 Antwort des Bundesministers Dr. Eppler vom 24. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 4) : Stimmt die Bundesregierung ihre Entwicklungshilfe, besonders die Schwerpunkte, mit den multilateralen Maßnahmen der EWG und den bilateralen Maßnahmen der Mitgliedstaaten der EWG ab? Die Bundesregierung bemüht sich seit Jahren, ihre bilaterale Entwicklungshilfe mit den anderen Industrieländern und Organisationen der westlichen Welt, insbesondere den EWG-Mitgliedstaaten sowie der EWG abzustimmen. Ich kann Sie heute über einen bedeutenden Erfolg bei diesen Bemühungen unterrichten. Gestern abend hat ,der Ad-hoc-Ausschuß hoher Beamter in Brüssel nach einjähriger Arbeit einen Bericht über die Zusammenarbeit in Entwicklungsfragen abgeschlossen, über den die Entwicklungshilfeminister am 5. November 1973 beschließen werden. In diesem Bericht konnte eine Einigung über die Koordinierung der Entwicklungshilfe der EWG-Länder wie folgt erreicht werden: 1. Eine Intensivierung des Austausches von Informationen und Erfahrungen über die Ziele, die Grundsätze und die Methoden im Bereich der Politik der Zusammenarbeit in Entwicklungsfragen. 2. Eine wechselseitige Abstimmung über die Politik der Hilfe. 3. Eine Prüfung der Vorhaben von gemeinsamem Interesse. 4. Eine wechselseitige Abstimmung der Standpunkte, ,die von den Mitgliedstaaten und von der Gemeinschaft in den internationalen Organisationen eingenommen werden. Gegenwärtig bestehen folgende bilaterale Abstimmungsverfahren und -mechanismen mit EWG-Ländern: — ein regelmäßiger halbjähriger wechselseitiger Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit Frankreich auf der Ebene der Minister sowie der Direktoren der zuständigen Ministerien. Grundlage dieser Konsultationen ist der deutsch-französische Freundschaftsvertrag von 1963. (Die letzten Konsultationen haben auf Ministerebene am 21./22. Juni und auf Direktorenebene am 11. Juli 1973 in Bonn stattgefunden.) -- Informations- und Konsultationsgespräche auf Minister- und Expertenebene mit den Niederlanden (letztmalig am 4. Juni 1973) und Großbritannien (letztmalig am 12. Juni 1973), — Gespräche mit Italien im Rahmen des deutschitalienischen Ausschusses für Handel sowie mit Belgien, Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 3603* — regelmäßige Informations- und Konsultationsgespräche mit der EWG-Kommission (letztmalig am 28. Februar 1973). Ein Beispiel einer — wie ich meine — guten Zusammenarbeit mit Frankreich unid der EWG-Kommission sind die zur Zeit laufenden gemeinsamen Bemühungen um ein Programm für ,die Länder der Sahel-Zone. Bei der Katastrophenhilfe der letzten Monate sowie der Ausarbeitung einer Konzeption für die mittel- und langfristige Hilfe für diesen Raum haben sich die EWG-Mitgliedstaaten und die EWG-Kommission ständig miteinander abgestimmt. Anlage 4 Antwort des Parl. 'Staatssekretärs 'Baum vom 25 Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hoffie (FDP) (Drucksache 7/1122 Frage A 14) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Ergebnisse der von der „Internationalen Rheingruppe" am Mittwoch, dem 10. Oktober 1973, veröffentlichten Studie über die Verschmutzung des Rheins, und welche Konsequenzen beabsichtigt die Bundesregierung aus dieser Studie für ihre Haltung bei der bevorstehenden Ministerkonferenz der Rheinanliegerstaaten zu ziehen? Die mehr als 100 Seiten umfassende Studie der „Internationalen Rheingruppe" liegt bislang nur in niederländischer Sprache vor. Eine Übersetzung in die deutsche Sprache ist in Auftrag gegeben worden. Eine sorgfältige und endgültige Beurteilung ist deshalb jetzt noch nicht möglich. Es ist aber zu ersehen, daß sich die Verfasser bei der Beurteilung der Gewässergüte des Rheins im wesentlichen auf die Untersuchungen stützen, die von Dienststellen und Instituten in den Rhein-Anliegerstaaten und von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins gegen Verunreinigung ausgeführt und veröffentlicht worden sind. Aus den insgesamt wenig befriedigenden Befunden wird in der Studie — vereinfacht ausgedrückt — die Schlußfolgerung gezogen, daß alle Abwässer in Kläranlagen ausreichend gereinigt werden müssen und daß außerdem die 'Einleitung schädlicher Stoffe in den Rhein eingeschränkt bzw. verboten werden sollte. Das entspricht durchaus den Auffassungen der Bundesregierung und der für die Reinhaltung des Rheins in der Bundesrepublik Deutschland zuständigen Länder-Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung des Rheins. Diesen Zielen dienten auch die Beschlüsse der ersten Ministerkonferenz der Rhein-Anliegerstaaten im Oktober 1972, auf der Abmachungen getroffen und der Internationalen Rhein-Schutzkommission Aufträge erteilt worden sind, um durchgreifende Maßnahmen zur Verringerung der Belastung des Rheins, insbesondere zur Verringerung der Salzfrachten, zu realisieren. Es darf nicht verkannt werden, daß es oft schwierig ist, Einvernehmen über solche Maßnahmen zu erzielen, weil das Interesse und die Einschätzung der Möglichkeiten bei Ober- und Unterliegern am Strom nicht immer identisch sind. Auf der bevorstehenden Ministerkonferenz der Rhein-Anliegerstaaten werden die von den beteiligten Staaten und der Rhein-Schutzkommission erzielten Ergebnisse beraten und notwendig werdende weitere Beschlüsse gefaßt werden. Die Bundesregierung wird sich dabei nach wie vor für alle Maßnahmen einsetzen, die eine nachhaltige und baldige Verbesserung der Gewässergüte des Rheins zum Ziele haben. Die niederländische Studie der internationalen Rheingruppe wird sicherlich dazu beitragen, bei der Bevölkerung Verständnis und Unterstützung für alle Bemühungen um die Gewässergüte des Rheins zu gewinnen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Münster) (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 19) : Hält die Bundesregierung die Anwendung unterschiedlicher Bemessungssätze für die Beihilfen der Beamten in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland für sachgerecht, und ist die Bundesregierung bereit, darauf hinzuwirken, daß für die Beamten des Bundes und der Länder einheitliche Bemessungsgrundlagen zur Anwendung kommen? Die Regelbemessungssätze für Ledige, Verheiratete und Kinder stimmen in Bund und Ländern überein. Sie betragen 50 bzw. 55 v. H. für die beiden zuerst genannten Personengruppen; für jedes kinderzuschlagsberechtigte Kind erhöht sich der Bemessungssatz um 5 v. H., jedoch höchstens auf 70 v. H. Lediglich in zwei Ländern wird bei verwitweten bzw. geschiedenen Beihilfeberechtigten derselbe Bemessungssatz wie bei Verheirateten zugrunde gelegt. Diese Abweichungen bestanden bereits zu der Zeit, als die Bemühungen um eine Vereinheitlichung des Beihilferechts gemäß Beschluß des Hohen Hauses vorn 3. März 1971 einsetzten. Es wird angestrebt, bei einer der nächsten Novellierungen des Beihilferechts auch hier übereinstimmende Regelungen zu erreichen. Abweichungen bestehen ferner bei den Zuschlägen zum Bemessungssatz in den Fällen der stationären Unterbringung. Beim Bund und sechs Ländern erhöht sich der Bemessungssatz um 15 v. H., bei vier anderen Ländern lediglich um 10 v. H. Gleichwohl sind diese Regelungen in etwa gleichwertig, weil der geringere Zuschlag zum Bemessungssatz durch eine bessere Regelung über die Bemessungsgrundlage aufgewogen wird. Lediglich im Lande Nordrhein-Westfalen besteht insoweit eine Regelung, die erheblich von der des Bundes und der anderen Länder abweicht. So wird hier für stationäre Unterbringung und in einigen anderen finanziell bedeutsamen Krankheitsfällen auf Antrag ein Bemessungssatz von 80 v. H. gewährt; die Beihilfe darf jedoch zusammen mit den Leistungen der Krankenkasse nicht mehr als 100 v. H. betragen. Es war bislang wegen der finanziellen Auswirkungen nicht möglich, diese Regelung zu übernehmen. 3604* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 Diese zuvor genannten unterschiedlichen Regelungen dürfen nicht isoliert, sondern müssen im Zusammenhang mit den übrigen Beihilfevorschriften gesehen werden. Gemeinsam mit den Ländern bemühe ich mich um eine weitere stufenweise Vereinheitlichung des Beihilferechts. Ich strebe an, daß ein nächster Schritt in der ersten Jahreshälfte 1974 möglich sein wird. Hierbei werde ich auch versuchen, eine Vereinheitlichung der Bemessungssätze und Zuschläge zu erreichen. Die Bemühungen um eine vollständige Vereinheitlichung sind dadurch erschwert, daß der Bund insoweit keine konkurrierende Gesetzgebungskompetenz besitzt. Diesbezügliche Bestrebungen haben bei der Einführung des Art. 74 a in das Grundgesetz im Jahre 1971 leider nicht die Zustimmung Ihrer Fraktion gefunden. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 20) : Ist die Bundesregierung bereit, die Verordnung über den Erholungsurlaub der Bundesbeamten und Richter im Bundesdienst dahin gehend zu ändern, daß künftighin die Urlaubsdauer für alle Beamten und Richter einheitlich nach dem Lebensalter bemessen wird, anstatt auf das Lebensjahr und die Besoldungsgruppe abzustellen, und bis zu welchem Zeitpunkt kann mit einer entsprechenden Änderung gerechnet werden? Die Bundesregierung beabsichtigt, für die Beamten aller Besoldungsgruppen die Urlaubsdauer nur nach dem Lebensalter zu staffeln. Auch die Studienkommission für die Reform des öffentlichen Dienstrechts hat sich für eine Bemessung des Erholungsurlaubs ausschließlich nach dem Lebensalter ausgesprochen. Bei Bejahung Ihrer Frage im Grundsatz darf jedoch nicht übersehen werden, daß eine Änderung der Bemessungsgrundlage für den Erholungsurlaub eine Reihe von Problemen aufwirft. Eine Vereinheitlichung auf der Grundlage der gegenwärtig günstigsten Regelung würde eine Zunahme an Urlaubstagen bedeuten, die nicht ohne Personalvermehrung aufgefangen werden kann. Vor einer Neuregelung müßte somit nicht nur die Deckung des finanziellen Mehraufwandes sichergestellt, sondern auch die Frage geklärt werden, wie der damit verbundene Personalmehrbedarf gedeckt werden kann. Nach vorläufigen Ermittlungen, die in meinem Hause angestellt worden sind, dürften für den Bund Mehrkosten von etwa 2 bis 2,3 v. H. des Gesamtpersonalaufwandes entstehen. Die finanziellen Aufwendungen und die Schwierigkeiten bei der Dek-kung des Personalbedarfs fallen bei den Ländern wegen der unterschiedlichen Personalstruktur nicht in dem gleichen Maße ins Gewicht. Um eine rasche Klärung ,der anstehenden Probleme werde ich bemüht sein. Nach meinen Zielvorstellungen könnte eine Entscheidung im Zuge weiterer Reformvorhaben im Laufe des nächsten Jahres getroffen werden. Dabei kann bei der Realisierung eine stufenweise Lösung angestrebt werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Abelein (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A. 26) : Hält die Bundesregierung die Weiterentwicklung eines kooperativen Föderalismus für notwendig, und welche Schritte gedenkt sie gegebenenfalls zu seiner Realisierung zu unternehmen? Die Bundesregierung bejaht vollauf die Grundprinzipien des kooperativen Föderalismus zwischen Bund und Ländern. Die bundesstaatliche Ordnung des Grundgesetzes (Art. 20 Abs. i GG) kann nur bei engem Zusammenwirken von Bund und Ländern bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unter Beachtung der Verpflichtung des Bundes und der Länder verwirklicht werden. Die Bundesregierung hält auch die Weiterentwicklung des kooperativen Föderalismus für erforderlich. Dies entspricht der Regierungserklärung vom 18. Januar 1973 (Teil X), in der es heißt: Das Bund-Länder-Verhältnis wird die Bundesregierung im Rahmen unseres Grundgesetzes und an der Praxis orientiert weiterentwickeln. Sie sieht jedoch nach wie vor keinen Anlaß zu einer Gesamtrevision des bewährten grundgesetzlichen Rahmens für unser staatliches Leben. Damit kommt zugleich zum Ausdruck, daß die Weiterentwicklung des kooperativen Föderalismus keine grundsätzliche Änderung der gegenwärtigen bundesstaatlichen Ordnung des Grundgesetzes erfordert, sondern lediglich eine Beseitigung ihrer Mängel, mit oder ohne Verfassungsänderung. Aus diesem Grunde beteiligt sich die Bundesregierung an den Arbeiten der vom Bundestag eingesetzten Enquete-Kommission für Fragen der Verfassungsreform, deren Auftrag dahin geht, zu prüfen, „ob und inwieweit das Grundgesetz — unter Wahrung seiner Grundprinzipien — den gegenwärtigen und voraussehbaren zukünftigen Erfordernissen angepaßt werden muß". Die Unterkommission I (Bund und Länder) dieser Kommission befaßt sich speziell mit den Grundsatzfragen des Verhältnisses von Bund und Ländern, insbesondere: — Neuverteilung der Gesetzgebungskompetenzen zwischen Bund und Ländern; — Neuordnung der bundesstaatlichen Finanzverfassung; — Beteiligung der Länder an der gesamtstaatlichen Planung sowie — Stellung des Bundesrates. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 3605* Die Bundesregierung hält es nicht für zweckmäßig, den Beratungen der Enquete-Kommission vorzugreifen; sie fördert sie aber durch entsprechende Beiträge. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf vom 25. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Löffler (SPD) (Drucksache 7/1122 Fragen A 31 und 32) : Welche beiden Staaten der EWG haben für 1971 und 1972 die Betrugsfälle zu Lasten des EG-Agrarfonds der Kommission nicht gemeldet? Was wird die Bundesregierung in Brüssel unternehmen, damit diese beiden Länder ihre Verpflichtung zur Meldung von Betrugsfällen einhalten? Nach Angaben der Dienststellen der Kommission in Brüssel haben nunmehr alle Mitgliedstaaten für den in Betracht kommenden Zeitraum ihre nach der Verordnung Nr. 283/72 des Rates vorgeschriebenen vierteljährlichen Meldungen über Unregelmäßigkeiten erstellt und der EG-Kommission übersandt. Damit sind auch die beiden bisher säumigen Mitgliedstaaten jetzt ihrer Meldepflicht nachgekommen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf vom 25. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen ides Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Fragen A 40 und 41): Teilt die Bundesregierung die Meinung des Vizepräsidenten der EG-Kommission, Wilhelm Haferkamp, daß für das Anhalten höherer Inflationsraten vor allem auch das „Verschwinden des Bremseffekts der früheren Stabilitätsinseln USA, Bundesrepublik Deutschland und Schweiz auf die internationale Ausbreitung der Inflation" ursächlich ist? Wie beurteilt die Bundesregierung die heftige Kritik des Bundesvorstands des DGB an den Stabilitätsmaßnahmen von Bundesregierung und Bundesbank, wonach das Stabilitätsprogramm und insbesondere die harte Geld- und Kreditpolitik einzelne Branchen mit unterschiedlichem Gewicht träfen, von der Hochzinspolitik und der Kreditverknappung insbesondere die Klein-und Mittelbetriebe in Mitleidenschaft gezogen würden, die Großunternehmen und die multinationalen Konzerne dagegen die restriktive Geldpolitik teilweise umgehen könnten, wodurch die Konzentrationstendenzen gefördert würden? Zu Frage A 40: Bei der von Ihnen idem Vizepräsidenten der EG-Kommission zugeschriebenen Äußerung handelt es sich um eine aus dem Zusammenhang gelöste, bruchstückartige Wiedergabe einer gemeinsamen längeren Antwort des Rats der EG und der EG-Kommission auf eine mündliche Anfrage von Herrn Lücker, die dieser im Namen der christlich-demokratischen Fraktion ides Europäischen Parlaments gestellt hatte. Die Antwort war von Herrn Haferkamp als Vertreter der Kommission vor dem Europäischen Parlament vorgetragen worden. In dieser Antwort wurde nicht behauptet, daß für das Anhalten höherer Inflationsraten allein das Verschwinden des Bremseffektes dieser sogenannten Stabilitätsinseln ursächlich sei. Er hatte viel- mehr davon gesprochen, daß es noch verfrüht sei, vorbehaltlos mit einer ausgewogenen mittelfristigen Entwicklung zu rechnen. Er verwies in diesem Zusammenhang u. a. auf zwei Gefahren, die nach seiner Meinung genauer untersucht werden sollten. Eine dieser Gefahren sei das „Verschwinden des Bremseffektes auf die internationale Verbreitung der Inflation, der von den Stabilitätsinseln in der Vergangenheit ausging". Dieses Fehlen könne bewirken, daß der internationale Preistrend nicht mehr auf idie von 1952 bis 1966 verzeichneten Sätze eingedämmt werden könne. Damit bestünde das Risiko eines Anhaltens höherer Inflationsraten. Als weitere Gefahr für eine ausgewogene mittelfristige Entwicklung nannte Herr Haferkamp, daß mittelfristig Anpassungsprozesse, die durch weitverbreitete und mitunter beträchtliche Wechselkursänderungen ausgelöst werden, nicht genau bekannt seien. Diesen von Herrn Haferkamp bei der Beantwortung der erwähnten Anfrage selbst noch eine Reihe von Bestimmungsfaktoren des inflationären Trend genannt wie, um nur einen zu nennen, z. B. die Entwicklung des Geldvolumens. In der Bundesrepublik haben wir bekanntlich schon vor einiger Zeit energische Maßnahmen ergriffen, um die Expansion des Geldvolumens unter Kontrolle zu bringen. Der Erfolg dieser Maßnahmen zeigt sich an der deutlichen Verknappung der Liquidität. Zu Frage A 41: Die Bundesregierung hat Verständnis dafür, daß der DGB-Bundesvorstand aus seiner Sorge für die Arbeitsplätze den Wunsch nach gezielten Maßnahmen und kreditpolitischen Erleichterungen zugunsten einzelner Wirtschaftsbereiche ausdrückt. Sie übersieht auch nicht, daß in einzelnen Wirtschaftsbereichen oder Regionen die Entspannungen weiter fortgeschritten ist als in anderen Bereichen. In dieser unterschiedlichen Entwicklung treten jedoch teilweise auch strukturelle Schwächen bestimmter Bereiche wieder deutlicher zutage. Es wäre nicht richtig, zum gegenwärtigen Zeitpunkt, in dem gesamtwirtschaftlich die konjunkturelle Entwicklung ein Abrücken von der Stabilitätspolitik der Bundesregierung und der Bundesbank noch nicht rechtfertigt mit Hilfe konjunkturpolitischer Erleichterungen diese Strukturprobleme zu überdecken. Der Zeitpunkt für konjunkturpolitische Erleichterungen ist auch im Hinblick auf die Lage am Arbeitsmarkt noch nicht gekommen. Ich möchte an dieser Stelle wiederholen, was der Herr Bundesfinanzminister in seiner Haushaltsrede hierzu ausgeführt hat: Wir haben noch keinen Grund, den Restriktionskurs generell zu lockern. Denn noch haben wir Überbeschäftigung, dreimal soviel offene Stellen wie Arbeitslose. Aber wir beobachten die Indikatoren sorgfältig, und zwar auch die sehr differenzierte Entwicklung in einzelnen Branchen und Regionen. Sollten sich hier und dort zu weitgehende Einbrüche abzeichnen, so wird die Bundesregierung nicht zögern, gezielte 3606* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 Hilfen zu geben. Wir wollen nicht, daß einzelne Branchen oder einzelne Orte einen unzumutbaren Preis zahlen müssen. Die Bundesregierung hat diesem sorgfältig abgestimmten Programm seinerzeit das Ziel gegeben, den Preisauftrieb zu dämpfen. Aber es ist nicht unser Ziel, die Vollbeschäftigung in Gefahr zu bringen. Was die Auswirkungen der Kreditpolitik auf Unternehmen unterschiedlicher Größe angeht, so kann nicht davon ausgegangen werden, daß kleinere und mittlere Unternehmen generell stärker betroffen werden als große und multinationale Unternehmen. Vieles hängt hier auch von der Weitsicht ab, mit der sich die Unternehmen auf ein verändertes Konjunkturklima eingestellt und mit der sie ihre Liquiditätsplanung betrieben haben. Im Rahmen der Kapitalverkehrskontrollen sind Unternehmen oder Betriebsstätten, die eng mit ausländischen Mutter- oder Tochtergesellschaften verbunden sind, inländischen Unternehmen grundsätzlich gleichgestellt. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Abelein (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 42) : Beabsichtigt die Bundesregierung, direkte Einflußmöglichkeiten auf die Haushalte von Ländern und Gemeinden zu erlangen, und wenn ja, auf welche Art und Weise? Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, für den Bund stärkeren Einfluß auf die Haushalte von Ländern und Gemeinden zu beanspruchen, als es das Grundgesetz vorsieht. Von Sprechern der CDU/CSU sind allerdings in letzter Zeit immer wieder Vorschläge gemacht wordern, deren Realisierung eine Änderung des Art. 109 Abs. 1 des Grundgesetzes zur Voraussetzung haben würde, wonach Bund und Länder in ihrer Haushaltswirtschaft selbständig und voneinander unabhängig sind. So wurde während der 2. und 3. Lesung des Bundeshaushalts 1973 von Sprechern der Opposition eine Erweiterung der Zuständigkeiten des Finanzplanungsrats verlangt, um eine bessere Koordination in der Finanzwirtschaft zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zu erreichen. Außerdem haben Sprecher der Opposition die Aufstellung einer — irreführend als „Nationalbudget" bezeichneten — gemeinsamen Finanzplanung von Bund, Ländern und Gemeinden mit einheitlichen Prioritäten gefordert. Der Bundesminister der Finanzen hat bereits anläßlich der 3. Lesung des Bundeshaushalts darauf aufmerksam gemacht, daß diese Vorschläge eine Grundgesetzänderung voraussetzen würden. Es ist erstaunlich, wenn jetzt von Sprechern der Opposition --- wie erst jüngst von dem Abgeordneten Windelen auf einer Veranstaltung der kommunalpolitischen Vereinigung der CDU in Nordrhein-Westfalen — in der Öffentlichkeit der Eindruck zu erwecken versucht wird, der Bundesminister der Finanzen hätte für den Bund direkte Einwirkungsmöglichkeiten auf die Gestaltung der Haushalte von Ländern und Gemeinden gefordert. Der tatsächliche Ablauf der öffentlichen Diskussion zeigt, daß die Opposition ständig den Bund für die Finanz- und Konjunkturpolitik aller öffentlichen Körperschaften verantwortlich gemacht hat. Die Opposition hat dem Bund dabei eine Führungsrolle zugeschrieben, für die es in unserem föderativen Bundesstaat keine verfassungsrechtlichen Zuständigkeiten gibt. Nicht Forderungen des Bundes, sondern Vorstellungen innerhalb der Oppositionsfraktion sind es, die die verfassungsmäßigen Grenzen des Art. 109 GG in Frage stellen. Im übrigen wäre die Frage einer möglichen Einflußnahme auf die Gemeindehaushalte nicht eine Sache des Bundes, sondern der Länder. Da der Vorschlag eines sog. „Nationalbudgets" von Herrn Ministerpräsidenten Dr. Filbinger in die Diskussion eingeführt worden ist, konkrete Ausgestaltungsmöglichkeiten dazu hier allerdings nicht bekannt sind, kann sich die Bundesregierung zu diesem Vorschlag nicht äußern. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Möllemann (FDP) (Drucksache 7/1122 Frage A 59) : ist der Bundesregierung bekannt, daß eine „Stiftung für die ( Alterssicherung älterer Selbständiger, Stiftung des öffentlichen Rechts" auf Grund des Artikels 3 des Rentenreformgesetzes vom 16. Oktober 1972 (BGBl. I S. 1965) zwar ins Leben gerufen wurde, aber mangels verfügbaren Kapitals nicht aktiv werden kann, und was gedenkt die Bundesregierung gegen diesen unerfreulichen Tatbestand zu unternehmen? Ich darf zunächst auf die umfassende Antwort der Bundesregierung (Bundestags-Drucksache 7/460 vom 11. April 1973) auf die Kleine Anfrage von Abgeordneten der CDU/CSU zur Situation der Stiftung für die Alterssicherung älterer Selbständiger hinweisen. Auch in der Zwischenzeit sind der Stiftung noch keine Mittel zugeflossen. Der Vorstand der Stiftung hat vor kurzem mit Vertretern der Spitzenverbände der Wirtschaft und der Selbständigen eine Besprechung geführt, um Möglichkeiten für eine Finanzierung zu finden. Die Bundesregierung begrüßt diese Bestrebungen, weil nach ihrer Auffassung der Zielsetzung des Gesetzes entsprochen wird, wenn sich die Selbständigen untereinander für die Mittelaufbringung verantwortlich fühlen. Da die Stiftung frühestens nach Ablauf der Antragsfrist, also Ende April 1974, Leistungen erbringen kann, bleibt abzuwarten, ob der Stiftung bis dahin Mittel zur Verfügung stehen. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde vom 25. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwencke (SPD) (Drucksache 7/1122 Fragen A 60 und 61) : Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 3607' Beabsichtigt die Bundesregierung, im Zuge ihrer längerfristigen agrarsozialen Gesetzgebung, die berufsständische Unfallversicherung für Landwirte in eine allgemeine, für alle, auch privaten, Unfälle zu erweitern? Wenn ja, wann ist mit der Erweiterung zu rechnen, und wie hoch werden die mutmaßlichen Kosten für den jeweiligen Landwirt sein? Der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung umfaßt die Arbeitswelt und andere begrenzte Bereiche. In der landwirtschaftlichen Unfallversicherung besteht Versicherungsschutz auch für Haushaltungen, soweit sie dem landwirtschaftlichen Unternehmen wesentlich dienen, also als Teil von ihm anzusehen sind. Ob und wie der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung weiter ausgedehnt werden kann, ist zur Zeit Gegenstand eingehender Prüfungen. Es könnte z. B. an eine gesetzliche Ermächtigung der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften gedacht werden, durch Satzung einen solchen zusätzlichen Versicherungsschutz vorzusehen. Die Kosten einer möglichen Neuregelung hängen von den Annahmen ab, die zugrunde gelegt werden. Hierzu können Aussagen erst gemacht werden, wenn die von mir genannten Prüfungen abgeschlossen sind. Anlage 13 Antwort des Pari. Staatssekretärs Rohde vom 23. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kater (SPD) (Drucksache 7/1122 Fragen A 62 und 63) : Kann die Bundesregierung für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland die Angaben in der von der EG-Kommission herausgegebenen Studienschrift 22/1972 (Reihe Sozialpolitik) bestätigen, wonach es nur Schätzungen der gesamtwirtschaftlichen Einkommenspyramide bei uns gibt? Was gedenkt die Bundesregierung zu veranlassen, um einwandfreie statistische Zahlen über die Einkommensentwicklung und Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten? Die Aussage in der Veröffentlichung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, in der Bundesrepublik habe die Verwendung der Ergebnisse einer vor kurzem durchgeführten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe erstmals eine Schätzung der gesamtwirtschaftlichen Einkommenspyramide für das Jahr 1962 geliefert, ist mißverständlich. Das Einkommen der privaten Haushalte kann nicht durch eine einzige Statistik, sondern nur durch Kombination von mehreren Primärerhebungen sowie ergänzenden Schätzungen dargestellt werden. Wie der Bericht der EWG-Kommission darlegt, ist dies nicht eine Eigenart der amtlichen deutschen Statistik, sondern gilt z. B. auch für die Statistik in Frankreich. Die EWG-Kommission ist davon unterrichtet worden, daß es zu den Zielen der amtlichen Statistik gehört, für allgemeine wirtschaftliche Untersuchungen eine Schichtung der gesamten Haushaltseinkommen anzustreben und diese — so weit wie möglich — in die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einzupassen. Zu Ihrer zweiten Frage möchte ich folgendes bemerken: Gegenwärtig arbeitet das Statistische Bundesamt an der gesonderten Darstellung des Vermögenseinkommens im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. In einem nächsten Schritt ist beabsichtigt, die Verteilung des gesamten Einkommens der privaten Haushalte auf die sozialen Haushaltsgruppen, getrennt nach den verschiedenen Einkommensarten (Einkommen aus selbständiger und nichtselbständiger Arbeit, Übertragungs- und Vermögenseinkommen), nachzuweisen. Für ausgewählte Jahre soll versucht werden, das verfügbare Einkommen der sozialen Haushaltsgruppen zu schichten. Wie aus einer Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen hervorgeht (Verhandlungen des Deutschen Bundestages vom 30. September 1971 S. 8037), bemüht sich die Bundesregierung, die Informationsquellen über die Vermögensverteilung zu verbessern und zu ergänzen. So sollen u. a. die Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe und der Vermögenssteuerstatistik zusammengefügt sowie die Erstellung einer Bilanzstatistik geprüft werden. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Meinike (Oberhausen) (SPD) (Drucksache 7/1122 Frage A 64) : Ist die Bundesregierung in der Lage, schon jetzt oder in Kürze mitzuteilen, zu welchem Zeitpunkt ausreichende Zivildienstplätze zur Verfügung stehen, um alle anerkannten Zivildienstleistenden auch tatsächlich einberufen zu können? In den letzten 31/2 Jahren wurde die Zahl der Zivildienstplätze von 4 000 auf 15 000 erhöht. Bis Ende 1973 werden 16 000, bis Ende 1974 voraussichtlich 20 000 Dienstplätze zur Verfügung stehen. Unter Berücksichtigung der derzeitigen Entwicklung der Zahl der Kriegsdienstverweigerer kann davon ausgegangen werden, daß diese Zivildienstplätze ausreichen werden, um alle einzuberufenden anerkannten Kriegsdienstverweigerer — d. h. alle Kriegsdienstverweigerer, die Zivildienstausnahmen nicht geltend machen können — zum Zivildienst heranzuziehen. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Holtz (SPD) (Drucksache 7/1122 Frage A 66) : Beabsichtigt die Bundesregierung, das Gesetz über die unentgeltliche Beförderung von Kriegs- und Wehrdienstgeschädigten sowie von anderen Behinderten im Nahverkehr dahin gehend zu ändern, daß durch eine räumliche Ausweitung des Nahverkehrsbereichs die jetzt bestehende Benachteiligung der in kreisangehörigen Orten wohnenden Bürger gegenüber Großstadtbewohnern beseitigt wird? Es ist vorgesehen, den Nahverkehrsbegriff anläßlich der Änderung des Gesetzes über die unentgeltliche Beförderung von Kriegs- und Wehrdienst- 3608* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 beschädigten sowie von anderen Behinderten im Nahverkehr so zu erweitern, daß auch der genehmigte Linienverkehr mit Kraftfahrzeugen in ländlichen Gebieten einbezogen wird. Damit können künftig auch die auf dem Lande wohnenden Schwerbehinderten, die zur Freifahrt im Nahverkehr berechtigt sind, die in ihrem Wohnbereich verkehrenden Omnibuslinien unentgeltlich benutzen. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal vom 25. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Zebisch (SPD) (Drucksache 7/1122 Fragen A 69 und 70) : Wie weit sind die Bemühungen der Bundesregierung zur Einbeziehung osteuropäischer Länder in die europäischen Jugendaustauschprogramme gediehen? Treffen die Meldungen im „Spiegel" vom 15. Oktober 1973 zu, wonach der Austausch von Jugendlichen im Rahmen des deutschfranzösischen Jugendwerks von 300 000 Jugendlichen im Jahr 1965 auf 150 000 Jugendliche im Jahr 1973 zurückging, und welche Gründe sind nach Auffassung der Bundesregierung für diese Entwicklung bestimmend? Zu Frage A 69: Der Jugendaustausch mit osteuropäischen Ländern hat in den letzten Jahren erfreulich zugenommen, wenngleich auch die Gegenseitigkeit noch nicht voll erreicht ist. Die Bundesregierung hat mit Jugoslawien und Rumänien bilaterale Absprachen zur Intensivierung des Jugendaustauschs getroffen und bereitet solche Absprachen mit Polen und der Sowjetunion vor. Das seit Anfang 1973 bestehende Europäische Jugendwerk fördert auch europäische Jugendprogramme, an denen Jugendliche aus osteuropäischen Ländern in begrenztem Umfang teilnehmen. Auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hat sich die Bundesregierung dafür eingesetzt, daß im Rahmen der Erörterung menschlicher Kontakte auch der Jugendaustausch zwischen Ost und West zur Sprache kommt. Zu Frage A 70: Es trifft zu, daß die Anzahl der vom deutsch-französischen Jugendwerk geförderten Jugendlichen seit 1965 von 300 400 auf 178 000 im Jahre 1972 sukzessiv zurückgegangen ist. 1973 werden es voraussichtlich 150 000 sein. Für den Rückgang sind drei Gründe maßgeblich: 1. Eine gewisse Verminderung des französischen Regierungsbeitrages von 25 Mio. FF auf 23 612 500 FF. 2. Eine durch die wiederholte Aufwertung der DM und die Franc-Abwertung bedingte Verringerung des deutschen Regierungsbeitrages. Der französische und der deutsche Beitrag müssen nach dem Abkommen über das deutsch-französische Jugendwerk in gleichen Teilen geleistet werden. Die wiederholten Versuche der Bundesregierung, die Beiträge zu erhöhen, scheiterten, da die französische Regierung sich bislang hierzu außerstande sah. 3. Wesentlich bedeutsamer aber für die Veränderung der Teilnehmerzahl ist die gewollte Verlagerung der Förderungsschwerpunkte von den großen Breitenprogrammen, bei denen mit geringeren Mitteln mehr Teilnehmer erreicht wurden, zu Programmen mit besonders qualitativen Anforderungen, wie z. B. Modellprogramme für junge Arbeitnehmer mit Sprachkursen, Ausbildungskurse für Mitarbeiter der Jugendarbeit, langfristige Programme für Führungskräfte in verschiedenen Bereichen der Jugendarbeit. Die längere Dauer, die Kosten für mehr und qualifizierte Referenten, die technischen Kosten solcher qualifizierter Programme bewirken höhere Förderungsmittel je Teilnehmer. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 71) : Wie hoch sind die jährlichen Kosten der Trichinenbeschau, und in welchen europäischen Ländern findet eine Trichinenbeschau, die der in der Bundesrepublik Deutschland vergleichbar ist, statt? Für die Durchführung der Trichinenschau werden in der Bundesrepublik Deutschland jährlich Gebühren (Kosten und Auslagen) in Höhe von etwa 81 Mio. DM erhoben. Bei der Bemessung der Gebühren wird von dem Grundsatz ausgegangen, daß durch die Gebühreneinnahmen die entstehenden Untersuchungskosten gedeckt werden. Eine genaue Angabe ist nichtmöglich, da diese Kosten bei Schlachtungen im Inland von den zuständigen Landesbehörden in unterschiedlicher Höhe festgesetzt werden. Auch 'bei der Einfuhr werden im Rahmen der Auslandsfleischbeschau unterschiedliche Gebühren erhaben, je nachdem es sich um ganze Schweine oder Teilstücke handelt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, daß für je Kilogramm Schweinefleisch nur Kosten in Höhe von etwa 0,03 DM anfallen. Eine der in der Bundesrepublik Deutschland vergleichbare Trichinenschau findet in der Deutschen Demokratischen Republik und in den Ostblockstaaten statt. In Dänemark werden nur Schweine mit einem Schlachtgewicht über 100 kg untersucht. Von Italien ist lediglich bekannt, daß Schweine auf Trichinen untersucht werden. Mehrfache Anfragen nach Einzelheiten der einschlägigen Vorschriften wurden nicht beantwortet. In den anderen europäischen Staaten werden nur stichprobenweise Untersuchungen durchgeführt. Damit findet in den westeuropäischen Staaten eine Trichinenschau, die der deutschen vergleichbar ist: nicht statt. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 3609* Die gesundheitspolitische Bedeutung der Untersuchung auf Trichinen liegt darin, daß durch ein Inverkehrbringen des Fleisches von einem einzigen mit Trichinen befallenen Schwein 500 Menschen, möglicherweise auch mehr, an Trichinose erkranken können. In Anbetracht dieses Risikos hält es daher die Bundesregierung für erforderlich, die geltenden Vorschriften über die Durchführung der Trichinenschau beizubehalten. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal vom 25. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Stahl (Kempen) (SPD) (Drucksache 7/1122 Fragen A 72 und 73) : Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um die in der ZDF-Sendung Gesundheitsmagazin Praxis am 1. Oktober 1973 dargestellten Zustände, sehr schlechte sanitäre Einrichtungen, Belegung von Großraumschlafsälen in psychiatrischen Kliniken, abzuändern? Ist die Bundesregierung nicht auch meiner Ansicht, daß in derartigen dort dargestellten Kliniken eine dem Krankheitszustand der dort weilenden Patienten entsprechend notwendige Rehabilitation nicht stattfinden kann, und man die Träger verpflichten sollte, schnellstens menschenwürdigere, dem Stand der heutigen Medizin entsprechende Verhältnisse zu schaffen? Zu Frage A 72: Der Bundesregierung sind die in der ZDF-Sendung Gesundheitsmagazin-Praxis am 1. 10. 1973 dargestellten Zustände bekannt. Aufgrund des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 23. Juni 1971 zu Drucksache VI/2322 hat die Bundesregierung eine Sachverständigenkommission zur Erarbeitung der Enquete über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland berufen. Diese Kommission hat einen Zwischenbericht erstellt, der von ,der Bundesregierung dem Deutschen Bundestag zugeleitet worden ist. In ihrer Stellungnahme zum Zwischenbericht erklärt die Bundesregierung, ,daß sie auf Länderebene die Aufstellung von Sofortprogrammen für vordringlich hält. Dabei weist sie besonders auf die Festlegung von Schwerpunkten und Prioritäten sowie die Regelung der Finanzierung hin. Zu Frage A 73: Die Bundesregierung ist der Meinung, daß in Kliniken, in denen die Befriedigung humaner Grundbedürfnisse nicht gewährleistet ist, keine erfolgversprechende Rehabilitation möglich ist. Die Bundesregierung hält den Vorschlag der im Zwischenbericht genannten Sofortprogramme und Maßnahmen für äußerst dringlich. Die Bundesregierung ist aber aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht in der Lage, die Träger zu verpflichten, dem Zustand der heutigen Medizin entsprechende Verhältnisse zu schaffen. Hierfür sind die Länder zuständig. Die Bundesregierung ist jedoch der Überzeugung, daß die Länder ebenfalls bestrebt sind, die Verhältnisse in den stationären psychiatrischen Einrichtungen so schnell wie möglich zu bessern; entsprechende Maßnahmen sind bereits in unterschiedlichem Umfang eingeleitet worden. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff vom 24. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schweitzer (SPD) (Drucksache 7/1122 Frage A 78) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Aussichten von Verhandlungen mit der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über eine vertraglich fixierte Zusammenarbeit auf den Gebieten der Wissenschaft, Technik und Kultur gemäß Zusatzprotokoll zum Artikel 7 des „Vertrags über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik", Ziffer 2 und Ziffer 7? Die Bundesregierung rechnet mit der baldigen Aufnahme von Verhandlungen mit der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik über eine Zusammenarbeit auf den Gebieten der Wissenschaft und Technik sowie der Kultur. Die Bundesregierung hofft, durch den Abschluß von Verträgen gemäß Zusatzprotokoll zum Artikel 7 des „Vertrages über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik" Ziff. 2 und Ziff. 7 die Zusammenarbeit in diesen Bereichen zum beiderseitigen Nutzen zu entwickeln. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache 7/1122 Frage A 80) : Wie steht die Bundesregierung zu von Postbehörden örtlich getroffenen Maßnahmen, daß das Leerungspersonal an den Briefkästen nicht mehr mit einem Spezialschlüssel den nächsten Leerungstermin einstellen muß mit der Folge, daß auf den Briefkästen die nächste Leerungszeit nicht mehr angezeigt wird? Die Deutsche Bundespost hat bereits vor einem Jahr bei der Einführung neuer Briefkästen in Berlin und Osnabrück unter Beibehaltung der Anzeige der einzelnen Leerungszeiten auf die zusätzliche Angabe — Nächste Leerung — verzichtet. Durch den Wegfall des dafür erforderlichen Mechanismus konnten Anschaffungs-, Bedienungs- und Instandhaltungskosten eingespart werden. Die Bevölkerung beider Städte hat für diese Maßnahme Verständnis gezeigt. In Kenntnis dieses Sachverhalts hat eine Dienststelle in der Außenverwaltung der Deutschen Bundespost kurzfristig angeordnet, daß vom 10. 10. 1973 an auch im Leerungsbereich des Postamts Frankfurt am Main 2 auf den Briefkästen die „Nächste Leerung" nicht mehr angezeigt wird. Maßgebend für diese Anordnung war die äußerst schwierige personelle Situation im dortigen Kastenleerungsdienst, in dem überwiegend ausländische Kräfte aus insgesamt acht verschiedenen Nationen beschäftigt sind. Diesen Kräften bereitet die richtige Einstellung der „Nächsten Leerung" erhebliche Schwierigkeiten. Unter Berücksichtigung der schwierigen Verhältnisse hat ,der Bundesminister für das Post-und Fernmeldewesen die Anordnung nachträglich gebilligt. 3610* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 Bei der angespannten Finanzlage der Deutschen Bundespost erscheint der generelle Verzicht auf die besondere Anzeige der „Nächsten Leerung" durchaus als ein vertretbares Mittel, die Kasten für die Kastenleerung zu senken. Es entfallen dann nämlich nicht nur die Bedienungs- und Instandhaltungskosten, sondern bei neuen Briefkästen auch die Anschaffungskosten für den Mechanismus. Die Beförderung und Zustellung der Briefe wird dadurch nicht beeinträchtigt. Alle Leerungszeiten für jeden Briefkasten sind ohnehin auf dem Leerungsanzeiger angegeben. Kein Briefkasten darf vor der angegebenen Zeit geleert werden. Der Bürger kann sich daher auch weiterhin nach den angegebenen Leerungszeiten richten; er kann lediglich nicht mehr feststellen, ob die Leerung bereits erfolgt ist, wenn er nach dem angegebenen Zeitpunkt zum Briefkasten kommt. Sollte der Wegfall der besonderen Anzeige der „Nächsten Leerung" auf weitere Leerungsbereiche ausgedehnt werden, so wird die Bevölkerung in jedem Fall rechtzeitig darüber informiert werden. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ravens vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Schleicher (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 94) : Aus welchen Gründen hat der Bundeskanzler sich bei der Reform des § 218 für die Fristenlösung entschieden? Die Bundesregierung betrachtet es nicht als ihre Aufgabe, Auskunft darüber zu geben, welche Stellung Mitglieder der Bundesregierung in ihrer Eigenschaft als Abgeordnete des Deutschen Bundestages zu bestimmten Sachfragen beziehen und welche Motivation sie hierbei leitet. Im übrigen geht Ihre Frage erkennbar an allgemein bekannten Tatsachen vorbei. Der Bundeskanzler hat erst kürzlich, in einem am 30. September 1973 im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt veröffentlichten Interview, zur Reform des § 218 StGB erklärt: Ich will mich sehr bewußt nicht auf das eine oder andere Reformmodell zu diesem Zeitpunkt öffentlich festlegen. Davon könnte eine Signalwirkung ausgehen, die ich nicht wünsche. Ich habe stets gesagt, daß die Reform des § 218 Sache der Gewissensentscheidung der einzelnen Abgeordneten ist und bleiben muß. An dieser Auffassung hat sich nichts geändert Anlage 22 Antwort des Staatssekretärs Freiherr von Wechmar vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Hoffie (FDP) (Drucksache 7/1122 Frage A 95) : Was kann ich Teilnehmern verschiedener Besuchergruppen antworten, die auf Einladung des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung nach Bonn gekommen waren und denen durch das Ausfüllen von Fragebogen die Übersendung von Informationsmaterial in Aussicht gestellt wurde, das später jedoch nicht zugestellt wurde? Das Presse- und Informationsamt hat sich 1971 entschlossen, dem wachsenden Informationsbedürfnis von Teilnehmern an Informationstagungen dadurch Rechnung zu tragen, daß es den Teilnehmern, die einen Adressenbogen ausfüllten, eine Zusendung von Informationsmaterial in Aussicht stellte. Wie Sie wissen, sind neue Maßnahmen in der Regel mit gewissen Anlaufschwierigkeiten verbunden. Da der Haushalt 1972 nicht rechtzeitig verabschiedet werden konnte, war auch die Produktionsplanung für Informationsmaterial beeinträchtigt. Die große Nachfrage nach Broschüren über die Ost- und Deutschlandpolitik, die erhebliche Haushaltsmittel beanspruchte, verhinderte außerdem ein für die Besucherwünsche notwendiges breit gefächertes Broschüren- und Faltblattangebot. Auch die vorzeitige Beendigung der Legislaturperiode im Spätjahr 1972 ließ eine langfristige Produktionsplanung nicht zu. Vor der Konzipierung von Informationsmaterial im Jahre 1973 mußten schließlich ,die Regierungserklärung und die Schwerpunkte der Regierungsarbeit abgewartet werden. Diese Hemmnisse sind jetzt überwunden. Das Presse- und Informationsamt verfügt zur Zeit über ausreichendes Informationsmaterial, das auch nach Sachbereichen breit gefächert ist. Die Besucher haben in diesem Jahr bereits Informationsmaterial erhalten. Diese Bedienung mit Broschüren und Faltblättern wird auch im weiteren Verlauf des Jahres fortgesetzt. Möglicherweise machen sich manche Besucher auch übertriebene Vorstellungen vom Umfang der Broschürenproduktion des Presse- und Informationsamtes. Alle Besucher des Amtes erhalten schon während ihres Bonn-Aufenthalts Publikationen, die vorrätig sind und die sie wünschen. Es kann daher einige Zeit vergehen, bis ihnen darüber hinaus weitere Publikationen, vor allem zu besonderen Sachgebieten, zugesandt werden. Abschließend darf ich Ihnen, Herr Abgeordneter, versichern, 'daß sich mein Amt nach wie vor bemüht, die Wünsche der Besucher im Rahmen des Möglichen zu erfüllen. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch vom 25. Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Engelsberger (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 96) : Trifft es zu, daß die sowjetische Regierung Druck auf die Bundesregierung ausgeübt hat, keinen Westberliner Abgeordneten in die deutsche UNO-Delegation aufzunehmen, und wenn ja, wie ist von Bundesminister Bahr darauf reagiert worden? Die sowjetische Regierung hat sich gegenüber der Bundesregierung in keiner Weise zur Frage der Zusammensetzung der Delegation der Bundesrepublik Deutschland zur UN-Generalversammlung geäußert. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 61. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. Oktober 1973 3611* Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch vom 25. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Mertes (Gerolstein) (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Fragen A 97 und 98): Geht aus den Genfer Erklärungen der Vertreter der Sowjetunion und ihrer Verbündeten von 1965 bis 1966, die der dann unabänderlich gebliebenen sowjetisch-amerikanischen Einigung vom Spätherbst 1966 über die Artikel I und II des Atomwaffensperrvertrages vorausgingen, hervor, daß die Interpretation des Verbots jeder Art der Verbreitung von direkter und indirekter Verfügungsgewalt (control) über Kernwaffen für die Sowjetunion die politische Substanz des Atomwaffensperrvertrages darstellt, und wie lautet diese Interpretation nach amerikanischer bzw. nach sowjetischer Auffassung? Welche denkbaren Vorstufen und Stufen einer künftigen politischen und/oder verteidigungspolitischen Union aller oder einzelner Staaten der Europäischen Gemeinschaft dürfen nach Inkrafttreten des Atomwaffensperrvertrags nach amerikanischer bzw. nach sowjetischer Auffassung in keiner Weise mit Kernwaffen ausgerüstet sein, wenn unter den Beteiligten auch Nichtkernwaffenstaaten sind? Zu Frage A 97: Die Bundesregierung ist nicht berufen, die Auffassung der Vereinigten Staaten von Amerika und die Auffassung der Sowjetunion zu Art. I und II des NV-Vertrages authentisch zu interpretieren. Die Auslegung des Begriffs „Verfügungsgewalt" (control) hat aber sowohl für die Vereinigten Staaten von Amerika als auch für die Sowjetunion von Beginn der Verhandlungen an die politische Substanz des NV-Vertrages dargestellt. Zu Frage A 98: Die amerikanische Regierung hat durch ihren damaligen Außenminister Rusk in dessen Erklärung vor dem Senat am 10. Juli 1968 klargestellt, daß der Vertrag der Weitergabe von Kernwaffen, auch an ein „multilaterales Gebilde", dann entgegenstehen würde, wenn es sich nicht um die Rechtsnachfolge eines föderierten (europäischen) Staates in den Nuklearstatus „eines seiner schon vorher vorhandenen Bestandteile" handelt. Eine solche Rechtsnachfolge liege dann vor, wenn dieser föderierte (europäische) Staat „die Kontrolle über alle Aufgaben im Bereich seiner Sicherheit ausübe, einschließlich der Verteidigung und aller die äußere Sicherheit betreffenden außenpolitischen Angelegenheiten". Indessen brauche er „nicht so zentralisiert zu sein, daß er sämtliche Regierungsaufgaben übernähme". Diese Interpretation wurde der sowjetischen Seite bereits 1967 von den Amerikanern anläßlich der Verhandlungen über den Nichtverbreitungsvertrag offiziell bekanntgegeben. Ein Widerspruch erfolgte nicht. Eine eigene Erklärung zu dieser Frage hat die UdSSR nicht abgegeben. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch vom 24, Oktober 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) (Drucksache 7/1122 Frage A 101) : In welchen Hauptstädten hat die Bundesregierung „Neben-Botschaften" errichtet, oder plant sie ähnliche Einrichtungen, wie sie in Washington mit einem Büro des Bundeskanzleramts bereits bestehen sollen? Die Bundesregierung unterhält in keiner Hauptstadt neben der zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts gehörenden offiziellen Vertretung eine „Nebenvertretung" und hat auch keine in diese Richtung zielenden Pläne. Das Bundeskanzleramt hat in Washington kein eigenes Büro. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch vom 14. Oktober 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Ahlers (SPD) (Drucksache 7/1122 Fragen A 104 und 105) : Trifft der Bericht von David Binder in der International Herald Tribune vom Freitag, dem 5. Oktober 1973, zu, daß der Chef der Europa-Abteilung im amerikanischen Außenministerium, Stoessel, die Botschafter der Länder der Europäischen Gemeinschaft, darunter auch den deutschen Botschafter in Washington, zu sich gebeten und sie wegen der Veröffentlichung gewisser Einzelheiten über die Verhandlungen des neuen amerikanischen Außenministers mit den europäischen Regierungen kritisiert und ermahnt hat und dabei erklärt hat, dies sei keine Art, Verhandlungen zu führen, und wenn ja, was hält die Bundesregierung von dieser Art des State Department, die Regierungen anderer Staaten zu belehren? In welcher Weise wird die Bundesregierung auf diesen Vorgang reagieren? Es ist international nicht üblich, über vertrauliche Gespräche, die im Außenministerium eines anderen Landes geführt wurden, Auskunft zu erteilen. Ganz allgemein möchte ich folgendes zu Ihren Fragen sagen: Indiskretionen über vertraulich geführte internationale Gespräche kommen bedauerlicherweise gelegentlich vor. Es ist selbstverständlich, daß man im gemeinsamen Interesse unter befreundeten Regierungen über solch einen Fall spricht, um Indiskretionen entgegenzuwirken. Eine Belehrung hat es nicht gegeben. Somit besteht auch keine Notwendigkeit für die Bundesregierung, auf diesen Vorgang zu reagieren.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Fraktion der CDU/CSU hat mit Aufmerksamkeit und Erwartung der Rede des Bundesfinanzministers entgegengesehen. Das geschah um so mehr, als die Regierungserklärung vom Januar, wie damals ausgedrückt, nichts anderes erbrachte als einen Katalog guter Absichten, wohlformulierter Grundsätze, aber weder politische Entscheidungen noch die Wege zur Lösung



    Strauß
    bestehender Probleme; um so mehr auch deshalb, als der Bericht zur Lage der Nation in diesem Jahre sozusagen mangels Masse entfiel. Die Fraktion der CDU/CSU hat Verständnis für die besondere Lage des Bundesfinanzministers, der ,die Politik einer Regierung vertreten muß, die den Eindruck erweckt, selbst nicht zu wissen, was diese Politik ist. Deshalb war die Einbringungsrede enttäuschend. Die dem Bundesfinanzminister obliegende Aufgabe ist zum Teil mangelhaft, zum Teil ungenügend erfüllt worden.

    (Zuruf von der SPD: Herr Schulmeister!)

    — Ich heiße doch nicht Eppler.

    (Heiterkeit und Beifall 'bei ,der CDU/CSU.)

    Dabei beginnt das Ganze so schön: „ ... auf der Grundlage wirtschaftlicher Solidität die Politik der Stabilität und der Reformen zielstrebig fortzusetzen". Das könnte beinahe ein CDU-Wahlplakat sein, wenn man dahinter nicht die Absicht merkte, durch Aussprechen von tatsachenwidrigen Leerformeln sich selbst Mut zuzusprechen, um bei der Umwelt schwindendes Vertrauen zu erhalten. Die Sprache kann zwar das Bewußtsein ändern, weshalb sie von sozialistischen Kultusministern, ihren geistigen Vorbildern und Sendboten, in den Dienst der Gesellschaftsumformung gestellt wird; aber sie vermag im finanzwirtschaftlichen Bereich weder Tatsachen zu schaffen, die es nicht gibt, noch Tatsachen zu beseitigen, die unliebsam sind, oder Tatsachen zu ersetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Haushaltsrede bietet Erkenntnisse, die anerkennenswerte Ergebnisse eines wenn auch später in Gang gekommenen Lernprozesses sind.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Sie bietet auch Gemeinplätze und Selbstverständlichkeiten, die nicht einmal als Umschreibung zielstrebigen Handelns der Bundesregierung selbst bei größtem Wohlwollen — gewertet werden können. Sie bietet Halbwahrheiten, die bezeichnender Ausdruck eines gespannten Verhältnisses zwischen Bundesregierung und Wirklichkeit sind. Sie bietet auch Unrichtigkeiten, die als Zeugen der amtlichen Verlegenheit und der ständigen Suche nach Sündenböcken herhalten müssen. Sie bietet mehr Stoff in dem, was sie verschweigt und vermeidet, als in dem, was sie aussagt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es ist an sich unerfindlich, warum für den Haushalt 1974 und seine Einbringung abermals die gesetzlich vorgeschriebenen Fristen verletzt wurden. Aber das ist beispielhaft für eine Politik, bei der fast alle Einsichten und Entscheidungen entweder überhaupt nicht oder zu spät erfolgen. Zu spät hat die Regierung die Gefahr der Inflation erkannt. Zu spät hat sie den Kampf dagegen aufgenommen. Wir erinnern uns noch sehr wohl der regierungsseitigen Wutausbrüche, deren Zeugen wir auch in diesem Hause sein durften, wenn von seiten .der Opposition das Wort „Inflation" überhaupt in den Mund genommen wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Opposition wurde mehr oder minder offen der staatsfeindlichen Umtriebe und selbstverständlich der Majestätsbeleidigung bezichtigt.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Noch vor knapp zwei Jahren, als nach über zwei Jahrzehnten hoher Geldwertstabilität im Widerspruch zu allen regierungsamtlichen Versprechungen die Inflationsrate 5% überschritt, sagte der jetzt amtierende Finanzminister:
    Stabilität, Idas ist so ein Modewort. Die Besorgnis um die Stabilität bedrängt mich persönlich nicht so sehr wie andere.
    Am 28. Juli 1972 erklärte derselbe, nunmehr bereits Finanzminister des Bundes:
    Mir scheint, daß das deutsche Volk — zugespitzt — 5 % Preisanstieg eher vertragen kann als 5% Arbeitslosigkeit.

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Hört! Hört!)

    Damit ist dann fast immer die Unterstellung verbunden — so auch das letzte Mal am 4. Oktober in diesem Hause —, daß die Opposition sich mit der Absicht trage, den Preisanstieg auch unter Inkaufnahme einer verbreiterten Arbeitslosigkeit auf Null bringen zu wollen. Herr Schmidt weiß, daß diese Behauptung in den Bereich der Brunnenvergiftung gehört. Aber ,die Neigung, sich dieses Mittels zu bedienen, wächst mit der Notwendigkeit, eigenes Versagen, nämlich ,den Betrug am Sparer, vor der Öffentlichkeit als ,das geringere Übel auszuweisen

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und die Schuld dafür natürlich allen möglichen Sündenböcken aufzuladen, nur nicht ,der wie immer ach so unschuldigen Bundesregierung, die wieder einmal ,das unverdiente Opfer finsterer Gewalten, ausländischer Einflüsse und heimischer Komplotte geworden sei.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In der Zwischenzeit mußte der Bundesfinanzminister, bei dem der Lernprozeß häufig nach dem Examen beginnt, feststellen, daß die Alternative Vollbeschäftigung oder Inflation wirtschaftspolitischer Unsinn ist, daß man Inflation auch ohne Wachstum haben kann und daß die mit inflationärem Kostenanstieg Hand in Hand gehenden Ertragsminderungen sich in einer nachlassenden Investitionsneigung, verschärft durch die Hochzinspolitik der Bundesbank, zwansläufig auswirken und damit in einem mittel- bis langfristigen Prozeß die Vollbeschäftigung gefährden. Das heißt also, daß Inflation zu Arbeitslosigkeit führt, daß Inflation und Arbeitslosigkeit aber eine längere Strecke Weges dann nebeneinander hergehen können. Jetzt warnt der Finanzminister selbst vor den Gefahren überhöhter Lohnzugeständnisse und weist mit Nachdruck darauf hin, daß die Inflation auch die Arbeitsplätze in Gefahr bringen könne. Auch das Gemeinschaftsgutachten der Wirtschafts-Institute der letzten Tage weist mit verstärktem Nachdruck auf diese Gefahr hin.
    Immerhin hat sich der Herr Bundesfinanzminister im fernen Afrika am 25. September in Nairobi zu folgendem Geständnis bequemt:



    Strauß
    Inflation ist eine gefährliche, ansteckende Krankheit unserer Gesellschaft, die die bestmögliche Verwendung der Produktivkräfte beeinträchtigt und zu einer Vermögensverschiebung von den wirtschaftlich Schwächeren auf die wirtschaftlich Stärkeren führt.

    (Hört! Hört! bei der CDU/C/SU.)

    Am 14. Oktober 1973 in Hamburg hat der Bundesfinanzminister in Erwiderung auf die Kritik an dem Stabilitätsprogramm der Bundesregierung — ich zitiere wörtlich — gesagt:
    Noch nirgends auf der Welt haben Inflationen den kleinen Leuten genutzt. Deshalb ist Stabilitätspolitik die Politik zugunsten der Arbeitnehmer.

    (Abg. Leicht: Frühe Erkenntnisse!)

    Wir stimmen mit dem Herrn Bundesfinanzminister überein, wenn er Indexklauseln für automatische Lohnerhöhungen, wie Professor Giersch sie vorgeschlagen hat, sowie Preisstopp als Ersatz für Stabilitätspolitik ablehnt und vor einer Ausweitung der Inflationsmentalität als Folge solcher Maßnahmen warnt.
    Wäre die erste Regierung Brandt, statt in Freudentaumel über die Machtergreifung zu verfallen und längere Zeit in diesem Zustand zu verweilen,

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    bereit gewesen, mit der CDU/CSU das Bestehen einer Inflationsgefahr von Anfang an anzuerkennen und den Kampf gegen sie von vornherein aufzunehmen, wäre der Bundeskanzler mit beiden Füßen auf dem Boden geblieben, statt sich mit visionärer Miene zuerst über die Tatsachen und dann über die Mitmenschen zu erheben,

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    wäre unserem Volke, unserer Wirtschaft und dem so oft beschworenen kleinen Mann unsäglich vieles erspart geblieben; dafür wären ihm aber seine Spareinlagen erhalten geblieben. All das hätte aber bedeutet, mit der Opposition zusammenzuarbeiten, ihre Warnungen ernst zu nehmen und sich nicht erst dann mit ihr zu unterhalten, wenn man von ihr Abschirmung für unpopuläre Maßnahmen brauchte. Gerade das aber war einer Regierung unmöglich, deren allmählich in charismatische Höhen erhobener Titelrollenträger sich als den Sendboten einer neuen und als Propheten der einzig richtigen Politik darzubieten bemüht war.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Denn es liegt eine unerträgliche Anmaßung in der Rede des Bundeskanzlers vom 19. Oktober in Duisburg, wenn er behauptet, die von den Sozialdemokraten geführte Bundesregierung hätte Jahre der Erstarrung und der Stagnation beendet und diesen Staat und die Gesellschaft erst in Bewegung gebracht.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Jenninger: Die Preise!)

    — Ich danke für diesen Beifall; ich werde ihn gebührend interpretieren.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben das Ergebnis einer ungeheuren Aufbauleistung aller Schichten unseres Volkes übernommen. Sie wurde in einer Zeit des wahren Fortschritts, der echten Reformen und einer unter dem Zeichen des Erfolgszwangs stehenden Dynamik vollbracht. Sie wird heute wieder — und das nicht zuletzt durch Ihre Schuld — gefährdet, und zwar durch ideologische Richtungskämpfe, neomarxistische Reaktion, d. h. durch Rückfall in Irrtümer, die als längst überwunden hätten gelten können. Heute tauchen wieder die Schwarmgeister und Irrlichter an allen Ecken und Enden Ihrer Partei auf, die Sie gerufen haben, aber deren Sie offensichtlich nicht mehr Herr zu werden vermögen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie haben wohl Staat und Gesellschaft in Bewegung gebracht, d, h. in einen Reizzustand versetzt, in dem Hektik und Intoleranz gegenüber den Kritikern Ihrer Politik, aber nicht Durchsichtigkeit der Regierungsvorgänge, ein höheres Maß an Information für den Bürger und mehr Demokratie etwa zu verzeichnen sind.
    Die Regierung befindet sich in einer Lage, in der sie unter Druck von zwei Seiten steht, cl. h. nicht nur im Konflikt zwischen zwei verschiedenen Zielen, nämlich Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität, sondern auch in einem Konflikt, in dem sie einerseits ihre zu spät begonnene, in der Hauptsache der Bundesbank überlassene Stabilitätspolitik mit abenteuerlichen Hochzinssätzen fortsetzen muß, wenn sie das Übel der Inflation und damit die Zerstörung der Grundlagen unserer wirtschaftlichen Ordnung in überschaubaren Grenzen halten will -- von Wiederherstellung normaler Geldwertstabilität, wie wir sie 20 Jahre mit 2% Geldentwertung hatten, kann bei dieser Regierung ohnehin keine Rede sein —, andererseits aber schon wieder unter zunehmenden Druck gerät -- er reicht von den betroffenen Banken bis hin zu den Gewerkschaften; eine merkwürdige Allianz —, ihre Stabilitätspolitik teilweise oder ganz auf dem Plateau einer noch fast unvermindert hohen Inflationsrate rückgängig zu machen.
    Selbst der für Währungsfragen zuständige Staatssekretär des Bundesfinanzministers hat bereits vor den Gefahren einer zeitlich und sachlich überzogenen Kreditpolitik und Kreditverteuerung für die Vollbeschäftigung gewarnt. Das Berliner Institut für Wirtschaftsforschung — Präsident: MdB Arndt —spricht von einer Wanderung am Rande der Liquiditätskrise des Bankensystems, fordert einen neuen Stil in der Geldpolitik. Was heißt denn das?
    Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat am 16. Oktober 1973 die nach seiner Meinung zu global wirkenden Stabilitätsmaßnahmen von Bundesregierung und Bundesbank kritisiert und ausgeführt:
    Von der Hochzinspolitik und Kreditverknappung werden insbesondere die kleinen und mittleren Betriebe in Mitleidenschaft gezogen. Die Großunternehmen und die multinationalen Konzerne können dagegen die restriktive Geldpolitik teilweise umgehen.
    Diese Kritik, in der beim DGB sicherlich die Sorge
    um die Arbeitsplätze in den betroffenen Bereichen



    Strauß
    und Betrieben mitschwingt, ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Es gibt aber keinen Ausweg für die Bundesregierung. Das ist der Fluch der bösen Tat, daß man, weil zu spät und zu falsch angefangen, Stabilitätspolitik nicht zu Ende führen kann, ohne daß die Lebensfähigkeit vieler auch sonst gesunder Betriebe in Frage gestellt und die Vollbeschäftigung gefährdet wird. Will man die Schwindsucht der Inflation auskurieren, kommt man in die Gefahr einer ernsthaften Kreislaufschwäche. Bekämpft man frühzeitig die Kreislaufschwäche, geht die Schwindsucht weiter.
    Dabei werden wir die vollen Auswirkungen der konjunkturpolitischen Kurpfuscherei sozialdemokratischer Reformeuphorie und mangelnder internationaler Koordinierung, für die nicht allein die Bundesregierung verantwortlich gemacht werden kann

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    — auch das, Herr Wehner --, erst in vollem Ausmaße zu spüren bekommen, wenn lohnbedingter neuer Kostendruck bei abnehmenden Erträgen die strukturellen Fehlentwicklungen und Schwächen der deutschen Wirtschaft mehr oder minder schonungslos bloßlegen wird — in Wirklichkeit hätte die deutsche Wirtschaft eine ruhige stetige Entwicklung statt hektischer Beschleunigung und Bremsmanöver gebraucht — und wenn sich die geschwächte deutsche Wettbewerbsfähigkeit bei Abklingen der internationalen Hochkonjunktur und der weltweiten Inflationskräfte in unangenehmster Weise bemerkbar machen wird.
    Der Herr Bundesfinanzminister beklagt sich zwar über den hohen Exportüberschuß, der — trotz einer Verteuerung der D-Mark gegenüber dem Dollar um 400/o, dem Durchschnitt der Währungen unserer Konkurrenzländer um 23 %, ja, sogar gegenüber dem Yen um 12 % im Laufe der letzten vier Jahre — in diesem Jahre einen abenteuerlichen Spitzenrekord erreichen wird. Er weiß aber genauso gut wie wir, daß wir eine sehr hohen Handelsbilanzüberschuß brauchen.
    Aber genauso, wie es unzulässig ist, den Export als die Quelle nationalen Wohlstands anzubeten, genauso unerträglich ist es, wenn der Herr Bundesfinanzminister eine neue Exportdoktrin entwickelt, ob wir nämlich 21/2 Millionen Gastarbeiter brauchen, um 28 Milliarden Exportüberschuß zu erwirtschaften, oder daß mit unserem Exportüberschuß ein wesentlicher Teil des realen Zuwachses unseres Bruttosozialprodukts nicht den Bürgern unseres Landes, sondern den Bürgern anderer Länder zur Verfügung steht. Abgesehen von allem anderen möchte ich jedoch fragen, ob Herr Schmidt glaubt, den Markt so ändern zu können, daß ein großer Teil der in den Export gehenden Güter im Inland Absatz findet, oder angesichts der offenen Widersinnigkeit dieser Vorstellung, die Produktionskräfte so umbauen zu können, daß sie, statt für die Erzeugung von Ausfuhrgütern tätig zu sein, für die Hervorbringung von Gütern und Dienstleistungen ganz anderer Art auf dem Binnenmarkt verwendet werden können. Wer sich in diese Bereiche begibt, landet zum Schluß im Zwielicht theoretischer Vorstellungen oder verwaltungswirtschaftlicher Experimente. Beides ist an sich nicht der Stil des heutigen Bundesfinanzministers, wie ich ihm gerne bestätige.
    Aber wie steht es denn dann mit dem so gepriesenen Osthandel und der so gelobten Eröffnung der Markte im Osten? Wenn man sich diese Märkte obendrein unter Gewährung von besonders zinsverbilligten, günstigen Krediten erschließen will, d. h. also ohne Gegenleistung, ohne das Waren aus diesem Bereich als Ausgleich in die Bundesrepublik hineinströmen, dann gilt doch, daß hier wertvolle deutsche Erzeugnisse ins Ausland gehen, also dem deutschen Bürger verlorengehen, da nichts Gleichwertiges ins Inland einströmt, um so mehr, Herr Bundesfinanzminister.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Viel wichtiger aber ist etwas anderes: daß wir uns in absehbarer Zeit mit den Folgen struktureller Fehlentwicklungen im Innern und geschwundener Wettbewerbskraft nach außen werden auseinandersetzen müssen. Dann werden manchen die Augen übergehen, denen bisher die Lippen zur Bewunderung regierungsamtlicher Weisheit aufgegangen sind.
    Der Bundesminister der Finanzen sagte leichthin, daß die Zahl der Insolvenzen zunimmt, nicht nur in der Bauwirtschaft; es werde und müsse auch strukturelle Bereinigungen geben. Er sprach von der Notwendigkeit, von Opfern und Schmerzen. Es sagte früher schon einmal, einige Pleiten täten ganz gut. Sein Kollege Hans-Jochen Vogel sagte, das sei nur Wildwuchs, den man beschneiden müsse. Helmut Schmidt gab auch zu, das könne nicht ohne Folgen für die Beschäftigung in einzelnen Branchen und Regionen bleiben; viele Zusammenbrüche offenbarten die Unsolidität von Geschäftsführung und Finanzierung; die Kreditrestriktion führe zur Reinigung.
    Das veranlaßt mich doch zu einigen ironischen Bemerkungen.

    (Zuruf von der SPD: Endlich!)

    Es ist schon öfter aufgefallen, daß der Bundesfinanzminister eisenfresserische Züge hat. Daß er sich nun auch den deutschen Unternehmern als Dr. Eisenbart in Empfehlung bringt, ist zwar nicht umwerfend, aber trotzdem beachtenswert. Er glaubt wohl, nach dem Grundsatz handeln zu können „Ein G'sunder hält's aus".

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Will er hier einer Art biologischen Ausleseprozesses in der Wirtschaft das Wort reden?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nach Darwin!)

    Er macht sich die Sache wesentlich zu einfach. Sicherlich gibt es Unsolidität in Geschäftsführung und Finanzierung auch privater Unternehmungen; aber der Bundesfinanzminister sollte sich einmal die Frage stellen, wieweit unsolide Geschäftsführung und unsolide Finanzierung als Folge regierungsamtlicher Verheißungen von manchen Gutgläubigen — besonders auf dem Gebiete der Bauwirtschaft — riskiert wurden,

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)




    Strauß
    weil man den optimistischen Prognosen und beschwichtigenden Dementis der Regierung einfach Glauben schenkte. Es sind auch seriöse Firmen in Verlegenheit und unter Druck geraten, weil die von der Bundesregierung herbeigeführten, nicht vorhersehbaren Daten zu einer Verschlechterung ihrer Wettbewerbsfähigkeit führten. Denn die Bundesregierung ist nicht unschuldig an dem rapiden Kostenanstieg, wenn auch andere Faktoren noch mitgewirkt haben.
    Schließlich geht es nicht nur um die in Konkurs geratenen Unternehmungen, sondern auch um die Sparer, die ihnen ihr Geld anvertraut haben,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    um die Zulieferanten und Unterauftragnehmer, die oft ihre Leistung auf Kredit vorfinanziert haben

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    und nun in nicht wenigen Fällen vor dem Ruin stehen,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    und es geht nicht zuletzt auch um die Tausende von Arbeitern und Angestellten, die nichts mit der unsoliden Finanzierung und Geschäftsführung zu tun haben.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Insolvenzen dieser Art wird es immer geben. Wenn ihre Zahl, wie in jüngster Zeit, außergewöhnlich ansteigt, haben der für die Konjunktur des Bundes verantwortliche Minister und die gesamte Regierung ihre Hände nicht in Unschuld zu waschen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es hätte dem Bundesfinanzminister, der bei der Neubildung der Regierung in einer durchaus sinnvollen Kompetenzerweiterung die Zuständigkeit für die Konjunkturpolitik erhalten hat, sehr gut angestanden, wenn er an Stelle der Aufzählung von Problemen oder vulgärökonomischen Selbstverständlichkeiten oder Verantwortung abwälzenden Anklagen einmal einiges über die wirklichen Zusammenhänge gesagt hätte. Das wäre bei diesem Anlaß seine Aufgabe gewesen.
    Aus gutem Grunde hat Professor Walter Hamm in der „FAZ" vom 12. Oktober geschrieben:
    Die hohen Inflationsraten sind ein klares Zeichen dafür, daß der Kampf um die Verteilung des Sozialprodukts den regelnden Händen der Bundesregierung entglitten ist. Die Bundesregierung ist gesetzlich verpflichtet, für Geldwertstabilität zu sorgen.
    Niemand wird behaupten, daß die Bundesregierung aus alleiniger Machtvollkommenheit dazu in der Lage wäre. Aber so gering ist ihr Einfluß auch nicht, daß Herr Schmidt jetzt auf einmal in Umkehrung seiner sonstigen Rolle — ich möchte sie humorvollironisch als die „Cassius-Clay-Rolle" des „Ich bin der Größte" beschreiben —

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    in diesem Zusammenhang in einer ganz ungewohnten Bescheidenheitsanwandlung sagen könnte: Ich bin der Kleinste.

    (Erneute Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Denn seine Regierung und er in ihr haben nicht das getan, was ihres Amtes und was in ihrer Macht war. Mögen weltweite Entwicklungen und Verflechtungen, mag sorglose Geldwertpolitik ausländischer Partner unerfreulichen Einfluß gehabt haben, — das Wort „stability begins at home" gilt auch heute und hier. Denn die Ursache der Geldentwertung ist die Inflation der Ansprüche, wie Professor Hamm schreibt, und nicht, wie die Bundesregierung der Bevölkerung einreden will, die Profitgier der Unternehmer und Händler.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Produktionskapazitäten haben bei weitem nicht mit den Anforderungen an das Sozialprodukt Schritt gehalten. Man hat eine Verteilungspolitik ermutigt und für möglich gehalten, die ein Mehrfaches an Zuwachsraten als die tatsächlich eingetretenen erfordert hätte. Man hat eine nachfragebedingte und dann durch Kostendruck geförderte Inflation in Gang gesetzt. Man hat sie so lange treiben lassen, ja durch überzogene Haushaltspolitik und verfehlte Einkommenspolitik noch angeheizt, bis das Wechselspiel von Nachfrage- und Kostendruck fast unentwirrbar geworden war.
    Die Bundesregierung hätte, statt andere zu beschuldigen, ihre eigene politische Hauptaufgabe in Angriff nehmen müssen, nämlich die unangenehme und unpopuläre Bestimmung treffen müssen, wer mit seinen Ansprüchen und Wünschen zuerst und wer später kommt. Die Bundesregierung hat so lange den Bundeshaushalt und das Gros ihrer Wählerschichten aus konjunkturpolitischen Maßnahmen auszunehmen versucht, bis es nicht mehr möglich war, ja zum Teil sogar einen sogenannten selfdefeating-effect ausgelöst hätte. Siehe jetzt die wilden Streiks, die nunmehr — nach heutigen Zeitungsmeldungen — auch an der Saar zu einigen sehr unerfreulichen Erscheinungen und Ereignissen geführt haben. Hier liegt doch der wirkliche Grund für den von der CDU/CSU eingebrachten und von der Regierung und ihrer Koalition gestern zu Fall gebrachten Entwurf eines Gesetzes für einen steuerlichen Inflationslastenausgleich.
    Die Regierung hat mit ihrer Inflationspolitik denn auch die Nachfrage nach langlebigen Verbrauchsgütern, nach Grund und Boden und anderen dauer- haften Sachanlagen in außergewöhnlichem Umfange angeheizt und damit ein Beispiel dafür gegeben, daß Inflation die Inflation ernährt, aber nur bis das dicke Ende kommt.
    Die Notmaßnahmen einer Einschränkung der privaten Investitionen waren nach den vielen Versäumnissen sicherlich richtig, müßten aber in absehbarer Zeit wieder aufgehoben werden. Denn das Ausmaß der Investitionen ist bestimmend für die Erhöhung der Produktionskapazitäten, für das Ansteigen der Arbeitsproduktivität und damit für die Erfüllung zusätzlicher Ansprüche.
    Wir haben es als Opposition auch endlich satt, uns von denen, die sich darauf berufen, durch ihre Wahlergebnisse zur Machtausübung legitimiert zu sein und gleichzeitig sich weigern, die daraus entspringende Verantwortung zu übernehmen, immer



    Strauß
    wieder fragen zu lassen, welche Alternativvorschläge denn wir zu machen hätten.

    (Beifall hei der CDU/CSU.)

    Herr Schmidt weiß ganz genau, daß es ohne Opfer und Härten nicht geht. Es ist aber ein Zeichen von Führungsunfähigkeit und Verantwortungslosigkeit, von der Opposition zu verlangen, sie solle dafür den Kopf hinhalten. Diese Aufgabe, die Rangfolge politischer Ziele und ihrer finanziellen Erfüllung festzulegen, haben die Wähler der Bundesregierung übertragen und niemand anderem. Der Opposition haben sie die Aufgabe zugewiesen, die Regierung zu mahnen, zu drängen, zu überwachen, zu kritisieren und ihre Ablösung zu betreiben.

    (Zuruf von der SPD.)

    — Ich habe nur Herrn Erler wörtlich zitiert, aber dessen Stil ist hier — —

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Haehser: „Ablöser Strauß"!)

    Die Wähler haben nicht der Bundesregierung die Aufgabe der Propaganda und charismatischen Weissagungen übertragen und der Opposition die Kärrnerarbeit der Verantwortung.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Die Bundesregierung muß dafür sorgen, daß nur 100 % des Sozialproduktes verteilt werden und nicht 110 %, weil die Differenz zwischen 100 und 110 in Inflation auszumünden droht. Mancher im Regierungslager will es noch immer nicht wahrhaben, der Bundesfinanzminister scheint es, wenn auch zu spät, gemerkt zu haben, daß man doch in der Vergangenheit zuviel versprochen und zu hoch gespannte Erwartungen geweckt hat. Er macht den schüchternen Versuch, einiges auf kaltem Wege zurückzudrehen. Es ist aber immer noch erschrekkend, daß die Gesamtausgaben des Bundes im nächsten Jahr um 13 Milliarden DM steigen. Das ist nicht gesteigerte Staatsleistung, sondern inflationärer Ausdruck gestiegener Kosten. Der letzte Wahlkampf vor einem Jahr ist von der Partei des Herrn Bundesfinanzministers mit der Parole geführt worden: „Wer morgen für Reformen ist, muß heute SPD wählen". Allmählich wird die Öffentlichkeit darauf vorbereitet, daß die kostenlosen Reformen, sozusagen von der Abtreibung bis zur Kleinschreibung, den Vorrang bekommen;

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    denn die Ausgaben für die wichtigsten Reformbereiche, die diese Regierung ursprünglich mit hoher Priorität ausstatten wollte, sind nicht durch politische Willensentscheidung, sondern unter inflationärem Sachzwang nach dem Haushaltsentwurf der Regierung im Rückgang. Die Ausgaben für den Straßenbau, für die Bildungsinvestitionen im Hochschulbereich, für die sonstigen Gemeinschaftsaufgaben gehen nominal und noch stärker real zurück. Ganz schlimm ist es bei den Leistungen für den Straßenbau, die 1974 uni 12 % niedriger liegen sollen als 1969, während die Preise im Straßenbau seit 1969 um über 31 % gestiegen sind,
    So unergiebig die Ausführungen des Bundesfinanzministers trotz richtiger Einzelerkenntnisse und punktueller Wahrheiten in seiner Haushaltsrede waren: er brachte es fertig, über die Bundesfinanzen des nächsten Jahres und der folgenden Jahre noch weniger zu sagen. Denn die ausgewählte Wiedergabe einiger nicht einmal repräsentativer Zahlen vermitteln uns kein Gesamtbild. Sie beleuchten nicht die Entwicklung. Sie beleuchten auch nicht, wo Schwerpunkte und Tendenzen liegen.
    Der Herr Bundesfinanzminister hat es versäumt, dem Parlament darzutun, wie sich z. B. der investive Teil des Bundeshaushalts seit 1969 zum konsumtiven entwickelt hat und weiterhin entwickeln wird. Er spricht rühmend von der Umverteilungsfunktion des öffentlichen Haushalts. Sicherlich hat er diese Umverteilungsfunktion. Darüber hinaus darf aber auch die investive Komponente nicht einfach übergangen werden. Sie ist für das Leben der Bürger, für Wachstum und Produktivität unserer Wirtschaft von hervorragender Bedeutung. Nicht zuletzt haben das die damaligen sozialdemokratischen Koalitionskollegen mir als dem damaligen Bundesfinanzminister immer besonders nachdrücklich vor Augen gehalten. Jetzt reden sie nicht einmal mehr von dem Investitionsanteil des Bundeshaushalts.

    (Abg. Dr. Jenninger: Abgeschafft!)

    In diesem Zusammenhang vermissen wir auch nähere Angaben über Stand und zukünftige Entwicklung der Bundesfinanzen im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und der Technologie. Es wäre für eine analytische Betrachtung des Bundeshaushalts und seiner Entwicklung sehr interessant zu erfahren, wie stark die Bundesausgaben unmittelbar und mittelbar als Folge der außergewöhnlichen Geldentwertung der letzten Jahre gesteigert werden mußten; denn vieles, was hier als sozialer Fortschritt ausgegeben oder als Lohn- und Gehaltspolitik des Dienstherrn für Beamte, Arbeiter und Angestellte ausgewiesen wird, ist doch schlicht nichts anderes als der Versuch, Inflationsfolgen auszugleichen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Die wachsenden Miillardenbeträge zugunsten der Bundesbahn sind nicht kostspielige Erfordernisse dessen, was man Lebensqualität zu nennen pflegt. Wie liegen die Verhältnisse bei der Bundespost? Wie sind die Größenordnungen der aus dem Devisenausgleich und aus der Kostenbeteiligung für die Stationierung amerikanischer und britischer Truppen auf uns zukommenden Belastungen? Wie soll das weitergehen? Wie will man verhindern, daß in Zukunft die Personalkosten, die inflationär zwangsläufig gestiegen sind, die Reformen auffressen, wie eine große Zeitung dieser Tage drastisch geschrieben hat? Wie kann man die Kampfkraft der Bundeswehr erhalten, ihre Modernisierung garantieren, und das im Hinblick auf die laufende Verstärkung der militärischen Schlagkraft des Warschauer Paktes entlang unserer östlichen Flanke, im Hinblick auf den verstärkten amerikanischen Druck, wenigstens einen Teil ihrer Stationierungskräfte zurückziehen zu dürfen? Hier sind auch Probleme angeschnitten,



    Strauß
    die natürlich über die erweiterten Zuständigkeiten des Bundesfinanzministers hinausgehen, zu denen sich der Richtliniengestalter der deutschen Politik entweder überhaupt nicht oder unverbindlich in der Weise höherer Sphärenmusik zu äußern pflegt.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich will hier nicht in die Einzelheiten des Haushalts 1973 und 1974 sowie der mehrjährigen Finanzplanung eintreten; das wird mein Kollege Albert Leicht an diesem Tage noch mit der notwendigen Eindringlichkeit tun. Nur drei kurze Bemerkungen dazu.

    (Abg. Haehser: Leicht oberflächlich!)

    — Ach, Sie haben immer noch nicht die parlamentarische Sitte begriffen, daß Haushaltsaussprachen Aussprachen über die gesamte Politik der Bundesregierung sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf des Abg. Haehser.)

    'Der Finanzminister bezifferte in seiner Rede die Summe der Nettokreditaufnahmen von 1970 bis 1973 auf 6,4 Milliarden DM. Das stimmt. Aber er gibt in diesem Haushalt ja selbst zu, daß die Kreditaufnahmen für die Schattenhaushalte zum „ordentlichen" Haushalt hinzugerechnet werden müssen. Diese Kreditaufnahmen, die weit mehr ausmachen, hat er bei dieser Rechnung nicht einbezogen. Der Finanzminister weist immer wieder darauf hin, daß die Kreditaufnahmen viel geringer waren als z. B. jene in den Kreditaufnahmeplänen der letzten CDU/CSU-Regierung. Er versucht, das sogar noch als Solidität auszuweisen.

    (Zuruf von der SPD: Das ist es auch!)

    — Damit beweisen Sie doch, daß Sie überhaupt bar jeder Ahnung sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Widerspruch bei der SPD.)

    Es wäre doch wesentlich besser gewesen, wir hätten bei einer niedrigen Geldentwertungsrate und einer sparsamen Haushaltsführung höhere Kreditaufnahmen statt inflationärer Steuereinnahmen gehabt, die allein in den letzten vier Jahren für Bund, Länder und Gemeinden zusammengenommen gegenüber der damaligen Einnahmenschätzung ein Plus von 65 Milliarden DM an Steuern erbracht haben. Darin liegt doch das Problem, nicht in Ihrer primitiven Annahme.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Bundesfinanzminister spricht von einer Zuwachsrate von 10,5 °'o. Er klopft sich dabei auf die Schulter und sagt, das sei konjunkturgerecht. Wenn man aber die Risiken — das sind gar nicht mehr nur Risiken; das sind schon Gewißheiten, die nur aus kosmetischen Gründen noch als Risiken ausgegeben werden — mit einbezieht, z. B. die Steuerumverteilung in Höhe von wenigstens 2 Milliarden DM zugunsten der Länder, das 13. Gehalt, personelle Mehrforderungen, auch die Ungewißheiten bzw. schon Sicherheiten, die aus dem Devisenausgleich und der Kostenbeteiligung hervorgehen, dann müssen Sie, Herr Bundesfinanzminister, froh sein, wenn
    Sie in der Ist-Rechnung mit 12% davonkommen werden.
    Und weisen Sie ja nicht auf die 1,5 Milliarden Minderausgaben hin! Sie werden jährlich erwirtschaftet. Das stimmt. Die Erfahrung ist richtig. Es stimmt aber ebenso — das zeigt die Erfahrung —, daß erwirtschaftete Mehreinnahmen durch in der Zwischenzeit auftretende neue Mehrausgaben regelmäßig voll, wenn nicht sogar mehr als voll aufgefressen werden. Auch das ist eine Selbstverständlichkeit.
    Der Herr Bundesfinanzminister sagt nun: Was wollen Sie denn, wir haben einen Zuwachs von 10,5% und eine Erhöhung des Bruttosozialprodukts um 10,5%! — Der reale Zuwachs des Bruttosozialprodukts im nächsten Jahr wird von den wirtschaftswissenschaftlichen Instituten auf 3% geschätzt. Der Bundesfinanzminister schätzt den nominalen Zuwachs auf 10,5 %. Damit gibt er eine Geldentwertungsrate von rund 7 %, vielleicht sogar mehr Prozent zu. Die von ihm erwarteten steuerlichen Mehreinnahmen stammen ja in der Hauptsache nicht ausdem realen Zuwachs des Bruttosozialprodukts, sondern sie stammen zu 70% aus rein inflationsbedingten nominalen Erhöhungen des Bruttosozialprodukts. Darin liegt die Problematik der ganzen Angelegenheit. Von einer Solidität des Haushalts kann hier keine Rede sein.
    Der Bundesfinanzminister hat sich einfach damit begnügt, wie eine elektronische Datenspeicherungsmaschine Probleme aufzuzeigen. Zum Teil gäbe es diese Probleme gar nicht, wenn es diese Bundesregierung nicht gäbe. Aber lösen kann die Bundesregierung diese Probleme nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich habe mit dem Kollegen Alex Möller einmal eine Unterhaltung über Input/Output-Analysen gehabt. Keiner von uns beiden wird dafür den Nobelpreis bekommen. Den hat Herr Leontiew in der Zwischenzeit für seine Input; Output-Analysen bekommen. Es gibt in den USA aber ein Sprichwort für Input/Output. Es heißt: garbage in, garbage out; Mist rein, Mist raus.

    (Heiterkeit.)

    Wenn man den Computer mit falschen Vorgaben speichert, kommen auch wieder falsche Outputs heraus.

    (Zuruf von der SPD: Das ist eine ganz neue Erkenntnis!)

    Das ist leider auch im Hinblick auf einen großen Teil der Rede des Herrn Bundesfinanzministers festzustellen.
    Der Herr Bundesfinanzminister hat keinerlei Angaben darüber gemacht, wie er die in den nächsten Jahren auftretenden Mehrbelastungen zu finanzieren gedenkt. Die Deckungslücke allein für das Jahr 1975 würde sich ohne Steuererhöhungen bereits auf 20 bis 21 Milliarden DM belaufen. Es wäre heute sehr wohl Anlaß gegeben, zu sagen, wie diese Dekkungslücke bewältigt werden soll, ob Steuererhöhungen geplant sind und, wenn ja, welche Steuer-



    Strauß
    erhöhungen geplant sind. Der Bundesfinanzminister deutet ja nicht nur Risiken, sondern bereits sichere Ausgabenerhöhungen an. Er spricht von den unvermeidlichen, auch von uns begrüßten Ausfällen bei den Steuereinnahmen als Folge der unter dem Druck unserer Initiative zustande gekommenen Vorziehung eines Teiles der Steuerreform auf den 1. Januar 1975, aber er operiert in seinem mehrjährigen Finanzplan mit den Zahlen von gestern, obwohl er lange genug Zeit gehabt hat, die Zahlen von heute einzubauen, und die wollten wir in dem Zusammenhang erfahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Herr Bundesfinanzminister hat in zwei Punkten angedeutet, daß er die Entscheidung gern auf das Parlament abwälzen will. Es ist nicht neu, unliebsame Entscheidungen nicht selber zu vertreten, sondern dem Parlament in Form von Fragen vorzulegen. Es geht einmal um die Entscheidung, wieweit man Ausbildungsförderung in Darlehen umgestalten könne und wolle. Hier sollte die Bundesregierung doch einen Vorschlag machen. Er sagte weiter, man müsse auch einmal über die Zuschüsse des Bundes an die Rentenversicherungsträger sprechen. Ich halte diese Vorstellung für berechtigt, aber hier sollte die Bundesregierung doch einmal herauskommen. Das ist doch nur eine Umschreibung dafür, daß er eine Runde im Kabinett gegen Herrn Arendt verloren hat, und darum kommt das als Fragestellung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Vorhin sagte ich, daß es Probleme gibt, die ohne die Bundesregierung nicht entstanden wären, die aber mit dieser Bundesregierung nicht gelöst werden können. Es drängt sich einem manchmal sowieso der Eindruck auf, daß dieses Land ohne Bundesregierung besser fahren würde.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich denke z. B. an die jammervolle Rolle des Herrn Bundesverkehrsministers bei dem „Skandal ohnegleichen" ; ich meine den Fluglotsenstreik.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Bundesregierung vermag auch nicht das Problem der Inflation und ihre Gründe vor der Öffentlichkeit objektiv zu erörtern, solange diese von ihr mitverschuldete Inflation als Exerziergrund klassenkämpferischer Agitation mißbraucht wird. Ich meine damit das neueste Ablenkungsmanöver, nämlich die Aktion „Gelber Punkt" des Parteivorstands; man sollte sie als Aktion „Roter Punkt" oder Aktion „Schmutziger Punkt" bezeichnen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich habe bei der Aussprache des Bundestages am 4. Oktober auf diese Kampagne hingewiesen und vor der psychosozialen Vergiftung unserer gesellschaftspolitischen Landschaft gewarnt. Der Bundesfinanzminister, flink in der Kunst der Verdrehung und in der Verwischung der Spuren, sagte daraufhin, ich hätte in bezug auf die Regierungskoalition ein Wort gesprochen, das er sich aufgeschrieben habe. „Psychosoziale Vergiftung" sei eine Neuschöpfung, er
    wolle das Wort nicht zurückgeben, aber ich hätte es verdient, es zurückzuerhalten.
    Ich muß hier bemerken: Das ist eine Fälschung, Herr Bundesfinanzminister. Sie wußten doch ganz genau, daß ich mit der erwähnten Kampagne, die ich als psychosoziale Vergiftung bezeichnet habe, die Aktion der SPD gemeint habe und nicht eine Aktion der Regierungskoalition. Sie hätten auch, wenn Sie zugehört hätten, statt — wie immer — aus der Hüfte zu schießen, aus dieser meiner Rede —Sie können es heute noch aus dem Protokoll entnehmen — doch hören müssen, daß ich hier ausdrücklich Herrn Professor Steinbuch als den Schöpfer dieses Wortes erwähnt habe, der es im gleichen Sinnzusammenhang verwendet habe. Herr Steinbuch war doch eine der führenden Persönlichkeiten der SPD-Wählerinitiative 1969, besonders publikumswirksam als Autor der Bücher „Falsch programmiert" und „Programm 2000". Er gehört zu den vielen Vertretern des deutschen Geisteslebens, zu denen ich allerdings nicht den Chefideologen der Jungsozialisten und den Ausrufezeichen-Professor Johano Strasser rechne,

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Haehser)

    sondern Personen wie Professor Ortlieb, der seit 1931 Mitglied der SPD ist, Professor Lübbe, Professor Scheuch, Professor Nipperdey. Sie haben doch 1969 im guten Glauben an eine bessere Politik das Zustandekommen dieser Koalition durch ihr Eintreten für die SPD ermöglicht, genauso wie Sie einen Teil Ihres Wahlerfolges von 1969 Herrn Karl Schiller verdanken, der in der Zwischenzeit von Herbert Wehner zur Unperson — stilgetreu — erklärt worden ist: „der Mann, der sich", wie ich jüngst gehört habe, „einmal Bundeswirtschaftsminister nannte".
    Heute sehen diese Persönlichkeiten mit Schrecken in die Zukunft. Sie haben einer Politik den Weg gebahnt, die weniger an Demokratie und mehr an Bevormundung, weniger an Information, aber mehr an Geheimniskrämerei, weniger an Freiheit, aber mehr an Gängelung, weniger an Achtung vor der Person, aber mehr an Diffamierung von Personen und Gruppen erbracht hat.
    Herr Kollege Schmidt, das mir in den Mund gelegte Wort „psycho-soziale Vergiftung" stammt von Professor Steinbuch. Er hat damit solche Vorgänge gemeint, wie Sie sie in der Aktion „Gelber Punkt" mit der Verteufelung und Diffamierung der Unternehmer, der Handwerker und des Einzelhandels unternommen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die besonders progressive SPD in Frankfurt gibt dieser Aktion „Gelber Punkt" noch eine besondere Note. Ich habe das Flugblatt neulich gesehen. Es heißt dort:
    Wer macht die Preise? Nicht die Regierung, nicht die Gewerkschaften, die Unternehmer machen die Preise. Sie langen kräftig zu. Denn es geht um den Profit. Er heiligt fast jedes Mittel. Über höhere Preise wird geholt, was zu



    Strauß
    holen ist. An der Inflation wird zusätzlich verdient.
    Ja, wer hat ihnen denn die zusätzlichen Verdienste ermöglicht?, wollte ich beinahe sagen.
    Auch das muß einmal klar gesagt werden: — heißt es im Flugblatt weiter —
    Kredite, die heute aufgenommen werden, können morgen leichter zurückgezahlt werden, wenn die Inflation anhält.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Im anschließenden Forderungskatalog heißt es — ich habe es zunächst gar nicht glauben wollen —:
    Wir fordern den Abbau von Steuerlasten für die Arbeitnehmer.
    Das ist anscheinend gestern in diesem Hause erfolgt.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.) Wir fordern

    — heißt es dort weiter -
    die radikale Senkung des preistreibenden Rüstungshaushaltes und der Militärausgaben.
    Jetzt haben wir den neuen Sündenbock, den eigentlich Schuldigen, den preistreibenden Rüstungshaushalt. Herr Kollege Leber, das war der Grund, warum das letzte Mal die Fraktion der CDU/CSU Ihrer realistischen Rede Beifall geklatscht hat, während aus den Reihen Ihrer politischen Hausfreunde Ihnen eisiges Schweigen entgegenschlug, und Sie gezwungen waren, sich später für diese Rede vor der eigenen Fraktion zu entschuldigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es geht hier nicht darum, für Industrie, Handwerk und Handel gegen Arbeitnehmer oder umgekehrt für Arbeitnehmer gegen Industrie, Handel und Gewerbe Stellung zu nehmen. Das ist Klassenkampfdenken und Klassenkampfpraxis. Das ist der Appell an Neid und Haß. Das ist die Strategie der sytematischen Diffamierung von Negativgruppen und ihre Herausstellung als Zielscheiben eines demagogisch aufgewiegelten Volkszornes. Die Schuld dafür rechnen wir allerdings in hohem Maße dem Bundesvorsitzenden der SPD, Bundeskanzler Willy Brandt,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    den Mitgliedern des Parteivorstandes und den hauptamtlichen Mitarbeitern zu. Leider hat sich der Sprecher des Herrn Friderichs nur mit der vorsichtigen Bemerkung abgesetzt:
    Einige Passagen dieser Flugblätter stimmen nicht mit den Vorstellungen unseres Hauses überein.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Etwas krasser äußerte sich der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Klaus Dieter Arndt, der diese Kampagne „als vom Parteivorstand der SPD sanktionierten mittleren Unsinn" bezeichnete. Wir danken ihm dafür.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Selbst das ist viel zu wenig. Am bezeichnendsten für die Charakterisierung dieser Aktion ist die Tat-
    sache, daß die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher und ihr Vorsitzender, Professor Blume, die Mitarbeit ausdrücklich abgelehnt haben, und zwar mit der Begründung, daß hier der Versuch gemacht werde, den Verbraucher zu einem Vehikel hochzuschaukeln, mit dem man wichtige Strukturelemente unserer Wirtschaftsordnung einreißen könne.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Mit einer ersten Auflage von zunächst 1 Million Argumentationshilfen und 2 Millionen Flugblättern, breit gestreut, verbreitet der SPD-Vorstand die Behauptung:
    Die Ursache der ständigen Preissteigerungen liegt in der Profitsucht der Unternehmer.
    Dann kommt die Schlußfolgerung:
    Wir müssen heute weg von einer Wirtschaftsstruktur, in der letztlich der private Profit die Richtung des Wachstums bestimmt.
    Im ersten dieser beiden Kernsätze wird der Versuch unternommen, das private Unternehmertum in seiner Gesamtheit zum Sündenbock zu stempeln. Das ist aber nicht Verbraucheraufklärung, das ist auch nicht nur mittlerer Unsinn, sondern das ist der Versuch — ich kann es nicht anders nennen —übelster Brunnenvergiftung und Volksverhetzung.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Haase [Kassel]: Klassenkampf!)

    Allmählich gelangen wir dahin, daß sich in unserem Land etwas wiederholt: Was einem früheren, unseligen System Staatsfeinde oder Volksfeinde waren, wird allmählich — vorläufig ist es dieses SPD-Papier — in diesem Volke, in Deutschland das Unternehmertum, ohne das die Aufrechterhaltung unserer marktwirtschaftlichen Ordnung genauso-wenig möglich ist wie ohne freie Gewerkschaften.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich bestreite nicht, daß es Mißbräuche im freien Unternehmertum gibt. Auch hier bestätigen die Ausnahmen die Regel. Aber im übrigen zitiere ich einen Zeugen, der — Herr Kollege Friderichs, ich darf das einmal ganz richtigstellen — früher der Währungsabteilungsleiter des Bundeswirtschaftsministeriums war, nunmehr Leiter einer Bank in Hessen geworden ist, Professor Hankel, früher Ministerialdirektor, ehemals auch, glaube ich, Berater des Herrn Bundeskanzlers, vielleicht auch heute noch, soviel ich weiß, auch Mitglied der SPD. Er hat vor kurzem gesagt:
    Nur 30 % der Preise, die die Lebenshaltungskosten bestimmen, können vom Unternehmer beeinflußt werden. 70 % der Preise gehören in den Bereich der mittelbar oder unmittelbar administrierten Preise.
    Und auf der Regierungsbank sitzen einige dieser Unternehmer, die die Lebenshaltungskosten als Folge inflationärer Kostenerhöhung in die Höhe getrieben haben.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir sagen natürlich ja zur Aufklärung der Verbraucher über ihre Ausbeutung und über mißbräuchliche Erscheinungen. Wir sagen aber nein zu



    Strauß
    dem Versuch der Volksverhetzung mit bewußt falschen Behauptungen, wie sie vom SPD-Vorstand in
    der Aktion „Gelber Punkt" unternommen werden.
    Bei einem Preisvergleich wird allerdings mancher Überraschungen erleben. Kritikern empfehle ich die Lektüre eines Wochenmagazins vom 12. Oktober 1973, in dem die Preise in den gewerkschaftseigenen gemeinwirtschaftlichen Coops, Jahresumsatz 6,6 Milliarden DM, unter die Lupe genommen werden mit der Überschrift: „Teurer im Gewerkschaftsladen". Auch hier bin ich gegen Verallgemeinerungen. Aber verleiht die gewerkschaftseigene Bank für Gemeinwirtschaft ihr Geld wirklich billiger als andere Großbanken? Vermietet die gemeinwirtschaftliche Neue Heimat, bei weitem das größte Wohnungsbauunternehmen, ein Eigentumsmilliardär an Grundbesitz in der Bundesrepublik, ihre Wohnungen im Durchschnitt wirklich billiger als andere Unternehmer?
    Wenn die Aktion „Gelber Punkt" einen Erfolg hat, besteht er nicht in niedrigen Preisen, sondern etwas anderem, nämlich im Versuch der Verdummung der Arbeitnehmer durch die Verteufelung der Unternehmer bis zum Einzelhändler hin,

    (Abg. Dr. Jenninger: Volksverhetzung!)

    ohne die eine freie und soziale Marktwirtschaft nicht denkbar ist. Hier wird der Boden bereitet für die Abschaffung unserer freiheitlichen Wirtschaftsordnung. Das ist doch der Hintergrund dieser Aktion.
    Hier, Herr Bundeskanzler, nützen marktwirtschaftliche Bekenntnisse beim Treffen mit Unternehmern oder auf einschlägigen Veranstaltungen gar nichts. Ihre Glaubwürdigkeit steht und fällt damit, ob Sie so etwas von Ihrem Vorstand aus unternehmen oder ob Sie es verhindern können.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diejenigen, die die Änderung oder Ersetzung dieses Systems der sozialen Marktwirtschaft verlangen, sollen doch einmal sagen, was sie an ihre Stelle setzen wollen. Das kann doch nur eine sozialistische Wirtschaftsordnung sein. Dafür wird hier doch der Boden bereitet, und dagegen führt die Opposition ihren Kampf; und zwar deshalb, weil jede andere Wirtschaftsordnung ein Weniger an Gütern, ein Weniger an Dienstleistungen, ein Weniger an Eigentum, ein Weniger an Freiheit für den Arbeitnehmer in unserem Lande erbringt, wie in der ganzen Welt bewiesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wenn auf Ihrem Arbeitnehmerkongreß Produktions- und Investitionskontrollen gefordert werden — der Bundesfinanzminister hat sich nicht dafür ausgesprochen, das muß ich ausdrücklich sagen — und wenn dem nicht widersprochen wird, dann sollte man wissen, daß die ganze Propaganda für Mitbestimmung keinen Sinn mehr hat, wenn Investitionskontrolle, Investitionsplanung und Investitionslenkung von staatlichen Funktionären her erfolgt und nicht mehr in betrieblicher, unternehmerischer Entscheidung erfolgen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie, Herr Bundeskanzler, haben die Verantwortung. Wir machen Sie verantwortlich für die von
    Ihnen und anderen Mitgliedern des Vorstandes Ihrer Partei beschlossene Aktion gegen die Marktwirtschaft. Sie sollten sich bei dieser Grundsatzaussprache über wirtschafts- und finanzpolitische Probleme und dabei über unser gesellschaftliches Ordnungssystem in diesem Hause von der Aktion Ihres Vorstandes eindeutig und nicht in sibyllinischorakelhafter Weise etwa distanzieren, wie Sie es sonst zu tun pflegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Damit Sie, Herr Kollege Schmidt, mich aber nicht mit Professor Steinbuch verwechseln, möchte ich Ihnen und dem Hohen Hause nicht vorenthalten, was dieser enttäuschte Vorkämpfer einer Kanzlerschaft Willy Brandts am letzten Sonntag geschrieben hat — hoffentlich ist das kein weiterer Grund für die Abschaffung der Sonntagszeitungen durch administrative Taktik —:

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    In unserem Lande spielt sich augenblicklich vor aller Augen ein ungeheurer Betrug ab. Die meisten Menschen unseres Landes wollen eine freie Gesellschaft und eine freie Wirtschaft. Dies nicht nur, weil man auf das damit Erreichte stolz ist, sondern noch mehr, weil unsere Landsleute un- ter Lebensgefahr aus dem „sozialistischen" Teil unseres Landes fliehen und wir uns deshalb keine Illusionen über das angebliche Paradies machen.
    Zugleich aber wird unser gutes politisches System
    — schreibt er
    auf einen Kurs manipuliert, der geradewegs in ein solches Paradies führt. Diese Manipulation spielt sich vor allem im kulturellen Bereich ab, in den Massenmedien, im Bildungssystem.
    Er sagt:
    Ist das nicht ein ungeheurer ideologischer Betrug in einem demokratisch verfaßten Staat? Betrug bedeutet die böswillige Ausnutzung von Unwissenheit. Am ideologischen Betrug vor unser aller Augen sind verschiedene Aspekte auszumachen: der semantische Betrug, bei dem Wörtern eine falsche Bedeutung unterschoben wird; der ökonomistische Betrug, mit dem behauptet wird, es gehe der Mehrheit besser, wenn die Minderheit resigniert; der moralistische Betrug, durch den wir glauben gemacht werden, Staats- und Parteifunktionäre handelten moralischer, fehlerfreier und humaner als Menschen, die durch Leistung zu Kompetenz kamen; der futurologische Betrug, bei dem uns von „kritischen" Futurologen eingeredet wird, unser liberales System hätte keine Zukunft und wir müßten möglichst rasch Kurs auf ein sozialistisches Paradies nehmen.
    Wesentlich sind die folgenden Sätze — und die können Sie sich ins Stammbuch schreiben, Herr Bundeskanzler — von einem Ihrer Förderer und Bewunderer, der uns im Jahre 1969 bitterlich bekämpft hat. Er schreibt:



    Strauß
    Vor allem unser Bildungssystem ist in manchen Bundesländern auf einem Kurs, der zwangsläufig zu katastrophalen Ergebnissen führt. Ich erhielt Briefe von Eltern, die entsetzt und verzweifelt sind über das, was ihren Kindern an Antimoral eingetrichtert wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Klassenkampfdenken, sexuelle Schamlosigkeit, Haß gegen das eigene Volk und seine Geschichte. Diese Indoktrination von Kindern, die zur selbständigen Kritik unfähig sind, wird in einigen Jahren schreckliche Früchte tragen. Ein Einfluß der Eltern auf die unverantwortlichen Erziehungsgrundsätze ist durch ständige „Demokratisierung" kaum möglich.
    Und schließlich schreibt Steinbuch:
    Nach dem Briefwechsel, den ich darüber im vergangenen Jahr mit dem Bundeskanzler führte,
    stimme ich der Diagnose von Professor Lübbe
    — auch SPD-Mitglied — zu.
    Lübbe hatte von der Ignoranz der politisch Verantwortlichen gesprochen.
    Denn
    -- so schreibt Steinbuch — das dortige Verständnis
    — das auf seiten des Bundeskanzlers anzutreffende Verständnis —
    für die geistige Entwicklung in unserem Lande ist nur noch vergleichbar dem Verständnis der Zarin für die Potemkinschen Dörfer.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Soweit Professor Steinbuch über Willy Brandt. Steinbuch überschreibt seinen Artikel „Verbale Volltrunkenheit".
    In diesen Tagen habe ich in einem Wochenmagazin einen Aufsatz des Herrn Bundesministers Eppler über Helmut Schelsky gelesen. Herr Eppler schreibt hier, ein Publizist, der sich in der CDU gut auskenne, hätte gesagt, alle seien „von Schelsky besoffen". Am Schluß sagte Herr Eppler:
    Wie muß es um eine große Partei bestellt sein, wenn sie sich an einem solchen Fusel
    — gemeint ist Schelsky —
    beteiligen kann.

    (Beifall bei der SPD.)

    Diese unerträgliche Arroganz, die aus diesen Worten spricht!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese systematische Abwertung und Diffamierung, dieses Anhängen von Etiketten!

    (Zurufe von der SPD.)

    Aber im übrigen muß ich wirklich die besorgte Frage stellen: Herr Kollege Arendt, ich bin besorgt, denn Sie sind Schüler und Prüfling von Professor Schelsky gewesen. Haben Sie in der Hamburger
    Akademie für Gemeinwirtschaft auch von dem Fusel genossen?

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Auch Herr Vetter und Herr Kluncker sind Schüler und Prüflinge von Schelsky gewesen. Und nun ist die CDU von diesem „Fusel besoffen".
    Lassen Sie mich nur noch eines erwähnen: Einer Ihrer bedeutendsten Historiker im sozialdemokratischen Lager ist Professor Nipperdey, von Berlin, Freie Universität, ausgerechnet nach München ausgewandert.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Er schrieb einen Aufsatz „Ist Konflikt die einzige Wahrheit der Gesellschaft?". In ihm nimmt er Stellung, und zwar gegen die von sozialdemokratischen Kultusministern betriebene konflikt-theoretische Verseuchung unserer Kinder. Der Aufsatz befaßt sich mit Mensch und Gesellschaft in den hessischen Rahmenrichtlinien. Daß Professor Nipperdey, der doch der SPD zuzurechnen ist, zusammen mit Professor Lübbe, bei dem das gleiche gilt, ein Gutachten über die Rahmenrichtlinien des hessischen Kultusministeriums verfaßt hat, ist Ihnen bekannt. Darin kommen die beiden sozialdemokratischen Wissenschafler zu der bemerkenswerten Feststellung:
    Die Rahmenrichtlinien erziehen, ob gewollt oder ungewollt, zu einer anderen Demokratie, in der die liberalen, die gewaltenteilenden, die rechtsstaatlichen, die pluralistischen Elemente, das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen keine Rolle mehr spielen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Das sind Aussagen sozialdemokratischer Wissenschaftler.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ministerialdirektor Kreutzer vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Stellvertreter Egon Bahrs in Berlin, hat einen offenen Brief an Herrn von Oertzen geschrieben: „Die Grotewohls sind wieder unter uns." Was hätte man uns entgegengehalten, wenn wir das gesagt hätten? Schon hören wir, daß Herr Kohl, der Gesprächspartner des Herrn Bahr, nunmehr sein Befremden über den Herrn Ministerialdirektor Kreutzer geäußert hat. Wann wird er denn gehen müssen? Die Zeit erlaubt mir nicht, noch auf eine Reihe weiterer Beispiele hinzuweisen, auf die aufsehenerregende Rede des ebenfalls von der SPD kommenden Leiters des Landesamtes für Verfassungsschutz in Hamburg, des Herrn Horchern, mit der Bemerkung, daß Marx nunmehr als Rachegott in unser Land zurückgekommen sei.
    Der Herr Bundeskanzler hat aber die Frage so beantwortet, wie es sein Stil ist. Er sagte in seiner Bad Segeberger Rede:
    Die Frage ist, was in der Schule gelernt werden soll. Manche befürchten, mit neuen Unterrichtsplänen soll jetzt eine radikale Politisierung angestrebt und die Lösung des einzelnen aus seinen traditionellen Bindungen an Staat, Geschichte, Kultur, an Familie und an Sprache herbeigeführt werden. Ich kann im einzelnen



    Strauß
    nicht wissen, ob nicht hier und da Unrichtiges ins Auge gefaßt wurde.

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Aber auch auf diesem Gebiet kommt es ganz gewiß darauf an, Vorurteile abzubauen.
    Herr Bundeskanzler, ich muß Sie fragen: in welcher Welt leben Sie denn? Sie können sich doch nicht erlauben, wie weiland Serenissimus zu sprechen!

    (Beifall bei der CDU 'CSU.)

    Hier können Sie wirklich nicht anführen, es handele sich um Verleumdung, Verdrehung, Hetze, Verdummung usw., wie Sie angesichts der Moskauer Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Alleingang Ihres Vorsitzenden und Disziplinmeisters Herbert Wehner hier erklärt haben.

    (Lachen bei der CDU/CSU. — Abg. Leicht: Des „großen Vorsitzenden" ! Das ist er nämlich!)

    Ich glaube, wir brauchten uns nicht damit zu befassen, wenn es sich hier nur um eine parteiinterne Angelegenheit der SPD handelte. Aber die SPD ist die große Regierungspartei. Ihr Vorsitzender ist der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Ich bin sicher, wenn einer aus den Reihen der CDU/CSU über die Vorgänge und Entwicklungen innerhalb der SPD, wozu ich auch den infamen Angriff des Kollegen Horn auf treue und zuverlässige Staatsdiener in führenden Reihen der Bundeswehr zähle,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    dasselbe gesagt hätte wie führende Sozialdemokraten, hätte der Bundeskanzler sein ganzes Krisenlexikon in Marsch gesetzt und auch wieder von Verdummung, Hetze, Verteufelung usw. gesprochen. Herr Bundeskanzler, nehmen Sie doch bitte auch hier Stellung, warum die Sozialdemokratische Partei sich zur großen Freude der DKP und zur großen Freude der kommunistischen Jugendorganisation SDAJ dazu durchgerungen hat, eine offizielle Beobachterdelegation zu der Moskauer Weltfriedenskonferenz zu entsenden! Wissen Sie, daß dies als ein ganz großer Erfolg einer neuen Politik im Sinne „Wandel durch Annäherung", daß dies nunmehr als ein ganz großer Erfolg Moskauer Doppelzangenstrategie gewertet wird? Ein solcher Vorgang, die Entsendung einer offiziellen Beobachterdelegation, wäre in früheren Zeiten der SPD, in denen wir harte Auseinandersetzungen über innen- und außenpolitische Fragen in diesem Hause hatten, einfach undenkbar gewesen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Hätten wir noch vor wenigen Jahren gesagt, im Jahre 1973 werden Sie eine solche offizielle Beobachterdelegation nach Moskau entsenden, was wäre uns entgegengeklungen? Es wäre von Demagogie, Brunnenvergiftung, Verteufelung, Lüge und Verdrehung die Rede gewesen. Wir brauchen nur einige Jahre zu warten, dann tritt das mit regelmäßiger, geradezu erfahrungsgesetzlich bestätigter Sicherheit ein, was wir an Warnungen vor der zukünftigen Entwicklung dieser großen demokratischen Partei immer wieder gesagt haben; das geschah doch nicht
    aus Schadenfreude, sondern aus Sorge um den Staat und um unsere freie Zukunft in diesem Lande.

    (Beifall bei der CDU CSU.)

    Deshalb erwarten wir auch, nachdem wir das letztemal keine Antwort darauf bekommen haben, daß Sie, Herr Bundeskanzler, dazu Stellung nehmen: Bleibt die Bundesregierung bei der ursprünglich eingenommenen Haltung, daß sie darauf besteht, daß die diplomatischen Missionen der Bundesrepublik Westberliner natürliche und juristische Personen in den Ländern der Vertragspartner, in Polen, in der Tschechoslowakei, in Ungarn und Bulgarien, weiterhin vertreten werden? Die Formel, die Sie gewählt haben, war, man habe in der Vergangenheit nicht überziehen wollen und werde es auch in Zukunft nicht tun. Die Haltung in der Vergangenheit haben doch Sie, Herr Kollege Wehner, als ein Überziehen gewertet. Sie haben damit doch den sowjetischen Standpunkt — ich habe Ihre Motive zu analysieren versucht — unterstützt. Ja, was wird die Bundesregierung jetzt tun? Entweder hat sie in der Vergangenheit überzogen und bleibt sich treu, dann überzieht sie auch in der Zukunft; oder sie hat in der Vergangenheit überzogen und bleibt sich nicht treu, dann wird sie in Zukunft nicht überziehen. Sie haben doch, Herr Kollege Wehner, den Bundeskanzler „entrückt" und „abgeschlafft" genannt und damit den Abbau dieses SPD-Denkmals in Szene gesetzt. Das ist doch nicht von unserer Seite aus geschehen. Sie haben doch bewiesen, daß Sie der starke Mann sind. Sie haben sich doch im Parteivorstand, in der Fraktion durchgesetzt. Sie haben ihn doch auf seine wahre Bedeutung reduziert und haben damit der Opposition die Arbeit abgenommen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU, CSU.)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Abgeordneter, bitte kommen Sie zum Ende.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Deshalb erwarten wir hier im Zusammenhang mit dieser Haushaltsdebatte Auskunft auch zu dieser Frage, aber auch zu der Frage, ob man den bestehenden sowjetischen Widerstand, der gar keiner so großen Sache gilt — darüber stürzt die Sowjetunion wahrlich nicht in Verlegenheit —, vielleicht abzubauen gedenkt, indem man zinsverbilligte größere Kredite mit längeren Tilgungsfristen gewährt, was man angesichts der Zinsverbilligungen und angesichts der Geldentwertung ruhig als „halbe Reparationen" bezeichnen kann.
    Das ist ein Ausschnitt aus dem Fragenkatalog. Auf diese Fragen erwarten wir Antwort, und zwar von Ihnen, Herr Bundeskanzler. Hier ist der Bundesfinanzminister bei weitem überfordert. Eine Haushaltsdebatte ist eine Grundsatzaussprache über alle wesentlichen Probleme, und die Lösung dieser wesentlichen Probleme, Herr Bundeskanzler, kann nur von Ihnen als dem de jure zur Gestaltung der Richtlinien der Bundespolitik berufenen Bundeskanzler vorgenommen werden. Darauf warten wir. Diese Debatte wird von uns, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, erst dann geschlossen werden, wenn Sie entweder Antwort gegeben oder eingestanden



    Strauß
    haben, daß Sie nicht willens oder nicht fähig sind, darauf Antwort zu erteilen.

    (Lebhafter anhaltender Beifall bei der CDU/CSU.)