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    Deutscher Bundestag 45. Sitzung Bonn, Dienstag, den 19. Juni 1973 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1973 (Haushaltsgesetz 1973) (Drucksachen 7/250, 7/599); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Fortsetzung der zweiten Beratung — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksache 7/728) Grobecker (SPD) . . . . . . . . 2561 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 2562 C Haehser (SPD) . . . . . . • . 2570 A Hoppe (FDP) . . . . . . . . . 2574 D Schmidt, Bundesminister (BMF) . . 2576 C Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/729, 7/760) Röhner (CDU/CSU) 2579 A Kulawig (SPD) 2579 D Dr. Erhard (CDU/CSU) 2581 D Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . 2587 B Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 2594 B Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/730) Röhner (CDU/CSU) . . . 2607 A, 2620 C Löffler (SPD) . . . . . 2610 A, 2622 A Gallus (FDP) . . . . . . . . . 2612 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 2616 D Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) 2621 A Ronneburger (FDP) 2622 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/732) Müller (Nordenham) (SPD) 2623 A, 2627 C, 2640 C Schulte (Schwäbisch Gmünd) (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2625 B Ollesch (FDP) . . . . . . . . . 2630 C Dr. Lauritzen, Bundesminister (BMV) 2633 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 2637 C Engelhard (FDP) 2639 B Schmitt (Lockweiler) (CDU/CSU) . 2640 A Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/735) Carstens (Emstek) (CDU/CSU) . . . 2641 B Dr. Sperling (SPD) 2642 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/738) Esters (SPD) 2644 C Picard (CDU/CSU) 2645 D Dr. Holtz (SPD) . . . . . . . 2646 D Zywietz (FDP) 2649 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . 2651 D Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 2655 A II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 19. Juni 1973 Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/739) Simpfendörfer (SPD) . . 2655 C, 2658 B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 2657 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/741) Dr. Ehmke, Bundesminister (BMFT/BMP) . . . . . . . . 2659 B Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . . 2659 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 2660 A Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/742, 7/791) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 2660 C Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 7/743) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 2661 A Blank (SPD) 2661 B Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 7/747) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 2662 B Haehser (SPD) . . . . . . . . 2663 C Haushaltsgesetz 1973 (Drucksachen 7/748, 7/761) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 2664 D Hoppe (FDP) 2665 D Fragestunde (Drucksache 7/769) Fragen A 55 und 56 des Abg. Gerlach (Obernau) (CDU/CSU) : Qualifikation und Funktion des Staatssekretärs Gaus Ravens, Parl. Staatssekretär (BK) . 2599 C, D, 2600 A, B, C Gerlach (Obernau) (CDU/CSU) . . 2599 C, D, 2600 B, C Wischnewski (SPD) 2600 A Frage A 12 des Abg. Dr. Hupka (CDU/CSU) : Einführung deutscher Sprachkurse für Aussiedler durch die ARD Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 2600 D, 2601 A, B Dr. Hupka (CDU/CSU) 2601 A Frage A 43 der Abg. Frau Dr. Riedel-Martiny (SPD) : Frühstück der Schulkinder und Subventionierung der Schulmilch Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) . . . . 2601 B, C, D, 2602 A Frau Dr. Riedel-Martiny (SPD) . . 2601 B, C, 2602 A Frage A 42 des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Übernahme der Kosten für den Förderschulbesuch jugendlicher Spätaussiedler Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) . . . . . 2602 A, C, 2603 A Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 2602 C, D, 2603 A Dr. Hupka (CDU/CSU) 2603 A Frage A 5 des Abg. Scheu (SPD) : Meldungen über ein Schulungszentrum der Aktion Neue Rechte Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . 2603 B, C Fragen A 8 und 9 des Abg. Egert (SPD) : Anteil der Umweltforschung am Forschungsprogramm der Bundesregierung, spezielle Gebiete der Forschungsvorhaben und Abstimmung mit den Forschungsvorhaben der Universitäten Baum, Parl. Staatssekretär (BMI) . . 2603 D, 2604 B Egert (SPD) . . . . 2604 A Frage A 44 des Abg. Lambinus (SPD) : Sicherheitsgurte in Mietfahrzeugen für Selbstfahrer Haar, Parl. Staatssekretär (BMV) . . 2604 C Fragen A 47 und 48 des Abg. Vahlberg (SPD) : Förderung der marktnahen Entwicklung auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär (BMFT/BMP) . . . . 2604 D, 2605 A Frage A 52 des Abg. Engholm (SPD) : Vergabe öffentlicher Mittel für die berufliche Bildung Zander, Parl. Staatssekretär (BMBW) 2605 B, C, D Engholm (SPD) . . . . . . . . 2605 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 19. Juni 1973 III Frage A 51 der Abg. Frau Meermann (SPD) : Französischunterricht Zander, Parl. Staatssekretär (BMBW) 2605 D, 2606 A Frau Meermann (SPD) . . . . . . 2606 A Frage A 54 des Abg. Ziegler (CDU/CSU) : Kriterien für die Gewährung bezahlten Bildungsurlaubs Zander, Parl. Staatssekretär (BMBW) 2606 B, C Ziegler (CDU/CSU) . . . . . . 2606 B, C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 2666 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2667* A Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Fragen A 1 und 2 — Drucksache 7/769 — des Abg. Wohlrabe (CDU/ CSU) betr. Meldungen über die Eingliederung des RIAS in den Sender Freies Berlin — Unterstützung des RIAS durch die Bundesregierung 2667* C Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Fragen A 3 und 4 — Drucksache 7/769 — des Abg. Walther (SPD) betr. Unterbringung des Bundesgrenzschutzes auf dem Flughafen Frankfurt und Dauer des Einsatzes . . . . . . . 2667* D Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Frage A 6 — Drucksache 7/769 — des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) betr. Folgerungen der Bundesregierung aus dem Gutachten der Sachverständigenkommission für die Reform des öffentlichen Dienstrechts . . . 2668* B Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Frage A 7 — Drucksache 7/769 — des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) betr. Meldungen über den in der Grenzkommission zu vereinbarenden Austausch von Grundbüchern und Grundakten, aus denen sich die Besitzverhältnisse von Bürgern der Bundesrepublik Deutschland an Grundstücken und Vermögenswerten in der „DDR" ergeben 2668* C Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum (BMI) auf die Fragen A 10 und 11 —Drucksache 7/769 — des Abg. Büchner (Speyer) (SPD) betr. Bundeszuschüsse aus Sportförderungsmitteln für die Errichtung von Verwaltungsbauten . . . . . . 2668* D Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Berkhan) (BMVg) auf die Frage A 33 — Drucksache 7/769 — des Abg. Dr. Klepsch (CDU/ CSU) betr. Pflichtlektüre für Angehörige der NVA 2669* B Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal (BMJFG) auf die Frage A 39 — Drucksache 7/769 — des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Bekanntmachung der Mutationen bewirkenden Substanzen 2669* C Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal (BMJFG) auf die Fragen A 40 und 41 — Drucksache 7/769 — des Abg. Dr. Nölling (SPD) betr. Gründung eines schifffahrtsmedizinischen Instituts 2670* A Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Frage A 45 — Drucksache 7/769 — des Abg. Milz (CDU/CSU) betr Auswirkungen der Kanalisierung der Saar auf die Saarwirtschaft 2670* C Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Frage A 46 — Drucksache 7/769 — des Abg. Evers (CDU/CSU) betr. Neuorganisation der Wasserstraßenverwaltung in Baden-Württemberg . . . . 2670* D Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMBW) auf die Frage A 53 — Drucksache 7/769 — des Abg. Dr. Evers (CDU/ CSU) betr. Anerkennung im Ausland abgelegter Reifeprüfungen 2671* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 19. Juni 1973 2561 45. Sitzung Bonn, den 19. Juni 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete() beurlaubt bis einschließlich Dr. Ahrens *** 23. 6. Dr. Aigner * 19. 6. Alber *** 23. 6. Dr. Artzinger* 20. 6. Amrehn *** 23. 6. Dr. Bangemann * 20. 6. Dr. Barzel 22. 6. Behrendt * 20. 6. Blumenfeld 19. 6. Frau von Bothmer *** 23. 6. Büchner (Speyer) *** 23. 6. Coppik 20. 6. Dr. Corterier * 20. 6. Dr. Dregger *** 23. 6. Dr. Enders *** 23. 6. Fellermaier * 21. 6. Flämig * 21. 6. Gerlach (Emsland) * 20. 6. Dr. Geßner *** 23. 6. Gewandt 20. 6. Dr. Gölter *** 23. 6. Dr. Holtz *** 23. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 20. 6. Kahn-Ackermann *** 23. 6. Dr. Kempfler *** 23. 6. Dr. Klepsch *** 23. 6. Dr. Kliesing *** 23. 6. Koblitz 20. 6. Lautenschlager * 20. 6. Leicht 20. 6. Lemmrich *** 23. 6. Lenzer *** 23. 6. Liedtke 20. 6. Marquardt *** 23. 6. Dr. Martin 20. 6. Memmel * 22. 6. Dr. Mende*** 23. 6. Dr. Müller (München) *** 23. 6. Opitz 20. 6. Frau Dr. Orth 20. 6. Pawelczyk *** 23. 6. Richter *** 23. 6. Dr. Schöfberger 20. 6. Dr. Schwencke *** 23. 6. Dr. Schwörer * 20. 6. Sieglerschmidt *** 23. 6. Dr. Frh. v. Spies 20. 6. Dr. Stark (Nürtingen) 20. 6. Dr. Starke (Franken) * 20. 6. Strauß 20. 6. Dr. Vohrer *** 23. 6. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete() beurlaubt bis einschließlich Walkhoff * 20. 6. Frau Dr. Walz * 19. 6. Wende 20. 6. Wiefel 20. 6. Frau Dr. Wolf *** 23. 6. Würtz 20. 6. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold vom 18. Juni 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Wohlrabe (CDU/CSU) (Drucksache 7/769 Fragen A 1 und 2) : Treffen Meldungen zu, daß der RIAS in spätestens zwei Jahren dem Sender Freies Berlin eingegliedert werden soll? Ist die Bundesregierung bereit, dem RIAS Berlin auch in Zukunft jegliche Unterstützung zukommen zu lassen, damit der RIAS seine vielfältigen Informationsaufgaben insbesondere für die Bevölkerung Berlins und die der DDR wahrnehmen kann? Zu Frage A 1: Auf die Frage des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Cantzler habe ich bereits am 31. 7. 1972 mitgeteilt, daß die Überführung des Senders RIAS in den Sender Freies Berlin durch die Bundesregierung weder erörtert noch geplant ist. An dieser Aussage hat sich nichts geändert. Zu Frage A 2: Die Bundesregierung ist dazu im Rahmen des Erforderlichen bereit. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum vom 19. Juni 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Walther (SPD) (Drucksache 7/769 Fragen A 3 und 4) : Welche Schritte hat die Bundesregierung unternommen, um die auf dem Flughafen Frankfurt am Main eingesetzten Angehörigen des Bundesgrenzschutzes ordnungsgemäß unterzubringen, um sie vor allem gegen den Dauerlärm des Flughafens abzuschirmen? Für wie lange schätzt die Bundesregierung noch die Dauer des Einsatzes von Angehörigen des Bundesgrenzschutzes auf dem Flughafen Frankfurt am Main? Zu Frage A 3: Auf dem Flughafen Frankfurt/Main sind z. Z. ständig 88 BGS-Beamte im Sicherheitsdienst eingesetzt, die im wöchentlichen Turnus aus ihren Standorten abgestellt werden. Nachdem sie zunächst mangels anderer Unterbringungsmöglichkeiten nur in behelfsmäßig hergerichteten Räumen untergebracht waren, konnten seit Februar d. J. zwei ehemalige Bürogebäude auf dem Flugplatz zur Verfügung gestellt werden. Diese wurden vorher als Unterkunfts- 2668* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 19. Juni 1973 gebäude mit einem Kostenaufwand von ca. 400 000 DM entsprechend hergerichtet. Wenn sie auch den allgemeinen Anforderungen entsprechen, so sind die darin untergebrachten Beamten wegen der Leichtbauweise dieser Gebäude den Lärmeinwirkungen des Flugplatzes, die vor allem von vor dem Gebäude liegenden Stand- und Ladepositionen der Nachtfrachtmaschinen herrühren, besonders ausgesetzt. Aufgrund von Bemühungen der zuständigen BGS-Verwaltung werden jedoch durch die Frankfurter Flughafen-AG z. Z. Baumaßnahmen durchgeführt, um diese Standpositionen an eine andere Stelle des Flugplatzes zu verlegen. In Kürze ist daher eine wesentliche Verringerung der Lärmeinwirkungen, die sich auf Start- und Landegeräusche reduzieren werden, zu erwarten. Im Benehmen mit der Flughafen-AG wird weiterhin geprüft, ob der Einbau zusätzlicher Lärmschutzeinrichtungen in die Unterkunftsgebäude Erfolg verspricht. Die daneben laufenden weiteren Bemühungen, geeignetere Unterkunftsmöglichkeiten an anderer Stelle zu schaffen, sind bisher im Ballungsraum Frankfurt erfolglos gewesen; sie werden aber fortgesetzt. Zu Frage A 4: Die weitere Dauer und der Umfang des Einsatzes des BGS auf dem Flughafen Frankfurt/Main läßt sich z. Z. nicht absehen. Sie hängt von der Entwicklung der allgemeinen Luftsicherheitslage ab. Es muß aber damit gerechnet werden, daß die Sicherheitslage im Luftverkehr voraussichtlich über Jahre hinweg angespannt bleiben wird. Die Erfahrung zeigt, daß bei gewaltsamen innerstaatlichen oder internationalen Auseinandersetzungen auch der Luftverkehr selbst unbeteiligter Staaten durch terroristische Anschläge bedroht ist. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum vom 19. Juni 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Gfinzburg) (CDU/CSU) (Drucksache 7.769 Frage A 6): wie und zu welchen Zeitpunkten wird die Bundesregierung gesetzliche Folgerungen aus dem Gutachten der Sachverständigenkommission für die Reform des öffentlichen Dienstrechts ziehen? Wie ich bereits am 14. Februar 1973 in meinem Bericht vor dem Innenausschuß dieses Hauses u. a. erklärt habe, betrachte ich das Gutachten der Studienkommission für die Reform des öffentlichen Dienstrechts zusammen mit anderen Beiträgen zur Reformdiskussion als eine wesentliche Grundlage für die weiteren Überlegungen. Vordringliche Aufgabe wird es zunächst sein, in enger Zusammenarbeit mit den Bundesressorts und den Bundesländern sowie unter Beteiligung der Organisationen der Angehörigen des öffentlichen Dienstes den Rahmen des Gesamtkonzepts der Reform abzustecken. Inhalt des zu erarbeitenden Gesamtkonzepts werden die notwendigen gesetzlichen und sonstigen Schritte für eine Reform des öffentlichen Dienstrechts sein. Hierzu gehören auch konkrete Vorstellungen über die zeitliche und kostenmäßige Realisierung der einzelnen Reformvorschläge. Bei allen Überlegungen wird zu beachten sein, daß zwischen der Dienstrechtsreform und der funktionalen Verwaltungsreform ein enger Sachzusammenhang besteht. Ich gehe von der Erwartung aus, daß es gelingt, das Gesamtkonzept bis zum Jahresende zu entwikkeln und einen Teil der Reformvorschläge bereits bei der laufenden Gesetzgebungsarbeit zu berücksichtigen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum vom 19. Juni 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Freiherr von Fircks (CDU/CSU) (Drucksache 7/769 Frage A 7) : Treuen Meldungen zu, daß im Rahmen künftiger Verhandlungen der nach dem Zusatzprotokoll zu dem Grundvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der „DDR" zu bildenden Grenzkommission unter anderem auch der Austausch von Grundbüchern und Grundakten, aus denen sich die Besitzverhältnisse von Bürgern der Bundesrepublik an Grundstücken und Vermogenswerten in der „DDR" ergeben, vereinbart werden soll? Ihre Frage beantworte ich mit „Nein". Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Baum vom 19. Juni 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Büchner (Speyer) (SPD) (Drucksache 7/769 Fragen A 10 und 11) : Kann die Bundesregierung bestätigen, daß der Deutsche Sportbund und der Deutsche Leichtathletikverband aus Sportförderungsmitteln des Bundes Zuschüsse für die Errichtung von Verwaltungsbauten (z. B. Nachfinanzierung „Haus des Sports", Errichtung eines „Hauses der Verbände", Errichtung von drei „Führungs- und Verwaltungsschulen" und Errichtung einer Verbandstrainerschule in Darmstadt) von fast 20 Millionen DM eingeplant oder beantragt haben? Trifft es zu, daß eine derarlig massive Verwendung von Sportförderungsmitteln für verbandspolitische Investitionen 70 Lasten sportbezogener Maßnahmen nicht zu vertreten ist? Zu Frage A 10: Der Deutsche Sportbund und der Deutsche Leichtathletikverband haben eine Beteiligung des Bundes an folgenden Vorhaben beantragt: a) Restfinanzierung des Hauses des Sports in Frankfurt/M. mit einer Belastung des Bundes in Höhe von 611 000,- DM b) Finanzierung des Hauses der Verbände, dessen Gesamtkosten nach den bisher vorliegenden Schätzungen zwischen 8,2 und 9,4 Millionen DM betragen sollen c) Beteiligung an der Finanzierung einer Führungs- d) und Verwaltungsschule des Sports in Berlin mit einem Betrag in Höhe von 1,9 Millionen DM e) Beteiligung an der Finanzierung der Verbandstrainerschule des DLV in Darmstadt mit einem Betrag von 1,5 Millionen DM f) Es ist weiter vorgesehen, im Zusammenhang mit dem Bundesleistungszentrum für Judo, Hockey und Schwimmen in Köln eine Trainerakademie zu errichten, wobei Räumlichkeiten in dem. geplanten Unterkunftsgebäude des Bundesleistungszentrums als Trainerakademie mitgenutzt werden sollen. Die Kosten des Unterkunftsgebäudes belaufen sich insgesamt auf ca. 6,8 Millionen DM. Das Vorhaben soll vom Land Nordrhein-Westfalen und vom Bund gemeinsam finanziert werden. Weitere Anträge zur Finanzierung von Vorhaben der genannten Art liegen mir nicht vor. Zu Frage A 11: Die Bundesregierung steht der Errichtung einer Trainerakademie und einer Führungs- und Verwaltungsschule positiv gegenüber, das um so mehr, als die letztere in Berlin liegt. Im Hinblick auf die dringende Notwendigkeit, verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten für unsere Trainer zu schaffen, hat sich auch die Deutsche Sportkonferenz für den Bau einer Trainerakademie ausgesprochen. Die Errichtung einer Führungs- und Verwaltungsschule bietet dem Sport eine hervorragende Chance, seine Förderungsstruktur bis hinein in die Vereine modernen Erfordernissen anzupassen und damit die Vielfalt der Aufgaben besser zu meistern. Zur Frage des „Hauses der Verbände" des DSB und der Verbandstrainerschule des DLV in Darmstadt habe ich bereits in meinem Bericht vor dem Sportausschuß des Deutschen Bundestages am 14. März 1973 Stellung genommen. Eine endgültige Entscheidung über die Beteiligung des Bundes an den Vorhaben ist hier aber erst nach Vorlage weiterer Unterlagen und deren abschließender Prüfung möglich. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß es offenkundig ist, daß die Mittel, die für die Trainerakademie, das Haus des Sports und die Verbandstrainerschule des DLV zur Verwendung kommen, der Verbesserung der Struktur des deutschen Sports dienen. Auch bei der noch ausstehenden Entscheidung für das Haus der Verwaltungsschule wird dieser Gesichtspunkt zu berücksichtigen sein. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Berkhan vom 19. Juni 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Klepsch (CDU/CSU) (Drucksache 7/769 Frage A 33) : Welche Pflichtlektüre ist den Soldaten, welche den Oftizieren der NVA arterlegt, um diese zum Haß gellen den westdeutschen Klassenfeind und seine Streilkräfte zu erziehen! Im „Leitfaden für das Studium in der gesellschaftswissenschaftlichen Weiterbildung der Offiziere und Berufsoffiziere im Ausbildungsjahr 1972/73" in der NVA werden rund 75 Titel als Pflichtlektüre genannt. Diese Pflichtlektüre greift unmittelbar auf Marx/Engels und Lenin zurück. Ein geringer Anteil stammt von Bresnew, Suslow, Honecker, Hager, anderen Verfassern und Autorenkollektivs. Neue Erscheinungen versuchen vor allem, die Koexistenz mit nicht-sozialistischen Staaten als die zur Zeit notwendige Form des Klassenkampfes zu erklären. Dabei bleibt Haß auf den Feind ein Teil des Klassenkampfes. Offenbar ist der Kommunismus, urn seine ideologische Wirkung im Innern zu bewahren, auf ein ideologisches Angriffsobjekt draußen, auf einen Feind angewiesen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal vom 18. Juni 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache 7/769 Frage A 39) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, tun sicherzustellen, daß die künstlichen wie auch die natürlich vorkommenden Substanzen, die Veränderungen der Erbanlagen (Mutationen) in den Keimzellen und auch in den Körperzellen hervorrufen können, in einem Katalog der Öffentlichkeit bekanntgemacht werden? Die Bundesregierung möchte davon absehen, einen Katalog von mutagenen Stoffen zu veröffentlichen. Es sind etwa 400 Stoffe synthetischer und natürlicher Herkunft bekannt, die sich im Experiment als mutalten erwiesen haben. Diese Untersuchungsergebnisse lassen sich indessen nicht einfach auf den Säugetierorganismus und auf den Menschen übertragen. Bei einem Teil dieser Stoffe wirkt sich die mutagene Eigenschaft beim Menschen nicht aus, bleibt unauffällig oder der Mensch wird nur mit einer solchen Dosis kontaminiert, die unwirksam ist. Ein anderer Teil wird trotz der bekannten mutagenen Eigenschaft unter ärztlicher Aufsicht und Verantwortung zur Bekämpfung schwerer Infektionskrankheiten eingesetzt. Diese kurze Darstellung zeigt, daß sowohl die Extrapolation von gewiß korrekten Untersuchungsergebnissen auf den Menschen als auch die SchadenNutzen-Abwägung zur Zeit noch sehr schwierig ist. Die Bekanntgabe einer Aufstellung von mutagenen Stoffen würde sich bei dieser Sachlage in der Öffentlichkeit so auswirken, daß Fehleinschätzungen zu erwarten sind und damit der so nicht zutreffende Eindruck hervorgerufen wird, man sei von einer Vielzahl derartiger Stoffe direkt bedroht. 2670* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 19. Juni 1973 Die Bundesregierung befaßt sich ständig mit der Problematik dieser Stoffgruppe und prüft zur Zeit, ob und welche Regelung des Verkehrs mit diesen Stoffen, vor allem im Rahmen des in Vorbereitung befindlichen Giftgesetzes, getroffen werden kann. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal vom 18. Juni 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Nölling (SPD) (Drucksache 7/769 Fragen A 40 und 41): Warum gehen die Vorbereitungen zur Gründung eines schifffahrtsmedizinischen Instituts nur so schleppend voran? Ist die Bundesregierung bereit, die Initiative zur baldigen Gründung eines solchen Instituts zu ergreifen? Zu Frage A 40: Die Vorbereitungen einer Umwandlung der beim Bernhard-Nocht-Institut für Tropenkrankheiten in Hamburg bestehenden Abteilung für Schiffahrtsmedizin in ein eigenes Institut stößt hinsichtlich der laufenden Förderung auf eine Reihe von Schwierigkeiten. So konnte bisher noch keine verbind- liche Absprache mit den in Frage kommenden Bundesländern über die Finanzierung, insbesondere der Folgekosten erzielt werden. Erschwerend wirkt sich auch die Stellungnahme des Wissenschaftsrates aus, daß es sich bei einem solchen Institut nicht um eine reine Forschungseinrichtung handele, so daß eine Anwendung des Königssteiner Abkommens oder seiner Folgeabkommen zu einer gemeinsamen Bund-Länder-Finanzierung in diesem Rahmen nicht möglich erscheint. Es ist daher leider auch heute noch nicht abzusehen, ob lediglich eine Verstärkung der jetzigen Abteilung für Schiffahrtsmedizin in Frage kommen wird oder ob und wann ein eigenes Institut für diese Aufgaben gegründet werden kann. Zu Frage A 41: Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß eine Verstärkung der schiffahrtsmedizinischen Forschung, Beratung und Praxis erforderlich ist. Sie ist daher bemüht, durch Forschungsaufträge aus dem Bereich der Seeschiffahrt wie der Binnenschiffahrt eine solche Entwicklung zu fördern. Sie wird auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten weitere Initiativen zur Gründung eines Instituts für Schiffahrtsmedizin ergreifen. Es muß aber darauf hingewiesen werden, daß wesentliche Beiträge hierzu von den an der Schiffahrt interessierten Ländern kommen müssen, ohne die jede Initiative der Bundesregierung schließlich ohne durchgreifende Wirkung bleiben muß. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar vom 19. Juni 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 7/769 Frage A 45) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die Kanalisierung der Saar nicht zur dringend erforderlichen Strukturverbesserung der Saarwirtschaft beiträgt, sondern genau umgekehrt die bestehende Monostruktur noch weiter verfestigt, und daß darüber hinaus angesichts der über kurz oder lang zu erwartenden Harmonisierung der Wegekosten zwischen Schiene und Wasserstraße schließlich überhaupt noch ein Frachtvorteil auf der Kanalstrecke gegenüber der Schiene übrigbleibt? Die Regierungen vom Saarland und von Rheinland-Pfalz haben am 30. Januar 1973 gemeinsam erklärt, daß sie zwar mehr für das Projekt eines Saar-Pfalz-Rhein-Kanals plädieren, ein Ausbau der Saar bis zur Mosel aber auch zur Stabilisierung des montan-industriellen Kerns der Saarwirtschaft beitragen würde. Auch die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes sieht in einem Ausbau der Saar in Verbindung mit zusätzlichen Infrastrukturmaßnahmen ein „geeignetes Instrument zur Realisierung der strukturpolitischen Ziele des Saarlandes". Die Bundesregierung ist mit den Ländern der Auffassung, daß der Saarausbau verbunden mit einer Fortführung des „Regionalen Aktionsprogramms Saarland/Westpfalz" wesentlich zur Verbesserung der bestehenden Struktur in beiden Randgebieten beiträgt. Bei einem Ausbau der Saar werden der Wirtschaft Frachtvorteile von insgesamt 263 Millionen DM (Gegenwartswert auf den 1. Januar 1972 diskontiert) zuwachsen. Ob und in welcher Weise eine Harmonisierung der Wegekosten diese Aussage verändert, wird von den Zurechnungsmodalitäten der Kosten abhängen. Diese Frage kann aber nur im europäischen Rahmen gelöst werden. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar vom 19. Juni 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/769 Frage A 46) : Trifft es zu, daß im Zuge der Neuorganisation der Wasserstraßenverwaltung in Baden-Württemberg in Zukunft nur noch eine Wasser- und Schiffahrtsdirektion erhalten bleibt, und daß dabei daran gedacht ist, die Wasser- und Schiffahrtsdirektion Stuttgart am Sitz der Landesregierung bestehen zu lassen und das Personal und die Aufgaben der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Freiburg auf die Stuttgarter Direktion zu übertragen? Nach einem Gutachten des Bundesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung sollen die Wasser- und Schiffahrtsdirektionen im gesamten Bundesgebiet neu geordnet und ihre Zahl auf etwa die Hälfte verringert werden. Im Zuge der Auswertung dieses Gutachtens ist für eine Erörterung mit der Personalvertretung meines Hauses u. a. auch eine Zusammenlegung der Wasser- und Schiffahrtsdirektionen Freiburg und Stuttgart in Stuttgart zur Diskussion gestellt. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen worden. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 19. Juni 1973 2671* Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander vom 19. Juni 1973 auf .die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/769 Frage A 53) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Anerkennung im Ausland abgelegter Reifeprüfungen durch die Kultusministerkonferenz nur in einem sehr zeitraubenden Verfahren möglich ist und daß bei einem oft monatelangen Warten auf eine Entscheidung der Kultusministerkonferenz Abiturienten aus Entwicklungsländern in unzumutbarer Weise an der Aufnahme des Studiums gehindert werden, und welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung im Rahmen der verfassungsmäßigen Zuständigkeiten, auf eine Beschleunigung dieses Verfahrens hinzuwirken? Das Anerkennungsverfahren für im Ausland abgelegte Reifeprüfungen ist Angelegenheit der Länder, die hierfür bei dem Sekretariat der Konferenz der Kultusminister eine Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen eingerichtet haben. Die Bundesregierung kann auf das dort geübte Verfahren im einzelnen keinen Einfluß nehmen. Weil zum Teil bei der Bearbeitung umständliche Nachforschungen erforderlich sind, können von Fall zu Fall unterschiedlich lange Wartezeiten entstehen. Ich bin jedoch gerne bereit, die Konferenz der Kultusminister auf das in Ihrer Frage beschriebene Problem aufmerksam zu machen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Werner Zywietz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr ver- ehrten Damen und Herren! Entwicklungshilfe ist unseres Erachtens eine politisch langfristige Aufgabe, zu der es keine echte Alternative gibt. Der Einzelplan 23 verdeutlicht in Umfang und Struktur die Mitwirkung der Bundesregierung im Jahre 1973 an der Lösung dieses weltweiten und, wie ich meine, auch epochalen Problems. Es handelt sich in der Tat um ein weltweites Problem, das in seiner Bedeutung für alle Menschen kaum zu überschätzen ist. Vielleicht mag es hilfreich sein, sich vor Augen zu führen, daß von zirka 3,5 Milliarden Menschen auf unserem Globus etwa zwei Drittel in Ländern leben, die man üblicherweise als Entwicklungsländer zu bezeichnen pflegt, deren ökonomisches Merkmal ein außerordentlich geringes Bruttosozialprodukt ist.
    Damit ist, wie ich meine, das Ausmaß eines Problems angedeutet, das von Sachkennern als d a s soziale Problem des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird. Wird diese Situation nicht gemeistert, sind auch unübersehbare negative Folgen für alle Industrieländer nicht auszuschließen. Etwas fassungslos, so meine ich, muß man darum die Kluft zwischen dem, was Menschen können, und dem, was Menschen tun, sehen. Das globale Problem ist im Kern ein Verteilungsproblem. Ich meine, es sind genügend Rohstoffe, genügend Menschen und auch genügend technisches Wissen vorhanden, wie nicht nur die Erfolge der Raumfahrt und anderer großer organisatorischer und technischer Leistungen beweisen, um allen Menschen wenigstens das Lebensnotwendigste zu sichern. Dennoch geschieht es nicht, trotz aller politischer Gefahren, die damit verbunden sind.
    Die Ursachen der unzureichenden Entwicklung sind zahlreich und in wenigen Sätzen kaum zu umreißen. Mir scheint aber sicher zu sein, daß diese Aufgabe nicht ohne Hilfe zur Selbsthilfe der unterentwickelten Staaten zu lösen ist. Das ist eine Herausforderung an alle Industriestaaten, an Industriestaaten in Ost und in West, und auch eine Herausforderung an die Bundesrepublik als den Industriestaat mit dem viertgrößten Bruttosozialprodukt in der Welt.
    Diese Aufgabe wird im Grundsatz auch gesehen, bejaht und wahrgenommen. Nur müssen wir auch eingestehen, daß das Volumen des Einzelplans 23 im Jahre 1973 nach internationalen Maßstäben nicht voll befriedigend ist. Internationale Zielgröße ist, etwa ein Prozent des Bruttosozialprodukts für die Entwicklungshilfe zu verwenden, verteilt auf 0,7 % öffentliche und 0,3 % private Hilfe.
    Mit einem Betrag von rund 2,8 Milliarden DM wird die öffentliche deutsche Entwicklungshilfe wie im Vorjahr den Satz von 0,35 % des Sozialprodukts



    Zywietz
    allerdings kaum überschreiten. Die Bundesrepublik nimmt damit unter den europäischen Geberländern den vorletzten Platz ein. Mag auch ein wenig statistische Definitionskunst mit dabeisein, ist auch das noch kein ausreichender Trost für uns. Wenn auch insbesondere die Konjunkturlage noch stabilitätsfördernde Spielräume für einen weiteren Kapitalexport gibt, die unseres Erachtens nutzbar zu machen wären, darf andererseits im Kernbereich Entwicklungshilfe nicht zur ersten konjunkturpolitischen Streichgröße bei einer wirtschaftlichen Abflachung degradiert werden. Denn konjunkturpolitische „Brosamen", konjunkturpolitische „Reste" werden in der dritten Welt kaum als überzeugende Hilfe angesehen werden.
    So zahlreich die Motive der Entwicklungshilfe sind - etwa politische, wirtschaftliche, humanitäre, soziale und auch kulturelle Motive —, so zahlreich sind auch die Formen, die Träger und auch die Methoden der Entwicklungshilfe, wie das auch in diesem Haushalt wieder sehr deutlich wird. Es werden öffentliche Finanzhilfen, technische Hilfen, Handelshilfen, privatwirtschaftliche Leistungen gewährt, die sowohl auf bilateralem als auch auf multilateralem Wege geleistet werden können. Ich möchte vorweg sagen, daß diese Wege und Träger alle ihre Berechtigung haben. Für eine gute Praxis kommt es nur darauf an, eine optimale Mischung dieser Möglichkeiten durchzusetzen.
    Die internationale Komponente der Entwicklungshilfe ist in diesem Haushalt bereits betont, und wir sind sicher, daß der internationale Aspekt für die Entwicklungshilfe in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird und dann auch haushaltsmäßig seinen Niederschlag finden muß. Der Beitritt zu den Vereinten Nationen eröffnet hier zweifelsohne ein weites Betätigungsfeld. Wir empfinden das nicht als eine Belastung, sondern vielmehr als eine Möglichkeit, die wir nachdrücklich begrüßen.
    Unter dem Stichwort „international abgestimmte Entwicklungshilfe" wage ich auch, mit gedämpftem Optimismus und auf weitere Sicht an eine Zusammenarbeit bei dieser Aufgabe zwischen östlichen und westlichen Industrieländern zu hoffen. Mir scheint eine Vorbereitung darauf ratsam zu sein.
    Näher liegt allerdings die Aufgabe, innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu einer koordinierten Entwicklungspolitik zu gelangen. Die FDP würde das sehr begrüßen. Diese Aufgabe würde eine grundsätzliche Übereinstimmung in der Konzeption wie auch in der Ausgestaltung der Instrumente und der Organisation voraussetzen. Leider haben die bisherigen Verhandlungen ergeben, daß die Europäische Gemeinschaft von einer gemeinschaftlichen Entwicklungspolitik bedauerlicherweise noch ein gutes Stück entfernt ist.
    Für die deutsche Seite geht es hierbei um einen beachtlichen Einsatz. Sie sollte ihre entwicklungspolitische Konzeption, die auf der Grundlage des Strategiedokuments der Vereinten Nationen für die zweite Entwicklungsdekade verabschiedet wurde, nicht aufgeben. Auch die Europäische Gemeinschaft muß sich weltweit an den Bedürfnissen der Entwicklungsländer ausrichten und sollte nicht zugunsten bestimmter Präferenzregionen einzelner Mitglieder übermäßig verzerrt werden.
    Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft muß eine weltoffene Position anstreben. Auch in diesem Bereich wird die Europäische Gemeinschaft sich noch mehr als bisher beweisen müssen. In diesem Zusammenhang wird die Zollsenkungsrunde, das GATT, für die Entwicklungsländer von erheblicher Bedeutung sein in dem Sinne, inwieweit ihnen „aid by trade" ermöglicht werden kann. Die Strukturen weltweiter Arbeitsteilung werden dadurch zwangsläufig beeinflußt. Wir halten das für richtig.
    Für nicht nur vorteilhaft würden wir allerdings für alle Beteiligten den Wert von Rohstoffabkommen bezeichnen, da durch Absatzgarantien Preise und vor allem Wirtschaftsstrukturen festgeschrieben werden. Die Ausschaltung des Wettbewerbs müswir als bedenklich bezeichnen.
    Ich will auch nicht verhehlen, daß es bedenklich erscheint, die anstehende Reform des Weltwährungssystems dadurch zu belasten, daß auf Grund der Vorstellungen einer Vielzahl von Entwicklungsländern zu großzügige Möglichkeiten zur Überwindung von Liquiditätsengpässen eröffnet werden. Ein solcher Weg der indirekten, der verschleierten Subventionen — so könnte man es bezeichnen — hätte für das gesamte Weltwährungs- und damit Weltwirtschaftssystem von einem neuen Start weg erhebliche Fußangeln.

    (Sehr wahr! bei der FDP.)

    In diesem Punkte muß ich den Ausführungen des Herrn Kollegen Holtz widersprechen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Vielmehr sollten wir den Mut zur offenen und begründeten Unterstützung der Entwicklungsländer in Zukunft stärker als bisher haben und dies auch den Bürgern dieses Landes nicht so sehr entschuldigend, sondern vielmehr als notwendige Aufgabe begründet darstellen. Darin liegt eine politische Führungsaufgabe im guten Sinne, die noch von sehr viel mehr Politikern wahrgenommen werden könnte.
    Außerdem sollte der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit durch entsprechende Haushaltsdotierung selbstverständlich die Möglichkeit erhalten, für eine breite und positive Öffentlichkeitsarbeit zu sorgen, damit in der Öffentlichkeit nicht diejenigen ihrer Entwicklungshilfe das größte Ausmaß beimessen können, die es von der Sache her nicht geleistet haben.
    Aber wirksame Entwicklungshilfe wird nicht nur nach ihrem Umfang, sondern auch wesentlich nach ihrer Qualität und ihrer ökonomischen Effizienz zu beurteilen sein. Wir müssen peinlich genau daran mitwirken, daß alle Mittel sowohl volkswirtschaftlich als auch betriebswirtschaftlich so überlegt und auch so rationell wie nur möglich eingestzt werden. Dazu bedarf es einer guten Abstimmung zwischen Geber- und Nehmerland.
    Was die Bundesrepublik dabei anbelangt, scheint mir eine Überprüfung erforderlich zu sein, ob nicht



    Zywietz
    in geeigneten Fällen statt Projekthilfe häufiger Programmhilfe geleistet werden sollte, wie es auch von den Vorrednern angedeutet wurde.
    Wir fragen uns auch, ob künftig die bisher so exakt aufrechterhaltene Abgrenzung zwischen Kapitalhilfe und technischer Hilfe beibehalten werden sollte oder ob es nicht realistischer und zweckmäßiger wäre, beide Hilfsformen durchlässiger und flexibler zu gestalten oder nur noch generell zwischen Zuschüssen und Darlehen zu unterscheiden. In diese Richtung, so meinen wir, sollte eine allgemeine Überprüfung des Gesamtinstrumentariums der Entwicklungshilfe gehen.
    Erst wenn durch öffentliche Entwicklungshilfe eine hinreichend attraktive infrastrukturelle Basis geschaffen worden ist, kann man davon ausgehen, daß sich auch privatwirtschaftliche Initiative entfalten wird. Privatwirtschaftliches Engagement, das selbstverständlich mit der Zielsetzung der Gewinnerzielung eingegangen wird, hat, wie ich meine, zumeist einen förderlichen Einfluß auf die volkswirtschaftliche Gesamtentwicklung. Was dem einen guttut, muß dem anderen nicht unbedingt schaden; das ist ein Charakteristikum guter Geschäfte, und die sollte es auch im Rahmen der Entwicklungspolitik geben.
    Jede Investition bedeutet auf der einen Seite Schaffung von Arbeitsplätzen und damit von Einkommen und auf der anderen Seite ein Mehr an Leistungs- und Güterangebot. Unter dem Entwicklungsaspekt halten wir bei Privatinvestitionen insbesondere die Gründung von Partnerschaftsunternehmen mit teils in-, teils ausländischem Kapital für sehr wirksam, wie sie von der Deutschen Entwicklungsgesellschaft unterstützt werden. In Gemeinschaftsunternehmen werden mit der Zurverfügungstellung von Kapital auch Kooperation und die Vermittlung von technischem Wissen sehr unmittelbar und darum besonders überzeugend praktiziert.
    Der Förderung von Privatinvestitionen in Entwicklungsländer stehen wir positiv gegenüber, wenn wir auch selbstkritisch einsehen müssen, daß die Erwartungen, die in das Entwicklungshilfe-Steuergesetz gelegt worden sind, sich nicht allgemein erfüllt haben. Die Ergebnisse dieses Gesetzes haben gezeigt, daß eine breite Förderung von Investitionen in Entwicklungsländern leider nicht erzielt worden ist. Der Investitionsstrom hat sich vielmehr in die Entwicklungsländer gewandt, in denen auch ohne besondere steuerliche Anreize vermutlich investiert worden wäre. In die ärmsten der armen Länder sind dabei nur sehr geringe, unbedeutende Investitionsmittel geflossen. Diese Entwicklung kann ganz gewiß nicht als entwicklungspolitisch positiv bezeichnet werden und bedarf in Zukunft der Änderung. Es bleibt dahingestellt, ob die bisherige Form des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes geeignet ist oder aber andere gesetzliche Regelungen gefunden werden müssen. Uns kommt es dabei mehr auf den Inhalt als auf die Etikettierung an.
    Was den Inhalt angeht, müßte es sich um eine Investitionsförderung handeln, die nach dem Entwicklungsstand des Empfängerlandes differenziert und die auch die bestehende Benachteiligung der
    arbeitsintensiven Investitionen abbaut. Arbeitskraft ist zumeist der einzige Reichtum der Entwicklungsländer, Ein Förderinstrumentarium sollte darum zum Ziel haben, diesen Reichtum besser wirksam werden zu lassen.
    Dies gilt ebenfalls für südeuropäische Länder; auch hier bedarf es der Schaffung weiterer Arbeitsplätze durch Aufbau zusätzlicher Produktionen, um die Arbeitsuchenden möglichst erst gar nicht zu Gastarbeitern werden zu lassen — mit all den damit verbundenen uns bekannten Problemen.
    Entwicklungshilfe ist wohl keine Garantie dafür, daß wir einer konfliktfreien Zukunft entgegensehen können. Wir meinen, daß Entwicklungshilfe die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß es in unterentwickelten Ländern mit meist auch sehr starren Gesellschaftsformen zu einer evolutionären Entwicklung und nicht zu Revolutionen oder gar noch zu Schlimmerem kommt. Es gibt mehrere Beispiele dafür -- und ich scheue mich nicht, hier zu erwähnen, daß Indochina eines ist —, daß an die Möglichkeiten der Entwicklungshilfe häufig zu spät und, wie ich meine, auch zu halbherzig gedacht wird.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn auch der diesjährige Einzelplan 23 nicht allen unseren Vorstellungen entspricht, wollen wir ihm zustimmen, weil er der Ausdruck des guten Willens ist, an einer wesentlichen Aufgabe nach Kräften teilzunehmen, einer Aufgabe, die wir sehr offensiv, sehr bewußt angehen sollten und die wir trotz aller möglichen Unzulänglichkeiten nicht als eine lästige Abgabe von unserem Sozialprodukt betrachten dürfen. Einen solchen Kardinalfehler können wir uns nicht leisten!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Todenhöfer.

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    Rede von Dr. Jürgen Todenhöfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe mit großem Interesse die zum Teil recht heftige Kritik des SPD-Abgeordneten Dr. Holtz an der Politik in der Entwicklungshilfe wahrgenommen und darf Herrn Dr. Holtz daran erinnern, daß dieses Ressort seit sieben Jahren in Händen der Sozialdemokraten liegt und noch länger in Händen der Sozialliberalen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Marx: Da war doch von Flickschusterei die Rede!)

    Wer immer sich mit sozialdemokratischer Politik befaßt, steht vor jener bemerkenswerten Diskrepanz von Worten und Taten. In kaum einem Ressort aber klaffen Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander wie in Ihrem, Herr Minister Eppler. Ständig werden neue Höchstleistungen deutscher Entwicklungshelfer angekündigt; doch den Versprechungen folgt nur selten ihre Verwirklichung.

    (Abg. Dr. Marx: Im Plänemachen ist er groß!)

    Jeder aber, der es wagte, an die cm den Himmel gemalten Pläne zu erinnern, wird von Ihnen als Kritikaster gebrandmarkt, der nicht einsichtig genug



    Dr. Todenhöfer
    sei, in die Begrenztheit aller Politik Einsicht zu nehmen. 1970, als der Umfang der öffentlichen deutschen Entwicklungshilfe 2,2 Milliarden DM betrug, sagten Sie, Herr Minister Eppler, mit bewundernswerter Selbstgläubigkeit: Was sind schon 5 Milliarden DM Entwicklungshilfe bei einem Bruttosozialprodukt von 680 Milliarden DM! 1972 — also zwei Jahre später — aber sank der Anteil der deutschen Entwicklungshilfe am Bruttosozialprodukt auf den Negativrekord von 0,31 °,'o, und 1971 — ein Jahr später — verkündeten Sie mit staatsmännischer Verbindlichkeit, der Anteil der öffentlichen deutschen Entwicklungshilfe werde auf 0,7 % verdoppelt werden. Auch in diesem Jahr, im Jahr 1973, aber wird der Mittelabfluß kaum über 0,3% liegen. Vor wenigen Wochen nun kündete Ihr Staatssekretär Dr. Sohn der staunenden deutschen Öffentlichkeit für 1976 eine Erhöhung der Entwicklungshilfe auf 6 Milliarden DM an. Als aber vor 14 Tagen das Kabinett diese Erhöhung beschließen sollte, nahm man schnell diesen Punkt wieder von der Tagesordnung,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    weil man sah, daß man hierfür keine Mehrheit gefunden hätte. Wieder einmal, Herr Minister Eppler, fand der von Ihnen laut angekündigte „große Sprung nach vorn" nicht statt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Was sind die Gründe dafür, daß den Ankündigungen Minister Epplers so selten die Verwirklichung folgt? Ist es nicht mehr wichtig, daß unser Land jenen unspürbaren Verzicht leistet, um den Entwichlungsländern zu helfen, jene Durststrecke — wie Minister Eppler sagte — bis zum Stopp des Bevölkerungswachstums zu überwinden? Oder aber meint die Bundesregierung schon selbst, daß diese Ankündigungen ihres zuständigen Ministers nur leichtfertige Sonntagsworte sind? Dann hätte sich diese Regierung endlich einmal in einem ganz wichtigen Punkt ganz realistisch offenbart: programmatisch ganz vorn, pragmatisch ganz hinten!
    Es muß aber noch einen anderen Grund geben. Wenn die Bundesrepublik diesen unspürbaren Verzicht nicht leistet, dann liegt es wohl auch daran, daß diese Regierung mit der landläufigen Kritik an der Entwicklungshilfe nicht fertig geworden ist. Diese Kritik erhebt sich innerhalb der SPD von zwei Seiten. Von der einen Seite wird Entwicklungshilfe als Faß ohne Boden und als wirkungslose Wohlfahrtsgabe zur Beruhigung eines sozialen Gewissens angesehen; von der anderen Seite, Herr Minister, aber wird Entwicklungshilfe als Neokolonialismus gebrandmarkt. Die Bundesregierung scheint mit Rücksicht auf ihre Wähler zu glauben, daß sie diesen beiden extremen Kritiken der Entwicklungshilfe nicht entschieden entgegentreten könne, auch wenn Sie persönlich, Herr Minister, diese Kritik grundsätzlich zurückweisen mögen. Aber man kann ja jenen Wählern, die Ihr Herr Bundeskanzler durch großartige Sozialprogramme zur politischen Euphorie verführt hat, in der Tat nicht ohne weiteres erklären, warum man soziale Verbesserungen in anderen Ländern fordert, wenn es im eigenen Lande noch so
    stark an der Verwirklichung versprochener sozialer Reformen fehlt.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Marx: So ist es!)

    Auf der anderen Seite kann man den Vorwurf des Neokolonialismus nicht dadurch aus der Welt schaffen, daß man wie Sie, Herr Eppler, sagt: Bisher hat mir noch niemand beweisen können, daß ein kapitalistisches System ex definitione nichts anderes als Ausbeutung betreiben könne. Denn Ihnen, Herr Minister, wie einem großen Teil Ihrer linken Parteifreunde ist ja das kapitalistische System, in welcher gewandelten historischen Form auch immer, nicht nur ex definitione, sondern auch realiter ein abschaffungswürdiges System. Deshalb wird Ihre soeben zitierte Verteidigung der deutschen Entwicklungshilfe mit einem gewissen Recht von Ihren linken Kritikern als bloß taktische Aussage bewertet und damit nicht beachtet.
    Welches auch immer der Grund sein mag, warum Ihren Worten so selten die Verwirklichung folgt: Hier muß einmal mit aller Deutlichkeit gesagt werden, daß diese Politik der großen ungehaltenen Versprechen zutiefst unseriös ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es schadet nicht nur Ihnen, sondern uns allen, wenn uns im Ausland im Bereich der Entwicklungspolitik keiner mehr ernst nimmt, weil Sie auch dort für Ihre großen Pläne die Werbetrommel geschlagen haben. Ihre Stärke, Herr Minister, mag darin bestehen, große Pläne zu machen; in der Entwicklungspolitik aber ist dies eher eine Schwäche.
    Und, Herr Minister, kaum einer ist bei seinem Amtsantritt mit so viel Vorschußlorbeeren bedacht worden wie Sie. Kaum einer aber hat mit diesem Vertrauensvorschuß politisch so wenig anzufangen gewußt wie Sie.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Minister Eppler, wir streiten hier nicht darüber, ob Entwicklungshilfe geleistet werden soll oder nicht, sondern darüber, auf welche Weise sie geleistet werden soll. Dies gilt im übrigen nicht nur in der Entwicklungspolitik, sondern auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaftspolitik. Das sei einmal ganz ausdrücklich den sozialdemokratischen Mitgliedern der Regierung gesagt, die sich so gern in der Vorstellung sonnen, sozial fortschrittliche und reformerische Politik sei Domäne der Sozialisten. Zur sozialen Transformation unserer Nachkriegsgesellschaft hat nicht die SPD, sondern unleugbar die CDU/CSU und die FDP die entscheidenden Verwirklichungsschritte unternommen.

    (Lachen bei der SPD.)

    Die CDU/CSU wird noch in dieser Legislaturperiode eine geschlossene neue entwicklungspolitische Konzeption vorlegen, die für uns Anlaß sein wird, eine Generalüberprüfung Ihrer Entwicklungspolitik vorzunehmen. Wir tun dies nicht, um lediglich etwas Neues zu bieten. Solch oberflächliche Neuheitssucht, solche Neophilie, ist viel zu weit ins politische Denken eingedrungen, seit Sie an der



    Dr. Todenhöfer
    Regierung sind, und würdigt Politik allzu oft auf die Stufe unwürdiger Verkaufstechniken herab.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Wir tun dies vielmehr deshalb, weil immer deutlicher erkennbar wird, daß wir mit den bisherigen Instrumenten unserer Entwicklungspolitik nicht weiterkommen, und weil wir glauben, daß sehr bald eine Kurskorrektur erforderlich sein wird.
    Die CDU 'CSU sagt heute wie schon vor zwanzig Jahren ein klares Ja zur Hilfe für die dritte Welt. Wir wissen, daß wir alle Teile einer Weltgemeinschaft sind, deren gegenseitige Abhängigkeit ständig wächst. Innerhalb dieser weltweiten Gemeinschaft haben die Entwicklungsländer heute die Positionen, die etwa 1880 in Deutschland die Arbeitnehmer hatten. Heute wie damals geht es darum, Unterprivilegierte in die Gesamtgesellschaft zu integrieren. Heute wie damals geht es darum, zu erkennen, daß Freiheit und Gleichheit entweder für alle oder für keinen gelten.
    Akzeptiert man diese Analogie der sozialen Frage des 19. Jahrhunderts zur heutigen Situation der Entwicklungsländer und akzeptiert man, daß die Entwicklungsländer deshalb mit Recht den gleichen Zielen nacharbeiten wie einst die Arbeiterschaft in den westlichen Industriestaaten, dann bleibt noch immer die Frage nach den Wegen zu entscheiden.
    Unser Lösungsvorschlag kann nach den Erfahrungen der letzten 100 Jahre nur der demokratische und nicht der revolutionäre sein, dem Sie und die Linke Ihrer Partei, Herr Minister Eppler, leider nie genug mit Entschiedenheit entgegengetreten sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Den demokratischen Kern unserer Lösung, unserer Versuche zur Lösung unserer sozialen Probleme auf die Entwicklungspolitik übertragen heißt fordern: gewerkschaftsanaloge Selbstorganisation der Entwicklungsländer untereinander, damit sie als Partner im sozialen Prozeß Verhandlungsstärke und den Zwang zur Selbstverpflichtung entwickeln.
    Sicherlich wäre es auch nützlich, wenn die Entwicklungsländer nicht alle Stufen unserer industriestaatlichen Entwicklung zu durchlaufen brauchten. Sie müßten davon profitieren können, daß ihre Entwicklung bereits von anderen durchlaufen wurde.

    (Abg. Dr. Marx: Sehr gut!)

    Da wir — dies sollten wir auch mit Offenheit sagen — selbst noch nicht am Ende unserer Entwicklung angekommen sind, könnten entwickelte Industriestaaten und Entwicklungsländer gemeinsam Experimente auf zukünftige Entwicklungen einleiten. Die Entwicklungsländer hätten so die Chance, selbst zur Avantgarde der Entwicklung — gemeinsam mit den Industriestaaten — zu werden. Dies würde ihrem Selbstbewußtsein und der Freisetzung ihrer Kräfte äußerst förderlich sein.
    Lassen Sie mich diesen grundsätzlichen Anmerkungen einige konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Qualität unserer Entwicklungspolitik hinzufügen.
    Heute konzentrieren sich zwei Drittel der öffentlichen deutschen Entwicklungshilfe auf 15 Länder. Wir begrüßen diese Konzentration, schlagen jedoch darüber hinaus vor, den Zuwachs — ich wiederhole: den Zuwachs — der entwicklungspolitischen Ausgaben der nächsten Jahre noch stärker auf einige ganz wenige Länder zu konzentrieren, um langfristig eine modellartige Förderung dieser Länder zu erreichen. Diese Sonderförderung weniger Partnerländer im Rahmen der bilateralen Hilfe wäre auch für die genannten partnerschaftlichen Sozialexperimente von besonderem Wert. Sie wäre auch innenpolitisch wertvoll. Denn die psychologische Bereitschaft unserer Bevölkerung, Entwicklungspolitik voll zu akzeptieren, würde entscheidend verbessert, wenn die Wirkung steuerlicher Opfer an wenigen Modellstaaten deutlicher sichtbar würde.
    Dabei ist natürlich anzustreben, daß auch andere Industriestaaten andere Programme in ähnlicher Verwirklichung der Konzentration durchziehen, wie dies schon heute teilweise geschieht. Die Wirkungsbreite der deutschen Entwicklungshilfe würde hierdurch nicht eingeengt, sondern ausgedehnt werden. Denn durch gleichzeitige Verstärkung der supranationalen Selbstorganisation der Entwicklungsländer untereinander wäre eine befriedigende Übertragungsleistung erfolgreich durchgeführter Entwicklungsmodelle zu erreichen.
    Solche partnerschaftlichen Sonderbeziehungen, partnerschaftlich und frei von jeder Mißbrauchsmöglichkeit organisiert, müßten darauf angelegt sein, untereinander als Alternativ-, ja als Konkurrenzmodelle betrachtet zu werden, wobei der größte Erfolg den Ausschlag für die schließliche Übernahme durch andere Entwicklungsländer, andere Geberländer und schließlich durch die Europäische Gemeinschaft geben müßte.
    An dieser Stelle ein Wort zu Europa. Wir treten weiterhin für eine verbesserte Koordinierung der europäischen Entwicklungspolitik als Vorstufe einer Einbeziehung bilateraler Entwicklungsprogramme in eine arbeitsteilig entwickelte, demokratisch organisierte Europäische Gemeinschaft ein. Die Entwicklungspolitik sollte sich zum Schrittmacher der Bildung eines europäischen Bundesstaates machen. Dieses Europa ist keine Utopie, es ist auch nicht, wie Bundeskanzler Brandt einmal gesagt hat, eine Aufgabe nur für spätere Generationen; denn wer Europa morgen will, muß heute darum kämpfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Oh-Rufe bei der SPD.)

    Schon heute sind wir für eine weitere Öffnung der Märkte der Europäischen Gemeinschaft für Waren der Entwicklungsländer. Entwicklungsförderung bleibt so lange unwirksam und unglaubwürdig, als den Entwicklungsländern die europäischen Märkte in bisherigem Maße verschlossen bleiben.
    Wir treten ferner ein für eine verstärkte Koordinierung der Entwicklungsförderung auf internationaler, übereuropäischer Ebene. Aber eines muß hier gesagt werden: Herr Minister, eine undifferenzierte Flucht in die Multilateralität sollte vermieden wer-

    Dr. Todenhöfer
    den. Auch bierfür werden wir konkrete Leitlinien vorlegen.
    Wir treten weiterhin für schnelle und umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Verschuldungssituation der Entwicklungsländer ein. Wir können, anders als die Regierung es meint, nicht warten, bis weitere Verschuldungskrisen kommen. Deshalb werden vorbeugende multilaterale, aber auch bilaterale Umschuldungsaktionen unvermeidbar sein.
    Und nicht nur weil Ihnen, Herr Minister, das Wort Qualität auch noch nach vier Jahren sozialdemokratischer Politik so leicht und so erstaunlich über die Lippen kommt, ein Wort zur Qualität Ihrer Entwicklungspolitik. Ich meine, wir sind noch weit entfernt von einem befriedigenden qualitativen Niveau unserer Entwicklungshilfe. Auch hier ist es Ihnen nicht gelungen, die deutsche Entwicklungshilfe aus der Mittelmäßigkeit herauszuführen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD: Ihre Rede auch nicht!)

    Hierüber ließe sich stundenlang sprechen, und die Enttäuschung mancher Ihrer engagierten Zuhörer und Anhänger wäre sicherlich sehr groß, wenn man ihnen einmal detailliert darlegte, wie stark auch hier Schein und Wirklichkeit auseinanderfallen.
    Ich will hier nicht einmal von dem Wirrwarr im Durchführungsbereich sprechen, sondern nur auf die ständigen erheblichen Abweichungen der Projektausführung von der Projektplanung eingehen. Etwas mehr Kontrolle Ihrer Entwicklungspolitik, Herr Minister, durch das Parlament würde hier sicher von großem Nutzen sein. Ich fordere daher die Bundesregierung auf, in Zukunft vor jeder Haushaltsberatung dem entwicklungspolitischen Ausschuß einen Bericht über alle wesentlichen Abweichungen größerer Projekte vorzulegen. Wir wollen damit die Qualität der deutschen Entwicklungshilfe verbessern; denn Entwicklungshilfe verdient ihren Namen nur, wenn sie wirklich hilft und nicht durch falsche Planung und durch falsche Ausführung immer wieder wirkungslos versickert.
    Ich meine ferner, daß das Gastarbeiterproblem innerhalb unserer Entwicklungspolitik größere Beachtung finden sollte. Gastarbeiterpolitik ist gleichzeitig Entwicklungspolitik. Ich denke hier nicht nur an eine Verbesserung der Rückgliederungshilfen für Gastarbeiter, die sich in ihrer Heimat selbständig machen wollen, sondern auch an die Möglichkeit, innerhalb einer verbesserten europäischen Strukturpolitik arbeitsintensive deutsche Industrien in die Heimat der Gastarbeiter zu verlagern und, europäisch vereinbart, gleichzeitig die Zahl der Gastarbeiter in Deutschland auf einem bestimmten Stand einzufrieren.
    Das Problem der Förderung deutscher Privatinvestitionen in der dritten Welt wird dieses Haus noch in diesem Jahre beschäftigen. Ich fordere die Regierung auf, in dieser Frage ohne ideologische Scheuklappen an eine zügige Reform des Gesetzes zu gehen. Lassen Sie uns, Herr Minister Eppler, bald ein Gesetz machen, das auf der Basis dessen, was sich bewährt hat, eine zusätzliche Förderung arbeitsintensiver und exportintensiver Investitionen vorsieht. Lassen Sie uns Zusatzprämien für Investitionen in den am wenigsten entwickelten Ländern und Regionen beschließen. Lassen Sie uns kleine mittelständische Betriebe, die bereit sind, in der Dritten Welt zu investieren, besonders fördern. Aber hören Sie endlich mit der Ideologisierung dieses Problems auf, weil Sie damit den erklärten Interessen der Entwicklungsländer nicht nützen, sondern schaden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Vielleicht darf ich die Regierung an dieser Stelle auch zu etwas mehr Ehrlichkeit in der Argumentation aufrufen. Wenn Sie immer wieder darauf hinweisen, daß über 80 % der geförderten Investitionen in Spanien und Teneriffa getätigt wurden, dann informieren Sie die Öffentlichkeit falsch, dann führen Sie sie hinters Licht. Denn Sie wissen ganz genau, daß seit einem halben Jahr, seit der Novellierung des Entwicklungshilfesteuergesetzes, Investitionen im touristischen Bereich — deswegen besonders in Spanien und Teneriffa — einer besonderen Bestätigung der Förderungswürdigkeit bedürfen. Warum sagen Sie das hier nicht in der Öffentlichkeit? Warum sind Sie hier statistisch nicht etwas ehrlicher? Ich kann es mir so erklären, daß Ihre Argumentationskette im Entwicklungshilfesteuergesetz nicht übermäßig stark zu sein scheint.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich will mich auf die Darstellung einiger Vorschläge beschränken.
    Wir werden die Regierung überall dort unterstützen, wo diese Unterstützung Hilfe für die Dritte Welt bedeutet. Die Regierung wird jedoch leidenschaftliche Gegner in uns finden, wenn sie den Versuch unternehmen sollte, die Interessen der Dritten Welt zugunsten ostpolitischer Interessen und Zusagen zu vernachlässigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir werden insbesondere jeden Versuch bekämpfen, durch Kapitalhilfe oder andere, etwa handelspolitische Abmachungen Wiedergutmachung zu Lasten der Entwicklungsländer zu leisten. Wir stellen unsere Aufgabe als Opposition unter das Motto: Kooperation, wo möglich, Kritik, wo nötig. Wenn wir heute den Etat 23 ablehnen, dann geschieht dies, Herr Minister, um die Unzulänglichkeit Ihrer Politik mit aller Deutlichkeit zu demonstrieren.
    Lassen Sie mich zum Abschluß noch folgendes sagen. Gerade weil das, was diese sozialdemokratische Regierung trotz ihrer großen Versprechungen für die Dritte Welt tut, so beschämend unzureichend und enttäuschend ist, möchte ich an dieser Stelle vor allem an die Jugend in unserer Bevölkerung die Bitte zu mehr tätigem Engagement in der Entwicklungspolitik richten. Was die sozialdemokratische Regierung nicht leistet, wird diese Jugend von Ihnen erzwingen müssen.

    (Lachen und Zurufe von der SPD.)

    Wir dürfen in Zeiten des Wohlstands nicht in
    Selbstgefälligkeit absinken, und wachsender Wohl-
    stand — das wissen Sie genauso wie ich; aber Ihr

    Dr. Todenhöfer
    Minister und Ihr Kabinett ziehen hieraus nicht die Konsequenz — bringt wachsende Pflichten. Wenn die soziale Frage die Herausforderung des 19. Jahrhunderts war, so heißt eine der großen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts Entwicklungspolitik. Wir alle müssen mithelfen, um diese Herausforderung zu meistern.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)