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    Deutscher Bundestag 35. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1929 A Wahl des Abg. Schmidt (Kempten) als Mitglied des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank 1929 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 1929 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Brandt, Bundeskanzler 1930 A Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 1932 A Wehner (SPD) . . . . . . . . 1934 C Mischnick (FDP) . . . . . . . . 1937 C Entwurf eines Steueränderungsgesetzes 1973 (Drucksache 7/419) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache 7/603), Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite und dritte Beratung —in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Abg. Höcherl, Vogt, von Bockelberg, Katzer, Dr. Wagner [Trier] und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache 7/223) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite Beratung —, mit Bericht und Antrag des Finanzausschusses über die Dritte Verordnung über steuerliche Konjunkturmaßnahmen (Drucksachen 7/546, 7/591, 7/592), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol (Drucksache 7/422) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksache 7/590) — Zweite und dritte Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (Bundesrat) (Drucksache 7/499) — Erste Beratung — und mit Beratung des Sondergutachtens zur konjunkturpolitischen Lage im Mai 1973 (Drucksache 7/530) Dr. Sprung (CDU/CSU) 1939 D Dr. Weber (Köln) (CDU/CSU) . . 1942 D Dr. Friderichs, Bundesminister (BMW) 1943 C, 1962 D Pieroth (CDU/CSU) . . . . . . 1945 A Rapp (Göppingen) (SPD) 1948 B Frau Funcke (FDP) . . . . . . 1952 A Dr. Häfele (CDU/CSU) 1954 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Dr. Vohrer (FDP) 1955 D Frau Huber (SPD) 1958 D, 1969 B, 1971 D Dr. Narjes (CDU/CSU) 1959 D Dr. Ehrenberg (SPD) 1965 A Dr. Warnke (CDU/CSU) 1967 D Dr. Kreile (CDU/CSU) 1970 A Dr. Mikat (CDU/CSU) 1973 A Schmidt, Bundesminister (BMF) . 1973 B Höcherl (CDU/CSU) 1981 C Offergeld (SPD) . . . . . . . 1984 D Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 1986 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 1990 A Junghans (SPD) 1991 B Ollesch (FDP) 1992 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 129 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1969 über die Arbeitsaufsicht in der Landwirtschaft (Drucksache 7/109); Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/533) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 136 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über den Schutz vor den durch Benzol verursachten Vergiftungsgefahren (Drucksache 7/257) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 135 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über Schutz und Erleichterungen für Arbeitnehmervertreter im Betrieb (Drucksache 7/258) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — . . . . 1993 A Fragestunde (Drucksache 7/588) Frage A 1 des Abg. Kahn-Ackermann (SPD) : Änderung des Reichshaftpflichtgesetzes Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . 1993 C, D, 1994 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 1993 D Immer (SPD) 1994 A Frage A 2 des Abg. Reddemann (CDU/CSU) : Ermittlungsverfahren gegen Journalisten wegen Veröffentlichung angeblicher Staatsgeheimnisse Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . . 1994 A, B, C, D, 1995 A, B Reddemann (CDU/CSU) . . . . 1994 B, C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 1994 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 1994 D Sieglerschmidt (SPD) 1995 A Dr. Czaja (CDU/CSU) 1995 B Frage A 3 des Abg. Engholm (SPD) : Verlängerung des Ausbildungsvertrags durch den Ausbildenden Dr. Jochimsen, Staatssekretär (BMBW) . . . . . . . . 1995 C, D Engholm (SPD) 1995 C, D Frage A 4 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Unterstützung der Wirtschaftspolitik Chiles durch eine jährliche Kapitalhilfe Matthöfer, Parl. Staatssekretär (BMZ) 1996 A, C, D, 1997 A, B, C, D, 1998 A, B, C, D, 1999 A Rollmann (CDU/CSU) 1996 C, D Frau von Bothmer (SPD) . . . . 1996 D Lattmann (SPD) 1997 A Engholm (SPD) 1997 B Schmidhuber (CDU/CSU) . . . . 1997 B Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . 1997 C Dr. Evers (CDU/CSU) 1997 D Huonker (SPD) 1998 A Hansen (SPD) 1998 B Reiser (SPD) 1998 B Kiechle (CDU/CSU) 1998 C Dr. Slotta (SPD) 1998 D Dr. Holtz (SPD) 1998 D Frage A 52 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Förderung der Kindergruppenarbeit von Jugendverbänden Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 B, C Rollmann (CDU/CSU) . . . . 1999 B, C Frage A 53 des Abg. Lenzer (CDU/CSU) : Krebs-Mehrschritt-Therapie Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 D, 2000 A Lenzer (CDU/CSU) . . 1999 D, 2000 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 III Frage A 54 des Abg. Immer (SPD) : Mißbrauch bei der Abgabe von Ärztemustern Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 2000 B, C, D Immer (SPD) 2000 C, D Frage A 22 des Abg. Dr. Enders (SPD) : Steuererhebung von ausländischen Jugend- und Sportgruppen auf Grund der Umsatzsteuererklärung über die Beförderung von Personen durch ausländische Beförderer im grenzüberschreitenden Gelegenheitsverkehr mit Kraftomnibussen Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) 2001 A, B, C Dr. Enders (SPD) 2001 B, C Fragen A 23 und 24 des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) : Finanzielle Schwierigkeiten von Gemeinden mit besonders starkem Wachsturn infolge der Berechnung des auf sie entfallenden Lohn- und Einkommensteueranteils Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) . . . . 2001 D, 2002 A, B, C, D Dr. Probst (CDU/CSU) . 2001 D, 2002 A, C Dr. Evers (CDU/CSU) 2002 D Frage A 27 des Abg. Groß (FDP) : Nutzung von in der Bundesrepublik Deutschland vorhandenen Energiereserven im Erdinnern Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 B Groß (FDP) 2003 B Fragen A 28 und 29 des Abg. Milz (CDU/CSU) : Unterschiedlicher Mittelbedarf der regionalen. Aktionsprogramme „Nordeifel — Grenzraum Aachen" und „Eifel — Hunsrück" Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 C, 2004 A, B, C Milz (CDU/CSU) 2004 A, B, C Fragen A 30 und 31 des Abg. Wüster (SPD) : Anhebung der Prämien in der Kfz-Haf tpflichtversicherung und Vorlage einer öffentlichen Kostenrechnung Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2004 C, 2005 A, B Wüster (SPD) . . . . . 2004 D, 2005 B Frage A 38 der Abg. Frau von Bothmer (SPD) : Wirtschaftsbeziehungen deutscher Firmen zu Rhodesien Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2005 D, 2006 A, B Frau von Bothmer (SPD) . . . . 2006 A, B Frage A 39 des Abg. Ronneburger (FDP) : Öffnung der Preis-Kosten-Schere zuungunsten der deutschen Landwirtschaft Logemann, Parl. Staatssekretär (BML) 2006 B, D Ronneburger (FDP) 2006 D Nächste Sitzung 2007 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2009* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol . 2009* C Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Fragen A 1 und 2 — Drucksache 7/555 — des Abg. Lenzer (CDU/CSU) betr. Feststellungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung — finanzielle Lage der Krankenversicherung der Rentner . . 2010* B Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Fragen A 65 und 66 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Evers (CDU/CSU) betr. Berücksichtigung der gesundheitspolitischen Bedeutung des Reitsports in Gesetzen über Naturschutz und Landschaftspflege 2010* D Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 73 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Slotta (SPD) betr. Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister . . . . . . . 2011* B Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Frage B 12 — Drucksache 7/555 — IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 des Abg. Geldner (FDP) betr. Reitverbot in den Entwürfen eines Naturschutz- und Landschaftspflegegesetzes und eines Bundeswaldgesetzes . . . . . . . . . 2011* D Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf (BMF) auf die Frage A 25 — Drucksache 7/588 — des Abg. Niegel (CDU/ CSU) betr. Ansteigen der zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern und Auswirkungen auf die Nebenkosten bei der Miete . . . . . . . . . . 2012* B Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 40 — Drucksache 7/588 — des Abg. Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) betr. Verschiebung der Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft . 2013* D Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 41 Drucksache 7/588 — des Abg. Simpfendörfer (SPD) betr. illegale Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern . . . . . 2013* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 1929 35. Sitzung Bonn, den 23. Mai 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 33. Sitzung, Seite II, rechte Spalte, Zeile 6, und Seite 1785 A, Zeilen 18 und 19, ist der Name „Eigen" durch den Namen „Ey" zu ersetzen. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 25. 5. Adams * 25. 5. Dr. Aigner ' 25. 5. Barche 26. 5. Dr. Bardens 25. 5. Dr. Bayerl 25. 5. Behrendt * 25. 5. Frau Berger (Berlin) 25. 5. Dr. Böger 8. 6. Bühling 23. 6. Buschfort 25. 5. Coppik 26. 5. Dr. Corterier * 25. 5. Damm 25. 5. Eckerland 26. 5. Dr. Eyrich 25. 5. Fellermaier * 25. 5. Flämig * 25. 5. Frehsee * 27. 5. Dr. Früh 23. 5. Gansel 25. 5. Gerlach (Emsland) * 25. 5. Gerstl (Passau) 25. 5. Haase (Kassel) 25. 5. Härzschel * 25. 5. von Hassel 25. 5. Herold 26. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 25. 5. Kater * 25. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 24. 5. Lautenschlager * 25. 5. Lücker * 26. 5. Dr. Martin 26. 5. Memmel * 25. 5. Möhring 25. 5. Dr. Müller-Emmert 25. 5. Müller (Mülheim) * 25. 5. Mursch * 25. 5. Frau Dr. Orth 26. 5. Pfeifer 23. 5. Rohde 26. 5. Schlaga 25. 5. Dr. Schmitt-Vockenhausen 26. 5. Schmidt (München) * 26. 5. Schmidt (Wattenscheid) 26. 5. von Schöler 25. 5. Schulte (Unna) 25. 5. Dr. Schulz (Berlin) * 25. 5. Schwabe * 25. 5. Dr. Schwörer * 25. 5. Seefeld * 24. 5. Spilker 23. 5. Spranger 25. 5. Springorum * 25. 5. Dr. Starke (Franken) * 25. 5. Frau Stommel 25. 5. Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Dr. Timm 25. 5. Walkhoff * 30. 5. Wawrzik 25. 5. Wende 25. 5. Dr. de With 25. 5. Dr. Wörner 25. 5. Dr. Zimmermann 23. 5. Zink 23. 5. Zywietz 25. 5. Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol. Der Beschluß der Bundesregierung, ab 1. Juli 1973 die Mineralölsteuer um 5 Dpf zu erhöhen, ist weder haushaltspolitisch gerechtfertigt, noch hat er im Gegensatz zu der von der Bundesregierung vertretenen Auffassung stabilitätsfördernde Wirkung. Die Steuereinnahmen liegen nach Feststellung vieler Experten, auch derjenigen, die die Bundesregierung beraten, infolge des starken Steuerwachstums weit über den bisherigen Schätzungen auch ohne die geplanten Steuermehreinnahmen. Der Bundeshaushalt ist durch die Steuereinnahmen voll gedeckt. Da die Erhöhung der Mineralölsteuer voll auf den Preis abgewälzt wird, sehen wir keine stabilitätsfördernde Wirkung in der geplanten Steuererhöhung. Sie wird sich sowohl durch die Preiserhöhungen in den Tankstellen im einzelnen negativ auf den Preisindex auswirken, als auch eine Erhöhung der Transportkosten im Transportgewerbe nach sich ziehen. Unserer Auffassung nach bewirkt sie demnach das Gegenteil von dem, was die Bundesregierung anstrebt. Betroffen von dieser Maßnahme ist im entscheidenden Maße wieder einmal der einzelne private Kraftfahrer, der nach der Steuererhöhung von 1972 um 4 Dpf nunmehr eine weitere Erhöhung um 5 Dpf hinnehmen muß. Dies bedeutet innerhalb eines Zeitraumes von gut 1 Jahr eine Steuererhöhung von rd. 30 %. Die Bundesrepublik hat damit nicht - wie sie in ihrer Begründung sagt - zur Harmonisierung innerhalb der EWG beigetragen, sondern sich fast an die Spitze innerhalb der EWG gesetzt. Wenn man die Gesamtbelastungen der Autofahrer und des Verkehrsgewerbes betrachtet, so muß man feststellen, daß wir die einsame Spitze in der Welt erreicht haben. Dies halten wir nicht für richtig. Ein weiterer entscheidender Nachteil ergibt sich für die Lage der deutschen Seehäfen, die schon heute unter erheblichen Wettbewerbsverzerrungen gegenüber den Rheinmündungshäfen zu leiden haben. Alle Bemühungen, diese Wettbewerbslage zu verbessern, würden mit der erneuten Anhebung 2010* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 der Mineralölsteuer einen großen Rückschlag er- leiden. Ebenso ergeben sich aus dieser Maßnahme regional- und strukturpolitisch unerwünschte Folgen. Durch die Erhöhung der Mineralölsteuer um 13,5 % steigen die Transportkosten nicht unbeachtlich. Davon werden besonders die mittelständischen Betriebe des Transportgewerbes betroffen, die noch heute nicht die letzte Erhöhung von 1972 und die starke Erhöhung der Kfz-Steuer vom 1. 4. 1972 um 30-60 % verkraftet haben. Dies trifft besonders die wirtschaftliche Situation der Betriebe in den Randgebieten und den strukturschwachen Regionen. Die Wettbewerbslage gegenüber den Betrieben in den Wirtschaftszentren würde weiter verschlechtert. Dies ist auch regionalpolitisch kaum zu verantworten. Die derzeitige Situation auf dem Rohölmarkt gibt zu größten Bedenken Anlaß. Die Haltung der Opecländer und der Energieversorgungsengpaß in den Vereinigten Staaten hat dazu geführt, daß die großen Mineralölkonzerne in großen Mengen auf dem europäischen Markt aufkaufen. Dies hat z. Z. 2 Folgen: 1. eine allgemeine Preissteigerung, die teils schon durchgeführt wurde, teils für die nächsten Wochen und Monate angekündigt worden ist, 2. die Freien Tankstellen und die mittelständischen Mineralölbetriebe werden kaum noch und wenn ja in völlig unzureichendem Maße beliefert mit der Folge der Schließung von einer Reihe von Betrieben. Damit geht ein weiterer Korrekturfaktor im Preisgefüge gegenüber den großen amerikanischen Konzernen verloren. Wenn man realistisch ist, muß man davon ausgehen, daß 1 Liter Superbenzin am Ende des Jahres fast 90 Dpf kosten wird. Dies ist eine bedenkliche Entwicklung, und die geplante Steuererhöhung würde wohl kaum als stabilisierender Faktor wirken. All diese Gründe veranlassen mich und meine Kollegen Karl Geldner und Hans-Heinrich Schmidt (Kempten), das Gesetz zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol abzulehnen. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 18. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 1 und 2) : Wie beurteilt die Bundesregierung die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung im Wochenbericht 18'73 vom 3. Mai 1973 getroffenen Feststellungen über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung, und welche Konsequenzen gedenkt sie daraus zu ziehen? Wie wird von der Bundesregierung die angespannte finanzielle Lage insbesondere der Krankenversicherung der Rentner beurteilt, und welche gesetzgeberischen Maßnahmen sind gegebenenfalls geplant? Der Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur finanziellen Entwicklung in der sozialen Krankenversicherung beruht auf statistischem Material, das von meinem Hause veröffentlicht worden ist. Die dargestellten Trends sind der Bundesregierung daher bekannt. Einige der maßgeblichen Faktoren, die in der Bundesrepublik Deutschland wie in allen anderen Industrienationen zwangsläufig den Preis für eine wirksame Gesundheitssicherung nachhaltig erhöhen, sind: der rasch fortschreitende — und sehr kostenintensive - medizinisch technische Fortschritt, die zunehmende Gesundheitsgefährdung durch Umwelt und Arbeitsbedingungen, das Vordringen der chronischen Krankheiten, die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung, aber auch dlie nachhaltigen Einkommens- und Preissteigerungen im medizinischen Bereich sowie Leistungsverbesserungen. Mit dieser Entwicklung ist auch in der Zukunft zu rechnen. Es wäre daher falsch, dem Aufwandsanstieg mit einem schrittweisen Leistungsabbau zu begegnen. Die negativen Erfahrungen mit der Krankenscheinprämie sind bekannt. Die Bundesregierung hat es vielmehr zum Ziel ihrer Sozial- und Gesundheitspolitik gemacht, die Leistungsfähigkeit der medizinischen Betreuung und Versorgung zu erhöhen. Dazu gehört insbesondere eine rationellere Verwendung der erforderlichen Finanzmittel. Dabei tragen auch die Krankenkassen selbst eine zunehmende Verantwortung. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß die Frage der Finanzierung der Krankenversicherung der Rentner ein vordringliches Problem ist, das in dieser Legislaturperiode zu lösen sein wird. Es werden daher Vorschläge erarbeitet, um die ungleiche finanzielle Belastung der einzelnen Krankenkassen und ihrer Versicherten zu beseitigen. Es sollte hierbei erreicht werden, daß künftig jeder aktive Versicherte einen gleichen Beitrag zur Finanzierung der Krankenversicherung unserer älteren Mitbürger aufzubringen hat. Dabei wird auch zu prüfen sein, ob der Finanzierungsbetrag der Rentenversicherung an der Krankenversicherung der Rentner erhöht werden kann. Die Sachverständigenkommission zur Weiterentwicklung der sozialen Krankenversicherung erarbeitet auf Bitte meines Hauses hin zu diesen und anderen Finanzierungsfragen der Rentner-Krankenversicherung Empfehlungen, die in die Vorarbeiten der Bundesregierung einbezogen werden. Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 65 und 66) : Ist die Bundesregierung mit mir einer Meinung, daß auch der Reitsport eine der Gesundheit dienende Sportart ist und daß seine Ausübung in der freien Natur nicht durch die Gesetze über Naturschutz und Landschaftspflege sowie das Bundeswaldgesetz verhindert werden sollte? Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß die Regelung des § 28 Abs. 2 Nr. 3 in dem Entwurf eines Gesetzes fiber Naturschutz und Landschaftspflege (siehe Bundesrats-Drucksache 208/73) eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie Reitern, Rad- Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2011' fabrern und Anhängern des Campingsport andererseits gewährleistet, Zu Frage A 65: Die Bundesregierung teilt die Meinung, daß auch der Reitsport eine die Gesundheit fördernde Sportart ist; sie ist außerdem der Auffassung, daß die Ausübung des Reitsports in der freien Natur nach Inkrafttreten der in den Entwürfen des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege sowie des Bundeswaldgesetzes vorgesehenen Regelungen grundsätzlich weiterhin möglich sein wird. Zu Frage A 66: Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß die Regelung gemäß § 28 Abs. 2 Nr. 3 im Entwurf eines Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits — sowie Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsportes andererseits — gewährleistet. Eine räumliche Trennung der verschiedenen Verkehrsarten und Freizeitbetätigungen in möglichst weitgehendem Umfang ist im Interesse der Mehrheit der wandernden Waldbesucher und zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Wald und Flur erforderlich. Darüber hinaus trägt die Vorschrift auch den berechtigten Eigentümerbelangen im Sinne des Art. 14 des Grundgesetzes dadurch Rechnung, daß Einzelheiten der Benutzung — wie dies schon bisher geschehen ist — an Hand von Musterverträgen vertraglich zwischen den beteiligten Grundbesitzern und den Reiterorganisationen vereinbart werden können. Dies gilt in gleicher Weise für § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetz-Entwurfes. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Die Bundesregierung ist jedoch bereit, diese Bestimmung im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung zu machen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 15. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Slotta (SPD) (Drucksache 7/555 Frage A 73): Wie beurteilt die Bundesregierung die Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AGV) an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister, sie sei „eine Entscheidung gegen die Verbraucher und für mehr Inflation" und „Anstatt für eine Senkung der überhöhten Grenzabgaben, eine Herabsetzung der Preisgarantien bei Überschußprodukten und für zusätzliche Sofortmaßnahmen zur Dämpfung der Agrar- und Lebensmittelpreise einzutreten", habe „sie einer Politik zum Sieg verholfen, die die Verbraucher, und insbesondere die einkommensschwächeren Schichten, zusätzlich belastet" ? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die in der ersten Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Verbrauchverbände zu den Luxemburger Preisbeschlüssen enthaltene Kritik der tatsächlichen Situation nicht gerecht wird. Insbesondere läßt sie außer acht, daß die Agrarpreisbeschlüsse Bestandteil eines Gesamtkompromisses sind, der zwischen den vielfach entgegengesetzten Interessen der Mitgliedstaaten ausgehandelt werden mußte und daher Zugeständnisse aller Partnerstaaten erforderte. Inzwischen hat der Verbraucherausschuß beim BML nach eingehender Prüfung der Zusammenhänge eine Entschließung gefaßt, die den agrarpolitischen Gegebenheiten und den Verbraucheraspekten Rechnung trägt. Aufgrund der Preisbeschlüsse wird das Erzeugerpreisniveau um knapp 2 % ansteigen. Dabei wird die Anhebung bei den Marktordnungsprodukten nur zum Teil auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Die beschlossenen Preiserhöhungen dürften daher die Lebenshaltungskosten nur um ca. 0,3 % beeinflussen. Diese Auswirkungen sind als tragbar und mit den Stabilitätsanstrengungen der Bundesregierung nicht im Widerspruch stehend anzusehen. Insgesamt hat sich die Bundesregierung bei den Agrarpreisverhandlungen erfolgreich bemüht, den berechtigten Interessen der landwirtschaftlichen Erzeuger und der Verbraucher in ausgewogener Weise Rechnung zu tragen. Die Preise für fast alle pflanzlichen Erzeugnisse werden allgemein nur um 1 % erhöht; diese geringe Anhebung muß praktisch ohne Auswirkung auf die Verbraucherpreise bleiben. Die stärkeren Preisanhebungen bei Obst und Gemüse, Rind-, Kalb- und Schweinefleisch sind ebenfalls praktisch ohne Einfluß auf die Verbraucherpreise, da auf diese Weise lediglich das Interventionspreisniveau an die zur Zeit erheblich höher liegenden Marktpreise herangeführt wird. Die generelle Erhöhung des Milchpreises um 5,5 % — die für die Bundesrepublik Deutschland aber nur 4 % beträgt — sowie des Interventionspreises für Magermilchpulver wird zwar die Verbraucherpreise für Trinkmilch und fettarme Milchprodukte beeinflussen. Dem energischen Widerstand der Bundesregierung ist jedoch zu verdanken, daß die Preisanhebungen in diesem Bereich nicht wesentlich höher ausgefallen sind. Dieser Verteuerung steht jedoch eine Senkung des Interventionspreises für Butter gegenüber, die zu einer Verringerung des Butterpreises um ca 36 Pf/kg führen müßte. Der Rat hat außerdem eine Reihe weiterer Maßnahmen beschlossen, die sich preisdämpfend auf das Verbraucherpreisniveau bei Lebensmitteln auswirken können. Die Bundesregierung prüft außerdem die Einleitung von Schritten mit dem gleichen Ziel. Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/555 Frage B 12) : 2012* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Aus welchem Grund beabsichtigt die Bundesregierung, in ihren Entwürfen für ein Wald- und Naturschutzgesetz ein Reitverbot auszusprechen, und welchen Zielen würde ein solches Verbot dienen? Die Bundesregierung hat in ihren Entwürfen für ein Naturschutz- und Landschaftspflegegesetz (BRDrucks. 208/73) und für ein Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) (BR-Drucks. 207/73) keine Vorschrift vorgesehen, die das Reiten verbietet. In § 28 Abs. 2 Nr. 3 des erstgenannten Entwurfes und in § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetzentwurfes ist vielmehr folgende Regelung enthalten: Reiten, Fahren, Zelten und Abstellen von Wohnwagen sind in der- Flur (im Wald) nur gestattet, soweit hierfür eine besondere Befugnis vorliegt oder Wege und sonstige Flächen dazu besonders bestimmt sind. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Auch dem Interessenausgleich mit den Grundeigentümern wäre in Wahrung des Artikels 14 des Grundgesetzes am besten gedient, wenn die Benutzung im einzelnen etwa an Hand der in einigen Ländern für den Reitverkehr abgeschlossenen Musterverträge zwischen den Beteiligten vereinbart würde. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat keine Klage geführt, daß die Musterverträge sich bisher nicht bewährt hätten. Diese Verträge wären auch weiterhin eine geeignete Grundlage für beiderseits befriedigende Übereinkommen. Die Bundesregierung schließt jedoch nicht aus, daß diese o. a. Bestimmungen im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung sein werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 25) : Wie hoch veranschlagt die Bundesregierung das Ansteigen der neuen zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern infolge des Zweiten Steuerreformgesetzes, und welche Auswirkungen wird die Grundsteuererhöhung auf die Nebenkosten bei der Miete haben? Mit dem „Gesetz zur Reform des Grundsteuerrechts", das vom Deutschen Bundestag bei nur einer Gegenstimme verabschiedet wurde, wird bei der Grundsteuer B ein Mehraufkommen von 25 v. H., das sind etwa 750 Millionen DM jährlich, angestrebt. Dieses Mehraufkommen war den Gemeinden bereits im Rahmen der Gemeindefinanzreform im Jahre 1969 zugesichert worden. Zu dieser Konzeption des Gesetzentwurfs haben sich anläßlich der dritten Lesung alle Fraktionen des Bundestages bekannt. Die Bundesregierung erwartet bei Anwendung der neuen Grundsteuervorschriften im Bundesdurchschnitt keine nennenswerten Auswirkungen auf die Mieten. Die von interessierter Seite in der Öffentlichkeit genannten Zahlen über Mieterhöhungen von durchschnittlich 5 oder 6 v. H., in Grenzfällen sogar bis zu 12,5 v. H., sind falsch. Sie beruhen, wie nachgewiesen werden konnte, auf falschen Berechnungen. Die Bundesregierung erwartet als Folge der Anwendung der Einheitswerte 1964 gewisse Belastungsverschiebungen beim Miethausbesitz, weil die neuen Einheitswerte auch hier die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 widerspiegeln. Soweit sich hieraus Mietsteigerungen ergeben, werden sie nach den Berechnungen der Bundesregierung, die sich auf das Material des Statistischen Bundesamtes stützen, bei der Masse des Miethausbesitzes unter 1 v. H. liegen. Davon ist auch Herr Kollege Dr. Becker als Berichterstatter für den Finanzausschuß ausgegangen. Bei Alt- und Neubauwohnungen ist sogar damit zu rechnen, daß eine Minderung der Grundsteuerbelastungen eintritt. Bei Nachkriegsbauten dürfte die durchschnittliche Mehrbelastung mit Grundsteuer nur zu einer Mietsteigerung von 0,3 v. H. führen. Entsprechende Auswirkungen werden bei Eigentumswohnungen eintreten, weil diese bewertungsrechtlich wie Mietwohngrundstücke behandelt werden. Bei Einfamilienhäusern wird die Mehrbelastung wegen der ermäßigten Meßzahl im Bundesdurchschnitt, bezogen auf die Jahresrohmiete, etwa 0,5 v. H. betragen, bei Zweifamilienhäusern wird sie noch darunter liegen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß einzelne Grundstücke oder in einzelnen Städten bestimmte Stadtteile teilweise über dem Durchschnitt, teilweise aber auch unter dem Durchschnitt liegende Einheitswertsteigerungen haben. Dies sind jedoch Folgen der neuen Einheitsbewertung, deren Ziel es gerade ist, die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 bei den einzelnen Grundstücken und auch regional wiederzugeben. Auch in den Fällen überdurchschnittlicher Einheitswertsteigerungen bei den Miethäusern wird es bei der überwiegenden Zahl der Grundstücke bei Mieterhöhungen unter 1 v. H. bleiben. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 40) : Trifft es zu, daß die Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft, die bisher in der Mitte des Jahres geleistet wurden, auf den Herbst dieses Jahres verschoben werden, und welche Gründe kann die Bundesregierung dafür angeben? Es trifft zu, daß der flächenbezogene Aufwertungsausgleich des Jahres 1973 auf den Herbst verlegt wurde. Diese Regelung ist sachlich notwendig, weil andernfalls eine restlose Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel im Haushaltsjahr 1973 nicht möglich wäre. Bei einer Auszahlung bereits im Sommer 1973 müßten, da die Zahl der Anträge und der Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2013* Umfang der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht im voraus bekannt und auch nicht einwandfrei vorausberechenbar sind, die Ausgleichsbeträge je Hektar zur Vermeidung einer Haushaltsüberschreitung mit erheblichem Sicherheitsspielraum (ca. 5 % des Haushaltsansatzes) kalkuliert werden. Die Folge wäre, daß je nach Antragseingang bis zu ca. 35 Millionen DM an unverwendeten Ausgaberesten entstehen könnten. Ein solches Ergebnis stünde mit dem Gesetzesauftrag, der Landwirtschaft die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ungekürzt zukommen zu lassen, nicht im Einklang. Da eine vollständige Auszahlung des Aufwertungsausgleichs ohne genaue Kenntnis der Zahl der Anträge und der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht möglich wäre, können die Hektar-Ausgleichsbeträge im Verordnungswege erst festgesetzt werden, und kann die Auszahlung erst beginnen, wenn die letzte nach der Ausführungsverordnung zum Durchführungsgesetz zum Aufwertungsausgleichsgesetz maßgebende Frist (15. September 1973) abgelaufen ist. Da nur die in den Herbst verlegte Auszahlung einen restlosen Mittelabfluß verbürgt, dient sie den Interessen der Landwirtschaft besser als eine etwas frühere Zahlung mit zwangsläufig niedrigeren Beträgen. Eine theoretisch denkbare zweimalige Auszahlung (Abschlagszahlung im Sommer, Schlußzahlung im Herbst) wäre in der Praxis nicht durchführbar und vom Verwaltungsaufwand her nicht zu rechtfertigen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 21. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Simpfendörfer (SPD) (Drucksache 7/588 Frage A 41) : Sind der Bundesregierung schon Fälle illegaler Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern bekanntgeworden, und welche Maßnahmen sind in der Bundesrepublik Deutschland getroffen worden, um der Warnung der Food and Agriculture Organization zu entsprechen und solche Importe zu verhindern? Illegale Rindfleischeinfuhren in die Bundesrepublik Deutschland aus Ländern, in denen gefährliche Tierseuchen vorkommen, sind bisher nicht nachgewiesen worden. Mit Hinblick auf die tierseuchenrechtlichen Regelungen der Bundesrepublik Deutschland sind solche Einfuhren nur denkbar, wenn sie mit gefälschten Begleitpapieren vorgenommen werden. 1971 sind umfangreiche Manipulationen mit Rindfleisch aus Äthiopien bekanntgeworden, das in die Schweiz eingeführt worden ist. Nach den bisher vorliegenden Berichten der beteiligten Behörden ist dabei das Fleisch in Rotterdam umgeladen und mit gefälschten Zeugnissen versehen in ein schweizer Zolllager eingelagert worden. An diesem Geschäft sind angeblich zwei deutsche Handelsfirmen beteiligt, ohne daß jedoch das Fleisch selbst die Bundesrepublik Deutschland berührt hat; die entsprechenden Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Diese Angelegenheit war 1972 und 1973 auch Anlaß zu mehrfachen Diskussionen in der Europäischen Kommission der FAO für die Kontrolle der Maul- und Klauenseuche. Der Hinweis dieser Kommission auf die Gefährlichkeit solcher illegalen Fleischimporte bildet die Grundlage für eine an die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften gerichtete Empfehlung der EG-Kommission vom 17. Oktober 1972 über die gesundheitspolizeiliche Kontrolle von in die Gemeinschaft eingeführtem Vieh und Frischfleisch. Nach dieser Empfehlung sind gegenüber Vieh und Frischfleisch aus Drittländern die gesundheitspolizeilichen Maßnahmen unmittelbar nach der Ankunft der Tiere oder des Fleisches in der Gemeinschaft anzuwenden, unabhängig von dem Zollverfahren, zu dem die Waren angeliefert worden sind. Dieses empfohlene System wird in der Bundesrepublik Deutschland auf Grund der geltenden tierseuchenrechtlichen Vorschriften seit vielen Jahren für alle Fleischeinfuhren angewendet. Unmittelbar vor der Einfuhr an der Grenzzollstelle wird jede Fleischsendung daraufhin geprüft, ob sie von der erforderlichen veterinärpolizeilichen Gesundheitsbescheinigung begleitet ist bzw. ob für Fleischsendungen aus Ländern, aus denen ausschließlich mit veterinärpolizeilicher Genehmigung eingeführt werden darf, die notwendige veterinärpolizeiliche Genehmigung vorliegt. Nur wenn dies der Fall ist, wird die Ware zur Weiterleitung in das Binnenland freigegeben und gelangt dort entweder in ein Zollfreilager oder aber, sofern es zum freien Verkehr in der Bundesrepublik abgefertigt werden soll, zu einer Auslandsfleischbeschaustelle, wo die erwähnten Kontrollen, die sich auch auf Herkunft und Identität der Sendung erstrecken, im Rahmen dort durchgeführter Untersuchungen ein zweites Mal durchgeführt werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rainer Offergeld


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ja, das Angebot, das Herr Höcherl gemacht hat, lautete schon wieder etwas anders, und der Antrag von Herrn Stoltenberg, der ja wohl auch zu Ihrer Partei gehört, im Bundesrat ist auch wieder anders.

    (Abg. von Bockelberg: Wir sind hier im Bundestag!)

    Wenn sich einer von Ihnen, der Autorität hat — man fragt sich, wer — einmal hier hinstellen und sagen würde, was nun gilt, wären wir dafür dankbar.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Wir stimmen dem Stabilitätsprogramm der Bundesregierung zu. Wir glauben, es ist durchaus ausgewogen und geeignet, die Schere in der Einkommensentwicklung, die vom Sachverständigenrat prognostiziert wird, zu korrigieren. Die Zahlen sind in der Tat erstaunlich. Ich darf sie noch einmal in Erinnerung rufen. Nach der Prognose der Sachverständigen werden im zweiten Halbjahr die Nettoeinkommen aus Unternehmertätigkeit um 24,5 % steigen, die aus Arbeitnehmertätigkeit um nur 10 %. Wir glauben, daß dieses Programm genau an der richtigen Stelle ansetzt. Wir glauben auch, daß die öffentlichen Haushalte, was den Bund betrifft, ihren Beitrag geleistet haben und in diesem Jahr noch leisten werden. Wir meinen allerdings auch, daß wir mit den Ausgabebeschränkungen an die Grenze des Ertragbaren gegangen sind. Wir sehen keine Möglichkeiten zu weiteren Streichungen, die nicht mittel- und langfristig schwere gesellschaftliche Schäden zur Folge haben würden. Wir müssen immer wieder darauf hinweisen, daß Haushaltspolitik nicht nur Ausgabenbeschränkung heißt, sondern daß Haushaltspolitik auch auf der Einnahmenseite ansetzen kann. Diesen zweiten Weg haben wir gerade mit diesem Programm zu gehen versucht. Wir werden diesem Programm zustimmen.
    Es wird innerhalb einer Frist von zwölf Monaten — so die Schätzung der Bundesbank — zu einem Liquiditätsentzug in Höhe von 15 Milliarden DM führen. Wir versprechen uns durchaus keine Wunder, insbesondere was die zeitliche Wirksamkeit anlangt. Wir sind aber sicher, daß dieses Programm bis zum nächsten Frühjahr wirken wird, daß die Bremsen ziehen werden. Es bleibt uns nur der Wunsch, daß der Bundesrat parteipolitische Überlegungen hinter Überlegungen des Gemeinwohls zurückstellt, so daß wir zu einer möglichst baldigen Verabschiedung dieses Programms kommen werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Graf Lambsdorff.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Auf die Einzelheiten der hier zur Verabschiedung stehenden Gesetzentwürfe ist in der zweiten Lesung ausführlich eingegangen worden. Ich will deswegen nur zu einzelnen Schwerpunkten sprechen, zu denen, wie ich glaube, noch die eine oder andere Bemerkung gerechtfertigt und notwendig ist.
    Zunächst einmal bin ich dem Herrn Bundeswirtschaftsminister dafür dankbar, daß er, um jeder Form der Legendenbildung vorzubeugen, noch einmal klar gemacht hat, daß es nicht der einseitige Wunsch der Gewerkschaften gewesen ist, einen generellen Konjunkturzuschlag nicht einzuführen, sondern daß uns mehrere entscheidende Gruppen, insbesondere auch die Arbeitgeber, dringlich gebeten haben, von einer solchen Maßnahme Abstand zu nehmen, die — ich wiederhole das — die Kauf- und Konsumkraft nach meiner persönlichen Ansicht natürlich besser abgeschöpft hätte.
    Herr Kollege Narjes hat von dem „Abenteuer der Stabilitätsabgabe" gesprochen. Ich weiß nicht, ob er im Augenblick im Saal ist. Seine Abenteuerlust ist doch auf recht einfache Weise zu befriedigen. Ich nehme an, diese Bemerkung wird seinem konservativen Selbstverständnis nicht zu nahe treten.
    Herr Pieroth, ein Wort zu den Bemerkungen, die Sie abqualifizierend zur Frage der Vermögensbildung gefunden haben. Sie sprachen von „Wasser bis zum Halse" und „Etikettenschwindel". Es hat mich amüsiert, daß ausgerechnet Sie diese beiden Bilder benutzten. Sie kamen zu einer Ablehnung der Vermögensbildung auf dem Fondswege und bezeichneten ein solches Vermögen als zweitrangiges Vermögen. Ich darf noch einmal deutlich machen — ich glaube, ich bin da in den letzten Wochen auch in der Öffentlichkeit nicht mißverstanden worden —, daß wir mit Lösungen über einen zentralen Fonds nichts im Sinne haben. Aber ich warne noch einmal davor, die Fonds-Lösung, an der sich Millionen von Sparern zum Zwecke der Beteiligung am Produktivvermögen beteiligt haben, schlichtweg als eine zweitrangige Form der Vermögensbildung darzustellen. Damit versachlichen Sie die Argumentation nicht. Es ist die technisch am besten entwickelte Form einer solchen Beteiligung. Solange Sie uns keine bessere, zweckmäßigere und billigere Lösung anbieten können, sollten Sie bei der Verurteilung dieser Form Zurückhaltung üben.
    Die Investitionssteuer wird nach der Schätzung des Bundeswirtschaftsministeriums in den nächsten 12 Monaten einen Investitionsverzicht von 10 bis 20 0/o mit einer Summe von 4 bis 7 Milliarden DM bewirken. Ich glaube, daß dies eine einschneidende, aber auch ausreichende und angemessene Wirkung zeitigen wird. Wir müssen den Appell an die Wirtschaft wiederholen, diese Investitionseinschränkung nicht damit zu beantworten, daß nun in übertriebenem und verstärktem Maße das, was hier ausfällt, im Export kompensiert oder gar überkompensiert wird; denn über die Problematik der Exportlücke sind wir uns durchaus im klaren.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, wenn Sie diese Problematik sehen und sie uns kritisch vorhalten, müssen Sie uns sagen, wie wir sie schließen sollen, ohne unangenehme, meist spekulative Nebenwirkungen damit zu erzeugen. In meinen Augen gibt es kein brauchbares und schon gar kein markt- und ordnungspolitisch vertretbares Argument.

    (Abg. van Delden: Aber wir dürfen doch darauf hinweisen!)

    — Selbstverständlich dürfen Sie darauf hinweisen, nur sollten Sie uns gleichzeitig sagen, wenn Sie das als einen kritischen Tatbestand empfinden, wie das geändert werden kann.

    (Erneuter Zuruf des Abg. van Delden.)

    - Sie wissen es auch nicht, dann sind wir uns einig in diesem Punkte.
    Der Herr Bundesfinanzminister hat darauf hingewiesen, daß sich die Investitionssteuer eigentlich dann als gerechtfertigt und richtig erweist, wenn sie einen möglichst niedrigen Ertrag bringt. Dem stimme ich zu, will gleichzeitig aber hinzufügen, daß dieser niedrige Ertrag nicht durch Umgehungen bewerkstelligt werden sollte. Man hört im Lande gelegentlich davon.

    (Abg. Stücklen: Die Produktivität wird dadurch natürlich wesentlich erhöht!)

    — Herr Kollege Stücklen, Sie sind sich darüber im klaren, daß die Umgehungen, die ich angesprochen habe, versucht werden. Das ist im Gefolge jeder Kontrollmaßnahme möglich und häufig der Fall. Sie fordern zu Umgehungen heraus. Wir sollten aber darum bitten und dazu auffordern, daß das nach Möglichkeit unterbleibt.
    Ich bin im Hinblick auf die konjunkturpolitischen Erfordernisse der Exportsituation ausgesprochen dankbar dafür, daß sich die Bundesregierung bei dem Besuch, der uns in den letzten drei Tagen in Bonn beehrt hat, konjunkturpolitisch richtig und verantwortungsbewußt verhalten und nichts getan hat, was diesen Bestrebungen entgegenstehen würde.
    Ein Wort noch zum Vorschlag zu § 7 b, der allgemein akzeptiert wird. Sie wissen, daß heute 44 % des Wohnungsbaus in dieser Form steuerlich gefördert werden. Ich möchte mit aller Deutlichkeit sagen, daß wir der Ansicht sind, daß die Kreditverteuerung und die Kreditverknappung auf dem Baumarkt wahrscheinlich eine sehr vie] bedeutendere und wichtigere Wirkung und einen größeren Einfluß haben werden als die Aussetzung der steuerlichen Vergünstigungen. Sie können schon heute kaum noch eine Bauzwischenfinanzierung bekommen, und wenn Sie sie bekommen, können Sie sie kaum noch bezahlen.
    Ich darf mir im Zusammenhang mit der Veränderung der steuerlichen Erleichterungen beim Bauen die Bemerkung erlauben, daß sich nun klar herausstellt, daß das seinerzeit aus wohlverstandenen und berechtigten Gründen eingeführte Prinzip der Gemeinnützigkeit bei den Wohnungsbaugesellschaften jetzt zu Wettbewerbsverzerrungen führen kann.



    Dr. Graf Lambsdorff
    Und ob erworbene Rechte heute noch wohlbehütete Rechte sein müssen, dies kann zumindest im Hinblick auf den Steuerausfall gefragt werden. Ich bin mir über die personellen Verquickungen auf diesem Sektor auf allen Seiten unserer politischen Wirklichkeit durchaus im klaren und erwarte persönlich kein freundliches Echo auf solche Bemerkungen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Warum eigentlich das Ganze? Das sollte doch bei der Diskussion über die vielen Einzelheiten heute noch einmal gesagt werden. Eben deswegen, weil ein nachhaltiger Inflationsprozeß in Größenordnungen, wie wir sie jetzt haben, und vielleicht mit noch etwas höheren Zahlen, diese Marktwirtschaft ohne jeden Eingriff der berüchtigten Systemveränderer ruiniert.
    Weil das so ist und weil es hier wirklich darum geht, an dieser Grundordnung festzuhalten und sie zu bewahren, habe ich wenig Verständnis, Herr Warnke, für die partikularen Argumente, die Sie aus sehr regionaler Sicht vorgetragen haben, die ich aber mit Herrn Höcherl so klassifizieren würde, daß sie nicht über den Tellerrand hinausgehen. Partikularinteressen müssen in dieser Situation zurücktreten.

    (Vorsitz : Vizepräsident Frau Funcke.)

    Auch Länderinteressen sind Partikularinteressen, sind Teilinteressen. Daran sollten sich die Länder im Bundesrat erinnern. Ich wiederhole, daß es mir hier nach der Methode zu gehen scheint: „Mit 5 % sind wir dabei." Ich bin sehr gespannt, Herr Kollege Höcherl, ob, falls wir im Vermittlungsausschuß zu einer einvernehmlichen Regelung über die Frage der 5% oder der 43 % kommen, das lebhafte Interesse an einer anderen Form der Stillegung bei den Ländern, die von der CDU/CSU regiert werden, noch so virulent ist wie heute. Wir werden sie in dieser Frage, falls es dazu kommt, beim Wort nehmen.
    Die Betonung, daß hier Partikularinteressen ausscheiden müssen, ist nicht, wie der „Spiegel" neulich behauptete, groß-deutsches Pathos, sondern schlichtweg bundesdeutscher Realismus. Wir sollten die Inflationsbefürchtungen, die in unserer Bevölkerung und in unserem Lande auf Grund geschichtlicher Erfahrungen immer groß gewesen sind, nicht als eine Last, sondern als eine Hilfe für die Politik betrachten, als eine Hilfe nämlich in dem Sinne, daß wir Verständnis für unsere Maßnahmen finden können.
    Wir erwarten die Mitwirkung aller Betroffenen, sowohl der Wirtschaft, insbesondere auch der Kreditwirtschaft, wie aber auch der Tarifpartner. Dies ist keine unbillige und phantastische Forderung, keine Bitte eines Parzivals, sondern es ist die Aufforderung, jetzt mitzumachen, jetzt mit uns gemeinsam zu handeln in der Erkenntnis - und das ist eine sehr geschäftliche und nüchterne Erkenntnis —, daß es aller Voraussicht nach billiger ist, jetzt mitzumachen, weil es ohne Bereitschaft zur Mitarbeit hinterher schlimmer ist, die größere Zeche bezahlen zu müssen.
    Lassen Sie mich noch einmal ein Wort zu den Inflationsursachen sagen. Das ist zwar immer wiederholt worden, aber ich befürchte, daß Ihre Argumentation, meine Damen und Herren von der Opposition, dazu beiträgt, daß nach wie vor Verwirrung angerichtet wird und Verwirrung bestehenbleibt. Darf ich mit Erlaubnis der Frau Präsident noch einmal zitieren, was Herr Kollege Narjes in der vorigen Sitzung des Bundestages, in der wir diese Themen behandelt haben, dazu gesagt hat:
    Immer war jemand anders schuldig, nur nicht die Regierung. Man suchte den Täter der Inflation in Vietnam oder an den Schreibtischen obskurer Spekulanten, jedenfalls nicht da, wo er tatsächlich gesessen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    — Meine Damen und Herren, ich freue mich, daß ich Ihnen Gelegenheit gegeben habe, Ihren Beifall zu wiederholen. - Ich weiß nicht, Herr Kollege Narjes, ob Ihr schlechtes Gedächtnis hierbei eine Rolle spielt, ob Sie auf das schlechte Gedächtnis der Offentlichkeit spekulieren oder ob Sie uns ein schlechtes Gedächtnis unterstellen.

    (Zuruf von der CDU/CSU.)

    Jedenfalls haben wir von dieser Stelle aus nicht gesagt, daß die Schuld an dieser Entwicklung allein und einzig außerhalb unserer Grenzen zu suchen sei.
    Wir haben allerdings wohl gesagt — und ich wiederhole das —, daß die Hauptursache für diese inflationäre Entwicklung weltweit zu suchen ist. Dies ist richtig, und dies bleibt richtig, auch wenn Sie es noch so häufig bestreiten.

    (Abg. Dr. Wagner [Trier] : Das sagt die Bundesbank eben nicht!)

    Es hat noch niemals einen Krieg gegeben, Herr Wagner, der nicht Inflation im Gefolge hatte. Es hat noch niemals einen Weltkrieg gegeben, der nicht Weltinflation in Gefolge hatte. Währungspolitisch ist der Vietnamkrieg ein Weltkrieg mit weltweiten Inflationsfolgen gewesen. Dabei müssen wir uns darüber im klaren sein, daß die Nachkriegsinflationen meist noch schwieriger und gefährlicher waren als die eigentliche Kriegsinflation. Hüten wir uns nur davor — und betrachten wir mit aller Sorgfalt die Entwicklung —, daß wir auch noch die Nachkriegsrezession bekommen!
    Damit sind wir beim außenwirtschaftlichen Problem. Ich kann dem Herrn Bundesfinanzminister nur zustimmen, wenn er seine Befriedigung und seine Zuversicht über das weitere Funktionieren des Floatens im Block ausgesprochen hat. Ich glaube, es wäre an der Zeit, daß wir unser Vertrauen und unsere Zuversicht in dieses Block-Floaten auch dadurch zum Ausdruck bringen, daß wir im Rahmen des Blocks die Kapitalverkehrskontrollen — ohnehin eine Absicht der Bundesregierung, die aber zunächst einmal wegen der internationalen Abmachungen aufgeschoben werden mußte — aufheben. Sie sind nicht nötig. Sie sind im wesentlichen auch nicht überprüfbar. Denn wenn wir sie wirklich ernsthaft überprüften, würde dies nicht nur Kontrollen in unserem Lande bedeuten, sondern Sie müßten Polizei oder Bundesgrenzschutz — ich will mich hier



    Dr. Graf Lambsdorff
    „Kuhlmann-neutral" ausdrücken — nach Hongkong, Luxemburg oder auf die Bahamas schicken. Die ganze Welt können wir aber nicht kontrollieren, und das will auch niemand.
    Aber die Lösung des außenwirtschaftlichen Problems, Herr Kollege Höcherl, rechtfertigt nicht Ihre Darstellung, wir hätten die Bundesbank wie ein Aschenbrödel sitzenlassen. Wer hätte noch vor zwei Monaten überhaupt zu prophezeien gewagt, daß die Maßnahmen der Bundesbank in einem Ausmaß wirken würden, wie wir es in den letzten Wochen und Monaten erlebt haben und wie wir es auch in Zukunft erleben müssen? Denn eine harte Kreditpolitik der Deutschen Bundesbank ist nach übereinstimmender Auffassung dieses Hauses, wie ich glaube feststellen zu können, eine der wesentlichen, ,der entscheidenden Voraussetzungen für das Funktionieren dieser Politik.
    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang bitte eine Bemerkung zu der jüngsten Anregung machen, wir sollten die D-Mark aufwerten. Sie wissen, daß diese Anregung vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung gekommen ist. Ich kann dazu nur sagen — ich möchte das in aller Deutlichkeit und, wie ich glaube, auch mit der gebotenen Schärfe tun —, daß diese Ratschläge aus dem Elfenbeinturm sind, mit denen wir politisch überhaupt nichts anfangen können, weil eine einseitige Aufwertung der D-Mark im gegenwärtigen Zeitpunkt politisch völlig unvertretbar ist. Aufwertungen in der Vergangenheit — darüber müßten wir einmal nachdenken — haben die Strukturveränderungen der deutschen Wirtschaft, die wahrscheinlich notwendig sind, nämlich die Strukturveränderung eines ursprünglich rein exportorientierten Landes zu einem Land, das außerhalb seiner Grenzen Produktionsstätten errichtet, nicht bewirkt. Sie haben eines jedenfalls bewirkt — natürlich nicht nur dieses —: sie haben die berühmte dynamische Rente für Ölscheichs zur Folge gehabt. Das kann aber nicht Ziel unserer Währungspolitik sein.
    Die notwendigen Strukturveränderungen, die ich soeben kurz angedeutet habe, sollten eines mit sich bringen: sie sollten uns Anlaß geben, das Problem der multinationalen Unternehmungen, deren Schwierigkeiten mir durchaus geläufig sind und auch nicht heruntergespielt werden sollen, emotionsfrei zu sehen und zu behandeln. Eine Bestandsaufnahme ist notwendig. Denn wenn wir die deutsche Industrie auffordern, draußen zu investieren, also multinational zu werden — in Amerika wird eben das Volkswagenwerk als ein multinationales Unternehmen angesehen; man versteht darunter nicht nur diejenigen Unternehmen, die bei uns tätig sind —, dann müssen wir dafür sorgen, daß nicht psychologische Barrieren aufgebaut werden, bevor das überhaupt angefangen hat. Noch einmal: was zu untersuchen und zu kritisieren ist, muß kritisiert und auch abgestellt werden, aber sachbezogen und emotions-frei.
    Wir warnen erneut davor, den Erfolg der Maßnahmen, die wir jetzt beschließen, schon im Jahre 1973 zu erwarten. Sicherlich werden wir es erst 1974 erleben, daß sie wirklich greifen. Dies berechtigt Herrn
    Kollegen Narjes aber nicht zu der Äußerung, wir hätten jetzt 7,5 % Preissteigerungen, und wenn wir uns im Herbst hier wieder versammelten, lägen sie bei 8,5 %.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Das sagen auch die Sachverständigen!)

    Herr Narjes, Sie wissen, daß Psychologie und Inflationsmentalität bei diesen Vorhaben eine entscheidende Rolle spielen. Wie können Sie dann hier im Bundestag eine solche Prophezeiung wagen?

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Wagner [Trier] : Das ist eine Frage des Vertrauens in die Regierung!)

    — Herr Kollege Wagner, das ist keine Frage des Vertrauens in die Regierung, sondern das ist eine Frage des Vertrauens in die wirtschaftliche Entwicklung. Wenn das Vertrauen zur Regierung und zur wirtschaftlichen Entwicklung, die uns alle angeht, nicht nur die Regierung, nicht nur die Opposition, nicht nur die Wähler der Regierung, nicht nur die Wähler der Opposition, von vornherein in Frage gestellt wird, so fehlt mir für eine derartige Äußerung zu diesem Zeitpunkt jegliches Verständnis.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. van Delden: Oder die Regierung muß abtreten! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU.)

    Wir werden im Lande zwar von vielen Seiten kritisiert — das ist das gute Recht jedes einzelnen —; aber nach dieser Kritik folgt eigentlich immer die Bemerkung: Wirken wird die Sache wohl. Das scheint mir ein besserer Beweis dafür zu sein, daß wir eine ausgewogene Maßnahme vorschlagen, als die partikulare Kritik, die aus der einen oder anderen Richtung von dem einen oder anderen von Ihnen vorgebracht wird.
    Ich möchte aber nicht versäumen, in diesem Zusammenhang doch noch einige Bemerkungen über die Rolle der Opposition in der Debatte der letzten Wochen zu machen. Frau Funcke hat Ihnen heute morgen, wie ich meine, überzeugend dargelegt, welchen Eiertanz Sie aufgeführt haben, um die Stabilitätsabgabe anders, aber unpraktikabel gestalten zu können. Sie haben dabei das Ei des Kolumbus, das stehenbleibt, eben nicht gefunden. Das Ei fällt immer wieder um und zerbricht. Wir sind Eiertänze von Ihnen gewöhnt. Ich möchte mir hier abseits von meinem Fachgebiet folgende Bemerkung erlauben. Ihr Fraktionsvorsitzender hat heute morgen in der Frage der Verfassungsmäßigkeit des Grundvertrages einen Eiertanz aufgeführt, der wirklich klassisch ist. Er wird wahrscheinlich daran gemessen werden, wie viele solcher Eiertänze er in den nächsten Monaten erfolgreich bestehen kann, ohne allzuviel zu zerbrechen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Warnke: Sehr nobel! — Abg. Dr. Müller-Hermann: Ihr Hochmut ist unbeschreiblich! — Abg. van Delden: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!)




    Dr. Graf Lambsdorff
    — Herr van Delden, ich habe im Augenblick von Eiern und nicht von Steinen gesprochen. Eier sind zerbrechlicher als Steine.
    Wo ist eigentlich die Opposition gewesen, als heute vor zweieinhalb Wochen deutlich wurde, daß die Voraussagen des Jahreswirtschaftsberichtes überholt sind und daß die Preissteigerungsraten höher gewesen sind, als wir es ursprünglich erwartet hatten? Meine Damen und Herren, dies hätte für Sie doch eigentlich der Anlaß zu einem oppositionellen Freudenfest sein müssen. Was haben Sie statt dessen betrieben? Ein innerfraktionelles Schlachtfest!

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Unruhe bei der CDU/CSU. — Abg. Stücklen: Was soll das denn?)

    — Meine Damen und Herren, wir können uns gern darüber unterhalten, wer in welcher Form geschlachtet worden ist; aber ich weiß nicht, ob Sie das interessant finden.

    (Abg. Stücklen: Morgen findet das Schlachtfest woanders statt!)

    Ich möchte nur gern wissen, wo in dieser Situation Ihre konkreten Vorschläge geblieben sind? Es gibt Mitglieder Ihrer Fraktion, die mir gesagt haben: Jetzt wären wir eigentlich dran, unsere Vorschläge auf den Tisch zu legen, mit denen wir die Regierung unterstützen und deren Stabilitätspaket verbessern und vorwärtstreiben können. — Wo sind diese Vorschläge geblieben? Herr Kollege Narjes, was kam von Ihrer Seite? Herr Müller-Hermann, ich freue mich, daß Sie — Sie sind ja Vorsitzender des Arbeitskreises „Wirtschaftspolitik" Ihrer Fraktion — heute zum erstenmal an dieser Stelle in den wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen dieser Wochen das Wort ergreifen werden. Wo sind die Vorschläge, die die Opposition hätte machen können? Was ist denn, z. B. auch von dem verhinderten Schatzkanzler Franz Josef Strauß, gekommen?

    (Abg. Stücklen: Sind Sie an der Regierung oder wir?)

    Fehlanzeige auf der ganzen Linie!
    Ich will aber nicht ungerecht sein, meine Damen und Herren.

    (Lachen bei der CDU/CSU. — Abg. van Delden: Selbstgerecht sind Sie!)

    — Herr van Delden, es hat einen Vorschlag gegeben. Es hat den Vorschlag des saarländischen Wirtschaftsministers Schäfer gegeben. Dieser Vorschlag wurde veröffentlicht. Er sah nur dem sehr ähnlich, was die Regierung vorgeschlagen hatte. Herr Schäfer hat mit seinen konkreten Vorschlägen, die schnell wieder zurückgezogen worden sind, eines bewiesen, nämlich daß wir in diesem Parlament — das beweisen auch seine übrigen Veröffentlichungen — eine Bereicherung der wirtschaftspolitischen Debatte bekommen hätten, wenn die Schatzkanzlerambitionen von Herrn Franz Josef Strauß es nicht
    mit sich gebracht hätten, daß Herr Schäfer nicht hier ist.

    (Abg. Kroll-Schlüter: Tiefer geht es wohl nicht! — Abg. Stücklen: Haben Sie heute einen schlechten Traum gehabt? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Nein, Herr Stücklen, ich habe keinen schlechten Traum gehabt. Ich hatte den Wunsch, mit Herrn Schäfer hier diskutieren zu können. Dies ist aber verhindert worden. Ich habe den Wunsch, mit jemandem zu diskutieren, der zum richtigen Zeitpunkt schnell und reaktionsfähig konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt hat, die wirklich Hand und Fuß gehabt haben, wobei man über die Einzelheiten wie über alles natürlich sprechen kann.