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    Deutscher Bundestag 35. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1929 A Wahl des Abg. Schmidt (Kempten) als Mitglied des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank 1929 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 1929 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Brandt, Bundeskanzler 1930 A Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 1932 A Wehner (SPD) . . . . . . . . 1934 C Mischnick (FDP) . . . . . . . . 1937 C Entwurf eines Steueränderungsgesetzes 1973 (Drucksache 7/419) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache 7/603), Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite und dritte Beratung —in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Abg. Höcherl, Vogt, von Bockelberg, Katzer, Dr. Wagner [Trier] und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache 7/223) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite Beratung —, mit Bericht und Antrag des Finanzausschusses über die Dritte Verordnung über steuerliche Konjunkturmaßnahmen (Drucksachen 7/546, 7/591, 7/592), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol (Drucksache 7/422) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksache 7/590) — Zweite und dritte Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (Bundesrat) (Drucksache 7/499) — Erste Beratung — und mit Beratung des Sondergutachtens zur konjunkturpolitischen Lage im Mai 1973 (Drucksache 7/530) Dr. Sprung (CDU/CSU) 1939 D Dr. Weber (Köln) (CDU/CSU) . . 1942 D Dr. Friderichs, Bundesminister (BMW) 1943 C, 1962 D Pieroth (CDU/CSU) . . . . . . 1945 A Rapp (Göppingen) (SPD) 1948 B Frau Funcke (FDP) . . . . . . 1952 A Dr. Häfele (CDU/CSU) 1954 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Dr. Vohrer (FDP) 1955 D Frau Huber (SPD) 1958 D, 1969 B, 1971 D Dr. Narjes (CDU/CSU) 1959 D Dr. Ehrenberg (SPD) 1965 A Dr. Warnke (CDU/CSU) 1967 D Dr. Kreile (CDU/CSU) 1970 A Dr. Mikat (CDU/CSU) 1973 A Schmidt, Bundesminister (BMF) . 1973 B Höcherl (CDU/CSU) 1981 C Offergeld (SPD) . . . . . . . 1984 D Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 1986 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 1990 A Junghans (SPD) 1991 B Ollesch (FDP) 1992 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 129 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1969 über die Arbeitsaufsicht in der Landwirtschaft (Drucksache 7/109); Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/533) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 136 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über den Schutz vor den durch Benzol verursachten Vergiftungsgefahren (Drucksache 7/257) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 135 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über Schutz und Erleichterungen für Arbeitnehmervertreter im Betrieb (Drucksache 7/258) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — . . . . 1993 A Fragestunde (Drucksache 7/588) Frage A 1 des Abg. Kahn-Ackermann (SPD) : Änderung des Reichshaftpflichtgesetzes Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . 1993 C, D, 1994 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 1993 D Immer (SPD) 1994 A Frage A 2 des Abg. Reddemann (CDU/CSU) : Ermittlungsverfahren gegen Journalisten wegen Veröffentlichung angeblicher Staatsgeheimnisse Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . . 1994 A, B, C, D, 1995 A, B Reddemann (CDU/CSU) . . . . 1994 B, C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 1994 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 1994 D Sieglerschmidt (SPD) 1995 A Dr. Czaja (CDU/CSU) 1995 B Frage A 3 des Abg. Engholm (SPD) : Verlängerung des Ausbildungsvertrags durch den Ausbildenden Dr. Jochimsen, Staatssekretär (BMBW) . . . . . . . . 1995 C, D Engholm (SPD) 1995 C, D Frage A 4 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Unterstützung der Wirtschaftspolitik Chiles durch eine jährliche Kapitalhilfe Matthöfer, Parl. Staatssekretär (BMZ) 1996 A, C, D, 1997 A, B, C, D, 1998 A, B, C, D, 1999 A Rollmann (CDU/CSU) 1996 C, D Frau von Bothmer (SPD) . . . . 1996 D Lattmann (SPD) 1997 A Engholm (SPD) 1997 B Schmidhuber (CDU/CSU) . . . . 1997 B Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . 1997 C Dr. Evers (CDU/CSU) 1997 D Huonker (SPD) 1998 A Hansen (SPD) 1998 B Reiser (SPD) 1998 B Kiechle (CDU/CSU) 1998 C Dr. Slotta (SPD) 1998 D Dr. Holtz (SPD) 1998 D Frage A 52 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Förderung der Kindergruppenarbeit von Jugendverbänden Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 B, C Rollmann (CDU/CSU) . . . . 1999 B, C Frage A 53 des Abg. Lenzer (CDU/CSU) : Krebs-Mehrschritt-Therapie Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 D, 2000 A Lenzer (CDU/CSU) . . 1999 D, 2000 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 III Frage A 54 des Abg. Immer (SPD) : Mißbrauch bei der Abgabe von Ärztemustern Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 2000 B, C, D Immer (SPD) 2000 C, D Frage A 22 des Abg. Dr. Enders (SPD) : Steuererhebung von ausländischen Jugend- und Sportgruppen auf Grund der Umsatzsteuererklärung über die Beförderung von Personen durch ausländische Beförderer im grenzüberschreitenden Gelegenheitsverkehr mit Kraftomnibussen Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) 2001 A, B, C Dr. Enders (SPD) 2001 B, C Fragen A 23 und 24 des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) : Finanzielle Schwierigkeiten von Gemeinden mit besonders starkem Wachsturn infolge der Berechnung des auf sie entfallenden Lohn- und Einkommensteueranteils Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) . . . . 2001 D, 2002 A, B, C, D Dr. Probst (CDU/CSU) . 2001 D, 2002 A, C Dr. Evers (CDU/CSU) 2002 D Frage A 27 des Abg. Groß (FDP) : Nutzung von in der Bundesrepublik Deutschland vorhandenen Energiereserven im Erdinnern Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 B Groß (FDP) 2003 B Fragen A 28 und 29 des Abg. Milz (CDU/CSU) : Unterschiedlicher Mittelbedarf der regionalen. Aktionsprogramme „Nordeifel — Grenzraum Aachen" und „Eifel — Hunsrück" Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 C, 2004 A, B, C Milz (CDU/CSU) 2004 A, B, C Fragen A 30 und 31 des Abg. Wüster (SPD) : Anhebung der Prämien in der Kfz-Haf tpflichtversicherung und Vorlage einer öffentlichen Kostenrechnung Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2004 C, 2005 A, B Wüster (SPD) . . . . . 2004 D, 2005 B Frage A 38 der Abg. Frau von Bothmer (SPD) : Wirtschaftsbeziehungen deutscher Firmen zu Rhodesien Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2005 D, 2006 A, B Frau von Bothmer (SPD) . . . . 2006 A, B Frage A 39 des Abg. Ronneburger (FDP) : Öffnung der Preis-Kosten-Schere zuungunsten der deutschen Landwirtschaft Logemann, Parl. Staatssekretär (BML) 2006 B, D Ronneburger (FDP) 2006 D Nächste Sitzung 2007 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2009* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol . 2009* C Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Fragen A 1 und 2 — Drucksache 7/555 — des Abg. Lenzer (CDU/CSU) betr. Feststellungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung — finanzielle Lage der Krankenversicherung der Rentner . . 2010* B Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Fragen A 65 und 66 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Evers (CDU/CSU) betr. Berücksichtigung der gesundheitspolitischen Bedeutung des Reitsports in Gesetzen über Naturschutz und Landschaftspflege 2010* D Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 73 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Slotta (SPD) betr. Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister . . . . . . . 2011* B Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Frage B 12 — Drucksache 7/555 — IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 des Abg. Geldner (FDP) betr. Reitverbot in den Entwürfen eines Naturschutz- und Landschaftspflegegesetzes und eines Bundeswaldgesetzes . . . . . . . . . 2011* D Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf (BMF) auf die Frage A 25 — Drucksache 7/588 — des Abg. Niegel (CDU/ CSU) betr. Ansteigen der zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern und Auswirkungen auf die Nebenkosten bei der Miete . . . . . . . . . . 2012* B Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 40 — Drucksache 7/588 — des Abg. Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) betr. Verschiebung der Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft . 2013* D Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 41 Drucksache 7/588 — des Abg. Simpfendörfer (SPD) betr. illegale Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern . . . . . 2013* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 1929 35. Sitzung Bonn, den 23. Mai 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 33. Sitzung, Seite II, rechte Spalte, Zeile 6, und Seite 1785 A, Zeilen 18 und 19, ist der Name „Eigen" durch den Namen „Ey" zu ersetzen. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 25. 5. Adams * 25. 5. Dr. Aigner ' 25. 5. Barche 26. 5. Dr. Bardens 25. 5. Dr. Bayerl 25. 5. Behrendt * 25. 5. Frau Berger (Berlin) 25. 5. Dr. Böger 8. 6. Bühling 23. 6. Buschfort 25. 5. Coppik 26. 5. Dr. Corterier * 25. 5. Damm 25. 5. Eckerland 26. 5. Dr. Eyrich 25. 5. Fellermaier * 25. 5. Flämig * 25. 5. Frehsee * 27. 5. Dr. Früh 23. 5. Gansel 25. 5. Gerlach (Emsland) * 25. 5. Gerstl (Passau) 25. 5. Haase (Kassel) 25. 5. Härzschel * 25. 5. von Hassel 25. 5. Herold 26. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 25. 5. Kater * 25. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 24. 5. Lautenschlager * 25. 5. Lücker * 26. 5. Dr. Martin 26. 5. Memmel * 25. 5. Möhring 25. 5. Dr. Müller-Emmert 25. 5. Müller (Mülheim) * 25. 5. Mursch * 25. 5. Frau Dr. Orth 26. 5. Pfeifer 23. 5. Rohde 26. 5. Schlaga 25. 5. Dr. Schmitt-Vockenhausen 26. 5. Schmidt (München) * 26. 5. Schmidt (Wattenscheid) 26. 5. von Schöler 25. 5. Schulte (Unna) 25. 5. Dr. Schulz (Berlin) * 25. 5. Schwabe * 25. 5. Dr. Schwörer * 25. 5. Seefeld * 24. 5. Spilker 23. 5. Spranger 25. 5. Springorum * 25. 5. Dr. Starke (Franken) * 25. 5. Frau Stommel 25. 5. Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Dr. Timm 25. 5. Walkhoff * 30. 5. Wawrzik 25. 5. Wende 25. 5. Dr. de With 25. 5. Dr. Wörner 25. 5. Dr. Zimmermann 23. 5. Zink 23. 5. Zywietz 25. 5. Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol. Der Beschluß der Bundesregierung, ab 1. Juli 1973 die Mineralölsteuer um 5 Dpf zu erhöhen, ist weder haushaltspolitisch gerechtfertigt, noch hat er im Gegensatz zu der von der Bundesregierung vertretenen Auffassung stabilitätsfördernde Wirkung. Die Steuereinnahmen liegen nach Feststellung vieler Experten, auch derjenigen, die die Bundesregierung beraten, infolge des starken Steuerwachstums weit über den bisherigen Schätzungen auch ohne die geplanten Steuermehreinnahmen. Der Bundeshaushalt ist durch die Steuereinnahmen voll gedeckt. Da die Erhöhung der Mineralölsteuer voll auf den Preis abgewälzt wird, sehen wir keine stabilitätsfördernde Wirkung in der geplanten Steuererhöhung. Sie wird sich sowohl durch die Preiserhöhungen in den Tankstellen im einzelnen negativ auf den Preisindex auswirken, als auch eine Erhöhung der Transportkosten im Transportgewerbe nach sich ziehen. Unserer Auffassung nach bewirkt sie demnach das Gegenteil von dem, was die Bundesregierung anstrebt. Betroffen von dieser Maßnahme ist im entscheidenden Maße wieder einmal der einzelne private Kraftfahrer, der nach der Steuererhöhung von 1972 um 4 Dpf nunmehr eine weitere Erhöhung um 5 Dpf hinnehmen muß. Dies bedeutet innerhalb eines Zeitraumes von gut 1 Jahr eine Steuererhöhung von rd. 30 %. Die Bundesrepublik hat damit nicht - wie sie in ihrer Begründung sagt - zur Harmonisierung innerhalb der EWG beigetragen, sondern sich fast an die Spitze innerhalb der EWG gesetzt. Wenn man die Gesamtbelastungen der Autofahrer und des Verkehrsgewerbes betrachtet, so muß man feststellen, daß wir die einsame Spitze in der Welt erreicht haben. Dies halten wir nicht für richtig. Ein weiterer entscheidender Nachteil ergibt sich für die Lage der deutschen Seehäfen, die schon heute unter erheblichen Wettbewerbsverzerrungen gegenüber den Rheinmündungshäfen zu leiden haben. Alle Bemühungen, diese Wettbewerbslage zu verbessern, würden mit der erneuten Anhebung 2010* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 der Mineralölsteuer einen großen Rückschlag er- leiden. Ebenso ergeben sich aus dieser Maßnahme regional- und strukturpolitisch unerwünschte Folgen. Durch die Erhöhung der Mineralölsteuer um 13,5 % steigen die Transportkosten nicht unbeachtlich. Davon werden besonders die mittelständischen Betriebe des Transportgewerbes betroffen, die noch heute nicht die letzte Erhöhung von 1972 und die starke Erhöhung der Kfz-Steuer vom 1. 4. 1972 um 30-60 % verkraftet haben. Dies trifft besonders die wirtschaftliche Situation der Betriebe in den Randgebieten und den strukturschwachen Regionen. Die Wettbewerbslage gegenüber den Betrieben in den Wirtschaftszentren würde weiter verschlechtert. Dies ist auch regionalpolitisch kaum zu verantworten. Die derzeitige Situation auf dem Rohölmarkt gibt zu größten Bedenken Anlaß. Die Haltung der Opecländer und der Energieversorgungsengpaß in den Vereinigten Staaten hat dazu geführt, daß die großen Mineralölkonzerne in großen Mengen auf dem europäischen Markt aufkaufen. Dies hat z. Z. 2 Folgen: 1. eine allgemeine Preissteigerung, die teils schon durchgeführt wurde, teils für die nächsten Wochen und Monate angekündigt worden ist, 2. die Freien Tankstellen und die mittelständischen Mineralölbetriebe werden kaum noch und wenn ja in völlig unzureichendem Maße beliefert mit der Folge der Schließung von einer Reihe von Betrieben. Damit geht ein weiterer Korrekturfaktor im Preisgefüge gegenüber den großen amerikanischen Konzernen verloren. Wenn man realistisch ist, muß man davon ausgehen, daß 1 Liter Superbenzin am Ende des Jahres fast 90 Dpf kosten wird. Dies ist eine bedenkliche Entwicklung, und die geplante Steuererhöhung würde wohl kaum als stabilisierender Faktor wirken. All diese Gründe veranlassen mich und meine Kollegen Karl Geldner und Hans-Heinrich Schmidt (Kempten), das Gesetz zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol abzulehnen. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 18. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 1 und 2) : Wie beurteilt die Bundesregierung die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung im Wochenbericht 18'73 vom 3. Mai 1973 getroffenen Feststellungen über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung, und welche Konsequenzen gedenkt sie daraus zu ziehen? Wie wird von der Bundesregierung die angespannte finanzielle Lage insbesondere der Krankenversicherung der Rentner beurteilt, und welche gesetzgeberischen Maßnahmen sind gegebenenfalls geplant? Der Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur finanziellen Entwicklung in der sozialen Krankenversicherung beruht auf statistischem Material, das von meinem Hause veröffentlicht worden ist. Die dargestellten Trends sind der Bundesregierung daher bekannt. Einige der maßgeblichen Faktoren, die in der Bundesrepublik Deutschland wie in allen anderen Industrienationen zwangsläufig den Preis für eine wirksame Gesundheitssicherung nachhaltig erhöhen, sind: der rasch fortschreitende — und sehr kostenintensive - medizinisch technische Fortschritt, die zunehmende Gesundheitsgefährdung durch Umwelt und Arbeitsbedingungen, das Vordringen der chronischen Krankheiten, die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung, aber auch dlie nachhaltigen Einkommens- und Preissteigerungen im medizinischen Bereich sowie Leistungsverbesserungen. Mit dieser Entwicklung ist auch in der Zukunft zu rechnen. Es wäre daher falsch, dem Aufwandsanstieg mit einem schrittweisen Leistungsabbau zu begegnen. Die negativen Erfahrungen mit der Krankenscheinprämie sind bekannt. Die Bundesregierung hat es vielmehr zum Ziel ihrer Sozial- und Gesundheitspolitik gemacht, die Leistungsfähigkeit der medizinischen Betreuung und Versorgung zu erhöhen. Dazu gehört insbesondere eine rationellere Verwendung der erforderlichen Finanzmittel. Dabei tragen auch die Krankenkassen selbst eine zunehmende Verantwortung. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß die Frage der Finanzierung der Krankenversicherung der Rentner ein vordringliches Problem ist, das in dieser Legislaturperiode zu lösen sein wird. Es werden daher Vorschläge erarbeitet, um die ungleiche finanzielle Belastung der einzelnen Krankenkassen und ihrer Versicherten zu beseitigen. Es sollte hierbei erreicht werden, daß künftig jeder aktive Versicherte einen gleichen Beitrag zur Finanzierung der Krankenversicherung unserer älteren Mitbürger aufzubringen hat. Dabei wird auch zu prüfen sein, ob der Finanzierungsbetrag der Rentenversicherung an der Krankenversicherung der Rentner erhöht werden kann. Die Sachverständigenkommission zur Weiterentwicklung der sozialen Krankenversicherung erarbeitet auf Bitte meines Hauses hin zu diesen und anderen Finanzierungsfragen der Rentner-Krankenversicherung Empfehlungen, die in die Vorarbeiten der Bundesregierung einbezogen werden. Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 65 und 66) : Ist die Bundesregierung mit mir einer Meinung, daß auch der Reitsport eine der Gesundheit dienende Sportart ist und daß seine Ausübung in der freien Natur nicht durch die Gesetze über Naturschutz und Landschaftspflege sowie das Bundeswaldgesetz verhindert werden sollte? Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß die Regelung des § 28 Abs. 2 Nr. 3 in dem Entwurf eines Gesetzes fiber Naturschutz und Landschaftspflege (siehe Bundesrats-Drucksache 208/73) eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie Reitern, Rad- Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2011' fabrern und Anhängern des Campingsport andererseits gewährleistet, Zu Frage A 65: Die Bundesregierung teilt die Meinung, daß auch der Reitsport eine die Gesundheit fördernde Sportart ist; sie ist außerdem der Auffassung, daß die Ausübung des Reitsports in der freien Natur nach Inkrafttreten der in den Entwürfen des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege sowie des Bundeswaldgesetzes vorgesehenen Regelungen grundsätzlich weiterhin möglich sein wird. Zu Frage A 66: Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß die Regelung gemäß § 28 Abs. 2 Nr. 3 im Entwurf eines Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits — sowie Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsportes andererseits — gewährleistet. Eine räumliche Trennung der verschiedenen Verkehrsarten und Freizeitbetätigungen in möglichst weitgehendem Umfang ist im Interesse der Mehrheit der wandernden Waldbesucher und zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Wald und Flur erforderlich. Darüber hinaus trägt die Vorschrift auch den berechtigten Eigentümerbelangen im Sinne des Art. 14 des Grundgesetzes dadurch Rechnung, daß Einzelheiten der Benutzung — wie dies schon bisher geschehen ist — an Hand von Musterverträgen vertraglich zwischen den beteiligten Grundbesitzern und den Reiterorganisationen vereinbart werden können. Dies gilt in gleicher Weise für § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetz-Entwurfes. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Die Bundesregierung ist jedoch bereit, diese Bestimmung im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung zu machen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 15. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Slotta (SPD) (Drucksache 7/555 Frage A 73): Wie beurteilt die Bundesregierung die Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AGV) an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister, sie sei „eine Entscheidung gegen die Verbraucher und für mehr Inflation" und „Anstatt für eine Senkung der überhöhten Grenzabgaben, eine Herabsetzung der Preisgarantien bei Überschußprodukten und für zusätzliche Sofortmaßnahmen zur Dämpfung der Agrar- und Lebensmittelpreise einzutreten", habe „sie einer Politik zum Sieg verholfen, die die Verbraucher, und insbesondere die einkommensschwächeren Schichten, zusätzlich belastet" ? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die in der ersten Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Verbrauchverbände zu den Luxemburger Preisbeschlüssen enthaltene Kritik der tatsächlichen Situation nicht gerecht wird. Insbesondere läßt sie außer acht, daß die Agrarpreisbeschlüsse Bestandteil eines Gesamtkompromisses sind, der zwischen den vielfach entgegengesetzten Interessen der Mitgliedstaaten ausgehandelt werden mußte und daher Zugeständnisse aller Partnerstaaten erforderte. Inzwischen hat der Verbraucherausschuß beim BML nach eingehender Prüfung der Zusammenhänge eine Entschließung gefaßt, die den agrarpolitischen Gegebenheiten und den Verbraucheraspekten Rechnung trägt. Aufgrund der Preisbeschlüsse wird das Erzeugerpreisniveau um knapp 2 % ansteigen. Dabei wird die Anhebung bei den Marktordnungsprodukten nur zum Teil auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Die beschlossenen Preiserhöhungen dürften daher die Lebenshaltungskosten nur um ca. 0,3 % beeinflussen. Diese Auswirkungen sind als tragbar und mit den Stabilitätsanstrengungen der Bundesregierung nicht im Widerspruch stehend anzusehen. Insgesamt hat sich die Bundesregierung bei den Agrarpreisverhandlungen erfolgreich bemüht, den berechtigten Interessen der landwirtschaftlichen Erzeuger und der Verbraucher in ausgewogener Weise Rechnung zu tragen. Die Preise für fast alle pflanzlichen Erzeugnisse werden allgemein nur um 1 % erhöht; diese geringe Anhebung muß praktisch ohne Auswirkung auf die Verbraucherpreise bleiben. Die stärkeren Preisanhebungen bei Obst und Gemüse, Rind-, Kalb- und Schweinefleisch sind ebenfalls praktisch ohne Einfluß auf die Verbraucherpreise, da auf diese Weise lediglich das Interventionspreisniveau an die zur Zeit erheblich höher liegenden Marktpreise herangeführt wird. Die generelle Erhöhung des Milchpreises um 5,5 % — die für die Bundesrepublik Deutschland aber nur 4 % beträgt — sowie des Interventionspreises für Magermilchpulver wird zwar die Verbraucherpreise für Trinkmilch und fettarme Milchprodukte beeinflussen. Dem energischen Widerstand der Bundesregierung ist jedoch zu verdanken, daß die Preisanhebungen in diesem Bereich nicht wesentlich höher ausgefallen sind. Dieser Verteuerung steht jedoch eine Senkung des Interventionspreises für Butter gegenüber, die zu einer Verringerung des Butterpreises um ca 36 Pf/kg führen müßte. Der Rat hat außerdem eine Reihe weiterer Maßnahmen beschlossen, die sich preisdämpfend auf das Verbraucherpreisniveau bei Lebensmitteln auswirken können. Die Bundesregierung prüft außerdem die Einleitung von Schritten mit dem gleichen Ziel. Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/555 Frage B 12) : 2012* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Aus welchem Grund beabsichtigt die Bundesregierung, in ihren Entwürfen für ein Wald- und Naturschutzgesetz ein Reitverbot auszusprechen, und welchen Zielen würde ein solches Verbot dienen? Die Bundesregierung hat in ihren Entwürfen für ein Naturschutz- und Landschaftspflegegesetz (BRDrucks. 208/73) und für ein Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) (BR-Drucks. 207/73) keine Vorschrift vorgesehen, die das Reiten verbietet. In § 28 Abs. 2 Nr. 3 des erstgenannten Entwurfes und in § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetzentwurfes ist vielmehr folgende Regelung enthalten: Reiten, Fahren, Zelten und Abstellen von Wohnwagen sind in der- Flur (im Wald) nur gestattet, soweit hierfür eine besondere Befugnis vorliegt oder Wege und sonstige Flächen dazu besonders bestimmt sind. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Auch dem Interessenausgleich mit den Grundeigentümern wäre in Wahrung des Artikels 14 des Grundgesetzes am besten gedient, wenn die Benutzung im einzelnen etwa an Hand der in einigen Ländern für den Reitverkehr abgeschlossenen Musterverträge zwischen den Beteiligten vereinbart würde. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat keine Klage geführt, daß die Musterverträge sich bisher nicht bewährt hätten. Diese Verträge wären auch weiterhin eine geeignete Grundlage für beiderseits befriedigende Übereinkommen. Die Bundesregierung schließt jedoch nicht aus, daß diese o. a. Bestimmungen im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung sein werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 25) : Wie hoch veranschlagt die Bundesregierung das Ansteigen der neuen zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern infolge des Zweiten Steuerreformgesetzes, und welche Auswirkungen wird die Grundsteuererhöhung auf die Nebenkosten bei der Miete haben? Mit dem „Gesetz zur Reform des Grundsteuerrechts", das vom Deutschen Bundestag bei nur einer Gegenstimme verabschiedet wurde, wird bei der Grundsteuer B ein Mehraufkommen von 25 v. H., das sind etwa 750 Millionen DM jährlich, angestrebt. Dieses Mehraufkommen war den Gemeinden bereits im Rahmen der Gemeindefinanzreform im Jahre 1969 zugesichert worden. Zu dieser Konzeption des Gesetzentwurfs haben sich anläßlich der dritten Lesung alle Fraktionen des Bundestages bekannt. Die Bundesregierung erwartet bei Anwendung der neuen Grundsteuervorschriften im Bundesdurchschnitt keine nennenswerten Auswirkungen auf die Mieten. Die von interessierter Seite in der Öffentlichkeit genannten Zahlen über Mieterhöhungen von durchschnittlich 5 oder 6 v. H., in Grenzfällen sogar bis zu 12,5 v. H., sind falsch. Sie beruhen, wie nachgewiesen werden konnte, auf falschen Berechnungen. Die Bundesregierung erwartet als Folge der Anwendung der Einheitswerte 1964 gewisse Belastungsverschiebungen beim Miethausbesitz, weil die neuen Einheitswerte auch hier die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 widerspiegeln. Soweit sich hieraus Mietsteigerungen ergeben, werden sie nach den Berechnungen der Bundesregierung, die sich auf das Material des Statistischen Bundesamtes stützen, bei der Masse des Miethausbesitzes unter 1 v. H. liegen. Davon ist auch Herr Kollege Dr. Becker als Berichterstatter für den Finanzausschuß ausgegangen. Bei Alt- und Neubauwohnungen ist sogar damit zu rechnen, daß eine Minderung der Grundsteuerbelastungen eintritt. Bei Nachkriegsbauten dürfte die durchschnittliche Mehrbelastung mit Grundsteuer nur zu einer Mietsteigerung von 0,3 v. H. führen. Entsprechende Auswirkungen werden bei Eigentumswohnungen eintreten, weil diese bewertungsrechtlich wie Mietwohngrundstücke behandelt werden. Bei Einfamilienhäusern wird die Mehrbelastung wegen der ermäßigten Meßzahl im Bundesdurchschnitt, bezogen auf die Jahresrohmiete, etwa 0,5 v. H. betragen, bei Zweifamilienhäusern wird sie noch darunter liegen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß einzelne Grundstücke oder in einzelnen Städten bestimmte Stadtteile teilweise über dem Durchschnitt, teilweise aber auch unter dem Durchschnitt liegende Einheitswertsteigerungen haben. Dies sind jedoch Folgen der neuen Einheitsbewertung, deren Ziel es gerade ist, die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 bei den einzelnen Grundstücken und auch regional wiederzugeben. Auch in den Fällen überdurchschnittlicher Einheitswertsteigerungen bei den Miethäusern wird es bei der überwiegenden Zahl der Grundstücke bei Mieterhöhungen unter 1 v. H. bleiben. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 40) : Trifft es zu, daß die Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft, die bisher in der Mitte des Jahres geleistet wurden, auf den Herbst dieses Jahres verschoben werden, und welche Gründe kann die Bundesregierung dafür angeben? Es trifft zu, daß der flächenbezogene Aufwertungsausgleich des Jahres 1973 auf den Herbst verlegt wurde. Diese Regelung ist sachlich notwendig, weil andernfalls eine restlose Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel im Haushaltsjahr 1973 nicht möglich wäre. Bei einer Auszahlung bereits im Sommer 1973 müßten, da die Zahl der Anträge und der Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2013* Umfang der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht im voraus bekannt und auch nicht einwandfrei vorausberechenbar sind, die Ausgleichsbeträge je Hektar zur Vermeidung einer Haushaltsüberschreitung mit erheblichem Sicherheitsspielraum (ca. 5 % des Haushaltsansatzes) kalkuliert werden. Die Folge wäre, daß je nach Antragseingang bis zu ca. 35 Millionen DM an unverwendeten Ausgaberesten entstehen könnten. Ein solches Ergebnis stünde mit dem Gesetzesauftrag, der Landwirtschaft die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ungekürzt zukommen zu lassen, nicht im Einklang. Da eine vollständige Auszahlung des Aufwertungsausgleichs ohne genaue Kenntnis der Zahl der Anträge und der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht möglich wäre, können die Hektar-Ausgleichsbeträge im Verordnungswege erst festgesetzt werden, und kann die Auszahlung erst beginnen, wenn die letzte nach der Ausführungsverordnung zum Durchführungsgesetz zum Aufwertungsausgleichsgesetz maßgebende Frist (15. September 1973) abgelaufen ist. Da nur die in den Herbst verlegte Auszahlung einen restlosen Mittelabfluß verbürgt, dient sie den Interessen der Landwirtschaft besser als eine etwas frühere Zahlung mit zwangsläufig niedrigeren Beträgen. Eine theoretisch denkbare zweimalige Auszahlung (Abschlagszahlung im Sommer, Schlußzahlung im Herbst) wäre in der Praxis nicht durchführbar und vom Verwaltungsaufwand her nicht zu rechtfertigen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 21. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Simpfendörfer (SPD) (Drucksache 7/588 Frage A 41) : Sind der Bundesregierung schon Fälle illegaler Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern bekanntgeworden, und welche Maßnahmen sind in der Bundesrepublik Deutschland getroffen worden, um der Warnung der Food and Agriculture Organization zu entsprechen und solche Importe zu verhindern? Illegale Rindfleischeinfuhren in die Bundesrepublik Deutschland aus Ländern, in denen gefährliche Tierseuchen vorkommen, sind bisher nicht nachgewiesen worden. Mit Hinblick auf die tierseuchenrechtlichen Regelungen der Bundesrepublik Deutschland sind solche Einfuhren nur denkbar, wenn sie mit gefälschten Begleitpapieren vorgenommen werden. 1971 sind umfangreiche Manipulationen mit Rindfleisch aus Äthiopien bekanntgeworden, das in die Schweiz eingeführt worden ist. Nach den bisher vorliegenden Berichten der beteiligten Behörden ist dabei das Fleisch in Rotterdam umgeladen und mit gefälschten Zeugnissen versehen in ein schweizer Zolllager eingelagert worden. An diesem Geschäft sind angeblich zwei deutsche Handelsfirmen beteiligt, ohne daß jedoch das Fleisch selbst die Bundesrepublik Deutschland berührt hat; die entsprechenden Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Diese Angelegenheit war 1972 und 1973 auch Anlaß zu mehrfachen Diskussionen in der Europäischen Kommission der FAO für die Kontrolle der Maul- und Klauenseuche. Der Hinweis dieser Kommission auf die Gefährlichkeit solcher illegalen Fleischimporte bildet die Grundlage für eine an die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften gerichtete Empfehlung der EG-Kommission vom 17. Oktober 1972 über die gesundheitspolizeiliche Kontrolle von in die Gemeinschaft eingeführtem Vieh und Frischfleisch. Nach dieser Empfehlung sind gegenüber Vieh und Frischfleisch aus Drittländern die gesundheitspolizeilichen Maßnahmen unmittelbar nach der Ankunft der Tiere oder des Fleisches in der Gemeinschaft anzuwenden, unabhängig von dem Zollverfahren, zu dem die Waren angeliefert worden sind. Dieses empfohlene System wird in der Bundesrepublik Deutschland auf Grund der geltenden tierseuchenrechtlichen Vorschriften seit vielen Jahren für alle Fleischeinfuhren angewendet. Unmittelbar vor der Einfuhr an der Grenzzollstelle wird jede Fleischsendung daraufhin geprüft, ob sie von der erforderlichen veterinärpolizeilichen Gesundheitsbescheinigung begleitet ist bzw. ob für Fleischsendungen aus Ländern, aus denen ausschließlich mit veterinärpolizeilicher Genehmigung eingeführt werden darf, die notwendige veterinärpolizeiliche Genehmigung vorliegt. Nur wenn dies der Fall ist, wird die Ware zur Weiterleitung in das Binnenland freigegeben und gelangt dort entweder in ein Zollfreilager oder aber, sofern es zum freien Verkehr in der Bundesrepublik abgefertigt werden soll, zu einer Auslandsfleischbeschaustelle, wo die erwähnten Kontrollen, die sich auch auf Herkunft und Identität der Sendung erstrecken, im Rahmen dort durchgeführter Untersuchungen ein zweites Mal durchgeführt werden.
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    Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen! Meine Herren! Wir haben ein Gesamtpaket von fünf zusammenhängenden Tagesordnungpunkten zu behandeln. Die Berichterstatter haben bezüglich der Beratung der drei ersten Tagesordnungspunkte bereits ausführlich die unterschiedlichen Standpunkte in diesem Hause dargestellt. Da wir aber bei einigen Punkten eine Art erste Lesung haben, möchte ich zu dem Gesamtpaket noch einmal kurz die Auffassung der Bundesregierung darstellen.
    Die Bundesregierung hat unter Ziffer 11 des Jahreswirtschaftsberichts ausgeführt, daß die dargelegten Planungen für die Wirtschafts- und Finanzpolitik im einzelnen erst im Laufe des Jahres konkretisiert werden könnten und gegebenenfalls an eine veränderte Wirtschaftslage anzupassen seien. Die Notwendigkeit einer Anpassung zeichnete sich bereits ab, als die nationale Wirtschaftspolitik durch den Dammbruch an den Devisenmärkten nahezu zur Wirkungslosigkeit verurteilt wurde.
    Erst die Entscheidungen über eine Vereinbarung auf währungspolitischem Gebiet haben die Voraussetzungen geschaffen, ein neues Maßnahmenbündel vorzulegen. Obwohl damals ein Aufwertungseffekt der D-Mark erreicht worden ist, hat dieser auf die binnenwirtschaftliche Situation angesichts der weltweiten Hochkonjunktur nicht durchgeschlagen. Die expansive Nachfrage aus dem Ausland wurde durch eine kräftige Belebung der Inlandsnachfrage, insbesondere nach Investitionsgütern, begleitet. Hinweisen möchte ich auch auf die Entwicklung der öffentlichen Haushalte insgesamt, auf die Tarifabschlüsse, insbesondere aber auf die Effektivlohnentwicklung. All das zusammen schaffte Spielraum für weitere Preiserhöhungen. Nahezu jeder schöpfte seine Möglichkeiten und seinen Spielraum aus. Es wurden Löhne, Preise und letztendlich auch die Verantwortung überwälzt.
    Angesichts dieser Lage war die Bundesregierung der Auffassung, daß das Stabilitätsprogramm vom 17. Februar dieser Situation nicht mehr gerecht werde, daß es nicht mehr ausreiche. Sie hat daher eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen vorgelegt.
    Die jetzigen Beschlüsse, meine Damen und Herren — und dieser Tatsache ist sich die Bundesregierung bewußt , sind hart und einschneidend. Aber wir sind der Auffassung, daß angesichts der konjunkturellen Situation Halbheiten oder auch eine Summe aufeinander nicht abgestimmter Einzelmaßnahmen nicht mehr in die Landschaft paßten. Es mußte hart zugepackt werden. Notwendig war daher ein Maßnahmenpaket, das nicht nur wirksam, sondern insgesamt auch glaubwürdig für die Rückgewinnung von mehr Stabilität sein mußte.
    Bei Erscheinen des Sondergutachtens des Sachverständigenrates stand dieses Paket bereits in seinen Grundrissen fest. Ich möchte hier auf das Sondergutachten nicht im einzelnen eingehen. Aber eines scheint mir richtig zu sein: selbst die teilweise etwas überspitzten Formulierungen haben dazu beigetragen, in breiten Schichten der Öffentlichkeit das Bewußtsein für die Handlungsnotwendigkeit zu schärfen.



    Bundesminister Dr. Friderichs
    Mit dem Maßnahmenbündel, das heute in diesem Hohen Hause behandelt wird, hat die Bundesregierung Bedingungen geschaffen, unter denen einer bedrohlichen Eskalation des Preisanstiegs mit allen daraus resultierenden wirtschafts-, finanz- und gesellschaftspolitischen Gefahren in absehbarer Zeit Einhalt geboten werden kann und die Rückkehr zu geringeren Preissteigerungsraten realisiert werden kann.
    Meine Damen und Herren, ich möchte hier noch einmal betonen, daß die Bundesregierung, wie auch mehrfach vom Kollegen Schmidt und mir öffentlich dargelegt, direkte Eingriffe in die Lohn- und Preisbildung ablehnt. Sie wären nicht nur ein Verstoß gegen unsere marktwirtschaftliche und verfassungsrechtliche Ordnung, sondern sie böten auch, wie ausländische Erfahrungen rings um uns herum beweisen, keine Chance für eine nachhaltige Stabilisierung. Sie bedeuten ein Kurieren an Symptomen, mehr nicht.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Die Bundesregierung mußte daher als Ansatzpunkt ihres Stabilitätsprogramms die längerfristigen Ursachen des Prozesses treffen, nämlich die gesamtwirtschaftliche Übernachfrage. Es ist das Ziel, mit dem Maßnahmenbündel insgesamt so viel an Liquidität und Kaufkraft abzuschöpfen, daß die nominale Gesamtnachfrage im Laufe der nächsten 12 Monate um etwa 15 Milliarden DM reduziert wird. Grundbedingung für den Erfolg ist — und dessen sind wir uns bewußt —, daß die Deutsche Bundesbank ihre restriktive Kreditpolitik konsequent fortsetzt und daß der außenwirtschaftliche Handlungsspielraum auch weiterhin gegeben ist.
    Angesichts der gegenwärtigen und absehbaren Konjunkturentwicklung, aber auch unter Gesichtspunkten der Einkommensverteilung entspricht es den stabilitätspolitischen Erfordernissen, das Schwergewicht der Belastungen auf die Investitionsnachfrage, auf den Wohnungsbau, auf die Bezieher höherer Einkommen, aber auch auf die öffentlichen Haushalte zu legen. Die besondere Belastung der Investitionen — wobei ich mir erlaube, auf die Befristung der Maßnahmen noch einmal hinzuweisen — und der höheren Einkommen hat nichts mit einer Politik gegen die Unternehmer zu tun, wie manchmal draußen behauptet wird, sondern sie entspricht den konjunkturpolitischen Erfordernissen.
    Außerdem — und auch das soll hier klar und deutlich zum Ausdruck kommen — mußte ein übermäßiges Vorauseilen der Gewinnentwicklung vor den Lohneinkommen im Laufe dieses Jahres verhindert werden. Wenn auch die Prognose des Sachverständigenrates — sie wurde bekanntlich vor dem Beschluß der Bundesregierung erstellt — hinsichtlich des Ausmaßes der außergewöhnlichen Scherenstellung zugunsten der Gewinneinkommen von mir nicht geteilt wird, so hätte doch das Vorauseilen der Gewinne unseres Erachtens nicht nur den Arbeitsfrieden gefährdet, sondern insbesondere auch die bisherigen Tarifabschlüsse in Frage gestellt.
    Die Bundesregierung ist sich der Tatsache bewußt, daß diese Restriktionsmaßnahmen in einem begrenzten Umfang auch den realen Wachstumsspielraum
    beeinträchtigen — eine Frage, die ja auch draußen diskutiert wird —; aber angesichts der größeren Gefahr, die aus einer Beschleunigung des Preisauftriebs für das gesamte Ordnungssystem erwächst, müssen kurzfristige Nachteile zugunsten der Wiederherstellung von mehr Stabilität und längerfristigen realen Wachstumschancen hingenommen werden.
    Mit der Einengung der Preisüberwälzungsspielräume und dem durch die neuen Daten ausgeübten Druck auf die Marktteilnehmer wird der Notwendigkeit Rechnung getragen, das inflatorisch bestimmte Bewußtsein zu ändern und damit auch den Teufelskreis des Antizipierens von Lohn- und Preissteigerungen zu durchbrechen.
    Die Bundesregierung, meine Damen und Herren, hat gehandelt. Sie weiß allerdings, daß die eigentliche Restriktionswirkung des Maßnahmebündels mit einem gewissen Verzögerungseffekt verbunden ist. Das ist bei marktkonformen Maßnahmen nun einmal so.
    Es wird jetzt darauf ankommen, daß die Unternehmer und Tarifpartner die in diesem Programm gesetzten Daten — auch soweit sie noch nicht zu einer effektiven Einengung der Spielräume geführt haben — in ihr Handeln einbeziehen; oder anders ausgedrückt: daß Unternehmer und Tarifvertragsparteien schon jetzt bereit sind, ein dem Sinn und Inhalt dieses Paketes entsprechendes Verhalten zu beweisen. Wir hoffen' und erwarten, daß von heute an die Summe aller Einzelentscheidungen dieser geänderten Datenkonstellation entspricht. Jeder ist aufgerufen, hier ein Zeichen mit zu setzen. Wenn nur der Staat oder wenn nur eine Gruppe sich daran halten werden, meine Damen und Herren, kann dieses Programm nicht helfen. Darauf haben auch die Sachverständigen unmißverständlich hingewiesen.
    Es kommt darauf an, für einen befristeten Zeitraum auf das eine oder andere zu verzichten, damit wir uns auf Dauer in einer soliden Ordnung wieder das leisten können, was wir für erstrebenswert halten.
    Die Beteiligten der Konzertierten Aktion, meine Damen und Herren, stimmten am vergangenen Freitag trotz Kritik an Einzelheiten dem Programm insgesamt zu. Die Teilnehmer der Konzertierten Aktion erklärten sich bereit, dieses Programm nach Kräften mitzutragen, weil auch sie — und zwar übereinstimmend — die Wiedergewinnung von mehr Stabilität als ein vorrangiges Ziel betrachten. Ich werte diese Bereitschaft der Konzertierten Aktion als ein gutes Zeichen; ich werte es als ein besseres Zeichen als es ein formaler Stabilitätspakt wäre, der zudem mit unserer Wirtschaftsordnung nicht in Einklang stehen würde.
    Meine Damen und Herren von der Opposition: Sie täten gut daran, sich am Verhalten der Konzertierten Aktion zu orientieren;

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    das heißt: bei Kritik an Einzelheiten insgesamt Zustimmung, weil wir in einer Lage sind, in der noch so berechtigte Kritik an dem einen oder anderen Punkt nicht aufgewogen werden kann durch die
    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23, Mai 1973 1945
    Bundesminister Dr. Friderichs
    Nachteile, die entstünden, wenn dieses Programm insgesamt zerredet oder beim Inkrafttreten längere Zeit hinausgezögert würde.
    Ich glaube, meine Damen und Herren — und dessen müssen Sie sich selbst bewußt sein —, die breite Öffentlichkeit hat kein Verständnis dafür, daß angesichts der konjunkturellen Situation Verzögerungen oder Kritik an Einzelheiten das Inkrafttreten des Programmes nennenswert hinausschieben und damit — darüber sollten wir uns klar sein — die Wirkung mehr als fraglich machen.
    Ich hoffe, daß das Verhalten der Konzertierten Aktion nicht nur die Opposition dieses Hohen Hauses beeindruckt, sondern auch die Mehrheit des Bundesrates; denn er wird sich ja mit dieser Frage noch in dieser Woche zu beschäftigen haben.
    Meine Damen und Herren, wer die notwendige Einsicht in die Wirkungen dieser Entscheidungen besitzt und wer die Konsequenzen eines möglichen Fehlverhaltens abzuschätzen vermag, kann diesem Programm seine Zustimmung nicht verweigern.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Pieroth.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Elmar Pieroth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn der Herr Bundeswirtschaftsminister soeben das von der Bundesregierung vorgelegte Stabilitätsprogramm mit „wirksam" bezeichnet hat, wenn die Sachverständigen im Finanzausschuß zu Urteilen wie „unausgewogen" und „ungleichgewichtig" gekommen sind, dann sehen wir darin zunächst einen Widerspruch.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Wenn der Herr Bundeswirtschaftsminister mit vielleicht verständlicher Blickrichtung zur Öffentlichkeit hin Kritik an Einzelmaßnahmen nicht mehr wünscht, so fragen wir uns, warum man denn zu einer Diskussion mit der Möglichkeit von gemeinsam getragenen Verbesserungen am Stabilitätsprogramm in der Bundesregierung nicht bereit ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist von seiten der Regierung nichts anderes als die Aufforderung: Friß, Vogel, oder stirb! Wenn einem das Wasser in der Stabilitätspolitik so bis zum Hals steht, sollte man mit einer Opposition, die den Willen zur konstruktiven Zusammenarbeit immer wieder zum Ausdruck gebracht und letzte Woche im Finanzausschuß erneut bewiesen hat, so nicht umgehen!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir als Opposition hätten es uns genauso einfach machen können. Wir hätten bisher sagen können: Daß heute in der Bundesrepublik Deutschland eine Inflation nie gekannten Ausmaßes herrscht, hat diese Regierung und keine andere zu verantworten. Möge sie doch dann selber sehen, wie sie aus dieser Stabilitätskrise wieder herauskommt, in die sie uns hineingebracht hat!
    Wenn wir als Opposition diese Haltung nicht einnehmen, wenn wir statt dessen wiederholt dieser Regierung in diesen Fragen unsere Kooperation angeboten haben, wenn wir bereit sind, unpopuläre Maßnahmen zu unterstützen, die durch die Versäumnisse dieser Regierung notwendig geworden sind, so tun wir das einfach deshalb, weil wir eine bestimmte Auffassung von unserer Aufgabe als parlamentarische Opposition haben. Unsere Aufgabe als Opposition ist es nicht — danach haben wir bei allen Vorlagen hier im Haus gehandelt —, kurz und bündig zu allem nein zu sagen, was die Regierung vorschlägt. Allerdings sagen die Regierungsparteien zu allem nein, was wir vorschlagen. Wir erfüllen als Opposition eine Aufgabe für alle Bürger in diesem Land. Wir verteidigen die Rechte und Interessen aller Bürger gegen Fehler und Übergriffe dieser Regierung. Dazu müssen wir falsche Politik der Regierung kritisieren und kontrollieren, dazu bringen wir aber auch eigene Vorschläge ein, wie es besser gemacht werden kann.

    (Zuruf von der SPD: Kommen Sie doch einmal zur Sache!)

    Solche Alternativvorschläge sind besonders nötig, wenn das Wohl aller Bürger, wenn unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung — und das ist die Sache, zu der ich zu sprechen habe —, so gravierend getroffen werden wie durch die gegenwärtige Stabilitätskrise. Eine Alternative ist insbesondere dann nötig, wenn die Regierung gegenüber dieser Krise so augenfällig mit ihrem Latein am Ende ist, wie das unsere Bevölkerung in diesen Wochen erlebt. Es muß aber eines klar sein: Mit solchen Vorschlägen übernehmen wir nicht den Schwarzen Peter, den uns die Regierung immer dann gern zuschieben möchte, wenn sie selbst die Verantwortung für Mißerfolge ihrer eigenen Politik scheut. Aus dieser Verantworwortung für die gescheiterte Wirtschafts- und Finanzpolitik entlassen wir diese Regierung nicht!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir haben versucht, mit den Regierungsfraktionen über unsere Vorschläge zu diskutieren und darüber, was es an Möglichkeiten gibt, den Karren gemeinsam aus dem Dreck zu ziehen. Wir haben das zuletzt heute vor einer Woche im Finanzausschuß getan. Die Erfahrung, die wir machen mußten, war enttäuschend. Die Vertreter der Regierungsparteien haben gegen unsere Vorschläge ein paar technische Einzelheiten eingewandt, die sich hätten lösen lassen können, über die man hätte reden können. Sie haben aber dann, als wir gefragt haben, ob sie denn überhaupt eine ernsthafte Diskussion mit uns über unsere Vorschläge wollen, nichts anderes gewußt, als die Abstimmungsmaschinerie in Gang zu setzen. Statt einer Diskussion wurden wir mit Mehrheit niedergestimmt. Wir bedauern das um so mehr, als die Vorschläge der Regierung wahrhaftig nicht der Weisheit letzter Schluß sind. Das hat sich ja inzwischen herumgesprochen, und Sie, meine Damen und Herren von der Regierungskoalition, lesen das beim Frühstück in Ihrer Zeitung ja auch.
    Ich verzichte im Interesse der von dem Herrn Bundeswirtschaftsminister vorgegebenen Kürze auf eine Zitatenhäufung, die allerdings schon interessant



    Pieroth
    wäre. Wenn selbst in der doch wohl unverdächtigen „Zeit" letzte Woche Michael Jungblut seine Analyse des Stabilitätsprogramms treffend mit den Worten „Kur von zweifelhaftem Wert" überschreibt, dann kommt er als Journalist in seiner Sprache — und er meint dann noch, daß der Schuß auch nach hinten, also preissteigernd, losgehen könnte — zu keiner anderen Beurteilung, als wenn Dr. Schlesinger im Ausschuß von einem ungleichgewichtigen Programm sprach und Dr. Kloten meinte, dieses Programm hätte keine die Verbrauchsnachfrage dämpfende Wirkung.
    Meine Damen und Herren, trotz unserer entmutigenden Erfahrungen möchte ich, bevor es zu spät ist, jetzt noch einmal den Versuch machen, eine Basis für das zu umreißen, was angesichts der Schwierigkeit der Lage von Regierung und Opposition gemeinsam getan werden könnte, aber auch aufzuzeigen, wo Einigkeit nicht besteht. Es geht mir dabei um fünf Punkte; über die anderen werden meine Kollegen sprechen.
    Erstens. Einigkeit besteht zwischen der Regierung und uns in der Diagnose. Wir haben eine Inflation im Land, die in nie gekannter Weise — mit allen Folgen, die für unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung daraus entstehen können — die Preisstabilität gefährdet. Der Herr Bundeswirtschaftsminister erhält unsere Zustimmung, wenn er auf der Handwerksmesse in München erklärte, daß, wenn diese inflationäre Entwicklung so weitergeht, über soziale Marktwirtschaft in absehbarer Zeit nicht mehr gesprochen werden kann.
    Zweitens. Einigkeit besteht wohl auch über das Ziel der Therapie, über das konjunkturpolitische Erfordernis. Die Nachfrage muß gedämpft, Kaufkraft muß stillgelegt werden.
    Über die Therapie selbst müßte in zwei wichtigen Punkten, die wir vorschlagen, auch eine Einigung möglich sein. Es geht uns einmal um eine echte Stilllegung der abgeschöpften Mittel, nicht nur um eine halbherzige Stillegung oder gar, wie man vielleicht sagen kann, um eine offenherzige Nicht-Stillegung, wie sie diese Bundesregierung vorhat. Es geht zum anderen um eine wirksamere Kaufkraftabschöpfung, als sie die Regierung vorsieht, nämlich um eine Abschöpfung auch beim privaten Verbrauch aus den Masseneinkommen.
    Drittens, so hoffe ich, müßte ebenfalls eine Einigung über unseren Vorschlag möglich sein, im Zuge der Inflationsbekämpfung auch einen sozialen Ausgleich für die Menschen zu schaffen, die am härtesten von der Inflation betroffen sind, für die Mitbürger mit geringerem Einkommen.
    Viertens besteht Einigkeit — zumindest den Worten nach — auch darüber, daß mit den aufgebrachten Mitteln die Vermögensbildung gefördert werden soll. Darüber, wie weit diese Einigkeit nach dem Etikettenschwindel von Hannover auch in der Sache selber geht, müssen wir hier allerdings schon etwas deutlicher reden.
    Fünftens. Keine Einigkeit scheint darüber zu bestehen, ob die abgeschöpften Gelder Eigentum des Staates oder irgendwelcher kollektiver Apparate werden sollen oder ob sie wenigstens teilweise
    Eigentum der Bürger bleiben können. Hierüber haben wir ebenfalls zu diskutieren. Wir sollten dabei nicht krampfhaft in Einigkeit machen, wenn sich hier grundsätzliche Unterschiede zwischen der kollektiven Zielsetzung der Regierung und unserem Ziel, persönlich verfügbares Eigentum für alle zu schaffen, zeigen.
    Zum ersten Punkt: Einig sind wir uns mittlerweile in der Diagnose der heutigen wirtschaftlichen Situation. Wir stehen inmitten eines heftigen Konjunkturaufschwungs, der getragen wird von zweistelligen Zuwachsraten der Staatshaushalte, der Investitionstätigkeit und des Exports. Der private Verbrauch hinkt im Augenblick noch hinterher; er wird im weiteren Verlauf des Aufschwungs sicherlich nachziehen. Gleichzeitig sehen wir uns einer nie dagewesenen Inflationsrate von beinahe 8 % — mit wachsender Tendenz — gegenüber. Im Verlaufe dieses Jahres wird die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in zunehmendem Maße das Produktionspotential übersteigen, so daß sich erweiterte Überwälzungsspielräume auftun und neue Inflationsschübe ergeben.
    Zu Punkt zwei. Einigkeit läßt sich auch darüber feststellen, wie dem Boom begegnet werden muß. Dem Wirtschaftskreislauf muß vorübergehend Kaufkraft entzogen werden. Über die konkret anzuwendenden Maßnahmen und darüber, an welchen Stellen dem Kreislauf Kaufkraft entzogen werden muß, gehen unsere Meinungen, wie sich im Finanzausschuß gezeigt hat, allerdings auseinander.
    Der Sachverständigenrat hat in Ziff. 31 seines Sondergutachtens zwei Maßnahmenbündel zur Auswahl gestellt, wobei er dem ersten mit einem generellen Konjunkturzuschlag und daraus zu speisenden vermögenspolitischen Maßnahmen den Vorzug einräumt, da dadurch auch die Konsumgüternachfrage gedämpft wird.
    In diesem Zusammenhang beschränkt sich unsere Kritik im wesentlichen darauf, daß erstens keine Dämpfung des privaten Verbrauchs erfolgt und somit Preisüberwälzungsspielräume offengehalten werden und daß zweitens die Steuereinnahmen nicht nach den Vorschriften des Stabilitätsgesetzes stillgelegt werden.
    Der Entzugseffekt eines generellen Konjunkturzuschlages, meine Damen und Herren, hätte sich auf rund 9 Milliarden DM belaufen, während die von der Bundesregierung vorgeschlagenen Maßnahmen für den „Klub der 800 000" dem Wirtschaftskreislauf 4,5 Milliarden DM entziehen.
    Um hier bitte nicht mißverstanden zu werden, möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, daß wir ebenfalls keinen allgemeinen Konjunkturzuschlag wollen, nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, daß unser Einkommen- und Lohnsteuertarif infolge der Inflation unter dieser Regierung den Kontakt zur individuellen Leistungsfähigkeit verloren hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wenn man den zwangsweisen Konsumverzicht ablehnt, so braucht man meiner Ansicht nach jedoch noch lange nicht auf einen freiwilligen Bei-



    Pieroth
    trag der heute von der Stabilitätsabgabe nicht direkt betroffenen Personen zu verzichten. Das heißt - wie wir es im Finanzausschuß vorgeschlagen haben —: die freiwillige Stillegung von Ersparnissen, die von Einkommensbeziehern unter der Grenze von 24 000 DM bzw. 48 000 DM getätigt werden können. Natürlich muß man dafür in der heutigen Inflationsmentalität einen Anreiz in Form einer saftigen Prämie bieten. Wir dachten an eine 30 %ige Prämie bis zu einem Höchstbetrag von 500 DM je Sparer. Diese Mittel müßten bei den Geschäftsbanken auf Sperrkonten eingezahlt und bei der Bundesbank vorübergehend stillgelegt werden. Auf diese Weise könnten die fehlenden 4,5 Milliarden DM — und vielleicht noch mehr —, die der generelle Konjunkturzuschlag zusätzlich gebracht hätte, stillgelegt werden, so daß dadurch derselbe Entzugseffekt erzielt werden könnte, wie er mit dem Maßnahmenbündel 1, für das sich ja Professor Kloten innerhalb seiner zwei Alternativen ausgesprochen hat, erreicht worden wäre.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Zu Punkt drei: Mir ist selbstverständlich auch bekannt, daß die Sparförderung nur solche Personen begünstigt, die sparfähig und auch sparwillig sind. Es werden also innerhalb dieser Einkommensgruppe nur die relativ bessergestellten Personen begünstigt. Aus diesem Grunde hätte man, wie auch von uns in die Debatten eingebracht, erwägen können, Einkommensbeziehern, die nicht sparfähig sind, einen Betrag in Höhe des Höchstprämiensatzes als Inflationsausgleich auf ein Sperrkonto zu überweisen. Auch über diese Maßnahme des sozialen Ausgleichs müßte sich doch mit den Koalitionsfraktionen reden lassen, da sie ja in der Öffentlichkeit doch • nicht müde werden, ihren Alleinvertretungsanspruch für alle Unterprivilegierten zu betonen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Zu Punkt vier: Die Verwendung von abgeschöpften Mitteln für die Vermögensbildung hat auch die Regierung in ihrer ersten, in ihrer Februar-Vorlage schon angekündigt. In den letzten Äußerungen ist diese Ankündigung nicht mehr enthalten; auch heute war in dieser Richtung vom Bundeswirtschaftsminister kein deutliches Wort mehr zu hören. Ich weiß nicht, warum davon jetzt nicht mehr gesprochen wird. Braucht diese Regierung jetzt kein Feigenblatt mehr? Wir warten jedenfalls auf eine deutliche Antwort.
    Mit der Erklärung der Regierung, sie wolle mit abgeschöpften Geldern die Vermögenspolitik fördern — so wie bis Februar geschehen —, ist es natürlich auch noch nicht getan. Denn jedermann weiß, daß diese Regierung seit Jahren Erklärungen abgibt, sie wolle Vermögensbildung. Jedermann weiß aber auch, daß die Regierung kein Konzept hat, wie sie denn individuelle Vermögensbildung zu machen gedenkt. Die FDP sagt etwas anderes als die SPD, und das, was die SPD auf ihrem Parteitag in Hannover beschlossen hat, verdient den
    Namen Vermögensbildung — in unserem Sinne — wirklich nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD.)

    Vermögensbildung ist nämlich die breite Streuung des Eigentums, besonders des Produktivkapitals, für alle Bürger.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    — Herr Professor Burgbacher kommt gleich anschließend; das können Sie sich wohl denken.
    Was der SPD-Parteitag statt dessen beschlossen hat, ist eine noch schärfere Konzentration des Produktivvermögens in einem kollektivistischen Mammutfonds und nichts anderes.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Daß die Regierung kein vermögenspolitisches Konzept hat, wirkt sich in der heutigen Stabilitätskrise zum Schaden aller Bürger besonders mißlich aus. Sie hat nämlich damit ein wichtiges, vielleicht das wichtigste Instrument für die Stabilisierung der heutigen konjunkturellen Situation nicht zur Hand.