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    Deutscher Bundestag 35. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1929 A Wahl des Abg. Schmidt (Kempten) als Mitglied des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank 1929 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 1929 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Brandt, Bundeskanzler 1930 A Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 1932 A Wehner (SPD) . . . . . . . . 1934 C Mischnick (FDP) . . . . . . . . 1937 C Entwurf eines Steueränderungsgesetzes 1973 (Drucksache 7/419) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache 7/603), Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite und dritte Beratung —in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Abg. Höcherl, Vogt, von Bockelberg, Katzer, Dr. Wagner [Trier] und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache 7/223) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite Beratung —, mit Bericht und Antrag des Finanzausschusses über die Dritte Verordnung über steuerliche Konjunkturmaßnahmen (Drucksachen 7/546, 7/591, 7/592), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol (Drucksache 7/422) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksache 7/590) — Zweite und dritte Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (Bundesrat) (Drucksache 7/499) — Erste Beratung — und mit Beratung des Sondergutachtens zur konjunkturpolitischen Lage im Mai 1973 (Drucksache 7/530) Dr. Sprung (CDU/CSU) 1939 D Dr. Weber (Köln) (CDU/CSU) . . 1942 D Dr. Friderichs, Bundesminister (BMW) 1943 C, 1962 D Pieroth (CDU/CSU) . . . . . . 1945 A Rapp (Göppingen) (SPD) 1948 B Frau Funcke (FDP) . . . . . . 1952 A Dr. Häfele (CDU/CSU) 1954 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Dr. Vohrer (FDP) 1955 D Frau Huber (SPD) 1958 D, 1969 B, 1971 D Dr. Narjes (CDU/CSU) 1959 D Dr. Ehrenberg (SPD) 1965 A Dr. Warnke (CDU/CSU) 1967 D Dr. Kreile (CDU/CSU) 1970 A Dr. Mikat (CDU/CSU) 1973 A Schmidt, Bundesminister (BMF) . 1973 B Höcherl (CDU/CSU) 1981 C Offergeld (SPD) . . . . . . . 1984 D Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 1986 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 1990 A Junghans (SPD) 1991 B Ollesch (FDP) 1992 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 129 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1969 über die Arbeitsaufsicht in der Landwirtschaft (Drucksache 7/109); Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/533) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 136 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über den Schutz vor den durch Benzol verursachten Vergiftungsgefahren (Drucksache 7/257) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 135 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über Schutz und Erleichterungen für Arbeitnehmervertreter im Betrieb (Drucksache 7/258) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — . . . . 1993 A Fragestunde (Drucksache 7/588) Frage A 1 des Abg. Kahn-Ackermann (SPD) : Änderung des Reichshaftpflichtgesetzes Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . 1993 C, D, 1994 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 1993 D Immer (SPD) 1994 A Frage A 2 des Abg. Reddemann (CDU/CSU) : Ermittlungsverfahren gegen Journalisten wegen Veröffentlichung angeblicher Staatsgeheimnisse Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . . 1994 A, B, C, D, 1995 A, B Reddemann (CDU/CSU) . . . . 1994 B, C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 1994 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 1994 D Sieglerschmidt (SPD) 1995 A Dr. Czaja (CDU/CSU) 1995 B Frage A 3 des Abg. Engholm (SPD) : Verlängerung des Ausbildungsvertrags durch den Ausbildenden Dr. Jochimsen, Staatssekretär (BMBW) . . . . . . . . 1995 C, D Engholm (SPD) 1995 C, D Frage A 4 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Unterstützung der Wirtschaftspolitik Chiles durch eine jährliche Kapitalhilfe Matthöfer, Parl. Staatssekretär (BMZ) 1996 A, C, D, 1997 A, B, C, D, 1998 A, B, C, D, 1999 A Rollmann (CDU/CSU) 1996 C, D Frau von Bothmer (SPD) . . . . 1996 D Lattmann (SPD) 1997 A Engholm (SPD) 1997 B Schmidhuber (CDU/CSU) . . . . 1997 B Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . 1997 C Dr. Evers (CDU/CSU) 1997 D Huonker (SPD) 1998 A Hansen (SPD) 1998 B Reiser (SPD) 1998 B Kiechle (CDU/CSU) 1998 C Dr. Slotta (SPD) 1998 D Dr. Holtz (SPD) 1998 D Frage A 52 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Förderung der Kindergruppenarbeit von Jugendverbänden Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 B, C Rollmann (CDU/CSU) . . . . 1999 B, C Frage A 53 des Abg. Lenzer (CDU/CSU) : Krebs-Mehrschritt-Therapie Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 D, 2000 A Lenzer (CDU/CSU) . . 1999 D, 2000 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 III Frage A 54 des Abg. Immer (SPD) : Mißbrauch bei der Abgabe von Ärztemustern Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 2000 B, C, D Immer (SPD) 2000 C, D Frage A 22 des Abg. Dr. Enders (SPD) : Steuererhebung von ausländischen Jugend- und Sportgruppen auf Grund der Umsatzsteuererklärung über die Beförderung von Personen durch ausländische Beförderer im grenzüberschreitenden Gelegenheitsverkehr mit Kraftomnibussen Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) 2001 A, B, C Dr. Enders (SPD) 2001 B, C Fragen A 23 und 24 des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) : Finanzielle Schwierigkeiten von Gemeinden mit besonders starkem Wachsturn infolge der Berechnung des auf sie entfallenden Lohn- und Einkommensteueranteils Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) . . . . 2001 D, 2002 A, B, C, D Dr. Probst (CDU/CSU) . 2001 D, 2002 A, C Dr. Evers (CDU/CSU) 2002 D Frage A 27 des Abg. Groß (FDP) : Nutzung von in der Bundesrepublik Deutschland vorhandenen Energiereserven im Erdinnern Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 B Groß (FDP) 2003 B Fragen A 28 und 29 des Abg. Milz (CDU/CSU) : Unterschiedlicher Mittelbedarf der regionalen. Aktionsprogramme „Nordeifel — Grenzraum Aachen" und „Eifel — Hunsrück" Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 C, 2004 A, B, C Milz (CDU/CSU) 2004 A, B, C Fragen A 30 und 31 des Abg. Wüster (SPD) : Anhebung der Prämien in der Kfz-Haf tpflichtversicherung und Vorlage einer öffentlichen Kostenrechnung Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2004 C, 2005 A, B Wüster (SPD) . . . . . 2004 D, 2005 B Frage A 38 der Abg. Frau von Bothmer (SPD) : Wirtschaftsbeziehungen deutscher Firmen zu Rhodesien Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2005 D, 2006 A, B Frau von Bothmer (SPD) . . . . 2006 A, B Frage A 39 des Abg. Ronneburger (FDP) : Öffnung der Preis-Kosten-Schere zuungunsten der deutschen Landwirtschaft Logemann, Parl. Staatssekretär (BML) 2006 B, D Ronneburger (FDP) 2006 D Nächste Sitzung 2007 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2009* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol . 2009* C Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Fragen A 1 und 2 — Drucksache 7/555 — des Abg. Lenzer (CDU/CSU) betr. Feststellungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung — finanzielle Lage der Krankenversicherung der Rentner . . 2010* B Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Fragen A 65 und 66 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Evers (CDU/CSU) betr. Berücksichtigung der gesundheitspolitischen Bedeutung des Reitsports in Gesetzen über Naturschutz und Landschaftspflege 2010* D Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 73 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Slotta (SPD) betr. Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister . . . . . . . 2011* B Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Frage B 12 — Drucksache 7/555 — IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 des Abg. Geldner (FDP) betr. Reitverbot in den Entwürfen eines Naturschutz- und Landschaftspflegegesetzes und eines Bundeswaldgesetzes . . . . . . . . . 2011* D Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf (BMF) auf die Frage A 25 — Drucksache 7/588 — des Abg. Niegel (CDU/ CSU) betr. Ansteigen der zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern und Auswirkungen auf die Nebenkosten bei der Miete . . . . . . . . . . 2012* B Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 40 — Drucksache 7/588 — des Abg. Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) betr. Verschiebung der Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft . 2013* D Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 41 Drucksache 7/588 — des Abg. Simpfendörfer (SPD) betr. illegale Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern . . . . . 2013* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 1929 35. Sitzung Bonn, den 23. Mai 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 33. Sitzung, Seite II, rechte Spalte, Zeile 6, und Seite 1785 A, Zeilen 18 und 19, ist der Name „Eigen" durch den Namen „Ey" zu ersetzen. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 25. 5. Adams * 25. 5. Dr. Aigner ' 25. 5. Barche 26. 5. Dr. Bardens 25. 5. Dr. Bayerl 25. 5. Behrendt * 25. 5. Frau Berger (Berlin) 25. 5. Dr. Böger 8. 6. Bühling 23. 6. Buschfort 25. 5. Coppik 26. 5. Dr. Corterier * 25. 5. Damm 25. 5. Eckerland 26. 5. Dr. Eyrich 25. 5. Fellermaier * 25. 5. Flämig * 25. 5. Frehsee * 27. 5. Dr. Früh 23. 5. Gansel 25. 5. Gerlach (Emsland) * 25. 5. Gerstl (Passau) 25. 5. Haase (Kassel) 25. 5. Härzschel * 25. 5. von Hassel 25. 5. Herold 26. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 25. 5. Kater * 25. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 24. 5. Lautenschlager * 25. 5. Lücker * 26. 5. Dr. Martin 26. 5. Memmel * 25. 5. Möhring 25. 5. Dr. Müller-Emmert 25. 5. Müller (Mülheim) * 25. 5. Mursch * 25. 5. Frau Dr. Orth 26. 5. Pfeifer 23. 5. Rohde 26. 5. Schlaga 25. 5. Dr. Schmitt-Vockenhausen 26. 5. Schmidt (München) * 26. 5. Schmidt (Wattenscheid) 26. 5. von Schöler 25. 5. Schulte (Unna) 25. 5. Dr. Schulz (Berlin) * 25. 5. Schwabe * 25. 5. Dr. Schwörer * 25. 5. Seefeld * 24. 5. Spilker 23. 5. Spranger 25. 5. Springorum * 25. 5. Dr. Starke (Franken) * 25. 5. Frau Stommel 25. 5. Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Dr. Timm 25. 5. Walkhoff * 30. 5. Wawrzik 25. 5. Wende 25. 5. Dr. de With 25. 5. Dr. Wörner 25. 5. Dr. Zimmermann 23. 5. Zink 23. 5. Zywietz 25. 5. Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol. Der Beschluß der Bundesregierung, ab 1. Juli 1973 die Mineralölsteuer um 5 Dpf zu erhöhen, ist weder haushaltspolitisch gerechtfertigt, noch hat er im Gegensatz zu der von der Bundesregierung vertretenen Auffassung stabilitätsfördernde Wirkung. Die Steuereinnahmen liegen nach Feststellung vieler Experten, auch derjenigen, die die Bundesregierung beraten, infolge des starken Steuerwachstums weit über den bisherigen Schätzungen auch ohne die geplanten Steuermehreinnahmen. Der Bundeshaushalt ist durch die Steuereinnahmen voll gedeckt. Da die Erhöhung der Mineralölsteuer voll auf den Preis abgewälzt wird, sehen wir keine stabilitätsfördernde Wirkung in der geplanten Steuererhöhung. Sie wird sich sowohl durch die Preiserhöhungen in den Tankstellen im einzelnen negativ auf den Preisindex auswirken, als auch eine Erhöhung der Transportkosten im Transportgewerbe nach sich ziehen. Unserer Auffassung nach bewirkt sie demnach das Gegenteil von dem, was die Bundesregierung anstrebt. Betroffen von dieser Maßnahme ist im entscheidenden Maße wieder einmal der einzelne private Kraftfahrer, der nach der Steuererhöhung von 1972 um 4 Dpf nunmehr eine weitere Erhöhung um 5 Dpf hinnehmen muß. Dies bedeutet innerhalb eines Zeitraumes von gut 1 Jahr eine Steuererhöhung von rd. 30 %. Die Bundesrepublik hat damit nicht - wie sie in ihrer Begründung sagt - zur Harmonisierung innerhalb der EWG beigetragen, sondern sich fast an die Spitze innerhalb der EWG gesetzt. Wenn man die Gesamtbelastungen der Autofahrer und des Verkehrsgewerbes betrachtet, so muß man feststellen, daß wir die einsame Spitze in der Welt erreicht haben. Dies halten wir nicht für richtig. Ein weiterer entscheidender Nachteil ergibt sich für die Lage der deutschen Seehäfen, die schon heute unter erheblichen Wettbewerbsverzerrungen gegenüber den Rheinmündungshäfen zu leiden haben. Alle Bemühungen, diese Wettbewerbslage zu verbessern, würden mit der erneuten Anhebung 2010* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 der Mineralölsteuer einen großen Rückschlag er- leiden. Ebenso ergeben sich aus dieser Maßnahme regional- und strukturpolitisch unerwünschte Folgen. Durch die Erhöhung der Mineralölsteuer um 13,5 % steigen die Transportkosten nicht unbeachtlich. Davon werden besonders die mittelständischen Betriebe des Transportgewerbes betroffen, die noch heute nicht die letzte Erhöhung von 1972 und die starke Erhöhung der Kfz-Steuer vom 1. 4. 1972 um 30-60 % verkraftet haben. Dies trifft besonders die wirtschaftliche Situation der Betriebe in den Randgebieten und den strukturschwachen Regionen. Die Wettbewerbslage gegenüber den Betrieben in den Wirtschaftszentren würde weiter verschlechtert. Dies ist auch regionalpolitisch kaum zu verantworten. Die derzeitige Situation auf dem Rohölmarkt gibt zu größten Bedenken Anlaß. Die Haltung der Opecländer und der Energieversorgungsengpaß in den Vereinigten Staaten hat dazu geführt, daß die großen Mineralölkonzerne in großen Mengen auf dem europäischen Markt aufkaufen. Dies hat z. Z. 2 Folgen: 1. eine allgemeine Preissteigerung, die teils schon durchgeführt wurde, teils für die nächsten Wochen und Monate angekündigt worden ist, 2. die Freien Tankstellen und die mittelständischen Mineralölbetriebe werden kaum noch und wenn ja in völlig unzureichendem Maße beliefert mit der Folge der Schließung von einer Reihe von Betrieben. Damit geht ein weiterer Korrekturfaktor im Preisgefüge gegenüber den großen amerikanischen Konzernen verloren. Wenn man realistisch ist, muß man davon ausgehen, daß 1 Liter Superbenzin am Ende des Jahres fast 90 Dpf kosten wird. Dies ist eine bedenkliche Entwicklung, und die geplante Steuererhöhung würde wohl kaum als stabilisierender Faktor wirken. All diese Gründe veranlassen mich und meine Kollegen Karl Geldner und Hans-Heinrich Schmidt (Kempten), das Gesetz zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol abzulehnen. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 18. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 1 und 2) : Wie beurteilt die Bundesregierung die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung im Wochenbericht 18'73 vom 3. Mai 1973 getroffenen Feststellungen über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung, und welche Konsequenzen gedenkt sie daraus zu ziehen? Wie wird von der Bundesregierung die angespannte finanzielle Lage insbesondere der Krankenversicherung der Rentner beurteilt, und welche gesetzgeberischen Maßnahmen sind gegebenenfalls geplant? Der Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur finanziellen Entwicklung in der sozialen Krankenversicherung beruht auf statistischem Material, das von meinem Hause veröffentlicht worden ist. Die dargestellten Trends sind der Bundesregierung daher bekannt. Einige der maßgeblichen Faktoren, die in der Bundesrepublik Deutschland wie in allen anderen Industrienationen zwangsläufig den Preis für eine wirksame Gesundheitssicherung nachhaltig erhöhen, sind: der rasch fortschreitende — und sehr kostenintensive - medizinisch technische Fortschritt, die zunehmende Gesundheitsgefährdung durch Umwelt und Arbeitsbedingungen, das Vordringen der chronischen Krankheiten, die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung, aber auch dlie nachhaltigen Einkommens- und Preissteigerungen im medizinischen Bereich sowie Leistungsverbesserungen. Mit dieser Entwicklung ist auch in der Zukunft zu rechnen. Es wäre daher falsch, dem Aufwandsanstieg mit einem schrittweisen Leistungsabbau zu begegnen. Die negativen Erfahrungen mit der Krankenscheinprämie sind bekannt. Die Bundesregierung hat es vielmehr zum Ziel ihrer Sozial- und Gesundheitspolitik gemacht, die Leistungsfähigkeit der medizinischen Betreuung und Versorgung zu erhöhen. Dazu gehört insbesondere eine rationellere Verwendung der erforderlichen Finanzmittel. Dabei tragen auch die Krankenkassen selbst eine zunehmende Verantwortung. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß die Frage der Finanzierung der Krankenversicherung der Rentner ein vordringliches Problem ist, das in dieser Legislaturperiode zu lösen sein wird. Es werden daher Vorschläge erarbeitet, um die ungleiche finanzielle Belastung der einzelnen Krankenkassen und ihrer Versicherten zu beseitigen. Es sollte hierbei erreicht werden, daß künftig jeder aktive Versicherte einen gleichen Beitrag zur Finanzierung der Krankenversicherung unserer älteren Mitbürger aufzubringen hat. Dabei wird auch zu prüfen sein, ob der Finanzierungsbetrag der Rentenversicherung an der Krankenversicherung der Rentner erhöht werden kann. Die Sachverständigenkommission zur Weiterentwicklung der sozialen Krankenversicherung erarbeitet auf Bitte meines Hauses hin zu diesen und anderen Finanzierungsfragen der Rentner-Krankenversicherung Empfehlungen, die in die Vorarbeiten der Bundesregierung einbezogen werden. Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 65 und 66) : Ist die Bundesregierung mit mir einer Meinung, daß auch der Reitsport eine der Gesundheit dienende Sportart ist und daß seine Ausübung in der freien Natur nicht durch die Gesetze über Naturschutz und Landschaftspflege sowie das Bundeswaldgesetz verhindert werden sollte? Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß die Regelung des § 28 Abs. 2 Nr. 3 in dem Entwurf eines Gesetzes fiber Naturschutz und Landschaftspflege (siehe Bundesrats-Drucksache 208/73) eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie Reitern, Rad- Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2011' fabrern und Anhängern des Campingsport andererseits gewährleistet, Zu Frage A 65: Die Bundesregierung teilt die Meinung, daß auch der Reitsport eine die Gesundheit fördernde Sportart ist; sie ist außerdem der Auffassung, daß die Ausübung des Reitsports in der freien Natur nach Inkrafttreten der in den Entwürfen des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege sowie des Bundeswaldgesetzes vorgesehenen Regelungen grundsätzlich weiterhin möglich sein wird. Zu Frage A 66: Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß die Regelung gemäß § 28 Abs. 2 Nr. 3 im Entwurf eines Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits — sowie Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsportes andererseits — gewährleistet. Eine räumliche Trennung der verschiedenen Verkehrsarten und Freizeitbetätigungen in möglichst weitgehendem Umfang ist im Interesse der Mehrheit der wandernden Waldbesucher und zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Wald und Flur erforderlich. Darüber hinaus trägt die Vorschrift auch den berechtigten Eigentümerbelangen im Sinne des Art. 14 des Grundgesetzes dadurch Rechnung, daß Einzelheiten der Benutzung — wie dies schon bisher geschehen ist — an Hand von Musterverträgen vertraglich zwischen den beteiligten Grundbesitzern und den Reiterorganisationen vereinbart werden können. Dies gilt in gleicher Weise für § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetz-Entwurfes. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Die Bundesregierung ist jedoch bereit, diese Bestimmung im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung zu machen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 15. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Slotta (SPD) (Drucksache 7/555 Frage A 73): Wie beurteilt die Bundesregierung die Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AGV) an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister, sie sei „eine Entscheidung gegen die Verbraucher und für mehr Inflation" und „Anstatt für eine Senkung der überhöhten Grenzabgaben, eine Herabsetzung der Preisgarantien bei Überschußprodukten und für zusätzliche Sofortmaßnahmen zur Dämpfung der Agrar- und Lebensmittelpreise einzutreten", habe „sie einer Politik zum Sieg verholfen, die die Verbraucher, und insbesondere die einkommensschwächeren Schichten, zusätzlich belastet" ? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die in der ersten Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Verbrauchverbände zu den Luxemburger Preisbeschlüssen enthaltene Kritik der tatsächlichen Situation nicht gerecht wird. Insbesondere läßt sie außer acht, daß die Agrarpreisbeschlüsse Bestandteil eines Gesamtkompromisses sind, der zwischen den vielfach entgegengesetzten Interessen der Mitgliedstaaten ausgehandelt werden mußte und daher Zugeständnisse aller Partnerstaaten erforderte. Inzwischen hat der Verbraucherausschuß beim BML nach eingehender Prüfung der Zusammenhänge eine Entschließung gefaßt, die den agrarpolitischen Gegebenheiten und den Verbraucheraspekten Rechnung trägt. Aufgrund der Preisbeschlüsse wird das Erzeugerpreisniveau um knapp 2 % ansteigen. Dabei wird die Anhebung bei den Marktordnungsprodukten nur zum Teil auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Die beschlossenen Preiserhöhungen dürften daher die Lebenshaltungskosten nur um ca. 0,3 % beeinflussen. Diese Auswirkungen sind als tragbar und mit den Stabilitätsanstrengungen der Bundesregierung nicht im Widerspruch stehend anzusehen. Insgesamt hat sich die Bundesregierung bei den Agrarpreisverhandlungen erfolgreich bemüht, den berechtigten Interessen der landwirtschaftlichen Erzeuger und der Verbraucher in ausgewogener Weise Rechnung zu tragen. Die Preise für fast alle pflanzlichen Erzeugnisse werden allgemein nur um 1 % erhöht; diese geringe Anhebung muß praktisch ohne Auswirkung auf die Verbraucherpreise bleiben. Die stärkeren Preisanhebungen bei Obst und Gemüse, Rind-, Kalb- und Schweinefleisch sind ebenfalls praktisch ohne Einfluß auf die Verbraucherpreise, da auf diese Weise lediglich das Interventionspreisniveau an die zur Zeit erheblich höher liegenden Marktpreise herangeführt wird. Die generelle Erhöhung des Milchpreises um 5,5 % — die für die Bundesrepublik Deutschland aber nur 4 % beträgt — sowie des Interventionspreises für Magermilchpulver wird zwar die Verbraucherpreise für Trinkmilch und fettarme Milchprodukte beeinflussen. Dem energischen Widerstand der Bundesregierung ist jedoch zu verdanken, daß die Preisanhebungen in diesem Bereich nicht wesentlich höher ausgefallen sind. Dieser Verteuerung steht jedoch eine Senkung des Interventionspreises für Butter gegenüber, die zu einer Verringerung des Butterpreises um ca 36 Pf/kg führen müßte. Der Rat hat außerdem eine Reihe weiterer Maßnahmen beschlossen, die sich preisdämpfend auf das Verbraucherpreisniveau bei Lebensmitteln auswirken können. Die Bundesregierung prüft außerdem die Einleitung von Schritten mit dem gleichen Ziel. Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/555 Frage B 12) : 2012* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Aus welchem Grund beabsichtigt die Bundesregierung, in ihren Entwürfen für ein Wald- und Naturschutzgesetz ein Reitverbot auszusprechen, und welchen Zielen würde ein solches Verbot dienen? Die Bundesregierung hat in ihren Entwürfen für ein Naturschutz- und Landschaftspflegegesetz (BRDrucks. 208/73) und für ein Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) (BR-Drucks. 207/73) keine Vorschrift vorgesehen, die das Reiten verbietet. In § 28 Abs. 2 Nr. 3 des erstgenannten Entwurfes und in § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetzentwurfes ist vielmehr folgende Regelung enthalten: Reiten, Fahren, Zelten und Abstellen von Wohnwagen sind in der- Flur (im Wald) nur gestattet, soweit hierfür eine besondere Befugnis vorliegt oder Wege und sonstige Flächen dazu besonders bestimmt sind. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Auch dem Interessenausgleich mit den Grundeigentümern wäre in Wahrung des Artikels 14 des Grundgesetzes am besten gedient, wenn die Benutzung im einzelnen etwa an Hand der in einigen Ländern für den Reitverkehr abgeschlossenen Musterverträge zwischen den Beteiligten vereinbart würde. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat keine Klage geführt, daß die Musterverträge sich bisher nicht bewährt hätten. Diese Verträge wären auch weiterhin eine geeignete Grundlage für beiderseits befriedigende Übereinkommen. Die Bundesregierung schließt jedoch nicht aus, daß diese o. a. Bestimmungen im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung sein werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 25) : Wie hoch veranschlagt die Bundesregierung das Ansteigen der neuen zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern infolge des Zweiten Steuerreformgesetzes, und welche Auswirkungen wird die Grundsteuererhöhung auf die Nebenkosten bei der Miete haben? Mit dem „Gesetz zur Reform des Grundsteuerrechts", das vom Deutschen Bundestag bei nur einer Gegenstimme verabschiedet wurde, wird bei der Grundsteuer B ein Mehraufkommen von 25 v. H., das sind etwa 750 Millionen DM jährlich, angestrebt. Dieses Mehraufkommen war den Gemeinden bereits im Rahmen der Gemeindefinanzreform im Jahre 1969 zugesichert worden. Zu dieser Konzeption des Gesetzentwurfs haben sich anläßlich der dritten Lesung alle Fraktionen des Bundestages bekannt. Die Bundesregierung erwartet bei Anwendung der neuen Grundsteuervorschriften im Bundesdurchschnitt keine nennenswerten Auswirkungen auf die Mieten. Die von interessierter Seite in der Öffentlichkeit genannten Zahlen über Mieterhöhungen von durchschnittlich 5 oder 6 v. H., in Grenzfällen sogar bis zu 12,5 v. H., sind falsch. Sie beruhen, wie nachgewiesen werden konnte, auf falschen Berechnungen. Die Bundesregierung erwartet als Folge der Anwendung der Einheitswerte 1964 gewisse Belastungsverschiebungen beim Miethausbesitz, weil die neuen Einheitswerte auch hier die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 widerspiegeln. Soweit sich hieraus Mietsteigerungen ergeben, werden sie nach den Berechnungen der Bundesregierung, die sich auf das Material des Statistischen Bundesamtes stützen, bei der Masse des Miethausbesitzes unter 1 v. H. liegen. Davon ist auch Herr Kollege Dr. Becker als Berichterstatter für den Finanzausschuß ausgegangen. Bei Alt- und Neubauwohnungen ist sogar damit zu rechnen, daß eine Minderung der Grundsteuerbelastungen eintritt. Bei Nachkriegsbauten dürfte die durchschnittliche Mehrbelastung mit Grundsteuer nur zu einer Mietsteigerung von 0,3 v. H. führen. Entsprechende Auswirkungen werden bei Eigentumswohnungen eintreten, weil diese bewertungsrechtlich wie Mietwohngrundstücke behandelt werden. Bei Einfamilienhäusern wird die Mehrbelastung wegen der ermäßigten Meßzahl im Bundesdurchschnitt, bezogen auf die Jahresrohmiete, etwa 0,5 v. H. betragen, bei Zweifamilienhäusern wird sie noch darunter liegen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß einzelne Grundstücke oder in einzelnen Städten bestimmte Stadtteile teilweise über dem Durchschnitt, teilweise aber auch unter dem Durchschnitt liegende Einheitswertsteigerungen haben. Dies sind jedoch Folgen der neuen Einheitsbewertung, deren Ziel es gerade ist, die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 bei den einzelnen Grundstücken und auch regional wiederzugeben. Auch in den Fällen überdurchschnittlicher Einheitswertsteigerungen bei den Miethäusern wird es bei der überwiegenden Zahl der Grundstücke bei Mieterhöhungen unter 1 v. H. bleiben. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 40) : Trifft es zu, daß die Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft, die bisher in der Mitte des Jahres geleistet wurden, auf den Herbst dieses Jahres verschoben werden, und welche Gründe kann die Bundesregierung dafür angeben? Es trifft zu, daß der flächenbezogene Aufwertungsausgleich des Jahres 1973 auf den Herbst verlegt wurde. Diese Regelung ist sachlich notwendig, weil andernfalls eine restlose Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel im Haushaltsjahr 1973 nicht möglich wäre. Bei einer Auszahlung bereits im Sommer 1973 müßten, da die Zahl der Anträge und der Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2013* Umfang der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht im voraus bekannt und auch nicht einwandfrei vorausberechenbar sind, die Ausgleichsbeträge je Hektar zur Vermeidung einer Haushaltsüberschreitung mit erheblichem Sicherheitsspielraum (ca. 5 % des Haushaltsansatzes) kalkuliert werden. Die Folge wäre, daß je nach Antragseingang bis zu ca. 35 Millionen DM an unverwendeten Ausgaberesten entstehen könnten. Ein solches Ergebnis stünde mit dem Gesetzesauftrag, der Landwirtschaft die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ungekürzt zukommen zu lassen, nicht im Einklang. Da eine vollständige Auszahlung des Aufwertungsausgleichs ohne genaue Kenntnis der Zahl der Anträge und der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht möglich wäre, können die Hektar-Ausgleichsbeträge im Verordnungswege erst festgesetzt werden, und kann die Auszahlung erst beginnen, wenn die letzte nach der Ausführungsverordnung zum Durchführungsgesetz zum Aufwertungsausgleichsgesetz maßgebende Frist (15. September 1973) abgelaufen ist. Da nur die in den Herbst verlegte Auszahlung einen restlosen Mittelabfluß verbürgt, dient sie den Interessen der Landwirtschaft besser als eine etwas frühere Zahlung mit zwangsläufig niedrigeren Beträgen. Eine theoretisch denkbare zweimalige Auszahlung (Abschlagszahlung im Sommer, Schlußzahlung im Herbst) wäre in der Praxis nicht durchführbar und vom Verwaltungsaufwand her nicht zu rechtfertigen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 21. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Simpfendörfer (SPD) (Drucksache 7/588 Frage A 41) : Sind der Bundesregierung schon Fälle illegaler Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern bekanntgeworden, und welche Maßnahmen sind in der Bundesrepublik Deutschland getroffen worden, um der Warnung der Food and Agriculture Organization zu entsprechen und solche Importe zu verhindern? Illegale Rindfleischeinfuhren in die Bundesrepublik Deutschland aus Ländern, in denen gefährliche Tierseuchen vorkommen, sind bisher nicht nachgewiesen worden. Mit Hinblick auf die tierseuchenrechtlichen Regelungen der Bundesrepublik Deutschland sind solche Einfuhren nur denkbar, wenn sie mit gefälschten Begleitpapieren vorgenommen werden. 1971 sind umfangreiche Manipulationen mit Rindfleisch aus Äthiopien bekanntgeworden, das in die Schweiz eingeführt worden ist. Nach den bisher vorliegenden Berichten der beteiligten Behörden ist dabei das Fleisch in Rotterdam umgeladen und mit gefälschten Zeugnissen versehen in ein schweizer Zolllager eingelagert worden. An diesem Geschäft sind angeblich zwei deutsche Handelsfirmen beteiligt, ohne daß jedoch das Fleisch selbst die Bundesrepublik Deutschland berührt hat; die entsprechenden Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Diese Angelegenheit war 1972 und 1973 auch Anlaß zu mehrfachen Diskussionen in der Europäischen Kommission der FAO für die Kontrolle der Maul- und Klauenseuche. Der Hinweis dieser Kommission auf die Gefährlichkeit solcher illegalen Fleischimporte bildet die Grundlage für eine an die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften gerichtete Empfehlung der EG-Kommission vom 17. Oktober 1972 über die gesundheitspolizeiliche Kontrolle von in die Gemeinschaft eingeführtem Vieh und Frischfleisch. Nach dieser Empfehlung sind gegenüber Vieh und Frischfleisch aus Drittländern die gesundheitspolizeilichen Maßnahmen unmittelbar nach der Ankunft der Tiere oder des Fleisches in der Gemeinschaft anzuwenden, unabhängig von dem Zollverfahren, zu dem die Waren angeliefert worden sind. Dieses empfohlene System wird in der Bundesrepublik Deutschland auf Grund der geltenden tierseuchenrechtlichen Vorschriften seit vielen Jahren für alle Fleischeinfuhren angewendet. Unmittelbar vor der Einfuhr an der Grenzzollstelle wird jede Fleischsendung daraufhin geprüft, ob sie von der erforderlichen veterinärpolizeilichen Gesundheitsbescheinigung begleitet ist bzw. ob für Fleischsendungen aus Ländern, aus denen ausschließlich mit veterinärpolizeilicher Genehmigung eingeführt werden darf, die notwendige veterinärpolizeiliche Genehmigung vorliegt. Nur wenn dies der Fall ist, wird die Ware zur Weiterleitung in das Binnenland freigegeben und gelangt dort entweder in ein Zollfreilager oder aber, sofern es zum freien Verkehr in der Bundesrepublik abgefertigt werden soll, zu einer Auslandsfleischbeschaustelle, wo die erwähnten Kontrollen, die sich auch auf Herkunft und Identität der Sendung erstrecken, im Rahmen dort durchgeführter Untersuchungen ein zweites Mal durchgeführt werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Herbert Wehner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Bundestagsfraktion der Sozialdemokraten dankt dem Herrn Bundeskanzler für seine Erklärung.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir stimmen der Feststellung zu, die am Schlusse des gemeinsamen Kommuniqués getroffen worden ist:
    Der Bundeskanzler und der Generalsekretär ...
    stimmten überein, daß die von ihnen geführten Gespräche die Ausweitung der Bereiche der Zusammenarbeit beider Staaten, darunter auch in internationalen Fragen, gefördert und Perspektiven einer aktiven Entwicklung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion auf politischem, wirtschaftlichem, wissenschaftlich-technischem und kulturellem Gebiet im Interesse beider Staaten eröffnet haben. Die erzielten Ergebnisse lassen beide Länder mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
    Das ist auch unsere Überzeugung.
    Wir halten fest, daß in dem gemeinsamen Kommuniqué in aller Deutlichkeit gesagt worden ist, daß beide Seiten entschlossen sind, der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
    zum Erfolg zu verhelfen mit dem Ziel der
    Schaffung einer dauerhaften Grundlage für Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
    Wir stimmen zu, daß im Zusammenhang mit dem Gedankenaustausch über die Fragen der gegenseitigen Verminderung von Streitkräften und Rüstungen in Mitteleuropa

    (Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] : Ausgewogenen!)

    ausgedrückt worden ist, daß beide Seiten sich einig darin sind,
    daß vereinbarte Regelungen, die dem Prinzip der unverminderten Sicherheit der beteiligten Staaten Rechnung tragen, dem Ziel der Festigung des Friedens in Europa dienen würden. Sie erklärten ihre Bereitschaft, dazu beizutragen, daß in multilateralen Verhandlungen ein Einvernehmen über ein für alle Beteiligten annehmbares Herangehen an die Lösung dieser Probleme erzielt wird.
    Bezüglich des Vertrages über die Nichtverbreitung von Kernwaffen begrüßen wir es, daß im Zusammenhang mit diesen Gesprächen — und der Herr Bundeskanzler hat das heute hier noch einmal ausdrücklich hervorgehoben — darauf hingewiesen worden ist, daß in Anbetracht des am 5. April dieses Jahres unterzeichneten Abkommens zwischen



    Wehner
    sieben Ländern der Europäischen Gemeinschaft und der Internationalen Atomenergieorganisation die Bundesregierung den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen den gesetzgebenden Körperschaften zur Zustimmung vorlegen wird und daß in diesem Zusammenhang gesagt worden ist:
    Beide Seiten sind der Auffassung, daß die Durchführung dieses Vertrages ein Schritt auf dem Wege zur Abrüstung ist und zur Verminderung der Gefahr eines Atomkrieges und zur Festigung der internationalen Sicherheit beitragen wird.
    Das sind wesentliche Feststellungen über Inhalt und Ergebnisse dieser Gespräche, die ja auch ihre Fortsetzung finden werden. Ich begnüge mich damit, eine westliche Stimme — „Corriere della Sera"
    zu zitieren, in der es heißt: „Was sich abzeichnet, ist auf keinen Fall ein neues Rapallo, wie manche gemeint haben, sondern vielmehr eine Zusammenarbeit zwischen dem Westen und dem sowjetischen Kontinent, bei der die Bundesrepublik als einer der Partner mitwirkt."
    Die sozialdemokratische Fraktion erklärt hier ihre volle Zustimmung zu dem, was bei diesen Gesprächen und im Abschlußkommuniqué über die Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen und die konkreten Schritte auf den verschiedenen Gebieten klargestellt worden ist.
    Nun, man sollte nicht daran vorbeisehen, meine Damen und Herren vor allen Dingen von der Opposition, daß erstmals von Bonn und von Moskau eine Erklärung zum Berlin-Problem gemeinsam herausgegeben worden ist. Das ist sogar als ein ganz wesentlicher Schritt im benachbarten Ausland in aller Deutlichkeit herausgehoben worden. Wir sollten — soweit das geht — versuchen, nicht daran herumzutüfteln, was noch schöner hätte sein können, sondern festhalten und feststellen: Auf der Grundlage der von keiner Seite in Frage gestellten Viermächteverantwortung für Berlin haben Sowjetunion und Bundesrepublik Deutschland gemeinsam erklärt, daß dieses erste Viermächteabkommen über Berlin strikt eingehalten und voll angewendet d. h. also durchgeführt - werden soll.
    Ich muß bei dieser Gelegenheit meinem verehrten Vorredner, Herrn Professor Carstens, sagen: Wenn die CDU/CSU-Fraktion wenigstens eine Art Geste angesichts des klaren Satzes gemacht hätte, den der Bundeskanzler in seiner hier heute morgen gegebenen Erklärung gesprochen hat und der lautete:
    Unsere
    — das heißt der beiden Gesprächspartnerländer — bilateralen Beziehungen können nicht besser sein als die Lage in Berlin.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich deutele, meine Damen und Herren, nicht an dem herum, was ein Bundeskanzler am 16. August des Jahres 1961 in einer Erklärung über sein Gespräch mit dem damaligen sowjetischen Botschafter über die Beziehungen unter Verschweigung dessen, was damals gerade in Berlin geschehen war, ausgedrückt hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich kann nicht umhin, daran zu denken, wie die Lage, die Bundesrepublik und Berlin betreffend, im Vertrag zwischen Moskau und der DDR vom 12. Juni 1964 ausgesehen hat.
    Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, wenn Sie diejenigen, die die eine Seite des Briefwechsels, der zu dem Berlin-Abkommen gehört, repräsentieren, nicht herabsetzen oder unglaubwürdig machen wollen, können Sie doch nicht daran vorbeisehen, daß an Fragen — von denen eben hier gesagt worden ist, man vermisse sie in der Erklärung im Briefwechsel der drei Westalliierten mit der UdSSR und umgekehrt bei ausdrücklicher jeweiliger Bestätigung beider Standpunkte in bezug auf das BerlinAbkommen festgehalten worden ist.

    (Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] : Wer hat denn vorher die deutschlandpolitischen Konzessionen gemacht!)

    Es muß eigentümlich aussehen, wenn Sie dies nicht wenigstens erwähnten; denn es könnte ja sogar auch in Ihrem Interesse liegen, daß sich die Opposition nicht auch in diesen Fragen abseits stellt. Herr Kollege Carstens hat gestern schriftlich erklärt:
    Bei aller Anerkennung der Nützlichkeit des Besuches ist jedoch vor der Illusion zu warnen, daß sich die langfristigen politischen Ziele des östlichen Gesprächspartners dadurch ändern. Diese Feststellung berührt die grundsätzliche Zustimmung der CDU/CSU zu ausgewogenen Entspannungsschritten nicht.
    Man muß sich schon sehr mit Instrumenten bewaffnen, um herauszufinden, wo diese grundsätzliche Zustimmung, die von ganz entgegengesetzten Handlungen nie berührt wird, eigentlich wirklich begründet ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Man kann hier nur sagen, daß manches Fragezeichen und mehr gerade im Zusammenhang mit dem, was wir heute hier gehört haben und erörtern, angesichts der Schritte der Regierung des Freistaats Bayern und der CSU gesetzt werden muß.

    (Abg. van Delden: Wieso CSU?)

    Ich weise, meine Damen und Herren — und ich bin sicher, damit im Einverständnis mit allen meinen politischen Freunden zu handeln —, als unerhört zurück, was hier von meinem Vorredner von einem „versteckten Hinweis an die Adresse des Bundesverfassungsgerichts" gesagt worden ist.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Weil Sie die Güte hatten, daran zu erinnern, daß die SPD-Opposition seinerzeit gerichtliche Schritte unternommen hat, habe ich vorhin gesagt: Sie müssen es ja nicht genauso machen, Sie müssen nicht alle Fehler der damaligen Opposition nachvollziehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Lachen bei der CDU/CSU.)

    — Ja sicher, das haben wir längst begriffen, denn
    hier ist am 30. Juni 1960 unter jene Dinge ein Strich



    Wehner
    gezogen worden. Bei uns aber gilt ein Strich, und da sagt man nicht nur „grundsätzlich".

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Rawe: Herr Wehner, Sie hätten nur zuhören müssen! Das ging an die Adresse des Bundeskanzlers! — Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] : Aber die damalige gemeinsame Deutschlandpolitik gilt nicht mehr! Sie haben sie zerbrochen!)

    Meine Damen und Herren, im Zusammenhang damit erlaube ich mir auch einige Betrachtungen zu sorgenvollen Mahnungen, die der gegenwärtig amtierende Parteivorsitzende der CDU an seine eigenen Kollegen gerichtet hat, hier vorzubringen. Er hat in einer Rede vor dem Bundesvorstand der CDU am 12. Mai dieses Jahres ausdrücklich erklärt:
    Nach Verabschiedung des Grundvertrages gegen uns müssen wir den Anschluß an die Weltpolitik finden.
    Wer diesen Satz liest, weiß, was darin steckt: einmal, daß mit der Annahme des Grundlagenvertrags gerechnet wird, zum andern aber, daß die CDU/CSU — jedenfalls sagt er das von der CDU — dagegenstimmen wird. Wenn der Vertrag angenommen ist, dann „müssen wir den Anschluß an die Weltpolitik finden". Wer ihn erst finden muß, der hat ihn zur Zeit nicht!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Herr Dr. Barzel hat weiter gesagt:

    Wir müssen sehen, daß in dem Ausmaß, in dem wir etwa auch noch nach den Verträgen vordringlich die Außenpolitik der Bundesregierung bekämpfen, dies aus der Sicht befreundeter Regierungen so aussehen könnte, als würden wir zugleich deren Politik bekämpfen. Wir können uns das mit dem Blick auf die Konferenzen in Wien und Helsinki und angesichts der Tatsache, daß unsere ausländischen Freunde und Partner mehr als früher mit uns zusammenzuarbeiten und uns zuzuhören bereit sind, auch im Interesse der Bundesrepublik Deutschland einfach nicht leisten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wenn das mit solcher Eindringlichkeit gesagt werden muß, muß es also über das, was die Interessen der Bundesrepublik und den erst noch zu findenden Anschluß an die Weltpolitik und das Verhältnis zu befreundeten Regierungen angeht — hier ist nicht die bayerische Staatsregierung,

    (Heiterkeit bei den Regierungsparteien)

    sondern hier sind die Regierungen in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und die Regierungen im Nordatlantischen Verteidigungsbündnis gemeint , Meinungsverschiedenheiten geben, und dann weiß man, worum es eigentlich geht!
    Herr Dr. Barzel hat erwähnt:
    Europäische Nachbarn fragen mich, ob wir etwa prinzipiell nicht bereit seien, dort zu sein, wo multilateral auch die DDR auftrete. Bei unseren Freunden entsteht die Sorge, als sei diese Union
    die einzige Gruppe in Europa, die diese Konferenzen prinzipiell nicht wolle.
    Da haben Sie wieder „prinzipiell" ; Sie haben auch von Grundsätzen gesprochen, Herr Dr. Carstens.
    Herr Dr. Barzel hat damals eindringlich gesagt:
    Ich kann deshalb nur empfehlen, den Versuch zu machen, durch unser Verhalten und unsere Aussagen in der Außenpolitik nach Verabschiedung des Grundvertrages eine Kooperation mit der Regierung zu versuchen, um, gestützt darauf, auch mit unseren Freunden im Ausland besser kooperieren zu können.
    Und damit vergleichen Sie nun bitte einmal das, was der Herr Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion hier mit jener — ich habe gesagt: unerhörten — Unterstellung getan hat

    (Beifall bei den Regierungsparteien — lebhafter Widerspruch bei der CDU/CSU)

    — ja, sicher —, als er von einem Wink an die Adresse des Bundesverfassungsgerichts sprach. Ich sehe, bei Ihnen sind Grundsätze und Mahnungen und Praxis und das, was Sie dann davon halten, sehr weit voneinander entfernt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Anhaltende Unruhe bei der CDU/CSU. — Abg. Rawe: Herr Wehner, brüllen Sie mal wieder? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Säbel und Florett! — Sie haben es nötig, von Grundsätzen zu reden! — Weitere Zurufe.)

    Der Herr Dr. Barzel, um noch einmal auf ihn zurückzukommen, hat in dieser Sitzung des Bundesvorstandes der CDU gesagt:
    Ich glaube, daß es pflichtvergessen und unverantwortlich wäre, von gestern zu träumen und dadurch an falschen, verhinderbaren Entwicklungen für morgen mitschuldig zu werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Und
    — so sagte er weiter —
    ich hoffe, daß niemand von uns versucht, sich eine Welt zu malen, die es nicht gibt.
    Das müssen Sie aber selbst wissen, ob es bei Ihnen solche gibt.

    (Abg. van Delden: Die Gefahr ist bei Ihnen größer!)

    Und am Schluß jener Rede heißt es:
    Ausgehend von den gegen uns geschaffenen und von uns nicht verantworteten außen- und deutschlandpolitischen Realitäten, dürfen wir nicht mit rückwärtsgewandter Bitternis, sondern müssen wir mit dem aus der Geschichte geborenen Auftrag und mit nach vorn gerichteter Entschlossenheit handeln.
    Um noch einmal zu hämmern:
    Es gilt, die Realität dieses einen deutschen Volkes zu stärken, das Selbstbestimmmungsrecht



    Wehner
    zu erstreben, durch Kontakte und Verträge zu mehr Austausch zwischen den Menschen und den Staaten in Deutschland zu gelangen, durch mehr Austausch zu mehr Freizügigkeit und durch mehr Freizügigkeit zu Selbstbestimmung zu kommen.
    Es gilt,
    — sagte er schließlich —
    der Westpolitik weiterhin Vorrang einzuräumen, die europäische Vereinigung unter den veränderten Bedingungen zu vollziehen, den „runden Tisch" mit den USA und Kanada zu schaffen, die Konferenzen in Wien und Helsinki positiv zu sehen und sie, was möglich ist, in unserem Sinne zu beeinflussen. Es gilt, der Sowjetunion und den Ländern Ost- und Mitteleuropas deutlich zu machen, daß Frieden und Zusammenarbeit unsere Ziele sind.
    So sagte der gegenwärtig amtierende Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Union in der Sitzung seines Vorstandes am 12. Mai.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, wir haben aufmerksam gehört, was Herr 'Breschnew in seiner Fernsehansprache am 21. Mai gesagt hat. Da heißt es: Über die Fragen der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen sowie über den Luftverkehr sind dieser Tage, wie Ihnen bekannt ist, konkrete Abkommen zwischen unseren Ländern unterzeichnet worden, die gegenseitige Verständigung und auf beiden Seiten Bereitschaft zur Zusammenarbeit zum Ausdruck bringen.
    Wie wichtig gute Beziehungen für unsere beiden Staaten, für unsere Völker auch sein mögen, nicht weniger wichtig ist es, daß die Herstellung und Entwicklung dieser Beziehungen heutzutage zu einem umfassenderen Prozeß einer gründlichen Gesundung des internationalen Lebens in Europa und nicht nur in Europa gehört.
    Und in diesem Zusammenhang fuhr er fort:
    Es vollzieht sich der Übergang von einem Vierteljahrhundert des kalten Krieges zu Beziehungen des Friedens, der gegenseitigen Achtung und Zusammenarbeit zwischen den Staaten in Ost und West. Eben darauf ist die Politik der frielichen Koexistenz gerichtet, die von der Sowjetunion gegenüber den Staaten mit entgegengesetzem Gesellschaftssystem vertreten wird.
    Soweit Herr Breschnew in seiner Ansprache an die Hörerinnen und Hörer bei uns hier in der Bundesrepublik und darüber hinaus an die, die mitsehen und mithören konnten.

    (V o r s i t z: Vizepräsident Frau Funcke.)

    Was jedenfalls diesen Übergang von dem Vierteljahrhundert des kalten Krieges zu Beziehungen des Friedens und, wie auch noch charakterisiert, der gegenseitigen Achtung und Zusammenarbeit zwischen den Staaten in Ost und West betrifft: dazu und dabei wollen wir als Bundesrepublik unseren Beitrag leisten, ihn leisten als ein westliches Land in der Mitte Europas und als ein Teil des atlantischen Bündnisses.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Mischnick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der amerikanische Präsident Kennedy hat einmal festgestellt — ich zitiere —:
    Der Friede ist ein täglicher, wochen- und monatelanger — ich sage: jahrelanger — Prozeß der allmählichen Meinungsänderung, der langsamen Aushöhlung alter Widerstände, des stillen Aufbaus neuer Strukturen. Für eine Aussprache ist es niemals zu spät.
    Mir scheint das ein gutes Motto für außenpolitische Überlegungen zu sein. Wir haben uns bemüht, uns immer daran zu halten.
    Die sozialliberale Koalition hielt es für ihre Pflicht, auch für eine Verfassungspflicht — ich möchte das in dieser Situation besonders betonen -, Wege zu suchen, die drei Ziele erreichen sollen: die Sicherung des Friedens, die Entspannung und Zusammenarbeit in Europa und die Erhaltung unserer nationalen Substanz. Mit einer weiteren Pflege von Konfrontation und Spannungsherden, wie dies in den letzten Jahren deutlich geworden ist, konnte den Interessen des gesamten deutschen Volkes nicht gedient sein. Der einzige realistische Weg waren die vertraglichen Regelungen und der Weg des Gesprächs. Im Kommuniqué, in den Gesprächen zwischen dem Herrn Bundeskanzler und dem Generalsekretär Breschnew spiegelt sich das Bemühen um eine fortschreitende Entspannung wider.
    Natürlich gilt es, mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Unser Standbein — das sage ich ganz deutlich — war und ist dabei die westeuropäische Integrationspolitik.

    (Abg. Seiters: Und das Spielbein?)

    Auch gilt es nüchtern zu prüfen, ob und wie sich die erzielten Übereinkommen im politischen Alltag bewähren werden und welche Chancen sie bieten. Besonders erwähnenswert scheint mir aber zu sein, daß die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft heute von der sowjetischen Seite als Selbstverständlichkeit angesehen und in die gesamte praktische Politik einbezogen wird. Allen falschen Prophezeiungen zum Trotz geht es eben nicht darum — wie gerade immer wieder von der Opposition behauptet worden ist —, Versuche zur Sprengung der Europäischen Gemeinschaft durch die Sowjetunion abzuwehren, sondern es geht heute darum, Wege zu finden, gemeinsam zwischen der Europäischen Gemeinschaft und dem COMECON zu einer wirtschaftlichen Kooperation zu kommen. Das ist der entscheidende Fortschritt, der mit erzielt worden ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)




    Mischnick
    Die allseitigen Bemühungen, zur Entkrampfung in Europa und zur Normalisierung zu gelangen, wären unvollständig, wenn sie nicht unmittelbar auch den Menschen dienen würden.
    Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist es erstmals gelungen — das sollte doch immer wieder unterstrichen und immer wieder gewürdigt werden —, mit der Regierung der UdSSR eine verbindliche Absprache über Berlin auf bilateraler Basis zu erreichen. Das hat keine Regierung vorher erreicht; das sollten wir endlich anerkennen!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die klaren Feststellungen in der Gemeinsamen Erklärung zu dem Viermächteabkommen über Berlin haben nach meiner Meinung, nach Meinung meiner Fraktion, die Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der politischen Beziehungen erleichtert.
    Es ist schon vergessen, wie vor diesem Breschnew-Besuch in der Öffentlichkeit eine falsche Stimmung gemacht worden ist. Beispielsweise habe ich es selbst erlebt, daß Ende April in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung in Berlin die, wie ich damals schon feststellte, unberechtigte Sorge geäußert wurde, die Handhabung des Viermächteabkommens würde bei dem Besuch Breschnews überhaupt nicht zur Sprache kommen. Alle diese Kleingläubigen sind wieder einmal beschämt worden, sie haben wieder einmal falsch prophezeit.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das Kommuniqué beweist, daß unsere Interessen, die Interessen der Bundesrepublik Deutschland, Berlins, aller Deutschen, mit Nachdruck vertreten worden sind.
    Wenn ich nun die Kritik von Herrn Carstens hier höre, kann ich nur sagen, eines ist sicher: Die gleichen Kritiker, die diese ausdrückliche Bestätigung der Anwendung der Viermächtevereinbarung als einen Beweis dafür ansehen, wie notwendig es offensichtlich sei, Selbstverständlichkeiten mit der Sowjetunion schriftlich abzusichern, wären mit Sicherheit die lautesten Schreier gewesen, wenn dieser Passus in dem Kommuniqué nicht enthalten gewesen wäre.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Das ist doch der Tatbestand, vor dem wir stehen.

    Eine Friedenspolitik erfordert zu ihrer Festigung natürlich auch den Ausbau der wirtschaftlichen, der industriellen Zusammenarbeit, auch mit gesellschaftspolitisch anderen Systemen. Deshalb begrüßt die freie demokratische Fraktion den Abschluß der Abkommen über wirtschaftlich-technologische Zusammenarbeit und über den Kulturaustausch. Damit sind befriedigende Voraussetzungen für eine künftige Zusammenarbeit auf diesen Gebieten geschaffen worden. Die Unterzeichnung dieser Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion hat aber auch bewiesen, daß eine Aufnahme der Berlin-Klausel, einer Klausel über die Gültigkeit der Verträge auch für Berlin, durchsetzbar ist entgegen allen Zweifeln, wie sie vor dieser Begegnung noch überall geäußert worden sind.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Mit diesen Verträgen sind nach meiner Überzeugung positive Präzedenzfälle geschaffen worden, an denen sich auch die anderen Warschauer-Pakt-Staaten jetzt orientieren werden, ja — davon bin ich überzeugt — orientieren wollen. Weiterhin glaube ich, daß die Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR erleichtert worden sind, wenn auch — um das gleich hinzuzufügen — damit nach meiner Überzeugung nicht alle Probleme als von vornherein gelöst betrachtet werden können. Die langfristigen wirtschaftlichen Bindungen, die hier aufgebaut werden sollen, tragen nach meiner Überzeugung auch zur Sicherung der friedlichen Entwicklung in Europa bei. Daß eine solche wirtschaftliche Zusammenarbeit sich nicht im luftleeren Raum entwickeln kann, sondern vom politischen Gesamtklima abhängt, ist doch sehr deutlich geworden.
    Meine Damen und Herren, es wäre verfehlt, die positiven Aspekte dieses Besuchs überzubewerten und zu glauben, daß das deutsch-sowjetische Verhältnis nun für alle Zukunft problemfrei sei. Das erwartet niemand. Ich sehe es aber als einen weiteren entscheidenden Fortschritt an, daß mit der Ratifizierung der Verträge heute strittige Fragen nicht mehr wie in der Vergangenheit durch Notenaustausch geklärt werden sollen, was meistens zu Verhärtungen geführt hat, sondern daß durch das direkte Gespräch der für beide Seiten tragbare Kompromiß möglich geworden ist. Das ist gegenüber früher auch ein entscheidender Fortschritt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sind der Überzeugung, daß das Kommuniqué und die Erklärung des Herrn Bundeskanzlers ein wichtiger Beitrag zur weiteren Entspannung in Europa sind und der Sicherung des Friedens dienen. Wir danken dem Herrn Bundeskanzler und dem Herrn Bundesaußenminister sowie dem gesamten Kabinett für die Arbeit, die hier in den letzten Wochen geleistet worden ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Lassen Sie mich zum Abschluß noch einige Bemerkungen zum Beschluß der Bayerischen Staatsregierung wegen des Grundvertrages machen. Der Herr Kollege Carstens hat zwar davon gesprochen, er sei sich im Zweifel, ob das hier der richtige Ort sei. Meine Damen und Herren, ich kann mir politisch keinen anderen und besseren Ort vorstellen, als diesen, um über diese Frage zu reden. Wo denn sonst?

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, in einer Phase der Entspannungspolitik, in der sichtbare Zeichen zu spüren und zu sehen sind, in der Fortschritte für die Menschen, wenn auch ganz allmählich und Schritt für Schritt, sichtbar werden, muß der von der CSU eingeschlagene Weg nach Karlsruhe nach meiner Überzeugung ins politische Abseits führen. Ich habe diese Vokabel in der Hoffnung gewählt, daß sie dann vielleicht für den Kollegen Stücklen verständlicher ist. Jedem in diesem Hohen Hause ist nach den eingehenden Diskussionen im Plenum und in den beteiligten Ausschüssen bekannt, daß die Bundesregierung überhaupt erst nach sorgfältigem Abwägen der verfassungsrechtlichen Normen in die



    Mischnick
    Verhandlungen mit der DDR eingetreten ist und sich durchaus in dem Rahmen bewegt hat, den das Bundesverfassungsgericht gesetzt hat. Ich zitiere aus dem bekannten Urteil, in dem es wörtlich heißt:
    nachdem die zu politischem Handeln berufenen Organe der Bundesrepublik Deutschland zu entscheiden haben, welche Wege sie zur Herbeiführung der Wiedervereinigung als politisch richtig und zweckmäßig ansehen.
    Wem angesichts dieser Tatsache in der Deutschlandpolitik nichts weiter einfällt, als im Stadium des konkreten Handelns gleich nach dem Richter zu rufen, verhält sich in meinen Augen zumindest unpolitisch.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Diese nach rückwärts gerichtete Entscheidung der CSU läßt befürchten, daß bei dem überstarken Einfluß von Franz Josef Strauß auf die gesamte CDU/ CSU-Fraktion auch in Zukunft keinerlei politische Alternativen zur Deutschlandpolitik dieser Koalition erwartet werden können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das bedauern wir im Interesse der betroffenen Menschen.

    (Abg. Reddemann: Märchenerzähler!)

    — Wenn Sie das als Märchen ansehen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie auch nur eine einzige praktische Alternative hier auf den Tisch legen würden. Das können Sie nicht, und das wissen Sie.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Reddemann: Sie sprechen modernes Antiquariat!)

    Mir scheint diese Verfassungsklage mehr ein Ausdruck — und ich sage das bewußt des schlechten Gewissens

    (Abg. Dr. Schäfer [Tübingen] : Sehr gut!)

    als des politischen Wollens zu sein, nämlich des schlechten Gewissens gegenüber den Menschen in unserem Lande, denen man aus parteitaktischen Gründen eingeredet hat, diese Verträge seien verfassungswidrig, und die nun von Ihnen praktisches Handeln einklagen. Wir sehen der Entscheidung des Gerichts mit Ruhe und Gelassenheit entgegen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der CDU/CSU: Wir auch!)