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    Deutscher Bundestag 35. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1929 A Wahl des Abg. Schmidt (Kempten) als Mitglied des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank 1929 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 1929 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Brandt, Bundeskanzler 1930 A Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 1932 A Wehner (SPD) . . . . . . . . 1934 C Mischnick (FDP) . . . . . . . . 1937 C Entwurf eines Steueränderungsgesetzes 1973 (Drucksache 7/419) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache 7/603), Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite und dritte Beratung —in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Abg. Höcherl, Vogt, von Bockelberg, Katzer, Dr. Wagner [Trier] und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache 7/223) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksachen 7/591, 7/592) — Zweite Beratung —, mit Bericht und Antrag des Finanzausschusses über die Dritte Verordnung über steuerliche Konjunkturmaßnahmen (Drucksachen 7/546, 7/591, 7/592), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol (Drucksache 7/422) ; Bericht und Antrag des Finanzausschusses (Drucksache 7/590) — Zweite und dritte Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (Bundesrat) (Drucksache 7/499) — Erste Beratung — und mit Beratung des Sondergutachtens zur konjunkturpolitischen Lage im Mai 1973 (Drucksache 7/530) Dr. Sprung (CDU/CSU) 1939 D Dr. Weber (Köln) (CDU/CSU) . . 1942 D Dr. Friderichs, Bundesminister (BMW) 1943 C, 1962 D Pieroth (CDU/CSU) . . . . . . 1945 A Rapp (Göppingen) (SPD) 1948 B Frau Funcke (FDP) . . . . . . 1952 A Dr. Häfele (CDU/CSU) 1954 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Dr. Vohrer (FDP) 1955 D Frau Huber (SPD) 1958 D, 1969 B, 1971 D Dr. Narjes (CDU/CSU) 1959 D Dr. Ehrenberg (SPD) 1965 A Dr. Warnke (CDU/CSU) 1967 D Dr. Kreile (CDU/CSU) 1970 A Dr. Mikat (CDU/CSU) 1973 A Schmidt, Bundesminister (BMF) . 1973 B Höcherl (CDU/CSU) 1981 C Offergeld (SPD) . . . . . . . 1984 D Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 1986 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 1990 A Junghans (SPD) 1991 B Ollesch (FDP) 1992 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 129 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1969 über die Arbeitsaufsicht in der Landwirtschaft (Drucksache 7/109); Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/533) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 136 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über den Schutz vor den durch Benzol verursachten Vergiftungsgefahren (Drucksache 7/257) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 1992 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 135 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Juni 1971 über Schutz und Erleichterungen für Arbeitnehmervertreter im Betrieb (Drucksache 7/258) ; Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/536) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — . . . . 1993 A Fragestunde (Drucksache 7/588) Frage A 1 des Abg. Kahn-Ackermann (SPD) : Änderung des Reichshaftpflichtgesetzes Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . 1993 C, D, 1994 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 1993 D Immer (SPD) 1994 A Frage A 2 des Abg. Reddemann (CDU/CSU) : Ermittlungsverfahren gegen Journalisten wegen Veröffentlichung angeblicher Staatsgeheimnisse Dr. Erkel, Staatssekretär (BMJ) . . 1994 A, B, C, D, 1995 A, B Reddemann (CDU/CSU) . . . . 1994 B, C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 1994 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 1994 D Sieglerschmidt (SPD) 1995 A Dr. Czaja (CDU/CSU) 1995 B Frage A 3 des Abg. Engholm (SPD) : Verlängerung des Ausbildungsvertrags durch den Ausbildenden Dr. Jochimsen, Staatssekretär (BMBW) . . . . . . . . 1995 C, D Engholm (SPD) 1995 C, D Frage A 4 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Unterstützung der Wirtschaftspolitik Chiles durch eine jährliche Kapitalhilfe Matthöfer, Parl. Staatssekretär (BMZ) 1996 A, C, D, 1997 A, B, C, D, 1998 A, B, C, D, 1999 A Rollmann (CDU/CSU) 1996 C, D Frau von Bothmer (SPD) . . . . 1996 D Lattmann (SPD) 1997 A Engholm (SPD) 1997 B Schmidhuber (CDU/CSU) . . . . 1997 B Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . 1997 C Dr. Evers (CDU/CSU) 1997 D Huonker (SPD) 1998 A Hansen (SPD) 1998 B Reiser (SPD) 1998 B Kiechle (CDU/CSU) 1998 C Dr. Slotta (SPD) 1998 D Dr. Holtz (SPD) 1998 D Frage A 52 des Abg. Rollmann (CDU/CSU) : Förderung der Kindergruppenarbeit von Jugendverbänden Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 B, C Rollmann (CDU/CSU) . . . . 1999 B, C Frage A 53 des Abg. Lenzer (CDU/CSU) : Krebs-Mehrschritt-Therapie Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1999 D, 2000 A Lenzer (CDU/CSU) . . 1999 D, 2000 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 III Frage A 54 des Abg. Immer (SPD) : Mißbrauch bei der Abgabe von Ärztemustern Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 2000 B, C, D Immer (SPD) 2000 C, D Frage A 22 des Abg. Dr. Enders (SPD) : Steuererhebung von ausländischen Jugend- und Sportgruppen auf Grund der Umsatzsteuererklärung über die Beförderung von Personen durch ausländische Beförderer im grenzüberschreitenden Gelegenheitsverkehr mit Kraftomnibussen Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) 2001 A, B, C Dr. Enders (SPD) 2001 B, C Fragen A 23 und 24 des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) : Finanzielle Schwierigkeiten von Gemeinden mit besonders starkem Wachsturn infolge der Berechnung des auf sie entfallenden Lohn- und Einkommensteueranteils Hermsdorf, Parl. Staatssekretär (BMF) . . . . 2001 D, 2002 A, B, C, D Dr. Probst (CDU/CSU) . 2001 D, 2002 A, C Dr. Evers (CDU/CSU) 2002 D Frage A 27 des Abg. Groß (FDP) : Nutzung von in der Bundesrepublik Deutschland vorhandenen Energiereserven im Erdinnern Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 B Groß (FDP) 2003 B Fragen A 28 und 29 des Abg. Milz (CDU/CSU) : Unterschiedlicher Mittelbedarf der regionalen. Aktionsprogramme „Nordeifel — Grenzraum Aachen" und „Eifel — Hunsrück" Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2003 C, 2004 A, B, C Milz (CDU/CSU) 2004 A, B, C Fragen A 30 und 31 des Abg. Wüster (SPD) : Anhebung der Prämien in der Kfz-Haf tpflichtversicherung und Vorlage einer öffentlichen Kostenrechnung Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2004 C, 2005 A, B Wüster (SPD) . . . . . 2004 D, 2005 B Frage A 38 der Abg. Frau von Bothmer (SPD) : Wirtschaftsbeziehungen deutscher Firmen zu Rhodesien Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 2005 D, 2006 A, B Frau von Bothmer (SPD) . . . . 2006 A, B Frage A 39 des Abg. Ronneburger (FDP) : Öffnung der Preis-Kosten-Schere zuungunsten der deutschen Landwirtschaft Logemann, Parl. Staatssekretär (BML) 2006 B, D Ronneburger (FDP) 2006 D Nächste Sitzung 2007 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2009* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol . 2009* C Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Fragen A 1 und 2 — Drucksache 7/555 — des Abg. Lenzer (CDU/CSU) betr. Feststellungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung — finanzielle Lage der Krankenversicherung der Rentner . . 2010* B Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Fragen A 65 und 66 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Evers (CDU/CSU) betr. Berücksichtigung der gesundheitspolitischen Bedeutung des Reitsports in Gesetzen über Naturschutz und Landschaftspflege 2010* D Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 73 — Drucksache 7/555 — des Abg. Dr. Slotta (SPD) betr. Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister . . . . . . . 2011* B Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr (BML) auf die Frage B 12 — Drucksache 7/555 — IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 des Abg. Geldner (FDP) betr. Reitverbot in den Entwürfen eines Naturschutz- und Landschaftspflegegesetzes und eines Bundeswaldgesetzes . . . . . . . . . 2011* D Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf (BMF) auf die Frage A 25 — Drucksache 7/588 — des Abg. Niegel (CDU/ CSU) betr. Ansteigen der zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern und Auswirkungen auf die Nebenkosten bei der Miete . . . . . . . . . . 2012* B Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 40 — Drucksache 7/588 — des Abg. Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) betr. Verschiebung der Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft . 2013* D Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Frage A 41 Drucksache 7/588 — des Abg. Simpfendörfer (SPD) betr. illegale Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern . . . . . 2013* B Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 1929 35. Sitzung Bonn, den 23. Mai 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 33. Sitzung, Seite II, rechte Spalte, Zeile 6, und Seite 1785 A, Zeilen 18 und 19, ist der Name „Eigen" durch den Namen „Ey" zu ersetzen. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 25. 5. Adams * 25. 5. Dr. Aigner ' 25. 5. Barche 26. 5. Dr. Bardens 25. 5. Dr. Bayerl 25. 5. Behrendt * 25. 5. Frau Berger (Berlin) 25. 5. Dr. Böger 8. 6. Bühling 23. 6. Buschfort 25. 5. Coppik 26. 5. Dr. Corterier * 25. 5. Damm 25. 5. Eckerland 26. 5. Dr. Eyrich 25. 5. Fellermaier * 25. 5. Flämig * 25. 5. Frehsee * 27. 5. Dr. Früh 23. 5. Gansel 25. 5. Gerlach (Emsland) * 25. 5. Gerstl (Passau) 25. 5. Haase (Kassel) 25. 5. Härzschel * 25. 5. von Hassel 25. 5. Herold 26. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 25. 5. Kater * 25. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 24. 5. Lautenschlager * 25. 5. Lücker * 26. 5. Dr. Martin 26. 5. Memmel * 25. 5. Möhring 25. 5. Dr. Müller-Emmert 25. 5. Müller (Mülheim) * 25. 5. Mursch * 25. 5. Frau Dr. Orth 26. 5. Pfeifer 23. 5. Rohde 26. 5. Schlaga 25. 5. Dr. Schmitt-Vockenhausen 26. 5. Schmidt (München) * 26. 5. Schmidt (Wattenscheid) 26. 5. von Schöler 25. 5. Schulte (Unna) 25. 5. Dr. Schulz (Berlin) * 25. 5. Schwabe * 25. 5. Dr. Schwörer * 25. 5. Seefeld * 24. 5. Spilker 23. 5. Spranger 25. 5. Springorum * 25. 5. Dr. Starke (Franken) * 25. 5. Frau Stommel 25. 5. Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Dr. Timm 25. 5. Walkhoff * 30. 5. Wawrzik 25. 5. Wende 25. 5. Dr. de With 25. 5. Dr. Wörner 25. 5. Dr. Zimmermann 23. 5. Zink 23. 5. Zywietz 25. 5. Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Ollesch (FDP) nach § 59 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol. Der Beschluß der Bundesregierung, ab 1. Juli 1973 die Mineralölsteuer um 5 Dpf zu erhöhen, ist weder haushaltspolitisch gerechtfertigt, noch hat er im Gegensatz zu der von der Bundesregierung vertretenen Auffassung stabilitätsfördernde Wirkung. Die Steuereinnahmen liegen nach Feststellung vieler Experten, auch derjenigen, die die Bundesregierung beraten, infolge des starken Steuerwachstums weit über den bisherigen Schätzungen auch ohne die geplanten Steuermehreinnahmen. Der Bundeshaushalt ist durch die Steuereinnahmen voll gedeckt. Da die Erhöhung der Mineralölsteuer voll auf den Preis abgewälzt wird, sehen wir keine stabilitätsfördernde Wirkung in der geplanten Steuererhöhung. Sie wird sich sowohl durch die Preiserhöhungen in den Tankstellen im einzelnen negativ auf den Preisindex auswirken, als auch eine Erhöhung der Transportkosten im Transportgewerbe nach sich ziehen. Unserer Auffassung nach bewirkt sie demnach das Gegenteil von dem, was die Bundesregierung anstrebt. Betroffen von dieser Maßnahme ist im entscheidenden Maße wieder einmal der einzelne private Kraftfahrer, der nach der Steuererhöhung von 1972 um 4 Dpf nunmehr eine weitere Erhöhung um 5 Dpf hinnehmen muß. Dies bedeutet innerhalb eines Zeitraumes von gut 1 Jahr eine Steuererhöhung von rd. 30 %. Die Bundesrepublik hat damit nicht - wie sie in ihrer Begründung sagt - zur Harmonisierung innerhalb der EWG beigetragen, sondern sich fast an die Spitze innerhalb der EWG gesetzt. Wenn man die Gesamtbelastungen der Autofahrer und des Verkehrsgewerbes betrachtet, so muß man feststellen, daß wir die einsame Spitze in der Welt erreicht haben. Dies halten wir nicht für richtig. Ein weiterer entscheidender Nachteil ergibt sich für die Lage der deutschen Seehäfen, die schon heute unter erheblichen Wettbewerbsverzerrungen gegenüber den Rheinmündungshäfen zu leiden haben. Alle Bemühungen, diese Wettbewerbslage zu verbessern, würden mit der erneuten Anhebung 2010* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 der Mineralölsteuer einen großen Rückschlag er- leiden. Ebenso ergeben sich aus dieser Maßnahme regional- und strukturpolitisch unerwünschte Folgen. Durch die Erhöhung der Mineralölsteuer um 13,5 % steigen die Transportkosten nicht unbeachtlich. Davon werden besonders die mittelständischen Betriebe des Transportgewerbes betroffen, die noch heute nicht die letzte Erhöhung von 1972 und die starke Erhöhung der Kfz-Steuer vom 1. 4. 1972 um 30-60 % verkraftet haben. Dies trifft besonders die wirtschaftliche Situation der Betriebe in den Randgebieten und den strukturschwachen Regionen. Die Wettbewerbslage gegenüber den Betrieben in den Wirtschaftszentren würde weiter verschlechtert. Dies ist auch regionalpolitisch kaum zu verantworten. Die derzeitige Situation auf dem Rohölmarkt gibt zu größten Bedenken Anlaß. Die Haltung der Opecländer und der Energieversorgungsengpaß in den Vereinigten Staaten hat dazu geführt, daß die großen Mineralölkonzerne in großen Mengen auf dem europäischen Markt aufkaufen. Dies hat z. Z. 2 Folgen: 1. eine allgemeine Preissteigerung, die teils schon durchgeführt wurde, teils für die nächsten Wochen und Monate angekündigt worden ist, 2. die Freien Tankstellen und die mittelständischen Mineralölbetriebe werden kaum noch und wenn ja in völlig unzureichendem Maße beliefert mit der Folge der Schließung von einer Reihe von Betrieben. Damit geht ein weiterer Korrekturfaktor im Preisgefüge gegenüber den großen amerikanischen Konzernen verloren. Wenn man realistisch ist, muß man davon ausgehen, daß 1 Liter Superbenzin am Ende des Jahres fast 90 Dpf kosten wird. Dies ist eine bedenkliche Entwicklung, und die geplante Steuererhöhung würde wohl kaum als stabilisierender Faktor wirken. All diese Gründe veranlassen mich und meine Kollegen Karl Geldner und Hans-Heinrich Schmidt (Kempten), das Gesetz zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und des Gesetzes über das Branntweinmonopol abzulehnen. Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 18. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 1 und 2) : Wie beurteilt die Bundesregierung die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung im Wochenbericht 18'73 vom 3. Mai 1973 getroffenen Feststellungen über die finanzielle Grundlage der gesetzlichen Krankenversicherung, und welche Konsequenzen gedenkt sie daraus zu ziehen? Wie wird von der Bundesregierung die angespannte finanzielle Lage insbesondere der Krankenversicherung der Rentner beurteilt, und welche gesetzgeberischen Maßnahmen sind gegebenenfalls geplant? Der Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur finanziellen Entwicklung in der sozialen Krankenversicherung beruht auf statistischem Material, das von meinem Hause veröffentlicht worden ist. Die dargestellten Trends sind der Bundesregierung daher bekannt. Einige der maßgeblichen Faktoren, die in der Bundesrepublik Deutschland wie in allen anderen Industrienationen zwangsläufig den Preis für eine wirksame Gesundheitssicherung nachhaltig erhöhen, sind: der rasch fortschreitende — und sehr kostenintensive - medizinisch technische Fortschritt, die zunehmende Gesundheitsgefährdung durch Umwelt und Arbeitsbedingungen, das Vordringen der chronischen Krankheiten, die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung, aber auch dlie nachhaltigen Einkommens- und Preissteigerungen im medizinischen Bereich sowie Leistungsverbesserungen. Mit dieser Entwicklung ist auch in der Zukunft zu rechnen. Es wäre daher falsch, dem Aufwandsanstieg mit einem schrittweisen Leistungsabbau zu begegnen. Die negativen Erfahrungen mit der Krankenscheinprämie sind bekannt. Die Bundesregierung hat es vielmehr zum Ziel ihrer Sozial- und Gesundheitspolitik gemacht, die Leistungsfähigkeit der medizinischen Betreuung und Versorgung zu erhöhen. Dazu gehört insbesondere eine rationellere Verwendung der erforderlichen Finanzmittel. Dabei tragen auch die Krankenkassen selbst eine zunehmende Verantwortung. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß die Frage der Finanzierung der Krankenversicherung der Rentner ein vordringliches Problem ist, das in dieser Legislaturperiode zu lösen sein wird. Es werden daher Vorschläge erarbeitet, um die ungleiche finanzielle Belastung der einzelnen Krankenkassen und ihrer Versicherten zu beseitigen. Es sollte hierbei erreicht werden, daß künftig jeder aktive Versicherte einen gleichen Beitrag zur Finanzierung der Krankenversicherung unserer älteren Mitbürger aufzubringen hat. Dabei wird auch zu prüfen sein, ob der Finanzierungsbetrag der Rentenversicherung an der Krankenversicherung der Rentner erhöht werden kann. Die Sachverständigenkommission zur Weiterentwicklung der sozialen Krankenversicherung erarbeitet auf Bitte meines Hauses hin zu diesen und anderen Finanzierungsfragen der Rentner-Krankenversicherung Empfehlungen, die in die Vorarbeiten der Bundesregierung einbezogen werden. Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/555 Fragen A 65 und 66) : Ist die Bundesregierung mit mir einer Meinung, daß auch der Reitsport eine der Gesundheit dienende Sportart ist und daß seine Ausübung in der freien Natur nicht durch die Gesetze über Naturschutz und Landschaftspflege sowie das Bundeswaldgesetz verhindert werden sollte? Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß die Regelung des § 28 Abs. 2 Nr. 3 in dem Entwurf eines Gesetzes fiber Naturschutz und Landschaftspflege (siehe Bundesrats-Drucksache 208/73) eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie Reitern, Rad- Deutscher Bundestag - 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2011' fabrern und Anhängern des Campingsport andererseits gewährleistet, Zu Frage A 65: Die Bundesregierung teilt die Meinung, daß auch der Reitsport eine die Gesundheit fördernde Sportart ist; sie ist außerdem der Auffassung, daß die Ausübung des Reitsports in der freien Natur nach Inkrafttreten der in den Entwürfen des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege sowie des Bundeswaldgesetzes vorgesehenen Regelungen grundsätzlich weiterhin möglich sein wird. Zu Frage A 66: Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß die Regelung gemäß § 28 Abs. 2 Nr. 3 im Entwurf eines Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege eine problemgerechte Interessenabgrenzung zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits — sowie Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsportes andererseits — gewährleistet. Eine räumliche Trennung der verschiedenen Verkehrsarten und Freizeitbetätigungen in möglichst weitgehendem Umfang ist im Interesse der Mehrheit der wandernden Waldbesucher und zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Wald und Flur erforderlich. Darüber hinaus trägt die Vorschrift auch den berechtigten Eigentümerbelangen im Sinne des Art. 14 des Grundgesetzes dadurch Rechnung, daß Einzelheiten der Benutzung — wie dies schon bisher geschehen ist — an Hand von Musterverträgen vertraglich zwischen den beteiligten Grundbesitzern und den Reiterorganisationen vereinbart werden können. Dies gilt in gleicher Weise für § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetz-Entwurfes. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Die Bundesregierung ist jedoch bereit, diese Bestimmung im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung zu machen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 15. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Slotta (SPD) (Drucksache 7/555 Frage A 73): Wie beurteilt die Bundesregierung die Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AGV) an der Entscheidung der EG-Landwirtschaftsminister, sie sei „eine Entscheidung gegen die Verbraucher und für mehr Inflation" und „Anstatt für eine Senkung der überhöhten Grenzabgaben, eine Herabsetzung der Preisgarantien bei Überschußprodukten und für zusätzliche Sofortmaßnahmen zur Dämpfung der Agrar- und Lebensmittelpreise einzutreten", habe „sie einer Politik zum Sieg verholfen, die die Verbraucher, und insbesondere die einkommensschwächeren Schichten, zusätzlich belastet" ? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die in der ersten Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Verbrauchverbände zu den Luxemburger Preisbeschlüssen enthaltene Kritik der tatsächlichen Situation nicht gerecht wird. Insbesondere läßt sie außer acht, daß die Agrarpreisbeschlüsse Bestandteil eines Gesamtkompromisses sind, der zwischen den vielfach entgegengesetzten Interessen der Mitgliedstaaten ausgehandelt werden mußte und daher Zugeständnisse aller Partnerstaaten erforderte. Inzwischen hat der Verbraucherausschuß beim BML nach eingehender Prüfung der Zusammenhänge eine Entschließung gefaßt, die den agrarpolitischen Gegebenheiten und den Verbraucheraspekten Rechnung trägt. Aufgrund der Preisbeschlüsse wird das Erzeugerpreisniveau um knapp 2 % ansteigen. Dabei wird die Anhebung bei den Marktordnungsprodukten nur zum Teil auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Die beschlossenen Preiserhöhungen dürften daher die Lebenshaltungskosten nur um ca. 0,3 % beeinflussen. Diese Auswirkungen sind als tragbar und mit den Stabilitätsanstrengungen der Bundesregierung nicht im Widerspruch stehend anzusehen. Insgesamt hat sich die Bundesregierung bei den Agrarpreisverhandlungen erfolgreich bemüht, den berechtigten Interessen der landwirtschaftlichen Erzeuger und der Verbraucher in ausgewogener Weise Rechnung zu tragen. Die Preise für fast alle pflanzlichen Erzeugnisse werden allgemein nur um 1 % erhöht; diese geringe Anhebung muß praktisch ohne Auswirkung auf die Verbraucherpreise bleiben. Die stärkeren Preisanhebungen bei Obst und Gemüse, Rind-, Kalb- und Schweinefleisch sind ebenfalls praktisch ohne Einfluß auf die Verbraucherpreise, da auf diese Weise lediglich das Interventionspreisniveau an die zur Zeit erheblich höher liegenden Marktpreise herangeführt wird. Die generelle Erhöhung des Milchpreises um 5,5 % — die für die Bundesrepublik Deutschland aber nur 4 % beträgt — sowie des Interventionspreises für Magermilchpulver wird zwar die Verbraucherpreise für Trinkmilch und fettarme Milchprodukte beeinflussen. Dem energischen Widerstand der Bundesregierung ist jedoch zu verdanken, daß die Preisanhebungen in diesem Bereich nicht wesentlich höher ausgefallen sind. Dieser Verteuerung steht jedoch eine Senkung des Interventionspreises für Butter gegenüber, die zu einer Verringerung des Butterpreises um ca 36 Pf/kg führen müßte. Der Rat hat außerdem eine Reihe weiterer Maßnahmen beschlossen, die sich preisdämpfend auf das Verbraucherpreisniveau bei Lebensmitteln auswirken können. Die Bundesregierung prüft außerdem die Einleitung von Schritten mit dem gleichen Ziel. Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Rohr vom 22. Mai 1973 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache 7/555 Frage B 12) : 2012* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 Aus welchem Grund beabsichtigt die Bundesregierung, in ihren Entwürfen für ein Wald- und Naturschutzgesetz ein Reitverbot auszusprechen, und welchen Zielen würde ein solches Verbot dienen? Die Bundesregierung hat in ihren Entwürfen für ein Naturschutz- und Landschaftspflegegesetz (BRDrucks. 208/73) und für ein Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) (BR-Drucks. 207/73) keine Vorschrift vorgesehen, die das Reiten verbietet. In § 28 Abs. 2 Nr. 3 des erstgenannten Entwurfes und in § 12 Abs. 2 des Bundeswaldgesetzentwurfes ist vielmehr folgende Regelung enthalten: Reiten, Fahren, Zelten und Abstellen von Wohnwagen sind in der- Flur (im Wald) nur gestattet, soweit hierfür eine besondere Befugnis vorliegt oder Wege und sonstige Flächen dazu besonders bestimmt sind. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß diese Regelung einen sachgerechten Interessenausgleich zwischen Spaziergängern und Wanderern einerseits sowie zwischen Reitern, Radfahrern und Anhängern des Campingsports andererseits gewährleisten werde. Auch dem Interessenausgleich mit den Grundeigentümern wäre in Wahrung des Artikels 14 des Grundgesetzes am besten gedient, wenn die Benutzung im einzelnen etwa an Hand der in einigen Ländern für den Reitverkehr abgeschlossenen Musterverträge zwischen den Beteiligten vereinbart würde. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat keine Klage geführt, daß die Musterverträge sich bisher nicht bewährt hätten. Diese Verträge wären auch weiterhin eine geeignete Grundlage für beiderseits befriedigende Übereinkommen. Die Bundesregierung schließt jedoch nicht aus, daß diese o. a. Bestimmungen im Rahmen der weiteren parlamentarischen Behandlung noch Gegenstand besonderer Erörterung sein werden. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hermsdorf vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 25) : Wie hoch veranschlagt die Bundesregierung das Ansteigen der neuen zum 1. Januar 1974 wirksam werdenden Grundsteuern infolge des Zweiten Steuerreformgesetzes, und welche Auswirkungen wird die Grundsteuererhöhung auf die Nebenkosten bei der Miete haben? Mit dem „Gesetz zur Reform des Grundsteuerrechts", das vom Deutschen Bundestag bei nur einer Gegenstimme verabschiedet wurde, wird bei der Grundsteuer B ein Mehraufkommen von 25 v. H., das sind etwa 750 Millionen DM jährlich, angestrebt. Dieses Mehraufkommen war den Gemeinden bereits im Rahmen der Gemeindefinanzreform im Jahre 1969 zugesichert worden. Zu dieser Konzeption des Gesetzentwurfs haben sich anläßlich der dritten Lesung alle Fraktionen des Bundestages bekannt. Die Bundesregierung erwartet bei Anwendung der neuen Grundsteuervorschriften im Bundesdurchschnitt keine nennenswerten Auswirkungen auf die Mieten. Die von interessierter Seite in der Öffentlichkeit genannten Zahlen über Mieterhöhungen von durchschnittlich 5 oder 6 v. H., in Grenzfällen sogar bis zu 12,5 v. H., sind falsch. Sie beruhen, wie nachgewiesen werden konnte, auf falschen Berechnungen. Die Bundesregierung erwartet als Folge der Anwendung der Einheitswerte 1964 gewisse Belastungsverschiebungen beim Miethausbesitz, weil die neuen Einheitswerte auch hier die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 widerspiegeln. Soweit sich hieraus Mietsteigerungen ergeben, werden sie nach den Berechnungen der Bundesregierung, die sich auf das Material des Statistischen Bundesamtes stützen, bei der Masse des Miethausbesitzes unter 1 v. H. liegen. Davon ist auch Herr Kollege Dr. Becker als Berichterstatter für den Finanzausschuß ausgegangen. Bei Alt- und Neubauwohnungen ist sogar damit zu rechnen, daß eine Minderung der Grundsteuerbelastungen eintritt. Bei Nachkriegsbauten dürfte die durchschnittliche Mehrbelastung mit Grundsteuer nur zu einer Mietsteigerung von 0,3 v. H. führen. Entsprechende Auswirkungen werden bei Eigentumswohnungen eintreten, weil diese bewertungsrechtlich wie Mietwohngrundstücke behandelt werden. Bei Einfamilienhäusern wird die Mehrbelastung wegen der ermäßigten Meßzahl im Bundesdurchschnitt, bezogen auf die Jahresrohmiete, etwa 0,5 v. H. betragen, bei Zweifamilienhäusern wird sie noch darunter liegen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß einzelne Grundstücke oder in einzelnen Städten bestimmte Stadtteile teilweise über dem Durchschnitt, teilweise aber auch unter dem Durchschnitt liegende Einheitswertsteigerungen haben. Dies sind jedoch Folgen der neuen Einheitsbewertung, deren Ziel es gerade ist, die unterschiedliche Wertentwicklung seit 1935 bei den einzelnen Grundstücken und auch regional wiederzugeben. Auch in den Fällen überdurchschnittlicher Einheitswertsteigerungen bei den Miethäusern wird es bei der überwiegenden Zahl der Grundstücke bei Mieterhöhungen unter 1 v. H. bleiben. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 23. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmitz (Baesweiler) (CDU/CSU) (Drucksache 7/588 Frage A 40) : Trifft es zu, daß die Zahlungen des DM-Aufwertungsausgleichs für die deutsche Landwirtschaft, die bisher in der Mitte des Jahres geleistet wurden, auf den Herbst dieses Jahres verschoben werden, und welche Gründe kann die Bundesregierung dafür angeben? Es trifft zu, daß der flächenbezogene Aufwertungsausgleich des Jahres 1973 auf den Herbst verlegt wurde. Diese Regelung ist sachlich notwendig, weil andernfalls eine restlose Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel im Haushaltsjahr 1973 nicht möglich wäre. Bei einer Auszahlung bereits im Sommer 1973 müßten, da die Zahl der Anträge und der Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 35. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1973 2013* Umfang der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht im voraus bekannt und auch nicht einwandfrei vorausberechenbar sind, die Ausgleichsbeträge je Hektar zur Vermeidung einer Haushaltsüberschreitung mit erheblichem Sicherheitsspielraum (ca. 5 % des Haushaltsansatzes) kalkuliert werden. Die Folge wäre, daß je nach Antragseingang bis zu ca. 35 Millionen DM an unverwendeten Ausgaberesten entstehen könnten. Ein solches Ergebnis stünde mit dem Gesetzesauftrag, der Landwirtschaft die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel ungekürzt zukommen zu lassen, nicht im Einklang. Da eine vollständige Auszahlung des Aufwertungsausgleichs ohne genaue Kenntnis der Zahl der Anträge und der auf sie entfallenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht möglich wäre, können die Hektar-Ausgleichsbeträge im Verordnungswege erst festgesetzt werden, und kann die Auszahlung erst beginnen, wenn die letzte nach der Ausführungsverordnung zum Durchführungsgesetz zum Aufwertungsausgleichsgesetz maßgebende Frist (15. September 1973) abgelaufen ist. Da nur die in den Herbst verlegte Auszahlung einen restlosen Mittelabfluß verbürgt, dient sie den Interessen der Landwirtschaft besser als eine etwas frühere Zahlung mit zwangsläufig niedrigeren Beträgen. Eine theoretisch denkbare zweimalige Auszahlung (Abschlagszahlung im Sommer, Schlußzahlung im Herbst) wäre in der Praxis nicht durchführbar und vom Verwaltungsaufwand her nicht zu rechtfertigen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 21. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Simpfendörfer (SPD) (Drucksache 7/588 Frage A 41) : Sind der Bundesregierung schon Fälle illegaler Rindfleischeinfuhr aus seuchengefährdeten Ländern bekanntgeworden, und welche Maßnahmen sind in der Bundesrepublik Deutschland getroffen worden, um der Warnung der Food and Agriculture Organization zu entsprechen und solche Importe zu verhindern? Illegale Rindfleischeinfuhren in die Bundesrepublik Deutschland aus Ländern, in denen gefährliche Tierseuchen vorkommen, sind bisher nicht nachgewiesen worden. Mit Hinblick auf die tierseuchenrechtlichen Regelungen der Bundesrepublik Deutschland sind solche Einfuhren nur denkbar, wenn sie mit gefälschten Begleitpapieren vorgenommen werden. 1971 sind umfangreiche Manipulationen mit Rindfleisch aus Äthiopien bekanntgeworden, das in die Schweiz eingeführt worden ist. Nach den bisher vorliegenden Berichten der beteiligten Behörden ist dabei das Fleisch in Rotterdam umgeladen und mit gefälschten Zeugnissen versehen in ein schweizer Zolllager eingelagert worden. An diesem Geschäft sind angeblich zwei deutsche Handelsfirmen beteiligt, ohne daß jedoch das Fleisch selbst die Bundesrepublik Deutschland berührt hat; die entsprechenden Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Diese Angelegenheit war 1972 und 1973 auch Anlaß zu mehrfachen Diskussionen in der Europäischen Kommission der FAO für die Kontrolle der Maul- und Klauenseuche. Der Hinweis dieser Kommission auf die Gefährlichkeit solcher illegalen Fleischimporte bildet die Grundlage für eine an die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften gerichtete Empfehlung der EG-Kommission vom 17. Oktober 1972 über die gesundheitspolizeiliche Kontrolle von in die Gemeinschaft eingeführtem Vieh und Frischfleisch. Nach dieser Empfehlung sind gegenüber Vieh und Frischfleisch aus Drittländern die gesundheitspolizeilichen Maßnahmen unmittelbar nach der Ankunft der Tiere oder des Fleisches in der Gemeinschaft anzuwenden, unabhängig von dem Zollverfahren, zu dem die Waren angeliefert worden sind. Dieses empfohlene System wird in der Bundesrepublik Deutschland auf Grund der geltenden tierseuchenrechtlichen Vorschriften seit vielen Jahren für alle Fleischeinfuhren angewendet. Unmittelbar vor der Einfuhr an der Grenzzollstelle wird jede Fleischsendung daraufhin geprüft, ob sie von der erforderlichen veterinärpolizeilichen Gesundheitsbescheinigung begleitet ist bzw. ob für Fleischsendungen aus Ländern, aus denen ausschließlich mit veterinärpolizeilicher Genehmigung eingeführt werden darf, die notwendige veterinärpolizeiliche Genehmigung vorliegt. Nur wenn dies der Fall ist, wird die Ware zur Weiterleitung in das Binnenland freigegeben und gelangt dort entweder in ein Zollfreilager oder aber, sofern es zum freien Verkehr in der Bundesrepublik abgefertigt werden soll, zu einer Auslandsfleischbeschaustelle, wo die erwähnten Kontrollen, die sich auch auf Herkunft und Identität der Sendung erstrecken, im Rahmen dort durchgeführter Untersuchungen ein zweites Mal durchgeführt werden.
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    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der erste Besuch eines Generalsekretärs des Zentralkomitees der KPdSU, also des führenden Mannes der Sowjetunion, in der Bundesrepublik Deutschland ist ein herausragend zu nennendes Ereignis in der Entwicklung seit dem zweiten Weltkrieg. Herr Breschnew hat die historische Perspektive des Dialogs der beiden Staaten betont. Ich vermute, daß diese Beurteilung hier durchweg nicht umstritten sein wird. Die Bundesregierung bewertet jedenfalls die Tatsache und das Ergebnis des Besuchs positiv.
    Als Gastgeber darf ich zunächst etwas sagen, was selbstverständlich klingen mag: Ich freue mich, daß der Generalsekretär und seine Begleiter sich in den Tagen ihres Aufenthalts in Bonn offensichtlich wohlgefühlt haben. Ich will an dieser Stelle allen Beteiligten danken, die für den guten und gesicherten Ablauf der Begegnung gesorgt haben.
    Die drei Abkommen, die am vergangenen Sonnabend unterzeichnet wurden, aber auch die Abschlußerklärung vom Montag sind wichtige Bausteine im neuen Gefüge unserer Beziehungen zur Sowjetunion. Nicht weniger wichtig ist aber die Möglichkeit des persönlichen Gedankenaustauschs zwischen den politisch Verantwortlichen — und dies gerade dann, wenn es sich um Repräsentanten unterschiedlicher gesellschaftlicher Ordnungen und gegeneinander entstandener Bündnissysteme handelt. Generalsekretär Breschnew hat das in seiner Tischrede am Montagabend auf dem Petersberg so ausgedrückt: man könne den Weg zu dem, was man sich vorgenommen habe, nach einem solchen Gespräch mit jener größeren Sicherheit gehen, die auf der besseren Kenntnis beruhe.
    Nun hat der Besuch — so darf man wohl sagen — weltweite Aufmerksamkeit gefunden. Mir wäre es lieber, wenn solche Begegnungen den Charakter des Außergewöhnlichen verlören. Deshalb sprach ich in meiner Begrüßung am Freitag davon, daß Treffen solcher Art — auch wenn wir Deutsche in sie einbezogen sind — Elemente einer nicht mehr als sensationell empfundenen Praxis werden mögen.
    Vereinzelte Stimmen in ausländischen Zeitungen meldeten Bedenken an: als ob ein Gespräch zwischen Brandt und Breschnew Anlaß zu Mißtrauen gebe. Das Gros der ausländischen Kommentatoren ist anderer Meinung. Sie urteilen so realistisch wie die Regierungen unserer Verbündeten, die in den Gesprächen von Bonn einen guten Beitrag zur Politik der Entspannung erkennen, von der wir sagen können, daß sie die eigentliche europäisch-internationale Politik dieser Jahre geworden ist. Hier gibt es nicht die geringste Meinungsverschiedenheit zwischen unseren westeuropäischen Partnern und uns. Die Übereinstimmung mit den Vereinigten Staaten konnte ich in meinen Gesprächen mit Präsident Nixon Anfang dieses Monats klar feststellen.
    Meine Damen und Herren, niemand braucht zu vermuten, wir ließen uns von wirklichkeitsfremden Vorstellungen leiten oder wir seien uns nicht stets jener Faktoren bewußt, die sich aus unserer Zugehörigkeit zur westeuropäischen Gemeinschaft und zum Atlantischen Bündnis ergeben. Von diesen Gegebenheiten — und ihren östlichen Entsprechungen — ist auch die sowjetische Seite in ihren Gesprächen mit uns ausgegangen.
    Wir haben die vier Tage des Arbeitsbesuchs wirklich zur Arbeit genutzt. Wir zählten viele Stunden intensiver Gespräche zwischen dem Generalsekretär und mir, zwischen den Kabinettsmitgliedern und ihren sowjetischen Kollegen, zwischen Fachleuten für eine ganze Reihe von Themenbereichen. So hat sich der Bundesminister des Auswärtigen lange mit dem Generalsekretär unter vier Augen über Probleme des Nahen Ostens unterhalten. Er ist für seine Gespräche in den Hauptstädten von drei arabischen Staaten über die Auffassungen des amerikanischen Präsidenten und des ersten führenden Mannes der Sowjetunion aus erster Hand unterrichtet. Das wird auch mir bei dem ersten Besuch eines amtierenden Bundeskanzlers in Israel über Pfingsten nützlich sein. Lassen Sie mich hinzufügen, daß ich mir der besonderen Bedeutung dieser Reise bewußt bin und mich mit der gebührenden Sorgfalt auf sie vorbereite.
    Herr Breschnew und ich haben die Themen der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ausführlich behandelt. Ich verletze nicht die Pflicht der Diskretion, wenn ich sage, daß die Sowjetunion nicht nur an einem baldigen Beginn der europäischen Konferenz interessiert ist, sondern auch auf eine zügige Verhandlung drängt. Ich habe den Generalsekretär darauf hingewiesen, daß die Bundesrepublik und ihre Partner im Westen nicht das geringste Interesse daran haben, irgend etwas zu verzögern, daß es aber notwendig sei, durch gute Vorarbeit den Erfolg der Konferenz zu sichern.
    Der Gedankenaustausch über Fragen, die mit der gegenseitigen Verminderung von Streitkräften in Mitteleuropa verbunden sind, spiegelte die Entwicklung, die wir seit dem Treffen in Oreanda im Frühherbst 1971 beobachteten und an der wir selbst teilhatten. Was damals nur eine Möglichkeit zu sein schien, ist jetzt in das konkretere Stadium der Vorgespräche gerückt. Ich habe im übrigen mit Befriedigung festgestellt, daß von sowjetischer Seite die Bedeutung von Maßnahmen anerkannt wird, die, abgesehen von eigentlichen Truppenreduktionen oder vor ihnen, mehr Vertrauen bilden können.
    Die Fragen der Zusammenarbeit und der Sicherheit habe ich vor drei Wochen, wie Sie wissen, meine Damen und Herren, auch mit Präsident Nixon gründlich erörtert. Der amerikanische Präsident erwartet nun den Besuch von Generalsekretär Breschnew. Ich werde am kommenden Dienstag Premierminister Heath bei uns sehen, der gerade intensive Gespräche in Paris hinter sich hat. In wenigen Wochen wird Präsident Pompidou im Rahmen des permanenten deutsch-französischen Dialogs bei uns zu Gast sein. Dies ist nur ein Hinweis auf die Vielzahl und Vielfalt der Kontakte und Verhandlungen.



    Bundeskanzler Brandt
    Sie sollen alle dem einen Ziel dienen, mehr Sicherheit in und für Europa zu schaffen.
    Die Bundesrepublik Deutschland ist ein respektierter Partner dieser Entwicklungen, die ein amerikanischer Kommentator „world diplomacy in action" — internationale Diplomatie in Aktion — genannt hat. In allen Gesprächen und gegenüber allen Partnern kann es nur eine deutsche Politik der Eindeutigkeit geben. Daran halten wir uns, und davon lassen wir uns nicht abbringen.
    Meine Damen und Herren, sehen Sie bitte auch in diesem Zusammenhang die Ankündigung, daß die Regierung in den nächsten Tagen den gesetzgebenden Körperschaften Gesetzentwürfe zum Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen und über das Kontrollabkommen zwischen sieben Staaten der Europäischen Gemeinschaft und der Internationalen
    Atomenergieorganisation zuleiten wird.
    Lassen Sie mich im Gesamtzusammenhang unserer Ost-West-Politik ergänzend folgendes bemerken. Ich bedauere, daß die Bayerische Staatsregierung beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen unseren Vertrag mit der DDR erheben will und versucht, das Ratifikationsverfahren durch Maßnahmen verschiedener Art aufzuhalten. Die Bundesregierung teilt die Rechtsauffassung nicht, die hier angemeldet wird. Bei allem Respekt vor den verfassungsmäßigen Rechten der Landesregierung in München: solche Schritte werden uns deutschland- und außenpolitisch in keiner Weise helfen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich werde hierauf an anderer Stelle zurückkommen. Ich möchte aber schon jetzt mit der gebotenen Deutlichkeit sagen dürfen: auch wer unsere Politik überwiegend kritisch begleitet, sollte die Gefahren sehen, die sich aus der Isolierung unserer Bundesrepublik ergeben müßten und die sich aus der Trennung der Menschen ein und desselben Volkes schon ergeben haben. Die Bundesregierung wird weiterhin alles tun, um solche Gefahren nach Möglichkeit abzuwenden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    In der Abschlußerklärung, die Generalsekretär Breschnew und ich unterschrieben haben, handelt ein Absatz von Berlin. Die Besprechungen über dieses Thema haben beträchtlichen Raum eingenommen. Dabei war zweierlei von vornherein klar. Erstens. Beide Seiten stehen auf der Grundlage des bekannten Viermächteabkommens. Zweitens. Keine der beiden Seiten hat die Absicht oder die Möglichkeit, das Abkommen zu ändern oder ihm für ihr bilaterales Verhältnis eine besondere Interpretation zu geben.
    Auf der anderen Seite ist deutlich geworden, daß zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland bei der Anwendung des Abkommens praktische Schwierigkeiten existieren, die gelöst werden müssen und die unter Nutzung der im Viermächteabkommen gegebenen Möglichkeiten auch gelöst werden können.
    Wir haben uns darüber verständigt, daß neben der strikten Einhaltung auch die volle Anwendung der Bestimmungen des Abkommens notwendig ist.
    Unsere bilateralen Beziehungen können insgesamt nicht besser sein, als es die Lage in Berlin ist.

    (Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] : Sehr gut!)

    Wir werden nun in Ruhe auf beiden Seiten an die Arbeit gehen und uns mit den Erfahrungen im ersten Jahr der Anwendung des Abkommens bemühen, künftige Schwierigkeiten entweder zu vermeiden oder für sie Lösungen zu finden, die dem gemeinsamen Wunsch nach guten Beziehungen entsprechen.
    In einer Erklärung über das Zusammentreffen zwischen dem Herrn Bundespräsidenten und Generalsekretär Breschnew wird gesagt, daß Probleme erörtert wurden, die — wie es in der Verlautbarung hieß — viele Bürger bewegen. Ich bin überzeugt, daß diese Unterredung nicht ohne Ergebnis bleiben wird, wobei es nützlich sein könnte, wenn wir uns die Zurückhaltung bei der öffentlichen Behandlung auferlegen, die es im Interesse der Sache braucht. Wer die gemeinsame Erklärung vom Montag abend aufmerksam liest, wird im übrigen finden, daß Probleme, die einzelne Bürger beider Staaten betreffen, auch dort ihren Niederschlag gefunden haben.
    Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, zum Schluß noch ein Wort zu den wirtschaftlichen Fragen sagen, die in den Gesprächen mit den Vertretern der Sowjetunion eine wichtige Rolle spielten. Mancher Bericht auch in unserer Presse schoß dabei beträchtlich über das Ziel hinaus. Ich unterstreiche, daß beide Staaten an einer langfristigen engeren Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet interessiert sind. Wir haben über Grundsätze und Anwendungsmöglichkeiten gesprochen. Aber wir haben keine Verhandlungen über Einzelprojekte geführt oder gar Entscheidungen getroffen. Unserer Wirtschaftsordnung ist es gemäß, daß die Unternehmen, die sich für eine Zusammenarbeit mit sowjetischen Stellen interessieren, die Verhandlungen in eigener Verantwortung führen. Die Bundesregierung kann und will ihnen, wo es nötig ist, mit ihrem Rat und ihren Möglichkeiten behilflich sein. Daß die Berliner Firmen in diese Zusammenarbeit — auch in diese Zusammenarbeit, will ich sagen — voll einbezogen werden können, entspricht unserem Handelsvertrag mit der Sowjetunion.
    Ich betrachte im übrigen manches, was in diesen Tagen gesagt wurde, nicht nur als Zeichen eines guten Willens, sondern auch als Ausdruck realistischer Überlegungen. So ist die Absage Generalsekretär Breschnews an den Gedanken der Autarkie von vielen mit besonderer Aufmerksamkeit notiert worden. Die größten und mächtigsten Staaten sind ebenso wie wir anderen, wir mittleren und kleineren, auf Austausch angewiesen, und ohne Zusammenarbeit findet niemand mehr den Weg zu dauerhafter Sicherheit.
    Meine Damen und Herren, ich fand die sowjetische Seite aufgeschlossen für die Einsicht., daß größere Aufgaben nicht nur bilateral zwischen unseren Volkswirtschaften, sondern dort, wo es zweckmäßig ist, auch unter Beteiligung Dritter und als Gemeinschaftsaufgaben gelöst werden können. Der Generalsekretär hat im übrigen unsere Zugehörigkeit zur Europäischen Gemeinschaft und durch sie gewach-



    Bundeskanzler Brandt
    sene Bindungen als etwas Selbstverständliches behandelt.
    Auch daran erkenne ich, daß die Begegnung in Bonn eine wohl wichtige Etappe auf dem Weg war, den wir in der Regierungserklärung vom 18. Januar skizzierten. Unsere Friedenspolitik hat sich immer wieder als beharrliche Realpolitik zu bewähren.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort in der Aussprache hat der Herr Abgeordnete Carstens.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Carstens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! 18 Jahre nach dem Besuch des ersten deutschen Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, in Moskau und nach zwei Besuchen, die der jetzt amtierende Bundeskanzler seinerseits der Sowjetunion in den letzten zwei Jahren abgestattet hat, ist in der vergangenen Woche der Generalsekretär der KPdSU, Herr Leonid Breschnew, zu einem Besuch in der Bundesrepublik Deutschland eingetroffen. Die CDU/CSU-Fraktion sieht darin ein bedeutendes Ereignis. Ob es ein historisches Ereignis war, meine Damen und Herren, wird erst die Zukunft erweisen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und auch erst die Zukunft wird erweisen, in welchem Sinne es ein historisches Ereignis war, wenn es ein solches war.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Marx: Sehr wahr!)

    Die CDU/CSU-Fraktion hat es begrüßt und begrüßt es weiter, daß der Besuch Gelegenheit zu mannigfachen Kontakten, auch zu einem Gespräch mit Vertretern der Opposition, gegeben hat. Manche der innenpolitischen Begleiterscheinungen des Besuches — insbesondere die ungleiche Behandlung zweier Demonstrationen, die hier in Bonn stattfanden -

    (Abg. Dr. Marx: Auch bei der Presse!)

    erfüllen uns allerdings mit Sorge.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Besuch war ein weiterer Schritt auf dem Wege der von vielen westlichen und osteuropäischen Ländern betriebenen Entspannungspolitik. Es ist bekannt, daß die CDU/CSU, als sie die Regierung stellte, die ersten wichtigen Schritte zur Entspannung und Verbesserung der Beziehungen mit den osteuropäischen Staaten eingeleitet hat.

    (Lachen und Zurufe von der SPD.)

    Die CDU/CSU tritt unverändert für eine ausgewogene Entspannungspolitik ein.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Chef der KPdSU hat während seines Besuches in unserem Lande weitere Schritte zur, wie er es nannte, Sicherheit in Europa befürwortet, und die Bundesregierung hat dem zugestimmt. Es ist nicht bekannt, ob der Bundeskanzler in seinen Gesprächen auch die Rüstungsentwicklungen im Warschauer Pakt angesprochen hat.

    (Abg. Dr. Marx: Sehr wahr!)

    Dazu möchte ich mit Ihrer Erlaubnis, Frau Präsidentin, aus der Regierungserklärung des Herrn Bundeskanzlers vom 18. Januar 1973, auf die er sich soeben selber in anderem Zusammenhang bezog, folgende Passage zitieren:
    Es ist nicht zu übersehen, daß die Rüstungsentwicklung im Warschauer Pakt das östliche Gesamtpotential steigerte. Die Bundesregierung zieht daraus keine vorschnellen Schlüsse, aber sie stellt fest, daß es eine parallele Tendenz in Westeuropa nicht gibt.

    (Abg. Dr. Marx: Sehr wahr!)

    In einem Interview, welches der Herr Bundeskanzler im April dieses Jahres einer amerikanischen Zeitschrift gab, wurde von einem Journalisten gefragt:
    Was geht in Osteuropa vor? Ist dort nicht eine militärische Verstärkung festzustellen?
    Antwort des Herrn Bundeskanzlers:
    Ja, ich habe den Eindruck, daß man sich dort in der falschen Richtung bewegt.
    Meine Damen und Herren, wir verstehen, daß die Bundesregierung dieses Problem, wenn sie es anläßlich des Besuchs von Generalsekretär Breschnew angesprochen hat, vielleicht nicht öffentlich erörtern möchte. Wir sehen daher einem Bericht der Bundesregierung über diese Frage im Auswärtigen Ausschuß entgegen. Uns, die CDU-CSU-Fraktion, läßt diese auch von der NATO festgestellte militärische Entwicklung im Bereich des Warschauer Paktes jedenfalls nicht gleichgültig.
    Mit besonderem Nachdruck hat der Generalsekretär der KPdSU für eine langfristige wirtschaftliche, industrielle und technische Kooperation mit unserem Lande geworben. Sicher ist dies ein Feld, welches einer gemeinsamen Prüfung unterzogen werden sollte. Allerdings ist es wohl richtig, darauf hinzuweisen, daß bisher einer stärkeren Ausweitung des deutsch-sowjetischen Warenverkehrs ein entscheidendes Hindernis entgegenstand, nämlich daß die sowjetischen Lieferungen erheblich hinter den deutschen Lieferungen zurückblieben.

    (Abg. Dr. Marx: Sehr richtig!)

    Nun stellt sich der Herr Generalsekretär vor, daß die Bundesrepublik der Sowjetunion langfristige Kredite einräumen könnte. Alle Beteiligten in der Bundesrepublik stimmen aber — jedenfalls doch wohl bisher — darin überein, daß eine Zinsverbilligung dieser Kredite aus öffentlichen Mitteln nicht in Betracht kommt. Auch muß, so glaube ich, bedacht werden, welche Wirkung eine künstliche Steigerung der deutschen Exporte in einer ohnehin kräftigen Aufschwungphase unserer Konjunktur hätte.
    Die CDU/CSU-Fraktion vermißt in den veröffentlichten Erklärungen jeden Hinweis auf die Teilung der deutschen Nation, auf die ungelöste Frage der deutschen Einheit, auf die Verweigerung der Menschenrechte, jeden Hinweis auf die zahlreichen Unmenschlichkeiten gegenüber einem Teil des deutschen Volkes.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)




    Dr. Carstens (Fehmarn)

    In einer Rede, die der Herr Bundeskanzler auf dem Petersberg gehalten hat, finden sich folgende Sätze
    — ich habe diese Rede damals selbst gehört —:
    Wir sind im näheren und weiteren Umkreis keinem wichtigen Problem ausgewichen. Wir haben keine Schwierigkeit, der wir uns gegenübersehen, verschwiegen.
    Aber wer darin einen indirekten Hinweis auf die deutsche Frage vermuten sollte, findet in dieser Rede zwei Sätze später den Hinweis:
    Wir können ehrlich von einer Übereinstimmung in entscheidenden Fragen sprechen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Ich muß sagen: Wenn hierin ein Hinweis auf das deutsche Problem lag, dann war es in der Tat ein sehr versteckter Hinweis.
    Die Vertreter der Opposition haben in ihrem Gespräch mit dem Generalsekretär die Frage der deutschen Teilung und der mit ihr verbundenen Härten und Unmenschlichkeiten angeschnitten, weil sie dies für die Pflicht aller frei gewählten Vertreter des deutschen Volkes halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Alles in allem zeigen auch die anläßlich dieses Besuchs gehaltenen Reden und die dabei abgegebenen Erklärungen jenes merkwürdige Ungleichgewicht, das für die Ostpolitik der Bundesregierung so charakteristisch ist. Während die Bundesregierung bereitwillig und weitgehend auf die Wünsche ihres Gastes einging, legte sie sich bei der Wahrung gewisser fundamentaler deutscher Interessen sehr große Zurückhaltung auf.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das kann man wohl sagen!)

    Der Herr Bundeskanzler hat es für richtig gehalten, heute anläßlich seiner Erklärung sein Bedauern darüber auszusprechen, daß die Bayerische Staatsregierung Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen den Vertrag mit der DDR erheben will.

    (Zuruf von der SPD: Begrüßen Sie das?)

    Ich weiß nicht, ob hier der richtige Ort ist, das Verhalten einer Landesregierung in einer solchen Frage zu erörtern.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Oh-Rufe und Zurufe von der SPD.)

    Die CDU/CSU-Fraktion ist sich mit der Bayerischen Staatsregierung in der politischen Ablehnung des Grundvertrags einig.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Aha-Rufe von der SPD.)

    Die Fraktion hat sich nach eingehender Aussprache, in der auch erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken laut wurden, gegen die Anrufung des Bundesverfassungsgerichts durch die Fraktion ausgesprochen.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Das berührt aber selbstverständlich nicht das Recht
    eines deutschen Landes, von den ihm verfassungsrechtlich gegebenen und zustehenden Möglichkeiten Gebrauch zu machen.

    (Zurufe von der SPD.)

    Ich darf Sie, meine Damen und Herren von der SPD-Fraktion, übrigens daran erinnern, daß es Ihre Fraktion in diesem Hohen Hause in den 50er Jahren war, die den damals eingeschlagenen und jetzt von Ihnen so sehr gelobten Weg in die westeuropäische Integration — damals handelte es sich um die Europäische Verteidigungsgemeinschaft — durch eine Anrufung des Bundesverfassungsgerichts zu blockieren suchte.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Marx: Sehr wahr! — Abg. Wehner: Sie müssen doch nicht alles nachmachen!)

    Nicht verständlich ist mir der Hinweis des Herrn Bundeskanzlers auf eine mögliche Isolierung unseres Landes im Zusammenhang mit der beabsichtigten Klage vor dem Bundesverfassungsgericht. Ich unterstelle nicht, daß in dieser Äußerung ein versteckter Hinweis an die Adresse des Bundesverfassungsgerichts liegen soll.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aber ich empfehle doch dringend, klarzustellen, daß das nicht gemeint war.
    In seiner Erklärung hat der Herr Bundeskanzler eingehend über Berlin gesprochen. In der Tat sind anläßlich dieses Besuchs zwei Abkommen mit der Sowjetunion unterzeichnet worden, die eine Berlin-Klausel enthalten. Das ist sicherlich zu begrüßen. Andererseits hört man, daß ein Abkommen nicht unterzeichnet werden konnte, weil es nicht zu einer Einigung über die Berlin-Klausel in diesem Abkommen kam.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Die gemeinsame Schlußerklärung enthält dazu den Satz, den der Herr Bundeskanzler hier soeben selbst im wesentlichen wiedergegeben hat und in dem es heißt, daß er — der Herr Bundeskanzler — und Herr Breschnew übereinstimmend der Auffassung seien, daß die strikte Einhaltung und volle Anwendung des Berlin-Abkommens von 1971 für eine dauerhafte Entspannung im Zentrum Europas und für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den entsprechenden Staaten, insbesondere zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion, von wesentlicher Bedeutung seien.
    Auf den ersten Blick erscheint es verblüffend, daß hier im Grunde nichts weiter als die strikte Einhaltung und Anwendung eines gerade erst geschlossenen Abkommens zugesichert wird, wie man meinen möchte, eine bare Selbstverständlichkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aber natürlich kann die Bekräftigung einer übernommenen Verpflichtung auch nichts schaden. Nur stellt man bei genauerer Analyse des Textes fest, daß der bisherige Dissens über die Auslegung des Viermächteabkommens von 1971 nicht ausgeräumt ist. Wir werden daher abwarten müssen, welche Früchte diese Erklärung in Zukunft tragen wird.



    Dr. Carstens (Fehmarn)

    Die Berlin-Frage wird uns in diesem Hause noch oft beschäftigen. Es erscheint mir deshalb notwendig, erneut darauf hinzuweisen, daß sich die Bundesregierung im Jahre 1970, als sie die ersten grundlegenden Vereinbarungen mit der Sowjetunion traf, einer schweren und folgenreichen Unterlassung schuldig gemacht hat. Sie hat es damals versäumt, ihren Standpunkt in der Frage der Vertretung Berlins, der übrigens mit dem Standpunkt der drei Westmächte völlig identisch war und ist, gegenüber der Sowjetunion durchzusetzen, d. h. in einem Zeitpunkt, in dem die Bundesregierung ihrerseits nahezu sämtliche deutschlandpolitischen Forderungen der Sowjetunion erfüllte.
    Alle von den Sprechern der Bundesregierung zur Entschuldigung dieses Sachverhalts vor diesem Hause vorgetragenen Argumente sind nicht stichhaltig, insbesondere ist der Einwand haltlos, die Bundesregierung sei nicht befugt gewesen, gegenüber der Sowjetunion die Interessen des Landes Berlin damals zu vertreten, diese Ermächtigung habe sie erst seit dem Viermächteabkommen von 1971. Tatsächlich — und das hat ein Vertreter der Bundesregierung erst kürzlich mit voller Klarheit dargelegt — geht das Recht der Bundesrepublik Deutschland, für Berlin auch in internationalen Angelegenheiten zu handeln, auf eine Ermächtigung der drei Westmächte aus dem Jahre 1952 zurück.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es hätte also nichts im Wege gestanden, damals, 1970, bei den grundlegenden Absprachen mit der Sowjetunion auch eine Absprache darüber zu treffen, daß die Bundesrepublik Deutschland das Land Berlin — selbstverständlich in den von den drei Westmächten gezogenen Grenzen — auch gegenüber der Sowjetunion vertreten wird. Wenn man schon von historischen Perspektiven spricht, so scheint mir hier eine Unterlassung von historischer Bedeutung vorzuliegen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    für die Sie, Herr Bundeskanzler, nach Lage der
    Dinge wohl die persönliche Verantwortung tragen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

    Die CDU/CSU-Opposition begrüßt es, daß der Herr Bundeskanzler in seinen Erklärungen, in seinen Reden bei den verschiedenen Anlässen auf das Atlantische Bündnis und die Europäische Gemeinschaft hingewiesen hat, in die — nach seinen Worten — die Bundesrepublik Deutschland eingebettet sei. Allerdings hat die Bundesregierung nicht erreichen können, daß eine entsprechende Erklärung auch in das gemeinsame Schlußkommuniqué aufgenommen wurde. Die CDU/CSU fordert die Bundesregierung auf, ihre volle Kraft für den Fortgang der europäischen Einigung, insbesondere der politischen Einigung Europas einzusetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nur wenn die Ost-West-Entspannung von einer Verstärkung der europäischen Integration begleitet ist und wenn außerdem das Atlantische Bündnis voll intakt bleibt, wird es möglich sein, das Gleichgewicht zu erhalten, welches die unerläßliche Voraussetzung für die Bewahrung des Friedens in Freiheit ist.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)