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    Deutscher Bundestag 30. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Mai 1973 Inhalt: Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 1543 A Amtliche Mitteilungen 1543 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 21. Dezember 1972 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (Drucksache 7/153); Bericht und Antrag des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (Drucksachen 7/500, 7/516) — Fortsetzung der zweiten Beratung ,— in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zum Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur Charta der Vereinten Nationen (Drucksachen 7/154, 7/503); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache 7/520), Bericht und Antrag des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache 7/502) — Fortsetzung der zweiten Beratung — Scheel, Bundesminister (AA) . . . 1544 A Dr. Gradl (CDU/CSU) 1548 C Höhmann (SPD) . . . . . . . 1553 D Ronneburger (FDP) . . . . . . 1558 B Franke, Bundesminister (BMB) . . 1560 D Dr. Abelein (CDU/CSU) . . . . 1565 A Wischnewski (SPD) . . . . . . 1569 D Dr. Bangemann (FDP) 1573 A Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) . 1601 C Dr. Kreutzmann (SPD) 1605 B Eppler, Bundesminister (BMZ) . . 1608 A Graf Stauffenberg (CDU/CSU) . . 1609 D Flach (FDP) 1614 C Mattick (SPD) 1618 B Bahr, Bundesminister 1622 A Fragestunde (Drucksache 7/511) Frage A 83 des Abg. Engelsberger (CDU/CSU) : • Verkauf von Butter an die Sowjetunion und Weiterverkauf nach Chile Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 1578 D, 1579 A, B Engelsberger (CDU/CSU) . . . . 1579 A, B Frage A 84 des Abg. Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) : Änderungen des einzelbetrieblichen Förderungsprogramms für die Landwirtschaft auf Grund des Einspruchs der EG-Kommission Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 1579 C, 1580 A, C Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) . 1580 A, C II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Mai 1973 Frage A 85 des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Auswirkungen der Preisbeschlüsse des EG-Ministerrates auf die Entwicklung der Betriebskosten und der Einkommen der deutschen Bauern Ertl, Bundesminister (BML) . . . 1580 C, D, 1581 A Niegel (CDU/CSU) . . . 1580 D, 1581 A Frage A 8 des Abg. Dr. Müller (München) (CDU/CSU) : Äußerung des Bundeskanzlers über Gäste als Belastung für den Besuch Breschnews Ravens, Parl. Staatssekretär (BK) . 1581 B, C Dr. Müller (München) (CDU/CSU) 1581 B, C Höcherl (CDU/CSU) . . . . . . 1581 C Fragen A 9 und 10 der Abg. Dr. Müller (München) und Engelsberger (CDU/CSU) : Äußerung des Bundeskanzlers in Pula über die Einstellung der Wähler der CDU und der CSU zum Frieden Ravens, Parl. Staatssekretär (BK) . . 1581 D, 1582 A, B, C, D, 1583 A Dr. Müller (München) (CDU/CSU) . 1581 D, 1582 A, D Engelsberger (CDU/CSU) . . . 1582 B, C Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . . 1582 D Frage A 62 des Abg. Dr. Geßner (SPD) : Irreführende Angaben in Prospekten und anderen Veröffentlichungen von Reiseveranstaltern Dr. Bayerl, Parl. Staatssekretär (BMJ) 1583 B, C, D, 1584 A Dr. Geßner (SPD) 1583 C, D Hansen (SPD) 1583 D Dr. de With (SPD) 1584 A Frage A 63 des Abg. Gallus (FDP) : Änderung der Jugendarrestvollzugsordnung Dr. Bayerl, Parl. Staatssekretär (BMJ) 1584 B, D, 1585 A Gallus (FDP) 1584 C, D Höcherl (CDU/CSU) 1585 A Fragen A 77 und 78 des Abg. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) : Aufnahme einer berührungssicheren Glühlampenfassung in die VDE-Vorschriften Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 1585 B, C, D, 1586 A, B, C Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . 1585 C, D, 1586 A, B, C Lemp (SPD) 1586 C Fragen A 79 und 80 des Abg. Höcherl (CDU/CSU) : Konsequenzen aus dem Jahresbericht 1972 der Deutschen Bundesbank Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 1587 A, B, C, D Höcherl (CDU/CSU) . . . 1587 B, C, D Fragen A 86 und 87 des Abg. Bremm (CDU/CSU) : Krankenversicherungsbeiträge freiwillig weiterversicherter Angestellter, die zugleich landwirtschaftliche Unternehmer sind Eicher, Staatssekretär (BMA) 1588 A, B, C Bremm (CDU/CSU) 1588 C, D Frage A 88 des Abg. Dr. Schäuble (CDU/ CSU) : Berücksichtigung der Inhaftierung durch eine Besatzungsmacht auf Grund einer Denunziation als Ersatzzeit im Sinne des § 28 AVG Eicher, Staatssekretär (BMA) . . 1589 A, C Dr. Schäuble (CDU/CSU) 1589 B Fragen A 89 und 90 des Abg. Geisenhofer (CDU/CSU) : Anmeldung von Schwerbehinderten zur freiwilligen Versicherung nach dem Rentenreformgesetz 1972 Eicher, Staatssekretär (BMA) . . 1589 C, D Fragen A 95 und 96 des Abg. Müller (Berlin) (CDU/CSU) : Forderungen des Deutschen Familienverbands betr. eine Übergangslösung zum Familienlastenausgleich Westphal, Parl. Staatssekretär (BMJFG) 1590 B, C, D, 1591 A, B, C, D Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . 1590 B, C, 1591 B, C Frau Stommel (CDU/CSU) . . . 1590 D Baier (CDU/CSU) 1591 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Brandt, Bundeskanzler . . . . . 1592 A Dr. Narjes (CDU/CSU) 1594 B Dr. Schachtschabel (SPD) 1596 C Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 1598 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 1. Oktober 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien über die Rechtshilfe in Strafsachen (Drucksache 7/371) — Erste Beratung — . . . . . . . . . . . . 1626 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. November 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien über die Auslieferung (Drucksache 7/372) — Erste Beratung — . . . 1626 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes vom 14. Januar 1969 zu dem Übereinkommen vom 7. September 1967 zwischen Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden über gegenseitige Unterstützung ihrer Zollverwaltungen und zu dem Protokoll über den Beitritt Griechenlands zu diesem Übereinkommen (Drucksache 7/470) — Erste Beratung — 1626 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 7. Juni 1972 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Marokko zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache 7/471) — Erste Beratung — 1626 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 25. November 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Liberia zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache 7/472) — Erste Beratung — 1626 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Kostenermächtigungsvorschriften des Seemannsgesetzes (Drucksache 7/482) — Erste Beratung — 1626 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1973 (ERPWirtschaftsplangesetz 1973) (Drucksache 7/479) — Erste Beratung — 1626 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 120 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 8. Juli 1964 über den Gesundheitsschutz im Handel und in Büros (Drucksache 7/414) — Erste Beratung — 1626 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Internationalen Olivenöl-Übereinkommen von 1963 (Drucksache 7/413) — Erste Beratung — 1626 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse (SPD, CDU/CSU, FDP) (Drucksache 7/400) — Erste Beratung — 1626 D Entwurf eines Gesetzes über eine Statistik des grenzüberschreitenden Güterkraftverkehrs (Drucksache 7/426) — Erste Beratung — 1626 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 15. Februar 1966 über die Eichung von Binnenschiffen (Drucksache 7/481) — Erste Beratung — . . . . . 1626 D Entwurf eines Gesetzes über das Inkrafttreten des Zweiten Gesetzes zur Reform des Strafrechts (Drucksache 7/506) — Erste Beratung — . . . . . . . . . 1626 D Entwurf eines Gesetzes zur Abwicklung der Reichsärztekammer (Reichsärztekammer-Abwicklungsgesetz) (Drucksache 7/507) — Erste Beratung — . . . . 1627 A Nächste Sitzung 1627 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 1629* A Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl (BMJ) auf die Fragen A 64 Und 65 — Drucksache 7/511 — des Abg. Dr. Schneider (CDU/CSU) betr. Begünstigung krimineller Ausschreitungen bei Demonstrationen durch die Liberalisierung des Demonstrationsstrafrechts und Maßnahmen gegen die Verschlechterung der inneren Sicherheit . . . . . . . 1629* B Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Frage A 91 — Drucksache 7/511 — des Abg. Lenzer (CDU/CSU) betr. Beschäftigung von Jugendlichen mit Akkordoder Fließarbeit 1630* A Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Frage A 92 — Drucksache 7/511 — des Abg. Spranger (CDU/CSU) betr. Behandlung der Schwerkriegsbeschädigten in der Krankenversicherung der Landwirte 1630* B IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Mai 1973 Anlage 5 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Frage A 93 — Drucksache 7/511 — des Abg. Peiter (SPD) betr. technische Unzulänglichkeiten eines bestimmten Baggermodells . . . . . . . . . . 1630* D Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Eicher (BMA) auf die Frage A 94 — Drucksache 7/511 — des Abg. Zebisch (SPD) betr. Meldungen über ein Ansteigen des Krankenstandes 1631* B Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Frage A 129 — Drucksache 7/511 — des Abg. Ernesti (CDU/CSU) betr. Protest der drei westlichen Stadtkommandanten zu dem Zwischenfall an der Sektorengrenze in der Nähe des Reichstags 1631* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Mai 1973 1543 30. Sitzung Bonn, den 10. Mai 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 29. Sitzung, Seite 1415 A: Die Verordnung (Euratom) des Rates zur Änderung der Bedingungen für die Besoldung und die soziale Sicherheit der Atomanlagenbediensteten der Gemeinsamen Forschungsstelle, die in Belgien dienstlich verwendet werden — Drucksache 7/492 —überwiesen an den Innenausschuß (federführend), Haushaltsausschuß mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor der endgültigen Beschlußfassung im Rat ist zu streichen. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 12.5. Adams * 12. 5. Dr. Aigner * 12. 5. Dr. Arndt (Berlin) * 12. 5. Dr. Artzinger * 12. 5. Dr. Bangemann * 12. 5. Barche 26. 5. Behrendt * 12. 5. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 26. 5. Blumenfeld * 12. 5. Dr. Burgbacher * 12. 5. Coppik 26. 5. Dr. Corterier * 12. 5. Eckerland 26. 5. Fellermaier * 12. 5. Flämig * 12. 5. Frehsee * 12. 5. Dr. Früh * 12. 5. Gerlach (Emsland) * 12. 5. Graaff 12. 5. Härzschel * 12. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 12. 5. Kater * 12. 5. Dr. Klepsch * 12. 5. Krall * 12. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 24. 5. Lange * 12. 5. Lautenschlager * 12. 5. Lücker * 12.5. Dr. Martin 26. 5. Memmel ' 12. 5. Müller (Mülheim) * 12. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 12.5. Frau Dr. Orth 26.5. Picard 12.5. Schmidt (München) * 12. 5. Dr. Schulz (Berlin) * 12. 5. Schwabe * 12. 5. Dr. Schwörer * 12. 5. Seefeld * 12. 5. Springorum * 12. 5. Dr. Starke (Franken) * 12. 5. Walkhoff * 12. 5. Frau Dr. Walz * 12. 5. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 10. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Dr. Schneider (CDU/CSU) (Drucksache 7/511 Fragen A 64 und 65) : Inwieweit hat nach den Feststellungen der Bundesregierung die Liberalisierung des Demonstrationsstrafrechts mit dem dritten Strafrechtsreformgesetz kriminelle Ausschreitungen bei Demonstrationen der letzten Zeit in Frankfurt und Bonn begünstigt sowie die präventive Unterbindung von Gewaltakten erschwert bzw. verhindert? Ist die Bundesregierung bereit, aus der bedrohlichen Verschlechterung der inneren Sicherheit Konsequenzen zu ziehen, und welche Maßnahme gedenkt sie gegebenenfalls zu ergreifen? Zu Frage A 64: Bereits in meiner Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Höcherl vom 12. August 1971 - zu Drucksache VI/2492 - habe ich darauf hingewiesen, daß es eines der Ziele des Dritten Gesetzes zur Reform des Strafrechts vom 20. Mai 1970 (BGBl. I Seite 505) war, die friedliche Meinungsäußerung und den gewalttätigen Mißbrauch des Demonstrationsrechts klar voneinander abzugrenzen. Dieses Ziel ist auch erreicht worden. Der durch das Dritte Reformgesetz neugefaßte Tatbestand des Landfriedensbruchs (§ 125 StGB) ist gerade gegen Gewaltakte geschaffen worden, wie sie in letzter Zeit in Bonn und Frankfurt vorgekommen sind. Die Lockerung der Strafdrohung des § 125 StGB gegenüber dem alten Rechtszustand besteht nur darin, daß solche Personen straffrei gestellt sind, die im Rahmen einer Demonstration weder Gewaltakte begangen noch solche Handlungen im Sinne des § 125 StGB gefördert haben. Sie betrifft die Teilnahme an den Ausschreitungen in Bonn und Frankfurt nicht. Im übrigen stellt das Strafgesetzbuch eine Reihe sonstiger Vorschriften zur Verfügung, die bei Gewaltakten - je nach Sachlage zur Anwendung kommen. Ich nenne hier nur die Tatbestände der Körperverletzung, Sachbeschädigung, Nötigung und ähnlicher Delikte. Von einer Begünstigung von Gewaltakten durch das 3. Strafrechtsreformgesetz kann also überhaupt keine Rede sein. Dies wird auch bestätigt durch statistische Erhebungen, die der Bundesminister des Innern seit dem Jahre 1968 bei den Innenverwaltungen der Länder durchführt und die auf Polizeiberichten beruhen. Danach ging seit 1969 sowohl die Anzahl der Demonstrationen überhaupt als auch besonders der Anteil der unfriedlichen Demonstrationen fast kontinuierlich zurück. Während 1969 noch etwa jede zweite bis dritte der 2 253 erfaßten Demonstrationen unfriedlich verlief, war es 1972 nur etwa jede zwanzigste bei einer Gesamtzahl von 1 547 Demonstrationen. Zu Frage A 65: Aus der Verbindung dieser Frage mit Ihrer ersten Frage schließe ich, daß Sie offensichtlich dann auch davon ausgehen, die Reform des Demonstrationsstrafrechts habe zu einer bedrohlichen Verschlechterung der inneren Sicherheit geführt. Das trifft wie ich bereits ausgeführt habe - nicht zu. Deshalb sehe ich aus der Sicht meines Geschäftsbereichs keinen Anlaß, erneut eine Änderung des Demonstrationsstrafrechts in Erwägung zu ziehen. 1630* Deutscher Bundestag -- 7. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Mai 1973 Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 10. Mai 1973 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache 7/511 Frage A 91): Wie beurteilt die Bundesregierung die im § 38 des Jugendarbeitsschutzgesetzes eingeräumte Möglichkeit, für Jugendliche über 16 Jahre durch die Gewerbeaufsichtsämter Akkord- bzw. Fließarbeit in Ausnahmefällen zuzulassen, und ist sie gegebenenfalls der Auffassung, daß der Gesetzestext so geändert werden sollte, daß grundsätzlich für Jugendliche unter 18 Jahren die Beschäftigung mit Akkord- oder Fließarbeit verboten wird? Wie Herr Minister Arendt bereits in der Debatte über die Regierungserklärung am 24. Januar 1973 angekündigt hat, bereitet mein Haus eine Reform des Jugendarbeitsschutzes vor. Im Rahmen der Vorarbeiten hierzu wird auch die Vorschrift des § 38 des Jugendarbeitsschutzgesetzes über die Akkord- und Fließarbeit überprüft. Die Prüfung ist jedoch noch nicht abgeschlossen, insbesondere sind noch einige Rückfragen bei den Gewerbeaufsichtsämtern erforderlich. Ich bitte um Verständnis, wenn ich dem Ergebnis der Überprüfung heute nicht vorgreifen möchte. Ich hoffe, die Prüfung so rechtzeitig abschließen zu können, daß ein erster Entwurf eines neuen Jugendarbeitsschutzgesetzes alsbald erstellt werden kann. Anlage 4 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 10. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/ CSU) (Drucksache 7/511 Frage A 92) : Wird die Bundesregierung den sozialen Status der schwerkriegsbeschädigten Landwirte dadurch verbessern, daß sie die nach dem Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte bestehende volle Beitragspflicht nach dem Flächenwert ändert und eine der kostenlosen Heilbehandlungen gem. § 10 des Bundesversorgungsgesetzes entsprechende Regelung für diesen Personenkreis und deren Familienangehörige trifft, und teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Beiträge der Landwirte zur landwirtschaftlichen Krankenkasse für mitarbeitende Familienangehörige zu hoch sind und unverzüglich einer Herabsetzung bedürfen? Zu diesem Thema hat die Bundesregierung bereits in mehreren Fragestunden des Deutschen Bundestages Stellung genommen. Ich möchte hier erneut darauf hinweisen, daß das Problem während der Beratungen des Gesetzentwurfes über die Krankenversicherung der Landwirte im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung des Deutschen Bundestages eingehend erörtert worden ist. Der Ausschuß hat sich vor allem deswegen für die geltende Regelung ausgesprochen, weil Schwerbeschädigte Landwirte in der Krankenversicherung der Landwirte nicht anders behandelt werden können als schwerbeschädigte Pflichtversicherte in der allgemeinen Krankenversicherung. Wollte man allerdings den schwerkriegsbeschädigten Landwirten die Leistungen der Krankenversicherung ohne eigene oder bei verminderter Beitragszahlung zur Verfügung stellen, müßten die übrigen versicherten landwirtschaftlichen Unternehmer diese Aufwendungen mitfinanzieren. Line andere Frage ist es, ob die Beitragsbelastung der schwerkriegsbeschädigten Landwirte auf andere Weise gemildert werden kann. Hierzu hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär Rohde bereits in der Fragestunde am 1. Februar 1973 ausgeführt, daß in der zuständigen Fachabteilung unseres Hauses gegenwärtig die Frage geprüft wird, ob auch die Beitragsbelastung der Landwirte bei der Neugestaltung des § 9 der Verordnung zur Durchführung des § 33 des Bundesversorgungsgesetzes im Rahmen der Einkommensermittlung pauschal berücksichtigt werden kann. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Zum zweiten Teil Ihrer Frage möchte ich folgendes bemerken: Wie Sie wissen, Herr Abgeordneter, tragen die versicherungspflichtigen landwirtschaftlichen Unternehmer auch die Beiträge für die bei ihnen mitarbeitenden versicherungspflichtigen Familienangehörigen. Die Folge einer Ermäßigung dieser Beiträge von zwei Dritteln auf die Hälfte des jeweiligen Unternehmerbeitrags wäre eine Umschichtung der Beitragslast unter den Landwirten. Dabei würden Landwirte ohne mitarbeitende Familienangehörige, zu denen auch Kleinstlandwirte zählen, finanziell stärker belastet als bisher. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß nach der verhältnismäßig kurzen Zeit seit dem Inkrafttreten des Gesetzes über die Krankenversicherung der Landwirte die von Ihnen, Herr Abgeordneter, angesprochene Frage noch nicht abschließend beurteilt werden kann; sie wird die Beitragsentwicklung bei den landwirtschaftlichen Krankenkassen sorgfältig beobachten und zu gegebener Zeit prüfen, ob die Beiträge für mitarbeitende Familienangehörige gesenkt werden können, ohne die Landwirte, die keine mitarbeitenden Familienangehörige beschäftigen, unzumutbar zu belasten. Anlage 5 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 10. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Peiter (SPD) (Drucksache 7/511 Frage A 93) : Trifft die Feststellung eines Frankfurter Schöffengerichts zu, daß durch technische Unzulänglichkeiten eines bestimmten Baggermodells es eine Reihe von tödlichen Unfällen gegeben hat, und daß der Gesetzgeber durch Sachverständige mehrmals darauf hingewiesen wurde, und, wenn ja, wird die Bundesregierung nunmehr die Initiative ergreifen und den Betrieb dieses Baggermodells fur die Verlegung von Kanalisationsrohren verbieten? Über das von Ihnen genannte Urteil des Frankfurter Schöffengerichts und den ihm zugrundeliegenden Sachverhalt hat das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung erst durch kürzlich veröffentlichte Pressemeldungen Kenntnis erlangt. Eine unverzügliche Rückfrage beim Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften ergab, daß die Berufsgenossenschaften bereits im Jahre 1971 wegen der Gefährdung der mit diesen Baggern Beschäftigten mit Herstellern und Benutzern des Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Mai 1973 1631* Baggermodells verhandelt haben. Hierbei ergab sich, daß die genannte Baggertype, die früher von mehreren Herstellern angeboten wurde, nicht nur für Baggerarbeiten verwandt wurde, sondern auch für Hebe- und Transportarbeiten — z. B. bei Rohrverlegungen —, wofür der Bagger an sich nicht gebaut ist. Daher ist vereinbart worden, daß für diesen Zweck Bagger angeboten und eingesetzt werden, die sowohl für Baggerarbeiten als auch für den Hebezeugbetrieb geeignet sind oder die innerhalb weniger Minuten umgerüstet werden können. Der Hauptverband hat die einzelnen Berufsgenossenschaften darauf aufmerksam gemacht, daß die nicht umgebauten Bagger dieser Type als Hebezeug nicht mehr verwendet werden dürfen. Dadurch war ein einheitliches Vorgehen aller Technischen Aufsichtsbeamten sichergestellt. Die Bundesregierung wird sich darüber hinaus dafür einsetzen, daß die Unfallverhütungsvorschrift „Bagger" entsprechend gefaßt wird. Die Benutzer von Baggern müssen auch aus dieser Vorschrift eindeutig erkennen können, daß für Transport- und Hebearbeiten nur solche Geräte verwendet werden dürfen, die auch dafür sicherheitstechnisch geeignet sind. Soweit der vorliegende Fall Fragen aus dem Bereich der Gewerbeaufsicht aufgeworfen hat, gehe ich davon aus, daß die hierfür zuständigen Stellen der Länder bereits geeignete Schritte unternommen haben oder unternehmen werden. Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Eicher vom 9. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Zebisch (SPD) (Drucksache 7/511 Frage A 94) : Treffen Meldungen einzelner Unternehmer und Wirtschaftsverbände zu, die von einem alarmierenden Ansteigen des Krankenstands in den letzten Jahren sprechen und dafür das Lohnfortzahlungsgesetz verantwortlich machen, oder ist die Bundesregierung demgegenüber der Auffassung, daß sich das Lohnfortzahlungsgesetz voll bewährt hat? Der jahresdurchschnittliche Krankenstand in der gesetzlichen Krankenversicherung hat sich von 5,1 v. H. im Jahre 1969 auf 5,5 v. H. im Jahre 1972 erhöht. Bei den Betriebskrankenkassen ist ein stärkerer Anstieg — und hierauf gründen sich vermutlich die Meldungen über das „alarmierende Ansteigen des Krankenstandes" — zu verzeichnen, und zwar von 6,1 v. H. im Jahre 1969 auf 7,1 v. H. im Jahre 1972. Das von jeher höhere Krankenstandsniveau bei den Betriebskrankenkassen ergibt sich daraus, daß ein Teil dieser Kassen bei solchen Unternehmen besteht, deren Produktions- und Arbeitsweise eine verhältnismäßig hohe gesundheitliche Belastung oder ein größeres Unfallrisiko bewirken. Die Tendenz zu leicht. steigenden Krankenständen in den letzten Jahren dürfte u. a. mit dem Konjunkturverlauf, dem gestiegenen Arbeitstempo, der Mehrarbeit und den daraus sich ergebenden verstärkten gesundheitlichen Belastungen zusammenhängen. Hinzu kommt, daß als Folge der angespannten Arbeitsmarktsituation auch solche Arbeitnehmer in den Erwerbsprozeß eingegliedert wurden, die ein erhöhtes Krankheitsrisiko (z. B. auf Grund des Alters) aufweisen. Die Vielfalt der auf den Krankenstand einwirkenden Faktoren läßt daher eine Aussage, ob seine Veränderungen seit 1970 auf das Lohnfortzahlungsgesetz zurückzuführen sind, nicht zu. Wegen weiterer Einzelheiten zu diesem Fragenkomplex darf ich Sie auf den Erfahrungsbericht der Bundesregierung — Drucksache VI/3200 — hinweisen. Solange es nicht gelingt, diese unterschiedlichen, zum Teil auch im psychologischen Bereich liegenden Einflußgrößen zahlenmäßig sichtbar zu machen — und das dürfte sehr schwierig sein —, läßt sich ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Krankenstandes und dem Lohnfortzahlungsgesetz nicht herstellen. Trotzdem bin ich der Auffassung, daß dieses Gesetz den mit ihm angestrebten Zweck erfüllt. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold vom 9. Mai 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Ernesti (CDU/CSU) (Drucksache 7/511 Frage A 129) : Ist die Bundesregierung bereit, den vollen Wortlaut des Protests der drei westlichen Stadtkommandanten zu dem schweren Zwischenfall an der Sektorengrenze in der Nähe des Reichstags und ihre eigene Stellungnahme zu diesen Vorgängen dem Deutschen Bundes tag mitzuteilen? Der Wortlaut des Protestes der drei westlichen Stadtkommandanten zu dem schweren Zwischenfall an der Sektorengrenze in der Nähe des Reichstages lautet wie folgt: Am 27. April um 17.55 Uhr wurden Wachposten auf dem an den Bezirk Tiergarten im britischen Sektor angrenzenden Reichstagsufer in Ost-Berlin beobachtet, wie sie Schüsse abgaben, die anscheinend auf -einen Mann gerichtet waren, der versuchte, die Mauer an dieser Stelle zu übersteigen. Der Mann fiel in die Spree, und etwa zwei Stunden später wurde ein anscheinend lebloser Körper von einem ostdeutschen Patrouillenboot aus dem Wasser geborgen. Die alliierten Stadtkommandanten sind empört über diesen erneuten rücksichtslosen und unmenschlichen Gebrauch von Feuerwaffen im Herzen von Berlin. Dieser Vorfall entspricht nicht dem von allen interessierten Regierungen ,ausgedrückten Wunsche zur Vermeidung von Spannungen. Die alliierten Stadtkommandan- 1632* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Mai 1973 ten fordern die verantwortlichen Behörden auf, mehr Achtung für unschuldiges Leben zu zeigen und den weiteren derartigen Gebrauch von Schußwaffen zu vermeiden. Die Stellungnahme der Bundesregierung ergibt sich aus der Erklärung des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen vom 27. April 1973, in der er den Zwischenfall wie folgt verurteilt hat: Der Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen hat mit Empörung und Abscheu die Nachricht vom erneuten Schußwaffengebrauch zur Verhinderung einer verzweifelten Flucht erfahren. Solche Vorfälle sind unerträglich und eine ernsthafte Störung der Politik einer Entspannung, deren Glaubwürdigkeit sich darin erweist, daß der einzelne sicher vor Furcht und Gewalt bleibt. Beide Texte wurden veröffentlicht.
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    Rede von Karl-Hermann Flach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Das werde ich ganz sicher nicht. Ich habe deswegen „vor allem" gesagt, weil nämlich die Anpassung an neue Gegebenheiten und die Umstellung auf eine neue Herausforderung der Politik für solche mittleren und unteren Funktionäre noch viel schwieriger sind als für die dogmatischen Kräfte in der Führung, die es selbstverständlich auch gibt und die selbstverständlich auch eine solche Politik bremsen wollen.
    Aber, Herr Kollege Hupka, diese dogmatischen unbeweglichen Kräfte setzen doch ihre Hoffnungen im Grunde heute darauf, daß der Grundlagenvertrag scheitert oder wenigstens verzögert wird. Sie sollten alles tun, um nicht von Ihnen aus die Hoffnung dieser Kräfte zu nähren und unbewußt und ungewollt ihre Politik zu betreiben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Maximalisten in der Deutschlandfrage haben sich auf beiden Seiten zu lange unbewußt die Bälle zugespielt und damit erreicht, daß die europäische Politik und die deutsche Frage blockiert wurden, als daß wir dies weiter gestatten könnten. Alle politischen Kräfte in diesem Hause sollten ihre Energie besser darauf konzentrieren, gemeinsam die Vertragspartner zur Einhaltung der Vereinbarungen dem Geist und dem Buchstaben nach zu veranlassen, dies auch taktisch geschickt und klug zu tun und nicht, indem man nur immer laut herausschreit. Wir sollten unsere weltweiten Verbindungen nutzen, damit das geschieht.
    Ich vertraue darauf, daß es Lernprozesse hüben und drüben geben wird. Die DDR wird und muß eines Tages erkennen, daß es in ihrem wohlverstandenen Interesse liegt, sich nicht selbst durch hinhaltende und restriktive Handhabung der Verträge in die Ecke des Störenfrieds der europäischen Entspannung zu manövrieren.
    Für die Bundesrepublik gibt der Grundlagenvertrag endlich die Möglichkeit, in Wahrnehmung ihrer Interessen und in Gestaltung ihrer Beziehungen nicht länger durch krampfhaftes Festhalten an überholten und nicht durchsetzbaren Positionen eingeengt zu sein. Wir sollten uns doch endlich einmal von dieser defensiven Haltung befreien, die Jahrzehnte der Politik bestimmt hat und bei der manchen unserer Diplomaten schon das das Cocktailglas aus der Hand fiel, wenn einmal ein DDR-Diplomat erschien. Es ist doch hier mehrfach betont worden: Wir brauchen den Wettbewerb um die Ordnung und um die Ordnungssysteme nicht zu scheuen. Wer von der Überlegenheit der Freiheit und von der Kraft der Freiheit von Grund auf überzeugt ist, der braucht sich nicht defensiv zu verhalten, der braucht auch nicht in kleinliche Prestige- und Abgrenzungsdiskussionen zu gehen. Diese krankhafte Furcht und diese Abgrenzungsneurose sollten wir ruhig denen überlassen, die es nötig haben, nämlich bestimmten Kräften in der DDR.

    (Abg. Jäger [Wangen] : Das ist leider die Blindheit der Koalition, die Blindheit gegenüber den Realitäten in Deutschland!)

    Betrifft der eine Irrtum die Annahme, diese Gesamtpolitik wäre ohne oder gegen die DDR möglich,



    Flach
    so gibt es auch auf der anderen Seite einen Irrtum, der diese Politik begleitet und der weniger in diesem Hause als draußen vorhanden ist, nämlich der, die Bundesrepublik könne eine solche Politik jemals im Alleingang machen. Es macht mir Sorgen, daß das wieder stärker wird, auch bei dem jüngeren Teil unserer Bevölkerung, nämlich eine Überschätzung der eigenen Möglichkeiten und eine Überschätzung der Rolle und der Kraft des eigenen Landes, die einstmals in dem verhängnisvollen Satz gipfelte: Am deutschen Wesen wird die Welt genesen. Das habe ich auch in dem Artikel gemeint, den der Kollege Strauß hier zitiert hat, dem Artikel in der „Welt der Arbeit", nämlich, daß man glaubt, Zensuren und moralische Belehrungen über die ganze Welt hin verteilen zu müssen, als ob ausgerechnet die Geschichte des eigenen Volkes so frei von Irrtümern, von Fehlern und Verbrechen sei, daß wir uns zum Lehrmeister der Nationen eigneten.
    Wer mit Recht gegen einen weitgehend gängigen Antikommunismus einen primitiven Antikommunismus, meine ich — in der Bundesrepublik angeht, sollte sich davor hüten, in einen unreflektierten Antiamerikanismus zu verfallen. Denn diese merkwürdige Mischung von Geschichtslosigkeit und echtem moralischen Engagement, von intellektueller Arroganz und gutem Willen, von Theorieanbetung und Empireverachtung, von Friedenswillen nach außen und Aggressionsbereitschaft nach innen könnte dazu führen, diese unsere Entspannungspolitik falsch zu verstehen. Sie könnte die Interessen des eigenen Landes unterbewerten, das Potential der anderen Seite übersehen und das A und O aller Entspannungspolitik vergessen, nämlich die Notwendigkeit eines Mindestgleichgewichts der Kräfte in einem Raum.
    Meine Damen und Herren, die Opposition ist geneigt, diese Strömungen als Folge der Entspannungspolitik der Bundesregierung und der Koalition darzustellen. In Wahrheit, glaube ich, ist dies der Reflex auf eine mit anderen Vorzeichen ideologisch betriebene Ostpolitik, nämlich in der Zeit des kalten Krieges. Die damals übliche Verteufelung des potentiellen Gegners hat im psychologischen Umkehrschluß zu dem Trugschluß geführt, es gebe überhaupt keine Machtpolitik mehr auf dieser Welt oder man könne sie allein mit moralischem Engagement überwinden. Das heißt, eine zeitweise ideologische, von Kreuzzugsideen und falsch angewandten abendländischen Geschichtsbildern betrachtete Außenpolitik hat im Augenblick ihres Versagens eine wiederum — mit umgekehrten Vorzeichen — ideologisch bestimmte Außenpolitik als Wunschtraum geboren, die dem Irrtum huldigt, Spannung und Konflikt, Entspannung und Friede seien allein Funktionen gesellschaftlicher Prozesse und Produktionssysteme.
    Außenpolitik läßt sich aber auf eine illusionslose Einschätzung der Kräfteverhältnisse und der offenen und verdeckten Interessen der Beteiligten stützen.

    (Abg. Dr. Mertes [Gerolstein]: Sehr richtig!)

    Ich behaupte: Es ist das große Verdienst der Bun-
    desregierung unter Willy Brandt und Außenminister Walter Scheel, diese Betrachtung der Außenpolitik durchgesetzt zu haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Selbstverständlich ist das erste Ziel einer solchen Politik die Friedenssicherung, aber nicht allein durch moralischen Appell und schon gar nicht etwa durch eigene Wehrlosigkeit, sondern durch Schaffung von Gleichgewichtsverhältnissen und politischen Rahmenbedingungen, die Friedensbewahrung zum Hauptinteresse aller potentiellen Konfliktspartner werden läßt. Sie kann im Zeitalter kontinentaler und weltweiter Kooperationen von einer mittleren Macht wie der Bundesrepublik nicht im Sinne eines nationalen Neutralismus geführt werden, sondern einzig und allein im Verein mit den Bündnispartnern, wie das Schritt für Schritt und Folge für Folge geschehen ist.
    Denn selbstverständlich darf eine sinnvolle Friedenspolitik niemals ein Machtvakuum entstehen lassen, in das sich in einer bestimmten — nicht aktuellen, aber vielleicht denkbaren — Situation Hegemoniebestrebungen und Expansionsdrang hineinentladen könnten.

    (Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] : Sehr richtig!)

    Insoweit wäre es auf übersehbare Zeit auch illusionär, eine europäische Friedenssicherung ohne oder gegen die Vereinigten Staaten von Amerika erreichen zu wollen. Das müssen und werden auch die einsehen, die zu einer Liebeserklärung an die USA im Augenblick weder bereit noch in der Lage sind.
    Wir müssen also die Irrtümer, die diese Politik begleiten, nach beiden Seiten hin überwinden, sowohl den Irrtum, als sei diese Politik unter Ausklammerung der DDR möglich, wie den anderen — der nicht in diesem Hause, aber im Lande hier und dort vertreten wird —, als sei sie ohne die Amerikaner möglich. Wenn wir das tun, dann nähern wir uns dem Zustand einer nüchternen, illusionslosen, abwägenden, von ideologischen und emotionalen Bindungen freien Außenpolitik, dem Idealzustand einer Außenpolitik überhaupt. Ich finde, auch in unserer heutigen Diskussion ist zuviel Gefühlsmäßiges, zuviel Emotionales, ein wenig zuviel Historisches und Rechtliches immer wieder durchgeklungen, was davon ablenken und abhalten könnte, das Realistische, Nötige und Richtige zu tun.
    Aber eins geht wirklich nicht und gefährdet am Ende die Restbestände einer gemeinsamen Haltung in den Lebensfragen der Nation, nämlich diese illusionslose, auf eine nüchterne Kräfteeinschätzung beruhende Politik, die Gewicht und Gegengewicht durchaus zu setzen imstande ist, als Funktion und als Teil einer großangelegten kommunistischen Strategie zu denunzieren, wie es der Kollege Strauß gestern getan hat. Wenn wir auf diese Weise diskutieren und wenn wir uns auf dieses Niveau einlassen, dann besteht in der Tat die Gefahr, daß wir uns in diesem Hause vollends auseinanderreden und am Ende nicht den Interessen unseres Landes dienen. Man kann nicht auf der einen Seite Gemeinsamkeit fordern und auf der anderen Seite einen Ton in



    Flach
    diese Debatten hineinbringen, der Gemeinsamkeit einfach unmöglich macht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die heutige Politik ist im Gegensatz zu der Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte elastisch und dynamisch, sie ist eben nicht statisch und starr. Sie führt endlich zu einer Übereinstimmung von Zielen und Mitteln. Denn es war eine der größten Gefahren der vergangenen Jahre, daß Ziele und Mittel nicht mehr übereinstimmten, daß man auf der einen Seite verbal immer wieder die Wiedervereinigung beschwor, aber real eine Politik betrieb, die immer wieder von dieser Wiedervereinigung weggeführt hat, daß man jene Widersprüchlichkeit herstellte, indem man die Wiederherstellung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 als real ausgab und gleichzeitig als bedeutenden Erfolg feierte, daß die Russen nicht bereits am Rhein stehen, daß man auf der einen Seite die nationale Einheit in den Vordergrund der Aussagen stellte und auf der anderen Seite zur damaligen Zeit den Weg der Westeuropäischen Union ging, der natürlich diesem Ziel nicht näherführen konnte.
    Wo wären wir — das sollten wir uns vielleicht einmal vorstellen —, wenn die Weltpolitik sich so weiterentwickelt hätte, wie sie sich in den letzten Jahren weiterentwickelt hat, und die Bundesrepublik auf dem Stand von Alleinvertretungsanspruch, Hallstein-Doktrin und dem Operieren mit dem Begriff von sogenannten Phänomenen stehengeblieben wäre? Ich glaube, jedermann kann übersehen, daß die Bundesrepublik in eine unerträgliche Position hineingekommen wäre und keines ihrer entscheidenden Ziele — die europäische Einigung, das westliche Bündnis, die deutsche Einheit — in irgendeiner Form hätte erreichen können. Die Politik dieser Regierung hat die Bundesrepublik vor Schaden bewahrt. Sie wäre ohne die Ratifizierung des Grundlagenvertrages und des Beitritts zu den Vereinten Nationen Stückwerk. Wir sollten uns bemühen, sie illusionslos zu vollenden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Mattick.

(Abg. Reddemann: Bei Ihnen hat man wohl keine Redner mehr! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Mattick zweite Auflage!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt Mattick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe nicht die Absicht, auf die Ausführungen des Herrn von Stauffenberg weiter einzugehen. Ich glaube, seine Rede hat die Not der CDU ausgedrückt, und damit soll sich die CDU auseinandersetzen.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Mir liegt nur daran, an seine letzte Bemerkung anzuknüpfen, die Bundesregierung habe — so sagte er wörtlich — „ihren lieben Frieden gemacht mit denen, die den Frieden verhindern".
    Da fiel mir ein, daß eine Bundesregierung einmal ihren „lieben Frieden" gemacht hat, als es um Berlin ging: bei dem ersten Konsularabkommen unter Staatssekretär Lahr. Damals sagte man uns Berlinern, es sei uns doch wohl zuzumuten, auf einen Bundespaß und die Vertretung durch Bonn zu verzichten, wenn wir in die Ostblockstaaten fahren wollen. Das wollte ich auch Herrn Amrehn auf Grund seiner gestrigen Rede noch einmal in Erinnerung rufen.
    Den „lieben Frieden" hat der Herr Bundeskanzler damals gemacht, als der sowjetische Botschafter einige Tage nach dem Bau der Mauer bei ihm war und die Besprechung laut Presse eingeleitet wurde mit dem Bemerken des Herrn Bundeskanzlers: Besondere Probleme zwischen der Bundesregierung und der sowjetischen Regierung gibt es wohl zur Zeit nicht. Das war „lieben Frieden machen", wenn solch ein Ausdruck in diesem Zusammenhang schon berechtigt ist.
    Meine Damen und Herren, die Not der CDU liegt in der Vergangenheit. Warten war keine Politik, und Sonntagsreden brachten keine Klärung. Die CDU ist ohne Alternative. Sie sagt nein zu dem Vertrag mit der Behauptung, sie würde einen besseren Vertrag ausgehandelt haben nachdem sie selbst 20 Jahre gar nichts getan und dabei auch gar nichts erreicht hat!

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Jäger [Wangen] : Das ist die Unwahrheit!)

    Wir sagen ja zum Vertrag in dem Wissen, daß er ein Schritt ist

    (Abg. Reddemann: Ein Schritt zurück!)

    auf dem Wege zu zweckmäßigen Veränderungen. Er ist kein Ende und kein Abschluß. Er soll Dinge regeln, die notwendig sind, um überhaupt Bewegung nach vorn in die deutsche Politik zu bringen. Der Streit, der hier heute und gestern ausgetragen wurde, der Streit um die Vollkommenheit dieses Vertrages, ist meiner Ansicht nach unpolitisch. Er ist engstirnig juristisch oder — was ich mehr annehme von seiten der CDU nur eine Ausrede.
    Nein zum Grundvertrag heißt nein zu den Möglichkeiten, die nach dem Versagen in der Vergangenheit noch übriggeblieben sind, heißt Absage an unsere befreundeten Mächte und heißt vor allen Dingen ein Imstichlassen der Menschen in dem anderen Teil Deutschlands und zwischen beiden Teilen Deutschlands.
    Die CDU, meine Damen und Herren, sagt nein zum Beitritt in die UNO — wegen der DDR. Die CDU weiß, daß zwei Drittel der Mitglieder der UNO in dem Sinne, in dem die CDU die DDR als Mitglied der UNO ablehnt, nicht in der UNO sein dürften. Wer in den afrikanischen Gebieten ist denn nach Ihrer Meinung reif für die UNO? Wer ist denn nach Ihrer Meinung in Südamerika reif für die UNO? Wer ist denn nach Ihrer Meinung reif für die UNO in den Ostblockländern oder in Spanien, Portugal und Griechenland, wenn Sie die Frage der Mitgliedschaft in der UNO so sehen?

    Mattick
    Die CDU weiß, daß der Beitritt zur UNO sowohl für die DDR als auch für die Bundesrepublik keine Auszeichnung bedeutet, sondern das Ende einer Periode, nämlich der Nachkriegsperiode mit ihrer Diffamierung der Kriegsgegner.
    Die UNO ist keine Anstalt einer moralischen Gemeinsamkeit oder einer moralischen Gemeinschaft. Die UNO ist eine Gemeinschaft mit dem Ziel, eine friedliche Welt zu entwickeln. Daher sind auch so viele Staaten in der UNO, die z. B. in bezug auf die Menschenrechte eigentlich gar keine Beziehung zu dieser UNO haben. Das müßten Sie sehen, wenn Sie die Frage der Mitgliedschaft in der UNO untersuchen.
    Die UNO sollte eine Verpflichtung für ihre Mitglieder werden, und in diese Verpflichtung tritt dann auch die DDR ein, und in diesem Sinne ist die DDR dann auch zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie Mitglied der UNO geworden ist. Und ich glaube, wir selbst werden dann, wenn wir in der UNO sind, auch eine neue Plattform der Auseinandersetzung über die Frage der Menschenrechte überhaupt haben.