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    Deutscher Bundestag 13. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Erhard 495 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 495 A Erweiterung der Tagesordnung 496 B Amtliche Mitteilungen 496 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (SPD, FDP) (Drucksache 7/173) — Erste Beratung — Schmidt, Bundesminister (BMF) . . 497 A Dr. Sprung (CDU/CSU) 499 C Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 502 B Dr. Arndt (Berlin) (SPD) 505 D Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Vermittlungsausschusses (Drucksache 7/174) 508 A Wahl der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland im Europäischen Parlament (Drucksache 7/175) 508 A Fragestunde (Drucksache 7/156) Frage A 1 des Abg. Walther (SPD) : Presseberichte betr. die Betreuung von ehemaligen DDR-Häftlingen Herold, Parl. Staatssekretär (BMB) 508 B, D Walther (SPD) 508 D Frage A 7 des Abg. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) : Durchführung der Berufsgrundbildungsjahr-Anrechnungs-Verordnung Zander, Parl. Staatssekretär (BMBW) 509 A, B Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . . 509 B Frage A 8 des Abg. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) : Bedenken des „Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung" und „Vorschläge für die Durchführung vordringlicher Maßnahmen" der BundLänder-Kommission für Bildungsplanung Zander, Parl. Staatssekretär (BMBW) 509 C, D, 510 A Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . . 509 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 Fragen A 38 und 39 des Abg. Dr. Emmerlich (SPD) : Realisierung der Verpflichtungen von Unterhaltsschuldnern bei häufigem Wechsel des Arbeitsplatzes — Erstrekkung von Pfändungs- und Überweisungsbeschlüssen auf künftige Arbeitsverhältnisse des Schuldners Dr. Bayerl, Parl. Staatssekretär (BMJ) 510 B, 511 A, B Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 510 D, 511 A Nordlohne (CDU/CSU) 511 B Frage A 40 des Abg. Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Einführung einer gesetzlichen Haftpflicht für Schäden durch sogenannte Kunstfehler bei ärztlichen Leistungen Dr. Bayerl, Parl. Staatssekretär (BMJ) 511 B, D, 512 A Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 511 D Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 512 A Frage A 42 des Abg. Dr. Jobst (CDU/ CSU) : Lohnforderungen der Arbeitnehmer bei Konkurs des Betriebes Dr. Bayerl, Parl. Staatssekretär (BMJ) 512 B, D Dr. Jobst (CDU/CSU) 512 D Frage A 78 des Abg. Dr. Wörner (CDU/ CSU) : Berücksichtigung der herausgehobenen Dienststellung und der besonderen Verantwortung der Kompanie- und Batteriefeldwebel in Besoldung und Beförderung Berkhan, Parl. Staatssekretär (BMVg) 513 A, B Dr. Wörner (CDU/CSU) 513 B Frage A 79 des Abg. Grobecker (SPD) : Lieferung von Flugzeugen des Typs Hawker Siddely 748 für Zwecke der Flugvermessung Berkhan, Parl. Staatssekretär (BMVg) 513 C,D, 514 A,C Grobecker (SPD) . . . . . 513 D, 514 A Dr. Wörner (CDU/CSU) 514 B Frage A 80 des Abg. Reiser (SPD) : Verteilung der Broschüre ,,Verteidigung + Entspannung = Sicherheit" an Lehrer Berkhan, Parl. Staatssekretär (BMVg) 514 C, 515 A, B, D Reiser (SPD) . . . . . . . . 514 D Damm (CDU/CSU) 515 B Biehle (CDU/CSU) 515 C Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . 515 D Fragen A 81 und 82 des Abg. Möhring (SPD) : Kauf von gebrauchten Bundeswehr-Uniformteilen Berkhan, Parl. Staatssekretär (BMVg) 516B, D, 517 A, B, C Möhring (SPD) 516 C, D Heyen (SPD) . . . . . . . . 517 B Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 517 C Frage A 6 des Abg. Härzschel (CDU/CSU) : Übereinkunft zwischen den Rundfunkanstalten und der Deutschen Bundespost betr. die Errichtung von Füllsendern Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär (BMFT/BMP) 518 A, B, C Härzschel (CDU/CSU) 518 A, B Biehle (CDU/CSU) 518 C Fragen A 55 und 56 des Abg. Biehle (CDU/CSU) : Pressemeldungen über Gasvergiftungen in Playa del Inglés auf den Kanarischen Inseln Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) . 518 D, 519 A, B, C Biehle (CDU/CSU) 519 A, B Frage A 58 des Abg. Immer (SPD) : Einstellung der Förderung strukturschwacher Gebiete nach dem Investitionsförderungsprogramm zugunsten bisher benachteiligter Gebiete Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 519 D, 520 A Immer (SPD) . . . . . . 519 D, 520 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 Frage A 59 des Abg. Kahn-Ackermann (SPD) : Förderungsmaßnahmen in den traditionellen Schwerpunkten des südbayerischen Fremdenverkehrs Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 520 B, C Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 520 C Fragen A 62 und 63 der Abg. Frau Dr. Riedel-Martiny (SPD) : Gemeinsame Aktionen des Interministeriellen Ausschusses für Verbraucherfragen, des Verbraucherausschusses beim Bundesernährungsminister, des Länderausschusses für Verbraucherfragen und des Verbraucherbeirats — Leistungen des Verbraucherbeirats Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) . 520 D, 521 A, B, C Frau Dr. Riedel-Martiny (SPD) . . 521 A, C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 521 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 523* A Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl (BMJ) auf die Frage A 45 — Drucksache 7/77 — des Abg. Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) betr. Entschädigung von Verbrechensopfern . . . . . . . 523* C Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Frage A 158 — Drucksache 7/77 — des Abg. Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) betr. eine wissenschaftliche Arbeit von Karl Wilhelm Fricke über die politische Verfolgung in der DDR . . . 523* C Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Fragen A 159 und 160 — Drucksache 7/77 — des Abg. Dr. Schneider (CDU/CSU) betr. Eingliederung der von der „DDR" amnestierten Häftlinge in der Bundesrepublik Deutschland — Straftaten und Strafhöhe . . . . . . . . . . 523* D Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Fragen A 161 und 162 — Drucksache 7/77 — des Abg. Rollmann (CDU/CSU) betr. Zahl der wegen krimineller Straftaten verurteilten und in die Bundesrepublik Deutschland entlassenen DDR-Häftlinge — Höhe des für die Freilassung dieser Häftlinge gezahlten Betrages 524* D Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Frage A 163 — Drucksache 7/77 — des Abg. Niegel (CDU/CSU) betr. Belästigung von Bundesbürgern durch Organe der DDR . . . . . . . . . 525* A Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff (BMFT/BMP) auf die Fragen A 165 und 166 — Drucksache 7/77 — des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) betr. Zielvorstellungen der Bundesregierung für ein mittel- und langfristiges Raumfahrtprogramm — Trägerraketen Europa II und III, PostApollo-Programm und Bildung einer zentralen europäischen Raumfahrtbehörde . 525* C Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff (BMFT/BMP) auf die Fragen A 167 und 168 — Drucksache 7/77 — der Abg. Frau Dr. Walz (CDU/CSU) betr. Bemerkungen des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1970 — Folgerungen der Bundesregierung hieraus und aus den Beschlüssen des Haushaltsausschusses — Beschluß der Bundesregierung betr. die vom Bund geförderten kleinen und mittleren Forschungsinstitute und Forschungsstellen 526* B Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff (BMFT/BMP) auf die Frage A 171 — Drucksache 7/77 — des Abg. Pawelczyk (SPD) betr. Betriebsversuch zur Einstellung der Postzustellung an Samstagen . . 526* D Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMBW) auf die Fragen A 173 und 174 — Drucksache 7/77 — des Abg. Dr. Jenninger (CDU/CSU) betr. Vereinbarungen über die gemeinsame Durchführung der Abschlußprüfung in anerkannten Ausbildungsberufen — Novellierung des Berufsbildungsgesetzes . . . . . . . . 527* A Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMBW) auf die Fragen A 175 und 176 — Drucksache 7/77 — des Abg. Dr. Hammans (CDU/CSU) betr. Mißstände in der Aus- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 bildungsförderung für Auszubildende mit Familie und Eintreten der Sozialhilfeträger für Lücken in der staatlichen Ausbildungsförderung 527* C Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMBW) auf die Frage A 179 — Drucksache 7/77 — des Abg. Anbuhl (SPD) betr Informationen über die Möglichkeiten des Bundesausbildungsförderungsgesetzes für Schüler 527* D Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMBW) auf die Fragen A 180 und 181 — Drucksache 7/77 — des Abg. Baier (CDU/ CSU) betr. Wohnheimplätze für Studenten — „Düsseldorfer Wohnheimplan" des Deutschen Studentenwerks — Behebung der Wohnungsnot der Studenten . . . 528* A Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Porzner (BMF) auf die Fragen B 20 und 21 — Drucksache 7/77 — des Abg. Link (CDU/ CSU) betr. Mineralölsteuerbefreiung für mit Dieselöl betriebene Wassersportfahrzeuge 528* C Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Porzner (BMF) auf die Fragen B 22 und 23 — Drucksache 7/77 — des Abg. Dr. Waigel (CDU/CSU) betr. Einbeziehung der Wanderimkereien in das Gasöl-Verwendungsgesetz 529* A Anlage 16 Zusätzliche Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann (BML) auf die Zusatzfrage des Abg. Dreyer (CDU/CSU) betr. den Übergangscharakter der EWG-Verordnung 974/71 529* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 495 13. Sitzung Bonn, den 14. Februar 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 14.00 Uhr
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    Berichtigung 10. Sitzung, Seite 345 A, Zeile 20: Zwischen den Wörtern „Kriegseintritt" und „übernommenen" ist einzufügen „und durch Kriegsausgang". 12. Sitzung, Seite 440 A, zwölfte Zeile der Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl: statt „Mieter" „Vermieter". Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach* 16.2. Adams * 16.2. Dr. Aigner * 16.2. Dr. Artzinger * 16.2. von Alten-Nordheim 12.3. Dr. Bangemann 24.2. Dr. Becker (Mönchengladbach) 14.2. Behrendt * 16. 2. Dr. von Bismarck 14.2. Bremer 14.2. von Bockelberg 14.2. Buchstaller 17. 2. Dr. Burgbacher * 16.2. Engholm 14.2. Fellermaier * 16.2. Flämig * 16.2. Gerlach (Emsland) * 16.2. Dr. Häfele 14.2. Dr. Jahn (Braunschweig) * 16.2. Kiep 23.2. Köster 14.2. Dr. Kreile 16.2. Freiherr von Kühlmann-Stumm 18. 2. Lange * 16.2. Lautenschlager * 16.2. Lemmrich*** 16.2. Lücker (München) * 16. 2. Dr. Martin 17. 2. Memmel* 16.2. Frau Dr. Orth * 16.2. Pieroth 14.2. Scheu 14.2. Schmöle 14.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 16.2. Dr. Schulz (Berlin) 23.2. Schwabe * 16.2. Dr. Schwörer * 16.2. Seefeld* 16.2. Springorum * 16.2. Dr. Starke (Franken) * 16.2. Dr. Todenhoefer 15.3. Vogt 14.2. Dr. Wagner (Trier) * 14.2. Weber (Heidelberg) 17.2. Frau Will-Feld 24.2. Wischnewski 23.2. Wolfram* 16.2. Baron von Wrangel 24. 2. Dr. Zeitel 14.2. Zoglmann 14.2. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 1. Februar 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Frage A 45) : Ist damit zu rechnen, daß die Bundesregierung Vorschläge erarbeiten wird, die eine Entschädigung der Opfer von Verbrechen aus öffentlichen Mitteln zum Ziel haben? Die Bundesregierung mißt der Entschädigung von Verbrechensopfern große Bedeutung bei. Inzwischen haben wir zusammen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung einen Gesetzentwurf ausgearbeitet. Zur Zeit wird dieser Entwurf mit allen Beteiligten abgestimmt. Wir sind bemüht, den Gesetzentwurf so rasch als möglich im Bundestag einzubringen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold vom 2. Februar 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Frage A 158) : Welche Bewandtnis hat es mit einer wissenschaftlichen Arbeit von Karl Wilhelm Fricke über die politische Verfolgung in der DDR, deren Druckfahnen nach einer Meldung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 5. Januar 1973 in den Schubladen des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen vergilben? Die Darstellung zu dem Komplex der politischen Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. in der DDR seit 1945 ist bisher noch nicht abgeschlossen. Der von Ihnen genannte Publizist arbeitet seit 1960 an dieser sehr umfangreichen Dokumentation, von der einige Teile vorliegen. Eine Entscheidung darüber, ob und in welcher Form die Arbeit veröffentlicht oder auf andere Weise zugänglich gehalten wird, ist noch nicht getroffen, weil zuvor das Gesamtwerk einer kritischen Würdigung unterzogen werden muß. In diesem Sinne hat Bundesminister Franke den Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages bereits am 29. Mai 1970 unterrichtet. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold vom 1. Februar 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schneider (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen A 159 und 160) : 524* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 Treffen Pressemeldungen zu, daß bei der Eingliederung der von der „DDR" amnestierten Häftlinge in die Bundesrepublik Deutschland Schwierigkeiten aufgetreten sind, welcher Art waren diese Schwierigkeiten, und mit welchen Maßnahmen versucht die Bundesregierung die gesellschaftliche Eingliederung der „DDR"- Häftlinge zu erleichtern? Ist der Bundesregierung bekannt, auf Grund welcher Taten und zu welchen Strafen die Häftlinge in der „DDR" im einzelnen verurteilt wurden? Zu Frage A 159: Nach den Feststellungen des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit sind bisher keine Schwierigkeiten bei der beruflichen Eingliederung der von der DDR amnestierten Häftlinge bekanntgeworden. Den Amnestierten stellt die Bundesanstalt ihre Beratungs- und Vermittlungsdienste sowie die erforderlichen finanziellen Hilfen nach dem Arbeitsförderungsgesetz gezielt zur Verfügung. Das sind u. a. Eingliederungsbeihilfen, Einarbeitungszuschüsse und Leistungen zur Förderung der beruflichen Bildung. Die Bundesanstalt für Arbeit hat dafür im Notaufnahmelager Gießen eine besondere Außenstelle eingerichtet. Diese stellt auch den Kontakt zum Arbeitsamt am neuen Wohnort des Amnestierten her. Alle Personen, die das Notaufnahmelager verlassen, erhalten die Begrüßungsgabe der Bundesregierung in Höhe von 150,00 DM. Bis zur Arbeitsvermittlung zahlen die örtlichen Arbeitsämter Arbeitslosengeld. Soweit die Amnestierten zuletzt aus politischen Gründen in Haft waren, erhalten sie in den meisten Ländern schon vor der Ausstellung der Häftlingsbescheinigung die für sie im Heimkehrergesetz vorgesehenen Leistungen (200,00 DM Entlassungsgeld, 300,00 DM Übergangsbeihilfe). Nach endgültiger Feststellung der Häftlingseigenschaft stehen ihnen die Leistungen nach dem Häftlingshilfegesetz zu. Unabhängig hiervon erhalten alle aus der DDR kommenden Personen, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen, Leistungen nach dem Lastenausgleichsgesetz, dem Flüchtlingshilfegesetz, dem Bundesausbildungsförderungsgesetz und anderen einschlägigen Betreuungsgesetzen. Zu Frage A 160: Die Bundesregierung hat keine amtlichen oder anderweitig verbindlichen Unterlagen über Straftaten und Strafhöhe der in die Bundesrepublik ausgereisten amnestierten DDR-Bürger. Sie ist im wesentlichen auf die eigenen Angaben der Entlassenen angewiesen, die nach ihrem Eintreffen mehrfach eingehend über ihre persönlichen Verhältnisse befragt werden. Das Risiko, auf diese Weise die Unwahrheit zu erfragen, ist erfahrungsgemäß gering, da die Befragten unter dem Eindruck der für sie meist völlig neuen Lebensverhältnisse in der Regel mitteilungsbereit sind. Die so gewonnenen Aussagen haben sich in den meisten Fällen als zuverlässig erwiesen. Die erste Überprüfung der in der Zeit vom 7. November bis 15. Januar in Sammeltransporten in der Bundesrepublik eingetroffenen 1771 amnestierten DDR-Bürger hat folgendes ergeben: Die Mehrzahl der Entlassenen von rd. 87 °/o war in der DDR zuletzt wegen politischer Straftaten verurteilt. Ein kleinerer Teil dieses Personenkreises hatte daneben nichtpolitische Vorstrafen oder war zuletzt auch in Haft wegen nichtpolitischer Straftaten, die im Zusammenhang mit politischen Straftaten standen. 13 % der Entlassenen waren wegen nichtpolitischer Straftaten verurteilt. Unter den politischen Straftatbeständen steht versuchte Republikflucht und Beihilfe zur Republikflucht im Vordergrund. Ferner treten Spionage, Fahnenflucht, Hetze und Staatsverleumdung, Gefangenenmeuterei und verwandte Tatbestände auf. Unter den nichtpolitischen Tatbeständen überwiegen Eigentums- und Vermögensdelikte, meistens im einfachen Fall. Verurteilungen erfolgten ferner wegen Körperverletzung, Arbeitsbummelei, Widerstand gegen staatliche Organe, in geringem Umfang auch wegen anderer Vergehen. Verurteilungen wegen Kapitalverbrechen sind nicht bekanntgeworden. Die Strafhöhe der amnestierten Freiheitsstrafen lag bei rd. 75 Prozent der Entlassenen unter 2 Jahren Freiheitsentzug. Etwa 25 Prozent hatten Strafen von mehr als 2 Jahren Freiheitsentzug erhalten. Vereinzelt waren Freiheitsstrafen von mehr als 10 Jahren oder lebenslänglich verhängt worden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold vom 1. Februar 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen A 161 und 162) : Wie viele der auf Grund von Verhandlungen in der letzten Zeit freigelassenen und in die Bundesrepublik Deutschland entlassenen DDR-Häftlinge sind wegen eindeutig krimineller Straftaten verurteilt worden? Welchen Betrag hat die Bundesrepublik Deutschland für die Freilassung dieser Häftlinge an die DDR-Regierung geleistet? Zu Frage A 161: Im Rahmen der mit Beschluß des Staatsrats der DDR vom 6. Oktober 1972 verkündeten Amnestie sind 316 ehemalige Häftlinge, die überwiegend ihren Wohnsitz vor der Inhaftierung in der Bundesrepublik oder in Berlin (West) gehabt haben, als Einzelreisende in den Westen entlassen worden. Unter diesen ehemaligen Häftlingen waren — soweit bekannt — 8 wegen nichtpolitischer Delikte verurteilt. In der Zeit vom 7. November 1972 bis 15. Januar 1973 konnten ferner 1 771 ehemalige DDR-Bürger, die im Rahmen der Staatsratamnestie vom 6. Oktober 1972 auf freien Fuß gesetzt worden waren, in Sammeltransporten in die Bundesrepublik ausreisen. Die Mehrzahl dieser Entlassenen von rd. 87 % war in der DDR zuletzt wegen politischer Straftaten verurteilt. Ein kleinerer Teil dieses Personenkreises hatte daneben nichtpolitische Vorstrafen oder war zuletzt auch in Haft wegen nicht politischer Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 525' Straftaten, die im Zusammenhang mit politischen Straftaten standen. 13% der Entlassenen waren wegen nichtpolitischer Straftaten verurteilt. Zu Frage A 162: Die Freilassung der Häftlinge ist aufgrund des Amnestie-Erlasses des Staatrats der DDR vom 6. Oktober 1972 erfolgt. Erlaß und Durchführung der Amnestie sind von der DDR in keiner Form von Gegenleistungen der Bundesregierung abhängig gemacht worden. Für die Freilassung dieser Häftlinge ist somit von der Bundesregierung keine Gegenleistung erbracht worden. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold vom 1. Februar 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Frage A 163): Hat die Bundesregierung bei ihren bisherigen Verhandlungen dafür Sorge getragen oder was wird sie veranlassen, daß Bundesbürger bei Reisen in die „DDR" nicht durch Organe der .,DDR" belästigt werden oder um ihre persönliche Freiheit bzw. um ihr mitgeführtes Eigentum fürchten müssen? Zunächst erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß der Reiseverkehr zwischen den beiden deutschen Staaten im vergangenen Jahre ein beachtliches Ausmaß erreicht und gegenüber dem Vorjahr erheblich zugenommen hat. Auch ohne Berücksichtigung der Tagesbesuche in Ostberlin sind 1972 rund 1,5 Millionen Westdeutsche in die DDR gereist, dies ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um mehr als 250 000 Personen. Im Zusammenhang mit dem Inkrafttreten des Verkehrsvertrages ist in der DDR am 16. Oktober 1972 ein Gesetz verabschiedet worden, wonach das ungenehmigte Verlassen der DDR vor dem 1. Januar 1972 nicht mehr strafbar ist. Im allgemeinen erteilen die DDR-Behörden unerwünschten Personen oder solchen, die mit einer Strafverfolgung rechnen müßten, keine Einreisegenehmigung. In der Regel braucht niemand, der die Einreisegenehmigung erhalten hat, um seine persönliche Freiheit zu fürchten. In Ihrer Frage heben Sie offenbar darauf ab, daß die Personen- und Gepäckkontrolle durch die DDR- Behörden bei der Ein- und Ausreise häufig kleinlich gehandhabt werden. Die Bundesregierung hat sich bisher — und wie ich meine mit Erfolg — um eine Verbesserung des Reiseverkehrs zwischen den beiden deutschen Staaten bemüht, sie wird dies auch künftig tun und sie geht davon aus, daß im Zuge der Normalisierung des Verhältnisses zwischen den beiden deutschen Staaten auch manche der derzeitigen Schwierigkeiten entfallen werden. Im übrigen werden nach Einrichtung der ständigen Vertretungen manche Probleme besser als bisher bereinigt werden können. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff vom 1. Februar 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Frage A 165 und 166) : Welche Zielvorstellungen hat die Bundesregierung für ein mittel- und langfristiges Raumfahrtprogramm im nationalen europäischen und transatlantischen Bereich, und wie gedenkt sie die Abstimmung von Basis- und Projektprogramm zu gestalten? Welche Stellung nimmt die Bundesregierung insbesondere zu den Fragen der Weiterentwicklung der Trägerrakete Europa II, die Aufnahme der Entwicklung der Trägerrakete Europa III, der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Post-Apollo-Programm und der Bildung einer zentralen europäischen Raumfahrtbehörde? Zu Frage A 165: Das Weltraumprogramm der Bundesrepublik Deutschland ist auf die folgenden Hauptziele ausgerichtet: — Wirtschaftliche Nutzung der Weltraumtechnik — Wissenschaftliche Erforschung des Weltraums Die Anwendungsmöglichkeiten der Weltraumtechnik sowie die wissenschaftliche Forschung im Weltraum haben vorwiegend internationalen Charakter. Die notwendigen Hilfsmittel sind äußerst kostenintensiv, so daß auch aus diesem Grund ein Zwang zu internationaler Zusammenarbeit besteht. Außerdem lassen sich die in den verschiedenen Industrienationen verfügbaren geistigen und materiellen Kapazitäten im Rahmen von Gemeinschaftsprojekten mit größerer Wirtschaftlichkeit ausnutzen. Die Weltraumprojekte sollen deshalb weitestgehend in internationaler Zusammenarbeit durchgeführt werden und zwar primär in europäischer Zusammenarbeit. Die Europäische Weltraumkonferenz hat daher am 20. Dezember 1972 unter Mitwirkung der deutschen Delegation neben der Bildung einer einheitlichen europäischen Weltraumorganisation unter anderem beschlossen, die europäischen, nationalen Weltraumprogramme so weitgehend und so bald wie sinnvoll möglich in ein gesamteuropäisches Weltraumprogramm zu integrieren und eine Rationalisierung der verschiedenen Satellitenprogramme herbeizuführen. Die Bundesregierung befürwortet darüber hinaus die atlantische Zusammenarbeit, insbesondere durch Beteiligung am Post-Apollo-Programm der NASA. Dies sollte auch nach dem Beschluß der ESC vom 20. Dezember 1972 bevorzugt durch die Zusammenarbeit der einheitlichen europäischen Weltraumorganisation mit entsprechenden amerikanischen Organisationen erfolgen, d. h. die bilaterale Zusammenarbeit einzelner europäischer Staaten mit den USA soll zunehmend in eine multilaterale atlantische Zusammenarbeit übergehen. Unabhängig von der Frage der Durchführung im nationalen oder internationalen Rahmen soll das Basisprogramm sich aus den Erfordernissen des Projektprogramms ableiten. Zu Frage A.166: Zur Beantwortung dieser Frage darf ich auf die Beschlüsse der Europäischen Weltraumkonferenz vom 20. Dezember 1972 in Brüssel verweisen. 526* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 Danach wurde aus technischen, wirtschaftlichen und finanziellen Gründen das Projekt Europa III ab 1. Januar 1973 eingestellt. Im Prinzip wurde ein französischer Vorschlag gebilligt, im europäischen Rahmen eine billigere und technisch weniger anspruchsvolle Trägerrakete der Europa III-Klasse entwickeln zu lassen. Die organisatorische Durchführung sowie die Frage, welche europäische Staaten außer Frankreich, das 60 % der Kosten übernimmt, sich daran beteiligen werden und wie die Finanzierung dieses Projekts im einzelnen aussehen wird, ist noch nicht entschieden. Die Europäische Weltraumkonferenz hat ferner beschlossen, auch einer europäischen Beteiligung am amerikanischen Post-Apollo-Programm im Prinzip zuzustimmen, und zwar in Form der Entwicklung des „Sortie Laboratory" (Forschungs- und Anwendungsmodule) in Europa und durch die Europäer. Auch hier ist die Frage, welche Staaten sich nach welchem Beitragsschlüssel beteiligen, noch offen. An den z. Z. laufenden vorbereitenden Arbeiten beteiligen sich jedoch schon Belgien, Italien, Spanien und die Bundesrepublik Deutschland. Die Europäische Weltraumkonferenz hat weiterhin beschlossen, die Weltraumorganisationen ESRO und ELDO bis zum 1. Januar 1974 zu einer einheitlichen europäischen Weltraumorganisation zu verschmelzen. Damit ist ein von der Bundesrepublik Deutschland seit langem verfolgtes Ziel festgelegt worden. Die organisatorischen Arbeiten für die Gründung einer einheitlichen europäischen Weltraumorganisation sind angelaufen. Eine Übereinstimmung, das Europa II-Programm einzustellen, ist bei den deutsch-französischen Konsultationen am 23. Januar 1973 in Paris erzielt worden. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff vom 1. Februar 1973 auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Walz (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen A 167 und 168) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Aussage des Bundesrechnungshofes (Bemerkungen des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1970, Seite 101) „Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, daß die mehrjährigen Bemühungen des Bundesministers, den Wünschen von Haushaltsausschuß, Bundesregierung und Wissenschaftsrat gerecht zu werden, bisher keinen wesentlichen Erfolg gehabt haben. Weder die Zahl der Zuwendungsempfänger, noch der Verwaltungsaufwand ist geringer geworden; zahlreiche Einrichtungen werden weiterhin im Wege der Mischfinanzierung unterhalten, auch wenn entsprechende Vereinbarungen nicht getroffen worden sind", und welche Folgerungen hat die Bundesregierung aus den Beschlüssen des Haushaltsausschusses wie auch aus den Bemerkungen des Bundesrechnungshofes für die praktische Arbeit gezogen? In welchem Umfang ist der Beschluß der Bundesregierung vom 26. August 1966 über die Vielzahl der vom Bund geförderten kleinen und mittleren Forschungsinstitute und Forschungsstellen durch den Bundesminister für Bildung und Wissenschaft durchgeführt worden? Zu Frage A 167: Aufgrund der Beschlüsse des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages hat die Bundesregierung zunächst Einzelverhandlungen mit den Ländern einzuleiten versucht, die Länder lehnten diese jedoch mit dem Hinweis auf die Flurbereinigungsverhandlungen ab, in denen diese Fragen geklärt werden sollten. In den derzeitigen Bund-Länder-Verhandlungen betr. den Abschluß einer Vereinbarung gem. Artikel 91 b GG sind die Institute, die haushaltsmäßig über der Bagatellgrenze von 1 Million DM liegen, Verhandlungsgegenstand für eine gemeinsame Finanzierung. Ich habe meinerseits die Abgabe zahlreicher kleiner wissenschaftlicher Einrichtungen der DFG angeboten; dies bringt zwar noch keine Lösung hinsichtlich der Mischfinanzierung, wohl aber erhoffe ich eine sachgerechtere verwaltungsmäßige Konzentration. Die Verhandlungen hierüber sind zwischen Bund und Ländern noch nicht abgeschlossen. Zu Frage A 168: Da die meisten der Forschungseinrichtungen, für die eine Umstellung auf Projektförderung oder eine Aufhebung durch den Beschluß vom 26. August 1966 gefordert war, in Mischfinanzierung mit den Ländern betrieben werden, sind für die Durchführung Verhandlungen zwischen Bund und Ländern erforderlich. Diese Verhandlungen laufen noch im Rahmen der angestrebten Bund-Länder-Vereinbarung gem. Artikel 91 b GG. Eine eingehendere Stellungnahme der Bundesregierung wird auf den Bericht des Bundesrechnungshofes, Drucksache 593/72 erfolgen und im Rechnungsprüfungsausschuß behandelt werden. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff vom 1. Februar 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Pawelczyk (SPD) (Drucksache 7/77 Frage A 171): Ist die Bundesregierung bereit, einen Betriebsversuch zur Einstellung der Postzustellung an Samstagen im Bereich der Oberpostdirektion Hamburg durchzuführen? Im Rahmen des Gesamtkomplexes „Wegfall der Samstagzustellung" wird auch die Frage regionaler Betriebsversuche geprüft. Zur Frage des örtlichen und zeitlichen Ablaufs eine derartigen Betriebsversuchs kann ich erst Stellung nehmen, wenn dafür die notwendige Abstimmung mit dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, den Gewerkschaften, den Personalräten und auch mit der Wirtschaft getroffen ist. Für den Fall, daß die Zustellung der normalen Sendungen am Samstag eingestellt werden kann, muß insbesondere die Zustellung der Zeitungen und Zeitschriften neu organisiert werden. Dies ist notwendig, da die sogenannte normale Post nach der derzeitigen Betriebsorganisation, gemeinsam mit den Zeitungen usw. zugestellt wird, diese aber im Verhältnis zur normalen Post den geringeren Anteil darstellen. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 527e Ein weiteres Problem liegt darin, daß die am Samstag ankommende, aber nicht mehr zugestellte Post nun am Montag gemeinsam mit der bisherigen Montagspost abgetragen werden muß. Wegen Arbeitszeitvorschriften wird es sich wahrscheinlich nicht vermeiden lassen, daß die Zustellbezirke für den Montag neu abzugrenzen sind. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß das Problem „Wegfall der Samstagzustellung" natürlich auch Auswirkungen auf die Zustellorganisation des Paket- und Päckchendienstes für den Montag hat. Bei dieser Sachlage hoffe ich auf Ihr Verständnis, daß mir eine ausgewogene und begründete Stellungnahme erst dann möglich ist, wenn für die hier aufgezeigten Fragen und Probleme eine allseits befriedigende Lösung sich abzeichnet. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander vom 2. Februar 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen A 173 und 174): Ist der Bundesregierung bekannt, daß auf Grund des Berufsbildungsgesetzes in einigen Ländern, z. B. in Baden-Württemberg, Vereinbarungen zwischen den Kultusministerien und den zuständigen Stellen über die gemeinsame Durchführung der Abschlußprüfung in anerkannten Ausbildungsberufen in der Weise geschlossen worden sind, daß in den meisten Fällen nicht mehr die Schulnote, sondern nur nodi die Abschlußnote der Prüfungsausschüsse, d. h. also nur noch die Prüfungsleistung als Kriterium bei der Gesamtbenotung maßgebend sein soll? Beabsichtigt die Bundesregierung, eine alsbaldige Novellierung des Berufsbildungsgesetzes herbeizuführen mit dem Ziel, diese Benachteiligung gegenüber den Berufsschülern zu beseitigen? Der Bundesregierung ist bekannt, daß in Baden-Württemberg und in Hamburg Vereinbarungen zwischen den Kultusverwaltungen und den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern als nach dem Berufsbildungsgesetz zuständigen Stellen über eine gemeinsame Durchführung der Abschlußprüfung in anerkannten Ausbildungsberufen getroffen worden sind. Zweck der Vereinbarungen soll es nach Kenntnis der Bundesregierung sein, die schulischen Prüfungserfahrungen und Prüfungsergebnisse für die Prüfungen der zuständigen Stellen zu nutzen. Dabei gehen die Vorstellungen in Baden-Württemberg weiter als in Hamburg. In Baden-Württemberg soll im Grunde erreicht werden, daß die dort übliche Berufsschulabschlußprüfung gleichzeitig als Teil der Kammerabschlußprüfung angesehen wird. In Hamburg wird der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung im wesentlichen eingeräumt — die Erstellung der Prüfungsaufgaben für die schriftliche Prüfung, — die Durchführung der schriftlichen Prüfung und — ein diesen Prüfungsteil betreffendes, den Prüfungsausschuß der zuständigen Stelle aber nicht bindendes Vorschlagsrecht für die Noten. Die Anfrage geht offenbar davon aus, daß die Vereinbarungen das Gewicht der Berufsschulen bei den Abschlußprüfungen minderten und daß sie bei der Berücksichtigung der Schulnoten nicht weit genug gingen. Tatsächlich berücksichtigen die Vereinbarungen jedoch die schulischen Leistungen der Auszubildenden in größerem Umfang, als es das Berufsbildungsgesetz verlangt. Die Bundesregierung wird bei der Neufassung des Berufsbildungsgesetzes diese Fragen eingehend und in gründlichen Diskussionen mit allen Beteiligten prüfen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander vom 2. Februar 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hammans (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen A 175 und 176): Gedenkt die Bundesregierung schnellstens etwas gegen die Mißstände in der Ausbildungsförderung zu unternehmen, die nach II 12, 13 Bundesausbildungsförderungsgesetz für Auszubildende mit Familie gegeben sind, um in Zukunft den Lebensunterhalt der Familie des Auszubildenden sicherzustellen? Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß die Sozialhilfeträger neben der sozialen Sicherung auch für Lücken in der staatlichen Ausbildungsförderung einzutreten und damit Folgekosten der staatlichen Bildungspolitik zu übernehmen haben? Die Bundesregierung beabsichtigt gegenwärtig nicht, den bisherigen Zustand in dieser Frage zu ändern. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander vom 2. Februar 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Anbuhl (SPD) (Drucksache 7/77 Frage A 179): Teilt die Bundesregierung meine Meinung, daß viele junge Leute im nichtstudentischen Bereich des Bildungswesens die Möglichkeiten des Bundesausbildungsförderungsgesetzes aus Mangel an umfangreicher Information nicht nutzen? Es gibt wahrscheinlich solche Fälle. Die Bundesregierung hat aber seit der Verkündung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes im August 1971 die 'Öffentlichkeit durch Herausgabe von breit gestreutem Informationsmaterial wiederholt auf die Möglichkeiten dieses Gesetzes hingewiesen. So hat das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem bis Dezember 1972 zuständigen Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit Faltblätter, Informationsbroschüren und Textausgaben — zum Teil in großen Auflagen — hergestellt und verteilt. Auch die Tageszeitungen haben über das Ausbildungsförderungsgesetz und seine Möglichkeiten für Schüler und Studenten berichtet. Die Bundesregierung darf daher davon ausgehen, daß nicht nur Studenten, sondern auch Eltern, Schüler und Lehrer wenigstens so weit unterrichtet sind, daß sie im Bedarfsfall Anlaß haben, sich nach den Mög- 528* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 lichkeiten des Gesetzes zu erkundigen oder daraus hinzuweisen. Die Tatsache, daß die Zahl der Schüler, die Ausbildungsförderung erhalten, bereits im ersten Jahr nach Verkündung des Gesetzes auf rd. 174 000 angestiegen ist, spricht jedenfalls gegen die Annahme, daß es von vielen Schülern aus Mangel an umfangreicher Information nicht genutzt werde. Auch das Ergebnis einer Erhebung an den Schulen des Landes Nordrhein-Westfalen spricht dagegen, daß es zahlreiche Fälle mangelnder Information gibt. Im Juni 1972 erhielten dort bereits 34,8 v. H. der für eine Förderung in Betracht kommenden Schüler Ausbildungsförderung. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander vom 2. Februar 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Baier (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen A 180 und 181) : Wieviel Wohnheimplätze für Studenten stehen derzeit in der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung, und in welcher Weise gedenkt die Bundesregierung, dein „Düsseldorfer Wohnheimplan" des Deutschen Studentenwerks, der für ca. 30 % der Studenten Plätze in Wohnheimen fordert, gerecht zu werden? Ist die Bundesregierung bereit, die Forderungen des Geschäftsführenden Ausschusses des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken vom 8. Dezember 1972 zur Behebung der Wohnungsnot der Studenten tatkräftig zu unterstützen? Zu Frage A 180: Zur Zeit gibt es etwa 67 000 Wohnheimplätze, in denen rund 11 % der Studenten Aufnahme finden können; eine genaue Bestandserhebung ist im Gange. Mit ungefähr einer Verdoppelung der IstAusgaben für die Studentenwohnraumförderung von 1971 auf 1972 (rd. 59 Millionen DM) hat die Bundesregierung einen wirksamen Beitrag hierzu geleistet. Im Bundeshaushaltsplan 1973 und im Finanzplan bis 1976 werden ihre weiteren Anstrengungen zum Ausdruck kommen. Durch ihre Initiative zur Vereinbarung neuer Förderungsrichtlinien mit den Ländern hat die Bundesregierung im übrigen die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß — eine mit dem Hochschulausbau abgestimmte Studentenwohnraumbauplanung vernünftige Schwerpunkte setzen kann, — die einzelnen Vorhaben wirtschaftlich geplant und durchgeführt werden. Über die weitere Entwicklung wird im Rahmen des Bildungsgesamtplans zu entscheiden sein. Zu Frage A 181: Die als unterstützungsbedürftig bezeichneten Forderungen hat bereits die vorige Bundesregierung weitgehend erfüllt. Neue Studentenwohnraumförderungsrichtlinien, die gemeinsam mit den Ländern erarbeitet worden sind, ermöglichen die Abstimmung der Ausbauplanung im Hochschul- und Wohnheimbereich. Zahlreiche Hochschulen außerhalb der Hochschul-Ballungszentren hat die Bundesregierung — insbesondere im Fachhochschulbereich — seit 1969 in die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau einbezogen. In „Neugründungsstädten" wurden 1972 rund 4000 Wohnheimplätze gefördert, mit dem Bau von mehr als 500 Plätzen für verheiratete Studenten — auch für solche mit Kindern — wurde begonnen. . Nach der neuen Regelung können Private — sogar bei Senkung der erforderlichen Eigenbeteiligung — Wohnheimträger sein, Eigentumswohnungen zur Vermietung an Studenten und zusätzliche Zimmer in Wohnbauten mitfinanziert werden. Schließlich begünstigt der Bund den Studentenwohnraumbau auch durch das „Grundstücksverbilligungsgesetz" von 1971. Unabhängig von allen bereits getroffenen Maßnahmen ist die Bundesregierung selbstverständlich für jede sachliche Unterstützung ihrer Aktivitäten in der Öffentlichkeit dankbar. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Porzner vom 1. Februar 1973 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Link (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen B 20 und 21): Hält es die Bundesregierung für gerechtfertigt, daß mit Dieselöl betriebene Wassersportfahrzeuge ohne Rücksicht darauf von der Mineralölsteuer befreit sind, ob sie auf ausländischen oder inländischen Gewässern gefahren werden? Welche Vorstellungen hat die Bundesregierung hinsichtlich der Motive und der Beibehaltung dieser Mineralölsteuerbefreiung? Die Bundesregierung hält es nicht mehr für gerechtfertigt, daß Wassersportfahrzeuge auch im Inland von der Mineralölsteuer für Dieselkraftstoff befreit sind. Eine entsprechende Änderung des § 9 Abs. 2 Satz 2 der Durchführungsverordnung zum Mineralölsteuergesetz ist in Vorbereitung. Die bisherige Befreiung ist auf Abkommen mit den Rhein- und anderen Flußanliegerstaaten (Straßburger Gasölabkommen, Handelsverträge) zurückzuführen, nach denen die Binnenschiffahrt von den Abgaben auf Dieselkraftstoff freizustellen ist. Aus Gründen der Gleichbehandlung wurde die Befreiung auch auf die nationale Binnenschiffahrt in allen Gewässern ausgedehnt, die im übrigen zuvor schon entsprechende Beihilfen für den Treibstoffverbrauch erhielt. Die genannten Abkommen bezwecken aber allein die Befreiung der gewerblichen Schiffahrt. Da es bei ihrem Abschluß praktisch noch keine aufwendigen, mit Dieselkraftstoff betriebenen Wassersportfahrzeuge gab, wurden diese nicht ausdrücklich von der Befreiung ausgenommen. Wegen der steigenden Zahl dieser Boote ist die Befreiung bereits als problematisch und ungerechtfertigt erkannt worden. Sie soll deshalb ausdrücklich auf die gewerbliche Schiffahrt beschränkt werden. Dies stimmt mit den Vorstellungen der EG-Kommission Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Februar 1973 529` über eine harmonisierte Mineralölsteuer überein und entspricht auch der Praxis anderer Rheinanliegerstaaten. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekrertärs Porzner vom 1. Februar 1973 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Waigel (CDU/CSU) (Drucksache 7/77 Fragen B 22 und 23) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß Wanderimkereien in den Nutzen des Gasöl-Verwendungsgesetzes kommen? Ist die Bundesregierung gegebenenfalls bereit, die Wanderimkereien auf Grund des Wertes für die Landschaft und die Bodenbewirtschaftung in das Gasöl-Verwendungsgesetz einzubeziehen? Imker gehören nicht zum Kreis der begünstigten Betriebe nach dem Gasöl-Verwendungsgesetz — Landwirtschaft (GVL). Bei den vom GVL begünstigten Betrieben nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 a des Gesetzes handelt es sich um Betriebe, aus denen natürliche Personen Einkünfte nach § 13 Abs. 1 Nr. 1 des Einkommensteuergesetzes beziehen; da Imker aber nicht unter diese Bestimmung fallen, sondern in Nr. 2 des § 13 Abs. 1 des Einkommensteuergesetzes aufgeführt sind, gehören sie nicht zu dem Kreis der Begünstigten. Die Frage der Einbeziehung von Wanderimkereien in die Begünstigung nach dem GVL ist bereits von verschiedenen Seiten an die Bundesregierung herangetragen worden. Sie prüft zur Zeit, ob eine Einbeziehung der Wanderimkereien in das GVL begründet wäre. Anlage 16 Zusätzliche Antwort des Parl. Staatssekretärs Logemann vom 5. Februar 1973 auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Dreyer (CDU/CSU) *): Die Verordnung 974/71 tritt außer Kraft, sobald die betreffenden Mitgliedstaaten eine neue Parität ihrer Währung beim Internationalen Währungsfonds anmelden. Die in Artikel 2 der VO 974/71 enthaltene Anpassungsregelung hat sich in der Praxis bewährt. Da die Anpassung der Ausgleichsbeträge vorgenommen werden muß, sobald die Kursentwicklung um mindestens einen Punkt von dem für die vorhergehende Festsetzung zugrundegelegten Prozentsatz abweicht, kann es zu der von Ihnen genannten höheren Abweichung von 2 % und mehr nicht kommen. Eine Verringerung des Anpassungssatzes von 1 % ist nicht vertretbar, da sonst die Ausgleichsbeträge ständig geändert werden müßten. *) Siehe 11. Sitzung, Seite 409 B
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    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die aktuelle Währungskrise, die zehn Tage lang die weltweite Szene beherrscht hat und die auch die europäischen und unsere eigenen Devisenmärkte in Mitleidenschaft gezogen hat, ist zu einem befriedigenden Ende geführt worden. Die Entscheidungen, mit denen die schwierige Situation überwunden wurde, sind Ihnen bekannt. Ich wiederhole das Wichtigste.
    Erstens. Die amerikanische Regierung hat den Kongreß gebeten, den Dollar um 10 % abzuwerten. Praktisch ist diese Änderung aber schon wirksam geworden. Im gleichen Zusammenhang hat die amerikanische Regierung angekündigt, daß der Präsident dem Kongreß in Kürze eine umfassende Handelsgesetzgebung zur Ermächtigung vorlegen werde, über den weiteren Abbau tarifärer und nichttarifärer Handelshemmnisse zu verhandeln. Schließlich sollen bestimmte Kapitalverkehrskontrollen der Vereinigten Staaten bis Ende 1974 auslaufen; u. a. soll damit auch die ausländische Direktinvestition in den Vereinigten Staaten gefördert werden.
    Zweitens. Die japanische Regierung hat ihrerseits angekündigt, daß sie den Kurs des japanischen Yen freigeben werde. Das ist heute mit Wiedereröffnung der Devisenmärkte in Japan auch geschehen. Der De-facto-Aufwertungssatz des Yen belief sich heute mittag auf 4,1 %. Ich nehme an, daß er noch erheblich steigen wird.
    Drittens. Mit Ausnahme Italiens haben die wichtigsten europäischen Währungen ihre Kurse beibehalten; das englische Pfund bleibt beim Floaten.
    Die Bundesregierung hat diese zusammenhängenden Entscheidungen, in denen auch ihre eigene enthalten ist, sofort nach ihrer Bekanntgabe am Dienstagvormittag begrüßt. Sie wiederholt heute die positive Bewertung vor diesem Haus.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sind der Meinung, daß die Vereinigten Staaten von Amerika die Konsequenzen aus der internationalen Währungslage an der richtigen Stelle gezogen haben. Die amerikanische Regierung hat mit ihrer Entschlossenheit und ihrer Bereitschaft zum schnellen Handeln gleichzeitig der Festigkeit des Atlantischen Bündnisses und der Freiheit des internationalen Handels enen wichtigen Dienst erwiesen. Diesen Grundlagen der Zusammenarbeit ist auch die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet.
    Die Bundesregierung begrüßt auch die Entscheidung der japanischen Regierung, einen spürbaren Beitrag zu einem besser ausgeglichenen Kursverhältnis zwischen Dollar und Yen zu leisten. Das Mißverhältnis in der Bewertung dieser beiden Währungen war bisher für zwei Drittel des Ungleichgewichts der amerikanischen Handelsbilanz und der Anfälligkeit des Dollars verantwortlich. Das amerikanische Handelsdefizit beispielsweise betrug 1972 mehr als 6 Milliarden Dollar, davon allein 4 Milliarden Dollar im Handel mit Japan und lediglich eine halbe Milliarde Dollar im Handel mit ganz Europa.
    Die internationale Lösung der Währungskrise ist durch enge Kooperation innerhalb Europas sowie zwischen Europa und den Vereinigten Staaten sowie schließlich durch deren und ein wenig auch durch unsere Gespräche mit Japan wesentlich gefördert und erleichtert worden. Allein dieser weite, die ganze Welt umspannende Rahmen war der Dimension der Probleme angemessen. Der mitdenkende Staatsbürger wird schon im Verlauf der vergangenen Woche bemerkt haben, daß eigentlich der währungspolitische Bereich überschritten war und daß die Lösung im Rahmen der politischen Allianzen gefunden werden mußte. Dabei war naturgemäß die Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit den Vereinigten Staaten besonders intensiv und besonders vertrauensvoll, und zwar sowohl direkt zwischen den Regierungschefs und Staatspräsidenten als auch zwischen den unmittelbar verantwortlichen Ministern. Ich darf hier ganz besonders die enge und fruchtbare Verbindung mit dem französischen Finanzminister Giscard D'Estaing und mit dem britischen Schatzkanzler Anthony Barber hervorheben und für diese Zusammenarbeit Dank sagen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    In diesem Rahmen hatten wir unseren speziellen deutschen Beitrag zur Vorbereitung der notwendigen Entscheidungen zu leisten. Unsere Rolle konnte nach Art der Ursachen der Krise, die ich schon gestreift habe, nicht etwa darin liegen, uns im Alleingang zu einer hastigen Aktion zu drängen oder uns zu einem solchen Alleingang drängen zu lassen. Unser Vorgehen erforderte freilich eine gewisse Nervenstabilität, zumal es, da man die Zusammenhänge in den kritischen Tagen nicht auf dem Marktplatz erläutern und erklären kann, zunächst nicht überall verstanden werden konnte. Die öffentlichen Erklärungen durch die Opposition waren in den letzten Tagen nicht durchweg hilfreich; das gilt auch für die scharfen Vorwürfe, die man an die Adresse amerikanischer Politiker gerichtet hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich denke aber, daß im Lichte der Ergebnisse die Taktik der Bundesregierung wenigstens im Nachhinein auch dem Zweifler sich als richtig erwiesen hat. Dies muß auch gegenüber dem politischen und psychologischen Druck gesagt werden, der sich in den entscheidenden Tagen in Richtung einer einseitigen deutschen Aktion bemerkbar gemacht hat. Wenn wir wegen der Windstöße der Spekulation umgefallen wären und schon in der letzten Woche unsere Börsen geschlossen hätten, würden wir heute wohl in der Tinte sitzen. Das nämlich wäre der Auftakt zum Floaten des DM-Kurses im nationalen Alleingang gewesen. Dem hätten sich sicherlich die Japaner anschließen müssen, aber sonst niemand auf der Welt. Das wäre ein Alleingang mit allen politischen, besonders europapolitischen, und wirtschaftlichen Konsequenzen gewesen.
    Gegen einen Drang zu solcher Aktivität zum falschen Zeitpunkt mit falschen Mitteln sprachen aus der Sicht der Bundesregierung zunächst drei einfache Erwägungen.
    Erstens. Unsere Leistungsbilanz, d. h. die Bilanz aus unserem Außenhandel, aus den laufenden Zahlungen, z. B. der Gastarbeiter, aus den Dienstlei-



    Bundesminister Schmidt
    stungen, aus den Zahlungen, die reisende deutsche Staatsbürger im Ausland leisten, ist praktisch ausgeglichen. Aus unserer Leistungsbilanz heraus gibt es überhaupt kein Indiz für eine Aufwärtsbewegung der D-Mark. Die Leistungsbilanz ist bis auf einen Rest von einer halben Milliarde Dollar ausgeglichen. Es gibt ebenso kein Indiz in unserer Leistungsbilanz, gegenüber auch nur einem Teil unserer Handelspartner eine Bewegung der D-Mark nach oben vorzunehmen.
    Zweitens. Wir wollten kein Präjudiz für die in Gang befindlichen und in Gang kommenden Verhandlungen schaffen. Vielmehr wollten wir unsere Verhandlungsposition wahren.
    Drittens wollten wir auf keinen Fall den früheren Ruf der D-Mark bestätigen, daß nämlich die D-Mark immer und unter allen Umständen ein Aufwertungskandidat sei. Diesem alten Aufwertungsverdacht Vorschub zu leisten, wäre eine Belastung der künftigen Stabilität unserer Währung gewesen.
    Ein vierter Grund für unser Vorgehen war aber mindestens so wichtig wie die drei vorher genannten Gründe zusammen: Wir waren uns der Folgen für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft voll bewußt, die sich ergeben hätten, wenn wir die eine oder andere Bewegung im Alleingang eingeleitet hätten. Diese Folgen wären nicht nur wirtschaftlicher, sondern vor allem anderen politischer Natur gewesen. Das politische Problem, das sich insgesamt stellte, lag aus unserer Sicht also in dem Komplex von drei Maximen, denen zugleich gefolgt werden mußte: Wir hatten unsere Volkswirtschaft und ihren hohen Beschäftigungsstand zu schützen, wir durften und wollten aber auch die Zusammenarbeit in der EWG und die Ansätze zur Wirtschafts- und Währungsunion nicht gefährden, und wir durften und wollten drittens auch keineswegs unser gutes Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika gefährden. Aller menschlichen Voraussicht nach wäre das jetzt erreichte, weltweite, amerikanisch-japanisch-europäische Gesamtergebnis, das allen Maximen entspricht, nicht erzielt worden, wenn wir vorige Woche im Alleingang gehandelt hätten.
    Was nun die durch unsere „Sturheit" eingeströmte Liquidität angeht, so wird die Bundesbank unter den jetzt gegebenen Bedingungen mit ihr fertig werden. Ein Teil des Dollarzustroms wird unser Land wieder verlassen. Ein anderer Teil besteht aus vorgezogenen Zahlungen für deutsche Exporte und aus verzögerten Zahlungen für Importe. Diese „leads and lags" wie man im Englischen sagt, werden sich bald ausgeglichen haben.
    Ich will hier eines deutlich hervorheben, weil es für den Deutschen Bundestag sicherlich von großem politischen Interesse ist: Die Möglichkeit einer weltweiten Lösung hat keineswegs ausgeschlossen, daß wir auch ein europäisches Modell von Anfang an in unsere Überlegungen einbezogen. Es ist von Anfang an in den Gesprächen mit unseren Partnern einbezogen gewesen. Dieses Modell kam auch aus der Sicht der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika durchaus in Betracht. Es wäre auf eine Verabredung der EWG-Staaten hinausgelaufen, den
    Kurs des Dollars nicht mehr zu stützen, durch Intervention in den EWG-Währungen aber gleichzeitig dafür zu sorgen, daß die Relationen der EWG-
    Währungen zueinander unverändert bleiben.
    Aus den Unterhaltungen und Untersuchungen zu diesem europäischen Modell im letzten Zeitabschnitt resultieren zwei Erfahrungen, die hier vorzutragen sind.
    Die erste Erfahrung ist eine ganz eindeutige Bereitschaft Frankreichs, am Zustandekommen dieses Modells mitzuwirken, allerdings unter der Voraussetzung, daß es wirklich ein europäisches Modell geworden wäre und nicht ein Modell, das sich nur auf Teile der EWG erstreckt. Der Vorzug dieses Modells hätte ja vor allem darin gelegen, daß es ein sichtbarer Ausdruck der europäischen Währungssolidarität gewesen wäre und der Wirtschafts- und Währungsunion den so notwendigen Auftrieb gegeben hätte. Freilich hätte es auch einige Konsequenzen verlangt, so für die Verwendung der zur Zeit national eingesetzten Währungsreserven. Es hätte auch Risiken mit sich gebracht, die bei einer Beschleunigung der Entwicklung der Wirtschafts-und Währungsunion vor allen Dingen darin liegen, daß natürlich ein weiterer und schneller Verlust an konjunkturpolitischer und kreditpolitischer Autonomie eingetreten wäre.
    Die zweite Erfahrung aus diesen Erörterungen mit unseren Partnern lag sodann in den objektiven Schwierigkeiten auf seiten unserer britischen Freunde. Die Gründe, die im vorigen Sommer zum Abwärtsfloaten des Pfundes geführt haben, erlaubten es der britischen Regierung auch jetzt noch nicht, wieder eine feste Relation zu den übrigen europäischen Währungen einzugehen, d. h. eine Parität oder einen Leitkurs festzulegen. Dies war so trotz aller Vorurteilslosigkeit, mit der die britische Regierung diesem Modell gegenübergestanden hat. Die gestern durch die italienische Regierung verkündete Kursfreigabe für die Lira zeigt, daß die britische Regierung mit ihren Sorgen nicht ganz alleinsteht.
    Dennoch wird nach allen positiven und auch negativen Erfahrungen ein europäisches Modell weiterhin für uns eine Aufgabe bleiben. Dies ist übrigens auch die Beurteilung durch unsere englischen Partner.
    Eine für heute abend anberaumte Ratssitzung in Brüssel wird eine erste Gelegenheit geben, die neue Lage nun mit allen neun Ländern der Gemeinschaft zu beraten.
    Unter dem Gesichtspunkt unserer nationalen, deutschen Interessen ist das jetzt gefundene Gesamtergebnis in der folgenden Weise zu beurteilen.
    Erstens. Dieses Ergebnis stellt unter Beweis, wie enges Zusammenwirken mit unseren Partnern ökonomisch wie politisch gleichermaßen vernünftige Lösungen hervorzubringen vermag, vernünftig im Sinne unserer besonders intensiven Zusammenarbeit innerhalb EWG-Europas und ebenso mit unserem amerikanischen Bündnispartner.
    Zweitens, Das Ergebnis ist aber auch ein Erfolg für unsere Wirtschaft und ihren hohen Beschäftigungsstand. Die Gesamtwirkung der amerikanischen,



    Bundesminister Schmidt
    japanischen, italienischen wechselkurspolitischen Maßnahmen auf den Außenwert der D-Mark wird sich auf maximal 2 % belaufen, auch wenn sich noch einige kleinere Handelspartner dem amerikanischen Schritt ganz oder teilweise anschließen sollten. Es kann durchaus sein, daß es auch bei nur 1 % bleibt. Um es noch einmal etwas plastischer auszudrücken: Unsere Importe aus den Vereinigten Staaten von Amerika werden für uns etwas billiger; unsere Exporte in die Vereinigten Staaten von Amerika könnten etwas höhere Erlöse bringen. Hier stecken für eine Reihe von Branchen und Industrien dann natürlich aber auch die Schwierigkeiten. Sie werden ihre Preise in Dollar nicht in dem gleichen Maße heraufsetzen können, in dem der Dollar abgewertet wurde.
    Im Verkehr mit all den Ländern, mit denen wir den größten Teil unseres Außenhandels abwickeln, ändert sich überhaupt nichts. Ich bin überzeugt, daß unsere Wirtschaft im ganzen dieser geringfügigen Verschärfung des internationalen Wettbewerbs gewachsen ist, wenn es auch — ich wiederhole mich — einige Ausnahmen gibt, die Obacht und Sorgfalt erfordern. Ich bin davon überzeugt, daß sich unsere Wettbewerbsstellung gegenüber Japan tendenziell verbessert. Das wird sich auch auf dritten Märkten bemerkbar machen. Hervorheben möchte ich auch, daß die Phase der Unsicherheit in den Währungsbeziehungen so rasch hat beendet werden können.
    Als Fußnote zu dieser Bewertung des Ergebnisses möchte ich einfügen, daß es grober Unfug ist, zu behaupten, die Abwertung des Dollars und damit auch die Abwertung der Dollarreserven aller Zentralbanken der Welt würde hier in Deutschland den Steuerzahler sieben Milliarden DM kosten, wie ich gehört habe. Dies ist grober Unfug. Tatsächlich werden weder der Bundeshaushalt noch der Steuerzahler von den technischen Buchungsvorgängen bei der Bundesbank berührt werden.

    (Zuruf des Abg. Dr. Althammer.)

    — Ich ahne Ihren Zwischenruf, aber ich bin auch auf die Antwort präpariert, Herr Althammer.
    Die eng begrenzte Wirkung der währungspolitischen Maßnahmen auf unsere Volkswirtschaft macht aber auch eines ganz klar — und auch das muß hervorgehoben werden —: Wir haben mit der Währungspolitik keine Binnenkonjunkturpolitik getrieben. Mit anderen Worten: Die stabilitätspolitische Lage und die sich daraus ergebende Problemstellung sind durch die weltweite währungspolitische Operation kaum verändert worden und auch kaum erleichtert worden. In dieser Hinsicht werden wir in diesen Tagen, zunächst gemeinsam mit der Bundesbank, besonders sorgfältig überlegen müssen, wie unser Instrumentarium gleichzeitig auf die währungspolitischen Erfordernisse nach außen und auf die stabilitätspolitischen Ziele nach innen auszurichten ist.
    Im übrigen verfolgt die Bundesregierung die Absicht, die Kontrolle nach § 23 des Außenwirtschaftsgesetzes in absehbarer Zeit abzubauen. Die Novellierung der gesetzlichen Bestimmungen über das Bardepot ist dazu eine notwendige Voraussetzung.
    Am Schluß muß mit Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß die Bewältigung dieser Krise in keiner Weise schon etwas mit der Reform des Weltwährungssystems zu tun hat.

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr!)

    Sie hat durch eine Tendenz zur Gesundung der amerikanischen Zahlungsbilanz höchstens etwas die Umweltbedingungen verbessert, unter denen diese Reform erarbeitet werden muß. Die Bundesregierung mißt der Reform des Weltwährungssystems eine sehr hohe wirtschaftliche und politische Bedeutung bei. Deshalb beteiligt sie sich, gemeinsam mit der Bundesbank, mit ganzer Kraft an dieser Arbeit, die im Rahmen des Internationalen Währungsfonds geleistet wird.
    Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich eröffne die gemeinsame Aussprache. Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Sprung. Er hat eine Redezeit von 20 Minuten beantragt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Sprung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundesminister der Finanzen hat die Entscheidungen der amerikanischen und japanischen Regierung als einen Erfolg der Bundesregierung und ihrer Politik dargestellt. Er hat zum Ausdruck gebracht, daß damit die internationale Zusammenarbeit Früchte getragen habe, die ohne den deutschen Beitrag und den Beitrag anderer europäischer Länder nicht gereift wären.
    In der Tat, meine Damen und Herren: die amerikanischen und japanischen Maßnahmen sind Zeichen einer internationalen Solidarität, die für die Zukunft hoffen läßt. Die amerikanische Regierung hätte auch ganz anders handeln können; sie hätte die Hände in den Schoß legen und es den Europäern, insbesondere aber der Bundesrepublik, überlassen können, wie wir mit dem Problem der Dollarzuflüsse der letzten beiden Wochen fertig werden würden. Sie hat das nicht getan.
    Als sich die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen als wirkungslos erwiesen, als der Dollarzufluß trotz der Devisenabwehrmaßnahmen der Bundesregierung in wenigen Tagen die schwindelnde Höhe von 20 Milliarden DM erreichte, hat die amerikanische Regierung zusammen mit der japanischen Regierung gehandelt. Sie hat damit die Bundesregierung aus einer äußerst schwierigen Lage befreit und nicht nur ihr, sondern letztlich allen westlichen Industrienationen den Weg für eine Lösung auch anderer Probleme in der Zukunft eröffnet.

    (Abg. Wehner: Wollen Sie Herrn Narjes vergessen machen?!)

    Die amerikanischen und japanischen Maßnahmen werden sicherlich dazu beitragen, die Handels- und Zahlungsbilanzprobleme beider Staaten zu vermindern. Das wird beim Blick auf das Jahr 1972 deutlich — die Zahlen sind hier von Herrn Minister Schmidt schon vorgetragen worden —, in dem das



    Dr. Sprung
    US-amerikanische Handelsbilanzdefizit von 6,4 Milliarden Dollar einem Handelsbilanzüberschuß im Warenverkehr zwischen Japan und den USA zugunsten von Japan von 4,4 Milliarden Dollar gegenüberstand.
    Meine Damen und Herren, es ist zu erwarten, daß mit der Abwertung des Dollar um 10 % und der Freigabe des Wechselkurses des Yen diese Defizite bzw. Überschüsse abgebaut werden können.
    Die Hilfe, die Europa, insbesondere aber der Bundesrepublik aus den amerikanisch-japanischen Maßnahmen erwächst, liegt in der Beruhigung der Devisenmärkte, die nunmehr eintreten sollte und ganz sicher auch eintreten wird. Immer wieder ist auch von Ihnen, Herr Minister, erklärt worden, daß die Währungsfrage eine Dollarfrage sei; solange die amerikanische Regierung das Dollarproblem nicht löse, seien neue Währungskrisen nicht auszuschließen. Nun hat Amerika gehandelt, nun sollte das Vertrauen in den Dollar zurückkehren; daran sollten und müssen wir alle interessiert sein. Das heißt nicht, daß die Dollarabwertung für die Wirtschaft der Bundesrepublik nicht auch Schwierigkeiten mit sich bringen wird. Durch die Abwertung des Dollar wird der Export in die Vereinigten Staaten erschwert werden; einige Produktionszweige werden davon besonders betroffen sein. Man sollte diese Schwierigkeiten nicht bagatellisieren; sie haben vor allem unter regionalpolitischen Aspekten Bedeutung.
    Man kann jedoch nicht immer wieder von den USA verlangen, ihr Haus in Ordnung zu bringen, die Dollarfrage also in erster Linie selbst zu lösen, dann aber die zwangsläufig sich einstellenden und auch erhofften Wirkungen der ergriffenen Maßnahmen attackieren.
    Meine Damen und Herren, die USA und Japan haben uns, wie ich bereits gesagt habe, aus einer schwierigen Lage befreit. Das wirft die Frage auf, wie wir überhaupt in diese Lage kommen konnten.

    (Lachen bei der SPD.)

    Wie war es möglich, daß in kürzester Frist Dollar im Gegenwert von 20 Milliarden DM in die Bundesrepublik einfließen konnten? Die Maßnahmen vom Juni 1972, Maßnahmen nach § 23 des Außenwirtschaftsgesetzes und das Bardepotgesetzes reichten offensichtlich nicht aus, der Spekulation gegen den Dollar zu begegnen, als diese in Verbindung mit den italienischen und Schweizer Maßnahmen unter Bekanntgabe der Handelsbilanzüberschüsse der wichtigsten westlichen Industrienationen für das Jahr 1972 wieder auflebte.

    (Abg. Wehner: Aber sicher nicht deshalb, weil die Mark so wenig wert war!)

    — Ich sage dazu noch etwas, Herr Wehner. — Die Bundesregierung verschärfte daraufhin — so sind die Dinge gelaufen, sehen wir uns den Gang der Ereignisse noch einmal an — ihre dirigistischen Abwehrmaßnahmen. Ohne Erfolg, meine Damen und Herren!
    Die öffentliche Verbreitung Ihrer Meinung, Herr Minister, daß dieser Dollarkrise weitere folgen
    würden, bis die Reform des Weltwährungssystems endlich zustande kommen würde, hatte sicher auch keinen dämpfenden, sondern eher einen die Spekulation erneut anheizenden Effekt,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    übrigens genauso wie die Äußerung von Herrn Apel zum gespaltenen Devisenmarkt.
    Meine Damen und Herren, Dollar im Gegenwert von 20 Milliarden D-Mark sind bis zur Schließung der Devisenbörsen Ende letzter Woche in die Bundesrepublik eingeflossen. Wie hoch, Herr Minister, ist der Abwertungsgewinn, wieviel Milliarden sind es, die der Steuerzahler zu zahlen hat und die diejenigen nunmehr einstecken können, die diese Dollarmengen ins Land gebracht haben und denen Sie als Warnung zuriefen, diesmal würden sie sich die Finger verbrennen?

    (Abg. Haase [Kassel] : An dem Gewinn?)

    Sie haben sich die Finger nicht verbrannt. Deshalb können Sie, Herr Minister, hier auch nicht sagen, daß die Behauptung Unsinn sei, daß trotz der Maßnahmen, die ergriffen worden sind, Abwertungsgewinne erzielt worden seien. Sie sind eingetreten. Die Leute, die auf die D-Mark gesetzt haben, haben künftig einen entsprechenden Gegenwert in ihrer nationalen Währung, insbesondere in Dollar, in der Hand.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Das ist jedoch vielleicht das geringste Problem, das es jetzt zu lösen gilt. Von den eingeflossenen Dollar im Gegenwert von 20 Milliarden D-Mark konnte nur ein Teil durch die Maßnahmen der Bundesbank dem volkswirtschaftlichen Kreislauf entzogen werden. Wie werden die verbleibenden Summen auf Preisentwicklung und Stabilität wirken? Die Bundesregierung verwendet fast kein anderes Wort so häufig wie das Wort Stabilität bzw. Stabilitätspolitik. Wie konnte die Bundesregierung für 20 Milliarden D-Mark Dollar ins Land fließen lassen, bevor sie den Zufluß abriegelte? Was wird in Zukunft aus den eingeflossenen Dollar-Beträgen? Werden Sie wieder abgebaut werden? Wir alle hoffen, daß sie so schnell wie möglich das Land wieder verlassen. Gibt es aber eine Gewähr dafür? Und wenn sie nicht wieder abfließen, welche Maßnahmen wird die Bundesregierung oder die Bundesbank ergreifen, den inflatorischen Wirkungen zu begegnen? Die Antworten, Herr Minister, die Sie darauf gegeben haben, reichen meiner Meinung nach nicht aus.
    Was wird im übrigen aus den Maßnahmen, Herr Minister, die die Bundesregierung ergriffen hat, also die Maßnahmen nach § 23 des Außenwirtschaftsgesetzes, die den Devisenzustrom aufhalten sollten, es aber nicht vermochten? Wird man sie wieder aufheben? Man braucht sie doch jetzt nicht mehr. Sie sollten daher so schnell wie möglich wieder verschwinden. Sie sind völlig nutzlos und behindern nur den freien internationalen Zahlungs- und Kapitalverkehr.

    (Zuruf des Abg. Wehner.)




    Dr. Sprung
    Jetzt muß der Blick nach vorn gerichtet werden, jetzt muß Stabilitätspolitik betrieben werden. Jetzt, wo die außenwirtschaftliche Absicherung erfolgt ist, müssen intern im Lande selbst die Maßnahmen ergriffen werden, die zu einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung zurückführen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wehner: An Ihrer Stelle möchte ich auch nicht stehen!)

    Meine Damen und Herren, wenn schon die zur Abwehr des Dollar-Zuflusses ergriffenen Maßnahmen und ihre fast vollständige Wirkungslosigkeit zu äußerster Besorgnis Anlaß gaben, so gilt dies noch mehr für den Zustand der EWG und die Art und Weise, wie auf dieser Ebene die Währungskrise behandelt wurde. Seit zwei Jahren befinden sich die Mitgliedstaaten der EWG in der ersten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion. Die Regierung beteuert immer wieder, wie sehr ihr an Fortschritten gelegen sei, genauso wie uns an Fortschritten gelegen ist. Doch wo sind die Fortschritte? Nach zwei Jahren Wirtschafts- und Währungsunion ist die währungspolitische Zusammenarbeit nicht enger, sondern lockerer geworden. Da hilft auch kein Hinweis auf die Beschlüsse des Ministerrats vom März oder vom Oktober 1972.
    Zu Beginn der jüngsten Währungskrise befand sich die EWG in folgender Situation: Ein Land floatete, drei Länder hatten gespaltene Devisenmärkte, zwei Länder verteidigten nur mühsam die Washingtoner Währungsbeschlüsse von 1971. Zugegeben, Herr Minister, hierfür ist die Bundesregierung allein nicht verantwortlich gewesen und verantwortlich zu machen.

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    — Wir wollen die Dinge so darstellen, wir wollen sie so betrachten, wie sie sind.

    (Lachen bei der SPD. Abg. Wehner: Das ist sehr selten bei Ihnen! — Abg. Haase [Kassel] : Dem kann man es nie recht machen!)

    — Aber auch das andere, Herr Wehner, müssen Sie sich dann anhören.

    (Weiter Zurufe von der SPD und Gegenrufe von der CDU/CSU.)

    Auch die anderen Mitgliedstaaten haben wenig zu einer engeren währungspolitischen Zusammenarbeit beigetragen. Doch was geschah während der jüngsten Krisentage? Die drei größten EWG-Staaten verhandelten, ohne die übrigen hinzuzuziehen: EWG-
    Organe traten nicht zusammen; lediglich auf eine gemeinsame Schließung der Devisenmärkte konnte man sich einigen. Gestern, Dienstag, ging auch Italien zum vollständigen Floaten über, um die amerikanische Abwertung für den eigenen Außenhandel aufzufangen, offensichtlich ohne zuvor die anderen Mitgliedstaaten unterrichtet oder gar konsultiert zu haben. „Die schlechteste Figur in der Krise hat der europäische Geist gemacht", schreibt heute eine große Tageszeitung.

    (Abg. Wehner: „Die Welt" wahrscheinlich! — Heiterkeit bei der SPD.)

    (C
    Das ist nicht die Art von Zusammenarbeit,

    (Abg. Wehner: Die „große, weite Welt" !)

    die nötig ist und die die Situation erforderte. Die Verärgerung der kleineren EWG-Staaten ist daher nur allzu berechtigt. Die EWG kann und darf nicht nur eine „Schönwetter-Gemeinschaft" sein. Sie muß auch dann zusammenhalten, wenn es einmal stürmt. Hier ist, meine ich, Versäumtes nachzuholen.
    Die Bundesregierung sollte und muß nunmehr alles daransetzen, daß insbesondere die währungspolitische Zusammenarbeit in der EWG die Mitgliedstaaten endlich einen Schritt voranbringt, und dafür scheinen ja gewisse positive Ansätze vorhanden zu sein.

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    Wenn es richtig ist — Herr Minister, Sie haben soeben darauf hingewiesen —, daß auch Frankreich einer europäischen Lösung schon im Juni 1972 zugestimmt hat und auch in den letzten Tagen wieder zu einer europäischen Lösung bereit war, dann sollte es endlich Fortschritte geben. Wir hören sehr gern, daß Sie es als Ihre Aufgabe und als eine Aufgabe der nächsten Zeit ansehen, solche Fortschritte zu erreichen.
    Aber auch noch auf einem anderen Gebiet muß sich die EWG künftig behaupten, nämlich in den handelspolitischen Gesprächen mit den USA, die vor der Tür stehen. Wir hoffen sehr, daß diese Gespräche nicht in einem handelspolitischen Protektionismus enden, sondern ebenso vom Geist der Solidarität getragen werden wie die jüngsten währungspolitischen Maßnahmen.
    Nun noch ein Wort zu der dringenden, nicht mehr aufschiebbaren Reform des Weltwährungssystems. Meine Damen und Herren, niemand wird behaupten wollen, daß mit den amerikanischen und japanischen Maßnahmen die uns beschäftigenden und belastenden Währungsprobleme gelöst worden seien. Nur die akuten Sorgen sind damit zunächst vom Tisch. Den westlichen Industrienationen ist damit aber andererseits auch eine Atempause verschafft worden, eine Atempause, die um jeden Preis genutzt werden sollte, um so schnell wie möglich die überfällige Reform des Weltwährengssystems in Angriff zu nehmen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Im Jahreswirtschaftsbericht 1970 war zu lesen, daß die Beruhigung der Währungslage nach den Paritätsänderungen der D-Mark und des Französischen Franken von 1969 es erlaube, Überlegungen über eine Änderung des derzeit gültigen Währungssystems mit Sorgfalt und genügendem Abstand vom täglichen Geschehen anzustellen. Wir wissen alle, was dann folgte. 1971 hatten wir die nächste Währungskrise, Mitte 1972 abermals eine und Anfang 1973, in den letzten Tagen, eine weitere, hoffentlich die letzte.
    Warum sage ich dies? Warum weise ich auf diese Entwicklung hin? Ich tue das, um zu zeigen, daß wir wirklich nur eine Atempause haben, daß wir uns nicht erneut in der trügerischen Hoffnung wiegen sollten, genügend Zeit zu haben. Die Zeit zur



    Dr. Sprung
    Reform des Weltwährungssystems drängt wirklich. Wir sollten und müssen endlich Fortschritte erzielen. Solange die Fragen der Rolle des Goldes, der Reservewährungen und der Sonderziehungsrechte nicht gelöst sind, solange es über die Wechselkurspolitik keine einheitliche Auffassung und vielleicht bestimmte Regeln gibt, solange das Problem der Dollarkonvertibilität im Raum steht, solange 60 bis 80 Milliarden Euro-Dollar von Land zu Land wandern, solange die Zinspolitik nicht nur als ein nationales, sondern auch als ein für die Währungsströme eminent wichtiges internationales Problem behandelt wird, so lange, meine Damen und Herren, bleibt die Währungssituation labil. Hier ist ein weiterer Aufschub nicht mehr zulässig.
    Doch wie sieht es damit aus? Zwar tagt die Zwanziger-Gruppe, die entsprechende Vorschläge prüfen soll. Von seiten der USA sind solche Vorschläge inzwischen gemacht worden. Die EWG jedoch hat Vorschläge bisher nicht vorlegen können, weil sie nicht dazu in der Lage war, sich intern zu einigen, weil es ihr bisher nicht gelungen ist, dafür einen gemeinsamen Nenner zu finden.
    Hier, meine Damen und Herren, liegen die Aufgaben der nächsten Zukunft: in der EWG bei einer besseren Zusammenarbeit, der Gewinnung wirklich gemeinschaftlicher Lösungen und nicht nur ihrer Ankündigung und international bei der Reform des Weltwährungssystems. Hierfür, Herr Minister, haben Sie auch die volle Unterstützung der CDU/CSU-
    Fraktion.

    (Abg. Wehner: Auch von Herrn Narjes?)

    Nicht die Betonung und Hervorhebung von Grundsätzen sind das Gebot der Stunde, sondern konkrete Maßnahmen und Entscheidungen. Seien wir froh darüber, daß die amerikanische und die japanische Regierung gehandelt haben! Nutzen wir jetzt aber auch gemeinsam die uns damit verschaffte Atempause, und lösen wir die drängenden, nach wie vor ungelösten Probleme der Weltwährungsordnung, damit Währungskrisen wie die der letzten Jahre bald für immer der Vergangenheit angehören!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)