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    Deutscher Bundestag 6. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1972 (Haushaltsgesetz 1972) (Drucksachen 7/10, 7/11); Antrag des Haushaltsausschusses (Drucksache 7/32) — Dritte Beratung — Dr. Althammer (CDU/CSU) . . 81 B, 95 B Haehser (SPD) 85 C Kirst (FDP) 89 D Schmidt, Bundesminister (BMF) . 93 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften der gesetzlichen Rentenversicherungen (Viertes Rentenversicherungs-Änderungsgesetz) (SPD, FDP) (Drucksache 7/3) — Dritte Beratung — Glombig (SPD) 95 D Müller (Remscheid) (CDU/CSU) 97 A, 100 B Geldner (FDP) 99 A Urbaniak (SPD) 100 A Fragestunde (Drucksache 7/12) Frage A 38 des Abg. Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) : Empfehlungen zur Anschaffung be- stimmter Bücher für Truppenbüchereien Berkhan, Parl. Staatssekretär (BMVg) 100 D, 101 B, C, D Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 101 A, B Schlaga (SPD) . . . . . . . . 101 C, D Fragen A 39 und 40 des Abg. Würtz (SPD) : Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Katastrophenhilfe anläßlich der Sturmkatastrophe vom 13. November 1972 in den niedersächsischen Landkreisen — Verzicht auf die Erhebung der Kosten Berkhan, Parl. Staatssekretär (BMVg) 102 A, B Frage A 62 des Abg. Dr. Klepsch (CDU/ CSU) : Pressemeldung betr. eine Änderung des Gesetzes über die Industrie- und Handelskammern Ravens, Parl. Staatssekretär (BK) . . 102 C Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . . 102 C Fragen A 65 und 66 des Abg. Vogel (Ennepetal) (CDU/CSU) : Behauptungen betr. Ausbau eines Spitzelnetzes und Versuch der griechischen Regierung zur Einschüchterung griechischer Demokraten in der Bundesrepublik Deutschland Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 102 D, 103 A, B Vogel (Ennepetal) (CDU/CSU) . . . 102 D, 103 A, B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 Fragen A 68 und 69 des Abg. Dr. Hupka (CDU/CSU) : Rückgang der Zahl der Aussiedler aus den Gebieten jenseits von Oder und Görlitzer Neiße Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) . 103 C, D, 104 A, B, C, D Dr. Hupka (CDU/CSU) . 103 D, 104 B, C Dr. Czaja (CDU/CSU) . . . . . 104 A, C Frage A 43 des Abg. Schulte (Schwäbisch Gmünd) (CDU/CSU) : Einführung landschaftsbezogener Kraftfahrzeugkennzeichen Haar, Parl. Staatssekretär (BMV) . 105 A, B, C Schulte (Schwäbisch Gmünd) (CDU/CSU) 105 B Simpfendörfer (SPD) 105 C Frage A 45 des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) Elektrifizierung der Bundesbahnstrecke von Lehrte über Braunschweig nach Helmstedt Haar, Parl. Staatssekretär (BMV) . . 105 C Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 105 D Frage A 50 des Abg. Seefeld (SPD) : Verabschiedung der Ausbildungsordnung für Berufskraftfahrer Haar, Parl. Staatssekretär (BMV) . 106 A, B Seefeld (SPD) 106 A, B Fragen A 52 und 53 des Abg. Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) : Verpflichtungserklärungen von DDR-Bürgern bei Westkontakten Herold, Parl. Staatssekretär (BMB) . 106 C, D, 107 A, B, C, D, 108 A, B Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . . 106 D, 107 A, C, D Kunz (Berlin) (CDU/CSU) . . 107 A, 108 B Sieglerschmidt (SPD) . . . . . . 108 A Dr. Gruhl (CDU/CSU) . . . . . . 108 B Frage A 61 des Abg. Kunz (Berlin) (CDU/ CSU) : Begrüßungsgeld für Besucher aus der DDR Herold, Parl. Staatssekretär (BMB) . 108 C, D Kunz (Berlin) (CDU/CSU) . . . . . 108 D Nächste Sitzung 109 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 111 A* Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl (BMJ) auf die Frage A 10 —Drucksache 7/12 — des Abg. Dr. Jahn (Braun- schweig) (CDU/CSU) betr. Ratifizierung der internationalen Pakte über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte sowie über bürgerliche und politische Rechte . 111 A * Anlage 3 Anwort des Parl. Staatssekretärs Grüner (BMW) auf die Fragen A 14 und 15 — Drucksache 7/12 — des Abg. Zebisch (SPD) betr. Ausbau der Infrastruktur in den Fördergebieten des Rahmenplanes zur Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" . . 111 C* Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Fragen A 30 und 31 —Drucksache 7/12 - des Abg. Wolfram (SPD) betr. Abschluß von Tarifverträgen zwischen der Industriegewerkschaft BauSteine-Erden und den Arbeitgeberverbänden der Architektur- und Ingenieurbüros 111 D* Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Fragen A 32 bis 35 —Drucksache 7/12 — der Abg. Krampe und Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) betr. dienstliche Maßnahmen gegen Beamte des Bundesarbeitsministeriums, die auf Reserveplätzen der CDU-Landesliste für den Deutschen Bundestag kandidiert haben 112B Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Fragen A 41 und 42 — Drucksache 7/12 — des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. die Bilanz des Symposions der ETH und der Universität Zürich zur Hebung der Verkehrssicherheit sowie betr. die Mängel in der Personenverkehrsbedienung der ländlichen Gebiete 112D ' Anlage 7 Anwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Frage A 44 — Drucksache 7/12 — des Abg. Stücklen (CDU/ CSU) betr. Bewährung des „Tempos 100" 113 A* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 III Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Fragen A 46 und 47 Drucksache 7/12 — des Abg. Dr. Althammer (CDU/CSU) betr. Ermittlung der Ursachen der Flugzeugkatastrophe am 3. Dezember 1972 auf Teneriffa — Möglichkeiten der Bundesregierung, auf erhöhte Sicherheit im internationalen Charterflugverkehr hinzuwirken . . . . . . 113 B* Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Fragen A 48 und 49 Drucksache 7/12 des Abg. Leicht (CDU/ CSU) betr. das Problem der überfüllten Schulbusse . . . . . . . . . . . 113 D Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Fragen A 54 und 55 Drucksache 7/12 der Abg. Frau Berger (CDU/CSU) betr. die Bildung von Arbeitsgruppen in der Unterabteilung für Off entlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen . . . . 114 B * Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Fragen A 56 und 57 Drucksache 7/12 des Abg. Reddemann (CDU/CSU) betr. die Bildung von Arbeitsgruppen in der Unterabteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen und die Ernennung eines Regierungsdirektors zum Leiter dieser Unterabteilung 114 C * Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Moersch (AA) auf die Frage A 67 Drucksache 7/12 - des Abg. Blumenfeld (CDU/CSU) betr. Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus, insbesondere der Luftpiraterie 114 D* Anlage 13 Antwort des Bundesministers Genscher (BMI) auf die Frage B 1 — Drucksache 7/12 des Abg. Biechele (CDU/ CSU) betr. Verringerung des Phosphatgehalts in Wasch- und Reinigungsmitteln 115 D* Anlage 14 Antwort des Bundesministers Genscher (BMI) auf die Frage B 2 - Drucksache 7/12 — des Abg. Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) betr. Wiedereröffnung des Straßenübergangs Mähring—Promenhof 116D Anlage 15 Antwort des Bundesministers Genscher (BMI) auf die Fragen B 3 und 4 — Drucksache 7/12 des Abg. Wolfram (SPD) betr. Lärmbelästigung für Anlieger von Landeplätzen infolge der Zunahme der Sportfliegerei — Ausrüstung der Kleinflugzeuge mit schalldämpfenden Einrichtungen 116C * Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner (BMW) auf die Fragen B 6 und 7 —Drucksache 7/12 — des Abg. Zebisch (SPD) betr. Umstrukturierung monostrukturierter industrieller Teilräume, z. B. der nördlichen Oberpfalz 116 D * Anlage 17 Antwort des Bundesministers Ertl (BML) auf die Fragen B 8 und 9 — Drucksache 7/12 — des Abg. Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) betr. Rückzahlungsverpflichtung für Beihilfen gemäß den Richtlinien für die Vergabe von Bundesmitteln zur Förderung der baulichen Verbesserung von Landarbeiterstellen und landwirtschaftlichen Werkwohnungen . . . 117 B* Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Frage B 10 — Drucksache 7/12 des Abg. Batz (SPD) betr. Arbeitsangebote ausländischer Unternehmen 117D * Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Frage B 11 — Drucksache 7/12 des Abg. Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) betr. Teilnahme von Abgeordneten und Mitgliedern des Bundeskabinetts an Betriebsversammlungen 118 A * Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Berkhan (BMVg) auf die Fragen B 12 und 13 —Drucksache 7/12 — des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) betr. Höhe des Entgelts für die Benutzung des Standort-Hallenschwimmbades durch Vereine des Bezirksschwimmerverbandes Braunschweig 118 B * Anlage 21 Antwort des Bundesministers Frau Dr. Focke (BMJFG) auf die Fragen B 14 und 15 Drucksache 7/12 — des Abg. Pfeifer (CDU/CSU) betr. Lehrstühle für Sozialmedizin und Berücksichtigung des Gesamtgebiets der Sozialmedizin in der Approbationsordnung für Ärzte . . . . 118 C * IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Fragen B 16 und 17 — Drucksache 7/12 — des Abg. Brandt (Grolsheim) (SPD) betr. Ausbau der Bundesstraße zwischen Mainz und Wörrstadt sowie Ausschreibung für den Bau der „Rotweinbrücke" über den Rhein . . . 119 A * Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Haar (BMV) auf die Frage B 18 — Drucksache 7/12 — des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. die Bedeutung der Südumgehung Frankfurt-Höchst und der Kelsterbacher Querspange . . . . 119 C * 6. Sitzung Bonn, den 20. Dezember 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Abelein 20. 12. Augstein (Hamburg) 20. 12. von Bockelberg 20. 12. Buschfort 20. 12. Dr. Frerichs 20. 12. Katzer 20. 12. Dr. Kempfler 20. 12. Dr. Köhler (Duisburg) 20. 12. Lautenschlager* 20. 12. Dr. Lenz (Bergstraße) 21. 12. Dr. Lohmar 20. 12. Memmel * 20. 12. Pöhler ** 20. 12. Dr. Schwörer * 20. 12. Spilker 20. 12. Spranger 20. 12. Springorum * 20. 12. Ziegler 20. 12. Anlage 2 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 19. Dezember 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Frage A 10): Wann gedenkt die Bundesregierung die am 9. Oktober 1968 in New York unterschriebenen Pakte „Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte", „Internationaler Pakt über staatsbürgerliche und politische Rechte" dem Deutschen Bundestag zur Ratifizierung zuzuleiten? Die Vorarbeiten für die Ratifizierung beider Pakte stehen unmittelbar vor dem Abschluß. Für den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte ist der Bundesminister der Justiz federführend; der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte fällt unter die Federführung des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung. Die Vorarbeiten für die Ratifizierung beider Pakte sind zeitlich und sachlich von Anfang an koordiniert worden. Es ist vorgesehen, die Vertragsgesetze in den ersten Monaten des nächsten Jahres dem Kabinett und im Anschluß daran den gesetzgebenden Körperschaften zuzuleiten. Die Bundesregierung ist dankbar für das große Interesse, das die Öffentlichkeit, insbesondere die Gesellschaft für die Vereinten Nationen und ihr Vorsitzender, der Bundestagsabgeordnete Karl-Hans Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments " Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Kern, den Menschenrechtspakten der Vereinten Nationen entgegenbringt. Anlage 3 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Grüner vom 19. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Zebisch (SPD) (Drucksache 7/12 Fragen A 14 und 15) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß der gezielte vorrangige Ausbau der Infrastruktur in den Fördergebieten des Rahmenplanes zur Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur" verteilungspolitisch gerechter und regionalpolitisch wirksamer ist als die direkte Förderung gewerblicher Investitionen durch Investitionsanreize? Wird die Bundesregierung die Fördersätze hei Investitionen der gewerblichen Wirtschaft reduzieren, um damit Mittel zugunsten eines beschleunigten und gezielten Ausbaues der Infrastruktur in den Fördergebieten einzusparen? Zu Frage Nr. 14: Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die Förderung der Infrastruktur im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" zukünftig verstärktes Gewicht erhalten wird und auch bereits durch die Konzentration der Förderung auf Schwerpunkte gewonnen hat. Sie hält diese Förderung auch im Prinzip für verteilungspolitisch gerechter als die direkte Förderung gewerblicher Investitionen. Ohne direkte Anreize für gewerbliche Investitionen würde die regionale Strukturpolitik jedoch z. Z. nicht die nachweisbaren Erfolge haben. Es ist aber durchaus denkbar, daß die vorrangige Förderung der Infrastruktur in Zukunft das regionalpolitisch wirksamere Mittel sein wird. Zu Frage Nr. 15: Die in der Antwort zu Frage 14 genannten Überlegungen würden auf mittlere Sicht auch eine andere Schwerpunktsetzung des Mitteleinsatzes zweckmäßig machen. Diese Frage kann die Bundesregierung jedoch nicht allein beantworten; in erster Linie wird sich damit zu gegebener Zeit der Planungsausschuß der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur", dem außer dem Bundesminister für Wirtschaft als Vorsitzender, der Bundesminister der Finanzen und ein Minister jedes Landes angehören, befassen müssen. Anlage 4 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 19. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Wolfram (SPD) (Drucksache 7/12 Fragen A 30 und 31): 112* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 Ist der Bundesregierung bekannt, daß die IG Bau-Steine-Erden sich seit Jahren vergeblich bemüht, mit den Arbeitgeberverbänden der Architektur- und Ingenieurbüros Tarifverträge abzuschließen und daß deshalb für die Mitarbeiter in diesem Bereich, insbesondere auch die Bauzeichner, ein tarifloser Zustand besteht? Welche Möglichkeit sieht die Bundesregierung, bei Wahrung der Tarifautonomie diesen Arbeitnehmern eine tarifliche Absicherung ihrer Lohn- und Einkommensbedingungen zu schaffen? Es trifft zu, daß für die Mitarbeiter der Architektur- und Ingenieurbüros keine tarifvertraglichen Regelungen der Arbeitsbedingungen bestehen. Soweit ich sehe, hat es Tarifverträge für diesen Bereich bisher noch nicht gegeben. Die Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden bemüht sich seit etwa ein bis zwei Jahren, einen Tarifvertrag mit der „Vereinigung Freischaffender Architekten Deutschlands" abzuschließen. Die Verhandlungen haben im Frühjahr dieses Jahres zur Paraphierung eines Tarifvertrages geführt. Seitens der Arbeitgeber wurde die Unterzeichnung des Vertrages jedoch abgelehnt. Soweit Sie nach den Möglichkeiten eines Einwirkens auf die Tarifvertragsparteien fragen, darf ich darauf hinweisen, daß der Grundsatz der Tarifautonomie gilt. Er garantiert den Tarifvertragsparteien das Recht, die Arbeitsentgelte und sonstigen Arbeitsbedingungen durch freie Vereinbarung in eigener Zuständigkeit und Verantwortung zu regeln. Ich habe allerdings Verständnis für die Ihrer Frage zugrunde liegende Ansicht, daß in einem so großen Bereich — wie dem von Ihnen angesprochenen — die Arbeitsbedingungen durch einen Tarifvertrag geregelt werden. Anlage 5 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 19. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Krampe (CDU/CSU) und Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Fragen A 32, 33, 34 und 35) : Hält die Bundesregierung es mit mir für selbstverständlich, daß die Bundestagskandidatur eines Beamten für eine demokratische Partei keinerlei nachteilige dienstliche Maßnahmen gegen den Beamten rechtfertigen kann? Trifft die Meldung zu und wenn ja, wie vermag es die Bundesregierung dann zu begründen, daß im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung unmittelbar nach der Bundestagswahl drei langjährige spezialisierte Beamte, die auf Reserveplätzen der CDU-Landesliste für den Deutschen Bundestag kandidiert hatten, gegen ihren Willen von ihren Dienstposten entfernt und mit fachlich fremden Aufgaben betraut wurden? Trifft es zu, daß im Bundesarbeitsministerium unmittelbar nach der Bundestagswahl drei Referenten, die als Reservekandidaten auf der CDU-Landesliste für den Deutschen Bundestag kandidiert hatten, von ihren Posten abgelöst wurden, daß es sich in allen drei Fällen um langjährig bewährte Spezialisten handelt, die gegen ihren Willen in Arbeitsgebiete umgesetzt wurden, für die sie weder besondere Kenntnisse noch Erfahrungen mitbringen können? Wenn ja, welche Gesichtspunkte haben die Bundesregierung zu den genannten Maßnahmen gegen tüchtige Fachbeamte veranlaßt? Ich darf mir erlauben, die Fragen 32 bis 35 zusammen zu beantworten, weil sie sich auf denselben Sachverhalt beziehen und inhaltlich zum Teil deckungsgleich sind: Die Frage 32 kann ich mit „Ja" beantworten. Davon ausgehend, darf ich zu den übrigen Fragen folgendes anmerken: Aus sachlichen Gründen, nicht zuletzt im Hinblick auf die Schwerpunkte der sozialpolitischen Arbeit in der neuen Legislaturperiode, waren in einigen Abteilungen des Bundesarbeitsministeriums personelle Änderungen erforderlich. Außerdem mußten Referentenstellen neu besetzt werden. Insgesamt sind aus diesen Gründen 17 Beamte des höheren Dienstes — davon 14 Referenten — neue Aufgabenbereiche übertragen worden. Das ist mit vollem Einverständnis des Personalrats geschehen. In diesem Rahmen sind auch zwei von insgesamt vier Beamten, die auf der CDU-Landesliste kandidiert haben, mit neuen wichtigen Aufgaben betraut worden. Es handelt sich bei ihnen keineswegs um einseitig orientierte Spezialisten, sondern um Beamte, die bisher schon in verschiedenen Verwaltungszweigen tätig und mit unterschiedlichen Fachaufgaben befaßt gewesen sind. Ihr beamtenrechtlicher Status und ihre Stellung wurden nicht beeinträchtigt. Sie sind mit Arbeitsgebieten betraut worden, die in ihrer Bedeutung und ihrem Gewicht ihren bisherigen Aufgaben gleichwertig sind. Wie Sie wissen, ist es nicht unüblich und widerspricht auch nicht beamtenrechtlichen Grundsätzen, daß Beamte nach mehrjähriger Tätigkeit in einem Fachbereich Aufgaben in einem anderen Gebiet übernehmen. Das dient nicht nur der notwendigen Flexibilität in der Verwaltung, sondern trägt nach allen bisherigen Erfahrungen auch dazu bei, daß sich die durch Verwendung auf verschiedenen Dienstposten gewonnenen Erfahrungen positiv auf die Arbeit im Ganzen auswirken. Anlage 6 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 19. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache 7/12 Fragen A 41 und 42) : Kennt die Bundesregierung die in 15 Punkten zusammengefaßte Bilanz des Symposions der ETH Zürich und der Universität Zürich zur Hebung der Verkehrssicherheit, und inwieweit sind solche Überlegungen auch schon in entsprechende Programme der Bundesregierung einbezogen? Wird die Bundesregierung für die Erstellung ihres Zweiten Erfahrungsberichts im Zusammenhang mit der Neuregelung des § 8 des Personenbeförderungsgesetzes (Drucksache VI/2743) die Länder auffordern, die Mängel in der Personenverkehrsbedienung der ländlichen Gebiete zu ermitteln, damit in Fortschreibung des ersten Berichts der Bundesregierung, der gebietliche Einzelangaben nur für die Ballungsgebiete und Ballungsrandzonen enthält, nunmehr auch für die ländlichen Zonen ein geschlossenes Bild über die tatsächlichen Verhältnisse in der Personenverkehrsbedienung gegeben werden kann? Zu Frage 41: Die 15 Punkte des genannten Symposiums sind der Bundesregierung bekannt. Maßnahmen dieser Art sind zum Teil bereits getroffen, zum Teil eingeleitet oder werden zur Zeit geprüft. Zu einer Reihe von Punkten hat die Bundesregierung bereits im Rahmen des Unfallverhütungsberichts 1971 —— Drucksache VI/3718 — ihre Auffassung zum Ausdruck gebracht. Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 113* Zu Frage 42: Die Bundesregierung beabsichtigt, in ihrem zum 31. Dezember 1973 an den Deutschen Bundestag zu erstattenden abschließenden Erfahrungsbericht der Verkehrsbedienung in den ländlichen Gebieten breiteren Raum zu widmen. Sie hat die Länder gebeten, hierüber entsprechende Feststellungen zu treffen. Anlage 7 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 20. Dezember 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Stücklen (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Frage A 44) : Ist die Bundesregierung der Meinung, daß sich des von ihr für zweibeinige Bundes- und Landstraßen verfügte Tempo 100 bewährt hat, und auf welche Tatsachen stützt sich gegebenenfalls ihre Auffassung? Die bisherige Versuchsdauer von 2½ Monaten ist zu kurz, als daß schon jetzt von den zuständigen Stellen zuverlässige Angaben darüber gemacht werden könnten, ob sich „Tempo 100" bewährt hat oder nicht. Aus diesem Grunde ist auch die Bundesregierung leider noch nicht in der Lage, Ihre Frage zu beantworten. Der Versuch wurde aus guten Gründen für mehrere Jahre vorgesehen. Erste Versuchsergebnisse werden im Verlauf des Jahres 1973, die erste vergleichende Analyse erst bis Ende 1974 vorliegen. Anlage 8 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 20. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Althammer (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Fragen A 46 und 47) : Was wird die Bundesregierung unternehmen, um die wirklichen Ursachen der schrecklichen Flugzeugkatastrophe am 3. Dezember 1972 auf Teneriffa, bei der 149 Deutsche unis Leben kamen, aufzuklären? Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, auf erhöhte Sicherheit Im internationalen Charterflugverkehr hinzuwirken? Zu Frage 46: Der Bundesminister für Verkehr hat noch am Tage des Unfalles Sachverständige des Luftfahrt-Bundesamtes (LBA) an den Unfallort beordert. Ihre Aufgabe war, die spanischen Behörden bei der Ermittlung der Unfallursache zu unterstützen. Nach dem Abkommen über die Internationale Zivilluftfahrt besteht jedoch ein Rechtsanspruch auf Zulassung zur Unfalluntersuchung nur für die Regierungen des Herstellungs- und Eintragungsstaates des verunglückten Luftfahrzeuges. Die deutschen Unfallsachverständigen haben sich dennoch darum bemüht, umfassend an der Unfalluntersuchung beteiligt zu werden. Aus der Tatsache, daß die Untersuchung zunächst ausschließlich durch die örtlich zuständige Militärbehörde durchgeführt wird, ergaben sich gewisse Anfangsschwierigkeiten. Auf die Intervention des Leiters der deutschen Zivilluftfahrtverwaltung beim Generaldirektor der spanischen Zivilluftfahrt wurde jedoch erreicht, daß die deutschen Sachverständigen zu allen künftigen Untersuchungen in umfassender Weise hinzugezogen werden. Ein Sachverständiger des LBA befindet sich auch jetzt noch am Unfallort. Weitere Sachverständige werden nach Bedarf entsandt. Es ist zu hoffen, daß die Unfallursachen durch die Beteiligung der deutschen Experten aufgeklärt werden können. Zu Frage 47: Die Bundesrepublik Deutschland ist Mitglied der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO), deren bedeutendste Aufgabe darin besteht, die Flugsicherheit in der internationalen Zivilluftfahrt zu fördern. Dies geschieht insbesondere über eine Vereinheitlichung der für die Sicherheit wesentlichen Vorschriften, zu deren Einhaltung aller Vertragsstaaten verpflichtet sind. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind alle luftfahrttreibenden Staaten dem Abkommen über die Internationale Zivilluftfahrt beigetreten. Die Bundesrepublik Deutschland wirkt im Rahmen dieser internationalen Zusammenarbeit an der ständigen Weiterentwicklung der Sicherheitsvorschriften mit. Anlage 9 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 20. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Leicht (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Fragen A 48 und 49) : Trifft es zu, daß die Bundesregierung bereits mehrfach von seiten der Kulturministerien der Länder auf das Problem der überfüllten Schulbusse aufmerksam gemacht worden ist? Warum hat die Bundesregierung bislang noch nichts unternommen, um die unerträglichen Zustände im Schulbusverkehr zu beseitigen, insbesondere jene Bestimmungen des Personenbeförderungsgesetzes abzuändern, wonach Kinder Anspruch nur auf einen halben Platz haben? Nicht das Personenbeförderungsgesetz, sondern § 34 a der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung bestimmt, daß im Rahmen des zulässigen Gesamtgewichts des Fahrzeugs drei Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr je zwei nebeneinanderliegende Plätze besetzen dürfen. Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern wurde auf einer Besprechung am 21. Januar 1970 unter Beteiligung von Vertretern der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder zwar allgemein die Frage einer größeren Sicherheit bei Schülerbeförderungen mit Kraftomnibussen erörtert, ohne daß jedoch speziell die Frage 114* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 des Anspruchs des Schulkindes auf einen ganzen Sitzplatz im Schulbus behandelt worden wäre. Erst durch ein Schreiben des Niedersächsischen Ministers für Wirtschaft und öffentliche Arbeiten vom 6. Januar 1971 wurde dem Bundesverkehrsministerium bekannt, daß die Sonderregelung des § 34 a Abs. 3 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung Anlaß zu Klagen gegeben hat. Mit den obersten Landesverkehrsbehörden und den Verkehrsträgern wurde daraufhin geprüft, ob die in § 34 a Abs. 3 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung genannte Altersgrenze von 14 Jahren herabgesetzt werden soll. Die Vertreter der obersten Landesverkehrsbehörden waren einhellig der Meinung, daß - sofern die Verkehrssicherheit gewährleistet ist - gewisse Unbequemlichkeiten, die sich aus der Anwendung der Vorschrift ergeben, im Interesse der Wirtschaftlichkeit des Verkehrs und unter Berücksichtigung dessen, daß es sich in der Regel um kurze Beförderungsstrecken handelt, hingenommen werden müßten. Nach Ansicht der Verkehrsträger würde ein Wegfall der Vorschrift einen umfangreicheren Fahrzeugeinsatz zur Folge haben und zu einer unwirtschaftlichen und praxisfernen Regelung führen. Im übrigen ist entscheidend, daß der Schulbusverkehr überwiegend im Auftrag und auf Kosten der Schulträger durchgeführt wird. Die Schulträger haben daher bei der Vergabe des Fahrauftrages die Möglichkeit, zu vereinbaren, daß für jedes Schulkind ein ganzer Sitzplatz im Schulbus zur Verfügung steht. Anlage 10 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Herold vom 19. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Berger (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Fragen A 54 und 55) : Hält die Bundesregierung an der Regelung in ihrer Gemeinsamen Geschäftsordnung fest, wonach im Interesse einer straffen Verwaltungsgliederung jedes Bundesministerium nur in Abteilungen, evtl. Unterabteilungen und Referate gegliedert wird, — das Referat die tragende Einheit im organisatorischen Aufbau des Ministeriums bildet und — der Referent unmittelbar unter dem Abteilungsleiter/Unterabteilungsleiter sein Referat in eigener Verantwortung verwaltet? Trifft es zu und wenn ja, welche Gründe haben die Bundesregierung bewogen, entgegen den genannten Vorschriften in der Unterabteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen zwei „Arbeitsgruppen" zu bilden und vier Referenten der Unterabteilung, darunter die beiden einzigen der CDU/CSU angehörigen, jeweils einem „Arbeitsgruppenleiter" zu unterstellen? Die Bundesregierung hält selbstverständlich an den Bestimmungen der Gemeinsamen Geschäftsordnung über die Organisation der Ministerien fest. Die Bildung von Arbeitsgruppen in der Unterabteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen ist mit diesen Bestimmungen vereinbar. Sie soll die Zusammenarbeit von Referaten mit sachlich verwandten Aufgabengebieten straffen und effektiver gestalten. Im übrigen sind die Referenten den Arbeitsgruppenleitern nicht unterstellt noch in ihrer Verantwortlichkeit eingeschränkt; die Leiter der Arbeitsgruppen haben koordinierende Befugnisse. Die Unterstellung parteipolitischer Motive für die Bildung der Arbeitsgruppen weist die Bundesregierung zurück. Anlage 11 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Herold vom 19. Dezember 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Reddemann (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Fragen A 56 und 57): Trifft es zu, daß in der für Öffentlichkeitsarbeit einschließlich der Verwaltung erheblicher finanzieller Förderungsmittel zuständigen Unterabteilung des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen entgegen den Vorschriften der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien zwei Arbeitsgruppen gebildet und vier Referenten, darunter die beiden einzigen der CDU'CSU angehörigen Referenten dieser Unterabteilung, in ihrer Verantwortlichkeit durch die Unterstellung unter „Arbeitsgruppenleiter" eingeschränkt worden sind? Trifft es zu, und wenn ja, hält die Bundesregierung es mit dem beamtenrechtlichen Leistungsprinzip für vereinbar, daß die gleiche Unterabteilung des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen von einem Regierungsdirektor geleitet wird, dessen Beförderung zum Ministerialrat und Ministerialdirigenten der unabhängige Bundespersonalausschuß wiederholt abgelehnt hat? Die Bundesregierung hält selbstverständlich an den Bestimmungen der Gemeinsamen Geschäftsordnung über die Organisation der Ministerien fest. Die Bildung von Arbeitsgruppen in der Unterabteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen ist mit diesen Bestimmungen vereinbar. Sie soll die Zusammenarbeit von Referaten mit sachlich verwandten Aufgabengebieten straffen und effektiver gestalten. Im übrigen sind die Referenten den Arbeitsgruppenleitern nicht unterstellt noch in ihrer Verantwortlichkeit eingeschränkt; die Leiter der Arbeitsgruppen haben koordinierende Befugnisse. Die Unterstellung parteipolitischer Motive für die Bildung der Arbeitsgruppen weist die Bundesregierung zurück. Die Übertragung der Funktion eines Unterabteilungsleiters liegt in der Organisationsgewalt des zuständigen Ministers. Die Bundesregierung hält es mit dem Leistungsprinzip für durchaus vereinbar, wenn im Ausnahmefall bereits einem besonders qualifizierten Regierungsdirektor die Leitung einer Unterabteilung übertragen wird, wenn dies — wie hier — sachlich notwendig ist. Die Beförderung in das für Unterabteilungsleiter vorgesehene Amt des Ministerialrats oder Ministerialdirigenten wird selbstverständlich unter Beachtung der laufbahnrechtlichen Vorschriften erfolgen. Anlage 12 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom 19. Dezember 1972 auf die Mündliche Frage des Ab- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 115' geordneten Blumenfeld (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Frage A 67) : Ich frage die Bundesregierung — nachdem jüngsten Meldungen zufolge die Vereinten Nationen in absehbarer Zeit keine gemeinsame Aktion ihrer Mitgliedstaaten zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus, insbesondere der Luftpiraterie, beschließen werden —, welche Maßnahmen sie auf diesem Gebiet zu ergreifen gedenkt, und zwar sowohl autonom oder in multilateralen Abkommen als auch im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft (entsprechend den Beschlüssen der Außenminister in Frascati am 11. September 1972) und im Rahmen des Europarats (entsprechend der Empfehlung Nr. 684 der Beratenden Versammlung) ? Die Bundesregierung wird auch weiterhin mit Nachdruck alle Aktivitäten unterstützen, die der Bekämpfung des internationalen Terrorismus, insbesondere der Luftpiraterie, dienen. Im eigenen Zuständigkeitsbereich hat die Bundesregierung eine ganze Reihe von Maßnahmen getroffen, um Terroraktionen zu verhindern. Aus der Vielzahl der eingeleiteten Maßnahmen, an denen teilweise auch die Bundesländer beteiligt sind, möchte ich hervorheben: a) Umfassende Schutzvorkehrungen für gefährdete Personen und Objekte, insbesondere auch hinsichtlich des Luftverkehrs, b) Sicherheitsüberprüfungen bei Einreisenden aus bestimmten Spannungsgebieten, c) Intensivierung des Nachrichten- und Erfahrungsaustausches zwischen den Sicherheitsbehörden, um rechtzeitig Hinweise auf bevorstehende Aktionen zu erhalten, d) Aufstellung einer besonderen Einheit des Bundesgrenzschutzes, die ab 1. April 1973 einsatzbereit sein wird. Besonders zu nennen sind auch die vom Deutschen Bundestag in der 6. Legislaturperiode auf Initiative der Bundesregierung beschlossene Gesetzesänderung zum Verfassungsschutzgesetz sowie das neue Bundesgrenzschutzgesetz. Diese Gesetzesmaßnahmen tragen ebenfalls dazu bei, die Sicherheit gegenüber Terroraktionen zu erhöhen. Im internationalen Bereich unterstützt die Bundesregierung aktiv jede erfolgversprechende Initiative und hat innerhalb bestimmter Organisationen selbst Initiativen ergriffen. Was die von der angesprochenen deutschen Initiative auf der Außenministerkonferenz der 9 in Frascati anbelangt, so sind Sie zwischenzeitlich persönlich und vertraulich über deren Fortgang unterrichtet worden. Die angelaufenen Konsultationen haben naturgemäß einen strikt vertraulichen Charakter. Ich sehe mich daher nicht in der Lage, vor dem Plenum dieses Hohen Hauses ins einzelne gehende Ausführungen zu machen. Die Empfehlung Nr. 684 der Beratenden Versammlung des Europarates wird Anfang Januar 1973 von den Ministerbeauftragten weiterbehandelt. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß der Europarat bei der Zusammenarbeit gegen den internationalen Terrorismus auch weiterhin in angemessener Weise eingeschaltet bleiben sollte. Im übrigen ist die Bundesregierung der Empfehlung Nr. 684 des Europarates weitgehend nachgekommen: a) Die Bundesrepublik Deutschland ist Mitglied des Tokyoter Abkommens vom 14. September 1963 über strafbare und bestimmte andere an Bord von Luftfahrzeugen begangene Handlungen. b) Der 6. Deutsche Bundestag hat in seiner letzten Sitzung vor der Auflösung dem Den Haager Übereinkommen vom 16. Dezember 1970 zur Bekämpfung der widerrechtlichen Inbesitznahme von Luftfahrzeugen zugestimmt; der Bundesrat hat den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu diesem Übereinkommen am 6. Oktober 1972 • gebilligt. Gegenwärtig läuft das Verfahren zur Einbeziehung Berlins in dieses Übereinkommen. Sobald die Zustimmung der Drei Mächte hierzu vorliegt und die Ratifikationsurkunde durch den Herrn Bundespräsidenten unterzeichnet ist, wird die Urkunde hinterlegt werden. Die Konvention gegen Luftpiraterie kann deshalb in Kürze für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft treten. c) Das Montrealer Übereinkommen vom 23. September 1971 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Zivilluftfahrt kann erst vom neugewählten 7. Deutschen Bundestag gebilligt werden. Der entsprechende Vertragsgesetzentwurf wird hoffentlich einer der ersten Beratungsgegenstände des neuen Bundestages sein. Ich wäre dankbar, wenn alle Parteien eine schnelle Behandlung ermöglichen würden. d) Eine weitere Möglichkeit zur Bekämpfung der Luftpiraterie besteht in der Schaffung einer vierten weltweiten Konvention, die es ausschließen soll, daß Flugzeugentführer irgendwo auf der Welt einen sicheren Zufluchtsort finden. Die Bundesregierung war nicht nur maßgeblich an der Ausarbeitung der bisherigen Übereinkommen zur Bekämpfung der Luftpiraterie beteiligt, sondern unterstützt ebenso nachdrücklich die Bestrebungen befreundeter Staaten, innerhalb der ICAO (Internationale Zivilluftfahrt-Organisation — International Civil Aviation Organization), eine vierte Konvention zustande zu bringen, die weitere Maßnahmen gegen eine Unterstützung des internationalen Terrorismus vorsieht. Anlage 13 Antwort des Bundesministers Genscher vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Frage B 1) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Studie „Gewässerschutz sofort" des Arbeitskreises für Umweltschutz Konstanz an der Universität Konstanz, nach der eine erhebliche Reduzierung des Phosphorgehalts in Wasch- und Reinigungsmitteln möglich ist, und ist sie bereit, zum Schutz der Gewässer, vor allem der stehenden Gewässer, einen Gesetzesvorschlag für eine sukzessive Verringerung des Phosphorgehalts in Wasch- und Reinigungsmitteln in das Arbeitsprogramm der künftigen Bundesregierung aufzunehmen? Die Bundesregierung stimmt den Forderungen des Arbeitskreises Umweltschutz, wie sie im Oktober 1972 in einer Studie vorgelegt worden sind, hinsichtlich der Herabsetzung und schrittweisen Verringerung des Phosphatgehalts in Wasch- und Reinigungsmitteln im Grundsatz zu. Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür sollen im Rahmen des Gesetzgebungsgangs schnellstens geschaffen werden. Es ist beabsichtigt, eine Ermächtigung zum Erlaß einer Rechtsverordnung über die Beschränkung oder das Verbot umweltschädigender Waschmittelzusätze zu schaffen. Es wird ferner geprüft, ob und wie eine Deklarierungspflicht für Inhaltsstoffe der Wasch- und Reinigungsmittel eingeführt werden kann. Im übrigen ist es der auf den Austausch der Waschmittelphosphate angesetzten Forschung inzwischen gelungen, einen Ersatzstoff aufzuzeigen, der, wie es scheint, bei guten Wascheigenschaften weder gesundheitsschädlich ist noch zu Überdüngungen in Seen und Talsperren führen soll. Es ist beabsichtigt, die Prüfung dieses Stoffes durch Mittel des Bundes zu fördern. Weil sich die Uberdüngung der Gewässer durch Phosphate und andere Pflanzennährstoffe besonders auf Seen, Talsperren und langsam fließende Gewässer auswirkt, hat die Bundesregierung außerdem einen Schwerpunkt der Maßnahmen auf den Bau von speziellen Abwasserreinigungsanlagen oder Ringkanalisationen im Einzugsbereich gefährdeter Gewässer gesetzt, wodurch im Abwasser insgesamt enthaltene Phosphate, gleich welcher Herkunft, entfernt werden können. Anlage 14 Antwort des Bundesministers Genscher vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Frage B 2) : Kann im Zuge einer Verbesserung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei mit der Wiedereröffnung des Straßenübergangs Möhring –Promenhof gerechnet werden, eventuell für einen kleinen Grenzverkehr? Die Bundesregierung ist seit Jahren bemüht, die Wiedereröffnung der nach dem Kriege einseitig von tschechoslowakischer Seite geschlossenen Grenzübergänge zu erreichen. Dies ist ihr in einer Reihe von Fällen gelungen. Wegen der Eröffnung des Straßenübergangs Mähring—Promenhof haben schon im Jahre 1969 Besprechungen zwischen der deutschen und der tschechoslwakischen Zollverwaltung stattgefunden. Dabei ist von tschechoslowakischer Seite jedoch die Auffassung vertreten worden, die Öffnung dieses Grenzübergangs sei nicht angebracht, da er nur örtliche Bedeutung habe. Die Bundesregierung, die die Normalisierung der Beziehungen zur Tschechoslowakei anstrebt, wird bemüht bleiben, im Zuge dieser Normalisierung auch die Wiedereröffnung der von tschechoslowakischer Seite geschlossenen Grenzübergänge zu erreichen. Das gilt auch für den Grenzübergang Mähring—Promenhof. Ob dies in Form eines sogenannten „kleinen Grenzverkehrs" möglich sein wird, hängt u. a. auch davon ab, ob die Tschechoslowakei bereit sein wird, ein Abkommen über den kleinen Grenzverkehr abzuschließen. Anlage 15 Antwort des Bundesministers Genscher vom 20. Dezember 1972 auf die schriftlichen Fragen des Abgeordneten Wolfram (SPD) (Drucksache 7/12 Fragen B 3 und 4) : Wie beurteilt die Bundesregierung die sich aus der starken Zunahme der Sportfliegerei ergebende zunehmende Lärmbelästigung für eine große Zahl von Anliegern sogenannter Landeplätze? Ist die Bundesregierung bereit, Schul- und Sportfliegerei an Wochenenden und in Freizeiten der arbeitenden Bevölkerung zu begrenzen und auf die Flugzeugindustrie gesetzlich oder anderweitig einzuwirken, Klein- und Privatflugzeuge viel stärker els bisher mit schalldämpfenden Einrichtungen auszurüsten? Die Bundesregierung bedauert, daß die Zunahme der Sportfliegerei zu einer vermehrten Belastung eines Teils der Bevölkerung durch Fluglärm geführt hat. Die Situation wird mancherorts dadurch verschärft, daß in der städtebaulichen Planung die Aspekte des Lärmschutzes nicht ausreichend berücksichtigt wurden. In Zukunft wird bei der Gestaltung der Sportfliegerei und in der städtebaulichen Planung in der Umgebung von Landeplätzen den Erfordernissen des Immissionsschutzes mehr als bisher Rechnung getragen werden müssen. Die Bundesregierung hält es für notwendig, daß die Möglichkeiten für eine zeitliche Beschränkung des Motorflugsports durch die zuständigen Behörden unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen und technischen Verhältnisse im Sinne des Fragestellers weiter ausgeschöpft werden. An verschiedenen Landeplätzen sind bereits zeitliche Flugbeschränkungen eingeführt worden. Zur Verminderung der Geräuschemissionen von Kleinflugzeugen sind im April 1972 Lärmgrenzwerte für Propellerflugzeuge bis 5700 kg Höchstgewicht und für Motorsegler festgesetzt worden, die bei der Zulassung der Luftfahrzeuge zum Verkehr zu beachten sind. Diese Regelung wird die Flugzeugindustrie zur Konstruktion leiserer Kleinflugzeuge veranlassen. Anlage 16 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Grüner vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Zebisch (SPD) (Drucksache 7/12 Fragen B 6 und 7): Welche Möglichkeiten hat die Bundesregierung, um die Umstrukturierung monostrukturierter industrieller Teilräume — wie z. B. die nördliche Oberpfalz -- zu fördern? Beabsichtigt die Bundesregierung Initiativen, uni diesem strukturpolitischen Erfordernis wirksamer gerecht zu werden? Zu Ihrer ersten Frage möchte ich darauf hinweisen, daß im Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" in § 1 Abs. 2 Ziff. 2 ausdrücklich Gebiete als förderungswürdig genannt sind, „in denen Wirtschaftszweige vorherrschen, die vorn Strukturwandel in einer Weise betroffen oder bedroht sind, daß Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 117* negative Rückwirkungen auf das Gebiet in erheblichem Umfang eingetreten oder absehbar sind". Durch die Förderkonzeption der Regionalen Aktionsprogramme innerhalb der Gemeinschaftsaufgabe wurde die Möglichkeit geschaffen, die jeweiligen strukturellen Gegebenheiten eines bestimmten Gebietes bei der Festsetzung der Förderung besonders und gezielt zu berücksichtigen. So geht der 1. Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe auch im Regionalen Aktionsprogramm der von Ihnen beispielhaft genannten Oberpfalz auf deren zum Teil vom sektoralen Strukturwandel betroffene Wirtschaft ein und mißt deshalb neben Neuansiedlungs- und Erweiterungsvorhaben der Sicherung bestehender gewerblicher Arbeitsplätze durch Rationalisierung, Modernisierung und Umstellung von Betrieben besondere Bedeutung zu. So sollen in den Jahren 1972-1975 in der Oberpfalz 23 900 neue Arbeitsplätze geschaffen und 7200 vorhandene Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe gesichert werden. Zu Ihrer zweiten Frage kann ich Ihnen mitteilen, daß zur Zeit ein Forschungsprogramm in vollem Gang ist, das alle Regionalprogramme gleichwertig berücksichtigt und zur noch effizienteren Gestaltung der Förderung in einem einheitlichen Zielsystem beitragen soll. Mit ersten Ergebnissen ist im nächsten Jahr zu rechnen. Anlage 17 Antwort des Bundesministers Ertl vom 14. Dezember 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Fragen B 8 und 9) : Wie hoch ist die Anzahl von Rückzahlungspflichtigen (ganz oder teilweise), die eine Beihilfe gemäß der Richtlinien für die Vergabe von Bundesmitteln des „Grünen Plans" zur Förderung der baulichen Verbesserung von Landarbeiterstellen und landwirtschaftlichen Werkwohnungen vorn 5. Juni 1963 erhalten haben? Ist die Bundesregierung bereit, die Richtlinien dahin gehend zu ändern, daß eine Rückzahlungsverpflichtung entfällt, sofern nachgewiesen werden kann, daß die Neuanwerbung einer landwirtschaftlichen Arbeitskraft anstelle einer ausgeschiedenen ohne Erfolg geblieben ist? Zu Frage 1: Von den nach den Richtlinien für die Vergabe von Bundesmitteln zur Förderung der baulichen Verbesserung von Landarbeiterstellen und landwirtschaftlichen Werkswohnungen vom 5. Juni 1963 bewilligten rd. 8400 Beihilfen sind bisher in 301 Fällen die Beihilfen ganz oder teilweise in Darlehen umgewandelt worden. Zu Frage 2: Diese Angelegenheit ist bereits mehrfach auf Grund von Einzelfällen überprüft worden. Die Bundesregierung ist jedoch aus den nachfolgenden Gründen nicht bereit, die Richtlinien in dem gewünschten Sinne zu ändern. Nach Nr. 8 der Richtlinien wird die gewährte Beihilfe dem Antragsteller nur dann belassen, wenn er die Wohnung mindestens fünf Jahre lang nach der Bewilligung Land- oder Forstarbeitern zu Wohnzwecken überlassen hat. Der Antragsteller hat sich zu verpflichten, den Beihilfebetrag mit jährlich 5 % zu verzinsen und mit 5 °/o zu tilgen, falls die vorgenannten Voraussetzungen für die endgültige Belassung der Beihilfe nicht erfüllt werden. Bei Erlaß dieser Rückforderungsbestimmung wurde bewußt nicht auf die Vertretbarkeit des Leerstehens der Wohnung abgestellt. Sinn der Förderung ist es, die Aufwendungen des Betriebsinhabers bei der Verbesserung seiner Werkwohnung durch Gewährung einer Beihilfe so zu senken, daß er sich durch das Angebot billiger, moderner Wohnungen die für den Betrieb auf absehbare Zeit erforderlichen, fachlich qualifizierten Arbeitskräfte sichern kann. Dabei wird vorausgesetzt, daß der Betriebsinhaber vor Antragstellung sorgfältig prüft, wieviel Arbeitskräfte er auf Dauer (5 Jahre) benötigt und ob sie nach Lage des Arbeitsmarktes verfügbar sein werden. Die Folgen einer Fehleinschätzung, d. h. Rückzahlung der Beihilfe, werden ihm als Unternehmer als Betriebsrisiko bewußt ohne Prüfung einer „Schuld" auferlegt, da ihre Feststellung erfahrungsgemäß kaum möglich ist und anderenfalls die Gefahr einer zu sorglosen Inanspruchnahme der Beihilfen besteht. Als Ausgleich für das vom Betriebsinhaber zu tragende Risiko sind andererseits relativ günstige Rückzahlungsbedingungen (5 °/o Tilgung, 5 % Zins; damit günstiger als z. B. bei einem Bauspardarlehen) festgesetzt worden, wodurch der Antragsteller selbst im Falle einer Rückforderung der Beihilfe eine relativ günstige Finanzierung der Baukosten erhält. Anlage 18 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Batz (SPD) (Drucksache 7/12 Frage B 10) : Hält die Bundesregierung Arbeitsangebote ausländischer Unternehmen, die nach Arbeitskräften für Großbauvorhaben suchen, für wettbewerbsneutral gegenüber deutschen Unternehmen, die einschlägige Gesetze und Tarifverträge berücksichtigen müssen, wenn diese Unternehmen in ihren Anzeigen wörtlich inserieren: „Wir arbeiten 6 Tage mit 72 Wochenstunden. Wir bezahlen rumänischen Tarif und 22,— DM täglich." ? Dem Bundesarbeitsministerium ist erst durch Ihre Anfrage bekanntgeworden, daß von dem rumänischen Unternehmen AROCONSTRUCT die von Ihnen genannte Anzeige aufgegeben worden ist. Um Ihre Anfrage im einzelnen beantworten zu können, ist die weitere Sachaufklärung bei den Arbeitsbehörden der Länder erforderlich. Sobald mir Mitteilungen vorliegen, werde ich Sie nach Abstimmung mit dem Herrn Bundesminister für Wirtschaft und dem Herrn Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit detailliert unterrichten. 118* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 Anlage 19 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Frage B 11): Gilt § 42 Abs. 1 des Betriebsverfassungsgesetzes, wonach eine Betriebsversammlung nicht öffentlich ist und deshalb nur die betriebsangehörigen Arbeitnehmer, der Arbeitgeber, die Beauftragten seiner Arbeitgebervereinigung sowie die Beauftragten der im Betrieb vertretenen Gewerkschaften teilnahmeberechtigt sind, für Abgeordnete und damit auch für Mitglieder des Bundeskabinetts, oder vertritt die Bundesregierung die Auffassung, daß Politiker generell berechtigt sind, an Betriebsversammlungen teilzunehmen? Bei den Beratungen des Betriebsverfassungsgesetzes ist umstritten gewesen, ob Betriebsversammlungen auch Angelegenheiten tarifpolitischer, sozialpolitischer und wirtschaftlicher Art, die den Betrieb oder seine Arbeitnehmer unmittelbar betreffen, behandeln dürfen. Diese Frage ist in § 45 des Betriebsverfassungsgesetzes positiv entschieden worden. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß jedenfalls in diesem Rahmen auf Einladung auch andere als die in § 46 des Betriebsverfassungsgesetzes genannten Personen in Betriebsversammlungen sprechen können. Hierüber hat es eine arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung gegeben. Ich darf in diesem Zusammenhang auf den Beschluß des Landesarbeitsgerichts Düsseldorf vom 24. Oktober 1972 (12 Ta 111/72) hinweisen. Darin hat es das Gericht für zulässig erachtet, daß der Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen dazu eingeladen wurde, auf einer Betriebsversammlung über das Thema „Die wirtschaftliche Situation in der Bundesrepublik Deutschland" zu referieren. Anlage 20 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Berkhan vom 20. Dezember 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) (Drucksache 7/12) Fragen B 12 und 13) : Ist die Bundesregierung nicht der Meinung, daß die Mitbenutzungskosten des Standort-Hallenschwimmbads Braunschweig für Vereine des Bezirksverbands Braunschweig in Höhe von 70 DM bis 100 DM pro Stunde ungerechtfertigt hoch sind, zumal die Bundeswehr bei der bisherigen Benutzung der Braunschweiger Bäder Gebühren zu zahlen hatte, die weit unter dem jetzt von ihr selbst geforderten Mieten lagen? Ist die Bundesregierung bereit, darauf hinzuwirken, daß die Vereine des Bezirksschwimmverbands Braunschweig für die ihnen eingeräumten vier Trainingsstunden pro Woche Benutzungskosten zahlen, die nicht über den bisher von der Bundeswehr an die Stadt gezahlten Benutzungsgebühren liegen, uni somit dem Leistungssport, der in Braunschweig bisher keine geeignete Übungsstätte hatte, die Möglichkeit zur Entwicklung zu geben? Ihre Fragen nach der Höhe des Entgelts für die Benutzung des Standort-Hallenschwimmbades Braunschweig durch Vereine des Bezirksschwimmverbandes Braunschweig beantworte ich wie folgt. Nach den Richtlinien für die außerdienstliche Benutzung von Sportanlagen der Bundeswehr haben Gruppenbenutzer von Schwimmhallen ein angemessenes Entgelt zu zahlen. Die Angemessenheit der von der Standortverwaltung auf Selbstkostenbasis ermittelten Sätzen von 70 bis 100 DM werden vom Bundesminister der Verteidigung auch unter dem Gesichtspunkt, daß die Bundeswehr zur Förderung des Sports im zivilen Bereich durch entsprechende Bemessung des Entgeltes beitragen sollen, überprüft werden, sobald der hierzu angeforderte Bericht der Wehrbereichsverwaltung II vorliegt. Vom Ergebnis der Überprüfung werde ich Sie unterrichten. Um den Vereinen inzwischen die Nutzung des Schwimmbades zu ermöglichen, wird bis zu einer endgültigen Regelung ein Entgelt erhoben werden, wie es zur Zeit von Gruppenbenutzern ziviler Schwimmbänder in Braunschweig zu zahlen ist. Anlage 21 Antwort des Bundesministers Frau Dr. Focke vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Pfeifer (CDU/CSU) (Drucksache 7/12 Fragen B 14 und 15) : Wieviel Lehrstühle für Sozialmedizin bestehen z. Z. an den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland, und wird die Bundesregierung bei ihren Beratungen mit den Ländern über den Hochschulausbau darauf drängen, daß an allen medizinischen Fachbereichen in ausreichender Anzahl Lehrstühle für Sozialmedizin errichtet werden? Inwieweit nimmt nach Ansicht der Bundesregierung die neue Approbationsordnung für Ärzte auf das Gesamtgebiet der Sozialmedizin Rücksicht? Soweit der Bundesregierung bekannt ist, bestehen zur Zeit 7 Lehrstühle für Sozialmedizin (bzw. für Sozial- und Arbeitsmedizin oder für Sozialhygiene oder Arbeitsphysiologie und Rehabilitationsforschung), nämlich in Hannover, Bochum, Ulm, Erlangen—Nürnberg, Tübingen, Berlin und Marburg. Weitere Lehrstühle für Sozialmedizin sind ausgeschrieben und zwar in Gießen, Frankfurt und in Berlin (2). Darüber hinaus gibt es an der Hochschule Hannover eine Abteilung für Sozialmedizin. Insgesamt kann man sagen, daß die Sozialmedizin seit Inkrafttreten der Approbationsordnung für Ärzte an den medizinischen Fakultäten und Fachbereichen besser repräsentiert ist. Die Entscheidung über die Einrichtung von Lehrstühlen und Universitätsinstituten liegt allerdings ausschließlich bei den Ländern. Auf diesen Entscheidungsprozeß, der ja nicht nur bauliche, sondern vor allem auch personelle Konsequenzen besitzt, hat die Bundesregierung keinen Einfluß. Die Approbationsordnung für Ärzte hat der Sozialmedizin einen breiten Raum zugeteilt. So ist sie einmal im Prüfungsstoffkatalog für den Zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung folgendermaßen aufgeführt: „Grundzüge der Sozialmedizin, Sozialmedizinische Probleme der Krankheitsentstehung und -verhütung, Grundfragen der sozialen Sicherung und der gesundheitlichen Betreuung der Bevölkerung, Sozio-ökonomische Probleme der Krankheit." Darüber hinaus wird sie aber auch in weiteren Kapiteln des Prüfungsstoffkatalogs für die Ärztliche Prüfung wiederholt angesprochen. Sozialmedizinische Gesichtspunkte sind in der Ausbildung in fast allen Klinischen Fächern zu berücksichtigen. Beispiele sind die Sozialpädiatrie und die Sozialpsychiatrie. In den Begriff „Gesamtgebiet der Sozialmedizin" ist auch die „Medizinische Soziologie" einzubeziehen, die als neue Aufgabe der ärztlichen Ausbildung Gegenstand des vorklinischen Studiums ist und der im Prüfungsstoffkatalog der Ärztlichen Vorprüfung ebenfalls ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Die Approbationsordnung für Ärzte schreibt schließlich vor (§ 7), daß die zweimonatige Famulatur u.a. in einer Dienststelle bzw. Einrichtung des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der Jugend- und Sozialhilfe, der Arbeits- und Versorgungsverwaltung, der gesetzlichen Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung oder in einer werks- oder betriebsärztlichen Einrichtung absolviert werden muß, um den Studierenden Gelegenheit zu geben, ihre sozial-medizinischen Kenntnisse durch eigene Erfahrungen in der Praxis zu vertiefen. Anlage 22 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Brandt (Grolsheim) (SPD) (Drucksache 7/12 Fragen B 16 und 17) : Da nach dem Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen die Bundesstraße 40 zwischen Mainz und Alzey in Dringlichkeitsstufe 1 steht, frage ich, auf welchem Stand zur Zeit die Vorbereitungen für den Ausbau der Strecke zwischen Mainz und Wörrstadt sind? Bis wann glaubt die Bundesregierung, einer erneuten Ausschreibung für den lieu der Rotweinbrücke fiber den Rhein naher treten zu könnent Zu Frage 16 Der Abschnitt Mainz—Marienborn ist im Bau. Für die anschließende Strecke Marienborn—Niederholm ist die Entwurfsbearbeitung abgeschlossen, der Planfeststellungsbeschluß ist in Bearbeitung. Die Aufstellung des Straßenbauhaushalts 1973 ist noch nicht abgeschlossen. Es ist daher zur Zeit nicht zu übersehen, ob mit der Baumaßnahme 1973 begonnen werden kann. Die Planung für den Abschnitt Niederolm Wörrstadt ist in Bearbeitung. Das Verfahren zur Bestimmung der Linienführung nach § 16 Bundesfernstraßengesetz ist auf Landesebene durchgeführt. Zu Frage 17 Eine Rheinbrücke mit. der Bezeichnung „Rotweinbrücke" ist mir nicht bekannt. Es wird vermutet, daß es sich um die Rheinbrücke bei Geisenheim handeln kann. Dieses Projekt ist im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen in der 1. Dringlichkeit eingestuft. Es war aber nicht möglich, Mittel für den Bau der Rheinbrücke in den 1. Fünfjahresplan einzustellen. Über zeitliche und finanzielle Dispositionen nach 1975 können jetzt noch keine Angaben gemacht werden. Der Zeitpunkt für den Bau der Rheinbrücke Geisenheim muß aber auch im Zusammenhang mit dem Engpaß Eltville gesehen werden. Nach Fertigstellung der Brücke wird ein Teil des Verkehrs aus dem linksrheinischen Gebiet in den Rheingau in Richtung Wiesbaden geleitet werden, woraus sich zusätzliche Verkehrsstauungen in Eltville ergeben, die den gegenwärtigen Zustand noch erheblich verschlechtern würden. Anlage 23 Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 19. Dezember 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmidt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache 7/12 Frage B 18) : Wann ist zwischen Zilsheim und Hattersheim mit der Fertigstellung der Spange zum Flughafen an der Bundesautobahn Frankfurt/M. — Wiesbaden zu rechnen, da die Fertigstellung im Hinblick auf den überörtlichen Verkehr im Raum Hattersheim und nach den westlichen Vororten von Frankfurt/M. immer dringlicher wird? Die Bedeutung der Südumgehung Frankfurt/M.-Höchst und der Kelsterbacher-Querspange für die Entlastung der westlichen Vororte der Stadt Frankfurt/M vom überörtlichen Verkehr ist bekannt. Die Bundesregierung und die zuständige hessische Straßenbauverwaltung sind daher um einen zügigen Baufortschritt bemüht. Ein Teilabschnitt der Kelsterbacher-Querspange zwischen der Kreisstraße 813 und der Ringstraße in Kelsterbach wird in Kürze in Verkehr genommen werden. Die Bauarbeiten sind darauf abgestellt, daß voraussichtlich Ende 1973 die gesamte KelsterbacherQuerspange zwischen der B 43 (neu) und der Anschlußstelle Kelsterbach-Nord dem Verkehr zur Verfügung stehen wird. lm Abschnitt zwischen der Anschlußstelle Kelsterbach-Nord und Sindlingen sollen die Bauarbeiten 1973 anlaufen. Da hier gleichzeitig eine neue Mainbrücke errichtet wird, dürfte mit der Fertigstellung etwa 1975/76 zu rechnen sein. Schließlich ist ab 1974, sofern bis dahin die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind, auch der Bau zwischen Sindlingen und der Bundesautobahn A 80 Wiesbaden—Frankfurt/M vorgesehen. Die Inbetriebnahme dieses Abschnittes wird nicht vor 1976/77 möglich sein. Die genannten Termine gelten insgesamt nur unter der Voraussetzung, daß die für den Straßenbau vorgesehenen Mittel voll zur Verfügung stehen und die Haushalte der Bundesfernstraßen der kommenden Jahre von Kürzungen verschont bleiben.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Walter Althammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich werde gleichzeitig die beiden Entschließungsanträge der Fraktion der CDU/CSU in meiner Rede zur dritten Lesung begründen.
    Zu den Besonderheiten des Jahres 1972 gehört auch die Tatsache, daß der Bundeshaushalt 1972 in erster Lesung, in den Haushaltsausschußberatungen, in zweiter und in dritter Lesung in insgesamt vier Stunden verabschiedet wird. Damit hat das Parlament wohl zum Ausdruck gebracht, daß eine Sachberatung nicht mehr möglich war, daß es eine Farce gewesen wäre, nach dem Ablauf des Haushaltsjahres nachträglich noch in Sachberatungen einzutreten.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Wir sollten aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, aus diesem Vorgang eine Lehre für die Zukunft ziehen. Wir sollten alle gemeinsam in diesem Hohen Hause darauf drängen, daß künftig das Grundgesetz beachtet wird

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr!)

    und die Bundeshaushalte so rechtzeitig eingebracht werden, daß das Vorherigkeitsprinzip zur Geltung kommt, daß insbesondere auch der § 30 der neuen Bundeshaushaltsordnung aus dem Jahre 1969 zur Geltung kommen kann, der lautet:
    Der Entwurf des Haushaltsgesetzes ist mit dem Entwurf des Haushaltsplans vor Beginn des Haushaltsjahres dem Bundesrat zuzuleiten und beim Bundestag einzubringen, in der Regel spätestens in der ersten Sitzungswoche des Bundestages nach dem 1. September.
    Wir müssen leider heute schon feststellen, daß dies für das Haushaltsjahr 1973 wiederum nicht der Fall sein wird. Dieses Hohe Haus sollte aber darauf hinwirken, daß ab dem Jahr 1974 diese Dinge beachtet werden, und vielleicht wäre es überlegenswert, für die Jahre, in denen Bundestagswahlen stattfinden, einen Doppelhaushalt zu beschließen, um aus diesen Schwierigkeiten endlich herauszukommen.
    Es ist auch beanstandet worden, daß ein zweites Verfassungsprinzip nicht beachtet worden ist, nämlich das der Vollständigkeit eines Bundeshaushalts.

    (Abg. Breidbach: Sehr wahr!)

    Auf Antrag der CDU/CSU im Haushaltsausschuß konnte wenigstens eine grobe Aktualisierung durchgeführt werden, indem Steuermehreinnahmen von 900 Millionen DM eingesetzt wurden, die Schuldenaufnahme gleichzeitig um diesen Betrag gesenkt wurde, die bisherigen über- und außerplanmäßigen Ausgaben von 665 Millionen DM ebenfalls eingesetzt und durch eine sogenannte globale Minderausgabe abgeglichen wurden, d. h., ins Praktische übersetzt, im Haushalt selbst eingespart werden müssen.
    Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Rüge muß bestehenbleiben, daß es die Bundesregierung nicht für notwendig erachtet hat, vor der zweiten Beratung eine Aktualisierung insgesamt vorzunehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das wäre möglich gewesen, denn auch in anderen Fällen hat die Bundesregierung jeweils eine Vorlage an den Haushaltsausschuß gemacht, in der die neuesten Zahlen enthalten waren.
    Was aber unsere besondere Aufmerksamkeit erwecken muß, ist die Tatsache, daß ohne verabschiedeten Haushalt die Ausgaben im Jahre 1972 nach
    82 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972
    Dr. Althammer
    Angaben der Regierung um 10,5 °,'o, nach Rechnung des Bundesrates und des Sachverständigengutachtens um 11 % gestiegen sind. Dabei ist das nicht einbezogen, was an Ausgabesteigerungen noch im sogenannten Schattenhaushalt enthalten ist.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Ich bringe jetzt diesen Ausdruck noch einmal, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, weil Sie auch dazu einen Entschließungsantrag unserer Fraktion finden, den ich gleichzeitig mitbegründe. Der Umdruck 7/35 enthält eine genaue Aufgliederung dessen, was wir unter „Schattenhaushalt" verstehen. Ich muß leider die Ehre von mir weisen, daß die Opposition diesen Begriff erfunden hätte. Der Begriff „Schattenhaushalt" stammt nämlich aus dem Bundesfinanzministerium. Allerdings war dabei — das muß ich hinzufügen — das inbegriffen, was an übertragbaren Haushaltsresten vorhergeschoben und was an sogenannten Verpflichtungsermächtigungen ebenfalls noch konjunkturwirksam wird. Auch das sind zwei sehr wesentliche Punkte.
    Nachdem die Kollegen von der SPD in ihren bisherigen Einlassungen angekündigt haben, daß sie bereit sind, über all diese Probleme einer besseren Einordnung in den Haushalt mit uns zu reden, wird es wohl möglich sein, unseren Entschließungsantrag an den Haushaltsausschuß zu überweisen und dort eine sachgerechte Beratung durchzuführen.
    Sie finden in diesem Antrag noch zwei Anmerkungen, eine zur Bundesbahn und eine zur Beseitigung der globalen Minderausgaben. Auch diese Probleme müssen im Haushaltsausschuß behandelt werden.
    Sehr wesentlich ist die Frage, wie es zu einer Steigerung von 11 % kommen konnte, nachdem die Bundesregierung das ganze Jahr über verpflichtet war, mit dem sogenannten Nothaushaltsrecht zu regieren. Der Herr Bundesfinanzminister wird uns hoffentlich noch heute diese Frage beantworten.
    Ich möchte Ihnen hier die entscheidenden Punkte dieser Ermächtigung nach dem Grundgesetz vortragen. Nach Art. 111 Abs. 1 des Grundgesetzes sind — wenn kein verabschiedeter Haushalt vorliegt — nur in drei Fällen Ausgaben möglich:
    a) um gesetzlich bestehende Einrichtungen zu erhalten und gesetzlich beschlossene Maßnahmen durchzuführen,
    b) um die rechtlich begründeten Verpflichtungen des Bundes zu erfüllen,
    c) um Bauten, Beschaffungen und sonstige Leistungen fortzusetzen oder Beihilfen für diese Zwecke weiter zu gewähren, sofern durch den Haushaltsplan eines Vorjahres bereits Beträge bewilligt worden sind.
    Die zweite Bestimmung enthält der Art. 112 des Grundgesetzes. Dort heißt es:
    Überplanmäßige und außerplanmäßige Ausgaben bedürfen der Zustimmung des Bundesministers der Finanzen. Sie darf nur im Falle eines unvorhergesehenen und unabweisbaren Bedürfnisses erteilt werden ...
    Dabei ist jeweils der Haushalt des Jahres 1971 als Rahmen zugrunde zu legen.
    Schon dem Bundesrat ist dieser Punkt aufgefallen. Er hat dazu einen Entschließungsantrag gefaßt, in dem es heißt:
    Dem Bundesrechnungshof wird die Prüfung obliegen, ob die Bundesregierung bei ihrer Haushaltsführung diese Vorschriften der Verfassung eingehalten hat.
    Nach dem normalen Geschäftsgang wird sich der Bundesrechnungshof damit in etwa drei Jahren beschäftigen. Das ist der Grund, warum unsere Fraktion einen weiteren Entschließungsantrag vorgelegt hat, in dem wir fordern, daß die Frage, ob diese engen verfassungsrechtlichen Grenzen des Nothaushaltsrechts im Jahre 1972 eingehalten worden sind, so schnell wie möglich im Parlament geprüft wird. Es ist das Interesse eines jeden Abgeordneten dieses Hohen Hauses, seine Kontrollaufgabe gegenüber Regierung und Exekutive wahrzunehmen und für eine Nachprüfung zu sorgen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nachdem Herr Staatssekretär Hermsdorf im Haushaltsausschuß schon erklärt hat, daß die Regierung bereit sei, diese Möglichkeit zu schaffen, nehme ich an, daß auch dieser Entschließungsantrag vom gesamten Parlament angenommen werden wird.
    Ich komme nun zum zentralen Punkt meiner Ausführungen, nämlich zu der Frage, inwiefern der Haushalt 1972 in seinem Vollzug konjunkturgerecht gewesen ist. Man ist bisher mit einer schnellen Bemerkung darüber hinweggegangen und hat gesagt, eine Ausgabensteigerung von 11 % sei wohl konjunkturneutral. Ich meine, diese Frage müßte auch mit Hinblick auf die künftige Entwicklung etwas genauer untersucht werden.
    Lassen Sie mich dazu eine grundsätzliche Bemerkung machen, nachdem der Herr Bundeskanzler und der Bundesfinanzminister zu den Fragen der Stabilität einige sehr eigenartige Bemerkungen gemacht haben. Das Problem der trabenden Inflation, das Problem der fortlaufenden Preissteigerungen und das Problem der weiter wachsenden Geldentwertung kann nicht mit dem Hinweis auf das Wahlergebnis 1972 vom Tisch gewischt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Fragen werden sowohl die Regierung wie das Parlament und jeden einzelnen in unserem Volk in den nächsten Monaten und Jahren noch sehr intensiv beschäftigen.
    Regierung und Koalitionsparteien werden sich auch nicht mit dem Hinweis auf andere, sei es im Inland oder sei es im Ausland, aus der Verantwortung wegschleichen können. Es wird auch nicht möglich sein, Herr Bundesfinanzminister, diese Sache mit falschen Alternativen zu umkleiden, etwa mit der Alternative, daß 5 °/o Preissteigerungen noch besser wären als 5 °/o Arbeitslosigkeit.

    (Abg. Dr. Barzel: So logisch wie: nachts ist es kälter als draußen!)

    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 83
    Dr. Althammer
    Das Sachverständigengutachten der fünf Weisen zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, das von der Bundesregierung dem Wähler wohlweislich nicht vor der Wahl zur Kenntnis gebracht wurde, sagt dazu etwas sehr Konkretes und sehr Genaues aus. Ich will nur einen kurzen Absatz zitieren, nämlich die Textziffer 345. Dort heißt es wörtlich:

    (Zuruf des Bundesministers Schmidt. — Gegenrufe von der CDU/CSU.)

    — Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Regierungsbank, ich spreche vom Sachverständigengutachten und bringe Ihnen ein Zitat. — Das Sachverständigengutachten sagt:
    Nichts ist überzeugend an der Vorstellung, man müßte etwa 1 vH mehr Geldwertstabilität für 1 vH mehr Arbeitslosigkeit eintauschen.

    (Abg. Dr. Barzel: Hört! Hört!) Das sagen die Sachverständigen.

    Was der Herr Bundeskanzler und seine Minister bisher zu diesen Problemen der Stabilitätspolitik gesagt haben, läßt befürchten, daß sich leider die unheilvolle Entwicklung der letzten drei Jahre in der nächsten Zeit verstärkt fortsetzen wird. Wir werden aber von der Opposition her die Regierung aus dieser Debatte nicht entlassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es wäre sehr lohnend, wenn sich die Regierungsmitglieder und die Abgeordneten wenigstens die wichtigen Teile des Sachverständigengutachtens, insbesondere das vierte Kapitel mit der Überschrift „Widerstand gegen die Inflation" und dessen dritten Abschnitt mit der Überschrift „Die Inflationsgewöhnung bannen", zur Pflichtlektüre für die Weihnachtspause machten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Sachverständigen sprechen davon, daß über der Zukunft die Vorbelastung mit einem bedrückenden Fehlschlag des Jahres 1972 liegt. Das Sachverständigengutachten warnt davor, daß der Geldwert durch Wertsicherungsklauseln, durch Flucht in die Sachwerte, die noch — so wörtlich im Gutachten — als ungebrochene Sparneigung deklariert werden, endgültig zerstört wird.
    Ich darf Ihnen eine zentrale Passage des Sachverständigengutachtens schon heute vortragen, obwohl die grundsätzliche Debatte erst im nächsten Jahr stattfinden wird. Das Sachverständigengutachten sagt unter den Ziffern 343 bis 345:
    Unmerklich zunächst, doch im Laufe der Zeit immer mehr und schon heute spürbar, verdirbt die Inflation das Urteil der Menschen über wirtschaftliche Zusammenhänge. Es gibt wirtschaftliche Erscheinungen, die zu beklagen sind und die sich in der ökonomischen Analyse teilweise, wenn auch nicht vollständig, als Folgen der Inflation erweisen, die vom Bürger jedoch einem Versagen der marktwirtschaftlichen Ordnung zugerechnet werden und die ihn daher veranlassen, nach einer Einschränkung dieser Ordnung zu verlangen. Stopp der Mieten, Stopp
    der Bodenpreise, Kontrolle der Preise bei den Großen, dies sind populäre Parolen. Hier liegen Gefahren für die marktwirtschaftliche Ordnung; denn dirigistische Entscheidungen könnten an die Stelle des Marktprozesses treten, obwohl der Markt und die hier sich bildenden Preise nach wie vor die beste Form sind, knappe Güter und Ressourcen zuzuteilen — oder wo er doch die beste Form wieder sein könnte, wenn nicht länger eine inflationäre Entwicklung Nachfrage und Angebot verzerrte.

    (Abg. Breidbach: Sehr gut!)

    In jedem Fall besteht kein Anlaß mehr, leicht zu nehmen, was mit dem Geldwert geschieht. Bis in die jüngste Zeit ist von vielen der Sprachgebrauch für falsch gehalten worden, der einen dauernden jährlichen Anstieg des Preisniveaus von 3 vH bis 4 vH schon als Inflation kennzeichnete. Hinter solchem Widerwillen verbirgt sich leicht die Abneigung, der Gefahr einer Beschleunigung der Geldentwertung schon frühzeitig zu begegnen, nämlich dann, wenn die Opfer, die dies bei anderen Zielen der Wirtschaftspolitik verlangt, noch klein sind. Auch die Tatsache, daß selbst gegenwärtig, bei einer auf über 6 vH gestiegenen Teuerungsrate, noch ein Anstieg der Realeinkommen zu verzeichnen ist, gibt schwerlich einen Grund zur Beruhigung. Wie schnell man von den Trendraten der 50er und 60er Jahre zu einer Teuerung kommen kann, die noch vor zehn Jahren als absolut unerträglich gegolten hat, zeigt mehr noch als die deutsche Entwicklung das Beispiel Großbritannien, wo 1971 eine Geldentwertung von rund 9 vH eintrat und für 1972 eine Rate von 6 vH bis 7 vH schon als „Stabiliserung" zu gelten hat.
    Entgegentzutreten ist nicht nur der lähmenden Einstellung, daß eine schleichende Geldentwertung als unvermeidliche Nebenfolge vieler wirtschaftlicher Vorzüge der hochentwickelten Industriegesellschaft hingenommen werden müsse, wie ein Schicksal gleichsam, beklagenswert zwar, doch unaufhaltsam, sondern auch dem Wunschdenken, daß man aus dem inflatorischen Zug aussteigen könne, ohne irgendeinen Preis für die Unterlassungssünden der Vergangenheit zu zahlen.
    Die Inflation ist, wie andere soziale Erscheinungen auch, letztlich ein Ergebnis der Ordnung, die wir uns geben, und der Art, wie wir diese Ordnung handhaben. Zwei Jahrzehnte Nachkriegszeit haben gezeigt,
    — so sagen die Sachverständigen —
    daß sich geringe Geldentwertung mit raschem wirtschaftlichem Wachstum, Vollbeschäftigung und hohem Anstieg der Masseneinkommen verbinden läßt.

    (Abg. Breidbach: Bei einer vernünftigen Regierung!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Fiskalpolitik der öffentlichen Hand, ihre Einnahmen- und Ausgabenpolitik bei Bund, Ländern und
    84 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972
    Dr. Althammer
    Gemeinden, haben eine zentrale Bedeutung bei all diesen Fragen der Konjunkturpolitik. Sie sind ein wesentliches Steuerungsmittel dieser Konjunkturpolitik. Der Bundesregierung stehen zur Handhabung dieser Steuerung eine Fülle von Instrumenten zur Verfügung. Ich verweise nur auf das Stabilitätsgesetz, auf den Finanzplanungsrat, auf den Konjunkturrat und die Konzertierte Aktion. Wenn geltend gemacht wird, daß diese Steuerungsmittel nicht ausreichen, dann erwarten wir von der Regierung, daß sie uns so schnell wie möglich Gesetzesvorschläge macht, damit dieses Instrumentarium vervollkommnet werden kann.
    Es ist aber von entscheidender Bedeutung, daß die Regierung in ihrer Verantwortung für die Konjunkturpolitik in sich glaubwürdig bleibt. Der Herr Bundeskanzler hat in seiner ersten kurzen Erklärung einen Maßhalteappell an die Tarifpartner gerichtet. Der Herr Bundesfinanzminister hat nach Pressemitteilungen die Drohung hinterhergeschickt, daß man eventuell einen 10%igen Konjunkturzuschlag einführen müsse, wenn diesem Maßhalteappell von den Tarifpartnern nicht genügt werde. Solche Erklärungen brechen natürlich in sich zusammen, wenn die Regierung selbst bei ihren öffentlichen Ausgaben diesen Maßstab nicht einhält.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Auch hier lassen die Aussagen des Sachverständigengutachtens nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. In Ziffer 265 sagen die Sachverständigen:
    Seit 1969, als die Haushalte insgesamt zum letzten Mal kontraktiv waren, hat der Staat das Expansionstempo von Jahr zu Jahr erhöht. Hatte er damit zunächst zum Andauern der Hochkonjunktur und zur Verzögerung des Abschwungs beigetragen, so wirkten die kräftigen Impulse des Haushalts 1971 darauf hin, daß der Abschwung dann nur kurz und mild verlief. Zugleich minderte das für den Staat aber auch den konjunkturpolitischen Anlaß für einen stark expansiven Haushalt im Jahre 1972. Daß dieser noch expansiver als in den Vorjahren ausfiel, hat nicht nur den neuen Aufschwung mitbestimmt, sondern auch einem Nachlassen des Preisauftriebs entgegengewirkt.
    Wir haben gesehen, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß das bloße Fahren eines Nothaushalts offenbar keine konjunkturpolitische Dämpfung bringen kann. Um so größere Bedeutung hat deshalb die konjunkturpolitische Aussage des kommenden Haushalts 1973 und der mittelfristigen Finanzplanung bis 1976. Dabei ist es ein sehr großes Handicap, daß wir bei diesem Haushalt 1973 und bei der mittelfristigen Finanzplanung wiederum mit einer sehr erheblichen zeitlichen Verzögerung zu rechnen haben. Es zeigt sich jetzt, daß die Beschlußfassung der Bundesregierung über den Bundeshaushalt 1973 und die mittelfristige Finanzplanung am 6. September 1972 eben doch nur eine Beruhigungspille für die Wähler war. Denn wenn es zuträfe, was Helmut Schmidt in seiner Pressekonferenz am 7. September 1972 erklärt hat — ich zitiere —: „Der Haushalt 1973 ist in allen wesentlichen Punkten gestern von der Bundesregierung durch Beschluß festgelegt worden", dann hätten Regierung und Koalition diesen Haushalt 1973 jetzt einbringen können.

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr! — Abg. Breidbach: Offizielles Geschwätz!)

    Wir sehen aber inzwischen, daß nun Schritt um Schritt dieser nächste Akt einer staatlichen Stabilitätspolitik hinausgezögert wird. Herbert Wehner hat noch am 7. Dezember im Westdeutschen Rundfunk erklärt, „daß wir im Februar uns verpflichtet fühlen, den Haushalt 1973 einzubringen". Der Bundeskanzler hat bei seiner kurzen Erklärung dann sehr viel vorsichtiger formuliert, indem er sagte, das Kabinett werde sich wahrscheinlich noch im Februar mit dem Haushalt beschäftigen. Auf gut deutsch heißt das, daß sich dieses Parlament frühestens im März oder April mit dem Haushalt 1973 und der mittelfristigen Finanzplanung beschäftigen kann. Wenn man sieht, welche zentrale Bedeutung diesem Haushalt in der Stabilisierungspolitik zukommen soll, wenn man davon ausgeht, daß z. B. das Sachverständigengutachten die Auffassung vertritt, daß gegenüber den jetzt bekannten Pauschalzahlen bei Bund, Ländern und Gemeinden noch rund 8,5 Milliarden DM abgestrichen werden sollen, damit dieser Haushalt wenigstens konjunkturneutral, aber dann noch gar nicht dämpfend sein soll, dann wird bereits deutlich, welche große und schwere Aufgabe hier auf uns zukommt.
    Der Sachverständigenrat hat ja auch bereits gewisse Alternativen entwickelt, wie ein solches Ziel auf der Einnahmen- und der Ausgabenseite des Haushalts erreicht werden kann. Wir werden mit großem Interesse beobachten, inwieweit diese Regierung mit ihren Ankündigungen einer Stabilitätspolitik hier in konkreten Punkten Ernst machen will.
    Diese Bundesregierung hat von ihrer fast personengleichen Vorgängerin sicherlich ein sehr schweres Erbe übernommen. Um so nötiger wäre es gewesen, daß sie wenigstens in der Frage der Personen des neuen Kabinetts und der Arbeitsteilung eine zukunftsweisende, positive Entscheidung getroffen hätte. Aber was wir und die ganze deutsche Öffentlichkeit mit uns bei dieser Regierungsbildung erlebt haben, war rundum ein Trauerspiel.

    (Abg. Gallus: Was hat das mit dem Haushalt zu tun?)

    Nicht einmal die bewährten „Hofsänger" dieser Regierung konnten sich irgendeine positive Äußerung zu dieser Regierungsbildung abzwingen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Erneuter Zuruf des Abg. Gallus.)

    — Mit dem Haushalt dieses Jahres und des kommenden Jahres hängt das insofern zusammen, sehr verehrter Herr Kollege Gallus, als sich hier in der ersten Stunde eine Führungsschwäche des Bundeskanzlers gezeigt hat, die uns für die Zukunft Schlimmes befürchten läßt.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Breidbach: Haben Sie etwas anderes erwartet?)

    Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972 85
    Dr. Althammer
    Wir erinnern uns noch daran, wie man im Jahre 1969 die Einsparung von Ministerien als große Leistung gefeiert hat. Man hat damals gesagt, der Effekt sei nicht nur, daß die Minister mit ihren Gehältern eingespart würden, sondern der eigentliche Effekt liege darin, daß damit die gesamten Ministerien aufgelöst würden und eine Vielzahl von Personen freigestellt werden könne. Ich meine, die Herren, die das damals so lauthals verkündet haben, müssen sich heute die Konsequenzen, die sich aus der Erweiterung des Kabinetts ergeben, ebenfalls anrechnen lassen.
    Wir sehen insbesondere die sehr unklare Verteilung der Aufgaben, die bei dem wilden Gezerre um Zuständigkeiten in den einzelnen Ministerien herausgekommen ist. Wo und wie sollen z. B. die Aufgaben des Umweltschutzes in der Zukunft im Kabinett gelöst werden? Sie müssen fast alle Ministerien durchgehen, weil Sie fast überall irgendwelche Zuständigkeiten finden. So, meine sehr verehrten Damen und Herren, kann man eine so wichtige Zukunftsaufgabe doch nicht angehen.
    Nehmen Sie ein anderes Beispiel: Wie steht es eigentlich mit dem Schwerpunkt Wissenschaftsförderung? Wir haben gesehen, daß ein organisches Ministerium nur deshalb zerrissen wurde, weil man irgendein Personalproblem zu lösen hatte. Auch das muß schwerstwiegende Auswirkungen auf die Aufgaben haben, die künftig zu bewältigen sind.
    Für das der FDP zugeteilte Bundeswirtschaftsministerium müßte man eigentlich einen neuen Namen finden. Ich würde vorschlagen, in Zukunft von einem Bundesministerium für Konjunkturpsychologie zu sprechen.

    (Abg. Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein: Oder „Friderichsruh" ! — Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Die Gipfelleistung bei der Kabinettsbildung war die Einführung von zwei Sonderministern. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sollten einmal nachlesen, was Erich 011enhauer im Jahre 1953 zu dem Problem der Sonderminister gesagt hat. Ich möchte aus der Vielzahl der negativen Äußerungen zu diesem ganzen Vorgang nur einen Satz aus der „Frankfurter Allgemeinen" vom 13. Dezember zitieren. Dort heißt es:
    Es ist bei weitem nicht der größte Nachteil der Berufung von Sonderministern, daß sie ein Ministergehalt bekommen und nichts tun. Viel schlimmer wird es, wenn sie etwas tun ...

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Trotz dieses denkbar schlechten Auftakts der neuen Regierung hat die Opposition ihren Teil dazu beigetragen, daß die Bücher über den Bundeshaushalt 1972 und seine leidvolle Geschichte geschlossen werden können. Wir von der Opposition werden unsere Kontrollfunktion auch in bezug auf den Haushalt 1973 und die mittelfristige Finanzplanung wahrnehmen. Wir werden unser kritisches Wächteramt nicht nur bei der Einbringung des Haushalts dokumentieren. Wir werden dafür sorgen, daß die Geldwertstabilität und die Bekämpfung der Inflation weiter im Mittelpunkt des Interesses dieses Hohen Hauses stehen. Dafür werden wir sorgen nicht nur aus Sorge um unser Land, sondern auch aus Sorge um jeden einzelnen in unserem Volk.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Wir fahren in der Aussprache fort. Das Wort hat der Abgeordnete Haehser. Für ihn sind 40 Minuten Redezeit angemeldet.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Haehser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und meine Herren! Es wird davon ausgegangen werden können, daß ich meine Redezeit nicht ganz ausschöpfen muß, denn ein Teil der angemeldeten Redezeit war natürlich zur Entgegnung auf die Bemerkungen des Kollegen Dr. Althammer vorgesehen. Aber da der Kollege Dr. Althammer in vielfacher Weise nicht über den Haushalt, sondern über die Debatte über die Regierungserklärung gesprochen hat und diese Debatte erst im Frühjahr erfolgt,

    (Abg. Dr. Barzel: Erst im Frühjahr?)

    kann ich es mir ersparen, heute zu diesen Dingen Stellung zu nehmen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und meine Herren, um so mehr will ich mich mit dem Problem befassen, das heute hier eine Rolle spielt. Dies ist nun einmal der Bundeshaushalt 1972. Am Ende eines sehr langwierigen Prozesses um diesen Bundeshaushalt möchte ich Betrachtungen anstellen über die Situation, wie sie bei Beginn der Beratungen über den Haushalt 1972 gegeben war.
    Was eignet sich besser zur Eröffnung einer Rede als ein Zitat? Hier habe ich ein Zitat des Kollegen Strauß, der schon nach Bayern abgemustert zu haben scheint, ein Zitat, das Herr Strauß in seiner Rede zum Haushaltsplan 1972 verwandt hat, die er am 20. Oktober 1971 gehalten hat. Dieses Zitat lautet:
    In einer Erklärung, die der Herr Bundeskanzler jüngst abgegeben hat, heißt es auf alle Warnungen vor einer Rezession: Bei mir gibt es keine Rezession. Das ist doch ein ganzer Friedhof voll Leichensteinen falscher Prognosen, auf denen Sie und Ihre Mitarbeiter sitzen.
    Herr Kollege Strauß hat in der gleichen Rede am 20. Oktober 1971 gesagt:
    Wie steht es mit der Wirtschaft? Sind Unsicherheit und Unruhe hier nur eine böse Propagandaerfindung der CDU/CSU?
    Ich kann nur sagen, meine Damen und Herren, Unruhe und Unsicherheit in der Wirtschaft, rhetorisch dargelegt vom Kollegen Strauß im Oktober vorigen Jahres, waren in der Tat Propagandaerfindungen der CDU/CSU.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.—Abg. Breidbach: Gab es da keine Kurzarbeit?)

    — Wenn Sie das bestreiten, wie ich Ihrem Zwischenruf entnehme, wenn es also keine Propagandaerfin-
    86 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 6. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Dezember 1972
    Haehser
    aungen waren, dann war es eine beachtenswerte Leistung der Bundesregierung und der Koalitionsparteien, die heraufbeschworenen Gefahren von unserer Wirtschaft fernzuhalten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ohne Inflation zu machen?)