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ID0612202900

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 122. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 Inhalt: Würdigung des 25jährigen Bestehens der Organisation CARE von Hassel, Präsident . . . . . . 7043 A Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfs 7043 B Sammelübersicht 21 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Bundestages zu Petitionen (Drucksache 1/1/2141) Hussing (CDU/CSU) . . . . . . 7043 C Große Anfrage der Fraktionen der SPD, FDP betr. Sicherheitspolitik der Bundesregierung (Drucksache VI/ 1779, VI/ 1977) in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen VI/1931, VI/1977), mit Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses über den Jahresbericht 1970 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (Drucksachen VI/1942, VI/2168) und mit Mündlicher Bericht des Verteidigungsausschusses über das Weißbuch 1970 zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage der Bundeswehr (Drucksachen VI/765, VI/2167) Adorno (CDU/CSU) . . . . . . . 7044 C Buchstaller (SPD) . . . . . . 7050 B Jung (FDP) 7054 B Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7057 D Wienand (SPD) . . . . . . . . 7065 B Dr. Abelein (CDU/CSU) . . . . . 7069 D Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . . 7072 A Schultz, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . 7073 C Dr. Klepsch (CDU/CSU) . . . . . 7089 D Schmidt, Bundesminister . 7093 B, 7106 D Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . . . 7105 B Dr. Bußmann (SPD) . . . . . . . 7108 B Ernesti (CDU/CSU) . . . . . . . 7110 D Pawelczyk (SPD) 7114 D Krall (FDP) 7117 C Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 7119 D Stahlberg (CDU/CSU) 7121 B Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 7123 D Damm (CDU/CSU) . . . . . . 7125 D Neumann (SPD) 7128 D Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . 7130 B II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 122. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung . . . . . 7076 B Fragestunde (Drucksache VI/2166) Frage des Abg. Dr. Mende (CDU/CSU) : Forderung der SED nach Abgrenzung der DDR von der Bundesrepublik Deutschland Herold, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 7076 D, 7077 B, C Dr. Mende (CDU/CSU) . . . . . 7077 C Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Merkblatt über Reisen in die DDR Herold, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 7077 D, 7078 C, D Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 7078 C Dr. Haack (SPD) . . . . . . . . 7078 D Frage des Abg. Dr. Früh (CDU/CSU) : Äußerung des Bundesministers Dr. Eppler betreffend Aussiedlerhöfe in Baden-Württemberg Dr. Eppler, Bundesminister . , 7079 A, B, C Dr. Früh (CDU/CSU) . . . . . 7079 B, C Frage des Abg. Dr. Früh (CDU/CSU) : Beurteilung der Aussiedlung durch den Bundesminister Dr. Eppler Dr. Eppler, Bundesminister 7079 D, 7080 A Dr. Früh (CDU/CSU) . . 7079 D, 7080 A Fragen des Abg. Ehnes (CDU/CSU) : Pressemeldungen über Beihilfen für den Anbau von Grünfutter in den Niederlanden Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . 7080 B, C, D, 7081 A, B Ehnes (CDU/CSU) 7080 C, D Röhner (CDU/CSU) . . . . . . 7081 A Dr. Früh (CDU/CSU) . . . . . 7081 B Bittelmann (CDU/CSU) . . . . 7081 B Fragen des Abg. Kiechle (CDU/CSU) : Überbrückungsmaßnahmen für niederländische Obsterzeugerbetriebe Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . 7081 C, D, 7082 A, B Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . , 7082 A Dr. Ritz (CDU/CSU) . . . . . . . 7082 B Fragen des Abg. Rainer (CDU/CSU) : Gewährung staatlicher Hilfe an niederländische Gartenbaubetriebe bei Aufnahme von Krediten für die Beschaffung von Heizöl Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . 7082 C, D, 7083 A, B, C Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . 7082 C Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . . 7082 D Ehnes (CDU/CSU) . . . . . . . 7083 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 7083 B Fragen des Abg. Röhner (CDU/CSU) : Gewährung von Zuschüssen an Landwirte für den Aufbau einer neuen Existenz Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . 7083 C, D, 7084 A, B, C Röhner (CDU/CSU) 7084 A, B von Thadden (CDU/CSU) . . . . 7084 C Fragen der Abg. Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) und Susset (CDU/CSU) : Ausführungen in der „Verbraucherpolitischen Korrespondenz" über die Verhältnisse in der Landwirtschaft Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . 7084 C, 7085 A, B, D, 7086 A, B, D, 7087 A Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) 7085 A Dr. Reinhard (CDU/CSU) . . . . 7085 B Susset (CDU/CSU) . 7085 D, 7086 A, C, D Biechele (CDU/CSU) . . . . . . 7087 A Frage des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) : Förderung von einzelbetrieblichen Investitionen in der Land- und Forstwirtschaft Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär 7087 B, C Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7087 C Dr. Früh (CDU/CSU) 7087 D Frage des Abg. Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) : Zusammensetzung der Bundesversammlung unter Berücksichtigung der Bundestags- und Landtagswahlen seit dem 28. September 1969 Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7088 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 122. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 III Frage des Abg. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) : Mitwirkung der Bundesregierung in dem „Gemeinsamen Ausschuß für Kulturarbeit" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . 7088 A, B, C Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . 7088 B, C Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) : Besitz- und Beteiligungsverhältnisse der „Konzentration-GmbH" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 7088 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7089 A Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU): Sofortprogramm der Bundesregierung zur Modernisierung und Intensivierung der Verbrechensbekämpfung Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 7089 A, D Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . 7089 C Nächste Sitzung 7133 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 7135 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Eyrich (CDU/CSU) betr. Einkommen in der Landwirtschaft . 7135 D Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Eyrich (CDU/CSU) betr. Möglichkeiten eines kostenorientierten Wirtschaftens für landwirtschaftliche Unternehmer . . . . . . . . . 7136 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 122. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 7043 122. Sitzung Bonn, den 12. Mai 1971 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 15. 5. Alber ** 15. 5. Amrehn ** 15. 5. Bals ** 15. 5. Bauer (Würzburg) ** 15. 5. Berger 12. 5. Dr. Birrenbach 14. 5. Blumenfeld ** 15. 5. Frau von Bothmer 14. 5. Dasch 15. 5. Frau Dr. Diemer-Nicolaus ** 15. 5. Dr. Dittrich * 14. 5. Draeger ** 15. 5. Dr. Enders ** 15. 5. Faller * 13. 5. Fellermaier 21. 5. Fritsch ** 15. 5. Dr. Fuchs 14. 5. Dr. Furler ** 15. 5. Geldner 31. 5. Gerlach (Emsland) 14. 5. Freiherr von und zu Guttenberg 15. 5. Dr. Hallstein 13. 5. Frau Herklotz ** 15. 5. Dr. Hermesdorf (Schleiden) ** 15. 5. Hösl ** 15. 5. Dr. Jungmann 14. 5. Kahn-Ackermann ** 15. 5. Dr. Kempfler ** 15. 5. Frau Klee ** 15. 5. Dr. Klepsch ** 15. 5. Dr. Kley 15. 5. Dr. Kliesing (Honnef) ** 15. 5. Dr. Koch * 14. 5. Lemmrich ** 15. 5. Lenze (Attendorn) ** 15. 5. Dr. Löhr * 15. 5. Maucher 26. 6. Meister * 12. 5. Memmel * 14. 5. Michels 12. 5. Müller (Aachen-Land) * 14. 5. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Müller (München) ** 15. 5. Frau Dr. Orth * 14. 5. Pöhler ** 15. 5. Dr. Reinhard 14. 5. Frau Renger 15. 5. Richarts * 14. 5. Richter ** 15. 5. Riedel (Frankfurt) * 14. 5. Dr. Rinderspacher ** 15. 5. Rollmann 18. 5. Roser ** 15. 5. Dr. Schmid (Frankfurt) ** 15. 5. Dr. Schmidt (Gellersen) 14. 5. Schmidt (Würgendorf) ** 15. 5. Dr. Schmücker ** 15. 5. Dr. Schulz (Berlin) ** 15. 5. Sieglerschmidt ** 12. 5. Dr. Siemer 14. 5. Simon 14. 5. Stein (Honrath) 15. 5. Dr. Stoltenberg 14. 5. Struve 12. 5. Frau Dr. Walz ** 15. 5. Dr. von Weizsäcker 14. 5. Wende 15. 5. Wienand ** 15. 5. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 12. Mai 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Eyrich (CDU/CSU) (Drucksache VI/2166 Frage A 57) : Hält die Bundesregierung angesichts des in wenigen Wochen abgeschlossenen Wirtschaftsjahrs 1970/71 ihre Aussage immer noch aufrecht, daß die Landwirtschaft annähernd das Einkommensniveau des zurückliegenden Wirtschaftsjahrs 1969'70 erreichen wird (Drucksache VI/1861)? Die Bundesregierung hält an ihrer Auffassung fest, daß in der Landwirtschaft das Einkommen je Vollarbeitskraft im Wirtschaftsjahr 1970/71 das Niveau des Vorjahres annähernd erreichen wird. In dieser Auffassung wird sie dadurch bestärkt, daß durch die Brüsseler Preisbeschlüsse vom 25. März 1971, die bei der Vorschätzung für den Agrarbericht 1971 seinerzeit noch nicht bekannt waren, zum Ende des Wirtschaftsjahres 1970/71 noch ein positiver Einkommenseffekt zu erwarten ist. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 12. Mai 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Eyrich (CDU/CSU) (Drucksache VI/2166 Frage A 58) : Bleibt die Bundesregierung im Hinblick auf den sich beschleunigenden Preisauftrieb bei ihrer Äußerung, daß die Landwirtschaft durch eine zeitliche Streckung der Investitionen und durch Verlageiungen innerhalb der Aufwandstruktur dem für sie unerträglichen Kostenanstieg entgegenwirken kann? Die Bundesregierung bleibt grundsätzlich bei ihrer Auffassung. Sie stützt sich dabei auf die unveränderte Annahme, daß die landwirtschaftlichen Unternehmer unter den gegenwärtigen schwierigen Bedingungen alle Möglichkeiten kostenorientierten Wirtschaftens ausschöpfen und im übrigen durch die die EG-Agrarpreisbeschlüsse ergänzenden nationalen Maßnahmen in Höhe von 480 Millionen DM, deren Akzent auf Entlastung der Kostenseite liegt, eine Hilfe erfahren.
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    Rede von Karl Wienand


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Klepsch, ich habe daran gedacht, daß wir gelegentlich früher durch die von Ihnen angesprochenen parlamentarischen Zwangsmittel selbst die verantwortlichen Ressortminister heranholen mußten, die hier jetzt anwesend sind.
    Sozialdemokraten haben den Streitkräften nie einen Selbstzweck zugebilligt, und wir werden uns hüten, dies in Zukunft zu tun. Für uns bleibt die Bundeswehr ein Mittel der Abschreckung gegen äußere Drohung und Aggression und damit ein Instrument — neben anderen — zur Sicherung des Friedens bzw. zu seiner Wiederherstellung. Kriegsverhinderung bleibt in den 70er Jahren und auch in weiterer Zukunft, Herr Kollege Dr. Marx, Auftrag der Bundeswehr im Bündnis, insgesamt gesehen. Sie kann diese Funktion, wie wir alle wissen, nur im Bündnis erfüllen. Dieses Bündnis bedient sich, wie wir gleichfalls alle wissen, zum Zweck der Friedenserhaltung und Gestaltung seit 1967 zusätzlicher Mittel. Die NATO hat dem Warschauer Pakt Verhandlungen über beiderseitige und gleichgewichtige Streitkräfteverringerung angeboten, und sie unterstützt die Gespräche zur Begrenzung strategischer Waffen. Sie stellt seit dem Harmel-Bericht Abschreckungsanstrengungen und Entspannungsbemühungen gleichermaßen in den Dienst der Friedenssicherung. Zweck dieser Bemühungen ist es, den Frieden sicherer zu machen. Streitkräfte allein haben dies dauerhaft nie vermocht, und sie werden diese Aufgabe in absehbarer Zeit und Zukunft allein auch nicht erfüllen können, wenn wir die waffentechnologische Entwicklung sehen und ihr freien Lauf lassen. Deswegen müssen wir, meine Damen und Herren — und noch scheint es mir nicht zu spät zu sein —, zu sicherheitspolitischen Absprachen ohne Illusionen mit den Staaten des Warschauer Paktes kommen.
    Europa ist gegenwärtig nicht unmittelbar durch Krieg bedroht. Dem ausgeglichenen Gesamtpotential beider Pakte und der noch gesicherten Fähigkeit der Führungsmächte beider Pakte zum tödlichen Vergeltungsschlag ist dies zuzuschreiben. Damit dürfte eine Ihrer gestellten Fragen beantwortet sein. Dieses sicherheitspolitische Gleichgewicht droht verlorenzugehen, wenn die waffentechnische Eskalation nicht durch beiderseitige politische Vernunft gesteuert wird. In diesem technisch möglichen Verlust des Gleichgewichts sollten wir die Bedrohung der Bundesrepublik, zugleich aber auch die Bedrohung aller Bündnispartner und ihrer Nachbarn erkennen. Damit wäre die nächste Frage beantwortet, inwieweit die Bundesrepublik belastet sein könnte, wenn sie allein — in einer Darstellung, die überspitzt — eine Politik, die nicht im Kontext der NATO läge, betreiben und damit die anderen verunsichern oder gar mit einbeziehen würde. Das ist das, was damit zum Ausdruck gebracht werden soll. Für unseriös halte ich daher die Mehrzahl der Darstellungen zum
    Thema: Was uns bedroht. Wer sich auf die Darstellung des militärischen Gesamtpotentials des Warschauer Paktes beschränkt und die Bedrohlichkeit dieses Waffenarsenals durch weltpolitische kommunistische Zielsetzungen aus der Zeit Lenins unterstreicht, stellt die eigentliche Bedohung der Bundesrepublik und ihrer Verbündeten zwar demonstrativ richtig, aber doch wieder unzulänglich dar; denn er übersieht die eigentliche Bedrohung. Mag sich auch der welterobernde Anspruch der Kommunisten bis heute verbal nicht geändert haben, seine politische Durchsetzbarkeit mit militärischen Mitteln hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Deshalb gibt es auch für kommunistische Staaten de facto keine Alternative zur friedlichen Koexistenz unterschiedlicher Staats- und Gesellschaftssysteme. Deshalb beschränken sie sich auf konservierende Besitzstandswahrung oder das, was der Kollege Adorno, aber auch Sie, Herr Kollege Dr. Marx, als den Status quo in Ihrer Politik bezeichnet haben.
    Die heute bereitstehenden Militärpotentiale zwingen — oder könnte man ein anderes Wort finden? — in ihrer gesteigerten Kampfkraft, Reichweite und Vergeltungskraft beide Seiten, erst recht aber die andere Seite, zur politischen Rationalität. Sie zwingen dazu, politische Interessen beiderseits durch kühle Berechnung statt durch ideologische Wunschträume zu bestimmen. Zu solchen mit militärischer Macht nicht durchsetzbaren Wunschträumen gehört nach meiner Meinung die politische Weltherrschaft nicht weniger als eine von der Geißel des Kommunismus befreite Welt. Das Potential der NATO läßt einen politisch erfolgversprechenden Gebrauch des osteuropäischen Militärpotentials gegenüber uns und unseren Verbündeten nicht zu. Die Bundesrepublik ist so lange nicht ernsthaft bedroht, wie ein stabiles Kräfteverhältnis aufrechterhalten werden kann. Wir werden mit dafür sorgen, daß dieses stabile Kräfteverhältnis aufrechterhalten bleibt, bis andere sichere Modelle gefunden worden sind im Einvernehmen mit denen, mit denen wir im Bündnis sind.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bedrohung aller Partner setzt ein, wenn es den vereinten Abschreckungsbemühungen der NATO nicht mehr gelingt, unter Beweis zu stellen, daß jegliches militärisches Vorgehen gegen das Bündnis politisch sinnlos ist. Ein Bündnis, dem es gelingt, mit dem Gegenbündnis eine beiderseitige, gleichwertige Verringerung der Streitkräfte und eine Begrenzung der strategischen Rüstung vertraglich zu vereinbaren, wird diese Aufgabe auch in Zukunft erfüllen.
    Gelingt der Bundesregierung der angestrebte Ausgleich mit dem Osten, dann ermöglicht unsere Entspannungspolitik, längerfristig gesehen, ein gleiches Maß an Sicherheit zu geringeren Preisen. Anderenfalls droht uns ein geringeres Maß an Sicherheit bei höheren Verteidigungslasten. Entspannung und Versöhnung mit dem Osten sind daher lebenswichtig, um eine Kriegsbedrohung der Bundesrepublik, die immer zugleich eine Kriegsbedrohung unserer Verbündeten wäre, auch künftig zu vermeiden. Denn der Krieg ist der Feind aller, ist der



    Wienand
    Feind auch der Bundeswehrsoldaten. Ich sage nicht sosehr: der Soldaten in der Uniform eines anderen Staates oder eines anderen Paktes.
    Gegen den Ausbruch des Krieges, gegen seine zeitliche und räumliche Ausdehnung und gegen seine Intensivierung ist die Bundeswehr angetreten; zumindest wurde sie in dieser Absicht konzipiert. Im ersten Jahresbericht der Dienststelle Blank, abgedruckt im Tätigkeitsbericht der Bundesregierung für das Jahr 1952, heißt es, wie ich denke, unmißverständlich — ich zitiere —:
    Der Verteidigungsgedanke dient der Erhaltung des Friedens und der Verteidigung der Freiheit gegenüber jeder Bedrohung.
    Wer also heute mit einigen Einheitsführern der Bundeswehr meint, der Auftrag des Soldaten werde gedanklich in Richtungen gedrängt, für die man ursprünglich nicht angetreten sei, der lese in den Berichten und Protokollen der 50er Jahre nach. Friedenserhaltung sollte von Anfang an das Motiv westdeutscher Sicherheitspolitik sein, Kriegsverhinderung durch Abschreckung das Ziel militärischer Dienstleistungen, Kriegsverhinderung durch Entspannung das Ziel außenpolitischer Verhandlungen.
    Dazu benötigen Bundeswehrsoldaten kein personalisiertes Feindbild, wohl aber ein differenziertes und wirklichkeitsnahes Kriegsbild, wie es hier teilweise dargestellt worden ist. Sie müssen wissen, welche militärischen Möglichkeiten den Streitkräften des Warschauer Pakts zur Verfügung stehen und wie man ihnen im Rahmen des Bündnisses am zweckmäßigsten begegnet. Das geschickte militärische Reagierenkönnen auf die Möglichkeiten der anderen Seite gehört zur täglichen Arbeit vieler Soldaten. Hier könnten — da stimme ich ausdrücklich Herrn Wörner zu sehr viel deutlichere und realistischere Leistungsforderungen für alle Soldaten aufgestellt werden, wenn wir hier zu einer einheitlichen Sprache finden könnten.
    Natürlich wird jedes militärische Befehlsschema weiterhin Angaben über den Feind enthalten müssen. Diese funktionalen Daten über das Verhalten der anderen Seite in angenommenen Konflikt- oder Kriegslagen dienen jedoch ausschließlich dem unverzichtbaren Training des eigenen Gegenverhaltens. Genaueste Kenntnis dieser Daten und aller Variationsmöglichkeiten ist unverzichtbar für Streitkräfte zur Friedenssicherung. Allerdings ist Friedenssicherung als Ziel aller militärischen Anstrengungen bis heute noch nicht geistiges Gemeingut aller, die sich an dieser Diskussion zu beteiligen hätten, wie Denkschriften aus jüngster Zeit leider befürchten lassen. Kürzlich haben Einheitsführer in einem Interview in einem weitverbreiteten Nachrichtenmagazin ihre Schwierigkeiten im immer noch sogenannten Feindunterricht bekundet. Angesichts unserer erweiterten und mit den NATO-Partnern abgestimmten Sicherheitspolitik fällt es ihnen wohl schwer, Fragen nach der weiteren Notwendigkeit der Bundeswehr und ihrer ständigen Präsenz zu beantworten. Kompaniechefs der Bundeswehr fragen: Wie sollen wir die Antwort formulieren, wenn wir nicht von einer klaren Zielweisung oder Marschrichtung ausgehen, die wir erhalten müssen?
    Deshalb erneut mein Vorschlag: Regierung und alle im Parlament vertretenen Parteien sollten gemeinsam unseren Soldaten klarmachen, warum und wofür sie in den Bündnisstreitkräften dienen, welcher sicherheitspolitischen Instrumente sich das Bündnis bedient, welche Gesellschaft und welchen Staat sie verteidigen. Bei zunehmend kritisch reservierten, teilweise uneinsichtigen Rekruten muß diese Aufgabe mit neuen Ideen, tatkräftigen Initiativen und unkonventionelleren Mitteln als bisher bewältigt werden. Wir brauchen Staatsbürger, die sich auch als Soldaten nicht durch Entspannungsbemühungen verunsichern lassen, sondern diese als Ergänzung und Unterstützung ihrer eigenen Dienstleistung in der Bundeswehr verstehen. Wir brauchen Soldaten, die wissen, daß der Aufrechterhaltung und Erhöhung unserer Sicherheit Abschreckungsanstrengungen wie Entspannungsbemühungen, aber auch Verhandlungen zur Rüstungsbeschränkung dienen, Soldaten, die mit dem Kriegsbild vertraut sind, auf ein Feindbild jedoch verzichten können.
    Es muß uns gelingen, den Krieg als gemeinsamen Gegner der Allianz und damit als die eigentliche Bedrohung der Bundesrepublik ins Bewußtsein zu rücken. Zur Abwehr dieser Bedrohung dient die Bundeswehr. Das muß ihr auch bewußt gemacht werden, und viele in der Bundeswehr wissen dies. Der 6. Deutsche Bundestag könnte auch heute und hier einen konstruktiven Beitrag zur Bewältigung dieser Aufgabe leisten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Abelein.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Abelein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte noch einiges zu den Ausführungen meines Vorredners sagen. Die Aufforderung, daß alle Parteien gemeinsam den Soldaten ihre Aufgabe der Friedenssicherung klarmachen sollten, bedeutet für uns nichts Neues. Anders haben wir die Aufgabe der Bundeswehr nie verstanden. Das war eigentlich der Inhalt unserer Verteidigungspolitik während nahezu 20 Jahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Aufforderung, die so gern an uns gerichtet wird, die wir aber immer nur als eine Bestätigung dessen, was wir stets getan haben, auffassen, hätte sicher nicht primär an uns gerichtet zu werden brauchen. Denn das war uns eigentlich immer klar.

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Einige haben das dort auf der anderen Seite immer ganz anders verstanden!)

    Ich komme nun zur Entspannungspolitik. Jeder hier in diesem Hause bejaht die Ziele der Entspannungspolitik. Auch unsere Verteidigungspolitik ist unter dem Vorzeichen der Entspannungspolitik zu sehen. Wir haben militärische Anstrengungen nie in einem anderen Zusammenhang gesehen als der Friedenssicherung. Indessen möchte



    Dr. Abelein
    ich hier vor gefährlichen Verwirrungen warnen, nämlich daß Entspannungspolitik mit Verträgen militärische Anstregnungen ersetzen könnte.

    (Abg. Reddemann: Sehr gut!)

    Wir alle müssen — das erkennen wir bei einer Gegenüberstellung des Kräftepotentials der NATO und des Warschauer Pakts zumindest im mitteleuropäischen Bereich, der uns unmittelbar angeht von einer deutlichen Übermacht der sowjetischen Seite ausgehen. Herr Wienand, für mich — in diesem Punkt unterscheiden wir uns sehr gründlich voneinander -- ist der imperialistische Anspruch der Sowjets kein rein verbaler Anspruch. Im übrigen zeigt ein kurzer, gar nicht einmal intensiver Rundblick über das Geschehen in dem uns nahen Bereich, etwa im Nahen Osten und in Israel,

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Daß nicht alles verbal ist!)

    daß die Bemühungen der Sowjets keineswegs nur verbaler Natur sind, sondern daß dahinter unter Umständen ernstere Bedrohungen stecken.
    Da ich davon ausgehe, daß das Kräfteverhältnis im mitteleuropäischen Bereich sehr ungünstig für uns aussieht, würde ich es für einen gefährlichen Irrtum halten, wenn man glaubte, durch Verträge und sonstige Entspannungsbemühungen im Rahmen von internationalen Verhandlungen, sosehr wir die Zielsetzung solcher Bemühungen schätzen, entsprechende Verteidigungsanstrengungen ersetzen zu können. Das sind zwei völlig verschiedene Ebenen. Eine Verminderung der Verteidigungsanstrengungen eventuell auch finanzieller Art ist nur dann möglich, wenn auch die Gegenseite eine entsprechende Bereitschaft erkennen läßt.
    Nun möchte ich zu meinem eigentlichen Thema, nämlich der Europäischen Sicherheitskonferenz, kommen, ein aktuelles, kein neues Thema. Wir kennen es seit Beginn der 50er Jahre. Die Sowjetunion hat schon mehrere Male die Schaffung eines kollektiven Sicherheitsinstruments in Europa vorgeschlagen. Meines Erachtens ist es notwendig, soweit dies in der Kürze der Zeit überhaupt möglich ist, sich den historischen Ablauf in gedrängter Form vor Augen zu führen. Die Haltung der Sowjetunion in diesem Punkt hat sich — das scheint mir ein wichtiger Gesichtspunkt in diesem Zusammenhang zu sein im Laufe der Jahre inhaltlich, zumindest aber verbal, geändert. Dennoch sind einige Konstanten geblieben.
    Einer Beurteilung dieser Situation muß man vier Hauptkriterien zugrunde legen: 1. die Frage nach der Aufrechterhaltung oder der Veränderung des bestehenden Systems der militärisch-politischen Bündnisse, 2. die Frage nach der Stellung der beiden Supermächte USA und UdSSR, 3. die Frage nach der - das steht in Zusammenhang mit der Frage Nr. 2 — militärischen Präsenz der beiden Supermächte und 4. die Frage nach der Stellung Deutschlands in diesem System.
    In der ersten Phase bis Ende der 60er Jahre hatte die Sowjetunion die gesamteuropäische Sicherheitskonferenz hauptsächlich als ein Instrument gegen
    die Bundesrepublik verstanden. Es war ein Instrument gegen die Bundesrepublik mit der eindeutigen Zielsetzung der Auflösung der NATO, wobei die Sowjetunion in der ersten Phase zumindest verbal die formelle Auflösung des Warschauer Paktes als eine Gegenleistung angeboten hat. Davon ist merkwürdigerweise in den letzten Jahren nicht mehr die Rede. Vermutlich haben die Erfahrungen, die die Sowjetunion vor und nach den tschechoslowakischen Ereignissen gemacht hat, es ihr unratsam erscheinen lassen, noch weiterhin eine Auflösung des Warschauer Paktes anzubieten.

    (Abg. Corterier: Auf dem Moskauer Parteitag war davon nicht die Rede!)

    - Auch im Hauptdokument für die kommunistischen Parteien der Moskauer Konferenz wird als Gegenleistung eine entsprechende Reduzierung auf dem Gebiet der Truppen in den beiden Pakten und eine Auflösung des Warschauer Paktes nicht angeboten. Im übrigen gibt es gegenwärtig eine Reihe von Vorgängen, etwa die SALT-Konferenz, die die Ernsthaftigkeit entsprechender Äußerungen dann glaubhaft machen müßten.
    Die Vorschläge, die etwa seit Oktober 1969 von der östlichen Seite gemacht werden, reduzieren sich auf einen Verzicht auf Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung und auf eine Erweiterung der Beziehungen auf dem Gebiet des Handels, der Wirtschaft und der Kultur. Es zeigt sich, daß die sowjetische Seite auf dem Gebiet, das uns eigentlich interessiert, nämlich auf dem Gebiet der Abrüstung und der, militärischen Entspannung, überhaupt keine akzeptablen Vorschläge mehr gemacht hat. Anscheinend steht bei ihr im Augenblick die stabilisierende Wirkung ihres Militärbündnisses im Vordergrund. Östliche Kommentatoren bezeichnen gegenwärtig die Forderung nach entsprechender Abrüstung auf der östlichen Seite und nach der Auflösung des Warschauer Paktes als Störaktion gegen eine solche Konferenz.
    Niemand hat etwas gegen das Thema „Gewaltverzicht" und seine Behandlung in einer Sicherheitskonferenz. Aber unter „Gewaltverzicht" verstehen wir nicht nur einen Gewaltverzicht zwischen Staaten der verschiedenen Blöcke, sondern wir meinen damit auch einen Gewaltverzicht gegenüber Staaten innerhalb der einzelnen Blöcke.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist etwas, was wir von der Sowjetunion ebenfalls fordern müssen. Die tschechoslowakischen Ereignisse des Jahres 1968 scheinen mir ein sehr warnendes Beispiel zu sein.
    Es wäre unvorsichtig, zu glauben, die Entspannungsbemühungen der Sowjets seien stets von den gleichen Vorstellungen und Zielen getragen wie auf unserer Seite. Breschnew meinte z. B. in Karlsbad, daß ein Abbau der Spannungen eine notwendige Voraussetzung sei, um die europäische Politik in eine günstigere Richtung zu lenken. Man sieht aber gleich, was bei ihni dahintersteckt; denn er analysiert die Nachkriegszeit so, daß unter den Bedingungen nachlassender internationaler Spannungen der Zeiger des politischen Barometers nach links



    Dr. Abelein
    wandert, woraus sich zumindest für den vorsichtigen Leser solcher Zeilen ergibt, daß eine durchaus offensive Absicht hinter den Entspannungsvorschlägen auf der Seite der Sowjetunion steht. Man sollte das nicht unbemerkt vorübergehen lassen.

    (Zustimmung bei der CDU CSU.)

    Hinzu kommt, daß im sowjetischen Lager ausdrücklich betont wird, daß Spannungsminderungen in keiner Weise etwa damit gleichzusetzen seien, daß die kommunistische Bewegung von ihrem Ziel einer revolutionären Umwälzung Westeuropas hin zum Sozialismus im sowjetischen Sinne abgehe. Das sind zweifellos Ziele und entsprechende Vorschläge, die den unseren diametral entgegengesetzt sind.
    Interessant ist auch die Rolle Deutschlands in dem Konzept der europäischen Sicherheit. Hier hat die Sowjetunion, die gegenwärtig immer davon spricht, daß keine Vorbedingungen gestellt werden dürften, bisher ständig eine ganze Reihe von Vorbedingungen gestellt, nämlich die Unverletzlichkeit der Grenzen, die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie, der Grenzen zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, ferner den Verzicht der Bundesrepublik auf den Alleinvertretungsanspruch und auf Atomwaffen.

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern]: Mittlerweile alle erfüllt!)

    Im übrigen sind das Dinge, über die wir heute gar nicht mehr zu diskutieren brauchen, denn diese Vorbedingungen sind bereits weitgehend erfüllt worden. Weil mir die Zeit fehlt, möchte ich mich nicht näher dazu äußern.
    Ein Punkt wird jedoch — auch jüngst wieder hervorgehoben, nämlich daß auch die Anerkennung der Tatsache, daß West-Berlin nicht zu Westdeutschland gehöre, Thema einer solchen Sicherheitskonferenz sein müsse.

    (Abg. Dr. Marx Realitäten!)

    Es gilt, gegenüber eventuellen Partnern auf einer solchen Sicherheitskonferenz deutlich klarzumachen, daß für uns, was die Zugehörigkeit West-Berlins zur Bundesrepublik angeht, nach wie vor eine echte Vorbedingung besteht, ohne deren Erfüllung wir in Gespräche über eine Sicherheitskonferenz nicht eintreten.
    Wir haben mit Befriedigung gehört, daß die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Großen Anfragen erklärt hat, daß eine befriedigende BerlinRegelung auch für sie eine Vorbedingung für eine solche Sicherheitskonferenz sei. Es wäre allerdings noch zu klären, was man unter einer befriedigenden Berlin-Regelung verseht. Das ist ein Thema für sich. Ich will in aller Kürze nur folgendes dazu sagen. Dazu gehört eine entsprechende vertragliche Sicherung der Zufahrtswege. Dazu gehört die Garantie der Zugehörigkeit West-Berlins zur Bundesrepublik, die gerade von der Sowjetunion bestritten wird. Dazu gehört die Freizügigkeit innerhalb Berlins. Ich stehe nicht an, auch wenn das heute unmodern geworden ist, zu äußern, daß — es wird jetzt ja immer von Normalisierung gesprochen — eine mitten durch eine Großstadt verlaufende Mauer und ständige Schüsse an dieser Mauer mir als etwas höchst Unnormales auf dieser Welt erscheinen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Vermutung liegt nahe, daß hinter den Vorschlägen der Sowjetunion und ihrer Gefolgsstaaten die Absicht steht, über eine solche Sicherheitskonferenz zunächst den Status quo zu stabilisieren und dann mittels einer offensiven Koexistenzstrategie im gewünschten Sinne zu ändern. Diese Vorstellungen haben wir im Zusammenhang mit einem gesamteuropäischen Sicherheitssystem gerade nicht.
    Noch ein kurzes Wort zu der Rolle der beiden Supermächte. Es gibt bestimmte Definitionen der Sowjetunion im Zusammenhang mit dem Begriff „Sicherheit". Es ist übrigens immer angebracht, was die Angebote zu solchen Verträgen angeht, auf den völlig verschiedenen Begriffsinhalt in der sowjetischen Terminologie hinzuweisen.

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Sehr gut!)

    So definiert die Sowjetunion den Begriff „europäische Sicherheit" als Schutz der europäischen Staaten gegen Übergriffe von außereuropäischer Seite. Das ist eine sehr einfache Rechnung. Da die USA zu den außereuropäischen Staaten gehören, wären damit Übergriffe von seiten der USA gemeint. Ein Schutz gegenüber der Sowjetunion wäre dagegen nicht mit inbegriffen.

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Hört! Hört!)

    Ausgehend von meinen einleitenden Bemerkungen meine ich — auch wenn wir unser Sicherheitsbedürfnis nicht personalisieren wollen; darüber ließe sich im übrigen diskutieren , daß das Schutzbedürfnis gegenüber der Sowjetunion im Augenblick größer ist als das gegenüber den USA. Die Stellung der USA bleibt in der Diskussion über das gesamteuropäische Sicherheitssystem völlig ungeklärt. Wir stellen uns ein gesamteuropäisches Sicherheitssystem nicht in der Form eines Hegemonialsystems der Sowjetunion vor. Im übrigen ist dies die Grundkonzeption der Europapolitik der Sowjetunion, die sich auch in den Ausführungen des Herrn Suslow gezeigt hat, die er kürzlich vor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik gemacht hat, wo er auch sagte, wie schön es wohl wäre, ein Europa vom Atlantik bis hinter den Ural zu schaffen — wohlgemerkt ohne die Amerikaner! —, und auf die Frage, ob das dann nicht eine Hegemonieposition der Sowjetunion zur Folge hätte, nur sehr ausweichend antwortete. Aber das steckt letztlich hinter der Konzeption. Das zeigt die historische Entwicklung seit Beginn der 50er Jahre bis in unsere Zeit in der Diskussion über diese Konferenz sehr genau.
    Lassen Sie mich zusammenfassend noch einmal sagen: Erstens. In den Zusammenhang einer gesamteuropäischen Sicherheitskonferenz gehört die Frage der gegenseitigen Truppenreduzierung mit einem entsprechenden Kontrollsystem, ein Problem, dem bis zuletzt die Sowjetunion immer ausgewichen ist. Das muß begleitend zu den übrigen Entspannungsbemühungen hinzukommen. Solange entsprechende Garantien mit entsprechenden Kon-



    Dr. Abelein
    trollmaßnahmen nicht vereinbar sind, wird auch die Chance nicht gekommen sein, zu Verminderungen unserer Verteidigungsanstrengungen mit gewissen finanziellen Konsequenzen zu kommen.
    Zweitens. In der gegenwärtigen Situation darf eine gesamteuropäische Sicherheitskonferenz nicht zu einer Beeinträchtigung des europäischen Gleichgewichts führen mit der Konsequenz einer sowjetischen Hegemonialstellung.
    Drittens. Auch wir sehen eine befriedigende Berlin-Regelung als eine wesentliche Voraussetzung an, ehe wir in die Diskussion über eine europäische Sicherheitskonferenz eintreten können.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)