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ID0612200800

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    Deutscher Bundestag 122. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 Inhalt: Würdigung des 25jährigen Bestehens der Organisation CARE von Hassel, Präsident . . . . . . 7043 A Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfs 7043 B Sammelübersicht 21 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Bundestages zu Petitionen (Drucksache 1/1/2141) Hussing (CDU/CSU) . . . . . . 7043 C Große Anfrage der Fraktionen der SPD, FDP betr. Sicherheitspolitik der Bundesregierung (Drucksache VI/ 1779, VI/ 1977) in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen VI/1931, VI/1977), mit Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses über den Jahresbericht 1970 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (Drucksachen VI/1942, VI/2168) und mit Mündlicher Bericht des Verteidigungsausschusses über das Weißbuch 1970 zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage der Bundeswehr (Drucksachen VI/765, VI/2167) Adorno (CDU/CSU) . . . . . . . 7044 C Buchstaller (SPD) . . . . . . 7050 B Jung (FDP) 7054 B Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 7057 D Wienand (SPD) . . . . . . . . 7065 B Dr. Abelein (CDU/CSU) . . . . . 7069 D Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . . 7072 A Schultz, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . 7073 C Dr. Klepsch (CDU/CSU) . . . . . 7089 D Schmidt, Bundesminister . 7093 B, 7106 D Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . . . 7105 B Dr. Bußmann (SPD) . . . . . . . 7108 B Ernesti (CDU/CSU) . . . . . . . 7110 D Pawelczyk (SPD) 7114 D Krall (FDP) 7117 C Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 7119 D Stahlberg (CDU/CSU) 7121 B Haase (Kellinghusen) (SPD) . . . 7123 D Damm (CDU/CSU) . . . . . . 7125 D Neumann (SPD) 7128 D Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . 7130 B II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 122. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung . . . . . 7076 B Fragestunde (Drucksache VI/2166) Frage des Abg. Dr. Mende (CDU/CSU) : Forderung der SED nach Abgrenzung der DDR von der Bundesrepublik Deutschland Herold, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 7076 D, 7077 B, C Dr. Mende (CDU/CSU) . . . . . 7077 C Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Merkblatt über Reisen in die DDR Herold, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 7077 D, 7078 C, D Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 7078 C Dr. Haack (SPD) . . . . . . . . 7078 D Frage des Abg. Dr. Früh (CDU/CSU) : Äußerung des Bundesministers Dr. Eppler betreffend Aussiedlerhöfe in Baden-Württemberg Dr. Eppler, Bundesminister . , 7079 A, B, C Dr. Früh (CDU/CSU) . . . . . 7079 B, C Frage des Abg. Dr. Früh (CDU/CSU) : Beurteilung der Aussiedlung durch den Bundesminister Dr. Eppler Dr. Eppler, Bundesminister 7079 D, 7080 A Dr. Früh (CDU/CSU) . . 7079 D, 7080 A Fragen des Abg. Ehnes (CDU/CSU) : Pressemeldungen über Beihilfen für den Anbau von Grünfutter in den Niederlanden Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . 7080 B, C, D, 7081 A, B Ehnes (CDU/CSU) 7080 C, D Röhner (CDU/CSU) . . . . . . 7081 A Dr. Früh (CDU/CSU) . . . . . 7081 B Bittelmann (CDU/CSU) . . . . 7081 B Fragen des Abg. Kiechle (CDU/CSU) : Überbrückungsmaßnahmen für niederländische Obsterzeugerbetriebe Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . 7081 C, D, 7082 A, B Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . , 7082 A Dr. Ritz (CDU/CSU) . . . . . . . 7082 B Fragen des Abg. Rainer (CDU/CSU) : Gewährung staatlicher Hilfe an niederländische Gartenbaubetriebe bei Aufnahme von Krediten für die Beschaffung von Heizöl Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . 7082 C, D, 7083 A, B, C Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . 7082 C Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . . 7082 D Ehnes (CDU/CSU) . . . . . . . 7083 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 7083 B Fragen des Abg. Röhner (CDU/CSU) : Gewährung von Zuschüssen an Landwirte für den Aufbau einer neuen Existenz Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . 7083 C, D, 7084 A, B, C Röhner (CDU/CSU) 7084 A, B von Thadden (CDU/CSU) . . . . 7084 C Fragen der Abg. Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) und Susset (CDU/CSU) : Ausführungen in der „Verbraucherpolitischen Korrespondenz" über die Verhältnisse in der Landwirtschaft Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . 7084 C, 7085 A, B, D, 7086 A, B, D, 7087 A Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) 7085 A Dr. Reinhard (CDU/CSU) . . . . 7085 B Susset (CDU/CSU) . 7085 D, 7086 A, C, D Biechele (CDU/CSU) . . . . . . 7087 A Frage des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) : Förderung von einzelbetrieblichen Investitionen in der Land- und Forstwirtschaft Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär 7087 B, C Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7087 C Dr. Früh (CDU/CSU) 7087 D Frage des Abg. Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) : Zusammensetzung der Bundesversammlung unter Berücksichtigung der Bundestags- und Landtagswahlen seit dem 28. September 1969 Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7088 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 122. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 III Frage des Abg. Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) : Mitwirkung der Bundesregierung in dem „Gemeinsamen Ausschuß für Kulturarbeit" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . 7088 A, B, C Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . 7088 B, C Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) : Besitz- und Beteiligungsverhältnisse der „Konzentration-GmbH" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 7088 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 7089 A Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU): Sofortprogramm der Bundesregierung zur Modernisierung und Intensivierung der Verbrechensbekämpfung Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 7089 A, D Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . 7089 C Nächste Sitzung 7133 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 7135 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Eyrich (CDU/CSU) betr. Einkommen in der Landwirtschaft . 7135 D Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Eyrich (CDU/CSU) betr. Möglichkeiten eines kostenorientierten Wirtschaftens für landwirtschaftliche Unternehmer . . . . . . . . . 7136 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 122. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Mai 1971 7043 122. Sitzung Bonn, den 12. Mai 1971 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 15. 5. Alber ** 15. 5. Amrehn ** 15. 5. Bals ** 15. 5. Bauer (Würzburg) ** 15. 5. Berger 12. 5. Dr. Birrenbach 14. 5. Blumenfeld ** 15. 5. Frau von Bothmer 14. 5. Dasch 15. 5. Frau Dr. Diemer-Nicolaus ** 15. 5. Dr. Dittrich * 14. 5. Draeger ** 15. 5. Dr. Enders ** 15. 5. Faller * 13. 5. Fellermaier 21. 5. Fritsch ** 15. 5. Dr. Fuchs 14. 5. Dr. Furler ** 15. 5. Geldner 31. 5. Gerlach (Emsland) 14. 5. Freiherr von und zu Guttenberg 15. 5. Dr. Hallstein 13. 5. Frau Herklotz ** 15. 5. Dr. Hermesdorf (Schleiden) ** 15. 5. Hösl ** 15. 5. Dr. Jungmann 14. 5. Kahn-Ackermann ** 15. 5. Dr. Kempfler ** 15. 5. Frau Klee ** 15. 5. Dr. Klepsch ** 15. 5. Dr. Kley 15. 5. Dr. Kliesing (Honnef) ** 15. 5. Dr. Koch * 14. 5. Lemmrich ** 15. 5. Lenze (Attendorn) ** 15. 5. Dr. Löhr * 15. 5. Maucher 26. 6. Meister * 12. 5. Memmel * 14. 5. Michels 12. 5. Müller (Aachen-Land) * 14. 5. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Müller (München) ** 15. 5. Frau Dr. Orth * 14. 5. Pöhler ** 15. 5. Dr. Reinhard 14. 5. Frau Renger 15. 5. Richarts * 14. 5. Richter ** 15. 5. Riedel (Frankfurt) * 14. 5. Dr. Rinderspacher ** 15. 5. Rollmann 18. 5. Roser ** 15. 5. Dr. Schmid (Frankfurt) ** 15. 5. Dr. Schmidt (Gellersen) 14. 5. Schmidt (Würgendorf) ** 15. 5. Dr. Schmücker ** 15. 5. Dr. Schulz (Berlin) ** 15. 5. Sieglerschmidt ** 12. 5. Dr. Siemer 14. 5. Simon 14. 5. Stein (Honrath) 15. 5. Dr. Stoltenberg 14. 5. Struve 12. 5. Frau Dr. Walz ** 15. 5. Dr. von Weizsäcker 14. 5. Wende 15. 5. Wienand ** 15. 5. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 12. Mai 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Eyrich (CDU/CSU) (Drucksache VI/2166 Frage A 57) : Hält die Bundesregierung angesichts des in wenigen Wochen abgeschlossenen Wirtschaftsjahrs 1970/71 ihre Aussage immer noch aufrecht, daß die Landwirtschaft annähernd das Einkommensniveau des zurückliegenden Wirtschaftsjahrs 1969'70 erreichen wird (Drucksache VI/1861)? Die Bundesregierung hält an ihrer Auffassung fest, daß in der Landwirtschaft das Einkommen je Vollarbeitskraft im Wirtschaftsjahr 1970/71 das Niveau des Vorjahres annähernd erreichen wird. In dieser Auffassung wird sie dadurch bestärkt, daß durch die Brüsseler Preisbeschlüsse vom 25. März 1971, die bei der Vorschätzung für den Agrarbericht 1971 seinerzeit noch nicht bekannt waren, zum Ende des Wirtschaftsjahres 1970/71 noch ein positiver Einkommenseffekt zu erwarten ist. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 12. Mai 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Eyrich (CDU/CSU) (Drucksache VI/2166 Frage A 58) : Bleibt die Bundesregierung im Hinblick auf den sich beschleunigenden Preisauftrieb bei ihrer Äußerung, daß die Landwirtschaft durch eine zeitliche Streckung der Investitionen und durch Verlageiungen innerhalb der Aufwandstruktur dem für sie unerträglichen Kostenanstieg entgegenwirken kann? Die Bundesregierung bleibt grundsätzlich bei ihrer Auffassung. Sie stützt sich dabei auf die unveränderte Annahme, daß die landwirtschaftlichen Unternehmer unter den gegenwärtigen schwierigen Bedingungen alle Möglichkeiten kostenorientierten Wirtschaftens ausschöpfen und im übrigen durch die die EG-Agrarpreisbeschlüsse ergänzenden nationalen Maßnahmen in Höhe von 480 Millionen DM, deren Akzent auf Entlastung der Kostenseite liegt, eine Hilfe erfahren.
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    Rede von Kurt Jung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Anläßlich der sicherheitspolitischen Beratungen am 4. Februar dieses Jahres und anläßlich der Grundsatzerklärungen der Regierung sowie der Fraktionen dieses Hauses am 26. März dieses Jahres haben wir eine ganze Reihe von sicherheits- und verteidigungspolitischen Problemen, die in diesen beiden Großen Anfragen angesprochen sind, bereits ausführlich diskutiert. Um möglichst Wiederholungen zu vermeiden, darf ich deshalb ausdrücklich die Aussagen in diesen beiden Debatten mit einbeziehen in die heutige Debatte und sie neben der Antwort der Regierung zu diesen beiden Großen Anfragen als Grundlage der heutigen Debatte ansehen.
    Heute, so hoffe ich, werden wir in eine Sach-
    und Detaildebatte eintreten können, um daraus dann gemeinsame politische Entscheidungen vorzubereiten, die für die Sicherheitspolitik in den nächsten beiden Jahrzehnten von entscheidender Bedeutung sein werden. Material, so meine ich, haben wir genügend im Weißbuch, in den Berichten der verschiedenen Kommissionen, im Wehrbeauftragtenbericht. in der NATO-Studie AD 70 und in vielen anderen uns vorliegenden Stellungnahmen der Regierung wie auch der Fraktionen.
    Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, zunächst auf die außen- und bündnispolitische Seite unserer Sicherheitspolitik eingehen. Ich habe bereits in den beiden vorerwähnten Debatten ausführlich zu dem Ost-West-Käfteverhältnis Stellung genommen und die Meinung meiner Fraktion dazu vorgetragen. Herr Kollege Adorno, Sie haben dazu auch gesprochen, nur meine ich, daß die Darstellung, die Sie gegeben haben, natürlich durch ständige Wiederholung nicht besser wird, denn das haben wir ja nun schon verschiedentlich gehört und auch in Ihren Informationen zur Verteidigungspolitik nachgelesen. Ich meine, daß Sie als ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär, wenn Sie z. B. sagen, daß im Osten doppelt so viele Divisionen stehen wie im Westen, doch wissen müßten, daß Division nicht gleich Division ist. Ich glaube, daß ist hier schon wiederholt gesagt worden. Man kann natürlich daraus die Frage herleiten, welche Division effektiver ist, und hier meine ich, daß Sie sich in Ihrer Fraktion wohl auch schon Gedanken darüber gemacht haben, wenn ich die Presseverlautbarungen über das laute Denken von Herrn Klepsch richtig beurteile. Und wenn Sie hier sagen, daß die Konferenz über europäische Sicherheit oder die SALT-Gespräche ja von den Sowjets eigentlich nur als Zeitgewinn angesehen würden, um ihre eigene Position zu stärken, dann meine ich, Herr Kollege Adorno, so viel Mißtrauen sollte man nicht von vornherein in Verhandlungen einführen; denn sonst wird man natürlich nie zu einem guten Ergebnis kommen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern].)

    - Ich meine auch, Herr Kollege Marx, wir sollten
    da etwas mehr Vertrauen in unsere Bündnispartner, nämlich die Vereinigten Staaten, haben, die sicher in diesen Verhandlungen und Gesprächen nicht mutwillig irgendwelche Positionen aufs Spiel setzen werden.
    Ich möchte für meine Fraktion noch einmal bekräftigen, daß wir voll mit der Situationsanalyse des NATO-Bündnisses übereinstimmen, wie sie durch die Bundesregierung in dieser Antwort zu den beiden Großen Anfragen der Fraktionen gegeben wird. Hier ist festzustellen, daß als ein wesentlicher Punkt die Einbettung der Bundesrepublik Deutschland in die NATO und damit die Aufrechterhaltung dieses Bündnisses für die Glaubwürdigkeit der Abschreckung und damit auch zur Verhütung des Krieges unerläßlich ist. Die Bundesregie-



    Jung
    rung hat dies durch den Kanzler, durch den Außenminister und durch den Verteidigungsminister wiederholt und unmißverständlich zum Ausdruck gebracht.
    Schon deshalb, meine Damen und Herren, ist die Verdächtigung des Fraktionsvorsitzenden der CDU/ CSU, des Herrn Barzel, absurd und diffamierend, der in den „Informationen zur Verteidigungspolitik" schreibt: „Die diese Regierung tragenden Parteien müßten sich endlich auch in ihrer Gesamtheit zur Bundeswehr bekennen."

    (Abg. Dr. Schäfer [Tübingen]:: Das ist typisch Barzel!)

    Dies, meine Damen und Herren, ist bezeichnend für den politischen Stil der Opposition. Wenn schon der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Opposition nur noch zu völlig substanzlosen Aussagen in der Sache fähig ist, wie dieser Artikel beweist, und diese Substanzlosigkeit durch allzu billige Polemik glaubt überspielen zu können, rdann sollten ihm seine sachverständigeren Freunde klarmachen, daß man mit solchen verteidigungspolitischen Äußerungen sicher nicht der Sache der Sicherheitspolitik und der Bundeswehr dient, sondern sich bestenfalls der Lächerlichkeit preisgibt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Für die Freien Demokraten weise ich deshalb diese Verdächtigung mit Entschiedenheit zurück. Denn wir haben uns schon immer zu dieser Bundeswehr als einem integralen Bestandteil unserer Demokratie bekannt, und meines Wissens gab es auch in der Vergangenheit bei uns keine Äußerungen in dem Sinne, daß man etwa stolz gewesen sei, nie Soldat gewesen zu sein, oder ähnliche Äußerungen, die eine solche Verdächtigung auch nur in etwa rechtfertigen würden.

    (Abg. Rommerskirchen: Herr Jung, fragen Sie einmal die Jungdemokraten!)

    — Die Ansichten der Jungdemokraten kenne ich ebenso wie die Ansichten der Jugendorganisationen anderer Parteien. Im übrigen kann man das nicht pauschalieren, Herr Kollege Rommerskirchen.
    Mit Recht weist die Antwort auf den engen Zusammenhang zwischen Ost- und Sicherheitspolitik hin. In der Debatte am 4. Februar meines Wissens — habe ich dazu sehr ausführlich Stellung genommen, wobei es ja auch zu einem sehr regen Frage-und-Antwort-Spiel kam.
    Daß diese Entspannungspolitik — im Gegensatz zu den Unkenrufen der Opposition — von den Bündnispartnern voll gebilligt wird, darf ich nur mit zwei kurzen Zitaten belegen. Ich zitiere mit Genehmigung des Herrn Präsidenten aus dem Schlußkommuniqué der NATO-Ministertagung vom 3. und 4. Dezember 1970, wo es heißt:
    Sie
    — also die Minister —begrüßten diese Ostverträge als Beiträge zur Minderung der Spannungen in Europa und als wichtige Elemente des Modus vivendi, den die Bundesrepublik Deutschland mit ihren östlichen Nachbarn herstellen will.
    Und in den Empfehlungen der Nordatlantischen Versammlung wurde bekräftigt:
    Die Versammlung bekräftigt ihr Einverständnis mit der Erklärung, durch die der Nordatlantikrat auf seiner Tagung in Rom im Mai 1970 die Bemühungen Bundeskanzler Brandts und seiner Regierung, bessere Beziehungen zu den osteuropäischen Staaten herzustellen, unterstützte, und bringt ihre Überzeugung zum Ausdruck, daß diese Bemühungen auf die politische und militärische Solidarität der Staaten des atlantischen Bündnisses gegründet sein müssen.
    Dies sollte die Opposition nun endlich zur Kenntnis nehmen und akzeptieren,
    Wenn Sie, Herr Kollege Marx, vermutlich anschließend mit dem „aber die Prawda, aber die Isvestija sagt so und so . . ." kommen,

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Sie sind doch kein Hellseher, Herr Jung! Oder doch?)

    dann, meine Damen und Herren, müßte es, so meine ich, um so mehr unsere gemeinsame Aufgabe sein, deutlich zu machen, daß diese Bundeswehr vor allem eine Friedensfunktion hat, daß sie Voraussetzung und Garant für eine Entspannung ist.

    (Abg. Dr. Klepsch: Voraussetzung! — Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Das hat sich die NATO schon an den Schuhen abgelaufen, was Sie da offenbar als Ergebnis neuer Weisheit vortragen!)

    Gewiß — und hier komme ich auf den Zwischenruf von Herrn Kollegen Rommerskirchen noch einmal zurück — gibt es draußen in allen Gruppierungen und Parteiungen auch Tagträumer, die umgekehrt mit der utopischen Vorstellung argumentieren, durch eine einseitige Abschaffung des Militärs könnte der ewige Friede ausbrechen. Aber denen, meine Damen und Herren von der Opposition, müssen wir halt auch gemeinsam klarmachen, daß z. B. mit dem Abschaffen der Feuerwehr noch lange nicht sichergestellt ist, daß kein Feuer mehr ausbricht.

    (Abg. Dr. Marx Kaiserslautern] : Eine sehr kluge Bemerkung! — Abg. van Delden: Da brauchen Sie sich aber nicht an uns zu wenden! — Zuruf von der CDU/CSU: Hilfsschülervortrag!)

    Wir, die Freien Demokraten, haben unsere Forderungen in einem langfristig angelegten liberalen Wehrkonzept niedergelegt — ich darf hier noch einmal auf die ausführliche Begründung in der Debatte am 26. März dieses Jahres verweisen —, in dem diese Friedensfunktion der Bundeswehr als Garant für die Entspannung realisiert wird.
    In diesem Zusammenhang möchte ich auch sagen, daß die Überlegungen, die innerhalb der NATO zur NATO-Reform angestellt werden, doch mehr als nur rein militärische Aufgaben sind. Die FDP begrüßt insbesondere die Konsequenz, die in der Antwort der Bundesregierung aus dem strategischen NATO-Konzept der Flexible Response und der VorneVerteidigung in Verbindung mit den erhöhten so-



    Jung
    wjetischen Verteidigungsanstrengungen deutlich wird, nämlich die stärkere Betonung der konventionellen Komponente der Verteidigung für den europäischen Bereich. Dies entspricht unseren Vorstellungen, die in der NATO ein integriertes Bündnis mit Arbeitsteilung sehen, das auf vollem gegenseitigem Vertrauen basiert. Die Freien Demokraten haben dies immer wieder zum Ausdruck gebracht. Die FDP hat deshalb auch am 26. März dieses abgerundete, in sich geschlossene Konzept vorgelegt, um die Effektivität der Bundeswehr und damit die Effektivität des Bündnisses auf der notwendigen Stufe zu halten und zu verbessern.
    Ich brauche darauf nicht mehr im einzelnen einzugehen, denn inzwischen hat dieses konkrete Konzept dazu geführt, daß von verschiedenen Seiten -
    ich verweise auf Äußerungen sowohl des Kollegen Wienand als auch des Kollegen Dr. Klepsch -
    Überlegungen angestellt wurden, wie man die Effektivität erhalten und eventuell verbessern und wie man personelle Schwierigkeiten der Bundeswehr möglicherweise beheben kann. Vielleicht ist es das Verdienst von Herrn Klepsch — er wird sicher nachher noch dazu Stellung nehmen —, daß die Tabus der Opposition durch den Vorschlag abgebaut werden, eine von jeweils drei Brigaden zum Skelett abmagern zu lassen. Wenn sich die Bundesregierung, so hoffe ich, zukünftig Überlegungen zuwenden sollte, die den Abbau des personellen Präsenzfetischismus zum Gegenstand haben, wird es wohl seitens der Opposition nur noch Kooperation geben.
    Das Nachdenken zur Erhöhung der Effektivität der NATO gibt es also nicht nur bei der FDP, aber auch nicht nur bei uns in der Bundesrepublik. Auch in den anderen Staaten des Bündnisses, bei unseren Partnern, auch in den Vereinigten Staaten werden Überlegungen angestellt, die zu einer Änderung der Wehrkonzeption führen. Wir werden nicht um diese Diskussionen, die in den Vereinigten Staaten heute schon laufen, über Abschaffung der Wehrpflicht und die künftige Einführung einer Freiwilligenarmee herumkommen. Wir werden auch bei uns in der Bundesrepublik diese Diskussion führen müssen. Herr Minister Schmidt hat in verschiedenen Verlautbarungen auch schon dazu Stellung genommen.
    Die Ergebnisse dieser Diskussion werden u. a. an dem Grad der Wehrgerechtigkeit gemessen werden, die damit zu verwirklichen ist. Die FDP hat, wie ich schon sagte, in einer langfristigen Konzeption eigene Vorstellungen und Vorschläge unterbreitet. Da diese natürlich nicht von heute auf morgen zu verwirklichen sind, begrüßen wir alle Schritte, die dahin führen — z. B. die Vorschläge der Mommer-Kommission —, als wertvolle Grundlage unserer anstehenden Entscheidungen. Hier, Herr Kollege Adorno, darf ich natürlich den Bericht der sogenannten Adorno-Kommission mit einbeziehen, der uns ebenfalls eine wertvolle Grundlage für die künftigen Überlegungen zur Herbeiführung der Wehrgerechtigkeit ist.
    Aber eines möchte ich hier doch richtigstellen. Sie haben nach der damaligen Enttäuschung mit Recht gesagt, daß Sie und Ihre Kollegen in diesem kleinen Ausschuß sich nachträglich bestätigt fühlen. Nur
    möchte ich die konkrete Frage an Sie richten, wenn Sie dies nun schon hier beklagen: Wer hat denn diese Ihre Vorschläge vereitelt? Ich darf feststellen, daß sie in der Zeit der Großen Koalition von Ihrer Fraktion und wohl der Koalitionsfraktion beiseite gelegt wurden. Denn wir, die Freien Demokraten, haben damals erklärt, daß wir dieses Paket mit einer kleinen Änderung annehmen und voll unterstützen. Das haben wir öffentlich erklärt. Wir haben damit ein Beispiel gegeben, wie man konstruktive Opposition betreibt, neben vielen anderen Beispielen, indem wir Gesetzentwürfe usw. vorgelegt haben, was wir derzeit bei Ihnen vermissen. Wir haben seinerzeit auch zur Wehrersatzabgabe — —

    (Abg. Adorno: Sie haben sich ausnahmsweise einmal ausgezeichnet verhalten!)

    — Vielen Dank, Herr Kollege Adorno.

    (Abg. Stahlberg: Vereitelt hat es das Ende der Legislaturperiode! Das wissen Sie doch!)

    — Aha; das ist auch eine gute Ausrede, Herr Stahlberg.

    (Abg. Stahlberg: Nein, gar keine Ausrede!)

    Bei einer so übergroßen Koalition hätte ich allerdings erwartet, daß man Vorschläge innerhalb eines Jahres durchsetzen kann, wenn sie von beiden gemeinsam getragen werden.

    (Abg. Adorno: Wir wollen mal abwarten, wie lange ihr braucht!)

    Wir stellen hier ausdrücklich noch einmal fest
    — Herr Kollege Adorno, Sie haben das schon bestätigt daß wir diesen Vorschlägen zugestimmt
    haben, mit einer kleinen Änderung, weil nämlich Ihre Berechnungen bei der Wehrersatzabgabe ergeben haben, daß ein so hoher Überschuß entstehen würde, daß wir sagen konnten, der damalige Prozentsatz sollte eventuell halbiert werden. Wir sind auch bereit, Herr Kollege Adorno, diese Frage im Zusammenhang mit der Herbeiführung der Wehrgerechtigkeit weiterhin zu diskutieren. Wir sind dazu bereit, und das wissen Sie: Wir werden unseren Teil dazu beitragen, diese Wehrgerechtigkeit herbeizuführen, und das möglichst rasch.
    Eine maximale Wehrgerechtigkeit ist auch Voraussetzung der von uns immer wieder geforderten noch stärkeren Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft. Ich verwende diesen Begriff bewußt, weil er draußen immer wieder verwendet wird, obgleich ich der Meinung bin, daß er insoweit falsch ist, als die Bundeswehr, geschaffen von dieser parlamentarischen, freiheitlichen Demokratie, nicht erst in diese Gesellschaft integriert werden muß, sondern daß sie von vornherein ein integraler Bestandteil dieser Gesellschaft ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber der Wehrbeauftragte hat in seinem Bericht diese Forderung auch wieder erhoben, und zur Verdeutlichung muß man ihn wohl so zitieren. Die Integration kann eben nicht nur seitens der Bundeswehr
    — z. B. durch die Aufstellung eines Ausbildungs- und Bildungskonzeptes, das Parallelen zwischen dem



    Jung
    zivilen und dem militärischen Bereich aufzeichnet — betrieben werden, sondern auch die Gesellschaft muß sich der Bundeswehr öffnen. Hierzu gehört der Abbau von Vorurteilen durch Information und Aufklärung auch im pädagogischen Bereich. Dies sage ich insbesondere an die Adresse der Kultusminister der Länder. Wir haben hier wiederholt gefordert, daß Sorge dafür getragen wird, daß dem jungen Staatsbürger bewußt wird, daß man in einer freiheitlichen Demokratie nicht nur Rechte über Rechte für sich in Anspruch nehmen kann, sondern daß man auch Pflichten gegenüber einer solchen Demokratie hat.
    Hier, so meine ich, würde natürlich eine höhere Konzentration der Zuständigkeiten im Bildungsbereich bei der Bundesregierung dazu beitragen, daß von da aus eine bessere Information und Aufklärung betrieben werden kann. Der Wehrbeauftragte hat mit vollem Recht in seinem Bericht auf diese Probleme hingewiesen.
    Diese Information muß aber gleichzeitig eine kritische Diskussion ermöglichen; denn nur dadurch wird eine Versachlichung der Atmosphäre möglich, und der Abbau von Aggressionen und Aversionen wird erst dadurch erfolgen können.
    Die sachliche Diskussion ist ferner eine unerläßliche Voraussetzung, um den Wehrwillen zu steigern. Hier darf ich unter dem Stichwort „soziale Verteidigung" Bundeskanzler Brandt zitieren, der sagte:
    Wir müssen mit Sorge die innere Abwendung eines Teiles der heranwachsenden Generation von den Pflichten sehen, die ihnen von Staat und Gesellschaft abverlangt werden.
    Dem ist voll zuzustimmen. In diesem Zusammenhang ist die vom Verteidigungsminister an den Tag gelegte Diskussionsfreudigkeit, wie sie bei der Bestandsaufnahme, bei der Hauptmannstagung usw. zum Ausdruck kam, ausdrücklich zu begrüßen.
    Auf andere Bereiche, die in diesem Zusammenhang stehen und im Bericht des Wehrbeauftragten erwähnt werden, wie Bildung, Innere Führung oder die personelle Situation der Bundeswehr, werden meine Kollegen Krall und Ollesch noch näher eingehen.
    Ich möchte, um meine Zeit einzuhalten, nur noch einige Worte zur Opposition sagen, zu dem Dilemma der CDU/CSU, das durch Widersprüchlichkeit und damit, meine Damen und Herren, leider auch Konzeptionslosigkeit bis in die Führung der Fraktion gekennzeichnet ist. Stellen Sie bitte die Aussagen von Herrn Barzel und Herrn Wörner einander gegenüber, um den Beweis für diese Behauptung vor sich zu haben.
    Ferner fehlen — das ist immer wieder gesagt worden — Alternativen. Das wird auch in der parteiinternen Diskussion zugegeben. Die Aussagen von Herrn Ernesti und die kritische Stellungnahme dazu werde ich im Anschluß, wenn der Herr Präsident es genehmigt, zitieren.

    (Abg. Baron von Wrangel: Die Protokolle können wir selbst lesen!)

    Für die Verschleierung dieses Dilemmas durch falsche und verzerrende Information der Öffentlichkeit und der Bundeswehr gibt es genügend Beispiele aus der „Information zur Verteidigungspolitik". So nennt sich dieses Informationsheft, das Sie in die Bundeswehr schicken und aus dem man eine ganze Reihe von Aussagen durchaus in diesem Hause kritisch bewerten und behandeln könnte.
    Ich meine auch, hier wird deutlich, daß die CDU/ CDU-Fraktion wie gestern auch in der Wirtschafts- und Währungsdebatte von einzelnen Sprechern der Regierungsfraktion zum Ausdruck gebracht wurde, des kurzfristigen Erfolges wegen oftmals die Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik für uns alle, die in diesem Hause gemeinsam versammelt sind, vergißt. Um das nochmals zu unterstreichen, darf ich mit Genehmigung des Präsidenten zitieren:
    Nach dem zweistündigen Vortrag von Herrn Ernesti über die innere Situation der Bundeswehr fand ein junger Hauptmann die Ausführungen des Parteifreundes nicht befriedigend. Er fragte den Abgeordneten, der ausgiebig Kritik an der oberen militärischen und politischen Führung der Bundeswehr geübt hatte, nach seinen Alternativen und hörte von Herrn Ernesti, daß die Opposition solche fertigen Alternativen nicht haben kann, weil sie nicht den Apparat und die Unterlagen hat wie die Regierung.
    Nun, Herr Kollege Ernesti, ich muß allen Ernstes fragen: Was haben Sie denn in den 20 Jahren mit dem Apparat gemacht, in dem Sie selbst tätig waren? Ist das nicht eine allzu billige Ausrede, wenn man keine Alternativen und Vorschläge hat?

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Herr Jung, dies ist ein Beispiel für demagogische Behandlung der Sache!)

    Meine Damen und Herren, ich will das nicht auf die Spitze treiben, ich will das nicht sehr verschärfen, sondern ich will Sie damit nur auffordern, daß Sie in der heutigen Debatte zu den konkreten Vorschlägen, die gemacht sind, auch einmal sagen: Dies nicht, dies so und dies anders. Herr Kollege Junghans hat während der Währungsdebatte gestern gesagt: „Wir erwarten von Ihnen Antworten, damit diese Diskussion endlich so geführt werden kann, wie dies dem Ernst der Lage entspricht." Meine Damen und Herren, dies gilt auch für die heutige Verteidigungsdebatte; ich habe dem nichts hinzuzufügen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Marx (Kaiserslautern). Für ihn hat die Fraktion der CDU/CSU 40 Minuten Redezeit beantragt.

(Abg. Dr. Apel: Ein Riemen nach dem andern!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Marx


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren!



    Dr. Marx (Kaiserslautern)

    Beide vorliegenden Großen Anfragen und die Antwort der Bundesregierung beschäftigen sich mit dein gesamten Bereich der Verteidigungspolitik. Der erste Teil unserer Anfrage konzentriert sich auf die außen- und verteidigungspolitischen Grundlagen und Einschätzungen.
    Wenn wir den Vertretern der Bundesregierung bei den Begründungen ihrer Sicherheitspolitik in der gegebenen Antwort und anderswo zuhören, so stoßen wir immer wieder auf die Behauptung, daß seit dem Bericht des belgischen Außenministers Harmel vom Dezember 1967 durch eine erstmalige enge Verbindung der Komponenten Sicherheit und Entspannung eine neue Phase der Politik begonnen hat. Die Bundesregierung spricht sich selbst das Verdienst zu, die bei Harmel erarbeitete These, nämlich daß Sicherheit und Entspannung die beiden Säulen der NATO-Politik seien, in ihrer Politik konsequent zu verwirklichen, und der Herr Verteidigungsminister sagt an vielen Stellen, jetzt erst würde der Handlungsspielraum der Bundesregierung voll ausgenutzt. Nun, wir werden sehen, wer hier was ausnutzt und wer Ihier wen dabei benutzt.

    (Abg. Dr. Klepsch: Sehr gut!)

    Ich will mich zunächst mit den genannten Behauptungen, mit ihrem Inhalt, mit den Hintergründen und mit den Widersprüchen beschäftigen. Ich frage, ob es tatsächlich eine neue Erkenntnis ist, daß man vom gesicherten Bündnis aus Verständigung und Entspannung suchen solle. Lassen Sie mich hierbei, meine Damen und Herren, an eine Rede erinnern, die Paul Henry Spaak bei der NATO-Ministerkonferenz am 16. Dezember 1957 gehalten hat. Er erklärte dort — ich zitiere —:
    daß wir dieses Bündnis gewollt haben, weil die Ereignisse dies geboten. Und wenn ich sage, die Ereignisse, wäre es genauer, wenn ich sagte, die unheilvolle Politik eines großen Landes.

    (Abg: Dr. Klepsch: Hört! Hört!) Und Paul Henry Spaak fährt fort:

    Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges haben wir an die Abrüstung geglaubt. Die stärksten unter uns haben ihre Truppen unter das erlaubte Maß an Sicherheit demobilisiert. Wir haben an die Vereinten Nationen geglaubt, und allein die systematische Sabotage der Bemühungen des Sicherheitsrats durch die UdSSR hat unsere Hoffnungen untergraben. Wir haben nicht allein. an die friedliche Koexistenz, sondern auch an eine mögliche Freundschaft mit der kommunistischen Welt geglaubt, und es bedurfte einer systematisch feindseligen und herausfordernd aggressiven Politik dieser Welt, um uns unserer Leichtgläubigkeit und auch der uns drohenden Gefahr bewußt zu werden.
    Und er fährt fort:
    Wir haben uns verbündet, um einer sowjetischen Politik entgegenzutreten, in der sich der Umsturz im Innern und der Druck nach außen vereinigt, einer Politik, die es den Kommunisten ermöglichte, in Europa die Herrschaft anzutreten, gegen den sehr deutlichen Willen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung.

    (Abg. Dr. Klepsch: Sehr wahr!)

    Wenn ich das, meine Damen und Herren, heute zitiere, so wird, wie ich denke, in diesem Saal niemand sagen können, diese Darstellung sei unrichtig, und keiner wird behaupten, es handle sich um einen Text, der damals gültig war, heute aber, in jener Ara, in der angeblich „der Trend in der ganzen Welt auf Entspannung" ausgerichtet ist, nicht mehr stimme. Leider, meine Damen und Herren, hat sich die sowjetische Politik eben nicht fundamental geändert. Sie hat sich ausgeweitet zur globalen Strategie. Jeden Tag kann jeder, der seine Augen und Ohren benutzen will, es lesen und hören. Herr Kollege Jung ich weiß nicht, wo er ist; es ist offenbar üblich, zu reden und dann wegzugehen.

    (Abg. Dr. Klepsch: Er ist erschöpft!)

    — Ich möchte gern Herrn Kollegen Jung, weil er mich vorhin ansprach und sagte, man müsse befürchten, daß man da wieder die Prawda zitiert habe, sagen: Es wäre gut, wenn mancher Kenntnis nähme

    (Zuruf von der FDP: Da ist er schon wieder! — Abg. Mischnick: Sie gehen auch manchmal raus!)

    von dem, was dort wirklich geschrieben wird. Ich sage: Jeder, der seine Augen und Ohren benutzen will, er kann es lesen und er kann es hören, was die sowjetischen Führer, was die Partei, was die Gruppe der Marschälle und Generäle, der Ideologen und der Planer von sich und ihrem Staate verstehen.

    (Abg. Schmidt [Würgendorf] : Manche haben zu lange Ohren!)

    — In Ihren Augen, Herr Schmidt (Würgendorf), in deren Augen und nach deren Willen ist die Sowjetunion keine „Status-quo-Macht", wie es das Weißbuch 1970 verharmlosend sagt. Sie ist nicht nur auf, wie es dort heißt, „Bewahrung und Konsolidierung" aus, sie treibt nicht nur, wie es auch dort heißt, „konservative Machtpolitik", sondern sie handelt nach den Gesetzen einer selbstbewußten Weltmacht und auch gegründet auf eine Heilslehre, der die Sowjetarmee dynamisch, auf den Klassenkampf im Weltmaßstab zugeordnete Dimensionen verleiht.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Ich will, meine Damen und Herren, auch aus einer Rede Konrad Adenauers, und zwar aus dem gleichen Jahr und bei der gleichen Konferenz im Jahre 1957, eine Anmerkung in Ihrer aller Gedächtnis zurückrufen. Er sagte dort:
    Diese Allianz ist nicht nur ein militärisches Verteidigungsbündnis. Sie ist eine Gemeinschaft, deren Hauptaufgabe darin besteht, konstruktive Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben der Völker zu schaffen und alle Möglichkeiten auszuschließen, die zu militärischen Konflikten führen könnten.
    — Und Adenauer fährt fort, und ich muß das in Ihre Erinnerung zurückrufen —



    Dr. Marx (Kaiserslautern)

    In diesem Sinne wird sie in ihren Bestrebungen nicht nachlassen, das Verhältnis zum Ostblock zu entspannen,

    (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal] : Sehr gut!)

    um auf diesem Wege die Spaltung der Welt zu überwinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU. Zuruf von der CDU/CSU: Das soll sich der Herr Wienand merken!)

    Dies ist eine Willenserklärung des damaligen Bundeskanzlers Adenauer, eine von vielen,

    (Abg. Dr. Klepsch: 1957!)

    in der die Entspannung als ein Ziel seiner Politik, unserer Politik und der Politik der Allianz, bezeichnet wurde. Also Wachsamkeit, Sicherheit und Entspannung schon lange vor dem Harmel-Bericht.

    (Abg. Haase [Kellinghusen] : Was ist geschehen?)

    Herr Haase (Kellinghusen), ich könnte billigerweise jetzt die Gegenfrage stellen: Was sind eigentlich die bisher vorliegenden Ergebnisse dieser Politik? Ich komme nachher darauf zurück. Lassen Sie uns dann miteinander wetteifern.
    Ich möchte auch noch einmal in die Debatte einführen, daß in dem Kommuniqué der NATO-Tagung im Jahre 1965 einige Sätze stehen, die unser Land betreffen und die alle immer noch wahr und immer noch richtig und ich sage: leider durch nichts
    überholt sind. Es heißt dort — ich zitiere -.
    widersetzt sich die Sowjetunion nach wie vor jeder Lösung der zwischen Ost und West stehenden fundamentalen Streitfragen. Eine derartige Lösung, die die legitimen Interessen aller Beteiligten wahren muß, ist und bleibt eines der wesentlichen Ziele des Bündnisses.
    Es wird dann hinzugefügt:
    Der Rat stellt mit Bedauern fest, daß bei der Überwindung der Teilung Deutschlands keine Fortschritte erzielt worden sind.
    Dann heißt es:
    Der Rat bekräftigt erneut, daß eine gerechte und friedliche Lösung der Deutschlandfrage nur auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes erreicht werden kann. Der Rat bestätigt darüber hinaus, daß die Regierung der Bundesrepublik Deutschland die einzige frei und rechtmäßig gebildete deutsche Regierung ist und daher berechtigt ist, für Deutschland als Vertreterin des deutschen Volkes in internationalen Angelegenheiten zu sprechen.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich an dieser Stelle, wo dies noch einmal zitiert ist, festhalten, daß damals unsere Alliierten der damaligen Bundesregierung im Zusammenhang auch mit Art. 7 des Deutschlandvertrages noch ausdrücklich bestätigten, daß sie für das ganze Volk spreche. Die gegenwärtige Regierung hat unserer Einschätzung nach ohne Not und ausdrücklich in diplomatischen
    Noten an ihre eigenen Verbündeten mitgeteilt, daß sie dies nicht mehr tut. Aber niemand wird begreifen, daß man dies als einen Akt der Entspannung bezeichnen könnte. Im übrigen, wenn Sie das Reden und Treiben der DDR in der Dritten Welt im Augenblick beobachten, werden Sie sich eher vom Gegenteil überzeugen.
    Herr Minister Schmidt, Sie und manche Ihrer Freunde gebrauchen gern das Bild von den beiden Säulen. Sie sagen: Sicherheit und Entspannung sind zwei gleichwertige Säulen.

    (Zuruf von der SPD: Sind Sie anderer Auffassung?)

    — Ich werde mich gleich dazu eingehend äußern.

    (Zuruf: Papier ist geduldig! Zuruf von der SPD: Das war nicht von mir!)

    — Ich nehme an, daß wir gelernt haben, ein bißchen höflicher miteinander umzugehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Denen fällt nichts anderes ein!)

    - Danke schön, Herr Kollege.
    Ich fahre fort, und zwar sozusagen als unmittelbare Antwort auf die Frage, ob ich dies bestreite: ja, ich bestreite ausdrücklich, daß diese beiden Säulen gleichwertig seien. Um im Bild zu bleiben, möchte ich gerne darauf hinweisen, daß die tragende Säule, die fundamentale Säule, die Sicherheitspolitik sein soll, auf die dann aufgesetzt werden kann
    — nur dann wird es funktionieren, nur dann wird es das ganze Gebäude tragen —, diejenige Säule, die man Entspannungspolitik nennt.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf des Abg. Haase [Kellinghusen].)

    — Das Bild habe ich aufgenommen, Herr Haase, weil es andere so gesagt haben. — Herr Mattick!