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ID0607024600

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    Vokabeln: 7
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    5. Parlamentarischer: 1
    6. Staatssekretär: 1
    7. Dorn.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 70. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Oktober 1970 Inhalt: Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 3855 A Fragestunde (Drucksachen VI/ 1218, VI/1233) Fragen des Abg. Kiep: Pressemeldungen betr. Wiedergutmachungszahlungen an osteuropäische Staaten in Milliardenhöhe Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3855 B, C, 3856 A Kiep (CDU/CSU) . . . . 3855 D, 3856 A Fragen des Abg. von Eckardt: Wiedergutmachungsforderungen von Ostblockregierungen — Unterrichtung der zuständigen Ausschüsse des Bundestages Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär 3856 A, B, C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 3856 B Frage des Abg. Freiherr von Fircks: Aussagen des Bundeskanzlers hinsichtlich der Bedeutung des deutsch-sowjetischen Gewaltverzichtsvertrages Frau Dr. Focke, Parlamentarischer Staatssekretär 3856 C, D Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 3856 D Frage des Abg. Niegel: Staatsangehörigkeit der Mitglieder der Bundesregierung und der Staatssekretäre Frau Dr. Focke, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3856 D, 3857 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 3857 A Dasch (CDU/CSU) . . . . . . . 3857 B Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Anzeigenserie des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Ahlers, Staatssekretär 3857 C, 3858 A, B, C, D, 3859 A, B, C, D, 3860 A, B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 3857 D, 3858 A Kiep (CDU/CSU) . . . . . . . 3858 C Dr. Häfele (CDU/CSU) 3858 D Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . 3859 A Niegel (CDU/CSU) . . . . . . 3859 B Dr. Geßner (SPD) . . . . . . 3859 C Rasner (CDU/CSU) . . . . . . 3859 D Dasch (CDU/CSU) . . . . . . 3859 D Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) . 3860 A Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 3860 B II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode 70. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Oktober 1970 Fragen des Abg. Walkhoff: Veröffentlichungen in der Zeitschrift „German International" — Darstellung betr. die Ostpolitik der Bundesregierung Ahlers, Staatssekretär . . . . 3860 C, D, 3861 A, B,C,D Walkhoff (SPD) . . . . 3860 D, 3861 B Vogel (CDU/CSU) 3861 B, C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) 3861 D Frage des Abg. Dr. Geßner: Pressemeldung betr. die Beschaffung des Waffensystems F-104 G Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 3862 A, B Dr. Geßner (SPD) 3862 A Cramer (SPD) . . . . . . . . 3862 B Fragen der Abg. Frau Huber: Versorgung der Bundeswehreinheiten mit Frischobst Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3862 C., D, 3863 A Frau Huber (SPD) . . . . . . . 3863 A Frage des Abg. Niegel: Meldungen über Pläne der Bundesregierung betr. eine Verkürzung des Grundwehrdienstes Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . 3863 B, D, 3864 A Niegel (CDU/CSU) 3863 B, C Dr. Klepsch (CDU CSU) . . . . 3863 D Fragen des Abg. Rawe: Zunahme der Lärmbelästigung durch militärische Strahlflugzeuge Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3864 A, B, C, D Rawe (CDU/CSU) . . . . . . 3864 B, C Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 3864 C Fragen des Abg. Vogel: Überprüfung der Tieffluggebiete — Unterrichtung des Verteidigungsausschusses Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . 3864 D, 3865 A, B, C, D Rawe (CDU/CSU) . . . . . . . 3865 B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 3865 C Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . 3865 C, D Frage des Abg. Berding: Einhaltung der Vorschriften über Mindestflughöhen durch Besatzungen von Flugzeugen befreundeter Staaten Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3866 A Berding (CDU CSU) 3866 A Frage des Abg. Berding: Heraufsetzung der Mindestflughöhen für Strahlflugzeuge Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 3866 A Fragen des Abg. Varelmann: Zahlung der ungekürzten Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . 3866 B, C, D, 3867 A, B Varelmann (CDU/CSU) 3866 D, 3867 A, B Frage des Abg. Dr. Häfele: Vorschlag betr. ein zyklisch gestuftes Arbeitslosengeld Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär ........ 3867 C Fragen des Abg. Dr. Kempfler: Versorgungsansprüche der Hinterbliebenen von Wehrmachtangehörigen bei deren Freitod Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3867 D, 3868 A, B Dr. Kempfler (CDU CSU) . . . . . 3868 A Fragen des Abg. Geisenhofer: Ambulante Behandlung durch Fachärzte in Krankenhäusern als Mindestleistung der gesetzlichen Krankenversicherung Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 3868 C, D Geisenhofer (CDU/CSU) . . . . . 3868 D Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Mißbilligung der Äußerungen des Bundesministers der Finanzen Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Alex Möller (Drucksache VI/1193) Baron von Wrangel (CDU/CSU) . . 3869 A Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . . 3870 D Frau Funcke (FDP) . . . . . . . 3873 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 3874 A, 3875 D Brandt, Bundeskanzler 3874 C Wehner (SPD) . . . . . . . 3875 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 70. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Oktober 1970 III Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1971 (Haushaltsgesetz 1971) (Drucksachen VI/ 1100, Ergänzung zu VI/1100) — Fortsetzung der ersten Beratung — in Verbindung mit Finanzplan des Bundes 1970 bis 1974 (Drucksache VI/1101) — Fortsetzung der Beratung — und mit Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. notwendige haushaltspolitische Maßnahmen (Drucksache VI/1154 [neu]) — Fortsetzung der Beratung —Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 3876 C Seidel (SPD) . . . . . . . . . 3881 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 3884 D Dr. Heck (CDU/CSU) 3888 A Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Bundesminister 3889 D Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses über den Antrag des Abg. Dr. Lenz (Berg- Straße) und der Fraktion der CDU/CSU betr. Enquete-Kommission Verfassungsreform und über den Antrag der Fraktionen der SPD, FDP betr. Enquete-Kommission zur Reform der bundesstaatlichen Struktur (Drucksachen VI/653, VI/739, VI/1211) Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . . 3893 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . . 3894 C Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 3895 D Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Baukostenentwicklung und ihre Auswirkung auf den sozialen Wohnungsbau (Drucksachen VI/1189, VI/1216) Erpenbeck (CDU/CSU) . . . . . . 3896 D Dr. Lauritzen, Bundesminister . . 3904 C Henke (SPD) 3912 D Wurbs (FDP) 3916 C Mick (CDU/CSU) . . . . . . 3919 B Frau Meermann (SPD) . . . . . 3924 B Nächste Sitzung 3928 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 3929 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Strohmayr betr. Erwägungen im Rentenbericht zur Zahlung von Witwerrente 3929 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 70. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Oktober 1970 3855 70. Sitzung Bonn, den 8. Oktober 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 9. 10. Adams * 9. 10. Dr. Aigner * 9. 10. Amrehn ** 9. 10. Dr. Artzinger * 9. 10. Behrendt * 9. 10. Dr. Burgbacher * 9. 10. Corterier ** 9. 10. Dichgans ** 9. 10. Frau Dr. Diemer-Nicolaus ** 9. 10. Dr. Dittrich * 9. 10. Dröscher * 9. 10. Faller * 9. 10. Fellermaier * 9. 10. Flämig * 9. 10. Fritsch *** 9. 10. Dr. Furler * 9. 10. Frau Geisendörfer 9. 10. Gerlach (Emsland) * 9. 10. Dr. Gradl ** 9. 10. Haage (München) * 9. 10. Haar (Stuttgart) 9. 10. Dr. Hallstein 16. 10. Dr. Hein * 9. 10. Frau Herklotz *** 9. 10. Dr. Hermesdorf (Sehleiden) *** 9. 10. Heyen 18. 12. Dr. Jahn (Braunschweig) * 9. 10. Dr. Jungmann 16. 10. Klinker * 9. 10. Dr. Koch * 9. 10. Kriedemann * 9. 10. Lange * 9. 10. Lautenschlager * 9. 10. Dr. Löhr * 9. 10. Logemann 9. 10. Lücker (München) * 9. 10. Majonica 9. 10. Matthöfer ** 9. 10. Frau Meermann ** 9. 10. Dr. Meinecke (Hamburg) ** 9. 10. Meister * 9. 10. Memmel * 9. 10. Müller (Aachen-Land) * 9. 10. Frau Dr. Orth * 9. 10. Pöhler *** 9. 10. * Für die Teilnahme an einer Sitzung des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an der Jahrestagung der Interparlamentarischen Union *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Preiß 8. 10. Raffert ** 9. 10. Ravens 9. 10. Richarts * 9. 10. Dr. Schulz (Berlin) *** 9. 10. Schwabe * 9. 10. Dr. Schwörer * 9. 10. Seefeld * 9. 10. Sieglerschmidt *** 9. 10. Dr. Slotta 15. 10. Springorum * 9. 10. Dr. Starke (Franken) * 9. 10. Dr. Tamblé 30. 10. Werner * 9. 10. Wienand *** 9. 10. Wilhelm 30. 10. Frau Dr. Wolf ** 9. 10. Wolfram * 9. 10. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 7. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache VI/1218 Fragen A 39 und 40) : Läßt sich die Erwägung im Rentenbericht, deft die Zahlung von Witwerrente wegen nicht unerheblicher Mehraufwendungen nicht verantwortet werden kann (Drucksache VI/1126, S. 34, Nr. 4 Doppelbuchstabe cc, letzter Absatz), mit dem Gleichberechtigungsgesetz, das auf Artikel 3 GG fußt, vereinbaren? Ist der Bundesregierung bekannt, daß der überwiegende Teil der berufstätigen Ehefrauen zum gemeinsamen Unterhalt der Familie beitragen muß, die aber oft jahrzehntelang gezahlten Pflichtbeiträge zur Rentenversicherung der Familie bei Ableben der berufstätigen Freu vor Erreichen der Altersgrenze verlorengehen? Die Bundesregierung hat die in Ihren Fragen enthaltene Anregung ebenso wie viele andere Vorschläge und Forderungen zur Weiterentwicklung des Rentenversicherungsrechts in den von Ihnen zitierten Bericht aufgenommen, um eine umfassende Grundlage für die parlamentarischen Beratungen zu geben. Sie hat dabei allgemein zu den Einzelpunkten nicht abschließend Stellung genommen, sondern Lösungsmöglichkeiten angedeutet und auf die vielfältigen, insbesondere auch die finanziellen Auswirkungen aufmerksam gemacht, die sich bei einer Verwirklichung der Anregungen ergeben würden und die bei den Beratungen des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung über den Bericht sicherlich eine Rolle spielen werden. Sie haben gewiß Verständnis dafür, daß ich diesen Beratungen nicht durch eine Stellungnahme zu einzelnen Punkten vorgreifen möchte.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Friedrich Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für die sozialdemokratische Bundestagsfraktion darf ich folgendes erklären. Wir betrachten es als eine vordringliche Aufgabe des Parlaments, sich um die Frage der Weiterentwicklung unserer Verfassung selbst zu bemühen. Wir haben zwar davon Kenntnis genommen, daß die Bundesregierung in ihrer Regierungserklärung die Absicht bekundet hat, eine Kommission zur Untersuchung des Verhältnisses Bund/Länder einzusetzen. Wir sind aber mit Ihnen von der CDU/CSU der Auffassung, daß es vorrangig Aufgabe des Verfassungsgesetzgebers selbst ist, diese Frage zu prüfen. Und nur um die Prüfung geht es zunächst. Mit Herrn Kollegen Lenz sind wir vollkommen einig, daß man sich gerade in dieser Kommission, die eine so grundsätzliche Arbeit zu leisten hat, bewußt sein muß, daß im Endergebnis die Realisierung nur möglich ist, wenn die Zweidrittelmehrheit hier und im Bundesrat erreicht wird.
    Wir stimmen darin überein, daß wir nicht eine Generalrevision des Grundgesetzes anstreben, sondern daß die Grundkonzeption des Grundgesetzes erhalten bleiben soll. Wir anerkennen in diesem Augenblick wohl alle übereinstimmend, daß die Väter des Grundgesetzes, daß der Parlamentarische Rat in jener Zeit unter schwierigsten Verhältnissen eine gute Arbeit geleistet hat, die aber nach 20 Jahren der Überprüfung bedarf. Sie bedarf der Überprüfung, weil 1948/49 nicht vorherzusehen war, wie die Anforderungen eines modernen Industriestaates an die einzelnen Ebenen sich entwickelten, Zu diesen Ebenen von damals — Gemeinde, Land und Bund — ist eine weitere Ebene hinzugekommen, die Ebene der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die sich, unserem allgemeinen politischen Wunsch entsprechend, wie eine neue bundesstaatliche Ordnung über diesen Bundesstaat schiebt.



    Dr. Schäfer (Tübingen)

    So stellt sich nach unserem Dafürhalten die Aufgabe so dar, daß wir uns durchaus im Sinne der Grundkonzeption des Grundgesetzes darüber verständigen sollen, daß wir prüfen, wie die Selbständigkeit, die Leistungsfähigkeit der gemeindlichen Selbstverwaltung, soweit das Grundgesetz hier mitzuwirken hat, erhalten wird, daß die gewaltenteilende Funktion des Föderalismus und die Wettbewerbssituation erhalten bleibt und abgerundet wird; aber nicht abrunden nach unten, sondern auch den gegenteiligen Weg prüfen, was unter Umständen gar nicht sinnvoll bei der Bundesregierung oder beim Bundestag ist, sondern dorthin gegeben werden kann.
    Wir müssen aber ebensosehr realistisch sehen, daß sich über unsere Zuständigkeit die supranationale Zuständigkeit schiebt, die sogar in einigen Bereichen über den Bund hinweg unmittelbar Länderzuständigkeiten übernimmt und dadurch zu einer vollkommenen Verschiebung führt. Das ist eine sehr komplexe Bewegung. Hier ist nun sehr wichtig, daß in der Einsetzung der Enquete-Kommission wagemutig gesagt ist, daß man auch die zukünftigen Aufgaben erfassen solle, soweit sie sich irgendwie abzeichnen. Ich glaube, wir sind uns einig darüber; da wir alle die politische Integration Europas wollen, wollen wir auch Formulierungen finden, die das ermöglichen.
    Ich hoffe, daß wir uns auch darüber einig sind, daß wir nicht eine Perfektionierung in der Formulierung von Vorschlägen suchen sollten. Die Perfektionierung hat bei. Abgrenzungen wohl ihre Aufgabe, aber sie kann außerordentlich hemmend wirken. Verfassungen sollen Wertprinzipien deutlich zum Ausdruck bringen und die Weiterentwicklung nicht erschweren. Wir kennen alle einige Punkte in unserem Verfassungssystem, die bei der gewissenhaften Auslegung, die das Bundesverfassungsgericht unserer Verfassung gegeben hat, auch zu Hemmnissen werden, so daß wir uns wohl alter Empfehlungen werden erinnern müssen, daß Verfassungen nicht perfektionistisch-kleinlich formuliert sein dürfen.
    Herr Kollege Lenz hat darauf hingewiesen, daß diesem Bundestag bereits vier Grundgesetzänderungen vorliegen. Das ist — nach meiner Auffassung kein besonders angenehmer Zustand. Ich meine aber, daß wir uns auch darüber verständigen sollten, daß diese Grundgesetzänderungen verabschiedet werden müssen und daß man nicht warten kann, bis die Enquete-Kommission mit ihren Vorschlägen, die ein Gesamtkonzept darstellen sollen, diesem Hause ihren Gesamtbericht vorlegt, weil wir bei einer ganzen Anzahl von Fragen außerordentlich ins Gedränge kommen würden. Eine der schwierigen Aufgaben wird sein, das Verhältnis der Verfassungsorgane zueinander zu überprüfen. Ich brauche hier nicht zu wiederholen, was Herr Kollege Lenz gesagt hat. Wir sind übereinstimmender Auffassung.
    Von besonderer Bedeutung ist für uns Sozialdemokraten, daß wir die Bestimmungen des Grundgesetzes, die sich mit der Dynamik der politisch tragenden Kräfte befassen, in ihrer Auswirkung überprüfen, daß wir uns Gedanken machen, ob der
    erste Versuch des Artikels 21, um nur eine Bestimmung zu nennen, geglückt ist oder ob wir dort weitere Hilfen in die Richtung der Verselbständigung dieser politischen Kräfte geben sollen. „Verselbständigung" ist vielleicht beinahe etwas mißverständlich gesagt.
    Es kommt uns als zweites darauf an, den Entwicklungsraum des einzelnen in dieser Verfassung zu überprüfen und hier zu Vorschlägen zu kommen.
    Noch ein letztes Kapitel: die Frage der Finanzverfassung. Sie berührt alle Ebenen und wird zweifellos eine der wichtigen Aufgaben sein.
    Nun zur Arbeitsmethode. Sie wissen, daß wir in unserem Antrag die Auffassung vertreten haben, zunächst das Kapital Fortentwicklung der bundesstaatlichen Ordnung zu prüfen. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß es nützlich wäre, einen Vorabbericht über dieses Kapitel vorzulegen, und ich hoffe, daß man Ende nächsten Jahres in der Lage sein wird, das zu tun. Ich bin aber mit Ihnen einig, und deshalb haben wir nicht darauf bestanden. daß hier dann de facto zwei Kommissionen geschaffen würden. Wir sind mit Ihnen einig, daß sich die Kommission ihr Arbeitsprogramm selbst geben soll.
    Ich meine auch, daß es richtig ist, wenn wir die Zahl der Sachverständigen in der Weise beschränken, wie es die Vorlage des Rechtsausschusses nun macht.
    Abschließend darf ich sagen, daß die SPD-Fraktion diese Aufgabe als eine Gesamtaufgabe des Bundestages und des Bundesrats ansieht, daß sie der Auffassung ist, daß wir hier die uns zustehende Aufgabe selbst in die Hand nehmen müssen. Wir rechnen aber auch mit einer sehr guten und ausreichenden Unterstützung durch die Bundesregierung, die in der Gesamtarbeit nicht fehlen darf.

    (Beifall auf allen Seiten.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dorn.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfram Dorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bundesregierung begrüßt die Einsetzung einer Enquete-Kommission zur Verfassungsreform, wie sie der Rechtsausschuß vorgeschlagen hat. Sie hat in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 selbst angekündigt, sie werde in dieser Legislaturperiode „ein Gremium schaffen, dem Politiker aus Bund, Ländern und Gemeinden, Verwaltungsbeamte und Wissenschaftler angehören" und das „Vorschläge zur Fortentwicklung der bundesstaatlichen Struktur ausarbeiten" solle. Damit hatte sie die Diskussion zu einem Thema fortführen und zu konkreten Ergebnissen führen wollen, mit dem sich schon der vergangene Deutsche Bundestag im Zusammenhang mit der Großen Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur Weiterentwicklung des föderativen Systems beschäftigt hatte, wie Herr Kollege Dr. Lenz es vorhin hier ausgeführt hat.



    Parlamentarischer Staatssekretär Dorn
    Die Initiative der Bundesregierung ist durch die Initiativen aus der Mitte dieses Hauses zur Einsetzung einer Enquete-Kommission zur Verfassungsreform überholt. Die Bundesregierung ist darüber aber nicht unglücklich. Es geht ihr um die Sache, darum, daß durch ein Gremium sachverständiger und verantwortlicher Persönlichkeiten geklärt wird, ob und inwieweit unser Grundgesetz den gegenwärtigen und sich für die Zukunft abzeichnenden Entwicklungen angepaßt werden sollte.
    Diese Frage stellt sich uns allen, die wir im Parlament und in der Regierung Verantwortung tragen, immer wieder. Sie wird uns angesichts des Spannungsverhältnisses zwischen Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit, zwischen Notwendigkeiten und Möglichkeiten oft recht deutlich bewußt.
    Daß sie nun im parlamentarischen Raum — und nicht in einer Kommission der Regierung — erörtert werden soll, unterstreicht nur die Dringlichkeit der Fragen, auf die eine Antwort gefunden werden muß.
    Der Auftrag, den der Rechtsausschuß der EnqueteKommission zu erteilen vorschlägt, ist umfassend formuliert. Die Bundesregierung hatte den Auftrag an das von ihr vorgesehene Gremium auf die mit der Fortentwicklung der bundesstaatlichen Struktur zusammenhängenden Fragen konzentrieren wollen. Das Problem der Schaffung einer modernen, leistungsfähigen, den Anforderungen der 70er und der 80er Jahre dieses Jahrhunderts gerecht werdenden bundesstaatlichen Ordnung ist in der Tat besonders vordringlich. Die Finanzreform, deren Bedeutung von meinen beiden Vorrednern schon angesprochen worden ist und die der letzte Bundestag verabschiedet hat, die Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion, aber auch die neu aufgeflammte Diskussion um eine Neugliederung des Bundesgebiets und die Einsetzung einer Neugliederungskommission aus Sachverständigen im Bundesministerium des Innern in der vergangenen Woche beweisen das noch einmal in aller Deutlichkeit.
    Ich bin überzeugt, daß sich auch die EnqueteKommission, sobald sie ihre Arbeit aufgenommen hat, mit diesem Thema besonders vordringlich beschäftigen muß. Sie wird daneben sicher auch eine Reihe anderer Themen aufgreifen, möglicherweise auch das einer stärkeren Partizipation der Bürger in unserem System einer repräsentativen Demokratie.
    Ich glaube, die Entscheidung darüber, welche Probleme mit welchem Ziel von ihr behandelt werden sollen, kann sich letztlich erst im Zug der Arbeit der Kommission selbst ergeben. Die Bundesregierung begrüßt es aber, daß eines schon bei der Formulierung des Auftrags an die Enquete-Kommission ganz klargemacht wird: An den Grundprinzipien des Grundgesetzes, an unserer verfassungsmäßigen Ordnung im eigentlichen Sinne soll nicht gerüttelt werden. Es geht bei der Fortentwicklung um eine Anpassung an die vom Wandel der Zeit diktierten Erfordernisse; aber es geht nicht darum, etwas völlig Neues zu erstellen. Die Grundrechte, die Gliederung des Bundes in Länder, die Volkssouveränität, die Gewaltenteilung, die Verantwortlichkeit der Regierung und die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, die Unabhängigkeit der Gerichte, das Mehrparteienprinzip und die Chancengleichheit für politische Parteien sollen nicht in Frage gestellt werden.
    Die Bundesregierung wird — unabhängig von aktuellen verfassungsrechtlichen und verfassungspolitischen Entschlüssen, die sie selbstverständlich im Rahmen ihrer Zuständigkeit weiter zu treffen haben wird — die Arbeit der Enquete-Kommission in jeder von der Kommission gewünschten Weise unterstützen. Ich möchte aber doch zwei Punkte hervorheben, die mir dabei wesentlich erscheinen.
    Die Bundesregierung wird der Enquete-Kommission einige qualifizierte Beamte zur Verfügung stellen, die ihr bei der Vorbereitung und Erarbeitung ihres Berichts behilflich sein sollen.
    Die Bundesregierung hofft, der Enquete-Kommission auch ihre eigenen Vorstellungen über eine Reform des Grundgesetzes unterbreiten und so einen nützlichen und wertvollen Beitrag zur Arbeit der Kommission selbst leisten zu können.
    Damit deute ich etwas an, was mir überhaupt entscheidend für eine erfolgreiche Arbeit der EnqueteKommission zu sein scheint. Diese Arbeit wird für die Zukunft unserer Vefassungsordnung von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein. Sie kann nur gelingen, wenn sie getragen ist von dem Geist der Verantwortung und der Zusammenarbeit aller, die sich für unseren Staat und seine rechtliche Grundordnung verantwortlich wissen. Daß diese Kommission im parlamentarischen Raum und in der vorgeschlagenen Zusammensetzung tätig werden soll, scheint mir die beste Gewähr dafür zu sein. Die Bundesregierung wartet auf die Ergebnisse, die uns hoffentlich in nicht allzu ferner Zeit vorliegen werden.

    (Beifall auf allen Seiten.)