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    Deutscher Bundestag 69. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 7. Oktober 1970 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg Vehar 3779 A Wahl des Abg. Blumenfeld als ordentliches Mitglied und des Abg. Dr. h. c. Schmücker als stellvertretendes Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates . 3779 A Überweisung einer Vorlage an Ausschüsse 3779 B Erweiterung der Tagesordnung 3779 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 3779 B Fragestunde (Drucksache VI/ 12l 8) Frage des Abg. Cramer: Erteilung einer detaillierten Abrechnung beim Lohnsteuerjahresausgleich Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 3781 B, C Cramer (SPD) . . . . . . . . . 3781 C Fragen des Abg. Picard: Reform der Kraftfahrzeugsteuer — Vereinfachung des Erhebungsverfahrens Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3781 D, 3782 A, B Picard (CDU/CSU) 3782 A Fragen des Abg. von Bockelberg: Anwendung des Abschnitts 20 a der Einkommensteuerrichtlinien — Schätzung der nichtabzugsfähigen Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Betrieb Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3782 C, D, 3783 A von Bockelberg (CDU/CSU) 3782 D, 3783 A Fragen des Abg. Leicht: Fristgerechte Bezahlung fälliger Rechnungen durch Bundesdienststellen Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 3783 A, B, C, D, 3784 A, B Leicht (CDU/CSU) . . 3783 B, C, 3784 A Mursch (Soltau-Harburg) (CDU/CSU) 3783 C, D Fragen des Abg. Krockert: Vorschriften der Verdingungsordnung für Bauleistungen betr. die Gewährleistungsfrist — Qualifikationsanforderungen für Planverfasser Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 3784 C II Deutscher Bundestag - (. Wahlperiode - 69. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Oktober 1970 Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal): Internationale Berichte über deutsche Maßnahmen für den Schutz der Natur — Auffassung des Bundesbeauftragten Prof. Grzimek Dr. Griesau, Staatssekretär . . 3785 A, C, D Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 3785 C, D Frage des Abg. Gallus: Forschungen betr. die Züchtung von nikotinarmen Tabaksorten Dr. Griesau, Staatssekretär . . . 3785 D, 3786 A, B Gallus (FDP) 3786 A Fragen des Abg. Dr. Früh: Herabsetzung der Ausfuhrerstattungen für Getreide Dr. Griesau, Staatssekretär 3786 C, 3787 A Dr. Früh (CDU/CSU) . . 3786 D, 3787 A Fragen des Abg. Dr. Ritz: Verlängerung der Ausschlußfristen für Anträge auf D-Mark-Aufwertungsausgleich Dr. Griesau, Staatssekretär . . . 3787 B, D Dr. Ritz (CDU/CSU) 3787 D Fragen des Abg. Schröder (Sellstedt) : Behauptungen der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände betr. die Erhöhung des Trinkmilchpreises Dr. Griesau, Staatssekretär . 3788 A, C, D, 3789 A, B, C Schröder (Sellstedt) (CDU/CSU) . 3788 B, C, 3789 A Dr. Reinhard (CDU/CSU) . . . . 3789 B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 3789 C Frage des Abg. Storm: Stellenzulage für Beamte besonderer Fachrichtungen des gehobenen technischen Dienstes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . 3790 A, B, C Storm (CDU/CSU) . . . . . . . 3790 A von Bockelberg (CDU/CSU) . . . . 3790 B Becker (Nienberge) (SPD) . . . . 3790 B Fragen des Abg. Dr. Ahrens: Schädliche Wirkungen zivilisatorischer Einflüsse auf die Meeresbiologie — Ablagerung von Industrieabfällen in Nord- und Ostsee Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3790 C, D, 3791 B Dr. Ahrens (SPD) 3791 B Fragen des Abg. Pawelczyk: Hochschulstudium von Berufsoffizieren und Laufbahnen dieser Offiziere Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . 3791 C, D, 3792 B, C Pawelczyk (SPD) . 3791 D, 3792 A, B, C Frau Funcke, Vizepräsident . . . 3791 C, D, 3792 A, B Frage des Abg. Cramer: Entscheidung einer Musterungskammer über einen Antrag auf Zurückstellung von der Ableistung des Grundwehrdienstes Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3792 D, 3793 A Cramer (SPD) 3793 A Fragen des Abg. Maucher: Werbespiele von Bundeswehrkapellen bei Veranstaltungen der Jugendgruppen politischer Parteien Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 3793 B, C Maucher (CDU/CSU) 3793 C Fragen des Abg. Dr. Jenninger: Freistellung landwirtschaftlicher Betriebshelfer vom Wehrdienst Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3793 D, 3794 A, B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . 3794 A Niegel (CDU/CSU) 3794 A Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Arabischen Republik Jemen und einer Delegation dieses Parlaments . . . . 3794 B Sammelübersicht 8 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Bundestages zu Petitionen (Drucksache VI/1170) 3794 B Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Wirtschafts- und Konjunkturpolitik (Drucksachen VI/1144, VI/1215) Dr. Schiller, Bundesminister 3794 C, 3833 B Deutscher Bundestag - 6. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Oktober 1970 III Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) . . . . 3800 D Schmidt., Bundesminister . . . . 3809 B Junghans (SPD) 3811 A Dr. Ehmke, Bundesminister . . . 3816 D Kienbaum (FDP) 3816 D Höcherl (CDU/CSU) 3821 C Dr. Apel (SPD) 3827 A Katzer (CDU/CSU) 3831 A Grüner (FDP) 3840 C Zander (SPD) . . . . . . . . 3841 D Dr. Pohle (CDU/CSU) 3844 D Lenders (SPD) 3847 A Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Tabaksteuergesetzes (Drucksache VI/1156); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache VI/1213) - Zweite und dritte Beratung — . . . . 3850 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes (Abg. Engelsberger, Strauß, Dr. Pohle, Haage [München], Schmidt [Kempten], Ollesch u. Gen. und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache VI/ 428) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache VI/ l 191) — Zweite und dritte Beratung — . . 3850 B Nächste Sitzung 3850 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 3851 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Rollmann betr. Rede des Vertreters des Bundesjugendringes in einer Kommission der Weltjugendversammlung der UNO . . . . . . . . 3851 C Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Strauß betr. Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Kambodscha 3852 A Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Reddemann betr. Initiatorenkreis für europäische Sicherheit . . 3852 B Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Seefeld betr. Einführung von Service-Sendungen für Autofahrer 3852 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dröscher betr. Verwendung von Einwegflaschen aus Kunststoff 3853 A Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau Funcke betr. Mehrwertsteuersatz für Leistungen des Hotelgewerbes in europäischen Staaten mit einem Nettoumsatzsteuersystem . . . 3853 C Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Schmidt (Kempten) betr. Beschleunigung des Strukturwandels der deutschen Landwirtschaft . . . . . . 3853 D Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Oktober 1970 3779 69. Sitzung Bonn, den 7. Oktober 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage i Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete() beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 9. 10. Adams * 9. 10. Dr. Aigner * 9. 10. .Amrehn ** 9. 10. Dr. Artzinger * 9. 10. Behrendt * 9. 10. Dr. von Bülow ** 9. 10. Dr. Burgbacher * 9. 10. Corterier ** 9. 10. Dichgans ** 9. 10. Frau Dr. Diemer-Nicolaus ** 9. 10. Dr. Dittrich * 9. 10. Dr. Dollinger ** 9. 10. Dröscher * 9. 10. Faller * 9. 10. Fellermaier * 9. 10. Flämig * 9. 10. Dr. Furler * 9. 10. Frau Geisendörfer 9. 10. Gerlach (Emsland) * 9. 10. Dr. Gradl ** 9. 10. Haage (München) * 9. 10. Haar (Stuttgart) 9. 10. Dr. Hallstein 16. 10. Dr. Hein * 9. 10. Frau Herklotz *** 9. 10. Dr. Hermesdorf (Schleiden) *** 9. 10. Heyen 18. 12. Dr. Jahn (Braunschweig) * 9. 10. Dr. Jungmann 16. 10. Dr. Kliesing (Honnef) ** 9. 10. Klinker * 9. 10. Dr. Koch* 9. 10. Kriedemann * 9. 10. Lange * 9. 10. Lautenschlager * 9. 10. Dr. Löhr * 9. 10. Logemann 9. 10. Lücker (München) * 9. 10. Majonica 9. 10. Matthöfer ** 9. 10. Frau Meermann ** 9. 10. Dr. Meinecke (Hamburg) ** 9. 10. Meister * 9. 10. Memmel * 9. 10. Mertes 7. 10. Müller (Aachen-Land) * 9. 10. Frau Dr. Orth * 9. 10. Peters (Norden) * 7. 10. Petersen ** 9. 10. Raffert ** 9. 10. * Für die Teilnahme an einer Sitzung des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an der Jahrestagung der Interparlamentarischen Union *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Ravens 9. 10. Richarts * 9. 10. Riedel (Frankfurt) * 7. 10. Scheu 7. 10. Schiller (Bayreuth) 7. 10. Schulte (Unna) ** 9. 10. Dr. Schulz (Berlin) *** 9. 10. Dr. Schulze-Vorberg ** 9. 10. Schwabe * 9. 10. Dr. Schwörer * 9. 10. Seefeld * 9. 10. Slotta 15. 10. Springorum * 9. 10. Dr. Starke (Franken) * 9. 10. Dr. Tamblé 30. 10. Varelmann 7. 10. Werner * 8. 10. Wilhelm 30. 10. Frau Dr. Wolf ** 9. 10. Wolfram * 9. 10. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Ehmke vom 24. September 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (Drucksache W1166 Frage A 68) : Bezieht sich das Dankschreiben, das der Herr Bundeskanzler dem Vertreter des Deutschen Bundesjugendringes, dem SPD- Mitglied Hoyer, für seine Rede in der Kommission „Weltfrieden" der Weltjugendversammlung der UNO im Juli 1970 in New York gesandt hat, auch auf folgenden Satz in der Rede von Herrn Hoyer: „Wir glauben, daß es ein gutes Zeichen dafür ist, daß jedes Jahr in der Bundesrepublik Deutschland rund 10 000 junge Leute den Wehrdienst verweigern"? Die erste Weltjugendversammlung fand auf Initiative der Vereinten Nationen im Juli dieses Jahres in New York statt. 600 Jugendliche aus über 110 Staaten Staaten haben daran teilgenommen, darunter auch eine Delegation aus der DDR. Sprecher der Delegation aus der Bundesrepublik war Herr Norbert Hoyer als Vertreter des Bundesjugendringes. Herr Hoyer gehört der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg an. Vor der Kommission „Weltfriede und Sicherheit" setzte sich Herr Hoyer sehr entschieden mit Vorwürfen aus den Reihen der Ostblockdelegationen auseinander, die gegen die Bundesrepublik erhoben worden waren. Der Bundeskanzler hat daraufhin Herrn Hoyer am 13. 8. 1970 folgenden Brief geschrieben: „Mit großem Interesse habe ich Ihre Rede gelesen, die Sie als Vertreter der aus der Bundesrepublik Deutschland kommenden Delegation anläßlich der Weltjugendversammlung in New York gehalten haben. Wenn ich auch nicht allen Ihren Äußerungen voll zustimmen kann, möchte ich Ihnen doch für Ihr Auftreten vor der Weltjugendversammlung und für die Darstellung der aktiven Friedenspolitik meiner Regierung danken." 3852 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Oktober 1970 Der in der Frage zitierte Satz ist aus dem Zusammenhang herausgerissen. Herr Hoyer sagte: „Nach zwei Weltkriegen muß ein dritter verhindert werden, der der Tod für uns alle wäre. Wir glauben, daß es ein gutes Zeichen dafür ist, daß jedes Jahr in der BRD rund 10 000 junge Leute den Wehrdienst verweigern. Sie machen dafür den sozialen Dienst außerhalb der Armee. In anderen Ländern werden solche jungen Leute noch ins Gefängnis gesteckt. Es ist notwendig, eine Möglichkeit zur Wehrdienstverweigerung in jedem Land zu schaffen." Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom 6. Oktober 1970 auf 'die Mündliche Frage des Abgeordneten Strauß (Drucksache VI/ 1166 Frage A 73) : Trifft es zu, daß die Bundesregierung der Regierung Kambodschas auf deren Befragung mitgeteilt hat, sie sei zur Zeit nicht daran interessiert, daß die seinerzeit von Prinz Sihanouk vorgenommene Anerkennung der DDR rückgängig gemacht und erneut Botschafter zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kambodscha ausgetauscht werden? Die in der Frage enthaltene Darstellung scheint auf einer Information zu beruhen, die die wirkliche Situation nicht richtig wiedergibt. Es ist vielmehr so, daß die Regierung Kambodschas der Bundesregierung nicht angeboten hat, die von Prinz Sihanouk vorgenommene Anerkennung der DDR rückgängig zu machen. Die Frage der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Kambodscha ist gegenwärtig nicht akut. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Moersch vom 6. Oktober 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Reddemann (Drucksache VI/1166 Fragen A 76 und 77) : Betrachtet die Bundesregierung den u. a. von DKP-Funktionären sowie SPD- und FDP-Bundestagsabgeordneten gegründeten „Initiatorenkreis für europäische Sicherheit" als ein geeignetes Instrument zur Unterstützung ihrer mit der Sowjetregierung abgesprochenen Bemühung, eine europäische Sicherheitskonferenz einzuberufen? Ist die Bundesregierung bereit, der Öffentlichkeit eine eindeutige Stellungnahme zum Initiatorenkreis mitzuteilen? Nach Informationen, die der Bundesregierung zugegangen sind, ist der ursprüngliche Plan, einen Initiativkongreß für Fragen der europäischen Sicherheit in der Frankfurter Paulskirche durchzuführen, fallen gelassen worden. Die Bundesregierung hat mit dem Plan nichts zu tun; sie that auch nicht die Absicht, jeweils zur Gründung von irgendwelchen Initiatorenkreisen, an der sie nicht beteiligt ist, Stellung zu nehmen. Zur Frage der Europäischen Sicherheitskonferenz ist grundsätzlich noch zu sagen: die Regierungen der Bundesrepublik und der Sowjetunion haben erklärt, daß sie den Plan einer Konferenz über Fragen der Festigung der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa begrüßen und alles von ihnen Abhängende für ihre Vorbereitung und erfolgreiche Durchführung tun werden. Wie schon Staatssekretär Ahlers im Bulletin Nr. 107 vom 12. August 1970 erklärte, berührt diese Absichtserklärung nicht die Voraussetzungen, welche die Bundesregierung für das Zustandekommen einer solchen Konferenz als unerläßlich betrachtet. Dazu gehören: gründliche Vorbereitung, Behandlung der mit MBFR (ausgewogene Truppenverminderung) zusammenhängenden Fragen, Vorrang der laufenden Ost-West-Kontakte. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 7. Oktober 1970 auf ,die Mündliche Frage des. Abgeordneten Seefeld (Drucksache VI/ 1218 Frage A 4) : Teilt die Bundesregierung die vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger erhobenen Bedenken gegenüber der von den Rundfunkanstalten geplanten Einführung von sogenannten Service-Sendungen für Autofahrer? Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger weist in einer Resolution vom 19. August 1970 auf „die schweren Gefahren (hin), die für lokale Zeitungen — ,und das sind gerade die auflagenschwächeren Zeitungen — durch die Konkurrenz lokaler Rundfunksender heraufbeschworen werden" . Er ist der Ansicht, daß „die Einrichtungen der ServiceSendungen für Autofahrer ,den Beginn regionaler und auch lokaler Rundfunktätigkeit der Anstalten der ARD bedeuten". Zweifellos bedarf .auch nach Auffassung der Bundesregierung dieser Gesichtspunkt schon bei der Planung der Service-Sendungen für Autofahrer besonderer Aufmerksamkeit aller zuständigen Stellen. Zuständig sind in erster Linie die Rundfunkanstalten, um deren Vorschläge es hier geht. Im übrigen obliegt, wie Sie wissen, die Gesetzgebungs- und Verwaltungskompetenz für die Organisation der Veranstaltung von Sendungen dieser Rundfunkanstalten den Ländern. Es ist ,Sache der von dem Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger in erster Linie angesprochenen Ministerpräsidenten der Länder, die geltend gemachten Bedenken zunächst eingehend zu prüfen und gegebenenfalls zu berücksichtigen. Im übrigen bestehen in tatsächlicher Hinsicht über Inhalt und Auswirkungen der Planung der Autofahrer-Sendungen noch Mißverständnisse. Es kann daher nicht Sache der Bundesregierung sein, sich vor einer Entscheidung der zuständigen Länder die Überlegungen der einen oder anderen Seite zu eigen zu machen. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Oktober 1970 3853 Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 7. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dröscher (Drucksache VI/ 1218 Frage A 6) : Wie beurteilt die Bundesregierung die zunehmende Verwendung von aus Kunststoff gefertigten Einweg-Flaschen, nachdem damit zwar gewisse Erleichterungen für Erzeuger und Verbraucher erreicht werden, aber eine nachhaltige Erschwerung der Müllbeseitigung eintrilt, und die Möglichkeit, auf solche Flaschen schon heim Verkauf einen Zuschlag zu erheben, der in die öffentlichen Kassen fließt mit dem Ziel, daß die Erträge Staat und Gemeinden für die spätere Beseitigung und damit für den Umweltschutz zur Verfügung gestellt werden? Die zunehmende Verwendung von aus Kunststoff gefertigten Einwegflaschen führt zwar zu gewissen Schwierigkeiten bei der Müllbeseitigung. Nach den bisherigen Ermittlungen erscheinen diese Schwierigkeiten jedoch überwindbar, wenn die Umstellung auf diesem Gebiet allmählich und nicht überstürzt erfolgt. Die Bundesregierung stützt sich bei dieser Beurteilung der Lage auf folgende Ermittlungsergebnisse: Erstens. Untersuchungen der Zentralstelle für Abfallbeseitigung des Bundesgesundheitsamtes. Zweitens. Verhandlungen vom Jahre 1969, an denen führende Vertreter der Abfallbeseitigung sowie Vertreter der Länder und der einschlägigen Industrie und ihrer Verbände beteiligt waren. Drittens. Ergebnisse einer ausführlichen Studie des Battelle-Institutes in Frankfurt. Diese Studie ist inzwischen unter dem Titel „Kunststoffabfälle als Sonderproblem der Abfallbeseitigung" veröffentlicht worden. Viertens. Untersuchungen über die Auswirkungen der Verbrennungen von PVC-haltigem Hausmüll in Hamburg. Fünftens. Erörterungen über diese Fragen auf der letzten Sitzung der „Länderarbeitsgemeinschaft Abfallbeseitigung" am 16./17. April 1970 in Bremen. Um künftig eine Überforderung der Abfallbeseitigung durch derartige Abfallprodukte zu vermeiden, wird die Bundesregierung die Verhandlungen mit allen Beteiligten fortsetzen. Hierbei werden verschiedene Maßnahmen zu prüfen sein, beispielsweise freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie, Verbote, Pfänder, selbstverständlich aber auch die von Ihnen vorgeschlagene Möglichkeit, auf solche Flaschen schon beim Verkauf einen Zuschlag zu erheben, der in die öffentlichen Kassen fließt, mit dem Ziel, die Abfallbeseitigung zu fördern. Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß die Bundesregierung im Sofortprogramm für den Umweltschutz u. a, auch eine Verstärkung der Mittel für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben zur Herstellung umweltfreundlicher Produkte, z. B. biologisch leichter abbaubarer Kunststoffe, vorgesehen hat. Man kann allerdings weder vom Staat noch von den für die Abfallbeseitigung verantwortlichen Kommunen erwarten, daß sie allein versuchen, mit diesem Problem fertig zu werden. Gerade die Inclustrie dls mittelbarer Verursacher dieser Schwierigkeiten muß sich auch selbst um die Lösung dieser Probleme bemühen, wenn sie vermeiden will, daß ihr später kostspielige Lösungen aufgezwungen werden. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 7. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Funcke (Drucksache VI/1218 Frage A 8) : Wie hoch ist der für Leistungen des Hotelgewerbes anzuwendende Mehrwertsteuersatz in den europäischen Ländern, die bereits ein Nettoumsatzsteuer-System eingeführt haben? In sechs europäischen Staaten, die ein Mehrwertsteuer-System eingeführt haben bzw. zum 1. Januar 1971 einführen werden, gelten für Leistungen des Hotelgewerbes folgende Mehrwertsteuersätze: Frankreich 17,6 v. H. ; für bestimmte Touristenhotels 7,5 v. H. Luxemburg 8 v. H. Niederlande 4 v. H. Belgien 6 v. H. ab 1971 Dänemark 15 v. H. Schweden 6,66 v. H.; 10,59 v. H. ab 1971. Dieser zwecks Vergleichbarkeit mit den anderen Staaten errechnete Satz für Schweden ergibt sich in der Weise, daß die Mehrwertsteuer von 10 v. H. (15 v. H. ab 1971) nur auf 60 v. H. der Beherbergungsgentgelte erhoben wird und daß die Mehrwertsteuer in die Bemessungsgrundlage einbezogen wird. In Norwegen wird die Mehrwertsteuer nicht auf die Beherbergungsleistungen, sondern nur auf die Bewirtungsleistungen des Hotelgewerbes zum Satz von 15 v. H. erhoben. Die finnische Mehrwertsteuer ist eine Warenumsatzsteuer, so daß Leistungen des Hotelgewerbes nicht erfaßt werden. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Griesau vom 7. Oktober 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache VI/ 1218 Frage A 30) : 3854 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 69. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Oktober 1970 Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Fraktion der CDU/CSU, deß der Strukturwandel der deutschen Landwirtschaft zu beschleunigen ist? In der Phase der Hochkonjunktur wurde der strukturelle Anpassungsprozeß der Landwirtschaft in Verbindung mit erfolgreichen Rationalisierungsbestrebungen der Landwirte und durch gezielte Förderungsmaßnahmen des Bundes und der Länder beschleunigt. Diese Feststellung gilt auch für die Zukunft. Wesentlich scheint für die Zukunft, daß den Landwirten echte Alternativen angeboten werden. Diese Alternativen bestehen sowohl in den Maßnahmen der regionalen Wirtschaftspolitik zur Schaffung von Arbeitsplätzen als auch in sozialen Maßnahmen. Durch beide Maßnahmenkomplexe wird den aus der Landwirtschaft Ausscheidenden geholfen. Daneben müssen aber auch den in der Landwirtschaft Verbleibenden Hilfen angeboten werden, um den Betrieb zu einer Existenzgrundlage auszubauen. Nur dann, wenn die Hilfen für die Ausscheidenden und die Verbleibenden nahtlos ineinandergreifende Alternativen sind, kann eine Beschleunigung des Strukturwandels befürwortet werden.
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    Rede von Gerhard Kienbaum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich halte es für das Recht und für die Pflicht der Opposition, es in diesem Hause zur Sprache zu bringen. Ich halte es für das Recht und für die Pflicht der Opposition, sich genauso Sorgen zu machen, wie wir das tun. Aber ich halte es nicht für die Pflicht der Opposition, aus einer solchen Sorge ein Anheizen von Emotionen zu machen. Davon sprach ich.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Aber bleiben wir


    (Abg. Dr. Wörner: Bei der Deutschen Bundesbank!)

    bei der Sache. Ich hatte nur festgestellt, was zu beobachten ist. Die Opposition mag das alles für den richtigen Weg halten. Ich bin ganz ungeeignet, Ihnen etwa Vorschläge oder gar Vorhaltungen zu machen, wie Sie zu entscheiden haben. Aber das darf wohl angemerkt werden. Allerdings frage ich mich, ob Sie — und zwar die Persönlichkeiten, die das zu verantworten haben — schon einmal etwas vom Bumerang gehört haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer hat denn den zuerst geworfen?)

    — Den Bumerang? Wer den gewonnen hat?

    (Zurufe von der CDU/CSU: Geworfen! — Abg. Dr. Müller-Hermann: Die FDP hat Anlaß, über den Bumerang nachzudenken!)

    — Da warten wir lieber mal ab.
    In der Verantwortung, so scheint mir, muß der Politiker — und dazu steht die FDP — immer wieder den Versuch unternehmen, von der heute gegebenen Ausgangslage her zu handeln. Dabei ist es allerdings notwendig, den wiederholten Feststellungen des Sprechers der Opposition, Herrn Stoltenbergs, folgendes hinzuzufügen. Bei diesem Bemühen geht es um den selbständigen und mündigen Mitbürger ebenso wie um Parlament, Regierung, Bund, Land, Kommune und Bundesbank. Darauf möchte ich noch im einzelnen eingehen.
    Es ist nicht richtig, daß es etwa nur ein Zentrum gäbe, von dem Impulse in Richtung Konjunktur, seien sie positiv oder negativ zu beurteilen, ausgingen. Es sind — und das ist nicht zu bestreiten — drei große Bereiche, von denen diese Impulse ihren Ausgang nehmen. Der eine ist natürlich der Staat. Der zweite ist die Bundesbank. Aber auch der dritte Bereich — ich habe mich gefreut, daß Herr Stoltenberg das einmal ausdrücklich anerkannt hat — muß erwähnt werden. Das sind die autonomen Tarifpartner, die Zusammenfassung der freien und mündigen und selbständig entscheidenden Bürger und Verbraucher.
    Die Wirkungsmöglichkeiten dieser drei unterscheiden sich allerdings so stark, daß sie nicht oft genug erläutert werden können. Ich möchte mich dabei zunächst auf die Nachfrageseite beschränken und mich mit der Bundesbank beschäftigen.
    Hier ist der Eindruck entstanden — und draußen wird immer wieder dieser Vorwurf erhoben —, daß die Bundesbank allein gelassen werde. Was und wen trifft denn die Bundesbank mit ihrem Einfluß? Doch das Kreditvolumen und die Kreditkosten, und zwar sowohl das Kreditvolumen, das aus einem Zufluß von draußen herrührt, wie das Kreditvolumen, das von innen her kommt. Der Binnen- und der Außenmarkt sind also das Feld, auf dem die Bundesbank Einfluß ausübt. Es ist nicht richtig — das ist heute überhaupt noch nicht in der Erörterung bewertet worden —, daß die Bundesbank etwa am Ende sei. Es ist nicht richtig, daß nur noch die Möglichkeit einer Zinsbewegung — jedermann wünscht: einer Zinsbewegung nach unten — die verfügbare Reserve sei. Es gibt durchaus, wie in bezug auf die Absicherung nach draußen in der letzten Zeit praktiziert, auch das Instrument der Mindestreservenveränderung.

    (Abg. Dr. Wörner: Aber davon wollen Sie doch im Moment keinen Gebrauch machen, oder? Empfehlen Sie, daß davon Gebrauch gemacht wird? — Abg. Rösing: Fragt sich nur, ob das zieht und ausreicht!)

    — Es fragt sich, ob das zieht. Nun, es ist ganz unverkennbar, daß die letzte Maßnahme des Zentralbankrats in Richtung auf Liquiditätsabschöpfung bzw. Verhinderung der Vermehrung eindeutig gezogen hat.
    Die Frage, die Sie anschneiden, ist allerdings, ob alle Geldschöpfung, die vom Ausland hereinkommende und die im Binnenmarkt entstehende, überhaupt vom Zentralbankapparat beeinflußt werden kann. Diese Frage muß erörtert werden. Sie ist



    Kienbaum
    kaum geeignet, im Plenum ausführlich diskutiert zu werden. Aber es sei darauf hingewiesen, daß natürlich die Direktaufnahme von Geldmitteln bei frei konvertierbarer Währung eine Umgehung des Zentralbankapparats ermöglicht. Es sei aber auch darauf hingewiesen, daß mit der Freigabe der Zinssätze innerhalb der Bundesrepublik — und das will ja wohl niemand zurückdrehen — bei längerfristiger Anlage, nämlich bei Anlage über vier Jahre, die Mindestreservenpflicht entfällt, so daß auf diesem Wege eine zusätzliche oder von Belastung freibleibende Liquidität gegeben ist.
    Welche Möglichkeiten hat der Bund? Sein Einflußbereich — ich unterstelle: in einer abgestimmten Handlungs- und Verfahrensweise zwischen Bund, Ländern und Kommunen — ist auf der einen Seite der Haushalt in seinem Volumen und ist die daraus resultierende Nachfrage in den Markt hinein. Sein Zufluß resultiert aus Abschöpfungen für öffentliche Aufgaben. Die Gesamtbetrachtung muß erweitert werden um all den Zufluß in Institutionen, der nicht unmittelbar im Bundeshaushalt seinen Niederschlag findet.
    Die Frage, die sich heute morgen gestellt hätte — ich will sie nur rhetorisch stellen —, ist die: Will die Opposition Steuererhöhungen oder Zwangssparen ernsthaft als ein Instrument ansehen, das zur Zeit zu erörtern ist? Für uns jedenfalls ist es nicht das geeignete Instrument. Das sei ganz deutlich festgehalten.
    Ich komme zu den Tarifpartnern. Ihr Einfluß auf die Konjunktur entsteht aus den Entscheidungen über die Vergütung, aus den in festen oder annähernd festen Intervallen von etwa Jahresfrist wiederkehrenden Tarifverträgen. Der Spielraum, der volkswirtschaftlich für diese Entscheidungen gegeben ist, ist aber lediglich die Steigerung der Produktivität. Es ist die Frage zu stellen: was passiert, wenn dieser Spielraum überschritten wird? Diese Frage muß auch in diesem Gremium hier erörtert werden, weil — das ist meine Feststellung, über die wir intern mehrfach eingehend diskutiert haben und die wir als eine gemeinsame Feststellung vor diesem Hohen Hause, aber auch vor der Bevölkerung deutlich aussprechen wollen — dieser Spielraum der Tarifpartner der entscheidende Faktor für konjunkturelle Nachfrageveränderungen ist.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Das möchte ich verdeutlichen, indem ich eine Rechnung aufmache. Wir haben in diesen Tagen von den anstehenden Tarifverhandlungen gehört. Wir haben gehört, daß beispielsweise für den Regionalraum Hessen eine Aktivverbesserung der Vergütungen im Lohnbereich um 10 % verabredet wurde. Daß dabei noch Nebenleistungen eine Rolle spielten, soll jetzt in meiner Vergleichs- und Beispielrechnung außer Betracht bleiben. Ich glaube, daß sich in diesem Hohen Hause alle einmal die Rechnung vorlegen sollten: Was heißt es, wenn in der gesamten deutschen Wirtschaft — in der öffentlichen und der privaten Wirtschaft — vereinbbart wird, bei allen unselbständig Beschäftigten 10 % zuzulegen?
    Ausweislich der Statistik beträgt die Zahl der unselbständig Beschäftigten etwa 22 Millionen. Bei dem heutigen durchschnittlichen Jahreseinkommen würde sich aus einer für alle in der gleichen Weise gegebenen Erhöhung um 10 % ein sofortiger Kaufkraftstoß von zunächst brutto rund 25 Milliarden DM ergeben. Daß das wegen der Laufzeiten nicht auf einmal passiert, ist klar. Was ich aber hier verdeutlichen wollte, ist das Gewicht einer solchen Bewegung im Verhältnis zu den beiden anderen Zentren, die auf die Konjunktur Einfluß nehmen können, z. B. im Verhältnis zum Bundeshaushalt. Innerhalb von 12 Monaten — das ist ja die Laufzeit eines Bundeshaushalts — ist mit einer vollen Tarifrunde zu rechnen. Gehen wir also von diesen 10 % aus, so würde eine solche Erhöhung beispielsweise innerhalb des Jahres 1971 — der Laufzeit des Haushalts — eine Veränderung des Spielraums um 25 Milliarden DM zur Folge haben, während für den Haushalt ja, wenn ich Herrn Stoltenberg richtig verstanden habe, allenfalls eine Marge — nach oben oder nach unten — von, sagen wir, drei bis fünf Milliarden DM von Ihnen diskutiert wird. Hiermit wird deutlich, daß dieser Bereich viel entscheidender ist und viel bedeutsameren Einfluß hat. Daher muß auch unsere Aufmerksamkeit mehr auf ihn gerichtet sein, obwohl wir weder durch das Stabilitätsgesetz noch durch das Grundgesetz irgendeine Möglichkeit haben, par ordre de mufti in dieser Richtung etwas zu verordnen.
    Was folgt daraus? Ich glaube, daraus folgt, daß die Politiker und wir alle in diesem Bundestag diesen dominierenden Faktor der Veränderung anders bewerten müssen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Diese Blickrichtung folgt für mich daraus auch deshalb, weil die Statistik bisher nur für das erste Quartal 1970 endgültige Ergebnisse der Lohn- und Vergütungssteigerungen vorgelegt hat. In diesem ersten Quartal beträgt der Anstieg gegenüber 1969 nicht 10 %, sondern 17 %, meine Damen und Herren. Daran ist jetzt keine Veränderung mehr zu erwarten.
    Nun gehe ich zurück zu der Frage — dazu ist man ja hier versucht —: Was hat denn eigentlich wohl den Stoß im ersten Quartal 1970 ausgelöst? Ist es die Suppe, die die FDP gekocht hat und die Herr Müller-Hermann meinte nun auslöffeln zu müssen, oder wirkt sich nicht de facto im ersten Quartal 1970 nach aller auch die Wechselbeziehungen berücksichtigenden Gesetzmäßigkeit das aus, was im Sommer 1969 unterlassen wurde?

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Russe: Denken Sie an die Aussage des Wirtschaftsministers!)

    Sie wissen, daß mir zwar daran liegt, Fakten festzustellen und Tabus auf keinen Fall unausgesprochen zu lassen, daß mir aber immer im wesentlichen daran liegt, aus dieser Erkenntnis nun für die Folge für uns alle, wie ich glaube, für die gesamte deutsche Bevölkerung einen Nutzen zu ziehen. Dieser Nutzen könnte z. B. darin liegen, daß wir, jeder einzelne von uns, diese Erkenntnis ohne emotionales Anheizen verbreiten und daß wir damit das Bemühen um die Verbreitung der Kenntnis der Folge-



    Kienbaum
    wirkungen verbinden. Denn daß es Folgewirkungen geben wird, darüber kann gar kein Zweifel bestehen, wenn wir in Rechnung stellen und in unsere Überlegungen einbeziehen, daß 50 % der volkswirtschaftlichen Kosten nun einmal von der Vergütung her beeinflußt werden.
    Ich möchte die weitere Folgerung ziehen, daß wir das Bemühen verstärken sollten, auch darüber Erkenntnisse zu verbreiten, daß in diesem Jahr, in dem wir jetzt das vierte Quartal begonnen haben, nicht ohne Schäden Forderungen abrupt erhoben und Verträge abrupt verändert werden können. Dies ist nicht ohne Schäden zu bewältigen.

    (Abg. Russe: Der Wirtschaftsminister hat etwas anderes gesagt!)

    — Ich darf noch einmal klarstellen, daß gerade der Wirtschaftsminister in seinem heutigen zusätzlichen Beitrag darauf verwiesen hat, daß weder er, dem Rat des Sachverständigenrates folgend, noch der Sachverständigenrat zu irgendeinem Zeitpunkt einen Vorschlag gemacht haben, auf Grund einer Lagebeurteilung Änderungen abrupt vorzunehmen. Ich darf nochmals wiederholen: es geht darum, auch die Erkenntnis zu verbreiten, daß nicht ohne Schaden von heute auf übermorgen — oder wie immer Sie die Phase „abrupt" umreißen wollen — eine Veränderung herbeigeführt werden kann, sondern daß in dieses Bemühen mehr Stetigkeit hinein muß, die mit längeren Fristen rechnen muß.


Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
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    Rede von Valentin Dasch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Kollege Kienbaum, ist Ihnen die Äußerung des Herrn Bundeswirtschaftsministers Schiller nicht mehr bekannt, der vor Beginn dieser großen neuen Lohnrunde der IG-Metall eine Lohnerhöhung von 12 % — das ist durch die Presse gegangen — als möglich zugestanden hat?