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ID0606722500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. September 1970 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg Blank 3665 A Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 3665 A Fragestunde (Drucksache VI/ 1166) Fragen der Abg. Frau Geisendörfer: Meldung in der Wochenzeitschrift „Quick" betr. Entschädigung für gesundheitliche und finanzielle Einbußen von Opfern von Verbrechen Dr. Bayerl, Parlamentarischer Staatssekretär . . 3666 A, C, D, 3667 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) 3666 B, C, D Härzschel (CDU/CSU) 3666 D Frage des Abg. Hansen: Wiedereingliederung von Strafgefangenen Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär 3667 A, C Hansen (SPD) . . . . . . . . 3667 C Zur Geschäftsordnung von Hassel, Präsident 3667 C Frage des Abg. Härzschel: Zigarettenwerbung in den Massenmedien Dr. von Manger-Koenig, Staatssekretär . . 3667 D, 3668 A, B, C Härzschel (CDU/CSU) 3668 A Dasch (CDU/CSU) 3668 B Memmel (CDU/CSU) 3668 C Frage des Abg. Gnädinger: Lösung der Bodenfrage Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3668 D, 3669 A Gnädinger (SPD) . . . 3668 D, 3669 A Frage des Abg. Niegel: Mitglieder der Bodenrechtskommission Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 3669 B, C Niegel (CDU/CSU) . . . . . . 3669 B, C Fragen der Abg. Dr. Fuchs und Zebisch: Sonderabschreibungen bei Investitionen im Zonenrandgebiet Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . 3669 D, 3670 A, B, C 3671 A, B Dr. Fuchs (CDU/CSU) . . 3669 D, 3670 A Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . . 3670 B Zebisch (SPD) . . . . . . . . 3671 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 3671 B Fragen des Abg. Löbbert: Subventionierung der Nahverkehrsbetriebe durch den Bund Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3671 C, D, 3672 A Löbbert (SPD) . . . . . . . 3671 C, D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 67. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. September 1970 Frage des Abg. Hansen: Wiedereinstellung von Arbeitern, Angestellten und Beamten nach Verbüßung von Freiheitsstrafen in den öffentlichen Dienst Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 3672 B, D Hansen (SPD) . . . . . . . . . 3672 C Frage des Abg. Dr. Enders: Errichtung von KatastrophenschutzZentren Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3672 D, 3673 A Dr. Enders (SPD) 3673 A Frage des Abg. Dr. Enders: Beteiligung des Bundes an den Kosten für Katastrophenschutz-Zentren Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 3673 B, C Dr. Enders (SPD) 3673 C Fragen des Abg. Dr. Riedl (München) : Umgang des Organisationskomitees zur Vorbereitung der Olympischen Spiele München 1972 mit öffentlichen Mitteln Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3673 D, 3674 A Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 3674 A Frage des Abg. Niegel: Sendung von Interviews mit möglichen Verbrechern und Attentätern durch Fernseh- und Rundfunkanstalten Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 3674 A, C, D Niegel (CDU/CSU) 3674 C Memmel (CDU/CSU) 3674 D Fragen des Abg. Picard: Sendung „XY — ungelöst" des Zweiten Deutschen Fernsehens Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 3675 A, B, C Picard (CDU/CSU) 3675 B, C Frage des Abg. Weigl: Einführung der paritätischen Mitbestimmung in den kommunalen Eigengesellschaften Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3675 D, 3676 A Weigl (CDU/CSU) . . . . . . . 3676 A Frage des Abg. Weigl: Errichtung eines Vermögensbildungsfonds für die Angehörigen des öffentlichen Dienstes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 3676 B, C Weigl (CDU/CSU) . . . . . . . 3676 B Frage des Abg. Dasch: Belastung des Volkswagenwerks durch die Aufwertung Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3676 C, D, 3677 A Dasch (CDU/CSU) . . . 3676 D, 3677 A Fragen des Abg. Dr. Ritz: Pressemeldungen betr. Wünsche der DDR auf Lieferung von Weizen Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär 3677 B, C, D Dr. Ritz (CDU/CSU) 3677 B Memmel (CDU/CSU) 3677 B Damm (CDU/CSU) . . . . . . 3677 C Dasch (CDU/CSU) . . . . . . 3677 D Fragen des Abg. Baier: ERP-Mittel zur Förderung der Wasserwirtschaft Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . 3678 A, B Baier (CDU/CSU) 3678 A, B Frage des Abg. Höcherl: Kritik des Ministerialdirektors Hankel an der Geschäftspolitik der Realkreditinstitute Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 3678 C, D, 3679 A Höcherl (CDU/CSU) 3678 D Frage des Abg. Höcherl: Äußerung des Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank, Dr. Emminger, betr. Abhängigkeit der europäischen Währungen vom Dollar Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . 3679 A, B, C Höcherl (CDU/CSU) 3679 B Dasch (CDU/CSU) 3679 B Frage des Abg. Josten: Förderung von Medizinstudenten im Rahmen der Studienförderung der Bundeswehr Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3679 D, 3680 A Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 3680 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 67. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. September 1970 III Fragen des Abg. Biehle: In der DGB-Zeitung „Welt der Arbeit" unter der Überschrift „Wehrpflicht in der Krise" geäußerte Vermutung bezüglich der Behandlung von Arbeiterkindern bei der Heranziehung zum Wehrdienst Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 3680 B, 3681 A Biehle (CDU/CSU) . . . . . . . 3680 D Einbringung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1971 (Haushaltsgesetz 197 1) (Drucksachen VI/ 1100, Ergänzung zu VI/ 1100) Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Bundesminister . . 3681 B, 3684 A, C, 3685 A von Hassel, Präsident 3684 B, C Dr. Barzel (CDU, CSU) . . 3684 D, 3685 A Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 74 a GG) (Drucksache VI/ 1109) — Erste Beratung — 3694 D Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Tabaksteuergesetzes (Drucksache VI/ 1156) — Erste Beratung — . . 3694 D Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Durchführung von Richtlinien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft über die Niederlassungsfreiheit und den freien Dienstleistungsverkehr (Drucksache VI/611); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft (Drucksache VI/ 1158) — Zweite und dritte Beratung — 3695 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 24. September 1969 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Vereinigten Republik Tansania, der Republik Uganda und der Republik Kenia sowie zu dem Internen Durchführungsabkommen (Drucksachen VI/725, zu VI/725); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft (Drucksache VI/ 1159) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 3695 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 15. November 1968 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Bolivien über den Luftverkehr (Drucksache VI/935); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache VI/ 1162) — Zweite Beratung und Schlußabstimmung — 3695 C Bericht des Ausschusses für Wirtschaft über die von der Bundesregierung erlassene Neununddreißigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz —, Vierzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — (Drucksachen VI/946, VI/1112, VI/ 1161) . . . . . . . . . . . . 3695 D Bericht des Ausschusses für Wirtschaft über die von der Bundesregierung erlassene Verordnung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 11/70 — Zollkontingente für Rohblei und Rohzink) (Drucksachen VI/ 1066, VI/ 1160) . . . . 3696 A Entwurf eines Gesetzes über Finanzhilfen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) (Drucksache VI/ 1117) — Erste Beratung — Leber, Bundesminister . . . . . 3696 B Lemmrich (CDU/CSU) . . . . . 3698 C Haar (Stuttgart) (SPD) . . . . 3701 D Ollesch (FDP) 3703 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 3705 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 3707 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Glombig betr. Ausdehnung des Schwerbeschädigtengesetzes auf alle nicht nur vorübergehend um wenigstens 50 v. H. erwerbsgeminderten Personen . . . . . . . . . . . . 3707 D Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Rollmann betr. Verkaufsverbot für den Süßstoff Cyclamat . . . 3708 A 67. Sitzung Bonn, den 23. September 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Abelein 25. 9. Adams * 25. 9. Dr. Ahrens ** 25. 9. Alber ** 25. 9. Amrehn ** 25. 9. Dr. Arndt (Hamburg) 25. 9. Bals ** 25. 9. Bauer (Würzburg) '* 25. 9. Benda 25. 9. Berger 25. 9. Blumenfeld ** 25. 9. Dr. Bussmann 23. 9. Corterier 25. 9. van Delden 26. 9. Dichgans 25. 9. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 25. 9. Dr. Dittrich * 25. 9. Draeger ** 25. 9. Dürr 25. 9. Erhard (Bad Schwalbach) 24. 9. Dr. Eyrich 25. 9. Dr. Franz 25. 9. Fritsch ** 25. 9. Dr. Furler ** 25. 9. Gerlach (Emsland) * 25. 9. Gewandt 23. 9. Gierenstein 25. 9. Dr. Haack 25. 9. Haase (Kellinghusen) ** 25. 9. Dr. Hauser (Sasbach) 25. 9. Frau Herklotz ** 25. 9. Dr. Hermesdorf (Schleiden) ** 25. 9. Heyen 18. 12. Hirsch 25. 9. Hösl ** 25. 9. Horn 29. 9. Dr. Jaeger 25. 9. Dr. Jahn (Braunschweig) * 25. 9. Dr. Kempfler 25. 9. Frau Klee 25. 9. Kleinert 25. 9. Dr. Kliesing (Honnef) ** 25. 9. Klinker * 25. 9. Frau Dr. Kuchtner 25. 9. Lemmrich ** 25. 9. Dr. Lenz (Bergstraße) 25. 9. Lenze (Attendorn) ** 25. 9. Meister * 23. 9. Metzger 25. 9. Dr. Miltner 25. 9. Müller (Aachen-Land) * 25. 9. Dr. Müller (München) ** 25. 9. Dr. Müller-Emmert 25. 9. Petersen 26. 9. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungendes Europäischen Parlaments *5 Für die Teilnahme an einer Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Pinger 25. 9. Pöhler ** 25. 9. Pohlmann 25. 9. Richter ** 25. 9. Dr. Rinderspacher ** 25. 9. Rollmann 25. 9. Roser ** 25. 9. Dr Rutschke ** 25. 9. Dr. Schäfer (Tübingen) 25. 9. Dr. Schmid (Frankfurt) ** 25. 9. Schmidt (Würgendorf) ** 25. 9. Dr. Schmücker ** 25. 9. Dr. Schmude 25. 9. Dr. Schulz (Berlin) ** 25. 9. Sieglerschmidt ** 25. 9. Dr. Slotta 15. 10. von Thadden 25. 9. Dr. Tamblé 30. 10. Vogel 25. 9. Volmer 25. 9. Frau Dr. Walz ** 25. 9. Westphal 26. 9. Wilhelm 30. 10. Wischnewski 23. 9. Dr. de With 25. 9. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 23. September 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Glombig (Drucksache VI/1166 Frage A 4) : Wird bei der geplanten Novellierung des Schwerbeschädigtengesetzes die Bestimmung des SPD-Gesetzentwurfes aus der 2. Legislaturperiode (Drucksache 1267) berücksichtigt, wonach der Schutz des Gesetzes auf alle Personen auszudehnen ist, welche nicht nur vorübergehend um wenigstens 50 v. H. erwerbsgemindert sind, und wann ist mit der Vorlage eines solchen Gesetzentwurfes durch die Bundesregierung zu rechnen? Die Bundesregierung hat bereits in ihrem Aktionsprogramm vom 14. April 1970 zur Förderung der Rehabilitation der Behinderten wörtlich erklärt: „In den geschützten Personenkreis sollten unabhängig von der Ursache der Behinderung alle Behinderten einbezogen werden, bei denen ein Schutzbedürfnis besteht." Bei der geplanten Novellierung des Schwerbeschädigtengesetzes ist vorgesehen, den Begriff „Schwerbeschädigter" durch den Begriff „Schwerbehinderter" zu ersetzen. Als Schwerbehinderte sollen alle Personen im erwerbsfähigen Alter gelten, die ungeachtet der Art und Ursache ihrer Behinderung nicht nur vorübergehend um mindestens 50 v. H. in ihrer Erwerbsfähigkeit gemindert sind. Die Arbeiten zur Vorbereitung der Novellierung haben begonnen. Ich gehe davon aus, daß die Bundesregierung den Gesetzentwurf im Laufe des nächsten Jahres vorlegen wird. 3708 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 67. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. September 1970 Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. von Manger-Koenig vom 22. September 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (Drucksache VI/1166 Frage A 5): Beabsichtigt die Bundesregierung ein Verkaufsverbot für den Süßstoff Cyclamat, nachdem die amerikanische Bundesbehörde für die Lebens- und Arzneimittelüberwachung, die Food and Drug Administration (FDA), den Verkauf von Cyclamat zum 1. September dieses Jahres mit der Begründung verboten hat: „Cyclamate haben sich in Tierversuchen als krebserzeugende Substanzen erwiesen"? Die Bundesregierung bereitet seit längerem weitere Beschränkungen der in der Bundesrepublik ohnehin bestehenden restriktiven Vorschriften für den Verkehr mit Cyclamaten vor. Die im Laufe dieser Vorarbeiten bekanntgewordenen amerikanischen Maßnahmen, deren endgültige Auswirkungen nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres noch nicht abzusehen sind, werden, falls sie sich als wissenschaftlich gesichert herausstellen, auch in der Bundesrepublik zu weiteren Verkehrsbeschränkungen oder zu einem Verbot von Cyclamat führen. Die Bundesregierung hat Ende 1969, auf das Urteil namhafter deutscher Wissenschaftler gestützt, Beschränkungsmaßnahmen der cyclamatherstellenden und -verarbeitenden Industrie für Cyclamate erreicht, die durch die bereits erwähnte gesetzliche Neuregelung abgelöst werden sollen. Die sorgfältige Prüfung durch deutsche Krebsforscher, Diabetologen und Toxikologen, auf die ich in meiner Antwort an Herrn Abgeordneten Peiter vom 16. September 1970 (BT-Protokoll über die 64. Sitzung vom 16. September 1970, Anlage 9) schon hingewiesen hatte, hatte keine volle Bestätigung der amerikanischen Tierversuche ergeben. Ich verfolge zur Zeit mit Sorge, daß in der Werbung für Cyclamat in der Presse sowohl die amerikanischen Maßnahmen wie die Auffassung des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit in irreführender Weise dargestellt werden. Die auf meine Anregung von der deutschen Industrie vereinbarten Maßnahmen gehen davon aus, daß unter sorgfältiger Abwägung der Risiken nur einem begrenzten Personenkreis, der auf den Verzehr von Cyclamat angewiesen ist, dieser Süßstoff zur Verfügung gestellt werden soll.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Georg Leber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zur Begründung und Erläuterung des vorliegenden Entwurfs keine lange Rede halten, sondern ich möchte mich lediglich auf ein paar Anmerkungen beschränken.
    Am 8. Dezember 1966 hat der Deutsche Bundestag in einer Entschließung der Bundesregierung den Auftrag erteilt, in die künftige Gesetzgebung eine Sondersteuer von 3 Pf pro Liter verkauften Kraftstoffs aufzunehmen und die daraus erwachsende Summe den Gemeinden zur Lösung ihrer Verkehrsprobleme zweckgebunden zur Verfügung zu stellen. Nach Verabschiedung des Steueränderungsgesetzes 1966 sind dann die Richtlinien im Benehmen mit dem Bundesrat erlassen worden. Danach haben wir drei Jahre gearbeitet. Die jetzige Vorlage soll die bisher geltenden Richtlinien, die der Bundesrat erlassen hat, ablösen.
    Mit den Maßnahmen, die das Hohe Haus damals beschlossen hat, sind insbesondere der innergemeindliche Straßenbau und der Bau von Zubringern zum überörtlichen Fernstraßennetz gefördert worden. Sie sind eine wesentliche Hilfe für den Bau und den Ausbau von Anlagen gewesen, die dem öffentlichen Personennahverkehr dienen. Nach drei Jahren Praxis mit diesen Richtlinien und mit dem, was der Deutsche Bundestag damals gewollt hat, kann ich hier berichten: Diese Regelung hat sich erstens bewährt, und sie ist zweitens eine wichtige und große Hilfe für die Gemeinden gewesen, die damals auch gerade zur rechten Zeit gekommen ist. Wenn diese Maßnahme damals nicht ergriffen worden wäre, wäre nach unserer Kenntnis der Situation,
    die beweisbar ist, eine große Zahl sehr aufwendiger, notwendiger Baumaßnahmen, die im Gange waren, nicht fortgeführt worden. Sie wären steckengeblieben, weil ihre Finanzierung nicht mehr gesichert war. Eine große Reihe wichtiger Bauvorhaben, die zum Teil Hunderte von Millionen D-Mark kosten und die sich über Jahre erstrecken, hätten gar nicht in Angriff genommen werden können, oder ihre Lösung wäre viel später — wenn überhaupt — möglich geworden. Ich kann also hier berichten, die Regelung hat sich in der Praxis bewährt, und weil sie sich bewährt hat, soll sie nach Auffassung der Bundesregierung auch die Grundlage sein, auf der dieses Gesetz aufbauen kann. Ich möchte mir aber erlauben, hier wenigstens einige wichtige Punkte hervorzuheben, durch die sich der jetzt vorliegende Gesetzentwurf von den Richtlinien, nach denen wir bisher gearbeitet haben, unterscheidet.
    Erstens. Wir haben als förderungswürdig in dem Gesetzentwurf auch den Bau von Park-and-ride-Parkplätzen aufgenommen. Das ist insbesondere deswegen wichtig, weil wir hier in einer nahtlosen Form den Autoverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr aufeinander synchronisieren können. Der Reisende kommt mit seinem Pkw aus irgendeiner Vorstadt oder vom Landgebiet an und stellt das Auto auf einem Parkplatz, den wir mit fördern helfen wollen, bei der ersten Station einer neu errichteten Schnellbahn ab, fährt dann mit einem öffentlichen Verkehrsmittel durch Vorstadt und Innenstadt und entlastet somit den innerstädtischen Verkehr.
    Die zweite Neuerung, die vorgesehen ist, ist die Senkung der sogenannten Bagatellgrenze von 500 000 DM auf 200 000 DM. Damit wird es möglich, auch kleinere Vorhaben zu fördern und vor allen Dingen auch solche Vorhaben in Angriff zu nehmen, die nicht in Großstädten, sondern in kleineren Städten und in Gemeinden liegen, von denen wir wissen, daß es auch dort erhebliche innergemeindliche Verkehrsprobleme gibt, die über die Lösungsmöglichkeiten und finanziellen Voraussetzungen der Gemeinden hinausgehen.
    Die dritte wesentliche Neuerung dieses Gesetzes besteht darin, daß noch einmal durch den Gesetzgeber manifestiert wird, daß das, was bisher dem Willen des Parlaments und dem Versprechen der Bundesregierung analog war, hier aufgenommen wird, und zwar daß diese 3 Pf Kraftstoffsondersteuer, die jetzt wieder vorgesehen sind, zweckgebunden, ausschließlich und nur für diesen vom Gesetzgeber gewollten Zweck zur Verfügung stehen und daß eine anderweitige Verwendung auch künftig nicht in Frage kommen soll.
    Viertens. Wir haben eine Verschiebung der Quoten vorgenommen. Bisher waren 60 % für den gemeindlichen Straßenbau und 40 % für die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs vorgesehen; künftig sollen nach dem vorliegenden Entwurf 55%, also 5 % weniger, für den innergemeindlichen Straßenbau zur Verfügung stehen, dafür statt 40% nunmehr 45 % zur Förderung von Investititionsvorhaben im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs. Dies ist deswegen notwendig geworden, weil



    Bundesminister Leber
    heute in so gut wie allen deutschen Großstädten der Bau von U-Bahnen, S-Bahnen, Schnellbahnen, Stichbahnen, und wie sie alle heißen, in Angriff genommen ist. Alle diese Bauvorhaben kosten Hunderte von Millionen Mark. Sie sind zum großen Teil im Gange und müssen zügig fortgeführt werden. Ihre Hinausschiebung und spätere Fertigstellung ist ein wesentlicher Punkt von Unproduktivität, und damit werden auch die Verkehrsprobleme erst später gelöst. Sie sind so kostspielig, daß wir uns im Rahmen der gesamten zur Verfügung stehenden Mittel bereit finden müssen, sie allmählich höher zu dotieren, als das bisher vorgesehen war. Damit wird den Gemeinden für den Straßenbau an sich nichts genommen. Es geht ja in den öffentlichen Personennahverkehr. Das Ganze geht auch nicht im Wege einer Kürzung der Mittel für die Straßenbaumaßnahmen der Gemeinden, sondern die Mittel wachsen ja jährlich an, so daß vom Wachstum der künftigen Jahre ein etwas größerer Prozentsatz für den öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung gestellt wird. Da wir das Ganze sowieso ursprünglich einmal so gedacht hatten — das war ja auch einmal die Lesart —, daß es eine Hilfe für die Lösung der Verkehrsprobleme in den Ballungsräumen sein soll, bleibt der Deutsche Bundestag, glaube ich, auch bei der Grundformel, die damals einmal aufgestellt worden ist, ohne die anderen Aufgaben zu vernachlässigen, die sich noch daraus ergeben. Die Förderung — dies ist eine weitere Bestimmung des Entwurfs — soll im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs künftig nur dann erfolgen, wenn die Gemeinden, natürlich im Benehmen mit den Ländern, langjährige Bauprogramme vorlegen, so daß auch langfristig überschaubar ist, wie hoch der Investitionsaufwand ist.
    Wir haben in den letzten drei Jahren im ganzen für diesen Zweck 2337 Millionen DM aufgewandt. Einschließlich des Jahres 1970 beträgt die Hilfe, die hier beschlossen worden ist, 3237 Millionen DM. Mit diesen 3,2 Milliarden DM sind Baumaßnahmen in Gang gesetzt worden, die ich mit 10 Milliarden DM wahrscheinlich noch zu niedrig einschätze, weil sie in der Regel über fünf und mehr Jahre laufen.
    Ich möchte dem Hohen Hause auch nicht verschweigen, daß sich bei den Erfahrungen, die wir in der Praxis gemacht haben, auch negative Feststellungen ergeben haben. Als wesentlichste negative Feststellung habe ich hier zu berichten, daß, so gut und so wirkungsvoll die Hilfe auch gewesen ist, der Bedarf wesentlich höher ist, als er mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen, gedeckt werden kann. Die Gemeinden sind außerstande, aus eigener Kraft eine höhere Finanzierung zu bewirken. Die Länder haben sich ebenfalls als nicht in der Lage erwiesen, den Gemeinden mehr zu helfen, als sie es tun. Die Decke des Bundes ist mit einer Summe umschrieben, die sich etwa zwischen 800 Millionen DM und einer Milliarde DM für die Laufdauer der nächsten Jahre bewegen wird. Was 1966 geschehen ist, war ein wichtiger Anfang. Ich würde aus der Sicht der heutigen Kenntnisse sagen: es wäre gut gewesen, wenn damals nicht 3 Pf beschlossen worden wäre, sondern 5 Pf. Ich sage das hier ohne Vorwurf. Ich habe einmal eine Diskussion auf einem
    Parteitag meiner Partei miterlebt. Dort sind 5 Pf beschlossen worden. Das ist nachher 1966 in einem Antrag der Koalition hier im Bundestag leider nicht verwirklicht worden.
    Die Bundesregierung ist sich dieser Lage bewußt, sie nimmt die Aufgabe sehr ernst, vor der wir stehen, und sie wird das Problem nicht ungelöst lassen. Wir haben zuwenig Mittel für die Gemeinden zur Verfügung und müssen ihnen mehr helfen, als es dieser Gesetzentwurf mit der Finanzmasse, die jetzt auf ihn bezogen ist, möglich macht. Wir sind im Gespräch darüber, wie den Gemeinden mehr geholfen werden kann und wie wir den Finanzrahmen, den ich heute mit diesem Entwurf dem Hohen Hause darstellen darf, schon in absehbarer Zeit erhöhen und vermehren können. Ich bitte das Hohe Haus allerdings um Verständnis dafür, daß diese Überlegungen noch nicht abgeschlossen sind. Es kommt für mich auch darauf an, zunächst einmal den Verlauf der Haushaltsberatungen hier im Bundestag abzuwarten. Nach Klärung der jetzt noch nicht ganz abgerundeten Fragen wird der Bundesverkehrsminister in Übereinstimmung mit dem Bundesfinanzminister dem Kabinett seine Vorschläge unterbreiten. Ich hoffe, daß dann auch ein geneigtes Parlament in der Lage sein wird, dem zuzustimmen. Bevor wir andere Wege beschreiten, sollten wir klären, ob der Weg, den ich soeben angedeutet habe, nicht gangbar ist. Ich warne davor, Wege zu versuchen, die nicht begehbar sind, ohne daß Schaden angerichtet wird. Ich sage das hier ohne kritischen Vorwurf, sondern ganz einfach deshalb, weil ich es für falsch halte, etwas anderes zu versuchen.
    Ich möchte mich in diesem Zusammenhang mit ein paar Worten gegen die Vorlage der CDU/CSU, die mit zur Beratung steht, wenden. Ich verkenne nicht, daß sich auch die CDU/CSU mit ihrer Vorlage mit tiefem Ernst auf die Problematik stürzt, mit der wir es hier zu tun haben und die „finanzielle Enge" heißt. Wir brauchen auch nicht in einen Streit über die Richtigkeit von Steuerschätzungen einzutreten. Die Schätzungen in der Vorlage der Regierung gehen von einem etwas niedrigeren Verbrauch aus als die Schätzungen der CDU/CSU. Unsere Schätzung ist dafür etwas risikoloser, weil sie sich auch mit allen anderen Überlegungen deckt, die anderwärts angestellt werden. Man kann heute nicht schlüssig und zwingend voraussagen, wieviel Liter Kraftstoff 1980 verbraucht werden. Da bleiben immer irgendwo Dunkelzonen. Ich widerspreche dem gar nicht, daß die CDU von einem höheren Verbrauch ausgeht. Nur geht man mit einer höheren Schätzung des Verbrauchs als der Schätzung seitens der wissenschaftlichen Institute ein höheres Risiko ein, nicht nur in dem, was man sich selber vorstellt; denn darauf müssen langfristige Investitionsentscheidungen gegründet werden, die unter Umständen finanziell nicht risikolos abgedeckt werden können.
    Wenn ich aber rechnerisch auf die Schätzung der CDU eingehe — in Wirklichkeit wird für diesen Zweck ausgegeben, was tatsächlich hereinkommt, so daß das immer im Nebel theoretischer Erwägungen bleibt —, steht der Regierung nach diesem Ge-



    Bundesminister Leber
    setzentwurf ein Betrag von 17,9 Milliarden DM statt 17,3 Milliarden DM zur Verfügung. Dann liegen wir um etwa 600 Millionen DM auseinander, soweit das Aufkommen in Betracht kommt. Die Differenz, die dann noch besteht, beträgt rund gerechnet 3 Milliarden DM, die die CDU mit ihrem Entwurf mehr zur Verfügung stellt als die Regierungsvorlage. Diese 3 Milliarden DM — das sage ich ohne Vorwurf — kommen durch einen Kunstgriff zusammen, den ich für falsch halte. Die CDU greift nämlich dem Bundesfernstraßenbau in der Größenordnung von etwa 3 Milliarden DM in die Tasche. Meine Damen und Herren, wir können uns bei einer Decke, die ohnedies zu kurz ist — sie ist für den Bundesfernstraßenbau zu kurz, und sie ist bei den Gemeinden zu kurz —, nicht dadurch aushelfen, daß wir sie je nach Bedarf in eine andere Richtung ziehen — diese Decke wird nie alles abdecken — und damit beim Bundesfernstraßenbau ein viel größeres Loch aufreißen, als wir gegenwärtig noch haben.
    Wer will, daß den Gemeinden für 15 Jahre ein zusätzlicher Betrag von 3 Milliarden DM aus Mitteln gegeben wird, die jetzt nach dem Gesetz dem Bundesfernstraßenbau zur Verfügung steht, der muß bereit sein, zu sagen, welche Autobahnen er nicht gebaut haben will. Ich kann ihm solche nennen, für die er sich entscheiden muß.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Für 3 Milliarden DM bekommt man beispielsweise zwei Autobahnen wie die von München nach Deggendorf, die von uns in Auftrag gegeben worden ist. Dort wird demonstriert, hier werden Fragen gestellt, ob die Autobahn nicht früher fertig werden kann, und gleichzeitig mutet man dem Verkehrsminister zu, daß er zwei solcher Autobahnen in den nächsten 15 Jahren nicht baut. Dann müssen Sie ganz konkret sagen, was auf der Liste steht — Sie kennen die Planung, die dem Bundestag in einem Gesetzentwurf vorliegt — und was dann nicht gebaut werden kann. 3 Milliarden DM können Sie nicht verschleiern.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Müller-Hermann: Die 3 Milliarden hatten Sie gar nicht eingeplant!)

    Ob das auf der anderen Seite hilft, 3 Milliarden DM für 15 Jahre Sie tun so, als sei das viel mehr —, daran zweifle ich sehr. Mit dieser Summe bewegen Sie die Probleme in den Gemeinden auch nicht. 3 Milliarden DM geteilt durch 15, das gibt ungefähr 250 Millionen DM pro Jahr, die mehr zur Verfügung stünden. Was wir brauchen, ist eine höhere Summe.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Schlagen Sie mal etwas Besseres vor!)

    Ich verschweige nicht, daß wir zu wenig Mittel haben. Das ist jedem hier im Hause bekannt. Ich wehre mich nur dagegen, daß Mittel auf eine Weise beschafft werden sollen, die der Entwicklung nicht zuträglich ist. Ich habe vorhin angekündigt, die Bundesregierung wird dem Hohen Hause Vorschläge machen, wie den Gemeinden mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden können, ohne den Bundesfernstraßenbau zu schmälern. Ich hoffe dabei auch auf Ihre Zustimmung. Ich warne aber davor, daß Sie jetzt mit einem Kunstgriff die Gelder da wegnehmen, wo sie nicht weggenommen werden dürfen.
    Im übrigen bitte ich das Haus um geeignete Behandlung und um Beschlußfassung.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Müller-Hermann: Auf diesen Vorschlag warten wir seit einem Jahr!)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Wir treten in die Aussprache ein. Das Wort hat Herr Abgeordneter Lemmrich.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Heinz Lemmrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bewältigung des Verkehrs in unseren Städten und Gemeinden stellt — das wurde wohl auch durch die Ausführungen des Herrn Bundesverkehrsministers etwas angedeutet — eine der großen Aufgaben unserer Tage dar. Dabei geht es erstens um die Funktionsfähigkeit unserer Städte schlechthin, die im Verkehrsgewühl ersticken und das jedem Bürger täglich mehr Zeit abfordert, die er eigentlich für seine Erholung benötigt, und es geht zweitens um die Verkehrssicherheit, um den Schutz des menschlichen Lebens, da sich zwei Drittel der Verkehrsunfälle in den Städten und Gemeinden ereignen.
    Wenn unsere Städte ihr anziehendes Gesicht behalten sollen, kann es eine autogerechte Stadt nicht geben, weil dazu weite Teile unserer Innenstädte niedergerissen werden müßten. Zur Lösung der Verkehrsprobleme in den Städten und Gemeinden sind daher schienengebundene Bahnen unerläßlich. Das ist ja jetzt wohl auch eine gesicherte Erkenntnis. Dies kann aber nicht bedeuten, daß der Ausbau der städtischen Straßennetze vernachlässigt werden darf. Wer sich einmal Paris und London anschaut, der weiß, daß es sich hier um zwei gleichwertige Instrumente zur Lösung derselben Aufgabe handelt. Unter diesem Aspekt muß man meines Erachtens auch die Quotenneuverteilung sehen. Wir werden Anlaß haben, das im Ausschuß noch genau zu erörtern.
    In den mittleren und kleinen Städten mit ihren zahlreichen Verkehrsengpässen können die auch dort gravierenden Verkehrsprobleme nur durch den Bau von Straßen gelöst werden.
    Als letzten Bereich sollte man die ländlichen Gemeinden nicht übersehen. Für sie stellt der Ausbau des kommunalen Straßennetzes eine Lebensfrage dar. Die dort lebenden Menschen wandern nur dann nicht ab, wenn sie ihren Arbeitsplatz in einer Stadt oder in einem zentralen Ort auf guten Straßen schnell erreichen können. Die Straßen haben deswegen große Bedeutung, weil das Straßennetz natürlich viel enger als das Bahnnetz geknüpft ist und weil es beträchtliche ländliche Bereiche gibt, in



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    denen keine Bahn benutzt werden kann, weil keine vorhanden ist. Hier sind Verkehrs-, Struktur- und Gesellschaftspolitik eng verzahnt.
    Als Probleme ergeben sich beim Verkehrsausbau in den Gemeinden erstens die Planung, zweitens der Grunderwerb, drittens die Finanzierung. Die Finanzierung dürfte wohl das schwierigste Problem darstellen. Es war damals die Initiative der CDU/ CSU, der Antrag des Kollegen Müller-Hermann und von mir, der für den Verkausausbau in den Gemeinden durch die Erhöhung der Mineralölsteuer um 3 Pf die notwendige Finanzquelle erschloß. Durch diese Maßnahme wurden Mittel, die weitgehend in den Konsum flossen, in den Investitionsbereich für die Infrastruktur umgeleitet. Die SPD benutzte damals diesen unseren Antrag, um im Landtagswahlkampf 1966 in Bayern polemisch gegen uns zu Felde zu ziehen nach dem Motto: Bonn will uns alle schröpfen. Das können Sie, die Kollegen der SPD, in den Großanzeigen Ihrer Partei von damals schön nachlesen. Deswegen bin ich etwas verwundert, wenn der Herr Bundesminister für Verkehr sagt, ein SPD-Parteitag habe eine Erhöhung um 5 Pf beschlossen, und es wäre dann alles ein bißchen anders gelaufen. Anscheinend ist mir das entgangen. Jedenfalls liegen uns die Äußerungen der SPD-Kollegen bei der Beratung unseres Antrags im Bundestag vor, und wir wissen, was der hochverehrte Kollege Dr. Apel, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, damals am 25. Mai 1966, gesagt hat. Er hat damit operiert, daß die Erhöhung wegen der Konkurrenzsituation für die Seehäfen gar nicht möglich sei. Unlängst hat er ja etwas Ähnliches gesagt. Herr Kollege Apel, vielleicht lesen Sie es im Protokoll nach. Der Kollege Seifriz hatte die Erhöhung ebenso entschieden abgelehnt; es sei der bequeme Weg, den wir hier zu gehen versuchten. Das ist alles nachzulesen; deswegen will ich es nicht zitieren. Soweit die Haltung, die die SPD hier eingenommen hatte.
    Ich habe deswegen mit Interesse gehört, was der Bundesverkehrsminister jetzt und hier dazu gesagt hat. Ich werde darauf noch einmal zu sprechen kommen.
    Nun, am Ende hat trotz dieser Polemik die SPD mit uns gemeinsam die Erhöhung der Mineralölsteuer um 3 Pf verabschiedet. Bei dem Wähler ist dadurch die Glaubwürdigkeit der SPD, die sie ja jetzt noch mehr strapaziert, angekratzt worden.
    In Anbetracht des großen Finanzbedarfs für die Lösung der Verkehrsprobleme der Gemeinden war damals allerdings jedem Sachkenner klar, daß es sich nur um einen ersten Schritt handeln konnte. Zwar flossen von 1967 bis 1970 3230 Millionen DM aus dem Mineralölsteuermehraufkommen in die Gemeinden, doch es stellt sich die Frage: Reichen diese Mittel aus?
    Wenn ich und auch der Herr Bundesverkehrsminister diese Frage hier stellen — der Bundesverkehrsminister ist ja nun immerhin bald vier Jahre im Amt —, dann muß man das doch etwas
    untermauern. Der Bedarf an Investitionsmitteln für den Verkehrsausbau der Gemeinden für zehn Jahre, von 1967 bis 1976, wurde vom Städtetag auf 95 Milliarden DM geschätzt. Inzwischen kommen nach heutigem Stand Preissteigerungen von mindestens 15% hinzu. Wir kommen also zum jetzigen Zeitpunkt zu einem Bedarf von ungefähr 110 Milliarden DM. Finanzierbar sind durch Gemeinden, Länder und Bund 65 Milliarden DM, wobei der Bund in diesem Zeitraum wenn man die mittelfristige Finanzplanung zugrunde legt und entsprechend fortschreibt — sich mit zirka 9,8 Milliarden DM beteiligen wird. Es bleibt also eine Lücke von mindestens 45 Milliarden DM, die geschlossen werden muß, wenn man der brennenden Probleme auch nur einigermaßen Herr werden will.
    Natürlich wird immer argumentiert — und nicht zu Unrecht , daß die Finanzausstattung der Gemeinden Sache der Länder sei. Nun, wie ist die finanzielle Lage der Gemeinden und der Länder? — Der Herr Bundesverkehrsminister hat das hier dankenswerterweise auch angedeutet. Die Schul- und Hochschulaufgaben strapazieren die Kassen der Länder in außergewöhnlichem Maße.
    Wir müssen aber auch an den Umweltschutz denken, in bezug auf den die letzte Regierungszeitungsanzeige einige kleine Fehler aufweist. Vielleicht wäre es gut, wenn die Bundesregierung ihren Schreibern sagte, daß die Probleme der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung in der alleinigen finanziellen Kompetenz der Länder liegen und daß das, was der Bund hier einmal auf dem Wege über entssrechende Maßnahmen in ländlichen Gemeinden gegeben hat, im Grünen Plan bereits abgebaut wurde. Solche kleinen Fehlerehen sollte man einmal ausmerzen, damit man nicht noch mehr in den Ruf kommt, es 'mit der Wahrhaftigkeit nicht so genau zu nehmen.
    Diese Aufgaben strapazieren die Länderkassen in außerordentlichem Maße, so daß sie hier gar keinen Spielraum haben.
    Die Finanzsituation der Gemeinden ist auch nicht rosig. Die Verschuldung der Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern betrug am 31. Dezember 1966 22 761 Millionen DM; sie betrug am 30. Juni 1970 32 650 Millionen DM. Das ist also in dreieinhalb Jahren eine Zunahme der Verschuldung um ein Drittel oder, in runden Zahlen, um zirka 10 Milliarden DM.
    Diese Sachverhalte machen deutlich, daß sich der Bund auch hinsichtlich der Verstärkung der Finanzmittel Gedanken machen muß. Es war für uns interessant, vom Herrn Bundesverkehrsminister zu hören, daß man sich hier Gedanken mache. Nun, Herr Bundesverkehrsminister, Sie sind nun fast vier Jahre im Amt — eigentlich keine kurze Zeit, um sich Gedanken über diese Sache zu machen.

    (Abg. Faller: Und Herr Seebohm?!)

    — Von dem, was bei Herrn Seebohm war, reden wir
    dann noch bei der Behandlung des Fernstraßengeset-



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