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    Deutscher Bundestag 55. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . 2819 A Amtliche Mitteilungen 2819 A Fragestunde (Drucksachen VI/869, VI/881) Fragen der Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern), Reddemann und Breidbach: Pressemeldung betr. Einziehung des Eigentums der DDR-Flüchtlinge Herold, Parlamentarischer Staatssekretär . 2819 C, 2820 A, B, C, D, 2821 A, B, C, D, 2822 A, B Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 2820 A, 2821 A, B Breidbach (CDU/CSU) . . . . . 2820 B, 2821 C, 2822 A, B Steiner (CDU/CSU) 2820 C Dr. Klepsch (CDU/CSU) 2820 D, 2821 C Reddemann (CDU/CSU) . 2820 D, 2821 D Dr. Giulini (CDU/CSU) . . . . . 2821 C von Hassel, Präsident 2819 A, B, 2821 A, D Fragen des Abg. Vogel: Erhöhung der Erbschaft- und Vermögensteuer — Abhängigkeit des Rechtes auf Eigentum von den politischen Mehrheitsverhältnissen Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2822 C, D, 2823 A, B, C Vogel (CDU/CSU) . . 2822 D, 2823 A, B Fragen des Abg. Krammig: Vereinheitlichung des Grunderwerb-und Feuerschutzsteuerrechts Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 2823 D, 2824 A Krammig (CDU/CSU) 2823 D Fragen des Abg. Dr. Pohle: Berücksichtigung der sog. Verbringensfälle in dem Erlaß des Bundesfinanzministeriums vom 19. Dezember 1969 Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 2824 B, C, 2825 A Dr. Pohle (CDU/CSU) . 2824 C, D, 2825 A Fragen des Abg. Meister: Erhöhung der Steuerausgleichsabgabesätze für westdeutsche und Westberliner Transportunternehmen seitens der DDR Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 2825 A, B, C, D, 2826 A, B, C Meister (CDU/CSU) . 2825 B, 2826 A II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 2825 C, 2826 A Wohlrabe (CDU/CSU) . . 2825 C, 2826 C Reddemann (CDU/CSU) . . . . 2826 B Frage des Abg. Fellermaier: Schaden des Bundes im Landshuter Komplex des sog. süddeutschen Getreideskandals . . . . . . . . . 2826 D Frage des Abg. Dr. Jungmann: Umsatzsteuerpflicht der Praxis- und Apparategemeinschaften von Arzten Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2827 A, B, C Dr Jungmann (CDU/CSU) . . . 2827 B, C Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen: Steuer für französischen Schaumwein 2827 D Fragen des Abg. Dr. Hauser (Sasbach): Einfuhr von nicht verkehrsfähigen ausländischen Schaumweinen Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . 2828 A, B, C 2829 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 2828 B, D, 2829 A Fragen des Abg. Burger: Entschädigung für im Dritten Reich zwangsweise sterilisierte Menschen . . 2829 B Frage des Abg. Pieroth: Gewährung steuerlich begünstigter Essenzuschüsse für Arbeitnehmer Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2829 B, D Pieroth (CDU/CSU) 2829 C, D Frage des Abg. Pieroth: Freibeträge für nach dem 31. August geborene Kinder Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2830 A Frage des Abg. Dasch: Verhinderung der illegalen Einfuhr von Rauschgift Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 2830 B, D, 2831 A Dasch (CDU/CSU) . . . 2830 C, 2831 A Josten (CDU/CSU) 2830 D Frage des Abg. Dr. Gleissner: Verbot des Verkaufs von Einwegflaschen für Bier und Erfrischungsgetränke Genscher, Bundesminister . . . 2831 B, D Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . . . 2831 C Frage des Abg. Dr. Gleissner: Einrichtung von Teststationen zur Kontrolle der Auspuffgase von Kraftwagen Genscher, Bundesminister . . . . 2831 D Frage des Abg. Härzschel: Beibehaltung der Ortsklassen in Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes Genscher, Bundesminister 2832 A, B, C, D Härzschel (CDU/CSU) 2832 B, C Dasch (CDU/CSU) 2832 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 2832 D Frage des Abg. Bay: Anerkennung einer Bescheinigung der nach dem Häftlingshilfegesetz zuständigen Behörde Genscher, Bundesminister . . . 2833 A Beratung des Nachtrags zum Jahreswirtschaftsbericht 1970 der Bundesregierung (Drucksache VI/850) in Verbindung mit Beratung des Sondergutachtens des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung „Zur Konjunkturlage im Frühjahr 1970" (Drucksache VI/773), mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Konjunkturpolitik (Drucksachen VI/714, VI/847) und mit Antrag betr. Konjunkturpolitik der Bundesregierung (Abg. Dr. Müller-Hermann, Dr. Stoltenberg und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache VI/511) Dr. Schiller, Bundesminister . . . 2833 B, 2870 C Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) . . . 2838 C Lenders (SPD) 2845 D Kienbaum (FDP) 2851 D Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Bundesminister . . . . . . . 2854 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 2859 A Dr. Schachtschabel (SPD) . . . . 2864 D Kirst (FDP) 2868 D Höcherl (CDU/CSU) 2875 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 III Kater (SPD) 2879 C Dr. Luda (CDU/CSU) 2882 B Frehsee (SPD) . . . . . . . 2885 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Absatzfondsgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache VI/877) — Erste Beratung — 2885 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Hauhaltsjahr 1970 (Haushaltsgesetz 1970) (Drucksachen V1/300, zu W300, VI/580, zu VI/580) ; Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — 2885 C Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache VI/820) . . . 2885 C Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache VI/821) von Hassel, Präsident des Deutschen Bundestages 2885 D Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache VI/822) 2887 C Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen VI/827, VI/854) Leicht (CDU/CSU) . 2888 A Seidel (SPD) 2894 A Kirst (FDP) 2897 D Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Bundesminister 2899 C Bremer (CDU/CSU) 2904 D Raffert (SPD) . . . . . . . 2905 B Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen VI/824, VI/854) Prinz zu Sayn-WittgensteinHohenstein (CDU/CSU) 2908 A, 2914 A Scheel, Bundesminister 2910 A Hermsdorf (Cuxhaven) (SPD) . . 2914 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache VI/826) Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 2914 C Hirsch (SPD) . . . . . . . . . 2916 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 2919 C Jahn, Bundesminister 2921 A Hauser (Bad Godesberg) (CDU/CSU) 2923 A Dr. Tamblé (SPD) 2924 A Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen VI/830, VI/854) Krampe (CDU/CSU) 2924 C Seidel (SPD) 2926 D Schmidt (Kempten) (FDP) 2929 A Arendt, Bundesminister 2931 A Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksachen VI/834, VI/854) Baier (CDU/CSU) 2934 B Rollmann (CDU/CSU) 2935 D Hauck (SPD) 2938 D Schmidt (Kempten) (FDP) . . . 2940 D Prinz zu Sayn-WittgensteinHohenstein (CDU/CSU) . . . . 2941 D Dr. Schmidt (Krefeld) (SPD) . . . . 2943 B Frau Strobel, Bundesminister . . . 2944 A Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache VI/835) . . . . . . . . 2948 C Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Druck- sache VI/836) 2948 D Nächste Sitzung 2948 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2929 Anlagen 2 bis 7 Änderungsanträge Umdrucke 29, 35, 36, 41 bis 43 zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970 (Drucksachen VI/300, VI/580, VI/824, VI/826, VI/827, VI/830, VI/834, VI/854) 2929 B Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Müller (Niederfischbach) betr. Zuständigkeit der Ortsgerichte für die öffentliche Beglaubigung 2950 C Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau Klee betr. Übereinkommen des Europarates über die Adoption von Kindern 2950 D Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen betr. strafrechtliche Konsequenzen aus den Ausschreitungen am 9. Mai 1970 in Berlin 2951 A Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Peters (Poppenbüll) betr. IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Zusagen an die Landwirtschaft in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 2951 C Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. von Bockelberg betr Höhe des Sonderausgabenpauschbetrages für Arbeitnehmer 2952 A Anlage 13 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Würtz betr. Verminderung der Steuerlastquote des Bundeswehr-Sozialwerks . . . . . . . . . 2952 B Anlage 14 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus betr. Freibeträge für Kinder über das 27. Lebensjahr hinaus 2952 D Anlage 15 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Strauß betr. Bekanntgabe der Mehranforderung der Ressorts für den Finanzplan 1970 bis 1974 und der sonstigen Ausgaberisiken 2953 A Anlage 16 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Schwörer betr. Steuerharmonisierung innerhalb der EWG 2953 A Anlage 17 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Slotta betr. zusätzliche Kriegsgefangenenentschädigung für alle nach 1948 Heimgekehrten 2953 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 2819 55. Sitzung Bonn, den 3. Juni 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Ahrens * 4. 6. Alber * 4. 6. Amrehn * 4. 6. Bals * 4. 6. Bauer (Würzburg)* 4. 6. Berberich 5. 6. Dr. Birrenbach 8. 6. Blumenfeld * 4. 6. Frau Dr. Diemer-Nicolaus * 4. 6. Draeger * 4. 6. Dr. Erhard 7. 6. Fritsch * 4. 6. Dr. Furler* 4. 6. Frau Herklotz * 4. 6. Dr. Hermesdorf (Sehleiden) * 4. 6. Heyen 6. 6. Hösl * 4. 6. Katzer 5. 6. Dr. Kempfler * 4. 6. Frau Klee * 4. 6. Kleinert 3. 6. Dr. Lohmer 15. 6. Dr. Martin 5. 6. Dr. Meinecke (Hamburg) 3. 6. Dr. Müller (München) * 4. 6. Müller (Remscheid) 6. 6. Pfeifer 4. 6. Pöhler * 4. 6. Rasner 3. 6. Richter * 4. 6. Dr. Rinderspacher * 4. 6. Roser * 4. 6. Dr. Rutschke * 4. 6. Schmidt (Würgendorf) * 4. 6. Dr. Schmücker* 4. 6. Dr. Schulz (Berlin) * 4. 6. Sieglerschmidt* 3. 6. Frau Dr. Walz * 4. 6. Zebisch 3. 6. Zoglmann 5. 6. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Umdruck 29 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen - Drucksachen VI/300, VI/580, VI/827, VI/854 -. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 08 02 - Allgemeine Bewilligungen - (Verwaltungshaushalt) Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Ansatz bei Tit. 531 01 - Öffentlichkeitsarbeit - wird für die Haushaltsjahre 1970 und 1971 von je 500 000 DM auf je 250 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 3 Umdruck 35 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes - Drucksachen VI/300, VI/580, VI/824, VI/854 -. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 05 01 - Auswärtiges Amt - (Verwaltungshaushalt) 1. Der Ansatz bei Tit. 453 01 - Trennungsgeld, Trennungsbeihilfen, Mietersatz, Fahrkostenzuschüsse sowie Umzugskostenvergütungen und Umzugskostenbeihilfen - wird für das Haushaltsjahr 1970 um 1 500 000 DM auf 16 700 000 DM gekürzt. 2. Der Ansatz bei Tit. 526 05 - Kosten für Sonderaufträge auf dem Gebiete der Verwaltung und der politischen Planung wird für 1970 um 100 000 DM auf 320 000 DM. für 1971 um 100 000 DM auf 520 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 4 Umdruck 36 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz Drucksachen VI/300, VI/580, VI/826 --. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 07 01 (Verwaltungshaushalt) 1. Der Ansatz bei Lt. 531 01 -- Unterrichtung der Bevölkerung über Maßnahmen auf dem Gebiet des Rechtswesens - wird für 1970 um 125 000 DM auf 75 000 DM gekürzt. 2. Der Ansatz bei Tit. 53101 wird für 1971 um 175 000 DM auf 75 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion 2950 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Anlage 5 Umdruck 41 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen VI/300, VI/580, 1111830, VI/854 —. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 02 — Allgemeine Bewilligungen —(Verwaltungshaushalt) Der Ansatz bei Tit. 531 01 — Aufklärungsmaßzur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 15 Geschäftsbereich jahre 1970 und 1971 um je 300 000 DM auf 600 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 6 Umdruck 42 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen VI/300, VI/580, VI/834, VI/854 —. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 15 02 — Allgemeine Bewilligung — (Verwaltungshaushalt) Der Ansatz bei Tit. 53102 — Gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung — wird im Jahr 1970 um 100 000 DM auf 2 500 000 DM und im Jahr 1971 um 180 000 DM auf 2 600 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 7 Umdruck 43 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen VI/300, VI/580, VI/834, V1/854 —. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 15 02 — Allgemeine Bewilligungen — (Verwaltungshaushalt) 1. Der Ansatz bei Tit. 531 01 — Kosten des Informationswesens — wird für 1970 und 1971 um 30 000 DM auf 250 000 DM gekürzt. 2. Der Ansatz bei Tit. 531 02 — Gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung — wird um 20 000 DM auf 2 580 000 DM für 1970 und auf 2 760 000 DM für 1971 gekürzt. Zu Kap. 15 01 — Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit — (Finanzhaushalt) 1. Der Ansatz bei Tit. 684 03 — Zuschüsse für zentrale Maßnahmen der Ehevorbereitung und Elternbildung (Familienbildung) sowie der Ehe-und Elternberatung wird um 50 000 DM auf 1 600 000 DM erhöht. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 2. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Müller (Niederfischbach) (Drucksache 1/1/809 Frage A 14) : Ist die Bundesregierung bereit, die Zuständigkeit der Orts geriete soweit wieder herzustellen, daß schriftliche Beglaubigungen in Grundbuchangelegenheiten wieder durch die Ortsgerichte vorgenommen werden können? In Ihrer Anfrage gehen Sie zutreffend davon aus, daß durch das im letzten Jahr verabschiedete Beurkundungsgesetz die bisherigen Zuständigkeiten der Ortsgerichte für die öffentliche Beglaubigung beseitigt worden sind. Das Beurkundungsgesetz enthält jedoch in § 63 eine Vorschrift, wonach die Länder befugt sind, durch Gesetz die Zuständigkeit für die öffentliche Beglaubigung von Abschriften und Unterschriften anderen Personen oder Stellen, d. h. Personen oder Stellen, die nicht Notare sind, zu übertragen. Seitens des Bundes steht daher nichts entgegen, die Zuständigkeit der Ortsgerichte für öffentliche Beglaubigungen wiederherzustellen. In Hessen ist dies m. W. bereits geschehen. Auch in Rheinland-Pfalz ist beabsichtigt, den Ortsgerichten die frühere Zuständigkeit für die öffentliche Beglaubigung wieder einzuräumen (Landtag Rheinland-Pfalz, Drucksache VI/1889). Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 2. Juni 1970 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Klee (Drucksache VI/809 Frage A 16) : Bis wann kann mit der Vorlage der Ratifizierungsgesetze der Europäischen Konvention über die Adoption von Kindern an die gesetzgebenden Körperschaften gerechnet werden? Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 2951 Das Übereinkommen des Europarates über die Adoption von Kindern ist am 24. April 1967 für die Bundesrepublik unterzeichnet worden. Die Bundesregierung empfiehlt die Ratifikation dieses Übereinkommens und beabsichtigt, einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Die Ratifikation des Üereinkommens macht jedoch die gleichzeitige Anpassung des innerdeutschen Adoptionsrecht an das Übereinkommen notwendig. Die Vorarbeiten hierzu sind im Bundesjustizministerium bereits aufgenommen worden. Die Arbeiten haben sich aber wegen der vordringlichen Neuordnung des Nichtehelichenrechts verzögert. Sie müssen wegen der ebenfalls vordringlichen Reform des Eherechts sowie des elterlichen Sorgerechts noch weiter zurückgestellt werden. Wann den gesetzgebenden Körperschaften ein Gesetzentwurf vorgelegt werden kann, läßt sich noch nicht übersehen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 2. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (Drucksache -vi9 Frage A 17): Ist die Bundesregierung bereit, sobald die Ergebnisse der Ermittlungen über die Ausschreitungen am 9. Mai 1970 in Berlin es ermoglich, mitzuteilen, welche strafrechtlichen Konsequenzen sicharaus ergeben? Was die Konsequenzen für diejenigen angeht, die sich an den Ausschreitungen am 9. Mai 1970 in Berlin beteiligt haben, so ist die strafrechtliche Würdigung der Vorgänge vom 9. Mai 1970 Sache der Berliner Justizorgane. Die Bundesregierung ist bemüht, sich über die genannten Vorgänge ebenso wie über andere Ausschreitungen umfassend zu unterrichten; sie ist hierbei auf die Berichte der zuständigen Landesbehörden angewiesen. Die Bundesregierung wird auf Grund der eingegangenen Informationen die Frage prüfen, ob und in welcher Richtung gesetzgeberische Maßnahmen notwendig sind. Von den Ergebnissen einer solchen Prüfung wird sie auf Anfrage selbstverständlich Mitteilung machen. Bei den Ereignissen vom 9. Mai 1970 ist es der Polizei gelungen, eine nicht unerhebliche Zahl von Gewalttätern zu identifizieren. Wer sich an Gewalttätigkeiten, die aus einer Menschenmenge begangen werden, als Täter oder Teilnehmer beteiligt, ist auch nach dem am 22. Mai 1970 in Kraft getretenen neuen Strafrecht (Drittes Gesetz zur Reform des Strafrechts vom 20. Mai 1970 — Bundesgesetzbl. I S. 505 —) wegen Landfriedensbruch zu bestrafen: dasselbe gilt für denjenigen, der auf die Menge einwirkt, um deren Neigung zu Gewalttätigkeiten zu fördern. Eine Gewalttätigkeit begeht u. a. der Steinwerfer; die Anwendbarkeit der neuen Landfriedensbruchsvorschrift setzt nicht voraus, daß der vom Täter geworfene Stein sein Ziel getroffen hat. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers Ertl vom 26. Mai 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Peters (Poppenbüll) (Drucksache 1/1/809 Frage A 44) : Welche ,,Abstriche von Zusagen in der Regierungserklärung" hat die Bundesregierung gemacht, über die die Landwirtschaft nach den Worten des Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes angeblich enttäuscht ist? Die Bundesregieung ist der Ansicht, daß sie von den in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 enthaltenen Zusagen an die Landwirtschaft keine Abstriche gemacht hat. Sie ist vielmehr der Auffassung, ,daß diese Zusagen — soweit eine kurzfristige Verwirklichung möglich war — eingehalten wurden. Dies gilt z. B. für den Einkommensausgleich im Zusammenhang mit der Aufwertung der DM. Die Regierung hat hierzu ausdrücklich festgestellt, daß die Bundesregierung ihre Verpflichtung gegenüber den deutschen Bauern mit den römischen Verträgen über den Gemeinsamen Markt in Einklang bringen muß. Dies ist — wie Sie wissen — in der Zwischenzeit geschehen, und zwar einmal durch das Aufwertungsausgleichsgesetz vom 23. Dezember 1969 und durch das vom Deutschen Bundestag am 6. Mai 1970 verabschiedete Durchführungsgesetz zum Aufwertungsausgleichsgesetz. Wenn der Bundesrat diesem Gesetz im 2. Durchgang ebenfalls zustimmt, wird die deutsche Landwirtschaft noch vor der neuen Ernte den zugesagten Ausgleich erhalten. Im Gegensatz zu der von der alten Bundesregierung beschlossenen mehrjährigen Finanzplanung wurden auf Initiative der jetzigen Regierung die Haushaltsansätze für die nationale Agrarpolitik um 389 Millionen DM erhöht. Diese Ansätze sind vom Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages am 22. April 1970 noch einmal um 118 Millionen DM aufgestockt worden, so daß — wenn der Deutsche Bundestag den Vorschlägen des Haushaltsausschusses folgt — für die nationale Agrarpolitik über 500 Millionen DM mehr zur Verfügung stehen, als von der alten Bundesregierung für 1970 vorgesehen waren. Die weiteren Feststellungen des Bauernverbandes beziehen sich auf Maßnahmen, die nur langfristig realisiert werden können. Dies gilt u. ,a. für die geförderte baldige Bildung einer Wirtschafts- und Währungsunion. Entsprechende Initiativen in dieser Richtung hat — wie Ihnen bekannt sein dürfte — die Bundesregierung bereits ergriffen. Sie ist fest entschlossen, gerade auf diesem Sektor im Interesse der Landwirtschaft ihre Bemühungen verstärkt fortzusetzen. Im übrigen erachte ich es für legitim, daß in einem demokratischen Staat der Präsident eines großen Verbandes sich bemüht, die Interessen seiner Mitglieder in der politischen Auseinandersetzung mit Härte zu vertreten. 2952 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Anlage 12 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten von Bockelberg (Drucksache VI/869 Fragen A 9 und 10) : Auf welche Höhe könnte der Sonderausgabenpauschbetrag für Arbeitnehmer (§ 10 c Ziff, 1 EStG) festgesetzt werden, wenn Mindereinnahmen an Einkommen- und Lohnsteuer in Höhe von 900 Millionen DM für diese Maßnahme veranschlagt würden? Wieviel Anträge auf Lohnsteuer-Jahresausgleich und wieviel Anträge auf Lohnsteuerermäßigung würden überflüssig werden? Bei einem Verzicht auf Steuern vom Einkommen in Höhe von 900 Millionen DM könnte der Sonderausgaben-Pauschbetrag von z. Z. 936 DM um 360 DM auf 1296 DM erhöht werden. Bei der Berechnung ist berücksichtigt, daß bei einer Anhebung des SonderausgabenPauschbetrages auf 1296 DM, auch der Höchstbetrag für beschränkt abzugsfähige Sonderausgaben, der z. Z. für Ledige 1100 DM beträgt, auf 1300 bis 1400 DM erhöht werden muß. Durch eine Erhöhung des Sonderausgaben-Pauschbetrages auf 1296 DM würden etwa 2 Millionen Anträge (also 13,5 v. H. aller Anträge) im Lohnsteuer-Jahresausgleich und 1 Million Anträge (also 14,3 v. H. aller Anträge) auf Lohnsteuer-Ermäßigung zunächst eingespart. Im Zuge der weiteren Einkommenszunahme würde diese Verwaltungserleichterung wieder abgebaut werden. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Würtz (Drucksache VI/869 Frage A 11) : Welche Maßnahmen sind vorgesehen, um die Steuerlastquote von nahezu 21 O/o für die gemeinnützige Einrichtung des Bundeswehr-Sozialwerkes, das von den gewährten Zuschüssen des Bundes im Jahr 1969 200 000 DM Steuer zahlen mußte, zu vermindern? Das Bundeswehr-Sozialwerk, aber auch die Sozialwerke weiterer Bundesverwaltungen erhalten aus Bundesmitteln einen jährlichen Zuschuß, dessen Höhe sich nach der Kopfzahl der Mitglieder be! stimmt. Die Zuschüsse dienen dem Zweck, den Kindern der Mitglieder einen stark verbilligten Erholungsaufenthalt zu verschaffen. Der Eigenanteil der Bediensteten für eine vierwöchige Erholung beträgt z. Z. 50 DM. Die Bundeszuschüsse sind lohnsteuerpflichtig, weil den Bediensteten, deren Kindern an der Erholung teilnehmen, durch die erhebliche Verbilligung ein geldwerter Vorteil zuwächst. In gleichem Maße werden seit jeher auch Erholungszuschüsse, die Arbeitgeber der Privatwirtschaft unmittelbar oder mittelbar ihren Arbeitnehmern zukommen lassen, dem Lohnsteuerabzug unterworfen. Die Sozialwerke haben von der rechtlichen Möglichkeit Gebrauch gemacht, aus Vereinfachungsgründen eine pauschale Lohnsteuer zu zahlen, wobei sie sich zur Übernahme der Pauschsteuer verpflichten mußten. Der in Betracht kommende Pauschsteuersatz der Zuschüsse ist mit den dafür allein zuständigen Finanzämtern vereinbart worden; dabei wurden alle Umstände, die für eine möglichst niedrige Bemessung des Pauschsteuersatzes sprechen, berücksichtigt. Eine Verminderung der Steuerlastquote durch steuerliche Maßnahmen ist mangels einer Rechtsgrundlage nicht möglich. Derartige Maßnahmen, selbst wenn sie rechtlich zulässig wären, könnten auch deshalb nicht erwogen werden, weil sie unvermeidbar zu Berufungen führen müßten. Um die Steuerbelastung der Sozialwerke zu vermindern, sind aber bereits vom Jahre 1969 die Zuschüsse des Bundes um 10 v. H. erhöht worden. Damit wird rd. die Hälfte der Steuerbelastung aufgefangen. Die Erhöhung der Bundeszuschüsse entspricht ungefähr dem Betrag, der dem Bund aus den Zuschüssen an Lohnsteuer zufließt. Weitere haushaltsmäßige Maßnahmen zur Verminderung der Steuerlast sind nicht vorgesehen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Diemer-Nicolaus (Drucksache VI/869 Frage A 14) : Ist die Bundesregierung bereit, auch den Eltern bei der Einkommensteuer Freibeträge zuzubilligen für die Kinder, die älter als 27 Jahr:e sind, aber ihre Berufsausbildung noch nicht abgeschlossen haben und von den Eltern überwiegend unterhalten werden? Es ist richtig, daß nach dem geltenden Recht Kinderfreibeträge nur für Kinder in Betracht kommen, die zu Beginn des Veranlagungszeitraums das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Bei der Festsetzung dieser Altersgrenze war die allgemeine Lebenserfahrung maßgebend, daß bei Vollendung des 27. Lebensjahres eine Berufsausbildung normalerweise abgeschlossen ist. Gleichwohl wird im Rahmen der eingeleiteten Steuerreform geprüft werden, ob eine Heraufsetzung dieser Grenze geboten ist. In diesem Zusammenhang darf ich noch darauf hinweisen, daß in Fällen, in denen die Berufsausbildung eines Kindes zwangsläufig nach der Vollendung des 27. Lebensjahres andauert, die Aufwendungen bis zum Betrag von 1200 DM, im Falle der auswärtigen Unterbringung zum Zwecke der Berufsausbildung bis zum Betrag von insgesamt 2400 DM, im Kalenderjahr als außergewöhnliche Belastung steuerlich berücksichtigt werden können. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 2953 Anlage 15 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf ,die Mündliche Frage des Ab- geordneten Strauß (Drucksache V1/869 Frage A 18) : Ist Bundesfinanzminister Möller bereit, die Mehranforderung der Ressorts für den Finanzplan 1970 bis 1974 und die sonstigen Ausgaberisiken, die sich nach Presseberichten gegenüber dein geltenden Finanzplan für 1971 auf 30 Milliarden DM belaufen sollen, dem Deutschen Bundestag zur Kenntnis zu geben? Die Bundesregierung hält es nicht für zweckmäßig, die sich aus den Anforderungen der Ressorts zum Haushaltsentwurf 1971 und zum Finanzplan bis 1974 ergebenden Risiken gegenüber dem Finanzplan bekanntzugeben, da es sich um interne Anschreibungen der Exekutive handelt. Es ist aber fetstzustellen, daß die in Presseberichten als Mehranforderung der Ressorts genannten 30 Mrd. DM für das Haushaltsjahr 1971 unzutreffend sind. Die Mehranforderungen bewegen sich vielmehr in Größenordnungen, die Ihnen, Herr Kollege Strauß, aus Ihrer Zeit als Bundesfinanzminister noch bekannt sein dürften. Für dramatisierende Presseartikel besteht daher keinerlei Veranlassung. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Pari amentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (Drucksache VI/869 Fragen A 24 und 25) : Aus welchen Gründen hat die Bundesregierung zugestimmt, das Thema Steuerharmonisierung von der Tagesordnung der Beratungen der EWG-Finanzminister in Venedig am 29.i30. Mai abzusetzen? Ist die Bundesregierung sich der Tatsache bewußt, daß die Steuerharmonisierung innerhalb der EWG von entscheidender Bedeutung für ein reibungsloses Funktionieren des Gemeinsamen Marktes ist, und aus diesem Grunde bereit, sich dafür einzusetzen, daß dieses Thema unverzüglich Gegenstand der Beratungen wird? Das Thema Steuerharmonisierung ist nicht, wie Sie annehmen, von der Tagesordnung der Beratungen der EWG-Finanzminister in Venedig abgesetzt worden. Richtig ist, daß es bedauerlicherweise nicht als besonderer Punkt in die Tagesordnung aufgenommen wurde. Dies scheiterte an besonderen, im 'Bereich eines Mitgliedlande:s liegenden Gründen. Die Bundesregierung erkennt die Bedeutung der Steuerharmonisierung innerhalb der EWG voll an. Sie ist der Auffassung, daß die Angleichung der Steuersysteme in den sechs Mitglledländern nicht hinter der Entwicklung auf anderen Gebieten zurückbleiben darf und im Zusammenhang mit der Entwicklung ,auf eine Wirtschafts- und Währungsunion hin vorangetrieben werden muß. Sie hält die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes der Steuerharmonisierung — das gegenseitig abgewogene Fortschritte auf allen Steuergebieten anzielen muß -für vordringlich. Sie wünscht deshalb, daß ,das Problem bei dem nächsten Treffen der EWG-Finanzminister eingehend besprochen werden soll. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Genscher vom 3. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Slotta (Drucksache VI/869, Frage A 28) : Ist die Bundesregierung bereit, das Problem der Kriegsgefangenenentschädigung durch Gewährung eines Zusatzbetrages von monatlich 50 DM für alle nach 1948 heimgekehrten ehemaligen Kriegsgefangenen zu einem gerechten Abschluß zu bringen? Die Anregung, allen nach 1948 heimgekehrten ehemaligen Kriegsgefangenen einen Zusatzbetrag von monatlich 50,— DM je Gewahrsamsmonat zu gewähren, wurde schon im IV. Deutschen Bundestag erörtert. Bei der Beratung der 3. Novelle zum Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz hat sich der federführende Bundestagsausschuß für Kriegsopfer-und Heimkehrerfragen ausführlich damit befaßt. Er hat in seiner Mehrheit eine solche Regelung abgelehnt und dafür eine Verbesserung der Entschädigung durch progressive Steigerung der Entschädigungssätze um jeweils 20,— DM je Gewahrsamsmonat vom 5., 7., 9. bzw. 11. Gewahrsamsjahr — von 1947 an gerechnet — vorgeschlagen. Das Plenum ist diesem Vorschlag gefolgt. Inzwischen ist das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz im vergangenen Jahr noch einmal novelliert worden. Durch das Vierte Änderungsgesetz wurde die Heimkehrerstiftung ins Leben gerufen, die vom Bund mit 60 Mio DM ausgestattet wird. Die Hilfen, die diese Stiftung den Heimkehrern gewähren kann, orientieren sich ausschließlich an den Bedürfnissen des Einzelfalles. Sie sind allen ehemaligen Kriegsgefangenen ohne Rücksicht auf die Dauer der Gefangenschaft zugänglich, sofern sie für ihre wirtschaftliche Eingliederung noch einer Hilfe entweder in der Form einer Unterstützung oder eines Darlehens bedürfen; sie können diese Hilfen unabhängig davon erhalten, ob sie den im Gesetz für die sonstigen Leistungen festgelegten Wohnsitz- und Aufenthaltsstichtag erfüllen oder ob sie vor oder nach dem Entlassungsstichtag, dem 31. Dezember 1946, aus der Gefangenschaft heimkehrten oder ob sie die Kriegsgefangenenentschädigung erhalten haben oder nicht. Diese Regelung trägt den Charakter eines Abschlusses in sich und soll eine generelle Erhöhung der Entschädigungssätze entbehrlich machen. Deshalb hat auch die frühere Bundesregierung das Vierte Änderungsgesetz als Abschlußgesetz angesehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hansheinrich Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Geiger, ich darf noch einmal das bestätigen, was ich eben schon sagte: Durch das Zulagesystem ist die Sache natürlich auch interessanter geworden.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Ist ja noch gar nicht da!)

    — Ich stehe gern zu weiteren Zwischenfragen zur Verfügung.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich fortfahren! Ich habe seit der ersten sozialpolitischen Debatte im Rahmen der Regierungserklärung immer wieder feststellen müssen, daß seitens der Opposition zwar kritisiert wird, daß aber nicht ein einziges Mal eine Linie oder eine Konzeption aus der Opposition heraus — mit entsprechenden Prioritäten — den Vorstellungen der Bundesregierung und der sie tragenden Fraktionen entgegengestellt wurde.

    (Abg. Russe: Wie lange soll denn das noch gespielt werden?)

    Das einzige, was wir in den letzten Wochen und Monaten erlebt haben, war, daß Sie uns plötzlich mit Anträgen überschwemmen, die Sie noch in der letzten Legislaturperiode und auch in Koalition mit uns abgelehnt haben.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Ich erinnere nur an zwei Beispiele. Ich denke zunächst an die Verheiratetenklausel — jetzt ein Antrag aus Ihren Reihen, früher immer abgeschmiert. Ein weiteres Beispiel ist die Begünstigung sozialer Berufe. Eine sehr gute Sache! Jetzt kommt es. Als es in den vergangenen Jahren von einer anderen Seite des Hauses, nämlich von uns, kam, wurde es abgeschmiert. Da werden also jetzt plötzlich die Schubladen aufgemacht, und es wird jetzt das, was früher andere beantragt haben, aus der Opposition heraus — vorher abgelehnt — plötzlich beantragt.
    Das zweite, was wir immer wieder festgestellt haben, ganz besonders in den letzten Wochen, ist, daß Sie, weil im Rahmen der Krankenversicherungsreform bei Ihnen offenbar für eigene Überlegungen zuwenig Zeit oder zuwenig Lust bestand, das abgeschrieben haben, was diese Koalition in den Regierungserklärungen bereits für die Angestellten als richtig und notwendig niedergelegt hat. Genau das haben Sie abgeschrieben, sogar mit dem Prozentsatz, der zwischen den Koalitionsfraktionen dazu beschlossen wurde. Machen wir uns doch gar nichts vor: abgeschrieben, nichts anderes!

    (Abg. Dr. Schwörer: Sie sind Hellseher!)

    — Herr Kollege Schwörer, vielleicht lesen Sie einmal die Regierungserklärung und die Debatte dazu nach!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da steht von dem Prozentsatz nichts drin!)

    Lesen Sie einmal nach, was der Kollege Katzer damals dazu gesagt hat, ob er nämlich da das Problem der Angestelltenversicherungspflichtgrenze mit Dynamisierung und mit Arbeitgeberanteil angesprochen hat oder ob das seitens der Regierungsfraktionen und der Regierung der Fall war! Jetzt, wo dieser Vorschlag, diese Gesetzesinitiative das Kabinett passiert hatte und entsprechend der Gesetzeslage in Richtung Bundesrat lief, haben Sie plötzlich das gleiche eingebracht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Das wollte ich doch einmal ganz klar sagen.

    Das dritte, was mir immer wieder auffällt, ist, daß man so allmählich den Eindruck gewinnt — einiges wurde ja jetzt bei dem Disput mit dem Kollegen Seidel schon korrigiert —, daß an den mittelfristigen Finanzplanungen der letzten Jahre nie CDU/CSU-Minister erheblich beteiligt waren, daß die Fortschreibungen, die auch uns natürlich noch als ein gewisses Gepäck mitgegeben sind, von Ihnen in der Vergangenheit nie beeinflußt worden sind. Jetzt auf einmal kritisieren Sie, das müsse viel, viel mehr sein, Herr Kollege Krampe, das müsse stärker gesteigert werden.
    Sie haben die Kriegsopferversorgung angesprochen. Lassen Sie mich gleich etwas dazu sagen, und zwar etwas, was in diesem Haus schon einmal diskutiert wurde! Ich muß es trotzdem noch einmal sagen.

    (Abg. Dr. Götz: Das ist schon so oft gesagt worden, daß ich es auswendig kann!)

    — Entschuldigen Sie, Herr Kollege Götz, wenn Sie immer wieder den zweiprozentigen Rentnerkrankenversicherungsbeitrag ansprechen, dann werden wir das wiederholen, was vorher manchesmal von den von Ihnen gestellten Ministern — —

    (Abg. Dr. Götz: Also fangen wir an! Ich gebe Ihnen ein Stichwort!)

    — Gut. — Was hat der Kollege Krampe gesagt, ich hätte es mir nicht aufgeschrieben? Ich hatte es gar nicht vor, darüber zusprechen, wenn es nicht gekommen wäre.
    Ich stelle hier nur folgendes fest. Man sollte die Kriegsopferversorgungs-Entscheidung dieser Bundesregierung, dieser Regierungsfraktionen —eine Entscheidung, die Sie im Endeffekt ja mitgetragen haben, Herr Kollege Götz, aber nach langen Debatten und nach langen Diskursen — nicht wieder bezüglich einiger Dinge kritisieren, die wir daran noch korrigieren wollen. Man weiß — ich nehme nur drei Zahlen, die anderen hebe ich mir auf —, daß im vorigen Jahr die Vorschläge für die Weiterschreibung der Kriegsopferversorgungsmittel durch den damals zuständigen Minister, Herrn Katzer, mit 15 % Anhebung festgelegt wurden, daß sie durch den der Opposition jetzt angehörenden früheren Finanzminister auf 12 % zusammengestrichen wurden, vier Tage vor der Bundestagswahl dann auf 20 % plötzlich noch erhöht wurden. Das möchte ich nur noch einmal feststellen. Alle diese Vorstellungen hätten im Volumen nicht das erreicht, was durch die Dynamisierung und die jährliche Anpassung an



    Fortschreibungsnotwendigkeiten für die Kriegsopferversorgung jetzt .einfach durch unsere Beschlüsse festgelegt warden ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die einzelnen Zahlen will ich mir schenken; ich bin gar nicht so sehr für die Wiederholung. Aber wenn Sie immer wieder auf Dingen herumreiten, die nicht ganz den Tatsachen entsprechen — Herr Kollege Götz, ich meine Sie jetzt nicht persönlich —, wenn das immer wieder hier kommt, muß man die Zusammenhänge ebenso oft deutlich machen, damit die Öffentlichkeit sie richtig sieht.
    Lassen Sie mich noch wenige Sachbemerkungen zu diesem Haushalt, zu diesem Ressort machen. Wir Freien Demokraten sind der Meinung, daß nicht nur die finanzielle Gestaltung in diesem Ressort im Rahmen des Möglichen gut ist, sondern daß sich einigePrioritäten einfach aus dem ergeben haben, was an Gesetzesmaßnahmen bereits verabschiedet oder in der Erarbeitung ist; auch das hat sich in diesem Haushalt positiv ausgewirkt. Von der Kriegsopferversorgung habe ich bereits gesprochen.
    Als zweites lassen Sie mich noch wenige Sätze zum Vermögensbildungsgesetz sagen. Ich möchte
    — ich glaube, der KollegeSeidel ist mir nicht böse
    — eine Korrektur hier anbringen, die wir im Ausschuß vorgenommen haben, die er vielleicht noch nicht wußte. Ich will das gleich hier korrigieren, sonst macht es die Opposition nachher.

    (Zuruf von der SPD: Das hätten die gar nicht gemerkt! — Gegenrufe von der CDU/CSU.)

    Wir haben den Betrag von 936 Mark beim dritten und vierten Kind gemeinsam dahingehend geändert, daß vom dritten und vierten Kind an eine 40%ige Zulage gewährt wird, aber auch nur auf 624 DM. Ich möchte das hier gleich klarstellen, damit nicht versucht wird, daraus in irgendeiner Form etwas herzuleiten.
    Es wurde von sozialer Gerechtigkeit bei der Vermögensbildung gesprochen bzw. es wurde kritisiert „Mehr soziale Gerechtigkeit". Was ist wohl sozial gerechter als das von dieser Bundesregierung, von den Regierungsfraktionen in das Gesetz hineingetragene Zulagensystem mit Abbau all der vorher vorhandenen Unzulänglichkeiten für die Rentenberechnung und dergleichen mehr?

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich glaube, hier ist ein sozial gerechterer Pflock eingeschlagen worden. Das sollte man dann auch anerkennen — zumal Sie ja dem Gesetz am Ende zugestimmt haben — und nicht von sozialer Ungerechtigkeit in diesem Haushalt sprechen.
    Lassen Sie mich zum Schluß — ,auch ich will mich kurz fassen; wir wollen ja noch andere Haushalte verabschieden — noch einen Sachbereich kurz streifen, der vielleicht kein großes finanzielles Volumen im Haushalt beinhaltet, der aber für uns Freie Demokraten sachlich von großer Bedeutung ist. Das sind die Mittel, die eingesetzt sind für das Sozialgesetzbuch, für das Arbeitsgesetzbuch, für die
    Durchforstung und damit das Klarermachen unserer sozialen Gesetzgebung. Ich sehe das auch als eine wesentliche Maßnahme in Richtung einer größeren sozialen Gerechtigkeit an. Dann weiß nämlich der ,einzelne viel besser, wie er in den Dingen dran ist, als das heute zum Teil der Fall ist. Denken Sie nur an die Probleme, die wir mit Rentennachberechnungen und dergleichen mehr haben, weil einfach die Gesetze so verklammert, so wenig überschaubar sind. Wenn wir hier die Sozialgesetzgebung durchforsten und dafür Mittel einsetzen, ist das, glaube ich, auch ein sehr wichtiger Markstein für eine gerechtere soziale Gestaltung unserer gesamten Gesellschaftsordnung.
    Auf Grund all dieser Bemerkungen, auf Grund der sachlichen und sowohl quantitativ als auch qualitativ guten Streuung der Mittel und auf Grund der Prioritätensetzung in diesem Haushalt werden wir Freien Demokraten diesem Haushalt unsere Stimme geben. Wir stehen voll hinter diesem Haushalt. Wir danken dem Bundesarbeitsminister und seinen Herren für die in den letzten Monaten geleistete Arbeit. Wir danken ihm auch dafür, daß es möglich war, im Haushalt in gemeinsamer Arbeit, in sozial-liberaler Überlegung schon manche Weichen für die Zukunft zu stellen.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, wir können es eigentlich nicht verstehen, daß Sie sich bei diesem Haushalt der Stimme enthalten wollen. Aber das ist Ihre Sache. Sie müssen es sich überlegen ,ob das gerade bei diesem Haushalt ein verantwortliches Handeln von Ihrer Seite darstellt, nachdem Sie keine anderen Prioritäten gesetzt haben, nachdem Sie keine echten sozialen Ungerechtigkeiten nachweisen konnten, wie Sie es gern getan hätten, und nachdem sich, wie Sie ja selbst behaupten, der größte Teil natürlich auch aus dem Gewachsenen der Vergangenheit weiterentwickelt hat. Wir werden dem Haushalt jedenfalls zustimmen. Ihre Entscheidung müssen Sie sich selbst überlegen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, ein Wort zur Geschäftslage. Jetzt wird Herr Bundesminister Arendt für 15 Minuten sprechen. Zunächst liegen noch keine weiteren Wortmeldungen vor. Es sieht also fast so aus, als gelänge es, über diesen Einzelplan gegen 20 Uhr abzustimmen. Es folgt dann der Einzelplan 15.
Das Wort hat der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Herr Arendt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Walter Arendt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei den Haushaltsdebatten der letzten Jahre waren die herausragenden Kennzeichen die große Sorge über das Ungleichgewicht des Gesamtetats und das Bemühen um die Stabilität der Bundesfinanzen. Dabei stand der Einzelplan des Bundesarbeitsministeriums im Mittelpunkt der Diskussion.



    Bundesminister Arendt
    Das Haushaltssicherungsgesetz aus dem Jahre 1966, das Finanzplanungsgesetz aus dem Jahre 1967 und das Finanzänderungsgesetz für die Jahre 1968 bis 1971 fixierten nicht nur finanzpolitisch wichtige Stationen; diese Gesetze sind zum Teil sozialpolitisch einschneidende Maßnahmen gewesen. Sie kennzeichneten einen Rückzug des Bundes aus der Finanzierung sozialer Leistungen. Das wird an dem gesunkenen Anteil des Einzelplans 11 am Gesamthaushalt des Bundes in der alten Finanzplanung deutlich.
    Meine Damen und Herren, diese Sorgen sind gebannt. In dem von mir zu vertretenden Haushalt haben wir den notwendigen Ausgleich wiederhergestellt. Im Jahre 1970 entfallen nahezu 21 % der Gesamtausgaben des Bundes auf den Einzelplan 11. Damit liegt er nicht unerheblich über dem Plafond in der alten Finanzplanung; darin war nur ein Anteil von 19,7 % vorgesehen. Auch der Zuwachs des Einzelplanes gegenüber 1969 liegt mit 8,2 % deutlich über der Zuwachsrate in Höhe von 1% in der alten Finanzplanung. Im Jahre 1972 wird der Einzelplan 11 nach der neuen Finanzplanung der größte Einzelhaushalt des Bundes — noch vor dem Verteidigungsetat — sein. Hier wird deutlich, daß es dieser Bundesregierung ernst damit ist, wenn sie entsprechend der Regierungserklärung des Herrn Bundeskanzlers mehr soziale Gerechtigkeit ankündigt.
    Mir liegt daran, die finanziellen Größenordnungen im Sozialhaushalt in zwei Schwerpunkte zu gliedern.
    Erstens: Der Einzelplan 11 wird zu über 95 % » durch gesetzlich festgelegte Ausgaben bestimmt. Sie sind überwiegend Kriegsfolgelasten. Fast zwei Drittel der Gesamtausgaben in Höhe von 18,7 Milliarden DM haben ihren Ursprung und ihre sozialpolitische Rechtfertigung in den Auswirkungen des zweiten Weltkrieges. Das trifft für einen wesentlichen Teil der Bundeszuschüsse an die Rentenversicherungen und für die Aufwendungen für die Kriegsopfer zu. Allein diese beiden Blöcke machen über 10 Milliarden DM aus.
    Zweitens: Neben den gesetzlich festgelegten Ausgaben enthält dieser Haushalt vergleichsweise bescheidene Mittel, die jedoch wegen ihrer Zielsetzung keine geringere Aufmerksamkeit verdienen.
    Mit der Regierungserklärung hat sich die Bundesregierung auf das Ziel einer größeren sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Der erste Schritt auf diesem Wege — überhaupt das erste Gesetz, das die neue Bundesregierung dem Hohen Hause vorgelegt hat — war das Erste Anpassungsgesetz in der Kriegsopferversorgung. Zum erstenmal seit 1967 ist die Versorgung der Kriegsopfer linear und strukturell vom 1. Januar 1970 an wesentlich verbessert worden. Der Haushalt 1970 enthält die für diese Verbesserung notwendigen Mittel, von denen der überwiegende Teil für die Verbesserung der Witwenrenten benötigt wird. Und wenn Herr Kollege Krampe davon spricht, daß eine Anrechnung der Grundrechte auf den Schadensausgleich erfolgt, dann ist das sicherlich keine neue Entdeckung; denn das gibt es schon seit dem Jahre 1964.

    (Zuruf von der SPD: Leider wahr!)

    Insgesamt stellte der diesjährige Haushalt für die Kriegsopferversorgung 6,7 Milliarden DM bereit. Hinzu treten die Leistungen für die Kriegsopferfürsorge und Fahrgelderstattungen in Höhe von 467 Millionen DM, die bisher im Einzelplan des Bundesinnenministers etatisiert waren.
    Das erste Anpassungsgesetz stellte für die Versorgung der Kriegsopfer außerdem eine entscheidende Weiche. § 56 des Bundesversorgungsgesetzes bestimmt die jährliche Anpassung der Kriegsopfer-renten. Die Leistungen der Kriegsopferversorgung werden wie die Bestandsrenten in der gesetzlichen Rentenversicherung mit der Entwicklung der Löhne und Gehälter erhöht. Diese Dynamisierung gewährleistet für die Zukunft, daß die Kriegsopfer den Anschluß an die wirtschaftliche Entwicklung behalten. Sie brauchen nicht — wie in der Vergangenheit — um die Erhöhung und Anpassung ihrer Renten mit Schweigemärschen oder anderen spektakulären Aktionen zu demonstrieren. Gleichzeitig ermöglicht das Rentenkapitalisierungsgesetz erstmals seit langem wieder ausreichende Mittel für Kapitalabfindungen in der Kriegsopferversorgung bei größtmöglicher Schonung des Bundeshaushalts.
    Über die großen Blöcke gesetzlich festgelegter Ausgaben hinaus bleibt im Einzelplan 11 für das Haushaltsjahr 1970 ein relativ begrenzter Gestaltungsraum frei. Aber es wäre falsch, die sozialpolitische Wirksamkeit einer Vielzahl von Vorhaben, die innerhalb dieses Freiraums finanziert werden sollen, am Maßstab der Milliardenzahlen im gesetzlich fixierten Teil des Sozialhaushalts zu messen. Lassen Sie mich in aller Kürze einige Programme nennen:
    Erstens. Im April dieses Jahres hat die Bundesregierung ein Aktionsprogramm zur Förderung der Rehabilitation der Behinderten vorgelegt. Dieses Programm wendet sich an 4 Millionen Behinderte in der Bundesrepublik, unter ihnen 1,6 Millionen Männer und Frauen, die vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind und vorwiegend von Renten und anderen Sozialleistungen leben. Abstimmungsgespräche mit den Ländern und der Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation in den letzten Monaten lassen auf einen Bedarf von 14 000 Rehabilitationsplätzen allein für Erwachene schließen. Davon sind nur 7000 vorhanden und zum Teil noch erheblich modernisierungsbedürftig. Natürlich schmerzt es, wenn von den angeforderten 20 Millionen DM 5 Millionen DM unter die konjunkturbedingten Haushaltskürzungen gefallen sind. Ich möchte aber dennoch dem Haushaltsausschuß recht herzlich Dank sagen, daß er der Erhöhung der Mittel für die Rehabilitation zugestimmt hat.
    Zweitens sind in diesem Haushalt neu Ansätze für den Bundesausschuß für Berufsbildungsforschung und für das Bundesinstitut für Berufsbildungsforschung in Berlin enthalten. Mit diesen Institutionen haben wir künftig Instrumente für eine fortschrittliche Bildungspolitik in der Hand, die uns helfen werden, die vielschichtigen Probleme des modernen Arbeitslebens zu lösen.



    Bundesminister Arendt
    Drittens. Ähnlich bedeutsam sind die erstmalig bereitgestellten Mittel zur Erforschung der sozialen Auswirkungen des technischen Fortschritts und des Strukturwandels. Auch diese Mittel, die wir gemeinsam mit dem „Arbeitskreis Automation" einsetzen werden, sind für die weitere Entwicklung außerordentlich wichtig. Die Bundesregierung wird zu diesem Problem in Kürze weitere konstruktive Vorstellungen entwickeln.
    Viertens wird dieser Haushalt auch die finanziellen Mittel bereitstellen, um Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz wirksam auszubauen. Jährlich verursachen über zwei Millionen gemeldete Arbeitsunfälle und die Verkehrsunfälle Kasten von 20 Milliarden DM.
    Diese Zahlen zeigen ganz eindeutig, daß wir auf diesem Sektor mehr tun müssen. Eine Voraussetzung dafür ist der Ausbau des Bundesinstituts für Arbeitsschutz zu einer Bundesanstalt für Unfallforschung und Arbeitnehmerschutz. Da geht es nicht nur um die Sitzverlegung. Wir beabsichtigen eine grundsätzliche Neuorganisation, bessere personelle und sachliche Ausstattung und natürlich die Verlegung des Instituts an einen neuen Standort, der mit der Nähe zur Praxis und zur Wissenschaft optimale Bedingungen bietet.
    Fünftens sind über den Ergänzungshaushalt die Ansätze nachgeschoben, die uns die Bildung von drei sozialpolitisch besonders wichtigen Kommissionen ermöglichen: die Kommission zur Weiterentwicklung der Krankenversicherung, die Kommission zur Vorbereitung eines Sozialgesetzbuches und die Kommission für die Kodifikation und Modernisierung des Arbeitsrechts.
    Wenn Sie fragen, was „größere soziale Gerechtigkeit" im einzelnen bedeutet, dann möchte ich Ihnen das nur an einem Beispiel erläutern. Wenn es uns gelingt, für jeden Versicherten eine Versichertennummer auszugeben und den jährlichen Kontoauszug Wirklichkeit werden zu lassen, bedeutet das, daß die Zahl der Sozialgerichtsprozesse, bei denen Menschen jahrelang auf die Entscheidung über ihre Ansprüche warten müssen, der Vergangenheit angehören.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Der Versicherte wird regelmäßig Lücken in seiner Versicherungszeit feststellen können, und er wird noch während seines Erwerbslebens die Voraussetzungen für das Schließen dieser Lücken schaffen können.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch ein paar allgemeine Bemerkungen machen. Wenn Sie einen Blick auf das Gesamtgeschehen im sozialen Bereich der Bundesrepublik werfen, ergibt sich, daß Sie mit dem Einzelplan 11 aus diesem Panorama etwa einen Ausschnitt von einem Sechstel sehen.
    Die Totaldarstellung der Sozialfinanzen gibt das Sozialbudget in neuer Form und mit verbesserter Aussagefähigkeit wieder. Dieses Hohe Haus hat das Sozialbudget und den Sozialbericht im Mai 1970 diskutiert. Ich erlaube mir, die wesentlichsten Ergebnisse des Sozialbudgets an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen, insbesondere weil sie auch von der Opposition nicht entkräftet werden konnten.
    Dieses Sozialbudget kommt zu dem Ergebnis, daß erstens die sozialen Leistungen nicht das wirtschaftliche Wachstum beeinträchtigen, zweitens die sozialen Leistungen an die Bürger der Bundesrepublik voll gesichert sind, drittens der sozialpolitische Gestaltungsraum größer ist als bisher angenommen und viertens weiteres Wirtschaftswachstum einen Ausbau des Sozialsystems zulassen wird.
    Ich hätte mich sehr gewundert, wenn Herr Krampe nicht auch bei dieser Gelegenheit die Frage nach der Priorität gestellt hätte. Solche Fragen, meine Damen und Herren von der Opposition, klingen so, als habe Ihre Fraktion die Sozialpolitik in Erbpacht genommen. Solche Fragen klingen, als halte diese Bundesregierung sich widerrechtlich im Bereich der Sozialpolitik auf. Sie wissen, wir alle wissen, wie groß die Macht der Gewohnheit ist. Ich kann gut verstehen, daß eine Fraktion nach 20 Jahren ununterbrochener Verwaltung der Sozialpolitik länger als einige Monate braucht, sich an den neuen Zustand zu gewöhnen. Aber Sie werden sich daran gewöhnen müssen, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Manchmal allerdings erinnern Sie mich an den Boxer, der nach Amerika fuhr. Als er in New York ankam, wurde er gefragt, was er von Hollywood halte. Da sagte er: Den kenne ich nicht, aber ich denke, ich werde ihn in der zweiten Runde k.o. schlagen. So ungefähr machen Sie es mit der Priorität.

    (Abg. Russe: Aber, Herr Minister, was Sie jetzt vortragen, ist unter Ihrem Niveau!)

    — Herr Kollege Russe, wer zwischen Berufsbildung und Rehabilitation, wer zwischen Unfallforschung und Vermögensstatistik, wer zwischen Weiterentwicklung der Krankenversicherung und Öffnung der Rentenversicherung nach einem Prioritätenkalender sucht, hat das sozialpolitische Grundproblem der Bundesrepublik im Jahre 1970 mißverstanden! Gesellschaftliche und insbesondere sozialpolitische Tatbestände haben untereinander einen festen Zusammenhang. Handlungen wie Unterlassungen in einzelnen Bereichen wirken in anderen Bereichen weiter. Deshalb richtet diese Bundesregierung ihre Aufmerksamkeit nicht nur auf bestimmte Sachgebiete, sondern sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf das Ganze. Und dieses Ganze, meine Damen und Herren, heißt für uns: größere und mehr soziale Gerechtigkeit!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)