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ID0605520700

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    Deutscher Bundestag 55. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . 2819 A Amtliche Mitteilungen 2819 A Fragestunde (Drucksachen VI/869, VI/881) Fragen der Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern), Reddemann und Breidbach: Pressemeldung betr. Einziehung des Eigentums der DDR-Flüchtlinge Herold, Parlamentarischer Staatssekretär . 2819 C, 2820 A, B, C, D, 2821 A, B, C, D, 2822 A, B Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 2820 A, 2821 A, B Breidbach (CDU/CSU) . . . . . 2820 B, 2821 C, 2822 A, B Steiner (CDU/CSU) 2820 C Dr. Klepsch (CDU/CSU) 2820 D, 2821 C Reddemann (CDU/CSU) . 2820 D, 2821 D Dr. Giulini (CDU/CSU) . . . . . 2821 C von Hassel, Präsident 2819 A, B, 2821 A, D Fragen des Abg. Vogel: Erhöhung der Erbschaft- und Vermögensteuer — Abhängigkeit des Rechtes auf Eigentum von den politischen Mehrheitsverhältnissen Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2822 C, D, 2823 A, B, C Vogel (CDU/CSU) . . 2822 D, 2823 A, B Fragen des Abg. Krammig: Vereinheitlichung des Grunderwerb-und Feuerschutzsteuerrechts Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 2823 D, 2824 A Krammig (CDU/CSU) 2823 D Fragen des Abg. Dr. Pohle: Berücksichtigung der sog. Verbringensfälle in dem Erlaß des Bundesfinanzministeriums vom 19. Dezember 1969 Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 2824 B, C, 2825 A Dr. Pohle (CDU/CSU) . 2824 C, D, 2825 A Fragen des Abg. Meister: Erhöhung der Steuerausgleichsabgabesätze für westdeutsche und Westberliner Transportunternehmen seitens der DDR Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 2825 A, B, C, D, 2826 A, B, C Meister (CDU/CSU) . 2825 B, 2826 A II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 2825 C, 2826 A Wohlrabe (CDU/CSU) . . 2825 C, 2826 C Reddemann (CDU/CSU) . . . . 2826 B Frage des Abg. Fellermaier: Schaden des Bundes im Landshuter Komplex des sog. süddeutschen Getreideskandals . . . . . . . . . 2826 D Frage des Abg. Dr. Jungmann: Umsatzsteuerpflicht der Praxis- und Apparategemeinschaften von Arzten Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2827 A, B, C Dr Jungmann (CDU/CSU) . . . 2827 B, C Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen: Steuer für französischen Schaumwein 2827 D Fragen des Abg. Dr. Hauser (Sasbach): Einfuhr von nicht verkehrsfähigen ausländischen Schaumweinen Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . 2828 A, B, C 2829 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 2828 B, D, 2829 A Fragen des Abg. Burger: Entschädigung für im Dritten Reich zwangsweise sterilisierte Menschen . . 2829 B Frage des Abg. Pieroth: Gewährung steuerlich begünstigter Essenzuschüsse für Arbeitnehmer Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2829 B, D Pieroth (CDU/CSU) 2829 C, D Frage des Abg. Pieroth: Freibeträge für nach dem 31. August geborene Kinder Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 2830 A Frage des Abg. Dasch: Verhinderung der illegalen Einfuhr von Rauschgift Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 2830 B, D, 2831 A Dasch (CDU/CSU) . . . 2830 C, 2831 A Josten (CDU/CSU) 2830 D Frage des Abg. Dr. Gleissner: Verbot des Verkaufs von Einwegflaschen für Bier und Erfrischungsgetränke Genscher, Bundesminister . . . 2831 B, D Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . . . 2831 C Frage des Abg. Dr. Gleissner: Einrichtung von Teststationen zur Kontrolle der Auspuffgase von Kraftwagen Genscher, Bundesminister . . . . 2831 D Frage des Abg. Härzschel: Beibehaltung der Ortsklassen in Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes Genscher, Bundesminister 2832 A, B, C, D Härzschel (CDU/CSU) 2832 B, C Dasch (CDU/CSU) 2832 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 2832 D Frage des Abg. Bay: Anerkennung einer Bescheinigung der nach dem Häftlingshilfegesetz zuständigen Behörde Genscher, Bundesminister . . . 2833 A Beratung des Nachtrags zum Jahreswirtschaftsbericht 1970 der Bundesregierung (Drucksache VI/850) in Verbindung mit Beratung des Sondergutachtens des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung „Zur Konjunkturlage im Frühjahr 1970" (Drucksache VI/773), mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Konjunkturpolitik (Drucksachen VI/714, VI/847) und mit Antrag betr. Konjunkturpolitik der Bundesregierung (Abg. Dr. Müller-Hermann, Dr. Stoltenberg und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache VI/511) Dr. Schiller, Bundesminister . . . 2833 B, 2870 C Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) . . . 2838 C Lenders (SPD) 2845 D Kienbaum (FDP) 2851 D Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Bundesminister . . . . . . . 2854 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 2859 A Dr. Schachtschabel (SPD) . . . . 2864 D Kirst (FDP) 2868 D Höcherl (CDU/CSU) 2875 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 III Kater (SPD) 2879 C Dr. Luda (CDU/CSU) 2882 B Frehsee (SPD) . . . . . . . 2885 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Absatzfondsgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache VI/877) — Erste Beratung — 2885 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Hauhaltsjahr 1970 (Haushaltsgesetz 1970) (Drucksachen V1/300, zu W300, VI/580, zu VI/580) ; Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — 2885 C Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache VI/820) . . . 2885 C Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache VI/821) von Hassel, Präsident des Deutschen Bundestages 2885 D Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache VI/822) 2887 C Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksachen VI/827, VI/854) Leicht (CDU/CSU) . 2888 A Seidel (SPD) 2894 A Kirst (FDP) 2897 D Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Bundesminister 2899 C Bremer (CDU/CSU) 2904 D Raffert (SPD) . . . . . . . 2905 B Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen VI/824, VI/854) Prinz zu Sayn-WittgensteinHohenstein (CDU/CSU) 2908 A, 2914 A Scheel, Bundesminister 2910 A Hermsdorf (Cuxhaven) (SPD) . . 2914 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache VI/826) Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 2914 C Hirsch (SPD) . . . . . . . . . 2916 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 2919 C Jahn, Bundesminister 2921 A Hauser (Bad Godesberg) (CDU/CSU) 2923 A Dr. Tamblé (SPD) 2924 A Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen VI/830, VI/854) Krampe (CDU/CSU) 2924 C Seidel (SPD) 2926 D Schmidt (Kempten) (FDP) 2929 A Arendt, Bundesminister 2931 A Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksachen VI/834, VI/854) Baier (CDU/CSU) 2934 B Rollmann (CDU/CSU) 2935 D Hauck (SPD) 2938 D Schmidt (Kempten) (FDP) . . . 2940 D Prinz zu Sayn-WittgensteinHohenstein (CDU/CSU) . . . . 2941 D Dr. Schmidt (Krefeld) (SPD) . . . . 2943 B Frau Strobel, Bundesminister . . . 2944 A Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache VI/835) . . . . . . . . 2948 C Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Druck- sache VI/836) 2948 D Nächste Sitzung 2948 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2929 Anlagen 2 bis 7 Änderungsanträge Umdrucke 29, 35, 36, 41 bis 43 zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970 (Drucksachen VI/300, VI/580, VI/824, VI/826, VI/827, VI/830, VI/834, VI/854) 2929 B Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Müller (Niederfischbach) betr. Zuständigkeit der Ortsgerichte für die öffentliche Beglaubigung 2950 C Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau Klee betr. Übereinkommen des Europarates über die Adoption von Kindern 2950 D Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen betr. strafrechtliche Konsequenzen aus den Ausschreitungen am 9. Mai 1970 in Berlin 2951 A Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Peters (Poppenbüll) betr. IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Zusagen an die Landwirtschaft in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 2951 C Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. von Bockelberg betr Höhe des Sonderausgabenpauschbetrages für Arbeitnehmer 2952 A Anlage 13 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Würtz betr. Verminderung der Steuerlastquote des Bundeswehr-Sozialwerks . . . . . . . . . 2952 B Anlage 14 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus betr. Freibeträge für Kinder über das 27. Lebensjahr hinaus 2952 D Anlage 15 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Strauß betr. Bekanntgabe der Mehranforderung der Ressorts für den Finanzplan 1970 bis 1974 und der sonstigen Ausgaberisiken 2953 A Anlage 16 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Schwörer betr. Steuerharmonisierung innerhalb der EWG 2953 A Anlage 17 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Slotta betr. zusätzliche Kriegsgefangenenentschädigung für alle nach 1948 Heimgekehrten 2953 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 2819 55. Sitzung Bonn, den 3. Juni 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Ahrens * 4. 6. Alber * 4. 6. Amrehn * 4. 6. Bals * 4. 6. Bauer (Würzburg)* 4. 6. Berberich 5. 6. Dr. Birrenbach 8. 6. Blumenfeld * 4. 6. Frau Dr. Diemer-Nicolaus * 4. 6. Draeger * 4. 6. Dr. Erhard 7. 6. Fritsch * 4. 6. Dr. Furler* 4. 6. Frau Herklotz * 4. 6. Dr. Hermesdorf (Sehleiden) * 4. 6. Heyen 6. 6. Hösl * 4. 6. Katzer 5. 6. Dr. Kempfler * 4. 6. Frau Klee * 4. 6. Kleinert 3. 6. Dr. Lohmer 15. 6. Dr. Martin 5. 6. Dr. Meinecke (Hamburg) 3. 6. Dr. Müller (München) * 4. 6. Müller (Remscheid) 6. 6. Pfeifer 4. 6. Pöhler * 4. 6. Rasner 3. 6. Richter * 4. 6. Dr. Rinderspacher * 4. 6. Roser * 4. 6. Dr. Rutschke * 4. 6. Schmidt (Würgendorf) * 4. 6. Dr. Schmücker* 4. 6. Dr. Schulz (Berlin) * 4. 6. Sieglerschmidt* 3. 6. Frau Dr. Walz * 4. 6. Zebisch 3. 6. Zoglmann 5. 6. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Umdruck 29 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen - Drucksachen VI/300, VI/580, VI/827, VI/854 -. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 08 02 - Allgemeine Bewilligungen - (Verwaltungshaushalt) Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Ansatz bei Tit. 531 01 - Öffentlichkeitsarbeit - wird für die Haushaltsjahre 1970 und 1971 von je 500 000 DM auf je 250 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 3 Umdruck 35 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes - Drucksachen VI/300, VI/580, VI/824, VI/854 -. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 05 01 - Auswärtiges Amt - (Verwaltungshaushalt) 1. Der Ansatz bei Tit. 453 01 - Trennungsgeld, Trennungsbeihilfen, Mietersatz, Fahrkostenzuschüsse sowie Umzugskostenvergütungen und Umzugskostenbeihilfen - wird für das Haushaltsjahr 1970 um 1 500 000 DM auf 16 700 000 DM gekürzt. 2. Der Ansatz bei Tit. 526 05 - Kosten für Sonderaufträge auf dem Gebiete der Verwaltung und der politischen Planung wird für 1970 um 100 000 DM auf 320 000 DM. für 1971 um 100 000 DM auf 520 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 4 Umdruck 36 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz Drucksachen VI/300, VI/580, VI/826 --. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 07 01 (Verwaltungshaushalt) 1. Der Ansatz bei Lt. 531 01 -- Unterrichtung der Bevölkerung über Maßnahmen auf dem Gebiet des Rechtswesens - wird für 1970 um 125 000 DM auf 75 000 DM gekürzt. 2. Der Ansatz bei Tit. 53101 wird für 1971 um 175 000 DM auf 75 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion 2950 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Anlage 5 Umdruck 41 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen VI/300, VI/580, 1111830, VI/854 —. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 02 — Allgemeine Bewilligungen —(Verwaltungshaushalt) Der Ansatz bei Tit. 531 01 — Aufklärungsmaßzur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 15 Geschäftsbereich jahre 1970 und 1971 um je 300 000 DM auf 600 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 6 Umdruck 42 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen VI/300, VI/580, VI/834, VI/854 —. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 15 02 — Allgemeine Bewilligung — (Verwaltungshaushalt) Der Ansatz bei Tit. 53102 — Gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung — wird im Jahr 1970 um 100 000 DM auf 2 500 000 DM und im Jahr 1971 um 180 000 DM auf 2 600 000 DM gekürzt. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 7 Umdruck 43 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1970; hier: Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen VI/300, VI/580, VI/834, V1/854 —. Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 15 02 — Allgemeine Bewilligungen — (Verwaltungshaushalt) 1. Der Ansatz bei Tit. 531 01 — Kosten des Informationswesens — wird für 1970 und 1971 um 30 000 DM auf 250 000 DM gekürzt. 2. Der Ansatz bei Tit. 531 02 — Gesundheitliche Aufklärung der Bevölkerung — wird um 20 000 DM auf 2 580 000 DM für 1970 und auf 2 760 000 DM für 1971 gekürzt. Zu Kap. 15 01 — Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit — (Finanzhaushalt) 1. Der Ansatz bei Tit. 684 03 — Zuschüsse für zentrale Maßnahmen der Ehevorbereitung und Elternbildung (Familienbildung) sowie der Ehe-und Elternberatung wird um 50 000 DM auf 1 600 000 DM erhöht. Bonn, den 3. Juni 1970 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 2. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Müller (Niederfischbach) (Drucksache 1/1/809 Frage A 14) : Ist die Bundesregierung bereit, die Zuständigkeit der Orts geriete soweit wieder herzustellen, daß schriftliche Beglaubigungen in Grundbuchangelegenheiten wieder durch die Ortsgerichte vorgenommen werden können? In Ihrer Anfrage gehen Sie zutreffend davon aus, daß durch das im letzten Jahr verabschiedete Beurkundungsgesetz die bisherigen Zuständigkeiten der Ortsgerichte für die öffentliche Beglaubigung beseitigt worden sind. Das Beurkundungsgesetz enthält jedoch in § 63 eine Vorschrift, wonach die Länder befugt sind, durch Gesetz die Zuständigkeit für die öffentliche Beglaubigung von Abschriften und Unterschriften anderen Personen oder Stellen, d. h. Personen oder Stellen, die nicht Notare sind, zu übertragen. Seitens des Bundes steht daher nichts entgegen, die Zuständigkeit der Ortsgerichte für öffentliche Beglaubigungen wiederherzustellen. In Hessen ist dies m. W. bereits geschehen. Auch in Rheinland-Pfalz ist beabsichtigt, den Ortsgerichten die frühere Zuständigkeit für die öffentliche Beglaubigung wieder einzuräumen (Landtag Rheinland-Pfalz, Drucksache VI/1889). Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 2. Juni 1970 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Klee (Drucksache VI/809 Frage A 16) : Bis wann kann mit der Vorlage der Ratifizierungsgesetze der Europäischen Konvention über die Adoption von Kindern an die gesetzgebenden Körperschaften gerechnet werden? Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 2951 Das Übereinkommen des Europarates über die Adoption von Kindern ist am 24. April 1967 für die Bundesrepublik unterzeichnet worden. Die Bundesregierung empfiehlt die Ratifikation dieses Übereinkommens und beabsichtigt, einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Die Ratifikation des Üereinkommens macht jedoch die gleichzeitige Anpassung des innerdeutschen Adoptionsrecht an das Übereinkommen notwendig. Die Vorarbeiten hierzu sind im Bundesjustizministerium bereits aufgenommen worden. Die Arbeiten haben sich aber wegen der vordringlichen Neuordnung des Nichtehelichenrechts verzögert. Sie müssen wegen der ebenfalls vordringlichen Reform des Eherechts sowie des elterlichen Sorgerechts noch weiter zurückgestellt werden. Wann den gesetzgebenden Körperschaften ein Gesetzentwurf vorgelegt werden kann, läßt sich noch nicht übersehen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 2. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (Drucksache -vi9 Frage A 17): Ist die Bundesregierung bereit, sobald die Ergebnisse der Ermittlungen über die Ausschreitungen am 9. Mai 1970 in Berlin es ermoglich, mitzuteilen, welche strafrechtlichen Konsequenzen sicharaus ergeben? Was die Konsequenzen für diejenigen angeht, die sich an den Ausschreitungen am 9. Mai 1970 in Berlin beteiligt haben, so ist die strafrechtliche Würdigung der Vorgänge vom 9. Mai 1970 Sache der Berliner Justizorgane. Die Bundesregierung ist bemüht, sich über die genannten Vorgänge ebenso wie über andere Ausschreitungen umfassend zu unterrichten; sie ist hierbei auf die Berichte der zuständigen Landesbehörden angewiesen. Die Bundesregierung wird auf Grund der eingegangenen Informationen die Frage prüfen, ob und in welcher Richtung gesetzgeberische Maßnahmen notwendig sind. Von den Ergebnissen einer solchen Prüfung wird sie auf Anfrage selbstverständlich Mitteilung machen. Bei den Ereignissen vom 9. Mai 1970 ist es der Polizei gelungen, eine nicht unerhebliche Zahl von Gewalttätern zu identifizieren. Wer sich an Gewalttätigkeiten, die aus einer Menschenmenge begangen werden, als Täter oder Teilnehmer beteiligt, ist auch nach dem am 22. Mai 1970 in Kraft getretenen neuen Strafrecht (Drittes Gesetz zur Reform des Strafrechts vom 20. Mai 1970 — Bundesgesetzbl. I S. 505 —) wegen Landfriedensbruch zu bestrafen: dasselbe gilt für denjenigen, der auf die Menge einwirkt, um deren Neigung zu Gewalttätigkeiten zu fördern. Eine Gewalttätigkeit begeht u. a. der Steinwerfer; die Anwendbarkeit der neuen Landfriedensbruchsvorschrift setzt nicht voraus, daß der vom Täter geworfene Stein sein Ziel getroffen hat. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers Ertl vom 26. Mai 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Peters (Poppenbüll) (Drucksache 1/1/809 Frage A 44) : Welche ,,Abstriche von Zusagen in der Regierungserklärung" hat die Bundesregierung gemacht, über die die Landwirtschaft nach den Worten des Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes angeblich enttäuscht ist? Die Bundesregieung ist der Ansicht, daß sie von den in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 enthaltenen Zusagen an die Landwirtschaft keine Abstriche gemacht hat. Sie ist vielmehr der Auffassung, ,daß diese Zusagen — soweit eine kurzfristige Verwirklichung möglich war — eingehalten wurden. Dies gilt z. B. für den Einkommensausgleich im Zusammenhang mit der Aufwertung der DM. Die Regierung hat hierzu ausdrücklich festgestellt, daß die Bundesregierung ihre Verpflichtung gegenüber den deutschen Bauern mit den römischen Verträgen über den Gemeinsamen Markt in Einklang bringen muß. Dies ist — wie Sie wissen — in der Zwischenzeit geschehen, und zwar einmal durch das Aufwertungsausgleichsgesetz vom 23. Dezember 1969 und durch das vom Deutschen Bundestag am 6. Mai 1970 verabschiedete Durchführungsgesetz zum Aufwertungsausgleichsgesetz. Wenn der Bundesrat diesem Gesetz im 2. Durchgang ebenfalls zustimmt, wird die deutsche Landwirtschaft noch vor der neuen Ernte den zugesagten Ausgleich erhalten. Im Gegensatz zu der von der alten Bundesregierung beschlossenen mehrjährigen Finanzplanung wurden auf Initiative der jetzigen Regierung die Haushaltsansätze für die nationale Agrarpolitik um 389 Millionen DM erhöht. Diese Ansätze sind vom Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages am 22. April 1970 noch einmal um 118 Millionen DM aufgestockt worden, so daß — wenn der Deutsche Bundestag den Vorschlägen des Haushaltsausschusses folgt — für die nationale Agrarpolitik über 500 Millionen DM mehr zur Verfügung stehen, als von der alten Bundesregierung für 1970 vorgesehen waren. Die weiteren Feststellungen des Bauernverbandes beziehen sich auf Maßnahmen, die nur langfristig realisiert werden können. Dies gilt u. ,a. für die geförderte baldige Bildung einer Wirtschafts- und Währungsunion. Entsprechende Initiativen in dieser Richtung hat — wie Ihnen bekannt sein dürfte — die Bundesregierung bereits ergriffen. Sie ist fest entschlossen, gerade auf diesem Sektor im Interesse der Landwirtschaft ihre Bemühungen verstärkt fortzusetzen. Im übrigen erachte ich es für legitim, daß in einem demokratischen Staat der Präsident eines großen Verbandes sich bemüht, die Interessen seiner Mitglieder in der politischen Auseinandersetzung mit Härte zu vertreten. 2952 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 Anlage 12 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten von Bockelberg (Drucksache VI/869 Fragen A 9 und 10) : Auf welche Höhe könnte der Sonderausgabenpauschbetrag für Arbeitnehmer (§ 10 c Ziff, 1 EStG) festgesetzt werden, wenn Mindereinnahmen an Einkommen- und Lohnsteuer in Höhe von 900 Millionen DM für diese Maßnahme veranschlagt würden? Wieviel Anträge auf Lohnsteuer-Jahresausgleich und wieviel Anträge auf Lohnsteuerermäßigung würden überflüssig werden? Bei einem Verzicht auf Steuern vom Einkommen in Höhe von 900 Millionen DM könnte der Sonderausgaben-Pauschbetrag von z. Z. 936 DM um 360 DM auf 1296 DM erhöht werden. Bei der Berechnung ist berücksichtigt, daß bei einer Anhebung des SonderausgabenPauschbetrages auf 1296 DM, auch der Höchstbetrag für beschränkt abzugsfähige Sonderausgaben, der z. Z. für Ledige 1100 DM beträgt, auf 1300 bis 1400 DM erhöht werden muß. Durch eine Erhöhung des Sonderausgaben-Pauschbetrages auf 1296 DM würden etwa 2 Millionen Anträge (also 13,5 v. H. aller Anträge) im Lohnsteuer-Jahresausgleich und 1 Million Anträge (also 14,3 v. H. aller Anträge) auf Lohnsteuer-Ermäßigung zunächst eingespart. Im Zuge der weiteren Einkommenszunahme würde diese Verwaltungserleichterung wieder abgebaut werden. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Würtz (Drucksache VI/869 Frage A 11) : Welche Maßnahmen sind vorgesehen, um die Steuerlastquote von nahezu 21 O/o für die gemeinnützige Einrichtung des Bundeswehr-Sozialwerkes, das von den gewährten Zuschüssen des Bundes im Jahr 1969 200 000 DM Steuer zahlen mußte, zu vermindern? Das Bundeswehr-Sozialwerk, aber auch die Sozialwerke weiterer Bundesverwaltungen erhalten aus Bundesmitteln einen jährlichen Zuschuß, dessen Höhe sich nach der Kopfzahl der Mitglieder be! stimmt. Die Zuschüsse dienen dem Zweck, den Kindern der Mitglieder einen stark verbilligten Erholungsaufenthalt zu verschaffen. Der Eigenanteil der Bediensteten für eine vierwöchige Erholung beträgt z. Z. 50 DM. Die Bundeszuschüsse sind lohnsteuerpflichtig, weil den Bediensteten, deren Kindern an der Erholung teilnehmen, durch die erhebliche Verbilligung ein geldwerter Vorteil zuwächst. In gleichem Maße werden seit jeher auch Erholungszuschüsse, die Arbeitgeber der Privatwirtschaft unmittelbar oder mittelbar ihren Arbeitnehmern zukommen lassen, dem Lohnsteuerabzug unterworfen. Die Sozialwerke haben von der rechtlichen Möglichkeit Gebrauch gemacht, aus Vereinfachungsgründen eine pauschale Lohnsteuer zu zahlen, wobei sie sich zur Übernahme der Pauschsteuer verpflichten mußten. Der in Betracht kommende Pauschsteuersatz der Zuschüsse ist mit den dafür allein zuständigen Finanzämtern vereinbart worden; dabei wurden alle Umstände, die für eine möglichst niedrige Bemessung des Pauschsteuersatzes sprechen, berücksichtigt. Eine Verminderung der Steuerlastquote durch steuerliche Maßnahmen ist mangels einer Rechtsgrundlage nicht möglich. Derartige Maßnahmen, selbst wenn sie rechtlich zulässig wären, könnten auch deshalb nicht erwogen werden, weil sie unvermeidbar zu Berufungen führen müßten. Um die Steuerbelastung der Sozialwerke zu vermindern, sind aber bereits vom Jahre 1969 die Zuschüsse des Bundes um 10 v. H. erhöht worden. Damit wird rd. die Hälfte der Steuerbelastung aufgefangen. Die Erhöhung der Bundeszuschüsse entspricht ungefähr dem Betrag, der dem Bund aus den Zuschüssen an Lohnsteuer zufließt. Weitere haushaltsmäßige Maßnahmen zur Verminderung der Steuerlast sind nicht vorgesehen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Diemer-Nicolaus (Drucksache VI/869 Frage A 14) : Ist die Bundesregierung bereit, auch den Eltern bei der Einkommensteuer Freibeträge zuzubilligen für die Kinder, die älter als 27 Jahr:e sind, aber ihre Berufsausbildung noch nicht abgeschlossen haben und von den Eltern überwiegend unterhalten werden? Es ist richtig, daß nach dem geltenden Recht Kinderfreibeträge nur für Kinder in Betracht kommen, die zu Beginn des Veranlagungszeitraums das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Bei der Festsetzung dieser Altersgrenze war die allgemeine Lebenserfahrung maßgebend, daß bei Vollendung des 27. Lebensjahres eine Berufsausbildung normalerweise abgeschlossen ist. Gleichwohl wird im Rahmen der eingeleiteten Steuerreform geprüft werden, ob eine Heraufsetzung dieser Grenze geboten ist. In diesem Zusammenhang darf ich noch darauf hinweisen, daß in Fällen, in denen die Berufsausbildung eines Kindes zwangsläufig nach der Vollendung des 27. Lebensjahres andauert, die Aufwendungen bis zum Betrag von 1200 DM, im Falle der auswärtigen Unterbringung zum Zwecke der Berufsausbildung bis zum Betrag von insgesamt 2400 DM, im Kalenderjahr als außergewöhnliche Belastung steuerlich berücksichtigt werden können. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 3. Juni 1970 2953 Anlage 15 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf ,die Mündliche Frage des Ab- geordneten Strauß (Drucksache V1/869 Frage A 18) : Ist Bundesfinanzminister Möller bereit, die Mehranforderung der Ressorts für den Finanzplan 1970 bis 1974 und die sonstigen Ausgaberisiken, die sich nach Presseberichten gegenüber dein geltenden Finanzplan für 1971 auf 30 Milliarden DM belaufen sollen, dem Deutschen Bundestag zur Kenntnis zu geben? Die Bundesregierung hält es nicht für zweckmäßig, die sich aus den Anforderungen der Ressorts zum Haushaltsentwurf 1971 und zum Finanzplan bis 1974 ergebenden Risiken gegenüber dem Finanzplan bekanntzugeben, da es sich um interne Anschreibungen der Exekutive handelt. Es ist aber fetstzustellen, daß die in Presseberichten als Mehranforderung der Ressorts genannten 30 Mrd. DM für das Haushaltsjahr 1971 unzutreffend sind. Die Mehranforderungen bewegen sich vielmehr in Größenordnungen, die Ihnen, Herr Kollege Strauß, aus Ihrer Zeit als Bundesfinanzminister noch bekannt sein dürften. Für dramatisierende Presseartikel besteht daher keinerlei Veranlassung. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Pari amentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 3. Juni 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (Drucksache VI/869 Fragen A 24 und 25) : Aus welchen Gründen hat die Bundesregierung zugestimmt, das Thema Steuerharmonisierung von der Tagesordnung der Beratungen der EWG-Finanzminister in Venedig am 29.i30. Mai abzusetzen? Ist die Bundesregierung sich der Tatsache bewußt, daß die Steuerharmonisierung innerhalb der EWG von entscheidender Bedeutung für ein reibungsloses Funktionieren des Gemeinsamen Marktes ist, und aus diesem Grunde bereit, sich dafür einzusetzen, daß dieses Thema unverzüglich Gegenstand der Beratungen wird? Das Thema Steuerharmonisierung ist nicht, wie Sie annehmen, von der Tagesordnung der Beratungen der EWG-Finanzminister in Venedig abgesetzt worden. Richtig ist, daß es bedauerlicherweise nicht als besonderer Punkt in die Tagesordnung aufgenommen wurde. Dies scheiterte an besonderen, im 'Bereich eines Mitgliedlande:s liegenden Gründen. Die Bundesregierung erkennt die Bedeutung der Steuerharmonisierung innerhalb der EWG voll an. Sie ist der Auffassung, daß die Angleichung der Steuersysteme in den sechs Mitglledländern nicht hinter der Entwicklung auf anderen Gebieten zurückbleiben darf und im Zusammenhang mit der Entwicklung ,auf eine Wirtschafts- und Währungsunion hin vorangetrieben werden muß. Sie hält die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes der Steuerharmonisierung — das gegenseitig abgewogene Fortschritte auf allen Steuergebieten anzielen muß -für vordringlich. Sie wünscht deshalb, daß ,das Problem bei dem nächsten Treffen der EWG-Finanzminister eingehend besprochen werden soll. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Genscher vom 3. Juni 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Slotta (Drucksache VI/869, Frage A 28) : Ist die Bundesregierung bereit, das Problem der Kriegsgefangenenentschädigung durch Gewährung eines Zusatzbetrages von monatlich 50 DM für alle nach 1948 heimgekehrten ehemaligen Kriegsgefangenen zu einem gerechten Abschluß zu bringen? Die Anregung, allen nach 1948 heimgekehrten ehemaligen Kriegsgefangenen einen Zusatzbetrag von monatlich 50,— DM je Gewahrsamsmonat zu gewähren, wurde schon im IV. Deutschen Bundestag erörtert. Bei der Beratung der 3. Novelle zum Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz hat sich der federführende Bundestagsausschuß für Kriegsopfer-und Heimkehrerfragen ausführlich damit befaßt. Er hat in seiner Mehrheit eine solche Regelung abgelehnt und dafür eine Verbesserung der Entschädigung durch progressive Steigerung der Entschädigungssätze um jeweils 20,— DM je Gewahrsamsmonat vom 5., 7., 9. bzw. 11. Gewahrsamsjahr — von 1947 an gerechnet — vorgeschlagen. Das Plenum ist diesem Vorschlag gefolgt. Inzwischen ist das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz im vergangenen Jahr noch einmal novelliert worden. Durch das Vierte Änderungsgesetz wurde die Heimkehrerstiftung ins Leben gerufen, die vom Bund mit 60 Mio DM ausgestattet wird. Die Hilfen, die diese Stiftung den Heimkehrern gewähren kann, orientieren sich ausschließlich an den Bedürfnissen des Einzelfalles. Sie sind allen ehemaligen Kriegsgefangenen ohne Rücksicht auf die Dauer der Gefangenschaft zugänglich, sofern sie für ihre wirtschaftliche Eingliederung noch einer Hilfe entweder in der Form einer Unterstützung oder eines Darlehens bedürfen; sie können diese Hilfen unabhängig davon erhalten, ob sie den im Gesetz für die sonstigen Leistungen festgelegten Wohnsitz- und Aufenthaltsstichtag erfüllen oder ob sie vor oder nach dem Entlassungsstichtag, dem 31. Dezember 1946, aus der Gefangenschaft heimkehrten oder ob sie die Kriegsgefangenenentschädigung erhalten haben oder nicht. Diese Regelung trägt den Charakter eines Abschlusses in sich und soll eine generelle Erhöhung der Entschädigungssätze entbehrlich machen. Deshalb hat auch die frühere Bundesregierung das Vierte Änderungsgesetz als Abschlußgesetz angesehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alex Möller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    (Abg. Dr. Stoltenberg: Wir kennen den Text!)

    — Ja, Sie kennen ihn, aber ich muß zitieren, damit es allen verständlich wird. Sie sind hinsichtlich der Texte manchen Kollegen des Hohen Hauses etwas voraus. Da heißt es in diesem Teil der Regierungserklärung: „ . . . ohne daß die Steuerlastquote des Jahres 1969 erhöht wird," und zwar „für die in den nächsten Jahren anstehenden Finanzierungsaufgaben". Ich habe dann hinzugefügt:
    Allerdings muß ich deutlich hervorheben: Wollen wir ,die volkswirtschaftliche Steuerquote in der nächsten Zeit unverändert lassen, dann ist es unerläßlich, daß wir in stärkerem Maße als bisher von der Möglichkeit der Kreditfinanzierung für öffentliche Investitionen Gebrauch machen. Die Kreditaufnahme des Staates bleibt ein legitimes Mittel der Finanzierung unserer Infrastruktur. Wie in den Unternehmen, so kommt es auch beim Staat auf das richtige Maß und den richtigen Zeitpunkt an.
    Sie sehen also, daß ich in keiner Weise die Bedeutung der Finanzierung dieser großen Aufgaben, insbesondere im Bereich von Wissenschaft und Forschung, unterschätzt habe.
    Ich darf nun doch noch das dritte Zitat bringen, weil es sich hier um einen von uns allen sehr geschätzten Kollegen Ihrer Fraktion handelt. Herr Kollege Professor Mikat hat nach einem Bericht vom 28. Mai über den Lehrermangel gesprochen und gemeint, daß die Schulreformfinanzierung nur durch Steuererhöhungen möglich sei.
    Das ist also die Situation, und daß sich jeder darüber Gedanken und Sorgen macht, wie wir hier bei den verschiedenen bedeutenden Prioritäten auf dem Gebiet der Erfüllung öffentlicher Aufgaben die Finanzierung sicherstellen wollen, ist legitim.
    Ich habe mich sehr gefreut, feststellen zu können, daß manche Kollegen der CDU/CSU-Fraktion mit großer Aufmerksamkeit das Protokoll des SPD-Parteitags gelesen haben.

    (Oh-Rufe bei der CDU/CSU.)

    Unabhängig davon, daß Sie nun — das ist Ihr gutes Recht — Zitate bringen können, so wie sie Ihnen in Ihr Konzept hineinzupassen scheinen, verspreche ich mir trotz allem von einer so gründlichen Lektüre des Protokolls des SPD-Parteitages einiges in der Fortentwicklung Ihrer Haltung zur Demokratie

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    und zu der Erfüllung der gesellschaftspolitischen Aufgaben unserer Zeit.

    (Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, Sie haben davon gesprochen, daß der Kollege Schiller und ich nun von den Jusos oder von wem immer „an den Rand" gedrückt worden seien.

    (Abg. Breidbach: Herr Steffen hat diese interessante Äußerung getan!)

    Meine Damen und Herren von der Opposition,
    machen Sie sich doch darüber keine Sorgen! Wir
    werden mit den Dingen schon selber fertig werden,

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    und ich finde, Sie sollten nicht aus irgendwelchen Äußerungen und Diskussionsbeiträgen voreilige Schlüsse ziehen — so etwas kommt ja bei Ihnen vor —, sondern Sie sollten beispielsweise die Wahlen zum Parteivorstand unserer Partei, die geheim stattfinden, auch als ein politischs Votum werten, und da meine ich, daß wir — Herr Kollege Schiller und ich, wir haben jetzt im Hinblick auf das, was Kollege Stoltenberg ausführte, von dem Kollegen Schiller und von mir zu sprechen — uns über das Vertrauen, das uns der Parteitag für unsere weitere Arbeit entgegenbringt, überhaupt keine Sorgen zu machen haben. Wir sind mit diesem Vertrauensbeweis zufrieden. Und machen Sie sich auch keine Sorgen über diese Auseinandersetzung, die in unserer Partei stattfindet. In einer demokratischen Partei in einer solchen Zeit voller Widersprüche, voller Unruhe, voller Sorgen darüber, wie es weitergeht, sind solche Diskussionen nicht nur legitim, sondern eine zwingende Notwendigkeit, um den Meinungsbildungsprozeß in unserem Volke fruchtbar zu beeinflussen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir werden mit den Dingen fertig. Ich empfehle Ihnen, sich darüber keine Sorgen zu machen, sondern sehr viel ernster die Sorge zu nehmen, die die große demokratische Partei, nämlich die SPD, Ihnen entgegenbringen muß: Wir wissen nicht, wie weit Sie noch nach rechts abrutschen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Buh-Rufe bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Luda: Ein Filibuster war das!)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Müller-Hermann.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Müller-Hermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn man den Ausführungen der Regierungs- und Koalitionssprecher folgt, so zieht sich ein roter Faden durch die sehr schönfärberischen Ausführungen: Es ist im Grunde alles in Ordnung; es ging uns in Deutschland noch nie so gut wie heute;

    (Zuruf von der SPD: Stimmt ja auch! — Beifall bei der SPD. — Abg. Wehner: „Wir sind wieder wer", würden Sie sagen!)

    die Bundesregierung hat in Abstimmung mit der Bundesbank ausreichende Konjunkturdämpfungsmaßnahmen ergriffen, und die Maßnahmen zeigen ja auch bereits Wirkungen. Das ist doch der Tenor. Bloß, meine Damen und Herren, diese Behauptungen, auch wenn sie nach der Art einer tibetanischen Gebetsmühle ständig wiederholt werden, verschleiern einfach die Tatsachen und halten einer objektiven Lageanalyse nicht stand.
    Was die Preissteigerungsraten anbetrifft, so ist es ein außerordentlich gewagtes Unternehmen, aus nachlassenden Zuwächsen der Preissteigerungsraten konkrete Schlüsse bezüglich der konjunkturellen Entwicklung zu ziehen. Eine statistische Momentaufnahme gibt durchaus keinen festen Anhaltspunkt für einen Entwicklungstrend. Diesen Zweifel hat der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Dr. Rohwedder, vor kurzem einmal selbst mit den Worten geäußert: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer." Vielleicht sollte sich der Herr Bundeswirtschaftsminister auch daran erinnern, daß er aus Konjunkturdaten etwa der Monate November und Dezember 1969 völlig falsche Interpretationen für den vor ihm liegenden Konjunkturablauf zog.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Kollege Lenders hat etwas vertieft, was Herr Minister Schiller andeutete, daß sich nämlich aus den letzten Monatsziffern über die Preisentwicklung in Nordrhein-Westfalen ein allgemeiner Trend ableiten ließe. Nun, wir haben natürlich unsererseits die Zahlen, die sicherlich für diesen Termin etwas vorbereitet waren, prüfen lassen beim Statistischen Landesamt in Nordrhein-Westfalen, beim Statistischen Bundesamt und bei der Deutschen Bundesbank. Daraus ergibt sich ganz eindeutig daß diese Zahlen für Nordrhein-Westfalen mit Sicherheit nicht repräsentativ sind für die Bundesrepublik, sondern daß sich hier eine saisonbedingte Abschwächung ausdrückt. Vor allem hat die Preisentwicklung der saisonabhängigen Waren zu einer Abschwächung der Preisauftriebstendenzen beigetragen, insbesondere die Rubrik beim Preisindex für „nichtverarbeitete Frischwaren". Das hängt damit zusammen, daß im Bereich „Gemüse" nicht zuletzt durch billige Importe aus den Niederlanden eine Zufuhr von günstigen Angeboten ermöglicht werden konnte. Das ist richtig, bloß ist das eine saisonbedingte Augenblickserscheinung, die nichts über den langfristigen Trend der Preisentwicklung auszusagen vermag.
    Auf der anderen Seite hat der Kollege Stoltenberg schon deutlich gemacht, was von der deutschen Wirtschaft an Kostensteigerungen in den letzlen Monaten verkraftet werden mußte und in der vor uns liegenden Zeit verkraftet werden muß. Herr Kollege Kienbaum, die industriellen Erzeugerpreise sind um 6,4 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen, die Kontokorrentkredite um 12 %; der Wohnungsbau ist bereits erwähnt worden, die Lohnsteigerungen sind erwähnt worden, Transportpreise, Energiekosten, Benzinpreise. Sie brauchen ja bloß die Zeitungen aufzuschlagen und zu rubrizieren, was an neuen Preis- und Kostensteigerungen der Offentlichkeit tagtäglich mitgeteilt wird.

    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Schmid.)

    Ich halte es in dieser Zeit für sehr bedenklich, der Offentlichkeit suggerieren zu wollen, die Entwicklung trete bereits in eine Phase der Beruhigung ein. Wenn Sie das Richtige hören wollen, dann fragen Sie vor allem einmal die Hausfrauen, die tagtäglich ihre Erfahrungen mit der Preisentwicklung machen müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung selbst hat ja in ihrem Nachtrag zum Jahreswirtschaftsbericht zugegeben, daß die augenblickliche Nachfrage das Produktionspotential überfordere und sich in einer solchen Situation eben die Kosten ohne allzu großes Risiko in höhere Preise überwälzen lassen. Ich meine, wir müssen es schon ernst nehmen, wenn sicherlich sehr neutrale und objektive Beobachter wie die Bundesbank, wie eine Reihe von wissenschaftlichen Instituten oder wie die OECD uns darauf hinweisen, daß wir in der nächsten Zeit — sicherlich mit Schwerpunkt im Herbst dieses Jahres — mit einem ungewöhnlichen neuen Preisruck nach oben zu rechnen haben, einem Preisruck, der kaum noch einen Vergleich mit dem Preisanstieg in den letzten Monaten zuläßt.
    Auch aus der Entwicklung der Auftragseingänge meint die Bundesregierung eine Beruhigung der Konjunktur herauslesen zu können. Die Deutungen der Bundesregierung und ich möchte sagen, das gilt in etwa auch, Herr Minister Möller, für Ihre Auslassungen zur Steuerpolitik und zur Steuerlastquote —erinnern uns etwas an die Praktiken der Antike, wo die Orakeldeuter je nach der politischen Opportuniät vorgingen und alles herauzulesen wußten, was gerade in die Landschaft paßte. Die Bundesregierung versucht, was die Auftragseingänge anbetrifft, mit Hilfe einer sehr umstrittenen Berechnungsmethode, die auf die Arbeitstage eines Monats abgestellt ist, der Offentlichkeit weiszumachen, daß der Auftragseingang im April bereits um 6,1 % zurückgegangen sei. Herr Lenders, man kann Statistiken lesen lernen, aber man muß beim Lesen von Statistiken auch vorsichtig sein. Ich glaube, was hier herausgelesen wird, ist im Grunde statistische Rebulistik. Tatsächlich ist nämlich der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr noch um 8,8 % gestiegen, und damit liegen die Auftragseingänge immer noch um 5 % über den Umsätzen. Die CDU/CSU-Fraktion sieht diese Entwicklung nicht als eine sich bereits abzeichnende Konjunkturabschwächung an; vielmehr sieht sie sich in ihrer Auffassung bestätigt, daß die Anspannungen in der



    Dr. Müller-Hermann
    verarbeitenden Industrie noch nicht nachgelassen haben.
    Was die Abschwächung der Unternehmererwartungen anbetrifft, so ist sicherlich nicht zu leugnen, meine Damen und Herren, daß es eine Abschwächung gibt. Aber auch das kann man nicht gleichsetzen mit einer Beruhigung der Konjunktur. Wir sehen in dieser nachlassenden Unternehmererwartung viel eher ein Symptom für eine sich ausbreitende Unsicherheit, in einer Phase, die dadurch gekennzeichnet ist, daß der Bundesregierung die konjunkturpolitische Entwicklung aus der Hand geglitten ist und im Grunde niemand zu sagen weiß, wohin die 'Reise gehen wird.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Auch hier möchte ich einen sicherlich sehr unbefangenen, aber allseits geschätzten und anerkannten Zeugen anführen, nämlich den bisherigen Bundesbankpräsidenten Karl Blessing, der dieser Tage noch mit seinem sehr sicheren Gefühl für unterschwellige Vorgänge dem weitverbreiteten Unbehagen mit den Worten Ausdruck verliehen hat: Irgendwie hat man das Gefühl, daß der Wurm im Apfel drin ist.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Die sinkenden Unternehmererwartungen, meine Damen und Herren, sind eben nichts anderes als das Barometer für eine widersprüchliche, unglaubwürdige und fehlerhafte Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung.
    Ein Weiteres sollte gerade nach den 'Erfahrungen, die wir in den. 'letzten Monaten sammeln konnten, hinzukommen. Der Bundeskanzler und heute Herr Schiller erklären uns, wenn die Preisentwicklung über die 4 % Marge hinausgehen sollte, würden sie handeln. Nein, meine Damen und Herren, wenn man weiß, daß eine solche Entwicklung auf uns zukommt, dann muß man heute und jetzt handeln und nicht erst in dem Zeitpunkt, wo das Unglück geschehen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen ,und Herren! Ich muß noch einmal zurückkommen auf die Fehlerhaftigkeit ,dieser Wirtschaftspolitik, die sich im Grunde in zweierlei Hinsicht ¡geäußert hat. Daseine ist das umstrittene Thema Aufwertung, das ich hier unter keinen Umständen aufwärmen will, weil es sich dabei letztlich umeine Vergangenheitsbewältigung handelt. Wir befinden uns 'heute lin einer Phase — ich wiederhole das noch einmal, ich habe das schon bei einer anderen Gelegenheit einmal ,gesagt —, in einer Phase einer ausgemachten hausgemachten Inflation, die man nicht durch Vorgänge aus der Vergangenheit 'zu bemänteln versuchen sollte.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Tatsache ist doch, daß diese Bundesregierung sich aber allzu sehr auf 'die Wirkungen der Aufwertung verlassen hat. Der Parlamentarische Staatssekretär Arndt hat noch im Januar erklärt:
    Die Bundesregierung geht nichtdavon laus, daß
    die 'Gefahr eines spiralförmigen Kosten- und
    Preisauftriebes in letzter Zeit zugenommen hat
    oder zu erwarten ist. Dank der Aufwertung der Deutschen Mark und ihrer deutlich ,auf der Handliegenden Wirkung ist das Gegenteil der Fall. Von der rückläufigen Preisentwicklung für die Einfuhren und die Ernährungsgüter gehen deutlich sichtbar stabilisierende Wirkungen auf ,die Verbraucherpreise aus.

    (Abg. Dr. Ritz: Phantastereien!)

    Nun, die Erfahrungen haben bewiesen, daß diese ganze Hypothese falsch gewesen ist.
    Das zweite, meine Damen und Herren, was uns hier und heute beschäftigt und uns mit am meisten Sorge macht, ist die Tatsache, daß die Bundesregierung unter Verzicht auf Stabilisierungsmaßnahmen, die sie zu verantworten hätte, allein der Bundesbank 'das Bremsen überlassen hat.
    Kollege Möller, ich möchte jetzt nicht die Haushaltsberatung vorwegnehmen. Das, was Sie hier eben vorgetragen haben, wird mit Sicherheit von unseren Sprechern in der Haushaltsdebatte noch eingehend interpretiert und auch beantwortet werden. Aber auf einen Punkt möchte ich doch eingehen, und ich darf Sie, Herr Finanzminister, auch einmal um Ihre Aufmerksamkeit bitten! — Er hat wohl im Augenblick wichtigere Unterhaltungen zu führen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Angenehmere!)

    Sehen Sie, Sie versuchen doch, die Entwicklung so darzustellen, als ob durch das Verhalten aller öffentlichen Hände einschließlich der Sozialversicherungsträger, wie Sie meinen, sogar eine antizyklische Wirkung entstanden sei. Die Sachverständigen haben gesagt, wenn man ,das insgesamt sieht, kann man bestenfalls von einer konjunkturneutralen Verhaltensweise sprechen. Aber jetzt kommt das Wichtige: Bei Ihrer Argumentation gehen Sie davon aus, daß .die Sozialversicherungsträger im Jahre 1970 Rücklagen in einer Größenordnung von 7 bis 8 Milliarden DM machen, die dem Wirtschaftskreislauf entzogen werden. Das ist doch aber vorläufig nur eine reine Hypothese! Sie müssen selbst auf Seite 8 Ihrer Antwort einräumen, daß Sie derzeit prüfen, ob sich solche Möglichkeiten ergeben, und müssen anschließend sagen, bisher hätten sich solche Möglichkeiten nicht ergeben. Sie zitieren dort das Schlechtwettergeld. Offensichtlich ist die Bundesregierung erst durch unsere Große Anfrage an die ungenützten Möglichkeiten der Antizyklik im Bereich der Sozialversicherung erinnert worden. Es bleibt aber, wie mir scheint, wichtig festzuhalten, daß erwartete oder erhöhte Finanzierungsüberschüsse in diesem Bereich keineswegs automatisch einen antizyklischen Effekt haben, wenn nämlich diese Mittel bei einer Vielzahl von Bankinstituten gehalten werden und von der Möglichkeit der Stilllegung bei der Notenbank kein Gebrauch gemacht wird.
    Auf diese sehr konkreten Zusammenhänge müssen Sie, sehr verehrter Herr Finanzminister, zunächst einmal mit der nötigen Beweiskraft eingehen, wenn Sie weiterhin von einer überzeugend antizyklischen Politik und Verhaltensweise der öffentlichen Hände sprechen wollen.



    Dr. Müller-Hermann
    Es bleibt also dabei, meine Damen und Herren, daß der Schwerpunkt der Bremsmaßnahmen aus Mangel an Mut sowie Durchsetzungs- und Entscheidungskraft dieser Bundesregierung der Bundesbank allein überlassen werden mußte. Meine Damen und Herren, das heißt praktisch, das Bremsen ist im wesentlichen einseitig auf den investiven Bereich verlegt worden. Und das wiederum steht in Widerspruch zu dem, was der Bundeskanzler in letzter Zeit — gestern noch vor dem Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels — betont hat, zu der Notwendigkeit eines weiteren Kapazitätsausbaus. Denn natürlich wünschen auch wir einen weiteren Kapazitätsausbau der Wirtschaft; aber der wird doch durch die Hochzinspolitik, die als einziger Ausweg für eine Beeinflussung der Konjunktur übriggeblieben ist, gerade behindert.
    Diese Hochzinspolitik hat — auch hier kann ich nur das unterstreichen, was Herr Kollege Stoltenberg schon gesagt hat — eben den investiven Bereich betroffen, die mittelständischen und die kleinen Unternehmer sowie die Hypothekenschuldner, also durchaus den kleinen Mann, aber sie hat als Hebel sicher nicht an der richtigen, an der eigentlich notwendigen Stelle angesetzt, weil eben die Bundesregierung aus rein wahltaktischen Erwägungen andere, d. h. die richtigen und notwendigen Bremsmaßnahmen nicht ergreifen wollte.
    Ich darf auch in Erinnerung rufen, daß es der Bundeswirtschaftsminister noch in der Januar-Sitzung des Bundesbankrates durch sehr intensive Einreden verstanden hat, eine Diskontheraufsetzung hinauszuschieben, und zwar mit der damaligen Zusage an das Präsidium der Bundesbank, man werde seitens der Bundesregierung konjunkturpolitisch aktiv werden.

    (Abg. Dr. Luda: Jawohl, so war es!)

    Das war zu einer Zeit, sehr verehrter Herr Kollege Schiller, zu ,der Sie noch die Öffentlichkeit und auch uns darauf hinwiesen, Sie seien eifrig bemüht, zu einer internationalen Zinsabrüstung zu kommen; Sie taten damals so, als ob diese unmittelbar bevorstünde. Und die Antwort, die Reaktion auf Ihre schönen Reden, war dann diese Hochzinspolitik, zu der die Bundesbank gezwungen worden ist.
    Unser Vorwurf richtet sich nicht gegen die Bundesbank, sondern gegen die Bundesregierung, die der Bundesbank gar keine andere Möglichkeit gelassen hat. Sie sind ja in Ihren neuesten Stellungnahmen auch hinsichtlich der internationalen Zinsabrüstung sehr viel vorsichtiger geworden und haben jetzt gesagt, wenn die Zeit gekommen ist, werde man auch über dieses Thema sprechen können.
    Wir kommen in unserer Bewertung Ihrer Konjunkturpolitik nicht daran vorbei, daß die Tätigkeit der Regierung charakterisiert ist durch falsche Analysen, falsche Informationen, falsche Diagnosen, falsche Prognosen und durch das Setzen falscher, ungeeigneter Signale.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der im Grunde beste Zeuge für diese These ist immer wieder der Herr Bundeswirtschaftsminister selbst. Er hat ja in der Öffentlichkeit, in diesem Hohen Hause und vor allem in seiner Partei und der Regierung deutlich gemacht, daß er anderen Maßnahmen den Vorrang gegenüber diesen Entscheidungen der Bundesbank gegeben hätte. Bloß hat sich der Herr Bundeswirtschaftsminister damit innerhalb seiner eigenen Reihen und innerhalb der Bundesregierung nicht durchsetzen können. Wir können es leider nur als ein Merkmal des persönlich sehr geschätzten Herrn Bundeswirtschaftsministers ansehen, daß er nicht gerade mit einem sehr starken politischen Rückgrat ausgezeichnet ist. Wir würden wünschen, daß er, wenn er das, was er für nötig und im Interesse der Allgemeinheit gar für dringend notwendig hält, nicht durchzusetzen vermag, notfalls auch einmal bereit ist, seinerseits die persönlichen Konsequenzen zu ziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Bundesminister Dr. Schiller: Dann müssen Sie ihm doch helfen!)

    Wir waren ja bereit, aber wir sind nicht gefragt worden. Ja, noch mehr: man hat uns gar nicht erst gefragt, damit Ihnen nicht geholfen werden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Luda: So ist es!)

    Herr Bundeswirtschaftsminister, Ihre theoretischen Erkenntnisse nehmen sich manchmal wie goldene Worte aus. Ein Zitat aus Ihrem Munde zu dieser Hochzinspolitik — es liegt allerdings einige Zeit zurück — möchte ich Ihnen und uns doch nicht vorenthalten. Da heißt es nämlich:
    Eine (antizyklische) Politik der hohen Zinssätze vermag zur Zeit nicht mehr ... die Preise zu senken. Im Gegenteil: In der augenblicklichen Situation
    — Sie wissen schon, wann das ungefähr gewesen ist —
    gibt der kostenerhöhende, d. h. jetzt preissteigernde Effekt hoher Zinssätze der seinerzeit im Gürzenich so eklatant vertretenen Ansicht eines politisch verdienten ökonomischen Laien mehr Recht als der überkommenen Theorie über „Geldzins und Güterpreise".
    Sie sagen dann selbst, „natürlich würden bei weiter verfolgter Restriktionspolitik eines Tages die Preise purzeln, aber dann eben auch durch Zusammenbrüche, also als Folge einer Stagnation oder schließlich einer Rezession". — Das sind Worte, die sich Ihnen wie uns heute gerne in Erinnerung rufen will.
    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung versucht jetzt mit ,einer, wie mir scheint, sehr, sehr bedenklichen und gefährlichen Argumentation, ihre eigene Untätigkeit und die Tatsache einer immer mehr schwindenden Stabilität zu rechtfertigen. Es wird in der Öffentlichkeit und auch heute in der Debatte eine völlig falsche Alternative aufgebaut zwischen angeblich gewollter Rezession und der Sicherung der Arbeitsplätze.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Das ist doch nichts anderes als der Versuch des
    Herrn Bundeskanzlers, eine psychologisch günstige



    Dr. Müller-Hermann
    Ausgangsposition für die bevorstehenden Landtagswahlen zu schaffen. Dieser Vorwurf, den Herr Lenders heute auch wieder anklingen ließ, wir von seiten der CDU/CSU hätten eine Rezession bewußt heraufbewören wollen, ist eine ganz infame Unterstellung, der ich mit aller Entschiedenheit entgegentreten muß.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist einfach ein Schlag unter die Gürtellinie.

    (Zurufe von der SPD: Aber wahr.)

    Wir sind überzeugte Anhänger einer marktwirtschaftlichen Ordnung, und zu einer modernen marktwirtschaftlichen Ordnung gehört das Bemühen, daß alle Produktionskräfte genutzt und optimal eingesetzt werden. Das heißt, zu einer modernen marktwirtschaftlichen Ordnung gehört — aus dem System selbst heraus — immer vorrangig auch das Ziel der Vollbeschäftigung. An dieser Tatsache wollen wir unter keinen Umständen rütteln lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Tatsache ist aber folgendes: das Ziel der Vollbeschäftigung ist — das sage ich ausdrücklich — derzeit in keiner Weise gefährdet, im Gegenteil. Sehen Sie auf den leergefegten Arbeitsmarkt, auf die Zahl der Arbeitslosen und die Zahl der offenen Stellen. Sehen Sie die Zahl der Gastarbeiter, die wir heute in der Bundesrepublik haben; sie nähert sich der 2-Millionen-Grenze. Wenn in einer solchen Phase der Überbeschäftigung der Bundeskanzler immer nur von der Sicherung der Arbeitsplätze spricht, versucht er damit, die Wirtschaftsbürger langsam auf ein Stabilitätsbewußtsein hinzudrängen, das sich nicht mehr an der Stabilität der Preise, sondern offenbar mehr an dem inflatorischen Gleichschritt unserer Handelspartner orientieren soll.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier wird ganz bewußt eine völlig falsche Alternative aufgebaut, nur um das eigene Fehlverhalten und den eigenen Mangel an Entscheidungsfreudigkeit zu verschleiern.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Matthöfer: Quak! Quak! Quak!)

    Ich muß eine andere Anmerkung anfügen. Wir müssen uns mit der Frage beschäftigen, ob die Vollbeschäftigung wirklich auf die Dauer gesichert werden kann, wenn dem Ziel der Preisstabilität eine so geringe Bedeutung zukommt.

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr! Das ist der Punkt! — Beifall bei der CDU/CSU.)

    In kurzfristiger Sicht sind in einer Phase des inflationären Überdrucks die Arbeitsplätze sicherlich nicht gefährdet, da die Preissteigerungen für die Unternehmer zunächst gewinnerhöhend und damit auch investitionsfördernd wirken. Sie pressen jedoch auf mittlere und längere Sicht den Gewinnspielraum zusammen, da die Kostensteigerungen der Vorprodukte und höhere Lohnkosten zu bewältigen sind.
    Genau in dieser Situation befinden wir uns heute. Die Industrie spürt immer mehr den zunehmenden Kostendruck, und die Gewinne gehen zurück. Ganz sicher werden trotz dieses Kostendrucks derzeit sogar noch vermehrte Rationalisierungsinvestitionen für nötig gehalten; aber mit Sicherheit werden in der nächsten Planungsphase unserer Wirtschaft sehr viel zurückhaltendere Dispositionen getroffen werden als in der jetzt noch in Gang befindlichen Planungsphase. In einer Situation der Übernachfrage lassen sich Kostensteigerungen zum Teil in den Preisen überwälzen. Dies wiederum führt zu Kostenerhöhungen nachgelagerter Industrien, und mit Sicherheit — ich füge hinzu: verständlicherweise — auch zu weiteren Lohnforderungen der Gewerkschaften.
    Preissteigerungen sind also für den einzelnen Unternehmer nur von kurzfristigem Interesse, weil sie seinen Gewinnspielraum à la longue real nicht vergrößern. Es wird jedoch — und eben das muß man sehen — ein sich selbst nährender Inflationsprozeß eingeleitet, und in dieser Phase eines konjunkturellen Überdrucks wächst dann die Störempfindlichkeit der Wirtschaft. Die Investitionschancen werden zu günstig eingeschätzt, da die konjunkturell bedingten Preissteigerungen eine künstliche Prosperität vortäuschen. Es kommt zu einer Übernachfrage auf dem Investitionsgütersektor mit der Gefahr auch eines Aufbaues von Überkapazitäten. Vor allem werden strukturelle Schwächen überdeckt.
    In einer vollbeschäftigten Wirtschaft gehen Wachstumsimpulse -- das ist eine unbestrittene volkswirtschaftliche Theorie — hauptsächlich von der Mobilität der Produktionsfaktoren aus. In einer Phase des konstanten Überdrucks aber wird gerade die intersektorale Wanderung gehemmt, und dadurch wiederum wird das zukünftige reale Wachstum beschnitten. Eine Überbetonung des Zieles Vollbeschäftigung in einer Phase der Überbeschäftigung heißt also de facto Verzicht auf reales zukünftiges Wachstum.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Reales zukünftiges Wachstum aber brauchen wir Politiker, wenn wir die Durchsetzung von Reformen auf unsere Fahnen schreiben. Bundeskanzler Brandt verstößt einfach gegen sein eigenes Kredo, wenn er leichtfertig auf die Stabilität des Geldwertes verzichtet.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Bei einer sich eines Tages wieder normalisierenden Konjunktur werden die Überkapazitäten und die strukturellen Fehlentwicklungen schlagartig sichtbar, und dies kann dann leicht dazu führen, daß die Investitionsneigung der Unternehmer einen echten Einbruch erfährt. Dannn ist wirklich die Gefahr von Arbeitslosigkeit und Rezession gegeben. Das sind die Fakten, meine Damen und Herren!
    Wenn Sie dann noch berücksichtigen, daß in einer sich abschwächenden Konjunkturphase bei uns möglicherweise parallele Entwicklungen bei unseren Handelspartnern eintreten, kann tatsächlich éin gefahrvolle Entwicklung auch für unseren Binnenmarkt entstehen mit einer wirklichen Gefährdung auch der Vollbeschäftigung.
    Innerhalb der SPD glaubt man aber offensichtlich stärker denn je, daß man ein hohes Wachstum leich-



    Dr. Müller-Hermann
    ter erreichen kann, wenn man auf das lästige Ziel der Geldwertstabilität verzichtet und mehr von dem „süßen Gift der Inflation". Gebrauch macht. Auf diesen Irrglauben ist in der Wissenschaft, aber auch hier im Parlament oft genug hingewiesen worden.
    Ich will in dem Zusammenhang noch ein vorsichtiges Wort des Verdachts äußern, und hier wende ich mich an den Herrn Bundesfinanzminister „Schöller", ich meine natürlich Möller; ich verwechsle Sie schon mit Herrn Schiller.

    (Heiterkeit.)

    Hofft man in den Kreisen der Koalition womöglich, sich bei dem auch von uns unterstützten Wunsch nach inneren Reformen über Inflationsraten und sich darauf ergebenden überproportionalen Steuereinnahmen die Finanzierungsquellen zu erschließen, von denen Sie, Herr Kollege Möller, soeben gesprochen haben? Das wäre genauso bedenklich, wie den bequemen Weg einer Steuererhöhungspolitik einzuschlagen.
    Es ist schon verschiedentlich von sachkundiger Seite auf die Gefährlichkeit all dieser Thesen hingewiesen worden. Ich möchte nicht, daß wir über einen bewußten Inflationskurs zu einer stillschweigenden Steuerlastquotenanhebung kommen. Die Berechnungen, die Sie, Herr Finanzminister, über ein Absinken der Steuerlastquote in der mittelfristigen Finanzplanung angestellt haben, setzen eben einen Stabilitätskurs voraus, von dem bisher nichts zu merken ist.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die immer deutlicher werdende Inflationsmentalität dieser Bundesregierung greift natürlich auch innerhalb unserer Wirtschaft, innerhalb der Offentlichkeit mehr und mehr um sich. Offenbar sind die Unternehmer heute dazu übergegangen, bei ihren Preiskalkulationen die zu erwartenden Inflationsraten schon vorwegzunehmen. Das gleiche tun die Gewerkschaften bei ihren Lohnforderungen. Aus dieser Haltung entwickelt sich dann auch ein sich selbst nährender und immer weiter verschärfender Inflationsprozeß. Wenn dann noch Vorgänge hinzukommen in einem Bereich, der durch eine Monopolsituation gekennzeichnet ist — wie etwa bei der Kohle —, dann wird dieses Spiel der beiden Sozialpartner letztlich auf dem Rücken der Verbraucher noch deutlicher und prononcierter.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Allmählich beginnt aber dieses Inflationsdenken auch unsere Verbraucher zu erfassen, die sich natürlich mit Recht sagen: Es ist besser, heute zu kaufen als morgen, wo die Dinge noch teurer werden, und trotz steigender Baukosten lieber noch heute zu bauen als ein oder zwei Jahre später, wo man mit noch höheren Baukosten zu rechnen hat. Ich glaube, dieser Prozeß eines um sich greifenden Inflationsdenkens, einer um sich greifenden Inflationsgewöhnung bei unseren Verbrauchern ist in vollem Gange.
    Diese Entwicklung, meine Damen und Herren, ist letztlich auf einen Schwund an Vertrauen in die politischen Führungskräfte der Bundesrepublik zurückzuführen, wie wir ihn in der Geschichte der Bundesrepublik bisher noch nicht gehabt haben,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und das nach acht Monaten Regierungstätigkeit dieser Koalition. Der abnehmende Sparwille

    (Abg. Wehner: Was reden Sie hier eigentlich?)

    und die immer mehr wachsende Konsumbereitschaft sind die beredtesten Anzeichen des äußerst gefährlichen Vertrauensschwundes in weiten Kreisen der Offentlichkeit.

    (Zuruf des Abg. Matthöfer.)

    Ich weiß, die Bundesregierung — und Sie machen das mit Ihren Zwischenrufen eben auch — versucht, das Nachlassen des Sparwillens in der Offentlichkeit zu bagatellisieren. Aber auch hier sprechen die Tatsachen eine ganz eindeutige Sprache. Im Nachtrag zum Jahreswirtschaftsbericht führt die Bundesregierung das Zurückgehen der Sparneigung im wesentlichen auf die veränderte Struktur der Einkommensbildung zurück: stärkerer Anstieg der sparschwachen Einkommen, Verlagerung der Spartätigkeit. Nach Ansicht der Sparerschutzgemeinschaft, deren Erklärungen immerhin eine Aussagekraft haben, trifft diese Begründung durchaus nicht den Kern. Sie würde nur dann eine hinreichende Erklärung bieten, wenn die Privatentnahmen und die Einkommen aus Vermögen absolut erheblich zurückgingen. Das ist jedoch schon deswegen unwahrscheinlich, weil die Zins- und Mieteinnahmen stark gestiegen sind und weiter stark ansteigen werden.
    In Wirklichkeit ist nicht ein geringer, sondern ein drastischer Rückgang der Sparquote schon vorhanden und für die Zukunft zu erwarten. Jedenfalls betrug er im ersten Vierteljahr 1970 gegenüber dem gleichen Vorjahrsquartal nach den Berechnungen der Sparerschutzgemeinschaft über einen %-Punkt. Das heißt, die Sparquote ist von 11,5- auf 10,4 % zurückgegangen. Woher die Bundesregierung die Zuversicht nimmt, daß die Ersparnis aus den Masseneinkommen und den entnommenen Gewinnen 1970 höher sein wird als im Vorjahr, ist deshalb unerklärlich. Im ersten Vierteljahr sind die Ersparnisse der privaten Haushalte gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum nicht nur langsamer gestiegen, sondern sogar absolut zurückgegangen,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    und das bei einer Steigerung des verfügbaren Einkommens um etwa 10 %.
    Das sind die Fakten, meine Damen und Herren. Es ist eben eine Flucht in die Sachwerte im Gang.

    (Abg. Dr. Ritz: Leider wahr!)

    Das sind die Tatsachen. Die auch von Kollegen Stoltenberg mit Recht vorgetragene Tatsache, daß die Sachwertbesitzer durch eine Inflationsentwicklung begünstigt werden, erkennen nun eben auch die Sparer, die einen Weg suchen, wo sich ihnen die Möglichkeit bietet, lieber Sachwerte anzuschaffen, als ihr Geld der Bank und damit der Politik anzuvertrauen.

    (Abg. Wehner: Unglaublich!)




    Dr. Müller-Hermann
    Im Zusammenhang mit dieser Sparentwicklung ist auch mit einem neuen Konsumstoß in den vor uns liegenden Monaten zu rechnen. Ich würde diese ganze bedenkliche Situation als eine durchaus berechtigte „Unruhe an der Heimatfront" charakterisieren, die durch die Taten und die Tatenlosigkeit dieser Bundesregierung zustande gekommen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU. Abg. Wehner: Ziemlich schwach!)

    Eine letzte Bemerkung, meine Damen und Herren.

    (Abg. Wehner: Sehr gut!)

    Sicherlich hat nicht nur die konjunkturpolitische Situation zur Verunsicherung der Wirtschaft und breitester Bevölkerungsschichten Anlaß gegeben, sondern auch Dinge, die sich innerhalb der maßgeblichen Regierungspartei auf dem Gebiet der Programmatik und der Gesellschaftspolitik andeuten. Ich will hier die Stichworte „Kapitalbewegung ins Ausland" oder „Börsenstimmung" nicht vertiefen. Aber daß es auch für solche Tendenzen und ihren Zusammenhang mit der Regierungspolitik, Anhaltspunkte gibt, ist ganz unbestritten. Die Gründe liegen in dem Verdacht, in der Sorge, daß unsere freiheitliche Gesellschaftsordnung und unsere marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung durch diese Regierung und vor allem durch die sie in erster Linie tragenden Kräfte innerhalb der SPD möglicherweise in Gefahr gebracht werden.

    (Abg. Matthöfer: Alles Quark!)

    Ich weiß — auch Herr Möller hat es selbst bestätigt —, daß nicht nur bei uns, sondern auch in Ihren eigenen Reihen die Sorge vorhanden ist, daß eine solche Entwicklung in Gang kommen könnte. Aber ich glaube, man darf sich auch auf Ihrer Seite die Dinge nicht so einfach machen, nun zu sagen: Bitte, kümmert ihr euch nicht um das, was bei uns vorgeht. Hier dreht es sich wirklich um Kardinalfragen für die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaftsordnung.

    (Abg. Wehner: „Kapital"oder „Kardinal"Fragen!? — Zerbrechen Sie sich nicht unseren Kopf! Das ist ein Rat, den ich Ihnen gebe!)

    Hier sind wir alle zur Wachsamkeit aufgerufen, nicht nur Sie, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Von Herrn Lenders und, in etwas vorsichtigerer Form, von Herrn Schiller wurde wiederholt die Frage nach unserem eigenen konstruktiven Konzept gestellt.

    (Abg. Wehner: Fortsetzung folgt!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Ratschläge brauchen Sie doch eigentlich nicht mehr. Denn nicht nur von seiten der CDU/CSU ist in mehreren programmatischen Aussagen und in einer Fülle von Anträgen in diesem Hause und bei den Beratungen des Haushaltsausschusses sehr deutlich gesagt worden, was wir für nötig halten. Entsprechende Ratschläge sind Ihnen auch von neutralen, zu dieser Aufgabe berufenen Institutionen in Fülle gegeben worden. Wenn also unsere Vorstellungen
    und Vorschläge weitgehend mit dem identisch sind, was auch von anderer sachverständiger Seite vorgetragen worden ist, können Sie doch nicht immer Ihre eigene Untätigkeit damit entschuldigen, daß wir nicht genügend konkrete und praktikable Vorschläge in den Raum gestellt hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie haben sich ebenfalls lange Zeit in der Tätigkeit einer Opposition üben müssen. Wir haben deutliche Angebote gemacht. Wir haben sogar darauf gewartet, auch bei unbequemeren Fragen von der Regierung angesprochen und zur Mitverantwortung herangezogen zu werden. Wenn es hier im Parlament zum Schwur käme, würde sich schon herausstellen, wer den Mut und die Entschlußkraft auch zu angeblich unbequemen und unpopulären Entscheidungen aufbringt. Aber, meine sehr verehrten Herren von der Regierungskoalition, Sie können letztlich nicht von uns, der Opposition, erwarten, daß wir für Sie die Kastanien aus dem Feuer holen,

    (Abg. Wehner: Die Kastanien sind noch nicht reif)

    die Sie anzufassen nicht geneigt sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier und heute geht es um die Verantwortung der Verantwortung tragenden Bundesregierung und der die Regierung tragenden politischen Kräfte. Noch am 12. Dezember 1969 hat Herr Bundeskanzler Brandt sehr offen gesagt:
    Vor unpopulären Entscheidungen dürfen wir uns nicht drücken, wenn sie sachlich geboten sind. Wir werden nicht daran gemessen, ob und wie wir die schwierigen Fragen ausklammern, sondern daran, daß und wie wir die Probleme anpacken.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Hört! Hört!)

    Das ist ein schöner Satz. Wenn er doch nur einmal praktiziert worden wäre! Das wäre besser gewesen, als starke Worte zu gebrauchen, an die man später nicht erinnert werden will.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nach diesem Zitat des Herrn Bundeskanzlers kann ich mich auf die Feststellung beschränken, wenn der Herr Bundeskanzler an seinem eigenen Leitbild gemessen werden will, kann das Urteil zumindest nach den bisherigen Erfahrungen nur lauten: gewogen und zu leicht befunden.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Geiger: Sie sollten sich eine neue Waage anschaffen! — Weitere Zurufe von der SPD.)