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    Deutscher Bundestag 53. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 Inhalt: Amtliche Mitteilungen 2665 A Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Deutschland-, Ost- und Europapolitik (Drucksachen VI/ 691, VI/ 757) Dr. Barzel (CDU/CSU) 2665 B Dorn (FDP) 2672 B Dr. Apel (SPD) 2680 C Scheel, Bundesminister 2684 A Freiherr von und zu Guttenberg (CDU/CSU) 2692 B Mattick (SED) 2698 B Borm (FDP) 2703 B Strauß (CDU/CSU) 2706 D Brandt, Bundeskanzler 2714 D Dr. h. c. Kiesinger (CDU/CSU) . . 2725 C von Hassel, Präsident . . 2729 D, 2730 B Petersen (CDU/CSU) (Bemerkung nach § 35 GO) . . . . . . . . 2729 D Dichgans (CDU/CSU) (Bemerkung nach § 35 GO) . . . . . . . . 2730 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Berlinhilfegesetzes und anderer Vorschriften (Drucksache VI/ 614); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache VI/ 851), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksachen VI/ 752, zu VI/ 752) — Zweite und dritte Beratung — 2730 D Fragestunde (Drucksache VI/ 809) Frage Ides Abg. Dr. Giulini: Ratifizierung des Atomwaffensperrvertrages durch Japan 2731 B Frage des Abg. Geisenhofer: Wahlen zum Europäischen Parlament Dr. Dahrendorf, Parlamentarischer Staatssekretär 2731 C Fage des Abg. von Thadden: Bearbeitung von Anträgen von SPD- Gremien zum SPD-Parteitag in Saarbrücken im Bundesjustizministerium Dr. Bayerl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 2731 D von Thadden (CDU/CSU) 2731 D Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 2732 A Fragen des Abg. Baier: Auswirkung der Diskonterhöhung auf die Ziegelindustrie 2732 B Frage des Abg. Peters (Poppenbüll) : Äußerung des Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes über angebliche Abstriche von in der Regierungserklärung der Landwirtschaft gemachten Zusagen 2732 D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 Frage des Abg. Weigl: Senkung der Kalbfleischpreise durch verbilligte Abgabe von Magermilchpulver aus Überschußbeständen an die Landwirtschaft 2732 D Fragen des Abg. Peiter: Erfahrungen mit an Bäumen am Rand von Bundesstraßen angebrachten Stanniolstreifen zur Abschreckung des Wildes 2733 B Frage des Abg. Dr. Riedl (München) : . Bau der S-Bahn in der Region München Börner, Parlamentarischer Staatssekretär 2733 C Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 2733 C Fragen des Abg. Stein (Honrath) : Ortsbezeichnungen von neugegliederten Gemeinden seitens der Deutschen Bundespost Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 2733 D Fragen des Abg. Wolfram: Nutzbarmachung der Bodenschätze in Entwicklungsländern Frau Freyh, Parlamentarischer Staatssekretär 2734 B Frage des Abg. Josten: Stellungnahme der Bundesregierung zu den sechs politischen Forderungen der Aktion „Friedensmarsch 1970" Frau Freyh, Parlamentarischer Staatssekretär 2734 D Josten (CDU/CSU) 2735 D Nächste Sitzung 2736 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 2737 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Röhner betr. Haushaltsbelastung durch Anhebung der Kohlenpreise 2737 D Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Warnke betr. Erklärung des Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank über die Höhe der Tragbarkeit von Preissteigerungen . . 2738 B Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Schmidt (München) betr Förderung privater Schlachthöfe mit öffentlichen Mitteln 2738 C Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Höcherl betr. Abgabe von Butter seitens der Interventionsstelle mit einem Abschlag . . . . . . . . 2738 D Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Schmidt (Kempten) betr. Abwicklung des Reichsnährstandes . . . 2739 C Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Mertes betr. Preis für Molkereibutter 2739 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Köster betr. Anrechnung von Wartezeiten auf die Arbeitszeit des Fahrpersonals bei der Deutschen Bundesbahn 2740 A Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dasch betr. verstärkten Zugverkehr an Vortagen von sogenannten langen Wochenenden 2740 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Abelein betr. die innerdeutschen Flüge der Lufthansa . . 2740 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Schwabe betr. Gedenkmarken für Beethoven, Hegel und Hölderlin 2740 D Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dichgans betr. Zahl der Notunterkünfte in der Bundesrepublik Deutschland 2741 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 III Anlage 13 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Mertes betr. Auswirkung der Senkung von Hypothekenzinsen auf die Mieten 2741 C Anlage 14 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Jungmann betr. Studium des Fachgebiets „Sicherheitstechnik" 2741 D Anlage 15 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage der Abg. Frau Dr. Walz betr. Institutionalisierung der Konferenz der Euopäischen Erziehungsminister . . . . 2742 A Anlage 16 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage der Abg. Frau Herklotz betr. Unterricht in modernen Fremdsprachen in der Türkei 2742 B Anlage 17 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Weigl betr. Aufhebung der Ortsklassenunterschiede 2742 D Anlage 18 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dr. Gölter betr. Zeigen der Europa-Fahne an Grenzübergängen . 2743 B Anlage 19 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. von Thadden betr. Arbeitsentgelt für Strafgefangene und Wiedergutmachung von Vermögensschäden 2743 C Anlage 20 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Meister betr. Zuständigkeit der Oberfinanzdirektionen für personelle Entscheidungen 2743 D Anlage 21 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Weigl betr. Zeitpunkt der Auszahlung der Investitionszulage für Investitionen im Jahre 1969 2744 B Anlage 22 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dr. .Klepsch betr. Kilometerpauschale 2744 C Anlage 23 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Ott betr. Preisauszeichnungspflicht für hochwertige Waren . . 2744 D Anlage 24 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Würtz betr. Lärmbelästigung durch Nachtschießen auf dem Übungsplatz Bergen-Hohne 2745 A Anlage 25 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Niegel betr. Finanzierung des Neubaus eines Kreiskrankenhauses in Lichtenfels 2745 B Anlage 26 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Riedl (München) betr. Zeitpunkt der Fertigstellung des Fernstraßenrings um München . . . . 2745 C Anlage 27 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Leicht betr. Anteil des Landes Rheinland-Pfalz an dem Straßenvolumen 1970 2746 A Anlage 28 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Brück betr. Anschluß des Saarlandes an das deutsche Wasserstraßennetz 2746 B Anlage 29 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg betr. Autobahn-Westumgehung Würzburg . . 2746 D Anlage 30 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Hammans betr. postalische Ortsbezeichnungen in dem Kreis Kempen-Krefeld 2747 A Anlage 31 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Beermann betr. Einkommensgrenzen im Wohngeldgesetz . . 2747 C Anlage 32 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage der Abg. Frau Dr. Walz betr. Ausbildungs - Kapazitäts - Berechnungsverfahren für die wissenschaftlichen Hochschulen 2748 A Anlage 33 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dichgans betr. die relative Häufigkeit der verschiedenen Prädikate in den Abiturzeugnissen der einzelnen Gymnasien 2748 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 2665 53. Sitzung Bonn, den 27. Mai 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 9.04 Uhr
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    Berichtigung 51. Sitzung, Seite 2559 B, Zeile 5: bitte einfügen nach Zeile 5 im Anschluß an die Worte „befangen ist?": „Jahn, Bundesminister der Justiz: Ich halte das für eine hilfreiche Anregung. Ich bin gerne bereit, das prüfen zu lassen und Ihnen gegebenenfalls weitere Nachricht darüber zu geben." Die Zeilen 10 bis 13 sind zu streichen. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Aigner * 27. 5. von Alten-Nordheim 31. 5. Bäuerle 27. 5. Bals *** 27. 5. Dr. Bardens 27.5. Behrendt * 27. 5. Biermann 27. 5. Dr. Birrenbach 8. 6. Blank 27. 5. Brandt (Grolsheim) 31. 5. Cramer 30. 5. van Delden 29. 5. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 27. 5. Dr. Dittrich * 27. 5. Ehnes 27. 5. Dr. Erhard 7. 6. Ernesti 27. 5. Faller 27. 5. Dr. Focke 28. 5. Franke (Osnabrück) 27. 5. Fritsch ** 27. 5. Frau Geisendörfer 27. 5. Gerlach (Emsland) * 27. 5. Dr. Giulini 27. 5. Frau Griesinger 27. 5. Dr. Gölter 2. 6. Haar (Stuttgart) 27. 5. Haase (Kassel) 27. 5. Haase (Kellinghusen) 30. 5. Dr. Häfele . 27. 5. Häussler 27. 5. Dr. Hammans 27. 5. Dr. Hauff 27. 5. Helms 27. 5. Heyen 30. 5. Höhmann (Hessisch Lichtenau) 27. 5. Dr. Hubrig 27. 5. Dr. Jaeger 27. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) 27. 5. Dr. Jungmann 27. 5. Kaffka 27. 5. Dr. Klepsch 27. 5. Dr. Kley 27. 5. Dr. Koch * 27. 5. Köppler 27. 5. Dr. Kreile 27. 5. Lautenschlager * 27. 5. Lenzer 27. 5. Dr. Lohmar 15. 6. Lücker (München) * 28. 5. Majonica 27. 5. Dr. Martin 27. 5. Dr. Meinecke (Hamburg) 3. 6. Meister * 30. 5. Anlagen zum Stenographischen Bericht Müller (Aachen-Land) * 29. 5. Müller (Remscheid) 31. 5. Dr. Müller-Hermann 27. 5. 011esch 27. 5. Pfeifer 4. 6. Pöhler ** 28. 5. Dr. Probst 27. 5. Richarts * 27. 5. Richter ** 27. 5. Rommerskirchen 27. 5. Dr. Rutschke 27. 5. Schlaga 27. 5. Schmücker 28. 5. Dr. Schneider (Königswinter) 30. 5. Dr. Schober 27. 5. Schröder (Sellstedt) 31. 5. Dr. Schulz (Berlin) 27. 5. Schwabe 27. 5. Seefeld * 27. 5. Seibert 27. 5. Dr. Seume 27. 5. Dr. Siemer 27. 5. Stahlberg 27. 5. Dr. Starke (Franken) 27. 5. Unertl 27. 5. Weber (Heidelberg) 27. 5. Werner 28. 5. Wrede 27. 5. Wurbs 27. 5. Zebisch 3. 6. Ziegler 27. 5. Dr. Zimmermann 27. 5. Zoglmann 27. 5. Anlage 2 Schriftliche Antwort .des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 27. Mai 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Röhner (Drucksache VI/ 809 Fragen A 34 und 35) : Welche Haushaltsbelastungen erwartet die Bundesregierung (einschließlich der Zuschüsse für den Einsatz von Kohle in Wärmekraftwerken) durch die nicht mehr zu vermeidende Anhebung der Kohlepreise? Welche Deckungsmöglichkeiten sind für diese Belastungen vorgesehen? Aus der Anhebung der Kohlenpreise zum 1. Juni 1970 werden im Haushaltsjahr 1970 keine zusätzlichen finanziellen Belastungen entstehen. Die Kokskohlenbeihilfe kann nach Auffassung der Bundesregierung unverändert gemäß dem Haushaltsentwurf und den Beschlüssen des Haushaltsausschusses verabschiedet werden, nachdem zwischen der. deutschen Stahlindutrie und der Ruhrkohle AG ange* Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Westeuropäischen Union 2738 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 sichts der eintretenden Listenpreiserhöhung eine neue Preisvereinbarung mit Preiszugeständnissen auf der Stahlseite getroffen wurde. Diese Preisvereinbarung hat der Ruhrkohle AG eine Rabattverbilligung für den Hausbrandkoks von 10,— DM/ t sowie Rabattverbilligungen für Hausbrandkohle und Steinkohlenbriketts ermöglicht. Die von der Bundesregierung erwogene Subventionsumschichtung zugunsten der Kokslieferungen an private Haushalte hat sich dadurch erübrigt. Die Frage der zusätzlichen Haushaltsbelastung stellt sich damit nur noch hinsichtlich der Zuschüsse nach dem 2. Verstromungsgesetz. Diese Zuschüsse werden erst nach Ablauf des Kalenderjahres gewährt, in dem die zuschußfähige Gemeinschaftskohle in den Kraftwerken eingesetzt worden ist. Die Kohlenpreiserhöhung kann sich daher frühestens im Haushaltsjahr 1971 auswirken. In welchem Umfang dann tatsächlich zusätzliche Haushaltsmittel erforderlich sein werden, ist im gegenwärtigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen, da die Höhe der zu gewährenden Zuschüsse auch von der Entwicklung der Heizölpreise bestimmt wird. Seit etwa Ende 1969 zeigen auch die Preise für schweres Heizöl in der Bundesrepublik und in Westeuropa allgemein steigende Tendenz. Weitere Preiserhöhungen sind von den Mineralölgesellschaften bereits angekündigt worden. Wieweit die Preisvorstellungen der Mineralölwirtschaft auf dem Markt durchgesetzt werden können und wieweit Heizöllieferungen an Kraftwerke betroffen werden, läßt sich heute noch nicht beurteilen. Jedenfalls werden sich die finanziellen Mehrbelastungen voraussichtlich in vertretbaren Grenzen halten. Über eventuell erforderlich werdende Deckungsmöglichkeiten wird im Rahmen der Haushaltsberatungen für den Bundeshaushalt 1971 zu entscheiden sein. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 27. Mai 1970 ,auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Warnke (Drucksache VI/ 809 Fragen A 38 und 79) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Erklärung des Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank, Emminger, der nach der Sitzung des Zentralbankrates vom 13. Mai 1970 erklärt hat, daß nach Ansicht der Deutschen Bundesbank nur eine Preissteigerung von jährlich 2 % tragbar sei"? Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um der Auffassung der Deutschen Bundesbank zu entsprechen? Die Bundesregierung hat immer deutlich betont, daß die gegenwärtigen Preissteigerungsraten zu hoch und auf die Dauer nicht tragbar sind. Wir kennen .aber auch die Ursachen dieser Preissteigerungen. In der Projektion der Wirtschaftsentwicklung bis zum Jahre 1974 — Anlage 3 zum Jahreswirtschaftsbericht 1970 — geht die Bundesregierung von einer durchschnittlichen Zuwachsrate des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus und insbesondere des Preisniveaus des Privaten Verbrauchs von 2 1/2 % bis 2 % und damit etwa von derselben Rate aus, von der der Vizepräsident der Deutschen Bundesbank angeblich gesprochen haben soll. Eine Rückfrage bei Herrn Dr. Emminger hat jedoch ergeben, daß er sich zu dieser Frage nach der Sitzung des Zentralbankrates am 13. Mai 1970 nicht geäußert hat. Die Maßnahmen, die die Bundesregierung in der derzeitigen Konjunkturphase zur Wiedererreichung der Preisstabilität für notwendig hält, hat sie in ihrem Antrag zum Jahreswirtschaftsbericht 1970 dargestellt und erläutert. Der Nachtrag wird dem hohen Hause in diesen Tagen zugeleitet. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 27. Mai 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (München) (Drucksache VI/ 809 Fragen A 40 und 41: Hält es die Bundesregierung volkswirtschaftlich für vertretbar, daß im Einzugsbereich kommunaler Schlachthöfe, die zum Teil mit erheblichen Kosten ausgebaut wurden, aber bis heute nicht voll ausgelastet sind, private Schlachthöfe mit öffentlichen Mitteln gefördert werden? Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch die Fehlleitung der öffentlichen Mittel zur Errichtung privater Schlachthöfe nicht nur eine große Zahl von Arbeitsplätzen, sondern auch durch die erhöhten Kosten viele mittelständische Betriebe in ihrer Existenz gefährdet sind? Die Bundesregierung, die seit 1963 zur besseren Verwertung des Schlachtviehs in marktfernen Gebieten die Errichtung sowie den Aus- und Umbau von Schlachtanlagen für Großvieh und Schweine fördert, hält diese Maßnahme für sachlich geboten. Es wurden demnach nur Anlagen gefördert, wenn dadurch die Schlachtviehverwertung in besonderem Maße verbessert werden konnte, und keine oder nur solche Anlagen vorhanden waren, deren Aus- oder Umbau wirtschaftlich nicht vertretbar war. In Erwägung dieser Gesichtspunkte werden daher nur Schlachtanlagen gefördert, die nicht im Einzugsbereich kommunaler Schlachthöfe liegen. Da nur solche Anlagen gefördert worden sind, die nicht im Einzugsbereich kommunaler Schlachthöfe liegen, glaube ich, daß man von einer Fehlleitung öffentlicher Mittel nicht sprechen kann. Der Bundesregierung ist auch nicht bekannt, daß durch die Förderung von Schlachtanlagen Arbeitsplätze und mittelständische Betriebe in ihrer Existenz gefährdet wurden. Durch die Errichtung von Schlachtanlagen in marktfernen Gebieten sind im Gegenteil neue Arbeitsplätze geschaffen worden, was im Sinne einer Strukturverbesserung im ländlichen Raum sehr wünschenswert ist. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 27. Mai 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Höcherl (Drucksache VI/ 809 Fragen A 42 und 43) : Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 2739 Wie steht die Bundesregierung zu der Abgabe von insgesamt 40 000 Tonnen Butter von der Interventionsstelle mit einem Abschlag von 1,25 DM je Kilo in den Monaten Dezember 1969 bis Januar 1970, und ist ihr bekannt, ob durch diese Aktion ein echter Mehrverbrauch an Butter entstanden ist oder mußten hierdurch gewisse Mengen Frischbutter zusätzlich in die Intervention gegeben werden? Hält die Bundesregierung die durch diese Aktion verursachten Kosten von ca. 50 Millionen DM durch den Effekt dieser Maßnahme für gerechtfertigt? Eingangs darf ich darauf hinweisen, daß die Abgabe der um 1,25 DM/ kg verbilligten Kühlhausbutter bereits in der Ratssitzung vom 16./17. September 1969 von 5 Mitgliedsländern, auch mit Ihrer Zustimmung, lieber Herr Kollege, akzeptiert wurde, und nur wegen des Vorbehalts eines Landes erst am 27./28. Oktober 1969 im Ministerrat endgültig beschlossen wurde. Die Abgabe der 40 000 t Lagerbutter in der Bundesrepublik mit einem Abschlag von 1,25 DM/ kg unter dem Preis für frische deutsche Markenbutter erfolgte in den Monaten November 1969 bis Januar 1970. Der Absatz dieser Butter erstreckte sich noch bis einschl. Februar 1970; deshalb ist es angebracht, den Monat Februar in die Verbauchsbetrachtung einzubeziehen. Von November 1969 bis einschließlich Februar 1970 wurde nach vorläufigem Ergebnis gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres ein Mehrabsatz von rd. 8 100 t Butter erzielt, das ist eine Absatzsteigerung von 5,0%. Der Mehrabsatz umfaßt auch die über andere Sondermaßnahmen (z. B. Bundeswehr, gemeinnützige Einrichtungen, Gutscheine für Sozialhilfeempfänger) zusätzlich abgesetzten Mengen in Höhe von rd. 4 100 t, so daß der echte Mehrabsatz über die Verbilligungsaktion rd. 4 000 t betragen hat; das sind 10 % der verbilligt abgegebenen Menge. Das ist mehr als auf Grund der Preiselastizität der Butternachfrage in der Bundesrepublik zu erwarten war. Der Butterbestand der Interventionsstelle verringerte sich von November 1969 bis Ende Februar 1970 um 13 200 t gegenüber 9 100 t im Vorjahr, das ist eine um 4 100 t höhere Bestandsabnahme. Daß durch die Lagerbutter immer ein gewisser Teil an Frischbutter in die Intervention gedrängt wird, dürfte Ihnen bekannt sein. Der zusätzliche Kostenaufwand betrug nicht 50 Mill. DM, sondern 26 Mill. DM, da Lagerbutter schon seit Jahren laufend mit einem angemessenen Qualitätsabschlag in den Markt gegeben wird. Im Kalenderjahr 1969 betrug der Qualitätsabschlag 60 Pf/ kg, so daß der Mehraufwand bis zu der Verbilligung von 1,25 DM nur 65 Pf/ kg beträgt. Der Kostenaufwand liegt im Rahmen der auch bei anderen Absatzmaßnahmen entstehenden Kosten. Ein günstigerer Absatz auch auf dem Weltmarkt war nicht möglich. Die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme kann außerdem nicht nur allein vom finanziellen Aspekt her gesehen werden. Bei der bestehenden Überschußsituation muß die Verbrauchernachfrage geweckt werden, wozu sich für einen wirtschaftlichen Effekt bestimmte Zeiten, z. B. die Monate November bis Januar, besonders eignen. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 27. Mai 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache VI/ 809 Frage A 45) : Kann mir die Bundesregierung sagen, welche Aufgaben die „Abwicklung des Reichsnährstandes und seine Zusammenschlüsse" in Bonn heute noch hat, und wann diese Aufgaben voraussichtlich beendet sein werden? Der von mir im Jahre 1961 beauftragte Albwickler des Reichsnährstands und seiner Zusammenschlüsse hat mir berichtet, daß die Abwicklung des Reichnährstands und seiner Zusammenschlüsse im wesentlichen !durchgeführt ist. Die Masse der Grundstücke ist an die entsprechenden Funktionsnachfolger herausgegeben. Schwierigkeiten bestehen lediglich nach in einigen Ländern, in welchen als Funktionsnachfolger sowohl das Land als auch (die Landwirtschaftskammern aufgetreten sind. Um zeitraubende Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, wurde mit Erfolg versucht, noch strittige Fragen durch Verhandlungen zwischen den Beteiligten zu bereinigen. Zur Zeit stehen noch einige höchstrichterliche Entscheidungen aus, deren Ergebnisse für die Durchführung der Abwicklung wesentlich sind und den Zeitpunkt oder endgültigen Beendigung der Abwicklung bestimmen. Aus diesem Grunde bin ich nicht in der Lage, einen bestimmten Zeitpunkt für die Beendigung der Abwicklung, anzugeben. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 27. Mai 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Mertes (Drucksache VI/ 809 Frage A 47): Treffen Meldungen zu, wonach die sogenannte Molkereibutter voraussichtlich schon Ende dieses Monats nur noch um etwa 10 Pfennige billiger sein wird als frische deutsche Markenware und darüber hinaus von vielen Geschäften überhaupt nicht mehr wird angeboten weiden können, und worauf ist das nach Ansicht der Bundesregierung zurückzuführen? Mit dem 1. April 1970 ist bei Butter der innergemeinschaftliche Warenverkehr völlig liberalisiert worden. Die bis zu diesem Zeitpunkt im wesentlichen einzelstaatlich durchgeführte Auslagerung der Interventionsbutter zur Marktversorgung mit einem Preisabschlag mußte von diesem Zeitpunkt an einheitlich geregelt werden. Die Kommission der Europäischen Gerneinschaften war — wie eine Reihe anderer Mitgliedsländer — der Meinung, daß die verbilligte Abgabe von Butter nicht zu einem Mehrtabsatz fahrt, sondern im wesentlichen frische Butter ersetzt. Die Kommission hat deshalb im Verwlaltungsausschußverfahren den Preisabschlag für Molkereibutter von zunächst ca. 60 Pf/ kg auf 48 Pf/ kg unid seit 19. Mai 1970 auf 36 Pf/ kg reduziert, was nach Abzug der Ausformkosten zu einer Preisdifferenz zur Markenbutter von weniger als 10 Pf/ kg führt. 2740 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 Die deutsche Delegation hat sich gegen diese Reduzierung ausgesprochen, weil die verbilligte Abgabe von Molkereibutter in der Bundesrepublik zu einer Verbrauchsausweitung !geführt hat. Anlsage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 27. Mai 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Köster (Drucksache VI/ 809, Fragen A 74 und 75) : Ist die Bundesregierung bereit, auf den Vorstand der Deutschen Bundesbahn hinzuwirken, daß Fahrgastfahrten, Bereitschaften und betriebsbedingte Pausen voll auf die Arbeitszeit des Fahrpersonals angerechnet werden, zumal die Arbeitszeitregelung bei anderen staatlichen Eisenbahnen für das Fahrpersonal wesentlich günstiger sind, die Niedeiländische Eisenbahn z. B. die sogenannten Wartezeiten voll auf die Arbeitszeit anrechnet? Was hat die Bundesregierung auf Grund der Entschließung des Deutschen Bundestages vom 23. Juni 1965 — Drucksache V/195 — getan, um den Vorstand der Deutschen Bundesbahn zu veranlassen, die Dienstdauervorschriften der Deutschen Bundesbahn für das Betriebs- und Verkehrspersonal entsprechend zu verbessern? Der Vorstand der Deutschen Bundesbahn hat die Entschließung ides Deutschen Bundestages vom 23. 6. 1965 im Einvernehmen mit den Bundesministern des Innern, der Finanzen und meinem Hause stufenweise unter Berücksichtigung der nicht unerheblichen finanziellen Mehraufwendungen durchgeführt. Die Entschließung war im Herbst 1966 im wesentlichen erfüllt. Der Vorstand der Deutschen Bundesbahn blieb jedoch bemüht, die arbeitsorganisatorischen Voraussetzungen zu schaffen für weitere Verbesserungen der Dienstdauervorschriften unter vertretbaren personalwirtschaftlichen Auswirkungen. Schließlich wurde im Jahre 1968 ein neuer Stufenplan entwickelt, mit dem offene Fragen grundlegend bereinigt werden konnten. Der Stufenplan reicht bis in das Jahr 1973. Von dann an soll die Anwesenheitszeit gleich Arbeitszeit sein. Für das Fahrpersonal werden ab 1. 1. 1969 von jeder Wendezeit wie bisher 60 Min. voll auf die Arbeitszeit angerechnet und darüber hinaus außerhalb der Heimatdienststelle mit 50 % bewertet. Fahrgastfahrten werden mit 70 % und in besonderen Fällen mit 100 % auf die Arbeitszeit angerechnet. Der Stufenplan hält sich unter Berücksichtigung der allgemeinen Arbeitszeitverkürzungen im Rahmen der personalwirtschaftlichen Zielsetzungen der Deutschen Bundesbahn. Deshalb erscheint es z. B. nicht angezeigt, auf weitere Änderungen der Dienstdauervorschriften hinzuwirken. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 27. Mai 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dasch (Drucksache VI/ 809 Frage A 79): Beabsichtigt die Deutsche Bundesbahn, an Vortagen von sogenannten langen Wochenenden, wie z. B. am Donnerstag, dem 28. Mai 1970, einen verstärkten Zugverkehr einzuplanen, damit die Tages- oder Wochenpendler, welche zum Unterschied von normalen Wochenenden mit verstärktem Freitags- und normalen Samstagsverkehr auf wenige Verbindungen zusammengedrängt werden, auch an diesen Tagen nicht auf Stehplätze zusammengedrängt in überfüllten Zügen heimfahren müssen? Die Deutsche Bundesbahn bemüht sich, auch an sog. langen Wochenenden ihr Zugangebot an das zu erwartende Verkehrsaufkommen anzupassen. Bei den vorgesehenen Entlastungsmaßnahmen stützt sich die Deutsche Bundesbahn auf Erfahrungswerte, die durch laufende Beobachtung der Zugbesetzungen ergänzt werden. Unabhängig davon kann auch kurzfristig durch Beistellen von Zusatzwagen ggf. sogar durch Einsatz von zusätzlichen Zügen nicht vorhersehbaren Verkehrsspitzen begegnet werden. Durch Unwägbarkeiten, wie regional unterschiedliche Größe des ,Spitzenverkehrs oder wie auch durch das Wetter, wird es sich allerdings nicht immer ausschließen lassen, daß u. U. das Sitzplatzangebot nicht ausreicht. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 27. Mai 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Abelein (Drucksache VI/ 809 Fragen A 80 und 81) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die innerdeutschen Flüge der Lufthansa so zu organisieren, daß ein Reisender es wagen kann, auch bei Termingebundenheit mit der Lufthansa zu fliegen? Wäre nicht die Zulassung privater Luftlinien im innerdeutschen Verkehr ein geeignetes Mittel, einen einigermaßen geordneten und pünktlichen Reiseverkehr zu gewährleisten? Die Bundesregierung hat zu Ihrem Vorwurf der Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit gegen die Deutsche Lufthansa bereits am 21. Juli 1969 schriftlich Stellung genommen. Zur Frage einer Qualitätsverbesserung im innerdeutschen Luftverkehr durch Beteiligung mehrerer privater Fluggesellschaften verweist die Bundesregierung darauf, daß bereits jetzt drei weitere private Luftfahrtunternehmen in die Bedienung des innerdeutschen Flugnetzes einbezogen sind. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit erstreben sie in gleichem Maße wie die Lufthansa, wobei jedoch oft die gleichen unvermeidbaren Schwierigkeiten zu überwinden sind. Im übrigen beschäftigt sich, — wie dem Plenum bekannt — die vom Bundesminister für Verkehr im Februar 1970 ins Leben gerufene Kommission mit allen Fragen der bestmöglichen Bedienung des binnenländischen Luftverkehrsnetzes. Sie wird im Jahre 1971 ein Gesamtkonzept für eine langfristige Verbesserung vorlegen. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 27. Mai 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abge- Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 2741 ordneten Schwabe (Drucksache VI/ 809 Fragen A 82 und 83) : Trifft es zu, daß die 30 Millionen Serien von Gedenkmarken der Deutschen Bundespost für Beethoven, Hegel und Hölderlin bereits nach wenigen Tagen ausverkauft waren? Wenn ja, gedenkt die Deutsche Bundespost einen Nachdruck zu veranlassen, zumal im Beethoven-Jahr eine längere Bereitstellung gerade der Erinnerungsmarke an diesen weltberühmten Künstler sicherlich von Vorteil wäre und da mit einer solchen Neuauflage einer übermäßigen Briefmarkenspekulation entgegengewirkt werden könnte? Sondermarken sind in aller Regel mehrere Wochen an den Schaltern vorrätig. Ob an einzelnen Schaltern die von Ihnen erwähnten Sondermarken bereits nach wenigen Tagen vergriffen waren, läßt sich nicht übersehen. Ein Nachdruck ist nicht vorgesehen. Es war von Anfang an angekündigt, daß eine Auflage von je 30 Millionen Stück hergestellt werden sollte. Neben technischen Schwierigkeiten läßt sich ein kurzfristiger Nachdruck vor allem wegen der für die übrigen noch in diesem. Jahr erscheinenden Sondermarken notwendigen Druckkapazität nicht durchführen. Bei einer Auflagenhöhe von 30 Millionen Stück besteht nach meinen Erfahrungen keine Spekulationsgefahr. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom 27. Mai 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dichgans (Drucksache VI/ 809 Fragen A 86 und 87): Wie viele Bürger der Bundesrepublik Deutschland leben gegenwärtig noch in Notunterkünften? Auf welche Zahl glaubt die Bundesregierung, die Notunterkünfte bis zum Ende der Legislaturperiode vermindern zu können? Bei der Gebäude- und Wohnungszählung 1968 wurden nach vorläufigen Ergebnissen rd. 147 000 Wohngelegenheiten in Unterkünften ermittelt, die als Notunterkünfte im engeren Sinne zu bezeichnen sind. In diesen Notunterkünften leben rd. 425 000 Menschen. Hinzu kommen die Wohngelegenheiten in Wohngebäuden, die nicht die Merkmale einer Wohnung haben und auch ihrer Ausstattung nach unzulänglich sind. Faßt man beide Kategorien von im allgemeinen schlechten Wohngelegenheiten zusammen, so kommt man auf eine Zahl von rd. 1/2 Million; in ,diesen schlechten Wohngelegenheiten leben rd. 11/2 Millionen Menschen. Außerdem sind von den vorhandenen Wohnungen nach einer wissenschaftlichen Untersuchung etwa 1 Million abbruchreif; in ihnen dürften etwa 3 Millionen Menschen leben. Die Bundesregierung hat keinen direkten Einfluß auf die Verminderung der Zahl der Notunterkünfte. Sie kann nur die Bemühungen der Länder und Kommunen, den Bewohnern von Notunterkünften zu einem menschenwürdigen Wohnen zu verhelfen, unterstützen. Dies geschieht namentlich im Rahmen des sozialen Wohnungsbaues. Das in Vorbereitung befindliche langfristige Wohnungsbauprogramm hat u. a. eine schnellere Beseitigung des sozialen Nachholbedarfs zum Ziel. Das Ausmaß der Fortschritte in der Verminderung der Notunterkünfte hängt allerdings auch davon ab, wieweit es gelingt, dem Entstehen neuer Wohnungsnotstandfälle und dem Nachrücken anderer Personen in die Notunterkünfte entgegenzuwirken. Hierbei spielen die Probleme der Unterbringung der illegal zugewanderten Gastarbeiter eine Rolle. Im übrigen reicht die Aufgabe der Beseitigung von Notunterkünften erheblich über den Bereich der Wohnungspolitik hinaus. Die Bundesregierung hat erst kürzlich im Sozialbericht 1970 darauf hingewiesen, daß es an 'zahlreichen Stellen gelungen ist, mit neuen Methoden .der Sozialarbeit, die die eigene Initiative der Betroffenen anregen sollen, die Auflösung sog. Obdachlosensiedlungen und die dezentralisierte Unterbringung ihrer Bewohner in geeigneten Wohnungen zu erreichen. Hier kommt es entscheidend darauf an, ,daß die Verwaltungsstellen auf örtlicher Ebene gut zusammenarbeiten und alle positiven Ansätze bei den Betroffenen, bei einsatzbereiten Bürgern und bei gemeinnützigen Einrichtungen nutzen. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom 27. Mai 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Mertes (Drucksache VI/ 809 Frage A 88) : Ist nach Meinung der Bundesregierung sichergestellt, daß die derzeitigen Mieterhöhungen auf Grund höherer Hypothekenzinsen nach deren Senkung auch wieder ermäßigt werden, oder besteht für die Baugesellschaften eine gesetzliche Verpflichtung dazu nicht? Bei allen Wohnungen, die an die gesetzliche Kostenmiete gebunden sind, muß die Miete nach der Senkung der Hypothekenzinsen entsprechend ermäßigt werden, wenn sie zuvor wegen der Zinserhöhung erhöht worden ist. Bei den genannten Wohnungen handelt es sich um die Wohnungen des sozialen Wohnungsbaues, die Wohnungen der Wohnungsfürsorge der öffentlichen Hand und um alle sonstigen Wohnungen der gemeinnützigen Wohnungsunternehmen. Bei Wohnungen, die nicht 'an die Kostenmiete gebunden sind, gibt es keine gesetzliche Grundlage für eine Mieterhöhung. Daher besteht auch keine gesetzliche Verpflichtung für eine Mietermäßigung. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 25. Mai 1970 auf die Mündliche Frage des .Abgeordneten Dr. Jungmann (Drucksache VI/ 809 Frage A 93) : Ist der Bundesregierung bekannt, ob und in welchem Umfang das Fachgebiet „Sicherheitstechnik" an den technischen Hochschulen, den technischen Universitäten, den Ingenieurschulen und Ingenieurakademien in der Bundesrepublik Deutschland studiert werden kann? 2742 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 In der Bundesrepublik besteht die Möglichkeit, Sicherheitstechnik an zwei Hochschulen zu studieren, nämlich an den Technischen Hochschulen Aachen und München. Ein weiterer Lehrstuhl für Sicherheitstechnik wird gegenwärtig an der Technischen Hochschule Hannover eingerichtet. Ferner gehören an etwa 50 von ungefähr 130 staatlichen Ingenieurschulen Arbeitsschutz oder Sicherheitstechnik zum Unterrichtsprogramm. Dieser Unterricht wird meist von nebenamtlichen Lehrkräften in ,der Form von Arbeitsgemeinschaften erteilt. Einen eigenen Studiengang für Sicherheitstechnik gibt es bislang weder an den Hochschulen noch an .den Ingenieurschulen. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Dahrendorf vom 14. Mai 1970 ,auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Walz (Drucksache VI/ 809 Frage B 1) : Wie steht die Bundesregierung nun tatsächlich zur Institutionalisierung der Konferenz der Europäischen Erziehungsminister und zur Einrichtung der Europäischen Erziehungsbehörde, nachdem am 21. Januar der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Dahrendorf auf eine Frage des Abgeordneten Dr. Schulz (Berlin) (Drucksache VI/245 Frage A. 43) ausführte, daß die Bundesregierung nicht die Institutionalisierung der Konferenz der Europäischen Erziehungsminister und nicht die Einrichtung einer Europäischen Erziehungsbehörde befürworte, inzwischen aber auf einer Informationstagung in Brüssel zu hören war, daß das Kanzleramt zumindest die Europäische Erziehungsbehörde befürworte? Die Bundesregierung ist nach wie vor der Ansicht, daß die Institutionalisierung der Europäischen Erziehungsministerkonferenz und die damit verknüpfte Errichtung eines Europäischen Erziehungsbüros nicht zu befürworten ist. Die europäische Zusammenarbeit auf ,dem Gebiet des Erziehungswesens ist durch die bestehenden Einrichtungen, insbesondere den Rat für kulturelle Zusammenarbeit des Europarats (CCC) bereits gewährleistet. Gegen die Festlegung einer Permanenz der Europäischen Erziehungsministerkonferenz bestehen jedoch keine Bedenken. Für die Erörterung der Empfehlung 567 (69) hat der deutsche Ministerbeauftragte inzwischen eine den obigen Ausführungen entsprechende Weisung erhalten. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Dahrendorf vom 26. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Herklotz (Drucksache VI /809 Frage B 2) : Ist die Bundesregierung bereit, sich im Sinn der Empfehlung 594 der Beratenden Versammlung des Europarates vom 26. Januar 1970 an dem Plan des Europarates zu beteiligen, den Unterricht in modernen Fremdsprachen in der Türkei zu fördern? Die in Ziffer 8 der Empfehlung 594 aufgestellten Ziele werden von der Bundesregierung begrüßt. Sie ist bereit, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten an dem Förderungsplan zu beteiligen und hat in diesem Sinne sowohl im Rat für kulturelle Zusammenarbeit (CCC) ails auch im Ministerkomitee Stellung genommen. Wie in der Empfehlung rausgeführt, hat der Europarat bereits in der Vergangenheit ein Projekt initiiert, das die Weiterbildung von türkischen Lehrern in 'den Mitgliedstaaten zum Inhalt hatte. Die Bundesregierung hat sich an dem Programm, das ein. im Ganzen zufriedenstellendes Ergebnis hatte, in erheblichem Umfang beteiligt. Es ist daran gedacht, es für 1970-1972 durch 'Gewährung von Jahresstipendien an je zwei türkische Lehrer in der Bundesrepublik Deutschland weiterzuführen. Die in der Empfehlung 594 enthaltenen Zielvorstellungen (Ziff. 8) werden im Rahmen der laufenden Programme des türkischen Erziehungsministeriums zur ,Reformierung des neusprachlichen Unterrichts bereits seit drei Jahren angestrebt und sind zum Teil schon verwirklicht. Bei der Reformierung des deutschen Sprachunterrichts wurde uns von Anfang an eine breite Möglichkeit der Mitarbeit eingeräumt. Dies wurde dadurch begünstigt, daß seit 1965 an der Deutsch-Abteilung der größten und wichtigsten Pädagogischen Hochschule des Landes eine wachsende Zahl deutscher Dozenten mitwirkte. Der Anstoß zur didaktischen Modernisierung des Unterrichts, zu einer Unterweisung der künftigen Deutschlehrer in modernen Unterrichtsmethoden und zur Ausarbeitung eines modernen Deutschlehrbuches für die Mittelstufe ging von den deutschen Dozenten und der Zweigstelle des Goethe-Instituts 'in Ankara aus, die einen entsandten Mitarbeiter unentgeltlich an die Hochschule abgeordnet hat. Die Reformarbeit des türkischen Erziehungsministeriums konnte daher auf dem Gebiet des Deutschunterrichts an die von deutschen Kräften geleisteten Vorarbeiten anknüpfen. Die Pädagogische Verbindungsstelle in Ankara (Zweigstelle des Goethe-Instituts) bemüht sich im übrigen, durch die Pflege ständiger Kontakte mit den Deutschlehrern in der Provinz diese auf ihre neuen Aufgaben vorzubereiten. Die in der Empfehlung 594 genannte Einführung audiovisueller Hilfsmittel kommt vorerst allerdings wohl nur für die Lehrerbildungsanstalten und Oberschulen in den Großstädten in Frage. Die Deutschabtrilung der Pädagogischen Hochschule in Ankara besitzt ein von der Bundesregierung gespendetes Sprachlabor. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Genscher vom 26. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Weigl (Drucksache VI/ 809 Frage B 3) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die noch bestehenden Ortsklassenunterschiede durch Ländergesetze aufgehoben werden sollten? Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 2743 Die Ortsklasse der einzelnen Gemeinden ergibt sich aus dem Ortsklassenverzeichnis des Bundes. An die dort festgelegten Einstufungen sind auch die Länder gebunden (§ 56 Abs. 2 des Bundesbesoldungsgesetzes). Das Ortsklassenverzeichnis kann nur durch eine mit Zustimmung des Bundesrates zu erlassende Rechtsverordnung der Bundesregierung geändert werden (§ 13 Abs. 2 BBesG). Für eigene Gesetze der Länder ist insoweit somit kein Raum. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß das Ortsklassenverzeichnis nicht mehr geändert werden soll. Die Gründe hierfür sind in der schriftlichen Antwort vom 13. Mai 1969 auf eine Frage des Herrn Bundestagsabgeordneten Baier (Sten. Ber. S. 12896 — B —) dargelegt. Die Unterschiede zwischen dem Ortszuschlag der Ortsklasse S und dem der Ortsklasse A sollen jedoch stufenweise beseitigt werden. Mit dem schrittweisen Abbau ist bereits in dem am 1. April 1969 in Kraft getretenen Zweiten Besoldungsneuregelungsgesetz (BGBl. I S. 365) begonnen worden. Durch das Siebente Gesetz zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes vom 15. April 1970 (BGBl. I S. 339) wurden die Unterschiede mit Wirkung vom 1. Januar 1970 in allen Tarifklassen weiter verringert. Die Länder werden sich den Bundesregelungen anschließen. Die verbliebenen — relativ geringfügigen — Unterschiede sollen im Verlauf dieser Legislaturperiode in zwei weiteren Stufen gänzlich beseitigt werden. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Bundesministers Genscher vom 26. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Gölter (Drucksache VI/ 809 Frage B 4) : Wird die Bundesregierung dafür Sorge tragen, daß an den Grenzübergängen neben der deutschen und der jeweiligen Fahne des Nachbarlandes auch die Europa-Fahne gezeigt werden darf? Die Europaflagge wird schon seit 1965 alljährlich am Europatag, dem 5. Mai, im Bund und in den Ländern gehißt. Ihre Anregung, an den Grenzübergangsstellen neben der deutschen und der jeweiligen Flagge des Nachbarstaates ständig die Europaflagge zu setzen, ist bereits im Sommer vorigen Jahres vom Generalsekretär der Europa-Union in Deutschland an mich herangetragen worden. Das Setzen der Europaflagge an den deutschen Grenzübergängen würde dazu beitragen, auch gegenüber einer breiteren Öffentlichkeit den politischen Willen zur europäischen Einigung sinnfällig zu dokumentieren. Da die Europaflagge aber kein nationales, sondern ein Gemeinschaftssymbol ist, kann diese Frage nicht auf nationaler Ebene, sondern nur im Einvernehmen mit den übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft entschieden werden. Innerstaatlich bestehen gewisse Bedenken gegen die Gleichstellung der Fahne einer nichtstaatlichen Vereinigung mit den staatlichen Hoheitssymbolen der Bundesrepublik und ihrer Nachbarländer; diese Bedenken könnten jedoch außer Betracht bleiben, wenn sich die sechs Europastaaten entschließen würden, in dieser Frage einheitlich zu verfahren. Ein offizieller Antrag ist bisher an die SechserGemeinschaft noch nicht gestellt worden. Die erfreuliche Entwicklung der Europapolitik seit der Gipfelkonferenz vom Dezember 1969 läßt jedoch hoffen, daß sich die Regierungen zu gegebener Zeit auch mit der Flaggenfrage befassen werden. Wenn dann die übrigen Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft einem Vorschlag, daß an allen Grenzen der Europastaaten neben den Staatsflaggen ständig die Europaflagge gezeigt werden soll, zustimmen würden, wäre die Bundesregierung bereit, dabei mitzuwirken. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 26. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten von Thadden (Drucksache VI/809 Frage B 5) : Welche Möglichkeiten sieht der Bundesjustizminister dafür, daß Strafgefangene, die durch ihre Tat Privatpersonen Vermögensschaden zugefügt haben, leichter zur Wiedergutmachung dadurch instand gesetzt werden, daß ihre Arbeitsbelohnung erhöht wird? Nach der bundeseinheitlich geltenden Dienst- und Vollzugsordnung erhält der Gefangene gegenwärtig eine Arbeits- und Leistungsbelohnung, deren Höhe in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich festgesetzt ist. Im Rahmen der Strafvollzugsreform hat mein Amtsvorgänger Dr. Heinemann im Jahre 1967 die Strafvollzugskommission berufen, die mit der Erarbeitung eines Strafvollzugsgesetzes beauftragt ist, das an die Stelle der Dienst- und Vollzugsordnung treten soll. Die Kommission hat bei ihren Reformarbeiten auch eingehend die Frage des Arbeitsentgelts für Strafgefangene geprüft. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, daß dem Gefangenen künftig der Anspruch auf ein leistungsangemessenes Arbeitsentgelt eingeräumt werden sollte. Bei der Erörterung dieser Frage hat sich die Kommission nicht zuletzt auch von dem Gesichtspunkt leiten lassen, daß der Gefangene durch ein angemessenes Arbeitsentgelt in die Lage versetzt werde, auch während der Zeit des Strafvollzugs — wenigstens teilweise — den von ihm verursachten Schaden zu ersetzen. Die Strafvollzugskommission hat in ihren Grundsätzen zur Frage der Verwendung des Arbeitsentgelts ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Gefangene zur Wiedergutmachung des von ihm durch seine Straftat verursachten Schadens anzuhalten sei. Anlage 20 . Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 25. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Meister (Drucksache VI/809 Frage B 6) : 2744 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 Wer ist bei den Oberfinanzdirektionen für personelle Entscheidungen im Einzelfalle zuständig, da sie auf der einen Seite Angelegenheiten des Bundes und auf der anderen Seite Angelegenheiten der Länder wahrnehmen? Die Oberfinanzdirektionen sind nach den §§ 1, 2 und 6 des Gesetzes über die Finanzverwaltung vom 6. September 1950 Mittelbehörden sowohl des Bundes als auch des Landes und entsprechend ihrer Aufgabenstellung in Bundes- und Landesabteilungen gegliedert. Die Bundesabteilungen werden mit Verwaltungsangehörigen des Bundes, die Landesabteilungen mit Verwaltungsangehörigen des Landes besetzt. Der Oberfinanzpräsident als Leiter der Oberfinanzdirektion ist Bundes- und Landesbeamter. Zu den Aufgaben der Abteilungen einer Oberfinanzdirektion gehören nach § 7 a. a. O. auch die Organisation, der Haushalt und die Personnalangelegenheiten der Abteilung und der nachgeordneten Dienststellen ihres Zuständigkeitsbereichs. Diese Aufgaben sind für die Bundesabteilungen in einer der Bundesabteilungen, für die Landesabteilungen in einer der Landesabteilungen zusammenzufassen. Dies ist in Abschnitt 2 Abs. 1 der Ersten Verwaltungsordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Finanzverwaltung vom 23. November 1950 für die Bundesabteilungen in der Zoll- und Verbrauchsteuerabteilung geschehen. Die Bestimmung der entsprechenden Landesabteilung ist Sache der für die Finanzverwaltung zuständigen Obersten Landesbehörde. Die personellen Entscheidungen der Bundesabteilungen und der nachgeordneten Dienststellen obliegen demnach dem Leiter der Zoll- und Verbrauchsteuerabteilung, diejenigen der Landesabteilungen und der nachgeordneten Dienststellen dem hierzu bestimmten Leiter einer der Landesabteilungen, wenn sich der Oberfinanzpräsident als Dienststellenleiter nicht die Entscheidung vorbehält. Anlage 21 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 27. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Weigl (Drucksache VI/809 Frage B 7): Bis wann können Antragsteller aus dem Zonenrandgebiet mit der Auszahlung der Investitionszulage für Investitionen im Jahre 1969 rechnen? Die Verwaltung der Investitionszulage obliegt nach der Finanzverfassung den Ländern, die damit auch allein für die zur Festsetzung und Auszahlung der Investitionszulage erforderlichen organisatorischen Maßnahmen zuständig sind. Die Bundesregierung kann 'deshalb nur allgemein auf folgendes hinweisen: Die Zeit für die Bearbeitung der einzelnen Anträge auf Gewährung .der Investitionszulage ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Nicht unerhebliche Verzögerungen können sich insbesondere dann ergeben, wenn Rückfragen erforderlich sind oder die nach § 1 Abs. 4 des Investitionszulagengesetzes vorzulegende Bescheinigung des Bundesministers für Wirtschaft nachgereicht werden muß. Auch die angespannte Arbeitslage bei den Finanzämtern kann zu Verzögerungen führen. Mit den Ländern besteht jedoch Übereinstimmung, daß die Festsetzung und Auszahlung ;der Investitionszulage so schnell wie möglich erfolgen sollen, Anlage 22 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 27. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Klepsch (Drucksache VI/ 809 Frage B 8) : Trifft es zu, daß die Bundesregierung beabsichtigt, die Kilometergeldpauschale zu erhöhen? Ich habe zuletzt noch in der Fragestunde am 25. Februar 1970 auf eine Frage des Kollegen Wagner erklärt, daß die Bundesregierung eine Erhöhung des Kilometer-Pauschbetrags aus haushaltsmäßigen unid verkehrspolitischen Gründen nicht beabsichtigt. An dieser Auffassung hat sich nichts geändert. Es trifft mithin nicht zu, daß eine Erhöhung des Kilometer-Pauschbetrags seitens der Bundesregierung erwogen werde. Im Rahmen der Steuerreform wird auch die Frage der Kilometer-Pauschale geprüft werden. Anlage 23 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 22. Mai 1970 ;auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Ott (Drucksache VI/ 809 Fragen B 9 und 10) : Ist die Bundesregierung bereit, die Ausnahmegenehmigung für die Preisauszeichnungspflicht (Preisauszeichnungsverordnung vom 18. September 1969) insbesondere für mittelständische Unternehmen zuzulassen, die hochwertige Waren wie etwa Pelze, Schmuck etc. ausstellen? Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch die Preisauszeichnungspflicht potentielle Einbrecher und Diebe angeregt werden könnten, strafbare Handlungen zu begehen? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß Pelze, Schmuck und andere hochwertige Gegenstände allein ihres Wertes wegen bei der Preisauszeichnung nicht anders behandelt werden sollten als Gegenstände des täglichen Bedarfs. Auch der Käufer hochwertiger Waren ist an einer Unterrichtung über die Preise möglichst schon durch die Schaufensterpreisauszeichnung interessiert. Nach Auskunft des Bundeskriminalamtes halten sich die Einbruchdiebstähle in Juwelier- und Pelzgeschäften im Rahmen ides leider Gewöhnlichen. Es ist aber vorgesehen, die bereits vor Verkündung der Preisauszeichnungsverordnung eingehend behandelte Sicherheitsfrage in einem Gespräch mit dem Bundesverband der Juweliere und Uhrmacher, dem Verband der Sachversicherer und dem Bundeskriminalamt Anfang Juni 1970 erneut zu erörtern. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 2745 Anlage 24 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Berkhan vom 26. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Albgeordneten Würtz (Drucksache VI/ 809 Frage B 111): Gedenkt das Bundesverteidigungsministerium, die in der Zeit vom 6. Juni bis 3. Juli 1970 zwischen 4.15 Uhr morgens und 1 Uhr nachts auf dem Übungsplatz Bergen-Hohne vorgesehenen Nachtschießen, deren Lärmbelästigung zur Nachtzeit für die anwesenden Kurgäste in den Kur- und Erholungsorten Fallingbostel und Dorfmark (Hauptsaison) untragbar wäre, entsprechend einzuschränken oder abzusagen? Die völlig unzureichende Zahl der Übungsplätze für die Bundeswehr hat zu einer stanken Überlastung der Plätze ,geführt unid zwingt zu voller Ausnutzung aller Möglichkeiten. Deshalb sollte in der Zeit vom 8. Juni biss 3. Juli 1970 versuchstweise die Tagesschießzeit über den bisherigen Umfang hinaus verlängert werden. Es war hierzu eine Schießzeit von 4.45 Uhr bis 16.15 Uhr vorgesehen. Ich habe diese Angelegenheit überprüfen lassen und den Beginn des Schießens in den genannten Zeiten trotz damit verbundener Nachteile auf 7.30 Uhr festgelegt. Die Lärmbelästigung der Bevölkerung wind damit soweit wie möglich reduziert. Für den Fall besonderer Hitzeperioden muß allerdings das Schießen wegen erhöhter Brandgefahr vorübergehend unter Umständen früher beginnen. Um den Ausbildungszweck nicht völlig in Frage zu stellen, muß jedoch an den vorgesehenen Nachtschießübungen an einzelnen Tagen festgehalten werden. Anlage 25 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Westphal vom 25. Mai 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Niegel (Drucksache VI /809 Fragen B 12 und 13) : Welche Möglichkeiten hat und sieht die Bundesregierung zur Finanzierung des geplanten Neubaus eines Kreiskrankenhauses in Lichtenfels, für das ursprünglich im vergangenen Jahr 35 Millionen DM veranschlagt waren, nach Abgabe der Angebote dieser Tage nunmehr auf Grund der Preiskostenentwicklung 55 Millionen DM kosten wird? In welcher Höhe wird sich der Bund an der Finanzierung der nunmehr gestiegenen Gesamtkosten des Neubaus des Kreiskrankenhauses Lichtenfels beteiligen? Über diese Frage hat bereits der Landrat von Lichtenfels, Herr Walther, mit dem Ministerium verhandelt. Das Bundeskabinett hat in seiner Sitzung am 23. Januar 1970 über die mittelfristige Finanzplanung beschlossen, vom 2. Halbjahr 1971 an Mittel für die Krankenhausfinanzierung in die mittelfristige Finanzplanung einzustellen, die es ermöglichen, daß der Bund den Schuldendienst für 33 1/3 % von Investitionskosten von Krankenhäusern übernimmt. Da die mittelfristige Finanzplanung zunächst bis einschließlich 1973 fortgeschehen ist, sind darüber hinausgehende Beschlüsse über eine weitere finanzielle Förderung vorerst noch nicht gefaßt worden. Bevor diese Mittel für die Krankenhausfinanzierung zur Verfügung gestellt werden können, ist es notwendig, in enger Zusammenarbeit mit den Bundesländern die erforderliche gesetzliche Regelung für die wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser vorzubereiten. Die Beratungen hierüber werden gegenwärtig geführt. Die Bundesregierung kann sich zu einzelnen Projekten nicht äußern, vor allem nicht, solange über das Gesamtproblem noch beraten wird. Wie aus der ersten Antwort schon hervorgeht, kann die Bundesregierung im Jahre 1970 noch keine Mittel für die Krankenhausfinanzierung bereitstellen. Sie wird entsprechend der Regierungserklärung des Herrn Bundeskanzlers, in der die Vorlage eines Gesetzes zur wirtschaftlichen Sicherung eines bedarfsgerecht gegliederten 'Systems leistungsfähiger Krankenhäuser noch für das Jahr 1970 angekündigt wird, die Arbeit an dem Gesetzentwurf so vorantreiben, daß die Krankenhausträger so schnell wie möglich Klarheit über die zu erwartende Förderung des Bundes und der Länder erhalten. Anlage 26 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 27. Mai 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Riedl (München) (Drucksache VI/ 809 Fragen B 14 und 15) : Wie vereinbart die Bundesregierung die vom Bundesverkehrsminister im September 1969 gegebene Zusage, der äußere Fernstraßenring im Osten von München werde bis 1975 fertiggestellt sein mit der auf Grund des „Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen durch das Bayerische Staatsministerium des Innern angestellten Berechnung, daß angesichts der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel des Bundes erst bis 1983 mit der Fertigstellung dieser für die Entlastung des Durchgangsverkehrs durch München höchst bedeutsamen Bundesautobahn gerechnet werden kann? Warum hat die Bundesregierung den westlichen und südlichen Teil des Fernstraßenrings um München (von der Bundesautobahnausfahrt München-Obermenzing bis zur B 13 (neu]) entgegen dem Vorschlag des Bayerischen Staatsministeriums des Innern nicht in Dringlichkeitsstufe I, sondern in Dringlichkeitsstufe III aufgenommen, und wie vereinbart sich diese Entscheidung mit der Tatsache, daß in den mit dem Ballungsraum München vergleichbaren außerbayerischen Ballungsräumen (vor allem Frankfurt, Ruhrgebiet, Hannover und Hamburg) ähnliche Fernstraßenringverbindungen bevorzugt in Dringlichkeitsstufe I eingestellt wurden? Die Zusage des Herrn Bundesministers für Verkehr, den östlichen Teil des Äußeren Fernstraßenringes bis 1975 fertigzustellen, gilt nach wie vor. Dieses Projekt wird daher bei der Aufstellung des 1. Fünfjahresplanes mit besonderem Vorrang berücksichtigt und mit allem Nachdruck gefördert. Die Angaben des Bayer. Staatsministeriums des Innern bezogen sich gewiß nicht auf die Einzelmaßnahme „Äußerer Fernstraßenring", sondern auf das Gesamtvolumen der I. Dringlichkeit. Der westliche Teil des Äußeren Fernstraßenringes wurde im Einvernehmen mit dem Bayer. Staatsministerium des Innern unter Mitwirkung des Bayer. Staatsministeriums für Wirtschaft und. Verkehr und daher nicht entgegen dem Vorschlag des Bayer. Staatsministeriums des Innern in die III. Dringlichkeit des Bedarfsplanes eingestuft. Auch nach dem Beschluß des bayer. Ministerrates vom 25. März 2746 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 1969 sollte dieser Teil des Äußeren Fernstraßenringes nicht in die I. Dringlichkeit eingestuft werden. Der in der I. Dringlichkeit vorgesehene Teil des Äußeren Fernstraßenringes von München (von der BAB Stuttgart bis zur BAB Salzburg) zusammen mit der Entlastungsautobahn München—Rosenheim werden in den nächsten Jahren so außergewöhnlich hohe Beträge an Bundesmitteln binden, daß darüber hinaus nicht noch der westliche Teil des Äußeren Fernstraßenringes in die I. Dringlichkeitsstufe eingereiht werden konnte, ohne die Planungsziele der I. Dringlichkeit im Raum München zu gefährden. Anlage 27 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 27. Mai 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Leicht (Drucksache VI/ 809 Fragen B 16 und 17): Wie hoch ist die Summe der Rheinland-Pfalz zugewiesenen Mittel im Jahre 1970 für den Autobahn- und Fernstraßenbau? Wie hoch ist die ausgebrachte Sperre bei diesen Mitteln? Der Anteil des Landes Rheinland-Pfalz am z. Z. verfügbaren Straßenbauvolumen 1970 beträgt: a) bei den Bundesstraßen und Betriebsstrecken der Bundesautobahnen = 265 Millionen DM b) beim BAB-Neubau = 171 Millionen DM Zusammen = 436 Millionen DM Bei Freiwerden der gesperrten Mittel von 540 Millionen DM würden hinzutreten: bei a) = rd. 25 Millionen DM bei b) = rd. 29 Millionen DM Zusammen — rd. 54 Millionen DM Anlage 28 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börmer vom 27. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Brück (Drucksache VI/ 809 Frage B 18) : Was ist seit der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland von der Bundesregierung getan worden, um einen Anschluß des Saarlandes an das deutsche Wasserstraßennetz zu schaffen? Der Bundesminister für Verkehr hat im August 1958 nach Abstimmung mit dem Minister für öffentliche Arbeiten des Saarlandes das Wasser- und Schiffahrtsamt Saarbrücken angewiesen, die technischen Möglichkeiten und Kosten des Saarausbaus für verschiedene Schiffsgrößen zu untersuchen. Zur Ergänzung dieser Untersuchung wurde im Mai 1961 ein Wirtschaftsinstitut beauftragt, ein Gutachten 'darüber zu erstatten, ob der Ausbau der Saar für 1350-t-Schiffe aus verkehrswirtschaftlichen Gründen erforderlich und zweckmäßig ist. Das Gutachten wurde im Juli 1961 auf den Bau eines Saar-Pfalz-Rhein-Kanals erweitert. Im Januar 1965 wurde dann zwischen dem Bundesminister für Verkehr, dem Saarland und dem Land Rheinland-Pfalz vereinbart, einen Rahmenentwurf mit Kostenermittlung für den Ausbau der Saar durch das Wasser- und Schiffahrtsamt Saarbrücken aufstellen zu lassen. Diesem Amt ist im August 1967 auch die Ausarbeitung eines entsprechenden Rahmenentwurfs für einen Saar-Pfalz-Rhein-Kanal übertragen worden. Die Kosten für diese Planungsarbeiten übernahmen die beiden° Länder und der SaarPfalz-Kanal-Verein e. V. Am 11. 2. 1969 hat die damalige Bundesregierung beschlossen, daß ein Wasserstraßenanschluß für das Saarland gebaut wird und als erstes Teilstück die Kanalisierung der Saar von Saarbrücken bis Dillingen in Angriff zu nehmen ist, jedoch noch nicht entschieden, ob der Anschluß durch den Bau eines SaarPfalz-Rhein-Kanals oder durch die Kanalisierung der Saar bis zur Mosel vollendet werden soll. Die neue Bundesregierung hat diesen Beschluß am 29. 1. 1970 bestätigt. Beide inzwischen vorgelegte Rahmenentwürfe werden z. Z. ergänzt. Auf Wunsch der Schiffahrt wird geprüft, ob die Saar für 172-Meter-Schubverbände ausgebaut werden kann. Für den Saar-Pfalz-RheinKanal wird als Variante die Anordnung von Schleusentreppen anstelle der geplanten Schrägaufzüge untersucht. Die in 'den Rahmenentwürfen ermittelten Kosten für 'die beiden Wassertransportprojekte werden der nach der neuen Bundeshaushaltsordnung durchzuführenden Untersuchung von Nutzen und Kosten des Wasserstraßenanschlusses für das Saarland zugrundegelegt. In dieser Untersuchung, die der Bundesminister für Verkehr in Kürze vergeben wird, werden auch die früheren Studien und Gutachten des Bundes und des Saarlandes berücksichtigt. Nach Vorliegen des Ergebnisses der NutzenKosten-Untersuchung wird die Bundesregierung entscheiden, ob der Wasserstraßenanschluß für das Saarland durch den Bau eines Saar-Pfalz-RheinKanals oder durch die Kanalisierung der Saar bis zur Mosel vollendet wird. Anlage 29 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 27. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schulze-Vorberg (Drucksache VI/ 809 Frage B 19) : Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 2747 Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den dringenden Vorstellungen der mainfränkischen Wirtschaft nach vorrangigem Bau der Autobahn-Westumgehung Würzburg zu entsprechen? Die Untersuchungen zur Aufstellung des Ausbauplanes für Bundesfernstraßen in den Jahren 1971 bis 1985 haben gezeigt, daß die Westumgehung Würzburg im Zuge der BAB/ Neubaustrecke A 23 in die III. Dringlichkeit eingestuft werden soll. So ist es auch in dem Bedarfsplan eingetragen, der Ihnen sicher bekannt ist. Die Einstufung der Westumgehung Würzburg erfolgte auch im Einvernehmen mit dem Lande Bayern. Bei der Vielzahl vordringlicher Autobahnprojekte kann somit den Vorstellungen nach vorrangigem Bau der Westumgehung Würzburg nicht entsprochen werden. Anlage 30 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 26. Mai 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hammans (Drucksache VI/ 809 Fragen B 20 und 21) : Hat die Deutsche Bundespost nach der kommunalen Neugliederung des Kreises Kempen-Krefeld die neuen postalischen Ortsbezeichnungen festgelegt, ohne mit den betroffenen Gemeinden gesprochen zu haben? Ist die Deutsche Bundespost bereit, wenn Frage 20 bejaht werden muß, dies nachzuholen und noch Änderungen vorzunehmen? Die Deutsche Bundespost hat bei der kommunalen Neugliederung des Kreises Kempen-Krefeld postalische Ortsbezeichnungen nicht von sich aus festgelegt. Sie ist vielmehr bei der Benennung ihrer Ämter und Amtsstellen streng der Namensgebung gefolgt, wie sie entsprechend der Gemeindeordnung von der Landesregierung des Landes NordrheinWestfalen vorgenommen worden ist. Gemeindenamen und postamtliche Namen stimmen dabei in der Regel überein. Nur wenn in einer Gemeinde mehrere Postanstalten bestehen, erhalten sie zum postamtlichen Namen als Unterscheidungskennzeichen arabische Ziffern hinter dem Gemeindenamen. Von dem Grundsatz, daß die Deutsche Bundespost die von den Ländern verliehenen Namen der Gemeinden als postamtliche Namen verwendet, wird lediglich dann abgewichen, wenn es sich um gleiche oder ähnliche Gemeindenamen handelt, die sich für den praktischen Post- und Fernmeldebetrieb nicht genügend unterscheiden. In diesen Fällen wird, um betriebliche 'Schwierigkeiten und Fehlleitungen — vor allem im internationalen Telegrafendienst, wo die Postleitzahlen nicht mit übermittelt werden — auszuschließen, dem Namen ein postamtlicher Zusatz (z. B. bei Kempen „Niederrhein") beigefügt. Angesichts dieses Vorgehens bei der Festlegung der postamtlichen Ortsbezeichnung besteht keine Notwendigkeit, die betroffenen Gemeinden dabei zu konsultieren. Anlage 31 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom 27. Mai 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Beermann (Drucksache VI/ 809 Fragen B 22 und 23) : Bis zu welcher Obergrenze beabsichtigt die Bundesregierung, die §§ 8 und 43 des Wohngeldgesetzes ändern zu lassen? Bis wann wird die Bundesregierung eine entsprechende Gesetzesvorlage dem Deutschen Bundestag zuleiten? a) In dem von der Bundesregierung am 30. April 1970 beschlossenen Entwurf eines Zweiten Wohngeldgesetzes ist eine Erhöhung der Einkommensgrenze vorgesehen. Künftig soll Wohngeld nicht gewährt werden, wenn das Familieneinkommen den Betrag von 9600 DM übersteigt; diese Grenze soll sich für das zweite und jedes weitere zum Haushalt rechnende Familienmitglied um je 2400 DM erhöhen (§ 19 des Entwurfs). b) Eine dem § 14 WohngeldG entsprechende Vorschrift, wonach die Miete oder Belastung insoweit nicht berücksichtigt wird, als sie die Obergrenzen nach § 43 oder — bei preisgebundenem Wohnraum — die preisrechtlich zulässige Miete übersteigt, ist im Entwurf eines Zweiten Wohngeldgesetzes nicht mehr enthalten. Statt dessen sind in § 8 des Gesetzentwurfs absolute Höchstbeträge für die zu berücksichtigende Miete oder Belastung vorgesehen. Ausgehend von den geltenden Vorschriften sind die Höchstbeträge unter Zugrundelegung angemessener Wohnflächen und Mieten bzw. Belastungen entwickelt worden. Hierbei sind die Ergebnisse der Wohnungsstatistik berücksichtigt. Die Höchstbeträge sind nach Gemeindegrößenklassen, nach der Zahl der zum Haushalt rechnenden Familienmitglieder sowie nach Alter und Ausstattung der Wohnungen gestaffelt. Die vorgesehene Regelung soll die Nachteile beseitigen, die sich nach dem geltenden Recht in den Fällen ergeben, in denen die Miete oder Belastung die Obergrenze übersteigt, die benötigte Wohnfläche (§ 13 WohngeldG) jedoch nicht erreicht wird oder in denen zwar die Miete oder Belastung innerhalb der Obergrenze liegt, die benötigte Wohnfläche aber überschritten wird. Die beabsichtigte Neuregelung dient zugleich der Verfahrensvereinfachung. Die Berechnung der Wohnfläche und die Festsetzung der benötigten Wohnfläche entfallen. Ferner wird die Ermittlung der nach dem Wohnungsbindungsgesetz 1965 oder nach anderen Vorschriften preisrechtlich zulässigen Miete entbehrlich. Dadurch wird die Handhabung des Gesetzes einfacher und verständlicher. Der Regierungsentwurf eines Zweiten Wohngeldgesetzes ist am 15. Mai 1970 dem Bundesrat zugeleitet worden und als Drucksache 260/70 veröffentlicht. Das Plenum des Bundesrates wird voraussichtlich am 26. Juni 1970 über den Gesetzentwurf beraten, der sodann mit etwaigen Änderungsvorschlägen des Bundesrates und einer Gegenäußerung der Bundesregierung dem Deutschen Bundestag zugeleitet wird. 2748 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 53. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Mai 1970 Anlage 32 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 21. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Walz (Drucksache VI/ 809 Frage B 24) : Sieht die Bundesregierung, nachdem das Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg mit dem Institut für Ökonometrie und Operations-Research ein Ausbildungs-KapazitätsBerechnungsverfahren für die wissenschaftlichen Hochschulen entwickelt hat, das die Kultusministerkonferenz gebilligt hat und das auch vom Wissenschaftsrat empfohlen werden dürfte, Möglichkeiten, das Verfahren zu beschleunigen, und wann glaubt sie, daß es ungefähr abgeschlossen werden könnte? In der Arbeitsgruppe für Kapazitätsberechnung der Hochschul-Informations-System GmbH, in der Vertreter der Kultusministerien, der Westdeutschen Rektorenkonferenz, des Wissenschaftsrates und des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft mitwirken, ist das neueste Modell, das vom Kultusministerium Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Fides Treuhand-Vereinigung erarbeitet worden ist, eingehend erörtert worden. Gegenüber dem ursprünglichen Kapazitätsmodellansatz ist eine Erweiterung eingeführt worden. Es ist nunmehr möglich, eine Zuordnung von Lehrkörper und Veranstaltungen mit Hilfe eines linearen Optimierungsverfahrens durchzuführen. Trotz dieser Verbesserung ist es bisher nicht gelungen, in dieses Modell einen Ansatz einzubeziehen, der Raum- und Personalengpässe gleichzeitig ausweist. Es ist darüber hinaus noch nicht möglich, einen auftretenden Engpaß zu bewerten. Es wird automatisch die Zahl der Studierenden entsprechend verkürzt, ohne das modellanalytisch untersucht wird, ob dieser Engpaß zu beheben ist oder ob die Engpaßsituation tatsächlich nur durch eine Verminderung der Zahl der Studenten beseitigt werden kann. Aufgrund dieser Unzulänglichkeiten des Modells ist eine weitere theoretische Entwicklung notwendig. Diese wird jedoch bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Neben der theoretischen Arbeit wird gegenwärtig die Brauchbarkeit des Modells durch empirische Erhebungen geprüft. An den Hochschulen des Landes Baden-Württemberg wird gegenwärtig in einer Testphase die Kapazität für die Fächer Biologie, Anglistik und Elektrotechnik ermittelt. In einer zweiten Phase sollen Kapazitätsberechnungen für Medizin, Psychologie, Romanistik und Chemie durchgeführt werden. Es ist darüber hinaus beabsichtigt, für alle Fächer zweier Technischer Hochschulen die Kapazitätserhebungen durchzuführen, um die wechselseitigen Verflechtungen, die zwischen den einzelnen Fächern an einer Hochschule bestehen, für die Berechnung der Kapazität zu durchleuchten. Diese Testphase 'wird ebenfalls bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Eine Beschleunigung der Testuntersuchungen und der mit ihnen verbundenen Weiterentwicklung des Modellansatzes ist kaum mehr möglich. Es wird gegenwärtig versucht, die für die Kapazitätsberechnung an allen Hochschulen der Bundesrepublik benötigten Daten erheben zu lassen, so daß zu Beginn des kommenden Jahres mit der Kapazitätsberechnung für die Bundesrepublik insgesamt begonnen werden kann. Diese dürfte nicht vor Ende des Jahres 1971 abgeschlossen sein. Anlage 33 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 25. Mai 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dichgans (Drucksache VI/ 809 Frage B 25) : Ist die Bundesregierung bereit, eine Untersuchung zu veranlassen, die die relative Häufigkeit der verschiedenen Prädikate in den Abiturzeugnissen der einzelnen deutschen Gymnasien ermittelt und auf diese Weise eine korrigierende Bewertung dieser Abiturzeugnisse bei deren Verwendung für die Zulassung zum Hochschulstudium ermöglicht? Eine Untersuchung, die sich zum Ziel setzt, die relative Häufigkeit der verschiedenen Prädikate in den Abiturzeugnissen der einzelnen Gymnasien zu ermitteln, könnte nur dann zu aussagekräftigen Ergebnissen kommen, wenn einerseits das Niveau aller Gymnasien in der Bundesrepublik und ihre Kriterien für die Vergabe von Zeugnisnoten ungefähr gleich wären und andererseits unterstellt werden könnte, daß das Leistungsprofil aller Schüler an den Gymnasien im Mittel als annähernd gleich zu bewerten ist. Im übrigen würde eine solche Untersuchung, die es bereits auf regionaler Ebene auf Grund von privater Initiative gibt, nur mit der Feststellung abschließen können, daß unterschiedlich bewertet wird, ohne daß erkennbar wäre, ob die guten Noten auf einer zu großzügigen und die schlechten Noten auf einer zu strengen Bewertung beruhen. Die Schwierigkeiten, denen wir uns bei der Beurteilung von Abiturnoten gegenübergestellt sehen, liegen nun aber einmal gerade darin, daß die obenerwähnten Voraussetzungen nicht gegeben sind und wahrscheinlich auch nach einer Reform des Sekundarschulwesens nicht in dem wünschenswerten Umfang vorliegen werden. Die Bundesregierung ist deshalb der Auffassung, daß mit einer solchen Untersuchung das Problem einer gerechten Auswahl bei der Zulassung zum Hochschulstudium nicht zu lösen ist. Sie hält es für wesentlich wichtiger, der in letzter Zeit immer häufiger aufgeworfenen Frage nachzugehen, ob tatsächlich eine Korrelation zwischen den Abiturnoten und der Eignung für ein bestimmtes Studienfach bzw. dem Studienerfolg besteht, wie sie unbewußt beim gegenwärtigen Hochschulzugangsverfahren als gegeben unterstellt wird. Eine entsprechende Untersuchung, die sich zunächst nur auf ein bestimmtes Studienfach erstreckt, wird vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft z. Z. in Auftrag gegeben. Von ihrem Ergebnis erwartet die Bundesregierung neue Aufschlüsse für die Lösung des Problems des Hochschulzugangs.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. William Borm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Meine Damen und Herren, ich hätte es mehr begrüßt, wenn die Opposition heute jene Stimmen hier zum Tragen gebracht hätte, die mir hoffnungsvoll erschienen sind und auch heute noch hoffnungsvoll erscheinen. Beispielsweise — mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten — ein ganz kurzes Zitat aus dem Informationsdienst des katholischen Arbeitskreises für zeitgeschichtliche Fragen, deren Herausgeber unser Kollege Köppler ist. Dort steht:
    ,Überraschungserfolge und Patentlösungen für die komplizierten Probleme, die im Ergebnis des zweiten Weltkrieges entstanden sind bzw. die sich inzwischen angehäuft haben, können jedoch bei den ersten Gesprächen bzw. Verhandlungen nicht erwartet werden. Geduld, Standfestigkeit und langer Atem sind zur Lösung dieser Probleme erforderlich. Es ist dabei auch zu bedenken, daß es im Gespräch mit den Regierungen des kommunistischen Machtbereiches einen erheblichen Nachholbedarf gibt.
    Meine Damen und Herren, um diesen Nachholbedarf geht es, den wollen wir jetzt erfüllen.
    Ein Weiteres. Die Herren Kollegen Dichgans und Petersen waren in Polen. Es ist immer gut, wenn man sich einmal dorthin begibt, wo die Dinge sichtbar werden, um die wir hier ringen. Da heißt es dann:
    In den Oder-Neiße-Gebieten ist es eine Realität, daß es heute ein von Polen bewohntes und bearbeitetes Land ist.
    Die Kollegen halten die Bemühungen, im Verhandlungswege zu einer Verschiebung der Grenzen zu kommen, für eine Illusion. Das sind Ihre Freunde, meine Damen und Herren von der Opposition. Setzen Sie sich damit auseinander. Meine Zustimmung hat diese Äußerung.
    Ein weiterer unverdächtiger Kronzeuge ist der Realist Konrad Adenauer, wenn er nicht im Rampenlicht der Offentlichkeit stand. Er sagte, er habe — so zu lesen im dritten Band seiner Memoiren — Smirnow, dem seinerzeitigen sowjetischen Botschafter, das
    Angebot gemacht, die DDR so zu stellen wie etwa Österreich. Dann sagte er:



    Borm
    Ich machte Herrn Smirnow darauf aufmerksam,
    daß ich mit meiner Frage hinsichtlich des Status 'der DDR sehr weit gegangen sei. Wenn dies in der deutschen Öffentlichkeit bekannt würde, riskierte ich, von meinen eigenen Leuten
    — und damit meinte er anscheinend Sie —dafür gesteinigt zu werden.
    Meine Damen und Herren, das scheint mir ein wirklich zweifelsfreies Zitat zu sein.
    Was sagt Herr Kollege Strauß in seinem Buch „Entwurf für Europa"?
    Jeder Versuch, die deutsche Wiedervereinigung auf rein nationaler Grundlage zu erreichen, ist von vornherein zum ,Scheitern verurteilt.
    Meine Damen und Herren, das ist die Maxime unserer jetzigen Politik.
    Aber es gibt natürlich auch andere Dinge. Ich möchte unter gar keinen Umständen in den Verdacht geraten, hier polemisieren zu wollen, besonders nicht nach der menschlich ergreifenden Rede unseres Kollegen von Guttenberg. Herr von Guttenberg, es sollte aber einmal ausgesprochen werden, daß so manche Widersprüche in Ihren eigenen Reihen vorhanden sind. Weisen Sie uns nach, daß auf diesem Gebiet auch nur der geringste Bruch in den Kreisen der Koalition 'besteht. Sie sollten jeden Versuch, diese Koalition 'über diese Fragen auseinanderdivtidieren zu wollen, unterlassen. Er 'ist zum Scheiternvenurteilt.
    Sie betonen Ihrerseits, meine Damen und Herren,
    die Gesprächsbereitschaft. Unser Kollege Kiesinger hat, als er Bundeskanzler war, auch Gespräche versucht. Ich glaube aber, die verbale Bereitschaft zu Gesprächen wind nicht genügen. Es müssen Vorbedingungen für )den Erfolg geschaffen werden.

    (Abg. Dr. h. c. Kiesinger: Vorleistungen!)

    — Nein, Vorbedingungen, Herr Kollege Dr. Kiesinger. Es müssen Vorbedingungen geschaffen werden, und diese Vorbedingungen sind in den 20 Punkten niedergelegt. Diese 20 Punkte enthalten einfach keine Vorleistungen, sondern sie enthalten die notwendige Voraussetzung, um überhaupt zu einem Gespräch zu kommen. Wer glaubt, unter dieser Ebene überhaupt nur irgendwie angehört Zu werden, der wind jene Politik fortsetzen müssen, die wir 20 Jahre geführt haben und die uns in unserem nationalen Anliegen auch nicht 'einen Millimeter weitergebracht, sondern die !deutsche Spaltung vertieft hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich danke dem Herrn Kollegen Barzel für seine Sorge um Berlin. Herr Kollege, ich entsinne mich noch sehr ,wohl :des Besuchs, als ich 'aus dem Zuchthaus gekommen war und Sie gerade Minister geworden waren. Ich stellte damals einerfreuliches Maß von Gemeinsamrkeit in den Anliegen des freien Teils unsererStadt Berlin fest, die ein Fanal für die !Freiheit ist ,und bleibt.
    Übrigens darf ich Ihnen sagen: Herr Ulbricht und Herr Stoph erklären, Westberlin liege auf dem Territorium der DDR; in der Sowjetunion sagt man „inmitten". Ich wollte das nur festgestellt haben. Es mag sein, daß man auch einmal etwas anderes liest; aber ich weiß es sehr wohl, weil ich solche Dinge sehr aufmerksam verfolge.
    In der Tat ist Berlin unser gemeinsames Anliegen. Der Herr Kollege Barzel hatte die Sorge, daß die jetzige Politik der Gefährdung dienen könnte. Herr Kollege Mattick hat die klassische, die klare und unzweideutige Antwort der Bundesregierung, die der Herr Bundesaußenminister gegeben hat, teilweise zitiert. Ich wäre versucht, sie vorzulesen, will Sie jedoch damit nicht aufhalten; Sie haben sie ja selber. Aber ich meine: wenn es noch einen Zweifel gegeben haben könnte, so ist er damit ausgeräumt, daß der Herr Bundesaußenminister gesagt hat, es werde keinen Vertrag geben, der die Lebensfähigkeit der Bevölkerung Westberlins beeinträchtigen und die Bindung Westberlins an den Bund lockern könnte; sie seien eine unverzichtbare Grundlage aller Abmachungen, die überhaupt nur getroffen werden könnten.
    Ich sehe noch eine weitere Garantie. Sie wissen, daß der Herr Bundeskanzler Regierender Bürgermeister von Westberlin war. Man machte ihm zum Vorwurf, daß er in die Bonner Politik gegangen ist, und er antwortete darauf — ich entsinne mich sehr genau —: Wenn ich diese Stadt verlasse, so nur, um auf breiterer, wirkungsvollerer Basis für diese Stadt weiterhin wirksam zu sein.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Das genügt mir.

    Ebenfalls sei jener Engländer, von dem ich zu Anfang Besprachen habe, noch einmal zitiert: Wenn es für die Briten — und das gilt nicht nur dort — eine Garantie für einen politischen Neubeginn in der Bundesrepublik gibt, so ist es die Persönlichkeit des jetzigen Bundeskanzlers. — Ich will ihm keine Elogen machen; aber dies ist ein Aktivum unserer Politik.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich sagte vorhin: Vorbedingungen müssen geschaffen werden. Ich glaube, die CDU wird früher oder später einmal sagen müssen, wie die offizielle Meinung der Fraktion und der Partei zu den Äußerungen ist, die in den letzten Wochen seitens der Funktionäre einiger Vertriebenenverbände verlautbart worden sind. Es handelt sich hierbei nicht nur um irgendwelche verbandsinternen Äußerungen. In einer Zeit, in der wir uns bemühen, eine neue Politik zu konzipieren, bei allen Schwierigkeiten, die sich ergeben — sie hängen nämlich von denen da drüben mit ab —, sind derartige Äußerungen im Inland und im Ausland durchaus sehr ernst zu nehmen, und sie sind das gewünschte Wasser auf die Mühlen aller derjenigen, denen auf der anderen Seite an einem Erfolg gar nichts gelegen ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sind in Gespräche eingetreten. Für uns sind die laufenden Gespräche ein politisches Mittel zur Friedenssicherung in Europa. Es gibt auch andere Auslegungen, indem man sagt, daß die jetzige Politik den Friedengefährde. Ich bin überzeugt,



    Borm
    daß diese Politik die einzige Möglichkeit ist, zu einer brauchbaren Friedensregelung, zu einer haltbaren Friedensregelung in Europa zu kommen, und daß es eine Alternative dazu nicht gibt. Aber das werden wir in einigen Jahren besser wissen. Kassandrarufe werden an dieser Politik und ihren Möglichkeiten wenig ändern.
    Diese Gespräche sind für uns ein politisches Mittel zur Friedenssicherung in Europa. Sie sind für uns nicht ein reines Alibi. Manch einer scheint mir ein Alibi notwendig zu haben, weil man nicht mehr die Augen davor verschließen kann, daß die Entwicklung in Europa angegangen ist, daß Dinge, die verhärtet waren, irgendwie aufgeweicht werden.
    Was tun wir denn weiter, als daß wir uns endlich dazu bereitfinden, unseren Part in jener weltweiten Entwicklung zu spielen, die darauf hinausgeht —nachdem weder mit List noch Gewalt der eine den anderen übertölpeln oder überwinden kann —, zu einem Modus vivendi, zu einem geregelten Nebeneinander und — soweit dann nachher Deutschland in Frage kommt — zu einem positiven Miteinander auf allen jenen Gebieten, die übergeordnet sind und gemeinsame Interessen darstellen, zu kommen? Weiter tun wir doch nichts. Wir legen uns nicht mehr quer, wenn man in Washington und in Moskau über SALT und über Abrüstnug oder irgendwelche Dinge spricht. Das sind für uns heute keine Dinge mehr, die für uns makaber, die verdächtig sind. Nein, wir fügen uns ein in diesen Gang der Entwicklung. Das ist alles, das ist ,die Konsequenz aus der Weltlage.
    Es wird einmal eine ernste Frage sein — auch
    dazu veranlaßt mich ,der Beitrag unseres Kollegen Baron von Guttenberg —, was unter heutigen Umständen eigentlich „national" ist. Herr Kollege Barzel hat für sich in Anspruch genommen, aus den Erfahrungen heraus zu reden, die er in der Hitlerzeit und die er jetzt gemacht hat. Meine Erfahrungen gehen weiter. Ich kenne das Kaiserreich, ich war 1914 19 Jahre alt. Ich kenne die Weimarer Republik. ich kenne das Hitlertum. Ich kenne die Bundesrepublik. Ich kenne aber auch aus eigener leidvoller Erfahrung die DDR. Fünfmal habe ich eine Erfahrung gemacht. Da frage ich mich aus meiner eigenen Lebenserfahrung, was heute national ist. Heute scheint mir national alles das zu sein, was zunächst einmal die Existenzgrundlage, die Existenzvorausbedingungen unseres Volkes sichert: der Friede. Es scheint mir national zu sein unser Einordnen in den unvermeidlichen Lauf der Weltgeschichte, nicht quer zu liegen, nicht eigene Interessen eigenbrötlerisch zu verfolgen. Dieses Thema wird sicherlich noch einmal erörtert werden.
    Aber um eines wollte ich bitten: Menschen, die sich mühen, die vielleicht andere Wege gehen, die aber sicher dieselbe Zielsetzung haben, nicht zu verketzern und zu sagen, sie seien nicht national. Der Begriff „national" wandelt sich; ein Mensch, der für sein Volk arbeitet, wandelt sich nicht.

    (Abg. Dr. Barzel: Wenn jemand eine Sorge äußert, darf man das nicht als unwahr bezeichnen!)

    — Ich bezeichne nichts als unwahr!

    (Abg. Dr. Barzel: Das war nicht gegen Sie, Herr Borm, das gehörte nur noch ,der Vollständigkeit halber hinzu!)

    — Gut, mag der Gemeinte sich die Jacke anziehen.
    Herr Kollege Barzel, Sie haben gesagt, Sie hofften, daß Sie in Ihrem Bestreben, die Dinge nach Ihrer Sicht und Ihren Wünschen zu ordnen, nicht allein stehen. Sie gestatten mir, Herr Kollege, darauf hinzuweisen, daß das Parlament nach der Verfassung zwar die Abstimmungen macht. Aber alle sind wir hier Stellvertreter. Wir bemühen uns, beim wirklichen Souverän, beim Volk, unmittelbar Verständnis zu finden. Bei allem Respekt vor diesem Hohen Hause: der letzte Souverän ist das Volk; und da stehen unsere Aktien nicht schlecht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Strauß. — Entschuldigung, ich höre jetzt, daß sich -der Bundeskanzler bereits gemeldet hatte; das war mir nicht mitgeteilt worden. — Wollten Sie das Wort nehmen, Herr Bundeskanzler?

(Abg. Dr. Barzel: Herr Strauß hat das Wort doch schon gehabt!)

— Entschuldigung ! Ich frage den Herrn Schriftführer, ob der Herr Bundeskanzler eine Wortmeldung beim amtierenden Schriftführer abgegeben hatte; mir ist jedenfalls keine zugeleitet worden. — Es liegt keine Wortmeldung vor. Dann hat der Abgeordnete Strauß das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf einige Bemerkungen zum Verlauf der Debatte machen.
    Herr Kollege Mattick, Sie haben heute die Sprecher der CDU/CSU in einer etwas eigenartigen Weise kommentiert. Sie sagten einmal über den Kollegen Barzel: Wie müßte der reden können, wenn er aus Überzeugung spricht! Es wäre besser, zu schweigen, als zu wissen, daß man nicht die Wahrheit sagt. — Diese Charakterisierung steht Ihnen weder gegenüber Dr. Barzel noch gegenüber einem anderen Mitglied des Hohen Hauses zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich will hier nicht die Frage erörtern, was Wahrheit objektiv und subjektiv ist, quid est veritas? Aber mit Sicherheit hat Dr. Barzel das gesagt, was nach seiner und seiner politischen Freunde Meinung die Tatsachen sind. Das sollte man ihm so abnehmen, wie er es gesagt hat.
    Sie haben weiter Anzeichen einer beginnenden Schizophrenie bei ihm festgestellt. Ich möchte darauf nicht näher eingehen.
    Den Kollegen von Guttenberg haben Sie damit hervorgehoben, daß Sie sagten, er habe in einer Schicksalsstunde seines Lebens gesprochen. Was soll das heißen? Wenn jemand ein körperliches Mißgeschick hat, dann sagt das noch lange nichts gegen



    Dr. h. c. Strauß
    die Richtigkeit, Wahrheit und Stichhaltigkeit seiner Aussage.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD. — Abg. Dr. Apel: Unglaublich! Das ist wieder typisch Strauß!)

    Bei mir glaubten Sie bis jetzt freundlicherweise nur einen Denkfehler feststellen zu können.

    (Abg. Dr. Apel: Einen Webfehler!)

    Ich werde Ihnen noch Gelegenheit geben, über Denkfehler nachzudenken. Ich gehe auf den Zwischenruf „Webfehler" nicht ein, weil er in die Kategorie der Zwischenrufe gehört, die ein echter Parlamentarier in diesem Hause nicht macht.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Stoltenberg: Die Wehner-Schule ist da am Werke! Das ist ganz klar die WehnerSchule!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, von den Rednern der Koalition ist heute mehrfach betont worden — ich fasse es hier zusammen —, daß Kassel die erste Phase der Gespräche darstelle, daß ohne Erfurt und Kassel die deutsche Spaltung tiefer wäre, die deutsche Situation schlechter und nicht besser wäre, daß das Bewußtsein des deutschen Volkes geschärft worden sei, daß sich beide Regierungen, die Bonner und die Ostberliner zu ihrer Verantwortung bekannt hätten, daß die 20-PunkteErklärung des Herrn Bundeskanzlers ihren Eindruck im Ostblock — so hieß es wörtlich; das Wort muß noch aus einer vergangenen Sprachwelt stammen —, nicht verfehlen würde, daß Moskau, Warschau und auch Ostberlin weiterdenken würden. Der Kollege Mattick sagte, Ostberlin müsse über Erfurt und Kassel hinausgehen, weil das die ganze politische Entwicklung und die weltpolitische Lage verlangen.
    Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich statt dieser astrologischen Horoskope konkrete Indizien erfahren hätte, auf was sich die Annahme gründet, daß Moskau, Warschau und vor allen Dingen Ostberlin die von uns ihnen sozusagen gewährte Denkpause benützten, um über die Position von Erfurt und Kassel hinauszugehen und auf den Boden der 20 Punkte der Bundesregierung, ohne Forderung auf völkerrechtliche Anerkennung eines zweiten deutschen Staates, zu treten. Das ist die Frage: welche Tatsachen, welche Informationen, welche Indizien? Ich glaube, daß dafür keine bisherige Geheiminformation, die den Vorsitzenden der Fraktionen und ihren Mitarbeitern gegeben worden ist, herangezogen werden könnte. Hier handelt es sich doch nur um Vermutungen, Erwartungen, Hoffnungen und Spekulationen. Aber die nächste Station wird ja beweisen, wohin die Reise geht.
    An diese beiden Begegnungen zwischen dem frei gewählten deutschen Bundeskanzler und einem Spitzenmann des SED-Regimes hatten sich natürlich auch viele Hoffnungen geknüpft. Das wichtigste Ergebnis von Erfurt und Kassel ist jetzt die Bereitschaft Stophs, seinem Gesprächspartner Zeit zum Nachdenken zu geben, und dessen Schlußfolgerung — ich meine die Schlußfolgerung des Herrn Bundeskanzlers —, man solle eine längere „Denkpause" einlegen. Ostberlin versteht darunter eine Lernpause der Bundesregierung,

    (Abg. Stoltenberg: Sehr wahr!)

    während derer die Bundesregierung „ihren" -- auch hier oft so gern beschworenen — Realismus, d. h. ihre Bereitschaft, auf die Forderungen der anderen Seite ohne Abstriche einzugehen, weiterentwickeln soll.
    ADN hat doch gleich danach vermerkt, zu einer weiteren Begegnung könne es nur kommen, wenn die Bundesregierung ihren Standpunkt ändere und sich bereit zeige, für die Regelung der Beziehungen beider deutscher Staaten ohne Diskriminierung und für die völkerrechtliche Anerkennung der DDR einzutreten. Genauso lautet die erste Stellungnahme Stophs, genauso die erste Stellungnahme Herrn Verners, eines Mitglieds des SED-Politbüros. Und hier ist auch das Fernschreiben über den DDR-Ministerratsbeschluß zu erwähnen: Gespräche werden nur bei realistischer Haltung fortgesetzt.
    Ich warne davor, daß man Erklärungen und Reden von drüben auf dem Wege der Interpretation, der Spekulation oder der begütigenden Auslegung glaubt allmählich in sich selbst zur Auflösung zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Man soll das ernst nehmen, was die andere Seite sagt. Bis jetzt hat sie jedenfalls ihre Haltung — Gott sei es geklagt — nicht geändert. Es wäre gut, sich auch nicht darauf einzustehen, daß sie sie unter dem Einfluß weiß Gott welcher Kräfte in absehbarer Zeit ändern würde, so daß eine dritte Begegnung einen anderen Verlauf nähme. Wenn es solche Informationen gibt, Herr Bundeskanzler, warum geben Sie diese dann nicht wenigstens den Fraktionsvorsitzenden? Dann würde die Debatte in diesem Hause sicherlich anders verlaufen.

    (Abg. Rasner: Genau!)

    Aber bis jetzt müssen wir davon ausgehen, daß die andere Seite nicht bereit ist, ihre Position zu variieren, während die Bundesregierung ihre Position gegenüber früher schon variiert hat und in Kassel auch deutlich angekündigt hat, daß sie bei Beantwortung ihrer Fragen, die Sie, Herr Bundeskanzler, in dem 20-Punkte-Programm gestellt haben, bereit sei, über kurz oder lang die Frage der völkerrechtlichen Anerkennung zu lösen. Das heißt, die andere Seite weiß: Wenn wir hart bleiben, unsere Forderungen aufrecht erhalten und möglicherweise noch steigern, wird diese Bundesregierung zum Schluß nachgeben und auf den Boden treten, den wir ihr als den einzig möglichen für eine Einigung hingestellt haben.
    Was gibt dieser Bundesregierung das Recht, die Unabänderlichkeit dieser Position und die Härte der Stellung der anderen Seite in Zweifel zu ziehen und durch Interpretation die Tatsachen ändern zu wollen? Das ist doch eine der uns beklemmenden Haltungen, von denen wir immer staunend Kenntnis nehmen müssen. Alles, was wir über die Ergebnisse der Gespräche in Moskau und Warschau bisher gehört haben, endete bisher mit ähnlichen Feststel-



    Dr. h. c. Strauß
    lungen: nun verstehe man die kommunistischen Gesprächspartner besser als vorher, aber auch die andere Seite erkenne die Politik der Bundesregierung klarer als zuvor; eine Denkpause könne weiter helfen. Zwischen jeder Runde der Bahr-Gespräche in Moskau gab es Denkpausen. Nun ist nach Kassel offensichtlich die ganz große Denkpause gekommen. Ich hätte sehr gewünscht, Herr Bundeskanzler, daß Sie uns einmal etwas darüber gesagt hätten, was Sie vorhaben in dieser Denkpause zu tun.

    (Zurufe von der SPD: Denken!)

    Ich bin nämlich auch fest überzeugt, hätte man über das Ergebnis von Kassel hier einen Erfolg melden können, nichts hätte Sie abgehalten, in dieser Diskussion eine ausführliche Rede hier im Parlament zu halten und diesen Erfolg gebührend zu feiern.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aus der Tatsache, daß Sie nicht in einer Regierungserklärung Ablauf und Ergebnis sozusagen als Sondermeldung der Erfolgspolitik der Bundesregierung diesem Parlament geboten haben, schließen wir, daß Sie im Innersten Ihres Herzens das Ergebnis von Kassel genauso beurteilen, wie wir es tun, nämlich im Ablauf als eine Blamage und im Ergebnis als eine Pleite und nichts anderes.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich stimme \\der Auffassung \\der Bundesregierung gerne :zu, daß nun die ,Stunde vertieften Nachdenkens 'gekommen ist. Diese Notwendigkeit gilt in erster Linie für die Bundesregierung selbst. Auch bei größtem Wohlwollen kann die Opposition der Regierung nicht den schwerwiegenden Vorwurf ersparen, daß sie bei dam hastigen Start ihrer neuen Deutschlandpolitik nicht tief genug, nicht umfassend genug und nicht weitblickend genug nachgedacht hat. Sie hätte sich und unserem Lande damit manchen Verlust an Glaubwündigketit und auch an Seriosität im Inland und im Ausland ersparen können. Sie hätte den von ihr mitverschuldeten Aufstieg Walter Ulbrichts verhindern können, wenn sie ihrem einseitigen guten Willen jenes Ausmaß an Vorausplanung hinzugefügt hätte, das bei allen außenpolitischen .Schritten, besonders aber vor uniwiderruflichen Positionsänderungen im Ost-West-Verhältnis, so lebensnotwendig isst.
    Ichglaube :sogar sagen zu dürfen, Herr Bundeskanzler daß Ihre Saarbrücker Rede, au deren gute Wirkung Sie im anderen Teil Deutschlands gehofft hatten, genau das Gegenteil von dem, was Sie wünschten, hervorgerufen hat und daß möglicherweise die positiven Informationen, die Sie darüber aus Moskau bekommen haben, auch nicht stimmen. Der eine große Satz in Ihrer Rede — unter den vielen anderen —, der den stürmischsten Beifall Ihres Parteitages bekommen hat, hieß:
    Wer Grenzpfähle aufheben will, der muß aufhören, sie verrücken zu wollen.
    Genau das ist drüben bei .denen, die entweder eine Änderung des gesellschaftlichen Systems oder die totale Abkapselung ihres Regimes gegen uns verlangen, ganz anders aufgefaßt worden, als Sie es mit Ihrem unbestritten guten Willen in dieser Rede
    gemeint haben. Genau das ist ein Bestandteil dessen, was in der sowjetischen Auslegung der UNO- Charta eine „aggressive policy" ist. Sie wollen sie nicht verrücken, aber Sie wollen sie aufheben. Angesichts der Realitäten, die in beiden Teilen Deutschlands herrschen, gilt die Frage, die Sie gar nicht beantworten können — darum stelle ich sie gar nicht --: Wie wollen Sie die Grenzpfähle .durch Anerkennung oder anerkennungsähnliche Akte angesichts der bestehenden Wirklichkeiten aufheben? Ob aufheben der verrücken, darüber reden ' wir dann !gar nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir müssen leider feststellen, daß die östlichen Partner der Bundesregierung den Spaten ihres vorausschauenden Planens und Wollens erheblich tiefer angesetzt haben als die Berater unserer Ostpolitik, auf die der Bundeskanzler mehr gehört hat als auf sachkundige Diplomaten. Was diesem Hause im Laufe der letzten sieben Monate an unwiderruflichen einsamen Entschlüssen und an Geheimhaltung in Lebensfragen unseres Volkes zugemutet worden ist, das ist tatsächlich einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von .der SPD.)

    — Trotz der Zwischenrufe aus dieser Fraktion glaube ich, daß, wenn nicht die ganze Fraktion der SPD, dann jedenfalls Teile von ihr betroffen waren, als der deutsche Bundeskanzler am 28. Oktober 1969 ohne jede vorherige Beratung, wenn auch mit der Vorankündigung durch den Bundespressechef, in den parlamentarischen Körperschaften die folgenschwere und nicht wiedergutzumachende Übernahme der kommunistischen Zwei-Staaten-Doktrin durch die einzig frei gewählte deutsche Regierung verkündete. Rückblickend werde ich den Eindruck nicht los, daß diese Überrumpelung auch deshalb erfolgte, weil die Bundesregierung befürchtete, sie werde bei einer parlamentarischen Abstimmung für einen solchen Akt selbst bei den gegenwärtigen Mehrheitsverhältnissen keine Mehrheit finden können.

    (Zurufe von der SPD.)

    Oder glauben Sie etwa, Herr Bundeskanzler, daß diese Leistung notwendig war, bloß um mit den anderen reden, nicht einmal verhandeln zu können? Sind Sie auch jetzt noch der Meinung, daß die Sowjetunion Verhandlungen abgelehnt hätte, wenn man ihr nicht vorher die Zwei-Staaten-Theorie als ein sichtbares Zeichen guten Willens angeboten hätte? Wir sind aus gutem Grunde anderer Meinung. Wir sind darüber hinaus der Meinung, daß kommunistische Gesprächspartner einseitige Vorleistungen Ihrerseits von vornherein als erledigt in "Anspruch nehmen und nicht bereit sind, dafür den geringsten Gegenwert zu zahlen, und im übrigen ihren Gesprächspartner für reichlich naiv halten, daß er ohne Gegenleistung etwas bietet, was für sie einen substantiellen Fortschritt bedeutet.
    Seit jenem schwarzen Tag der deutschen und europäischen Geschichte hat die CDU/CSU — nicht zuletzt auf Grund eigener Regierungs- und Verhandlungserfahrungen — die Regierung immer wie-



    Dr. h. c. Strauß
    der beschworen, den ideologischen Dogmatismus, die langfristig offensiven Ziele und die unerbittliche Härte ihrer kommunistischen Partner richtig einzuschätzen. Aber die Parteien der jetzigen Regierungskoalition und sie lobpreisende Kommentatoren haben es schon im Wahlkampf und in den ersten Wochen nach der Regierungsbildung vorgezogen, in unserem Volk einen ostpolitischen Optimismus zu verbreiten und eine Wohlwollenseuphorie auszustrahlen, in deren Augen der nüchterne Realismus und die langfristige europäische Entspannungskonzeption der CDU/CSU nichts anderes sind als ideenlose Sturheit und gewollter Immobilismus der CDU/ CSU.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    — Nun sage ich Ihnen etwas. Wenn ich mich heute, Herr Kollege Mattick, an die Rede Ollenhauers von damals erinnere, in der er die Aufnahme diplomatischer Beziehungen als Ergebnis der Verhandlungen Adenauers in Moskau als eine Gefahr für die deutsche Politik, als eine Gefahr für die Einheit und Freiheit unseres Landes darstellte, dann möchte ich nur eines feststellen: Entweder hat Ollenhauer damals total unrecht gehabt, oder Sie haben heute total unrecht. Aber warum Adenauers Politik damals total falsch war, mit Moskau, dem Hauptpartner auf der anderen Seite — nicht zuletzt auch um den Preis der Freilassung von Zehntausenden von' Gefangenen; an diese Schicksale darf man ja auch denken —, ins Gespräch zu kommen, — warum das damals falsch gewesen sein soll und Ollenhauer recht gehabt haben soll und die heutige Bundesregierung wiederum recht hat und wir unrecht haben,

    (Zuruf des Abg. Mattick)

    dafür bedürfen Sie jetzt Ihrerseits einer Denkpause,
    damit Sie diesen Denkfehler, den Sie sonst mir
    unterstellen, endgültig bei sich verarbeiten können.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In .die .gleiche Richtung gehört die, ich muß schon sagen, tolpatschig-dreiste Einteilung der Politiker in der Bundesrepublik in fortschrittliche Entspannungspolitiker einerseits und kalte Krieger andererseits. Die Idealtypen der ersten Kategorie sind Willy Brandt und auf der anderen Seite offensichtlich Willi Stoph. Die Demonstrationsexemplare der zweiten Gattung sind Barzel, Kiesinger, Strauß usw. hier, während Ulbricht, Winzer und Konsorten es drüben sind. Ich frage jetzt gerade Sie, Herr Kollege Borm. Sie haben gesagt, +daß wir den Dogmatikern drüben helfen. Wären Sie in der Lage gewesen — das war nämlich meine Frage —, uns zu sagen, wer drüben die Nichtdogmatiker sind, denen mau zuspielen und zuarbeiten muß, damit sie sich ihrerseits gegen die Dogmatiker .durchsetzen können, so wie Sie — im Besitze des Heilsverlaufes der Menschheitsgeschichte, der bei Ihnen deponiert ist, weshalb Sie ihn heute vorhergesagt haben — Ihrerseits einen Beitrag leisten wollen, die Dogmatiker bei uns überwinden zu können?

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wo sitzen drüben. die Nichtdogmatiker? Ist Ulbricht
    ein Dogmatiker? — Nach allgemeiner Meinung wohl
    ja. Ist Stoph kein Dogmatiker, sondern ein Mann, der bereit ist, unter gewissen Voraussetzungen den Boden :dieser Dogmatik .des anderen Blocks zu verlassen und einen ,Kompromiß zuschließen, bei dem beide Seiten echte, unwiderrufliche Leistungen zu erbringen bereit sind? Auch darüber hätte ich gern einmal — wenn nicht öffentlich, dann in subjektiver Bewertung — etwas gehört von dem Herrn Bundeskanzler, von anderen, die es wissen, von den Eingeweihten in diesem Lande, zu denen man ja nicht unbedingt zu gehören kraucht, um gut informiert zu sein.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Einteilung. ist eine lebensgefährlich :dumme Verzerrung der Verhältnisse drüben, und zwar eine Verzerrung nach dem Wunschdenken, das der Rechtfertigung der eigenen Politik dient, d. h. in diesem Falle, der Sinngebung des Sinnlosen dienen soll. Das andere ist eine innenpolitische Diffamierung, die in erster Linie ihre Urheber trifft.
    Die CDU/CSU hat die Bundesregierung, nachdem sie die Zwei-Staaten-Theorie und damit eine Kernthese der kommunistischen Deutschlandpolitik angenommen hat, eindringlich vor der Illusion gewarnt, die kommunistischen Partner könnten durch einseitige Vorleistungen und durch Einschwenken auf ein bestimmtes Vokabular in den politischen Kernfragen zu einem wirklichen Entgegenkommen in der Sache bewogen werden. Das ist das Gespenstische auch an dieser Diskussion, daß man glaubt, durch die Benutzung eines gemeinsamen Vokabulars auch gemeinsame politische Begriffe und gemeinsame politische Ergebnisse zum Schluß zustande zu bringen. Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Wir werden zur gegebenen Zeit hier darauf hinweisen.
    Die Bundesregierung hat es vorgezogen, mit den Argumenten eines doch sehr oberflächlichen Realismus gerade jene nationalen und freiheitlichen Grundpositionen in der Deutschlandfrage abzuwerten und weitgehend aufzugeben, welche alle demokratischen Parteien dieses Landes 20 Jahre lang gemeinsam getragen haben. Das waren doch nicht Positionen der CDU/CSU, das waren die Positionen der Demokraten in diesem Lande, das waren die Positionen aller verantwortlichen politischen Kräfte; das waren die Positionen, die nicht aufgegeben werden dürfen, wenn nicht eine einseitige Gewichtsverlagerung in einem für uns alle unerwünschten Sinne eingeleitet und fortgesetzt werden soll. Es waren die Positionen, die den freien Teil Deutschlands in West und Ost und auch in der Dritten Welt zu einem angesehenen, nicht immer bequemen, aber klar kalkulierbaren Faktor der Weltpolitik gemacht haben. In der Zwischenzeit lastet auf uns auch wieder der noch nicht ganz vergessene Ruf der deutschen Unbestimmbarkeit, der deutschen Unrast, der deutschen Unruhe und eben der deutschen Unbestimmbarkeit, die im Namen unbewiesener historischer Notwendigkeiten ihre Partner plötzlich mit weittragenden politischen Wendungen konfrontieren.
    Ich möchte hier eines auch einmal sehr deutlich sagen: Es hat gar keinen Sinn, sich auf echte oder vermeintliche Zustimmung unserer westlichen Part-



    Dr. h. c. Strauß
    ner zu berufen. Das, was deutsche Interessen sind, wenn sie gegen die Bundesregierung vorgetragen und erkämpft werden müßten, wird uns bestimmt nicht von unseren Alliierten abgenommen, die nach den Grundsätzen auch der diplomatischen Höflichkeit und der Nichteinmischung in unsere innenpolitischen Probleme dieser Bundesregierung nach außen so weit helfen, als sie glauben, ihr helfen zu können. Die Tatsache, daß heute Art. 7 des Deutschland-Vertrages umstritten ist, die Tatsache, daß man sich bereits über die Revision nach Art. 10 Gedanken macht, beweist :doch, daß man hier darangeht, sich . neue Positionen zu schaffen, die nur mit Hilfe der Alliierten geschaffen werden könnten, neue Positionen, die dann eine weitere Änderung unserer Politik auf dem Wege nach unten und für die Sowjetzone — ich wage das Wort noch zu sagen — auf dem Wege nach oben bedeuten würden und nichts anderes.
    Herr Bundeskanzler, ich weiß wirklich nicht, ob Sie ermessen, was es bedeutet, daß wir in ,den letzten zwanzig Jahren nach all den Unzuverlässigkeiten und Unberechenbarkeiten der deutschen Geschichte für Freund und Nichtfreund wieder zu einem hochangesehenen, berechenbaren und vertragstreuen Staat geworden sind.
    Ich weiß umgekehrt auch nicht, ob Sie und Ihre Anhänger ermessen, welchen Schaden eine falsch verstandene Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die vordergründigen Machtrealitäten für die Stellung Deutschlands in der Welt herbeiführen muß. Schlagen Sie bitte nicht auch diese unsere ernste Sorge mit Hinweisen auf die Zustimmung im Westen, auf Teile von Presse, Rundfunk und Fernsehen in den USA einfach aus. Weisen Sie auch nicht allein auf Meinungsumfragen in einer nicht informierten deutschen Öffentlichkeit hin.

    (Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr!)

    Denn sonst müßten wir Ihnen allerdings sagen: nehmen Sie die Meinungsumfrage ernst, wonach drei Viertel des deutschen Volkes von jeder deutschen Regierung ein aktives Eintreten für die baldige Schaffung eines europäischen Bundesstaates erwarten und diesem Eintreten die oberste politische Priorität geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die CDU/CSU hat die Bundesregierung vor der Einführung einer zwielichtigen und vieldeutigen Ausdrucksweise in der deutschen Außenpolitik, besonders aber in Verträgen, gewarnt, die dem östlichen Partner angeblich nur verbal entgegenkommen will, ohne in der Sache unsere fundamentalen, d. h. nicht in Verhandlungen verfügbaren Positionen in Frage zu stellen oder preiszugeben. Wir dürfen den unter Adenauer mühsam aufgebauten Kredit, ein Volk mit eindeutiger Vertragstreue und eindeutiger, keiner Interpretation bedürfenden Sprache zu sein, als moralischen Trumpf ersten Ranges für unsere Stellung in der Welt nach dem zweiten Weltkrieg in Anspruch nehmen. Wenn wir etwa den Atomsperrvertrag mit seinem mehrdeutigen Wortlaut ratifizieren sollen, so müssen wir wissen, was die entscheidenden Partner dieser Vereinbarung unter diesem Wortlaut verstehen.
    Aber ob es sich um den Atomsperrvertrag, ob es sich um Gewaltverzichtsvereinbarungen mit Moskau und Warschau oder um innerdeutsche — wie man sagt — Übergangsregelungen handelt, wir werden all das weiterhin entscheidend danach messen, ob die Bundesregierung unsere Zukunft mit der lebensgefährlichen Hypothek von Auslegungsproblemen belastet.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Bundesregierung ist bisher dabei geblieben, auch weiterhin mit dem gefährlichen Trick der „verbalen Annäherung"

    (Abg. Dr. Barzel: Anbiederung!)

    zu arbeiten. Man kann fast sagen, das Neue in der gegenwärtigen Ostpolitik besteht darin, das klare Formeln, die allerdings im historischen Prozeß nicht zu dem von uns allen gewünschten Ergebnis führen konnten, nunmehr durch unklare Formeln ersetzt werden sollen, von denen man zunächst sagte und annahm oder über die man die Meinung verbreitete, sie würden zu schnellen Resultaten führen, während man jetzt allmählich den Hundertmeterlauf in einen mehrjährigen Marathonlauf umfunktioniert hat, weil man sieht, daß mit den unklaren Formlen noch weniger zu erreichen ist, als mit den klaren zu erreichen gewesen wäre.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich warne hier auch davor, juristische Positionen schlechthin als Formaljuristereien und als juristischen Formelkram abzutun. Die Sowjets sind wohl keine Dilettanten der Politik, und die Tatsache, daß die Sowjets auf rechtliche Festlegungen Wert legen, kann man doch nicht mit dem Hinweis abtun, daß sie in juristischem Formelkram erstarrt seien, während sich die Bundesregierung in ihrem faustischen Tatendrang bereits längst über diese Nebensächlichkeiten irdischer Daseinsgestaltung hinweggesetzt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Deshalb sind wir jetzt nach Kassel sehr gespannt darauf, ob Staatssekretär Bahr aus Moskau klare Sachlösungen oder mehrdeutige Formelkompromisse als Gegenstand der aufzunehmenden Verhandlungen mitgebracht \\hat.
    Herr Bundeskanzler, Sie haben vor kurzem eine Frage, die sehr schnell nach Erfurt gestellt wurde und die hieß „Wie ist Ihr Konzept für Kassel?", folgendermaßen beantwortet: Ich werde ein paar Herren daransetzen, die das Ergebnis von Erfurt daraufhin untersuchen sollen, wo es zumindest verbale Berührungspunkte und wo es darüber hinaus sogar inhaltliche Berührungspunkte gibt. — Herr Bundeskanzler, hier lüften Sie eines Ihrer arcana imperii, eines der Geheimnisse Ihrer Regierungspolitik: Ihren Glauben, ich muß schon beinahe sagen, Ihren bewundernswerten Aberglauben an die politische Bedeutung verbaler Übereinstimmung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dieser Aberglaube ist mir angesichts der Doppeldeutigkeit vieler Begriffe, angesichts der diametralen



    Dr. h. c. Strauß
    Unterschiedlichkeit in der Auslegung von Begriffen wie Frieden, Freiheit, Fortschritt und Normalisierung schlechterdings nicht verständlich. Wenn zwei sagen, sie wollen den Frieden, und es steht zwischen den beiden dasselbe, was zwischen dem Westen und Moskau leider steht, dann heißt das, daß Moskau unter Frieden in Europa etwas ganz anderes versteht, als wir darunter verstehen. Der Frieden nach sowjetischer Version heißt die Ausdehnung der Ideologie und des gesellschaftlichen Systems, das drüben jenseits der Demarkationslinie herrscht, auch ohne Besetzung durch die Rote Armee, auf den Rest Europas, weil dann der Friede im Sinne der Pax sarmatica — wenn ich Herrn Carlo Schmid entgegenkommen darf; früher sagte ich Pax sovietica, bis er mich in „Pax sarmatica" verbessert hat — entstanden sein wird. Wenn beide Seiten von Frieden reden, meinen sie damit noch lange nicht das gleiche.

    (Abg. Wienand: Das kam vor 20 Jahren von Ihnen besser, Herr Kollege Strauß!)

    — Ach, du lieber Gott, was bei Ihnen in 20 Jahren noch übrigbleibt von dem, was Sie heute vertreten, wage ich gar nicht zu sagen.

    (Beifall und Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Wenn Herr Ehmke und andere Männer der Regierung uns immer wieder sagen, wir müßten weg von der früheren emotionalen Deutschlandpolitik, hin zu einer rationalen Entspannungspolitik, so kann ich nur fragen: was ist irrationaler, was ist unverantwortlicher als der Aberglaube, in der jetzigen Weltlage führe der Weg von der verbalen Übereinstimmung zur sachlichen Übereinstimmung. Das hat mit Ratio, mit Intellekt und mit Vernunft und mit Wirklichkeit und mit Realismus überhaupt nichts zu tun.
    Wenn ich schon Bundesminister Ehmke genannt habe, nun, er hat gesagt, man habe gehofft, in Kassel drei Millimeter vorwärts zu kommen — ursprünglich las man es anders —, aber jetzt sei man eben halt nur einen Millimeter vorwärtsgekommen. Die ganze Bundesregierung war heute nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Millimeter verständlich für die Offentlichkeit darzustellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Worin besteht denn der eine Millimeter? Daß man sich abermals gegenseitig durch Austausch von Monologen angesprochen hat? Ist der eine Millimeter in den Geheimgesprächen erörtert worden oder herausgekommen? Beruht er im Ablauf des Protokolls? Beruht er in verbalen Übereinstimmungen? Was ist denn der Millimeter?
    Ein anderer Bundesminister sagte auf die Frage, ob die Forderung der anderen Seite . nach völkerrechtlicher Anerkennung für ihn ein unüberwindliches Hindernis sei — der Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen —:
    Ich halte überhaupt nichts für unüberwindliche Hindernisse, sondern bin der Meinung, daß die nun eingetretene Denkpause für beide Seiten Veranlassung geben wird, das Bisherige an Aussagen zu analysieren, um zu Ergebnissen
    kommen zu können, ob darin nicht — das wird
    die Aufgabe sein, das festzustellen —, auch
    eine Annäherung an jene Vorstellungen er-
    reicht wird, die man sich selber gesetzt hat.
    Ich habe es dreimal gelesen, und es ist mir nicht gelungen, den Sinn auch nur einigermaßen — sei es auch nur gefühlsmäßig, emotional, geschweige denn rational oder intellektmäßig — zu erfassen. Sie können mich ja nicht gerade als Freund der Jusos in Anspruch nehmen; da gibt es vielleicht sogar Gemeinsamkeiten, die hier geleugnet werden. Aber hier ist mir doch ein gewisses Verständnis gekommen für den Antrag auf Ihrem Parteitag, er möge beschließen, daß alles getan wird, was getan werden soll, damit etwas getan wird.

    (Beifall und Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Das ist, man könnte sagen, humorvoll, ironisch, ich möchte nicht einmal sagen: bissig.
    Aber, Herr Bundeskanzler, sind Sie sich darüber im klaren, daß Beurteilung, Bewertung und Behandlung der Bundesregierung durch Ihre kommunistischen Gesprächspartner ganz klar eines gezeigt hat: daß man dort dieses Spiel durchschaut, der Bundesregierung vorwirft, sie treibe eine reaktionäre Politik der Kontinuität und führe eine Sprache der fortschrittlichen Aufgeschlossenheit für Entspannung. Genau diese Doppeldeutigkeit der Sprache ist es, was die Behandlungsmethode für die hiesige Bundesregierung ausgelöst hat: nämlich mit Zuckerbrot und Peitsche. In Kassel war es die Peitsche, das knallharte Nein, und dann kam wieder der Luftballon aus Moskau mit der verführerischen Aufschrift, daß man nunmehr dort ein Abkommen ganz konkret, mit allen für uns wünschenswerten Punkten darin, wenn auch unter gewissen Abstrichen, erreichen könne. Man will Sie, Herr Bundeskanzler, von einer Station zur anderen treiben, bis es keine Umkehr mehr gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich habe hier an dieser Stelle schon einmal gesagt: Sie nähern sich dem Punkt, wo Sie entweder auf dieser Bahn umkehren und damit das Scheitern Ihrer bisherigen Bemühungen eingestehen oder weitermachen müssen, um den Schein des Erfolges einzuheimsen, wobei Sie dann Positionen aufgeben, die nach Recht und Geschichte nicht aufgegeben werden dürfen, und zwar weder von dieser Regierung noch von einer anderen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Alternative läßt sich nicht durch noch so flexible Formulierungen, durch ein noch so raffiniert ersonnenes Vokabular der Mehr- oder Vieldeutigkeiten zum Schluß in ein Nichts der Harmonie auflösen, bestimmt nicht.
    Das ist die Frage, vor der Sie stehen und zu der Sie, wenn Sie heute — wofür ich persönlich Verständnis hätte — nicht dazu in der Lage sind, einmal Rede und Antwort stehen müssen. Wenn ich mich bisher getäuscht hätte oder mich in Zukunft täuschte, würde ich auch nicht anstehen, dieser Bundesregierung öffentlich zu testieren, daß sie mit ihrer Konzeption recht gehabt habe. Aber sie wird mit einer



    Dr. h. c. Strauß
    Konzeption freiheitlich-rechtsstaatlicher Art nur dann durchkommen, wenn diese von allen politischen Kräften dieses Hauses und der Öffentlichkeit, die in das Lager der Demokratie gehören, einmütig getragen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, Herr Mattick hat es mir leicht gemacht. Er hat darauf hingewiesen, daß schon die früheren Bundesregierungen das Gespräch mit dem Osten gesucht hätten. Hat jetzt Adenauer zuviel oder zuwenig getan? Am Anfang hat er offensichtlich nach Meinung des damaligen SPD-Parteivorsitzenden zuviel getan. Hat er später zuwenig getan? Nein, meine Damen und Herren. Wir stehen hier einer Tatsache, einer Realität, einer Härte der Fakten gegenüber, die durch Vorleistungen mit dauernd bekundeter Gesprächsbereitschaft, wobei wir uns beschimpfen und angreifen lassen, während die andere Seite knallhart auf ihren Forderungen besteht und darüber hinaus erwartet, daß man ihr noch mehr entgegenkommt, auch nicht um ein Jota geändert wird. Ich bin nicht der Meinung, daß Moskau der einzig mögliche Gesprächspartner ist. Aber in Moskau wird das Konzert bestimmt; in Moskau werden Melodie und Text geschrieben.
    Darum, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, möchte ich mir erlauben, an Sie einige Fragen über Ihre Politik, Ihre politischen Vorstellungen zu der Themenstellung zu richten, in der wir uns heute befinden. Bitte, überlegen Sie sich diese Fragen! Sie brauchen sie nicht deshalb zu beantworten, weil ich sie stelle, sondern diese Fragen werden Ihnen immer wieder gestellt werden, und Sie werden sich einer Antwort nicht entziehen können.
    Die erste Frage lautet — jetzt rede ich von der Ratio —: Was ist die Ratio, die Denk- und Vernunftgrundlage dieser Politik? Man sage nicht: den Frieden sicherer machen und die Völkerversöhnung. Wer will denn nicht den Frieden? Manches, was als Friedenspolitik in der Zeitpolitik ausgelegt worden ist, hat sich hernach als Schritt auf dem Weg zum Krieg erwiesen. Ich denke hier an den 30. September 1938. Wer sich damals, nicht nur in Italien und Deutschland, sondern auch in Frankreich und England, öffentlich gegen das Münchner Abkommen erhoben hat, ist als Kriegshetzer und Friedensfeind abgestempelt und als solcher diffamiert worden. Heute verlangt man von uns, dieses Abkommen nachträglich zu annullieren, um damit zu beweisen, daß wir es von Anfang an als nicht gültig hätten erklären sollen.
    War !der Einmarsch der Sowjets und ihrer Komplizen in Prag ein Akt des Friedens? Herr Breschnew konnte in Prag in zynischer Weise erklären, das sei ein Akt gewesen, der Blutvergießen habe verhindern sollen. Und hat nicht Herr Stoph — ich glaube, auch Ihnen 'gegenüber — erklärt, die Mauer sei ein Akt der Menschlichkeit? Einen scheußlicheren Mißbrauch der allen Menschen 'heiligen und liebgewordenen Begriffe als mit diesen eben genannten Realitäten kann 'man sich nicht vorstellen.
    Die Alternative lautet doch nicht, daß die einen hier im Hause für und die anderen gegen den Frieden seien, sondern die Frage ist: Wer steht auf dem
    Boden der Tatsachen, wer steht ,auf dem Boden klarer, vernunftgemäßer und erfahrungsgehärteter Überzeugungen, um eine Friedenspolitik, auch wenn sie in der Gegenwart weniger sanft und angenehm klingt, treiben zu können, und 'wer gebraucht das einschmeichelnde Wort „Frieden", um damit eine Bahn zu öffnen, auf der Ulbrichts Aufstieg, Bonns Abstieg und eine Gewichtsverschiebung zugunsten der Sowjets in Europa auf die Dauer nicht mehr aufgehalten werden können?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Da frage ich Sie: Was ist denn die Denkgrundlage Ihrer Politik? Fassen Sie 'es nicht als eine Beleidigung auf, wenn nicht nur ich, sondern auch andere fragen: Gehen Sie davon aus, daß die Amerikaner uns so und so eines Tages hier allein lassen werden und daß man sich deshalb so gut wie möglich mit der anderen Seite arrangieren müsse? Gehen Sie davon aus? Meinen Sie vielleicht, daß guter Wille hier, ,den Sie ohne Zweifel haben, guten Willen drüben erzeugt und daß sich der Kreml dem guten Willen hier auf die Dauer nicht entziehen kann, ebenso die Dogmatiker nicht? Oder glauben Sie, daß die Vernunft es gebietet, mit dem kommunistischen Gegner zu verhandeln, und daß ein solches Verfahren dynamisch, flexibel sei, ganz gleich, ob etwas herauskommen kann, während die bisherige Denkweise statisch, stationär gewesen .sei? Gehen Sie davon aus, daß die Sowjetunion davon überzeugt sei, auf die Dauer ihr Imperium nicht 'halten zu können, und daß man ihr helfen müsse, ohne Sicherheitsrisiko und ohne Gesichtsverlust diese Stellungen 'zu räumen? Wenn Sie dieser Meinung sind, hat Ihre Politik 'einen 'Sinn, auch wenn er falsch ist; aber dann steckt noch eine Denklogik dahinter.
    Wenn man aber davon überzeugt sein muß, daß die 'Sowjetunion um jeden Preis, auch um den Preis eines vernichtenden Urteils der Weltmeinung — das dauert im übrigen nicht lange, siehe Prag — bereit ist, ihre Positionen zu behaupten, dann hat Ihre Politik keinen Sinn. Sie können weder durch verbale Übereinstimmung, noch durch dauernde Gespräche, noch durch Entgegenkommen in der Sache oder im Protokoll, durch die Bereitschaft, sich demütigen zu lassen, die Härte dieses Herrschaftsanspruchs vermindern, geschweige denn aus der Welt schaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.) Das ist doch die Lage.

    Glauben Sie immer noch, daß !die DDR eine Politik treibt, die von Moskau mehr :oder minder mit unguten Gefühlen gesehen wird oder abgelehnt wird, ebenso 'in Warschau und in Prag, und daß man deshalb jetzt Moskau, Warschau und Prag durch entgegenkommendes Verhalten gegenüber Ostberlin gewissermaßen helfen muß, mit der Hypothek Ulbricht fertig zu werden? Sind wir also hier gewissermaßen innere Entwicklungshelfer eines Heilsplans der Entwicklungsgeschichte innerhalb des Sowjetblocks? Wenn Sie das meinen, hätte Ihre Politik einen Sinn. Wenn Sie das nicht meinen, hat Ihre Politik keinen Sinn.



    Strauß

    (daß hier eine Blockstrategie vorliegt, oder glauben Sie, daß hier Divergenzen vorliegen, die man geschickt Dann stelle ich -noch eine Frage in diesem Zusammenhang, eine Frage, die nicht von mir allein gestellt wird, sondern auch in Ihren Reihen gestellt wird: Sind Sie, wenn Sie ;sagein, daß wir die Völker versöhnen müßten, der Meinung, daß Abkommen mit den Regierungen., mit kommunistischen Diktaturen gleichzusetzen sind mit einem Akt der Versöhnung zwischen unserem Volke und 'den Völkern, die von diesen Regierungen beherrscht werden? Sie haben damals im Bericht zur Lage der Nation von der Versöhnung der Völkergesprochen. Ich wage, hier zu sagen, auch wenn es gegen den Zeitgeist und gegen gewisse modernistische Ansichten geht, daß Abkommen des Entgegenkommens, Abkommen mit einseitigen Verzichtleistungen zugunsten kommunistischer Diktaturen nicht nur diese au höheren Forderungen anstacheln, sondern der wirklichen Versöhnung der Völker im Wege stehen und schon gar nicht diese zu begünstigen geeignet sind. Hat nicht ein Mitglied Ihrer Fraktion, Herr Herbert Hupka — und ich zitiere hier einen unverdächtigen Zeugen, den Sozialdemokratischen Pressedienst —, in der Wochenzeitschrift „Der Schlesier" einen Aufsatz über „die viel differenziertere Haltung der Polen" geschrieben, „als sie aus den landläufigen Berichten hervorgeht"? Er sagt wörtlich: Hier sind die schrecklichen Vereinfacher am Werk. Für sie isst die offizielle Einstellung der kommunistischen Diktatur gleichbedeutend mit dem Willen des regierten und untierldrückten Volkes.... Jedes Entgegenkommen einer westlichen Macht 'gegenüber den Forderungen eines kommunistisch beherrschten Staates, also auch Polens, muß als Substanzverlust des Westens und ,Substanzgewinn des Ostens verbucht werden. Auch aus diesem Grunde sieht man in Polen in der Anerkennung (der Oder-Neiße-Linde durch den freien Teil Deutschlands eine Stärkung der kommunistischen Position unid einen Verlust an Hoffnungen, daß es eines Tages zu einer Besserung der innenpolitischen Verhältnisse in Pollen kommen könnte. (Zuruf von der SPD: Zitieren Sie doch auch, was Herr Dichgans geschrieben hat!)


    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    — Ich habe jetzt Herrn Hupka zitiert. Ich habe mich
    mit Herrn Hupka nicht abgesprochen. Werten Sie
    jetzt nicht Herrn Hupka als Funktionär eines Vertriebenenverbandes. Man sollte überhaupt mit dieser Klassifizierung aufhören.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich bin bestimmt weder Funktionär irgendeines Verbandes noch gehöre ich zu den Vertriebenen, aber was hier von Herrn Hupka und von anderen aus der gleichen Richtung gesagt wird, das ist nicht eine spezifische Forderung eines besonders isolierten Elementes des deutschen Volkes, der Vertriebenen, das ist die Meinung der Deutschen oder sollte es jedenfalls sein. Man kann die Vertriebenen nicht einfach mit dem Ausdruck „Vertriebenenfunktionäre" wegdividieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie haben davon gesprochen, „den Frieden sicherer machen", den Frieden sicherer machen, als er jetzt ist. Ich habe ernsthafte Zweifel, ich befürchte, daß Sie den Frieden nicht sicherer machen, sondern daß Sie ihn unsicherer machen, weil der Schatten Moskaus über Europa von Jahr zu Jahr länger wird, wenn die entscheidende zentrale Macht dieses Kontinents diese Politik fortsetzt, die im Oktober mit der Übernahme der Zweistaatentheorie begonnen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wollen Sie nicht auch einmal erklären, ob die Formel noch gilt — sie stammt wohl von Ihnen, Herr Wehner —: Durch Sozialismus zur Wiedervereinigung, durch Wiedervereinigung zum Sozialismus. Was heißt denn: „Wandel durch Annäherung"? Soll hier unter Umständen dann auch Wandel durch Anpassung erfolgen? Was bedeutet diese Formel?

    (Abg. Wehner: Erfinden Sie ruhig weiter!)

    Wenn alle Parolen Ihrer Parteitage Erfindungen sind

    (Abg. Wehner: Ich rede von der, die Sie jetzt erfunden haben!)

    — das ist die vom Stuttgarter Parteitag —, dann stelle ich die Frage — das ist schon einige Zeit her, Herr Wehner —: Ist das Selbstbestimmungsrecht negotiabel?