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    Deutscher Bundestag 32. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Inhalt: Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 1469 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1970 (Haushaltsgesetz 1970) (Drucksache VI/300) — Erste Beratung — in Verbindung mit Beratung des Finanzplans des Bundes 1969 bis 1973 (Drucksache VI/301) Fortsetzung der Aussprache Dr. Wörner (CDU/CSU) 1469 B Brandt, Bundeskanzler 1477 B Dr. Ehmke, Bundesminister . . . 1483 C Moersch (FDP) 1491 A Benda (CDU/CSU) 1497 B Genscher, Bundesminister . . . 1502 A Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 1505 D Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) . . . 1510 A Wehner (SPD) 1511 B Fragestunde (Drucksache VI/381) Frage des Abg. Draeger: Schätzung des Potentials der Streitkräfte der NATO und des Warschauer Paktes Dr. Dahrendorf, Parlamentarischer Staatssekretär 1512 D Draeger (CDU/CSU) 1513 B Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen: Vergütung für die Lehrkräfte zur Ausbildung der Beamten des gehobenen und mittleren auswärtigen Dienstes . . 1513 B Fragen des Abg. Breidbach: Tätigkeit von Guerilla-Organisationen in der Bundesrepublik — Bezeichnung Israels in einer Tischrede des jordanischen Ministerpräsidenten Dr. Dahrendorf, Parlamentarischer Staatssekretär 1513 C Breidbach (CDU/CSU) 1514 A Frage der Abg. Frau Funcke: Günstigere Teilzeitbestimmungen im Landesbeamtengesetz von Baden-Württemberg 1514 C Frage des Abg. Koenig: Unnötige Härten bei der Handhabung des Tatbestandes der illegalen Einreise 1514 D Frage des Abg. Hansen: Verunreinigung des Rheinwassers durch Giftstoffe Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 1515 A Hansen (SPD) 1515 B Dr. Brand (Pinneberg) (SPD) . . 1515 B Dr. Gleissner (CDU/CSU) 1515 C Prinz zu Sayn-Wittgenstein- Hohenstein (CDU/CSU) . . . . 1515 D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Fragen des Abg. Lenzer: Abschlußgesetzgebung zu Art. 131 GG Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 1516 B Lenzer (CDU/CSU) 1516 D Fragen des Abg. Wagner (Günzburg) : Wirksame Verhinderung eines Mißbrauchs des Gastrechts durch Ausländer Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 1517 A Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . 1517 B Fragen des Abg. Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein Einleitung von Giftstoffen durch die Farbwerke Hoechst in den Main Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 1518 A Prinz zu Sayn-Wittgenstein- Hohenstein (CDUCSU) . . . . 1518 A Fragen des Abg. Dr. Weber (Köln) : Luftverschmutzung in Ballungsgebieten der chemischen Industrie Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 1518 C Dr. Weber (Köln) (SPD) . . . . 1518 D Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . . . . 1519 B Fragen des Abg. Bay: Angebliche Vergiftung des Rheinwassers mit Endosulfan durch die Farbwerke Hoechst Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 1519 C Bay (SPD) 1520 A Fragen des Abg. Dr. Gleissner: Verschärfung der Wohnungsnot im Raum München durch Ansiedlung eines Großunternehmens in Perlach Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 1520 B Dr. Gleissner (CDU/CSU) 1520 C Fragen des Abg. Varelmann: Schaffung von Krankenhausbetten für Opfer des Straßenverkehrs Frau Strobel, Bundesminister . . . 1521 B Varelmann (CDU/CSU) . . . . . 1521 B Fragen des Abg. Eckerland: Höhe der Entschädigung auf Grund des § 49 des Bundesseuchengesetzes Frau Strobel, Bundesminister . . . 1521 D Eckerland (SPD) . . . . . . . . 1522 A Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Krefeld) : Illegaler Verkauf von Tiermedikamenten Frau Strobel, Bundesminister . . . 1522 C Fragen des Abg. Dr. Brand (Pinneberg) : Mangel an Mitarbeitern im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit Frau Strobel, Bundesminister . . . 1522 D Dr. Brand (Pinneberg) (SPD) . . . 1523 A Fragen des Abg. Flämig: Erkenntnisse hinsichtlich der Zwangsimpfung aus den jüngsten Pockenerkrankungen Frau Strobel, Bundesminister . . 1523 B Flämig (SPD) 1523 C Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . 1523 D Dr. Schmidt (Krefeld) (SPD) . . . 1524 B Fragen des Abg. Seefeld: Kenntnisse der Ärzte in Erster Hilfe Frau Strobel, Bundesminister . . . 1524 C Seefeld (SPD) . . . . . . . . . 1524 D Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) : Organisation, Arbeitsweise und Ergebnisse der Institute für Städtebau und Raumordnung Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 1525 A Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 1525 B Frage des Abg. Baier: Deckung des Wohnungsbedarfs kinderreicher Familien, alter Menschen, junger Ehepaare, Alleinstehender und Körperbehinderter Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär 1525 D Baier . (CDU/CSU) . . . . . . 1526 A Nächste Sitzung 1526 D Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 III Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 1527 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Schwabe betr. Vorarbeiten zur Neugliederung des Bundesgebietes und Änderung der Landesgrenzen zwischen Baden-Württemberg und Hessen 1527 B Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Hauff betr. Beseitigung der Unterschiede zwischen dem Ortszuschlag der Ortsklassen S und A . 1527 D Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg.Ollesch betr. finanzielle Unterstützung der Sportfilmtage 1970 in Oberhausen 1528 A Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Unland betr. Schädigung der deutschen Pelzwirtschaft durch Serieneinbrüche 1528 A Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Unland betr. Erschwerung der Aufklärung von Delikten durch föderative Organisation der Polizei . . 1528 B Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Jobst betr. Berufsförderung für infolge einer Beschädigung ausscheidende Offiziere des Bundesgrenzschutzes 1528 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Riedl (München) betr. Elektroomnibusse für den Stadtverkehr . 1529 A Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Bredl betr. Bewilligung von politischem Asyl für griechische Gastarbeiter und Studenten . . . . . . . 1529 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Susset betr. Frist für Anträge auf vermögenswirksame Leistungen durch Arbeitnehmer im. öffentlichen Dienst 1529 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Heyen betr. Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen auf deutschen Flughäfen 1529 D Anlagen 12 und 13 Schriftliche Antworten auf die Mündlichen Fragen ,des Abg. Wohlrabe betr. Gewährung von Wohngeld für Sozialhilfeempfänger 1530 B Anlage 14 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Werner betr. Auswirkungen der Aufwertung im Hinblick auf Rückzahlungsverpflichtungen 1530 D Anlage 15 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Jenninger betr. Bearbeitung der Anträge auf regionale Wirtschaftsförderung 1531 B Anlage 16 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Geldner betr. Benachteiligung des deutschen Fremdenverkehrsgewerbes gegenüber dem Ausland infolge der DM-Aufwertung 1531 C Anlage 17 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Meister betr. Gaslieferungsvertrag der Ruhrgas-AG — Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit . . . 1531 D Anlage 18 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Brück betr. Verkaufspreise deutscher und französischer Kraftwagen in Frankreich 1532 A Anlage 19 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Abelein betr. Begrenzung von Bundesausbaugebieten . . 1532 B Anlage 20 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Frerichs betr. Preisgleitklauseln in langfristigen Verträgen öffentlicher Auftraggeber mit Handel und Handwerk bei Bauvorhaben 1532 C IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Anlage 21 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Peters (Norden) betr. Verkauf der Frisia-Erdölwerke . . . . 1532 D Anlage 22 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dasch betr. Erhöhung des Milchfettgehalts . . . . . . . . . 1533 A Anlage 23 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Bittelmann betr. Auszahlung der letzten Rate des Getreidepreisausgleichs 1533 B Anlage 24 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Schulte (Schwäbisch Gmünd) betr. Rodungsprämie im Obstbau 1533 D Anlage 25 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Mertes betr. Auswirkung der von Vizepräsident Mansholt vertretenen „positiven Preispolitik" auf Erzeuger und Verbraucher in der Bundesrepublik 1534 A Anlage 26 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dröscher betr. Abgabe des landwirtschaftlichen Unternehmens als Voraussetzung für die Gewährung der Landabgaberente . . . . . . . . . 1534 C Anlage 27 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Peters (Poppenbüll) betr. Abschlachtaktion bei Milchkühen . . . 1534 D Anlage 28 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau Herklotz betr. Vorbereitung einer modernen europäischen Sozialpolitik 1535 B Anlage 29 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Gewandt betr. Berücksichtigung des Handels bei der Zusammensetzung des Bundesausschusses für Berufsbildung 1535 C Anlage 30 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Bäuerle betr. Kosten der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen für erkrankte Arbeiter 1536 A Anlage 31 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen der Abg. Schmidt (Niederselters) und Zander betr. private Krankenüberwachungseinrichtungen 1536 B Anlage 32 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Kempfler betr. Vorbereitungen für die Ausdehnung der freiwilligen Angestelltenversicherung auf weitere Berufsgruppen 1537 A Anlage 33 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Pawelczyk betr. Anrechnung der truppenärztlichen Tätigkeit auf die für eine Kassenpraxis erforderliche Zeit 1537 B Anlage 34 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Koenig betr. Erhöhung des Übergangsgeldes für Umschüler . . 1537 C Anlage 35 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Schmidt (Kempten) betr. Umschulungsmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit auf dem Lande und in Großstädten 1537 D Anlage 36 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl betr. Dynamisierung der Krankenversicherungspflichtgrenze für Angestellte . . . . . . . 1538 B Anlage 37 Schriftliche Antwort auf .die Mündliche Frage des Abg. Weigl betr. Verdoppelung des im Vermögensbildungsgesetz festgelegten Betrages von 312 DM . . . 1538 D Anlage 38 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schulz (Berlin). betr. Durchführung des politischen Programms der Gipfelkonferenz von Den Haag . . . 1539 A Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Höcherl betr. Schutz der internationalen Zivilluftfahrt gegen Luftpiraterie . . . . . . . . . . . . 1539 D Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 V Anlage 40 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Lenze (Attendorn) betr. internationale Kontrolle des Waffen- handels 1540 A Anlage 41 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Rock betr. Bau eines Chemiewerks im Raum Salzgitter-Drütte 1540 B Anlage 42 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Weigl betr. Versetzung von Zollbeamten . . . . . . . . . 1540 C Anlage 43 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Häfele betr. Aktionsprogramm für den Landkreis Stockach . 1540 D Anlage 44 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) betr. Bau eines neuen Messezentrums in Nürnberg 1540 D Anlage 45 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dichgans betr. zolltarifliche Erleichterungen für Einfuhren aus Kooperationsgeschäften 1541 A Anlage 46 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dichgans betr. Unterbindung von Fusionen 1541 B Anlage 47 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Burger betr. Erweiterung des Kreises der Anspruchsberechtigten bei Novellierung des 312-D-Mark-Gesetzes 1541 D Anlage 48 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Rock betr. Gefährdung der mittelständischen Wirtschaft im Salzgittergebiet durch neue Industriewerke 1542 B Anlage 49 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Horstmeier betr. Lärmbelästigung der Bevölkerung im Raum Minden durch Strahlflugzeuge . . . . 1542 D Anlage 50 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Berding betr. Einsatz von Soldaten als Aufbaukommandos bei Reitturnieren 1543 B Anlage 51 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Pfeifer betr. Schwierigkeiten bei der ärztlichen Versorgung der Landbevölkerung und Ausbildung von Ärzten für Allgemeinmedizin 1543 C Anlage 52 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Biechele betr. Einführung der Bezeichnung „Arzt für Allgemeinmedizin" 1544 A Anlage 53 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Dr. Haack betr. Informationen über Vorhaben des Schienennahverkehrs für Gemeinden in Ballungsgebieten 1544 B Anlage 54 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Becker (Nienberge) betr. Ausschank von höherprozentigem Alkohol in TEE-Zügen bei der Durchfahrt durch Belgien 1544 C Anlage 55 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) betr Neuorganisation der Mittelinstanz der Bundesbahn 1544 D Anlage 56 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Baier betr. Aufstufungswünsche des Landes Baden-Württemberg 1545 B Anlage 57 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Weigl betr. Beseitigung eines Verkehrsengpasses in Weiden . . 1545 C Anlage 58 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Pieroth betr. Beseitigung des Gefahrenpunktes in der Ortsdurchfahrt Bretzenheim . . . . . . . . . 1545 D Anlage 59 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Wurbs betr. Schließung der Stückgutbahnhöfe im Landkreis Witzenhausen 1545 D VI Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Anlage 60 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Beermann betr. Einrichtung eines einheitlichen Zustellamtes für die Großgemeinde Tangstedt und Anschluß an das Hamburger Telefonnetz . . 1546 A Anlage 61 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Baron von Wrangel betr. Einbeziehung der Gemeinden Aumühle und Wohltorf in das Hamburger Ortsfernsprechnetz . . . . . . . . 1546 C Anlage 62 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Geiger betr. Neubau eines Fernmelde- und Postdienstgebäudes in Leonberg 1546 D Anlage 63 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Meister betr. verstärkte Förderung der technischen Fakultäten bzw. Fachbereiche an Teenischen Hochschulen und Universitäten 1547 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1469 32. Sitzung Bonn, den 20. Februar 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 29. Sitzung, Seite 1265 B, Zeile 19 statt „der Wettbewerbs-Kohle" : „des Wettbewerbs". Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1527 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach * 20. 2. Adorno 20.2. Dr. Barzel 20. 2. Dr. Bayerl 28. 2. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) 20. 2. Berlin 31.3. Biechele 28. 2. Burgemeister 31. 3. Dr. Dittrich * 20. 2. Dohmann 31.3. Dröscher* 20. 2. Fellermaier* 20. 2. Frehsee 28. 2. Dr. Furler * 20. 2. Geldner 6.3. Freiherr von und zu Guttenberg 20. 2. Haage (München) 20.2. voll Hassel 28. 2. Hauck 28. 2. Dr. Hein * 20. 2. Jacobi (Köln-Iserlohn) 28. 2. Dr. Jahn (Braunschweig) * 20. 2. Kater 20. 2. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20. 2. Lautenschlager* 20. 2. Dr. Löhr * 20. 2. Lücke (Bensberg) 28. 2. Lücker (München) * 20. 2. Meister* 20. 2. Memmel* 20. 2. Müller (Aachen-Land) * 20. 2. Dr. Pohle 28. 2. Dr. Prassler 20. 2. Dr. Preiß 20. 2. Schröder (Sellstedt) 6. 3. Schultz (Gau-Bischofsheim) 20.2. Schwabe * 20. 2. Dr. Siemer 20. 2. Tobaben 20. 2. Dr. Warnke 20. 2. Dr. Freiherr von Weizsäcker 20. 2. Werner* 20. 2. Windelen 20. 2. * Für die Teilnahme an .Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneten Schwabe (Drucksache VI/381 Fragen A 28 und 29) : Ist das Bundesinnenministerium mit Vorarbeiten zur Neugliederung des Bundesgebietes gemäß Artikel 29 des Grundgesetzes befaßt? Werden Gesetzentwürfe entsprechend den Absätzen 2 bis 4 und/oder gemäß dem Absatz 5 des Artikels 29 des Grundgesetzes vorbereitet, in denen eine Änderung der Landesgrenzen zwischen Baden-Württemberg und Hessen erwogen oder dekretiert wird? Nach der Änderung des Art. 29 GG vom 19. August 1969 (Bundesgesetzbl. I S. 1241) ist zunächst in Baden bis zum 30. Juni d. J. ein Volksentscheid darüber herbeizuführen, ob das vormalige Land Baden selbständig werden oder ab seine bisherige Zugehörigkeit zum Land Baden-Württemberg bestehen bleiben soll. Die Bundesregierung hat daher zunächst den Entwurf eines Gesetzes über den Volksentscheid im Gebietsteil Baden des Landes Baden-Württemberg gemäß Art. 29 Abs. 3 des Grundgesetzes beim Bundestag eingebracht. Dieser Entwurf wurde vom Bundestag am 30. Januar 1970 in 2. und 3. Lesung angenommen; er ist am 13. Februar vom Bundesrat im 2. Durchgang verabschiedet worden. Erst wenn das Ergebnis des badischen Volksentscheids feststeht, kann die Abwicklung der übrigen erfolgreichen Volksbegehren, die (in Art. 29 Abs. 3 GG .gleichfalls vorgeschrieben und Ibis zum 31. März 1975 befristet ist, in Angriff genommen und im Zusammenhang damit eine Gesamtkonzeption für eine umfassende Neugliederung des gesamten Bundesgebiets erarbeitet und dem Bundestag unterbreitet werden. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Hauff (Drucksache VI/381 Frage A 30) : Ist die Bundesregierung bereit, die bestehenden Unterschiede zwischen dem Ortszuschlag der Ortsklasse S und der Ortsklasse A baldmöglichst zu beseitigen? Es ist das Ziel der Bundesregierung, die noch bestehenden Unterschiede zwischen dem Ortszuschlag der Ortsklasse S und dem der Ortsklasse A während dieser Legislaturperiode stufenweise zu beseitigen. Mit dem stufenweisen Abbau ist in dem am 1. April 1969 in Kraft getretenen Zweiten Besoldungsneuregelungsgesetz begonnen worden, durch das die Unterschiede in der Tarifklasse III um die Hälfte und in der Tarifklasse II um ein Drittel verringert worden sind. In .dem Regierungsentwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (BT-Drucksache VI/279) ist mit Wirkung vom 1. Januar 1970 eine weitere Verringerung der Unterschiede im Ortszuschlag vorgesehen. Die verbleibenden Unterschiede sollen in zwei weiteren Stufen gänzlich beseitigt werden. 1528 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Ab- geordneten Ollesch (Drucksache VI/381 Frage A 31): Ist die Bundesregierung bereit, die Sportfilmtage 1970 in Oberhausen, die lebhaftes Interesse in der deutschen Öffentlichkeit gefunden haben und die sicherlich geeignet sind, die olympische Idee zu verbreiten, finanziell zu unterstützen, da ohne diese Unterstützung die Durchführung dieser Sport- und Filmveranstaltung gefährdet ist? Nachdem mein Haus bereits im Jahre 1968 die Sportfilmtage in Oberhausen finanziell unterstützt hatte, beabsichtige ich, auch die diesjährige Veranstaltung wieder zu fördern. Zu diesem Entschluß haben mich vor allem das positive Echo der letzten Veranstaltung, die rege internationale Beteiligung und die starken Impulse bewogen, die vom Sportfilm für die gesamte Entwicklung des Sports zu erwarten sind. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Unland (Drucksache VI/381 Frage A 32): Ist der Bundesregierung bekannt, daß der deutschen Rauchwaren- und Pelzwirtschaft durch zunehmende organisierte Serieneinbrüche und -diebstähle allein im Jahre 1969 ein Schaden von rund 14 Millionen DM entstanden ist? Der Bundesregierung ist bekannt, daß sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in den europäischen Nachbarländern die Einbruchsdiebstähle in Pelzgeschäfte in den letzten Jahren nach Anzahl und Schadenshöhe stark angestiegen sind. Das Bundeskriminalamt hat die Schadenshöhe für das Jahr 1969 mit 13 Millionen DM angegeben. Ob es sich um organisierte Serieneinbrüche mit Tatzusammenhängen handelt, wird vom Bundeskriminalamt laufend beobachtet. Nach den derzeitigen Erkenntnissen werden Pelzgeschäftseinbrüche in der Bundesrepublik vorwiegend von Tätergruppen ausgeführt, die voneinander unabhängig auftreten. Diese Tätergruppen, zu denen auch häufig Ausländer gehören, wenden verschiedene Arbeitsweisen an und nutzen auch unterschiedliche Absatzmöglichkeiten sowohl im Inland als auch im Ausland. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Unland (Drucksache VI/381 Frage A 33) : Teilt die Bundesregierung die Befürchtungen der betroffenen Wirtschaftskreise, daß durch die föderative Organisation der Polizei eine Aufklärung der Delikte außerordentlich erschwert wird, und ist sie bereit, etwa durch Sondermaßnahmen beim Bundeskriminalamt, eine erfolgreiche Fahndungsarbeit der Polizei I zu erleichtern? Die Bundesregierung teilt nicht die Befürchtung der betroffenen Wirtschaftskreise, daß die föderative Organisation der Polizei in den genannten Fällen eine Aufklärung der Delikte außerordentlich erschwert. Nach dem Gesetz über die Einrichtung eines Bundeskriminalamtes hat das Bundeskriminalamt alle Nachrichten und Unterlagen für die kriminalpolizeiliche Verbrechensbekämpfung und die Verfolgung strafbarer Handlungen zu sammeln und auszuwerten und die Behörden der Länder über die sie betreffenden Nachrichten und die in Erfahrung gebrachten Zusammenhänge strafbarer Handhungen zu unterrichten. Das geschieht auch bei den hier zur Diskussion stehenden Straftaten; die Zusammenarbeit zwischen dem Bundeskriminalamt und den zuständigen Behörden der Länder verläuft einwandfrei. Dieses hat im übrigen in den letzten zwei Jahren seine Bemühungen zur Einleitung, Koordinierung und Unterstützung der Bearbeitung von zusammenhängenden Tat- und Täterkomplexen gerade auch auf dem Gebiet der Pelzdiebstähle erheblich verstärkt. So wurden beispielsweise im Jahre 1969 zwei umfangreiche Verfahren mit überörtlicher, teils internationaler Auswirkung vom Bundeskriminalamt mit Unterstützung einzelner Landeskriminalämter zentral bearbeitet. Ferner ist dem Bayerischen Landeskriminalamt im November 1969 ein Komplex von Bandendiebstählen u. a. aus Pelzgeschäften im Rahmen des Zuweisungsrechts gemäß § 4 b BKA-Gesetz übertragen worden. Ein weiterer sehr umfangreicher Ermittlungskomplex mit Auswirkung in das Ausland wird noch in diesen Tagen einem Landeskriminalamt übertragen werden. Auch steht das Bundeskriminalamt in ständiger Verbindung mit der Internationalen Kriminalpolizeilichen Organisation — INTERPOL — und führt Arbeitsbesprechungen, auch mit ausländischen Dienststellen, über gemeinsame Ermittlungen. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des AbAbgeordneten Dr. Jobst (Drucksache VI/381 Fragen A 34 und 35) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß durch eine Ergänzung des Bundespolizeibeamtengesetzes (BPolBG) ermoglicht werden sollte, daß Offiziere des Bundesgrenzschutzes, die nicht Beamte auf Lebenszeit sind und deren Dienstverhältnis infolge einer Beschädigung im Sinne des § 46 Abs. 1 des Bundesbeamtengesetzes vor Vollendung des vierzigsten Lebensjahres endet, auf Antrag Berufsförderung, insbesondere in Form der Fachausbildung nach § 12 BPolBG erhalten können? Wann wird die Bundesregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen? Die Bundesregierung prüft, in welcher Weise Polizeivollzugsbeamten auf Widerruf der Grenzschutzoffizierlaufbahn, die wegen Polizeidienstunfähigkeit Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1529 infolge einer Beschädigung im Sinne des § 46 Abs. 1 des Bundesbeamtengesetzes aus dem Bundesgrenzschutz entlassen werden, künftig Hilfe zur Eingliederung in das spätere Berufsleben gewährt werden kann. Die derzeitige Dienstzeitversorgung dieser Polizeivollzugsbeamten schließt die Entstehung von Härtefällen nicht aus. Die Bestimmungen des Bundesversorgungsgesetzes, die in solchen Fällen für Offiziere auf Zeit der Bundeswehr einen Anspruch auf Hilfe zur Erlangung oder Besserung der beruflichen Leistungsfähigkeit vorsehen, sind auf Polizeivollzugsbeamte i. BGS nicht anwendbar. Durch Ergänzung des Bundespolizeibeamtengesetzes könnte eine soziale Sicherung der GS-Offiziere auf Widerruf erreicht werden. Eine entsprechende Ergänzung des Bundespolizeibeamtengesetzes könnte, wenn die Bundesregierung meinem Vorschlag zustimmt, im Rahmen eines der laufenden Gesetzgebungsvorhoben vorgesehen werden. Anlage 8 Schrifltiche Antwort des Parlamentarischen Staatsekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Riedl (München) (Drucksache VI/381 Frage A 38) : Wie beurteilt die Bundesregierung die von zwei deutschen Automobilherstellern bereits in der Öffentlichkeit vorgestellten Elektroomnibusse für den Stadtverkehr (Daimler-Benz mit Hybridantrieb und MAN-Modell auf Akkumulatorbasis), und sieht die Bundesregierung darin einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Luftverunreinigung? Es ist der Bundesregierung bekannt, daß von mehreren großen Firmen zwei abgasarme bzw. abgasfreie elektrisch angetriebene Fahrzeuge entwickelt werden. Mein Haus hat sich eingehend mit den Problemen auseinandergesetzt. Die MAN und das RWE haben erstmalig zu einer Besichtigung des MAN-Fahrzeugtyps am 13. Februar nach München eingeladen. Ein Vertreter meines Hauses ha an der erstmaligen Vorführung teilgenommen. Bevor ein Urteil über das Fahrzeug abgegeben werden kann, müssen Erfahrungen über das Fahrzeug, insbesondere auch über dessen Verkehrsverhalten, abgewartet werden. Eine endgültige Beurteilung darüber, inwieweit diese Fahrzeuge geeignet sind, einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung zu liefern, kann frühestens nach Ablauf eines einjährigen ununterbrochenen Tests des Fahrzeuges abgegeben werden. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Bredl (Drucksache VI/381 Frage A 41) : Was will die Bundesregierung tun, um bei Bewilligung von politischem Asyl für griechische Gastarbeiter und Studenten eine einheitliche Handhabung des Rechts in allen Ländern zu gewährleisten? Das Ausländergesetz und die dazu erlassene Allgemeine Verwaltungsvorschrift vom 7. Juli 1967 stellen die einheitliche Anwendung des Rechts in allen Bundesländern für Ausländer sicher, denen auf Grund politischer Verfolgung Asyl in der Bundesrepublik Deutschland gewährt wird. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Susset (Drucksache VI/381 Frage 44) : Hält die Bundesregierung es für gerechtfertigt, daß die Prüfung der Antragsvoraussetzungen im öffentlichen Dienst bis zu drei Monate in Anspruch nehmen und dazu führen kann, daß Anträge auf vermögenswirksame Leistungen nach dem Zweiten Vermögensbildungsgesetz durch Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst bereits bis Mitte Oktober eines Jahres beim Arbeitgeber (z. B. Bund als Dienstherr) gestellt sein müssen? Die Bediensteten des Bundes haben bei Anträgen für die erstmalige oder einmalige vermögenswirksame Anlage von Teilen ihrer Dienstbezüge nach dem 2. Vermögensbildungsgesetz einen Zeitpunkt anzugeben, der mindestens zwei volle Monate nach der Antragstellung liegt. Diese lange Frist ist nicht nur durch die Prüfung einer großen Zahl von Anträgen, sondern vor allem durch die in vielen Verwaltungen eingeführte Zentralisierung und Mechanisierung des Arbrechnungsverfahrens bedingt. Eine reibungslose Abwicklung der Gehaltszahlungen ist bei diesem Verfahren nur dann sichergestellt,, wenn den Berechnungsstellen Veränderungen, die Auswirkungen auf die Höhe der Bezüge haben, frühzeitig bekannt werden. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Heyen (Drucksache VI/381 Fragen A 51 und 52) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die Sicherheitsvorkehrungen auf deutschen Flughäfen so weit zu verbessern, daß sich Bombenattentate wie das in München am 10. Februar 1970 auf die Fluggäste der EL AL-Maschine nicht wiederholen können? Wird die Bundesregierung auf die in Frage kommenden Landesregierungen einwirken, damit diese in Zukunft ausreichend Vorsorge treffen, um die Sicherheit der Fluggäste und des Luftverkehrs in Deutschland zu gewährleisten? Zu Frage 51 Die Bundesregierung wird mit den Ländern, auf deren Gebiet Flugplätze mit internationalem Verkehr liegen, sowie mit den Flughafengesellschaften und den Fluggesellschaften prüfen, welche Sicherheitsvorkehrungen auf deutschen Flughäfen noch 1530 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 getroffen werden können. Das Ergebnis der Verhandlungen wird abzuwarten sein. Im übrigen hat Herr Kollege Dr. Dahrendorf bei der Beantwortung der Frage des Kollegen Höcherl bereits darauf hingewiesen, daß gefährdete Maschinen auf den Flughäfen auf sichere Abstellplätze geleitet und dort polizeilich bewacht werden. Es ist ferner veranlaßt, daß der Aufenthalt der Passagiere zu den Transiträumen und ihre Beförderung auf dem Flughafen unter Polizeischutz stehen. In weiteren Besprechungen mit den beteiligten Stellen des Bundes und der Länder wird geprüft werden müssen, ob diese Sicherheitsmaßnahmen noch verbessert werden können. Hierbei wird man sich jedoch klar darüber sein müssen, daß Angriffe fanatischer Menschen niemals völlig ausgeschlossen werden können. Es wird unsere Aufgabe sein, alles menschenmögliche zu tun, um .das zu verhindern. Antwort zu Frage 52: Die Frage ist bereits durch die Antwort zu Frage 51 beantwortet. Im übrigen verweise ich auf die Antworten, die Herr Kollege Dr. Dahrendorf für das Auswärtige Amt gegeben hat. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wohlrabe (Drucksache VI/381 Frage A 71): Hat die Bundesregierung im Zusammenwirken mit den Ländern nachdem am 14. November 1969 das Bundesverfassungsgericht § 29 des Wohngeldgesetzes insoweit für nichtig erklärt hat, als Sozialhilfeempfänger durch diese Vorschrift vom Bezug von Wohngeld ausgeschlossen werden, rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet, die unter Beachtung dieses Urteils den erforderlich werdenden zusätzlichen Verwaltungsaufwand auf. ein Mindestmaß beschränken? Mit Wirkung ab November 1969, dem Monat, in dem das Bundesverfassungsgericht seinen Beschluß gefaßt hat, werden ,die Wohngeldanträge der Empfänger von Sozialhilfe und Kriegsopferfürsorge unter Beachtung dieses Beschlusses beschieden. Die Antragsteller erhalten Wohngeld, wenn die individuellen Voraussetzungen nach dem Wohngeldgesetz erfüllt sind. Durch gemeinsames Rundschreiben der Bundesminister für Städtebau und Wohnungswesen, für Jugend, Familie und Gesundheit sowie für Arbeit und Sozialordnung an die zuständigen obersten Landesbehörden ist sichergestellt, daß die Antragberechtigten neben dem ihnen zustehenden Wohngeld so viel Sozialhilfe oder Kriegsopferfürsorge erhalten, daß sie nicht schlechter gestellt sind, als wenn sie wie früher lediglich Sozialhilfe oder Kriegsopferfürsorge beziehen würden. Im Ergebnis hat sich finanziell für die Hilfeempfänger nichts geändert, allerdings entfällt für sie die Rückzahlungsverpflichtung nach dem BSHG. Dadurch, daß aber jetzt die Hilfe zum Wohnen aus zwei Quellen statt wie bisher aus einer fließt, entsteht unabweisbar zusätzlicher Verwaltungsaufwand. Die Bundesregierung ist in Zusammenarbeit mit den Ländern bemüht, diesen Mehraufwand durch rationelle Verwaltungsmaßnahmen so weit wie möglich herabzusetzen. So wird z. B. ein pauschales Verfahren entwickelt, mit dem der Kostenausgleich für die zurückliegenden noch nicht erledigten Wohngeldanträge zwischen den Kostenträgern gefunden werden soll. Den Wohngeldberechtigten entsteht dadurch kein Nachteil. Bei der jetzigen Rechtslage sehen Bund und Länder jedoch keine Möglichkeit, den Verwaltungsaufwand völlig zu vermeiden. Es werden aber Überlegungen angestellt, ob und ggf. wie dieses Ziel im Zuge einer gesetzlichen Änderung erreicht wenden kann. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wohlrabe (Drucksache VI/381 Frage A 72): Hält es die Bundesregierung bei der derzeitigen Rechtslage für erforderlich, daß — wie in einigen Bundesländern geschehen — alle Sozialhilfeempfänger aufgefordert werden, einen Antrag auf Gewährung von Wohngeld zu stellen? Wohngeld wird nur auf Antrag gewährt. Dies gilt für alle Bürger, auch für die Empfänger von Sozialhilfe. Der Antrag ist nötig, weil Gewährung und Höhe des Wohngeldes von Voraussetzungen abhängen, die der Antragsteller der Bewilligungsbehörde mitteilen muß. Es ist mir bekannt, daß vornehmlich die Kommunen die Empfänger von Sozialhilfe auffordern, Wohngeldanträge zu stellen. Die Kommunen haben als Träger der Sozialhilfe natürlich ein Interesse daran, daß die Sozialhilfeempfänger Wohngeld erhalten, weil das Wohngeld je zur Hälfte vom Bund und den Ländern bezahlt wird und die Sozialhilfeträger in gleicher Höhe von Kosten entlastet. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Werner (Drucksache VI/381 Frage A 92) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen der Aufwertung im Hinblick auf die Rückzahlungsverpflichtungen dritter Länder für von der Bundesregierung gewährte Kapitalhilfen? 1. Die Rückzahlungsverpflichtungen erhöhen sich um den Aufwertungssatz. 2. Der künftige Import dieser Länder verteuert sich im gleichen Maß. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1531 3. Demgegenüber steigen die Exporterlöse dieser Länder je Produkteinheit gegenüber der Bundesrepublik Deutschland oder erhöhen sich ihre Exportchancen der Menge nach. Demzufolge ist zu urteilen, daß sich die Verbindlichkeiten in der jeweiligen Landeswährung erhöhen, wie dies auch bei einer Abwertung ihrer eigenen Währung der Fall gewesen wäre und wiederholt der Fall gewesen ist. Dagegen wird sich die devisenpolitische Lage der Entwicklungsländer durch die DM-Aufwertung in der Regel verbessern: Die größeren Exportchancen gegenüber der Bundesrepublik Deutschland bedeuten zusätzliche Einnahmen an konvertibler Währung, die beliebig, und nicht nur im Aufwertungsland, verwendet werden kann. Beides — Amortisations- wie Zahlungsbilanzeffekt — können sich dann decken, wenn es sich um Kapitalhilfeprojekte in exportstarken Industrien handelt. Dann ergeben die gleichen DM-Erlöse den höheren Gegenwert in Landeswährung oder ermöglichen Senkungen der DM-Preise wie zusätzlichen Absatz und damit ebenfalls höhere Einnahmen in Landeswährung. Bei dieser Divergenz der Wirkungen war der Bundesregierung von vornherein klar, daß ein summarisches Urteil über die Wirkung der Aufwertung auf die Entwicklungsländer falsch sein würde. Vielmehr ist es weiterhin notwendig, die externe wie interne Verschuldung der Entwicklungsländer genau zu beobachten und zu verhindern, daß dies die Entwicklungsanstrengungen lähmt. Bei dem Beschluß über die Aufwertung der DM hat das Kabinett die Ressorts beauftragt, die Auswirkungen der Aufwertung auf die bestehenden DM-Verbindlichkeiten der Entwicklungsländer im Verlauf des Anpassungsprozesses sorgfältig zu beobachten. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jenninger (Drucksache VI/381 Fragen A 93 und 94) : Hält es die Bundesregierung mit den Anliegen der regionalen Wirtschaftsförderung und mit dem Erfordernis einer raschen, gezielten und wirksamen Hilfe für wirtschaftsschwache Gebiete (Bundesausbaugebiete) für vereinbar, daß entsprechende Anträge auf Förderung wegen der ständigen Änderung der Förderungsrichtlinien fast ein Jahr lang nicht verabschiedet werden? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um derartige für förderungwürdige Unternehmen unzumutbare Wartezeiten zu verkürzen und eine reibungslosere und schnellere Bearbeitung von Förderungsanträgen sicherzustellen? Im Jahre 1969 wurden die Richtlinien für die Regionale Wirtschaftsförderung mehrmals geändert, und zwar auf Grund von Verbesserungen für die Kreditnehmer. Dies wird sich 1970 nicht wieder- holen. Die Wartezeiten werden sich daher entsprechend verkürzen und auf Bundesebene 'in .der Regel etwa ein bis zwei Monate betragen. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneter Geldner (Drucksache VI/381 Frage A 95) : Welche Erfahrungen haben sich seit der Fragestunde vom 13. November 1969 bezüglich der Benachteiligung des deutschen Fremdenverkehrsgewerbes gegenüber dem Ausland infolge der DM-Aufwertung ergeben, und welche Fühlungnahmen hat die Bundesregierung auf Grund dessen entsprechend der Ankündigung des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt eingeleitet? Die Lage des deutschen Fremdenverkehrsgewerbes wurde am 4. 'und 5. Dezember 1969 mit den Länderwirtschaftsministerien erörtert. Es wurde beschlossen, im Falle ungewöhnlicher Entwicklungen das Bundeswirtschaftsministerium unverzüglich zu informieren. Darüber hinaus ist das Bundeswirtschaftsministerium laufend mit dem Deutschen Fremdenverkehrsverband, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, ,dem Deutschen Heilbäderverband und dem Deutschen Reisebüroverband in Verbindung. Statistische Informationen stehen jetzt für fast alle Fremdenverkehrsgebiete für den Zeitraum Oktober bis Dezember zur Verfügung. Sie zeigen durchweg normale Zuwachsraten in der Zahl der Übernachtungen. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Meister (Drucksache 111/381 Fragen A 96 und 97) : Glaubt die Bundesregierung, daß der zwischen der RuhrgasAG und der russischen Allunionsvereinigung abgeschlossene Gaslieferungsvertrag, der nach Pressemeldungen eine sogenannte Ausschließungsklausel enthält, einen Verstoß gegen das Wettbewerbsgesetz darstellt? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um auf diesem Gebiet die Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten oder aber die sich ergebenden Verzerrungen auszugleichen? Ein Verstoß gegen das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen liegt nicht vor: Die zeitlich begrenzte Ausschließlichkeitsklausel wird das kaufmännische Risiko der Ruhrgas AG auf den zumutbaren Rahmen begrenzen und damit die Erdgasimporte überhaupt möglich machen. Für das Liefergebiet führt dieser neue Versorgungsstrang zu günstigeren Erdgaspreisen, bringt also offenkundig Vorteile für die Verbraucher in Süddeutschland. Deshalb hat die Bundesregierung das Zustandekommen dieses Vertrages soweit als möglich unterstützt. 1532 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Anlage 18 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Brück (Drucksache VI/381 Frage A 98) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß in Frankreich deutsche und französische Autos weitaus billiger verkauft werden als in der Bundesrepublik Deutschland, wobei es bei deutschen Typen Preisdifferenzen bis zu 1227 DM und bei französischen bis zu 3880 DM gibt? Nach der Abwertung des französischen Franc und der Aufwertung der DM hat sich für den Käufer von Personenwagen folgendes ergeben: Nach wie vor kauft ein Franzose französische Wagen am besten in Frankreich. Der Franzose ist im allgemeinen auch im Vorteil, wenn er einen deutschen Wagen bei sich zu Hause kauft. Das ist jdoch für den deutschen Käufer nicht mehr mit Sicherheit zusagen. Aufwertung einerseits und Abwertung andererseits haben ein nicht unbeträchtliches Gefälle in den Preisen diesseits und jenseits der 'Grenze entstehen lassen. Trotz Nachversteuerung, technischer Umrüstung rund der erforderlichen Einzelabnahme des Fahrzeugs ergeben sich Ersparnisse. Dies gilt für Deutsche, die deutsche Wagen in Frankreich kaufen. Kauft dagegen ein Deutscher in Frankreich einen französischen Wagen, so kann seine Ersparnis sogar sehr beträchtlich sein. Die „Saarbrücker Zeitung" hat am 23. Januar 1970 ausführlich und mit einer Vergleichstabelle berichtet. Das Zweite Deutsche Fernsehen hat am 4. Februar 1970 ebenfalls darüber informiert. Ob weitere Berichterstattungen erfolgten, ist der Bundesregierung nicht bekannt. Die in der Tabelle der „Saarbrücker Zeitung" genannten und in Ihrer Frageaufgenommenen Preisdifferenzen kann das Bundeswirtschaftsministerium bis zu dieser Exaktheit nicht bestätigen, da sie ebenfalls von der Ausstattung des Einzelfahrzeuges mit Zubehörabhängen. In der Größenordnung treffen die Zahlen jedoch zu. Im übrigen bedauert die Bundesregierung die Tatsache, daß innerhalb des gemeinsamen Marktes ein derartiges Maß an Preisdifferenzierung nach innergemeinschaftlichen Absatzgebieten betrieben wird. Sie hofft im Interesse des deutschen Einzelhandels, daß ,die französischen Automobilhersteller bald einen Weg finden, ihre 'deutschen Preise nach unten zu korrigieren. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Abelein (Drucksache VI/381 Fragen A 99 und 100) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die räumliche Geltung der Förderungsprinzipien von strukturschwachen Gebieten durch Beschränkung auf die Kreisgrenzen teilweise willkürliche Begrenzungen aufweist? Ist die Bundesregierung bereit, die Begrenzung von Bundesausbaugebieten nach gerechteren Gesichtspunkten zu vollziehen als nach Kreisgrenzen? Dies ist ,der Bundesregierung bekannt. Aus diesem Grunde ist im Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" vorgesehen, daß ein von Bund und Ländern zu bildender Planungsausschuß die Abgrenzungen der strukturschwachen Gebiete erneut prüft und hierfür neue Kriterien erarbeitet. Der Ausschuß wird voraussichtlich im März seine Arbeit aufnehmen. Anlage 20 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Frerichs (Drucks ache VI/381 Frage A 101): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um in längerfristigen Verträgen zwischen offentlidien Auftraggebern und Handel und Handwerk — insbesondere aus dem Bereich der Bauwirtschaft — auch für mit öffentlichen Mitteln finanzierte Bauvorhaben einheitliche und für die Vertragspartner verbindliche Preisgleitklauseln vereinbaren zu können, damit die durch erhebliche Preisveränderungen im Baumarkt unübersehbaren und existenzbedrohenden Risiken, die bei der häufig festzustellenden Forderung der auftrageergebenden Stellen nach Festpreisangeboten entgegen den preisrechtlichen Empfehlungen des Bundesministeriums für Wirtschaft ausschließlich bei den Anbietern liegen, für diese beseitigt oder gemindert werden? Mit Erlaß vom 15. Dezember 1955 und 19. Januar 1957 hat der Bundesminister für Wirtschaft die öffentlichen Auftraggeber gebeten, bei der Vereinbarung von Preisvorbehalten nach folgenden Grundsätzen zu verfahren: Bei langfristigen Verträgen können Vorbehalte vereinbart werden, wenn Änderungen der Preisermittlungsgrundlagen zu erwarten sind und das mit der Vereinbarung von Festpreisen verbundene Risiko für den Auftragnehmer unzumutbar 'ist. Bei Bauleistungen ist unter den erwähnten Voraussetzungen die Vereinbarung von Preisvorbehalten schon bei Laufzeiten ,der Verträge von sechs Monaten, im Ausbaugewerbe sogar bei Laufzeiten unter sechs Monaten möglich. Damit sind alle erforderlichen Voraussetzungen geschaffen, um der Wirtschaft unübersehbare und existenzbedrohende Risiken :abzunehmen. Auch ,ist sichergestellt, daß die Vereinbarungen von Preisvorbehalten gegebenenfalls nach einheitlichen Grundsätzen erfolgen. Bestimmte Preisgleitklauseln allgemein verbindlich vorzuschreiben ist weder möglich noch zweckmäßig. Anlage 21 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1533 des Abgeordneten Peters (Norden) (Drucksache VI/381 Fragen A 102 und 103) : Hat die Bundesregierung mit dem Verkauf der Frisia Erdölwerke AG/Emden die Konzeption eines deutschen Erdolkonzerns aufgegeben? Sind durch den Verkauf Arbeitsplätze, insbesondere im Bereich der Verwaltung, gefährdet und mit dem Verkauf Auflagen verbunden, etwa die Kapazität der Raffinerie zu halten oder zu erweitern? Nein, denn die Bundesregierung hat ein derartiges Konzept nicht verfolgt. So heißt es im Basisprogramm für die Mineralölpolitik vom 24. Februar 1969: Die Mineralölpolitik der Bundesregierung verfolgt folgende wesentliche Ziele: 1. niedrige Preise für Erdölprodukte, 2. Sicherung der Erdölversorgung, 3. Aufrechterhaltung des Marktanteils deutscher Mineralölunternehmen der Gewinnung oder Verarbeitung. Ich kann Ihnen natürlich keine Einzelheiten über die Kaufverhandlungen mitteilen, kann Ihnen aber versichern, daß den von Ihnen genannten Gesichtspunkten von Anfang an Rechnung getragen wurde. Anlage 22 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dasch (Drucksache VI/381 Frage A 104) : Ich frage die Bundesregierung, wie weit die Maßnahmen, Anordnungen und Absprachen gediehen sind, die dahin führen, den Milchfettgehalt von 3,3 auf 3,5 % zu erhöhen und damit eine qualitativ hochwertigere Milch an die Verbraucher abzugeben? Die für eine Neufestsetzung des Fettgehalts der Trinkmilch notwendigen rechtlichen und sonstigen Vorbereitungen stehen kurz vor dem Abschluß. Auf der Agrarministerkonferenz am 23. Januar d. J. haben sich die Bundesländer mit großer Mehrheit für eine geringere Entrahmung des natürlichen Gemelkes und damit für eine Einstellung des Fettgehalts der Trinkmilch auf 3,5 % ausgesprochen. Dabei bleibt der Festpreis in der bisherigen Höhe bestehen. Zur Zeit finden noch Beratungen über die Frage der Preisgestaltung für Markenmilch statt, die in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Anlage 23 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Bittelmann (Drucksache VI/381 Frage A 105) : Wann wird die Bundesregierung die letzte Rate des Getreidepreisausgleichs auszahlen, nachdem im Herbst 1969 bei der Antragstellung angekündigt worden war, daß die Zahlungen zu Beginn des Jahres 1970 geleistet werden sollten? Die Auszahlung der 3. Tranche des EWG-Getreidepreisausgleichs (Ausgleichsbetrag 40,45 DM/ ha) an die Berechtigten wird im Februar 1970 beginnen und im März 1970 im wesentlichen beendet sein. Nach Abschnitt II Nr. 3 der „Richtlinien für die Gewährung der flächenbezogenen dritten Ausgleichszahlung im Rahmen der Getreidepreisharmonisierung" vom 10. September 1969 setzt die Ermittlung des Ausgleichsbetrags/ha die Meldung der genauen Ernteflächen sowie der innerhalb der 2. Tranche angefallenen Restmittel durch alle Länder voraus. Unter normalen Verhältnissen wären diese Angaben Mitte Dezember 1969 verfügbar gewesen, so daß die Auszahlung nach Abschnitt II Nr. 5 der Richtlinien im Januar 1970 vorgenommen worden wäre. Wegen technischen Versagens der zentralen 'Datenverarbeitungsanlage in einem Land und Verzögerungen bei der Errechnung der Restmittel in einem anderen waren die erforderlichen Zahlen jedoch erst Ende Januar 1970 bekannt. Mit Schnellbrief vom 29. Januar 1970 wurden daraufhin — nach eingeholter Einverständniserklärung des Herrn Bundesministers der Finanzen — den Ländern der Ausgleichsbetrag/ha und die ihnen zustehenden Quoten bekanntgegeben. Anlage 24 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schulte (Schwäbisch Gemünd) (Drucksache VI/381 Frage A 106) : Kann die Bundesregierung zusagen, daß die von der EWG zugesicherte Rodungsprämie im Obstbau noch in dieser Rodungssaison zum Tragen kommt? „Die Verordnung (EWG) Nr. 2517/69 des Rates vom 9. Dezember 1969 zur Festlegung einiger Maßnahmen zur Sanierung der Obsterzeugung in der Gemeinschaft und die Verordnung (EWG) Nr. 2637/ 69 der Kommission vom 24. Dezember 1969 zur Festlegung eines Betrages und der Bedingungen für die Gewährung einer Prämie für das Roden von Apfel-, Birn- und Pfirsischbäumen sind am 1. Januar 1970 in Kraft getreten und gelten unmittelbar in jedem Mitgliedstaat. Die Maßnahme soll von den Ländern durchgeführt und aus den bei Kap. 10 03 Tit. 683 93 des Entwurfs des Bundeshaushaltsplans 1970 veranschlagten 60 Millonen DM finanziert werden. Der Bedarf wird für dieses Haushaltsjahr auf 2 Millionen DM geschätzt. Die erforderlichen Mittel werden den Ländern in Kürze zugewiesen, so daß die Prämie noch für Rodungen dieser Saison gewährt werden kann. 1534 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Anlage 25 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Mertes (Drucksache VI/381 Frage A 107): Ist der Bundesregierung bekannt, was der EWG-Vizepräsident -Mansholt unter „positiver Preispolitik" versteht, und wie wird sich diese „positive Preispolitik” auf Erzeuger und Verbraucher in der Bundesrepublik Deutschland auswirken? Von „positiver Preispolitik" hat Vizepräsident Mansholt während einer Vortragsveranstaltung in Hannover im Januar 1970 gesprochen. Nach den mir vorliegenden Informationen über diese Veranstaltung wurde dieser Begriff in folgendem Zusammenhang gebraucht: Als erstes müßten die vorhandenen Überschüsse in der EWG beseitigt werden, da erst dann eine „positive Preispolitik" möglich sei, die sobald wie möglich wieder betrieben werden sollte. Eine Preisdruckspolitik wolle die Kommission nicht betreiben. Die Kommission strebe auf allen Produktionssektoren den höchstmöglichen Preis an. Bei der Preispolitik wird man daher nach der Vorstellung Vizepräsident Mansholts zwischen Überschuß- und Defiziterzeugnissen in der Gemeinschaft unterscheiden müssen. Bei einigen Defiziterzeugnissen befürwortet die Kommission schon heute Preisanhebungen, z. B. bei Rindfleisch und Mais. Demgegenüber hat sie bei den Überschußerzeugnissen Milch, Weizen und Zucker unmittelbare bzw. mittelbare Preissenkungen vorgeschlagen, zuletzt in ihrer Mitteilung über das Gleichgewicht der Agrarmärkte, die sie im November 1969 vorgelegt hat. Bei diesen Erzeugnissen muß damit gerechnet werden, daß die Kommission Preisanhebungen frühestens dann vorschlagen wird, wenn das Überschußproblem gelöst ist und der Markt eine positive Preispolitik zuläßt. Durch Preisanhebungen bei Defiziterzeugnissen würde die Erlössituation der Erzeuger in diesen Sektoren verbessert und ein entsprechender Anreiz zur Verlagerung der Produktion gegeben. Global gesehen würde sich die Einkommenslage der Erzeuger allerdings nicht verbessern, wenn gleichzeitig entsprechend den Vorstellungen. der Kommission die Preise bei Überschußerzeugnissen gesenkt würden. Insgesamt würden sich sogar Einkommensverluste ergeben, die nach Auffassung der Kommission durch eine stärkere Förderung im Struktursektor ausgeglichen werden sollen, obwohl diese Förderung nicht den Landwirten zugute käme, die durch Preissenkungen am härtesten betroffen wären. Bei Preisanhebungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse werden wegen des geringen Erzeugeranteils am Endverbraucher die Verbraucher nicht wesentlich belastet. Die Kosten der Verarbeitungsindustrie und des Handels sind von den Erzeugerpreisen weitgehend unabhängig; insofern entsteht auch dort durch Erzeugerpreisänderungen keine Beeinflussung des Kostenniveaus. gez. Dr. Baath Anlage 26 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dröscher (Drucksache VI/381 Frage A 108) : Mit welchen Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung die Fälle zu Ibsen, in denen Landwirte, die ihren Betrieb abgeben wollen, um eine Landabgaberente zu erhalten, keinen geeigneten Pächter für ihren Betrieb finden? Nach § 41 Abs. 1 c des 4. Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über eine Altershilfe für Landwirte ist die Abgabe des landwirtschaftlichen Unternehmens für Zwecke der Strukturverbesserung unabdingbare Voraussetzung für die Gewährung der Landabgaberente. Der Tatbestand der Abgabe kann durch Verkauf, durch langfristige Verpachtung oder durch Begründung eines sonstigen Nutzungsverhältnisses erfüllt werden. Eine Änderung dieser gesetzlichen Vorschriften ist nicht beabsichtigt. Der Bundesregierung sind aus der Zeit seit Geltung der gesetzlichen Vorschriften über die Landabgaberente keine Fälle bekannt, in denen die Gewährung der Landabgaberente daran gescheitert ist, daß kein Käufer oder Pächter für das angebotene Land gefunden werden konnte. Allerdings reichen die bisherigen Erfahrungen mit der Landabgaberente noch nicht aus, um einen zutreffenden Überblick über die Auswirkungen der einzelnen Vergabebedingungen zu geben. Die Bundesregierung läßt deshalb z. Z. , im Rahmen eines Forschungsauftrages prüfen, ob und in welchen Gebieten derartige Probleme auftauchen können. Anlage 27 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Peters (Poppenbüll) (Drucksache VI/381 Frage A 109) : Worauf ist nach Ansicht der Bundesregierung die große Differenz in der Zahl der für die sogenannte Abschlachtprämie angemeldeten Kühe in Deutschland im Vergleich zu den anderen EWG-Staaten zurückzuführen, und welche Folgen wird diese Aktion nicht zuletzt unter Berücksichtigung der Äußerungen von Vizepräsident Mansholt, wonach die beabsichtigte Wirkung der prämienbegünstigten Abschlachtaktion bei Milchkühen verpufft sei, langfristig für unsere Milchwirtschaft haben? 1. In der BRD wurden rd. 168 000 Milchkühe zur Abschlachtprämie angemeldet, d. s. knapp 60% aller Anmeldungen in Höhe von rd. 290 000 Tieren. in der Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1535 EWG. Auf Frankreich entfallen nur 17%, auf Italien 11 %, der Rest der Prämienanmeldungen verteilt sich auf die Beneluxländer. Die Gründe für diese Differenz sind unterschiedlicher Natur. Die relativ geringe Beteiligung in Frankreich ist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß die französische Regierung die Prämiengewährung auf ältere Betriebsinhaber von mindestens 55 Jahren beschränkt hat, um das Aufgeben der Milchkuhhaltung speziell in diesen Betrieben zu fördern. Eine Rechtsgrundlage hierfür bietet Artikel 19 der VO Nr. 2195/69/EWG über die Durchführungsbestimmungen der Kommission zur Abschlachtaktion. Außerdem ist darauf hinzuweisen, daß ein beträchtlicher Prozentsatz der französischen Kühe nicht den Zweinutzungsrassen, sondern den Fleischrassen zuzurechnen ist, die von dieser Maßnahme nicht erfaßt werden. In Italien dürften administrative Schwierigkeiten (verspätete Verkündung der EWG-Maßnahme) die Zahl der Anmeldungen möglicherweise beeinflußt haben. 2. Die von Ihnen zitierte Äußerung des EWG-Vizepräsidenten Mansholt, daß die beabsichtigte Wirkung der prämienbegünstigten Abschlachtaktion bei Milchkühen verpufft sei, kann aus deutscher Sicht nicht geteilt werden. Zumindest in struktureller Hinsicht ist in der BRD mit der Aufgabe der Milchviehhaltung in mehr als 40 000 Betrieben, davon rd. 80 % Kleinkuhhalter mit 2-5 Kühen ein guter Erfolg zu verzeichnen. Die damit verbundene Einschränkung der Milcherzeugung ist auf 1-2% zu beziffern. Weitere Folgerungen aus der Abschlachtaktion können erst nach voller Auswertung aller verfügbaren Unterlagen im Mai 1970 gezogen werden. Anlage 28 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Herklotz (Drucksache V1/381 Frage 110) : Ist die Bundesregierung bereit, entsprechend der von der Beratenden Versammlung des Europarates am 30. September 1969 angenommenen Empfehlung 565 (1969) die Einberufung einer Konferenz der europäischen Arbeits- und Sozialminister zu befürworten, um eine koordinierte und moderne europäische Sozialpolitik in die Wege zu leiten? Die Bundesregierung steht den Bestrebungen, eine Konferenz der Arbeits- und Sozialminister der Mitgliedstaaten des Europarates durchzuführen, aufgeschlossen gegenüber. Es muß jedoch bedacht werden, daß eine solche Konferenz gründlich vorbereitet werden muß, wenn sie zu greifbaren Ergebnissen führen soll und von ihr Impulse für eine fruchtbare internationale Zusammenarbeit erwartet werden sollen. Außerdem muß berücksichtigt werden, daß eine solche Konferenz zeitlich nicht zu sehr in die Nähe ähnlicher internationaler Begegnungen der Arbeits- und Sozialminister gelegt wird. Ich darf darauf hinweisen, daß die OECD eine Arbeitsministerkonferenz plant und die Internationale Arbeitsorganisation erwägt, die 1968 ausgefallene Zweite Europäische Regionalkonferenz in der nächsten Zeit nachzuholen. Außerdem finden im Rahmen der EWG regelmäßig Ratstagungen der Arbeits- und Sozialminister statt. Sowohl von dem Zeitablauf als auch von den Themen her müssen diese Konferenzen miteinander abgestimmt werden. Die Bundesregierung wird die noch audauernden Bemühungen im Regierungs-Sozialausschuß des Europarats, die Voraussetzungen für eine Konferenz der Arbeits- und Sozialminister zu entwickeln, mit ihren Kräften weiter unterstützen. Anlage 29 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 17. Februar 1970 ,auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Gewandt (Drucksache VI/381 Fragen A 111 und 112) : Aus welchen Gründen hat bei der Zusammensetzung des Bundesausschusses für Berufsbildung der Handel, der über 350 000 Auszubildende, davon allein 190 000 im Einzelhandel, beschäftigt und dessen Berufsausbildung erheblich von derjenigen anderer Berufszweige abweicht, keine Berücksichtigung gefunden? Beabsichtigt die Bundesregierung, nachträglich nodi einen Spitzenverband des Handels, z. B. den Rat des Deutschen Handels, in den Bundesausschuß zu berufen? Wie Ihnen, Herr Kollege, sicher bekannt sein wird, ist nach dem Berufsbildungsgesetz die Zahl der Beauftragten der Arbeitgeber im Bundesausschuß für Berufsbildung auf 6 festgelegt worden. Es mußte daher unter der wesentlich größeren Zahl von Berufungsvorschlägen eine Auswahl getroffen werden. Die Bundesregierung hat sich dabei bemüht, den Belangen der einzelnen Berufszweige so weit wie möglich gerecht zu werden. So ist der stellvertretende Vorsitzende des Bundesausschusses, der vom Deutschen Industrie- und Handelstag vorgeschlagen wurde, als Kaufmann an hervorragender Stelle im Handel tätig. Damit sollte nicht zuletzt auch der Vertretung dieses Bereiches Rechnung getragen werden. Ich bitte um Verständnis dafür, daß angesichts der vom Gesetz festgesetzten Mitgliederzahl weitere Vorschläge nicht berücksichtigt werden konnten. Um jedoch eine Überprüfung der getroffenen Entscheidung in angemessener Zeit zu ermöglichen und um dem Bundesausschuß selbst im Verlauf seiner Arbeiten Gelegenheit zu geben, Erfahrungen zu sammeln, wurde die Berufung der Beauftragten zunächst auf zwei Jahre beschränkt. Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß die Geschäftsordnung des Bundesausschusses die Bildung von Unterausschüssen vorsehen wird. In diesen Unterausschüssen werden die besonderen Probleme bestimmter Berufsgruppen zu behandeln sein. Dabei wind der Sachverstand der jeweiligen Organisationen — wie z. B. auch des Rates des Deut- 1536 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 schen Handels — dringend benötigt und erbeten werden. Die besonderen 'Belange des Handels können also auch durch die Mitwirkung in diesen Unterausschüssen zur Geltung gebracht werden. Anlage 30 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Bäuerle (Drucksache VI/381 Fragen A 113 und 114) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß nadi dem Inkrafttreten des Lohnfortzahlungsgesetzes kranke Arbeiter für die zweite und jede weitere Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung die Kosten innerhalb der ersten sechs Krankheitswochen selbst tragen müssen? Wird die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um die Arbeiter künftig von diesen Kosten zu befreien (wie Angestellte zu behandeln)? Nach den Vorschriften der Reichsversicherungsordnung gehören seit dem 1. Januar 1970, dem Tage des Inkrafttretens des Lohnfortzahlungsgesetzes, unter anderem ,auch die Bescheinigungen, die versicherte Arbeiter für ihren Lohnfortzahlungsanspruch benötigen, zur kassenärztlichen Versorgung. Das bedeutet, daß auch die Kasten für die von Ihnen, Herr Kollege, genannten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen von den Krankenkassen und nicht vom Versicherten selbst zu tragen sind. Entsprechend diesem gesetzlichen Auftrag haben die Bundesverbände der Orts-, Land-, Betriebs- und Innungskrankenkassen und !die Kassenärztliche Bundes-Vereinigung vertraglich vereinbart, wie und in welcher Höhe ¡die Kosten für diese Bescheinigungen von den Krankenkassen vergütet werden sollen. Dieselbe Regelung haben auch die Ersatzkassen hinsichtlich der bei ihnen versicherten Arbeiter getroffen. Kranke Arbeiter dürfen daher weder für die erste noch für weitere Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen mit Kosten belastet werden. Die Bundesregierung braucht daher auch keine Maßnahmen zu ergreifen. Anlage 31 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Schmidt (Niederselters) und Zander (Drucksache VI/381 Fragen A 115, 116, 117 und 118) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß zugleich mit dem Inkrafttreten des Lohnfortzahlungsgesetzes sogenannte „Krankenkontrolldienste für Betriebe" gegründet wurden, die sich anbieten, gegen Bezahlung die kranken Arbeitnehmer zu überwachen? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um diese Diskriminierung der kranken Arbeiter zu verhindern? Ist der Bundesregierung bekannt, in welchem Umfang seit Wirksamwerden des Lohnfortzahlungsgesetzes private Krankenüberwachungseinrichtungen — in Frankfurt am Main beispielsweise unter dem Namen „Allgemeiner Krankenkontrolldienst für Betriebe" — tätig geworden sind? Ist nadi Ansicht der Bundesregierung die Tätigkeit solcher Einrichtungen mit dem Grundrecht auf Menschenwürde sowie mit den allgemeinen Persönlichkeitsrechten vereinbar? Die Bundesregierung möchte bei dieser Gelegenheit ihre eindeutig ablehnende Haltung unterstreichen, die sie gegenüber den nach dem Inkrafttreten des Lohnfortzahlungsgesetzes gegründeten Krankenüberwachungseinrichtungen einnimmt. Es ist uns bekannt geworden, daß in Frankfurt/ Main ein „Allgemeiner Krankenkontrolleurdienst für Betriebe" und in Mannheim ein Detektivbüro an Arbeitgeber mit dem Anerbieten herangetreten .sind, die Arbeitsunfähigkeit ihrer krank gemeldeten Arbeitnehmer gegen Entgelt durch Krankenbesucher zu kontrollieren. Wir wissen nicht, ob sich Arbeitgeber zwischenzeitlich dieser Einrichtungen 'bedient haben. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach der rechtlichen Zulässigkeit von 'solchen Kontrollen von Belang. Der Arbeitnehmer braucht sie nicht zu dulden. Er kann Krankenbesuchern von Einrichtungen der genannten Art den Zutritt zu seiner Wohnung aufgrund des Grundrechts der Unverletzlichkeit der Wohnung verweigern. Solche Maßnahmen verstoßen des weiteren gegen das 'Grundrecht der Unantastbarkeit 'der Menschenwürde, dessen Wahrung gerade innerhalb des Arbeitsverhältnisses von großer Bedeutung ist. Sie ,sind zudem weder mit dem das gesamte Arbeitsverhältnisrecht beherrschenden Gebot der Anerkennung ,der Persönlichkeit noch mit dem Wesen des Arbeitsverhältnisses vereinbar, das eine Basis gegenseitigen Vertrauens voraussetzt. Mit dieser Rechtsauffassung befindet sich die Bundesregierung in Übereinstimmung mit den Tarifpartnern. Nicht nur der Deutsche Gewerkschaftsbund hat sich scharf gegen solche Praktiken ausgesprochen. Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hat in. ihrem Pressedienst vom 28. Januar 1970 ausdrücklich die Einrichtung von Krankenkontrolldiensten auf kommerzieller Basis bedauert und erklärt, daß ,sie dies für einen falschen Weg halte. Der soziale Frieden könne vielmehr nur durch eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Betrieben, Arbeitnehmern, Ärzten und Krankenkassen gewahrt werden. Angesichts dieser übereinstimmenden Haltung geht die Bundesregierung davon aus, daß die Arbeitgeber solche gewerbliche Krankenkontrolleinrichtungen nicht in Anspruch nehmen werden und deshalb auch nicht besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Abschließend darf ich noch darauf hinweisen, daß derartige gewerbliche Kontrollmaßnahmen auch darum abwegig sind, weil die neuen gesetzlichen Vorschriften über die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung und den Vertrauensärztlichen Dienst eine objektive Begutachtung der Arbeitsunfähigkeit gewährleisten. Diese Auffassung findet auch in der gemeinsamen Empfehlung des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Bundesvereinigung Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1537 der Deutschen Arbeitgeberverbände an die Spitzenverbände der Krankenkassen vom 6. November 1969 ihren Ausdruck. Anlage 32 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Kempfler (Drucksache VI/381 Fragen A 121 und 122) : Wie weit sind die Vorbereitungen gediehen, die freiwillige Angestelltenversicherung weiteren Berufsgruppen auf freiwilliger Grundlage zu eröffnen? Besteht die Möglichkeit, die freiwillige Versicherung einer zahlenmäßig genau übersehbaren Berufsgruppe, wie etwa den Rechtsanwälten, vorrangig zu eröffnen? Bereits in der Regierungserklärung wurde dem Willen der Bundesregierung Ausdruck verliehen „die gesetzliche Altersversicherung für weitere Gesellschaftsgruppen" zu öffnen. Es handelt sich hier um ein sehr komplexes Problem, das zur Zeit eingehend geprüft wird. Dabei sind verschiedene Modelle in Betracht zu ziehen. Wir wollen auch mit den Betroffenen selbst Art und Umfang der sozialen Alterssicherung erörtern. Solange die Prüfung der Sachfragen nicht abgeschlossen ist, wäre es unzweckmäßig und schwierig, Sonderregelungen nur für einzelne Berufszweige vorab zu treffen. Hier gibt es Zusammenhänge, die berücksichtigt werden müssen. Anlage 33 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Pawelczyk (Drucksache VI/381 Frage A 123) : Ist die Bundesregierung bereit, sich dafür einzusetzen, daß die truppenärztliche Tätigkeit wenigstens zur Hälfte auf die Zeit angerechnet wird, die für die Niederlassung eines Arztes in einer Kassenpraxis erforderlich ist? Das geltende Recht verlangt für die Zulassung zum Kassenarzt u. a. die Ableistung einer eineinhalbjährigen Vorbereitungszeit. Diese Vorbereitungszet setzt sich nach der Zulassungsordnung für Kassenärzte aus einer Tätigkeit bei frei praktizierenden Kassenärzten und in Krankenanstalten zusammen. Hierbei kann auch eine Tätigkeit in einer Krankenanstalt der Bundeswehr in Betracht kommen. Ob und inwieweit eine ärztliche Tätigkeit bei der Bundeswehr im Einzelfall anerkannt werden kann, (ist bei der Eintragung in das Arztregister durch die zuständige Kassenärztliche Vereinigung zu entscheiden. Unabhängg hiervon möchte ich noch hinzufügen, daß die Frage, in welcher Form die Vorbereitungszeit in Zukunft abgeleistet werden soll, zu dem Problemkreis gehört, der im Rahmen der Weiterentwicklung der sozialen Krankenversicherung zu erörtern sein wird. Anlage 34 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Koenig (Drucksache VI/381 Frage A 124) : Ist die Bundesregierung bereit, durch Novellierung der Reichsversicherungsordnung die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit künftig auch Umschüler, die ein Übergangsgeld von den Landesversicherungsanstalten erhalten, in den Genuß regelmäßiger Erhöhungen nach dem Vorbild der Dynamisierung des Arbeitsförderungsgesetzes kommen? Die Bundesregierung prüft zur Zeit die Frage der Aktualisierung des Übergangsgeldes, das von der Rentenversicherung bei Maßnahmen zur Erhaltung, Besserung oder Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit gezahlt wird. Im übrigen wurden bereits Anfang Dezember 1969 die Herren Arbeitsminister und Senatoren der Länder vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung gebeten, zu diesem Problem Stellung zu nehmen. Die Bundesregierung wird dem Hohen Hause aufgrund der von ihr eingeleiteten Prüfung sobald wie möglich einen Vorschlag unterbreiten. Ob die Regelungen des Arbeitsförderungsgesetzes übernommen werden können, wird in diese Prüfung einbezogen. Anlage 35 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache VI/381 Frage A 126) : Kann die Bundesregierung Zahlen darüber nennen, in welchem Umfang die Bundesanstalt für Arbeit Umschulungsmaßnahmen von dem Land im Vergleich zu den Großstädten fördert? Die Bundesregierung hat sich bemüht, die Zahlen über die im Jahre 1969 von der Bundesanstalt für Arbeit geförderten Teilnehmer an Umschulungsmaßnahmen zu erhalten, um die von Ihnen aufgeworfene Frage zu beantworten. Wegen der Kürze der Zeit mußte sich die Bundesanstalt auf Erhebungen in drei ausgewählten Landesarbeitsamtsbezirken beschränken, nämlich auf Nord-Bayern, Süd-Bayern und Niedersachsen-Bremen. Nachfolgend übermittle ich Ihnen die uns zur Verfügung gestellten Ergebnisse. Im übrigen haben wir die Bundesanstalt gebeten, der Problematik, die in Ihrer Frage zum Ausdruck kommt, in Zukunft ihr besonderers Augenmerk zu widmen. Sobald uns weitere Unterlagen darüber zugehen, werden wir sie Ihnen selbstverständlich übermitteln. Übersicht über die von der Bundesanstalt geförderten Umschüler, die 1969 neu in Umschulungsmaßnahmen eingetreten sind. Niedersachsen-Bremen Nordbayern Südbayern AA Bezirk Teilnehmer in AA Bezirk Teilnehmer in AA Bezirk Teilnehmernehmer in v. H. v. H. v. H. Braunschweig 513 14,5 Ansbach 132 7,0 Augsburg 86 6,3 Bremen 405 11,5 Aschaffenburg 53 2,8 Deggendorf 261 19,1 Bremerhaven 237 6,7 Bamberg 140 7,4 Donauwörth 40 2,9 Celle 169 4,8 Bayreuth 117 6,1 Freising 5 0,4 Emden 147 4,2 Coburg 43 2,3 Ingolstadt 77 5,6 Goslar 26 0,7 Hof 37 2,0 Kempten 85 6,2 Göttingen 268 7,6 Nürnberg 238 12,5 Landshut 42 3,1 Hann. Münden 92 2,6 Regensburg 417 22,0 Memmingen 55 4,0 Hannover 512 14,5 Schwandorf 358 18,9 München 510 37,4 Helmstedt 24 0,7 Schweinfurt 24 1,2 Passau 147 10,8 Hildesheim 120 3,4 Weiden 272 14,3 Pfarrkirchen 12 0,9 Leer 58 1,6 Weißenburg - Rosenheim 17 1,3 Lüneburg 11 0,3 Würzburg 66 3,5 Traunstein 18 1,3 Nienburg 18 0,5 Weilheim 9 0,7 Nordhorn 143 4,0 Oldenburg 205 5,8 Osnabrück 113 3,2 Stade 59 1,7 Uelzen 21 0,6 Vechta 74 2,1 Verden 118 3,3 Wilhelmshaven 203 5,7 3 536 100,0 1 897 100,0I 1 364 100,0 Anlage 36 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (Drucksache VI/381 Frage A 127) : Bis wann kann mit der von der Bundesregierung in der Regierungserklärung angekündigten Überprüfung und Dynamisierung der Krankenversicherungspflichtgrenze für Angestellte und der Einführung des ebenfalls angekündigten Arbeitgeberbeitrages für alle oberhalb der Versicherungspflichtgrenze verdienenden Angestellten gerechnet werden? In der Regierungserklärung hat die Bundesregierung ausgeführt: „Die Krankenversicherungspflichtgrenze für Angestellte wird überprüft und dynamisiert. Oberhalb der Versicherungspflichtgrenze wird auch für alle Angestellten der Arbeitgeberbeitrag eingeführt werden." Die Bundesregierung sieht hierin eine vordringliche gesellschaftspolitische Maßnahme. Sie hat deshalb Vorbereitungen für einen entsprechenden Gesetzentwurf eingeleitet. Dabei sind die finanziellen Auswirkungen sowie vor allem auch die Daten zu berücksichtigen, die sich aus der letzten Heraufsetzung der Einkommensgrenze und aus den seither eingetretenen Lohn- und Gehaltserhöhungen ergeben. Die Berechnungen werden sodann mit allen Beteiligten abgestimmt. Sobald diese Vorarbeiten abgeschlossen sind, wird die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf vorliegen. Anlage 37 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (Drucksache VI/381 Frage A 128) : Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1539 Trifft es zu, daß die geplante Verdoppelung des 312-DM-Gesetzes nur Arbeitnehmern zugute kommen soll, für die diese Verbesserung im Rahmen eines Tarifvertrages vereinbart wird? Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die geplante Verdoppelung des 312-DM-Betrages im Vermögensbildungsgestz nur Arbeitnehmern zugute kommen zu lassen, für die vermögenswirksame Leistungen im Rahmen eines Tarifvertrages vereinbart werden. Anlage 38 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Dahrendorf vom 20. Februar 1970 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schulz (Berlin) (Drucksache VI/381 Frage A 154) : Sind auf der Ratstagung der WEU vom 9. und 10. Januar 1970 Ergebnisse erzielt worden, die entsprechend der Empfehlung 193 der Versammlung der WEU vom 10. Dezember 1969 geeignet sein können, das politische Programm von Den Haag beschleunigt durchzuführen, und sind Überlegungen angestellt worden, auf welche Weise die WEU wirksamer als bisher die politische Einigung Europas unterstützen kann? Die Gipfelkonferenz von Den Haag hat die sechs Außenminister der EG-Staaten beauftragt, die Frage zu prüfen, wie in der Perspektive der Erweiterung am besten Fortschritte auf dem Gebiet der politischen Einigung erzielt werden können und dazu vor Ende Juli 1970 Vorschläge zu machen. Die vorbereitenden Arbeiten für die Implementierung von Ziff. 15 sind bereits angelaufen. Die Bundesregierung hat hierbei gewisse Initiativen ergriffen und hofft, daß die diesbezüglichen Bemühungen weiterhin erfolgreich verlaufen werden. Während der WEU-Ministerratstagung in Brüssel am 9./10. Januar 1970 wurde .auf Antrag des britischen Außenministers hin auch die Frage der europäischen politischen Zusammenarbeit angeschnitten. Die EG-Mächte haben den Wunsch, die britische Regierung über .den Fortgang der Arbeiten auf dem Sektor der politischen Zusammenarbeit gemäß Ziffer 15 des Haager Kommuniqués zu unterrichten. Ich möchte betonen, daß wir uns mit allem Nachdruck bemühen, Fortschritte auf dem Gebiet der politischen Einigung gemäß den Haager Beschlüssen zu erreichen. Ich möchte gleichzeitig darauf hinweisen, daß es nicht die Aufgabe der Westeuropäischen Union sein kann, unmittelbar auf ,das den 6 Außenministern erteilte Mandat einzuwirken oder das politische Programm der Gipfelkonferenz von Den Haag — wie ,es in Ihrer Frage heißt — beschleunigt durchzuführen. Unbeschadet dessen sind die Konsultationen, die im Rahmen der Westeuropäischen Union im Ministerrat und im Ständigen Rat geführt wurden und geführt werden, bedeutsam und können als einen Schritt 'in Richtung auf die politische Einigung Europas angesehen werden. Anlage 39 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Dahrendorf vom 20. Februar 1970 auf die Mündlichen Fragen 'des Abgeordneten Höcherl (Drucksache VI/381 Fragen A 155 und 156) : Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um die Wiederholung von Fällen der Luftpiraterie, wie jetzt in München, auf Flugplätzen der Bundesrepublik Deutschland zu verhindern? Wird die Bundesregierung an die Regierungen arabischer Staaten herantreten, um darauf einzuwirken, daß Terroraktionen der palästinensischen Befreiungsfront gegen Israel auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland unterbleiben, und wird sie sich um das Zustandekommen eines weltweiten Abkommens über geeignete Maßnahmen gegen Luftpiraterie bemühen? Die Bundesregierung ist selbstverständlich der Auffassung, daß alle wirksamen Maßnahmen zum Schutz der Internationalen Zivilluftfahrt gegen Luftpiraterie ergriffen werden sollten. Dabei kommen Maßnahmen im internationalen Rahmen eine besondere Bedeutung zu. Aus diesem Grunde hat die Bundesrepublik Deutschland das Abkommen über strafbare und andere Handlungen, die sich an Bord von Luftfahrzeugen ereignen (Tokioter Abkommen), vom 14. September 1963 im Jahre 1969 ratifiziert und die Ratifikationsurkunde am 16. Dezember 1969 in Montreal hinterlegt. Die Bundesregierung hat ferner an einer Regierungskonferenz der bedeutendsten Luftfahrtnationen (im Dezember des vergangenen Jahres in Washington teilgenommen, auf .der alle Möglichkeiten zur Bekämpfung der Luftpiraterie erörtert wurden. Die Bundesregierung unterstützt darüber hinaus aktiv die Bemühungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), ein besonderes internationales Abkommen über die Strafbarkeit der Luftpiraterie auszuarbeiten und ihren Mitgliedstaaten zum Beitritt vorzulegen. Zur Zeit wird über die Gestaltung dieses Abkommens im Rechtsausschuß 'der ICAO in Montreal unter Beteiligung der Bundesregierung beraten. Wegen des Anschlags auf dem Flughafen München, ,der übrigens keinen Fall von Luftpiraterie darstellt, weil die Handlungen sich nicht an Bord eines Flugzeuges abspielten, hat die Bundesregierung ihre Vertretungen in den arabischen Ländern angewiesen bzw. in den arabischen Ländern, mit denen wir keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, die Vertretungen der Schutzmächte gebeten, die jeweilige Regierung über die Haltung der Bundesregierung, insbesondere von ihrer Verurteilung des Anschlags zu unterrichten. Bei den Attentätern auf dem Flughafen München handelte es sich, wie Sie gewiß aus den Pressemeldungen wissen, um Angehörige einer kleinen, unabhängig operierenden Gruppe. Es kann nicht unterstellt werden, daß die arabischen Regierungen auf die Aktivität derartiger Splittergruppen Einfluß haben. Die Bundesregierung ist aus der Berichterstattung unserer Auslandsvertretungen vielmehr bekannt, daß das Vorgehen der Gruppe sowohl in arabischen Regierungskreisen wie auch in Führungsgremien der größeren palästinensischen Organisationen auf Ablehnung gestoßen ist. 1540 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Die Bundesregierung hat schon im Januar 1969 mach dem Anschlag ,auf eine El Al-Maschine in Athen die in Betracht kommenden Bundesländer dringend gebeten, auf den gefährdeten Flughäfen besondere Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, um solche Anschläge zu verhindern. Die daraufhin getroffenen Maßnahmen haben sich bei der Abwehr des Anschlags auf dem Flughafen München insofern bewährt, als ,die Polizei sofort eingegriffen und die Täter festgenommen hat. Nach dem Anschlag auf den Flughafen München prüft die Bundesregierung im Benehmen mit den beteiligten Bundesländern, ob die Sicherheitsmaßnahmen auf .den Flughäfen noch weiter verbessert werden können. Anlage 40 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Dahrendorf vom 18. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Lenze (Attendorn) (Drucksache VI/381 Fragen B 1 und 2) : Ist die Bundesregierung bereit, im Sinne der Empfehlung 194 der Versammlung der WEU vom 10. Dezember 1969 darauf hinzuwirken, daß auf höchster internationaler Ebene eine Instanz geschaffen wird, die imstande ist, den internationalen Waffenhandel streng zu kontrollieren? Bestehen in der Bundesrepublik Deutschland ausreichende Kontrollmöglichkeiten, um den Export schwerer Waffen in Krisengebiete verhindern zu können? Der Bundesregierung ist bekannt, daß sowohl in der WEU als auch von anderen Institutionen Anregungen für eine strenge internationale Kontrolle des Waffenhandels gemacht wurden. Die Bundesregierung begrüßt und unterstützt grundsätzlich solche Bestrebungen, muß jedoch feststellen, daß ihnen bisher kein Erfolg beschieden war. Dies ist darauf zurückzuführen, daß wegen erheblicher Unterschiede in den politischen Zielsetzungen eine einheitliche Auffassung über eine internationale Kontrolle des Waffenhandels schon im westlichen Lager schwer realisierbar, zwischen West und Ost darüber hinaus zur Zeit aussichtslos erscheint. Die Herstellung und die Ausfuhr aller Kriegswaffen — also schwerer und leichter Waffen — sind nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz vom 20. April 1961 genehmigungspflichtig. Nach den nunmehr fast neunjährigen Erfahrungen reichen die im genannten Gesetz gegebenen Möglichkeiten aus, um Herstellung und Handel mit Kriegswaffen zu kontrollieren und insbesondere ihre Lieferung in sogenannte Spannungsgebiete zu unterbinden. Anlage 41 Schriftliche Antwort des Bundesministers Genscher vom 19. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Rock (Drucksache VI/381 Frage B 3) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß im Rahmen des weiteren Ausbaues des Industriegebiets von Salzgitter ein Chemiewerk im Raum Salzgitter—Drütte mit ca. 3000 Beschäftigten gebaut werden soll, daß bei der Niederungslage der Stadt Wolfenbüttel u. U. starke Benachteiligung der Bevölkerung dieser Wohnstadt durch weitere Abgase und Ausdünstungen mit sich bringen kann? Der Bundesregierung und dem zuständigen Landesministerium ist nicht bekannt, daß im Raum Salzgitter/Drütte ein Chemiewerk mit 3000 Beschäftigten errichtet werden soll. Die Errichtung eines solchen Werkes bedarf einer besonderen Genehmigung nach § 16 GewO. Ein solcher Antrag liegt nicht vor. Um erhebliche Nachteile, Gefahren oder Belästigungen der Bevölkerung zu verhindern, hat die Bundesregierung in den Allgemeinen Verwaltungsvorschriften über genehmigungsbedürftige Anlagen nach § 16 GewO (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) — GMB1. 1964/433 — Bestimmungen darüber erlassen, welche Anforderungen die zuständigen Landesbehörden im Genehmigungsverfahren im einzelnen zu stellen haben. Anlage 42 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 16. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Weigl (Drucksache VI/381 Frage B 4) : Wie viele der im Rahmen der zur Zeit laufenden Versetzungsaktion in westdeutsche Zollgrenzbezirke versetzte Zollbeamte aus dem Bereich der Oberfinanzdirektion Nürnberg leben heute wegen fehlender Dienstwohnungen getrennt von ihren Familien? Im Zusammenhang mit der laufenden Grenzablösung sind seit etwa Juli 1968 insgesamt 173 ZGDBeamte der OFD Nürnberg in andere Oberfinanzbezirke versetzt worden. Davon haben bisher 168 Beamte ihren Dienst angetreten. Von ihnen sind 104 Beamte am neuen Dienstort wohnungsmäßig untergebracht. 64 Beamte leben z. Z. noch getrennt. Anlage 43 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 19. Februar 197Q auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Häfele (Drucksache VI/381 Fragen B 5 und 6) : Warum gibt es für den Landkreis Stockach, der 1969 neu zum Bundesausbaugebiet erklärt worden ist, bisher kein Aktionsprogramm? Bis wann ist mit einem solchen Aktionsprogramm zu rechnen? Das Land Baden-Württemberg erarbeitet zur Zeit ein regionales Aktionsprogramm, das den Landkreis Stockach umfaßt. Dieses Aktionsprogramm wird voraussichtlich im Laufe dieses Jahres fertiggestellt sein. Anlage 44 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 19. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1541 Abgeordneten Dr. Schneider (Nürnberg) (Drucksache VI/381 Frage B 7): Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Internationale Spielwarenmesse nur dann auf die Dauer in Nürnberg und damit in der Bundesrepublik Deutschland verbleiben kann, wenn für sie ein wesentlich vergrößertes und technisch verbessertes Messegelände zur Verfügung gestellt werden wird, und welche Möglichkeiten hält die Bundesregierung für gegeben, den Bau eines neuen Messezentrums in Nürnberg finanziell zu unterstützen? Der Bundesregierung ist bekannt, daß die Stadt Nürnberg eine wesentliche Vergrößerung der Standflächen für die Nürnberger Spielwarenmesse für erforderlich hält. Nürnberg erwägt daher die Neuanlage eines Messegeländes an anderer Stelle und hat sich wegen einer finanziellen Hilfe des Bundes bereits an die Bundesregierung gewandt. Für eine direkte Mitfinanzierung sieht die Bundesregierung keine Möglichkeit; sie sollte schon aus Gründen der Gleichbehandlung aller Messegesellschaften durch den Bund unterbleiben. Inwieweit indirekte Finanzierungshilfen, z. B. Bürgschaften für das geplante Vorhaben in Frage kommen, muß zwischen den Beteiligten noch geprüft werden. - Anlage 45 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 19. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dichgans (Drucksache VI/381 Frage B 8): Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, bei Kooperationsverträgen deutscher Unternehmer, denen der deutsche Markt nicht die notwendigen Arbeitskräfte zur Verfügung stellen kann, mit Unternehmen in anderen europäischen Ländern außerhalb der Europäischen Gemeinschaften für die Waren, die auf Grund solcher Kooperationsverträge in den deutschen Markt fließen, im Ministerrat der Europäischen Gemeinschaften die Möglichkeit gezielter und befristeter Zollvergünstigungen zu betreiben, um auf diese Weise den Preisauftrieb zu dämpfen, zugleich in der Erwägung, daß bei der gegenwärtigen Lage die Verlegung der Erzeugung in Gegenden mit einem reichlichen Arbeitskräfteangebot günstiger ist als das Hereinholen dieser Arbeitskräfte als Gastarbeiter in die Bundesrepublik Deutschland? Die Bundesregierung bemüht sich, bei den Europäischen Gemeinschaften zolltarifliche Erleichterungen für Einfuhren aus Kooperationsgeschäften zu erreichen. Darüber hinaus wird in diesem Zusammenhang auch die Frage einer Auflockerung zollrechtlicher Vorschriften geprüft. Anlage 46 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 19. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dichgans (Drucksache VI/381 Frage B 9): Bei welchen Fusionen der letzten Jahre bedauert die Bundesregierung, daß sie mangels gesetzlicher Vorschriften diese Fusionen nicht hat unterbinden können, gesetzlicher Vorschriften von der Art, wie sie sie zur Zeit in Beziehung auf eine Fusionskontrolle vorbereitet? Nach geltendem Recht sind bestimmte bedeutende Zusammenschlüsse lediglich beim Bundeskartellamt anzuzeigen. Das Amt hat keinerlei Einwirkungsmöglichkeiten. Es kann nur nach dem Vollzug des Zusammenschlusses unter bestimmten Voraussetzungen eine Anhörung nach § 24 GWB durchführen. Die Erfahrungen mit den §§ 23, 24 GWB haben gezeigt, daß 'diese Instrumente allenfalls für eine Beobachtung, -nicht 'aber für eine abschließende Beurteilung ,der Konzentration geeignet sind. Die Bundesregierung kann daher solange kein Urteil über Fusionsvorgänge der Vergangenheit abgeben, als sie diese nicht in einem. ordentlichen und für die Fusionskontrolle geeigneten Verwaltungsverfahren überprüft hat. Hinzu kommt, daß den beteiligten Unternehmen keine Rechtsmittel zur Verfügung stehen, um eine solche Beurteilung gerichtlich überprüfen zu lassen. Die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren die Einführung einer Fusionskontrolle nicht für notwendig erachtet, auch wenn es in der Vergangenheit Konzentrationsfälle gegeben haben mag, die die Grenze des wettbewerbspolitisch Zuträglichen überschritten haben. Die Öffnung der nationalen Märkte im Rahmen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der weltweiten wirtschaftlichen Integration hat in den meisten 'Bereichen einen wirksamen Wettbewerb gesichert. Jetzt müßte aber dafür gesorgt werden, daß dieses im allgemeinen günstige Wettbewerbsbild erhalten bleibt. Für eine Fusionskontrolle wäre es zu spät, wenn sie erst dann eingeführt werden würde, nachdem die bestehenden vorteilhaften Marktstrukturen durch übermäßige Konzentration beseitigt worden sind. Bei der Beurteilung, ob ein Konzentrationsvorgang den wirksamen Wettbewerb beeinträchtigt, müssen selbstverständlich die Wettbewerbssituation auf Iden Weltmärkten sowie die Notwendigkeit von Wachstum und technischem Fortschritt berücksichtigt werden. Anlage 47 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 17. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Burger (Drucksache VI/381 Frage B 10) : Erwägt die Bundesregierung mit der Novellierung des 312D-Mark-Gesetzes, den Kreis der Anspruchsberechtigten auszudehnen, zum Beispiel auf Vorstandsmitglieder von Genossenschaften und auf Pensionäre und Rentner? Die Bundesregierung hat die Beratung über die Novellierung des Zweiten Vermögensbildungsgesetzes noch nicht abgeschlossen. Bei der von ihnen gestellten Frage ist folgendes zu bedenken: Vorstandsmitglieder von Genossenschaften sind als Mitglieder des Organs, das zur Vertretung der juristischen Person berufen ist, keine Arbeitnehmer im arbeitsrechtlichen Sinne und kraft der ausdrücklichen Vorschrift des § 1 Abs. 2 a des Vermögensbildungsgesetzes nicht in den Geltungsbereich 1542 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 des Gesetzes einbezogen. Diese Regelung, die der in Rechtsprechung und Rechtslehre bereits seit langem ganz überwiegend vertretenen Auffassung' entspricht, ist 1969 in das Gesetz aufgenommen worden. Sie stimmt überein mit zahlreichen anderen arbeitsrechtlichen Gesetzen, die Mitglieder des Organs, das zur gesetzlichen Vertretung der juristischen Person berufen ist, nicht als Arbeitnehmer behandeln (z. B. Kündigungsschutzgesetz, Betriebsverfassungsgesetz, Arbeitszeitordnung, Schwerbeschädigtengesetz, Arbeitsgerichtsgesetz). Auch Rentner und Pensionäre sind keine Arbeit. nehmer im arbeitsrechtlichen Sinne und daher nicht in den Geltungsbereich des Gesetzes einbezogen. Das Vermögensbildungsgesetz stellt nach seiner gesamten Konzeption auf die im aktiven Erwerbsleben stehenden Arbeitnehmer ab. Es will diese Arbeitnehmer, die zum volkswirtschaftlichen Vermögenszuwachs unmittelbar beitragen, durch eine am Arbeitsverhältnis anknüpfende vermögenswirksame Leistung des Arbeitgebers am Vermögenszuwachs beteiligen. Bei Rentnern scheidet diese Möglichkeit schon deshalb aus, weil sie keinen Arbeitgeber mehr haben. Da es dem Gesetzgeber bisher nicht zweckmäßig erschien, bei sparfördernden Maßnahmen des Staates zwischen den Empfängern von Sozialversicherungsrenten und den Empfängern von Versorgungsbezügen zu unterscheiden, hat er auch die Pensionäre nicht in den Geltungsbereich des Vermögensbildungsgesetzes einbezogen. Beide Personenkreise können im übrigen die all- gemeinen Sparförderungsgesetze (z. B. Sparprämiengesetz, Wohnungsbauprämiengesetz) ausschöpfen, oberhalb bestimmter Altersgrenzen und unterhalb bestimmter Grenzen des zu versteuernden Einkommens sogar mit erhöhten Vergünstigungen. Diese Erwägungen, die bisher der Gesetzgeber angestellt hat, wird die Bundesregierung bei der Beratung und Entscheidung über die zukünftige Gesetzgebung auf diesem Felde zu bedenken haben. Anlage 48 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 17. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Rock (Drucksache VI/381 Frage B 11) : Hat die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den neu im Salzgitter-Gebiet errichteten Industriewerken und der Bundesanstalt für Arbeit genügend Vorsorge getroffen, daß der zusätzliche Bedarf an Arbeitskräften (ca. 8000 für das Volkswagenwerk und 3000 für das Chemiewerk) so gesichert werden kann, daß die mittelständischen Industriebetriebe und die Handwerksbetriebe in diesem Zonenrandgebiet durch Arbeitskräfteabwerbung nicht gefährdet werden? Aufgrund der Gesamtplanung der beteiligten Stellen ist im Zusammenhang mit der von Ihnen genannten Industrieansiedlung nicht damit zu rechnen, daß die mittelständische Wirtschaft im Salzgitter-Raum durch die Abwerbung von Arbeitskräften unzumutbar beeinträchtigt wird. Die an Wachstums- industrien arme und einseitige Wirtschaftsstruktur 1 dieses Gebietes, die durch Eisenerzbergbau sowie Eisen- und Stahlerzeugung mit rückläufigen Beschäftigtenzahlen bestimmt wird, machte besondere Förderungsmaßnahmen im Rahmen der regionalen und sektoralen Strukturpolitik erforderlich. Diese Notwendigkeit wird durch die Erfahrungen in der Rezession 1966/67 und die hier immer noch bestehende überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit bestätigt. Am 30. Januar 1970 lag die Arbeitslosenquote im Bezirk der Arbeitsamtsnebenstelle Salzgitter-Lebenstedt bei 2,5 von Hundert und im Bezirk der Nebenstelle Salgitter-Bad bei 3 von Hundert, während sie im Bundesdurchschnitt 1,3 von Hundert betrug. Die Errichtung des Zweigwerks der Volkswagen-AG als vorerst größte Ansiedlungsmaßnahme dürfte wesentlich zur strukturellen Festigung des Raumes Salzgitter beitragen. Dementsprechend haben die Institutionen der örtlichen Wirtschaft, die vorbereitend beteiligt wurden, diese Maßnahme befürwortet. In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, daß derartige Ansiedlungen allgemein zu einer wirtschaftlichen Belebung führen und sich damit auch für die mittelständischen Betriebe günstig auswirken. Anlage 49 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen 'Staatssekretärs Berkhan vom 18. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Horstmeier (Drucksache VI/381 Fragen B 12 und 13) : Welche Initiativen hat die Bundesregierung auf Grund der Petitionen der Bevölkerung im Raum Minden, Porta-Westfalica, zur Vermeidung von gesundheitlichen Schädigungen durch die ständig zunehmende Lärmbelästigung infolge von Flugzeugen, insbesondere Strahlflugzeugen, unternommen? Ist die Bundesregierung bereit, die verstärkten Flugübungen auf die See oder weniger dicht besiedelte Gebiete umzudirigieren oder zumindest dafür zu sorgen, daß Tiefflüge von Flugzeugen, insbesondere Strahlflugzeugen (auch ausländischen), sowie das Durchbrechen der Schallmauer über dem Raum Minden, Porta-Westfalica, schnellstens verboten werden? Um die Auswirkungen der Lärmbelastung auf die Bevölkerung durch militärische Tief- und Überschallflüge so gering wie möglich zu halten, werden seit Jahren einschränkende Maßnahmen durchgeführt, die zur Lärmminderung beitragen. Wie den Abgeordneten des Deutschen Bundestages bereits im Oktober 1967 mitgeteilt wurde, ist jedoch bei dem gegenwärtigen Stand der Technik und dem geringen zur Verfügung stehenden Luftraum eine alle Seiten befriedigende Lösung des Lärmproblems trotz .aller Maßnahmen nicht zu erzielen. Die Erfüllung des Verteidigungsauftrages im Rahmen .der NATO ist ohne ein gewisses Maß an Lärmbelastung nicht möglich. Zu den befohlenen Einschränkungen gehört u. a. die Verringerung der Übungsüberschallflüge um über 'die Hälfte und ihre weitgehende Verlegung Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1543 über die Nordsee. Da jedoch bei Überschallflügen auch die Zusammenarbeit mit ,Bodenstellen erforderlich ist, konnte dies nicht 'für alle Flüge befohlen werden. Wegen der 'bekannten Ausbreitung der Stoßwellen bis zu 40 km beiderseits des Flugweges kann eine Ausklammerung bestimmter Gebiete nicht angeordnet werden. Der Flugweg ist jedoch so zu wählen, daß dichtbesiedelte Gebiete nach Möglichkeit nicht berührt werden. Außerdem wurde eine Mindestflughöhe von 36 000 ft (11 000 m) festgelegt. Auch für Tiefflüge wurde die Mindestflughöhe heraufgesetzt. Ein Überflugverbot wurde für Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern erlassen. Alle anderen Orte, insbesondere Kur- und Heilbäder, die in den Tiefflugkarten besonders gekennzeichnet sind, sollen möglichst vermieden werden. Da die Überschallflüge im Raum Minden überwiegend auf die britische Luftwaffe zurückzuführen sind, wurde das Hauptquartier der" britischen Luftwaffe gebeten, Möglichkeiten einer Besserung zu untersuchen, was von dort aus zugesagt wurde. In diesem Sinne habe ich auch dem Petentengeantwortet und ihm darüber hinaus angeboten, einen Offizier des Führungsstabes der Luftwaffe nach Minden zu entsenden, um das Lärmproblem an Ort und Stelle zu besprechen. Anlage 50 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Berkhan vom 16. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Berding (Drucksache VI/381 Fragen B 14 und 15) : Treffen Zeitungsmeldungen zu, wonach auf Grund eines Erlasses des Bundesministeriums der Verteidigung Angehörige der Bundeswehr bei Reitturnieren nicht mehr als Aufbaukommandos eingesetzt werden dürfen? Falls ja, welche Begründung gibt es für dieses Verbot, nachdem in der Vergangenheit Bundeswehrsoldaten in freiwilligem Einsatz zur allgemeinen Zufriedenheit bei Reitturnieren mitgewirkt haben? In den ersten Jahren hat die Bundeswehr Soldaten bei Veranstaltungen in der Öffentlichkeit dienstlich eingesetzt. Einsprüche des Herrn Bundesfinanzministers und Prüfungsbescheide des Bundesrechnungshofes haben dann aber Einengungen erforderlich gemacht, weil bei den Veranstaltungen Eintrittsgelder gefordert und finanzielle Gewinne erzielt wurden. Als Konsequenz daraus wurden im Erlaß vom 27. Oktober 1966 unter dem Titel „Dienstlicher Arbeitseinsatz von Soldaten bei öffentlichen oder privaten Veranstaltungen" die dienstlichen Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt, aber nicht aufgehoben. Die Einschränkungen bzw. Ausnahmemöglichkeiten sind in den Nummern 1 und 2 festgehalten. Zeitungsmeldungen treffen daher nicht zu, daß Angehörige der Bundeswehr bei Reitturnieren nicht mehr als Aufbau-Kommandos eingesetzt werden dürfen. Ein freiwilliger Einsatz von Soldaten in ihrer Freizeit ist jederzeit ohne Einschränkung möglich und erfolgt laufend. Ich freue mich, sehr geehrter Herr Kollege, daß Sie diese freiwilligen Einsätze von Soldaten positiv würdigen konnten. Anlage 51 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Strobel vom 18. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Pfeifer (Drucksache VI/381 Fragen B 16 und 17) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß während der jüngsten Grippewelle die ärztliche Versorgung von Grippeerkrankten in ländlichen Gebieten durch den zunehmenden Mangel an praktischen Ärzten vielfach auf ernsthafte Schwierigkeiten gestoßen ist und daß in den kommenden Jahren die ärztliche Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum deshalb immer schwieriger wird, weil für den überalterten Berufsstand der praktischen Ärzte zu wenig Nachwuchs zur Verfügung steht? Unterstützt die Bundesregierung Bestrebungen der Ärzteschaft, künftig die Ausbildung eines Facharztes für Allgemeinmedizin vorzusehen? Die Bundesregierung hat schon wiederholt in der Fragestunde zur ärztlichen Versorgung der Bevölkerung sowohl im Zusammenhang mit der Grippewelle als auch speziell in ländlichen Räumen Stellung genommen. Ich darf insbesondere auf die schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Westphal vom 16. Januar 1970 auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen verweisen, ferner auf die Antwort .des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Jung in der Fragestunde vom 21. Januar 1970. Staatssekretär Rohde hat darin mitgeteilt, daß vorgesehen ist, die Frage der Sicherstellung der ärztlichen Versorgung durch eine Sachverständigenkommission untersuchen zu lassen. Dabei soll auch die Frage der Nachwuchsgewinnung an praktischen Ärzten angesprochen werden. Ich bitte Sie, damit einverstanden zu sein, daß ich Ihnen anliegend Fotokopien dieser Antworten und meiner schriftlichen Antwort vom 17. Januar 1969 auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Cramer zuleite. Eine Weiterbildung zum „Allgemeinarzt" oder „Arzt für Allgemeinmedizin", bei der es sich nicht um eine Weiterbildung zum Facharzt handelt, sieht der vom 71. Deutschen Ärztetag 1968 beschlossene Vorschlag für eine neue Weiterbildungsordnung für die 'deutschen Ärzte vor. Die neue Weiterbildungsordnung, ,die, um Wirksamkeit zu erlangen, von den Landesärztekammern beschlossen und von den zuständigen Landesministern genehmigt werden muß, ist bereits in einem Teil der Länder erlassen worden. Die Bundesregierung wirkt auf Grund der verfassungsrechtlichen Gegebenheiten beim Erlaß der Berufs- und Weiterbildungsordnungen für Ärzte nicht mit. 1544 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Anlage 52 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Strobel vom 18. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Biechele (Drucksache VI/381 Fragen B 18 und 19) : Welche Bundesländer haben den „Facharzt für Allgemeinmedizin" eingeführt? Teilt die Bundesregierung die Meinung, daß die Einführung eines „Facharztes für Allgemeinmedizin" dazu beiträgt, dem Mangel an praktischen Ärzten vor allem für Landgemeinden abzuhelfen, und ist sie gegebenenfalls bereit, sich mit ihren Möglichkeiten für die Einführung dieses Facharztbereichs einzu setzen? Die Weiterbildungsordnung für die deutschen Ärzte, die die Einführung der Bezeichnung „Arzt für Allgemeinmedizin" oder „Allgemeinarzt" vorsieht, ist inzwischen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hiessen, Niedersachsen, Rhein- land-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein erlassen worden. Der Mangel an praktischen Ärzten auf dem Lande wird im wesentlichen auf die ländlichen Verhältnisse selbst zurückzuführen sein, die ,dem Arzt ein besonders hohes Maß an Bereitschaft abverlangen für ihn selbst und seine Familie, aber gleichzeitig eine Reihe von Beschränkungen bringen. Ob die Einführung der Bezeichnung „Arzt für Allgemeinmedizin" auch dazu beitragen wird, 'dem Mangel an praktischen Ärzten, vor allem für Landgemeinden, abzuhelfen, kann man nicht voraussehen. Die Bundesregierung wirkt beim Erlaß der Berufs- und Weiterbildungsordnungen für Ärzte nicht mit. Die Berufs- und Weiterbildungsordnungen werden von den Landesärztekammern beschlossen und bedürfen der Genehmigung des zuständigen Landesministers. Anlage 53 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 18. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Haack (Drucksache VI/381 Frage B 20) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den Gemeinden in Ballungsgebieten und Ballungsrandgebieten Grobinformationen über geplante Vorhaben des Nahverkehrs auf der Schiene zu geben, damit die betroffenen Gemeinden ihre Planungen darauf abstellen können? Es muß im Interesse aller Beteiligten liegen, bereits zu einem möglichst frühen Zeitpunkt sich gegenseitig über beabsichtigte Planungen für Straßenbahn-, U-Bahn- und S-Bahnprojekte zu unterrichten; zu einem Zeitpunkt also, in dem eine Einschaltung des Bundesministers für Verkehr noch nicht erforderlich und auch nicht sinnvoll ist. Eine rechtzeitige Einschaltung der Gemeinden ist außerdem im Hinblick auf .die Darstellung der Finanzierung solcher Projekte wichtig, weil diese sich auch bei Vorhaben ,der Deutschen Bundesbahn häufig an der 'Finanzierung beteiligen. Im übrigen werden die Vorhaben des schienengebundenen Personennahverkehrs in einem Arbeitskreis behandelt, in dem neben Vertretern des Bundes und der Länder auch Vertreter der kommunalen Spitzenverbände mitwirken. Diese Praxis hat sich bislang bewährt. Anlage 54 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 18. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Becker (Nienberge) (Drucksache VI/381 Frage B 21) : Besteht Aussicht, daß in absehbarer Zeit der Ausschank von höherprozentigem Alkohol (z. B. Magenliköre) in TEE-Zügen bei der Durchfahrt durch Belgien vor allem zur Zeit der Einnahme von Mittag- und Abendessen gestattet wird? Der grenzüberschreitende Speisewagendienst Bundesrepublik Deutschland/Belgien wird gemeinsam von der Deutschen Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft m. b. H. und der Internationalen Schlafwagen- und Touristikgesellschaft besorgt. Die Deutsche Bundesbahn hat durch Nachfragen bei diesen Unternehmen und bei ihrer Vertretung in Brüssel festgestellt, daß nach einem belgischen Gesetz aus dem Jahre 1919 über die Beschränkung des Alkoholverbrauchs der Ausschank von Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 20% in den Restaurants einschließlich der auf belgischem Territorium verkehrenden Speisewagen untersagt ist. Ausnahmebewilligungen für den internationalen Eisenbahnverkehr sind nicht vorgesehen. Anlage 55 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 18. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache VI/381 Fragen B 22 und 23) : Ist die Bundesregierung bereit, den am 9. Juli 1969 vom damaligen Bundeskanzler gefaßten Beschluß im Zuge der Neuorganisation der Mittelinstanz der Deutschen Bundesbahn zu überprüfen, da sowohl die damit verbundenen Kosten und wirtschaftlichen und sozialen Nachteile für die betroffenen Bundesbahnangehörigen und den jeweils betroffenen Wirtschaftsraum als auch die durch Zusammenfassung entstehende Ballungssituation, wie beispielsweise im Raum München, den gewünschten Rationalisierungseffekt weitgehend in Frage stellen? Ist die Bundesregierung bereit, vor ihrer Endentscheidung rechtzeitig dem Deutschen Bundestag oder dem Verkehrsausschuß des Deutschen Bundestages alle für die Fragen der Neuorganisation der Mittelinstanzen der Deutschen Bundesbahn erstellten Unterlagen und Statistiken zuzuleiten? Die Bundesregierung anerkennt, daß sie zu einer solchen Überprüfung verpflichtet ist. Nach dem Beschluß der früheren Bundesregierung vom 9. Juli 1969 soll der Antrag der Deutschen Bundesbahn vom 20. Dezember 1968 über eine Neuorganisation der Mittelinstanz der Deutschen Bundesbahn und ihrer Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1545 zentralen Ämter nochmals unter dem Gesichtspunkt der Raumordnung und der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen der betroffenen Direktionsbereiche überprüft werden. Die Bundesregierung wird bei ihrer endgültigen Entscheidung auch die Belange der betroffenen Eisenbahner beachten. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß der für organisatorische Einzelmaßnahmen verantwortliche Vorstand der Bundesbahn bisher in voller Übereinstimmung mit dem Bundesminister für Verkehr bestrebt war, soziale Härten zu vermeiden. Selbstverständlich gilt das auch für künftige organisatorische Veränderungen. Ob für den Raum München durch eine Reform der Organisation der Bundesbahndirektionen eine besondere Ballungssituation entsteht, die einen Rationalisierungseffekt beeinträchtigt, wird im Zusammenhang mit der Entscheidung über den Antrag des Vorstandes der Bundesbahn bzw. über den Einspruch des Landes Bayern zu prüfen sein. Die Bundesregierung ist im Rahmen der Geschäftsordnung des Bundestages und der verfassungsmäßigen Rechte und Pflichten immer bereit, Auskünfte und Informationen zu geben. Im vorliegenden Fall dürfte es zweckmäßig sein, zunächst eine Meinungsbildung des Bundeskabinetts herbeizuführen, zumal der Bundesregierung Anträge einiger Bundesländer nach § 52 Abs. 1 Bundesbahngesetz vorliegen. Anlage 56 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 18. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Baier (Drucksache VI/381 Frage B 24) : Wird der Bundesminister für Verkehr und für das Post-und Fernmeldewesen den mit Drucksache VI/195 bekanntgegebenen Aufstufungswünschen des Landes Baden-Württemberg mit 1085 Streckenkilometern 1970 wenigstens teilweise nachkommen und dabei die beantragte Aufstufung der L 532 und L 600, welche eine wichtige verkehrsmäßige Ergänzung des Bundesfernstraßennetzes darstellen, vornehmen, nachdem 1969 keinerlei Aufstufung im Land Baden-Württemberg mit erfolgte und das Land Baden-Württemberg mit 19 (/o den niedrigsten Anteil der Bundesfernstraßen am Gesamtnetz der klassifizierten Straßen hat? Sofern die gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind, werden auch weiterhin auf Antrag der Landesstraßenbauverwaltung Baden-Württemberg Landesstraßen zu Bundesstraßen aufgestuft. Das ist auch im Jahre 1969 außerhalb des in Drucksache VI/195 behandelten Aufstufungsprogramms geschehen. Was den Straßenzug L 532/L 600 betrifft, so haben die Untersuchungen im Rahmen des Ausbauplanes für Bundesfernstraßen in den Jahren 1971/1985 erbracht, daß zur Entlastung der Bundesstraße 37 im Raume Heidelberg-Neckarelz es einer weiteren Bundesstraße bedarf. Ob dieses durch eine Aufstufung der L 532/L 600 oder durch einen Neubau in etwa der gleichen Linie erreicht werden kann, bedarf noch einer eingehenden Prüfung. Anlage 57 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vorn 18. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Weigl (Drucksache VI/381 Frage B 25) : Sind alle Voraussetzungen für die Beseitigung des Verkehrsengpasses am Kolping-Platz in Weiden in der Oberpfalz erfüllt? Der Ausbau des Kolpingplatzes in. Weiden ist ein Projekt, das von der Stadt Weiden in eigener Baulast durchgeführt wird. Die Stadt Weiden hat inzwischen die Planungsunterlagen erstellt und über die Oberste Baubehörde in München dem Bundesverkehrsministerium zur Gewährung eines Bundeszuschusses nach Artikel 8 § 4 Steueränderungsgesetz 1966 vorgelegt. Diese Unterlagen werden in den nächsten Tagen vom Bundesverkehrsministerium genehmigt und zurückgesandt. Zum Ausbau des Kolpingplatzes kann die Stadt mit einem Bundeszuschuß bis zu 60% der zuschußfähigen Kosten rechnen. Die Maßnahme ist bereits im Haushaltsentwurf 1970 mit einem Betrag von 500 000 DM berücksichtigt. Ob alle Voraussetzungen für einen Baubeginn z. Z. schon erfüllt sind, wäre bei der Stadt Weiden zu erfragen. Anlage 58 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 18. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Ab- geordneten Pieroth (Drucksache VI/381 Frage B 26) : Ist der Bundesregierung die Gefährlichkeit der Linkskurve der Bundesstraße 48 am Ortseingang Bretzenheim, in der seit 1949 bei Verkehrsunfällen 14 Menschen ums Leben kamen (zuletzt 1 Tote am 1. Februar 1970), bekannt und was wird die Bundesregierung tun, um diesen Gefahrenpunkt zu beseitigen? Der Bundesminister für Verkehr hat das zuständige Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes 'Rheinland-Pfalz gebeten, zu prüfen, welche Maßnahmen zur Beseitigung des Gefahrenpunktes in der Ortsdurchfahrt Bretzenheim im Zuge der B 48 erforderlich sind. Je nach dem Ergebnis dieser Untersuchung wird .das Notwendige umgehend veranlaßt werden. Anlage 59 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vorn 18. Februar 1970 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Wurbs (Drucksache VI/381 Frage B 27): Ist die Schließung der Stückgutbahnhöfe im Landkreis Witzenhausen mit den Vorstellungen der Bundesregierung, die Leistungskraft des Zonenrandgebietes gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 4 des Raumordnungsgesetzes zu stärken, zu vereinbaren? 1546 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 Die Reorganisation des Stückgutdienstes im Landkreis Witzenhausen ist nach Ansicht der Bundesregierung vereinbar mit den Bestrebungen, die Leistungskraft des Zonenrandgebietes nach § 2 Abs. (1) Ziffer 4 zu steigern. Durch den von der Bundesbahn einzurichtenden Kraftwagendienst werden nicht nur alle bisher bestehenden Relationen des Schienenverkehrs erfaßt, sondern es werden darüber hinaus im Raume Witzenhausen eine größere Zahl abseits der Schiene gelegener Orte in den Stückgutverkehr der Bundesbahn einbezogen. Es wird Haus-HausVerkehr eingerichtet, und zwar zu festen veröffentlichten Gebührensätzen und unter voller Verantwortung der Bundesbahn für die Gesamtbeförderungsstrecke auf der Schiene und auf der Straße. Die Erstreckung des Kleingutdienstes auf Ortschaften außerhalb des bisherigen Bediennungsbereichs der Eisenbahn fördert vor allem auch die Ansiedlung von gewerblichen Betrieben in den strukturell schwachen Räumen dieser Region. Anlage 60 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 16. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Beermann (Drucksache VI/381 Fragen B 28 und 29) : Wird auf Grund der Tatsache, daß mit Wirkung vom 1. April 1970 die Gemeinden Tangstedt, Wilstedt, Wulksfelde, Wulksfelde-Gut, Wiemerskamp, Ehlersberg, Rade und Rethfurt zu der Großgemeinde Tangstedt zusammengelegt werden, ein einheitliches Zustellamt Tangstedt eingerichtet, wodurch die unhaltbare postalische Zersplitterung der einzelnen Gemeinden beseitigt würde? Ist beabsichtigt, die Großgemeinde Tangstedt ebenso wie bereits die Gemeinde Wulksfelde, die ab 1. April 1970 Bestandteil der Großgemeinde Tangstedt wird, an das Hamburger Telefonnetz anzuschließen? Es bestehen bereits konkrete Planungen, den gesamten Zustelldienst in der neuen Großgemeinde beim Postamt Tangstedt zusammenzufassen. Es ist beabsichtigt, diese Regelung zum 1. April 1970 durchzuführen, wenn bis dahin die kommunale Neugliederung in Kraft getreten ist. Von der künftigen Großgemeinde Tangstedt sind die Gemeinden Tangstedt und Wilstedt im Fernsprechortsnetz Tangstedt vereinigt, während die Gemeinde Wulksfelde mit ihren 6 Ortsteilen dem Ortsnetz Hamburg zugeordnet ist. Die einzelnen Orte bzw. Ortsteile sind baulich in sich geschlossen; die zum Ortsnetz Tangstedt und die zum Hamburger Ortsnetz gehörenden Orte sind durch ein zum Teil mehrere Kilometer breites landwirtschaftlich genutztes Gebiet voneinander getrennt. Unter diesen Umständen kann die Deutsche Bundespost die im Ortsnetz Tangstedt vereinigten Orte nicht in das Hamburger Ortsnetz einbeziehen. Eine solche Maßnahme liefe sowohl den für die Ortsnetzabgrenzung geltenden Grundsätzen als auch dem bestehenden organisatorischen und technischen Aufbau der Ortsnetze, die zugleich Ortsgebührenbereiche sind, zuwider. Anlage 61 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 16. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Baron von Wrangel (Drucksache VI/381 Fragen B 30 und 31): Ist die Bundesregierung bereit, unverzüglich Maßnahmen in die Wege zu leiten, um die inzwischen völlig mit dem Hamburger Verkehrsnetz verbundenen und wirtschaftlich nahezu ausschließlich auf Hamburg ausgerichteten Randgemeinden Aumühle und Wohltorf in das Hamburger Ortsfernsprechnetz einzubeziehen, um einen offenkundig den wirtschaftlichen Wettbewerb erschwerenden Nachteil zu beseitigen? Hat die von der Bundesregierung eingesetzte Tarifkommission für die Fernsprechgebührenvorschriften auch den Auftrag oder kann sie noch beauftragt werden, alle Aspekte zu prüfen, die diese Frage für die erwähnten Gemeinden und weitere Orte in ihrer exponierten Lage zwischen der Großstadt Hamburg und der Zonengrenze (im Zusammenhang mit für Zonenrandgebiete ständig geforderten Strukturverbesserungen) berühren, und wann ist mit einer endgültigen Entscheidung zu rechnen? Die Gemeinde Wentorf ist in das Hamburger Ortsnetz einbezogen. Die Gemeinden Aumühle und Wohltorf sind im Ortsnetz Aumühle vereinigt. Eine Einbeziehung des Ortsnetzes Aumühle in das Hamburger Ortsnetz ist leider nicht möglich. Eine solche Regelung liefe dem bestehenden organisatorischen und technischen Aufbau der Ortsnetze, die ja zugleich Ortsgebührenbereich sind, ebenso zuwider wie den Grundsätzen für die Ortsnetzabgrenzung. In der von Ihnen angesprochenen Frage der Disparität zwischen einem Großstadtortsnetz und den Randgemeinden habe ich im Zusammenhang mit der Beantwortung einer Kleinen Anfrage kürzlich ausführlich Stellung genommen. Ich •darf Sie insoweit auf die Drucksache VI/328 verweisen. Die erwähnte Kommission befaßt sich nicht mit Fragen der Ortsnetzzugehörigkeit einzelner Gemeinden am Rande Hamburgs oder anderer Großstädte. Sie befaßt sich vielmehr damit, im Fernsprechdienst eine neue Gebührensystematik einzuführen, die es gestattet, die Tarifgrenzen von den Grenzen der Ortsnetze zu lösen, so daß die Frage, ob ein in der Nähe einer Großstadt liegender Ort in das Großstadtortsnetz einbezogen ist oder nicht, hinsichtlich der Fernsprechgebühren bedeutungslos wird. Da die bestehende Gebührensystematik nur mit einer gleichzeitigen Reform des gesamten Tarifgefüges der Grund- und Gesprächsgebühren geändert werden kann, sind die eingeleiteten Untersuchungen sehr umfangreich. Im Augenblick läßt sich der Zeitpunkt, zu dem über das künftige langfristige Tarifkonzept endgültig entschieden werden kann, noch nicht bestimmen. Anlage 62 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 16. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen .des Abgeordneten Geiger (Drucksache VI/381 Fragen B 32 und 33): Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Februar 1970 1547 Sind die Planungen für den Neubau eines Fernmelde-Dienstgebäudes und eines Post-Dienstgebäudes in Leonberg abgeschlossen? Kann wegen der Dringlichkeit mit einem früheren Baubeginn gerechnet werden, als in der Antwort des Bundespostministeriums auf meine Frage in der Fragestunde vom 23./25. April 1969 angegeben wurde? Die Planung für das Fernmeldedienstgebäude in Leonberg ist so weit vorangetrieben worden, daß auf jeden Fall im Jahr 1971 mit dem Baubeginn gerechnet werden kann. Die Planung für das Postdienstgebäude ist im Gange. Mit einem Baubeginn ist nicht vor 1972, wahrscheinlich jedoch erst 1973 zu rechnen. Eine Vorverlegung des Baugebinns erscheint in beiden Fällen nicht möglich. Anlage 63 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 19. Februar 1970 auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Meister (Drucksache VI/381 Fragen B 34 und 35) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die technischen Fakultäten an Technischen Hochschulen und Universitäten einer erhöhten Förderung bedürfen und bei der weiteren Planung und Entwicklung besonders berücksichtigt werden müssen? Ist die Bundesregierung in der Lage, zusammen mit den Ländern darauf einzuwirken, den technischen Fakultäten eine erhöhte Förderung angedeihen zu lassen, um so die technologische Lücke eher zu schließen? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die technischen Fakultäten bzw. Fachbereiche an Technischen Hochschulen und Universitäten einer intensiven Förderung bedürfen und bei der weiteren Planung und Entwicklung des Hoschulausbaus ihrer Bedeutung entsprechend berücksichtigt werden müssen. Seit Beginn der Bundesbeteiligung am Hochschulbau im Jahre 1958 bis einschließlich 1969 hat der Bund den Ländern für mehr als 150 Bauvorhaben ingenieurwissenschaftlicher Fächer an den wissenschaftlichen Hochschulen rd. 400 Millionen DM zur Verfügung gestellt. Aufgrund der Empfehlungen des Wissenschaftsrates vom 31. Januar 1970 sind für dieses Jahr mindestens weitere 40 Millionen DM Bundesleistungen in Aussicht genommen. Darüber hinaus werden in diesem Jahr im Rahmen des in der Regierungserklärung angekündigten Schnellbauprogramms in Engpaßfächern weitere Bundesmittel für zusätzliche Vorhaben bereitgestellt werden. 1970 wird die finanzielle Beteiligung des Bundes im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau sich erstmals auf Bauvorhaben für die Ingenieurwissenschaften in der Universität Bochum erstrekken. Schon in den letzten Jahren haben erhebliche Bundeszuschüsse den Aufbau der neuen Technischen Fakultät Erlangen-Nürnberg wesentlich gefördert. Die Bundesregierung kann und wird zusammen mit den Ländern darauf hinwirken, die technischen Fakultäten bzw. Fachbereiche an den Hochschulen so zu fördern, daß die Durchführung ihrer Aufgaben in Forschung und Ausbildung als Voraussetzung eines hohen technischen Leistungstandes insgesamt nicht gefährdet wird. Seit 1. Januar 1970 besteht aufgrund des Hochschulbauförderungsgesetzes die Möglichkeit, im Planungsausschuß für die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau mit den Ländern noch enger zusammenzuarbeiten als bisher. Der Planungsausschuß hat seine Tätigkeit unverzüglich aufgenommen. Bereits am 16. Januar 1970 ist er zum erstenmal zusammengetreten. Schon für den 16. März ist die nächste Sitzung vorgesehen. Dem Planungsausschuß obliegt vor allem die Aufstellung eines Rahmenplans für den Hochschulausbau. Innerhalb des Rahmenplans soll dafür Sorge getragen werden, daß eine ausreichende Zahl an Forschungs- und Ausbildungsplätzen unter Berücksichtigung der vorhersehbaren Nachfrage nach Studienplätzen und des langfristig zu erwartenden Bedarfs auch in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern gewährleistet ist.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Regierung ist angetreten mit dem Anspruch, die Bundesrepublik zu erneuern. Sie muß es sich gefallen lassen, an diesem Anspruch gemessen zu werden.
    Hundert Tage sind keine lange Zeit. In hundert Tagen kann man sicher keine Wunder erwarten; man kann in hundert Tagen sicher auch nicht Reformen, und zwar durchgeführte Reformen, erwarten. Wir selbst, die wir lange genug regiert haben, wissen, wie schwierig es ist, Neues zu beginnen und Neues in die Wirklichkeit umzusetzen. Aber nicht wir, sondern der Herr Bundeskanzler, den ich leider noch vermisse,

    (Abg. Rasner: Mehr Demokratie! — Bundesminister Genscher: Der Bundeskanzler kommt schon!)

    hat selbst den Anspruch angemeldet, in hundert Tagen Zeichen zu setzen, und sicher reichen hundert Tage — oder besser gesagt: hundertzwanzig Tage — aus, um Maßnahmen einzuleiten, um Weichen zu stellen, um Bahn zu brechen, um Zeichen zu setzen.
    Nun, Herr Bundeskanzler, wir fragen Sie nach diesen Zeichen in den ersten hundert Tagen. Wo sind diese Zeichen? Wo ist auch nur ein bescheidenes Zeichen der Erneuerung der deutschen Politik?

    (Beifall bei 'der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Wo wird 'das sichtbar, was Sie als das moderne Deutschland zu schaffen versprachen? Wo hat sich auf innen-, auf wirtschafts-, auf gesellschaftspolitischem Gebiet auch nur im Ansatz irgend etwas Wesentliches geändert?
    Jeder von uns weiß, wie wichtig, ja geradezu wie unerläßlich es ist, daß wir unsere gesellschaftliche und staatliche Ordnung den Anforderungen unserer Zeit entsprechend weiterentwickeln, daß wir sie für die Zukunft tauglich machen. Unser Staat, unsere Gesellschaft leben in der Tat davon, daß sie auf der Höhe der Zeit bleiben. Die Jugend muß spüren, daß wir Verkrustungen dort aufbrechen, wo sie sich gebildet haben, daß wir nicht stehenbleiben.
    Nicht die Überzeugung, daß Reformen nötig sind, unterscheidet uns; was uns unterscheidet, ist die Einstellung zu dem, was diese neue Regierung vorgefunden hat. Was uns unterscheidet, sind in manchen Bereichen Ziel und Weg der Reform. Aber wonach wir Sie, Herr Bundeskanzler, fragen, das sind nicht die Worte „Reform" oder „Reformbereitschaft", sondern das sind die Taten.
    Herr Bundeskanzler, Sie und Ihre Partei haben im Wahlkampf kaum eine Chance ausgelassen, kaum eine Gelegenheit versäumt, unsere Wirklichkeit, die Wirklichkeit dieser Bundesrepublik, zu schmähen.

    (Oho-Rufe und Widerspruch bei der SPD. Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie haben diesen Staat und .die Politik der CDU/ CSU, die diesen Staat zwanzig Jahre lang regiert und geführt hat, als rückständig, als veraltet, als restaurativ abzuqualifizieren versucht.

    (Zuruf von der SPD: Das war reine Tatsachenbeschreibung!)

    — Ich komme gleich darauf.



    Dr. Wörner
    Nun müssen Sie sich gefallen lassen, daß wir Sie nach Ihren neuen Wirklichkeiten, nach Ihren neuen Konzeptionen, daß wir Sie nach Ihrem modernen Deutschland fragen, Herr Bundeskanzler. Sie müssen sich gefallen lassen, daß wir uns jetzt in diesem Augenblick, wo es um die Beratung der Zahlen im Haushalt geht, nicht mit großen und anspruchsvollen Worten abspeisen lassen, sondern daß wir nach ,den Taten fragen, wie sie sich in den Zahlen dieses Haushaltsplanes und dieser mittelfristigen Finanzplanung niederschlagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren! Von Reformen zu reden ist keine Kunst; das ist j a schon Mode geworden. Aber Reformen, die diesen Namen verdienen, setzen zweierlei voraus, nämlich erstens einmal Konzeptionen und zweitens den Mut, Prioritäten zu setzen,

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der CDU/CSU: Auch wenn sie unpopulär sind!)

    auch und gerade finanzielle Prioritäten. Und nun frage ich Sie: Wo haben Sie denn in Ihrem Haushaltsplan, wo haben Sie in Ihrer mittelfristigen Finanzplanung über . das hinaus, was schon die Große Koalition beschlossen hatte, Prioritäten, Schwerpunkte gesetzt? Wo ist denn der angekündigte Vorrang der investiven vor den konsumtiven Ausgaben? Im Gegenteil, in dem Papier, das uns Ihr Finanzminister gegeben hat, müssen wir lesen, daß dieser Vorrang nun ad acta gelegt sei, und ich frage Sie: Ist nicht diese mittelfristige Finanzplanung, die Sie uns vorgelegt haben, nichts anderes — und das hat ,der Kollege Strauß hier gestern sehr deutlich gesagt — als die bloße Fortschreibung dessen, was schon die alte Regierung durchgesetzt hatte,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und zwar mit den Mitteln, die auch schon die vorige Regierung erwirtschaftet hatte?

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wir alle, glaube ich, sind uns darüber einig, daß der Bildungspolitik, daß der Förderung von Wissenschaft und Forschung Vorrang zukommt. Wir alle wissen, daß die Lebenschance des einzelnen Menschen genausogut wie die Entfaltung der gesamten Gesellschaft, die Produktivität unserer Volkswirtschaft und unser außenpolitischer Rang, kurz unsere gesamte Stellung in dieser Welt davon abhängen, ob es uns gelingt, unser Bildungssystem schnell und zeitentsprechend auszubauen. Neben Kompetenzen für den Bund und neben Konzeptionen, auf die wir uns hoffentlich einigen werden, braucht man dazu vor allen Dingen Geld, und zwar viel Geld. Und, Herr Bundeskanzler, gemessen an den Riesensummen, die dafür erforderlich sind, nehmen sich die Anstrengungen dieser Regierung bescheiden aus.

    (Beifall 'bei der CDU/CSU.)

    Gliedert man die Zahlen auf und vergleicht man sie mit der mittelfristigen Finanzplanung früherer Jahre, dann bleibt eben nichts als die Feststellung, daß der Zuwachs an Mitteln, die Sie in diesem Bereich bereitstellen, etwa dem entspricht, der schon in der früheren Finanzplanung angelegt war. Hier ist nichts, aber auch gar nichts passiert, was Sie berechtigen könnte, von Reform oder auch nur von Zeichen zu reden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Im Gegenteil, meine Damen und Herren! Während unter Bundesminister Stoltenberg

    (Zurufe von der SPD: „Unter" ist gut! — „a. D."1)

    die Ausgaben für den Bau — den Neubau und Ausbau — von Hochschulen seit dem Jahre 1965 jährlich um etw a 100 Millionen gewachsen sind, müssen wir Ihrer mittelfristigen Finanzplanung entnehmen, daß die Mittel für den Aus- und Neubau von Hochschulen vom Jahre 1970, wo sie 851 Millionen betragen, auf 841 im Jahre 1971, also um 10 Millionen zurückgehen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Und nun frage ich Sie: Wie ernst nehmen Sie es eigentlich mit Ihrem Bekenntnis zur Beseitigung des Numerus clausus?

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Rasner: Eben! Gar nicht!)

    Wie verträgt sich das mit dem großen Anspruch, hier Zeichen zu setzen?

    (Abg. Rasner: Gar nicht!)

    Wenn ich dann die 75 Millionen, die Sie jetzt in diesem Haushalt auch wieder für den Aus- und Neubau von Hochschulen sperren, dazunehme, dann muß ich sagen, das sind zwar Zeichen, aber Zeichen, die uns bedenklich und nicht freudig stimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wie steht es um die riesige Aufgabe der Umweltgestaltung und des Umweltschutzes, die sich aus der zunehmenden Technisierung und Verstädterung ergibt? Es ist gar keine Frage, daß uns diese Aufgabe mehr und mehr beschäftigen wird, daß wir unsere gesamten technischen Neuerungen, unseren Städtebau, Wohnungsbau, unsere Kraftfahrzeuge, Verkehrsmittel und Fabriken mehr daraufhin untersuchen, planen und entwickeln müssen, daß sie das Leben der Menschen erträglicher machen und es nicht gefährden. Worauf es ankommt, ist, technischen Fortschritt, Raumordnung, Städtebau und Infrastruktur aufeinander abzustimmen. Wo, Herr Bundeskanzler, bleiben in diesem Bereich die Zeichen?

    (Abg. Damm: Am blauen Himmel!)

    Wo sind die steigenden Aufwendungen gegen Luftverschmutzung und für die Wasserreinhaltung, die doch auch nach den Ausführungen in Ihrer Regierungserklärung ganz entscheidend wichtig sind?

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Blauer Dunst!)

    Im Bereich von Gesundheit und Sport beispielsweise müssen wir ebenfalls feststellen, daß die Mittel nicht etwa kontinuierlich steigen, sondern von 0,3 Milliarden im Jahre 1972 auf 0,2 Milliarden im Jahre



    Dr. Wörner
    1973 zurückgehen und daß von 1970 bis 1973 eine Steigerung von ganzen 10 Millionen DM im Bereich von Gesundheit und Sport zu verzeichnen ist.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Ich frage mich: sind das die Zeichen, die Sie uns versprochen haben?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wo bleiben, Herr Bundeskanzler, Zeichen einer Reform — einer Reform! — des Familienlastenausgleichs? Es ist auf die Dauer unerträglich, daß kinderreiche Familien wirtschaftlich und sozial benachteiligt sind, wobei wir unter „kinderreichen Familien" nicht die Familien mit zwei Kindern, sondern die mit mehr Kindern verstehen. Wir hoffen, daß Meldungen unrichtig sind, wonach die Regierung Überlegungen anstelle, die wenigen verfügbaren Mittel zu zersplittern, anstatt sie zu konzentrieren.
    Auch auf dem Gebiet der Vermögensbildung, meine Damen und Herren von der Regierungskoalition, ist Ihnen nichts anderes eingefallen als der Vorschlag, Leistungen nach dem 312-DM-Gesetz auf 624 DM zu erhöhen.

    (Abg. Franke [Osnabrück]:: Grandiose Idee!)

    Nun mögen Sie, Herr Bundeskanzler, selber beurteilen, ob diese Maßnahme, diese schlichte Verdoppelung dessen, was Sie damals ja noch angegriffen haben, als wir es begonnen haben,

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    dem Anspruch standhält, Reform oder gar Zeichen zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir alle wissen, daß die Vermögensbildung in unserem Volk noch nicht gerecht ist. Wir sind uns, glaube ich, alle darüber einig, daß wir Eigentum breiter streuen müssen, daß wir mehr Arbeitnehmer in den Stand setzen müssen, Vermögen zu bilden. Dies kann auf die Dauer nur gelingen, wenn die Arbeiter und Angestellten in weit größerem Maße als bisher am Kapitalvermögen beteiligt werden. Dem allerdings werden Ihre Vorschläge, Herr Bundeskanzler, nicht gerecht. Wenn ich mir jetzt überlege, wie Sie und Ihre Partei im Wahlkampf diese einseitige Vermögensbildung angeprangert haben, dann muß ich sagen: da klafft ein großer Zwiespalt zwischen Ihren Ankündigungen und der Wirklichkeit, die wir jetzt vor uns haben.

    (Beifall und Zurufe bei der CDU/CSU.)

    Wir werden diese Regierung mit unseren eigenen Vorstellungen hier konfrontieren. Jedenfalls verzeichnen wir auch bei den Sparprämien und Wohnungsbauprämien einen recht merkwürdigen Abfall von 2,6 Milliarden im Jahre 1971 auf 1,7 Milliarden im Jahre 1972, also einen Rückgang auf diesem Sektor von über 800 Millionen DM. Auch hier die Frage: was ist daran Zeichen?
    Herr Bundeskanzler, vor allen Dingen auf einem Gebiet warten wir allerdings vergebens auch nur .auf das geringste Zeichen. Im Gegenteil! Das ist das Gebiet der Gesellschaftspolitik, also jenes Gebiet,
    das doch sicher mit im Vordergrund aller Reformüberlegungen zu stehen hat.

    (Abg. Reddemann: Da darf er nicht! — Heiterkeit in der Mitte.)

    Wir beobachten hier das Gegenteil. Wir beobachten mit großer Sorge, wie man auf dem Gebiet der Sozialpolitik zur punktuellen Betrachtungsweise zurückgeht, nachdem es — das ist vor allen Dingen ein Verdienst ides Kollegen Katzer — gelungen war, die Sozialpolitik in den Zusammenhang der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik einzubetten.

    (Beifall bei ,der CDU/CSU.)

    Wie anders, meine Damen und Herren, soll man es sich denn erklären, daß ,diese Regierung Eingriffe in unser Rentensystem vorschlägt, ohne die finanziellen Konsequenzen durchgerechnet

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und ohne sie mit der mittelfristigen Finanzplanung abgestimmt zu haben?
    Wie soll man es sich weiter erklären, Herr Bundeskanzler, daß Ihr „Unglücksrabe Nummer eins", Ihr Sozialminister, nun auch dazu übergegangen ist, eine eigene sozialpolitische Gesprächsrunde einzurichten? Wir wollen Sozial-, Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik zusammengefaßt sehen, und das muß sich auch in den Institutionen ausdrücken.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Schließlich und endlich sind wir uns, glaube ich, darüber einig, ,daß man die Mitwirkungs- und Gestaltungsrechte des einzelnen Bürgers und Arbeitnehmers im Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft ausweiten muß. Auch hier, Herr Bundeskanzler, werden wir die Regierung nach ihren Vorschlägen fragen. Denn mir ist deutlich im Ohr geblieben, was Ihr Bundeswirtschaftsminister drei Tage vor der Wahl den Arbeitern an Rhein und Ruhr versprochen hat, unmittelbar nach den Wahlen, sofort, die Ausweitung der Mitbestimmung, und zwar der qualifizierten Mitbestimmung, hier durchzusetzen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Ich frage mich: wie wollen sie eigentlich guten Gewissens jetzt bald wieder vor diese Arbeiter treten? Denn auf diesem Sektor haben wir von Ihnen überhaupt noch nichts gehört.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Die Mitbestimmungsvorschläge der Biedenkopf-Kommission liegen auf dem Tisch. Wir werden, Herr Bundeskanzler, dafür sorgen, daß sie von Ihnen nicht unter den Tisch gekehrt werden.

    (Lachen und Zurufe bei der SPD. — Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Rasner: Ruhig Blut, Herr Genscher!)

    — Meine Damen und Herren von der Koalition, es wird noch unangenehmer werden.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU. — Anhaltende Zurufe von der SPD.)




    Dr. Wörner
    Wir erwarten, Herr Bundeskanzler, in angemessener Frist auch hierzu die Stellungnahme der Bundesregierung.
    Wir alle — auch hier sind wir uns, glaube ich, einig — wissen, welche Bedeutung die Gemeinschaftsaufgabe Raumordnung und Städtebau hat. Wenn man sie kennt, wundert man sich, nach all den großen Worten in der mittelfristigen Finanzplanung lesen zu müssen, daß die Bundesregierung im Sektor Wohnungswesen und Raumordnung ihre Aufwendungen von 1970 bis 1973 um ganze 140 Millionen DM steigert und daß im Jahre 1973 — auch hier wieder ein merkwürdiger Bruch — die Aufwendungen gegenüber dem Vorjahr sogar um 200 Millionen DM reduziert werden.
    Noch ein Wort zu den Einkommensgrenzen bei Sozialwohnungen und den Mietobergrenzen für Wohngeld. Ich erinnere Sie hier an den Beschluß des SPD-Bundesparteitages im Jahre 1968 und an Ihre Versprechungen. Ich erinnere an das, was Bundesminister Lauritzen uns im Mai 1969 in Aussicht gestellt hat. Wo sind die Gesetzesinitiativen der Regierung? Sie müßten schon lange auf dem Tisch liegen;

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    denn das hat Auswirkungen auf die Wohnungssituation vor allem kinderreicher Familien in Großstädten. Hier sieht es nicht zum besten aus. Darum müssen auf diesem Sektor schnellstmöglich Zeichen gesetzt werden.
    Bei der Sanierung unserer Städte werden wir darauf achten, daß nicht auf schleichendem Wege sozialisiertes Eigentum, und zwar in Gestalt von Riesenvermögen großer Wohnungsbaugesellschaften, entsteht.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Audi wir wissen, meine Damen und Herren, daß es dabei nicht ohne empfindliche Eingriffe abgehen kann. Darum wird unser Gesetzentwurf sehr wohl eine Lösung bieten, die die Sanierung ermöglicht und gleichzeitig sicherstellt, daß die private Eigentumsstruktur auch im Kern der Großstädte aufrechterhalten bleibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wie steht es, Herr Bundeskanzler, um das Versprechen der Bundesregierung, die Verbrechensbekämpfung zu intensivieren, wenn wir feststellen müssen, daß im Kapitel „Sicherheit und Ordnung" die Mittel in der mittelfristigen Finanzplanung im Jahre 1971 519 Millionen DM gegenüber 524 Millionen DM im Jahre 1970 betragen, also vermindert werden? Ich hoffe, Herr Minister Genscher, daß das von Ihrem Vorgänger Herrn Benda ausgearbeitete Bekämpfungsprogramm dabei nicht auf der Strecke bleibt.
    Auch auf dem Sektor der Entwicklungshilfe klafft, Herr Bundeskanzler, ein weiter Abstand zwischen dem, was Sie noch in Ihrer Regierungserklärung in Aussicht gestellt haben — eine Erhöhung um 11 % —, und dem, was nun in der Wirklichkeit herausgekommen ist, nämlich eine Erhöhungsrate von etwas über 5%.
    Wer die mittelfristige Finanzplanung dieser Regierung kritisch mit der vorangegangenen vergleicht, der kommt günstigstenfalls zum Ergebnis, daß es sich hier um eine brave Fortschreibung handelt. Bestenfalls einige Akzente sind anders gesetzt; aber nicht ein einziger neuer Schwerpunkt, nicht eine einzige substantielle Neuerung ist in dieser mittelfristigen Finanzplanung enthalten. Wenn die mittelfristige Finanzplanung die in Zahlen gefaßte Regierungspolitik ist, dann ist das Urteil berechtigt, daß diese Regierung nicht nur einen Großteil ihrer eigenen Wahlversprechen uneingelöst läßt, nicht nur hinter den großen Erwartungen zurückbleibt, die sie selber geweckt hat, sondern daß sie auch den objektiven Erfordernissen der deutschen Politik mit diesem Programm nicht gerecht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Kraft dieser Regierung zu Veränderungen hält sich jedenfalls in sehr engen Grenzen, Herr Bundeskanzler. Nirgendwo wird eine durchgreifende Umgestaltung unserer gesellschaftlichen und staatlichen Verhältnisse auch nur von ferne sichtbar.

    (Abg. Moersch: Sind Sie doch froh!)

    Woher also nimmt diese Regierung, Herr Moersch, den Mut, so abfällig vom Ergebnis einer zwanzigjährigen Regierung der CDU/CSU zu reden?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, diese Regierung ist eben nicht
    eine Regierung der Reformen. Die Zeichen, von
    denen Sie sprachen, die sind bis jetzt ausgeblieben.
    Dabei haben Sie ganz gute Voraussetzungen angetroffen. Sie haben geordnete Finanzen, Sie haben Vollbeschäftigung, eine stabile D-Mark, eine anständige Zuwachsrate des Sozialprodukts und ein hohes Steueraufkommen angetroffen.

    (Abg. Franke [Osnabrück] : Das ist die „Erblast" ! — Zurufe von der SPD.)

    Selbstverständlich wissen auch wir, wie schwierig es ist, Umlagerungen im Haushalt vorzunehmen, wie schwierig es ist, bei angespannter Konjunkturlage Maßnahmen zu treffen. Das brauchen Sie uns nicht zu sagen. Dennoch hätte diese Regierung Spielraum zu Reformen gehabt. Nicht nur, daß Sie diesen Spielraum nicht genutzt haben, Sie haben ihn durch Ihre eigenen Maßnahmen unnötigerweise selber verengt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wer hat Sie denn, Herr Bundeskanzler, gezwungen, Steuerermäßigungen und sonstige Gefälligkeitsmaßnahmen anzukündigen, wenn nicht Sie selber und die unselige Tatsache, daß jeder der beiden Koalitionspartner das Bedürfnis hatte, seiner Wählerschicht etwas zugute kommen zu lassen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und das noch ohne finanzielle Vorausplanung?! Ist
    das Führung? Die Opposition hat Sie nicht dazu ge-



    Dr. Wörner
    zwungen. Es ist ja geradezu zum Lachen. Wo hat es das je gegeben?

    (Zuruf von der FDP: Bei Erhard!)

    Eine Regierung, die ohne Zwang — Gefangene ihrer eigenen Wahlkampfversprechungen — in Zeiten der Hochkonjunktur Steuerermäßigungen verspricht, und eine Opposition, die sie davor warnen muß?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie müssen sich eben, Herr Bundeskanzler, entscheiden. Entweder geben Sie das Geld für Reformen oder aber für recht kurzsichtige Wohltaten des Augenblicks aus. Man kann eben nicht Milliarden unter die Bürger verteilen und gleichzeitig von ebendenselben Milliarden Krankenhäuser, Hochschulen und neue Städte bauen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ein symptomatisches Beispiel ist das Verfahren — ich sage nur: das Verfahren — in der Angelegenheit der Renten. Da hat man den Rentnern Weihnachtsgeld versprochen. Dieses Versprechen konnte man nicht halten. Also hat man darüber nachgedacht, was man an die Stelle setzen könnte. Da hat man vorgeschlagen, den Krankenversicherungsbeitrag zu streichen. Wer von uns, auch von der CDU/CSU, würde das den Rentnern nicht gönnen?

    (Aha! bei der FDP.)

    Wir sind nicht dagegen. Wir werden dafür stimmen.

    (Zuruf von der SPD: Wie war das mit den 4 %? — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Hören Sie doch erst einmal zu! Hat man sich aber damit nicht jeden Spielraum genommen, nun all die Wahlversprechen Ihrer Partei einzulösen,

    (Beifall bei der CDU/CSU und Zuruf: Leider wahr!)

    als da sind flexible Altersgrenze, Öffnung für die Selbständigen, Hausfrauenrente? All das ist weggekehrt, meine Damen und Herren!

    (Abg. Rasner: „Lögen und Wind"! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Eigentor!)

    Außerdem ist es so, daß die Versicherten diese Wohltaten jetzt selbst bezahlen müssen. Das ist typisch für das Dilemma dieser Regierung. Auf der einen Seite wollen Sie den Eindruck erwecken, daß im Grunde genommen alles beim alten geblieben ist, nichts besorgniserregendes Neues passiert ist, und auf der anderen Seite wollen Sie die Regierung der inneren Reformen sein.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Schizophren!)

    Wer Reformen will, muß auch wehtun können, muß auch einmal nein sagen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Er muß unbequeme Entscheidungen treffen können. Wer es allen recht machen will, darf eben nicht von Veränderungen reden. Da müssen Sie sich entscheiden, Herr Bundeskanzler!
    Auch die Regierungsreform, Herr Bundeskanzler, fängt nicht mit dem kostspieligen Neubau eines
    Bundeskanzleramtes, sondern mit einer funktionalen Neuordnung der Zuständigkeiten an.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Franke [Osnabrück]: Ehmkes Lieblingsspielzeug!)

    Was soll man denn von einer Regierung halten, die es noch nicht einmal fertigbringt, im Ressortstreit zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Entwicklungshilfeministerium klare und sachgerechte Entscheidungen zu fällen?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es ist doch einfach unerträglich, wenn, wie im Falle Nigeria, notwendige Hilfeleistungen unterbleiben oder nicht rechtzeitig erfolgen, weil die Kompetenzen nicht da sind.

    (Beifall bei 'der CDU/CSU. — Widerspruch bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, ich selbst bin ja einer, der immer davon gesprochen hat, daß das Bundeskanzleramt als Führungsinstrument umgestaltet werden müsse, daß es reformiert werden müsse, daß es für seine Aufgaben tauglicher gemacht werden müsse.

    (Zuruf von der SPD: Donnerwetter!)

    Es liegen — dank der Vorarbeiten der Regierung Kiesinger. — brauchbare Vorschläge der Reformkommission auf dem Tisch. Auch wir sagen ja zur Modernisierung des Kanzleramtes. Wir sagen ja, zum Einsatz moderner Führungsmittel, zur Datenverarbeitung, zur Systemplanung. Aber wir haben erhebliche Zweifel, Herr Bundeskanzler, ob das, was wir an Vorgängen und Absichten im Kanzleramt beobachten, allein oder überwiegend unter dem Stichwort „Modernisierung" zu fassen ist oder ob sich nicht langsam, aber sehr deutlich die Gewichte zwischen dem Kanzleramt und den einzelnen Ministerien verschieben — und dies in einer Weise, die nicht der in unserer Verfassung vorgesehenen Kompetenzverteilung entspricht.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Man hört von einer geplanten Personalerweiterung von über 100 Stellen. Sie haben inzwischen im Kanzleramt neben sich einen Minister und zwei Staatssekretäre. Es drängt sich doch die Frage .auf, ob Herr Ehmke — ein Mann, den ich persönlich sehr schätze und auch für tüchtig halte —

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    beabsichtigt, das Kanzleramt zu einem Überministerium auszubauen.

    (Abg. Rasner: Das ist es schon! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Herr Ehmke will alles unter sich haben! — Abg. Franke [Osnabrück]: Auch den Bundeskanzler!)

    Herr Bundeskanzler, wie verträgt sich das mit der in Art. 65 des Grundgesetzes niedergelegten Eigenverantwortlichkeit der Minister? Haben Sie nicht selbst, als Sie noch Bundesaußenminister waren, darüber geklagt, daß das Kanzleramt eher zu stark als zu schwach sei?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)




    Dr. Wörner
    Ich meine — ich sehe Herrn Dahrendorf hier —, es ist nicht die Sorge der Opposition, ob sich der Juniorpartner in dieser Regierung den Kopf darüber zerbricht, ob hier nicht doch irgendwo die Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit . der Koalitionspartner und der Minister in Frage gestellt wird. Es. ist ja etwas eigenartig, daß ,der Herr Außenminister am Abend vor der Reise von Herrn Staatssekretär Bahr plötzlich erfahren muß, daß eben jener außenpolitische Verhandlungen führt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Unsere Sorge ist es jedenfalls, daß nicht unter dem Deckmantel der Modernisierung, Herr Bundeskanzler, unsere Verfassung unterlaufen wird. Wenn man beabsichtigt, ein Präsidialsystem einzurichten, dann soll man das in Form einer Verfassungsänderung vorschlagen. Dann werden wir darüber diskutieren, dann haben wir bei dieser Verfassungsänderung mitzureden. Ich persönlich verhehle gar nicht, daß ich mir schon solche Gedanken gemacht habe. Das ist meine persönliche Auffassung. Aber es geht nicht so, wie es jetzt passiert; denn so widerspricht es der Verfassung.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, es tut mir leid, daß ich Ihnen diese Frage nicht ersparen kann. Ich muß nun einmal auch nach der Rolle von Herrn Ehmke im Kanzleramt fragen. Ist er nun Unterkanzler oder ist er Überminister?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    I Ist er Führungsgehilfe, oder ist er graue Eminenz? Diese Frage, Herr Bundeskanzler, beschäftigt nicht nur uns, sie beschäftigt sehr wohl auch einige Minister dieser Regierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Denn wenn das, was wir hören, stimmt, Herr Bundeskanzler, dann laufen doch in der Hand von Bundesminister Ehmke alle wesentlichen Fäden zusammen. Schafft das nicht die Gefahr — das ist ernst gemeint —, daß auf die Dauer der Wissendere auch der Mächtigere wird? Wir wollen das nicht. Wir wollen, daß die 'Richtlinienkompetenz bei dem verbleibt, der hier vor dem Parlament die Verantwortung dafür trägt. Und das sind Sie, Herr Bundeskanzler.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dieser Kanzler ist auch mit dem Anspruch aufgetreten, mehr Demokratie zu wagen. Dazu hätte in vier Monaten ausreichend Gelegenheit bestanden. Wie aber steht es damit? Wo ist mehr Demokratie, Herr Bundeskanzler? Das ist doch eine bloße verbale Beteuerung geblieben. Das fängt an beim Umgang mit dem Parlament. Da sind unzählige Interviews, die Sie selbst gegeben haben, bevor dieses Parlament unterrichtet wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Da wird der Grüne Bericht oder werden Teile des Grünen Berichts veröffentlicht, ehe dieses Parlament unterrichtet wird.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Damit reimt sich auch zusammen die Weigerung des Wissenschaftsministers, im zuständigen Ausschuß zu erscheinen, ehe man die Presse informiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Da geht man her entgegen lautstarken Beteuerungen und bringt zum wiederholten Male Regierungsvorlagen über die Koalitionsfraktionen ein, um den unangenehmen Bundesrat zu umgehen. Wir haben aber einen Anspruch, im Bundestag schon bei der ersten Lesung ,die Meinung des Bundesrates zu kennen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ist es ein Mehr an Demokratie, wenn man in Anzeigenserien auf Staatskosten dem Bürger bei steigenden Preisen suggerieren will, sie fielen?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ist es ein Mehr an Demokratie, wenn man auf Flugblättern für die Rentner Leistungen der vorigen Bundesregierung und des vorigen Bundestages auf sein Konto bucht?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ist es ein Mehr an Demokratie, Herr Bundeskanzler, wenn in Anzeigen des Bundespresseamtes die Erhöhung des Pauschbetrages für Arbeitnehmer ab 1. Januar 1970 als beschlossene Sache hingestellt wird, während dieses Haus überhaupt noch nichts entschieden hat?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Jede Regierung hat ein legitimes Bedürfnis nach Selbstdarstellung. Aber was wir hier erleben, ist nicht ein Mehr Ian Demokratie, ist nicht ein Mehr an Information, das ist ein Mehr an Propaganda, Herr Bundeskanzler.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das läßt uns ahnen, meine Damen und Herren, wohin der von Ihnen angestrebte Ausbau des Bundespresse- und Informationsamtes und die Erhöhung der Informationsmittel in den einzelnen Ressorts führen werden. Schon gibt es erste Anzeichen, daß man den Informationsfluß zu kanalisieren versucht, daß man klassifiziert in solche Journalisten, die besonderer Informationen wert sind, und solche, die es nicht sind.

    (Aha! bei der CDU/CSU.)

    Das fängt alles ganz harmlos an. Man lädt einzelne Journalisten ein, man lädt andere nicht ein oder
    nicht mehr ,ein. Wer wollte das schon beanstanden? Es geht dann welter. Man ruft diesen oder jenen Journalisten an, wie er dazu komme, dieses oder jenes zu .schreiben. Man schreibt ihm Briefe mehr oder weniger freundlichen Inhalts.

    (Abg. Moersch: Sind Sie jetzt Geschichtsschreiber oder Oppositionssprecher? — Gegenrufe von der CDU/CSU.)

    Auch das kann noch harmlos sein. Es kann aber auch beunruhigend werden, und es kann das Anzeichen einer Tendenz sein. Beunruhigend wird es, wenn der Bundesgeschäftsführer der SPD, der Kollege Wischnewski, einen Angriff gegen Journalisten mit pauschalen Verdächtigungen startet und



    Dr. Wörner
    wenn der stellvertretende Sprecher der SPD kritische Redakteure beim ZDF angreift.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, wäre es dabei geblieben, dann könnte man das immer noch als Ausrutscher hinnehmen. Man könnte sagen, das sei der Ausdruck der Dünnhäutigkeit, der Überempfindlichkeit dieser Regierung, die ja großspurig angekündigt hat — das muß man sich bei .dem, was da passiert, einmal vorhalten —: „Wir suchen keine Bewunderer, wir brauchen Menschen, die kritisch mitdenken."

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Rasner: Welche Phrase!)

    Meine Damen und Herren, was dann kam, das ließ uns stutzig werden. Das ist kein Ausrutscher mehr, wenn nicht irgendeiner, sondern wenn ,der Staatssekretär dieser Bundesregierung diese Linie fortführt, und zwar konsequent fortführt, und mit seinen unqualifizierten Äußerungen Journalisten mit dem Ausdruck „Kampfpresse" wiederum pauschal und ohne Beweis der Manipulation zeiht. Dabei weiß doch Herr Ahlers ,als Journalist ganz genau — da kann er uns doch nichts vormachen —, daß es sehr schwer ist, die Grenze zwischen objektivem und weniger objektivem Journalismus zu ziehen. Wenn gesündigt wird, Herr Ahlers — auch das müssen Sie aus eigener Erfahrung wissen, wissen Sie auch —, ,dann wird reihum gesündigt, auch bei Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    I Man kann das aber einfach nicht mehr als Ausrutscher passieren lassen, wenn Sie andeuten, daß sich damit die Journalisten außerhalb des Grundrechts der Meinungsfreiheit gestellt hätten und wenn Sie nachträglich Gewaltaktionen linker Radikaler gegen Druckereien und Redaktionen zu rechtfertigen suchen.

    (Pfui-Rufe und weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU.)

    Sehen Sie, das ist ein Ausspruch, der sich eben nicht mehr als ein Ausrutscher erklären läßt,

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Den er im Fernsehen wiederholt hat!)

    sondern der klar eine bedrohliche Tendenz erkennen läßt, und zwar die Tendenz dieser Regierung, kritische Journalisten zu verunsichern, sie einzuschüchtern, ihnen die Ehre und den Schneid abzukaufen.

    (Oh-Rufe bei der SPD.)

    Da braucht man gar nicht viel massiver zu werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Da genügt es, wenn man ein bestimmtes Klima schafft, und das kann man sicher auch nicht mehr mit Zufall erklären, dahinter steckt System. Wohin das führen könnte — Herr Bundeskanzler, ich sage: könnte —, wenn man den Anfängen nicht wehrt, das zeigen zwei weitere Äußerungen von Ihrer Seite. Da ist der Herr Landesvorsitzende der SPD von Schleswig-Holstein, der Herr Steffen,

    (Abg. Rasner: Der „rote Steffen"!)

    also nicht irgendeiner, sondern, wie man neuerdings hört, Ihr Kontaktmann zum linken Flügel,

    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/ CSU)

    der politisch-wirtschaftliche Gegenmaßnahmen gegen die Presse androht.

    (Hört! Hört! bei der der CSU/CSU. — Abg. Rasner: Der „rote Jochen"!)

    Dieser Vorsitzende repräsentiert Strömungen, die im Bereich der Jungsozialistien und in Teilen Ihrer Partei immer mehr an Boden gewinnen, die ja jetzt sogar nach einem Ihrer stellvertretenden Vorsitzenden greifen und bei denen sich unter dem Vorwand der Demokratisierung fanatisch intolerantes Denken breitmacht.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Und das ist nach ihrem eigenen Anspruch die SPD der achziger Jahre!
    Es gibt noch eine weitere Stimme, die in diese Richtung weist, die Gewerkschaftszeitung „Druck und Papier" vom 26. Januar 1970. Ich zitiere mit Genehmigung des Präsidenten:
    Es gibt kein allgemeines Bekenntnis zur Pressefreiheit, sondern nur die konkrete Haltung im Einzelfall.

    (Hört! Hört! und weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Natürlich gibt die Meinungsfreiheit dem einflußreichen Journalisten keineswegs Narrenfreiheit oder Freiheit zum unredlichen Umgang mit Tatsachen.
    Jetzt kommt es:
    Kanzler Brandt und seine Regierung und die sie tragenden Parteien werden planmäßig diffamiert. Hier 'sind scharfe politische und rechtliche Maßnahmen

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    nicht nur zulässig, sondern sogar zwingend geboten.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Angesichts dieser Tendenzen, Herr Bundeskanzler, genügt es eben nicht, daß Sie vom Handeln Ihres Bundesgeschäftsführers und Ihres Staatssekretärs in Zeitungsinterviews abrücken und das als „Pannen" verurteilen. Wir werden nicht zulassen, daß hier ein Spiel mit verteilten Rollen gespielt wird, daß der eine das Unangenehme sagen darf und man sich dann bei Bedarf distanziert. Wir erwarten von Ihnen, Herr Bundeskanzler, ein ganz klares Wort zu dieser Angelegenheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, wo bleibt denn die Glaubwürdigkeit dieser Regierung, die da erklärt — eines der vielen großen Worte —: Das Selbstbewußtsein dieser Regierung wind sich als Toleranz zu erkennen gelben?

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Wenn Sie zu diesem Maßstab stehen, Herr Bundeskanzler, kann ich Ihnen nur sagen: Dann bedarf so-



    Dr. Wörner
    wohl Ihr Selbstbewußtsein als auch Ihre Toleranz dringend einer Aufwertung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier sitzen zwei Ihrer Vorgänger. Wenn Sie auch nur einen Teil dessen an öffentlicher Kritik eines Tages ertragen müssen, was denen beschieden war, werden Sie sich noch an einiges mehr gewöhnen müssen, Herr Bundeskanzler.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Mehr an Demokratie sind Sie, jedenfalls im Umgang mit der öffentlichen Meinung, im Umgang mit dem Parlament und der Bevölkerung, uns bis jetzt schuldig geblieben.
    Übrigens, wir verstehen uns recht: Natürlich muß es .einem Politiker erlaubt sein, auch einen Journalisten zu kritisieren. Ich selbst habe immer dafür plädiert,

    (Zurufe von der SPD: Na also!)

    in den öffentlichen Meinungsmedien mehr Meinungsvielfalt einkehren zu lassen. Was sie aber praktiziert haben, diese Argumente als Waffe gegen mißliebige kritische Journalisten zu gebrauchen und sie pauschal zu schmähen, ist eben nicht mehr zulässig.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Und dann, Herr Bundeskanzler, haben Sie uns noch mehr Transparenz in den Personalentscheidungen angekündigt. Und was erleben wir nun? Da werden plötzlich Beamte kaltgestellt, indem man ihnen jenen berühmt-berüchtigten „blauen Brief" schreibt.

    (Widerspruch und Lachen bei der SPD.)

    — Gehen Sie doch mal ins Bundeskanzleramt! -Fragen Sie doch mal den Herrn Ehmke! Man schreibt ihnen jenen „blauen Brief" : „Ich entbinde Sie mit sofortiger Wirkung".

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Schon vorher hat er den geschrieben!)

    Ich spreche jetzt nicht von der Pensionierung politischer Beamter; ich spreche von einem anderen Kreis von Beamten, der einem unangenehm zu werden droht. Das ist ein Verfahren nicht nur am Rande, sondern außerhalb der Legalität.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, wir wollen jedenfalls nicht, daß Fälle wie der des Polizeipräsidenten Littmann in Hessen und der von Herrn Dr. Brisch in Köln auch hier in Bonn Schule machen.

    (Lebhafter anhaltender Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren! Nach all dem fragt man sich wirklich verzweifelt: Wo bleibt denn hier auch nur ein Stückchen mehr Demokratie? Wo haben Sie sich denn, 'wie Sie es angekündigt haben, in Ihrer Arbeitsweise geöffnet? Es ist doch unter Journalisten Tagesgespräch, daß man heute weniger erfährt als früher. Wo ist denn auch nur ein Funke mehr Transparenz? Herr Bundeskanzler, was wir in
    120 Tagen dieser Regierung erlebt haben, das ist nicht mehr Demokratie, sondern eher weniger.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es ist genauso wie bei den Reformen: große Worte, aber kleine, sehr kleine Taten. Wie glaubwürdig ist eine Regierung mit solch großen Worten und solch kleinen Taten auf die Dauer, meine Damen und Herren?

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Und wie glaubwürdig ist eine Regierungskoalition nach außen, deren Bundeskanzler sagt: „Die völkerrechtliche Anerkennung kommt nicht in Frage" und bei der der Fraktionsvorsitzende der größten Regierungspartei sagt, sie komme eben unter bestimmten Voraussetzungen doch in Frage? Was gilt denn nun eigentlich? Herr Schmidt hat uns gestern vorgeworfen, wir sprächen mit verschiedenen Stimmen. Den Vorwurf gebe ich gern zurück. Was soll man denn von einer Regierung halten, die, während sie verhandelt, ihre eigene Verhandlungsposition untergräbt? Wundert man sich denn, daß dann die Forderungen von der anderen Seite immer massiver kommen?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir werden am Mittwoch kommender Woche darüber zu debattieren haben. Man fragt sich doch nach den präzisen Zielen dieser Regierung, und zwar im Inland wie in der Außenpolitik. Was ist das Konzept?
    Auch in der Außenpolitik ist doch jener Verbalismus Trumpf. Da baut man immer neuen Wortschwall auf. Man erfindet immer neue Formeln. Was versteckt sich denn hinter dieser Nebelwand von Formeln? Ist das nur, weil man sich selbst über seinen Kurs noch nicht im klaren ist oder aber weil man die Öffentlichkeit und das Parlament noch nicht mit seinen wirklichen Absichten konfrontieren will?

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der CDU/CSU: Das ist es!)

    Herr Bundeskanzler, wenn man will, daß diese Opposition, so wie sie es angeboten hat, die wesentlichen Entscheidungen in den Fragen der Nation mitträgt, dann nur, wenn man sie rechtzeitig und vollständig informiert und konsultiert.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Bis jetzt jedenfalls entspricht das Ausmaß an Information, geschweige denn Konsultation, nicht unseren Vorstellungen. Wir wissen ja auch nicht: Will diese Regierung nun die Gemeinsamkeit oder will sie sie nicht? Was gilt: das Wort des Herrn Bundeskanzlers oder das Wort des Herrn Kollegen Wehner? Auch hier warten wir auf eine klare Äußerung von Ihnen, Herr Bundeskanzler, in diesem Parlament. Wir sind jedenfalls nicht für Gemeinsamkeit auf Abruf.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Wir übernehmen Verantwortung nur für das, was offen auf dem Tisch liegt und was mit uns abgesprochen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)




    Dr. Wörner
    Es wäre an der Zeit,

    (Zuruf von der SPD; Schluß zu machen!)

    daß dieser Bundeskanzler seine Führungsrolle deutlicher macht. Diese Regierung sollte etwas weniger reden und dafür etwas mehr handeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wo war der Herr Bundeskanzler in den vergangenen Monaten, als dringende konjunkturpolitische Entscheidungen vonnöten waren, um die steigenden Preise unter Kontrolle zu bringen? Wo war der Bundeskanzler, als der eine Minister von Steuersenkungen und der andere von Steuererhöhungen sprach? Wie soll denn Klarheit in die Regierungspolitik kommen, wenn nach den Äußerungen des Bundeswirtschaftsministers in dieser Debatte erneut Unsicherheit darüber besteht, ob nun die Steuern heraufgesetzt werden sollen oder nicht? Herr Bundeskanzler, ich kann nur sagen: hier muß Ihre Führung deutlicher werden. Denn die Bilanz dieser Regierung in 120 Tagen ist: Es fehlen die versprochenen Zeichen. Ein Überfluß an großen Worten — ein Mangel an Taten. Kein Mehr an Demokratie. Kein Mehr an Transparenz. Eine Regierung, deren Kurs unklar ist

    (Lachen bei der SPD)

    und deren Sprache unser Volk verwirrt.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Dabei leben wir in einer Zeit, in der nichts dringender wäre als eine glaubwürdige Regierung, ein steter Kurs, eine unzweideutige Sprache und ein offener Stil.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundeskanzler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst einige Bemerkungen über das Verhältnis zur Presse machen. Ich kann das um so leichter tun, als ich mich über die teils anspornende, teils kritische Begleitung durch die Träger der öffentlichen Meinung in diesem Lande weiß Gott nicht zu beklagen habe. Ich muß den Vorwurf, ,die Regierung habe Angriffe auf die Pressefreiheit gerichtet oder hätte dies vor, mit .allem Nachdruck zurückweisen

    (Beifall bei den Regierungsparteien — Lachen bei der CDU/CSU — Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Das müssen Sie noch begründen, Herr Bundeskanzler! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wie macht man denn das?)

    und werde Idas begründen. Mir ist der Rat gegeben worden, daran zu denken, daß Friedrich der Große, wie einer seiner Herren dm Jahre 1740 festgehalten hat, das Wort gesprochen habe, daß die Gazetten nicht geniert werden sollten. Aber vom Alten Fritz stammt aus dem Jahre 1781 — —

    (Abg. Unertl: Zur Gegenwart!)

    — Augenblick mal. Also auch in Bayern muß man den Alten Fritz zitieren dürfen. Herr Unertl, das muß hier erlaubt sein.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Vom Alten Fritz stammt auch der Rat: Niedriger hängen! Ich muß ein paar der Dinge niedriger hängen, die zu diesem Thema heute und vor dieser Debatte gesagt worden sind.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Oder Ihren Staatssekretär! — Ein Abgeordneter von der Mitte meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Nein, jetzt nicht! Lassen Sie mich jetzt bitte genauso zusammenhängend antworten, wie ich mir angehört habe, was hier für die Opposition vorgetragen worden ist!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wenn wir den törichten Versuch machten, die Meinungsfreiheit einzuengen, dann würden wir uns nicht nur gegen eindeutige Verfassungsbestimmungen, sondern — lassen Sie mich das einmal in aller Deutlichkeit sagen — auch gegen das stellen, wozu viele von uns, in allen Parteien dieses Hauses, schon gekommen waren, längst bevor es ein Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gab.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Sagen Sie das Herrn Ahlers!)

    Es war nicht berechtigt, wenn behauptet wurde — und es ist im Vorfeld dieser Debatte behauptet worden —, es würden schwarze Listen geführt, hier werde ein Druck auf Journalisten ausgeübt. Kollege Wörner hat diese Vorwürfe nicht erhoben, aber er hat gesagt, der Informationsstrom werde willkürlich gelenkt, und daraus könne eine Verunsicherung der Journalisten werden. Was soll das heißen? Diejenigen, .die die Behauptung mit den Listen und mit dem Druck auf Journalisten aufgestellt haben, sind den Beweis schuldig geblieben und haben statt dessen geantwortet, es gebe Gerüchte, und eine Aufzeichnung über Gerüchte sei bei einem Notar hinterlegt. Wer solche Behauptungen aufstellt, muß hier oder anderswo den Beweis dafür antreten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Althammer: Das gilt auch für Herrn Ahlers! — Zurufe von der Mitte.)

    Ich finde es verständlich und natürlich, daß sich der Chef des Bundespresse- und Informationsamts leidenschaftlich gegen diese durch nichts bewiesenen Behauptungen gewehrt hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch unerhört!)

    Allerdings füge ich ebenso offen hinzu, keiner darf sich so wichtig fühlen — das gilt für den Staatssekretär wie für den Bundeskanzler —, als daß er nicht noch hinzulernen könnte — das müssen wir alle immer wieder —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist sehr gut!)




    Bundeskanzler Brandt
    und als daß sich nicht auch jeder von uns immer wieder zu bemühen hätte, noch präziser zu formulieren, als es einem manchmal im ersten Ansatz gelingt,

    (Abg. Dr. Stoltenberg: Das reicht aber nicht aus, Herr Bundeskanzler! Das genügt nicht zur Verdeutlichung!)

    als es einem zumal in einer polemischen Abwehr häufig gelingt. Nur auf diesem Hintergrund sind doch die dann böse entstellten Äußerungen

    (Zurufe von der CDU/CSU: Die Originale liegen vor!)

    zu verstehen, die auf Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit vor ein paar Jahren, im Jahre 1968, zurückgingen, als ob ein Mann wie Herr Ahlers irgendwie auch nur in die Nähe von Gedanken an Gewalttätigkeiten in der innenpolitischen Auseinandersetzung gebracht werden könnte.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Aber gesagt hat er es! — Abg. Dr. Stoltenberg meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Lassen Sie mich bitte fortfahren!
    Ich bin und wir sind alle miteinander gegen jeden allgemeinen Angriff auf die Presse, d a s Fernsehen oder gar d i e Journalisten. Aber ich sage ebenso offen: Es gibt neben dem Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit auch eine Pflicht zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung,

    (Beifall bei den Regierungsparteien sowie bei ,der CDU/CSU — Abg. Rasner: Aber Herr Ahlers ist nicht Schiedsrichter!)

    zur wahrheitsgemäßen, nicht einseitig ausgewählten
    und zurechtgemachten Vermittlung von Nachrichten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Demonstrativer Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Wörner: Aber für alle, auch für Herrn Ahlers!)

    Wenn sich Herr Ahlers — da auf ihn in den Zwischenrufen hingewiesen wird — hierzu geäußert hat, dann hat er sich z. B. auch auf Äußerungen höchster deutscher Gerichte über diesen Zusammenhang zwischen dem Recht und der Pflicht berufen können.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Das bezweifelt doch keiner! — Das ist aber doch nicht das Thema!)

    Es gibt zweifellos ein Recht auf Kritik in beiden Richtungen. So wenig es einen Naturschutzpark für Politiker und Regierungsmitglieder gibt, so wenig gibt es einen Naturschutzpark in diesem Land für Verleger, Intendanten, Chefredakteure und Journalisten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und bei. Abgeordneten der CDU/CSU. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Herr Kollege Wischnewski, der hier zitiert worden
    ist, ist Manns genug, sich selbst äußern zu können.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Ahlers!)

    Meine Damen und Herren, die Presse im weitesten Sinne des Wortes wird in ihrer Bedeutung in einem demokratischen Staat kaum überschätzt werden können, und doch muß man bei einer solchen Gelegenheit auch sagen: sie ist keine im Grundgesetz vorgesehene Staatsgewalt. Wer regieren will in diesem Land oder wer die Rolle der parlamentarischen Opposition spielen will, der soll sich gefälligst zur Wahl zum Deutschen Bundestag stellen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich glaube auch, daß das Thema der wirtschaftlichen Konzentration im Bereich der Presse, der Massenmedien nicht tabu sein darf. Deshalb haben wir in der Regierungserklärung gesagt, daß die Fusionskontrolle auch — nicht nur, aber auch, wie in anderen Wirtschaftszweigen auch — für die Presse gelten soll.

    (Abg. Dr. Althammer: Wink mit dem Zaunpfahl!)

    Deshalb haben wir in der Regierungserklärung — ich darf daran noch einmal erinnern — auch gesagt, daß die Regierung beabsichtigt, ein Presserechtsrahmengesetz vorzulegen, und ich kann mir ein solches nicht vorstellen, wenn nicht in ihm das Thema der inneren Pressefreiheit eine bedeutende Rolle spielen wird.
    Übrigens, außerhalb des hier Umstrittenen lassen Sie mich auch sagen: Eine Regierung — und das gilt nicht nur für diese, das hat für frühere gegolten und wird für künftige gelten — hat auch das Recht, wenn gewichtige Interessen — außenpolitische oder andere — auf dem Spiel stehen, gegebenenfalls den Zeitpunkt zu bestimmen — dabei kann sie übrigens manchmal irren —, zu dem sie meint, daß ein Vorgang öffentlich erörtert werden kann, darf oder soll.

    (Abg. Dr. Stoltenberg: Aber sie kann nicht unerwünschte Veröffentlichungen durch Angriffe und Verleumdungen verhindern!)

    Dieser Punkt, auf den ich jetzt hinweise, hat nichts mit Pressefeindlichkeit zu tun, sondern dies ist ein Stück richtig verstandener Staatsraison.
    Ich glaube wirklich, wir sollten zu diesem Thema, das uns vermutlich im Laufe des Vormittags noch weiter beschäftigten wird, hier keinen Theaterdonner veranstalten, sondern miteinander das zurechtrücken, was vielleicht zurechtgerückt werden mußte,

    (Abg. Rasner: Kein Wort zu Steffen, Herr Bundeskanzler?)

    und miteinander an einer verantwortungsvollen, lebendigen Entwicklung unserer Demokratie und des Verhältnisses zwischen den parlamentarischen und den Regierungskörperschaften einerseits und der Presse andererseits arbeiten.
    Herr Kollege Strauß hat gestern in seiner Rede das Wort von einem miesen politischen Stil gebraucht, und es klang davon auch etwas an, wenn auch nicht mit demselben Ausdruck.
    Nun darf ich, ohne dem Teil der Debatte vorzugreifen, der in der nächsten Woche stattfinden soll,



    Bundeskanzler Brandt
    einmal von mir aus drei Fragen stellen. Ich will jetzt nicht von „mies" reden, sondern ich will statt dessen fragen: Ist es ein vertretbarer politischer Stil, der Regierung oder dem Bundeskanzler im Lande mangelnde Verfassungstreue anzudichten
    — ich umschreibe den Vorwurf jetzt noch abgeschwächt —, ohne solche Vorwürfe hier zu erörtern und zu begründen?

    (Abg. Wehner: Sehr richtig!)

    Ich meine, dies ist kein vertretbarer politischer Stil.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der CDU/CSU: Sie weichen doch vom Thema ab! — Zuruf des Abg. Wehner.)

    — Das müssen Sie mir schon überlassen, was ich im Laufe meiner Rede sage.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Rasner: Reine Ablenkung!)

    Nebenbei gesagt, Herr Wörner, sind Sie einer unrichtigen Meldung aufgesessen. Der Außenminister, der heute von seiner Asien-Reise zurückkommt, wird in jedem Augenblick, wenn Sie eine Minute darauf verwenden, bestätigen, daß er keineswegs durch die Reise von Herrn Bahr nach Moskau überrascht worden ist; denn es ist zwischen Herrn Scheel und mir genau diskutiert worden, wer sich der Sache in Warschau, wer sich der Sache in Moskau annimmt. Es ist nur nicht weiter publiziert worden. Sie können ihn danach fragen. Das wollte ich nur in Klammern gesagt haben.

    (Abg. Strauß: Reden Sie doch über Herrn Steffen!)

    Ich wollte zweitens fragen: Ist es ein vertretbarer Stil, wenn der Unterhändler der Bundesregierung abqualifiziert wird — Herr Strauß, Sie mögen von ihm halten, was Sie wollen —, während er dort im Auftrag der Regierung wichtige Gespräche führt? Ich meine, dies ist ein nicht vertretbarer Stil.
    Übrigens: Herr Bahr hat Sie, Herr Strauß, in Moskau einige Tage, bevor Sie ihn angriffen, gegen Vorwürfe in Schutz genommen,

    (Abg. Wehner: Schade!)

    die dort gegen Sie gerichtet wurden, und er hat
    ausdrücklich, wie es seine Pflicht war, festgehalten,

    (Abg. Strauß: Die Propaganda kennen wir doch!)

    daß wir denen widersprechen, die Sie einen Faschisten nennen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Das ist doch die Höhe! Das ist unglaublich! — Abg. Dr. Stoltenberg: Da kann man nur sagen: Wie weit 'sind wir gekommen! — Abg. Strauß: Heute haben Sie einen ganz schlechten Tag! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU.)

    Drittens. Ist es ein vertretbarer Stil, unser hier wiederholt dargelegtes politisches Bemühen,

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU. — Glocke des Präsidenten)

    getragen durch eine Mehrheit, genau abgestimmt mit den Verbündeten, um den Abbau von Spannungen zwischen Ost und West — schwierig, wie es sein mag — ,als ein Verschenken deutscher Interessen hinzustellen?

    (Abg. Strauß: Atomsperrvertrag! ZweiStaaten-Theorie!)

    Ich meine, dies ist kein vertretbarer Stil.
    Herr Kollege Strauß, bei allem, was 'uns trennen mag: ich hätte lieber nicht gelesen, daß der Vorsitzende der NPD vor einer guten Woche in Wertheim zu diesem Ausspruch wörtlich gesagt hat: Das stand schon in unserem Neujahrsaufruf,

    (Abg. Dr. Althammer: Das interessiert uns doch nicht, was der sagt! — Abg. Rasner: Schöner Kronzeuge! — Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU.)

    lange bevor Herr Strauß es jetzt am Aschermittwoch aufgegriffen hat.

    (Pfui-Rufe und große Unruhe bei 'der CDU/ CSU. — Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Schlechter Stil! — Abg. Wehner: Hört! Haart! Das list der Stil der Opposition! — Zuruf von der CDU/CSU: Aufhören!)

    Was den ersten Teil der Ausführungen von Herrn Wörner angeht, so habe ich mich gefragt, ab er an der gestrigen Vormittagssitzung teilgenommen hat oder nicht. Denn gestern ist der Regierung gesagt worden, der Haushalt sei, zumal unter konjunkturpolitischen Gesichtspunkten, noch zu voluminös, er müsse weiter beschnitten werden, und die Opposition werde bei den Haushaltsberatungen für eine solche Beschneidung sorgen.

    (Abg. Dr. Wörner: Prioritäten!)

    Heute hat der Sprecher der Opposition beanstandet, daß für wichtige Schwerpunktaufgaben — diese sehen wir in der Tat nach dem Vortrag heute früh weithin übereinstimmend; ich hatte fast den Eindruck, Herr Kollege Wörner hätte noch einmal in die sozialdemokratischen Perspektiven für den Übergang zu den siebziger Jahren hineingeschaut —

    (Beifall bei der SPD — Abg. Dr. Wörner: Herr Bundeskanzler, es geht um die Wirklichkeit! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    nicht genügend Geld eingesetzt Ist.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Er hat's nicht begriffen! — Zurufe von der CDU/CSU: Nein! — Abg. Rasner: Er kneift laufend!)

    Meine Damen und Herren! Diese Regierung macht kein Hehl daraus, daß sie dann, wenn es notwendig ist, auch ihre eigenen Planung überprüft und korrigiert.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Sie haben's notwendig!)

    — Bitte sehr, wir haben kein Hehl daraus gemacht, als es um den Arbeitnehmerfreibetrag und die Ergänzungsabgabe ging.

    (Abg. Katzer: Es geht um die Wahlversprechen!)




    Bundeskanzler Brandt
    Da haben wir an das Geplante beim Durchrechnen guten Gewissensgeglaubt, Herr Kollege Katzer,

    (Abg. Katzer: Vor der Wahl!) — nein, nicht nur bei 'der Wahl,


    (Abg. Katzer: Vor der Wahl!)

    sondern in der Regierungserklärung, die wir Ihnen am 28. Oktober vorgelegt haben, also nicht nur vor der Wahl. Und wir haben uns nicht gescheut, im Dezember zu sagen: Wir können die dort vorgesetzten Fristen nicht einhalten. Keiner vergibt sich etwas, wenn er auf Grund der Entwicklung bestimmte Korrekturen an seinen eigenen Planungen vornimmt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Dies wird so bleiben. Diese Regierung wird nichts unterbreiten oder weiterverfolgen, was sie in einer konkreten Situation nicht auch finanziell absichern kann. Anders kann das gar nicht sein.
    Wenn wir nun schon von Schwerpunkten sprechen, Herr Kollege Wörner: Es ist einfach nicht richtig — wenn Sie Idle Ziffern freundlicherweise noch einmal anschauen wollen —, daß auf dem Gebiet der Bildung und Wissenschaft nur fortgeschrieben worden sei, sondern wahr ist, daß dieses Gebiet bei den Beratungen im Finanzkabinett und dann im Gesamtkabinett ganz überdurchschnittlich berücksichtigt worden ist, so daß im Rahmen des heute Möglichen eine Priorität unterstrichen worden ist.
    Nehmen Sie die Vermögenspolitik. Herr Wörner
    sagt: Was ist das schon, das 312-Mark-Gesetz zu verdoppeln? — Es sind zwei Dinge dabei, die man nicht unterschätzen sollte. Wir werden auf diesem Gebiet nur schrittweise vorankommen. Die Vorlage, die Ihnen die Regierung dazu demnächst machen wird, wird sich 'dadurch auszeichnen, daß es sich eben nicht nur um eine Verdoppelung handelt, sondern daß bei dieser Verdoppelung die bisherige, sicher von niemandem gewollte, aber tatsächlich eingetretene objektive .Schlechterstellung der Schwächeren überwunden wird.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Kollege Katzer nickt; wir sind hier einer Meinung.
    Und es ist etwas Zweites passiert. Der Bundesinnenminister hat bei seinen Verhandlungen für den öffentlichen Dienst zum ersten Male in einem Tarifvertrag dieser Art dort einen Einstieg zustande gebracht. Dies ist eine Sache von prinzipiell ganz großer Bedeutung, denn das kann und wird hoffentlich bei manchen tariflichen Regelungen außerhalb des öffentlichen Dienstes Schule machen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das kann außerdem, abgesehen von der gesellschaftlichen Bedeutung, gerade in diesem Jahr auch noch konjunkturpolitisch von einem gewissen Interesse sein.

    (Abg. Dr. Stoltenberg: Es kommt leider zu spät, Herr Bundeskanzler! Es kommt zu spät für die aktuelle Lage!)

    Drittens, Herr Kollege Wörner: Umweltfragen. Als Sie 'dazu sprachen, hörte ich — das scheint im-
    mer noch zu belustigen — wieder das Wort vom „blauen Himmel über der Ruhr". Das ist doch interessant; denn die, die sich damals amüsiert haben, haben ja inzwischen, indem sie nun auch von der „Umwelt" reden, gesehen, wie dieses Thema der Luft, des Wassers und vieler anderer Fragen an Bedeutung zunimmt. Nun, diese Regierung sitzt nicht nur in ihren eigenen Büros, sondern sie sitzt in 'der dazu neu eingerichteten Kommission des nordatlantischen Bündnisses — Staatssekretär Dahrendorf kümmert sich hierum besonders — mit den Regierungsvertretern und den Fachleuten unserer verbündeten Länder, um, wie Nixon gesagt hat, diese neue Dimension in der westlichen Zusammenarbeit ernst zu nehmen und daran zu arbeiten.

    (Abg. Rasner: Sie sitzt, ja!)

    Oder nehmen Sie die Mitbestimmung! Diese Regierung wird so, wie sie es angekündigt hat, in diesem — —

    (Abg. Dr. Althammer: Paritätisch! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Nein, diese Regierung wird das tun, was sie angekündigt hat. Sie wird nämlich den Bundestag in diesem Jahr mit dem Entwurf eines modernen Betriebsverfassungsgesetzes befassen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist das, was jetzt möglich ist. Hierauf haben sich die Koalitionspartner verständigt,

    (Unruhe in der Mitte)

    und wir werden Ihnen vormachen, daß wir uns an das halten — diese beiden Parteien —, was wir miteinander ausgehandelt haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Katzer: Was haben Sie vor der Wahl versprochen? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Zugleich wird es, gestützt auf das Biedenkopf-Gutachten, eine, wie ich überzeugt bin, wichtige Debatte geben,

    (Zurufe von der FDP und Gegenrufe von der CDU/CSU)

    und die Regierung wird sich hoffentlich daran beteiligen können und dann sehen, welche nächsten Schritte sich abzeichnen.

    (Abg. Moersch: Gar nichts sagen, Pohle fragen! — Unruhe.)

    Es ist nicht wahr, daß die Sozialdemokraten im Wahlkampf die Wirklichkeit der Bundesrepublik Deutschland geschmäht hätten. Wie sollten sie dies tun können, haben sie doch wie alle anderen Schichten und politischen Gruppen in unserem Volk in den Städten und in den Ländern diese Wirklichkeit, -die aus den Trümmern des letzten Krieges aufgebaut worden ist, mit geschaffen. Wie 'sollten wir diese Wirklichkeit schmähen können?

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Das ist ja Idas Unglaubliche! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)




    Bundeskanzler Brandt
    Aber wir haben gestritten und werden weiter streiten, was man; gestützt auf das so Errreichte, jetzt weiter tun soll, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll.
    Was das Bundeskanzleramt angeht, habe ich auch wieder den Eindruck 'gehabt — so wie bei den Finanzen —: teils zuviel, teils zu wenig. Beim Bundeskanzler: einerseits soll er seine Führungsrolle wahrnehmen, aber andererseits soll die Austattung, ,die er zur Verfügung hat, weit hinter dein zurückbleiben, was sein Amtsvorgänger sich auf diesem Gebiet vorgenommen hatte.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Trifft gar nicht zu!)

    Wenn Herr Ehmke sich .dazu noch äußert — er kennt diese Dinge natürlich besonders gut —

    (Lachen und Zuruf von der CDU/CSU: Besser!)

    dann werden Sie feststellen: alles, was dazu öffentlich erörtert wird, ist ein Teil dessen, was wir hierzu an begründeten Vorschlägen für eine moderne Gestaltung des Bundeskanzleramtes vorgefunden haben, allerdings mit eigenen Überlegungen angereichert, und wir haben eigene Überlegungen zum Teil an die Stelle vorhandener Pläne gesetzt. Aber hier haben wir doch nicht plötzlich die Welt neu entdeckt, sondern diese Debatte ist seit Jahren im Gange, und die Planungsarbeit ist seit Jahren im Gange. Nicht wie irgendeiner: der Bundeskanzler wegen seiner Richtlinienkompetenz, die er nicht preisgeben darf, aber auch der Minister im Kanzleramt, nicht weil er mehr wissen soll als alle anderen, sondern weil er die Voraussetzungen mit dafür schaffen muß, daß alle mehr wissen, als sie heute wissen. Wir haben lange, viel zu lange, so gearbeitet, daß die Mitglieder 'der Bundesregierung — die ja nicht nur Ressortchefs sind, sondern jeder ist auch Teil des Kollegiums „Bundesregierung" — in Wirklichkeit nicht oder nicht rasch genug auf demselben Informationsstand waren. Das, was jetzt geschieht, bezweckt, daß nicht nur der Regierungschef, sondern talle Mitglieder der Bundesregierung rasch genug erfahren, was in den anderen Ressorts vor sich geht, wie das ineinander übergreift, weil es immer mehr Aufgaben gibt, die mehrere Häuser zu gleicher Zeit betreffen. Wir sind gerne bereit, dieses in einem zuständigen Gremium auch unabhängig von einer polemischen Debatte in diesem Hause im einzelnen darzulegen.
    Noch ein Wort, was die Entscheidungen über Beamte angeht. Herr Kollege Wörner, wenn Sie ernsthaft der Meinung sind, es seien Entscheidungen „außerhalb der Legalität" gefällt worden — das haben Sie hier gesagt —, muß ich Sie auffordern, auch hier nicht im Allgemeinen zu bleiben,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    sondern diesen schwerwiegenden Vorwurf zu begründen.