Rede:
ID0602321000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 65
    1. der: 6
    2. des: 4
    3. die: 3
    4. ist: 2
    5. an: 2
    6. Ältestenrat: 2
    7. hat: 2
    8. Geschäftsordnung: 2
    9. Ich: 1
    10. freue: 1
    11. mich: 1
    12. über: 1
    13. allgemeine: 1
    14. Heiterkeit.: 1
    15. Damit: 1
    16. unser: 1
    17. Mittagspensum: 1
    18. persönlichen: 1
    19. Erklärungen: 1
    20. erledigt.Der: 1
    21. heute: 1
    22. mittag: 1
    23. Situation: 1
    24. Vormittags: 1
    25. erörtert.: 1
    26. Der: 1
    27. zu: 1
    28. Auffassung: 1
    29. gekommen,: 1
    30. daß: 1
    31. Regelung: 1
    32. §: 1
    33. 39: 1
    34. festgehalten: 1
    35. werden: 1
    36. soll.: 1
    37. Angesichts: 1
    38. besonderen: 1
    39. Bedeutung: 1
    40. Beratungsgegenstandes: 1
    41. soll: 1
    42. von: 1
    43. einer: 1
    44. engen: 1
    45. Handhabung: 1
    46. abgesehen: 1
    47. werden.\n: 1
    48. Wir: 1
    49. nehmen: 1
    50. nunmehr: 1
    51. unterbrochene: 1
    52. Beratung: 1
    53. Punktes: 1
    54. 4: 1
    55. wieder: 1
    56. auf.: 1
    57. Das: 1
    58. Wort: 1
    59. zunächst: 1
    60. Herr: 1
    61. Bundesminister: 1
    62. für: 1
    63. innerdeutsche: 1
    64. Beziehungen,: 1
    65. Franke.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 23. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1970 Inhalt: Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über. die Lage der Nation im gespaltenen Deutschland (Drucksache VI/223) Dr. h. c. Kiesinger (CDU/CSU) . . 851 A Mischnick (FDP) 860 C Wehner (SPD) 866 A Dr. Gradl (CDU/CSU) 874 D Frau Funcke, Vizepräsident (zur GO) 877 D, 882 B Rasner (CDU/CSU) (zur GO) . . 878 A Mertes (FDP) (zur GO) 878 C Wienand (SPD) (zur GO) . . . 879 D Dr. Wörner (CDU/CSU) (zur GO) . 879 C Schulte (Unna) (SPD) (zur GO) . 879 D Ollesch (FDP) (zur GO) 880 B Dr. h. c. Kiesinger (CDU/CSU) (zur GO) 880 D Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) (zur GO) 880 D Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) (zur GO) 881 B Collet (SPD) (zur GO) 881 D Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) (Erklärung nach § 36 GO) . . . 882 A Fragestunde (Drucksachen VI/222, VI/239) Frage des Abg. Buchstaller: Pressemeldungen über Rücktrittsdrohungen der führenden Generale des Heeres Schmidt, Bundesminister . 882 D, 883 C, D, 884 A, B, C, D, 885 C Buchstaller (SPD) 883 B Dr. Althammer (CDU/CSU) 883 D, 884 A Schmidt (Würgendorf) (SPD) . . . 884 B Josten (CDU/CSU) 884 C, D Horn (SPD) 885 A Dr. Schmitt-Vockenhausen, Vizepräsident 885 A, B, C, D Möhring (SPD) . . . . . . . 885 B Dr. Bußmann (SPD) 885 B, C Fragen des Abg. Hussing: Berufung Professor Grzimeks zur Beratung der Bundesregierung in Fragen des Tier-, Natur- und Landschaftsschutzes Dr. Ehmke, Bundesminister . . . . 886 A II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1970 Frage des Abg. Reddemann: Pressemeldung über den Abschluß eines Vertrages mit der CSSR ohne Berlin-Klausel Dr. Ehmke, Bundesminister . . 886 B, C, D, 887 A Reddemann (CDU/CSU) . . . . . 886 C Dr. Schmitt-Vockenhausen, Vizepräsident . . . . . . . . 886 C Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 886 D, 887 A Damm (CDU/CSU) . . . . . . . 887 A Fragen der Abg. Dr. Klepsch und Damm: Veröffentlichung des Textes eines Abkommens mit Prag über die Entschädigung für Opfer nationalsozialistischer Menschenversuche Dr. Ehmke, Bundesminister . , 887 B, C, D, 888 A, B Dr. Klepsch (CDU/CSU) . . . . 887 B, C Leicht (CDU/CSU) . . . 887 C, 888 A Wehner (SPD) . . . . . . . . 887 D Dr. Czaja (CDU/CSU) 888 B Frage des Abg. Müller (Remscheid) : Entscheidung des Bundessozialgerichts zur Frage der Berufsunfähigkeitsrente Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 888 C, 889 A, B Müller (Remscheid) (CDU/CSU) . . 889 A Dr. Götz (CDU/CSU) 889 B Frage des Abg. Folger: Maßnahmen der Bundesregierung gegen den Arbeitskräftehandel Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 889 C Fragen des Abg. Dr. Czaja: Fortführung der Frauen-Enquete in bezug auf die heimatvertriebenen und geflüchteten Frauen Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär 890 A, B Dr. Czaja (CDU/CSU) 890 B Frage des Abg. Müller (Remscheid) : Aufnahme des Besuchs von höheren Wirtschaftsfachschulen in das Förderungsprogramm der Bundesanstalt für Arbeit Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 890 C, D Müller (Remscheid) (CDU/CSU) . . 890 D Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Finanzierung des Neubaues von Studentenheimen Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär 891 B, C Dr. Müller (München) (SPD) . 891 B, C Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen: Schwierigkeiten in der ärztlichen Notversorgung an Festtagen 891 C Frage des Abg. Leicht: Gewinnung von zahlreicherem Nachwuchs für die Pflegeberufe Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 891 D, 892 B Leicht (CDU/CSU) 892 A Fragen des Abg. Köster: Maßnahmen der Bundesregierung zur Verwirklichung des Europäischen Jugendwerkes — Durchführung eines europäischen Jugendkongresses Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 892 B, C, D, 893 A Köster (CDU/CSU) . . . . . . 892 C, D Fragen des Abg. Jung: Internationaler Erfahrungsaustausch über die Bekämpfung von Grippeepidemien und Schaffung der wissenschaftlichen und finanziellen Voraussetzungen dafür Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär 893 A, B, C, D Jung (FDP) . . . . . . . 893 C, D Bäuerle (SPD) . . . . . . . 893 D Frage des Abg. Burger: Ausbildung von Bewerbern für den Krankenpflegeberuf nach Vollendung des 16. Lebensjahres Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär 894 A, C Burger (CDU/CSU) 894 B Frage des Abg. Burger: Neuordnung der hierarchischen Ordnung in den Krankenhäusern Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär 894 D Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1970 III Frage des Abg. Dr. Riedl (München) : Vorwürfe gegen die Ärzteschaft im Zusammenhang mit der letzten Grippewelle Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 895 A, B Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 895 B Fortsetzung der Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Nation im gespaltenen Deutschland (Drucksache VI/223) Rasner (CDU/CSU) (Erklärung nach § 36 GO) . . . 895 B Schulte (Unna) (SPD) (Erklärung nach § 36 GO) . . . 895 C Dr. Schmitt-Vockenhausen, Vizepräsident (zur GO) . . . 895 C Franke, Bundesminister 895 D Strauß (CDU/CSU) . . . . . . 899 A Brandt, Bundeskanzler . . . 906 D, 924 C Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 909 A Scheel, Bundesminister 914 B Borm (FDP) 918 C Dr. Bach (CDU/CSU) 923 A von Hassel, Präsident (zur GO) . 924 B Dr. Dahrendorf (FDP) 925 A Nächste Sitzung 927 D Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten . . Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Januar 1970 851 23. Sitzung Bonn, den 15. Januar 1970 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 16. 1. Dr. Aigner * 16. 1. von Alten-Nordheim 16. 1. Dr. Bayerl 31. 1. Biechele 23. 1. Dr. Birrenbach 16. 1. Frau Dr. Elsner* 16. 1. Dr. Franz 16. 1. Frehsee 16. 1. Dr. Gatzen 16. 1. Gewandt 16. 1. Dr. Giulini 16. 1. Glombig 16. 1. Dr. Haas 31. 1. Haehser 16. 1. Frau Dr. Henze 31. 1. Dr. Huys 23. 1. Dr. Jungmann 16. 1. Krammig 17. 1. Lücke (Bensberg) 16. 1-. Lücker (München) 16. 1. Michels 16. 1. Dr. Prassler 16. 1. Rawe 15. 1. Riedel (Frankfurt) * 15. 1. Röhner 16. 1. Schirmer 31. 1. Dr. Schulz (Berlin) 16. 1. Struve 17. 1. Dr. Warnke 16. 1. Weigl 16. 1. Winkelheide 31. 1. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manfred Schulte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem der Herr Kollege Rasner nunmehr den Vorwurf der Inobjektivität gegenüber der Frau Präsidentin zurückgenommen hat,

    (Abg. Rasner: Den habe ich nie erhoben!)

    möchte ich meinen Ausdruck der „Unverschämtheit" zu meinem Bedauern zurücknehmen.

    (Große Heiterkeit und Zurufe. — Abg. Köppler: „Mit" Bedauern!)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich freue mich über die allgemeine Heiterkeit. Damit ist unser Mittagspensum an persönlichen Erklärungen erledigt.
Der Ältestenrat hat heute mittag die Situation des Vormittags erörtert. Der Ältestenrat ist zu der Auffassung gekommen, daß an der Regelung des § 39 der Geschäftsordnung festgehalten werden soll. Angesichts der besonderen Bedeutung des Beratungsgegenstandes soll von einer engen Handhabung der Geschäftsordnung abgesehen werden.

(Aha! bei der CDU/CSU.)

Wir nehmen nunmehr die unterbrochene Beratung des Punktes 4 wieder auf. Das Wort hat zunächst der Herr Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen, Franke.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mein Vorgänger, Herbert Wehner, der heute morgen in so kenntnisreicher Weise unser gemeinsames Anliegen hier vertreten hat, hat in diesem Hohen Hause bei anderer Gelegenheit auf das steinige Gelände hingewiesen, auf welchem die Deutschlandpolitik sich bewegen muß. Er hat bei der Gelegenheit hinzugefügt, es sei notwendig, notfalls mit den Fingernägeln nach den kleinsten Erfolgen zu kratzen. Diese sehr beziehungsreichen Ausführungen sollten uns immer bewußt sein, um klar und deutlich zu machen, auf welch schwierigem Gebiet wir uns gemeinsam zu bewegen haben, um uns auch gemeinsam vor Illusionen zu bewahren. Ich möchte daher in dieser Debatte betonen, daß ich — um bei dem Wort zu bleiben — mich ebenfalls mit allen Mitteln bemühen werde, Ansatzpunkte zu suchen und zu finden, um nach Erfolgen, auch nach kleinsten Erfolgen, wenn es sein muß, mit Fingernägeln zu kratzen.
    Ich werde mich bei diesem Bemühen auch nicht von jener unmenschlichen Haltung der anderen Seite irritieren lassen, die erklärt, menschliche Beziehungen, menschliche Belange in den Beziehungen zwischen den beiden Staaten seien zweitrangig. Das kann für uns nicht die Basis sein. Für uns haben die menschlichen Fragen einen sehr hohen Rang und werden bestimmend sein für all das, was wir tun.
    Ich möchte diese Gelegenheit wahrnehmen, um den Zuständigen in der DDR noch einmal die Worte des Bundeskanzlers in Erinnerung zu rufen, die er gestern in seinem Bericht zur Lage der Nation ge-



    Bundesminister Franke
    sprochen hat und auf die heute morgen Herr Kollege Dr. Gradl als der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für innerdeutsche Beziehungen Bezug genommen hat: „Ein Vertrag zwischen der DDR und uns darf nicht zu einer Nebelwand werden, hinter der alle die Menschen belastenden Tatbestände unverändert bleiben."
    Von dieser Aussage ausgehend, sollten wir versuchen, wenigstens auf einigen Gebieten voranzukommen, mit der DDR zu Vereinbarungen zu kommen.
    Da sind, meine ich, zuerst und zunächst die menschlichen Beziehungen zu nennen. Was kann auf diesem Gebiet getan werden? Ich weiß, daß das manchem zu nüchtern und zu sachlich erscheint. Ich bin aber der Meinung: gerade das ist die reale Chance, die sich möglicherweise bietet, wenn überhaupt etwas weitergebracht werden kann in dieser Zeit und mit den Möglichkeiten, die uns zu Gebote stehen. Dabei geht es, meine ich, darum, mit der DDR über Themen zu verhandeln und zu Vereinbarungen zu kommen, deren Regelungen sich unmittelbar auf das Leben der Menschen in beiden Teilen Deutschlands auswirken würden. Ist es vermessen, zu hoffen, daß es zwischen uns Deutschen nicht nur bei den Worten vom guten Willen und von der Geduld bleibt, mit der der Prozeß der Normalisierung der Verhältnisse in unserem Land fortentwickelt werden soll, sondern wir nun daran gehen und praktische Schritte tun können, um in Verhandlungen zu erproben, ob die Bundesregierung und der Ministerrat sich einigen können und wie die zwei Staaten beiderseits ohne Diskriminierung auf der Ebene der Regierung zu vertraglich vereinbarter Zusammenarbeit kommen können? Wie anders sollte und könnte sich der Prozeß der Normalisierung vollziehen? Für die Menschen in beiden Teilen Deutschlands ist und bleibt es unverständlich, daß Grundlagen des Staates erschüttert werden sollten oder erschüttert sein könnten, wenn ihnen gestattet wird, die Gräber ihrer Angehörigen in Ost-Berlin oder am Berliner Stadtrand zu besuchen. Es ist ihnen unverständlich, daß sie nicht auch schon vor Erreichung des Rentneralters in die Bundesrepublik reisen können. Es ist auch nicht verständlich, warum die Grundlagen des Staates erschüttert sein sollten, wenn der Wunsch besteht, mit der eigenen Familie zusammenzukommen. Es ist ebenso unverständlich, daß die Grundlagen eines Staates erschüttert werden können, wenn Verlobte aus beiden Teilen Deutschlands heiraten möchten. Es ist auch unverständlich, warum es nicht möglich sein sollte, jederzeit direkt miteinander zu telefonieren. Es ist ebenso unverständlich, daß es nicht möglich sein sollte, lebensnotwendige Medikamente zu erhalten, die infolge der unterschiedlichen Gegebenheiten so oder so besser zu beschaffen sind. Ebenso unverständlich ist es, daß weder Geschenke in größerem Umfang versandt noch Ferien und Begegnungen hüben und drüben verbracht werden können.
    Das sind an sich sehr nüchterne, schlichte und einfache Themen, und doch sind sie sehr bestimmend für 'das tägliche Leben der Menschen, um die es geht. Warum soll es nicht möglich sein, daß sich Freunde treffen können, wann und wo immer sie wollen, um in freundschaftlich-menschlicher Weise zusammenzukommen und so ¡auch diesen Teil ihres persönlichen Lebens in Freiheit leben zu können?

    (der Bundesrepublik Deutschland möglich sein. Wir sind dabei, ein europäisches Jugendwerk zu schaffen, und wir wollen, daß auch die osteuropäische Jugend sich an diesem Jugendwerk beteiligt. Die Bundesregierung möchte aber, daß dieses europäische Jugendwerk es den jungen Menschen von ¡drüben ermöglicht, einmal in die Bundesrepublik oder auch in das westliche Ausland zu reisen — alles Möglichkeiten, die jetzt noch nicht gegeben sind. Wie wäre es eigentlich — um ein weiteres Beispiel der möglichen Lösungen aufzuzeigen — mit großen Jugendlagern, vielleicht in den bayerischen Alpen oder auf der Insel Rügen, um über diesen Weg, über die jungen Menschen das an Verbindungen zu schaffen, was möglich ist? Das sind nur einige Vorschläge, aber ein solcher Katalog ließe sich sicherlich noch um viele Beispiele verlängern. Manchem mag das sehr geringfügig erscheinen. Zugegeben: es sind ganz bescheidene Dinge, zwischenmenschliche Beziehungen, aber sie sind Millionen Menschen in unserem Volke immer noch vorenthalten. Sich um die Lösung dieser Fragen zu bemühen, sollte sich für alle lohnen. Ich möchte doch noch einmal an das Haus appellieren, die Gespräche im Saal einzustellen. Sie bilden eine ständige starke Geräuschkulisse. Meine Damen und Herren, man hat uns hier einen Vertragsentwurf hergebracht. Aber was bewirkt dieser Vertragsentwurf für die Menschen? Was sind Verträge wert, wenn sie nicht für die Menschen gemacht werden, um deren Probleme es geht? Menschlichkeit kann doch, wenn dieses Wort seinen Sinn behalten soll, nur bedeuten, menschlich miteinander umzugehen. Darum müssen wir uns ständig bemühen im Interesse und in der Verpflichtung gegenüber der Menschlichkeit, zu der wir jederzeit ein vorbehaltloses Bekenntnis ablegen. Dem Hohen Hause sind die Materialien zum Bericht zur Lage der Nation vorgelegt worden. Diesen Bundesminister Franke Materialien ist in der Öffentlichkeit bestätigt worden, ,daß sie sich durch Nüchternheit und Realismus auszeichnen. Im gleichen Sinne möchte ich das zweite Gebiet behandeln, und ich bin überzeugt, daß es bei einigermaßen gutem Willen möglich sein müßte, auf ihm ein Stück voranzukommen. Dabei handelt es sich nicht nur um guten Willen, sondern auch um die Wahrnehmung beiderseitiger Vorteile. Die Bundesregierung geht davon aus, daß Sachpunkte existieren, deren Lösung im Interesse beider Staaten in Deutschland liegt. Niemand kann vernünftigerweise von der anderen Seite verlangen, daß sie mit uns über Fragen verhandelt, die eigenen sachlichen Interessen unüberwindlich entgegenstehen. Aber wir haben doch im Verlauf der letzten Jahre auf beiden Seiten genügend Erfahrungen sammeln können, und wir wissen z. B. aus den Verhandlungen über die Entwicklung des innerdeutschen Handels, daß trotz aller Schwierigkeiten immer wieder Ansatzpunkte gefunden wurden, Ansatzpunkte gefunden werden konnten, um zu einem Abschluß zu kommen. Damit soll nicht gesagt werden, daß dieses Thema ideal gelöst und geregelt wurde, aber es gibt Lösungen, ,es gibt Regelungen, die für beide verbindlich sind. Es ist immerhin beachtlich, daß sich in diesem Bereich des innerdeutschen Handels eine Entwicklung vollzogen hat, bei der wir ganz klar und eindeutig Fortschritte feststellen können, die deutlich machen, in welcher Weise es sich als sinnvoll erwiesen hat, sich einem so nüchternen Thema sehr sachlich zu widmen. Es wurden Fortschritte gemacht, und ich meine, es gibt eine Reihe von Gebieten, auf denen wir unsererseits bereit sind, unter Berücksichtigung der eigenen Interessen und der Interessen der anderen Seite nach Lösungen zu suchen. Der Bundeskanzler hat gestern in seinem Bericht zur Lage der Nation gesagt: Die beiden Staaten auf deutschem Boden sind nicht nur Nachbarn, sondern sie sind Teile einer Nation mit weiterhin zahlreichen Gemeinsamkeiten. Was liegt näher, als daß sie praktische Fragen möglichst vernünftig miteinander regeln? Wir sind dazu bereit. Wenn wir also zuerst versuchen, auf dem wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Bereich vorwärtszukommen, so ist dabei an eine Ausweitung und Erleichterung des innerdeutschen Handels etwa durch öffentliche Bürgschaften und Einrichtung von Krediten zu denken, an den Austausch zwischen den beiderseitigen Energiemärkten, an Energieverbundsysteme. Bei dieser Gelegenheit darf ich noch einmal auf den innerdeutschen Handel und seine Entwicklung zurückkommen und darauf hinweisen, daß im Jahre 1969 allein der Handel im innerdeutschen Bereich um 27 % auf 3,7 Milliarden Verrechnungseinheiten gestiegen ist und weiterhin eine steigende Tendenz aufzuweisen hat. Ich darf auch daran erinnern, daß wir die begonnenen Postund Verkehrsgespräche in Gang gehalten haben und dabei nicht nur in der DDR verhandelten, sondern daß es auch zu Begegnungen hier in Bonn gekommen ist und daß im wechselseitigen Besuch der Beauftragten hüben und drüben das Mögliche ausgelotet wird, um zu vertraglich bindenden Vereinbarungen zu kommen. Daß das ein sehr mühsames Unterfangen ist, ist allen Beteiligten und allen Informierten bekannt, und doch geschieht nichts von selbst, es muß immer beständig und beharrlich daran gearbeitet werden. Es ist also auch an den gemeinsamen Ausbau und die Herstellung neuer Verkehrsverbindungen zu denken, insbesondere Brücken, Autostraßen, Wasserstraßen und Eisenbahnen sowie an verbesserte Postund Telefonverbindungen, auch und gerade an die Herstellung des Telefonverkehrs in ganz Berlin— an sich sehr einfache, ganz nüchterne Themen, aber sie machen das aus, um was es uns geht. Machen Sie sich einmal bewußt, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß die DDR das einzige Land in Europa ist, mit dem noch keine Absprachen über transeuropäische Straßen, Autobahnplanungen, Brückenobjekte, Transitrechte im Binnenschiffsverkehr getroffen worden sind, Fragen, die für das tägliche Geschehen von großer Bedeutung sind und die auch sinnvoll in eine friedliche und gesicherte Zukunft weisen können. Beiträge dieser Art können beachtlich sein. Warum sollten wir uns nicht alle Mühe geben, da zu Ergebnissen zu kommen? Das könnte sehr bedeutsam sein. Was Erleichterungen des täglichen Lebens anlangt, so könnte zunächst daran gedacht werden, verbesserte Reisemöglichkeiten zu schaffen vor allem für Verwandte — mit dem Ziel der Entwicklung eines normalen Reiseverkehrs. Es ist daran zu denken, eine Regelung zu schaffen, die Westberliner Bürgern den Besuch Ost-Berlins in gleicher Weise ermöglicht wie westdeutschen Bürgern. Das wäre ein gewaltiger Schritt voran, und das Bemühen darum sollte tatsächlich nicht zuviel sein. Aber nicht nur im geteilten Berlin, sondern auch entlang der Trennungslinie zwischen beiden Teilen Deutschlands gibt es Probleme, die im Interesse der unmittelbar betroffenen Bevölkerung beiderseits der Demarkationslinie gelöst werden sollten. Kreise und Gemeinden entlang dieser Linie können beispielsweise ihre Nachbarschaftsprobleme nicht lösen, weil es nicht zu Gesprächen kommt. Hier könnten und sollten im Interesse beider Seiten sogar wirtschaftliche und technische Zweckgemeinschaften gebildet werden, um die Probleme, die sich aus dem Gebiet ergeben, zum Wohle beider Seiten lösen zu helfen. Ein weiteres Problem, das auch in den Bereich praktischer Möglichkeiten gehört, wäre die Erleichterung des Zahlungsverkehrs durch innerdeutsche Verrechnung und beiderseitige Bereitstellung von Reisezahlungsmitteln. Auch das ist eine Schwierigkeit, die verhindert, daß sich die Menschen in Deutschland zu erleichterten Bedingungen und Möglichkeiten treffen können. Das sind praktische Aufgaben, die mancher nicht sieht, wenn es um das Thema geht, das uns heute und morgen bewegt und gestern hier bewegte. Aber sie machen Substanz aus, und darum sollte man sie mit dem ganzen Ernst und der Gewichtigkeit sehen und prüfen, um sich der Lösung dieser Fragen zuzuwenden. Bundesminister Franke Ich denke weiter an das Problem des Empfangs von Medikamenten und Geschenksendungen, ich denke an die Familienzusammenführung, ich denke an das tragische und schwierige Gebiet der Kinderrückführung. Manchen ist überhaupt nicht bekannt, daß es da noch in großer Zahl ungelöste Probleme gibt, daß Familien getrennt sind durch das Geschehen, das wir hier gemeinsam überprüfen und würdigen wollen und für das wir zu Lösungen kommen wollen. Soweit es um den menschlichen Bereich geht, ist für die Wissenden auch noch ein großer Komplex besonderer Art dabei zu sehen. Auch dazu ist es erforderlich, daß mit größter Behutsamkeit und Sachlichkeit versucht wird, den betroffenen Menschen die möglichen Erleichterungen zu bringen. Der wissenschaftlich-technische Austausch zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR liegt fast völlig darnieder. Durch einen gewissen Austausch weniger Schriften und durch ganz einzelne Besuche von Wissenschaftlern von hüben nach drüben und umgekehrt wird einiges in Gang gehalten. Wir wünschen einen entbürokratisierten Verkehr zwischen den Hochschulen und Forschungsinstituten und wissenschaftlichen Gesellschaften. Wir wünschen weiterhin zeitgemäße Formen wissenschaftlich-technischer Zusammenarbeit, die schrittweise Freigabe des ungehinderten Bezugs von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. Bei all diesen Fragen, Vorschlägen und Überlegungen übersehen wir natürlich nicht, daß in der DDR dieser Prozeß seinen nötigen Reifegrad offensichtlich noch nicht erreicht hat. Das kann für uns aber kein Grund sein, uns um die Lösung dieser Probleme nicht ständig zu bemühen. Vielmehr können auch diese Probleme durch unser unermüdliches Einwirken darauf drüben bewußter werden. Hinzu kommt wohl auch noch, daß die Selbsteinschätzung des wohlverstandenen eigenen Interesses der DDR erst in Teilbereichen mehr technischer Natur zu offeneren Verhaltensweisen vorgedrungen ist. Der Prozeß der Entwicklung eines größeren Maßes von Eigeninteresse der DDR an der Entwicklung auf den beiderseitigen Vorteil längerfristiger Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland wird sich zögernd und mit Stockungen vollziehen. In Kenntnis dieser Sachlage werden wir unsere Politik fortsetzen. Es widerspricht allen Erfahrungen, wenn man glaubt, diese Entwicklung etwa durch den Versuch forcieren zu können, in Moskau Druck auf Ost-Berlin ausüben zu wollen. Ich würde meinen, wir sollten uns auch damit vertraut machen, daß das politische Verhalten der Regierung in Ost-Berlin auch durch die sachlichen Gesetzmäßigkeiten eines rationalen Einsatzes vorhandener Mittel bestimmt werden kann. Und diese Beurteilung wird auch durch Erfahrungen aus dem Verlauf der in den letzten Monaten begonnenen Verhandlungen zwischen beiden Teilen Deutschlands über eine Reihe von sachlichen Problemen bestätigt. Lassen Sie mich die menschlichen und die Sachfragen, die gelöst werden müssen und über die gesprochen werden muß, noch einmal zusammenfassend nennen. Es geht uns erstens um Vereinbarungen, die die Lebensverhältnisse Millionen betroffener Menschen erträglicher machen, auch und gerade zwischen Ostund West-Berlin. Zweitens geht es uns darum, zu Erleichterungen für Verwandte, Freunde und Nachbarn bei Besuchen und Begegnungen zu gelangen. Drittens geht es uns darum, ungehinderte Familienzusammenführungen zu ermöglichen. Viertens geht es uns um die Freizügigkeit und Verstärkung von Kontakten zwischen Jugendlichen und Studenten durch Besuche und Begegnungen von Jugendgruppen und Schulklassen. Fünftens geht es uns darum, das Wiederzustandekommen eines freien innerdeutschen Sportverkehrs zu erreichen. Sechstens geht es uns darum, einen freien Austausch und Verkehr zwischen kulturellen Institutionen und Vereinigungen zu fördern. Es geht uns siebtens um die Verbesserung des innerdeutschen Handels, und es geht darum, den Bedürfnissen angemessene Postund Telefonverbindungen zu erreichen und die vorhandenen an Zahl auszuweiten. Achtens, es geht weiter um die Herstellung notwendiger Verkehrsverbindungen, um die Entwicklung eines normalen Reiseverkehrs. Meine Damen und Herren! Wir werden und wollen unseren Beitrag leisten, damit in Deutschland mehr Menschenrechte eingeräumt und praktiziert werden. Auch über diese Bemühungen muß das geschehen. Und ich darf noch einmal einen Satz zitieren, den der Bundeskanzler gestern aussprach und der inhaltlich den Ausführungen eines seiner Vorgänger entsprach. Er sagte wörtlich: Ich habe lein gewisses Verständnis dafür, daß es der Regierung in Ost-Berlin um politische Gleichberechtigung, auch um gewisse abstrakte Formalitäten, geht. Ich erwarte entsprechendes Verständnis dafür, daß die Bundesregierung nur dann über vieles mit sich reden lassen wird, wenn dabei gleichzeitig auch Erleichterungen für die Menschen im geteilten Deutschland herauskommen. Meine Damen und Herren, ich bin mir völlig darüber im klaren, daß es schwierig sein wird, mit der Regierung der DDR sachliche Verhandlungen und Gespräche zu führen. Ich weiß auch, daß es dort Kräfte gibt, die kein Interesse an solchen Verhandlungen haben und im Grunde genommen alles blockieren möchten, was ihren persönlichen Machtanspruch gefährden könnte. Die Bundesregierung hat ihre Vorschläge auf den Tisch gelegt, und sie wiederholt dieses Angebot 'erneut. Dabei wissen wir, daß es nicht möglich sein wird, von heute auf morgen die Dinge zu verändern. Aber ich bin davon überzeugt, daß wir sie verändern können, und es wäre gut, wenn in dieser Frage und in diesen Fragen der Nation Regierung und Opposition an einem Strange ziehen könnten und ziehen würden. Wir jedenfalls sind bereit zu sachlichen Gesprächen und Verhandlungen mit der Regierung der DDR ohne Vorbedingungen und ohne Diskriminierung. Und wir sind auch dazu bereit, nach diesen Gesprächen Vereinbarungen zu treffen und Verträge abzuschließen. Das bleibt von uns aus ein ständiges Angebot, um auf dieser Ebene und in diesen Bereichen zu Ergebnissen, zu Bewegungen kommen zu können, Bundesminister Franke die zu einem geregelten Nebeneinander führen können. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Strauß. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! So gut mir — und ich nehme an, allen Mitgliedern meiner Fraktion — der Katalog der Wünsche und Absichten des Herrn Bundesministers Franke gefallen hat — das meine ich ernst und sage es ohne Ironie —, so sehr veranlaßt mich mein Beitrag zu dieser Diskussion, darauf hinzuweisen, daß es sich bei dem, was man auch „innerdeutsche Frage" nennt, mehr um ein Problem der großen außenpolitischen Konstellation und ihrer Abläufe handelt als um den guten Willen der Menschen herüben und drüben, ihr Leben besser zu gestalten. Der Herr Bundeskanzler hat gestern davon gesprochen — nicht mit Unrecht —, daß die deutsche Frage die internationale Politik seit Kriegsende beschäftige. Ich bitte, es nicht als Beckmesserei aufzufassen, wenn ich sage, daß die deutsche Frage mehr bedeutet als das nach dem zweiten Weltkrieg aktuelle oder weniger aktuelle Dauerthema „Teilung Deutschlands und Wiedervereinigung Deutschlands". Ich vertrete seit Jahren sowohl in diesem Hause als auch in Vorträgen und Diskussionen im Inland und Ausland die Auffassung, daß die deutsche Frage ein Problem ist, das über die zeitbezogenen Aspekte — Teilung, Wiedervereinigung — hinausreicht, und daß die deutsche Frage in ihren Ursprüngen, Zusammenhängen, Möglichkeiten und eventuellen Lösungen, über die sich niemand eine klare Prognose erlauben kann, ein Problem ist, das weit in die europäische Geschichte zurückreicht und das deshalb nur aus den Zusammenhängen der europäischen Geschichte — auch in der jetzigen Zeit der Konfrontation der Gesellschaftssysteme — verstanden werden kann. Es ist kein Rückfall in die angeblichen Zeiten des sogenannten kalten Krieges, wenn ich sage, daß wir bei dieser Frage konfrontiert sind. Ich hoffe auch, daß aus der Konfrontation eine Kooperation kommt. Aber es wird vorerst noch eine Konfrontation sein, und ich bin fest überzeugt, daß am Anfang der Verhandlungen, von deren Zustandekommen der Herr Bundeskanzler überzeugt ist, die Konfrontation stehen wird und dann die Hoffnung, daß aus der Konfrontation die Kooperation kommt. Darüber gibt es gar keine Zweifel. (Zuruf von der FDP: Das ist nicht so ganz neu!)