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    Deutscher Bundestag 244. Sitzung Bonn, den 27. Juni 1969 Inhalt: Amtliche Mitteilungen 13601 A Erweiterung der Tagesordnung 13602 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für das Bundesvermögen über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer bebauten Teilfläche des bundeseigenen Grundstücks Flur Nr. 404/23 der Gemarkung München- Milberthofen an die Arbeitsgemeinschaft freier Wohnungsunternehmen „Olympia-Dorf" München (Drucksachen V/4258, V/4490) 13602 A Entwurf eines Gesetzes über den Verkauf von bundeseigenem Gelände in München zur Errichtung frei finanzierter Wohnungen, die während der Olympischen Spiele 1972 als Olympisches Dorf der Männer benutzt werden sollen (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/4491) — Erste Beratung — 13602 B, 13645 C Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des ehemaligen Exerzierplatzes und des ehemaligen Schießstandes in Paderborn an die Stadt Paderborn (Drucksache V/4448) 13602 B Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses über den Jahresbericht 1968 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (Drucksachen V/3912, V/4425) in Verbindung mit Weißbuch 1969 zur Verteidigungspolitik der Bundesregierung (Drucksache V/4100), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes (FDP) (Drucksache V/1741); Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache V/4051) — Zweite Beratung —, mit Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (Drucksache V/4219) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/4463), Mündlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache V/4433) — Zweite und dritte Beratung —, mit Entwurf eines Achten Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes (Drucksache V/3770) ; Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache V/4432) — Zweite und dritte Beratung — und mit Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksache V/4249) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/4464), Schriftlicher Bericht des Innenausschusses (Drucksache V/4424) — Zweite und dritte Beratung — . . . . 13602 C Dr. Klepsch (CDU/CSU) . 13603 A,13603 C Buchstaller (SPD) 13609 A Dr. h. c. Kiesinger, Bundeskanzler 13612 D, 13618 A Mischnick (FDP) 13616 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 244. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. Juni 1969 Schmidt (Hamburg) (SPD) 13618 C, 13641 D Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . 13621 A Jung (FDP) 13623 A Ernesti (CDU/CSU) 13625 C Berkhan (SPD) . . . . . . . 13629 A Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . 13632 A Hoogen, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 13636 D Dr. Schröder, Bundesminister . . 13638 A, 13643 A Ollesch (FDP) 13639 D Josten (CDU/CSU) 13644 D Fragestunde (Drucksachen V/4430, V/4467) Fragen der Abg. Josten, Ramms und Kubitza: Vergiftung des Rheinwassers Dr. von Manger-Koenig, Staatssekretär . 13645 D, 13646 A, B, C, D, 13647 A, B, C, D, 13648 A, B, C, D, 13649 A, B, C, D Josten (CDU/CSU) . . 13646 A, B, 13648 C, 13649 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . . 13646 C Dr. Gleissner (CDU/CSU) . 13646 D, 13647 A Dr. Meinecke (SPD) . . . . . .13647 A, B Jung (FDP) 13647 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 13647 C Frau Dr. Heuser (FDP) . 13647 D, 13649 B, C Ertl (FDP) 13648 A Fragen der Abg. Weigl und Frau Holzmeister: Besetzung von Sozialreferentenstellen an deutschen Auslandsvertretungen Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 13650 A, B, C, D, 13651 A, B, C, D, 13652 B, D, 13653 A, B Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . . .13650 A, B, 13652 D Frau Holzmeister (CDU/CSU) . . . 13650 D, 13651 A, D, 13652 B, D Sänger (SPD) 13651 A, B Dröscher (SPD) 13653 A Fragen des Abg. Dr. Czaja: Konflikt zwischen Nigeria und Biafra Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 13653 B, D, 13654 Ar 13655 A, B, D Dr. Czaja (CDU/CSU) . 13653 D, 13654 A, D Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) .13655 A, B Biechele (CDU/CSU) . . . . .13655 C, D Fragen des Abg. Hirsch: Ansprüche nach dem Bundesentschädigungsgesetz 13655 D Fragen des Abg. Reichmann: Ausfälle an Zolleinnahmen durch Einfuhren aus Drittländern über EWG-Mitgliedstaaten Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . .13656 B, C Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Dauer der Anerkennungsverfahren von Kriegsdienstverweigerern 13656 D Frage des Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern) : Kommandostabsübungen oder Manöver der Sowjetarmee und der NVA . . . 13656 D Fragen des Abg. Jung: Flugsportgruppen — Flugzulage für Propeller- und Hubschrauberpiloten Laufbahnregelung für Propeller- und Hubschrauberpiloten . . . . . . 13657 A Nächste Sitzung 13657 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 13659 A Anlagen 2 und 3 Entschließungsanträge Umdrucke 717 und 731 zu dem Schriftlichen Bericht des Verteidigungsausschusses über den Jahresbericht 1968 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (Drucksachen V/3912, V/4425) 13659 C Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Anfrage des Abg. Weigl betr. Durchführung von Infrastrukturmaßnahmen bei Restriktionen auf dem Baumarkt . . . . 13660 D Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 244. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. Juni 1969 13601 244. Sitzung Bonn, den 27. Juni 1969 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung In der 240. Sitzung muß es auf Seite 13343 C ab Zeile 3 richtig heißen: wenn die Beratungsergebnisse eines Gründungsausschusses, an dem der Bundesminister für wissenschaftliche Forschung und der Bundesminister für Wirtschaft beteiligt sind, über Fragen der Organisation und der Aufgaben den I. T. E. vorliegen. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach 27. 6. Arendt (Wattenscheid) 27. 6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 29. 6. Bading * 27. 6. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 27. 6. Dr. Barzel 27. 6. Prinz von Bayern 27. 6. Bazille 5. 7. Dr. Birrenbach 27. 6. Börner 27. 6. Dr. Brenck 15. 7. Deringer 27. 6. Dr. Dittrich * 27. 6. von Eckhardt 27. 6. Dr. Eckhardt 27. 6. Dr. Even 28. 6. Dr. Friderichs 27. 6. Frieler 27. 6. Freiherr von Gemmingen 27. 6. Dr. Giulini 30. 6. Dr. Götz 27. 6. Graaff 27. 6. Freiherr von und zu Guttenberg 15. 7. Haage (München) 27. 6. Haar (Stuttgart) 27. 6. Hamacher 30. 6. Dr. Heck 5. 7. Hellenbrock 15. 7. Hölzle 27. 6. Hösl 27. 6. Illerhaus * 27. 6. Dr. Ils 4. 7. Jacobi (Köln) 27. 6. Jahn (Braunschweig) 27. 6. Frau Kleinert 4. 7. Klinker * 27. 6. Kriedemann * 27. 6. Freiherr von Kühlmann-Stumm 27. 6. Kunze 15. 7. Lemmer 27. 6. Lenz (Brühl) * 27. 6. Dr. Lohmar 5. 7. Lotze 15. 7. Mauk * 27. 6. Memmel * 27. 6. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 27. 6. Michels 27. 6. Missbach 5. 7. Müller (Aachen-Land) * 27. 6. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Nellen 15.7. Richarts * 27. 6. Dr. Schulze-Vorberg 27. 6. Dr. Schmidt (Wuppertal) 27. 6. Dr. Staratzke 27. 6. Dr. Starke (Franken) 27. 6. Steinhoff 15. 7. Dr. Wahl * 28. 6. Weiland 27. 6. Frau Wessel 15. 7. Frau Dr. Wex 27. 6. Wiefel 27. 6. Dr. Wilhelmi 30. 6. Winkelheide 27. 6. Zink 27. 6. Anlage 2 Umdruck 717 Entschließungsantrag der Abgeordneten Rommerskirchen, Draeger, Ernesti, Dr. Zimmermann, Berger und Genossen zur Beratung des Schriftlichen Berichts des Verteidigungsausschusses (5. Ausschuß) über den Jahresbericht 1968 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages - Drucksachen V/3912, V/4425 -. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, im Rahmen der Fürsorgepflicht für Wehrpflichtige sicherzustellen, daß jedem Grundwehrdienstleistenden Beiträge für eine Unfallversicherung ersetzt werden, sofern die Versicherung nach den Bedingungen eines vom Bundesministerium der Verteidigung zu vereinbarenden Rahmenvertrags von dem Wehrpflichtigen abgeschlossen wurde. Bonn, den 12. Juni 1969 Rommerskirchen Draeger Ernesti Dr. Zimmermann Berger Dr. Althammer Dr. Conring Damm Dichgans Dr. Frerichs Frieler Glüsing (Dithmarschen) Haase (Kassel) Dr. Häfele Hauser (Bad Godesberg) Frau Jacobi (Marl) Josten Frau Kalinke Dr. Klepsch Köppler Lemmrich Dr. Lenz (Bergstraße) Lenze (Attendorn) Lücker (München) Dr. Marx (Kaiserslautern) Meis Frau Mönikes Petersen Picard Rasner Rawe Dr. Reinhard Röhner Stahlberg Dr. Wörner Baron von Wrangel 13660 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 244. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. Juni 1969 Anlage 3 Umdruck 731 Entschließungsantrag der Abgeordneten Schultz (Gau-Bischofsheim), Jung, Ollesch, Mischnick und Fraktion der FDP zur Beratung des Schriftlichen Berichts des Verteidigungsausschusses (5. Ausschuß) über den Jahresbericht 1968 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen V/3912, V/4425 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, den Hinweisen des Wehrbeauftragten dadurch Rechnung zu tragen, daß sie seine Anregungen prüft und gegebenenfalls die nötigen Maßnahmen trifft. Dabei soll sie insbesondere folgende Punkte berücksichtigen: 1. Im staatsbürgerlichen Unterricht und in der aktuellen Information sollten die Vorgesetzten verstärkte Bestrebungen und Aktionen der außer- und antiparlamentarischen Opposition, insbesondere auch Flugblätter und Plakate, behandeln, um auf diese Weise die Soldaten in die Lage zu versetzen, agitatorischen Argumenten und Halbwahrheiten kritisch entgegenzutreten. 2. Bund und Länder müssen durch geeignete Maßnahmen gemeinsam sicherstellen, daß in Zukunft die Wehrtechnik in der Lehr- und Forschungstätigkeit der Universitäten stärker berücksichtigt wird. 3. Gediente Studienbewerber müssen die Möglichkeit erhalten, ohne Zulassungsbeschränkung zu studieren, wobei die sachlichen Zulassungsbedingungen zugrunde zu legen sind, die bestanden, bevor sie zur Bundeswehr eingezogen wurden. 4. Die Einstellungs- und Entlassungstermine der Bundeswehr und die Termine für den Studienbeginn müssen aufeinander abgestimmt werden, damit die gedienten Abiturienten keinen Zeitverlust erleiden. Das gleiche gilt für Prüfungstermine der Industrie- und Handels- sowie der Handwerkskammern. 5. Die Bundesregierung hat zu prüfen, wie die Dienstposten insbesondere der technischen Spezialisten in den Streitkräften sachgerecht bewertet werden können. Dabei muß erörtert werden, ob eine besondere technische Laufbahn zu schaffen ist, weil die nach Dienstgraden ausgerichtete Besoldung heute möglicherweise nicht mehr dem insbesondere im technischen Bereich anzuwendenden Leistungsprinzip gerecht wird. 6. Es ist sicherzustellen, daß insbesondere die einberufenen Soldaten entsprechend ihrer Eignung und Neigung verwendet werden. 7. Es ist sicherzustellen, daß zu Wehrübungen einberufene Reservisten sinnvoll eingesetzt wer- den und daß nicht ein erheblicher Teil der Übungszeit durch Verwaltungsgeschäfte und organisatorische Maßnahmen verloren geht. 8. Es ist sicherzustellen, daß auch Spezialisten, die in den Einheiten unabkömmlich erscheinen, zu laufbahnfördernden Lehrgängen entsandt werden, damit sie in ihrer Beförderung keine Nachteile erleiden. 9. Die Bundesregierung soll gesetzgeberische Maßnahmen vorschlagen, durch die sichergestellt wird, daß Wehrpflichtige auch dann von dem Arbeitgeber ein ungekürztes Weihnachtsgeld erhalten müssen, wenn sie in dem fraglichen Jahr teilweise Wehrdienst abgeleistet haben. Darüber hinaus sollten auch Wehrpflichtige vom Bund ein Weihnachtsgeld erhalten. Beide Maßnahmen wären ein Beitrag zur besseren Wehrgerechtigkeit. 10. Die Wehrstrafgerichtsbarkeit muß so geregelt werden, daß im Ernstfall keine Umstellung gegenüber der Friedenszeit erforderlich ist. 11. Das Handbuch „Die Innere Führung" ist so zu bearbeiten, daß es endlich ein schlüssiges Konzept der Inneren Führung enthält, das für jedermann verständlich ist und im übrigen erschöpfend darstellt, was unter Innerer Führung zu verstehen und wie sie anzuwenden ist. Bonn, den 26. Juni 1969 Schultz (Gau-Bischofsheim) Jung Ollesch Mischnick und Fraktion Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 27. Juni 1969 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Weigl (Drucksache V/4430 Frage 53) Wird die Bundesregierung bei aus konjunkturellen Gründer notwendig werdenden Restriktionen auf dem Baumarkt jene Infrastrukturmaßnahmen ausnehmen, die die Voraussetzung für die Strukturverbesserung wirtschaftlich schwacher Gebiete be deuten, z. B. den Ausbau der Schnellstraße B 15 neu? Die Antwort auf Ihre Frage lautet ja. Die Bundesregierung ist zu einer solchen Haltung schon deshalb verpflichtet, weil die am 23. Januar 1969 vom Konjunkturrat der öffentlichen Hand verabschiedeten „Grundsätze für die Abstimmung der Förderungsmaßnahmen des Bundes, der Länder und Gemeinder in der regionalen und sektoralen Strukturpolitik” den Satz enthalten: „Konjunkturdämpfende Maßnahmen sollen nicht auf strukturpolitisch wichtig Maßnahmen angewendet werden".
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    Rede von Dr. Karl Mommer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das Wort hat der Abgeordnete Schultz (Gau-Bischofsheim).
    Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst möchte ich mich bei dem Kollegen Ernesti und auch dem Kollegen Berkhan dafür bedanken, daß sie bereit sind, hier ganz gegen alle Übung einen Entschließungsantrag der Freien Demokraten anzunehmen.
    Allerdings darf ich dazu vielleicht doch bemerken, daß das, was darin steht, sicherlich im Verteidigungsausschuß diskutiert worden ist. Aber ich meine, daß das, was wir diskutiert haben, natürlich ein sehr viel stärkeres Gewicht bekommt, wenn das Plenum einer solchen Entschließung zustimmt, als wenn wir nur im Verteidigungsausschuß dem Bundesminister der Verteidigung Empfehlungen geben, er möge doch einmal dieses oder jenes berücksichtigen.
    Nach meiner Meinung kann es nicht mehr damit getan sein, daß wir nur pauschal dem Herrn Wehrbeauftragten für seine Arbeit und für das, was er uns hier an Hilfe geleistet hat, zu danken. Wir sind auch verpflichtet, vor diesem Hause ganz deutlich zu machen, daß das, was hier als nicht in Ordnung befindlich gekennzeichnet worden ist, in Ordnung kommt. Das können wir nicht allein tun, sondern wir bedürfen dazu der Hilfe des Verteidigungsministeriums.
    Nun, lieber Herr Kollege Berkhan, ich möchte den Streit darüber, wie es zu diesem Antrag kam und wie es im Verteidigungsausschuß war, nicht mehr aufgreifen. Ich hätte es nämlich lieber gesehen, wenn der Verteidigungsausschuß hier einen solchen Antrag eingebracht hätte.
    Aber ich frage Sie: Ist es denn wirklich so schwer, einmal zu sagen: „Ich habe mich geirrt"? Ich kenne das Tonband nämlich auch. Wir wollen darauf jedoch nicht mehr eingehen. Ich will es eigentlich nur in dem Sinne sagen — wir sind uns noch nie gegenseitig böse gewesen —: Manches geht in unserem Staat so schwierig zu regeln, um zu vernünftigen gemeinsamen Operationen zu kommen, weil die Menschen viel zuwenig bereit sind, einmal zu sagen: wir haben uns geirrt. Wenn sich Leute dann dazu durchringen, zu sagen, wir haben uns geirrt, und sie ändern daraufhin ihre Meinung, so ist das der große „Umfall" in der Politik.
    Sie, Herr Kollege Berkhan, haben gemeint, daß das Verteidigungsweißbuch heute eigentlich nicht zu debattieren sei; denn es werde ja dem Verteidigungsausschuß überwiesen, und dort könne man die große Diskussion beginnen. Wir Freien Demokraten haben nicht beantragt, daß das Verteidigungsweißbuch heute auf die Tagesordnung kommt. Wenn ich mich aber recht erinnere, hat Ihr Fraktionsvorsitzender am Anfang dieses Jahres einmal gesagt: Dieses Verteidigungsweißbuch muß hier sehr genau und sehr deutlich debattiert werden. Ich bin leider nicht schuld daran, daß das erst heute geschehen kann. Möglicherweise ist es auch so, daß Sie an dem, was ich auszuführen habe, gar keine Beanstandungen haben. Dann brauchen wir gar nicht mehr darauf einzugehen.
    Ich meine aber, daß man sich, wenn dieser Tagesordnungspunkt nun vorhanden ist, eben doch, wenn es auch Freitag ist und nicht so viel Zeit zur Verfügung steht, einige Minuten nehmen muß, um etwas über dieses Weißbuch zu sagen, einfach deswegen, weil wir alle wissen, daß ein neues wahrscheinlich in Vorbereitung und Arbeit ist, und es ganz nützlich ist — auch für den Bundesminister der Verteidigung — zu wissen, was der eine oder andere in diesem Hause darüber denkt.
    Ich möchte mit einem Punkt anfangen, von dem ich meine, daß er im nächsten Weißbuch eine sehr viel stärkere Berücksichtigung finden müßte. Das ist der Punkt, in dem es in dem jetzigen Weißbuch über den Zusammenhang der militärischen und der zivilen Verteidigung geht. Die Feststellung, die in dem Weißbuch getroffen worden ist, verdeutlicht die in unserem Lande zu beklagende mangelnde Koordinierung zwischen militärischer und ziviler Verteidigung. So fasse ich das jedenfalls auf. Zwar wird auf Drucksache V/3683 — Bericht der Bundesregierung über das Konzept der zivilen Verteidigung und das Programm für die Zeit bis 1972 — Bezug genommen und auch daraus zitiert, aber ich bin der Meinung, daß ein entscheidender Punkt in diesem Bericht eben nicht zitiert worden ist. Deswegen möchte ich das hier nachholen. Er lautet:
    Die Wirksamkeit der Gesamtverteidigung ist somit von einem ausgewogenen Aufbau der militärischen wie der zivilen Komponente abhängig; Versäumnisse in dem einen Bereich lassen sich auch nicht durch verstärkte Anstrengungen in dem anderen ausgleichen.
    Weil das nämlich so ist, weil hier eben auf der einen Seite große Anstrengungen gemacht werden, auf der anderen Seite viel zu geringe, ist diese Verteidigung ja auch im Volk draußen nicht glaubwürdig — das ist jedenfalls meine Meinung.
    An dieser gleichmäßigen Planung mangelt es seit Jahren. Das Verhältnis der finanziellen Mittel, die für die militärische und die zivile Rüstung ausgegeben worden sind, verhält sich einschließlich 1969 wie 43 : 1. Praktisch sind also 43 DM für militärische Rüstung und 1 DM für zivile Verteidigung ausgegeben worden. Wenn man die mittelfristige Finanzpla-



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    nung fortschreibt, wird sich das Verhältnis bis 1972 auf 50 : 1 verschlechtern.
    Ich möchte noch einmal auf das Weißbuch eingehen. Das Vorwort im ersten Satz sagt:
    Die Regierungspolitik in allen für unseren Staat wichtigen Fragen muß zu jeder Zeit klar und verständlich sein.
    Ich meine, hier ist die Regierungspolitik eben nicht klar und verständlich. Wir haben zwar in diesem Hohen Haus in großer Kraftanstrengung — zwar nicht so, wie wir es gern gehabt hätten, aber immerhin — erheblich einschneidende Gesetze verabschiedet, die den Verteidigungsfall betreffen. Wir haben sie verabschiedet, aber die praktischen Folgerungen sind nicht gezogen worden, weil das Geld wieder nicht dagewesen ist oder weil es woanders ausgegeben werden mußte, ja, weil man vielleicht gar nicht so weit gehen wollte — was vielleicht auch möglich gewesen wäre —, aus dem Verteidigungshaushalt entsprechende Mittel für die zivile Verteidigung abzuzweigen, wenn es nicht anders geht.
    Ich bin nur der Meinung: wenn die Ausgewogenheit zwischen diesen beiden Bereichen nicht hergestellt wird, wird es nicht an der mangelnden Bereitschaft, für das Volk Dienst zu tun, wird es nicht an der Wehrgerechtigkeit scheitern, sondern dann wird es letzten Endes an diesem Problem scheitern, daß wir zu einer Gemeinsamkeit in unserer ganzen Bevölkerung kommen.

    (Abg. Berkhan: Welches Verhältnis würden Sie als ausgewogen ansehen?)

    — Das sind ähnliche Fragen wie die, die Ihnen vorhin gestellt worden sind. Ich möchte sagen, überlassen wir es der Ausschußberatung. Ich wollte nur einmal auf den Widerspruch hinweisen, und nicht eine genaue Zahl fixieren, wie es nun sein sollte. Ich glaube, der Widerspruch ist deutlich geworden.
    Ich will gar nicht der jetzigen Bundesregierung vorwerfen, daß sie hierfür allein die Schuld trage. Das ist eine Sache, die wir lange mitschleppen. Ich darf für die Freien Demokraten nur vielleicht doch sagen, daß wir, ob in Opposition oder in Koalition, immer wieder versucht haben, in der Frage der zivilen Verteidigung die Dinge in dieser Richtung weiter voranzubringen.
    Wenn man davon spricht, kommt man zwangsläufig zu den Begriffen und den Aussagen, die im Weißbuch unter dem Stichwort „Verteidigungsbereitschaft" stehen. Der Feststellung, daß die Aufgabe, die Freiheit und die Unversehrtheit unseres Landes im Verein mit den verbündeten Mächten zu bewahren, nur erfüllt werden kann, wenn unsere verteidigungspolitischen Anstrengungen von der Verteidigungsbereitschaft der gesamten Bevölkerung, vor allem der Jugend, getragen werden — das ist etwa die Feststellung, die dort getroffen worden ist —, ist nur zuzustimmen. Nun möchte ich aber einmal fragen: Wieweit haben es eigentlich Verteidigungsminister und Bundeskanzler aller Regierungen in der Bundesrepublik bisher verstanden, diese Bereitschaft und das entsprechende Verständnis nicht nur aus Hurra-Patriotismus — darüber ist heute früh genug gesprochen worden —, sondern aus schlichter und einfacher Notwendigkeit, dem Staat zu dienen, zu wecken? Ich bin der Meinung, daß das nicht durch gelegentliche Feststellungen, Dankadressen usw. hier im Bundestag geschehen kann, sondern daß hier eine permanente Überzeugung notwendig ist, eine permanente Überzeugung in Rede und Gegenrede, der sich nicht nur die Fraktionen dieses Hauses und die Parteimitglieder draußen stellen müssen. Das muß natürlich auch innerhalb der Organisationen und Einrichtungen unseres Landes auf Anstoß der Regierung hin geschehen. Ich glaube, daß ein mehr hier für die Zukunft notwendig ist und schon sehr viel früher nützlich gewesen wäre.
    Ich will Ihnen dafür ein Beispiel sagen. Dieser Tage hat der Reservistenverband seine Jahrestagung abgehalten. Da ging es wesentlich ruhiger zu. Zumindest hat diese Tagung keine Rückwirkungen gehabt wie die des Bundeswehrverbandes. Der Reservistenverband schrieb über seine Tagung als Motto: Reservisten — Wehrbürger der Demokratie. Das hat ihm recht schnell — allerdings verhältnismäßig versteckt, auf der dritten oder vierten Seite — eine Rüge in der Gewerkschafts-Wochenzeitung „Welt der Arbeit" eingetragen, in der dieses Motto in die Nähe der Militarisierung gerückt worden ist. Nun bin ich aber der Meinung — und wir alle sind, glaube ich, derselben Auffassung —, daß das Bestimmende der Sicherheitspolitik der NATO und damit der Bundesrepublik die Friedenserhaltung durch Abschreckung ist. Darüber sind wir uns wohl einig. Diese Abschreckung, um den Krieg zu verhindern, beruhte lange Zeit auf dem allein möglichen Einsatz nuklearer Waffen mit allen seinen Folgen. Aus verschiedenen Gründen — ich komme nachher noch einmal darauf zurück — ist diese Art der Abschreckung allein nicht mehr ausreichend. Abschreckung zum Zweck, den Frieden auf dieser Erde zu erhalten, geht, wie ich meine, besonders auch in Mitteleuropa sehr viel mehr von der Bereitschaft aller Bürger eines Staates aus, den, der das eigene Staatsgebiet durch Anwendung militärischer Mittel verletzt, zurückzuwerfen. Was — so möchte ich, eigentlich nur rhetorisch, fragen — gibt es an „konzertierten Aktionen", um diese sehr primitive, aber reale Auffassung Allgemeingut der politischen Überzeugung unserer Bürger draußen werden zu lassen? Wie lange wird es noch dauern, bis verstanden wird, daß Abschreckung im Sinne der Friedenserhaltung nur dann glaubhaft gemacht werden kann, wenn sich die Bevölkerung mit dem Gedanken der Selbstverteidigung identifiziert? Sie kann sich aber nach meiner Auffassung und der meiner Freunde nur dann damit identifizieren, wenn das Verteidigungskonzept klar und einfach als rein defensiv verstanden werden kann und auch eine Überlebenschance übrig läßt. Von da her gesehen wiederum ist der „Wehrbürger" kein militaristischer Begriff, sondern er symbolisiert nur die Tatsache, daß Sicherheit auf der einen erst die Entspannung auf der anderen Seite möglich macht.
    Im Verteidigungsweißbuch ist auch ein Passus eingefügt, der sich mit dem Problem der Vorwarnzeit beschäftigt. Hier möchte ich meinen, daß dieser Punkt im nächsten Bericht doch etwas genauer und



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    besser ausformuliert und ausgedeutet werden muß. Ich meine, daß man hier auf die Unterscheidung zwischen politischer und militärischer Vorwarnzeit mehr eingehen sollte.
    Die erstere wird, so meine ich jedenfalls, länger sein, und in ihr muß und kann politisches Handeln in Gang gesetzt werden. Man kann in dieser Zeit etwas tun, um eine drohende Kriegsgefahr wieder zu reduzieren, sei es, daß man mit der Gegenseite zu Übereinkommen kommt, die einem Konflikt oder einem drohenden Konflikt wieder die Schärfe nehmen, sei es auch, daß man durch ein In-Bereitschaft-Setzen der eigenen Verteidigungskapazität sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich ein deutliches Zeichen setzt. Wir kennen das Wort, mit dem solches Handeln umschrieben wird; es ist das englische Wort „crisis management", was eigentlich nichts anderes bedeutet als Bewältigung einer politischen Krise, die einen Waffengang im Gefolge haben könnte.
    Auch im Falle der Intervention der Sowjetunion und ihrer Verbündeten in der Tschechoslowakei war diese Zeit der politischen Hochspannung vorhanden. Ich kann mir nicht denken — und hier befinde ich mich im Gegensatz zu dem Weißbuch —, daß, wenn es zu einer Konfrontation zwischen den beiden Paktsystemen in Mitteleuropa kämen, nicht eine solche Zeit politischer Hochspannung vorgeschaltet wäre. Man kann sich vorstellen, daß eine Verwicklung der beiden großen Mächte dieser Erde, sagen wir, über
    den Nahost-Konflikt, mit Sicherheit ihre Auswirkungen auf uns in Mitteleuropa hätte. Wir wollen hoffen und wünschen, daß so etwas nicht geschieht, sondern daß es gelingt, auch dieses Problem, das uns sehr naheliegt, schließlich doch „friedlich" zu regeln. Aber von dort aus jedenfalls könnte natürlich immer der Funke überspringen, und wir meinen, daß es dann in der Zeit dieser Spannung doch die Möglichkeit gäbe, entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen zum Überstehen eines solchen Konflikts zu treffen. Dieser Zusammenhang sollte, meine ich, auch im nächsten Weißbuch etwas genauer ausgeführt werden.
    Was das Problem der militärischen Vorwarnzeit anlangt, so muß ich allerdings zustimmen, wenn gesagt wird, daß die Zeit vom Fassen des Entschlusses zur militärischen Intervention bis zur Auslösung nur verhältnismäßig kurz zu sein braucht. Es kommt bei uns aber wohl darauf an, daß eben in der dieser militärischen Vorwarnzeit vorgelagerten politischen Spannungszeit die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. Sie können unterbleiben — davon wird häufig gesprochen — aus Furcht vor Eskalation. Ich möchte dazu meine Meinung sagen: Angst vor Eskalation ist kein crisis management. Wir sind uns natürlich völlig darüber klar, daß wir eine Bundeswehr nur haben und unterhalten müssen, weil die Bedrohung vorhanden ist. Die „Times" hat vor einiger Zeit sehr gut ausgedrückt, unter welcher Art der Bedrohung wir leben:
    Es mag in höchstem Grade unwahrscheinlich sein, daß sowjetische Panzer
    — so schreibt die „Times" —
    diese Grenze zwischen Bundesrepublik und Warschauer Pakt überschreiten. Der Grad der Unwahrscheinlichkeit steht jedoch in direkter Beziehung zu den Panzern auf unserer eigenen Seite und der hierin liegenden politischen Entschlossenheit.
    Es wäre in der Tat töricht, wenn wir darüber hinwegsehen wollten. Wir sind nun allerdings der Meinung, daß es darauf ankommt, im Bereich unterhalb der atomaren Schwelle die Mittel zur Verfügung zu haben, die dem Gegner eine solche Aggression als zu risikoreich und zu gefährlich erscheinen lassen. Daran fehlt es ohne Zweifel noch. Deswegen möchten wir auch die Erläuterungen des Konzepts der angemessenen Reaktion, der flexible response, im Verteidigungsweißbuch sehr viel deutlicher und — wie wir meinen — mehr auf die Realitäten abgestimmt formuliert wissen. Ich will Ihnen nicht die Direktive, die die Grundlage für die flexible response gewesen ist, hier vorlesen. Es genügt, daß wir wissen, über was wir reden. Aber es muß doch deutlich sein und, wie ich glaube, viel deutlicher werden, daß dieses Konzept der flexiblen Antwort die Ablösung des Konzepts der massiven Vergeltung ist, das für elf Jahre vorher, vor dem 9. Mai 1967, gegolten hat. Warum sich diese Doktrin geändert hat, ist hier oft besprochen worden; ich brauche nur das Stichwort „atomares Gleichgewicht" in den Raum zu stellen. Ich meine aber, daß dieses atomare Gleichgewicht auch noch etwas anderes mit sich gebracht hat, nämlich eine sehr viel deutlichere Unterscheidung zwischen nuklearen und konventionellen Waffen. Es bedeutet nämlich, daß Kriege mit konventionellen Waffen unterhalb der nuklearen Schwelle möglich geworden sind, so scheußlich das an sich ist. Aber man muß sich eben, glaube ich, damit abfinden. Es wäre früher eine Auseinandersetzung gar nicht denkbar gewesen, ohne die nuklearen Waffen als prima ratio einzusetzen. Das, was die flexible response heute bedeutet, ist, daß die nuklearen Waffen nunmehr ultima ratio sein könnten, wenn es schließlich darauf hinausliefe. Diese Unterscheidung kommt auch sehr deutlich darin zum Ausdruck, daß sich im Bereich der taktischen Nuklearwaffen der amerikanische Präsident die Entscheidung vorbehalten hat und nicht bereit ist, sie in Hände von Militärs — etwa des Oberbefehlshabers in Europa für die NATO — abzugeben. Ich meine, daß dieser Feststellung die Verteidigungspolitik, das Verteidigungskonzept der Bundesregierung immer noch nicht Rechnung trägt. Sie wissen, was wir hier immer wieder sagen. Wir sind der Meinung, daß wir die konventionelle Rüstung so stark machen müssen, daß wir in der Tat eine Möglichkeit haben, bei einem Angriff eine deutliche Pause zu erzwingen. Es wird bezweifelt, ob wir das erreichen können. Wir meinen, daß wir es können, wenn die Verteidigungsdispositionen und -konzeptionen entsprechend umgestellt werden.
    Wir sind froh, daß zumindest von der militärischen Seite her eine sehr viel deutlichere Sprache gesprochen wird als von der politischen Seite her. Ich darf auf das Interview verweisen, das der Heeresinspek-



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    teur, General Schnez, am 15. März 1969 in der „Bonner Rundschau" gegeben hat und das bisher unwidersprochen geblieben ist. Dort steht am Anfang der Satz: Den Gegner abzuwehren mit taktischen Atomwaffen — und zwar als Form der Kriegsführung — hätte für unser Land ähnliche Auswirkungen wie ein großer Atomkrieg.


Rede von Dr. Karl Mommer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege Schultz, gestatten Sie eine Zwischenfrage von Herrn Kollegen Berkhan? — Bitte, Herr Berkhan.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Wilhelm Berkhan


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Schultz, Sie haben jetzt mehrfach das Wort „wir" gebraucht. Nur zur Klarstellung, weil man es später nachlesen möchte: Ist mit „wir" die Freie Demokratische Partei gemeint, ist mit „wir" die Bundesrepublik Deutschland gemeint, oder ist mit „wir" das Bündnis gemeint, in dem die Bundesrepublik Deutschland ihre militärische Kraft integriert hat?

    (Zuruf von rechts: Pluralis maiestatis!)

    Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) : Ich nehme an, daß das hier der Pluralis maiestatis gewesen ist, wie Sie ganz richtig gesagt haben. Ich meine, die Freien Demokraten vertreten diese Auffassungen. Was ich allerdings von Schnez vorgelesen habe, ist die Auffassung von Schnez, die zufällig mit der der Freien Demokraten übereinstimmt.
    Das Verteidigungsweißbuch hält einen selektiven
    Einsatz von nuklearen Waffen — und das sind wieder die taktischen nuklearen Waffen — für durchaus möglich. Darüber streiten wir uns schon sehr oft. Da sind eben wir, die Freien Demokraten, anderer Auffassung. Nebenbei bemerkt, wieweit sich das Bündnis nicht noch zu einer anderen Auffassung durchringen wird, bleibt abzuwarten. Ich bin da gar nicht so hoffnungslos. Zur Zeit ist dort allerdings etwas anderes im Gange. Die Bundesregierung und die englische Regierung haben innerhalb der nuklearen Planungsgruppe gemeinsam eine Studie über den Einsatz von taktischen Nuklearwaffen ausgearbeitet. Diese Studie ist selbstverständlich wie alle diese Studien geheim, und deswegen ist es schwer, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen. Man kann sich eigentlich nur mit den Meinungen auseinandersetzen, die darüber verbreitet werden.
    Da ist die Frage von Bedeutung, ob es letzten Endes darauf hinausgehen soll, daß im Rahmen der Studie oder als ihre Auswirkung die nukleare Schwelle wieder gesenkt werden soll. Wir, das sind wieder die Freien Demokraten, würden das für eine falsche Politik halten und würden das für einen Rückschritt in der Verteidigungsplanung als solcher halten, weil wir der Meinung sind, daß damit der Spielraum der einzelnen Regierungen zur Bewältigung von Krisen des NATO-Paktes, nicht von Krisen innerhalb der NATO selber, sondern von Krisen mit der gegenüberliegenden Seite, nicht vergrößert, sondern eher verringert würde. Ich bin der Meinung — nun sage ich einmal „ich", Herr Berkhan —, wenn der im Weißbuch dargestellten konventionellen militärischen Kapazität des Warschauer Paktes nichts anderes entgegengestellt werden kann als der selektive Einsatz nuklearer Waffen in einem sehr frühen Zeitpunkt eines wirklichen militärischen Konflikts, dann ist unsere politische Handlungsfreiheit und letzten Endes unsere politische Sicherheit im Augenblick nicht als sehr gut anzusehen. Ist es nicht vielmehr so, daß die Regierungen aller Staaten, die in der NATO vereinigt sind, sich davor scheuen, das Notwendige im Rahmen der konventionellen Verteidigung zu tun, weil angeblich die atomare Komponente billiger ist? Ist das eigentlich richtig, was wir hier machen? Dient das nun wirklich unserer Sicherheit? Praktisch ist an uns die Frage zu stellen: Können wir nicht endlich erkennen, daß Ausgaben für atomare Trägerwaffen keine sinnvolle militärische Ausgabe sind? Wir glauben, daß hier Menschen, Material und Finanzen gebunden werden, die anderswo im Verteidigungsbereich besser eingesetzt und verwandt werden können.
    Wir sagen immer wieder, daß die eigentliche Aufgabe der Bundeswehr im Bereich der konventionellen Verteidigung liegt und daß hier die Modernisierung der Waffensysteme angestrebt werden muß, die Modernisierung allerdings im Verhältnis zur Bedienbarkeit durch normale Menschen. Wir haben in dieser Richtung in der jüngsten Zeit manches getan. Mit Zustimmung der Freien Demokraten ist in diesem Bereich eine ganze Reihe von Beschaffungen vorgenommen worden. Das halten wir für gut und richtig.
    Allerdings sind wir uns auch klar darüber, daß der Einsatzwert der Bundeswehr nicht allein von Bewaffnung und Ausrüstung abhängt, sondern daß er natürlich im wesentlichen von dem bestimmt wird, worüber heute früh schon gesprochen worden ist, nämlich von der Gesamtsituation in personeller, psychologischer und menschlicher Hinsicht. Wir sind froh darüber, daß wir hier das Fachoffiziersgesetz, das Eingliederungsgesetz und dergleichen mehr beschließen konnten. Wir begrüßen die Meinung des Kollegen Ernesti in bezug auf einen gerechten Ausgleich für Soldaten, die auf Grund besonderer Aufgaben sehr viel mehr Dienststunden zu leisten haben. Alle diese Dinge sind notwendig und richtig, und wir hoffen, daß wir im neuen Bundestag schnell zu einer entsprechenden Regelung kommen werden.
    Aber es ist vielleicht doch noch zu sagen, daß eine leistungsorientierte Gesellschaft den Soldaten natürlich auch nach seiner Besoldung und seinem Verdienst bewertet. Schon von daher gesehen ist noch manches zu tun, wenn man die Verantwortung betrachtet, die Einheitsführer, die Unteroffiziere durch die Aufgabe zu übernehmen haben, die ihnen übertragen worden ist.
    Herr Kollege Ernesti hat schon darauf hingewiesen, daß die Ausschöpfung des Reservistenpotentials eine Frage ist, mit der wir uns weiter beschäftigen müssen. Ich stimme Herrn Ernesti voll zu, bin aber der Meinung, daß gerade dazu im Weißbuch viel zuwenig gesagt worden ist. Das muß für uns ein wesentliches Problem in der Zukunft sein. Ich bin der Meinung, daß man hier die Möglichkeit hat, in diesem Bereich die konventionelle Abwehrlücke" zu schließen, ohne daß man entweder an der Rüstungs-



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    last erstickt oder aus Angst vor Selbstmord nichts mehr tut bzw. ihn durch nuklearen Einsatz selbst herbeiführt. Ich bin weiter der Meinung, daß die allgemeine Wehrpflicht nur dann sinnvoll ist, wenn sie auch in bezug auf die Reservisten entsprechend ausgenutzt wird. Daran fehlt es immer noch. Ich frage deshalb: Will man an den alten Strukturen, die wir jetzt haben, auf die Dauer festhalten?
    Ich meine, daß ein Weniger an präsenten Verbänden, dafür voll aufgefüllt mit Menschen, Munition und Material, und ein Mehr an Kaderverbänden im Rahmen einer, möchte ich sagen, Milizarmee, ohne nun genau umschreiben zu wollen, was darunter im einzelnen zu verstehen ist, möglicherweise eine bessere Lösung wäre als das, was wir augenblicklich haben.