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    Deutscher Bundestag 206. Sitzung Bonn, den 13. Dezember 1968 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 11147 A Überschrift des Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes 11147 A Amtliche Mitteilungen . . . . 11147 B, 11163 D Fragestunde (Drucksachen V/3618, zu V/3618) Fragen des Abg. Dr. Hudak: Verhandlungen mit Rumänien über Familienzusammenführung . . . . . 11147 D Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach) : Einreisegenehmigungen für die Fußballmannschaft Torpedo Moskau . . 11148 A Fragen des Abg. Wendt: Pläne der Bundesregierung zur Intensivierung des europäischen Engagements der Jugend — Vorbereitung eines Europäischen Jugendwerks . . . . 11148 A Frage des Abg. Weigl: Aufstieg von qualifizierten Beamten des einfachen Postdienstes in den mittleren Dienst Dr.-Ing. Pausch, Staatssekretär . . 11148 B, C Weigl (CDU/CSU) 11148 C Frage des Abg. Faller: Empfang des Zweiten Fernsehprogramms im Kandertal und Wiesental 11148 D Frage des Abg. Dr. Giulini: Berechnung von Sonderzuwendungen und Weihnachtsgratifikationen für übende Reservisten Köppler, Parlamentarischer Staatssekretär 11149 A, C Dr. Giulini (CDU/CSU) . . . . 11149 C Fragen des Abg. Dichgans: Wechsel zwischen Ministerialtätigkeit und Verwaltungstätigkeit — Förderung des Wechsels von Beamten zwischen verschiedenen Bundesministerien — Ansprüche auf Angestelltenversicherung für ausscheidende Beamte . . . 11149 D Frage des Abg. Dröscher: Auswirkungen der Erhöhung der Renten auf die Richtsätze nach dem Bundessozialhilfegesetz . . . . . . . 11150 A Fragen des Abg. Paul: Einberufung eines Sachverständigenausschusses zur Erarbeitung eines europäischen Abkommens über Durchführung und Auswertung von Volkszählungen Köppler, Parlamentarischer Staatssekretär 11150 B, C Fragen des Abg. Matthöfer: Studie über die Ergebnisse des Warschauer Aufstandes — Tiefflugübungen II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 mit Hubschraubern für den Straßenkampf Köppler, Parlamentarischer Staatssekretär . . 11150 D, 11151 B, C, D Matthöfer (SPD) . . . . . . . 11151 B, C Fragen des Abg. Moersch: Stellungnahme der Bundesregierung zu dem Bericht der Kommission zur Untersuchung der Wettbewerbssituation im deutschen Pressewesen Köppler, Parlamentarischer Staatssekretär . . 11151 D, 11152 A, B, C Moersch (FDP) . . . . . . 11152 A, B, C Dr. Mommer, Vizepräsident . . . . 11152 D Fragen des Abg. Dr. Frerichs: Vorlage des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Zivilprozeßordnung — Reform des Konkurs- und Vergleichsrechts — Neuordnung des gesamten Kostenrechts Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister 11152 D, 11153 A, B, C, D Dr. Frerichs (CDU/CSU) . 11153 A, B, C, D Frage des Abg. Matthöfer: Bestimmungen des Strafgesetzbuchs über Auflauf, Aufruhr und Landfriedensbruch Dr. Dr. Heinemann, Bundesminister 11154 A, B Matthöfer (SPD) 11154 B Moersch (FDP) 11154 B Fragen des Abg. Peters (Poppenbüll) : Gleichstellung der Westküste Schleswig-Holsteins mit den Zonenrandkreisen bei der Besteuerung des Straßengüterverkehrs — Erklärung von schleswig-holsteinischen Kreisen zu Frachthilfegebieten Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . 11154 C, D, 11155 A, B Peters (Poppenbüll) (FDP) 11154 D, 11155 A Fragen des Abg. Porsch: Beschäftigungslage des Bauhandwerks im bayerischen Grenzland — Vergabe von Staatsaufträgen Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 11155 B, D Porsch (FDP) 11155 C Weigl (CDU/CSU) . . . 11155 D, 11156 A Fragen des Abg. Geldner: Auswirkungen der währungspolitischen Maßnahmen auf den Fremdenverkehr Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 11156 A Frage des Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h Möller: Börsenreform zur Verbesserung des Kundenschutzes Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 11156 B Fragen des Abg. Dr. Stark (Nürtingen) : Preissenkung für Betonstahl — Eingreifen der Kommission der Europäischen Gemeinschaften — Lage der deutschen Eisen- und Stahlindustrie Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 11156 C, D, 11157 A Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . 11156 D Fragen des Abg. Dr. Enders: Auswirkung der Richtlinien für die Vergabe öffentlicher Aufträge im Zonenrandgebiet Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär 11157 B, C, D, 11158 A, B, C Dr. Enders (SPD) 11157 C, D Borm (FDP) 11157 D, 11158 A Dr. Mommer, Vizepräsident . . . . 11158 A Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 11158 B Fragen des Abg. Adams: Beibehaltung des Kokskohle-Beihilfesystems 11158 C Fragen des Abg. Strohmayr: Abschlußgebühr der Bausparkassen Dr. Arndt, Parlamentarischer Staatssekretär . . 11158 D, 11159 A, B, C Strohmayr (SPD) . . . 11158 D, 11159 A Rollmann (CDU/CSU) 11159 B Moersch (FDP) . . . . . . . 11159 C Fragen des Abg. Dr. Pohle: Benachteiligung deutscher Montage- firmen in Schweden . . . . . . . 11159 D Fragen des Abg. Dr. Häfele: Arbeitskreis Gesundheitskunde in Mönchweiler (Kreis Villingen) . . . 11160 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 III Fragen des Abg. Dr. Tamblé: Kosten der Vertretung der zum Wehrdienst einberufenen Assistenzärzte — Übernahme durch den Bund . . . . 11160 B Fragen des Abg. Dr. Meinecke: Förderung des Studentischen Arbeitsprogramms aus Mitteln des Bundesjugendplanes Dr. Barth, Staatssekretär 11160 D, 11161 A, B, C, D, 11162A Dr. Meinecke (SPD) . 11161 A, B, D, 11162 A Westphal (SPD) . . . . . . . 11161 C, D Fragen des Abg. Westphal: Abgabe von örtlichen und regionalen Förderungsprogrammen des Bundesjugendplanes an die Länder Dr. Barth, Staatssekretär . . . . 11162 B, D, 11163 A, B Westphal (SPD) . . . 11162 C, D, 11163 A Dr. Meinecke (SPD) 11163 B Abwicklung der Tagesordnung 11163 B Absetzung des Punktes 23 von der Tagesordnung 11163 C Entwurf eines Textilkennzeichnungsgesetzes (Drucksache V/2865); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (Drucksachen V/3604, zu V/3604) — Zweite Beratung — . . . 11163 C Antrag betr. wirksame einheitliche Verbrechensbekämpfung (Abg. Dorn, Frau Dr. Diemer-Nicolaus, Busse [Herford], Moersch und Fraktion der FDP) (Drucksache V/3445) in Verbindung mit Mündlicher Bericht des Innenausschusses über die Berichte des Bundesministers des Innern vom 29. Januar und 24. April 1968 betr. Bundeskriminalamt (Drucksachen V/2525, V/2855, V/3569) Dorn (FDP) . . . . . . 11164 A, 11180 C Hübner (SPD) 11167 B Picard (CDU/CSU) 11170 C Schlager (CDU/CSU) 11173 A Mischnick (FDP) 11177 A Köppler, Parlamentarischer Staatssekretär 11177 B Schmitt-Vockenhausen . . 11179 B, 11180 D Glückwunsch für Abg. Hübner zu seiner Berufung als Polizeipräsident in Berlin . . 11181 B Entwurf eines Gesetzes über die Erhöhung der jährlichen Sonderzuwendung im Jahre 1968 (Drucksachen V/3617, V/3558) ; Mündlicher Bericht des Innenausschusses (Drucksache V/3644) — Zweite und dritte Beratung — Gscheidle (SPD) 11181 C Dorn (FDP) 11182 B Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache V/3488) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/3646), Mündlicher Bericht des Innenausschusses (Drucksache V/3645) — Zweite und dritte Beratung — 11183 B Nächste Sitzung 11183 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 11185 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Zusatzfrage der Abg. Frau Freyh zu ihrer Mündlichen Anfrage betr. Behinderung der Durchfuhr von aus den USA stammenden Flugkörpern nach Saudi-Arabien 11185 D Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen des Abg. Dr. Müller-Emmert betr. Sichtvermerke zur Einreise der polnischen Boxstaffel „Legia Warschau" in die Bundesrepublik 11186 A Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen des Abg. Dr. Schulz (Berlin) betr. Hilfe für die Opfer des Bürgerkrieges in Nigeria 11186 B Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Anfrage des Abg. Buschfort betr. zwischenstaatliche Verhandlungen über die Abschaffung der grünen Versicherungskarte 11186 D Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen des Abg. Spillecke betr. Überführung der Beamten der Luftsicherung in das Angestelltenverhältnis . . . . . 11187 A IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen des Abg. Peiter betr. Ausgabe von Luftpostmarken und Behördendienstmarken 11187 B Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Anfrage des Abg. Peiter betr. Einführung eines Gesundheitspasses 11187 C Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Anfrage des Abg. Rollmann betr. Fusionierung der Zeitschrift „Ost-Probleme" mit einer anderen Zeitschrift 11188 A Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen des Abg. Könen (Düsseldorf) betr. Verhinderung von Steuerbetrug durch Gesetzesänderungen und Kontrollmaßnahmen 11188 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen der Abg. Frau Funcke betr. Einberufung von Reserveoffizieren zu Wehrübungen in der Vorweihnachtszeit 11189 A Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen der Abg. Frau Freyh betr. Rationalisierung des Postscheckdienstes durch Wegfall des gestempelten Lastschriftzettels 11189 B Anlage 13 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Anfragen des Abg. Biechele betr. Folgen einer EWG-Sicherheitsrichtlinie für Ölfernleitungen 11189 D Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 11147 206. Sitzung Bonn, den 13. Dezember 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 13. 12. Dr. Aigner * 13.12. Frau Albertz 13. 12. Dr. Apel * 13. 12. Arendt (Wattenscheid) * 13. 12. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 13. 12. Dr. Arnold 13. 12. Dr. Artzinger * 13. 12. Bading * 13. 12. Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke 13. 12. Bauer (Wasserburg) 13. 12. Prinz von Bayern 13. 12. Bazille 13. 12. Dr. Becher (Pullach) 13. 12. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) 13. 12. Behrendt * 13. 12. Bergmann * 13. 12. Dr. Birrenbach 13. 12. Blumenfeld ** 13. 12. Brück (Holz) ** 13. 12. Dr. Burgbacher 13. 12. Corterier * 13. 12. Deringer * 13. 12. Dichgans * 13. 12. Diekmann 13. 12. Dr. Dittrich * 13. 12. Dröscher * 13. 12. Frau Dr. Elsner * 13. 12. Faller * 13. 12. Fellermaier * 13. 12. Dr. Franz 13. 12. Frieler 13. 12. Dr. Furler * 13. 12. Frau Geisendörfer 13. 12. Gerlach * 13. 12. Graaff 13. 12. Dr. Gradl 13. 12. Haage (München) 13. 12. Hahn (Bielefeld) * 13. 12. Hamacher 31. 12. Illerhaus * 13. 12. Dr. Jaeger 13. 12. Jahn (Marburg) 13. 12. Kahn-Ackermann ** 13. 12. Dr. Kempfler 13. 12. Frau Kleinert 15. 1. 1969 Kriedemann * 13. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 13. 12. Frau Dr. Kuchtner 13. 12. Kulawig * 13. 12. Kunze 30. 4. 1969 Lautenschlager * 13. 12. Lemmer 13. 12. Lemp 13. 12. Lenz (Brühl) * 13. 12. Dr. Lohmar 13. 12. Dr. Löhr * 13. 12. Lücker (München) * 13. 12. Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Mattick 13. 12. Mauk * 13. 12. Frau Dr. Maxsein 13. 12. Memmel * 13. 12. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 13. 12. Metzger * 13. 12. Michels 13. 12. Missbach 13. 12. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 13. 12. Müller (Aachen-Land) * 13. 12. Neumann (Stelle) 13. 12. Prochazka 13. 12. Raffert 13. 12. Ravens 13. 12. Richarts * 13. 12. Riedel (Frankfurt) * 13. 12. Riegel (Göppingen) 13. 12. Dr. Rutschke ** 13. 12. Scheel 13. 12. Schlee 13. 12. Schulhoff 13. 12. Dr. Schulz (Berlin) 14. 12. Seibert 13. 12. Dr. Serres ** 13. 12. Springorum* 13. 12. Dr. Starke (Franken) * 13. 12. Stein (Honrath) 13. 12. Steinhoff 31. 12. Storm 31. 12. Stücklen 13. 12. Dr. Süsterhenn 13. 12. Tobaben 13. 12. Unertl 13. 12. Wagner 13. 12. Walter 13. 12. Frau Wessel 15. 1. 1969 Frau Dr. Wex 13. 12. Wienand 31. 12. Wieninger 13. 12. Dr. Wilhelmi 13. 12. Wurbs 13. 12. *) Für die Teilnahme an einer Sondersitzung des Europäischen Parlaments **) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Arndt vom 11. Dezember 1968 auf die Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Freyh zu ihrer Mündlichen Anfrage *): Sehr verehrte Frau Freyh, in der Fragestunde der 198. Sitzung des Deutschen Bundestages am 27. November 1968 hatten *) Siehe 198. Sitzung Seite 10652 B 11186 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 Sie um Auskunft gebeten, warum die libanesische Regierung einen Transport der in der Bundesrepublik Deutschland zeitweilig sichergestellten Raketenteile durch ihr Hoheitsgebiet abgelehnt hat. Leider war es nicht möglich, darüber genaue Informationen einzuholen, da gegenwärtig keine diplomatischen Beziehungen zwischen dem Libanon und der Bundesrepublik Deutschland bestehen. Vermutlich liegen die Gründe für das Verbot in der besonderen politischen Lage des Libanon, der in dem Spannungsgebiet des Vorderen Orients auf volle Neutralität zwischen den monarchischen und den republikanischen arabischen Staaten achten muß. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Jahn vom 9. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (Drucksache V/3471 Fragen 13-15) : Wird die Bundesregierung dafür Sorge tragen, daß der polnischen Boxstaffel von „Legia Warschau" die für die Austragung von Wettkämpfen gegen den mittelrheinischen Amateurboxverband am 6. Dezember 1968 in Köln und am 8. Dezember 1968 in Bonn erforderlichen Einreisevisa erteilt werden? Nach welchen Gesichtspunkten beurteilt die Bundesregierung die Visaerteilung für Sportler aus Ostblockstaaten, die zu sportlichen Veranstaltungen in die Bundesrepublik Deutschland einreisen wollen? In welchem Umfang ist die Bundesregierung künftig bereit, die Sportbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Ostblockstaaten zu fördern? Wie ich Ihnen bereits telegrafisch mitgeteilt habe, hat die Bundesregierung der polnischen Boxstaffel „Legia Warschau" die Sichtvermerke zur Einreise in die Bundesrepublik erteilt. Über künftige Visaanträge von Sportlern aus Ländern, die sich an der Invasion gegen die Tschechoslowakei beteiligt haben, wird von Fall zu Fall entschieden werden. Die Bundesregierung ist sich bewußt, daß es problematisch ist, den Sport in den Bereich politischer Überlegungen einzubeziehen und trägt dem bei ihrer Entscheidung Rechnung. Sie wird auch künftig die Sportbeziehungen mit den Staaten Osteuropas in Übereinstimmung mit unseren Interessen und im Rahmen des entsprechenden Haushaltsansatzes fördern. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Jahn vom 9. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Schulz (Berlin) (Drucksache V/3574 Fragen 106 und 107) : Hat die Bundesregierung entsprechend der Empfehlung 532 der Beratenden Versammlung des Europarates vom 24. September 1968 bereits allein oder gemeinsam mit anderen europäischen Regierungen bei der nigerianischen Regierung Schritte unternommen, um den Opfern des Bürgerkriegs wirksame Hilfe zukommen lassen zu können? Welche Erfahrungen wurden dabei gemacht? Die Bundesregierung hat die Entwicklung der kriegerischen Auseinandersetzung in Nigeria von Anfang an mit steigender Sorge verfolgt. Sie hat gegenüber der nigerianischen Zentralregierung bei zahlreichen Gelegenheiten offiziell ihre Erwartung einer humanitären Kriegsführung, ihre Sorge um die hungernde Zivilbevölkerung und ihre Hoffnung auf eine baldige Lösung des Konflikts ausgedrückt. Dabei wurden auch Einzelheiten der Übermittlung der Hilfssendungen und des Schutzes des ausländischen Hilfspersonals in Nigeria behandelt. Dies ist auch schon vor der Empfehlung der Beratenden Versammlung des Europarates vom 24. 9. 1968 in Bonn und in Lagos geschehen. Bei Gesprächen des Herrn Bundesministers des Auswärtigen mit dem nigerianischen Informations- und Arbeitsminister Chief Enahoro am 10. September in Bonn und mit dem nigerianischen Außenminister Arikpo in New York am 9. Oktober wurden die Fragen gleichfalls behandelt. Die genannten Kontakte zur nigerianischen Regierung erbrachten positive Reaktionen. Deutsche Sendungen an Nahrungsmitteln, Medikamenten und Fahrzeugen wurden von den nigerianischen Behörden in die von der Zentralregierung besetzten Katastrophengebiete weitergeleitet bzw. durchgelassen. In den besetzten Notgebieten selbst haben die nigerianischen Militärbehörden mit den ausländischen Hilfsteams, darunter auch der Gruppe des Deutschen Roten Kreuzes, zusammengearbeitet und sich bemüht, der notleidenden Zivilbevölkerung zu helfen. Abgesehen von unseren Schritten bei der nigerianischen Regierung haben wir in ständigem Kontakt mit unseren Verbündeten in EWG und WEU gestanden. Nachdem sich im Spätsommer zeigte, daß eine von uns gewünschte gemeinsame politische Aktion der WEU oder der EWG nicht durchzusetzen war, haben wir, besonders in der WEU, unsere Bemühungen um gemeinsame humanitäre Hilfsmaßnahmen fortgesetzt. Dies geschah auf der WEU-Ministerratstagung in Rom am 22. Oktober und in den Beratungen des Ständigen Rates im November und Anfang Dezember in London. Im übrigen hat die Bundesregierung bisher aus Haushaltsmitteln DM 25 Mio für die humanitäre Hilfe für die leidende Zivilbevölkerung in Ostnigeria zur Verfügung gestellt. Die Hilfe wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 13. Dezember 1968 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Buschfort (Drucksache V/3618 Frage 21): Wann werden die bereits vor längerer Zeit angekündigten zwischenstaatlichen Verhandlungen über die Abschaffung der grünen Versicherungskarte zu einem Abschluß kommen? Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 11187 Die Verhandlungen sind noch im Gange. Wann sie zur vollständigen Abschaffung der grünen Versicherungskarte führen werden, läßt sich noch nicht übersehen. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Börner vom 13. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Spillecke (Drucksache V/3618 Fragen 52 und 53) : Ist der Bundesregierung das Ergebnis einer internen Befragung der bei der Luftsicherung tätigen Beamten bekannt, wonach sich von 491 Befragten 84 % für ein Überwechseln vom Beamten- in das Angestelltenverhältnis entschieden haben sollen? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, dem Wunsche dieses Personenkreises zu entsprechen? Zu Frage 52: Nein. Der Bundesregierung ist ein derartiges Ergebnis einer Umfrage bei einem Teil der Beamten des Flugverkehrskontrolldienstes der Bundesanstalt für Flugsicherung nicht bekannt. Zu Frage 53: Keine. Im Hinblick auf die hoheitliche Natur der Tätigkeiten im Flugverkehrskontrolldienst, die zunehmende zivil-militärische Integration der Flugsicherung unter Einschluß der Verbündeten und den Berlinverkehr sieht die Bundesregierung keine Möglichkeit, einem eventuellen Wunsch von Beamten des Flugverkehrskontrolldienstes, in das Angestelltenverhältnis überzuwechseln, zu entsprechen. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr.-Ing. Pausch vom 13. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Peiter (Drucksache V/3618 Fragen 56 und 57): Welcher Auffassung ist die Bundesregierung in der Frage, wieder besondere Luftpostmarken herauszugeben? Welcher Auffassung ist die Bundesregierung in der Frage, wieder besondere Behördendienstmarken herauszugeben? Luftpostsendungen werden gemäß internationaler Vereinbarung mit dem bekannten blauen Klebezettel „Mit Luftpost — Par avion" gekennzeichnet. Es besteht für die Post daher keine Notwendigkeit, besondere Luftpostmarken herauszugeben. Je weniger Markensorten am Schalter bereitgehalten werden müssen, desto praktischer und billiger ist die innerbetriebliche Verwaltung und Abrechnung. Außerdem gibt es betrieblich keine strenge Unterscheidung mehr zwischen Luftpost und anderer Post. Im innerdeutschen Nachtluftpostnetz. werden ebenso wie im Verkehr mit dem europäischen Ausland gewöhnliche Briefe, Postkarten und Postanweisungen zuschlagfrei auf dem Luftweg befördert, wenn sie dadurch schneller beim Empfänger sind. Dienstmarken von Behörden hatten früher die Aufgabe, deren Portokassen besonders zu sichern. Diese Aufgabe erfüllen heute Freistempelmaschinen weit besser. Es besteht deshalb kein Bedarf mehr zur Herausgabe besonderer Behördendienstmarken. Dasselbe gilt für die Kennzeichnung der Marken durch Lochungen. Anlae 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Strobel vom 13. Dezember 1968 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Peiter (Drucksache V/3618 Frage 108) : Welche Vorstellungen hat die Bundesregierung über die Einführung eines Gesundheitspasses für alle Bundesbürger? Die Verwirklichung des immer wieder vorgetragenen Gedankens stößt auf Bedenken, die teils verfassungsrechtlicher Natur sind, teils die ärztliche Schweigepflicht berühren. Die allgemeinverbindliche Einführung eines Gesundheitspasses müßte weitgehende und zuverlässige Angaben vorschreiben. Dazu müßten Erbleiden, Infektionskrankheiten, Geschlechtskrankheiten, Alkoholismus, psychische Krankheiten in der Familie, psychische Störungen, Süchtigkeit und Krebsleiden gehören. Die Bedeutung von Angaben zur Blutgruppenzugehörigkeit sowie des Rhesus-Faktors wird vielfach überschätzt, da im Falle einer notwendigen Blutübertragung bei Unkenntnis der Blutgruppenmerkmale zunächst Blutplasmakonserven und künstliche Blutersatzmittel zur Verfügung stehen, die nach Meinung von namhaften Experten zu keinen Schädigungen führen. Vor einer Bluttransfusion müssen auch bei Angaben der Blutgruppe bestimmte Untersuchungen vom Arzt durchgeführt werden. Die Vollständigkeit der Angaben in einem Gesundheitspaß, die zur ärztlichen Beurteilung des Gesundheitszustandes eines Menschen unentbehrlich sind, müßte durch Gesetz erzwungen und auch überwacht werden. Fehlerhafte Eintragungen können nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Errichtung eines amtlichen Gesundheitskatasters der gesamten Bevölkerung könnte nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt könnte daraus ein unerträglicher Eingriff in die private Sphäre entstehen. Sinngemäß müßte jedermann gehalten sein, den Gesundheitspaß ständig bei sich zu führen, damit bei plötzlicher Erkrankung oder bei einem Unfall sofort eingesehen werden könnte. Damit wäre aber zu befürchten, daß sehr oft Unbefugte vom Inhalt des Gesundheitspasses Kenntnis erhielten. Aus diesen Gründen bin ich in Übereinstimmung mit den Leitenden Medizinalbeamten der Länder sehr skeptisch gegenüber der Einführung eines durch Gesetz vorgeschriebenen allgemeinen Gesundheitspasses. 11188 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 Gesundheitspässe verschiedener Art sind immer wieder im Handel angeboten worden. Es steht jedermann frei, sich auf privater Basis damit auszustatten. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Köppler vom 13. Dezember 1968 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Rollmann (Drucksache zu V/3618 Frage 133) : Wie ist die von der Bundesregierung in der Fragestunde vorn 1. Dezember 1967 (Stenographischer Bericht, Seite 7079 B) erteilte Erklärung über die Notwendigkeit des Fortbestehens der Zeitschrift „Ost-Probleme" damit zu vereinbaren, daß im Oktober 1968 den Lesern mitgeteilt wurde, daß die Zeitschrift „Ost-Probleme" mit einer anderen Zeitschrift fusioniert werden solle? Die auf Ihre Frage schriftlich erteilte Antwort vom 30. November 1967 bezog sich auf seinerzeit angestellte Untersuchungen und auf einen für den Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages vorgesehenen Bericht. In der Antwort wurde angekündigt, daß in diesem Bericht Wege vorgeschlagen werden würden, die sicherstellen, daß die Zeitschrift, wenn auch unter vertretbarer Kürzung des Zuschusses, weitererscheint. Tatsächlich ist das Erscheinen der „Ostprobleme" für das Jahr 1968 unter Minderung der Kosten von 410 000 DM auf 295 000 DM sichergestellt worden. Im Laufe dieses Jahres entstand jedoch eine neue Situation: — Der entsprechende Ausgabetitel im Haushaltsplan 1968 enthält erneut den Hinweis, daß z. Z. geprüft wird, ob die Zeitschrift entfallen kann, — der Bundesrechnungshof verlangte Mitte dieses Jahres eine eingehende und kritische Untersuchung. Daraufhin wurden alle Bezieher der „Ostprobleme" gefragt, ob sie an dem Bezug der Zeitschrift interessiert und bereit seien, ab 1969 einen Abonnementpreis zu zahlen. Die Entscheidung über den Fortbestand der Zeitschrift hängt allerdings nicht allein von dem Ergebnis dieser Umfrage ab. Es sind vielmehr auch Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit notwendig, und es muß geprüft werden, ob das Informationsbedürfnis auch durch anderes Material befriedigt werden kann. Unter diesen Voraussetzungen erschien es angezeigt, die Bezieher auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, daß die Zeitschrift u. U. unabhängig vom Ergebnis der Umfrage eingestellt oder mit einer anderen Zeitschrift fusioniert werden müsse. Die Einstellung der Zeitschrift würde zwar in einem Widerspruch zu der Erklärung vom 30. November 1967 stehen, der jedoch auf dem Ergebnis neuer Untersuchungen beruhen würde. Die Fusion der „Ostprobleme" mit einer anderen Zeitschrift würde der Erhaltung der Substanz der „Ostprobleme" dienen und insoweit auf der Linie der Antwort vom 30. November 1967 liegen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Leicht vom 13. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Könen (Düsseldorf) (Drucksache zu V/3618 Fragen 134 und 135) : Nachdem wiederum ein Steuerskandal in Düsseldorf mit einer Verlustsumme von etwa 1 Million DM durch Manipulationen des früheren Steueroberinspektors Hubertus Niering durch Schwindeleien bei der Rückvergütung von Kapitalertragsteuer (geringere Besteuerung von Dividenden) die Serie solcher Betrügereien durch Beamte und andere Personen, wie im Falle Ermisch, fortsetzt, frage ich die Bundesregierung, ob Überlegungen angestellt werden, durch Änderungen in den betreffenden Gesetzen, Rechtsverordnungen usw. solche Machenschaften unmöglich zu machen oder entscheidend zu erschweren? Besteht eine Möglichkeit, in Verhandlungen mit den Länderfinanzministern zu erreichen, daß die Arbeits-, Aufsichts- und Kontrollmaßnahmen innerhalb und außerhalb der Finanzverwaltung unter Anwendung aller technischen Mittel so gestaltet werden, daß auch hier gesetzwidrige Manipulationen und Betrügereien besser als bisher verhindert bzw. erschwert werden? Die in der letzten Zeit aufgedeckten Steuerbetrügereien, die sowohl durch Bedienstete der Finanzverwaltung als auch durch Außenstehende begangen worden sind und zu ungerechtfertigten Auszahlungen geführt haben, haben den Bund und die Länder zu verstärkten Überlegungen veranlaßt, die bereits bestehenden Sicherungsvorkehrungen zu verbessern. Diese Überlegungen haben ergeben, daß die Verhütung von Betrugsfällen der bezeichneten Art vor allem durch Verwaltungsmaßnahmen erstrebt werden muß. Derartige Maßnahmen sind vom Bundesminister der Finanzen und von den obersten Finanzbehörden der Länder bereits in die Wege geleitet worden. Der Bundesminister der Finanzen hat zur Verhinderung unberechtigter Auszahlungen bei der Umsatzsteuer im Einvernehmen mit den obersten Finanzbehörden der Länder vor allem eine Intensivierung der Prüfungen von Erstattungsfällen im Zusammenhang mit Ausfuhren und Entlastung von Vorräten beim Übergang auf das neue Umsatzsteuersystem angeordnet. Dabei ist auf dem Sektor der Altvorräteentlastung, die wegen des Entlastungssatzes an den Zolltarif anknüpft, auch auf geeignete Bedienstete der Zollverwaltung zurückgegriffen worden. Für die bei den Landesfinanzbehörden zu ergreifenden Arbeits-, Aufsichts- und Kontrollmaßnahmen sind die Länder zuständig. Der Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen hat nach dem Betrugsfall Ermisch u. a. eine eingehende Überprüfung aller mit der Erstattung von Steuern befaßten Stellen angeordnet. Infolge dieser Maßnahme ist der Fall des Steueroberinspektors Niering aufgedeckt worden, von dem Erstattungen von Kapitalertragsteuer nach den Doppelbesteuerungsabkommen erschlichen worden sind. Die organisatorischen Überlegungen des Finanzministers des Landes Nordrhein-Westfalen gehen vor allem dahin, durch den Ausbau der inneren Revision die Ordnungsmäßigkeit des Arbeitsablaufs in den Finanzämtern ständig unter Kontrolle zu halten. Bei den Oberfinanzdirektionen werden zu diesem Zweck besondere Referate eingerichtet werden. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 11189 Die Bundesregierung wird um die ständige Verbesserung und Koordinierung der von den obersten Finanzbehörden der Länder ergriffenen Sicherungsmaßnahmen bemüht sein. Die Bundesregierung ist insbesondere auch bereits seit längerer Zeit bestrebt, das Erstattungsverfahren auf Grund von Doppelbesteuerungsabkommen im Zusammenwirken mit den obersten Finanzbehörden der Länder zu verbessern und zweckmäßiger zu zentralisieren. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Adorno vom 13. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Funcke (Drucksache zu V/3618 Fragen 138 und 139) : Trifft es zu, daß die Bundeswehr auf Einberufung von Reserveoffizieren zu Wehrübungen in der Vorweihnachtszeit besteht, wenn es sich um Einzelhändler handelt? Ist die Bundesregierung bereit, dahin zu wirken, daß im Falle eines Freistellungsantrags eines Einzelhändlers in der Vorweihnachtszeit die Einberufung zu einer Wehrübung auf einen anderen Termin verlegt wird? Generelle Regelungen, die dahin gehen, einzelne Berufsgruppen nur zu bestimmten Jahreszeiten zu Wehrübungen heranzuziehen, sind wegen der Vielzahl der Berufe mit jeweils unterschiedlichen saisonbedingten Arbeitsspitzen nicht möglich. Verbandsübungen würden durch eine derartige Regelung praktisch verhindert. Auch im 4. Quartal 1968 sind Reservisten zu Wehrübungen herangezogen worden. Unter diesen Einberufenen können sich durchaus Reserveoffiziere befinden, die im Zivilberuf Einzelhändler sind. Ob ein solcher Reserveoffizier im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften befristet vom Wehrdienst zurückgestellt oder unabkömmlich gestellt werden kann, wird von der Lage des Einzelfalles abhängen. Bei dessen Beurteilung kann selbstverständlich auch die überdurchschnittliche Belastung einzelner Berufsgruppen in der Vorweihnachtszeit von Bedeutung sein. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr.-Ing. Pausch vom 13. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Freyh (Drucksache zu V/3618 Fragen 140 und 141) : Welche Überlegungen verfolgt die Bundesregierung, um den Postscheckdienst im Zusammenhang mit dem wachsenden bargeldlosen Zahlungsverkehr zu rationalisieren? Wird die Bundesregierung aus der unter zahlreichen Frankfurter Postscheckkunden durchgeführten Meinungserhebung zur Rationalisierung im Scheckdienst durch Wegfall des gestempelten Lastschriftzettels Folgerungen ziehen, nachdem sich über vier Fünftel der Befragten für eine solche Maßnahme ausgesprochen haben? Die Deutsche Bundespost ist seit Jahren mit umfangreichen praktischen Versuchen und organisatorischen Maßnahmen bemüht, den. Postscheck- und Postsparkassendienst zu automatisieren. Im Postsparkassendienst ist dies bereits gelungen. Im Postscheckdienst mit seinen täglich mehr als 4,8 Mio Belegen konnten einige der entgegenstehenden technischen Probleme trotz aller Anstrengungen noch nicht zufriedenstellend gelöst werden. Teilerfolge bei der Rationalisierung wurden erreicht. So werden beispielsweise im sogenannten Klarschriftleseverfahren die Belege bereits maschinell gelesen und ausgewertet. Die Postscheckkunden erhalten dabei Magnetbänder oder Lochkarten für die weitere Bearbeitung ihrer Zahlungseingänge. Durch praktische Versuche wird die Kontenführung mittels EDV-Anlagen und die maschinelle Belegbearbeitung vorangetrieben. Die maschinelle Belegbearbeitung wird beim Postscheckamt Frankfurt/Main erprobt. Dabei wurde auch untersucht, ob der Lastschriftzettel entfallen kann. Während vier Fünftel der befragten Kunden keine Einwendungen gegen einen Wegfall des Lastschriftzettels erhoben, hielt ihn jedoch ein Fünftel nicht ohne Ersatz für entbehrlich. Mit der Automatisierung wird der Lastschriftzettel aber wegfallen, weil dann die entsprechenden Angaben auf dem Kontoauszug ausgedruckt werden können. Mit Rücksicht darauf, daß 20 v. H. unserer Kunden die Lastschrift unbedingt benötigt und in Erwartung der angestrebten Automatisierung haben wir vorerst den Lastschriftzettel beibehalten. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Strobel vom 13. Dezember 1968 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Biechele (Drucksache zu V/3618 Fragen 142, 143 und 144) : Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Innenministers von Baden-Württemberg, W. Krause, über die gefährlichen Folgen der EWG-Richtlinie für Ölfernleitungen, die im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg Nr. 97 vom 4. Dezember 1968, Seite 3, so zusammengefaßt wird: Innenminister Walter Krause hat sich energisch gegen den von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften betriebenen Erlaß einer nach seiner Auffassung vollig unzureichenden „Sicherheitsrichtlinie" für Ölfernleitungen gewandt. Die Verwirklichung dieses Entwurfs würde die Bemühungen Baden-Württembergs um die Gewässerreinhaltung erheblich gefährden und die Sicherheitsvorschriften für Ölfernleitungen untragbar abschwächen. Unzureichend seien insbesondere die Vorschriften über die Rohrdicken, die Auffangräume für auslaufendes Öl, die Mindestprüfzeiten und den Prüfdruck. Die Kommission sei für den Erlaß einer solchen Richtlinie zudem gar nicht zuständig. Teilt die Bundesregierung die Auffassung des Innenministers von Baden-Württemberg, W. Krause, daß der Richtlinienentwurf zumindest eine mittelbare Gefahr für die Sicherheitsvorschriften der ENI-Leitung am Bodensee bedeutet, weil allgemeine Erleichterungen der Sicherheitsbestimmungen die Forderungen begünstigen würden, die ENI-Sicherheitsvorschriften zu reduzieren? Was beabsichtigt gegebenenfalls die Bundesregierung zu tun, um die durch die EWG-Richtlinie provozierten Gefahren für die Sicherung der Ölfernleitungen und damit für die Sicherung der Gewässerreinhaltung abzuwehren? Die Bundesregierung teilt im wesentlichen die Bedenken gegen ein Inkrafttreten des Richtlinienvorschlages der Kommission der Europäischen Gemeinschaften. Sie ist der Meinung, daß der Richt- 11190 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 linienvorschlag bei weitem nicht die Sicherheitsanforderungen, die in der Bundesrepublik für notwendig gehalten werden, garantiert. Da darüber hinaus die Vorschriften weit über eine notwendige Harmonisierung im Sinne des allgemeinen Programms zur Beseitigung technischer Handelshemmnisse im innergemeinschaftlichen Warenverkehr hinausgehen, hält die Bundesregierung eine Beschränkung für notwendig. Sie hat beantragt, die Position „Ölfernleitungen" zu beschränken auf eine „Richtlinie über die Qualität von Rohren und sonstigen Bauelementen für den Bau von Ölfernleitungen". Mit dieser Einschränkung würde außerdem erreicht, daß sich die Richtlinie nicht mehr auf die besonderen Sicherheitsanforderungen im Interesse des Gewässerschutzes erstrecken würde. Mit dem Antrag der deutschen Delegation würde erreicht, daß die Sicherheitsvorschriften der ENI-Leitung überhaupt nicht berührt würden und damit die geschilderte Besorgnis nicht in Betracht kommen kann. Die Bundesregierung darf darauf hinweisen, daß eine Gemeinschaftsregelung nur einstimmig erlassen werden kann. Die Bundesregierung wird daher einer Regelung nur zustimmen, wenn sichergestellt ist, daß eine Abschwächung der deutschen Sicherheitsanforderungen nicht eintreten kann. Sie wird sich dabei an die Anforderungen halten, die in der soeben fertiggestellen „Richtlinie für Fernleitungen zum Befördern gefährdender Flüssigkeiten" (RFF), der u. a. auch die obersten Wasserbehörden der Länder zugestimmt haben, festgelegt sind.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manfred Schlager


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Nein, Herr Kollege, natürlich will ich die erste Lesung nicht vorziehen, aber ich glaube, im Hinblick auf den Wellenschlag, den diese beiden Anträge verursacht haben, ist es vielleicht doch angezeigt, hier kurz zu diesem Problem zu sprechen, einfach auch deshalb, Herr Kollege, weil das, wie wir es verstehen, auch mit der wachsenden Kriminalität im Zusammenhang steht. Ich habe vorhin eingangs meiner Einführungen schon gesagt, daß Ihr Antrag allenfalls einen Aspekt der wachsenden Kriminalität anspricht. Wir müssen — schon aus optischen Gründen und in der Verantwortung gegenüber unserem Volk — die Dinge aber doch etwas breiter darstellen. Dazu gibt die heutige Debatte durchaus Anlaß. Ich meine jedenfalls, wir sollten das hier ansprechen.
    Viele Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften, vor allem in den Großstädten, vertreten nun die Ansicht — daran kommen Sie nicht vorbei, Herr Kollege Dorn; wir haben uns dieses Material sehr genau angesehen; es wurde ja auch im Hearing Entsprechendes bestätigt —, daß die gesetzliche Neuregelung des Haftrechts bei der Bekämpfung der Kriminalität doch zu großen Schwierigkeiten führt. Vor allem die Berufsverbrecher begehen vor ihrer rechtskräftigen Verurteilung und Strafverbüßung eine Vielzahl weiterer Straftaten. Nach den Erfahrungen der Praxis nehmen sie wegen der bevorstehenden Bestrafung — nun hören Sie zu, Herr Kollege — in aller Regel keine Arbeit mehr auf. Sie zeigen auch im Hinblick auf die zu erwartende Strafe vielfach eine gewisse Gleichgültigkeit. Ihre verbrecherische Neigung und ihre wirtschaftliche Zwischensituation verleiten sie dann eben dazu, weitere Bleichgelagerte Straftaten zu begehen. Gerade die „schweren Jungen" gehen, wenn sie einmal erwischt worden sind, aufs Ganze. Diese Tatsache ist mit eine Ursache für die wachsende Kriminalität. Ich glaube, all dies gehört zur Vervollständigung des Problems in die heutige Debatte.
    Nun ist es so, daß sich bei den erfahrenen Verbrechern schwer nachweisen läßt, daß sie fliehen
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 11175
    Schlager
    wollen, weil sie darin geübt sind — manchmal auch mit Hilfe einer nicht gerade recht getreuen Beratung —, den Nachweis eines festen Wohnsitzes, einer sozialen oder familiären Bindung zu präparieren. Der jetzt objektiv gefaßte Begriff der Fluchtgefahr läßt dem Richter im Gegensatz zu dem noch subjektiv gefärbten Begriff des Fluchtverdachtes in der alten Fassung der Strafprozeßordnung eben nur noch einen ganz engen Wertungsspielraum.
    Nach Ansicht der Antragsteller erschüttert es daher das Rechtsbewußtsein breitester Schichten unseres Volkes in einer gesellschaftlich und politisch nicht zu verantwortenden Weise, daß es gerade dem gefährlichen Kriminellen derzeit möglich ist, sozusagen unter den Augen der Polizei laufend in erheblicher Weise weiter gegen die Gesetze zu verstoßen, ohne daß man dem vorbeugen kann.

    (Zuruf des Abg. Dorn.)

    — Herr Kollege Dorn, Sie müssen deutlicher sprechen; ich kann Sie leider nicht verstehen. Aber ich gestehe Ihnen selbstverständlich gern wieder eine Zwischenfrage zu.
    Ich möchte aber noch eins abschließend sagen. Der Haftgrund der Wiederholungsgefahr steht natürlich ganz eng unter dem Prinzip, dem Gebot der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Haft wegen Wiederholungsgefahr darf nicht ausgesprochen werden, wenn sie zur Bedeutung der Sache und der zu erwartenden Strafe außer Verhältnis steht, wobei wir uns dann noch — das wäre die erste Lesung, Herr Kollege — zu den Modalitäten der beiden Entwürfe im einzelnen zu äußern haben werden.
    Im übrigen kann nicht unerwähnt bleiben, daß auch die mit der sogenannten Gesamtstrafenbildung verbundene Strafmilderung tatsächlich zu neuerlichen Straftaten vor der Bestrafung reizt. Es reizt natürlich zu weiteren Straftaten an, wenn für Straftaten, die man noch schnell nach dem Entdecktwerden bis zur Straßverbüßung begeht, nur noch um ein Geringes mehr bestraft wird. Auch um dieses Problem werden wir uns kümmern müssen.
    Nun wehre ich mich gegen den Vorwurf, wir würden jetzt mit der Ausdehung dieses Haftgrundes der Wiederholungsgefahr über die Sexualdelikte hinaus den Weg des geringsten Widerstandes gehen, wie es eine hessische Tageszeitung geschrieben hat. Diese Zeitung meint, wir sollten statt dessen die Polizei verstärken, besser bezahlen und endlich modernisieren. Das ist in der Tat — ich verkenne das nicht — einer der wesentlichsten Beiträge überhaupt zur Bekämpfung der wachsenden Kriminalität: die Polizei mit Sachmitteln, mit Personalmitteln und auch mit Spezialisten zu verstärken. Aber es ist nicht der einzige Weg. Die Forderung nach besserer Ausstattung ist natürlich leichter erhoben, als sie in einer Zeit der Vollbeschäftigung und der ständigen Etatnöte verwirklicht werden kann. Das von mir zitierte Blatt stellt dann auch seine Kritik ungewollt in die richtige Proportion hinein, wenn es nämlich auf derselben Seite in seiner gestrigen Ausgabe in einem kritischen Beitrag zur hessischen Politik feststellt, der hessische Kultusminister Schütte verliere als einer der progressivsten Kulturpolitiker von Tag zu Tag mehr an Nimbus, weil es ihm nicht gelinge, genügend Geld für seine Reformen locker zu machen. Das ist eben des Pudels Kern auch für uns hier. Vor allem die Ausstattung mit genügend Personal hat heute ihre natürlichen Grenzen. Das möchte ich auch sagen, Herr Kollege Dorn, zu Ihrem Vorschlag, unseren Polizisten Schreibkräfte an die Seite zu stellen. Das hört sich theoretisch gut an, aber die praktische Durchführung dürfte sehr viel mehr Schwierigkeiten machen. Aber darüber zu reden werden wir sicher auch noch Gelegenheit haben.
    Sicherlich würde es die Steigerung der Kriminalität bremsen, wenn wir die Personalstärke vor allem jener Polizeieinheiten entscheidend vergrößern könnten, die unmittelbar mit der Verbrechensbekämpfung und der Aufklärung von Straftaten zu tun haben. Aber hier werden auch schon eine Reihe von Wegen gegangen. Ich erinnere an die Politessen, die den ruhenden Verkehr überwachen. Es ist überhaupt das Problem, daß sich die Polizei vielzuviel mit der Verkehrsregelung abgeben muß, anstatt die Verbrechensbekämpfung forcieren zu können. Im Hearing wurde uns ja bestätigt, daß die größten Erfolge in der Verbrechensbekämpfung dort sind, wo die Täter mehr als anderswo auf frischer Tat gefaßt werden können, wo das Risiko des Gegriffenwerdens größer ist und die Chance, nicht entdeckt zu werden, geringer ist, wo die Polizei im Bild unserer Städte wieder präsenter wird und sich damit das Risiko des Entdecktwerdens gerade auch für die Gelegenheitsstraftaten entscheidend vergrößert.
    Im Hinblick auf die fortschreitende Technisierung, die auch dem Verbrechertum neue Wirkungsmöglichkeiten eröffnet, kommt aber auch der Aus- und der Fortbildung des Personals sowie der Verwendung von Spezialisten aus anderen Berufen eine immer größere Bedeutung zu. Wir werden die besoldungsrechtlichen Konsequenzen hieraus für das Polizeiwesen, aber auch in ihrer Auswirkung auf das gesamte Besoldungsgefüge sorgfältig zu prüfen haben. Ob man wegen der notwendigen Einstellung von Fachleuten z. B. für die elektronische Datenverarbeitung mit dem herkömmlichen Besoldungsrecht noch auskommen wird, ist eine sehr schwierige Frage.
    In diesem Zusammenhang stellt sich aber auch die Frage einer besseren Fortbildung, nicht zuletzt auch im Hinblick darauf, daß durch die Elektronik mancher Arbeitsplatz — z. B. durch Auflösung von Karteien — verlorengehen wird. Hier wird natürlich Personal frei, und es ist die Frage, wie man dieses Personal zweckmäßig, vielleicht nach entsprechender Umschulung, verwenden kann. Hier wird es aber eines großen psychologischen Einfühlungsvermögens und sozialer Fürsorge des Dienstherrn bedürfen, um mit diesem Personalproblem fertigzuwerden. Wir sind im übrigen der Ansicht, daß die Laufbahn des höheren Polizeidienstes und seine Aus- und Fortbildung ,einer Reform bedürfen, ohne daß deswegen nun die Einheitslaufbahn der Polizei aufgegeben werden muß.
    11176 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968
    Schlager
    Weil ich gerade die Aus- und Fortbildung anspreche, möchte ich doch einen Kriminalbereich besonders herausgreifen, für den die Ausbildung von besonderer Bedeutung ist, nämlich den Bereich der Wirtschaftskriminalität, auch auf die Gefahr hin, daß der Kollege Dorn mich wieder „rügt". Gerade wirtschaftsdeliktisches Verhalten ist einer Aufklärung nur zugänglich, wenn der Polizeibeamte, der Richter, der Staatsanwalt auch über das nötige spezifische Rüstzeug, die nötigen Fachkenntnisse im Wirtschaftsleben verfügen. Aber gerade hier stehen sich wie in einem Zweikampf der kenntnisreiche — und daher noch übermächtige — Verbrecher und die bisher nur mangelhaft ausgebildeten Strafverfolgungsbehörden gegenüber. Gerade der Wirtschaftsverbrecher bedient sich aller Massenmedien, aller Verkehrsmittel, zahlreicher Nachrichtenverbindungen und nicht zuletzt einer ausgeklügelten gesellschaftsfeindlichen Rechtsberatung. Die Verfolgung einer Vielzahl von Straftaten mit Millionenschaden ist offensichtlich mangels ausreichender Sachkunde ergebnislos geblieben. Hierdurch wird verdeutlicht, daß die Polizei, der Staatsanwalt und der Richter in dem Erkennen wirtschaftsdeliktischen Verhaltens nachdrücklicher zu schulen sind und daß die mangelnde Ausbildung mit eine Ursache für die wachsende Kriminalität gerade auf diesem Gebiet ist.
    Die beste Fortbildung der Beamten ist natürlich der ständige Kontakt im Bereich der Wirtschaftskriminalität zwischen Staatsanwalt und Polizei sowie die fortgesetzte Auswertung kaufmännischer
    ) Verhaltensweisen, die Auswertung aller im Ermittlungsverfahren sichergestellten Bilanzen und Buchführungsunterlagen, die Kontaktpflege zu den verschiedenen Finanzämtern, informatorische Besprechungen mit den Leitern der Landeszentralbanken über Gepflogenheiten beim Ankauf von Wechseln, die Auswertung aller beim Vergleichs- und Konkursgericht gestellten Anträge. Selbstverständlich müssen sich der Polizeibeamte und der Staatsanwalt auch gute Kenntnisse in der Buchführung und Bilanzierung aneignen.
    Die Weiterbildung kann aber nur in der Praxis erfolgen. Aus diesem Grunde sollte bei der Kriminalpolizei an die Einführung sogenannter gleitender Planstellen gedacht werden — man sollte es zum mindesten prüfen —, die dem Beamten die Beförderung innerhalb des Sachgebietes ermöglichen und eine Versetzung in ein artfremdes Sachgebiet, in dem er seine früher erworbenen Kenntnisse nicht zielgerichtet verwerten kann, ausschließen. So viel zu dem Problem der Ausbildung.
    Weil wir aber gerade im Bereich der Wirtschaftskriminalität immer knapp an fachkundigem Personal sein werden, empfiehlt es sich, gerade hier die Strafverfolgung für einen größeren Amtsbereich zu konzentrieren. Deshalb werden in meiner Fraktion auch Überlegungen angestellt, in Anlehnung an die Konzentration der Steuerstrafgerichte auch für Wirtschaftsstrafsachen generell Spezialamtsgerichte und Sonderstrafkammern vorzuschlagen, wie das meines Wissens in zwei Ländern bereits mit gutem Erfolg erprobt wird.
    Es gäbe noch einiges zu den anderen Ursachen der Kriminalität im Bereich des Kreditwesens, im Bereich der Steuer- und Zolldelikte, im Bereich der Jugendkriminalität zu sagen. All das müssen wir uns aber heute wegen der Zeitknappheit versagen. Ich möchte zum Abschluß nur noch folgendes ansprechen.
    Die steigende Kriminalität erfüllt uns mit großer Sorge und sie bringt, wie Kollege Picard gesagt hat, auch die Gefahr mit sich, daß die Rechtstreue unserer Bevölkerung allmählich untergraben wird. Doch müssen wir dazu folgende grundsätzliche Feststellungen treffen.
    Die steigende Kriminalität ist nicht nur ein deutsches Problem, sie ist auch ein europäisches, ja ein weltweites Problem. Es darf uns nicht beruhigen, aber es gibt doch einen guten internationalen Vergleich wieder, wenn ich feststelle, daß die deutsche Steigerungsquote wesentlich niedriger als die unserer europäischen Nachbarn ist. Ich möchte hier nur einmal auf das schwedische Beispiel hinweisen. Es macht besonders deutlich, daß wir es heute eben auch mit einer ganz besonderen Art der Kriminalität, nämlich mit der Wohlstandskriminalität, zu tun haben. Auch der amerikanische Wahlkampf stand im Zeichen der wachsenden Kriminalität. Die Rückkehr zu Gesetz und Ordnung ist ja die Parole gewesen, auf die Millionen von Amerikanern am stärksten reagiert haben. Unter diesem Aspekt müssen wir auch Humphreys bissige Bemerkung sehen, er wolle nicht zum Sheriff, sondern zum Präsidenten des amerikanischen Volkes gewählt werden. Aber die Amerikaner haben verärgert reagiert auf die echte oder angebliche Tolerierung von Straftaten durch eine, wie sie meinen, zu liberale Gesetzgebung, Rechtsprechung oder Exekutive, die die großen wie die kleinen Gauner durch ihre Netze schlüpfen läßt.
    Im internationalen Vergleich können sich unsere Polizeibehörden mit der von ihnen erzielten Aufklärungsquote durchaus mit den anderen Ländern messen, und das trotz ihrer im Vergleich zur Aufgabe unzureichenden Ausstattung an Sachmitteln, ihrer unzureichenden Personalausstattung und trotz einer Bezahlung, die meiner Ansicht nach nicht in allen Punkten den Entbehrungen und Gefahren entspricht, die dieser Dienst mit sich bringt.
    -Wenn wir nicht bald auf kriminalpolitischem Gebiet zu entscheidenden Verbesserungen kommen, wird man — da möchte ich zum Abschluß ein Wort des Herrn Präsidenten des Bundeskriminalamts zitieren — vielleicht eines Tages tatsächlich von den 60er Jahren als der guten alten Zeit, aber auch von einer Zeit sprechen, in der entscheidende Versäumnisse begangen wurden.
    Für meine Fraktion darf ich abschließend feststellen, daß wir uns der Ursachen und der Bekämpfung der wachsenden Kriminalität in besonderer Weise auch in Zukunft annehmen werden.

    (Beifall in der Mitte. — Abg. Ollesch: Sehr gut, Herr Schlager! Lange genug war es ja!)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Mischnick.
Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 206. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1968 11177

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Kollege Picard hat es für richtig gehalten, hier über das Verhalten der Freien Demokraten in Frankfurt am Main und Hessen zu sprechen. Seine Ausführungen dazu waren von keiner Sachkenntnis getrübt.

    (Beifall bei der FDP. — Zurufe von der Mitte: Na, na!)

    1. Die FDP hat sich nicht gegen die Polizei gewandt, sondern Mängel der Polizeiführung zur Diskussion gestellt. Das ist die Pflicht von Stadtverordneten.
    2. Die FDP hat im Januar 1968 Anträge gestellt, die Ausrüstung der Polizei mit Funkgeräten und -wagen zu verbessern. CDU und SPD in Frankfurt hatten das abgelehnt

    (Zurufe von der FDP)

    und dann acht Monate später diesen Zustand bejammert.
    3. Aufgabe der Abgeordneten, sowohl im Landtag als auch in einer Stadtverordnetenversammlung, ist es, zu prüfen, ob Erlasse eines Ministers eingehalten werden. Wenn Polizeibeamte es trotz Erlaß ablehnen, ihren Namen, wie es darin heißt, laut und vernehmlich zu nennen, so ist es Aufgabe der Stadtverordneten, zu prüfen, aus welchen Gründen das geschieht.
    4. Sie haben von „Knüppelgarde" im nahen Zusammenhang mit der Kritik an der FDP gesprochen. Um mögliche Mißdeutungen auszuschalten, möchte ich hier feststellen, daß zwar ein leitender Funktionär der Gewerkschaft der Polizei dem Fraktionsvorstand der FDP in Frankfurt unterstellte, die Polizei als „Knüppelgarde" bezeichnet zu haben, daß sich aber bei Prüfung des Protokolls heraustellte, daß der Begriff „Knüppelgarde" nur in der Rede des Oberbürgermeisters vorkam, nicht als Meinung, sondern als Zitat, und von sonst niemandem verwandt worden ist.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Dorn: Hört! Hört! Bloße Unterstellungen!)