Rede von
Dr.
Burkhard
Ritz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die beiden dringlichen mündlichen Anfragen, die ich eingebracht habe, waren laut Antragstellung von Herrn Genscher Anlaß für diese Aktuelle Stunde. Ich möchte meinen Kurzbeitrag damit beginnen, daß ich zunächst dem Herrn Minister sehr herzlich für die Antworten danke, die er auf diese Fragen und auch auf die vielen Zusatzfragen gegeben hat.
Diese Antworten haben in der Tat sehr deutlich gemacht, daß es einfach nicht angeht, Herr Kollege Peters, sich eines billigen Tricks zu bedienen, indem man den Höcherl-Plan, die Schiller-Studie und den Mansholt-Plan in einen Topf steckt.
Dieser billige Trick kommt nicht an, und ich kann Ihnen also nur empfehlen, die Antwort des Herrn Ministers in aller Ruhe zu studieren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt unter meinen Freunden sicher niemanden, der sich nicht darüber im klaren wäre, daß der im Agrar-
11136 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 205. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. Dezember 1968
Dr. Ritz
programm der Bundesregierung angedeutete Strukturwandel zweifelsohne erfolgen wird. Aber meine Freunde und ich sind genauso sehr der Meinung, daß es geradezu unmöglich ist, durch ständig neue globale Quantifizierungen Unruhe und Unsicherheit in Bereiche hineinzutragen, die im Grunde nie von diesem Strukturwandel betroffen werden.
Leider ist es nun einmal so, daß es bei solchen Globalzahlen wie: die Hälfte wird bis 1980 ausscheiden, psychologisch sehr naheliegt, daß, wenn sich zwei Bauern treffen, der eine zum anderen sagt: Wer ist von uns beiden nun dran; bist du es oder bin ich es, oder sollen wir knobeln? Das scheint mir in der Tat das Deprimierende bei diesen Zahlen und bei diesen globalen Quantifizierungen zu sein. Içh meine, wir sollten uns deshalb mit allem Nachdruck dagegen aussprechen und sollten die Bundesregierung bei ihren Beratungen in Brüssel künftig unterstützen, damit sie an den Grundlagen ihres Agrarprogramms festhalten kann.
Ein Zweites scheint mir allerdings nicht minder bedenklich zu sein: daß hier gewisse Betriebsmodelle so dargestellt werden, als wenn sie bis 1980 die Landwirtschaft Europas schlechthin repräsentierten. Ich habe versucht, schon in meiner Zusatzfrage deutlich zu machen, daß nach meiner Meinung eine solche planerische Vorstellung keineswegs den mannigfachen privaten Initiativen und unternehmerischen Kräften der Landwirtschaft Rechnung trägt, die sich in vielfältiger Weise auswirken. Deshalb meine ich auch hier, daß alle diese Vorschläge nicht geeignet sind, das zu bringen, was wir brauchen, nämlich ein ruhiges, sachliches Gespräch mit den Betroffenen über den Weg, den wir gemeinsam zu gehen haben.